Wolfsherzen von Satnel ================================================================================ Kapitel 37: Vollmondschmerz 9 ----------------------------- Titel: Wolfsherzen/ Vollmondschmerz Teil: 9 Autor: Satnel Genre: original, shonen ai, lemon, fantasy „gesprochene Worte“ ‚Gedanken’ Disclaimer: Die Personen gehören alle mir. Sollte es Ähnlichkeiten mit lebenden Personen geben, so ist das reiner Zufall. Ratan grinste. „Na toll, dann sollten wir, um uns besser kennenzulernen einen kleinen Ausflug machen.“ Damit stand er auf und ging zur Tür. Was so einfach sollte das gehen? Wurde er denn nicht bewacht? Als er das letzte Mal einen Blick auf den Gang riskiert hatte, stand da noch ein Wächter. Außerdem war die Tür verschlossen, also musste jemand Ratan hereingelassen haben. Ercole würde ihm sicher nicht die Schlüssel geben. Das waren auch die Gründe weswegen Kobe den Tiger ungläubig ansah. Es konnte nicht so leicht sein. „Was denn?“ Grinsend drehte sich Ratan zu ihm um. „Sag bloß du willst hier bleiben? Sind Werwölfe seit neuesten Stubenhocker?“ „Ich bin ein Gefangener.“ Kobe erinnerte ihn nur einmal daran, falls dem Tiger dieser Umstand entgangen war. Dieser machte nur eine wegwerfende Handbewegung. „Ach darum macht dir keine Sorgen. Ich habe eine besondere Genehmigung. Außerdem glaube ich nicht, das du mir entkommen kannst. Dann wärst du einer der Ersten.“ Der Blondhaarige sah ihn fragend an und öffnete die Tür. Kobe warf ihm noch einen zweifelnden Blick zu. Er wollte nicht unbedingt Ercoles Zorn auf sich ziehen. „Ercole wird das nicht gefallen.“ Es war wirklich keine Wache zu sehen, das war komisch, aber nicht gerade unangenehm. Er mochte es nicht, ständig von jemanden beobachtet zu werden. „Sagen wir einmal so, ich habe eine Sondergenehmigung und da Ercole nicht hier ist muss er auch nichts davon wissen.“ Ratan verlor sein Lächeln nicht einen Moment lang. „Wie nicht hier?“ Das hätte ihm doch jemand sagen können oder war das zuviel verlangt? Anscheinend. Einem Sklaven sagte man eben nicht alles. „Er musste die Insel in einer wichtigen Angelegenheit verlassen. Ehrlich gesagt interessiert mich das auch nicht wirklich.“ Er ging einfach an Kobe vorbei und steuerte auf die Treppe zu. Kobe folgte ihm. Warum sollte er sich nicht die Gegend ansehen, wenn schon keine Wache dastand? Je mehr er wusste, umso besser würde ihm die Flucht gelingen. Als er an einer Tür vorbeikam, blieb er überrascht stehen. Aus dem Raum waren eindeutige Geräusche zu hören. „Was…?“ Kobe hob verwirrt den Finger und deutete auf die Tür. „Hm?“ Ratan wand sich um und sah Kobe fragend an. Dann lauschte auch er kurz und das Grinsen kehrte auf sein Gesicht zurück. „Oh das. Ich schätze mal das ist dein Bewacher. Ich habe ihm ein kleines… nun nennen wir es einmal Geschenk zukommen lassen. Egal ob er für seine Nachlässigkeit bestraft wird oder nicht, er kann nicht sagen, das es sich nicht ausgezahlt hätte.“ Kobe lies das einmal so stehen. Wieso sollte er sich über Ratans Pläne den Kopf zerbrechen? Es schien immerhin zu klappen, denn bis zum Tor sprach sie niemand an. Langsam machte sich Kobe Gedanken über die Stellung des Tigers in dieser Stadt. Er bewegte sich mit einer derartigen Selbstverständlichkeit, als wäre das seine und nicht Ercoles Insel. Genauso wie er Ercoles Leuten mit einer Stimme Befehle erteilte, die keinen Widerspruch zuließ. So verhielt sich kein Gast oder zumindest ließ man einem Gast nicht alles durchgehen. Hier schien aber keiner seine Autorität anzuzweifeln. Als sie die Hauptstraße ins Zentrum hinuntergingen, warf er ihm einen Seitenblick zu. „Wer bist du oder besser welche Stellung hast du hier?“ Ratan sah ihn an und deutete auf den Boden. „Du meinst auf dieser Insel? Ich bin ein Gast Ercoles und seit neuesten sein Geschäftspartner. Ein oft gesehener Gast, aber dennoch ein Gast.“ „Aber Ercoles Männer gehorchen dir sicher nicht weil du sein Gast bist oder?“ Wenn es so war sollte er es vielleicht auch einmal probieren? Immerhin war er auch Gast. Kobe war bewusst wie lächerlich dieser Gedanke war, doch in seiner Lage musste er alles in Betracht ziehen. „Doch schon.“ Ratan nickte, wie um seine eigenen Worte zu bestätigen. „Sie sind mir nicht unterstellt. Ercole würde das nicht zulassen.“ „Trotzdem gehorchen sie dir.“ Kobe stimmte das nachdenklich. Hing das vielleicht damit zusammen, das er ein Wertiger war? Bei seinen Cousins hatte er das nie festgestellt, vielleicht eine Eigenheit dieser Rasse? „Ja, weil ich ihnen keine Chance lasse darüber nachzudenken. Ich gebe einen Befehl und sie merken, das ich will das er befolgt wird. Mein Auftreten sorgt dafür, das sie glauben schlimme Konsequenzen fürchten zu müssen wenn sie nicht das machen, was ich will.“ Ratan lachte leise. „Das geht natürlich sehr gut, wenn der Anführer nicht anwesend ist.“ „Ach so.“ Eigentlich folgten die meisten Menschen seinen Befehlen auch so, doch das machten sie nicht wegen ihm, sondern wegen seinem Onkel in dessen Auftrag er unterwegs war. Kobe glaubte zwar nicht ein so schwaches Selbstbewusstsein zu haben, doch an Ratans kam er nicht heran. Für ihn war alles selbstverständlich. „Dafür braucht man Training aber man kann es lernen.“ Kobe sah auf und bemerkte das Ratans Blick auf ihm lag. Wie hatte er seine Gedanken erraten können? Er wurde ihm immer unheimlicher. So ein Mann war ihm noch nie untergekommen. Nicht bei seinen bisherigen Begegnungen, ja nicht einmal bei den Werwölfen. Es gab viele verschiedene Charaktere, doch er fand keinen, den er mit Ratan vergleichen konnte. Viele waren arrogant und setzten durch was sie haben wollten. Doch das konnte man von dem Tiger nicht behaupten. Er wusste einfach, das er das bekam was er wollte. Nicht weil er reich war, oder eine mächtige Kraft hinter sich hatte, sondern einfach weil er es als selbstverständlich ansah. Trotzdem war er nicht überheblich und gab damit an oder stellte es zur Schau. Kobe wurde nicht schlau aus diesem Wertier. Ratan war irgendwie seltsam. Was für ein seltsamer Junge. Ratan wand seinen Blick von Kobe ab. Er war nicht wie andere Mischlinge. Viele waren entweder verängstigt und zurückgezogen oder verhätschelt und viel zu sensibel für diese Welt. Doch dieser hier nicht. Ratan hatte nichts gegen Mischlinge, ebenso wenig wie er gegen Menschen etwas hatte. Er hielt nicht viel von den Vorurteilen seiner Rasse. Ja, es gab durchaus schlechte und verkommene Menschen, doch das war bei den Werwesen nichts anderes. Und nur weil in Mischlingen Menschenblut floss, waren sie nicht minderwertig. Immerhin waren es Werwesen die sie gezeugt hatten und da waren sie sich nicht zu schade gewesen sich mit Menschen zu paaren. Dann sollten sie auch nicht auf ihre Kinder herabsehen oder sie gar verstoßen. Wenn er einmal Kinder mit einem Menschen haben sollte, dann würde er sich um sie kümmern. Doch wenn die Götter ihn erhörten, würde ihm das erspart bleiben. Nicht das er keine Kinder haben wollte, egal von wem, doch derzeit war er noch nicht für eine Familie bereit. Er wollte nicht sesshaft werden und das würde er müssen, wenn er Kinder hatte. Was wäre er sonst für ein Vater, der nie daheim war? Auf jeden Fall interessierte ihn Kobe. Er hatte einen starken Willen, wenn er auch sehr unsicher war. Weshalb, darüber war sich Ratan noch nicht so klar, doch vielleicht hatte er Glück und fand es heraus. Ratan ging durch die Straßen und erklärte ab und zu ein Geschäft an dem sie vorbeikamen. Der Mischling wirkte sehr interessiert, wenn Ratan auch ahnte, das es eher an der Umgebung als an den Geschäften lag. Nur als sie bei der Kirche ankamen, blieb Kobe stehen und sah sie verblüfft an. „Eine Kirche, hier?“ Ratan sah zuerst auf Kobe und dann auf das Gebäude. „Warum nicht? Auch die Leute hier brauchen geistlichen Beistand. Die meisten Piraten sind, auch wenn man es nicht glauben mag, sehr gläubig.“ „Ach wirklich.“ Kobe sah etwas irritiert aus. „Bist du gläubig?“ Dann würde er seine Verwirrung verstehen, doch er glaubte nicht das es daran lag. Die meisten Werwesen glaubten nicht an Gott oder besser irgendeine Religion, die die Menschen predigten. Sie hatten ihre eigene. „Nicht wirklich.“ Kobe schüttelte den Kopf und wand den Blick von den Gebäude ab. „Es überrascht mich nur so etwas hier anzutreffen. Vor allem frage ich mich, was für ein Priester das ist, der zulässt das seine Gemeinde so etwas nachgeht.“ Ratan lächelte. „Du meinst morden, stehlen, schänden und ehebrechen? Ich glaube das ist Pater Juan ziemlich egal. Er vergreift sich ein wenig zu oft am Messwein, so kriegt er das kaum mit. Und nüchtern hab ich ihn noch nie gesehen.“ „Oh.“ Der Rotblonde folgte ihm wieder. „Gehen wir in den Wald?“ Ohne eine Antwort abzuwarten, schlug Ratan schon den Weg dorthin ein. „Dieses Gebiet wird dich wohl mehr interessieren als die Stadt. Wann ist es soweit?“ Er spürte das Kobe sich wandeln konnte, es war nur eine Frage der Zeit wann es passierte. „Vollmond.“ Die Antwort kam leise, so als schämte Kobe sich dafür. Der Wertiger nickte. „Ah die klassische Methode. Etwas veraltet, aber sehr bewehrt.“ Die meisten Mischlinge hielten es so. Obwohl es war ja nicht so, als könnten sie es sich aussuchen. „Nun, dann dauert es noch einige Zeit. So an die zwei Wochen nehme ich an.“ Er war sich da nicht so sicher, da er nicht auf die Mondphasen angewiesen war. Nur auf Ebbe und Flut und auch das nur wegen seinem Beruf. „Warum tust du das alles? Du bist nicht für mich verantwortlich.“ „Das stimmt. Doch wie gesagt, wir Wertiere müssen aufeinander aufpassen. Aber wenn es dich beruhigt, dann denk dir einfach, das ich meine eigenen Pläne habe.“ Vielleicht reichte ihm das als Erklärung. Als ob man nicht einmal selbstlos sein konnte. Er war es gerade nicht, aber seine Gründe kannte Kobe ja schon. Da musste man nicht noch extra nachfragen. Dieser junge Mischling war wirklich sehr interessant. Gerade deswegen wollte er auch mehr über ihn herausfinden. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)