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Hundeyoukai : die Prüfung der Drachen

die fünfte Staffel
von

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Das Amulett der Drachen

Diese Geschichte spielt in der Vergangenheit, gleich nach dem für die Drachen verlorenen Krieg gegen die Youkai, vor allem den Hundeclan, und ihrer Umsiedelung auf die Inseln von Le-chan-po. Missverständnisse und Vorurteile belasten die Beziehung der beiden Völker, auch, wenn die Herrschenden beider Seiten um den Frieden kämpfen und es buchstäblich müssen. Doch der Frieden ist eine sehr fragile Sache...
 

Die Kinder der Hundefamilie sind hier noch sehr klein, ebenso Hakai, der Sohn der Drachenkönigin, an Nachwuchs für Yuri und Myu ist nicht zu denken. Und die Hochzeit von Inuyasha und Kagome in der Neuzeit ist noch weit entfernt, auch, wenn die beiden nach dem Recht des Hundeclans bereits verheiratet sind.
 

1. Das Amulett der Drachen
 

Der Oberste Schamane der Drachen, der alte Hayao, starrte seinen nur wenig jüngeren Stellvertreter entsetzt an, der sich vor ihm niedergekniet hatte: „Reiri, das...das ist eine Katastrophe!“

„Alle fünftausend Jahre verschwindet das Heilige Amulett, dachte ich, Hayao-sama.“ Das klang ein wenig verständnislos.

„Ja. Aber nie zuvor befanden sich die Drachen in solch einer Situation.“

Reiri begriff erst jetzt: „Der Herr der Drachen ist derzeit ein Youkaifürst, ich weiß. Darf ich in die Bibliothek gehen und sehen, was die uralten Schriften dazu sagen?“

„Tu das. Ich gehe unverzüglich zu Königin Sora. Sie muss erfahren, dass das Heilige Amulett verschwunden ist. Und, gleich, was auch immer du herausfindest, ich fürchte, wir werden auch den Fürsten der westlichen Länder, den derzeitigen Herrn der Drachen, benachrichtigen müssen.“

„Ich eile zu unserer Königin, sobald ich alle Schriftrollen habe.“

„Danke, Reiri.“ Der Oberste Schamane erhob sich mehr als besorgt. Alle fünftausend Jahre verschwand das Heilige Amulett und wurde der König der Drachen einer Prüfung unterzogen. Warum nur gerade jetzt? Wie sollte das enden?
 

Königin Sora vernahm die Neuigkeit nicht gern: „Das Amulett der Drachen, ja, natürlich hörte ich davon. Es liegt gewöhnlich in dem uralten Heiligtum, das nur auserwählte Schamanen betreten dürfen. Und der König an dem Tage, an dem er sein Amt antritt.“ Sie selbst war daher nie dort gewesen, aber ihr erster Mann, Drachenkönig Daiki, war dort ins Unglück gestürzt worden, als er die Worte der uralten Prophezeiung falsch gedeutet und den letzten Krieg der Drachen begonnen hatte.

„Ja. Es ruht in der Drachenburg in einer Kammer. Nur einmal im Jahr wird geprüft, ob es noch dort liegt. Ist es verschwunden, so bedeutet das, dass sich der derzeitige König der Drachen der Amulettprüfung stellen muss. Tut er dies nicht, oder versagt er dabei…“ Hayao sah auf: „Nun ist es allerdings so, dass der derzeitige Gebieter der Drachen, dein Gebieter, ein Youkai ist. Wird sich Sesshoumaru-sama der Prüfung stellen? Darf er das überhaupt? Ich habe Reiri bereits in die Bibliothek geschickt. Wir müssen herausfinden, was die Schriften der Vorfahren uns als Anhaltspunkte geben. “

„Danke.“ Sie seufzte: „Nun gut. Ich bin die geborene Königin. Diese Prüfung werde ich wohl bestehen müssen.“ Gleich, was die Schriften dazu sagen würden: sie wäre immer betroffen. Zur Not musste sie allein gehen. Überflüssig zu erwähnen, dass sie das nicht gern wollte.
 

Der Fürst der westlichen Gebiete war überrascht, als sich gleich drei Drachen in seinem Arbeitszimmer melden ließen, nahm aber an, dass die Sache äußerst dringlich wäre:

„Sora, ich bin erfreut, dich zu sehen“, sagte Sesshoumaru höflich. Immerhin war sie seine offizielle Nebenfrau, wenn auch nur dem Namen und dem Rang nach. Und er achtete ihren festen Willen, ihr Volk zu beschützen.

Die Königin verneigte sich: „Sesshoumaru-sama, es ist etwas geschehen, das …das den Gebieter der Drachen betrifft.“ Sie sah seitwärts: „Bitte, Hayao.“

Der Oberste Schamane blickte dem Fürsten höflicherweise nicht ins Gesicht: „Habt Ihr, Oyakata-sama, bereits einmal vom Amulett der Drachen gehört?“ Unter Drachen war eine derartig höfliche Anrede nicht üblich, es gab nur das „du“, aber er wusste, was sich bei Youkai gehörte.

„Legenden. Es soll gut gehütet sein.“ Der kaum merkliche Anstieg des Youki verriet, dass der Herr der Hunde zu ahnen begann, dass etwas wirklich Wichtiges anlag.

„In der Tat. Es ist das Symbol des Königtums meines Volkes. Wer es erwirbt, gilt als der wahre Herr der Drachen. Oder solange es zu seiner Regierungszeit in der Drachenburg ruht. Dies ist der Name des größten Heiligtums meines Volkes, eines uralten Tempels.“

„Es ist verschwunden?“ Das war in der Tat wichtig. Und beunruhigend.

Hayao wusste dies und beeilte sich, weiter zu erklären: „Ja, Oyakata-sama. Die Tatsache an sich ist nicht ungewöhnlich. Alle fünftausend Jahre verschwindet das Amulett auf mysteriöse Weise. Der zu diesem Zeitpunkt regierende König und die Königin, seine Gefährtin, müssen sich auf eine Reise begeben und die fünf Prüfungen des Amuletts bestehen. Kehren sie mit ihm zurück, wird das Königtum der Drachen weiter bestehen, der Schützer der Drachen auch der Herr aller Clans sein.“ Hayao zögerte, aber der Hundefürst ergänzte bereits:

„Also soll ich mich der Prüfung stellen, gemeinsam mit Sora?“

„Dies sicher. Aber Reiri, mein Vertreter, hier, fand in der Bibliothek…“ Der Oberste Schamane sah seitwärts.

Dieser verneigte sich: „Es heißt in der Anweisung: die Gefährtin des Königs, die Königin. In diesem Fall würde ich sagen, dass sowohl Königin Sora, als auch Eure Fürstin mitgehen sollten.“ Reiri wagte es, für einen kurzen Moment in die goldenen Augen des Schlossherrn zu blicken, ehe er das Gesicht wieder senkte: „Ich bedauere...eine solche Lage haben die alten Schriften wohl nicht vorhergesehen.“

Das war kaum überraschend. Sesshoumaru hob ein wenig den Kopf: „Jaken!“

Sein Mitarbeiter kam eilends herein und verneigte sich.

„Die Fürstin möchte unverzüglich kommen.“
 

Nur Minuten später kniete Shiro vor ihrem Gefährten, durch nichts ihre Verwunderung zeigend, gleich drei Drachen im Arbeitszimmer zu finden. Ganz offensichtlich war etwas Wichtiges geschehen. Sie schwieg auch, da sie nicht angesprochen wurde. Die Hundefürstin war zu streng erzogen worden, um eine derartige Taktlosigkeit zu begehen.

Sesshoumaru sah zu Hayao: „Ich werde mich der Amulettprüfung stellen. Was sind die Bedingungen?“

„Reiri….“

Der verneigte sich ein wenig: „Wie ich bereits erläuterte…“ Dem Schamanen fiel nun erst auf, dass es zum einen unhöflich war, zum anderen die Fürstin ja noch nichts wusste. „Vergebt. - Das Heilige Amulett verschwindet alle fünftausend Jahre aus der Kammer im uralten Tempel der Drachenburg. Der jeweilige Herr der Drachen muss fünf Prüfungen bestehen, um es zurückzuholen, gemeinsam mit seiner Gefährtin. Nur dann wird das Königtum der Drachen weiter bestehen und alle Clans den Herrscher als Schützer aller Drachen anerkennen. Damit bleibt der Frieden unter den Clans gewahrt. - In diesem, Eurem, Fall wäre es wohl sinnvoll, dass sowohl unsere Königin, als auch Shiro-sama Euch begleiten. Bis zu vier Begleiter sind dem König erlaubt. Das Amulett befindet sich gewöhnlich im Drachenheiligtum und dort beginnt auch die Prüfung. Was diese selbst beinhaltet, davon erzählen die Schriften nichts. Wir vermuten, dass die jeweiligen Teilnehmer darüber schweigen mussten.“

„Wenn ich Euch einen Vorschlag machen dürfte…“ deutete Hayao an.

„Ich höre.“ Sesshoumaru sah zu Shiro. Ihr Gesicht war unbewegt. Er war unwillkürlich stolz auf ihre Selbstbeherrschung - und auch darauf, dass er allein sie dazu bringen konnte, sie zu verlieren.

Der Oberste Drachenschamane warf einen Blick zu Sora: „Wie ich meiner Königin schon darlegte….sie wurde nicht als Schamanin ausgebildet, wie es ein männlicher Thronfolger zumindest einige Jahre wird. Und es mag gut sein, dass eine Prüfung die Talente eines Drachenschamanen fordert. Ich selbst oder Reiri, mein Stellvertreter, sind zu alt. Aber es gibt da einen befähigten Schamanen namens Suisei, der auch mit dem Schwert umgehen kann.“

„Einverstanden. Weiter.“

„Als fünfte Person würde ich ein Mitglied Eurer Familie vorschlagen. Alle verfügen über bemerkenswerte Fähigkeiten. Es…ich weiß nichts weiter über die Prüfung, aber…“ Der alte Schamane wagte es, aufzusehen: „Es mag auch um etwas anderes gehen, als um reines Drachenwissen.“
 

Shiro ließ durch nichts ihre Abneigung erkennen. Es war offenbar notwendig, dass ihr Gefährte sich dieser Aufgabe stellte, wollte er weiterhin der Herr der Drachen bleiben und den nächsten Krieg, oder auch einen Bürgerkrieg zwischen den Drachenclans, verhindern. Und so würde sie ihm selbstverständlich zur Seite stehen. Dass Sora mit sollte, war natürlich logisch, sie war die geborene Königin ihres Volkes. Aber sie war eben auch die Nebenfrau des Taishou, ihre Rivalin. Was, wenn sie diese Aufgabe besser meistern würde? Wenn sie selbst in den Augen ihres Gefährten versagen würde? Es handelte sich ja um eine Drachenprüfung, da konnte ein Mitglied dieses Volkes doch womöglich besser abschneiden als eine Youkai?

Sie zwang sich, ihre Unsicherheit zu unterdrücken. Das würde, durfte nicht passieren. Immerhin war sie nicht irgendwer. Sie würde beweisen, dass ihr Gefährte sie nicht umsonst erwählt hatte.
 

Sesshoumaru nickte leicht: „Ich will Suisei sehen. Sora, bleibe einstweilen hier im Schloss. Wir werden so rasch es geht, aufbrechen. Hayao, du wirst uns zu dem Drachenheiligtum führen?“

„Ja, Schützer der Drachen.“ Der Oberste Schamane betonte den uralten Titel.

„Dann geht. - Shiro.“

Sie sah zu ihm. Erst, als die Drachen den Raum verlassen hatten, sagte sie: „Aite….“

„Wo ist Inuyasha?“
 

Der jüngere Halbbruder war angetan, um nicht zu sagen, begeistert, von der Aussicht auf ein Abenteuer. Das geregelte Leben war angenehm, aber dennoch… Und was sollte so eine Prüfung schon für eine Gefahr darstellen? Immerhin sollte da nur der König dieses Volkes getestet werden. Also war die Prüfung zu bestehen und sicher nicht lebensgefährlich.
 

Suisei war ein Drache, den man in seiner Menschenform vielleicht auf Mitte dreißig geschätzt hätte. Er trug Kleidung und Schwert eines Kriegers. Sein Brustpanzer war mit goldenen Kreisen verziert, dem Symbol der Sonne bei den Drachen. Aber darüber hing ein Anhänger, der ebenso wie der dunkle Umhang den ausgebildeten Schamanen verriet.

„Du scheinst viele Talente zu besitzen.“ Die Begrüßung des Fürsten war entgegenkommend: „Hayao empfahl dich mir.“

Suisei warf einen raschen Blick auf den Obersten Schamanen neben ihm, erwiderte jedoch höflich: „Danke, Schützer der Drachen.“

„Sage Sesshoumaru-sama. Darum wirst du deine Königin und mich in die Amulettprüfung begleiten.“

„Ja, Sesshoumaru-sama.“ Suisei war ein wenig überrascht, dass der Youkaifürst die Drachenkönigin einem Drachen gegenüber zuerst erwähnte. Er hatte nicht mit einer solchen Höflichkeit gerechnet. Immerhin hatten die Youkai die Drachen vernichtend geschlagen. „Eure Fürstengefährtin kommt auch mit?“ Er hätte es nicht vermocht, Eure Fürstin zu sagen, wollte er doch seine Königin nicht unter sie stellen.

„Ja. Und mein Halbbruder.“ Es mochte wünschenswert sein, Tessaiga dabei zu haben. „Wann können wir aufbrechen, Hayao?“

Der Oberste Schamane zuckte ein wenig die Schultern: „Wann immer Ihr wünscht.“

„Dann in zwei Stunden. Ihr dürft gehen.“

Hayao verneigte sich und verließ das Arbeitszimmer. Suisei folgte seinem Vorgesetzten, ohne zu erkennen zu geben, dass er mehr als verwundert war, dass ein Halbblut, ein Mischling, sie begleiten sollte. Ein Hanyou hatte doch gewiss keine besonderen Fähigkeiten?
 

Kurz darauf versammelte sich die Familie im Arbeitszimmer. Sesshoumaru hatte Akamaru und Miyaki, Yuri und Myu Boten geschickt. So saßen sie nun mit Shiro und Inuyasha vor ihm. Er berichtete kurz über die Aufgabenstellung. „Ich werde also mit Shiro und Sora gehen. Es wird sich wohl erst bei der Prüfung herausstellen, wer gemeint ist. Ein Drache namens Suisei, der Schamane und Krieger ist, wird uns begleiten. Und du, Inuyasha.“

„Oh, danke, dass du auch noch an mich gedacht hast“, murrte der Hanyou prompt.

Yuri schüttelte leicht den Kopf: „Ich begreife, dass du dich dieser Prüfung stellen musst, Taishou, sonst wäre der Drachenkrieg sinnlos gewesen. Aber sollten wir nicht alle gehen?“ Niemand kritisierte einen Fürsten, aber eine Frage war immerhin innerhalb der Familie erlaubt.

„Es dürfen nur fünf Personen sein. Überdies brauche ich euch hier.“

Alle horchten auf.

„Was befürchtest du?“ fragte Akamaru sofort.

Sein Schwager sah zu ihm: „Ich weiß es nicht. Weder Sora noch die Schamanen haben gelogen. Es gibt diese Prüfung. Und wenn das Amulett nicht wiederbeschafft wird, es keinen anerkannten Herrn der Drachenclans gibt, könnte es zum erneuten Krieg kommen, gegen uns und untereinander.“

„Aber es ist sinnvoller, auf alles vorbereitet zu sein“, sagte der Herr der südlichen Gebiete mit einem Blick auf seine Gefährtin. Immerhin war Miyaki während des letzten Krieges von den Drachen entführt worden. Sie saß jetzt bloß da und blickte schweigend zu Boden. Sobald die Rede auf Drachen kam, war sie unruhig, das wusste er nur zu gut. Am liebsten hätte er den Arm um sie gelegt. „Und wir werden es sein“, versprach er daher.

„Du im Süden, mit dem Heer. - Yuri bleibt hier im Schloss.“ Das bedeutete die Regentschaft über die Gebiete, aber auch die Vormundschaft über den kleinen Erbprinzen Arashi und seine Zwillingsschwester Seiko.

Während Yuri nur knapp nickte, sah Myu zu Shiro: „Ich werde mit den beiden schön spielen, Shiro-sama.“

„Natürlich, Myu-chan.“ Mehr ziemte sich sicher nicht zu sagen. Sie waren ihre kleinen Kinder, aber der Befehl des Fürsten, des Herrn der Hunde, ihres Gefährten war klar.

„Das war alles.“

Die Familie erhob sich.
 

Kurz darauf trafen sich die fünf Reisenden vor dem Schloss mit dem Obersten Schamanen und dessen Stellvertreter. Shiro trug wie gewohnt bei solchen Unternehmungen Rüstung und Schwert. Zu ihrem gewissen Erstaunen hatte sich auch Sora umgezogen. Sie hatte die Drachenkönigin noch nie bewaffnet gesehen.

Diese sah zu ihr und verneigte sich ein wenig. Immerhin war Shiro die Gefährtin des Fürsten, unter seinen Ehefrauen die ranghöchste. Beide waren zu streng als Prinzessinnen erzogen worden, dass sie ihre Gefühle nicht unter Tatsachen unterordnen konnten. Überdies vergaß Sora nicht, dass sie nach Daikis Tod und der Heirat mit Sesshoumaru, in Shiro Freundlichkeit, ja, einen gewissen Beistand gefunden hatte.

„Shiro-sama, darf ich Euch Suisei vorstellen?“

Der Drache neigte den Kopf, durch nichts zeigend, dass es ihm zuwider war, seine Königin so ehrerbietig gegen eine andere Frau, noch dazu einer Youkai, zu sehen.

„Ein Krieger und Schamane“, meinte Shiro höflich: „Eine ungewöhnliche Mischung. Aber es mag sein, dass es genau darauf bei dieser Prüfung ankommt.“

Hayao nickte: „In der Tat. Darf ich nun bitten, Sesshoumaru-sama? Wenn Ihr die Freundlichkeit hättet, Dimensionsportale erschaffen? Der Weg zur Drachenburg, dem uralten Tempel, beginnt am Fuße des Gebirges weit im Norden. Ab dort müssen wir zu Fuß gehen.“ Er fügte nicht hinzu, dass die Wanderung für ihn hart werden würde. Er war zu alt für solche Strapazen. Nun, auch Reiri war nicht viel jünger. Noch war er allerdings der Oberste der Drachenschamanen und als solcher auch für die Durchführung der Prüfung verantwortlich.
 

Der verhüllte Schemen, der aus den Nebeln des morgendlichen Gebirges trat, musterte die sechs Personen, die jenseits des Tales dem alten, fast unsichtbaren Pfad immer höher und tiefer in die Berge folgten.

„Ich danke dir, Urältester“, flüsterte die Gestalt und zog den Umhang fester um sich, bemüht, weder gesehen noch erkannt zu werden. „Ich habe mit heißem Herzen zu dir gebetet. An die Amulettprüfung hatte ich nicht gedacht, aber das beweist nur, dass ich noch viel zu lernen habe. Kein Youkai kann eine Prüfung überleben, die auf den wahren Drachenkönig ausgelegt ist. Sesshoumaru wagt es auch nicht allein. Nun gut, seine Gefährtin, das könnte an den Anweisungen der uralten Schriften liegen. Wusste nicht einmal der gute Hayao, ob sie oder nur Sora mitgehen sollte? Und das da ist ja nur ein Hanyou…. Sie werden alle drei sterben. - Sora und Suisei. Überstehen sie die Prüfung, werden sie das Amulett dabei haben. Und der Weg zu einem neuen König ist frei. Mein Weg ist frei. Bestehen sie nicht, werde ich mit deiner Hilfe, verehrter Urältester, mir das Heilige Amulett holen. Niemand ist stärker als ich. In meinen Adern fließt das Blut des mächtigsten, entsetzlichsten Clanführers.“ Eine leichte Böe kam auf, enthüllte für einen Augenblick ein überraschend junges Gesicht, ehe der dichte Nebel den schwarzen Schemen verschluckte, als habe es ihn nie gegeben.
 

Shiro hob den Kopf und wollte erwähnen, dass sie etwas gerochen hatte, als sie das fast unmerkliche Kopfschütteln ihres Gefährten bemerkte, der vor ihr ging. Erst da wurde ihr bewusst, dass sie auf dem besten Weg gewesen war, eine Taktlosigkeit zu begehen. Der Oberste Schamane führte zum ersten Mal in der langen Geschichte der Drachen Fremde, noch dazu zwei Youkai und einen Hanyou, in das geheime Heiligtum seines Volkes. Sicher würde es behütet und sie beobachtet werden. Wächter waren gewiss nicht verwunderlich. Und Sesshoumarus Nase war feiner als die ihre. Was sollte ihm entgehen? So warf sie nur einen Blick an ihm vorbei. Mit leisem Erstaunen stellte sie fest, dass sie ein Tal erreicht hatten. Im Hintergrund öffnete sich eine schmale Schlucht, eher schon, der Eingang zu einer Höhle. War etwa eine Grotte der uralte Drachentempel?

Hayao blieb stehen und wandte den Kopf: „Wir sind fast da, Sesshoumaru-sama.“ Er atmete schwer: „Ich...verzeiht, ich benötige einen Moment Ruhe.“

Der Hundefürst nickte nur und blieb neben ihm stehen. Shiro trat zu ihm, drehte sich aber noch einmal um. Die Witterung war verschwunden. Sie war sicher, dass da ein Drache gewesen war. Aber wie schon gedacht, waren Wächter kaum verwunderlich.

„Vergib, Hayao-sama….“ Suisei kam zu ihm: „Darf ich dir ein wenig zur Hand gehen?“

„Nein, danke.“ Der Oberste Schamane nickte: „Du warst schon immer ein höflicher Mann. Aber deine Aufgabe ist es nun, der Königin und Sesshoumaru-sama zu helfen, die Amulettprüfung zu bestehen. Meine wird es sein, Reiri und Miro, die uns folgen, die uralten Prophezeiungen zu zeigen, den Tempel zu erklären. Dies ist das letzte Mal, dass ich diesen Weg gehen werde.“ Er war mit Sicherheit zu alt und zu schwach, um diese Wanderung noch einmal auf sich zu nehmen.

„Hayao-sama!“ kam es sofort von Sora: „Das darfst du nicht sagen! Du bist der weiseste aller Schamanen.“

„Danke, meine Königin. Aber auch ich bin nicht unsterblich.“ Er atmete noch einmal tief durch, ehe er weiterging. Es war nicht mehr weit.
 

Inuyasha hatte sich umgesehen. Er verstand nicht so ganz, warum die Drachen darauf bestanden hatten, einen Tempel hier in dieser Einöde zu bauen. Das war ja offenbar recht schwierig, hierher zu kommen. Und auch ihm war die entfernte Witterung eines Drachen aufgefallen, schwach, aber eindeutig. Anscheinend war denen dieser Ort so wichtig, dass sie ihn bewachten. Ob es da einen Schatz gab, den sie vor Menschen verstecken wollten?

Er hatte mal gelesen, dass Drachen ihre Schätze behüten würden. Das hatte in einem Buch gestanden, das er sich bei Kagome ausgeliehen hatte.

Kagome…

Hoffentlich war die nicht sauer auf ihn, dass er sich hier in ein Abenteuer ohne sie stürzte. Aber sie hatte da in der Neuzeit sowieso soviel zu tun, musste lernen, mehr denn je. Und außerdem konnte er sich diesmal ja darauf zurückziehen, dass es der Wunsch...nein, besser, der Befehl seines Bruders gewesen war. Warum auch immer der ausgerechnet ihn dabei haben wollte. War jedenfalls mal was ganz Neues.

Aber, was sollte das nun werden? Das Tal endete doch dort vorn bei dem Felsspalt? Wieso griff Hayao da hinein? Im nächsten Moment erkannte der Hanyou, dass es sich um ein Trugbild gehandelt hatte. Die Felswand verschwand und gab den Blick durch eine kleine Schlucht auf einen Talkessel frei, in dessen Mitte sich das steinerne uralte Drachenheiligtum erhob.
 

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Die Amulettprüfung kann noch zusätzliche Probleme aufwerfen, bei dieser Gruppenzusammenstellung: ein Hanyou, der erst handelt, dann denkt, ein Drachenschamane mit unbekannten Fähigkeiten, der Voruteile gengen Youkai im Allgemeinen und Hanyou im Besonderen hat, zwei Frauen, die sich nicht voreinander und ihrem Ehemann blamieren wollen - und ein Anführer, der keinerlei emotionellen Probleme mitbekommt.

Und wer ist es, der an Sesshoumarus Stelle der Herr der Drachen werden will?
 

Wer so nett ist, mit einen KOmmentar zu hinterlassen, erhält, wie gewohnt, eine Info-ENS, wenn ich sehe, dass das neue Kapitel freigeschaltet wurde.
 

bye
 

hotep

Die Welt der Prüfung

Ein ruhiges Kapitel, um euch und den Prüflingen vorzustellen, wie die magische Welt aussieht, in der sie gelandet sind. Und aus der sie wieder hinauswollen...
 

2. Die Welt der Prüfung
 

Inuyasha starrte auf den Talkessel, in dem sich das höchste Heiligtum der Drachen befand. Es war aus Steinplatten gebaut, die mit Moos überwachsen waren. Selbst das Portal war aus Stein.

„Das ist der Tempel?“ Er war enttäuscht. „Das ist ja uralt und verwahrlost…“ Er bemerkte in diesem Moment die auf ihn gerichteten, blitzenden Blicke der drei Drachen: „Na ja, ich hatte mir etwas Prunkvolleres vorgestellt.“

„Spürst du nicht die uralte Macht dieses Ortes?“ fragte Hayao vorwurfsvoll.

„Äh…nein.“

„Mein Halbbruder fühlt keine Magie.“ Sesshoumaru verspürte keinerlei Lust, bereits vor Beginn der Prüfung Streitigkeiten aufkommen zu lassen. Überdies war es die Wahrheit.

„Kommt.“

Auch Hayao wollte keinen Ärger. Er machte sich auf den Weg durch die schmale Schlucht, mühsamer, als er dies das letzte Mal getan hatte, als er Daiki hierher geführt hatte. Den letzten König der Drachen, wie er unwillkürlich dachte. Aber nun gut, so hatten sie eben eine Königin, ihre geborene Königin. Und es hätte viel schlimmer kommen können.

Er öffnete das schwere Portal ohne Mühe. Als Reiri hier vor wenigen Tagen gewesen war, um routinemäßig nach dem Heiligen Amulett zu sehen, hatten sich seine Begleiter auch darum gekümmert, die Drachenburg gereinigt und in Ordnung gebracht.
 

Lautlos betraten die sechs die Halle. Hayao zündete rasch einige Fackeln an. Außer Inuyasha spürten alle, dass sie sich hier an einem uralten, weihevollen Ort befanden. Sora und Suisei waren noch nie in dem legendären Heiligtum gewesen und musterten neugierig die Tafeln an den Wänden, die von Größe und Macht der Drachen handelten, Vergangenheit und Zukunft ihres Volkes.

„Folgt mir, hier hinüber.“ Der Oberste Schamane öffnete eine schmale Tür. Dahinter zeigte sich im matten Fackelschein ein kleiner Raum. Er erleuchtete ihn ebenfalls: „Dies ist der Vorraum. Die nächste Tür führt in die Kammer des Amuletts. Der König, ich meine, Ihr, Sesshoumaru-sama und...und Eure Begleiter gehen nun hinein.“ Er zündete weitere Fackeln an, ehe er vor der folgenden Tür stehen blieb. Ohne den Blick von ihr zu nehmen, fuhr er fort: „Nach den Schriften ist es so, dass Euch dort Eure Aufgaben offenbar werden. Wenn Ihr das Amulett gefunden habt, wird sich diese Tür wieder öffnen. Und nur dann. Bislang hat es jeder König mit seiner Gefährtin geschafft.“ Wenn auch manchmal unter dem Verlust des einen oder anderen Begleiters. Ob er das erwähnen sollte?

Nein, entschied er dann.

Er wollte seine Königin nicht beunruhigen. Suisei wusste es, und er würde Sora beschützen, wenn dies nicht Sesshoumaru übernehmen konnte. Wenn denn ein Hundefürst bei einer Drachenprüfung eine Drachenkönigin beschützen konnte. Aber dies war ein Rätsel, das nur die Zukunft lösen konnte.

„Öffne“, befahl Sesshoumaru und der Oberste Schamane gehorchte. Als er sich umdrehte nahm er eine Fackel und reichte sie seinem Amtskollegen.

Hinter der Pforte zeigte sich eine in den Fels gehauene Kammer. Auf einem mit dunklem Samt beschlagenen Podest in der Mitte lag nun nichts, aber dies war sicher der angestammte Platz des Heiligen Amuletts.

Der Youkaifürst ging hinein und spürte, wie sich Shiro und Sora unverzüglich anschlossen. Inuyasha und Suisei, der das einzige Licht trug, folgten.

Hayao warf noch einen Blick auf die Fünf, die sich in der Kammer umsahen, ehe er die Tür zuzog. Sofort fühlte er einen mächtigen Bann, der sie versiegelte. Nur das Heilige Amulett würde diesen Zauber brechen können. Mit einem gewissen Seufzen beschloss er, draußen, an dem geheimen Eingang zum Tempel-Tal zu warten. Reiri und ein anderer Schamane würden kommen. Er musste ihnen alles erklären. Stets sollten zwei Schamanen alle Geheimnisse des Heiligtums kennen, zur Sicherheit der künftigen Drachengenerationen.
 

„Und was jetzt?“ Inuyasha wich ein wenig zurück und sah zu dem einzigen Drachenschamanen, der in Reichweite war.

Suisei zuckte die Schultern. „Weiter gehen die Aufzeichnungen nicht. Was wäre das auch für eine Prüfung, die man zuvor kennt?“ War das Halbblut so ungeduldig?

„Wir warten.“

Sesshoumaru hatte den Befehl kaum ausgesprochen, als der Boden der Kammer aufstrahlte, fast unerträglich hell wurde. Vier der fünf Personen im Raum fassten unverzüglich zum Schwert. Sora tat dies erst, als sie die Reaktion der anderen bemerkte. Zum Ziehen kam niemand mehr. Vollkommen unerwartet verschwand der Boden und sie stürzten in eine scheinbar bodenlose Tiefe.
 

Instinktiv versuchten sich Drachen und Youkai zu verwandeln oder zu fliegen, scheiterten jedoch. Nur Sekunden später landeten sie auf einer Waldlichtung und sprangen auf.

Ein Blick verriet dem Herrn der westlichen Gebiete, dass alle aus seiner Gruppe angekommen waren. So wandte er sich um und suchte in den Bäumen nach Hinweisen, Erklärungen.

„Und was sollte das denn jetzt?“ fragte Inuyasha, der es hasste, so hilflos durch die Gegend gewirbelt zu werden, niemand Bestimmten: „Schon eine Prüfung?“

„Das war ein Dimensionsportal. Und ob die Prüfung bereits begonnen hat, wissen wir auch nicht, “ erwiderte Sora höflich, die annahm, diese Frage galt den Drachen. Immerhin war das die Nummer Zwei der Youkai. „Aber dies scheint mir kein gewöhnlicher Wald zu sein.“

„Ich sehe überall um uns magische Energien.“

Shiros Bemerkung ließ sich Suisei zu ihr umdrehen. Ein wenig erstaunt bemerkte er, dass sie in eine Wasserpfütze blickte, die sich in der Wurzel eines Baumes gesammelt hatte. Konnte sie etwa Wasserlesen? Das war ja eine schamanische Fähigkeit. Diese Hundefürstin schien nicht nur kämpfen zu können.

„Ja“, erwiderte er, die direkte Anrede an sie vermeidend: „Und ich vermute, Sesshoumaru-sama, dass dies bereits der Beginn der Prüfung ist. Irgendjemand wird kommen und uns die Aufgaben mitteilen.“

„Da kommt auch wer!“ Inuyasha sprang instinktiv vor die Gruppe, die Hand schon an Tessaiga: „Ein Drache!“

„Dies ist eine Drachenprüfung.“ Sesshoumaru stand neben seinem Halbbruder.

„Ja, schon klar. Ich habe nicht die Absicht, jemanden umzulegen, nur weil er ein Drache ist. Aber ich will auch nicht, dass das kleine Abenteuer zu abenteuerlich wird.“

In der Tat, dachte der Ältere. Da hatte er tatsächlich Recht. Man musste berücksichtigen, dass diese Prüfungen auf den jeweiligen Drachenkönig ausgelegt waren. Er war ein Youkai. Ob es allein schon darum Probleme geben konnte? Aber das war gleich. Er würde diese Prüfung bestehen.
 

Der dichte Wald vor ihnen raschelte. Jemand kam und bemühte sich auch nicht, dies zu verbergen. Die Gruppe betrachtete das als gutes Zeichen, als sie offen nebeneinander stehen blieben. Shiro war auf der linken Seite ihres Gefährten, da Inuyasha seinen Platz rechts hatte. Sie hätte es nicht ertragen, wenn Sora diese Stelle eingenommen hätte. Aber die Drachin hielt sich an die Hierarchie, blieb an der linken Flanke der Hundefürstin.

Suisei kam neben seine Königin, ohne seinen unwillkürlichen Ärger zu zeigen, dass diese eben die rangniedere Ehefrau war. Er sah seine Aufgabe hauptsächlich darin, sie zu beschützen und ihr zu helfen. Der Herr der Youkai sollte doch in der Lage sein, das allein durchzustehen. Das Halbblut und die Fürstengefährtin gingen ihn nichts an. Die waren für sich allein verantwortlich, oder eher Sesshoumaru auch für sie.

Der Geruch eines Drachen kam immer näher.

„Ein Ryou no ho, ein Feuerdrache“, sagte der Schamane überrascht, um hastig zu ergänzen: „Sesshoumaru-sama.“ Es war äußerst unhöflich, seine Gedanken in Gegenwart des Herrschers einfach so preiszugeben.

Ein Feuerdrache? Was war das? Aber keiner der beiden Youkai verriet seine Gedanken und auch Inuyasha schwieg lieber, da er sich nicht vor den Drachen blamieren wollte. In ihre Nasen stieg nun der deutlichere Geruch von Hitze, eher ähnlich einem Schmiedefeuer. Im nächsten Moment teilte sich der Busch und der Urheber tauchte auf.

„Ein Kind!“ Sora war mehr als erstaunt.

Vor ihnen stand ein gut ein Meter kleiner Drache, auf zwei Hinterbeinen laufend. Seine Haut glühte in sanftem Orange. Seine großen dunkeln Augen musterten die Gruppe. Er neigte den Kopf schief, als er Suisei bemerkte, erkannte er doch einen männlichen Artgenossen. Aber dann guckte er den Mann in der Mitte an, der eindeutig der Anführer war. Mit etwas, das wohl eine Verneigung sein sollte, trat der Kleine auf Sesshoumaru zu, reichte ihm eine Schriftrolle.

Dieser nahm sie mit gebotener Vorsicht. Der Jungdrache entwickelte eine beachtliche Hitze. Vermutlich konnte er dazu Feuer speien. Diese graue Schriftrolle bestand auch nicht aus Papier. Das hätte einen solchen Boten wohl kaum überstanden. Sie war jedoch kühl geblieben. Ein derartiges Material hatte er nie zuvor unter seinen Fingern gespürt.

Er rollte sie auf.

„Eine Landkarte“, sagte Inuyasha, der mit zugefasst hatte: „Und was jetzt?“ Er sah zu dem kleinen Drachen. Aber der ging bereits wieder. Sein Auftrag war erfüllt.

„Er kann nicht sprechen, in dieser Form“, erklärte Sora. Auch sie trat näher, um einen Blick auf die Karte erhaschen zu können. Es waren Berge eingezeichnet, ein See. Und ein großes Gebäude. Ein Tempel? Ein Schloss?

„Unser Ziel.“ Sesshoumaru gab die Rolle seiner Gefährtin, blickte aber zu dem Drachen: „Suisei?“

„Ich vermute es ebenfalls, Sesshoumaru-sama“, erwiderte der höflich. „ Dies ist wohl der Ort, an dem die eigentliche Prüfung beginnen soll.“ Denn noch war ihnen keine einzige Aufgabe gestellt worden. Nun gut, wenn man davon absah, dass sie jetzt dieses Gebäude finden sollten.

Shiro warf einen Blick auf die Karte, ehe sie sie zusammenrollte: „Dies scheint eine magische Welt zu sein, die ein sehr mächtiges Wesen erschaffen hat. Wohl der, der das Amulett gestaltete.“

Und sie würden alle Hände voll zu tun haben, dieser Welt wieder zu entkommen. Ohne ein weiteres Wort drehte sich Sesshoumaru um und ging nach Norden. Die beiden Frauen folgen ihm, Inuyasha und Suisei machten den Abschluss.
 

Yuri stand auf der Schlossmauer und blickte in die Weite. Hayao trat zu ihm.

„Vergebt, wenn ich es wage, Eure Gedanken zu stören, Prinz“, sagte er höflich: „Ich…darf ich zurück nach Le-chan-po?“

„Gibt es nichts mehr, was du an eurem Tempel zu tun hast? Ich dachte, du würdest dort auf die Rückkehr des Taishou warten.“ Yuri sah ihn nicht an.

„Reiri und Miro sind dort. Meine beiden Stellvertreter.“ Der Drachenschamane nahm die Bemerkung als den Tadel, als der sie gedacht war: „Ich...nun, um ehrlich zu sein, ich fühle mich nicht sehr wohl.“

Ein solches Eingeständnis zeigte nur zu deutlich, dass dies den Tatsachen entsprach. „Dann geh. - Das heißt, eines noch. Du hast dem Taishou alles über diese Prüfungen erzählt, was du weißt?“

„Im Prinzip, ja. Überdies wurde Suisei als Schamane ausgebildet, und ich bin mit ihm zuvor alle Schriften durchgegangen. Falls eine unerwartete Lage entsteht, wird er Sesshoumaru-sama zur Seite stehen können. Viel ergibt sich allerdings nicht aus den Unterlagen. Offenbar sollte der genaue Ablauf der Prüfungen geheim bleiben.“

„Verständlich.“ Yuri sah endlich den alten Zauberpriester an und erkannte dessen Erschöpfung: „Soll ich dir jemanden mitgeben, der dich nach Le-chan-po begleitet?“

„Sehr freundlich, Prinz. Die letzten Tage waren wohl ein wenig viel der Aufregung für mich. - Gewöhnlich dauert diese Prüfung drei bis fünf Tage.“

Yuri winkte einen Youkai herbei, der sich höflich im Hintergrund für Befehle bereithielt: „Begleite den Obersten Schamanen. – Wann kommst du wieder zurück, Hayao?“

„Sobald ich mich erholt habe. Wie es meine Pflicht ist.“

„Dann erhole dich gut.“

„Danke, Yuri-sama.“ Hayao ging. Der Prinz war eindeutig umgänglicher als der Fürst des Westens. Aber in diesem Fall war es gut so. Er fühlte sich wirklich müde, matt, wie nie zuvor in seinem langen Leben. Das Alter hatte ihm noch nie so zu schaffen gemacht.

Yuri sah ihm nach. Es wäre ihm lieber gewesen, wäre Hayao bei der Prüfung geblieben, um gegebenenfalls Unregelmäßigkeiten zu bemerken. Aber seine feine Hundenase hatte einen Geruch an dem alten Schamanen entdeckt, der auf dessen nahenden Tod deutete. So wäre es sinnlos grausam gewesen, den unversorgt, fern von zuhause sterben zu lassen.

Er wandte sich um und ging in das Schloss zurück. Er brauchte nicht zu fragen, wo sich Myu aufhielt. Sie war sicher bei den Kindern. Mit Begeisterung dachte sich seine kleine Katze neue Spiele aus, kümmerte sich liebevoll um die Welpen. Es war zu schade, dass sie nie ein eigenes Kind bekommen konnte. Aber sie waren eben Hund und Katze. Wie hätte das gehen sollen.
 

Sesshoumaru blieb stehen. Sofort schlossen die anderen auf. Vor ihnen öffnete sich der bislang dichte Wald und gab den Blick frei auf einen See. Am anderen Ufer erhoben sich Hügel. Und auf einem stand ein steinernes Gebäude, wie sie es so nie zuvor gesehen hatten. Es war quadratisch, von Säulen umgeben.

„Da müssen wir hin“, erklärte Inuyasha überflüssigerweise: „Aber an ein Boot scheinen die lieben Prüfer nicht gedacht zu haben.“ Das bedeutete, sie müssten um den See herumlaufen – oder fliegen. Und das konnte er nicht.

Suisei blickte Sora an, um ihr die Schande eines vergeblichen Versuchs zu ersparen: „Wir können in dieser Welt nicht unsere wahre Form annehmen, meine Königin.“ Und das bedeutete, sie konnten auch nicht fliegen. Drachen vermochten dies nur in ihrer eigentlichen Gestalt.

Die Drachin nickte nur, sah aber zu dem Youkaifürsten. Er war der Anführer.

Dieser zog eine einfache Schlussfolgerung: auch ihm und Shiro war es sicher verwehrt, ihre wahre Form anzunehmen oder auch ein Dimensionsportal zu erschaffen. Um den See herumzulaufen, wäre allerdings reine Zeitverschwendung. So ließ er seine Energie ansteigen. Sein Fell verbreiterte sich und wurde länger, als er in die Luft stieg. „Shiro, nimm Sora.“

Diese gehorchte sofort, ohne zu zeigen, wie unangenehm ihr diese Anweisung war, und legte den Arm um die Königin, um sie mitzunehmen. Sie sah noch, wie sich die Fellteile ihres Gefährten um Inuyasha und Suisei wickelten und sie mit emporzogen. Obwohl der Drache verwundert sein musste, verzog er keine Miene.
 

Inuyasha war erstaunt, dass sein Halbbruder nur über den See flog, nicht gleich hinauf zu dem Gebäude, wohin sie doch sollten. Das wäre doch einfacher gewesen?

Aber dann erkannte er die Ursache, als er zu Shiro sah. Sie schaffte es mit gewisser Mühe überhaupt, das Seeufer zu erreichen, nicht im Wasser zu landen. War Fliegen in dieser Welt so anstrengend? Auch für Sesshoumaru? Dann würde das ein zusätzliches Problem bei diesen Prüfungen darstellen. Aber was sollte es. Er konnte schließlich überhaupt nicht fliegen.

Shiro gab Sora frei. Das war hart gewesen. Fliegen schien hier viel mehr Energie zu verbrauchen als gewöhnlich. Da stellte sich die Frage, welche Fähigkeiten sie in dieser Welt überhaupt einsetzen konnten. Aber niemand hatte behauptet, diese Amulettprüfung sei einfach.

„Danke“, sagte die Königin höflich. Ihr war durchaus aufgefallen, wie Youki raubend der Flug gewesen war. Dem Youkaifürsten war nichts anzumerken, aber natürlich war er stärker als seine Gefährtin.

Sesshoumaru sah sich kurz um. Kein Anzeichen von Leben war zu entdecken. Aber der Babydrache von zuvor würde kaum allein in dieser Welt sein. Was sollte es.

Er begann, den Hügel emporzusteigen. Sie mussten zu diesem Gebäude und da war es. Hoffentlich würde dann endlich die eigentliche Prüfung beginnen.
 

Der junge Drachenkrieger bemühte sich möglichst unauffällig den Übungsplatz am Schloss der Königin auf Le-chan-po zu verlassen, als er seinen Freund unter dem Tor erkannte: „Was ist?“ fragte er leise. Es war äußerst ungewöhnlich, dass dieser herkam.

Dieser flüsterte zurück: „Unsere Rache kann beginnen. Die Schamanen brachten die Königin und die Youkai in die Berge zu dem verborgenen Heiligtum. Wir sollen uns bewaffnen und unauffällig die Inseln von Le-chan-po verlassen und nach Japan fliegen.“

„Dann ist er schon fort?“

„Ja. Er kam nur rasch her, um mir diese Anweisung zu geben. Er erwartet uns drüben.“

„Gehst du noch zu der Heilerschule, sagst ihr Bescheid?“

„Ja. Und du gibst die Anweisung auch weiter?“

„Ja. – Ich hätte nicht gedacht, dass die Gelegenheit so rasch kommt.“ Der junge Krieger atmete tief durch: „Aber er hat recht. Wenn sie kommt, muss man sie ergreifen. Möge der Urälteste mit uns sein.“

„Und unser neuer König leben.“

„Und unser neuer König leben.“
 

Ohne jeden Zwischenfall erreichten die fünf Prüflinge ihr Ziel. Sesshoumaru ging voran, durch die Säulenreihe. Das metallbeschlagene Portal öffnete sich vor ihm. Dahinter war eine Halle, die das gesamte Gebäude ausfüllte. In der Mitte auf einem Tisch glitzerte Metall. Er ging darauf zu. Es handelte sich um ein silbernes Kreuz. Eine Kette war daran befestigt. Das musste das Drachenamulett sein.

„Das Amulett?“ Inuyasha war erfreut: „Na, das ging ja schnell.“

„Die fünf Steine fehlen.“ Suisei dachte nach: „Wir werden sie beschaffen müssen.“ Auf jeder Seite des Kreuzes und in der Mitte lagen leere Fassungen, in die wohl Edelsteine gehörten.

Sesshoumaru nahm das Amulett, und drehte sich um: „Sora.“

Die Königin streifte sich die Kette über den Kopf. Suisei war ein wenig überrascht, aber auch erfreut. Natürlich hätte sich der Herr der Hunde das Heilige Amulett auch selbst umhängen können. Es war rücksichtsvoll, es den Drachen zu überlassen. Dieser Youkai war vielleicht doch kein so schlechter Herrscher für das Drachenvolk.

Shiro hatte sich umgesehen. Hier irgendwo musste der nächste Hinweis zu finden sein, auf die erste Prüfung. Vermutlich hatte der Schamane Recht und sie würden für jede bestandene Prüfung einen Stein zurückerhalten. Bislang war alles ja ziemlich einfach gewesen, hatte es keinerlei Hindernisse gegeben. Aber das hieß nur, dass das bis jetzt so gewesen war. Sie konnte die Zauberkunst um sich spüren, eine uralte, sehr mächtige Magie.

„Eine Tür, Sesshoumaru-donno.“

Diese war zuvor nicht erkennbar gewesen.

Ihr Gefährte wandte sich um. Das musste der Eingang zu ersten Prüfung sein. Was auch immer nun von ihm erwartet wurde, lag dahinter. So ging er hinüber. Wie schon zuvor öffnete sich das Portal von allein. Vollkommen unerwartet erschien dort ein dichter Wald. Am scheinbaren Horizont dieser magischen Welt erhoben sich steile Berge. Auf einem davon konnten sie einen Turm entdecken, der schwarz in den Himmel ragte.

„Ich vermute, dieser Turm ist das Ziel der Prüfung, Sesshoumaru-sama“, sagte Sora: „Entweder wird dort die Aufgabe gestellt oder allein das Ankommen bedeutet das Bestehen der Prüfung.“

Das war nur logisch. Aber dieser Wald war gewiss nicht harmlos. Er konnte dort Energien spüren. Was sollte es. Es war eine Prüfung und er musste sie bestehen. So trat er über die Schwelle. Die anderen vier folgten ihm. Hinter ihnen schloss sich unverzüglich die Tür.

„Hier geht’s wohl nicht mehr raus“, meinte Inuyasha: „Aber wir wollen ja sowieso weiter.“ Irgendwie erinnerte ihn das an eines der Spiele, die Souta ihm gezeigt hatte. Kagomes kleiner Bruder liebte diese Spiele am Fernseher und war froh gewesen, dass sein Noch-Nicht-Schwager Zeit für ihn gefunden hatte. Wie hatte er das immer genannt?

Verschiedene Level.

Aber davon brauchte er sicher seinem Herrn Halbbruder nichts erzählen. Und auch die anderen drei würden ihm kaum zuhören. Warum hatte er eigentlich gedacht, der Trip würde amüsant werden?
 

Sesshoumaru prüfte die Luft. Dicht und schwer lag sie über dem Wald. Es roch nach Feuchtigkeit, nahezu undurchdringlichen Bewuchs, aber nach keinem Drachen oder einem anderen Lebewesen. Nun, das bedeutete nur, dass hier vielleicht Wesen existierten, die er nie zuvor gewittert hatte. Viele Blüten verwirrten zusätzlich die Nase.

Sora betrachtete besorgt den Wald: „Sehr viel Unterholz. Man sieht nicht sehr weit. Da mag sich manches verstecken.“

„Es ist nichts zu riechen“, tröstete Inuyasha prompt hilfsbereit.

„Dennoch ist etwas da.“ Dieser Satz des Drachenschamanen ließ die anderen zu ihm blicken. Er machte formell Meldung bei dem Anführer: „Ich kann es nicht erklären, Sesshoumaru-sama, aber ich spüre eindeutig eine Lebensenergie.“

Der nickte kurz: „Dann gehst du am Ende, Inuyasha, du vor ihm. Shiro, du bleibst direkt hinter mir.“ In dem dichten Wald würden sie hintereinander gehen müssen, und er machte sich keine Illusionen über Soras Kampffähigkeiten. Sie hatte zwar gelernt, mit einem Schwert umzugehen, aber sie war keine Kriegerin. So würde sie in der Mitte der Gruppe am sichersten sein. Sollte etwas von hinten angreifen mit magischen Fähigkeiten, wäre Suisei der richtige Gegner, wenn ohne, dann Inuyasha. Er drehte sich um und begann in den Wald zu gehen, sicher, dass die anderen sich ihm anschließen würden.
 

Die dumpfe Luft betäubte die Nasen. Immer wieder ließ Rascheln, Bewegungen im Dickicht den einen oder anderen der Gruppe hinblicken. Aber kein Lebewesen war zu entdecken. Das dichte Grün wurde nur von den Farben der Blumen abgelöst, die weiter oben in den Bäumen wuchsen, um mehr Licht zu bekommen. Der Youkaifürst suchte immer wieder einen möglichst wenig bewachsenen Weg. Er wollte sich keinen frei schlagen. Was auch immer hier war, würde dann womöglich auf sie aufmerksam werden. Es war besser, ohne Probleme diesen Turm zu erreichen.
 

„Sesshoumaru-donno.“

Er blieb sofort stehen und sah sich um. Wenn Shiro etwas bemerkt hatte, war es sicher wichtig. Sonst würde sie ihn nicht ansprechen. Sie deutete in die Kronen der Bäume. Die anderen folgen ihrem Blick.

„Was meinst du?“ fragte Sora und Inuyasha war froh, nicht der Einzige zu sein, der in dem dichten Grün nichts Ungewöhnliches entdecken konnte.

„Da sind Fühler, meine Königin“, erklärte Suisei sofort.

Jetzt erkannte es auch der Hanyou. Zwischen dem Blattwerk bewegten sich antennenartige Fühler. Wenn das Insekten waren, mussten sie eine ziemliche Größe haben. Aber es war keines davon so lebensmüde gewesen, sich an sie heran zu wagen. Wenn sie es doch tun sollten, waren sie eben dumm.

Sesshoumaru drehte sich um und ging weiter, der gleichen Ansicht.

Shiro folgte sofort. Sie hatte gesagt, was zu sagen war. Auch sie nahm nicht an, dass diese Wesen die Besucher ungestraft für Fressen halten würden. Aber es war der erste Hinweis darauf, dass hier wirklich anderes Leben existierte – und eines, dessen Geruch sie nicht erkennen konnten. So hatte sie es als ihre Pflicht angesehen, ihren Gefährten zu warnen.

Der Drache warf noch einen Blick empor. Aber was auch immer das für Wesen waren, sie schienen harmlos zu sein. Dennoch hatte er, als er weiterging, die Hand am Schwert.

Unwillkürlich achteten alle Fünf immer wieder auf die Kronen der Bäume, suchten nach weiteren Insekten über sich. Die Veränderung des Bodens entging ihnen ebenso, wie die Tatsache, dass immer mehr Pflanzen dort Schlingen an den Ästen besaßen.
 

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Man sollte auch darauf achten, wohin man tritt...

Während sich die fünf Kandidaten im nächsten Kapitel mit Pflanzen herumärgern müssen und der Oberste Schamane anscheinend sehr krank ist, will also jemand Rache an der Hundefamilie nehmen, um selbst der neue Drachenkönig zu werden?
 

Wer so nett ist, mir einen Kommentar zu hinterlassen, erhält, wie gewohnt, einen Kommentar, sobald ich sehe, dass das neue Kapitel freigeschaltet wurde.
 

bye
 

hotep

Der Wald des Lebens

Noch scheint ja alles relativ harmlos zu sein - aber was soll eigentlich geprüft werden?
 

3. Der Wald des Lebens
 

Der dichte Wald wurde lichter und es fiel Sesshoumaru leichter, einen Weg durch das Gestrüpp zu finden. Immer wieder blickte er hinauf, wo sich etwas Insektenartiges in den Bäumen verbarg, konnte jedoch keine Fühler mehr entdecken. Der Boden hatte sich etwas verändert, war trockener. Auch die gesamte Atmosphäre des Waldes war nicht mehr so feucht, was es erleichterte, etwas zu wittern. Die beiden Hundeyoukai und Inuyasha konnten daher den Geruch von Felsen vor sich erkennen. Es sollte keine Stunde mehr dauern, bis sie zumindest die Ausläufer der steilen Berge erreicht hatten, auf denen sich der Turm befand, der wohl ihr Ziel war.
 

Shiro hielt sich nicht mehr genau hinter ihrem Gefährten. Es war einfacher, einen halben Schritt zur Seite zu gehen, so nicht die Blätter abfangen zu müssen, die er trotz allem streifte. Sie musterte ein wenig neugierig die Pflanzen. Manchmal glaubte sie eine zu erkennen, aber viele Arten schienen ihr fremdartig. Nun gut. Sie war keine Heilerin und Pflanzenkunde hatte nur zu einem gewissen Teil zu ihrer Ausbildung gehört. An manchen Büschen hingen seltsame Auswüchse, wie Luftwurzeln. Ein wenig stolz stellte sie fest, dass ihr dieser Name eingefallen war. Sie warf einen raschen Blick empor. Die Wipfel waren hier schon zu weit auseinander, als dass sich dort noch solche geheimnisvollen Insekten verbergen hätten können. Sie schienen deren Gebiet bereits durchquert zu haben.
 

Sora fühlte sich ein wenig unwohl. Sie war solche dichten Wälder nicht gewohnt, nun, eigentlich überhaupt solche Abenteuer nicht. Sie hatte das Schloss der Drachen kaum verlassen, eigentlich erst, als diese nach dem verlorenen Krieg auf die Inseln von Le-chan-po umgesiedelt wurden. Sie hatte es zwar als ihre Pflicht angesehen, die neue Heimat anzuschauen, aber die Wilde Insel hatte sie nicht weiter betreten. Dort lebten nun die Drachen aus dem ehemaligen Süden. Sie hatte sich mit ihnen am Ufer getroffen, aber deren Territorium ebenso respektiert, wie die Tatsache, dass sich diese nie einem König unterwarfen. Sie sah sich unwillkürlich immer wieder um, auch, wenn sie wusste, dass das Unsinn war.
 

Inuyasha bemerkte die Nervosität der Drachenkönigin. Irgendwie tat sie ihm leid. Er hatte schon mitbekommen, dass sie keine Kriegerin wie Shiro war, geschweige denn, je einen ernsten Kampf geführt hatte. Falls es zu Problemen kam, würde er sie beschützen. Sesshoumaru und Shiro konnten ganz gut auf sich selbst aufpassen. Und dieser Suisei war eine unbekannte Größe. Schamane mochte er ja sein, und angeblich war er auch ein Krieger, aber wenn er es sich so recht überlegte, hatten die Drachenkrieger gegen die Familie ziemlich alt ausgesehen.
 

Suisei folgte den anderen ebenfalls in Gedanken. Er hatte sich dem Wunsch des Obersten Schamanen nicht widersetzen können und wollen, seine Königin auf diesem Weg zu begleiten, aber er hatte angenommen, dass es schwieriger werden würde, demütigender. Immerhin hatten die Youkai den Krieg gegen das Drachenvolk vernichtend gewonnen. Irgendwie hatte er gedacht, dass der Herr der Hunde Sora und ihn verächtlich behandeln würde, zumal, wenn dessen Gefährtin dabei war. Aber er hatte das Heilige Amulett ohne weiteres der Drachenkönigin überlassen, schien seine Entscheidungen nur nach rationalen Gesichtspunkten zu treffen. Und durch nichts hatte er bislang zu erkennen gegeben, dass die geborene Königin bloß seine Nebenfrau war.
 

„Vorsicht!“
 

Dieser Ruf ließ ihn aufsehen.

Shiro hatte erneut ein großes Blatt beiseite gebogen, um leichter an dem Strauch vorbeigehen zu können. Ehe sie reagieren konnte, hatte sich die „Luftwurzel“ um ihr Handgelenk gewunden. Es schmerzte, aber sie war zu erfahren mit unbekannten Situationen, um nicht erst ihren Gefährten zu warnen. Ein Busch, der sich von allein veränderte, war eindeutig etwas Merkwürdiges.

„Nicht bewegen!“ Suisei klang so scharf, dass sie zu ihm blickte, ohne zu versuchen, sich loszureißen.

Die anderen kamen heran, nur, dass Inuyasha fluchte. Eine ebensolche Ranke wickelte sich in Bruchteilen einer Sekunde um seinen Oberschenkel.

„Suisei?“ Sesshoumaru hatte sich umgedreht, bemüht, jeden Kontakt mit Pflanzen jetzt zu vermeiden.

„Ich …“ Der Drache betrachtete noch einmal den Strauch. Die Ranken an diesem bewegten sich nun, schienen zu suchen. „Wenn ich mich nicht täusche, ist dies eine der Pflanzen, die Tiere fressen. Für gewöhnlich sind sie jedoch viel kleiner. Durch Berührung wird die Falle ausgelöst. Versucht das Opfer...vergebt, wenn ich das so sage….wenn es versucht, sich zu befreien, wird nicht nur die Schlinge fester gezogen, sondern auch noch die anderen Ranken ausgelöst.“

„Keh!“ machte Inuyasha leise: „Dann lernt diese blöde Pflanze mein Tessaiga kennen.“ Aber er hielt still. Die Abenteuer und Kriege der letzten Jahre waren nicht spurlos an ihm vorübergegangen. Und wenn selbst Shiro nicht versuchte, gegen die Pflanze anzukommen, hatte das wohl einen Grund. Vielleicht sollte er dem Schamanen wirklich erst einmal weiter zuhören. „Sollen wir etwa hier bleiben?“

„Das wäre nicht ratsam. Die Schlingen der jeweiligen Pflanze würden Euch früher oder später alle finden, jedes Entkommen dadurch verhindern, dass sie in Euch hineinwachsen. Und dann würde Euch dieser Strauch verdauen.“ Suisei sah zu Sesshoumaru: „Darf ich einen Vorschlag machen?“

Dieser nickte fast unmerklich.

„Danke. Ich vermute nämlich sehr, dass diese Pflanzen alle untereinander in Kontakt stehen. Seht, dort ist auch eine und sie versucht bereits, hierher zu reichen. Verletzt man eine, werden alle anderen angreifen um uns zu fangen. - Ich würde raten, dass Ihr, Sesshoumaru-sama, und meine Königin weiter geht, in Richtung des Turms, dabei jedoch unter keinen Umständen eine dieser Pflanzen berührt. Zu zweit könnte es leichter sein, von ihnen nicht als Beute wahrgenommen zu werden als in der Gruppe. Wenn Ihr das Ende des Waldes erreicht habt…..Wisst Ihr, wann dies der Fall sein dürfte?“

„In ungefähr einer Stunde“, antwortete Shiro für ihren Gefährten, da sie nicht annahm, dass dieser mehr als notwendig reden wollte. „Bei bisherigem Gehtempo.“

„Danke. - Dann bitte ich Euch, dort auf uns zu warten. Ich werde die Schlingen unterdessen behutsam entfernen, um keine weiteren Angriffe auszulösen. Wenn man es mit Gewalt versucht, werden gewiss alle Rankenpflanzen in weitem Umkreis alarmiert. Dann folgen wir euch, so rasch es geht. Ich bin sicher, Eure Familienmitglieder werden Eurer Fährte folgen können.“ Er vermied die direkte Anrede, wenn es irgend möglich war.

Sesshoumaru dachte nach. Der Vorschlag war vernünftig. Die Prüfung war auf ihn und Sora ausgelegt, so weit sie bisher wussten. Also waren sie diejenigen, die durchkommen mussten. Niemand konnte vorhersagen, wie viele dieser seltsamen Pflanzen noch zwischen hier und dem Waldrand wuchsen. Wenn er sich recht entsann, waren sie immer häufiger geworden, auch, wenn er nicht auf sie geachtet hatte. Falls Suisei Recht hatte und sich diese untereinander verständigen konnten, wäre ein Kampf unvermeidlich. Und überflüssige Scherereien sollten nicht sein, solange sie keine Ahnung hatten, was die erste Prüfung war. Überdies: ein Kampf gegen Sträucher kam ihm geradezu widersinnig vor. „Einverstanden.“ Er drehte sich um und ging.

Sora folgte ihm rasch, sichtlich bemüht, diesem Strauch und seinen Verwandten nicht zu nahe zu kommen.

„Was für ein genialer Vorschlag“, murrte Inuyasha: „Soll ich hier jetzt wie angenagelt stehen bleiben?“

„Ich kenne diesen Ausdruck nicht, aber das würde ich dringend empfehlen, ja. Seht nur, wie die Ranken schon suchen.“ Der Drache klang ruhig. Aber er wunderte sich doch, wie jemand mit solch einem Temperament die Nummer Zwei der Rangliste der Youkai sein konnte. Er musste wohl sehr stark sein, na ja, stärker, als man bei einem Halbblut vermuten sollte.

Shiro hielt ihren Arm vollkommen bewegungslos, aber ihr war klar, dass das über die Zeitdauer wohl etwas anstrengend werden würde. Sie sah jedoch keinen Grund, am Wissen des Schamanen zu zweifeln. Es war allerdings ärgerlich, ja, überaus peinlich, dass sie einen derartigen Fehler begangen hatte, nicht aufgepasst hatte. Hoffentlich würde Sesshoumaru nun nicht annehmen, sie sei bei einer solchen Drachenprüfung unbrauchbar.

Der Hanyou betrachtete missmutig seinen Oberschenkel: „Ehrlich, am liebsten würde ich das Teil einfach zerfetzen und dann gehen.“

„Und dann?“ fragte Shiro nur.

Er warf einen Blick in die Richtung, in der sein Halbbruder und Sora verschwunden waren: „Ja, da wachsen noch ein paar von der Sorte. Aber ich und Tessaiga würden schon den Wald erledigen. Wieso eigentlich nicht?“

„Es ist nach wie vor unbekannt, welche Aufgaben vor uns liegen. Jede überflüssige Kraftverschwendung ist zu vermeiden. Wir wollen doch alle zurück, du sicher zu Kagome.“ Sie kannte ihren Schwager doch schon länger. Und ihm damit zu kommen, es sei der Befehl des Familienoberhauptes, würde nur bedeuten, dass er sich aus Trotz losreißen wollte. Der Schamane hatte vor einer Verletzung dieser Sträucher gewarnt und sie nahm doch an, dass er wusste, wovon er sprach.

Ja, sie wollten alle zurück. Inuyasha hätte fast geseufzt. Irgendwie hatte er das Gefühl, dass Kagome, wäre sie hier gewesen, ihm auch geraten hätte, zu warten. Wenn sich alle so einige waren… Na schön. Irgendwann würde schon etwas kommen, wo er zeigen würde, was er mit seinem Schwert so alles anstellen konnte.
 

Suisei begann vorsichtig die Ranke zu lockern, die sich um Shiros Handgelenk gelegt hatte. Er durfte nicht den Reflex der Pflanze auslösen, damit diese nur fester zuzog, gar in die Haut einwuchs. Er konnte durch seine Schamanenveranlagung mittlerweile spüren, dass seine Vermutung stimmte, die Sträucher alle untereinander in Verbindung standen. Hoffentlich kamen die Königin und der Hundefürst heil durch. Aber, wenn er das recht einschätzte, waren die Gewächse jetzt auf diesen Ort konzentriert. Es würde dauern, aber dies war eindeutig der sichere Weg, denn er war nun vollkommen überzeugt, dass man in diesem Wald nicht ungestraft Pflanzen verletzen durfte.

Es dauerte, bis er Shiro und Inuyasha von den Ranken befreit hatte und die drei vorsichtig der Spur der beiden anderen folgten, nun mehr als bemüht, keine einzige Pflanze zu berühren.

Sesshoumaru und Sora warteten auf einem felsigen Hügel. Als die drei bei ihnen waren, drehte sich der Hundefürst um und ging weiter. Sie hatten schon wieder Zeit verschwendet. Aber es mochten noch einige Überraschungen auf sie lauern. Und nicht zuletzt die, welcher Art eigentlich die Prüfungen sein sollten.
 

Im Schloss des Youkaifürsten der südlichen Gebiete sahen die ausschließlich männlichen Wartenden vor dem Arbeitszimmer des Fürsten überrascht auf, als Miyaki eintrat, höflich den Sekretär um einen Audienztermin bat. Diesem war nur zu klar, was Akamaru-sama davon halten würde, würde er es wagen, die Fürstin zu kränken, und erwiderte ehrerbietig: „Sobald der Besucher das Arbeitszimmer des Herrn verlassen hat…“

So wartete sie keine fünf Minuten, ehe sie zu ihrem Gefährten gelassen wurde. Akamaru sah erstaunt auf. Dies war ungewöhnlich, denn auch, wenn er seine Gedanken mit ihr teilte, so kam sie eigentlich nie ohne Aufforderung her.

„Miyaki-ko…ist etwas geschehen?“ Mit Katsumaru, seinem kleinen Sohn, gar?

„Ich weiß es nicht.“ Sie verneigte sich, ehe sie niederkniete, wie es dem Protokoll im Süden entsprach. „Ach, Akamaru-sama...ich finde wegen der Drachen keine Ruhe.“

„Wegen der Amulettprüfung? Ich weiß, Sesshoumaru sagte, wir sollten auf alles gefasst sein, aber er meinte auch, dass es diese Prüfung wirklich gebe. Und ich bin sicher, weder Sora noch Hayao würden es vermögen, ihn zu täuschen.“ Natürlich hatte sie Angst vor den Drachen. Er musste nur daran denken, dass dieser Daiki sie ermordet hatte. Sesshoumaru hatte sie zwar mit Tenseiga wieder belebt, aber diese Erinnerung würde seine arme Miyaki wohl nie loslassen.

„Dessen bin ich mir bewusst.“ Sie sah zu Boden.

Ihm war klar, dass es unhöflich wäre, einen Fürsten zu kritisieren: „Miyaki, ich liebe dich nicht nur, weil du hübsch aussiehst. Bitte, sag mir deine Gedanken.“

Sie musste lächeln: „Danke. – Nein, Hayao ist ehrbar, das weiß ich. Und Sora…nun, selbst als mich Daiki gefangen hielt, war sie ohne Hass auf mich. Und als sie vor Monaten hier auf Antrittsbesuch war, konnten wir miteinander reden. Ich bin sicher, dass Shiro Recht hat, wenn sie sie für eine ehrenhafte Königin hält. Aber dennoch….Sie sagten diese Amulettprüfung finde alle fünftausend Jahre statt. Hat jemand geprüft, ob diese tatsächlich um sind?“

„Ich denke, die Drachenschamanen haben da gute Aufzeichnungen. Was meinst du?“

„Als wir annahmen, der Drachenkrieg sei vorbei, hatte ein Drachenschamane auch Hayao und Sora hintergangen. Das hätte Myu um ein Haar das Leben gekostet. Ich…ich fürchte einfach, das könnte wieder der Fall sein.“

„Hayao wird vorsichtiger geworden sein.“ Er dachte nach. Er hielt zuviel von Miyaki, um ihre Bedenken nicht ernst zu nehmen. Wäre es möglich, dass jemand unter der Drachen falsch spielte? Aber warum? Und warum sollten es die Königin und der Oberste Schamane nicht mitbekommen haben? „Überdies scheint dieses Amulett eine…sehr mystische Sache zu sein. Wer sollte es beeinflussen können?“

„Ich weiß es nicht. Verzeih, Akamaru-sama. Ich…“

„Nein. Ich werde zu Yuri gehen. Er wird wissen, wo Hayao steckt. Und ich werde mit ihm reden. Sei es auch nur, um dich zu beruhigen.“

„Ich danke dir.“ Miyaki neigte höflich den Kopf. Sie war froh, dass ihr Gefährte ihr sogar dann Gehör schenkte, wenn sie nichts als ihre ungewisse Ahnung hatte. Selten genug hörten Fürsten überhaupt auf ihre Frauen. Der Hundeclan war da etwas Besonderes.
 

Die Gruppe sprang den steilen Berg hinan. Für niemanden von ihnen bildeten solche Sätze ein Hindernis. Sie hielten erst an, als sie den großen Turm vor sich entdeckten – und erkannten, dass es nicht einfach werden würde, dorthin zu gelangen. Eine dichte Dornenhecke wucherte um ihn, Gesträuch einer Art, die auch Drachen und Youkai verletzen konnte.

„Ha, also doch Tessaiga!“ Der Hanyou klang fast begeistert.

„Inuyasha.“ Sein Halbbruder sah sich gezwungen, sein Temperament zu zügeln.

„Was denn?“

Shiro antwortete, wie er fast erwartet hatte: „Dies ist ein Turm. Gleich, ob wir ihn nur erreichen sollten oder dort drin die Prüfung wartet: die Windnarbe würde ihn beschädigen.“

„Und ihr meint, dieser Prüfer sieht es nicht gern, wenn man sein Zeug beschädigt? Dann sollte er nicht solche Hecken hinpflanzen. Wollt ihr per Klaue durch?“

„Das wird nicht nötig sein, Prinz Inuyasha.“ Suisei trat näher: „Dies ist offenbar ein Hindernis für Schamanen. Erkennt Ihr nicht, dass es nur ein Scheinbild ist?“ Nun, es war nur ein Mischling, was war da schon zu erwarten.

Der Hanyou ignorierte den unterschwelligen Tadel: „Dann das rote Tessaiga.“ Er gab die Hoffnung nicht auf, nützlich zu sein.

„Suisei.“

Mit der Entscheidung des Hundefürsten war alles klar. Sein Halbbruder seufzte nur unhörbar. Es hatte schon Zeiten gegeben, in denen er dennoch zugeschlagen hätte, aber inzwischen wusste er, dass sein überschäumendes Gemüt ihn ohne Kagome in so manche Schwierigkeiten brachte, hielt ihn nicht jemand anders zurück.

Kagome!

Sie saß wohl in der Neuzeit und wunderte, sich, warum er heute Abend noch nicht da war. Siedendheiß fiel ihm ein, dass er vergessen hatte, ihr einen Boten zu schicken. Das würde Ärger geben. Aber nun war interessanter, was dieser Drache da eigentlich tat.

Auch die anderen betrachteten den Schamanen, der das Amulett an seinem Hals umfasste und sich darauf konzentrierte. Es leuchtete hell auf. Ein Teil dieses Zauberfeuers blieb wie ein Funken auf seinem Zeigefinger sitzen, als er seinen Anhänger losließ und die Hand hob, diese ausstreckte. Sein Finger sandte einen dünnen Lichtstrahl aus, der die scheinbar undurchdringliche Dornenhecke vor ihnen abtastete. Auf einer fast fünf Schritt breiten Stelle verschwand sie spurlos.

Ein Eingang.

Er ließ die Hand sinken.

Sesshoumaru ging sofort an ihm vorbei, zu dem Einlass. Der Turm selbst bestand aus Gestein, war auch von einem gepflasterten Hof umgeben. Zwei Türen waren als Eingänge zu erkennen, einer links, direkt neben ihnen, einer weiter rechts oberhalb einer steilen Treppe. Er blieb stehen, sah sich rasch um. Die anderen vier kamen zu ihm.

„Ein Winzdrache!“ Inuyashas Bemerkung ließ alle nach links blicken, wo ein grüner Drache heran flog. Er maß höchstens dreißig Zentimeter von Kopf bis Schwanz und musste sich abmühen, die Schriftrolle zu transportieren. Sicher ein Hinweis, was sie nun tun sollten.

Sesshoumaru streckte die Hand aus und der Kleine ließ seine Last erleichtert fallen. Der Hundefürst reichte sie Shiro.

Diese öffnete: „Der Herr der Drachen und seine Königin stehen vor zwei Türen. Der obere und der untere Weg führen beide zum gleichen Ziel. Dennoch ist einer falsch.“

„Ein Rätsel“, meinte Sora: „Aber wie kann ein Weg falsch sein, wenn beide zum gleichen Ziel führen?“

„Das werden wir wohl herausfinden müssen“, sagte Inuyasha: „Also müssen wir uns trennen.“

„Ja. Sora, du kommst mit mir.“ Und da der Hundefürst nur zu gut wusste, wie sehr seine Gefährtin seine Zurücksetzung fürchtete: „Shiro, du gehst mit Suisei den oberen Weg. So ist jeweils ein Drache dabei. Und eine meiner Frauen.“

Sie nickte, froh um diese Erklärung. Es wäre unschicklich gewesen, einen Fürsten nach einer Erläuterung seines Befehls zu fragen.

„Hast du mich vergessen?“ erkundigte sich der Hanyou prompt.

Sein Halbbruder wandte ihm den Kopf zu, dabei seine Bemerkung unterdrückend, wer ihn schon vergessen könnte: „Du gehst mit Shiro.“ Und pass auf sie auf, aber das musste er nicht sagen.
 

So standen die drei kurz darauf vor der oberen Tür. Shiro fasste an die Klinke.

„Wenn ein Weg falsch ist, heißt das, es mag Fallen geben.“

„Ja. Darf darum ich zuerst gehen?“ fragte Suisei: „Dies scheint eine Prüfung zu sein, bei der die Schamanenfähigkeiten nützlich sind.“

Sie wich wortlos zur Seite. Schon zweimal war es sinnvoll gewesen, ihn dabei zu haben. Aber Hayao hatte ja erwähnt, dass alle männlichen Thronfolger der Drachen zumindest einige Zeit eine Schamanen-Ausbildung erhielten. Nur bei Sora war dies wohl nicht für nötig gehalten worden. Das mochte durchaus ein Fehler gewesen sein, auch, wenn dieser Suisei recht fähig zu sein schien.

Aber unwillkürlich warf sie einen Blick hinunter, wo Sora und Sesshoumaru den Turm betraten. Es wäre ihr weitaus lieber gewesen, an der Seite ihres Gefährten zu sein, aber er hatte Recht. In diesem Fall spielte er die Rolle des Herrn der Drachen und da musste die Königin des Volkes bei ihm sein.

Susisei öffnete die Tür, zufrieden, dass anscheinend auch die Hundefürstin nach sachlichen Erwägungen vorging. Mit Youkai umzugehen schien einfacher, als er befürchtet hatte. Dahinter lag sich eine schmale Treppe. Er stieg hinauf, dabei sorgfältig jede Stufe mit seinem magischen Fingerlicht ableuchtend. Shiro und Inuyasha folgten ihm. Das Tageslicht wurde immer weniger und schon nach wenigen Metern war das Licht des Drachen das Einzige, das ihnen zeigte, wohin sie traten. Nach dreißig Stufen erreichten sie einen Absatz. Aus einem schmalen Fenster kam wieder Tageslicht, und sie erkannten zwei Türen.

Suisei zögerte. Er wusste nicht, welche er nun öffnen sollte. Sein Instinkt riet ihm jedoch zur Vorsicht. Hier konnte, ja, musste ein Hinterhalt sein. Weiter hinauf konnte man nicht gehen.

So wandte er den Kopf: „Ich spüre eine Falle“, flüsterte er: „Aber ich weiß nicht, hinter welcher Tür.“

Was für ein toller Rat, dachte der Hanyou. Sie hatten keine Wahl, als irgendeine zu versuchen. So machte er einen Schritt nach rechts, sah aber zu Shiro. Immerhin war er heute schon ein paar Mal zurückgepfiffen worden.

Die Hundefürstin nickte allerdings. So oder so lauerte hier etwas, da hatte der Drache sicher Recht. Es hieß doch in dem Rätsel, dass nur ein Weg falsch sei. Moment. Beide Wege sollten zum gleichen Ziel führen, aber einer sei falsch? Dann war hinter einer Tür eine Falle und die zweite würde zu dem Weg führen, den die beiden genommen hatten. Beides war gut. Denn wenn sie die Falle auslösten, hatten Sesshoumaru und Sora keine Probleme.

Inuyasha öffnete mit einem Ruck die rechte Tür, sprang auf die Schwelle, Tessaiga bereits halb gezogen. Aber er ließ es stecken. Der Raum war fast vollkommen leer. Nur am anderen Ende, neben einem schmalen Spalt in der Mauer, durch den Tageslicht eindrang, stand die Statue eines Drachen. Und auf dessen ausgestreckter Klaue lag ein grüner Edelstein.

„He, guckt mal.“ Er ging näher.

Shiro und Suisei folgten langsamer. Der Schamane sah sich noch einmal um. Aber nichts verriet eine Falle.

Der Hanyou blieb stehen: „Na ja…ich meine, es ist ein Stein des Drachenamuletts. Dann solltest du es nehmen, Suisei. Gehört ja irgendwie wohl dir.“

Der Drache war überrascht über diese Höflichkeit eines Wesens, das er nicht für voll nehmen konnte, fasste aber nach dem Smaragd. Im gleichen Moment, als er ihn berührte, spürte er Magie, wusste er, dass er die Falle aktiviert hatte. Die Statue des Drachen samt dem Stein verschwand, als habe es sie nie gegeben.

Sie fuhren herum. Die Tür, durch die sie eben noch gekommen waren, existierte nicht mehr. Nur eine dicke Mauer. Sie waren gefangen.
 

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Noch halten die Nerven aller Beteiligten. Fragt sich, wie oft sich Inuyasha noch ein Nein anhören wird.

Dagegen hört Akamaru auf seine Frau. Das könnte sehr positiv sein.
 

Im nächsten Kapitel trifft Sesshoumaru auf den Hüter des Tumrs und sieht sich dem ersten Test gegenüber.
 

Wer so nett ist, mir einen Kommentar zu hinterlassen, dem sende ich, wei gewohnt, eine Info-ENS, wenn ich sehe, dass ds neue Kapitel online ist.

Der Turm des Smaragds

Während Inuyasha, Shiro und der Drachenschamane in die Falle gelaufen sind, sehen sich Sesshoumaru und die Königin anderen Problemen gegenüber.
 

4. Der Turm des Smaragds
 

Sesshoumaru und die Drachenkönigin fanden sich nach dem Durchschreiten der Tür ebenfalls an einer Treppe, die allerdings hinunterführte. Von unten drang der schwache Schein eines Feuers hinauf. War dort jemand? Ein Prüfer? Aber das würden sie wohl herausfinden müssen. So ging er voran und versuchte, etwas zu wittern.

Sora blieb eng hinter ihm. Sie war nie zuvor in solch einem Abenteuer gewesen und fühlte sich so doch sicherer. Immerhin war er der Mann, der den letzten Drachenkönig, ihren geliebten Daiki, im offenen Duell besiegt hatte. Und sie sah sich nach allem, was sie danach erlebt hatte, außerstande, ihm dafür zu zürnen. Daikis Irrtum hätte für alle Drachen und sie selbst wesentlich schlimmere Folgen haben können.

Sesshoumaru blieb stehen, als er das Ende der Stufen erreicht hatte. Hier war ein großer Raum, fast ein Saal. In der Mitte brannte ein Feuer in etwas, das ihn an einen riesigen Topf erinnerte. Auf der anderen Seite führten erneut Stufen empor. Sora kam neben ihn.

„Ich denke, wir müssen dort hinüber, Sesshoumaru-sama“, flüsterte sie.

„Du.“ Er blickte sie nicht an.

Sie verstand zuerst nicht, aber dann entdeckte auch sie den schwarzen Schatten, der sich von einer Wand löste, den Schemen eines Drachenkriegers in Menschenform. Und an seiner Hüfte befand sich eindeutig ein Schwert. „Ich lasse Euch nicht…“ Sie brach ab. Man widersprach nicht seinem Ehemann, schon gar nicht, wenn der einen beschützen wollte. Und das war offenkundig, denn der Hundefürst bewegte sich zwischen sie und den Schattenkrieger:

„Geh.“

Die Königin wich eilends zurück. Da er den Weg zwischen dem Feuer und der Wand blockierte, würde sie die andere Treppe erreichen können, ohne dass dieser eigenartige Schatten sie daran hindern konnte. Dann hatten die anderen den Weg ohne Falle gefunden? Sie lief los. Hoffentlich wusste der Herr der westlichen Gebiete, was er da tat, hoffentlich hatten die anderen schon die Lösung dieser Prüfung gefunden, hoffentlich….Sie rannte, so rasch sie konnte, die Stufen empor.
 

„Ich bin der Hüter des Turms.“ Die Stimme des Schattens war leise, fast zu leise, neben dem lodernden Feuer.

„Willst du mich daran hindern, weiter zu gehen?“

„Dies ist meine Aufgabe.“ Die dunkle Gestalt zog ein Schwert.

Sesshoumaru gab sich nicht der Illusion hin, auch diese Klinge sei nur ein Schatten. Dazu glitzerten die Reflexe des Feuers zu hell auf dem Metall. So legte er die Hand an den Schwertgriff, zögerte jedoch kurz, als er spürte, wie sich seine zweite Waffe bewegte. Dieses Pochen kannte er nur zu gut. Tenseiga wollte aktiviert werden. Es hatte sich noch nie geirrt, und so nahm er es. Anscheinend war dieser Schatten kein Wesen des Diesseits. Nun gut. Diese ganze Welt der Prüfung schien eine magische Welt zu sein. Ob sie dann überhaupt mit gewöhnlichen Waffen etwas ausrichten konnten?

„Wenn du der Herr der Drachen sein willst, musst du den Hüter des Smaragdturms besiegen.“

„Und wenn ich den anderen Weg gewählt hätte?“ Er hob Tenseiga, in gewisser Sorge um Shiro und Inuyasha. Er hätte ihn nicht mitgenommen, hätte er geglaubt, dass die Sache lebensgefährlich wurde. An dem Tag, an dem er mit ihm die Bestie der Tiefe besiegt hatte, hatte er sich geschworen, seinen kleinen Bruder nie wieder in Lebensgefahr zu bringen. Shiro, nun das hatte so oder so sein müssen, um die Bedingungen der Drachen zu erfüllen. Aber bis eben hätte er nicht gedacht, dass diese Prüfungen gefährlich sein würden, in dem Sinn, dass es nicht nur um Rätsellösungen und Aufgaben ging, um das mystische Königtum der Drachen zu erhalten. Allerdings, gab er zu, hätte er spätestens bei den Pflanzen im Wald misstrauisch werden sollen.

„Dann wärst du da, wo sie jetzt sind. Und hättest das Amulett verloren.“ Der Schatten griff an. Während Metall auf Metall schlug, fuhr er fort: „Der Schützer der Drachen muss die Prüfungen bestehen. Alle.“

„Hm.“ Der Laut klang verächtlich: „Und dann sagt einem nicht einmal jemand, woraus diese Prüfung besteht?“ Er drehte sich etwas, um den Druck zu brechen, ehe er diesmal zuschlug.

„Du bist bis hierher gekommen. Nun musst du mich besiegen. Dann geh deiner Königin hinterher.“

„Und die anderen?“

„Sie haben die Falle ausgelöst.“

Das klang nicht gut, entschied der Youkaifürst, in Sorge um seine Gefährtin und seinen Bruder. Andererseits waren beide auch nicht der Typ, der in eine Falle lief und die Hände in den Schoß legte. Er musste diesen Schatten besiegen, so rasch es ging.
 

Während sie sich durch die Halle trieben, mal näher, mal weiter weg von der Hitze des Feuers, suchte Sesshoumaru eine Gelegenheit, mit Tenseiga so zuzuschlagen, dass er diesen Schattenkrieger ein für alle Mal vernichtete.

Doch plötzlich dämmerte ihm etwas ganz anderes. Keiner der Drachenkönige, die diese Prüfung bestehen mussten, konnte ein Schwert wie seines besessen haben.

Wie also hatten sie den Schatten besiegt? Wie lautete die wahre Lösung?

Töten wohl nicht, denn sonst wäre der Schatten nicht mehr hier gewesen. Oder gab es für jeden Prüfling einen neuen? Er sprang ein wenig zurück und warf einen raschen Blick umher. Außer den steinernen Wänden und dem Feuertopf war jedoch nichts in diesem Raum, sah man von dem Holzstoß dort hinten ab. Aber immer drängender wurde das Gefühl, etwas übersehen zu haben.

Wenn er die Taktik des Schattens in den letzten Minuten richtig analysierte, versuchte dieser, möglichst vom Feuer wegzubleiben. Hatte das einen Grund oder war es Zufall? Er betrachtete den schwarzen Krieger noch einmal, als ihm auf einmal bewusst wurde, dass dieser keinen Schatten warf. Bei ihm selbst zeichneten die flackernden Flammen seinen Schattenriss an die Wand.

Schatten. Und Feuer.

Natürlich. Mit einem weiten Satz sprang er zu dem Holz. Noch in der Luft schob er sein Schwert zurück, fasste ein Holzscheit, nur, um unverzüglich zurück in die Nähe des Feuers zu gelangen und diesen anzuzünden.

Zufrieden bemerkte er, wie der Schatten sofort zurückwich.

Als er das brennende Scheit emporhob, um das Licht auf seinen Gegner fallen zu lassen, war er dennoch über die Auswirkungen überrascht. Im gleichen Moment, in dem dieser mit der Helligkeit in Berührung kam, schrumpfte er. Sesshoumaru trat näher. Der Schemen wurde immer kleiner, ehe er ganz verschwand. Nur das Schwert blieb übrig, fiel klirrend auf den Boden.

Der Hundefürst warf das Holz ins Feuer. So also war diese Aufgabe gemeint gewesen. Die Prüfungen schienen doch etwas anderes zu bedeuten, als Kämpfe auf Leben und Tod. Nun, diesmal. Was war das jedoch für eine Falle, von der der Schattenkrieger gesprochen hatte? Er drehte sich um, um die Treppe hinaufzusteigen.
 

Inuyasha, Shiro und Suisei hatten etwas fassungslos das Verschwinden der Tür bemerkt.

„Langsam geht mir das hier auf die Nerven“, knurrte der Hanyou dann: „Geht mal zur Seite. Oder wer hat diesmal was dagegen, dass ich Tessaiga einsetze?“

„Warte!“ Shiro lauschte: „Wir wissen nicht, was als nächste Falle ausgelöst wird. Wir müssen warten, bis der Taishou und…und Sora hier sind.“ Warum nur fiel es ihr so schwer, die Drachenkönigin in dieser Prüfung als Partnerin ihres Gefährten zu akzeptieren? Das war einer Youkai, zumal einer Fürstin, unwürdig, über Dinge nachzudenken, die nicht geändert werden konnten. Sora war die geborene Königin der Drachen und dies war die Drachenprüfung. So war es. Und dennoch sträubte sich etwas in ihr dagegen, eine andere Frau an der Seite ihres Gefährten zu sehen.

„Na schön.“ Ihr Schwager wollte sich nicht unbedingt vor diesem Drachenschamanen blamieren. Sonst wäre es wenigstens in der Familie geblieben.

„Überdies, Inuyasha-sama, “ ergänzte der Drache: „Könnte es sein, dass sich die Tür dann von allein wieder zeigt, wenn der Schützer der Drachen das Ziel der Prüfung erreicht hat, was auch immer das ist.“

„Erwähnte ich schon einmal, dass ich es hasse, einfach herumzustehen?“ Inuyasha lauschte jedoch auch: „Was hast du?“

Die Hundefürstin, der das galt, sah zu ihm: „Jemand kommt.“

„Suisei, Shiro-sama? Prinz Inuyasha?“ fragte die Drachenkönigin jenseits der Mauer. Anscheinend war auch für sie nur noch eine Wand sichtbar.

„Wir sind hinter der Mauer!“ schrie Inuyasha zurück: „Irgendjemand fand es witzig, uns hier einzusperren. Was ist mit Sesshoumaru? Was trödelt der herum?“

„Er schickte mich weiter. Da war ein Krieger, ein Schatten nur.“ Sie tastete die Wand ab, hinter der sie die Stimme gehört hatte: „Kann ich etwas tun?“

„Warte, bis er hier ist. Dann kann Inuyasha die Wand aufbrechen, “ sagte Shiro, was in dem zuhörenden Suisei die Erkenntnis weckte, dass die Gefährtin und der kleine Bruder des Herrn der Hunde keinen Moment daran zweifelten, dass dieser gegen einen Schattenkrieger gewinnen würde. Was konnte der Anführer der Youkai in einem Kampf ausrichten? Er selbst war nicht bei der verheerenden Niederlage im Süden dabei gewesen, aber überlebende Drachen hatten erzählt, dass nur die vier ersten Hunde der Rangliste sie angegriffen hatten, allein der Hundeclan. Sein Blick glitt nachdenklich zu dem Hanyou. Also war auch er unter diesen gewesen. Wie mächtig war diese Familie?
 

Sie warteten Minuten lang. Inuyasha hatte sich gerade zur Meuterei aufgerafft, als vollkommen unerwartet die Wand vor ihren Augen zu verschwimmen begann, erneut eine Tür auftauchte.

„Na also, “ kommentierte er und öffnete sie.

Draußen atmete die Drachenkönigin erleichtert auf: „Es geht Euch gut?“

„Er hat gewonnen.“ Shiro blickte bereits zur Treppe, wo ihr Gefährte zu wittern war. Anscheinend öffnete sich die Falle, sobald dieser ominöse Schattenkrieger besiegt war.

Sesshoumaru kam und sah befriedigt, dass alle anwesend waren. „Die Falle?“

Suisei übernahm den kurzen Bericht: „Leider ist der Smaragd aus dem Juwel nun verschwunden, Sesshoumaru-sama.“

„Nein!“ Sora hatte sich das Amulett ein wenig vom Hals gezogen: „Hier. Er ist hier!“ Wie war er dorthin gekommen? Sie hatte nicht das Geringste bemerkt.

Das konnte nur bedeuten, dass sie die erste Aufgabe gelöst hatten. Warum auch immer. Immerhin waren doch Mitglieder der Gruppe in eine Falle gegangen. Kam es wirklich nur darauf an, was der Herr der Drachen entschied? Zufrieden blickte sich der Hundefürst noch einmal um. Erst jetzt entdeckten alle eine weitere Tür. Nicht im Zweifel, dass dies der Weg in die nächste Prüfung sein sollte, ging er darauf zu.
 

Yuri und Akamaru saßen im Arbeitszimmer des Herrn der westlichen Gebiete. Der Regent schüttelte etwas den Kopf.

„Ich weiß, Yuri“, sagte Akamaru daher: „Miyaki hat sich von ihrer Entführung und ihrem...ihrem Tod bei Daiki noch nicht ganz erholt. Aber ich möchte sichergehen, dass wir nicht zu überheblich waren, dass...nun, dass der Taishou nicht getäuscht wurde.“

„Ich schüttelte nicht wegen dir oder Miyaki den Kopf“, antwortete sein Cousin unverzüglich. „Ich würde auch auf das hören, was Myu meint. Ich denke, Frauen haben da eine andere Phantasie, andere Gedanken. Sie spüren es mehr, wenn etwas nicht stimmt, glaube ich. Ich kann mir zwar nicht vorstellen, dass es jemand schaffen könnte, Sesshoumaru anzulügen, aber vielleicht war weder Sora noch Hayao klar, dass es eine Lüge war. Womöglich wurden SIE getäuscht. - Nein. Mir fiel nur gerade ein: der Oberste Schamane der Drachen bat mich, ihn nach Le-chan-po gehen zu lassen, da er sich schlecht fühlt. Er sah auch wirklich so hinfällig aus, derart schwach, dass ich ihm die Erlaubnis erteilte. Im Augenblick sind am Drachenheiligtum nur Reiri und noch ein Schamane. Reiri ist jetzt der Stellvertreter, nachdem dieser Tsuko hoffentlich für immer verschwunden ist.“ Gewisser Zorn lag in seiner Stimme. Er konnte nicht verzeihen, was Tsukos Plan für Myu bedeutet hätte.

„Hayao ist ein alter Drache. Das muss nichts bedeuten. Aber….“ Der rothaarige Fürst brach ab.

„Aber. Genau das.“ Yuri sah zu seinem Cousin: „Ich halte dich für einen guten Strategen, Akamaru. Was schlägst du vor?“

„Danke.“ Immerhin war Yuri ranghöher: „Du und Myu solltet vielleicht die Bannkreise überprüfen. Niemand sollte durch die Elementmagie kommen. Ist dort alles in Ordnung, ist es zumindest kein Fremder. Die Kinder, Arashi und Seiko, können derweil zu Miyaki. Katsumaru wird sich über Besuch sicher freuen. Und dort ist das Heer. Ich selbst werde nach Le-chan-po gehen und auf der Dracheninsel mit Hayao reden. Womöglich weiß er mehr, als er uns gesagt hat, weil er es nicht für wichtig hielt. – Oder aber, die Amulettprüfung ist vollkommen der Tradition und Sitte entsprechend. In diesem Fall liegt alles bei Sesshoumaru und Inuyasha. Und natürlich nee-chan.“ Und den Drachen, aber das war ja auch ihre Prüfung. Überdies nahm er an, dass sie es ohne die Youkai nicht schaffen würden. Sora hatte auf ihn einen ehrenhaften, netten Eindruck gemacht, aber nicht den einer Kriegerin.

„Klingt vernünftig. Und wenn wir trotz aller Mühen nichts finden, hat sich Miyaki wohl geirrt.“ Um Yuris Mund zuckte ein Lächeln: „Nun, dann kannst du sie wenigstens beruhigen.“

„Gut.“ Akamaru erhob sich.
 

Die Fünf bemerkten erstaunt, dass sie sich wieder in der quadratischen Halle befanden, von der aus sie aufgebrochen waren. Immerhin hatten sie schon ein Juwel des Heiligen Amuletts. Sora betrachtete es fast ein wenig erleichtert. Bislang schien doch alles glatt zu gehen.

„Die nächste Tür!“ Suisei deutete darauf, um rasch zu ergänzen: „Sesshoumaru-sama.“

Dieser ging darauf zu und öffnete. Er wollte dies keinem anderen überlassen. Wer wusste schon, was dahinter auf sie wartete, und er war der Anführer. Sein Ehrbegriff hätte nie zugelassen, sich hinter einem anderen zu verstecken. Er blieb stehen und musterte den Aufbau vor ihnen. Die anderen schlossen auf.

„Ein Labyrinth?“ Sora fixierte das Gewirr aus quadratischen Röhren vor sich, dessen Öffnung auf sie zeigte.

„Es sieht so aus, meine Königin.“ Suisei blickte sich rasch um. Aber in dieser Welt schien es außer dem nichts zu geben.

Statt einer Antwort ging der Hundefürst auf das schwarze Loch zu. Ganz offenkundig sollten sie in das Labyrinth aus Röhren gehen, wohl auch hindurch finden. Ob es dort drin weitere Hindernisse geben würde, würden sie sehen. Es war sinnlos, sich zuvor Gedanken zu machen oder etwas zu planen. Der Weg war breit genug, dass sie zu zweit nebeneinander gehen konnten. So wandte er etwas den Kopf: „Shiro, Sora. Inuyasha und Suisei machen den Abschluss.“ Dann betrat er den dunklen Eingang.

Kaum, dass alle fünf die Röhre betreten hatten, gab es hinter ihnen einen dumpfen Knall. Noch während sie herumfuhren, wussten sie bereits, dass der Rückweg versperrt worden war. Eine Metallplatte blockierte nun den Eingang. Gleichzeitig glühten die Röhren in einem warmen Licht auf, erhellten das Gewirr aus Abzweigungen und Biegungen.

„Na, wunderbar, “ sagte Inuyasha sarkastisch: „Immerhin haben sie das Licht angemacht, wer auch immer.“ Erst dann fiel ihm ein, dass wohl keiner der anderen vier mit elektrischem Licht Bekanntschaft gemacht hatte. Aber natürlich fragte niemand nach. Wäre ja wohl auch unter der Würde der hohen Herrschaften gewesen.

Shiro sah sich rasch um, prüfte die Luft. Aber sie konnte kein Hindernis, keinen Hinterhalt entdecken. Allerdings war dieser Wirrwarr an Wegen schon Falle genug. Der Ausgang war nicht zu wittern. Youkai konnten sich für gewöhnlich nicht verlaufen, aber sie hätte nicht zu sagen vermocht, in welcher Himmelsrichtung der Ausgang liegen sollte. Möglicherweise gab es auch mehrere. Diese Drachenprüfungen waren irgendwie schon recht ungewöhnlich. Sie sah zu ihrem Gefährten.

Der Youkaifürst warf einen raschen Blick zurück: „Suisei?“

„Ich bedauere, Sesshoumaru-sama. Ein solches Labyrinth kommt in keiner Schriftrolle vor, die ich in meiner Ausbildung je las. Es gibt keine Sage dazu.“ Der Drache sagte lieber nicht, dass sie wohl mit Versuch und Irrtum den Weg durch diese Irrgänge finden mussten. Immerhin hätte das bedeutet, dem gegenwärtigen Herrn der Drachen eine Fehlentscheidung zu unterstellen. Allerdings würde es gewiss welche geben. Es sei denn, die Hundeyoukai wären in der Lage, den Ausgang zu wittern.
 

Die Wanderung durch die quadratischen Gänge schien endlos zu dauern. Das Licht blieb stets gleich, die Wände sahen vollkommen identisch aus, in welche Richtung sie auch liefen. Es war nur das Metall zu wittern, kein Geräusch zu hören. Manchmal stieg die Röhre steil an oder fiel ab, so dass sie behutsamer gehen mussten, um nicht abzurutschen. Der Drachenkrieger bemerkte dabei zum ersten Mal, dass Inuyasha keine Schuhe trug. Und dass dessen Füße eben nicht menschlich waren, am ehesten noch Halt auf dem glatten Eisen fanden.

Suisei gab sich zu, nie zuvor einen Hanyou gesehen zu haben. Er wusste nur, dass solche Mischlinge eigentlich verachtet wurden. Er hatte sich bereits gewundert, warum die Nummer Zwei der Hunde ausgerechnet ein solcher Hanyou war. Überdies war der von beklagenswerter Selbstbeherrschung. Aber irgendwie musste er Leute wie diesen Yuri oder den Fürsten aus dem Süden dazu gebracht haben, sich ihm unterzuordnen. Wie? Welche Fähigkeiten besaß der Hanyouprinz?
 

Sesshoumaru zögerte an keiner Ecke, den Weg weiter zu gehen, obwohl er keinerlei Anhaltspunkte für einen Ausgang finden konnte. So trafen sie immer wieder auf blinde Gänge, die sie zum Umdrehen zwangen. Er fand es ärgerlich, aber das war wohl nicht zu ändern. Es gab sicher eine Möglichkeit, diesem Labyrinth zu entkommen. Bislang war die Drachenprüfung eigentlich so gewesen, wie er es im Vorfeld vermutet hatte: der König sollte erprobt, nicht vernichtet werden. Allerdings hatte er langsam das Gefühl bekommen, dass auf Versagen durchaus eine Strafe stehen würde. Fragte sich nur, welche, außer dass mit dem Amulett wohl auch das Königtum der Drachen verschwinden würde, den Clankriegen Tür und Tor geöffnet würde.

Shiro konnte sich vorstellen, dass ihr Gefährte ebenso ahnungslos war, welchen Weg sie nehmen sollten, wie sie selbst. Aber solange sie auf keinen Hinweis stießen, mussten sie eben den Irrgarten absuchen. Auch vor dem Smaragdturm hatte es einen Wink gegeben, den der kleine Drache gebracht hatte. Das konnte hier auch passieren. Überdies war es mehr als unschicklich, einen Fürsten darauf hinzuweisen, dass er ahnungslos sei – zumal, wenn man selbst keinen besseren Vorschlag machen konnte.
 

Sie wussten nicht, wie viel Zeit verstrichen war, als Sesshoumaru an einer Kreuzung stehen blieb. Die anderen schlossen auf. Sie alle waren sich im Klaren, was geschehen war.

Inuyasha war allerdings der Einzige, der es aussprach: „Wenn ich mich nicht irre, waren wir hier schon dreimal.“

Die feinen Hundenasen konnten es nur zu gut wahrnehmen.

Sein Halbbruder fühlte in sich gewissen Zorn aufsteigen, so vor allen kritisiert zu werden, aber er wusste, dass der Hanyou Recht hatte: „In der Tat. Wenn du eine Idee hast, nur zu.“

„Wir sind alle diese vier Gänge schon abgelaufen, aite….“ Shiro korrigierte sich eilig: „Sesshoumaru-donno.“ Sie konnte sich und die anderen in jeder Richtung wittern.

„Ja“, gab die Drachenkönigin zu. Drachen besaßen nicht den Geruchssinn von Hundeyoukai, aber ein besseres Gefühl für Wege unter der Erde: „Aber das kann nur bedeuten, dass….“ Sora brach ab. Sie hatten sich in einem Abschnitt dieses Labyrinths verfangen, verlaufen. Irgendwo musste der Abzweig in den richtigen Weg zu finden sein. Nur, wo?

„Ich habe eine Idee“, sagte Inuyasha derweil: „Aber gegen die hast du sicher wieder was einzuwenden.“ Und da ihn Sesshoumaru unverzüglich ansah: „Na, Tessaiga.“
 

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Hätte jemand gewettet?

Im nächsten Kapitel: Die Krieger aus Metall wird man auch sehen, was dieser Vorschlag brachte.

Akamaru und Yuri beginnen nachzuforschen - und der Oerste Drachenschamane hat eine Unterhaltung.
 

Wer so nett ist, mir einen Kommentar zu hinterlassen, erhält, wie gewohnt, eine ENS, wenn ich sehe, dass das neue Kapitel freigeschaltet wurde.
 

bye
 

hotep

Die Krieger aus Metall

5. Die Krieger aus Metall
 

Sesshoumaru sah seinen jüngeren Bruder an.

Tessaiga?

Meinte der Hanyou damit, sich einfach einen Weg aus diesem Irrgarten frei zu schlagen? Das war jetzt schon das dritte Mal, dass er sein Schwert als Vorschlag brachte. Gewöhnlich hätte er fast automatisch „nein“ gesagt, aber er hatte in den vergangenen Jahren gelernt, dass Inuyasha manchmal den Nagel auf den Kopf traf. Nun, manchmal, aber wenn, dann genau.

Sie waren jetzt schon Stunden in dem Labyrinth herumgeirrt, ohne einen Ausweg zu finden. War es möglich, dass es gar keinen Ausgang gab?

Auch bei der Prüfung im Smaragdturm war die offensichtliche Aufgabe, das Juwel aus dem Amulett zu finden und dafür den Wächter des Turms zu töten, nicht die Lösung gewesen. Konnte es hier ebenso sein? Lautete die Aufgabe, einen Weg aus den Irrgängen zu finden? Nur dies, ohne dass es bereits einen Weg gab?

Er warf einen Blick zu den metallenen Wänden. Magie war keine festzustellen. Es sollte also möglich sein. Ohne ein Wort zu sagen, wich er zurück, eine Geste, die seine Gefährtin und die Drachen bewog, sich ebenfalls zurückzuziehen.
 

Inuyasha dagegen grinste, als er Tessaiga zog. Endlich durfte er mal zeigen, was er konnte. Der Macht der Windnarbe hatten doch diese dämlichen Rohre nichts entgegen zu setzen. Ein wenig überrascht war er schon, dass der Herr Halbbruder ihm die Lösung dieses Problems zutraute, aber immerhin hatte er ja auch die Piraten besiegt, gegen die Drachen wirklich keinen schlechten Eindruck gemacht. Apropos Drachen: dieser Suisei, dieser von sich so eingenommene Schamanenkrieger, sollte mal sehen, was ein Hanyou drauf hatte. Natürlich hatte der nichts zu ihm gesagt, aber Inuyasha war zu erfahren darin, abschätzige Mienen zu erkennen. Er warf einen Blick zur Seite, um sicherzugehen, dass niemand in der Bahn stand, als er die verbreiterte Klinge hob.

„Kaze no kizu!“

Die Macht der Windnarbe fegte durch die Wand vor ihm, als bestünde sie nur aus Papier. Es entstand ein ohrenbetäubendes Krachen, als auch dahinter liegende Rohre zerfetzt wurden, sich die Energie eine Schneise bahnte. Als sich der Staub legte, Ruhe einkehrte, packte sich Inuyasha zufrieden die Klinge auf die Schulter. Tiefe Kratzer im Boden, vollkommen zerfetzte Rohre, soweit er sehen konnte. Dahinter dehnte sich eine sandige Ebene. Der Weg aus diesem Irrgarten war frei.

Sesshoumaru stand neben ihm: „Gehen wir.“

Der Hanyou schob sofort sein Schwert zurück, mittlerweile vertraut genug mit der schweigsamen Art seines Halbbruders, um ein verstecktes Lob zu hören. Er warf einen raschen Blick zu den Drachen. Sora und Suisei verzogen natürlich keine Miene, aber wenn er sich nicht täuschte, waren sie beeindruckt.
 

Das entsprach den Tatsachen. Die Königin hatte zwar gewusst, dass er diesen Angriff auch gegen die Drachenheere eingesetzt hatte, aber sie hatte die Wirkung nicht beobachten können. Der Schamane hatte sich dagegen schon gefragt, wie stark die Nummer Zwei der Hunde wohl sein mochte. Und er gab sich nicht der Täuschung hin, dass der Hanyou mit aller Kraft zugeschlagen hatte. In einem ernsten Kampf, wenn es um Leben und Tod ging, würde Inuyasha gewiss noch mehr Nachdruck hinter diese Attacke setzen. Langsam wurde ihm klar, warum nur vier Hundeyoukai ein Drachenheer besiegen konnten. Und vor allem: welche Macht besaß dann Sesshoumaru? In jedem Fall waren das keine Leute, die man ungestraft herausfordern würde.
 

Die fünf wanderten durch die Schneise. Dabei wurde ihnen bewusst, wie groß der Irrgarten eigentlich gewesen war. Und trotz allem Umsehen konnten sie keinen Ausgang finden. War Inuyashas Lösung wirklich die einzig richtige gewesen? Aber das würden sie erst erfahren, wenn sich ein weiteres Juwel in das Amulett eingefügt hatte. Nur dann wäre diese Prüfung bestanden. Und bislang hatte sich nichts verändert. Kam da noch etwas?
 

Shiro hob ein wenig den Kopf, aber sie wollte nichts sagen. Sesshoumaru würde es ebenfalls bemerkt haben. Sie konnte vor ihnen Personen wittern, die offenbar Rüstungen anhatten. Ein weiteres Hindernis? Oder jemand wie diese kleinen Drachen, die ihnen die Briefe überbracht hatten? Zum ersten Mal fiel ihr auf, dass der erste Bote ein Kind gewesen war, und auch der zweite zu klein, als dass sie ihn für einen Gegner hatten halten können. Ob das mit Absicht so gewählt worden war? Wer war wohl der Prüfer, der Erschaffer dieser Welt? Wie alt und mächtig musste ein solches Lebewesen sein, das seit unvordenklichen Zeiten den Drachenkönig prüfen konnte? Viele Fragen. Aber da sie im Augenblick darauf keine Antwort bekam, schob sie ihre Gedanken weg.

Wichtiger war nun, wer die fünf Leute waren, die dort auf dem Sand auf sie warteten. Alle fünf trugen Rüstungen, Helme, die auch die Gesichter verbargen, Schwerter in der Scheide.

Sesshoumaru blieb stehen. Seine Begleiter kamen sofort rechts und links neben ihn.

„Na, es wäre ja auch zu schön gewesen, wenn das dämliche Labyrinth schon alles gewesen wäre“, murmelte sein Halbbruder und fasste bereits an sein Schwert.

„Wir sind fünf und ihr seid fünf“, sagte einer der Krieger: „Wir werden kämpfen. Siegt eure Gruppe, könnt ihr dieser Welt entkommen. Siegen dagegen wir, wird euch der Ausgang für immer verschlossen bleiben.“

„Reizende Aussicht“, kommentierte Inuyasha: „Na schön…“

Shiro witterte noch einmal, ehe sie leise feststellte: „Sie haben den gleichen Geruch wie Hai, der Elementgeist des Metalls, gegen die ich kämpfte.“

Sesshoumaru war alarmiert. Gegen die Elementgeister hatten auch noch so starke Youkai kaum Chancen. Es war Shiro und Yuri schwer genug gefallen, diese Duelle zu überleben. So fragte er: „Seid ihr Abkömmlinge eines Elementgeistes?“

„Nein. Wir sind Metall. Wir leben nicht.“ Die fünf Krieger wichen weit auseinander, um sich so jeweils als Kampfpartner anzubieten.

Suisei hatte es erstaunt gehört. Die Hundefürstin hatte einmal gegen einen Elementgeist, einen Drachendämon, gekämpft? Und das überlebt? Doch, fiel ihm nun ein, es war Tsuko gelungen, Elementgeister zu beschwören, die jetzt Prinzessin Myu gehorchten. Aber er hätte nie gedacht, dass sich der Hundeclan in einem direkten Kampf den Elementen gestellt hatte. Das war äußerst interessant. Aber er sah in den nun bevorstehenden Duellen ein wesentlich dringenderes Problem: Sora. Er nahm nicht an, dass ihre Kampffähigkeiten über gelegentliches Training hinausgingen. Es war seine Pflicht, seine Königin zu beschützen. Also müsste er mit seinem Gegner rasch zu Rande kommen, um ihr beistehen zu können. Immerhin brauchte er sich nicht um die Youkai oder den Hanyou zu kümmern. Offenbar waren die in der Lage, allein zu recht zu kommen. Er sah, wie Sesshoumaru nickte. Inuyasha und Shiro wichen unverzüglich seitwärts, um jeweils auf einen der Metallkrieger zuzugehen. So tat auch Suisei dies, seiner Königin einen besorgten Blick zuwerfend. Aber sie schien ruhig zu sein.
 

Sora nahm sich zusammen. Ihr war klar, dass ihre Fähigkeiten weit unter denen eines ausgebildeten Kriegers lagen, aber sie hoffte, lange genug durchhalten zu können, damit einer der anderen ihr helfen konnte. In jedem Fall sollte sie sie nicht damit belasten, dass sie ihre Unsicherheit zeigte, sie damit womöglich ablenkte. Sie hatte bereits die Besorgnis des Kriegerschamanen bemerkt.
 

Sesshoumaru ging dem mittleren der Krieger entgegen, in dem er den Anführer vermutete. Dieser legte die Hand an das Schwert, auch diese mit metallenen Handschuhen geschützt. „Du bist also der Herr der Drachen“, stellte er fest. „Ich bin Hitotsu.“ Er zog.

Der Hundeyoukai folgte diesem Beispiel. Er würde sich diesen Lebensmüden rasch vom Hals schaffen müssen. Sora war mit Sicherheit die schwächste Kämpferin unter ihnen, also am ehesten in Lebensgefahr. Ohne die Drachenkönigin wäre allerdings die Prüfung des Amuletts sicher nicht zu bestehen. Überdies war sie seine Nebenfrau, wenn auch nur dem Namen nach, und es würde ihm zutiefst widerstreben, käme ihm Suisei zuvor. Der besorgte Blick, den dieser auf Sora geworfen hatte, war ihm nicht entgangen. Er sprang auf Hitotsu zu, der seine Klinge zu einer Parade empor riss.
 

„Mein Name ist Futatsu.“ Der Krieger aus Metall zog: „Ich habe noch nie gegen einen Mischling gekämpft. Hoffentlich hast du was drauf.“

„Oh, du wirst dich wundern.“ Inuyasha hielt Tessaiga seitwärts: „Aber mal ehrlich, wer hat euch denn eure Namen gegeben? Einfach durchnummeriert? Wie einfallslos.“

„Mehr ist nicht notwendig. Wie heißt du?“

„Inuyasha.“ Er bemerkte, dass sein Gegner in die Luft sprang und rechnete mit dem ersten Angriff von oben, packte Tessaiga mit beiden Händen, um den Schlag Kraft gegen Kraft zu parieren. Für einen Augenblick sprühten die Funken, als Metall auf Metall knirschte, ehe Futatsu zurücksprang.

„Nun, ein Schwächling bist du nicht, Halbblut. Sehr schön. Dann macht es mehr Spaß.“

„Ich habe dir meinen Namen gesagt!“ fuhr Inuyasha auf.

„Ich werde ihn auf deinen Grabstein setzen.“ Sie rannten aufeinander zu.
 

Shiro war vor ihrem Gegner stehen geblieben. Die Witterung war nur Metall, das Gesicht hinter dem Helm verborgen. Sie vermutete einen Mann, aber letztlich war dies einerlei: „Ich muss dich töten“, stellte sie nur fest.

„Du müsstest mich zerlegen oder kampfunfähig machen. Töten kannst du mich nicht, da ich nicht lebe. - Ich bin Mittsu, der dritte der Krieger. Und ich werde mich nie von einem Weib besiegen lassen.“

„Du wirst es müssen. Ich bin Shiro.“ Sie zog Daketsaiga. Da hatte jemand etwas gegen kämpfende Frauen? Umso besser. Dann würde dieser Mittsu sie unterschätzen.

„Und das soll mir etwas sagen? Shiro.“ Mittsu nahm sein Schwert: „Du bist ja nicht einmal eine Drachin, nur eine Youkai. Und guck nur, wie erbärmlich die Drachenkönigin gegen Yottsu aussieht.“

Shiro beging nicht den Fehler, den Kopf von ihrem Gegner abzuwenden. Zum einen war sie zu kampferprobt dazu, zum zweiten war ihr klar, dass Sora noch nicht in einem Duell stecken konnte, waren sie selbst und Inuyasha doch als erste losgegangen.

Mittsu klang erheitert: „Du beobachtest mich? Nun, das wird dir nicht nützen. Du kannst weder mein Gesicht noch meine Augen erkennen.“

Das stimmte. Dies würde die Sache etwas erschweren, aber Shiro sah keinen Grund, bereits vor Beginn eines Kampfes aufzugeben. So hob sie ihre Klinge ein wenig, betrachtete die ihres Gegners. Das würde ihr Anhaltspunkt sein. Und falls dieser Mittsu annahm, gegen sie leicht gewinnen zu können, unterlag er einem tödlichen Irrtum.
 

Sora bemühte sich, ihre Unsicherheit nicht zu zeigen. Aber einem Kämpfer mit Maske war sie noch nie gegenübergestanden.

Ihr Widersacher nickte leicht. „Welche Ehre, die Königin. Ich bin Yottsu.“ Im nächsten Augenblick rannte er auf sie zu, im Laufen ziehend.

Sora wurde klar, dass er ihre Besorgnis bemerkt hatte und vermutlich ihre Fähigkeiten durchaus richtig einschätzte. Nun, dann würde sie ihm wohl zeigen müssen, dass sie besser war, zumindest, wenn sie solange überleben wollte, bis einer der anderen ihr helfen konnte. Eilends nahm sie ihr Schwert und fing den Hieb Stahl auf Stahl ab. Zum Glück hatte sie wenigstens eine Kampf-Ausbildung erhalten, wenn auch nie in einem wirklichen Streit eingesetzt.
 

Suisei hatte ihr noch einen raschen Blick zugeworfen, aber ihm war klar, dass er sich zunächst um seinen eigenen Kontrahenten kümmern musste. So ließ er seinen Schamanenumhang zu Boden gleiten, um nicht dadurch behindert zu werden.

„Ein Schamane mit Schwert“, stellte sein Gegner fest: „Mal etwas Neues. Ich bin Itsutsu.“

„Suisei.“ Er zog. „Auf einen guten Kampf.“

„Oh, er wird kurz sein. Du bist ein Lebewesen aus Fleisch und Blut, Drache. Ich nicht.“
 

Inuyasha hatte unterdessen bemerkt, dass gewöhnliche Schwertattacken gegen seinen Gegner nichts ausrichten konnten. Der Stahl der Rüstung machte Futatsu praktisch unangreifbar. Kein Wunder, dass diese komischen Metallkrieger so selbstsicher gewesen waren. Aber das würde ihnen nichts nützen, nicht gegen ihn, gegen Sesshoumaru oder Shiro. Dieser Suisei war eine unbekannte Größe.

Er sprang ein wenig zurück. Soweit er erkennen konnte, waren sie alle ganz gut beschäftigt, vor allem aber Sora. Er wechselte ein wenig die Richtung, um besser zu ihr sehen zu können. Die Drachenkönigin steckte in Schwierigkeiten. Ihre Paraden waren Stahl auf Stahl, Kraft gegen Kraft, und das würde sie nicht lange durchhalten. Er musste ihr irgendwie helfen. Suisei schien mit seinem Gegner ja noch eine Weile zu brauchen. Nur wie? Immerhin hatte er selbst hier ja auch einen Widersacher.

Futatsu blieb stehen und musterte ihn: „Schon müde, Mischling? Dann werde ich dich mal von deinen Qualen erlösen.“

„Keh! Ich habe mich noch nicht einmal aufgewärmt, du Blechdose.“ Besorgt sah er, dass der vierte Krieger es geschafft hatte, Sora zu entwaffnen. Ihr Schwert flog beiseite und sie fiel auf die Knie, hielt sich das Handgelenk. Das musste jetzt schnell gehen, oder sein Bruderherz hatte gleich eine Ehefrau weniger. Und dies würde sicher Ärger mit den Drachen geben.
 

Suisei hatte es ebenfalls gesehen. Er musste seine Königin sichern. Ohne weiter nachzudenken, lief er in ihre Richtung, nur, um festzustellen, dass Itsutsu weit springen konnte, nun zwischen ihm und Sora stand.

„Nichts da! Wenn du es vergessen hast, ich bin dein Gegner! Du kannst den anderen erst helfen, wenn du an mir vorbei bist.“ Itsutsu hielt seine Klinge schräg vor sich: „Aber du wirst nicht an mir vorbeikommen.“

Der Schamane presste unwillkürlich etwas die Lippen zusammen. Er musste, wollte seine Königin schützen. Und wenn das nur über die Leiche dieses Idioten ging, schön. „Ich werde!“ Zum ersten Mal griff er an.

Itsutsu nahm an, dass der Drache nun gereizt sei, unaufmerksam, erwartete einen blindwütigen Angriff. So wurde er vollkommen überrascht, als Suisei emporsprang., mit einem Überschlag über ihn hinweg schnellte. Im gleichen Augenblick, als er mit dem Kopf nach unten über dem Metallkrieger schwebte, schlug er zu, gegen dessen Hals zielend. Zwischen Helm und Rüstung war ein Spalt. Und er hoffte, den zu treffen.
 

Hayao, der Oberste Schamane der Drachen, wandte ein wenig den Kopf, um dem Heiler zuzusehen, der sich gerade die Hände in einer Schüssel wusch. Er kannte Hoshi schon so lange. Zu lange, als dass er nicht dessen Besorgnis erkannt hätte.

„Mein lieber, vertrauter Freund“, sagte er darum: „Ich bin mir im Klaren, dass ich ein sehr alter Drache bin. Das war nicht der Grund, warum ich dich herbat. Sag mir nur, wie lange ich noch zu leben habe. Kann ich das Ende der Amulettprüfung noch erfahren?“

Hoshi trocknete sich die Hände ab, ehe er sich umdrehte, neben seinem Patienten niederließ: „Hayao …Du bist alt und weise. Die Prüfung ist in drei Tagen vorüber?“

„Mag sein. Es hängt von den Prüflingen ab.“

„Ich bin schon sehr lange Heiler. Und ich lernte, dass man einem Patienten nie versprechen sollte, ihn zu heilen, oder auch, wie lange er noch zu leben hat. Aber in deinem Fall ist das etwas anderes.“ Hoshi betrachtete den Boden: „Sag, Hayao…seit wann fühlst du dich schwach?“

„Seit über einer Woche. Ich fühle mich nun auch geistig müder.“

„Was ist da genau geschehen?“

„Was meinst du?“ Aber der Schamane begriff: „Du suchst den Auslöser? Dann meinst du, dass es nicht nur das Alter ist?“

„Nein. Es ist nicht nur das Alter. Entweder bist du krank, was einem Wesen unserer Art gewöhnlich nicht widerfährt, oder aber dir wurde ein Gift verabreicht.“

„Gift? Aber wer sollte….“ Hayao brach ab: „Es sind gut zehn Tage her, seit ich auf einem Empfang war. Bei dir.“

„Ah, stimmt. Die drei neuen Heiler wurden begrüßt.“ Hoshi dachte nach: „Sonst war nichts?“

„Das war das einzige Mal, dass ich Getränke und Speisen zu mir nahm. Oder kann das Gift auch anderweitig verabreicht werden?“

„Ich vermute, nein, nur in einer Flüssigkeit. Nun, gleich. Ich werde dir etwas geben, das das Gift neutralisiert. Zum Glück hast du mich aus alter Freundschaft hergebeten. Denn dies ist ein Wissen, das nur wenige besitzen. Allerdings auch eines über solche Gifte. Wer auch immer es dir gab, muss ein Heiler sein. Und beging Verrat an unserem Berufsstand. Ich komme gleich zurück. Ich werde das Gegengift selbst ansetzen.“ Der Leiter der Heiler erhob sich: „Ich möchte nicht, dass, wer auch immer dieses feige Attentat verübt hat, erfährt, dass wir ihm auf die Spur kamen.“

„Du fürchtest einen neuen Angriff?“ Hayao atmete durch. Er war bereit gewesen, den Tod als unabänderliches Schicksal jedes Lebewesens anzunehmen. Aber die Tatsache, dass jemand sein Ende beschleunigen wollte, weckte seinen Widerstandsgeist.

„Möglich wäre es doch.“ Hoshi ging, ohne seine tiefe Besorgnis seinem Patienten zu zeigen.
 

**********************************************
 

Ein Drachenheiler versuchte, den Obersten Schamanen zu vergiften? Und dass, wo weder die Königin noch der Herr der Drachen greifbar sind? Das könnte Ärger geben.
 

Im nächsten, deutlich längeren, Kapitel kommt Akamaru nach Le-chan-po und erfährt die Neuigkeiten, die Duelle mit den Kriegern aus Metall gehen weiter und Myu-chan lernt einen jungen Drachen kennen.
 

Wer so nett ist, mir einen Kommentar zu hinterlassen, erhält, wie gewohnt, eine Info-ENS, wennich sehe, dass das neue Kapitel freigeschaltet wurde.Es wird allerdings erst am nächsten Samstag sein, da ich einige Tage nicht da bin.
 

bye
 

hotep

Verrat unter den Drachen

Etwas verspätet durch meinen Kurzurlaub hier das neue Kapitel.

Gift für den Obersten Schamanen? Es wird Zeit, dass sich jemand vom Hundeclan darum kümmert. Und jemand die Drachenkönigin vor den Kriegern aus Metall rettet....
 

6. Verrat unter den Drachen
 

Sesshoumaru hatte rasch festgestellt, dass sein Gegner ein erfahrener Schwertkämpfer war, auch große Sprünge hinlegen konnte. Aber das würde ihm nichts helfen. Er hatte keine Lust, sich länger als notwendig mit diesen Kriegern aus Metall zu beschäftigen. Sie waren allerdings keine Lebewesen, also würden gewöhnliche Schwertattacken keine Wirkung zeigen. Aber er hatte eine Idee. So sprang er zurück.

„Nicht schlecht, Herr der Drachen, “ sagte Hitotsu: „Aber das wird nicht gegen mich reichen. Mir will scheinen, dass diese Welt euer neues Zuhause wird.“

„In der Tat?“ Der Hundefürst landete mit einem Überschlag. Es war lange her, seit er auf der Skelettinsel mit dieser Attacke einen Wanderer zerstört hatte. Damals hatten Shiro und Akamaru sich an ihm rächen wollen. Wie viel war seit dem geschehen…

Er hob sein Schwert, spürte, wie sich seine eigene Energie mit der seiner Klinge verband. Hitotsu lief erneut auf ihn zu, sprang vor, um den nächsten Angriff zu starten, diesmal, um den Hundeyoukai zu töten. Sesshoumaru wartete ab, da er genau treffen wollte. Als sein Gegner nur noch zwei Schritte von ihm entfernt war, senkte er seine Klinge. Wie bläuliches Licht schoss sein Youki aus Toukejin genau in die Mitte des Metallwesens. Hinein, und nicht wieder hinaus. Zugleich sprang der Herr der westlichen Gebiete mit einem hohen Satz empor, um fast zehn Meter hinter seinem Gegner zu landen, bereits sein Schwert zurück in den Gürtel schiebend. Im nächsten Moment leuchtete das blaue Licht einer Explosion um Hitotsu, dann war dieser verschwunden. Er sah sich rasch um.
 

Inuyasha war seitwärts gesprungen, seine Waffe hoch über dem Kopf erhoben. Zum Glück war dieser Yottsu vorsichtig genug, zwischen Sora und ihr Schwert zu gehen, bevor er den letzten, den tödlichen Angriff startete. Das bedeutete, sein eigener Gegner und dieser Yottsu waren auf einer Linie. Er schwenkte Tessaiga ein wenig, um die Windnarbe zu finden.

„Was wedelst du denn da herum?“ erkundigte sich Futatsu überrascht: „Drehst du jetzt durch, Mischling?“

„Kaze no kizu!“

„Was…?“ Mehr brachte der Metallkrieger nicht mehr hervor, als die Energie bei ihm war, ihn buchstäblich in der Luft zerriss, weiter auf Yottsu zujagte. Dieser war auf Sora konzentriert, hatte er doch gegen sie schon gewonnen. Als er bemerkte, was da auf ihn zukam und herumfuhr, war es schon zu spät.
 

Suisei war gelandet, ein wenig ärgerlich, dass sein Schwertangriff abgeprallt war. Aber er hatte doch nicht damit rechnen können, dass der gesamte Körper seines Gegners hart wie Metall war. Er musste sich rasch etwas anderes einfallen lassen, wollte er seiner Königin helfen. Im gleichen Moment hörte er den Ruf Inuyashas, spürte zugleich entfernt eine große Menge Youki. Anscheinend waren die Halbbrüder mit ihren Widersachern fertig geworden. Aber er konnte es sich nicht leisten, sich umzudrehen, seinen Gegner aus den Augen zu lassen. Hoffentlich half einer der Hunde jetzt Sora….

„Na, das war wohl nichts, Drache. Hast du nicht zugehört? Wir bestehen nicht aus Fleisch und Blut.“

„Ja.“ Suisei begriff. Der Herr der Hunde hatte darum Energie eingesetzt. Nun, über Youki verfügte er auch. Er hatte zwar nie gelernt, wie man sein Schwert damit verbinden könnte, aber wozu hatte er eine Schamanenausbildung erhalten? Er hob seine Klinge, um Itsutsu von seinem wahren Vorhaben abzulenken, als er seine linke Hand an sein Schamanenamulett legte, sich darauf konzentrierte. Wie schon vor dem Smaragdturm entstand ein leuchtender Punkt an seinem Finger.

Der Metallkrieger sah es und griff an. Der Drache sah sich gezwungen, mit der Rechten, dem Schwert, den Angriff zu blockieren. Sein ursprünglicher Plan, mit seiner Energie Itsutsu aus der Ferne anzugehen, war gescheitert. Mehr instinktiv legte er seine Linke an die Rüstung seines Widersachers, ließ sein Youki in diesen fließen. Noch während Suisei zurücksprang, loderte die Energie um das Metall auf. Itsutsu schien sich aufzulösen. Der Schamanenkrieger fuhr herum und erkannte erleichtert, dass Inuyasha bei Sora stand.
 

Shiro hatte den vertrauten Anstieg des Youki ihres Gefährten gespürt und ebenfalls begriffen. Natürlich, diese seltsamen Krieger hatten ja gesagt, dass sie aus Metall bestehen würden. Kein normaler Schwertangriff würde sie verletzen können, zumal sie nicht am Leben waren. Inuyasha nutzte die Windnarbe, das hatte sie ebenfalls gehört. Nun gut. Sie hob Daketsaiga ein wenig, lud ihre Klinge mit ihrer Energie auf. Die eigentlichen Fähigkeiten ihres Schwertes lagen in der Verteidigung, aber das bedeutete nicht, dass sie nicht angreifen konnte. Mittsu hatte bislang stets Stahl auf Stahl attackiert, keinerlei Energie verwendet. Konnte oder wollte er nicht? In jedem Fall konnte sie ihm so nicht sein eigenes Youki zurückschicken. Aber das machte nichts. Sie hielt ihre Klinge seitlich.

Der Metallkrieger bemerkte natürlich, dass sie so ohne Deckung war und fand seine Meinung bestätigt. Sie war für eine Frau eine ganz talentierte Kämpferin, aber nun war sie müde, fing an, Fehler wie diesen zu machen. Und das war nun ihr Ende. Er stürmte los, bemüht, schnell genug zu sein, ehe sie ihr Schwert wieder vor sich bringen würde. Im gleichen Moment begegnete er ihrem Blick, grün und eisig wie ein Wintersee. Und er erfasste, dass er selbst den Fehler begangen hatte, noch ehe er das Youki erkannte, dass auf ihn zuschoss.
 

Sesshoumaru trat zu Sora und Inuyasha. Immerhin hatte sein Halbbruder sie gerettet, nicht dieser Drache. Das blieb sozusagen in der Familie.

Die Königin neigte derweil den Kopf. „Ich danke Euch, Prinz Inuyasha. Ihr habt meinem Sohn die Mutter erhalten.“

Natürlich, dachte Shiro, die ebenfalls herangekommen war, mit leiser Beschämung. Sora hatte ja auch einen kleinen Sohn zurückgelassen. Hakai war sogar jünger als ihre eigenen Welpen. Warum nur hatte sie das vergessen gehabt.

„Schon gut.“ Der Hanyou rieb sich über die Nase. Er mochte solche Danksagungen nicht gerade.

Der Hundefürst sah seitwärts: „Suisei.“

„Äh...ja, Sesshoumaru-sama?“ Wollte der ihn tadeln, weil er die Königin nicht beschützt hatte?

„Sowohl der Schattenkrieger im Smaragdturm, als auch diese Metallkrieger waren Wesen, die lebten, sondern nur existierten.“

„Ja. Ich bedauere allerdings, dass ich dazu nichts Genaues sagen kann. Es wäre möglich, dass, wer auch immer diese Prüfung des Amuletts schuf, kein Leben aufs Spiel setzen wollte, außer dem der Prüflinge.“

Oder nicht einmal das? Was steckte hinter diesen seltsamen Aufgaben? Sesshoumaru blickte unwillkürlich auf das Amulett, das am Hals der Drachenkönigin hing. Und er erkannte, dass ein zweites Juwel dort erschienen war, ein klarer Bergkristall. Sie hatten die zweite Prüfung bestanden.
 

Akamaru betrachtete ein wenig nachdenklich das Schloss auf der Insel Duenkor, der Hauptinsel des Archipels von Le-chan-po. Er war nie zuvor hier gewesen, aber er wusste, dass seine Zwillingsschwester dort gefangen gewesen war, die schlimmsten Stunden ihres Lebens verbracht hatte. Natürlich, ehe hier die Drachen angesiedelt wurden. Er bemerkte, dass die Drachen und Menschen in ihm einen Youkai erkannten, einen Hundeyoukai. Manche betrachteten ihn darum mit gewissem Ingrimm, aber selbstverständlich sagte niemand etwas dazu. Auch die Wachen ließen ihn durch. Nur einer fragte:

„Zu wem willst du…wollt Ihr?“ Er hatte plötzlich die roten Haare erkannt. Kein Hundeyoukai besaß das, außer dem Fürsten des Südens und seiner Zwillingsschwester.

„Hayao, der Oberste Schamane.“

„Wenn ich Euch einen Diener mitgeben darf, der Euch den Weg zeigt, Akamaru-sama?“

„Ja.“

So wurde der Herr der südlichen Gebiete kurz darauf in das Zimmer des Schamanen geleitet. Hayao und Hoshi waren überrascht, aber sie neigten höflich die Köpfe. Wenn sich ein Mitglied des Hundeclans hierher bemühte, so sicher nicht grundlos. War etwa die Prüfung schon vorbei? War etwas schief gegangen?

Akamaru ließ sich nieder: „Ein Heiler? Du bist in der Tat krank, Hayao? – Die Prüfung des Amuletts ist wohl noch nicht vorbei. Aber ich habe dennoch dazu einige Fragen.“

„Ich werde antworten, solange ich kein Geheimnis der Drachen verrate.“ Hayao setzte sich auf.

„Ich glaube nicht. – Habt ihr überprüft, ob tatsächlich die fünftausend Jahre um sind?“

„Äh…was meint Ihr? Das Amulett war verschwunden….“

„Also nein. Könnte es jemand gestohlen haben, um die Prüfung auszulösen oder gäbe es einen anderen Weg?“ Er sah rasch zu dem ihm Unbekannten. Die goldene Kette über dem roten Talar zeigte an, dass er wohl der Oberste Heiler war. Hayao schien ihm zu vertrauen.

„Nein, es ist unmöglich, das zu stehlen. Bedenkt, dass auch unter den Drachen nur sehr wenige wissen, wo sich das Heiligtum befindet, geschweige denn, wie man die magischen Sicherungen umgehen kann.“ Hayao betrachtete nachdenklich seinen Besucher. Seit sie gemeinsam an den Bannkreisen gearbeitet hatten, hatte er das Wissen des Fürsten schätzen gelernt. „Ich bin sicher, Akamaru-sama, dass das Amulett genauso verschwunden ist, wie immer. Man sagt, dass es sich der Urälteste, der allererste Drache, nimmt, um den König zu prüfen. Darf ich fragen, was Eure Besorgnis ausgelöst hat?“

Der junge Fürst hielt es nicht für angebracht, Miyaki zu erwähnen. So meinte er: „Diese Prüfung findet alle fünftausend Jahre statt, sagtest du. War es Zufall, dass diese genau jetzt um sind, als zum ersten Mal eine Königin regiert? Und wie groß ist die Wahrscheinlichkeit, dass es bei dieser Aufgabe für Youkai schwieriger sein wird? Ich dachte, dass jemandem diese Prüfung zum jetzigen Zeitpunkt gelegen kommen könnte.“

„Ich verstehe.“ Hayao setzte sich ein wenig aufrechter: „Darf ich Euch Hoshi vorstellen? Er ist der Oberste der Heiler aller Drachenclans. Ich...ich bat ihn, mich zu untersuchen. - Akamaru-sama, bis vor wenigen Stunden hätte ich Eure Vermutung für…unangebracht gehalten. Aber mein alter Freund entdeckte, dass nicht das Alter an meiner Schwäche schuld war.“

Akamaru sah zu dem Heiler: „Gift, also?“

„Ja, Fürst. Ich habe Hayao bereits ein Gegengift gegeben. Ohne dieses wäre er in wenigen Tagen gestorben. Und, was das Ärgste ist, es muss ihm ein Heiler verabreicht haben. Wir berieten uns zuvor, wer in Betracht kommt. Es muss bei dem Empfang geschehen sein, bei dem wir die neuen Heiler begrüßt haben, die nun die Prüfungen absolviert hatten.“

„Wem ist daran gelegen, den Obersten Schamanen auszuschalten? - Dein Stellvertreter?“

„Nein, Akamaru-sama.“ Hayao klang fest: „Bedenkt, dass Reiri nun zwar mein Stellvertreter ist, aber nur dadurch, dass...nun, dass Tsuko verschwunden ist. Und dieser war jünger als Reiri. Überdies ist er ….nein.“

Hoshi nickte langsam: „Außerdem müsste er einen Heiler bestochen oder überredet haben, denn außer Hayao und der Königin waren nur Heiler anwesend.“

„Ich trank nur den Becher Wasser, den mir unsere Königin reichte.“ Der Schamane zuckte zusammen: „Hoshi….war das Gift für Sora bestimmt gewesen?“

„Ich weiß es nicht.“ Der Heiler warf einen raschen Blick auf den Hundeyoukai: „In diesem Fall wäre es Verrat.“

„Und meine Frage nach dem Zeitpunkt der Prüfung wäre noch drängender.“ Akamaru dachte nach: „Nehmen wir an, jemand wollte die Königin vergiften: was hätte er davon? Er wusste wohl nicht, dass das Amulett verschwinden würde und die Prüfung stattfinden würde. Aber das konnte niemand wissen, oder?“

„Nun, es war bekannt, dass Reiri in das Heiligtum gehen und die jährliche Überprüfung durchführen würde.“ Hayao sah zu ihm: „Natürlich in Schamanenkreisen, nicht allgemein in der Öffentlichkeit.“

„Ein Heiler wüsste davon nichts.“

„Wohl nicht“, erwiderte Hoshi: „Auch mir war es unbekannt. Die Prüfung findet doch relativ selten statt, niemand denkt an sie. Aber wer hätte etwas von Soras Tod? Ihr Sohn, Hakai, ist noch sehr jung….“

„Und er wird nie der König sein, so lautet der Friedensvertrag“, meinte Akamaru prompt. „Hat sie andere Familienangehörige?“

„Nein.“ Hayao dachte kurz nach: „Wenn ich mich recht entsinne, müsste entweder doch Hakai der König werden – was natürlich den Bruch des Vertrages bedeuten würde, oder aber ein Anführer eines anderen Clans müsste gewählt werden. Auch dies wäre…hm.“

„Ich kann mir nicht vorstellen, dass die sechs Clanführer so töricht sind.“ Hoshi schüttelte den Kopf: „Nein. Sie alle waren bereit, Sora zu unterstützen. Und sie sind zu alt, um nicht schätzen zu können, dass das goldene Zeitalter der Drachen unter den Bannkreisen begonnen hat.“ Er warf einen Blick auf den Hundeyoukai: „Ich meine, es ist uns allen klar, dass die Schlacht im Norden ebenso vernichtend wie die im Süden hätte ausgehen können. Ein neuer Krieg wäre mehr als unüberlegt.“

„Das ist ein Attentat auf die Königin oder auf Hayao auch.“ Akamaru dachte erneut nach: „Wer könnte also ein Interesse daran haben? Genauer: wer ist so unüberlegt?“

„Ich kann es Euch nicht sagen.“ Der Schamane seufzte: „Ich weiß nur, dass ich den gesamten Abend neben der Königin saß, und neben Hoshi. Alles andere waren Heiler. Natürlich waren die drei neuen Heiler auch bei uns, sie standen ja im Mittelpunkt.“

„Wie viele Drachenheiler gibt es?“

„Dreißig“, erwiderte der Oberste Heiler: „Darum waren wir auch sehr stolz, dass wir zum ersten Mal seit langer Zeit wieder drei neue Mitglieder unserer Zunft begrüßen konnten, Kiri, Sharaku und Tenshi. Zumal Sharaku. Er ist der jüngste Drache, der die Prüfung je geschafft hat.“ Der Heiler stutzte.

„Was ist?“ erkundigte sich Akamaru prompt.

„Ich...ich bin mir nicht sicher. Sharaku….irgendwie sagt mir das jetzt etwas, aber in anderem Zusammenhang. Doch, ja. Seine Mutter kam zu mir und bat mich, ihn zum Heiler auszubilden. Sie hoffte, auf diese Art ihn zu einem verantwortungsbewussten, mitfühlenden Drachen zu erziehen.“ Mehr musste er im Moment zumindest nicht sagen.

„Ein etwas eigenartiger Wunsch, nicht wahr?“ Akamaru hatte von diesem Erziehungsziel bei Drachen noch nie gehört.

„Nun, er ist äußerst eifrig und talentiert.“ Hoshi klang, als sei er in Gedanken.

Der Hundefürst betrachtete ihn, schwieg jedoch. Soweit er das überblicken konnte, waren die beiden Drachen nicht nur alte Freunde, sondern auch loyal.

Hayao seufzte ein wenig: „Ich hoffe, ich kann wieder bei unserem Heiligtum sein, bevor die Prüfung zu Ende ist.“

„Davon bin ich überzeugt, mein Freund.“ Hoshi sah zu ihm: „Um ehrlich zu sein, würde ich vorschlagen, dass du unverzüglich dorthin gehst. Wer auch immer Gift verwendet hat….wenn es ein Attentat auf dich war, bist du dort wohl sicherer als hier auf Le-chan-po. Traurig, wenn das goldene Zeitalter der Drachen mit Verrat beginnt. – Ich darf mich entschuldigen, Akamaru-sama? Wenn ich etwas Neues in Erfahrung bringe, werde ich Euch davon in Kenntnis setzen.“

„Teile es Prinz Yuri mit. Während der Abwesenheit des Herrn der Hunde ist er der Regent.“

„Wie Ihr wünscht.“ Der Drachenheiler erhob sich: „Gute Besserung, Hayao.“

„Danke.“ Als Hoshi das Zimmer verlassen hatte, meinte der Schamane: „Ihr könnt sicher sein, dass er ernsthaft darüber nachdenken wird, wer so verrückt war, diesen Giftanschlag zu versuchen. Immerhin war es ein Heiler, einer seiner eigenen Leute.“

„Das kann ich mir vorstellen. - Nun, du meinst also, die Prüfung laufe entsprechend den alten Regeln ab?“

„Ja. Allerdings ist da nun dieses Attentat, das mich beunruhigt. Und seid gewiss, nicht nur deswegen, weil es mich fast umgebracht hätte.“

„Ich denke es mir. – Soll ich dich zu dem Drachenheiligtum bringen? Zumindest soweit, wie es dir erlaubt ist, einen Fremden heran zu lassen.“

„Wie überaus freundlich von Euch. Ich wäre im Moment nicht in der Lage, mich zu verwandeln.“ Und eine Reise auf Youkai-Art per Dimensionsportal wäre sicher Kräfte sparender. Er bezweifelte nicht, dass der Herr der südlichen Gebiete über genügend Youki verfügte, ihn mitzunehmen.
 

Myu saß auf einem Felsen über einem Abhang und ließ die Beine herabbaumeln. Was für eine trostlose Gegend das hier war. Vulkanausbrüche und Erdbeben hatten die Landschaft vor ihr verändert. Nur vereinzelt gab es Pflanzen. Aber dies war eben auch noch ein Gebiet, das zu den westlichen Ländern zählt, und sie hatte die Elementgeister gebeten, den Bannkreis zu überprüfen, der um diese lag. Yuri hatte sich hier von ihr getrennt, da er sich mit Akamaru treffen wollte, der von Le-chan-po zurückgekehrt war, mit anscheinend wichtigen Neuigkeiten. Hoffentlich stimmte alles, hoffentlich machten sie sich umsonst Sorgen.

Sie sprang auf und drehte sich um. Das Bild war deutlich angenehmer. Der Wald hinter ihr war grün, dicht bewachsen. Sie konnte Tiere darin wahrnehmen, aber auch Youkai. Niemand würde ihr allerdings etwas tun können. Ihr abschirmender Bannkreis war stark genug, das kaum jemand hindurch kam. Überdies wäre kein Youkai töricht genug, sich an ein Mitglied des Hundeclans heranzuwagen, auch, wenn sie eine Katze war.

Sie hob ein wenig den Kopf. Da kam doch jemand näher? Ihre Nase rümpfte sich, als sie schnupperte. Doch, da kam ein Drache. Ein Bote von Yuri und Akamaru? Sie hatte während des letzten Krieges einen heftigen Zusammenprall mit drei Drachen gehabt, die sie und Shiro entführen wollten und diese getötet, aber danach hatte sie mit Hayao und den Schamanen lange zusammengearbeitet. So hatte sie im Gegensatz zu Miyaki keine Alpträume, wenn sie Drachen begegnete. Sie erkannte das bodenlange, rote Gewand eines Heilers. Zu ihrer Überraschung war dies ein recht junger Drache. In seiner menschlichen Form war er ein Jugendlicher. Er blieb stehen und betrachtete sie erstaunt. Nun gut, dachte die kleine Katzenyoukai, dies hier war auch keine Gegend, in der man viele Begegnungen erwarten durfte. Sie lächelte ein wenig.

Der Drache kam näher: „Guten Tag.“

„Guten Tag, Heiler.“ Sein kleines, zweites Gesicht auf der Stirn, das den Drachen verriet, war schwarz-weiß, seine langen Haare schimmerten fast dunkelblau.

„Ich…du bist doch Prinzessin Myu?“ Er musterte sie fast neugierig.

„Ja.“

„Mein Name ist Sharaku. Ich sah dich auf Le-chan-po, als du die Bannkreise mit den Schamanen herstelltest. Verzeih meine unhöfliche Frage, aber wartest du hier auf etwas Bestimmtes?“

„Ja, auf meinen Gefährten und vier Freunde. Warum? Soll wieder ein Vulkan ausbrechen?“ Davon hätte Sabaku, der Elementgeist der Erde, doch sicher etwas erzählt.

„Nein. Ich dachte nur, du hättest dich verlaufen und ich könnte dir helfen. – Ich will dort hinunter in das öde Gebiet.“

„Äh…ja?“ Da ging man freiwillig hin?

„Ich suche einige Dinge.“ Der junge Heiler zuckte die Schultern. „Ebenso, wie nicht alle Pflanzen am Wegrand wachsen, findet man nicht alle Dinge in angenehmen Gegenden.“

„Natürlich.“ Sie legte ein wenig den Kopf schief: „Darf ich dich etwas fragen, Sharaku? Du kommst mir ziemlich jung für einen Heiler vor.“

„Ich bin auch der jüngste und das erst seit wenigen Tagen. Vor zwei Wochen habe ich die Prüfung bestanden. Jetzt kann ich endlich mein richtiges Leben aufnehmen.“ Eine gewisse Freude spielte um seinen Mund.

Myu zögerte. Er war so nett. Warum nur hatte in seinem Lächeln gerade etwas gelegen, das ihr einen Schauder über den Rücken jagte? Weil er ein Drache war? Sie hier allein mit ihm war? Ach, er wollte ihr doch sicher nichts tun, verneigte sich nun sogar ein wenig vor ihr.

„Ich wünsche dir nur eine kurze Warterei, Prinzessin Myu.“

„Oh, sicher. Sie kommen bald. Dir eine erfolgreiche Suche.“

„Danke.“ Der junge Drache ging weiter. Sieh einer an. Nirgendwo in den Ländern unter dem Bannkreis war man davor sicher, ein Mitglied des Hundeclans zu treffen. Nun gut, das war auch ihre Heimat. Und diese, nun so öde, Landschaft hier war einst die Heimat seines Clans gewesen, des siebenten, verschwundenen Drachenclans.
 

„Gleich, ob der Giftanschlag Sora oder Hayao galt, das ist natürlich immer riskant. Da scheint jemand unter den Drachen geradezu gierig danach zu sein, sich mit uns anzulegen.“ Yuri schüttelte den Kopf: „Lernen die es nie?“

„Hayao und der Oberste Heiler, dieser Hoshi, waren sich einig, dass sie keinen der Clanführer für verrückt genug halten.“ Akamaru zuckte ein wenig die Schultern: „Aber das Königtum der Drachen wurde ja auch einst geschaffen, um die Clankriege zu beenden. So unvernünftig, sich gegenseitig ausrotten zu wollen, sind sie nicht.“

„Stimmt. Selbst Daiki wählte den Weg über Sora, um so rechtmäßiger König zu werden. Dennoch müssen wir vorsichtig bleiben. Niemand von uns weiß, wie diese Prüfung abläuft, vor welchen Problemen der Taishou und die anderen stehen. Und erinnere dich an Tsuko. Der ist immer noch spurlos verschwunden. - Ich werde erst einmal zu Myu zurückkehren. Hoffentlich konnten ihr die Elementgeister sagen, dass die Bannkreise in Ordnung sind.“

„Das hoffe ich auch. Wenn Hoshi etwas in Erfahrung bringt, wird er dir Meldung machen.“

„Gut. Was hast du vor, Akamaru?“

„Ich werde zurück in den Süden gehen. Und darauf warten, dass die Prüfung endet. Leider scheint sie in einer magisch abgeschirmten Sphäre zu verlaufen. Ich kann meine Schwester nicht wahrnehmen.“

„Lästig, oder? Ich stelle mir das sowieso sehr eigen vor, immer zu wissen, wo sich der andere aufhält.“

„Irgendwann kann ich dir ja mal die Geschichte erzählen, seit wann das so ist.“ Akamaru hatte einen so ungewohnt harten Klang in der Stimme, dass Yuri ein wenig die Hand hob:

„Ich wollte dich nicht ärgern.“

„Schon gut, ich weiß. Aber manche Erlebnisse in der Kindheit waren nicht sehr...angenehm.“ Er atmete durch, als die Erinnerung an dieses entsetzliche Höhlenlabyrinth und seine grausigen Bewohner in ihm aufstieg, in das ihr Vater die kindlichen Zwillinge sperren ließ, als sie den Tod ihrer Mutter betrauerten: „Gut. Dann hoffen wir das Beste.“ Er drehte sich um und war nach wenigen Schritten verschwunden.

Auch sein Cousin erschuf ein Dimensionsportal, stand kurz darauf vor Myu, die ihn freudig umarmte.

„Oh, schön, dass du wieder da bist, Yuri-sama. Ich habe dich vermisst.“

„Danke, Myu-chan.“ Er witterte: „Ein Drache?“

„Ja, ein Heiler. Er kam hier vorbei, weil er dort hinuntergehen wollte, zu den Vulkanen und so. Er meinte, er suche da einige Dinge. Vermutlich für Arzneien.“ Sie ließ ihn los.

„Ein Heiler.“ Hm. Hatte das etwas zu bedeuten? Wahrscheinlich nicht. Soweit er wusste, hatte Sesshoumaru den Drachen gestattet, ihre Medizinen nach altem Brauch herzustellen, aus den Pflanzen in Japan. Auf den Inseln von Le-chan-po gab es einige Dinge nicht. Und die Heiler der Drachen versorgten nun auch die menschliche Bevölkerung, so dass sie auch Kräuter verwendeten und andere Dinge, die bei Drachen nie benutzt worden waren. Drachen und Youkai wurden so gut wie nicht krank, wenn sie sich keine Verletzung in einem Kampf zuzogen. „Sind die Elementgeister schon wieder da?“

„Ja, Yuri-sama. Aber sie sagen, es sei alles in Ordnung. Niemand ist durch den Bannkreis gekommen. Oder könnte ihn auch nur durchdringen.“

„Gut. Dann kehren wir in das Schloss im Westen zurück. Ich muss mich noch ein wenig um die Verwaltungsarbeit kümmern. Jaken wird sicher schon wieder maulen, dass ich weg war.“

„Ich fürchte, er mault immer.“ Myu lachte ein wenig: „Und ich…ach nein, die Kinder sind ja schon bei Miyaki.“

„Das ist sicherer. Dort ist das Heer.“

„Ja. – Dann hat Akamaru-sama schlechte Neuigkeiten gebracht?“

„Sagen wir, welche, die mein Augenmerk auf Le-chan-po richten. Die Prüfung an sich soll in den gewöhnlichen Bahnen ablaufen.“

„Dann werden sie es schaffen.“

„Das denke ich auch. Aber es ist natürlich eine Prüfung von Drachen für Drachen. Wer weiß, was dort alles noch auf sie zukommt.“
 

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Das kann ich euch verraten: Das Labyrinth unter der Erde.

Und der Oberste Heiler der Drachen macht eine Entdeckung, die seine übelsten Vermutungen übertrifft.
 

Wer so nett ist, mir einen Kommentar zu hinterlassen, erhält, wie gewohnt, eine ENS, wenn ich sehe, dass ds neue Kapitel freigeschaltet wurde.
 

bye
 

hotep

Das Labyrinth unter der Erde

Während zuhause nach Hinweisen auf eine Verschwörung gesucht wird, stehen die Prüflinge um Sesshoumaru einem neuen Problem gegenüber:
 

7. Das Labyrinth unter der Erde
 

Sesshoumaru warf einen kurzen Blick zurück, wo sich der Drachenschamane noch rasch seinen Umhang aufsammelte und sich umwarf, ehe er selbst durch die neu erschienene Tür ging. Seine Begleitung schloss sich an. Wie sie erwartet hatten, befanden sie sich wieder in der Halle, in der die erste Prüfung begonnen hatte. Zwei der fünf Examen hatten sie bislang bestanden.

Und das nächste Portal erschien dort in der Wand. Der Eingang zur dritten Prüfung. Als er sie öffnete, seufzte er insgeheim. Da hinter befand sich eine Höhle. Hundeyoukai liebten es nicht, unter der Erde zu sein, und er hatte eigentlich gehofft, mit dem Labyrinth aus Metall eine derartige Aufgabe bereits erledigt zu haben. Aber das war nicht zu ändern und so vergeudete er keinen weiteren Gedanken daran, als er in die neue Welt eintrat.
 

Für einen Augenblick blieben die Fünf beieinander stehen. Vor ihnen schienen endlose Gänge im Felsen zu liegen, beleuchtet von einem matten Licht, das das Gestein selbst ausstrahlte. Kein Hinweis war darauf zu finden, in welche Richtung sie gehen oder was sie hier tun sollten.

„Nicht noch ein Labyrinth!“ Inuyasha seufzte laut: „Immerhin riecht es hier nicht nach Metall. Und nicht nach Drachen. Äh, ich meine, nicht nach Gegnern.“

Es waren fünf Gänge, stellte Sesshoumaru für sich fest. Sollte jeder einen nehmen? Trafen sie später wieder zusammen oder musste diesmal jeder eine Prüfung für sich bestehen? Er war niemand, der sich vor einer Entscheidung drückte: „Jeder geht einen anderen Weg. Vierhundert Schritte, dann haben wir uns entweder wieder getroffen, oder drehen um.“ Im schlimmsten Fall würde jeder auf ein Hindernis stoßen. Aber das war eben so.

So teilten sie sich auf.
 

Shiro witterte sorgfältig, aber Inuyasha hatte Recht. Außer Gestein gab es hier nichts, zumindest nichts, was sie je zuvor in die Nase bekommen hatte. Sollte nur die Orientierungsfähigkeit geprüft werden? Oder ganz etwas anderes? Irgendwie hatte sie noch immer nicht verstanden, welche Aufgaben diese Amulettprüfung enthalten sollte. Und Sesshoumaru hatte mit seiner Bemerkung, dass sie noch auf kein lebendes Wesen als Gegner gestoßen waren, Recht. Wollte der Prüfer niemanden umbringen? Oder zumindest nur die Prüflinge?

Sie blieb stehen. Täuschte sie sich oder hatte eine Frau aufgeschrieen? Sora? Aber die Anweisung hatte gelautet, vierhundert Schritte zu gehen, dann umzudrehen. Nun allerdings beeilte sie sich damit. Irgendetwas musste passiert sein, obwohl sie selbst auf kein Hindernis getroffen war.

Als sie den Weg entlanglief, den Sora gegangen war, entdeckte sie Inuyasha und Suisei bereits vor sich. Sie mussten sofort umgedreht sein. Sie standen bei der Drachenkönigin, die auf den Boden starrte. Shiro spürte neben sich das Youki ihres Gefährten. Sesshoumaru musterte ebenso wie sie selbst die Szene, zumal Inuyasha nach Tessaiga griff.

„Lass das!“ befahl er daher.

Sein Halbbruder drehte sich um: „Wir müssen sie doch da irgendwie rausholen“, verteidigte er sich.

„Die Windnarbe in einer Höhle?“

Das war auch dem Jüngeren klar: „Schon gut. Aber schau dir diesen Mist hier mal an.“

Shiro betrachtete die Lage der Drachenkönigin. Sora steckte in einer Spalte fest, die ihren Fuß, ihren Knöchel fest umschloss. So fest, als ob er eingemauert worden wäre.

„Ich weiß nicht genau, was geschehen ist, Sesshoumaru-sama“, erklärte sie: „Ich spürte auf einmal etwas…ja, etwas Lebendiges und blieb stehen. Dann packte mich dieser Spalt.“

„Du bist nicht ausgerutscht?“ fragte der Herr der Hunde unverzüglich und musterte den Boden.

„Nein. Es war eher, als….nun, als ob mich etwas beißen würde. Aber das hier ist doch nur Erde.“ Sora klang ruhig: „Verzeiht, aber einen besseren Bericht kann ich nicht geben.“

„Inuyasha.“

„Was denn?“

„Versuche deinen Klauenangriff.“

„Klar. Sankontessou!“ Der Hanyou schlug zu, bemüht, nur den Fels zu treffen, nicht das Bein der Drachin.

Die Wirkung entsprach leider nicht dem, was sie sich vorgestellt hatten. Nicht nur, dass das seltsame Gestein nicht unter der Attacke zersprang, es wuchs. Ehe einer der fünf begriff, was geschah, hatte der „Fels“ sich verdoppelt, umschloss nun Soras Bein bis über das Knie. Sie holte erschrocken Atem.

„Es lebt“, stellte Shiro ruhig fest. Was auch immer das war, es reagierte auf den Versuch, es zu zerfetzen mit Verdoppelung. Nur, wie sollten sie nun Sora hier wegbekommen?

„Suisei.“ Sesshoumaru war zu der gleichen Erkenntnis gekommen.

Der Drache sah zu ihm: „Ich werde versuchen, meine Schamanenkräfte zu nutzen.“ Er legte die Hände an das scheinbare Gestein, schloss die Augen. Für einen Moment geschah nichts, dann leuchtete der „Fels“ unter seinen Fingern auf. Eine blendende Helligkeit ließ alle die Augen schließen. Sie hörten noch einen leisen Fluch, als er eilig zurücksprang, die Hände schüttelte. Sora schrie auf. Das „Gestein“ hatte sich wieder weiter um sie gebildet. Nun steckte ihr gesamter Unterkörper fest.

Auch das war keine Lösung. Sesshoumaru dachte kurz nach, ehe er sagte: „Suisei, du bleibst bei deiner Königin. Wir drei suchen weiter.“ Irgendwo müsste es doch einen Schlüssel geben um diese ganze Situation aufzulösen. Im Notfall mussten sie die ganze Höhle zerstören. Wirklich nur im Notfall, denn es war nicht gesagt, dass sie damit Sora befreien konnten. Lebte diese Höhle etwa? Befanden sie sich im Inneren eines gigantischen Lebewesens? Das würden sie hoffentlich bald feststellen.
 

Suisei wartete, bis die drei gegangen waren, ehe er zu Sora blickte: „Es tut mir leid, meine Königin, dass ich dir nicht helfen konnte.“ Vielleicht konnte er sie mit einem Gespräch ein wenig von ihrer schrecklichen Lage ablenken.

„Schon gut. Es tut mir leid, dass ich nicht besser aufgepasst habe. Ich hätte, als ich etwas Lebendiges spürte, weg springen müssen.“ Sie zwang sich zur Ruhe.

„Hinterher ist man meist klüger. Du bist keine Kriegerin. Und ich bezweifle, ob ich sofort gesprungen wäre.“

„Danke.“ Sie lächelte ein wenig: „Ich hoffe, die drei finden eine Lösung. Es fühlt sich ...“ Die ersten Worte, die ihr einfielen, waren jedoch äußerst unpassend für eine Königin: „Mehr als eigenartig an.“

„Es ist jedenfalls kein Stein. Als es mich und meinen Zauber spürte, versuchte es, auch meine Hände so zu umklammern.“ Er sah zu ihr. Er bewunderte sie unwillkürlich, nicht einmal in dieser Situation die Nerven zu verlieren. Sie war in der Tat die geborene Königin der Drachen. Mit der gleichen Ruhe hatte sie sich auch den Youkai ausgeliefert, für das Überleben ihres Volkes. Ihre blauen Haare fielen weich über ihre Schulter und ihr ebenmäßiges Gesicht war selbst jetzt vollkommen ruhig. Ihre schönen, tiefblauen Augen blickten ihn fast ein wenig belustigt an. Was hatte sie?

Aber die Erklärung folgte: „Du siehst mich so an, Suisei…“

„Verzeih, meine Königin. Ich habe dich nur gerade schön gefunden.“

Da lachte Sora auf. Es war ein Lachen fern jeder Hysterie: „Und das fällt dir erst jetzt gerade auf!“

„Ich sah dich nie zuvor im Halbdunkel einer Höhle“, wandte er ein: „Überdies ziemt es sich nicht, so die Frau eines anderen anzusehen. Und natürlich meine Königin. Ich bitte um Verzeihung.“

„Das….das hat nichts zu bedeuten. Ich meine, jede Frau hört ein Kompliment gern und ich bin da keine Ausnahme.“ Sie bewegte ein wenig die Arme, ohne jedoch die seltsame Formation um ihren Unterkörper zu berühren. Bislang hatte sich die Masse bei jedem Kontakt verdoppelt, und sie wollte nicht auf einmal bis zum Hals in diesem seltsamen Gestein stecken Weiter reden, dachte sie dann. Ablenken. „Suisei…“

„Ja?“

„Warum bist du Schamane und Krieger? Gewöhnlich hat man doch nur eine Ausbildung. Und auch die Zeit dazu.“

„Mein Vater war Kori. Er war zur Zeit deines Vaters einer der fähigsten Drachenkämpfer aller sieben Clans.“

„Sieben? Oh, das war dann noch bevor…bevor der Anführer des siebenten Clans ruhm- und ehrlos getötet wurde und sich der Clan auflöste.“

„In unendlicher Schande auflöste. Ja. Wie gesagt, mein verstorbener Vater ließ mich mit dem Schwert kämpfen, sobald ich eines halten konnte. Erst viel später wurde bei mir das Talent zum Schamanen erkannt, so dass ich diese Ausbildung erhielt. Hayao-sama war allerdings der Meinung, dass ich das Kampftraining, wenn auch in abgeschwächter Form weiterführen sollte. Er sagte, man wisse nie, wozu es nützlich sei. Ich denke, er hat Recht behalten. Ich kann ja einiges darüber erzählen…“ Er musste sie weiter ablenken. Überdies war das Interesse der Königin an seiner Person schmeichelhaft.
 

Shiro sah sich um. Sie waren den Gang weitergegangen, erkannten nun, dass sich alle fünf Wege hier wieder trafen, in einem fortliefen. Und ihre Nase verriet ihr, dass dort weiter vorn ihre eigene Witterung war. Anscheinend war diese Höhle ein kreisförmiger Weg, der sich nur auf eine kurze Distanz auf fünf Pfade auftrennte.

„Da ist etwas!“ Inuyasha machte einen Satz und starrte auf den Boden.

Vorsichtig wichen sein Halbbruder und dessen Gefährtin auch von der Stelle weg, obwohl sie nichts erkennen konnten.

„Es ist nichts zu wittern.“ Shiro sah zu dem Hanyou.

„Ich weiß, ich kann auch nichts riechen. Und das Mistvieh muss unsichtbar sein. Ich habe bloß etwas wie eine Berührung am Zeh bemerkt.“ Er versuchte etwas zu erkennen: „Und ehrlich gesagt, wenn das nicht mit Sora passiert wäre, hätte ich mir gar nichts dabei gedacht.“

Sesshoumaru unterdrückte seine Bemerkung, dass er sich selten etwas dachte. Die Zeiten des Bruderstreites lagen hinter ihnen. Ein Wesen, das unsichtbar war, keine Witterung hatte, war ein idealer Lauerjäger. Und wenn es sich bei jedem Versuch, es zu töten, verdoppelte, praktisch unbesiegbar. Ihm musste etwas einfallen, wollte er Sora nicht aufgeben. Und das war unmöglich. Nicht nur, weil sie die Drachenkönigin war und dies eine Drachenprüfung, es somit politische Probleme, ja, einen neuen Krieg geben könnte. Sie war seine Konkubine, seine Nebenfrau, und er damit für sie verantwortlich. Er hatte noch nie zulassen können, dass jemandem etwas zustieß, der zu ihm gehörte. Pflichtgefühl und Beschützerinstinkt verbanden sich mit dem Bewusstsein, der Beste, der Stärkste zu sein. Erkannt freilich hatte er dies erst, als er auf der Insel der Bestie die Wahl zwischen Inuyasha und Shiro hatte treffen müssen.

Die Hundefürstin hatte die Stelle noch einmal gemustert: „Man kann etwas erkennen“, sagte sie: „Aber es scheint zu verschwimmen.“ Sie hätte es nicht anders benennen können. Alles, was sie entdeckt hatte, ähnelte einer sanften Wellenbewegung eines Teiches. Und das auch nur für einen Augenblick. Womöglich konnte sie es überhaupt nur durch ihre Fähigkeit des Wasserlesens erkennen. Sie betrachtete im Halbdunkel der Höhle die Wände. Ob es dort auch solche Lebewesen gab?

Wenn sie denn lebten.

Sesshoumaru war ihrem Blick gefolgt. Sie hatte Recht. Es war nicht gesagt, dass die Gefahr nur auf dem Boden war.

Dennoch: „Gehen wir.“ Sie hatten weder einen Ausgang noch eine Erklärung, was sie in dieser Höhle eigentlich tun sollten, gefunden. Also mussten sie zurück zu den beiden Drachen. Seine mittlerweile erworbene Erfahrung als Befehlshaber sagte ihm, dass sie sich besser nicht mehr trennen sollten. Es war im Moment zwar notwendig gewesen, um die Höhle zu erkunden, aber da es hier anscheinend mehrere dieser eigenartigen Wesen gab, stieg die Gefahr mit jedem weiteren Schritt.
 

Die beiden Drachen waren etwas erstaunt, als die drei von der entgegengesetzten Seite zurückkehrten. Das konnte nur bedeuten, dass die Höhle einen Kreis bildete.

Der Schamanenkrieger ließ eilig die Hand seiner Königin los, als er bemerkte, dass der Blick des Hundefürsten darauf ruhte. Das schickte sich nicht, Trost hin oder her. So neigte er etwas den Kopf: „Verzeiht, Schützer der Drachen.“ Die alte Anrede für den Drachenkönig: „Darf ich Euch etwas mitteilen, das mir eingefallen ist?“

„Ich höre.“

„So, wie der König in der Mythologie der Drachen als Sonne dargestellt wird, gibt die Königin als Verkörperung der Erde und ihrer Fruchtbarkeit. Unter Umständen wäre das der Grund, warum Sora...warum ausgerechnet die Königin in diese Lage kam.“

Möglich. Aber das half nicht weiter. So sagte Sesshoumaru: „Weiter.“

„Dieses Wesen hat sich verdoppelt, als Prinz Inuyasha es mit einem Klauenangriff zerteilte, es hat sich verdoppelt, als ich versuchte, es zu mit Magie zu zerlegen. Man müsste einen Angriff finden, eine Möglichkeit, bei der es entweder nicht zerteilt wird oder aber keine Zeit zur Regeneration bleibt. Ich bin mir bewusst, über wie viel Youki Ihr verfügt, Sesshoumaru-sama. Wäre dies ein Weg?“

Ein voller Youki-Angriff? Womöglich von Shiro gespiegelt? Nun gut, das würde das Wesen vielleicht verschwinden lassen, aber sicher auch Sora umbringen. Aber es gab eine andere Möglichkeit. Er trat ein wenig näher, musterte das „Gestein“ um den Unterkörper der Königin.

Diese sah hoffend zu ihm: „Sesshoumaru-sama, ich…ich erinnere mich, dass Ihr…dass Euere Hand über Gift verfügt….“

Das war auch seine Idee gewesen: „In der Tat. Aber es wird auch dich verletzen.“

„Tut, was Ihr wollt.“ Sie vertraute ihm, dass er sie weder töten wollte, noch auch nur unnötigen Schmerzen aussetzen würde.

Shiro presste für einen Augenblick die Lippen zusammen. Warum war Sora auf diesen Plan gekommen und nicht sie? Ließ sie nach? War sie für eine solche Drachenprüfung etwa unbrauchbar? Nun gut. Die Königin steckte in dieser Falle, hatte wohl sehr gründlich nachgedacht. Und immerhin hatte sie selbst den Kampf gegen den Metallkrieger gewonnen, Sora nicht. Sie würde eben künftig besser aufpassen müssen, sich bei den Prüfungen als nützlich für ihren Gefährten darzustellen.

„Keh“, machte Inuyasha leise, als er sah, wie sein Halbbruder die Hand hob. Er kannte diese elegante Geste, das grüne Leuchten der ätzenden Säure um die Finger. Für so manchen war dies das Letzte gewesen, was sie erblickt hatten. Das würde allerdings auch für die Drachin ziemlich unangenehm werden, selbst, wenn Sesshoumaru gut zielte.

Suisei wusste nicht, wovon Sora gesprochen hatte, aber ihm war bewusst, dass dies eine auch unter Youkai unübliche Fähigkeit war. Gift? Die Königin hatte von Gift gesprochen? Wenn die stimmte, würde es wohl ätzend sein, das Wesen womöglich zerstören…aber ebenso sicher auch Sora verletzen. Es gab jedoch wohl keine andere Wahl, sie zu befreien.

Wie Regen fiel das beißende Gift auf den scheinbaren Fels. Für einen Moment geschah nichts, dann begann sich die grüne Säure zischend hineinzufressen, das Unbekannte aufzulösen. Sesshoumaru ließ die Hand sinken und trat zurück.

„Fass zu, Suisei!“ befahl er.

Der Drache trat näher, ein wenig im Unklaren, wohin er fassen sollte. Aber dann bemerkte er, dass sich die Umklammerung löste, die Königin zu schwanken begann. Sie hatte regungslos so verharren müssen, und ihre Beine gaben nach. Er ging hinter sie, bemüht, nicht den Felsen zu berühren und fasste ihre Oberarme. Warum nur wollte der Herr der Hunde dies nicht selbst tun? Widerte es ihn etwa an, einen Drachen zu anzufassen? Aber Sora war doch seine Nebenfrau?

Dann hörte er jedoch lieber auf, darüber zu grübeln, denn die ersten Tropfen der Säure hatten Sora erreicht, die nur mehr zischend Luft holte. Er zerrte sie empor. Zum Glück gab das Unbekannte um sie nach, so dass er sie herausreißen konnte und festhielt.

„Danke“, keuchte sie. Für einen Moment klammerte sie sich an ihn. Es tat so weh, die Säure, ihre steif gewordenen Beine…Und ihre Erleichterung, der Falle entkommen zu sein, war fast ebenso schmerzhaft.

„Kannst du gehen?“ erkundigte sich Inuyasha, der selbst schon das mehr als zweifelhafte Vergnügen mit dieser Säure gehabt hatte.

Sie schüttelte den Kopf. Es war zwar peinlich, das zugeben zu müssen, aber ihre Selbstheilungskräfte würden einige Zeit benötigen, den Schaden zu beheben. Überdies war es einfach angenehm, die Arme des Schamanen um sich zu spüren, auch, wenn sie das natürlich nicht erwähnen durfte.

„Trag sie, Suisei.“ Der Hundefürst drehte sich um, ohne auf das überraschte Gesicht des Drachen zu achten. Er hatte seine Entscheidung getroffen. Sie hatten bislang nichts gefunden, was eine Prüfung zu nennen gewesen wäre, sah man von diesem seltsamen Gestein ab. Das konnte nur bedeuten, dass sie etwas übersehen hatten. Also mussten sie zu der Stelle zurückgehen, an der sie in die Höhle gekommen waren.

Shiro warf einen raschen Blick auf das Drachenpaar. Der Schamane bemühte sich deutlich, behutsam zu sein, um wohl seiner Königin weder weh zu tun, noch sie in eine unschickliche Lage zu bringen. Suisei schien ein sehr fähiger, aber auch ehrenhafter Mann zu sein, und langsam verstand sie, warum Hayao ihn benannt hatten. Und, wenn sie ihren Gefährten richtig beurteilte, schätzte der ihn auch. Er hätte niemals einen Mann, den er verachtete, seine Nebenfrau auch nur berühren lassen.

„Aite…“ entfuhr es ihr, trotz ihrer gewöhnlichen Selbstbeherrschung, als sie erkannte, dass an der Stelle, an der sie die Höhle betreten hatten, eine offene Tür war. Dahinter zeigte sich die Halle, von der aus bislang alle Prüfungen begonnen hatten.

Sesshoumaru wandte den Kopf. War das der Rauswurf? Hatten sie versagt?

Aber auf dem Amulett um den Hals der Drachenkönigin glitzerte ein neuer Stein, in warmem Gelb. Vermutlich ein Goldberyll.

Was auch immer die Prüfung gewesen war, sie hatten bestanden. Ohne weiteres Wort verließ er die Höhle, froh, zumindest wieder in der Halle zu sein. Hundeyoukai waren für den Aufenthalt unter der Erde einfach nicht geschaffen.
 

Suisei legte Sora behutsam auf den Boden, richtete sich wieder auf: „Noch Schmerzen, meine Königin?“

Sie nickte etwas, wollte aber nicht jammern. Sesshoumaru hatte ihr auf diese Art vermutlich das Leben gerettet und es wäre äußerst impertinent gewesen, sich zu beschweren.

„Ich fürchte nur, das wird uns nichts helfen.“ Inuyasha deutete an die Stirnwand der Halle, wo sich eine neue Tür gezeigt hatte. „Soll ich sie weiter tragen, Suisei?“

Der Schamane starrte den Hanyou an. Das war zwar ungehörig, aber ihm fehlten schlicht die Worte. Nach Brauch und Sitte der Drachen war es schon fast ein Ding der Unmöglichkeit, dass er, ein einfacher Krieger, die Königin trug. Immerhin war es auf Anweisung des Herrn der Drachen geschehen. Aber ein Halbblut, ein Mischling….Nun, die Nummer Zwei der Youkai, korrigierte er sich, ein Prinz und der Schwager der Königin. So senkte er den Kopf: „Wie Ihr wünscht.“

„Ich...ich kann gleich selbst laufen, “ sagte Sora eilig, die die Bedenken Suiseis nur zu gut nachvollziehen konnte. Andererseits wusste sie auch, dass Inuyasha an Sitten oder Regeln so gut wie nie einen Gedanken verschwendete. Er war der un-höfischste, lockerste Prinz, der ihr je begegnet war. Er hatte seinen Vorschlag vermutlich schlichtweg hilfsbereit gemeint. Ob er genau so formlos Shiro anbieten würde, sie zu tragen? Wahrscheinlich, auch, wenn sie sich bei der kühlen Hundedame nicht vorstellen konnte, dass diese es annahm. Allein der Blick, den Shiro ihr jetzt zuwarf, was so abschätzend, dass sich die Königin fast gekränkt fühlte, ehe sie erkannte, dass das wohl eher rein eine sachliche Begutachtung ihrer derzeitigen körperlichen Fähigkeiten gewesen war. Denn hinter der neuen Tür wartete Feuer.
 

Hoshi, der Oberste Heiler der Drachen, landete und nahm seine menschliche Gestalt wieder an. Zum Glück hatten sich die Menschen auf Le-chan-po relativ rasch daran gewöhnt dass von fliegenden Drachen in ihrer wahren Form keine Gefahr für sie ausging. Aber hier lebten sowieso keine. In den hohen Bergen im Norden waren nur Tiere und Drachen zu finden. Und er suchte eine ganz bestimmte Erinnerung. Sie hatte nur beiläufig, bei einer Unterhaltung, erwähnt, wo sie lebte. Und er musste sie finden. Sie war die Einzige, die ihm versichern konnte, dass seine Befürchtung nicht zutraf, der siebente Clan der Drachen für immer erloschen sei.

Fast zwei Stunden suchte er in der Bergeinsamkeit, ehe er die Witterung der Drachin aus einer Höhle wahrnahm. „Shodo?“ fragte er am Eingang höflich, aber auch besorgt. Der Geruch war ihm als Heiler nur zu vertraut. Obwohl Drachen in der Regel nicht krank wurden, waren in den vergangenen Kriegen schon so viele verletzt oder getötet worden, dass er die Todesnähe wittern konnte. „Shodo?“ Er betrat die Höhle.

Im matten Tageslicht erkannte er eine Grotte, eine Drachenfrau in Menschengestalt, die auf einem Strohlager ruhte, nun aber den Kopf wandte. „Ein Heiler….“ sagte sie matt: „Kommst du von…“

„Nein. Shodo, ich bin Hoshi, der Oberste Heiler. Sag, was fehlt dir?“

„Doko. Ich brauche Doko.“ Sie starrte ihn an: „Bitte…gib es mir...ich…ich habe solche Schmerzen…“ Sie sah abgemagert, heruntergekommen aus.

Doko war der Name des stärksten Schmerzmittels, das die Drachen kannten. Heiler gaben es gewöhnlich an Krieger, die zu schwer verletzt worden waren, um ihnen einen schmerzfreien Tod zu ermöglichen. Wie jeder seines Berufsstandes trug auch Hoshi einige Notfallmittel stets bei sich. Aber er konnte keine Verwundung sehen, die ein Schmerzmittel gerechtfertigt hätten: „Hast du wirklich Schmerzen?“ fragte er daher verwundert.

„Ja...bitte, gib es mir...ich…ich brauche es Er hat es mir gegeben und jetzt brauche ich es…“

In Hoshi stieg eine entsetzliche Vermutung auf: „Ich gebe es dir. Unter einer Bedingung.“

„Du willst etwas wissen?“ Sie klang vollkommen erschöpft.

„Du kommst mit mir, zu anderen Heilern. Wir werden dich von Doko wieder befreien. Es wird dauern, aber es wird gelingen.“

„Das...das geht?“

„Ja.“ Er suchte bereits in seiner Tasche: „Jetzt nimm es. Und dann erzählst du mir von deinem Sohn.“
 

*************************************
 

Im nächsten Kapitel erfährt der Heiler mehr von den Plänen des jungen Heilers - und deren Ursache. Shiro dagegen geht den Pfad des Samurai: Die Ehre des Kriegers.

Sharaku bedeutet sinnlos, ohne Sinn.

Vorbild für das Wesen in der Höhle war eine Amöbe....
 

Wer so nett ist, mir einen Kommentar zu hinterlassen, erhält, wie gewohnt, eine ENS, wenn ich sehe, dass ds neue Kapitel freigeschaltet wurde.
 

bye
 

hotep

Die Pflicht des Kriegers

Ja, die arme Shodo ist süchtig. Immerhin kümmert sich nun der Oberste Heiler um sie.

Und die Amulettprüfung geht in eine harte Phase. Denn, um Shakespeare zu zitieren: Die Pflicht, die der Vasall dem Fürsten zollt, ist die Frau auch schuldig ihrem Gatten...
 

8. Die Pflicht des Kriegers
 

Hoshi, der Oberste Heiler der Drachen, betrachtete die Drachenfrau neben sich ein wenig mitleidig. Ganz eindeutig war Shodo von Doko abhängig, süchtig nach dem starken Schmerzmittel. Sie atmete nun ruhiger, nachdem er ihr eine Dosis gegeben hatte. Anscheinend hatten zumindest die körperlichen Entzugserscheinungen nachgelassen.

„Woher bekommst du gewöhnlich dein Doko?“ fragte er, obwohl er eigentlich nur eine Antwort kannte.

„Sharaku.“ Shodo flüsterte es und schloss die Augen. „Verzeih mir, Meister Hoshi …Ich wollte ihn doch zu einem Heiler erziehen lassen, einem Mann, der ohne Hass, ohne Mordgedanken ist. Du weißt doch, wie sein Vater war…“

„Ich weiß.“ Shodo trug noch die Narben von Bestrafungen aus dieser Zeit. „Was ist passiert?“ Sharaku war zum Heiler ausgebildet worden. Und er war schlicht begnadet. Aber gerade als Heilerschüler war ihm beigebracht worden, dass Doko nur bei Schwerverletzten, Sterbenden eingesetzt werden durfte, weil es Drachen rasch süchtig machte. Und auch recht schnell durch die Giftwirkung umbrachte.

„Er kam, endlich, mich wieder besuchen. Er sagte, er wolle hier in Ruhe auf die Prüfung lernen.“

„Und du hast dich gefreut?“

Sie seufzte: „Meister Hoshi, ich habe dir als Einzigem gesagt, wer sein Vater war. Ihm selbst nicht. Je älter er wurde, umso zorniger wurde er über seine Vaterlosigkeit. Schließlich kam er nicht mehr. So war ich glücklich, als er zu mir zurückkehrte. Er war auch nett zu mir, hatte mir sogar einen Tee mitgebracht….“ Sie schluchzte auf: „Woher hätte ich wissen sollen...“

„Ich verstehe. Das Doko war in dem Tee.“ Er wollte sie ein wenig schonen: „Woran hättest du es auch erkennen sollen. Ich nehme an, dein Bedürfnis nach diesem Tee stieg?“

„Ja. Als er dann wieder weg ging, wurde es unerträglich. Ich versuchte, aus Kräutern etwas zu mischen, aber…“

„Und Sharaku kehrte zurück. Er war bereit, dir wieder Doko zu geben, aber nur, wenn du ihm den Namen seines Vaters sagst?“ Soweit war dieser armselige Jungdrache gegangen?

„Ja. Oh, es war so…demütigend.“

Er nahm ihre Hand: „Und du sagtest es ihm….verständlich. Wollte er sonst noch etwas wissen?“

„Ich...ich sollte ihm sagen, wo er gelebt hat, alles, was ich über den siebenten Clan weiß. Dann würde er es mir geben. Er….er war wie sein Vater, stand da und genoss meine Qual, meine Demütigung…Aber...er ist doch noch ein Kind….“

„Und er gab es dir, weil er sah, dass du nichts mehr wusstest, und überließ dich deinem Schicksal.“ Der Oberste Heiler war zornig, auch auf sich selbst. Wie hatte er sich so täuschen lassen können? Sharaku hatte sich auf die Prüfung vorbereitet, auch in der Bibliothek gelernt. Dabei musste er alles nachgelesen haben, was dort im Zusammenhang mit dem Ende des siebenten Clans stand. Allerdings waren das nur Fakten, nie Hintergründe. Wollte er nun seinen Vater rächen? Aber dann wäre es Unsinn, Sora zu vergiften. Schuld an dessen Untergang war doch der damalige Herr der Hunde….

Oh Urältester, dachte er nur, nahm sich dann aber zusammen. Hier war eine Patientin: „Komm, Shodo. Ich bringe dich in das Schloss der Königin. Dort wirst du Hilfe finden.“ Und Schutz. Er half ihr empor: „Komm. Ich weiß, du bist schwach, aber du musst die Verwandlung versuchen. – Eine Frage habe ich noch: wann war er das letzte Mal hier?“

„Vor…ich glaube vor zwölf Tagen. Meister Hoshi, ich bin zu schwach. Lass mich hier.“

„Nein. Kein Drache stirbt, wenn ich es verhindern kann.“ Vor zwölf Tagen….nach der Prüfung und vor der Feier, bei der Hayao das Gift erhielt. Hatte Sharaku nur noch die Bestätigung gesucht? Aber was sollte dieses Giftattentat bewirken? Hatte der Wunsch, etwas über seinen Vater herauszufinden, ihn traumatisiert oder in eine Art Wahnsinn getrieben? Dennoch: er hatte ihn erst vor wenigen Tagen gesehen. Und da hatte er freundlich gewirkt, fast zufrieden. Warum? Weil Hayao immer schwächer wurde? Hatte das Attentat doch dem alten Schamanen gegolten? Aber aus welchem Grund? Er legte den Arm um Shodo: „Komm. Du wirst es schaffen, dich zu verwandeln. Und dann fliegen wir langsam, mit vielen Pausen.“

Sie gehorchte müde, ließ sich aus der Höhle führen. Zum ersten Mal seit langen Jahren war jemand nett zu ihr. Sicher, sie hatte sich freiwillig in die Einsamkeit geflüchtet, auch, nachdem sie nach Le-chan.po gekommen waren, aber sie sehnte sich in ihrem Elend nach dem stützenden Arm um sich, der Aussicht auf wie auch immer geartete Hilfe.
 

Es wurde ein bitterer Flug für die beiden Drachen. Shodo war in der Tat so schwach, dass sie viele Pausen benötigte – und noch eine Dosis Doko. Der Oberste Heiler dachte an einen Tag vor nicht allzu langer Zeit, als er sie kennen gelernt hatte, bei der Umsiedlung der Drachen nach Le-chan-po. Er hatte seine Aufgabe und die seiner Leute darin gesehen, bei dieser Gelegenheit Hilfe zu leisten für diejenigen, denen der Umzug schwer fiel, der Verlust der Heimat. Und da war auch Shodo zu ihm gekommen, hatte ihm ihre Vorgeschichte erzählt. Natürlich hatte er Sharaku gekannt, aber er hatte nicht gewusst, dass dieser der Sohn Ryoukotsuseis war. Allerdings hatte er Shodos Beweggründe verstanden. Zum einen hatte sie nicht gewollt, dass ihr Sohn unter dem miserablen Ruf seines Vaters zu leiden habe. Und zum zweiten hatte sie verhindern wollen, dass dieselben Fehler noch einmal geschehen würden. Immerhin war der ehemalige Führer des siebenten Clans auch für seine Grausamkeit bekannt gewesen. Shodo wusste das am besten. Leider waren ihre Pläne wohl gescheitert. Das würde sich kaum mehr verheimlichen lassen, falls Sharaku wirklich Dummheiten plante. Nun, zwei Schandtaten hatte er ganz offenkundig schon begangen.
 

Im Schloss brachte Hoshi Shodo in einen Raum, der sehr nahe bei seinem eigenen lag, befahl zwei mit ihm befreundete Heiler zu ihr: „Einer von euch beiden ist stets an ihrem Bett. Wenn sie irgendeinen Wunsch hat, gebt ihn ihr, selbst, wenn es Doko ist. Aber nehmt langsam die Dosis zurück. Ihr wisst schon…entgiften.“ Für einen Augenblick zögerte er, ehe er ihren Blick sah: „Und Shodo, wenn dir noch etwas einfällt, sag es ihnen. Sie werden es aufschreiben.“

„Wohin gehst du, Meister Hoshi?“ erkundigte sie sich mit deutlicher Angst. Sie vertraute ihm, nicht jedoch den anderen.

„Ich weiß es nicht. Ich muss nachdenken. Aber du kannst ruhig bleiben. Nichts wird dir hier mehr Böses widerfahren. – Oh, eine Anweisung noch: niemand hat außer euch beiden Zutritt zu diesem Raum. Niemand.“

„Und wenn Sharaku kommt?“ fragte einer der Heiler zurück.

„Der unter gar keinen Umständen. Genauer, niemand sollte auch nur erfahren, dass sie hier ist.“ Er nickte der Patientin noch freundlich zu, ehe er den Raum verließ. Einer der Heiler folgte ihm, während sich der andere am Lager niederließ.

„Hoshi ….“ meinte er draußen: „Ich bin sicher, du hast ihren Zustand gesehen. Sie ist süchtig nach Doko. Und ich weiß nicht, ob es für eine Entgiftung nicht schon zu spät ist. Ihr Körper scheint vollkommen erschöpft zu sein, die Selbstheilungskräfte aufgebraucht.“

„Wir werden es versuchen. Und, wenn das nicht mehr gelingt, ihr mindestens einen ruhigen Tod geben. Die arme Shodo hatte nie in ihrem Leben Glück. Vielleicht wenigstens in ihrem Sterben.“

„Ich verstehe. Selbstverständlich werden wir uns an die Anweisungen halten.“

„Gut. Ich verlasse mich auf euch. Und, falls sie ins Delirium fällt, schreibt alles auf, was sie sagt. Es mag für das Drachenvolk mehr als wichtig sein.“ Er ignorierte die Überraschung des Heilers, als er sich abwandte und ging.
 

Von einem Balkon des Schlosses aus blickte er nachdenklich auf den Hafen, das Meer. Was sollte er nur tun?

Gewöhnlich hätte er die Königin informiert, aber diese steckte in der Amulettprüfung, war unerreichbar.

Hayao und dessen beiden Stellvertreter waren im uralten Heiligtum, der Drachenburg, und er kannte weder den genauen Ort, wo es lag, noch hätte er die magischen Schutzbanne überwinden können. Auch dies war keine Option.

Den Rat der Clanführer benachrichtigen?

Das konnte eine Katastrophe auslösen. An deren Verachtung war der siebente Clan damals zerfallen. Ein gut Teil der Drachen war dann in den anderen Clans, allerdings mit Vorbehalt, aufgenommen worden. Kam nun heraus, dass erneut jemand aus dem ehemaligen siebenten Clan ehrlosen Verrat übte oder auch nur andeutungsweise dies plante, konnte dies zu einem Massenmord an dessen ehemaligen Mitgliedern führen.

Nein.

Überdies hatte Shodo doch erwähnt, Sharaku wolle Rache für seinen Vater?

Das konnte ein Desaster werden, wenn sich dieser verrückte Jungdrache an den Hundeclan wagte. Fürst Sesshoumaru und Prinz Inuyasha waren zwar in der Amulettprüfung, aber weder Fürst Akamaru noch Prinz Yuri waren in einem Kampf zu unterschätzen. Dazu bedeutete das den Bruch des Friedensvertrages, würde zu einem neuen Krieg führen. Zu allem Überfluss wäre der Herr der Hunde nach bestandener Prüfung auch noch der Herr der Drachen – und damit wäre jedes Vorgehen eines Drachen gegen ihn Hochverrat, würde also sicher dazu führen, dass es innerhalb des Volkes Streit gab, vielleicht gar Bürgerkrieg, wie in den alten Zeiten. Und das dann mit den Youkai an der Kehle….

Nein.

Es gab nur eine Lösung seines Dilemmas. Er musste nach Japan, in das Schloss im Westen.
 

Die neue Prüfung war eindeutig eine aus Feuer. Hinter der Tür befand sich eine sandige, kreisrunde Fläche, die auf drei Seiten von meterhohen Flammen umgeben war. Die fünf traten vorsichtig hinein. Im nächsten Moment loderte auch hinter ihnen Feuer auf, war die Tür verschwunden.

„Mist, ist das heiß!“ Inuyasha war froh um sein Gewand aus Feuerrattenhaaren. „Und was jetzt?“

„Drachenfeuer,“ konstatierte Shiro.

„In der Tat“, bestätigte Suisei: „Dies ist bestimmt das Feuer eines Feuerdrachens. In den alten Schriften heißt es, sein Feuer sei so glühend, dass es alles schmelzen könne. Einer der legendären Drachen.“

Es war fast unerträglich heiß inmitten des Feuerringes. Sogar die Luft flimmerte und allen war klar, dass sie sich hier nicht allzu lange aufhalten sollten. Nur: wie lautete die Prüfungsfrage? Was sollten sie tun?

„Dort liegt etwas!“ Sora deutete vor sich.

Shiro sah rasch auf ihren Gefährten, um dessen stumme Genehmigung zu erhalten, ehe sie hinüber sprang und sich bückte. Wie auch die Botschaft, die der Babyfeuerdrache am Anfang gebracht hatte, war dies kein Brief aus Papier, sondern aus einem wohl feuerfesten Material. Sie öffnete und warf einen Blick auf die Zeichen. Ihr Gesicht hätte aus Stein gemeißelt sein können.

Sesshoumaru kannte sie gut genug, um zu wissen, dass sie nichts Angenehmes las: „Wie lautet die Aufgabe?“

Sie sah zu ihm: „Die Gefährtin wird die Geliebte des Feuers.“

„Was soll denn der Quatsch?“ erkundigte sich Inuyasha, ehe er erkannte, dass sein Halbbruder ein wenig die Augen verengte: „Was ist los?“

„Das Drachenfeuer um uns wird nur erlöschen, wenn Shiro-sama in die Flammen geht.“ Suisei presste die Lippen zusammen.

„Ja, aber das ist ziemlich heiß.“ Und was sollte das bezwecken?

„Es ist für sie tödlich.“ Dem Feuer eines legendären Drachen hatten gewöhnliche Drachen oder Youkai nichts entgegenzusetzen.

„Ach du…“ Der Hanyou blickte von seinem Bruder zu seiner Schwägerin, die einander in die Augen sahen Was war das denn für eine bescheuerte Prüfung? Wieso ausgerechnet Shiro? Sesshoumaru hatte schon einmal Tenseiga für sie eingesetzt, ein zweites Mal würde das nicht klappen. Es gab sicher eine andere Lösung, eine bessere: „Ich werde versuchen, das Feuer mit der Windnarbe zu löschen.“
 

Shiro hatte im gleichen Moment, als sie den Text las, verstanden. Die Drachenkönigin sollte am Leben bleiben, das war wohl der Wunsch der Prüfer. Würde sie selbst nicht in das Feuer gehen, wären alle in Gefahr. Auch ein noch so starker Youkai oder Drache konnte es hier nicht lange aushalten. Als Anführer müsste ihr Sesshoumaru befehlen, dies zu tun.

Aber das würde sie nicht zulassen. Er sollte sich keine Gedanken darüber machen müssen, wie er ihr diese Anweisung gab. Es war ihre Pflicht dem Fürsten, dem Herrn der Hunde, ihrem Gefährten gegenüber, ihn zu schützen, ihn und die Leute, die ihm folgten. Und sie wollte nicht, dass er auch nur daran zweifelte, dass sie dieser Pflicht willig folgen würde. Wenn sie schon sterben sollte, dann in ehrenhaftem Andenken:

„Das wird nichts nützen, Inuyasha“, sagte sie, ohne den Blick von den goldenen Augen ihres Gefährten zu nehmen.
 

Sesshoumaru wusste, dass es keine Alternative gab. Die furchtbare Hitze würde sie alle früher oder später in Atemnot bringen, sie töten. Opferte er nicht Shiro, würden sie alle fünf sterben. Warum sie?

Weil sie seine Gefährtin war und die Prüfer Sora an ihrer Stelle sehen wollten?

Warum sie?

Auch Tessaiga würde nichts gegen das Feuer eines legendären Drachen ausrichten, da konnte Inuyasha machen, was er wollte. Alles in ihm wehrte sich jedoch dagegen, ihr den Befehl zu geben, in das Feuer zu gehen, der Fürst gegenüber einer Untergebenen, der Mann gegenüber seiner Frau. Er wollte sie schützen, wollte sie lebend wissen….aber er sah die einzige Alternative darin, dass sie alle sterben würden.

Und er war doch auch Inuyasha, Sora, Suisei gegenüber verpflichtet, war der Taishou…

Wie schon auf der Insel der Bestie begriff er, wie unendlich schwer diese Aufgabe sein konnte, dass es Entscheidungen gab, die die Seele zu zerreißen drohten. Damals hatte er sich entschieden, Shiro im Stich zu lassen, um Inuyasha zu retten. Er konnte sie unmöglich ein zweites Mal bewusst in den Tod schicken…
 

„Keh!“ machte der Hanyou derweil. Was sollte dieses schweigende Sichansehen? Er zog Tessaiga. Vielleicht hatte Shiro Recht und es würde nichts nutzen, aber einen Versuch war es immerhin wert. Bislang waren die Prüfungen doch auch irgendwie zu schaffen gewesen. So trat er seitwärts, ein wenig näher an das Feuer hin. Das wurde ja unerträglich heiß. Er wollte sich gar nicht vorstellen, wie das wäre, würde man da drin landen. „Kaze no kizu!“ Die Macht der Windnarbe brachte die Flammen zum Flackern, ehe sie höher – und heißer- aufloderten. „Mist!” Er sprang eilig zurück. Die Luft zum Atmen wurde auch immer stickiger.
 

Sora hielt sich den Arm vor das Gesicht, um ein wenig die Hitze abzuhalten. Was für eine Prüfung! Sie verstand nur zu gut, dass Sesshoumaru zögerte, den einzigen Befehl zu erteilen, der zumindest vier von ihnen am Leben lassen konnte. Shiro war seine Gefährtin, und nach allem, was sie gehört hatte, waren sie seit Kindertagen befreundet, vielleicht sogar verliebt. Wie grausam, dass er sie opfern sollte. War dies sonst eine andere Prüfung? Sie konnte sich nicht vorstellen, dass jedes Mal in der Heiligen Amulettprüfung die Königin geopfert werden sollte. Nein, davon hatte sie noch nie etwas gehört.
 

Suisei sah zu dem Hundepaar. Es gab nur eine logische Alternative. Aber Logik und sachliche Entscheidung waren eine Seite, ein solches Opfer eine andere. Wenn vier von fünf jedoch überleben sollten, musste die Bedingung der Prüfung erfüllt werden. Allerdings gab er zu, dass er diesen Befehl nicht hätte erteilen mögen. War dies die schwerste Prüfung für einen König? Dann würde er gern darauf verzichten, einer zu werden.

Er bezweifelte allerdings nicht, dass auch der Fürst der westlichen Gebiete in diesem Moment am liebsten alles hingeworfen hätte.

Ohne Amulett würden sie freilich dieser Welt nicht mehr entkommen, die Drachen hätten keine Königin, keinen König, würden sich in einem Bürgerkrieg verzetteln, wie schon in früheren Zeiten. Und wie der Rest des Hundeclans darauf reagieren würde, fielen gleich drei ihrer Mitglieder einem, in ihren Augen sicher obskuren, Drachenbrauch zum Opfer…nun, daran wollte er lieber nicht denken. Um das Wohl aller willen musste das Heilige Amulett beschafft werden, gleich, um welchen Preis. Aber das wusste sicher jeder der hier Anwesenden.
 

Sesshoumaru sah noch immer seine Gefährtin an. Der Ausdruck in ihren grünen Augen hatte nichts von seiner Ruhe verloren, und er begriff, dass sie die brutale Konsequenz ihrer Lage ebenfalls erkannt hatte und akzeptierte. Sie hatte sich noch nie gegen seine Anweisung gestellt und würde es auch diesmal nicht tun, aber…

Aber er konnte ihr den Befehl nicht geben, nicht seiner Gefährtin, der Mutter seiner Welpen. Wenn er irgendeine andere Lösung finden würde…

Wäre es um ihn selbst gegangen, hätte er nie gezögert. Dies jedoch ….
 

„Ich bin schon einmal gestorben“, sagte Shiro leise: „Und ich habe geschenkte Jahre mit dir bekommen, sogar unsere Welpen. Ich danke dir für alles.“ Ohne weiteres Wort drehte sie sich um und ging auf die Flammenwand zu.

„Shiro!“ schrie Inuyasha auf und wollte zu ihr springen, um sie zurückzuhalten, als er bemerkte, dass sich sein Halbbruder vor ihn bewegt hatte, schnell wie eh und je.

„Dämlicher Hanyou!“ knirschte der, wie in alten Zeiten.

„Du kannst sie doch nicht opfern…“ Inuyasha fasste instinktiv nach Tessaiga. Er begriff nicht, wieso Sesshoumaru nicht noch etwas anderes versuchte. Irgendetwas musste es doch geben! Man beschützte seine Gefährtin doch! Da nahm er den Ausdruck in den Augen seines Halbbruders wahr. Er hatte ihn schon einmal gesehen, diese so seltene Gefühlswelt, vor dem Tempel auf der Insel der Bestien, als Shiro dort tot gelegen hatte. Und er sah den Schmerz, die Trauer, die sich nur zu gern in Zorn auf ihn entluden. Gab es etwa wirklich keinen anderen Weg? Wirklich nicht? Unwillkürlich blickte er zu den Drachen, aber die starrten zu Shiro. Langsam ließ er die Hand sinken.

Sesshoumaru bemerkte es und wandte den Kopf, sah zu seiner Gefährtin. Sogar diesen letzten Befehl hatte sie ihm abgenommen. Shiro….
 

Sie stand vor den Flammen. Die Hitze dort war so groß, dass ihre roten Haare wehten. Sie drehte sich noch einmal um. Es war leichter, als damals vor dem Tempel der Bestie, würde es doch schneller gehen. Dort hatte sie ihre komplette Energie verbraucht, und sie wusste noch, wie schmerzhaft diese vollkommene Erschöpfung gewesen war, erst recht, als ihr eigener Wille das letzte Youki aus ihrem Körper getrieben hatte. Nein. Diesmal würde es schneller gehen, weniger qualvoll sein. Mit einem Satz sprang sie mitten in die lodernde Flammenwand, die hinter ihr, über ihr zusammenschlug.

Für einen Moment spürte Shiro die irrwitzige Glut um sich, einen fast unerträglichen Schmerz, dann fühlte es sich so an, als ob sich etwas fest um sie legte. Flammen prasselten, das hörte sie noch. Und dann war nichts mehr da, außer einer stillen, tiefen Schwärze.
 

Die erstarrten Zuschauer erkannten noch eine Bewegung im Feuer, das über seinem Opfer zusammenschlug. Für einen Augenblick glaubten sie, etwas Schwarzes in den Flammen zu sehen, dann fielen diese in sich zusammen.

Der Weg nach draußen war frei.
 

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Ob das jemanden tröstet?

Im nächsten Kapitel lernt ihr Sharaku und seine Freunde kennen. Und Sesshoumaru die letzte Aufgabe der Prüfung...
 

Wer so nett ist, mir einen Kommentar zu hinterlasen, erhält, wie gewohnt, eine Info -ENS, wenn ich sehe, dass das neue Kapitel freigeschaltet wurde.
 

bye
 

hotep

Die Rebellion der Kinder

Freut mich, dass ihr Shiro so mögt. Und natürlich habt ihr Recht...wenn sie in der Neuzeit lebt, kann ihr während der Amulettprüfung nichts ernsthaftes zugestossen sein. Aber das wissen weder sie noch sonst wer...
 

9. Die Rebellion der Kinder
 

Shiro wollte die Augen öffnen, aber um sie herum war eine derartige Helligkeit, dass sie sie lieber wieder schloss. Sie hatte nur die Farben des Regenbogens erkannt. Trotz allem fühlte sie sich seltsam geborgen. Wo sie wohl war? Sie hatte vergessen, wie es das letzte Mal gewesen war, als sie gestorben war. Im Moment hatte sie jedenfalls keine Schmerzen, fühlte sich leicht und schwebend. Nein, im Land ihrer Seele war sie jedenfalls auch nicht. Wo nur? Aber das war wohl gleich.

„Warum hast du nicht den Befehl abgewartet, junge Hundedame?“ fragte eine tiefe Stimme, die von überall her zu kommen schien. Gleichzeitig wurde sie sich einer ungeheuren Präsenz bewusst, einer beispiellosen Energie, die um sie war.

„Welchen Befehl?“ gab sie verwirrt zurück. Hatte der Unbekannte ihr etwas befehlen wollen?

„Du bist freiwillig in das Feuer gesprungen, ohne dass dein Gefährte es dir sagte. Was wäre gewesen, wenn er Sora statt deiner hätte schicken wollen?“

Oh, das meinte er: „Das wäre unlogisch. Die Bedingung musste erfüllt werden, um das Feuer erlöschen zu lassen.“ Es hatte nur eine sachliche Lösung gegeben

„Du warst dir sicher, dass dein Gefährte dich in den Tod schickt, um die anderen zu retten.“

„Ja.“

„Und warum hast du das nicht abgewartet?“

Sie wollte wieder die Augen öffnen, aber sie vermochte es nicht. Wo war sie und mit wem unterhielt sie sich? Aber sie hatte das sichere Gefühl, dass es äußerst wichtig war, die reine Wahrheit zu sagen. „Es wäre ihm schwer gefallen, den Befehl auszusprechen.“

„Du wolltest ihm das abnehmen? Ihn schützen?“

„Ja.“

„Liebst du ihn so sehr? Mehr als dein eigenes Leben?“

„Ja.“

Sie sagte es einfach. Etwas um sie bewegte sich, strich fast sanft über ihren Arm. Lag sie in einer Hand? Wenn ja, musste dies ein sehr großes Lebewesen sein. Youkai kamen nach ihrem Tod doch nicht in die Unterwelt…oder doch? Seltsam, dachte sie gleichzeitig. Für jemanden, der schon einmal gestorben war, wusste sie wenig über das, was nach dem Tod geschah. Vergaß man es, wenn Tenseiga einen zurückholte?

„Und du wolltest ihm helfen, damit er diese Aufgabe löst und die Amulettprüfung der Drachen besteht, obwohl er ein Youkai ist. Was gehen die Drachen euch an?“

„Es soll nicht noch einen Krieg geben.“

„Und das aus dem Mund einer kriegerischen Youkai! Nun, junge Hundedame, dein Gefährte hat diese Prüfung bestanden. Noch eine liegt vor ihm, die Prüfung des Saphirs, des Wassers. Der Rubin, der das Feuer bezeichnet, ruht bereits im Amulett.“

Sie atmete erleichtert auf.

Die tiefe Stimme klang ein wenig erheitert: „Sogar jetzt denkst du nur an ihn. Nun gut, Gefährtin des Herrn der Hunde….“ Diesmal spürte sie bewusst, dass Finger über ihren Arm glitten: „Schlaf gut.“

Das war das Letzte, was sie registrierte.
 

Das Feuer war erloschen, der Weg zurück frei, aber niemand der Vier konnte sich darüber freuen oder auch nur erleichtert sein.

Sesshoumaru drehte sich um, ging schweigend zurück. Sein Gesicht war regungslos, obwohl in ihm Chaos herrschte. Warum nur hatte er Shiro mitgenommen? Warum sie nicht besser beschützt? Wie sollte er das den Kindern und Akamaru sagen?

Denn dies war nichts, das er jemand anders hätte aufbürden wollen. Immerhin konnte er den Welpen berichten, dass ihre Mutter tapfer gewesen war. Und er musste ihnen nicht sagen, dass er selbst den Befehl zu ihrem Tod gegeben hatte. Sogar das hatte sie ihm abgenommen. Diese verwünschten Drachen und ihre törichte Prüfung!

Was verlangten sie von ihrem König?
 

Inuyasha kannte seinen Halbbruder gut genug, um zu wissen, dass dieser zwischen Trauer und Zorn hin und herschwankte. Wer auch immer der nächste Gegner wäre, hätte sicher nichts zu lachen. Aber ihm war auch klar, dass ein tröstend um die Schultern gelegter Arm eher die Wut auf ihn lenken würde. Verdammt! Warum hatte diese bescheuerte Prüfung solch ein Opfer gefordert? Sie hatten nichts, gar nichts dagegen unternehmen können. Oder doch? Hatten sie irgendetwas übersehen?

Er glaubte es nicht. Die Windnarbe hatte nicht funktioniert. Und Shiro hatte gewiss leben wollen. Dass auch Sesshoumaru keine Alternative gesehen hatte, war nur zu offensichtlich.
 

Die beiden Drachen waren sich über die Stimmungslage des Youkai und des Hanyou nur zu gut im Klaren und hüteten sich, ein Wort zu sagen, als sie über den Sand zurückgingen.

Sora sah besorgt zu Suisei.

Es mochte üble Folgen für das gesamte Drachenvolk zeitigen, wenn der Anführer der Youkai durch solch eine Prüfung seine Gefährtin verlor. Unbewusst streckte sie die Hand zu ihm, auf der Suche nach Trost. Sie hatte Shiro als ehrenhafte Frau kennen gelernt, die selbst ihr, als ihrer Rivalin, freundlich gegenüber geblieben war. Warum nur hatte sie so enden müssen?

Der Schamanenkrieger fasste ihre Finger und drückte sie kurz, ehe er sie wieder losließ. Es schickte sich nicht, die Hand der Ehefrau eines anderen zu halten, aber er nahm nicht an, dass der Herr der westlichen Gebiete die Drachenkönigin trösten würde. Er hatte wohl genug mit sich selbst zu tun, auch, wenn er es nicht nach außen hin zeigte. Warum nur hatte das so passieren müssen? Waren die Prüfer der Meinung gewesen, eine Ehefrau würde reichen? Er hatte nie zuvor davon gehört, dass auch nur eine einzige Königin in Verlauf der Prüfungen gestorben war.

Aber nun gut. Auch die alten Schriften waren nicht unfehlbar, das war jedem Schamanen bewusst.
 

Die vier jungen Drachen, die sich am Rande des kleinen Wäldchens niedergelassen hatten, wirkten gelangweilt. Das einzige Drachenmädchen unter ihnen hatte ihr Schwert in der Scheide in den Armen, wiegte es ein wenig hin und her. Einer ihrer Begleiter polierte seines, ein anderer lag im Gras und musterte den Himmel. Der dritte lehnte an einem Baum, sah nun aber auf.

„Sharaku lässt sich Zeit.“

„Du weißt doch, dass er herausfinden will, was im Schloss passiert ist und was mit dem Obersten Schamanen ist.“ Das Mädchen klang scharf.

„Oh ja, Kritik an ihm ist für dich gleich Hochverrat.“

„Das wird es sein, du verdammter Narr, wenn wir den glorreichen siebenten Clan wieder auferstehen lassen, Sharaku der Clanführer wird, und daraus dann der Herr aller Drachen.“

„Noch ist es nicht soweit.“

„Noch!“ Das Quartett wandte den Kopf, nach dem Ursprung des eisigen Kommentars. Sharaku war gekommen, nicht mehr in der roten Heilertracht, sondern als Krieger gekleidet, wie auch seine vier Freunde. Langsam trat er näher: „Mein Lieber, du solltest Vertrauen zu mir haben.“

„Das habe ich doch, sicher.“ Der Angesprochene kannte den Charakter seines Anführers nur zu gut: „Ich wollte nur Shakunetsu ein wenig aufziehen. Das war bestimmt nicht gegen dich gerichtet. Wenn das so geklungen haben sollte, entschuldige.“

Sharaku musterte ihn, als er fast beiläufig auf die linke Hand des Sitzenden trat, den Fuß drehte: „Nun, auch Streit zwischen euch beiden wäre fatal, nicht wahr, Korosu?“

„Ja“, zischte der. Das tat weh, aber er musste froh sein, dass es die Linke war, nicht seine Schwerthand. Sharaku war viel stärker als er, das hatten sie schon zu Anfang ihrer Beziehung geklärt, als er, wie auch die anderen, den vaterlosen Junge ausgelacht und dessen Beteuerungen von seiner geheimnisvollen Abkunft keinen Glauben geschenkt hatte. Aber nun hatten sie alle gehört, wie seine Mutter ihm verraten hatte, dass Ryuukotsusei sein Vater gewesen war.

„Was hast du in Erfahrung bringen können, Sharaku?“ fragte Shakunetsu neugierig. Sie zog nicht in Betracht, dass er nichts gehört haben könnte.

„Hayao ist wieder gesund.“ Der junge Drachenheiler setzte sich ebenfalls: „Und ist zurück in den Tempel gegangen. Dieser Hundefürst mit den roten Haaren war da und hat ihn dann mitgenommen.“

„Akamaru?“ Korasu rieb möglichst unauffällig seine Linke: „Der Youkaifürst des Südens. Er war schuld an der Niederlage der Drachen dort. Den würde ich mir gern schnappen. Er soll ein guter Stratege sein, allerdings direkt im Kampf nicht viel draufhaben.“

„Wenn es soweit ist, lasse ich ihn dir gern“, sagte einer der bisher Schweigenden: „Wenn du nicht gegen einen wirklich guten Kämpfer streiten willst.“

„Sei kein Narr, Boshi. Du suchst den Kampf um des Kampfes willen…Im Heer im Süden waren mein Onkel und mein Vetter. Beide kehrten nicht zurück.“ Korosu lehnte sich wieder an den Baum.

Sharaku nickte: „Jeder von euch kann sich wen aussuchen. Aber der Herr der Hunde gehört mir, aus Rache für meinen Vater! Sein Vater hat den meinen getötet. – Im Übrigen: wie konnte Hayao eigentlich krank und gesund werden, mein lieber Tako? Ich habe dir das Gift für Sora gegeben“

„Und ich habe es in der Küche in den Becher für die Königin getan, wie du es wolltest. Woher hätte ich ahnen sollen, das sie den weitergibt?“ verteidigte sich der vierte Drache prompt. „Außerdem: was spielt es für eine Rolle, ob so ein alter Schamane draufgeht oder nicht?“

Der würde doch sicher sowieso bald von allein sterben.

„Keine besonders große. - Aber nun ist es sowieso gleich, denn es läuft alles anders, besser, als ich es zuvor plante. Der Urälteste hat auf meine Gebete gehört und das Amulett zu sich geholt. Allein dies ist schon ein Beweis dafür, dass ich in seinen Augen würdig bin. Die Amulettprüfung wird bald enden. Sind die Youkai auf diese Art aus dem Weg, werde ich mir Sora zur Frau nehmen.“ Er sah zu Shakunetsu: „Du weißt natürlich, dass dies nur formell und vorübergehend sein wird.“

Dieser Weg, den ihm der Urälteste aufgezeigt hatte, war eleganter und auch weitaus ungefährlicher, als es der Giftanschlag auf der Königin gewesen wäre, um sich in den darauf folgenden Streitigkeiten unter den Clanführern als Erbe des siebenten Clans zu offenbaren und sich in den dann bestimmt stattfindenden Kämpfen durchzusetzen. Er war zwar sicher, dass er das schaffen würde, immerhin waren die anderen Clanführer viel älter, also schlechter im Kampf, zweifellos schwächer als er. Und sie waren wohl auch feiger, wenn er ihr Verhalten in Bezug auf die Youkai betrachtete. Jeder von ihnen hatte den Krieg überlebt. Aber wenn man ohne Risiko das gleiche Ziel erreichen konnte, war es besser.

„Natürlich.“ Shakunetsu konnte in der doch Jahrhunderte älteren Königin keine Gefahr für sich entdecken. „Und du wirst der echte König der Drachen.“ Und sie dann die Königin, an der Seite ihres angebeteten Sharaku, das hatte er ihr versprochen. Das war seine Bestimmung, da war sie sicher. Der würdige Platz für solch ein Genie wie ihn.

„Was ist eigentlich mit Hakai?“ erkundigte sich Boshi: „Immerhin ist er der älteste Sohn des letzten Drachenkönigs und der Königin, auch, wenn er noch ein Baby ist.“

„Ach, Boshi.“ Sharaku lächelte ein wenig: „Du vergisst etwas. Mag der verstorbene König Daiki auch sein Vater sein: als er geboren wurde, war seine Mutter mit einem Youkai verheiratet. Der gilt dementsprechend als sein Vater. Er ist also rechtlich kein reiner Drache, kann nie der König werden. Ganz einfach.“ Mit Hakai könnte er sich jeden Aufwand sparen.

„Dann warten wir auf das Ende der Prüfung?“ erkundigte sich Shakunetsu.

„Ja.“ Sharaku sprang auf: „Warten wir an der Stelle, von der aus ich sie habe gehen sehen. Dort irgendwo in den Bergen muss das Heiligtum versteckt sein.“
 

Als die vier Prüflinge erneut die Halle betraten, erstarrten sie. Am anderen Ende lag Shiro, regungslos, die Augen geschlossen, aber anscheinend nicht vom Feuer versengt. Selbst ihre Kleidung war unversehrt.

Inuyasha raste sofort los, um zu sehen, ob sie noch am Leben war, als er einen heftigen Schlag in die Seite spürte. Er taumelte und fing sich gerade noch ab. Im nächsten Moment erkannte er, dass sein Halbbruder schon bei seiner Gefährtin war, auf ein Knie niederließ, die Hand an ihren Hals legte. Der Hanyou atmete auf, als er sah, wie Sesshoumaru sich erhob, einfach stehen blieb, den Blick allerdings nicht von Shiro nahm.

Sie würde bald aufwachen, da war er sicher.

Sora legte die Hand an ihre Brust: „Ich...ich bin froh“, flüsterte sie, da auch sie die Lage so interpretierte.

„Niemand soll in diesen Prüfungen sterben“, bestätigte der Schamane: „Dies war wohl die härteste von allen.“ Das „bislang“ unterschlug er lieber.

Ohne sich umzuwenden, sagte der Hundefürst: „Die Elemente, Suisei.“

„Vergebt, Sesshoumaru-sama...ich verstehe Euch nicht ganz.“

„Die Prüfungen.“

Warum sprachen Youkai nur immer so in Andeutungen? Aber er musste ihm zustimmen. Daran hatte er bislang noch nicht gedacht: „Oh, ja. Ihr habt Recht. Wir hatten Feuer, Metall, eine unterirdische Höhle für die Erde und wenn man die Pflanzen der ersten Prüfung betrachtet, auch Holz. Dann müsste die letzte die Prüfung des Wassers sein. Das wäre durchaus eine logische Anordnung der Aufgaben.“

„Wasser?“ Sora war ein wenig besorgt. Wie viele Drachen konnte sie nicht einmal in ihrer wahren Gestalt schwimmen.

„Mach dir mal keine Sorgen, Königin“, tröstete Inuyasha prompt: „Wir haben das andere ja schließlich auch geschafft.“

Shiro wurde in diesem Moment klar, das sie bei Bewusstsein war. Und die Stimme ihres Schwagers zu hören war auf jeden Fall beruhigend. Sie schlug die Augen auf, erkannte ihren Gefährten, ihren Fürsten, über sich. Die strenge, höfische Erziehung ihrer Jugend ließ sie sich ordnungsgemäß vor ihn knien, noch ehe sie vollkommen wach war.

Sesshoumaru hätte fast den Kopf geschüttelt, aber dazu kannte er sie zu lange und zu gut. So bot er ihr die Hand, um ihr beim Aufstehen zu helfen, zu befreit, sie wieder bei sich zu haben, um eine solche Geste vor den Zuschauern unterlassen zu wollen.

„Danke…“ murmelte sie unwillkürlich. Das war ungewöhnlich, zumindest in der Gegenwart von Zeugen. Aber diese Handlung verriet ihr, wie erleichtert er war.

Inuyasha kam heran: „Geht’s dir gut, Shiro? Mann, hast du uns einen Schrecken eingejagt.“

Ein flüchtiges Lächeln zuckte um ihren Mund: „Ich mir selbst wohl auch.“

„Ja, schon klar.“ Der Hanyou warf einen Blick zu seinem Halbbruder, unterließ es aber, vor dessen Ohren ihr zu sagen, wie er reagiert hatte. Er hatte doch in Punkto Familienleben in den vergangenen Jahren dazu gelernt.

Sora und Suisei kamen ebenfalls näher. „Ich bin froh, Shiro-sama, dass Ihr am Leben seid“, sagte die Drachenkönigin nicht nur aus Höflichkeit.

„Ich ebenfalls, “ ergänzte der Schamane: „Sesshoumaru-sama erwähnte soeben, dass die Aufgaben wohl nach den Elementen angelegt wurden. Dann wäre die letzte Prüfung die des Wassers.“

Shiro war für einen Augenblick überrascht, aber dann erfasste sie, dass dies stimmte. Fünf Aufgaben, fünf Elemente. Nun gut. Die Drachen hatten sich ja immer schon mehr mit Elementmagie beschäftigt, als Youkai. Da war dies nur logisch. Aber das änderte auch nichts an der Tatsache, dass nur noch eine Prüfung vor ihnen lag. Sie sah unwillkürlich auf das Drachenamulett an Soras Brust. Wie ihr der Unbekannte gesagt hatte, leuchtete dort rot der neue Stein, ein Rubin. Das Symbol des Feuers. Nur noch der Saphir fehlte.

Der Hundefürst warf ihr einen prüfenden Blick zu. Aber sie schien bereits wieder vollkommen erholt zu sein. Und dass die Nervenbelastung eines nahenden Todes sie wenig berührte, wusste er nur zu gut.

So wandte er sich um. An der gegenüberliegenden Seite der Halle war eine neue Tür erschienen und er bezweifelte nicht, dass dies der Weg in die letzte Prüfung war. Ganz bestimmt war dort etwas mit Wasser. Hoffentlich mussten sie nicht schwimmen.

Er erinnerte sich nur ungern an sein unfreiwilliges Bad im Ozean, als er von den Piratenschiffen von Le-chan-po entkommen war. Er wäre um ein Haar ertrunken.

Aber wenn dies die Aufgabe war, müsste er sie eben bestehen. Ein Zurück oder Aufgeben gab es nicht. Er hörte, dass die anderen hinter ihm heran kamen, und öffnete die Tür.
 

Dahinter dehnte sich eine überraschende Landschaft. Unten lag ein Meer, dessen Wellen sich scheinbar ins Unendliche ausbreiteten. Er stand auf der Türschwelle, fast fünfzig Meter darüber. Vor ihm schwebten Eisplatten in gewissen Abständen in der Luft, bildeten einen Weg. Sollten sie dort entlang springen? Bei einem Fehler würde derjenige in das Meer stürzen. War das schon alles oder kamen noch mehr Hindernisse?

Am Horizont entdeckte er nun einen Nebel. Wenn man ihn auf diese Distanz wahrnehmen konnte, musste er sehr groß und dicht sein. Überdies spürte er dort hinten ein Youki, eine Präsenz, die ein überaus mächtiges Wesen verriet. Das also musste das Ziel sein. Ob dann ein Kampf stattfinden sollte oder nicht, würde man dort sehen.

Er sprang auf die erste Eisplatte, die groß genug war, um allen fünfen Platz zu bieten. Ein lauter Fluch, der nur von seinem jüngeren Bruder stammen konnte, ließ ihn den Kopf zurück drehen. Inuyasha saß auf dem Boden vor der Tür und rieb sich das schmerzverzogene Gesicht.

Shiro sah kurz zu ihm, ehe sie langsam die Hand hob, vorsichtig in den Türrahmen fasste, und rasch zurückzuckte: „Hier ist nun ein Bannkreis, Sesshoumaru-donno“, sagte sie: „Weder Inuyasha noch ich kommen durch.“

„Darf ich, Shiro-sama?“ Der Drachenschamane kam näher. Er hatte keine Probleme mehr mit der Höflichkeitsanrede der Fürstin gegenüber. Ihr Mut und ihre Selbstdisziplin waren beispielhaft. Er legte die Finger an sein Amulett, als er sich auf das unerwartete Hindernis konzentrierte: „In der Tat, Sesshoumaru-sama, auch wir Drachen können Euch nicht folgen. Ich fürchte, in der letzten Prüfung seid Ihr allein auf Euch selbst gestellt.“

Der Hundefürst nickte ein wenig, ehe er sich umwandte. Das war wirklich unerwartet, oder eigentlich nicht. Irgendwie hatte er damit gerechnet, dass noch etwas Derartiges folgen würde. Immerhin sollte ja der König der Drachen mit dieser Prüfung getestet werden, und nicht sein Talent, sich fähige Mitarbeiter zu suchen. Er musterte das Meer, die schwebenden Eisplatten vor sich. Dort lauerte Gefahr, dessen war er sich bewusst. Es würde nicht gerade einfach werden, den Nebel dort hinten zu erreichen. Und was dort auf ihn wartete – nun, er würde sich allem stellen. Immerhin war er Sesshoumaru.
 

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Die letzte Prüfung ist also nur auf den Herrn der Drachen ausgelegt, während die fünf Sandkastenrocker ihre eigenen Pläne verfolgen - und anscheinend keine Ahnung haben, welche Gegner und Folgen sie damit heraufbeschwören.

Im nächsten Kapitel erfahren Akamaru und Yuri einiges aus der Geschchte der Drachen - udn ihrer eigenen Familiengeschichte. Und das letzte Familienmitglied erfährt, dass es Ärger gibt. "Schatten der Vergangenheit"
 

Wer so nett ist, mir einen Kommentar zu hinterlassen, erhält, wie gewohnt, eine Info-ENS, wenn ich sehe, dass das neue Kapitel freigeschaltet wurde.
 

bye
 

hotep

Die Schatten der Vergangenheit

Was die Amulettprüfung betrifft, wie es Sesshoumaru allein ergeht, werdet ihr erst im nächsten Kapitel erfahren.

Dieses hier ist ruhiger, aber es erklärt einige Hintergründe, die in der Hundeyoukaisaga bereits angesprochen wurden. Und ein Cover-Bild ist da.
 

10. Schatten der Vergangenheit
 

Hoshi war nicht überrascht, dass er im Schloss des Westens warten musste. Er konnte sich denken, warum. Tatsächlich spürte der Oberste Heiler der Drachen kurz darauf Youki, ein Dimensionsportal. Er war sicher, dass dies der Fürst der südlichen Gebiete war, eine Vermutung, die sich bestätigte, als er in das Arbeitzimmer gebeten wurde. Er verneigte sich höflich. Immerhin war Prinz Yuri im Augenblick der Regent, Akamaru sowieso ein Youkaifürst.

„Willkommen in den westlichen Ländern, Oberster Heiler“, sagte Yuri freundlich: „Auch, wenn ich fürchte, dass du unangenehme Neuigkeiten bringst.“

„Danke, edler Prinz.“ Er ließ sich nieder: „In der Tat. Nachdem Akamaru-sama auf Le-chan-po war, habe ich lange nachgedacht, welcher Heiler, welcher Clan so verrückt sein sollte, die eigene, geborene, Königin zu töten und damit nicht nur den Krieg zwischen den Youkai und den Drachen wieder aufleben zu lassen, sondern auch die Fehden zwischen den Clans. Ich….darf ich ein wenig ausholen, Euch etwas aus der Geschichte der Drachen berichten?“

„Wenn es mit dem Attentat zu tun hat.“ Yuri sah ihn an: „Aber ich weiß natürlich, dass sich einst alle Drachenclans bekriegten.“ Nur, was hatte diese uralte Geschichte mit dem Giftanschlag zu tun?

„Ja. Alle sieben Clans stritten in alter Zeit immer wieder um die Vorherrschaft. Natürlich nicht die Drachen aus dem Süden. Sie haben schon damals niemanden anerkannt, lebten für sich. Aber unter den nördlichen Drachen herrschten erbitterte Fehden. Irgendwann wurde den Clanführern klar, dass die Drachen dabei waren, sich gegenseitig auszurotten. Es gibt so wenig Nachwuchs bei meinem Volk. Daher trafen sie sich, um zu beraten, wie dieses Verhängnis abgewendet werden konnte. Dies nannte man den ersten Drachenrat. Der damalige Oberste Schamane berichtete, dass in dem Drachenheiligtum Prophezeiungen hingen, die…“ Er bemerkte den raschen Blickwechsel der Youkai: „Vergebt, ich weiß, dass der letzte Krieg auch mit einer Prophezeiung begann, aber dies war etwas anderes. Dort hieß es, dass nur ein wahrer König den Drachen den Frieden geben würde. Nun, der Drachenrat beschloss, dass wohl keiner der sieben Clanführer der König aller Drachen werden sollte, sondern man sich auf diese Prophezeiung verlassen sollte. Im Tempel war das Heilige Amulett erschienen. Die Schamanen erklärten damals aus Träumen, dass dies der Wunsch des Urältesten sei.“

Hoshi wartete einen Moment, aber keiner der beiden Youkai fragte nach. Wussten sie, wer das war, oder nahmen sie an, es handele sich um eine religiöse Angelegenheit der Drachen und wollten keine ihm peinliche Frage stellen? Er traute ihnen letzteres sogar zu.

So fuhr er fort: „Der Drachenrat suchte nun fähige Drachen aus, alle aus dem Süden, um so zu sichern, dass sie keinen der Clans unterstützen würden. Dies war die erste Amulettprüfung, die nur einer bestand. Und so entstand das Drachenkönigtum.“

„Und diese Fehden waren zu Ende“, sagte Akamaru nachdenklich: „Aber das war nicht alles?“

„Nun, für lange Zeit, doch. Die Clanführer ordneten sich dem König unter, berieten ihn. Immer wieder bestätigte eine neue Amulettprüfung die mystische Macht des Königs, die Anerkennung durch den Urältesten selbst. - Dann fielen jedoch zwei Dinge zusammen. Es kam ein neuer, junger König an die Macht. Und im siebenten Clan ein junger Clanführer. Beide zusammen beschlossen, bestärkt durch die Prophezeiung…nun, durch die letzte Prophezeiung, einen Krieg gegen die Youkai. Ich erzähle Euch wohl nichts Neues, wenn ich berichte, dass der Herr der Youkai, der damalige Inu no Taishou, das Drachenheer schlug. Er trug das Höllenschwert.“ Hoshi sah ein wenig neugierig auf. Ob seine Zuhörer wohl wussten, wohin diese mächtige Waffe verschwunden war? Nun, der Hundeclan war auch ohne das Höllenschwert nicht von Pappe. „Der König der Drachen schloss darum Frieden. Es…er war der Vater unserer derzeitigen Königin.“

„Ich verstehe“, sagte Akamaru: „Der König schloss Frieden, aber der junge Anführer des siebenten Clans nicht?“ War das dann die Schlacht gewesen, in der sein Vater, Fürst Uramaru den damaligen Herrn der Hunde verraten hatte, der Beginn der Feindschaft zwischen den beiden Fürstentümern, unter der seine Zwillingsschwester so lange hatte leiden müssen?

„Es kam zu einem weiteren Gefecht nur gegen den siebenten Clan, ja. Obwohl der König Frieden geschworen hatte, hielt sich der Clanführer nicht daran. Das war natürlich Verrat. In diesem Gefecht setzte der Inu no Taishou das Schwert nicht ein, aber die Youkai gewannen dennoch. So hätte es bleiben können. Aber Ryuukotsusei, der Führer des siebenten Clans, wollte seine abermalige Niederlage noch immer nicht hinnehmen. Er…er suchte neue Verbündete.“

Hoshi blickte vorsichtig zu Akamaru. Was der wohl wusste? Es war gewöhnlich nicht sonderlich vorteilhaft, einem Fürsten zu erzählen, dass sein Vater seinen Heerführer verraten hatte.

„Ich weiß“, sagte dieser darum: „Er verhandelte mit…mit dem damaligen Fürsten des Südens.“

Hoshi nickte ein wenig, froh, dass der nunmehrige Herr der südlichen Gebiete das so sachlich sah: „Der Inu no Taishou und sein Sohn wurden in eine tödliche Falle gelockt, der sie aber entkamen, um den Kampf gemeinsam mit ihren Leuten aufzunehmen. Der siebente Clan verlor wiederum und floh. Viele Drachen waren ihrem Anführer schon nur ungern in die zweite Schlacht gefolgt, bedeutete das doch den erneuten Vertragsbruch, abermals Verrat gegenüber dem König und dem beschworenen Frieden. Und der hinterhältige Anschlag machte den gesamten Clan in den Augen der anderen Drachen nun vollkommen ehrlos. Soweit wir aus dem Historienbuch wissen, stellte sich Ryuukotsusei dem Inu no Taishou zum Zweikampf und tauchte nie wieder auf, wurde folglich besiegt. Der siebente Clan jedoch war in Schande gefallen und löste sich auf. Manche Drachen gingen in den Süden, um der Schmach auszuweichen, andere fanden dennoch Aufnahme in den anderen sechs Clans. Manchmal erst nach schweren Proben.“ Und bis heute hütete sich jeder der ehemaligen Mitglieder, etwas über seine beschämende Herkunft verlauten zu lassen.

„Ich nehme an, dass das Attentat auf Sora mit diesem siebenten Clan zu tun hat“, meinte Yuri.

„In der Tat. Ryuukotsusei war auch innerhalb des Clans nicht sonderlich beliebt. Er…nun, er war keine sehr nette Person. Aber er war stark und der Anführer. Er nahm sich, was ihm gefiel, darunter auch ein junges Drachenmädchen namens Shodo. Als sie hörte, dass er gestorben war, verließ sie den Clan ebenso wie alle anderen und ging in die Einsamkeit. Sie hatte ihn nicht geliebt, eher im Gegenteil, aber sie war schwanger. Und sie beschloss, dass niemand dies je erfahren sollte. Sie wollte ihren Sohn anders aufziehen, ihn von Kriegen und Morden fernhalten.“

„Sharaku?“ fragte Akamaru.

„Ihr versteht, edler Fürst. Sharaku. Er wurde Heilerschüler, und, wie ich zugeben muss, ein sehr erfolgreicher. Der jüngste Schüler, der je die Prüfung bestand. Leider nagte die Erinnerung an seinen, ihm unbekannten, Vater sehr an ihm. Ich vermute, dass er eine Art Trauma bekam. Er…er zwang seine Mutter vor wenigen Wochen, es ihm zu sagen.“ Das Wie…nein, er würde wenigstens ein wenig Würde der armen Shodo wahren.

„Und jetzt will er den ach so glorreichen siebenten Clan wieder auferstehen lassen?“ erkundigte sich Yuri. „ Oder gar, Sora durch sich ersetzen?“

„Das Erste vermutlich, edler Prinz, zum Zweiten kann ich nichts sagen. Ich weiß nur, dass er verschwunden ist. Ich habe seine Mutter aufgesucht und fand sie schwer krank vor. Vergiftet.“ Nun, das war keine Lüge.

„Was für ein reizender Knabe. Er ist noch nicht ganz erwachsen und versucht sich schon in Muttermord und Hochverrat.“ Der Hundeprinz klang sarkastisch. Plötzlich verengte er die Augen: „Hoshi…dieser siebente Clan: wo lebte der?“

„Äh….hier in den westlichen Gebieten, weit im Norden. Heute ist dort allerdings nichts mehr von der damaligen Gegend zu sehen. Das Duell zwischen Ryuukotsusei und dem Inu no Taishou hat die Landschaft vollkommen umgewandelt, als sie tief in die Erde schlugen. Darf ich fragen…“

„Meine Gefährtin traf in dieser Gegend einen jungen Heiler deines Volkes, der ihr erzählte, er suche dort etwas.“

„Sharaku? Aber was sollte er dort suchen? Dort blieb kein Stein auf dem anderen.“

„Ein Andenken, vielleicht? Oder wollte er nur meditieren, um sich auf seinen Rachefeldzug vorzubereiten?“ Yuri sah zu seinem Cousin: „Ich glaube nicht, dass er ohne Grund dort war.“

„Sicher nicht. Er scheint naiv zu sein, keine Ahnung zu haben, was er mit seinen Wunschträumen alles auslösen kann. Aber er ist gewiss nicht dumm, wenn er in so jungen Jahren schon die Heilerprüfung schaffte.“ Der Fürst der südlichen Gebiete dachte kurz nach: „Was ihn umso gefährlicher macht. Er scheint fanatisch zu sein, wohl aus den Erlebnissen seiner Kindheit heraus. Und er ist zu jung oder zu ungebildet, um von den politischen Folgen zu wissen.“

„Ein ahnungsloser Fanatiker? Ja, die sind am gefährlichsten. - Hoshi, Sharaku wurde als Heiler ausgebildet. Was weiß er über diese Clanfehden und … seinen Vater?“

„Ich fürchte, allein das, was er in der Bibliothek fand, Yuri-sama. Und in dem großen Geschichtsbuch dort sind nur die schlichten Tatsachen beschrieben. Keine Folgen. Nichts von der unendlichen Schande, die der doppelte Vertragsbruch und das ehrlose Attentat über den Clan brachten. Ich …“ Der Oberste Heiler überlegte sorgfältig, wie er das sagen sollte: „Der ehrenwerte Fürst hat recht. Sharaku ist nicht dumm, ganz bestimmt nicht. Aber die Tatsache, dass er solange nicht wusste, wer sein Vater ist, scheint bei ihm zu einer….einer Einengung seiner Gedanken geführt zu haben. Er will wohl den siebenten Clan wieder auferstehen lassen. Und, wenn ich an das Attentat auf Hayao oder die Königin denke, vielleicht sogar mehr. Ich kann Euch nur bitten, es nicht alle Drachen entgelten zu lassen.“

Natürlich, das war den beiden Hundeyoukai klar. Hoshi war nicht gekommen, weil er sich gern mit ihnen unterhielt, sondern aus Sorge, der nächste Plan des Jungdrachen könnte als Bruch des Friedensvertrages ausgelegt werden.
 

Laute Rufe vor der Tür ließen die drei dorthin sehen.

„Wieso sollte der Regent mich nicht sehen wollen?“ fauchte jemand und riss die Tür auf.

Im nächsten Moment erstarrte Kagome, als sie erkannte, dass sie in eine Besprechung geplatzt war – und zu allem Überfluss Inuyasha nicht anwesend war, dafür aber ein Drache. Sie hatte sich - und vermutlich die gesamte Familie - gerade wunderbar blamiert. Jetzt konnte sie nur retten, was zu retten war. Sie kannte den Stolz der Hundeyoukai:

„Ich...ich bitte um Entschuldigung“, sagte sie hastig mit einer leichten Verneigung zu Yuri. Da er auf dem Platz des Hausherrn saß, musste er im Moment der Regent sein. Was war nur schon wieder passiert? „Ich…ich habe mir solche Sorgen um Inuyasha gemacht, als er nicht kam.“ Und sie hatte, als sie gehört hatte, jemand sei Regent, automatisch angenommen, er mache das und habe schlicht vergessen sie zu informieren, sie vergessen.

„Setz dich!“ Yuri klang kalt. Aber natürlich war sie die Gefährtin der Nummer Zwei der Rangliste und wenn, dann oblag es Inuyasha, sie zu bestrafen.

Akamaru wartete, bis sie deutlich zerknirscht Platz genommen hatte. Seit sie Miyaki bei Katsumarus Geburt beigestanden hatte, hatte er ein gewisses Faible für sie. So erklärte er: „Auf Befehl des Taishou begleitet Inuyasha ihn bei der Amulettprüfung der Drachen.“

Sesshoumaru hatte seinen Halbbruder mit zu einer Prüfung genommen? Sie war mehr als verwundert, aber ihr war bewusst, dass sie im Moment besser nichts sagen sollte. Yuri sah sie immer noch so eisig an.

Der Herr der südlichen Gebiete erklärte ihr kurz, was passiert war und schloss: „Hoshi kam darum her, um Yuri Bericht zu erstatten.“

Sie nickte dem Obersten Heiler freundlich zu, sah aber dann zu dem Hundeprinzen. Das hörte sich wirklich nach Scherereien an, und das, wo weder Inuyasha noch Sesshoumaru greifbar waren.

Yuri dachte kurz nach, ehe er sagte: „Was ist deine Meinung?“

Kagome war unwillkürlich ein bisschen erleichtert, dass er nicht mehr sauer auf sie war, wie es wohl ein Mensch gewesen wäre. Aber was Temperament anbetraf, so hatte er mit Myu-chan sicher einige Erfahrung: „Sharaku…wie alt wäre er wohl, wenn er ein Mensch wäre? So, Jugendlicher? Halbstarker?“

„Ja, warum?“

„Wenn ich an die Jungen denke, die ich in dem Alter kennen gelernt habe, so wird er einfach nicht weiter über die Folgen seines Handelns nachgedacht haben, zumal, wenn er sich darauf versteift hat, dass alles, was sein Vater tat, wunderbar gewesen ist. Aber eines haben diese Jungen alle: sie sind nie allein. Hat er gleichaltrige Freunde, Hoshi-sama?“ Sie wollte höflich sein, hatte aber keine Ahnung, wie man den Obersten Heiler korrekt ansprach.

Dieser warf einen raschen Blick auf den Regenten, antwortete aber auf Kagomes Frage: „Ja. Sharaku war der beste Heilerschüler, den ich je kennen gelernt habe, und so habe ich mich mit ihm ein wenig genauer befasst. Es sind meist vier Jungdrachen bei ihm. Boshi, einer der Kriegerschüler. Sehr talentiert im Kampf, habe ich gehört. Er soll dafür wirklich leben. Dann…wie heißt er nur...ah, Korosu. Einer der wenigen Drachen aus dem Süden, die sich einer Ausbildung unterzogen haben, nicht einsam für sich leben wollen. Dann Tako. Ich muss gestehen, dass ich Sharakus Freundschaft mit ihm nicht sonderlich gut geheißen habe. Tako ist sehr leichtsinnig, hat früher auch oft gern dumme Streiche gespielt. Aber er hat wohl nie versucht, Sharaku vom Lernen abzuhalten. Und dann noch das einzige Mädchen in der Gruppe, Shakunetsu. Auch eine ganz gute Heilerin und Schwertkämpferin. Sie haben oft zusammen geübt, auch Sharaku, obwohl ich das bei meinen Heilern in der Regel nicht gern sehe. Aber er meinte, er würde sich so körperlich austrainieren, dann auch wieder besser lernen können. Er war so fleißig, dass ich ihn gewähren ließ. Was wohl ein Fehler war.“ Er seufzte ein wenig.

Akamaru nickte: „Sharaku war also hier in Japan, was ihm als Heiler natürlich erlaubt ist. Fragt sich nur, wo die anderen vier sind. Sind auch sie nicht mehr auf Le-chan-po, bereitet Sharaku etwas vor.“ Die Dracheninsel einfach so zu verlassen, war auch nicht statthaft.

„Und sicher nichts Vernünftiges.“ Yuri sah auf: „Hoshi, Sharaku ist aber eindeutig der Anführer?“

„Ja, ich bin sicher. Er ist der Stärkste, sein Youki am höchsten. Das zählt unter Drachen in diesem Alter viel.“ Der Oberste Heiler blickte zu Boden: „Darf ich mich dann verabschieden? Ich werde Euch Nachricht senden, sobald ich weiß, ob die anderen vier Jungdrachen auch verschwunden sind.“

„Gut.“ Yuri wandte sich an Kagome: „Oder hast du noch eine Frage?“

Sie war ein wenig geschmeichelt. Immerhin war sie in seinen Augen ja nur ein Mensch und dazu weiblich. Aber sie meinte: „Was ist eigentlich mit Hakai?“ Und da sie alle etwas erstaunt ansahen: „Ich meine, Sharaku scheint ja entweder Hayao oder Sora vergiften zu wollen. Es wäre doch aber Unsinn, die Königin zu vergiften und ihren Sohn am Leben zu lassen, oder?“

„Nach dem Friedensvertrag kann Hakai nie König werden“, erklärte Yuri sofort.

„Schon“, gab Akamaru zu: „Aber Sharaku scheint sich bislang nicht um unsere Verträge zu kümmern. Weiß er überhaupt davon?“

„Ich werde zur Sicherheit einen mit mir befreundeten Heiler zu dem Prinzen schicken,“ meinte Hoshi, der sich nicht vorzustellen wagte, wie seine Königin reagieren würde, käme sie aus der Prüfung zurück und ihrem Sohn wäre etwas zugestoßen. Daran hatte er noch gar nicht gedacht.

„Das ist auf jeden Fall ratsam.“ Yuri nickte etwas: „Dann kannst du gehen. Wenn du etwas erfährst…sei so freundlich, uns das persönlich mitzuteilen. Wir sollten niemanden einweihen, ehe wir nicht sicher sind. Um, sagen wir, Schwierigkeiten aus dem Weg zu gehen.“

Mit anderen Worten: um zu verhindern, dass auch nur der Anschein erzeugt würde, die Drachen hätten sich nicht an den Vertrag gehalten. Hoshi war dankbar für diese Formulierung, bedeutete sie doch, dass der Hundeclan am Erhalt des Friedens interessiert war: „Natürlich, Prinz Yuri...Fürst Akamaru…Prinzessin Kagome...“ Er verneigte sich noch einmal, ehe er ging.

„Er macht sich Sorgen“, sagte Akamaru, als sie unter sich waren: „Nicht ganz zu Unrecht. Derartige Aktionen sind eindeutig Verbrechen.“

„Ja. Aber im Moment ist das noch eine interne Angelegenheit der Drachen, “ äußerte Yuri: „Versuchter Mord an der eigenen Mutter ist eine Schande, aber geht uns nichts an. Wenn ein Drache versucht, seine Königin zu töten ist das Verrat…aber eben eine Drachensache. Ebenso, wenn jemand einen neuen Clan erschaffen will, bzw. einen alten wieder aufleben lassen will. Wir sind erst betroffen, wenn Sharaku verrückt genug ist, sich mit dem Taishou anzulegen.“

„Aber hat er das nicht schon getan?“ fragte Kagome nachdenklich: „Sora ist doch immerhin seine Ehefrau.“

„Das stimmt.“ Akamaru nickte: „Wir sind schon mit im Spiel. Und der Friedensvertrag wurde mit dem Attentat auf Sora bereits gebrochen, wenn man es streng auslegen will.“

„Ich verspüre keine Lust, noch mehr Drachen zu töten“, antwortete Yuri sofort: „Im Übrigen will ich auch warten, bis die Amulettprüfung vorbei ist, der Taishou wieder hier ist. Hat er bestanden, wovon ich ausgehe, ist er in den Augen aller Drachen der rechtmäßige König. Und dann kann Sharaku sowieso einpacken, was diesen Titel betrifft. Die Sache mit dem siebenten Clan ist in diesem Fall dann wirklich eine interne Sache, die Sora regeln sollte.“

„Ja.“ Akamaru sah zu Boden: „Warten wir. Ich werde hier bleiben. Irgendwie werde ich das Gefühl nicht los, dass Sharaku etwas ausheckt, was wirklich Ärger bedeuten könnte.“

„Ohne, dass er das beabsichtigt, vermute ich.“ Kagome seufzte ein wenig: „Wahrscheinlich will er nur so werden wie sein Vater – was an sich schon ziemlicher Blödsinn wäre. Ich meine, ich war dabei, als Inuyasha diesen Ryuukotsusei getötet hat. Und der war nicht unbedingt ein netter Kerl.“

„Inuyasha hat ihn erledigt?“ Yuri hatte davon noch nichts gehört: „Nicht schlecht. Hoshi sagte vorher, das sei der damalige Inu no Taishou gewesen.“

„Er kämpfte gegen ihn und hat ihn gebannt. Naraku hat den Bann dann gelöst, um Inuyasha von Ryuukotsusei töten zu lassen, “ erklärte Kagome: „Das hat allerdings nicht funktioniert.“

„Sieht so aus. Nun gut. Ihr beide bleibt hier im Schloss. Wenn ich etwas höre, lasse ich euch holen.“

Die beiden Besucher erhoben sich.
 

Die vier Wartenden in der Halle hatten sich getrennt.

Inuyasha hatte sich an der Wand niedergelassen, Tessaiga im Schoß und schien zu schlafen. Er war sich zu sicher, dass sein Halbbruder mit allem fertig werden würde, was auch immer ein Drache ihm servieren konnte.

Shiro stand vor der Tür, die durch den Bannkreis verschlossen war und versuchte etwas zu erkennen, was sich aber als unmöglich herausstellte. Bunte Schlieren erschienen in der Luft, trübten die Sicht. Anscheinend sollte niemand erfahren, wie die letzte Prüfung aussah. Sie blieb dennoch dort stehen. So überzeugt sie war, dass ihr Gefährte siegen würde, so konnte sie dennoch den Wunsch nicht unterdrücken, lieber an seiner Seite zu sein.

Sora hatte sich niedergesetzt, massierte ein wenig ihre Beine, die noch immer schmerzten. Suisei hatte an ihrer Seite Platz genommen, unwillkürlich auf ihrer rechten Seite, um so seinen Waffenarm frei zu haben.

„Es heilt?“, fragte er leise.

„Ja. Es ist sicher gleich vorbei.“ Sie lächelte ein wenig: „Und es wäre unziemlich, nicht dankbar zu sein.“

„Selbstverständlich. Darf ich dich etwas fragen? Woher wusstest du von dem Gift? Hat der Hundefürst…?“ Er brach lieber ab.

„Ob er es einmal gegen mich eingesetzt hat? Ja.“ Sie bemerkte seinen Blick: „Oh, nicht als Bestrafung. Er hat mir sein Mal eingebrannt, ehe er mich zurück zu den Drachen gehen ließ, nach Le-chan-po gehen ließ. Er sagte, ich sollte auf diese Art nie vergessen, dass ich seine Nebenfrau sei.“

„Natürlich“, sagte Suisei rasch. Für einen Moment hatte er angenommen…Nun, die Vorurteile der Drachen gegen Youkai und umgekehrt würden wohl noch einige Zeit anhalten. Der Frieden würde noch einigen Missverständnissen ausgesetzt werden. Um abzulenken fuhr er fort: „Vermisst du Prinz Hakai, meine Königin?“

„Ja, schon. Ich…er ist noch so klein. Sicher, die Kinderfrauen passen auf ihn auf, aber ich nehme mir jeden Tag Zeit, mit ihm zu spielen. Seit einigen Tagen kann er sogar schon in seine Menschenform überwechseln.“ Sie klang stolz.

Suisei lächelte ein wenig: „Ich kann es mir einigermaßen vorstellen. Mein kleiner Bruder ist sehr viel jünger als ich, noch nicht einmal aus der Ausbildung heraus. Als er so klein war, wartete ich auch auf jeden Fortschritt.“

Er sah sie an, blickte aber rasch wieder weg. Er war ein Krieger, nun, auch ein Schamane, aber sie war die Königin, die noch dazu mit dem Anführer der Youkai verheiratet war. Er sollte wirklich aufpassen, was er für sie empfand, zumal er nach den letzten Erlebnissen in keiner Weise an der erfolgreichen Rückkehr Sesshoumarus zweifelte.
 

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Ist doch schön, wenn alle Zutrauen zu einem haben...oder Sesshoumaru?

Im nächsten Kapitel erfahrt ihr mehr über Sharaku, seine Freunde und ihre Ziele - und bekommt einen Einblick in die letzte Prüfung des Amuletts: der Siebente Clan.
 

Wer so nett ist, mir einen Kommentr zu hinterlassen, erhält, wie gewohnt eine Info-ENS, wenn ich sehe, dass das neue Kapitel freigeschaltet wurde.
 

bye
 

hotep

Der siebente Clan

Die Namen der Drachenjugendlichen bedeuten: Sharaku von sharakusai, ohne Sinn, Shakunetsu: Hitze, Glut, Korosu: töten, Boshi: Bekämpfung, Vorbeugung und Tako ist ein Drache, allerdings aus Papier...
 

11. Der siebente Clan
 

Sesshoumaru sprang von einer der schwebenden Eisschollen zur anderen. Das bildete für ihn kein Hindernis, selbst angesichts der Tatsache, dass er in der magischen Welt der Amulettprüfung nur mühsam fliegen konnte. Aber er war sicher, dass das nicht alles war. Irgendeine Schwierigkeit würde unerwartet auftauchen. Je länger nichts geschah, umso aufmerksamer wurde er.

Dennoch wurde er um ein Haar buchstäblich kalt erwischt. Nur ein Instinkt, eine Ahnung, rettete ihn. Aus dem Nichts schossen plötzlich Eiszapfen auf ihn zu, um ihn zu treffen, zumindest hinunter in den Ozean zu stoßen. Er schaffte es mit einem Überschlag gerade noch ihnen zu entkommen und landete wieder auf der fliegenden Scholle.

Die Wasserprüfung? Unten war das Meer, hier war Eis gekommen. Auch dies eine Form des Wassers. Hm. Er machte sich wieder auf den Weg zu dem dichten Nebel, der am Horizont auf ihn wartete.
 

Im gleichen Moment, als er die nächste Scholle berührte, wirbelte sich diese unter ihm weg in die Senkrechte. Nur mit einer äußerst raschen Reaktion und dank der Tatsache, dass er stark genug war, um weit springen zu können, schaffte er es auf die benachbarte. Dort schoss fast im selben Augenblick kochender Dampf auf ihn zu.

Der Weg wurde zu einer Jagd. Er benötigte all sein Reaktionsvermögen, seine Stärke und Schnelligkeit, um den Attacken der verschiedenen Zustände des Wassers auszuweichen, den kippenden Schollen zu entkommen. Er nahm an, dass dieses Herumgehüpfe nicht gerade ehrenvoll aussah, eher peinlich. Waren darum seine Begleiter abgewiesen worden? Sollte so doch die Würde des zukünftigen Herrn der Drachen gewahrt bleiben?

In jedem Fall war dies eine Prüfung der körperlichen Fähigkeiten. Wie sie wohl ablaufen würde, wäre der König der Drachen zu diesem Zeitpunkt schon in weit fortgeschrittenem Lebensalter? Aber das wurde sicher jedes Mal berücksichtigt, jeder Test gesondert dem Prüfling angepasst. Auch die Feuerprüfung war nur so abgelaufen, weil er zwei Ehefrauen hatte…

Dann verdrängte er rasch all diese Gedanken, als ein Wirbel aus Schnee auf ihm zukam und ihm die Sicht raubte. Zum Glück war seine Nase fein genug, das Wasser unter ihm zu erkennen, das Eis der benachbarten Scholle. Er nahm sich zusammen. Wenn er sich nicht konzentrierte, würde er in das Meer dort unten stürzen – keine Option, die ihm sonderlich zusagte. Überdies hätte er dann gewiss versagt, die letzte Prüfung nicht bestanden. Und das sollte nicht passieren. Das würde nicht geschehen.

So sprang er mit voller Aufmerksamkeit immer weiter, vermied manchmal nur äußerst knapp die Fallen aus Eis und Dampf, ehe er kurz vor sich den dichten Nebel erblickte, der vermutlich das Ende des Weges bildete. Jetzt erkannte er auch, dass sich dieser über, oder eher auf einer Insel geformt hatte. Die letzte Eisscholle schwebte über dem sandigen Strand, ehe sich der Dunst wie eine Wand erhob. Er machte den Satz hinunter und blieb abwartend halten, bemüht, nicht zu zeigen, wie anstrengend das bislang gewesen war.
 

Die fünf Jungdrachen standen auf der Anhöhe jenseits des Flusstales, tief in dem mächtigen Gebirgsstock.

Sharaku wies auf die gegenüberliegende Seite: „Dort, auf dem Pfad, hat Hayao sie geführt, anscheinend in das kleinere Tal da. Irgendwo dahinter liegen Bannkreise und das uralte Heiligtum der Drachen. Aber an den Bannkreisen kommen eben nur die Schamanen vorbei. - Tja, dann warten wir mal ab, wann wer aus der Prüfung zurückkommt. Ich schätze, dass nur Drachen eine Drachenprüfung überleben können, also die Königin und dieser Schamane. Die anderen Zauberpriester, die die Prüfung begleitet haben, Hayao und die anderen, sind dann sicher auch dabei. Aber die können bestimmt nicht kämpfen.“ Er drehte sich um und ließ sich an einem Felsbrocken nieder, lehnte sich daran: „Selbst, wenn das nicht so sein sollte, tatsächlich auch Youkai überlebt haben: dann komme ich endlich dazu, Rache für meinen Vater zu nehmen. Dann werde ich diesen so genannten Herrn der Hunde herausfordern und besiegen.“

„Während wir warten: hat wer Lust auf einen Trainingskampf?“ fragte Boshi: „Korosu?“

„Nein, danke.“ Der Angesprochene setzte sich zu seinem Anführer.

„Ich dachte nur, weil du ja irgendwann gegen diesen Fürsten aus dem Süden kämpfen willst. Da solltest du eine gute Technik draufhaben.“ Das klang sachlich.

„Soll das etwa heißen, dass ich keine habe?“ fuhr der andere dennoch prompt auf.

„Es heißt, dass man sich immer verbessern kann.“ Boshi zuckte die Schultern.

Korosu winkte ab: „Wenn wir den glorreichen siebenten Clan unter Sharakus Führung neu geschaffen haben, werde ich in den Süden gehen und den Mistkerl herausfordern, meine Rache für die Niederlage der Drachen nehmen, ja. Und ich werde ihn schlagen.“

Sharaku wandte nur leicht den Kopf: „Shakunetsu, meine Liebe, würdest du ein wenig mit dem guten Boshi üben, bevor er uns weiter auf die Nerven geht? - Ich weiß schon, Boshi, du willst der beste Kämpfer aller Drachen werden. Und ich weiß ebenso, dass du bis dahin keinen weiten Weg mehr hast.“

„Natürlich.“ Sie nickte mit einem kleinen Lächeln, froh, ihm einen Gefallen tun zu können: „Dann komm schon, Boshi. Aber nur Technikübungen.“ Die beiden zogen sich ein wenig zurück.

Sharaku wartete, bis auch Tako saß, ehe er zu Korosu fortfuhr: „Ich verstehe deinen Wunsch nach Rache für die Süddrachen wirklich. Aber du musst dir über eines im Klaren sein: Akamaru hat da ein Heer bei sich. Und so heimtückisch, wie Youkai sind, wird er sich kaum einem offenen Duell mit dir stellen.“

„Da könntest du Recht haben. Vielleicht könntest du mir dann Leute mitgeben, die…sagen wir, dafür sorgen, dass er seine Krieger zu Hause lässt. Hat er ein Kind oder so?“

„Du meinst, es zu entführen um so sicher zu stellen, dass er sich nur einem Duell stellt? Interessante Theorie. Aber warum nicht. Wenn wir erst den siebten Clan wieder belebt haben, werden sicher alle Drachen, die einst dazu gehört haben, zu uns kommen, froh, dass das alte Blut der Clanführer nicht ausgestorben ist. Nach der Niederlage meines Vaters hatte meine verdammte Mutter ja nichts Besseres zu tun, als zu verschwinden, statt mir mein Erbe zu überlassen. Kein Wunder, dass alle Drachen des siebentes Clans verwirrt waren, nicht mehr weiter wussten und sich in die anderen Gruppen flohen.“

„Oh, ich glaube sogar, dass dann auch noch andere zu dir kommen.“ Korosu sah seitwärts, wo sich Boshi und Shakunetsu einen Schwertkampf lieferten: „Du bist ja nicht nur Nachkomme eines Clanführers, du hast den alten Clan neu begründet. Und du bist dann derjenige, der die Schmach gerächt hat, dass unser Volk gegen die Youkai verloren hat. Gegen dich wirken die alten Clanführer doch schwach, sogar Mori.“

„Mori, ja.“ Sharaku zeigte offen seine Verachtung: „Ich war ja bei der Schlacht am Schloss des Nordens nicht dabei, aber allein die Tatsache, dass praktisch alle Drachen dort überlebt haben, er, der Hauptmann, natürlich als erster, zeigt ja, dass sie sich gleich unterworfen haben. Nicht einmal gekämpft haben sie richtig.“

„Die Süddrachen haben erbittert gekämpft, bis zum Ende.“ Korosu klang stolz. Zum Leidwesen seiner Freunde schilderte er wieder einmal die ruhmreiche Geschichte der südlichen Drachen.
 

Shakunetsu drückte ihre Klinge gegen die Boshis: „Du hast wirklich eine tolle Technik.“ brachte sie hervor: „Aber das weißt du natürlich. Warum nur willst du immer wieder üben, üben…“

„Ich will der beste Krieger der Drachen sein.“

„Um gegen Sharaku zu gewinnen? Das wird dir nie gelingen.“

„Nein, ich will sein Heerführer werden, sein Hauptmann, seine rechte Hand.“ Boshi wusste nur zu gut, dass Shakunetsu ihrem Anführer geradezu fanatisch ergeben war. In seinen Augen war das schon mehr als Liebe, aber dazu schwieg er lieber.

„Du willst also seine Faust werden? Oh ja, er wird ein sehr mächtiger König sein, der seine Feinde grausam niederstreckt, gerecht zu seinen Freunden ist…“ Sie war beruhigt.

Würde er die Wahrheit zu seinen Zielen sagen, würde sie das nicht verstehen. Er wollte nicht in den Ring steigen, um die absolute Macht kämpfen. Das menschliche Sprichwort: der Nagel, der die anderen überragt, wird zuerst eingeschlagen, hatte er einmal gehört, und nie wieder vergessen. Lieber war er die rechte Hand des Königs, die Nummer zwei. Da hatte er für seinen Geschmack genug Teilhabe an der Macht, ohne das Risiko einzugehen, zuviel Aufmerksamkeit von Gegnern zu erregen. Er hatte die Absicht der beste Krieger der Drachen zu werden und am Leben zu bleiben. Das schloss sich seiner Meinung nach nicht aus. Zunächst aber würde er Sharaku in den kommenden Kämpfen zur Seite stehen und endlich auch mal etwas Praxis bekommen können, sich nicht nur in Übungskämpfen verbessern. Er drehte seine Klinge etwas, um ihr die ihre aus der Hand zu winden.

Shakunetsu war darauf gefasst. Sie übten schon seit Jahren zusammen und hatten sich gut genug kennen gelernt. So sprang sie mit einem weiten Überschlag zurück, holte tief Atem.

„Nicht, Shakunetsu!“ sagte Boshi eilig: „Du bist wie immer ein wenig zu ungestüm. Wir sagten: Schwertkampf. Und das bedeutet auch, dass du deine spezielle Technik nicht gegen mich einsetzen darfst. Überdies: selbst in einem ernsten Kampf wäre es verfrüht, diese jetzt schon zu zeigen. Dies ist dein größter Trumpf, deine Überraschungswaffe. Du darfst deine Spezialfähigkeit erst zeigen, wenn der Gegner annimmt, dass du nichts anderes kannst. Das ist die bessere Taktik.“ Und, da er sie gut genug kannte, fuhr er fort: „Du kannst auch Sharaku auf diese Art beeindrucken, vergiss das nicht, wenn du seine Feinde schlägst.“

Das Drachemädchen atmete tief durch, diesmal, um sich zu beruhigen. „Ja, da hast du sicher recht, Boshi. Denkst du immer an solche Strategien in einem Duell?“

„Natürlich. Ich habe das Handwerk des Kriegers gelernt, vergiss das nicht. Und was ich euch gezeigt habe, ist das, was mir beigebracht wurde. Aber ich bin eben auch der Älteste von uns und habe meine Ausbildung abgeschlossen.“

„Sharaku auch, “ fauchte sie sofort: „Als jüngster Heiler aller Zeiten!“

„Du willst tatsächlich, dass ich mich mit ihm vergleiche?“ fragte er gelassen zurück. Das hitzige Temperament seiner Freundin, nun, eigentlich aller anderen der Gruppe, war ihm vertraut.

„Nein, natürlich nicht.“ Sie war sofort beruhigt: „Er ist der Erbe eines großen Clanführers...wer von uns kann sich mit ihm messen?“

„Dann machen wir weiter. Diesmal greifst du mich von links an, ja?“ Boshi drehte sich etwas, sein Schwert nun mit beiden Händen fassend.

„Äh“, machte Shakunetsu: „Was hast du nun vor?“

„Ich möchte mich verbessern. Und wenn man kämpft, kann es doch immer vorkommen, dass man auch verletzt wird. Ich will es nicht hoffen, aber ich möchte darauf vorbereitet sein. Greif mich an.“

„Einverstanden. Achtung: ich komme!“ Sie lief auf ihn zu
 

„Die ganzen alten Clanführer können doch einpacken gegen Sharaku.“ Tako dehnte sich: „Sie haben sich nicht einmal gegen diese Umsiedlung nach Le-chan-po gewehrt, diese blöde Verbannung auf die Inseln. Das Goldene Zeitalter der Drachen, so ein Quatsch. Wenn es nach den Youkai ginge, sollten wir da rumsitzen und Wissenschaften betreiben, statt auch mal unseren Spaß zu haben. Nein, ich bin sicher, wenn sich das herumspricht, dass der siebente Clan wieder da ist, Sharaku diesen...wie heißt er gleich…besiegt hat, werden sich alle Drachen darum reißen, zu uns zu kommen.“

„Da könntet ihr Recht haben.“ Der Anführer war geschmeichelt.

„Sag mal, Sharaku“, begann Tako, der die gute Stimmung ausnutzen wollte: „Warum sollte ich eigentlich das Gift in Soras Becher tun? Ich meine, was wolltest du damit erreichen? Jetzt sagst du doch, dass du sie heiraten willst.“

„Weil ich da nicht an die Amulettprüfung dachte, nicht wusste, dass mir der Urälteste auf diese Art helfen will.“ Sharaku sah zu ihm: „Ich nahm an, wenn sie aus dem Weg ist, ist automatisch auch dieser Sesshoumaru seinen Anspruch darauf los, auch nur zu meinen, uns irgendwelche Befehle erteilen zu können. Und die Jagd nach dem Königstitel wäre frei. Ich hätte mich dann als Erbe des ruhmreichen siebenten Clans zu erkennen gegeben. Und, wollen wir ehrlich sein, ich hätte diese alten Clanführer doch wohl besiegen können. – So ist es allerdings eleganter. Sind die Youkai aus dem Weg, werde ich Sora heiraten, auf diese Art der neue Drachenkönig.“

„Und sie wird dich sicher nehmen“, ergänzte Korosu: „Ich meine, wenn sie die Wahl zwischen dir und einem der alten Knacker hat…“

„Ja. Auch, wenn sie natürlich für mich zu alt ist.“ Sein Blick glitt unwillkürlich zu Shakunetsu: „Aber dieses Problem wird sich sicher früher oder später lösen lassen.“

„Und wenn doch die Youkai mit überleben? Du hattest gesagt, außer diesem Sess…seien noch ein Hanyou und die Fürstin dabei.“

„Der Hanyou ist doch wohl keine echte Frage, oder? Falls er überhaupt überleben sollte. Die Hündin kann tun, was sie will, das interessiert mich nicht. Wichtig ist mir nur, dass ich den Herrn der Hunde herausfordere und besiege. Dann ist mein Vater gerächt und ich werde in aller Öffentlichkeit das verkünden und bekannt machen, dass die glorreichen Zeiten des siebenten Clans neu beginnen können.“ Er war allein in das alte Clangebiet gereist, um sich, wie er doch schwer hoffte, die besten Wünsche seines ermordeten Vaters mitgeben zu lassen.

„Ein Glück, dass du die Einträge in der Bibliothek gefunden hast.“ Tako blickte unwillkürlich seitwärts, hinüber zu dem alten Pfad. Aber dort bewegte sich noch immer nichts. Diese Warterei ging ihm auf die Nerven, aber er wusste, dass es äußerst unklug gewesen wäre, Ungeduld zu zeigen. Sharaku konnte ziemlich unangenehm werden. Aber ihm, Tako, war eben ein wenig Spaß und Aufregung lieber. Und Geduld war noch nie seine Sache gewesen. Allerdings auch nicht gerade Kampf. Aber mit den vieren hier an seiner Seite war er eigentlich sicher, dass er mit in die Führungspositionen des neuen Clans rutschen würde, ohne sich selbst in Gefahr bringen zu müssen. Und das war doch mal eine amüsante Abwechslung zu dem langweiligen Leben, zuerst in den Gebirgen im Norden und nun gar auf den Inseln von Le-chan-po. Was hatte dieser alte Narr von Hoshi gemeint? Heiler wäre ja wohl nicht. seines, aber wie wäre es mit Schmied? Also ob er in der Hitze einer Schmiede arbeiten wollte. Krieger war auch so anstrengend, da reichte ihm das Programm, das ihm Boshi auf Sharakus Wunsch hin aufgehalst hatte, völlig. Aber das war eben der Preis, den er für seinen Anteil an Sharakus Macht bezahlen musste. Und bald war es ja geschafft.

„Ja“, bestätigte der unterdessen: „Aus dieser Zeit gab es bemerkenswert wenige Einträge. Nach der Schlacht, die der König verloren hatte, der dann ja den Frieden schloss, hieß es nur, dass der Führer des siebenten Clans erneut in den Kampf zog. Es gab dann noch zwei Schlachten, ehe er von dem damaligen Inu no Taishou getötet wurde. Das war alles. Natürlich. Die Ermordung des Clanführers war sicher ein sehr großer Schmerz für alle. Und da sie ja nichts von mir wussten, zerstreute sich der Clan, niemand führte mehr seine Geschichte fort. Und Schuld an allem war meine Mutter!“ Er zwang sich zu Ruhe: „In jedem Fall werde ich das rückgängig machen. Und meine Rache an allen wird furchtbar sein, die das Ende des Clans verschuldet haben.“ Flüchtig überlegte er, ob seine Mutter überhaupt noch am Leben war. Nach seiner Berechnung musste sie ohne Hilfe bereits elendig zugrunde gegangen sein.

„Ja, mach das nur.“ Korosu lächelte ein wenig: „Und es ist nett, dass du mir bei meiner Rache helfen willst.“

„Wir gehören doch zusammen.“ Und waren erst die Hundefürsten aus dem Weg, könnte man sich sogar daran machen, alle Youkai zu besiegen. Das war sicher nicht unmöglich. Nur waren diese alten Clanführer zu weich und zu feige gewesen, sich in den ganzen letzten Kriegen gegen die Dämonen zur Wehr zu setzen. Das war alles. Und der letzte Drachenkönig, Daiki, schien auch Pech gehabt zu haben, dass er das Duell gegen diesen Sesshoumaru verloren hatte. Das war bestimmt einfach nur unendliches Glück für den Hundeyoukai gewesen. In der Bibliothek hatte es geheißen, dass die beiden in ihrer wahren Gestalt gekämpft hatten. Nun, den Gefallen würde er ihm bestimmt nicht tun. Und wenn der Anführer der Youkai gegen Daiki seine Hundegestalt gewählt hatte, so sicher, weil er mit dem Schwert nichts drauf hatte.

„Deine Rache gegen den Südfürsten, ja..“ Tako nickte: „Aber das willst du alleine durchkämpfen. So sicher, dass der nicht eine Heimtücke plant? Ach, du hast vorher ja gesagt, dass du eine Geisel nehmen willst.“

„Ja. Kämpfen tue ich dann aber Mann gegen Mann. Und dann mach ich ihn fertig. Ich habe da einen Plan, der gar nicht fehlschlagen kann. Er weiß nichts von meinen besonderen Talenten. Überdies heißt es ja, dass er ein stehendes Heer hat, weil er eben allein nichts auf die Reihe bringt. Ich habe mich mal umgehört, aber er soll noch nie an einem Turnier teilgenommen haben, noch nie ein Duell gekämpft haben. – Übrigens im Gegensatz zu dem anderen Hund.“

„Ja“, meinte Sharaku: „Aber der hat im Kampf gegen unseren letzten König seine wahre Gestalt angenommen und nicht mit dem Schwert gekämpft. Und dieses legendäre Duell gegen den Prinzen…verflixt, der mit dem Mädchennamen…haben ja immerhin beide überlebt. Wer weiß schon, was Youkai unter einem legendären Duell verstehen.“ Er sah auf. Shakunetsu hatte verloren und kam nun heran: „Boshi war wieder zu stark?“

„Es ist seine Technik.“ Sie nahm Platz: „Aber das weißt du ja.“

„Natürlich, er hat uns das allen beigebracht.“ Er warf einen Blick hinüber, wo der junge Krieger nahe am Abgrund eine komplizierte Reihe von Bewegungen begann: „Er liebt seine Klinge. Nun, wenn ich König bin, wird er mein Heerführer, das habe ich ihm versprochen. Dann kann er zeigen, was er alles kann.“

„Wir werden es dir alle zeigen“, meinte Shakunetsu fest: „Und ich bin sicher, der siebente Clan wird als der ruhmreichste von allen in die Geschichte der Drachen eingehen.
 

Eine ganze Weile später beendete Boshi seine Übungen, reckte sich ein wenig – und erstarrte. Dann schob er sein Schwert zurück und näherte sich seinen Freunden: „Sharaku?“

„Was ist?“

„Komm und sieh dir das mal an.“

Der Anführer stand sofort auf: „Kommen sie? Ist die Prüfung beendet?“

„Nein. Aber…“ Er führte ihn zurück: „Sieh dort in das schmale Tal. Ganz am Ende.“

„Da ist kaum etwas zu beobachten, das ist ziemlich weit.“ Sharaku bemühte sich, etwas zu erkennen: „Da ist eine schwarze Gestalt, oder? Ein Schamane.“

„Ja.“

„Dann muss dort der Bannkreis sein, der zu dem Drachenheiligtum führt. Und das Talende ist nur eine Illusion. Gut gemacht, Boshi. Sehr gut.“ Das lief ja alles wie am Schnürchen für ihn. Der Urälteste war doch wohl eindeutig auf seiner Seite.

„Was hast du jetzt vor?“ erkundigte sich Korosu erstaunt.

„Na, wir gehen dort hinüber und besuchen den guten Schamanen. Die können ja allesamt nicht kämpfen. Also wird er uns den Bannkreis öffnen. Und dann, meine lieben Freunde, dann mischen wir diese Amulettprüfung ein wenig auf.“
 

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Naiv und fanatisch - da wird es später einiges zum Aufräumen geben.

Im nächsten Kapitel erfährt Sesshoumaru, warum welche Prüfung so ablief - udn lernt den wahren Herrn der Drachen kennen.
 

Wer so nett ist, mir einen Kommentar zu hinterlassen, erhält, wie gewohnt, eine Info-ENS, wenn ich sehe, dass das neue Kapitel freigeschaltet wurde.
 

bye
 

hotep

Der wahre Herr der Drachen

Ihr habt recht, die Drachenjugendlichen haben überhaupt keine Ahnung. Fragt sich, ob das wirklich alles allein ihre Schuld ist.
 

12. Der wahre Herr der Drachen
 

Hoshi erschien mehr als besorgt erneut im Schloss im Westen. Wie er erwartet hatte, wurde er sofort in das Arbeitszimmer des Regenten geführt, wo auch Akamaru und Kagome anwesend waren.

„Die vier anderen Jungdrachen sind auch weg?“ fragte Yuri als Begrüßung.

„In der Tat, edler Prinz. Ich habe auch noch keine Nachricht von Hayao oder der Königin erhalten. Die Amulettprüfung scheint noch nicht zu Ende zu sein. Und niemand weiß, wohin die fünf Jugendlichen sind. Ich habe allerdings behutsam nachgefragt, um kein Aufsehen zu erregen.“

„Natürlich“, meinte Akamaru. Hoshi wollte sicher jeden Streit unter Drachen vermeiden, ehe nicht die Königin wieder zurück war. Deren Autorität war bestimmt groß genug, auch die Clanführer zurückzuhalten.

„Was...was soll ich nun machen?“ Der Oberste Heiler sah von Yuri zu dessen Cousin.

„Du gehst nach Le-chan-po zurück und versuchst weiter, herauszufinden, was die fünf Jungdrachen vorhaben könnten.“ Der Hundeprinz blickte seitwärts: „Akamaru, ich würde vorschlagen, dass du zu der Stelle gehst, an der du Hayao abgesetzt hast. Irgendwo dort in der Nähe ist doch das Drachenheiligtum. Und dann kannst du dem Taishou berichten, was los ist, sobald er zurückkehrt. Vielleicht irren wir uns ja auch, und Sharaku und seine Freunde unternehmen nur eine harmlose Reise. Die Sache mit seiner Mutter, jedoch, und der Giftanschlag auf Hayao…“

„In der Tat“, stimmte der Fürst der südlichen Gebiete zu: „Er ist schon ziemlich weit gegangen. Warum sollte er jetzt aufhören? Er wird ja kaum annehmen, dass sein Plan bekannt geworden ist. Er dürfte keine Ahnung haben, dass seine Mutter inzwischen in Behandlung ist, überhaupt noch am Leben ist.“

„Dass Hayao gesund ist, wird er wissen, Akamaru-sama“, meinte Hoshi: „Denn das ist natürlich allgemein bekannt gewesen, dass der Oberste Schamane kam und wieder ging.“

„Das könnte auch eine andere Ursache haben, mit der Prüfung zusammenhängen. - Gut, Yuri, ich gehe in das Gebirge. Mit deiner Erlaubnis mache ich allerdings einen kleinen Umweg. Ich möchte meine Wachen in Alarmbereitschaft versetzen. Immerhin sind alle Kinder in meinem Schloss.“

„Natürlich. – Oh, nimm doch Myu mit. Sie vermisst die Welpen schon.“ Und seine kleine Katze würde als Herrin der Elementgeister doch sicher mit ein paar verrückt gewordenen Drachenkindern fertig werden, falls diese dort auftauchen sollten.

„Gute Idee. Dann ist Miyaki auch nicht so allein.“

Hoshi blickte ein wenig unglücklich drein. So angenehm es war, dass die Hundeyoukai nicht blindlings von einem Drachen auf alle anderen schlossen, so bewies diese Anordnung doch, dass sie vorsichtig waren. Allerdings konnte er es ihnen kaum verübeln. So verneigte er sich ein bisschen: „Ich werde nach Le-chan-po zurückkehren. Falls sich etwas Neues ergibt, werde ich Euch unverzüglich in Kenntnis setzen.“
 

Shiro betrachtete noch immer die Tür, obwohl sie nichts dahinter erkennen konnte. Sie war in Gedanken versunken. Als dieser Unbekannte sie gefragt hatte, ob sie ihren Gefährten mehr als ihr Leben lieben würde, hatte sie im Bemühen die Wahrheit zu sagen, ohne Nachzudenken, bejaht. Sie liebte Sesshoumaru?

Was hatte es für einen Sinn, es vor sich selbst verschweigen zu wollen.

Ja, sie hatte sich in ihren Verlobten verliebt, bereits, als sie sich als Halbwüchsige getroffen hatten. Da war der Trainingskampf unter den Augen der Väter gewesen, sein Versuch, sie vor ihrem Lehrer zu beschützen. Nach seiner Abweisung hatte sich ihre Zuneigung unter Wut und Verzweiflung in Hass verwandelt, der sich in einem Duell auf Leben und Tod entladen hatte. Sie hatte verloren, nicht verwunderlich, wenn sie alle seine Kämpfe betrachtete, deren Augenzeuge sie seither geworden war. Aber seitdem gehörte ihr Leben ihm. Auf der gemeinsamen Reise zu der Insel der Bestien hatte sie sich darum bemüht, als ehrenhafte, treue Gefolgsfrau zu erscheinen, mit dem Ziel, ihn am Ende der Wanderung um die Erlaubnis zum rituellen Selbstmord zu bitten. Aber auf dieser Reise hatte es auch Momente gegeben, die sie noch immer im Schrein ihrer Erinnerung bewahrte: die Situation, als er sie vor dem Drachenwurm rettete, das gemeinsame Bad in der Höhle der Ogre, ihr erster Kuss, ehe sie sich in den tödlichen Kampf gegen die Magier der Bestie gestürzt hatten.

Oh ja, sie war gestorben.

Und er hatte sie wieder ins Leben zurückgeholt.

Seither schien seine Verachtung ihr gegenüber so weit verschwunden zu sein, dass er sie sogar, dem Wort ihrer Väter entsprechend, zu seiner Gefährtin machte. Zwar war er gleich darauf wieder fort gegangen, auf der Jagd nach Naraku, aber als sie kurz darauf die Piraten von Le-chan-po entführt hatten, hatte er sie gesucht und befreit. Sie gab zu, dass er ihren Rat anhörte, sie war die anerkannte Fürstin, die Mutter seiner Welpen.

Nein, gering schätzen würde er sie längst nicht mehr. Sie entsann sich nur zu gut seines Satzes, dass er sie nie um ihrer selbst Willen verachtet habe. Und sie war sicher, dass er in keiner anderen Youkai sein Vergnügen suchte. Der Klatsch im Schloss hätte sie schon längst davon in Kenntnis gesetzt, von ihrer eigenen Nase ganz zu schweigen. Aber sie bezweifelte, dass er sie so liebte, wie sie ihn.

Dennoch war ihr klar, dass das schon eine Menge war. Manche Frau, ihre eigene Mutter eingeschlossen, hatte mit viel weniger auskommen müssen.
 

In dem dichten Nebel vor sich konnte Sesshoumaru nichts wittern, nichts sehen, nichts hören. Aber er fühlte eine ungeheure Gegenwart, eine Präsenz an Energie, von der er sich bewusst war, ihr nie standhalten zu können. Es war anders, als damals, als er im alten Tempel auf Le-chan-po vor Izanagis Spiegel gestanden hatte, die Macht des Schöpfergottes gespürt hatte. Dies hier war vertrauter, Youki, aber ihm war bewusst, dass er sich damit nie würde messen können. War dies die letzte Prüfung? Aber was…..
 

Aus den Nebeln über ihm löste sich etwas. Er erkannte einen gigantischen, dunkelgrünen Drachenkopf, der ihn musterte. War dies endlich jemand, der ihm sagen konnte, was eigentlich geprüft werden sollte? Er sparte es sich, die Hand an sein Schwert zu legen. Wenn die Macht vor ihm ihn hätte angreifen wollen, hätte sie es bereits getan.

„Du bist nun der Herr der Drachen, Youkai“, sagte der gewaltige Kopf über ihm. Die Stimme war so tief, dass die Luft vibrierte.

„So habe ich die Prüfung bereits bestanden?“ Das war kaum zu glauben. Aber womöglich hatte Sora nun das Amulett vollständig. Nur...warum? War die letzte Prüfung wirklich ausschließlich auf die körperlichen Fähigkeiten ausgelegt gewesen?

„Du hast noch immer nicht verstanden?“

„Die fünf Prüfungen hingen mit den Elementen zusammen. Aber warum wurde nie gesagt, was geprüft werden sollte?“

„Wer weiß, was geprüft werden soll, kann die Lösung leichter erraten. War dir das nie bewusst? Ein wahrer König kann jedoch bestehen. Nur der wahre Schützer der Drachen. Die erste Prüfung, meine Prüfung, war die des Lebens. Die Aufgabe lautete: geh hin und gewinne die Hilfe des Holzes.“

Die Hilfe des Holzes? Sesshoumaru entsann sich plötzlich, dass er im Kampf gegen den Wächter des Smaragdturms Holz verwendet hatte, um Licht zu bekommen.

„Ja, auch dieses, “ bestätigte der grüne Drache, der anscheinend seine Gedanken las. „Holz ist Leben. Und Holz steht für die Schamanen. Ein guter Herr der Drachen hört auf diese und vertraut ihrer Macht.“ Der riesige Kopf verschwand wieder in den Nebeln.

„Meine Prüfung dagegen“, sagte eine Stimme von rechts: „War die des Metalls.“ Dort tauchte ein hellgrauer Kopf auf, ebenso groß, wie der zuvor.

Waren hier mehrere Drachen?

Das würde die Macht erklären, die er spürte. Das also waren die uralten Prüfer? „Des Metalls“, wiederholte er. Er dachte an das Röhrenlabyrinth und die Metallkrieger.

„Der wahre Schützer der Drachen muss mutig und stark sein und starke Verbündete haben. Die Aufgabe lautete: geh hin und gewinne die Macht des Metalls. – Das Labyrinth hatte keinen Ausgang. Wenn ein Herrscher nicht den Mut aufbringt, sich einen neuen Weg zu suchen, wird er scheitern. Ich weiß, dass Königin Sora gegen den Metallkrieger verlor, aber sie bekam rechzeitig Hilfe. So wurden alle fünf meiner Metallkrieger besiegt, die Prüfung bestanden. Man muss sich auf seine Verbündeten verlassen können.“ Der graue Drache zog sich zurück.

„Die dritte Prüfung war die der Erde.“ Ein riesiger, gelber Kopf erschien auf der linken Seite. Sesshoumaru sah zu ihm auf. Der Erde? Er erinnerte sich sehr wohl an die Höhle, an das seltsame Geschöpf, das Sora gefangen hatte. Er wusste bis jetzt nicht, worin die Prüfung gelegen hatte oder wie er sie bestanden hatte.

„Die Aufgabe lautete: geh hin und gewinne das Vertrauen der Erde.“

„Die Erde….als Sora?“ Da hatte Suisei doch etwas von gesagt? Die jeweilige Drachenkönigin als das Symbol der Erde und Fruchtbarkeit?

„In der Tat. Nur wenn der Herr der Drachen das Vertrauen der Königin hat, können sie gemeinsam Gutes für das Drachenvolk erschaffen. Ich muss zugeben, ich war ein wenig überrascht. Du wolltest ihr helfen, sie aus dieser Lage befreien, allein aus Verantwortungsbewusstsein und Pflichtgefühl, nicht, um die Prüfung zu bestehen und der König zu werden. Und sie vertraute dir. Sie, die geborene Königin der Drachen, einem Youkai. Nach all den Kriegen.“ Der gelbe Schädel schien sich in den Nebelwirbeln aufzulösen.

Sesshoumaru blickte weiter empor. Zwei Aufgaben fehlten noch.

Wie er erwartet hatte, tauchte ein rot glühender Kopf auf, ein Feuerdrachen: „Meine Aufgabe war die: geh hin und gewinne das Herz des Feuers. Ein Anführer steht nicht nur im Krieg oft vor schweren Entscheidungen, muss manches opfern, um anderes zu erhalten. Deine Gefährtin mit dem Feuerhaar wusste das ebenso wie du. Sie akzeptierte die Lösung, um dir die Entscheidung zu ersparen. Du hast ihr allerdings zugestimmt. Ihr Herz gehört dir, und dennoch hast du den Weg des verantwortungsvollen Herrschers gewählt.“

Neben ihm erschien ein blauer Kopf, der wie Diamant glitzerte: „Ein guter König muss vorsichtig und aufmerksam sein, als ob er im Winter über Eis geht. Du bist allen Wasserarten entkommen. Der Saphir, der dein Bestehen dieser Prüfung anzeigt, liegt bereits im Amulett, um den Hals der Königin.“

Alls fünf Köpfe kamen nun gleichzeitig aus den Nebeln, und dem Hundeyoukai wurde plötzlich bewusst, dass es sich nur um ein Lebewesen handelte, einen einzigen Drachen, der alle fünf Elemente in sich vereinigte. Wie stark, wie mächtig er war. Vielleicht eines jener sagenumwobenen Geschöpfe aus den Anfängen der Welt…der urälteste Drache.

„Ich danke Euch“, sagte er daher höflich: „Dann können wir zurück?“

„Ja. Und du, der Youkai, bist nun der rechtmäßige König des Drachenvolkes. Dort draußen in der wirklichen Welt warten allerdings bereits neue Prüfungen, denen sich ein Herrscher jeden Tag stellen muss. Auch ein Volk muss sich in immer neuen Prüfungen bewähren – zumal, wenn es sein Goldenes Zeitalter erreichen will. Vergiss das nicht.“

„Ich werde daran denken.“

„Weder du noch deine Begleiter dürft allerdings über die Prüfungen hier sprechen. Niemand soll sie kennen.“

„Ich verstehe.“

„Dann geh nun. Und bringe meinem Volk das Goldene Zeitalter.“ Das klang ein wenig traurig: „Schütze alle meine Drachen.“

„Ich werde das gesamte Drachenvolk beschützen“, versprach Sesshoumaru daher. Vermutlich war es für diesen uralten Drachen nicht sonderlich einfach, ausgerechnet einen Youkai vor sich zu sehen. Die Köpfe zogen sich wieder in den Nebel zurück. Anscheinend war die Unterhaltung beendet. So drehte er sich um, nicht überrascht, dass hinter ihm eine Tür erschienen war. Er ging hindurch.
 

Shiro wandte sich um, Inuyasha und die Drachen sprangen auf, als der Hundefürst die Halle betrat. Er nickte etwas, als er das Amulett um den Hals der Königin betrachtete. Alle fünf Edelsteine waren wieder an ihrem Platz. Die Prüfung war bestanden. So konnten sie nun in Ruhe wieder nach Hause gehen. Auch etwas Angenehmes.

Er sah zu seiner Gefährtin. Fast verloren und doch wieder gefunden, erschien sie ihm attraktiver denn je. Seine Shiro. Sie erwiderte seinen Blick ruhig. Sah sie auch ihn nun irgendwie anders? Konnte sie wirklich verzeihen, dass er erneut ihren Tod in Kauf genommen hatte, hatte nehmen müssen? Aber er sagte nur: „Niemand von uns…niemand, Inuyasha! - darf auch nur ein Wort darüber verlauten lassen, wie diese Prüfungen abgelaufen sind.“

„He, was hältst du von mir?“ kam der prompte Protest seines Halbbruders.

„Kagome.“

„Naja...ich habe vor ihr gewöhnlich keine Geheimnisse, aber…sie wird das verstehen.“ Da war er sicher. Neugierig war sie bestimmt, aber sie würde kaum Probleme heraufbeschwören wollen, gar einen neuen Krieg. „Da, ein Ausgang!“ Der Hanyou klang erleichtert, als er ein Portal entdeckte, das an der hinteren Wand der Halle erschienen war.

Dahinter zeigte sich die Amulettkammer. So gingen sie hinüber. Ohne weitere Aufforderung nahm sich Sora das Amulett ab und legte es auf seinen mit Samt bezogenen Platz. Hier gehörte es hin, das war jedem Drachen nur zu klar. Im gleichen Moment löste sich der Bannkreis um die Tür zur Kammer. Sie waren in der Tat frei, hatten das Schlimmste überstanden.

Dachten sie.
 

Hayao und Reiri, die beiden ranghöchsten der Drachenschamanen, hatten besorgt im Vorraum zur Kammer gewartet. Als sich nun der Bannkreis löste, atmeten sie unwillkürlich auf, zumal, als die Tür geöffnet wurde und sie alle fünf Prüflinge erkannten. Niemand war verloren gegangen.

„Hayao!“ sagte Sora erleichtert. Sie hatte sich schon Sorgen gemacht, wie krank oder altersschwach er wirklich sei. Aber er sah deutlich gesünder aus, hatte sich wohl erholt. Im nächsten Moment ergänzte sie hastig „Verzeiht, Sesshoumaru-sama.“

Der nickte unmerklich: „Dann gehen wir.“

„Ich….nun, wenn wir den Tempel verlassen haben, sollte ich Euch Bericht erstatten, “ erklärte Hayao: „Es…es gibt ...äh…ein kleines Missverständnis.“

Ein kleines Missverständnis, das so wichtig war, dass der Oberste Drachenschamane es mehr oder weniger sofort berichten wollte? Das klang nicht sonderlich verheißungsvoll. Was in aller Welt war nun schon wieder passiert? Da war dieser Satz des Urältesten, dass draußen bereits neue Prüfungen warteten… „Du hast dich erholt.“

„Ja, danke, Sesshoumaru-sama. Genau deswegen möchte ich mir Euch reden.“

Das wurde immer eigenartiger, zumal auch Reiri recht zerknirscht drein sah. So ging der Hundefürst einfach aus der Vorkammer in die Haupthalle des Tempels. Anscheinend wollten die Drachen erst reden, wenn sie ihr Heiligtum verlassen hatten.
 

Als sie unter freiem Himmel waren, schlossen die beiden Schamanen das Portal zum Tempel hinter ihnen. Suisei blieb abwartend stehen, aber da keine Aufforderung kam, ihnen zu helfen, tat er es auch nicht. Überdies schien sich Hayao in den wenigen Stunden oder Tagen der Prüfung deutlich erholt zu haben. Er wirkte um Jahre jünger als auf dem Weg hierher.

Inuyasha dehnte sich etwas in der Sonne, froh, wieder richtigen Himmel über sich zu sehen, ordnungsgemäßen Boden unter sich zu spüren. Diese magischen Welten waren einfach nichts für ihn. Shiro blieb an der rechten Seite ihres Gefährten, da sein Halbbruder keine Anstalten traf, diese Position zu wollen.

Hayao kam heran: „Schützer der Drachen…“ begann er höflich mit der uralten Anrede des Drachenkönigs: „Sesshoumaru-sama, Ihr habt die Amulettprüfung bestanden und seid nun der Herr der Drachen. Somit ist es meine Pflicht, Euch zu berichten. Wie Euch vielleicht auffiel, fühlte ich mich auf dem Weg zu diesem Tempel sehr schwach und krank. Während Ihr Euch der Prüfung unterzogt, kehrte ich darum mit Genehmigung von Prinz Yuri auf die Inseln von Le-chan-po zurück. Ich…nun, ich nahm an, dass mein fortgeschrittenes Lebensalter seinen Tribut fordere.“

„Aber dem war nicht so.“ Das war eine reine Feststellung.

„Nein. Mein Freund Hoshi, der Oberste der Heiler, stellte fest, dass ich vergiftet worden war. Sein Heilmittel brachte mir meine Gesundheit rasch zurück. Leider gibt es nur eine einzige Gelegenheit, bei der es mir verabreicht werden konnte, die Aufnahme der neuen Heiler in die Gilde. Es muss also ein Heiler gewesen sein, zumal auch nur diese über die Kenntnis des Giftes verfügen.“ Er sah zu Sora, die ihn fast erschreckt ansah: „Du verstehst, meine Königin. Ich trank dort den Becher, den du mir gabst, der dir zugedacht war.“

„Ein Attentat auf die Königin?“ Suisei klang - und war - entsetzt: „Das wäre ungeheuerlich.“

„Das …das muss ein Irrtum sein“, ergänzte Sora, die die Konsequenz dieser Tatsache begriff: „Kein Drache wäre doch so verrückt...ich meine…der Friedensvertrag hängt an meiner Person. Das würde zumindest Clankriege geben und…“

„In der Tat.“ Der Kommentar der Hundefürsten bewirkte, dass sich die beiden Drachen bewusst wurden, ihm vorgegriffen zu haben und eilig die Köpfe senkten. „Aber wenn es nur fraglich wäre, würdest du es nicht erzählen, Hayao. Was geschah dann?“

„Hoshi hat einen jungen Heiler im Verdacht, namens Sharaku. Ich weiß nicht, aus welchem Grund, aber er wollte Erkundigungen einziehen, während ich hier wieder meiner Pflicht nachkommen sollte. Ich nehme an, er wird Euch weiter Bericht erstatten können.“

„Sharaku.“ Sesshoumaru blickte zu Sora.

Sie nickte: „Ein Jungdrache, der äußerst talentiert ist. Er hat die Prüfung zum Heiler bereits geschafft. Er war bei den dreien, die bei diesem Fest gefeiert wurden.“

„Na, seine Talente scheinen auch in andere Richtungen zu gehen“, meinte Inuyasha: „Giftanschläge gehören eigentlich nicht in das Arbeitsgebiet eines Heilers.“ Gab es schon wieder Ärger?

„Wir gehen nach Le-chan-po“, beschloss Sesshoumaru und wandte sich um. Dort würde man weiter sehen. Stimmte es, dass der junge Heiler hinter dem Attentat steckte, sollte sich Sora darum kümmern. Das war eine interne Sache der Drachen und er sah keinen Grund sich da einzumischen. Aber es war möglich, dass dies nur die Spitze des Eisbergs war, dieser Sharaku in anderem Auftrag gehandelt hatte. Er konnte sich zwar nicht vorstellen, welcher Drache so umnachtet sein sollte, nicht mit dem Frieden einverstanden zu sein, mit dem Goldenen Zeitalter der Drachen, aber es war besser, dies zu überprüfen. Immerhin wäre es möglich, dass dann jemand auch ein Attentat auf ihn versuchen würde. Gift war eine feige Angelegenheit. Zum Glück waren Yuri und Myu bei den Welpen, ehe da noch jemand sein Glück versuchte.
 

Am Ende des Tales eilte Hayao voran, um den Bannkreis zu öffnen, so die schmale Schlucht freizugeben, die den Ausgang bildete. Als er in das Tal trat, erstarrte er: „Miro!“

Mit einem Satz war Sesshoumaru, der hinter ihm gegangen war, an seiner Seite. Der Schamane, der hier Wache gehalten hatte, lag blutend, halb ohnmächtig auf dem Boden, zeigte Verletzungen, die von Schlägen herrühren mussten. Hayao und Reiri knieten neben ihm nieder.

„Miro…was ist passiert?“

Die Hundeyoukai, Inuyasha und Suisei musterten rasch die Gegend, die Höhen über sich, die Hände unwillkürlich an den Schwertern. Aber niemand war zu entdecken. Der Geruch in der Nase jedoch….

„Hier waren Drachen“, sagte der Hanyou: „Mehr als einer.“

Sesshoumaru trat zu den drei Schamanen. Miro erkannte ihn und versuchte, zu ihm aufzusehen: „Schützer der Drachen...“ brachte er hervor.

„Einen kurzen Bericht.“

„Sie waren fünf…fünf sehr junge Drachen. Der Anführer befahl mir, den Bannkreis zu öffnen.“

„Du tatest es nicht.“

„Natürlich nicht. In das Heiligtum darf doch nicht jeder…“ Er musste eine Pause machen: „Dann…dann wollten sie mich zwingen.“ Miro überlief ein Schauder. Aber er fuhr mühsam fort: „Ich tat es nicht. Hayao….“

„Schon gut, Junge, wir bringen dich gleich zurück“, tröstete der Oberste Schamane sofort: „Erzähle nur rasch noch: wer waren sie?“

„Vier Jungen, ein Mädchen. Er sagte dann, dass sie auf den Plan des Südens zurückgreifen würden. Ich…ich solle ausrichten, wenn die Königin den Prinzen wieder sehen will, soll Sesshoumaru-sama sich dem Duell mit ihm stellen, am Berg des Feuernebels.“

Sora holte erschrocken Luft: „Sie...sie wollen Hakai entführen?“

„Ich werde nicht mit einem Jungdrachen kämpfen.“ Sesshoumaru klang eisig. Abgesehen von allen persönlichen Erwägungen würde das die Würde des Herrschers verletzen – und zu allem Überfluss den Bruch des Friedens bewirken.

Die Drachenkönigin wandte sich ihm zu und rang die Hände: „Ich beschwöre Euch, mein Gebieter…mein Sohn.…“

„Es ist nicht gesagt, dass sie es bereits getan haben“, erklärte Shiro, die die Sorgen der Mutter nachvollziehen konnte: „Überdies ist der Prinz doch im Schloss, bewacht.“

Der verletzte Schamane seufzte etwas: „Da war noch …Sesshoumaru-sama…“

Der blickte zu ihm. Wenn dieser sich so abquälte, etwas zu sagen, war es sicher wichtig.

„Ich….als ich mich weigerte, den Bannkreis zu öffnen…diese Jungdrachen waren so…so erstaunt….“

Erstaunt darüber, dass er sie nicht einfach in das größte Heiligtum ihres Volkes spazieren ließ? Eigenartig. Was hatten sie denn erwartet? Er spürte Energien und sah auf. Vor ihnen entstanden Dimensionsportale. Yuri und Akamaru erschienen, letzterer trug Kagome mit sich. Alle drei atmeten auf, als sie die Familienmitglieder erkannten.

Das ließ nur einen Schluss zu: „Die Fünf haben Hakai?“

Yuri nickte.
 

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Jetzt haben es die Fünf geschafft: sie haben den Hundeclan und wohl auch das gesamte Drachenvolk gegen sich.Viel Spaß...

Ob Sesshoumaru sein Versprechen schon bereut, ALLE Drachen zu schützen?

Im nächsten Kapitel kommt es zu einigen kleinen Aussprachen, innerhalb und außerhalb der Familie in Sachen Liebe.
 

bye
 

hotep

Das Ende des Friedens

Da ich morgen kaum online sein werde, heute schon:

Ihr habt Recht...die fünf Jugendlichen scheinen Gegner sammeln zu wollen. Oder, um es mit Foxfire zu sagen: herzlichen Glückwunsch, Sie wurden soeben zum Staatsfeind Nummer Eins erklärt...
 

13. Das Ende des Friedens
 

„Sie haben meinen Sohn entführt?“ Sora blickte entsetzt zu Yuri: „Wie...wie…?“

Dieser sah entsprechend der Rangordnung zu Sesshoumaru: „Der Schamane hier ist verletzt. Was weißt du schon, Taishou?“

„Hayao wurde vergiftet“, erwiderte Shiro unverzüglich, da sie sicher war, dass ihr Gefährte nichts erzählen würde: „Schuld daran soll ein Jungdrache namens Sharaku sein, nach Meinung des Obersten Heilers. Hier waren fünf Jungdrachen, darunter ein Mädchen, die Zutritt in das Heiligtum erzwingen wollten, aber scheiterten. Sie sagten zu Miro, er solle ausrichten, dass sie Hakai in ihrer Gewalt hätten. Der Taishou solle sich einem Duell mit ihrem Anführer am Berg der Feuernebel stellen.“

Wie gut sie ihn kannte, dachte Sesshoumaru unwillkürlich, sah aber zu seinen Cousins: „Wie ist die Entführung vor sich gegangen?“

Akamaru hatte Kagome freigegeben, die sich eilig zu Inuyasha stellte und seine Hand nahm, aber nichts sagte.

Der Hanyou bemerkte es beunruhigt. Wenn sie die Youkai reden ließ, war etwas wirklich Wichtiges vorgefallen. Nun gut. Die Entführung des kleinen Prinzen war ja wohl auch eine Gemeinheit. Das war doch ein Baby. Aber wer war so hirnverbrannt zu glauben, ein Duell mit Sesshoumaru zu überleben, wenn man nicht gerade sein Halbbruder oder Cousin war? Im Allgemeinen gab es simplere Selbstmordmethoden.

Suisei legte unwillkürlich tröstend die Hand auf die Schulter seiner Königin, nahm sie aber rasch wieder weg. Es ziemte sich nicht, und er wollte sich nicht vor seinen Ordensoberen blamieren.

Akamaru berichtete unterdessen: „Es war wohl so etwas wie ein Spaziergang. Ein junger Drache, der schon öfter mit dem Prinzen gespielt hatte, kam zu den Kinderfrauen und erkundigte sich, ob er mit Hakai ein wenig in die Sonne gehen könnte. Die Kinderfrauen schworen Stein und Bein, dass sie ihm fast sofort folgten…aber er war weg. Sie nannten ihn Tako. Laut dem Obersten Heiler ist er ein guter Freund Sharakus. Und dieser ist samt seinen drei Freunden und einem Drachenmädchen spurlos verschwunden.“

Er sah rasch zu der deutlich besorgten Mutter: „Sie haben Hakai, aber ich nehme nicht an, dass sie ihm tatsächlich etwas antun wollen. Sharaku ist auf ein Duell mit dem Inu no Taishou aus, um seinen Vater und den verschwundenen siebenten Drachenclan zu rächen. Allerdings muss ich zugeben, dass er nicht nur Hayao vergiftet hat, sondern auch seine eigene Mutter. Hoshi konnte sie freilich wohl retten. – Die Entführung des kleinen Prinzen machte natürlich schnell die Runde.“

„Oh, bitte, Sesshoumaru-sama“, flehte Sora: „Bitte, geht dorthin und rettet meinen Sohn.“

„Sharaku.“ Das klang nachdenklich.

„Er...ich weiß nicht, was in ihn gefahren ist“, meinte Hayao: „Er ist ein junger Drache, ein Heiler…Und dann versucht er seine Mutter und die Königin zu töten? Entführt den Prinzen? Und gleich vier seiner Freunde machen mit? Was denken die sich nur dabei?“

„Gar nichts“, erklärte Yuri: „Und genau das dürfte das Problem sein. Dieser Sharaku will ein Duell mit dem Inu no Taishou, um seinen Vater zu rächen, einer seiner Freunde ist aus dem Süden und warum die anderen drei mitmachen weiß ich nicht. Eines ist jedenfalls klar: entweder kennen sie die Folgen ihres Handelns für das gesamte Drachenvolk nicht oder sie sind ihnen gleich.“

Kagome sah zu Sesshoumaru: „Yuri meinte ja zuerst, dass das eine interne Angelegenheit der Drachen sei, aber wenn diese halben Kinder so weiter machen….“

Akamaru unterbrach sie, um den Bericht zu vollenden: „Die Clanführer der nunmehrigen sechs Clans sind bereits im Schloss eingetroffen. Hoshi versucht, sie ruhig zu halten. Unter den Drachen ist der siebente Clan nicht gerade gut angesehen. Es gab da….sagen wir, äußerst unehrenhaftes Verhalten in einem Krieg. Darum zerstreute er sich auch nach dem Tode des Anführers und ging in den anderen Clans auf.“ Er klang ernst: „ Die Clanführer haben bereits, zumindest als Hypothese, vorgeschlagen, neben Sharaku alle ehemaligen Mitglieder zu töten. Wenn Hakai etwas passiert, gibt es….“

„Bürgerkrieg unter den Drachen“, ergänzte Sora tonlos: „Oh, was machen diese Jungdrachen da nur. Der siebente Clan….es hieß lange, dass die Mitglieder alle schändliche Lügner seien. Sie haben sich in den anderen Clans ihre Anerkennung, ja, ihr Überleben oft erst nach Proben sichern können. Wenn da auch nur der Verdacht entsteht, ein ehemaliges Mitglied sei wieder ehrlos vorgegangen…. Und Hakai, mein armer Junge…“

Sie fand keine Worte mehr.

„Der Berg der Feuernebel…..“ Shiro, die nur zu gut wusste, wie eine Mutter gegenüber ihrem Baby empfindet, allerdings nie gewagt hätte, einem Fürsten einen Vorschlag zu machen, blickte zu ihrem Gefährten.

Der dachte kurz nach, ehe er meinte: „Wir gehen dorthin. Sie sind zu fünft. – Sora und die Schamanen kehren zurück und unterstützen den Obersten Heiler. Die Clanführer sollen nichts unternehmen, ehe nicht Klarheit besteht, wer was getan hat.“

„Bitte, erlaubt, dass ich mit Euch gehe, Sesshoumaru-sama“, ersuchte die Königin: „Es ist doch mein Kind. Ich bin sicher, dass die Clanführer auf Hoshi, Hayao und Reiri hören werden.“

„Gut. – Kagome.“

„Äh, ja?“ Immerhin geruhte er ihre Anwesenheit auch zur Kenntnis zu nehmen. Wehe, er wollte sie jetzt wegschicken. Sie hatte im Schloss der Königin mitbekommen, wie ernst die Drachen die Sache mit diesem siebenten Clan nahmen. Irgendwie wollte sie mithelfen, dass diese anscheinend verrückt gewordenen Jungdrachen zur Raison gebracht wurden. Und die Entführung eines Babydrachens war ja sowieso das Allerletzte.

„Wenn es zum Kampf kommt, achte auf Hakai.“

Oh, sie durfte doch mit. „Ja.“ Sie war auch neugierig, wie so ein Winzdrache aussehen würde. Ob er in seiner wahren Gestalt sein würde?

„Sesshoumaru-sama?“ Suisei klang zögernd. Nach seiner Erziehung war es unstatthaft, dem Herrn der Drachen ungefragt Vorschläge zu machen: „Ich…darf ich Euch bitten, Euch begleiten zu dürfen? Ich sehe nicht, wie ich im Schloss von Nutzen sein könnte. Aber so könnte ich die Königin beschützen.“ Immerhin war schon ein Attentat auf sie verübt worden.

Der Hundefürst nickte. Das war nur vernünftig. Und auch, wenn diese Jungdrachen offenbar keinerlei Verehrung für Schamanen empfanden, so könnten seine Fähigkeiten womöglich anderweitig nützlich sein. So wandte er sich nur um und ging das Tal entlang. Die Familie, Sora und Suisei folgten ihm, während die drei Schamanen ihre wahre Gestalt annahmen und abflogen.
 

Am Fuße des Berges der Feuernebel saßen sechs junge Drachen auf einer felsigen Ebene. Sharuketsu drückte das Baby genervt ihrem Nachbarn in die Arme: „Hier, Tako. Du kennst dich doch am Besten mit ihm aus.“

„Ich habe doch keine Ahnung, was so ein kleiner Drache braucht.“ Er starrte ein wenig Hilfe suchend in die Augen Hakais. Der kleine Prinz war in seiner Drachengestalt und jammerte vor sich hin. „Vermutlich hat er Hunger oder so. Aber wir haben ja nichts da….“

„Es wird nicht lange dauern.“ Sharaku stand auf und blickte in die beginnende Nacht: „Dieser Schamane wird es ihm ausgerichtet haben. Morgen ist der Hund spätestens hier, wahrscheinlich mit der Königin. Sora weiß bestimmt, wie man ihren Sohn versorgt. Dann sind wir ihn los. Ich habe keine Lust, mich länger als zwingend notwendig mit diesem jammernden Etwas zu beschäftigen.“

„Irgendwie niedlich ist er schon, “ meinte Korosu und sah auf den kleinen Prinzen: „Wie wäre es mit Wasser oder so?“

„Wir sind hier auf Vulkangestein.“ Boshi warf einen unwillkürlichen Blick herum: „Hier gibt es kein Wasser weit und breit.“

„Da wäre ich mir nicht so sicher. Dort hinten ist ein Wald.“ Korosu stand auf: „Ich gehe mal nachsehen. Er soll endlich aufhören, so herum zu quengeln.“

„Sieh nach.“ Sharaku war der gleichen Ansicht. Als er beschlossen hatte, den kleinen Prinzen zu entführen, hatte er keinen Gedanken daran verschwendet, wie man einen Babydrachen versorgen sollte. Irgendwie hatte er das Gefühl, dass das keine sehr gute Idee gewesen war. Aber wie sollte man immer an alle Folgen seines Handelns denken?
 

Die Dämmerung war hereingebrochen, als Sesshoumaru auf einer Lichtung des Bergwaldes stehen blieb.

„Wir warten.“

„Auf was?“ fragte Inuyasha prompt.

„Ein Kampf in der Nacht wäre schwieriger“, erklärte Akamaru und ließ sich an einem Felsen nieder.

Kagome folgte dem Beispiel und winkte ihren Hanyou zu sich. Der setzte sich neben sie, ein wenig erleichtert: „Du bist nicht sauer?“ fragte er: „Mir fiel erst in dem Drachenheiligtum ein, dass ich dir keinen Boten geschickt hatte. Alles ist so schnell und überraschend gekommen.“

„Ich war ziemlich sauer“, antwortete sie ehrlich: „Aber als ich kam, war dieser Hoshi ja schon da und erzählte das von den Giftanschlägen. Es gab wieder Ärger und irgendwie habe ich mir dann mehr Sorgen gemacht, ob du heil durch die Prüfung kommst. Was war denn da los?“

„Oh…das darf ich nicht sagen. Sesshoumaru meinte, wir dürfen es keinem sagen, nicht mal dir. Das ist wohl verboten, damit die nächsten Prüflinge genauso dämlich dastehen wie wir.“

Kagome konnte sich nicht so ganz vorstellen, dass ihr Schwager je dämlich da stehen würde, hielt es aber für besser, nicht weiter nachzuhaken. Immerhin war der in – wenn auch unmenschlicher - Hörweite. „Hauptsache, dir ist nichts passiert“, sagte sie daher nur: „Und jetzt sehen wir zu, dass wir das Baby heil wieder bekommen.“

„Klar. Diese Fünf müssen komplett verrückt geworden sein. Ich meine, wer hetzt sich schon freiwillig uns plus die Drachen auf den Hals?“

„Die Clanführer waren mehr als wütend. Ich glaube, am liebsten wären sie sofort losgegangen und hätten ein Massaker veranstaltet. Yuri und der Oberste Heiler haben sie dann damit beruhigt, dass sie das Ende der Amulettprüfung abwarten müssten, man könne nichts ohne Sora unternehmen und den neuen Herrn der Drachen…Das war eine wirklich mordlüsterne Stimmung in der Besprechung.“ Sie hatte sich sehr unwohl gefühlt.

„Weißt du, Kinder sind unter Drachen ziemlich selten. Und so ein Baby zu entführen ist vermutlich bei denen noch mal schlimmer als bei allen anderen. Außerdem ist es so unfair. Ich könnte diesen Fünf den Hals umdrehen.“

„Eine Tracht Prügel könnte sicher nicht schaden, “ gab sie zu: „Aber sie sind ja auch so jung noch…Umbringen wäre ziemlich hart, oder?“

„Na, dumm sind sie sicher.“ Er sah sie an: „Ich bin jedenfalls froh, dass du nicht wütend auf mich bist. Ich habe mir schon Gedanken gemacht.“

Das war zwar überraschend, aber vielleicht gerade darum lächelte sie: „Schon gut. Du hast ja gesagt, dass das alles sehr schnell ging.“ Sie neigte sich zu ihm und wollte ihm einen raschen Kuss geben, fand sich dann aber in seinen Armen wieder. So wurde es ein deutlich längerer.
 

Shiro stand auf einem Felsvorsprung und blickte in das schweigende Land hinunter. Der Nachtwind spielte mit ihren langen Haaren und sie genoss das Gefühl, am Leben zu sein. Sie hatte noch nie den Tod gefürchtet, aber diesmal war das Bewusstsein, nicht gestorben zu sein, fast überwältigend. Sie sah zum Mond, als sie merkte, wer sich näherte.

Sesshoumaru betrachtete sie. So oft hatte er sie schon um ein Haar verloren, einmal nur mit Tenseigas Hilfe zurückgeholt. Er würde in Zukunft besser auf sie Acht haben müssen. Mit ihr hatte sein Vater damals einen Schatz für ihn gefunden – und er selbst war nicht gerade das gewesen, was man einen guten Hüter nannte. In der Zukunft sollte sie nicht mehr in solche gefährlichen Lagen kommen. Allerdings wusste er auch, dass sie zum Kampf geboren war. Er würde sich darum hüten, ihr seine Absicht zu erzählen.

Er blieb knapp hinter ihr stehen.

Sie wandte den Kopf etwas, glücklich, dass er gekommen war: „Ich wollte für dich sterben.“

„Ich weiß.“ Er legte den Arm um sie, drehte sie so zu sich: „Aber ich bin froh, dass es nicht nötig war.“

Sie starrte ein wenig ungläubig zu ihm auf. Er gab ein Gefühl zu? Aber dann schloss sie die Augen, als er sich über sie neigte und sie küsste.
 

Für einen Sekundenbruchteil war es, als ob ein Blitz eine tiefschwarze Nacht erhellte, als beide in diesem Moment begriffen, dass ihre Beziehung eine andere Qualität erreicht hatte eine, von der sie nie angenommen hätten, dass sie auch nur existiere. Und jeder hoffte nur, dass der andere das auch so empfand.
 

Shiro wurde in diesem Augenblick eines bewusst: sie war geboren worden für ihn, erzogen worden für ihn…und trotz allem, was es in der Vergangenheit gegeben hatte, war sie in der Tat die einzige Frau, die je für ihn zählen würde. Sie konnte sicher sein.
 

Als sie sich widerstrebend voneinander lösten, sagte er leise: „Es wäre ungemein reizvoll, weiterzumachen, meine Fürstin. Aber da gibt es noch die Sache mit meinem Mündel...“

Das stimmte, erinnerte sie sich plötzlich. Er war Hakais Vormund. Im Prinzip hatten diese Jungdrachen mit seiner Entführung, auch dem Attentat auf Sora, Sesshoumaru persönlich herausgefordert. Das war Hochverrat, wenn man es genau nahm. Da er sich umdrehte und zu den anderen zurückging, tat sie es ihm gleich.

Zum ersten Mal direkt an seiner Seite.
 

Suisei hatte sich zu seiner Königin gesetzt: „Verzeih, wenn ich das so sage…aber wie war es möglich, den Prinzen so einfach zu entführen? Es gibt doch Wachen im Schloss...?“

„An den Türen, ja. Ich glaube nicht einmal im Garten.“ Sie seufzte. „Es klingt so albern, aber niemand nahm doch je an...Ich meine, ein Kind, ein Baby!“ Sie sah zu ihm: „Die Heilerschule und die Kriegerschule sind auf Le-chan-po ja direkt mit im Schloss untergebracht, nicht wie früher, an einem anderen Ort. So laufen natürlich dauernd junge Drachen herum. Ich wollte sie eben gern sehen, wissen, wie viele es sind und wie sie sich so machen.“

„An sich keine schlechte Idee, meine Königin. Aber so war es natürlich möglich, dass sich dieser Tako mit den Kinderfrauen anfreunden konnte. Oder auch mit Hakai. Was lernt er denn?“

„Ich weiß es nicht. Ich erinnere mich, dass Hoshi einmal sagte ihm gefalle nicht, dass Sharaku mit Tako herumziehe, weil der nichts tauge, aber mehr weiß ich nicht.“

„Kann es sein, dass er noch gar nichts lernt?“

„Unwahrscheinlich. Ausgewachsene Drachen halten doch die jüngeren zu Studien an.“

„Hm. Darf ich offen sein, meine Königin?“

„Natürlich, Suisei. Was meinst du?“

„Dieser Tako lernt nichts. Ich entsinne mich, dass ich Boshi einmal bei uns gesehen habe, wie andere Kriegerschüler, auch diesen Korosu. Sharaku ist Heiler, Shakunetsu lernt es. Aber von Tako habe ich nie etwas gehört. Und so viele Jungdrachen in Ausbildung gibt es nicht. Ich …ich halte es für möglich, dass er sich bewusst mit den Kinderfrauen angefreundet hat, mit Hakai. Er scheint, wie auch seine Freunde, nichts von dem Friedensvertrag und dem tatsächlichen Ablauf der letzten Kriege zu wissen. Womöglich sieht er in Hakai den Erbprinzen und wollte sich so an ihn heranmachen. Alte Jugendfreunde bekommen gern hohe Positionen.“

„Nein, so dumm kann er nicht sein“, meinte Sora sofort. „Kein König der Drachen, keine Königin, vergibt Positionen nach Gefallen oder Gefühl. Das lernt man in der Ausbildung schon, sich da unter Kontrolle zu halten.“

„Weiß er das?“

„Danke, Suisei. Ich werde daran denken, wenn es uns gelingt...nein, wenn Hakai wieder bei mir in Sicherheit ist.“

„Er wird es morgen früh sein. Da bin ich sicher. Wir beide wissen doch, was der Hundeclan kann. Und, mit Verlaub, werde ich alles tun, sie dabei zu unterstützen.“

Statt einer Antwort nahm Sora seine Hand, und legte sie flüchtig an ihre Wange, eine Geste, die in dem Schamanenkrieger eine ihn selbst überraschende Hitze auslöste.

Aber obwohl er sich äußerlich zusammennahm, dauerte es, bis die Wärme aus seinen Lenden schwand.
 

Yuri und Akamaru hatten sich ein wenig abseits niedergelassen. Der Hundeprinz blickte flüchtig zu Inuyasha und Kagome, ehe er den Kopf hob, in den Nachthimmel sah.

„Denkst du an Myu?“ fragte sein Cousin daher.

„Ich vermisse sie. Natürlich weiß ich, dass sie in deinem Schloss in Sicherheit ist, aber…Nun, wenn man ein immer fröhliches, lebhaftes Wesen um sich gewohnt ist…“

„Ich kann es mir vorstellen. Ich denke auch an Miyaki. Aber für morgen sollten wir das vergessen.“

„Ich weiß. Derartige Dinge haben in einem Kampf nichts verloren. Und ich denke nicht, dass diese Jungdrachen ohne nicht mindestens ein Duell aufgeben. Sie haben keine Ahnung, auf was sie sich eingelassen haben oder was sie auslösen können. Fragt sich nur, ob das wirkliche Ahnungslosigkeit oder Ignoranz ist. In jedem Fall ist es Hochverrat.“

„Und Bruch des Friedensvertrages. Zumindest kann man es so auslegen. Aber ich habe nicht den Eindruck, dass Sesshoumaru es alle Drachen entgelten lassen will.“ Akamaru sah unwillkürlich zu Sora und Suisei.

„Nein. Wir werden älter, wohl einsichtsvoller. Noch vor Jahrzehnten oder Jahrhunderten hätten doch jeder von uns sie alle getötet.“ Yuri lächelte flüchtig.

„So gesehen, sollten wir auch den Jungdrachen ihre Chance lassen, meinst du? Fragt sich, wie das dann die anderen Drachen sehen. Die Clanführer waren mehr als erbost.“

„Das ist dann aber Drachensache.“

„Ja.“
 

Sharaku legte den Arm um Shakunetsu, als er sich zu ihr neigte, sie küsste. Tako und Korosu hatten das weinende Drachenkind mit in den Wald zu einem Teich genommen, um ihm Wasser zu geben, in der Hoffnung, es würde endlich still sein. Boshi war ein Stück entfernt und trainierte schon wieder. So fühlte er sich unbeobachtet genug, seine Freundin zu küssen, was sich diese nur zu gerne gefallen ließ.

Als sich das Drachenmädchen zurücksinken ließ, ihn mit sich zog, reagierte Sharaku allerdings mit leiser Panik. Was sollte er denn jetzt tun? Er hatte doch noch nie...Und wenn er etwas falsch machte? Wenn dann seine Freunde zurückkamen und ihn auslachten? Oder sich Shakunetsu über ihn beschwerte? Andererseits wollte er sie auch nicht kränken.

So richtete er sich ein wenig auf: „Hör bitte auf, meine Liebe, ehe ich mich nicht mehr zurückhalten kann. Morgen wartet ein wichtiger Kampf auf mich, da darf ich meine Kräfte nicht verschwenden, meine Sinne nicht betäuben.“

Sie war enttäuscht, das konnte er an ihrem Gesicht ablesen.

„Sharaku hat Recht, Shakunetsu.“ Boshi war herangekommen. „Wenn er gegen den Inu no Taishou kämpfen will, sollte er in Topform sein. Der Kerl ist sicher nicht der Anführer der Youkai geworden, weil er schwach ist. Und erinnere dich, er hat immerhin auch Daiki besiegt.“

„Mit Glück.“ Sharaku setzte sich auf, zu froh, dass Boshi ihn so unterstützte, als dass er über diese Bemerkung wütend geworden wäre. „Ja. Wenn ich gewonnnen habe, könne wir ja zu zweit ausgiebig feiern.“

„Das ist ein Versprechen?“ Sie setzte sich lächelnd auf. Aufgeschoben war ja nicht aufgehoben. Und vermutlich hatten die Jungs Recht.
 

Bei Sonnenaufgang erreichten die Familie, Sora und Suisei eine weite Hochebene. Sesshoumaru blieb stehen, als ihm der Wind die Witterung von Drachen zutrug.

Er wandte sich um: „Suisei?“

Der Schamanenkrieger kam eilends zu ihm vor: „Sesshoumaru-sama?“

„Die Jungdrachen befinden sich dort vorn in dem schmalen Talgrund. Wir gehen dorthin. Du fliegst unverzüglich nach Le-chan-po und holst fünfundzwanzig Krieger.“

Das war ein klarer Befehl, und so gern Suisei bei Sora geblieben wäre, um so strikt war die Hierarchie: „Ja.“ Er drehte sich um, ging ein wenig abseits, um sich zu verwandeln. In seiner wahren Gestalt hob er nur Sekunden später ab, um in die Luft zu steigen.

„Äh…warum wolltest du ihn loswerden?“ fragte Inuyasha.

„Ich will fünfundzwanzig Drachen hier haben.“ Der Hundefürst ging bereits weiter.

Yuri und Akamaru tauschten einen Blick. Das war das, was sie gestern Abend besprochen hatten. Es sollte wohl auch für Sesshoumaru eine interne Angelegenheit der Drachen bleiben, wenn es irgend möglich wäre.

Sora sah dem Schamanen besorgt nach. Sie hätte sich besser gefühlt, wäre er bei ihr geblieben. Aber sie nahm an, dass Sesshoumaru einen guten Grund für diese Anweisung gehabt hatte. Fragen durfte sie nicht.
 

So gingen sie zu siebt in das Tal, das sich hier in die Hochebene einschnitt.

„Wie schön, dass du meiner Einladung gefolgt bist“, sagte jemand: „Und gleich die ganze Sippschaft dazu. - Guten Morgen, meine Königin.“

Vor ihnen hatten sich die fünf Jungdrachen aufgebaut, alle fünf bewaffnet und ganz offensichtlich guter Dinge.

„Keh!“ machte Inuyasha leise und legte die Hand an Tessaiga.

„Hakai!“ sagte Sora unwillkürlich, als sie ihr Baby im Arm eines von ihnen sah. Tako hatte eine seiner Hände um die Kehle des kleinen Prinzen gelegt.
 

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Tja.

Das nächste Kapitel heisst: Das Treffen zweier Welten...
 

Und der gute Suisei sollte wohl ein wenig Abstand zu seiner Königin halten, wenn ihm sein Leben lieb ist, oder?
 

bye
 

hotep

Das Treffen zweier Welten

Die fünf Jungdrachen könnte man als suizidgefährdet einstufen - wenn sie nur wüssten, was sie da tun....
 

14. Das Treffen zweier Welten
 

Für einen Moment standen sich die beiden Gruppen gegenüber. Dann machte Sora einen instinktiven Schritt auf den Jungdrachen zu, der ihr Baby im Arm hatte. Tako legte dem Kleinen sofort die Hand fester um die Kehle.

„Genau“, sagte Sharaku daher: „Nichts da, meine Königin. Der Kleine bleibt bei Tako, bis wir unsere Kämpfe ausgefochten haben. Ich werde meinen Vater rächen, den der damalige Inu no Taishou getötet hatte! Der Sohn für den Vater, auf beiden Seiten, nicht wahr, Sesshoumaru-sama?“ Das klang spöttisch: „Standet Ihr daneben, als Euer Vater den mächtigen Ryuukotsusei ermordete?“

„Was soll denn der Quatsch?“ fragte Inuyasha prompt.

Sharaku sah zu ihm: „Nun, ich weiß, dass du der andere Sohn bist. Aber in dem Fall möchte ich doch zeigen, was ich kann.“

„Keh! Das kannst du gegen mich auch. Aber ich meinte den Schwachsinn, den du da gerade von dir gegeben hast. Wenn dein Vater Ryuukotsusei war, habe ich ihn erledigt. Es sei denn, es gab zwei mit dem Namen.“

Der Junge erstarrte, als habe er einen Schlag bekommen: „Das…das ist unmöglich! In den Drachenbüchern heißt es…“

„Das ist nicht dein erster Fehler, Sharaku“, mischte sich Sora ein: „Lass jetzt diesen Unsinn, gib mir Hakai und entschuldige dich beim Herrn der Drachen.“

Niemand hörte auf sie.

„Ich habe einen Typen namens Ryuukotsusei getötet“, beharrte Inuyasha, der sah, dass der Jungdrache noch immer erschüttert da stand. „Ob der dein Vater war oder nicht, ist mir vollkommen egal.“

„Der mächtige Clanführer des siebenten Clans soll gegen einen Hanyou verloren haben?“ Sharaku nahm sich zusammen. Er war der Anführer, er musste vor seinen Freunden Entschlossenheit zeigen: „In dem Fall scheinst du ja sehr viel Glück gehabt zu haben. Gut, dann werde ich gegen dich kämpfen. Ich werde meinen Vater rächen. Danach nehme ich mir eben den Herrn der Hunde vor. - Korosu möchte gerne gegen Akamaru kämpfen...ah, ja, da steht er ja. Wen magst du, Shakunetsu?“

„Oh, die Hundefürstin scheint zu mir zu passen.“

Die dunklen Augen der Drachin musterten Shiro, die unbewegt stehen blieb. Sie wartete auf die Anweisung des Taishou. Diese halbwüchsigen Drachen waren offenbar lebensmüde, oder eher, hatten wirklich keine Ahnung, auf was sie sich da einließen. Das klang alles so nach einem Spiel. Nur, dass das in Wahrheit Hochverrat war.

„Tako, du passt hier auf unseren kleinen Prinzen auf. Boshi, wen nimmst du?“

„Ihr habt mir ja nur einen möglichen Gegner gelassen, oder? Aber ich hörte, du bist ein sehr starker Widersacher, Yuri vom Hundeclan. Da freu ich mich drauf.“

„Also, dann stehen die Paare ja fest.“ Sharaku lächelte: „Aber um zu zeigen, wie großzügig ich bin, werde ich der Königin erlauben, hier bei Tako sitzen zu bleiben und die Kämpfe nur aus der Ferne zu betrachten.“

Sesshoumaru wandte den Blick nicht von ihm. Er war jung, überheblich und anscheinend vollkommen ahnungslos, über welche Stärke die Leute verfügten, die ihm gegenüberstanden. Hielt er das alles für ein Spiel? Wenn ja, würde er rasch merken, dass es ein tödliches war. Er sah, dass die Königin näher zu dem Jungdrachen trat, der ihren Sohn noch immer festhielt. Kinder waren so selten bei diesem Volk….

„Kagome, bleib bei Sora.“

Er war sicher, dass die junge Priesterin dafür sorgen würde, dass dem Baby und der Königin nichts widerfuhr. Und falls dieser Tako versuchen sollte, dem Prinzen tatsächlich das Genick zu brechen, würde er mit ihren läuternden Pfeilen Bekanntschaft machen. Seine nächste Anweisung galt allen anderen: „Tötet die Drachen nicht.“

Damit waren für den Rest der Familie zwei Dinge klar: zum einen würden sie diese albernen Kämpfe durchziehen und zum zweiten wollte Sesshoumaru offenkundig nicht, dass diese halben Kinder wegen ihrer Dummheit starben. Später würde sich zumindest Sharaku aber dem Vorwurf der versuchten Morde gegenübersehen. Bis Suisei mit den Drachenkriegern hier war, sollte man jedoch wohl auf die Bedingungen eingehen.

Sharaku lachte auf: „Oh, wie großzügig. Tötet die Drachen nicht? Als ob das so einfach wäre. Na, dann komm, Hanyou. Gehen wir dort hinüber in das große Tal.“

„Mein Name ist Inuyasha! Und es ist mir gleich, wohin du willst. Hauptsache, das dauert nicht so lange.“

„Keine Sorge, ich werde dich rasch erledigen. Immerhin will ich den älteren Bruder doch auch noch schlagen.“ Sharaku sprang weg.

Inuyasha folgte ihm kopfschüttelnd.
 

Boshi trat auf Yuri zu: „Ich würde vorschlagen, dass wir dann in die andere Richtung gehen, Hundeprinz.“

„Einverstanden.“ Er musterte den Drachen rasch, ehe er ihm folgte. Höflich, ja, aber mit Sicherheit ein erfahrener Kämpfer. Nun, er war zu jung, um im Krieg mitgekämpft zu haben. Also würde er nur im Training seine Fähigkeiten erprobt haben. Und das würde ihm deutliche Grenzen setzen. Er sollte ihn nicht töten, also würde er selbst keine Energieattacken einsetzen. Es sei denn, dieser junge Drache könnte das auch. Das musste man eben sehen.
 

Shiro ging neben Shakunetsu zu einem dritten Platz. Dieses Drachenmädchen mochte in dem Alter sein, wie sie es bei ihrer Abschlussprüfung gewesen war. Zu diesem Zeitpunkt hatte sie bereits in einigen Kriegen ihres Vaters mitgekämpft, war verlobt worden und von Sesshoumaru zurückgewiesen worden – und hatte eine gnadenlose Ausbildung hinter sich bringen müssen. Sie hätte wetten können, dass sie in dem Alter erwachsener gewesen war, als diese junge Drachin. Sie sollte sie ja nicht töten. Vielleicht könnte es ein amüsanter Trainingskampf werden. Vorsicht, ermahnte sie sich zugleich. Sie hatte keine Ahnung, wie fähig Shakunetsu in der Tat war.
 

„Du bist also einer der Süddrachen, “ stellte Akamaru fest, dem nicht entgangen war, wie finster Korosu ihn musterte.

„In der Tat, Herr der südlichen Gebiete.“ Der Drache klang spöttisch: „Und du hast alle meine männlichen Verwandten auf dem Gewissen.“

Akamaru nahm an, dass es vollkommen sinnlos wäre, ihn darauf hinzuweisen, dass die Drachen aus dem Süden immerhin ohne Kriegserklärung in sein Gebiet eingedrungen waren, gleichzeitig die aus dem Norden seine Gefährtin entführt hatten: „Willst du sie rächen? Mich töten? Immerhin hat ein Drittel der Süddrachen die Schlacht überlebt und konnte abziehen.“

„Ja, ich werde sie rächen. Aber nicht durch deinen Tod, oh nein. Man sagt, ihr Hundeyoukai seid so stolz….Ich werde deinen Stolz brechen und dich mit der Schande am Leben lassen.“

Hm, dachte der Youkaifürst. Das klang fanatisch. Er würde beim Kampf aufpassen müssen. Immerhin sollte er ihn ja nicht töten. Vielleicht einfach mal sehen, was dieser Korosu so konnte, ehe er zurückschlug. Im nächsten Moment fiel ihm noch etwas auf. Die anderen Drachen hatten sich Kampfplätze gesucht, die steinig und flach waren, Korosu dagegen an einem Waldrand. War das Zufall oder plante der Jungdrache etwas? Nur, was? Gleich, entschied sich Akamaru. Er musste so oder so aufpassen, nicht zu leichsinnig zu werden, den anderen aber auch nicht zu töten. So blieb er stehen und drehte sich zu seinem Gegner.

„Darauf habe ich gewartet.“ Der Drache zog: „Sharaku hatte es mir versprochen und er hält immer sein Wort.“

„Genau so sah es aus.“ Auch Akamaru nahm sein Schwert zur Hand, erwartete den ersten Angriff, der auch unverzüglich kam. Sie tauschten einige Schläge, Paraden aus. Allerdings hatte der Herr der südlichen Gebiete zu lange trainiert, einige Kämpfe auf Leben und Tod hinter sich gebracht, als dass er nicht ein eigenartiges Gefühl bekommen hätte. Entweder war dieser Korosu einer der unerfahrensten Streiter, den er je getroffen hatte - nun, das war möglich - oder aber der hatte einen vollkommen anderen Plan, wollte ihn nur beschäftigen, von etwas ablenken. Akamaru hatte sein Youki noch nicht zu sehr geöffnet, wollte weder seine wahre Stärke zeigen, noch sich zu sehr verausgaben. Er war eigentlich sicher, dass er mit jedem Einfall des Jungdrachen zurande käme.

Es dauerte keine drei Minuten, ehe er erkannte, dass Korosu versuchte, ihn in den Wald zu drängen. Nahm der Junge etwa an, der Bewuchs dort würde ihn behindern? Oder hatte er etwas anderes vor?

Es war reine Neugier, die Akamaru bewog, sich kontrolliert zurückdrängen zu lassen. Der Jungdrache konnte fechten, das war klar, hatte sicher eine Ausbildung in dieser Richtung erhalten. Aber er müsste mitbekommen, dass er selbst ebenfalls kein Anfänger war. Warum also besaß er solch ein Selbstvertrauen, wie er es an der Klinge spürte? Nahm er etwa an, das Youki, das er zeigte, wäre alles? Oder besaß Korosu eine spezielle Fähigkeit, die er nutzen wollte?

Das musste es sein. Und darum der Wald. Drachen verstanden viel von Elementmagie. Warum also sollte er nicht das Element Holz zu Hilfe nehmen? Mal sehen, was er vorhatte. So sprang Akamaru ein Stück rückwärts zwischen die Bäume.

Na also, dachte Korosu triumphierend. Jetzt hatte er diesen Fürsten der südlichen Länder da, wo er ihn haben wollte. Der Kerl war nicht ungeübt, das hatte er festgestellt, hatte sicher eine Ausbildung im Schwertkampf erhalten. Aber er war schwächer, als er das eigentlich gedacht hatte. Oder zeigte er noch nicht alle Energie? Das konnte er nicht sagen. Mit Youkai hatte er noch nie direkten Kontakt gehabt. Aber das war nun auch schon gleich. Jetzt würde er seinen berühmten Trick anwenden, der einzige Jungdrache, der dies konnte. Er starrte auf die Bäume hinter dem Hundeyoukai und konzentrierte sich.

Akamaru ahnte die Bewegung, wurde aber dennoch überrascht. Aus den Kronen der Bäume schossen unerwartet Lianen, grüne Seile, die sich um ihn wickelten und ihn kopfüber in die Luft zogen.

Korosu holte tief Luft: „So, unser Kampf ist zu Ende.“ Er ließ seine Klinge sinken: „Gegen diese Schlingen kommst du nicht an. Jetzt werde ich dich entehren. Ich habe einmal gehört, dass das das Übelste sei, was man einem Youkai antun könnte. Und mit dieser Schande musst du dann leben. Rache für die Süddrachen!“
 

Yuri und Boshi hatten ihren Kampf ebenfalls begonnen. Der Hundeprinz hatte rasch festgestellt, dass der Jungdrache wirklich ein ausgezeichneter Fechter war. Es war allerdings ungewohnt, gegen jemanden zu kämpfen, der sein Schwert in der linken Hand hielt. Er selbst setzte keine Youki-Attacken ein, um ihn nicht zu töten, zumal Boshi das ebenfalls nicht tat.

„Du bist wirklich talentiert“, meinte Yuri.

„Ich werde der beste Krieger sein, den die Drachen je hervorgebracht haben!“ Boshi drehte etwas das Handgelenk, mit dem Ziel, seinem Gegner die Klinge aus der Hand zu winden. Yuri machte einen Überschlag, um dem zu entgehen, landete. „Aber, Prinz, ich muss das Kompliment zurückgeben.“

„Danke.“ Er sollte jedoch zusehen, dass er das Duell rasch beendete. Es mochte zwar ein netter Trainingskampf sein, aber irgendwo war es Zeitverschwendung. So begann er, mit mehr Nachdruck und größerer Schnelligkeit anzugreifen.

Boshi wurde zurückgedrängt. Über sein Gesicht zuckte ein Lächeln: „Ah, das ist gut“, brachte er hervor.

„Was?“ erkundigte sich Yuri ein wenig verwirrt. Immerhin war er in der Offensive, hatte den Jungen fast an die Felswand getrieben.

Die Klingen wurden aneinander gedrückt: „Es ist gut“, erklärte der junge Drachenkrieger: „Das ich nicht wirklich ein Linkshänder bin.“ Er sprang seitlich, riss sein Schwert mit sich und wechselte es rasch in die rechte Hand.

„Nicht schlecht“, gab der Hundeprinz zu: „Du hast bis jetzt mit deiner schwächeren Hand gekämpft.“

„Ja. Ich wollte dir eine faire Chance lassen. Denn jetzt werde ich Ernst machen.“

„Gut.“ Yuri entschied sich dafür, sein Youki zu steigern. Noch war es nicht nötig, dass er eine Energie-Attacke einsetzte, aber anscheinend war Boshi wirklich auf dem besten Weg einer der fähigsten Krieger zu werden. Er konnte spüren, dass sein Gegner jetzt seine komplette Energie abrief. Durchaus beachtlich für so einen jungen Drachen. Und vermutlich mehr, als so mancher Youkai zu bieten hatte.

Dann hatte er keine Zeit mehr zum Nachdenken, denn Boshi griff ihn mit einer Geschwindigkeit an, dass er nur noch auf dessen Klinge achten konnte. Die Zeitberechnung und die Technik des jungen Drachen waren fehlerlos und Yuri wurde klar, dass er entweder Energieattacken einsetzen musste, auch auf die Gefahr hin, gegen den Befehl den jungen Drachen zu töten, oder sich schleunigst etwas einfallen lassen musste, wollte er nicht den Kampf verlieren.
 

Shiro musterte ihre Gegnerin gründlich. Shakunetsu war aufgeregt, hatte wohl nur selten einen solchen Kampf durchgeführt. Wie viel konnte das Drachenmädchen? Sie selbst würde sich zurückhalten müssen, um sie nicht zu töten. Ob Shakunetsu Energieangriffe kannte? Die würde sie mit der Hilfe ihres Schwertes zurückweisen. Sie zog.

Das Drachenmädchen nickte: „Ich weiß nicht, ob du je ein Schwert in der Hand gehabt hast…Du bist doch eine Fürstin, oder?“

„Ich kann kämpfen.“ Das durfte doch nicht wahr sein. Hatte Shakunetsu darum sie als Gegnerin gewählt, weil sie sie für die einfachste Partie hielt? Dann dürfte sie sich wundern.

„Das werde ich sehen.“ Shakunetsu nahm ihr Schwert. Immerhin hatte sie gegen Boshi trainiert. Und ob diese Hundedame je gekämpft hatte, oder die Rüstung nur für die Amulettprüfung angezogen hatte, war ja wohl mehr als fraglich. Überdies hatte sie selbst ihre besondere Fähigkeit. Boshi hatte gesagt, sie solle sich damit zurückhalten, bis ihr Gegner glaube, sie könne nicht mehr oder andere Angriffe. Daran sollte sie sich halten.

So griff sie Stahl auf Stahl an, ein wenig überrascht, hinter der Klinge ihrer Widersacherin auf Kraft zu prallen. Eine verwöhnte Prinzessin war das nicht. Sie würde aufpassen müssen, solange durchzuhalten, bis sie ihre eigentliche Attacke durchführen konnte, vielleicht sogar schon schneller, als ihr dies Boshi empfohlen hatte, korrigierte sie sich wenige Minuten später.

Shiro hielt sich im Duell daran, zu versuchen, ihrer Gegnerin die Waffe aus der Hand zu schlagen. Wenn sie dieses Drachenmädchen entwaffnet hatte, hätte sie auch gewonnen. Aber das erwies sich als schwierig. Ganz offenkundig hatte Shakunetsu nicht nur ein gewisses Training bekommen, sondern auch von jemandem, der sich selbst sehr gut auskannte. Natürlich würde sie nie gegen sie selbst bestehen können, aber der Befehl, sie am Leben zu lassen, erschwerte die Sache doch.

Die im Kampf erfahrene Hundeyoukai stutzte allerdings. Irgendwie bekam sie langsam das Gefühl, als ob nicht nur sie selbst auf etwas wartete. Was plante dieses Drachenmädchen? Kam da ein Trick?

Wovon auch immer Shakunetsu durch ihre permanenten Attacken ablenken wollte, würde sicher gefährlich sein. Immerhin riskierte sie dafür, dass sie schnell müde wurde, oder auch durch einen Gegenangriff verletzt oder gar getötet zu werden. Oder nahm sie etwa an, sie, Shiro, würde eher ermatten? Sei als Fürstin zu verweichlicht? Da hätte sie sich freilich geschnitten. Zum ersten Mal ging die Youkai in die Offensive.
 

Sesshoumaru hatte Sora, Kagome und dem Jungdrachen mit dem Baby im Arm noch einen Blick zugeworfen, ehe er aus dem engen Tal empor gesprungen war. Er nahm zwar nicht an, dass Inuyasha es schaffen sollte, gegen Sharaku zu verlieren, aber wer wusste schon, aus welchem Grund dieser Junge so unglaublich selbstsicher gewesen war. Hatte er etwas in der Hinterhand? Er selbst würde selbstverständlich seinem Halbbruder nicht die Schande antun, sich in sein Duell einzumischen, aber es wäre besser, ein Auge drauf zu haben. So sah er sich oben kurz nach den anderen Duellanten um, ehe er ruhig stehen blieb, die Staubwolken in dem gut tausend Schritt entfernten flachen Einsenkung musternd.
 

Dort hatte Sharaku inzwischen festgestellt, dass diese Windnarbe, von der der Hanyou gesprochen hatte, ein wirklich gefährlicher Angriff war. In seiner menschlichen Form, mit dem Schwert, hatte er kaum Chancen, dagegen anzukommen. Wenn eine einzige dieser Attacken durch seine eigene Verteidigung kam, würde er verletzt werden oder gar getötet. Er musste dauernd direkt in die Angriffe springen und versuchen, das Schwert mit seiner eigenen Klinge zu blockieren. So würde das nie zum Erfolg führen. Überdies wollte er sich gegen einen solchen Mischling nicht zu sehr verausgaben, stand doch sein eigentliches Wunschduell gegen den Herrn der Hundeyoukai noch aus. Nein. Das musste anders laufen, diesen Kampf sollte er schnell beenden.

So wich er einen mächtigen Sprung zurück, um seine wahre Gestalt anzunehmen.

Inuyasha wartete, bis die Verwandlung abgeschlossen war: „Na, schon so verzweifelt?“ fragte er dann doch.

„Unsinn. Ich habe nur keine Zeit weiter mit dir herumzuspielen. Und in dieser Form wird dir dein durchaus interessanter Angriff nicht mehr weiterhelfen. Mein Körper ist zu hart, als dass du mich noch verletzen könntest. Und ich habe auch noch andere Fähigkeiten.“

„Energieattacken aus dem Maul?“ erkundigte sich der Hanyou prompt.

„Oh…konnte das mein Vater auch?“ Zum ersten Mal stand er vor jemandem, der seinen Vater gekannt hatte, ja, ihn sogar umgebracht hatte. Wie viel Glück auch immer dazu notwendig gewesen war.

„Es hat ihm nichts genutzt. Kaze no kizu!“ Er schlug auf der Windnarbe zu, auch wenn er sicher war, dass der Jungdrache Recht hatte, diese Attacke ihn nicht verletzen konnte. Immerhin sollte - und wollte - er ihn nicht umbringen. Es war sowieso interessant, dass ausgerechnet Sesshoumaru gesagt hatten, diese halben Kinder sollten am Leben bleiben. Es hatte Zeiten in der Vergangenheit gegeben, als er selbst nicht viel älter gewesen war, und sein Halbbruder alles daran gesetzt hatte, ihn ins Jenseits zu befördern. Aber seither war so viel geschehen…so viel….

Er unterbrach seine Gedanken lieber, als er erkannte, dass der Drache sein Maul öffnete. Mal sehen, wie viel Energie der aufbringen konnte. Er würde noch ein bisschen mit der Windnarbe angreifen, um den Jungen in Sicherheit zu wiegen. Andererseits: wenn er das Youki, das gerade auf ihn zukam, mit dem Bakuryuuha zurückschicken würde, wäre Sharaku ebenso tot, wie es sein Vater war. Und das sollte er vermeiden. Eine verflixte Situation. So hechtete er auf die Seite. Irgendwie musste ihm etwas einfallen. Immerhin wollte er nicht das einzige Familienmitglied sein, das mit einem jungen Drachen Probleme bekam, sich blamieren.
 

Shiro war sicher, dass Shakunetsu nicht mehr lange durchhalten würde. Sie konnte sehen, dass es dem Drachenmädchen immer schwerer fiel, ihre Angriffe zu blockieren. Früher oder später, nun, eher früher, würde sie ihre Klinge verlieren. Das Handgelenk sollte sowieso schon geprellt sein.

Ihre Gegnerin war zu der gleichen Erkenntnis gekommen. Sie musste jetzt ihre besondere Fähigkeit einsetzen, oder sie käme nie mehr dazu. War das ein harter Kampf!

Sie hatte immer schon angenommen, gegen Boshi sei es anstrengend, aber nun wusste sie, dass ein richtiges Duell noch viel aufreibender war. Und irgendetwas sagte ihr, dass die Hundefürstin noch immer nicht alles gezeigt hatte, was sie konnte. Nein. Sie musste diesen Kampf jetzt rasch beenden, die Youkai töten, sonst würde sie verlieren, vor Sharaku und den anderen ja als schwaches Mädchen dastehen. So machte sie einen gewaltigen Satz zurück, holte tief Atem, als sie sich verwandelte.

Shiro war ein wenig überrascht, auf einmal einem mehrmeterlangen Drachen gegenüberzustehen, nahm allerdings an, dass Shakunetsu bereits so erschöpft war, um auf ihre wahre Form zurückgreifen zu müssen. Sie musterte das Wesen vor sich noch einmal. Welche Angriffe würden nun kommen? Kam ihre eigene Attacke durch?

Ohne jede Vorwarnung, jedes Vorzeichen, setzte das Drachenmädchen ihre Geheimwaffe ein. Aus ihrem Maul raste ein riesiger, lodernder Feuerstrahl auf Shiro zu.
 

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Manchmal ist es einfacher, jemanden umzubringen, als ihn nur zu besiegen. Allerdings zeigt sich im nächsten Kapitel: "Die Macht des Hundeclans".
 

bye
 

hotep

Die Macht des Hundeclans

Man sollte diese Duelle beenden, ehe die Jugendlichen noch ernsthaft denken, gewinnen zu können...
 

15. Die Macht des Hundeclans
 

Akamaru stellte fest, dass er sich in keiner sonderlich angenehmen Lage befand. Er hing kopfüber in den Lianen, die Korosu herbeigezaubert hatte. Nun gut. Er hatte wissen wollen, was der konnte, jetzt wusste er es.

Er sollte zusehen, dass er das hier beendete, bevor der Jungdrache noch allen Ernstes glauben würde, mit ihm mithalten zu können. Die Schlingen um ihn waren lebende Pflanzenteile, also konnte man sie einfach sprengen. Der Fürst der südlichen Gebiete ließ sein Youki aufflammen, ehe er solcherart die ihn fesselnden Lianen zerriss, den Rest mit dem Schwert zerstörte und mit einem Überschlag landete.
 

Korosu war sicher gewesen, dass sich der Hundeyoukai nicht mehr bewegen, geschweige denn aus seiner Falle entkommen konnte. Der jähe, kurze Anstieg einer mächtigen Energie ließ ihn unwillkürlich einige Schritte zurückweichen. Im nächsten Moment sah er noch eine Gestalt vor sich, ehe er einen heftigen Schlag gegen sein Kinn spürte, der ihn zu Boden taumeln ließ. Bevor er ganz begriff, was geschehen war, trat ihm Akamaru auf die Schwerthand, setzte gleichzeitig seine eigene Klinge an die Kehle des Jungen.

„Du hast verloren“, stellte er sachlich fest.

„Das….“

Korosu wollte sagen, dass das nicht stimmen konnte, dass er doch viel besser als so ein Youkai war, aber er musste erfahren, dass er keinen Ton mehr herausbrachte. Seine Kehle war wie zugeschnürt. Irgendetwas schien mit seinem Herzen los zu sein, es raste in plötzlicher, fürchterlicher Angst. Eine eisige Kälte umkrampfte seinen Magen, während sich auf seiner Stirn Schweiß bildete. Selbst, wenn er einmal einen Übungskampf verloren hatte, war das nie so gewesen. Nie zuvor war die Spitze einer Klinge so fest gegen seinen Hals gedrückt worden. Er bewegte die Lippen, wollte um Gnade bitten. Das alles war ganz anders, als er sich das vorgestellt hatte, so ganz anders…

Jetzt würde es ihm ergehen, wie seinem Onkel, seinem Cousin dort im Süden…

„Lass einfach dein Schwert los, Junge.“ Das klang fast mitleidig. Akamaru war die Panik, die schiere Todesangst des Jungdrachen nicht entgangen.

Der gehorchte.
 

Yuri nahm an, dass Boshi auf seinem Weg, der beste Kämpfer aller Drachen zu werden, wirklich viel trainiert hatte. Er beherrschte seine Klinge in nahezu perfektem Ausmaß, nach den Regeln seines Meisters. Und er selbst kam so langsam, aber sicher in Schwierigkeiten.

Nun, dachte er plötzlich, genau das ist es.

Sein Gegner kämpfte nach einer strikten Schule, genauso, wie er es gelernt hatte. Das setzte ihm allerdings Grenzen. So ließ sich der Hundeprinz kontrolliert zurückdrängen, fühlte nur zu deutlich, dass Boshi noch selbstsicherer wurde, spürte es an dem immer deutlicher werdenden Druck dessen Klinge. Gut.

Im nächsten Moment griff Yuri selbst an, brach die Attacke aber ab und sprang empor, in einen Überschlag über den Jungdrachen hinweg. Im gleichen Augenblick, als er über ihm war, schoss seine Linke vor, packte das lange Haar seines Widersachers. Als er hinter ihm landete, zog er ihn auf diese Art rückwärts.

Boshi war so überrascht, dass er keinerlei Widerstand leistete. Erst, als er auf dem Boden kniete, den Kopf zurück gebogen, das Schwert seines Gegners quer über seiner Kehle, realisierte er, dass dieser gerade etwas getan hatte, mit dem er selbst nie gerechnet hatte.

„Ergib dich lieber“, sagte Yuri leise: „Ich soll dich nicht töten, aber man kann auch ohne Schwertarm leben.“

„Das...das war gegen die Regeln.“

„Wenn du der beste Krieger der Drachen werden willst, solltest du wissen, dass man in einem Duell immer mit neuen Ideen eines Gegners rechnen muss. Sonst wären nie neue Schulen erfunden worden, nicht wahr?“

Das stimmte, dachte Boshi. Er hatte nie daran gedacht, dass man auch so etwas beachten musste. Er hatte wohl zu Recht verloren. So ließ er seine Waffe fallen: „Ich ergebe mich, Prinz.“
 

Shiro war von dem Feuerstoß aus dem Mund ihrer Gegnerin überrascht worden. Sie hatte nicht gedacht, dass ein so junger Drache dazu fähig wäre. Zugleich mit der Erkenntnis, dass da Drachenfeuer auf sie zuschoss, flammte in ihr die Erinnerung an die Amulettprüfung auf, an das Feuer, in das sie gesprungen war, ihre Verzweiflung, ihre Entschlossenheit. Und diese Gefühle verwandelten sich in blinden Zorn. Noch während sie mit einem hohen Sprung in die Luft dem Feuerstrahl entkam, rief sie ihre volle Energie ab und lud ihre Klinge damit auf.

Shakunetsu bemerkte enttäuscht, dass ihre Geheimwaffe ein Fehlschlag war, die Hundefürstin dem Feuer ausgewichen war. Wie stark und schnell sie war. Nein, das war keine zimperliche Prinzessin, wie sie angenommen hatte. Im nächsten Moment spürte sie den enormen Anstieg des Youki vor sich. So hatte sie sich das nicht vorgestellt. Sie war ja hoffnungslos unterlegen.

Wieso konnten Youkai ihre Energien so verbergen?

Alles, was sie noch hervorbrachte, war etwas wie ein Wimmern, als sie begriff, dass ihre Widersacherin sie ohne Anstrengung töten könnte.

Shiro schwebte in der Luft, als sie den Arm seitlich ausstreckte. Ihr Schwert leuchtete unter ihrem Youki. Sie war allerdings zu diszipliniert und selbstbeherrscht, als dass sie selbst im Zorn den Befehl vergessen hatte, ihre Gegnerin am Leben zu lassen. Im allerletzten Moment, ehe sie den Angriff startete, hielt sie den Großteil ihrer Energie zurück. Ihr Youki raste auf Shakunetsu los, die zurückgeschleudert wurde und verletzt, regungslos in ihrer menschlichen Form liegen blieb. Ihr Schwert hatte sie verloren. Shiro landete neben dem Drachenmädchen.

„Nicht...“ brachte Shakunetsu hervor. Sie wollte doch nicht sterben. Und es tat so weh…

„Ich habe gewonnen“, stellte die Hundeyoukai sachlich fest.
 

Inuyasha war froh um sein Gewand aus rotem Feuerrattenhaar. Die Angriffe, die dieser Jungdrache aus seinem Maul schicken konnte, waren buchstäblich nicht von schlechten Eltern, wenn man das bei einem Sohn Ryuukotsuseis überhaupt so sagen konnte. Und ihm selbst war immer noch nichts eingefallen, wie er ihn besiegen konnte, ohne ihn zu töten. Falls er ihm seine eigene Energie mit einer Bakuryuuha zurücksandte, war die Chance ziemlich groß, dass er ihn zerlegte. Oder?

Der Hanyou schlug erneut auf der Windnarbe zu, um seinen Gegner zu beschäftigen. War dieser dämliche Sharaku so stark? Oder würde er ihn doch nur verletzen? Dort drüben befand sich ein großer Felsen. Sollte der Drache doch an dem mal zeigen, wie mächtig er in Wirklichkeit war. So machte er einen Satz hinüber, stellte sich direkt davor, bereit, beim nächsten Youkiball, den Sharaku auf ihn abschoss, empor zu springen. „Ist das alles, was du draufhast?“ erkundigte er sich.

„Für dich miesen Kerl reicht das.“ Sharaku ließ durch nichts sein Unbehagen ahnen. Irgendwie hatte er das Gefühl, dieser Hanyou brütete etwas aus. Aber was? Der Angriff mit der Windnarbe kam nicht durch seine dicke Drachenhaut. Es musste jedoch einen Grund gegeben haben, warum er gegen seinen Vater gewonnen hatte, den getötet hatte. Hatte dieser Inuyasha noch irgendetwas auf der Pfanne? Dieser Kampf dauerte sowieso schon länger, als er erwartet hatte.

„Keh!“ machte Inuyasha leise: „Immerhin habe ich nie versucht, meine eigene Mutter umzubringen! Allein das ist schon so mies, dass ich es nicht fassen kann.“

„Was verstehst du schon davon, wie es ist, ohne Vater zu sein! Wie man sich fühlt, wenn einen alle anderen verspotten, auslachen und man sich mühsam seinen Rang erkämpfen muss?“ fauchte Sharaku: „Das hätte sie mir alles ersparen können. Hätte sie mir von Anfang an gesagt, wer mein Vater ist und mir den mir zustehenden Platz als Clanführer eingeräumt…“

„Blödmann. Du fragst im Ernst, mich, einen Hanyou, ob ich weiß, wie es ist verachtet zu werden?“ Inuyasha starrte ihn an: „ Du bist ja noch dümmer, als ich dachte.“

„Oh, du hast doch deine ach so mächtige Familie gehabt, die dich beschützte. Ich dagegen durfte, dank meiner blöden Mutter….“ Sharaku musste abbrechen, um nicht den Staub zu schlucken, den eine Attacke seines Gegners auf ihn geschleudert hatte.

Inuyasha hatte die Geduld verloren: „Dann hör mir jetzt mal kurz zu, du dämliches Reptil: ich habe meinen Vater nie gesehen, meine Mutter ist gestorben, als ich noch klein war. Der Rest der Familie, den ich damals kannte, war mit Begeisterung dabei, zu versuchen, mich um die Ecke zu bringen. Dass ich noch am Leben bin, ich bin, was ich bin, verdanke ich mir allein. Und ich wäre nie im Traum darauf gekommen, meine Eltern für meine Probleme verantwortlich zu machen. - Deine Mutter hat übrigens versucht, dich zu beschützen, falls das in dein Echsenhirn reingeht.“

„So ein Unsinn! Sie hat mir die Stelle genommen, die ich von Anfang an unter den Drachen hätte ausfüllen sollen…“ Der Jungdrache war wütend geworden und schoss blindlings einen gewaltigen Energieball ab, sicher, dass er damit den Kampf beenden würde. Schließlich war das fast seine gesamte Macht.

Inuyasha sprang hoch, seitwärts und betrachtete rasch den Stein, den dieser Angriff getroffen hatte. Er war zersplittert, aber nicht pulverisiert. Schön. „Jetzt reicht es langsam. Ich werde dir mal etwas zeigen, was man Bakuryuuha nennt. Ich nenne es allerdings gern Baka-ryu-ha…dumme Drachen –Welle, denn ich setze das nur gegen besonders dumme Drachen ein.“

„Ja, jetzt reicht es.“ Sharaku sammelte seine Energie, um jetzt wirklich alles in diesen einen Angriff zu legen.

Inuyasha wartete ab, bis er den Mittelpunkt des Energieballes fand, um ihm entgegen zu springen, seine Attacke einzusetzen, seinem Gegner dessen Macht und die eigene Energie zurückzuschicken. „Bakuryuuha!“

In diesem Augenblick wurde ihm klar, dass er einen Fehler gemacht hatte. Es ging ja nicht nur darum, den Angriff abzuwehren. Seine eigene Energie lag natürlich auch mit darin. Was würde passieren, wenn dieser Sharaku tatsächlich das eigene Youki plus das seine um die Ohren bekam? Hoffentlich überlebte der Jungdrache das. Trotz allem tat ihm der Bengel irgendwo leid. Überdies stand er dann wieder vor der Familie als unbeherrscht da. Peinlich. Im allerletzten Moment versuchte er daher noch, Tessaiga seitlich zu reißen, die Hauptwucht der Energie an dem Gegner vorbeigehen zu lassen.

Sharaku bemerkte, dass sein Angriff nicht nur gestoppt worden war, sondern auf ihn zurücklief. Wie mächtig war dieser Hanyou eigentlich? Im nächsten Moment erkannte er kleine Wirbel, die zum Teil auf ihn zurasten, zum Teil an ihm vorbei. Jetzt spürte er selbst durch seine dicke Drachenhaut Schmerzen. Es fühlte sich an, als ob er in Stücke geschnitten wurde und er schrie auf. Dann wurde es dunkel um ihn.

„Mist!“ Inuyasha sprang zu dem Jungdrachen, der regungslos am Boden lag, deutlich schwer verletzt. Er beugte sich über ihn, versuchte zu erkennen, was passiert war. Immerhin verriet ein leichtes Heben und Senken der Brust, dass er noch lebte. Das war ja schon mal was.
 

Sesshoumaru hatte den jeweiligen Anstieg des Youki gespürt. Als Inuyasha jetzt seine Attacke auf Sharaku losgelassen hatte, war er zurück in das Tal zu Sora, Kagome und Tako gesprungen, der noch immer das Drachenbaby im Arm hielt. Kagome wollte ihn schon fragen, wie die anderen Kämpfe aussahen, aber sie sparte es sich, als sie begriff, dass es wohl schon vorbei war. Sonst wäre er nicht zurückgekehrt.

Wortlos blieb Sesshoumaru vor Tako stehen. Der sah zu ihm auf – und bekam zum ersten Mal in seinem Leben das Gefühl einer eisigen Furcht, die durch seine Adern schlich. Der Ausdruck in den Augen dieses Youkai war nur kalt. Und da war auf einmal Youki, das er zuvor so nicht wahrgenommen hatte. Warum nicht?

Der Herr der westlichen Gebiete ließ seine Energie ansteigen, langsam, immer weiter. Tako starrte ihn an. Er hatte natürlich oben die Youki der anderen Hunde anschwellen gespürt, und angenommen, das sei deren volle Macht gewesen. Dies war schon beeindruckend. Aber das jetzt…hörte der Kerl denn überhaupt nicht mehr auf, seine Energie zu steigern?

Boshi und Korosu, die gemeinsam von Yuri und Akamaru näher geführt wurden, bemerkten das ebenfalls. Und ihnen wurde klar, dass ihre beiden Gegner wohl nur so viel von ihrer Macht gezeigt und eingesetzt hatten, wie sie mussten, um sie zu besiegen. Wie stark war dieser Hundeclan? Und wann hörte der Anführer auf, seine Energie zu vermehren? Boshi warf einen fragenden Blick zu Yuri.

Dieser zuckte die Schultern: „Das ist noch lange nicht alles, Junge. Ihr habt anscheinend keine Ahnung gehabt, mit wem ihr euch einlasst.“

„Könntest du da noch mithalten, Prinz?“

„Aber ja.“

Die beiden Jungdrachen tauschten einen raschen Blick, schwiegen jedoch lieber.
 

Tako schluckte. Hörte das denn gar nicht mehr auf? Nie zuvor hatte er eine derartige Macht gespürt. Konnten etwa auch ältere Drachen ihre Energien verbergen? In jedem Fall war eines klar: dieses Youki war gegen ihn gerichtet, bedeutete eine wortlose Drohung. Im günstigsten Fall. Im schlechtesten eine Vorankündigung.

Tako war kein Held, er hatte nie kämpfen gewollt, keinen Ärger für sich selbst beabsichtigt. Jeder Unannehmlichkeit in seinem Leben war er aus dem Weg gegangen. Und jetzt stand der Ärger höchstpersönlich vor ihm und er benötigte nicht viel Phantasie, um zu wissen, was der Herr der Hunde von ihm wollte. Hastig drückte der junge Drache den kleinen Hakai in die Arme seiner erleichterten Mutter.

Sora nahm ihr Baby, das sich sofort an sie kuschelte, und wich eilig zurück. Sie war sich nicht sicher, ob es nicht doch noch einen Kampf gab. Kagome folgte diesem Beispiel. Sie konnte nicht den Anstieg des Youki spüren, aber sie wäre auch ungern derjenige gewesen, vor dem Sesshoumaru so stand.

Tako nahm an, dass die Luft vor ihm flimmerte, aber er hatte die Augen geschlossen. Was wollte der Kerl denn noch von ihm? Egal, was es war, die Energie stieg noch immer an. Es war blinder Instinkt, der ihn sich zu Boden werfen ließ:

„Bitte…mein Leben…nur mein Leben….“

Erleichtert spürte er, wie die Macht vor ihm sank. Tako wagte es, sich vorsichtig ein wenig aufzurichten und sah, wie die beiden Youkai mit Boshi und Korosu in der Tal gesprungen kamen. Immerhin lebten seine Freunde noch, waren allerdings unbewaffnet. Und sie wirkten ebenso geschockt, wie er selbst. Kurz darauf kam auch Shiro mit Shakunetsu. Das Drachenmädchen hatte einige sichtbare Verletzungen, wirkte matt, erschöpft, als sie mit hängendem Kopf zu ihren Freunden trat. Sie blickte allerdings rasch auf, als Inuyasha zu ihnen kam. Er hatte es geschafft, Sharaku soweit zu wecken, dass der sich in seine menschliche Form verwandelt hatte und er ihn so tragen konnte. Eine bittere Tatsache für den jungen Drachen.

„Sharaku!“ keuchte Shakunetsu auf, als sie die Wunden sah, und vergaß dabei fast ihre eigenen.

Inuyasha legte seine Last ab: „Er lebt noch.“ Aber er blieb ebenso wie die anderen Familienmitglieder aufmerksam bei den vier jungen Drachen stehen.

„Es wird heilen…“ murmelte Sharaku, ohne die Kraft zu finden, die Augen zu öffnen.
 

„Meine Königin! Und dem Prinzen ist nichts geschehen!“ sagte jemand erleichtert.

Alle im Tal blickten seitwärts. Zwei Drachen kamen eilig heran, Suisei und ein Krieger, den Sesshoumaru und Yuri erkannten. Er war der Hauptmann der Drachenarmee im Norden gewesen. Hinter ihnen hielten die angeforderten Drachenkrieger.

Der Hauptmann verneigte sich eilig vor Sesshoumaru: „Ich darf Euch gratulieren, Schützer der Drachen, Ihr habt die Amulettprüfung bestanden.“ Er warf einen finsteren Blick auf die fünf Jungdrachen. Tako hatte es für besser gehalten, zu seinen Freunden zu gehen. Niemand hatte ihn daran gehindert. Aber der Anführer fuhr höflich fort, bemüht, seine Besorgnis nicht zu zeigen: „Ihr seid nun der Herr der Drachen ebenso wie der Herr der Youkai. Darf ich…darf ich fragen, wie Ihr für den kommenden Krieg der beiden Völker entschieden habt? Der Friedensvertrag wurde ja mit dem Angriff auf Euch zunichte gemacht.“ Erneut sah er zu den fünf Jugendlichen: „Das gesamte Drachenvolk wird euch ewig dankbar dafür sein, einen neuen Krieg vom Zaun gebrochen zu haben“, meinte er eisig.

Die Jungdrachen erschraken. Sie hatten in keiner Weise daran gedacht, dass ihre Kämpfe gegen die Hundeyoukai derartige Auswirkungen auf alle Drachen haben könnten. Sie hatten doch wirklich keinen Krieg gewollt.

„Wie ist dein Name?“ erkundigte sich der Hundefürst.

„Mori. Ich bin Anführer eines Clans und der Hauptmann der Drachenarmee, Oyakata-sama.“

„Es wird keinen Krieg geben, denn der Friedensvertrag wurde nicht gebrochen.“

„Ah…“ Ein wenig überrascht starrten ihn sämtliche Anwesenden an.

So ergänzte er: „Kein einziger Drache hat das Schwert gegen mich erhoben. Und wenn meine Familie beschließt, mit einigen Drachen einen Übungskampf zu unternehmen, so ist dies auch kein Vertragsbruch.“

In diesem Moment begriffen alle, warum er nicht selbst mitgekämpft hatte, ja, Tako nur durch sein Youki eingeschüchtert hatte.

„Ihr seid gnädig“, sagte Sora erleichtert.

„Ich habe dem Urältesten aller Drachen das Versprechen gegeben, das gesamte Drachenvolk zu beschützen.“

Erneut waren alle Blicke der Drachen auf ihn gerichtet.

„Ihr...Ihr habt mit dem Urältesten persönlich gesprochen?“ fragte die Königin endlich, ohne eigentlich eine Antwort zu erwarten.

Es kam auch keine: „Nehmt diese jungen Drachen mit, Hauptmann Mori. Was auch immer mit ihnen geschehen soll, ist nur eine Angelegenheit eures Volkes.“

Der Hauptmann verneigte sich ein wenig, ehe er es wagte, seine Kritik anzudeuten: „Ihr seid nun der wahre Schützer der Drachen, Oyakata-sama. Was uns betrifft, betrifft auch Euch.“ Aber er winkte seinen Kriegern, die herankamen, die fünf Jugendlichen fesselten, ohne weiter auf die Verletzungen Rücksicht zu nehmen. Sharaku biss sichtlich die Zähne zusammen. Das kalte Verhalten der Erwachsenen machte ihm und seinen Freunden allerdings noch einmal klar, dass sie wohl mehr als nur einen großen Fehler begangen hatten.

Kagome hätte gern etwas zu einer derartigen Behandlung gesagt, aber sogar für sie wirkten alle Drachen mehr als wütend auf diese halben Kinder. Hoffentlich wurden sie nicht zu streng bestraft. Die Sache mit dem Vertragsbruch hatte Sesshoumaru ja recht elegant aus der Welt geschafft, aber da blieben noch die anderen Sachen…
 

Suisei war neben seine Königin getreten und musterte ein wenig besorgt den kleinen Prinzen, der noch immer in seiner Drachenform war, aber offenbar vor Erschöpfung oder Erleichterung im Arm seiner Mutter schlief.

Sora sah mit einem Lächeln zu ihm: „Es scheint ihm nichts geschehen zu sein.“

„Das ist gut.“

Sie nickte und blickte dann zu Mori: „Würdest du ihn bitte mitnehmen, Hauptmann?“ Sie durfte nicht einfach mit den anderen Drachen ohne Erlaubnis ihres Ehemanns mitgehen, aber wenigstens der Kleine sollte schnellstens wieder nach Hause kommen.

„Selbstverständlich, meine Königin.“ Der Clanführer nahm das Baby behutsam, ehe er sich erneut an Sesshoumaru wandte: „Wir werden Euch einen Boten schicken, sobald die Gerichtsverhandlung gegen diese Fünf angesetzt ist, Schützer der Drachen. Dies wird bald sein, da sich ja alle Clanführer bereits im Schloss aufhalten.“ Er wartete das kurze verabschiedende Nicken ab, ehe er sich abwandte.

Die Familie kam heran, sicher, dass hier nichts mehr zu tun war.

„Gehen wir. - Sora, Suisei, ihr könnt ebenfalls zurück nach Le-chan.po“, meinte Sesshoumaru darum auch, während die Krieger bereits mit ihren Gefangenen abzogen. „Das heißt, Suisei...“

„Sesshoumaru-sama?“

„Derartige Vorfälle sollen nicht mehr vorkommen. Suche dir Krieger und bilde eine Leibwache für die Königin und den Prinzen. Du bist mir persönlich für das leibliche Wohl Soras verantwortlich.“ Er wandte sich um und ging. Die Familie schloss sich ihm an und war unverzüglich in Dimensionsportalen verschwunden, wobei Akamaru Kagome und Yuri Inuyasha mitnahmen.

Sora sah ihrem Ehemann lächelnd nach: „Er ist wirklich freundlich.“

„Freundlich?“ fragte Suisei ein wenig hart zurück: „Ich soll deine Leibwache bilden, also dauernd um dich sein. Er hat wohl bemerkt, dass ich…nun, dass ich dich gern ansehe. Kannst du dir vorstellen, was das für mich bedeutet, dauernd in deiner Nähe zu sein, ohne mich dir nähern zu dürfen? Eine sehr subtile Art der Strafe.“

Sora blickte überrascht zu ihm, ehe sie begriff: „Oh, nein, so ist das ganz und gar nicht, “ sagte sie dann. „Er gab mir schon in unserer Hochzeitsnacht die Erlaubnis, jeden Drachen als Liebhaber zu nehmen, den ich möchte.“

„Das heißt….“ Suisei spürte ihren Körper an sich und konnte nicht anders, als seine Arme um sie zu schließen, leicht fassungslos.

Sora schmunzelte: „Das bedeutet, dass du dem Herrn der Drachen für mein leibliches Wohl verantwortlich bist. Meinst du, dass dich diese Aufgabe überfordert?“

Suisei musste lächeln: „Ich verstehe…“

Dann schwieg er, unter dem Kuss seiner Königin.
 

*******************************************
 

So kann man "Leibwächter" auch umschreiben...

Sesshoumaru hatte wohl schon gehofft, nichts mehr mit den Jungdrachen zu tun zu bekommen - und hat dabei übersehen, dass er nun der Herr der Drachen ist und damit auch an der Gerichtsverhandlung teilnehmen muss. Ehe diese stattfindet, erfahrt ihr im nächsten Kapitel etwas über die Familie: Myu bekommt ein Geschenk von ihrem Gefährten und Miyaki eine Liebeserklärung - nicht von ihrem Gefährten...
 

bye
 

hotep

Der Frieden der Familie

Ein Zwischenkapitel:

jedes Paar der Familie hat seine eigene Art, miteinander umzugehen...
 

16. Der Frieden der Familie
 

Akamaru betrachtete kurz sein Schloss, ehe er sich in Richtung des Gartens wandte, sicher, dass Miyaki an einem so schönen Sommermittag Ruhe im Schatten der Bäume gesucht hatte. Yuri dagegen ging hinein, um Myu und die beiden Welpen aus dem Westen zu holen, Arashi und Seiko anschließend zu ihren Eltern zu bringen. Beide Cousins hatten Sesshoumaru zuvor noch kurz einen Bericht über ihren jeweiligen Kampf mit den Jungdrachen geliefert, da er ja mit Sicherheit bei den Richtern sein würde.
 

Als Yuri Myu fand, kugelte sie gerade in ihrer Katzengestalt mit den drei Welpen über den Boden, die mit Begeisterung versuchten, ihren Schwanz zu haschen. Als sie ihren Gefährten entdeckte, sprang sie allerdings sofort auf, verwandelte sich in ihre Menschenform und lief zu ihm:

„Yuri-sama! Alles in Ordnung? Hast du gekämpft?“

Er sah zu ihr nieder: „Ja, zu allem, meine kleine Katze. Wir sollen Arashi und Seiko zurück zu ihren Eltern bringen. Nimmst du sie?“

Er bemerkte den leichten Schatten, der über ihr Gesicht huschte, als sie sich abwandte. Das war der wunde Punkt in ihrer Beziehung. Myu war so kinderlieb - und würde nie eigene haben können.

Hund und Katze….wie sollte das auch gehen.

Aber er fühlte sich immer ein wenig schuldig. Er hatte ihr versprochen, dass sie nie wieder Kummer haben sollte – und in diesem Punkt konnte er ihr nicht helfen.

Vergebt mir, Herr allen Lebens, dachte er gleichzeitig. Ich will und wollte Euch nie im Entferntesten tadeln…es geht um Myu...nur um Myu-chan…Ich will doch nur, dass sie glücklich ist, gleich, wie ich dabei stehe. Ich schwöre Euch, dass das nie etwas bedeutet hat, nie etwas zu bedeuten haben wird.
 

Plötzlich kam ihm eine Idee: diese so schrecklich ahnungslosen und unerzogenen Jungdrachen, die vergangenen Kämpfe und Kriege, Myus Kinderliebe…

Das wäre eine, wenn auch zugegeben sehr ungewöhnliche, Chance.

Ob das nicht sein eigener Einfall gewesen war?
 

„Wir können gehen, Yuri-sama.“ Sie stand wieder vor ihm, die beiden Hundekinder in Menschengestalt auf dem Arm.

„Sag mal, Myu-chan, in den Kriegen der vergangenen Zeit hat es doch Kinder unter Menschen, Youkai und Drachen gegeben, die ihre Eltern verloren haben, oder?“

„Ja, vor allem unter Menschen, soviel ich weiß.“ Sie war verwundert.

„Was würdest du davon halten, ein Haus für diese Kinder einzurichten, wo sie lernen können und erzogen werden?“

Das Aufstrahlen in ihrem Gesicht sagte genug. Aber sie meinte höflich: „Ich danke dir, Yuri-sama. Das…das würde mir große Freude machen. Oh, wirklich. Und den Kindern würde es sicher gut tun. Allerdings fürchte ich, dass das nicht billig sein wird.“

„Mein Geld sollte meine Sorge sein, nicht wahr, Myu-chan? Aber ich bin sicher, dass du weißt, wie weit du gehen kannst.“ Er lächelte, froh, sie glücklich gemacht zu haben: „Jetzt komm, bringen wir die beiden zu ihren Eltern. Ich werde bei dieser Gelegenheit mit dem Taishou über ein solches Waisenhaus reden. Und dann gehen wir nach Hause.“

Als sie das Schloss im Süden verließen, bemerkte er mit gewissem Vergnügen, wie ihre Katzenschwanzspitze in Vorfreude kreiste.
 

Der Fürst der südlichen Gebiete stutzte ein wenig. Wo waren denn eigentlich seine Wachen? Oder irrte er sich und Miyaki befand sich trotz der Hitze gar nicht im Garten? Dann entdeckte er seine Krieger, die es sich ein Stück vom Eingang im Schatten gemütlich gemacht hatten, nun aber eilig aufsprangen. Immerhin hatten sie bemerkt, dass sich jemand näherte. Aber er würde Hagane, ihren Anführer, von ihrer Nachlässigkeit in Kenntnis setzen. Das fehlte noch, dass seiner armen Miyaki erneut etwas zustieß.

So ging er durch das Tor in der Mauer, die den Privatgarten umgab. Hier standen noch Bäume, die einst seine Mutter hatte pflanzen lassen, zu einem Zeitpunkt, als sein Vater ihr solche Dinge noch erlaubt hatte.

Der Wind trieb ihm Gerüche zu und diesmal erstarrte er. Miyaki war dort, bei den Hortensien – aber auch ein Mann, ein Youkai, den er kannte. Er war einer aus der Gelehrtenrunde. Was zum…?

Lautlos näherte er sich.

„Ach…lass das doch, “ sagte Miyaki gerade: „Da werde ich ja verlegen…“

„Oh, bitte, Eisfürstin...Miyaki-sama...ich flehe Euch an, lasst mich Eure Hand küssen...nur Eure Hand.“ Der junge Youkai kniete vor ihr: „Ich werde nur davon träumen, dass es Euer Mund sei…“

Im nächsten Moment fühlte er sich gepackt und durch die Luft geschleudert. Noch ehe er auf den Boden prallte, wusste er, wer seine Liebeserklärung gerade so abrupt unterbrochen hatte.

Die junge Fürstin strahlte auf: „Akaramu-sama, ich freue mich, dass du...Ihr schon zurück seid.“ Sie durfte ihn nur unter vier Augen so persönlich anreden.

Offenbar hatte sie kein schlechtes Gewissen. Akamaru drehte sich um. Der Gelehrte war mit dem Gesicht im Gras liegen geblieben, nur zu sicher, dass der Fürst wütend auf ihn war, hatte er doch dessen Gefährtin kompromittiert. „Wachen!“

Die Krieger eilten heran. War etwa was vorgefallen, während sie ein bisschen Ruhe gesucht hatten? Mit gewissem Schrecken bemerkten sie die Szene, fassten den Gelehrten und zerrten ihn hoch. Sie waren sicher, dass sie sich den Tadel ihres Hauptmannes anhören durften - mindestens.

„Bringt ihn in den Keller. Ich werde mich später um ihn kümmern.“ Der Herr der südlichen Länder wandte sich wieder Miyaki zu, die ihn verwirrt ansah, aber erst sprach, als sie allein waren:

„Ich verstehe nicht…du...bist du eifersüchtig, Akamaru-sama? Er redet doch nur…und es ist doch nichts passiert…“

„Ich könnte in der Tat eifersüchtig werden, wenn ich jedes Mal, wenn ich von einer Reise komme, junge Männer aus deiner Nähe vertreiben muss“, gab er zu. „Aber, Miyaki-ko….war dir die Gefahr, in die du dich begibst, nicht bewusst?“

„Welche Gefahr? Er hat mir ein Gedicht gewidmet, ich sei eine Eisfürstin und so etwas….Nun gut, er wollte dann meine Hand küssen, ich denke schon, dass das ein wenig unziemlich war. Aber ich habe es ihm nicht erlaubt.“

„Du warst hier allein mit ihm.“ Er legte die Hände auf ihre Schultern und sah sie ernst an: „Die Wachen waren nicht auf ihrem Posten. Was, wenn es ihm eingefallen wäre, Ernst zu machen, dich zu wollen?“

„Ich…Das hätte er bestimmt nicht getan. Er ist doch sehr nett.“

Er musste daran denken, dass sie sehr behütet bei ihrem Vater aufgewachsen war. „Glaube mir, es gibt solche Männer, ohne, dass man es ihnen ansieht. Und, Miyaki-ko, die Folgen wären bitter. Ich müsste auch dich töten oder zumindest verstoßen.“ Sie erschrak sichtlich und so zog er sie an sich: „Bitte, habe in Zukunft immer wenigstens eine deiner Zofen bei einer solchen Audienz dabei. Versprichst du mir das?“

Miyaki nickte und schmiegte sich an ihn: „Entschuldige…das…das wusste ich nicht. – Was willst du mit ihm machen?“

„Interessiert er dich?“

Sie hörte den Unterton und erklärte eilig: „Nein, aber er hat ja nichts weiter getan…oder?“

„Er hat dich kompromittiert. Und wäre ich ein anderer, würde ich dich allein aufgrund dieses Vorfalls herabstufen oder auch verstoßen. Du wusstest es nicht, aber er wuchs hier am Hofe auf und muss es daher wissen.“

„Oh.“ Ein wenig verlegen sagte sie: „Danke, dass du es nicht tust….“

„Ich liebe dich, vergiss das nie, Miyaki-ko.“ Er gab sie frei: „Geh jetzt besser in deine Räume.“

Sie gehorchte.
 

Der unglückliche Gelehrte war im Keller mit erhobenen Händen an die Wand gefesselt worden. Er wusste in der Tat, was er da in seinem youkai-unüblichen Gefühlsüberschwang angerichtet hatte. Hoffentlich würde der Fürst Miyaki nicht bestrafen….

Er zuckte zusammen, als Akamaru den Raum betrat und sich ihm langsam näherte. Mit allem Mut, den er noch aufbringen konnte, erklärte er: „Ich kann Euch nur versichern, Oyakata-sama, dass ich allein der Schuldige bin. Tut mit mir, was Ihr wollt, aber bitte, lasst es nicht Miyaki-sama entgelten.“

Der Herr der südlichen Länder gestand ihm Courage und Ehre zu, meinte jedoch: „Ich hätte nie daran gezweifelt, dass du allein der Schuldige bist. Ich kenne meine Gefährtin. Und ich muss gestehen, dass ich eine gewisse Lust verspüre, dir zu zeigen, wie viele Ausgänge der Tod für das Leben bereithält. Aber das würde diesen kleinen Fehler zu hoch werten. – Du bekommst ein wenig Zeit, darüber nachzudenken. Ich schlage vor, dass du, der du so gut mit der Feder umgehen kannst, einige Zeit meinen Gesandten bei dem ehrenwerten Inu no Taishou unterstützt. Falls es dir da einfallen sollte, der Fürstin, meiner verehrten Schwester, Gedichte zu widmen, ist das allein dein Risiko.“

„Ich verstehe“, brachte der Gelehrte heraus, der Shiro noch aus ihrer Mädchenzeit kannte. Sie hatte noch nie Verständnis für Gedichte aufbringen können. Überdies hatte er gehört, der Herr der westlichen Länder würde seine Fürstin ebenso gut hüten, wie sein Gebieter die seine: „Danke, Oyakata-sama.“ Diese Verbannung fern von Miyaki war in der Tat eine sehr milde Strafe.
 

Inuyasha sah zu Kagome, als sie in ihren Räumen im Schloss waren: „Ich bin ja neugierig, was das mit diesen Jugendlichen wird.“

„Sie sind fast noch Kinder. Das sollten die Drachen beim Urteil berücksichtigen.“ Sie griff in ihre Tasche: „Das hier würde doch eigentlich reichen.“

Inuyasha sah ein wenig unbehaglich auf den ihm nur zu bekannten Rosenkranz: „Trägst du den jetzt immer bei dir?“

„Nein. – Na ja, ich sagte doch, ich war ziemlich sauer auf dich.“ Sie steckte ihn eilig wieder weg: „Jedenfalls könnte man so was doch Sharaku und seinen Kumpanen umhängen. Bei dir hat es ja auch geholfen.“

„Hm.“

„Sei jetzt nicht beleidigt.“

Er kannte sie lange genug, um für seine Verhältnisse bedachtsam zu antworten: „Ich glaube nur nicht, dass die Drachen so einen Vorschlag gut finden würden. - Na, egal. Das ist jetzt Drachensache. Und ich denke mal, Sesshoumaru will die Bande nicht unbedingt töten lassen. Das hätte er schon haben können.“ Er legte die Hand an die Mauer neben ihr und musterte sie: „Was machen wir? Hier bleiben oder in deine Zeit zurückgehen?“

„Äh...ich würde gern wissen, was aus den Drachenjugendlichen wird. – Du meinst also, dein Halbbruder wird eher für die Fünf sprechen?“ Irgendwie taten die ihr doch Leid, trotz allem was sie fabriziert hatten. Sicher, dieser Sharaku hatte zwei Mordversuche hinter sich gebracht, aber sie würde selbst ihm gern noch eine Chance lassen.

„Ja.“ Er legte die zweite Hand an die Wand und stand direkt vor ihr: „Dann warten wir also? Ich hätte da eine gute Idee, wie wir uns ein wenig die Zeit vertreiben…..“

Kagome errötete etwas unter seinem Blick. Aber sie meinte lächelnd: „Das nennst du eine gute Idee?“

„Soll ich dich überzeugen?“ Der Hanyou beugte sich zu ihr.
 

Shiro sah zu ihrem Gefährten: „Du wirst wieder gehen?“

„Sobald der Bote kommt und mich zum Gericht ruft.“ Sie befanden sich in seinem Arbeitszimmer: „So ist es wohl Drachenbrauch.“

„Du wirst dich an ihre Sitten halten.“ Sie nickte ein wenig: „Eine weise Entscheidung, aite.“

„Um des Friedens willen.“

„Darf ich fragen, was du über die jungen Drachen beschlossen hast?“

„Ich habe nur entscheiden können, was die Youkai betraf.“

„Natürlich, verzeih.“

„Wenn ich zurück bin, werde ich dich rufen lassen.“

Shiro verneigte sich, denn das war die Verabschiedung gewesen. Aber sie hatte da einen neuen Klang in seiner Stimme gehört, der selbst sie mit einem Lächeln gehen ließ.

Sesshoumaru sah ihr nach. Er wusste zu wenig über die Regeln der Drachen, aber er nahm an, dass auch diese bei Hochverrat nicht zimperlich reagierten. Den fünf Jungdrachen drohte die Todesstrafe. Er hatte zwar den Krieg zwischen den beiden Völkern abwenden können, mit einer zugegeben sehr weiten Auslegung des Friedensvertrages, aber darüber waren die Drachen auch nur zu froh gewesen. Jetzt war es allerdings eine interne Angelegenheit dieses Volkes und er wollte sich nicht mehr als notwendig daran beteiligen. Amulettprüfung und Schützer der Drachen hin oder her: er war ein Youkai und das würden sie nicht vergessen.

Erstaunt bemerkte er, dass sich die Tür öffnete: „Jaken?“

Der warf sich eilig zu Boden: „Vergebt die Störung, Sesshoumaru-sama, aber Prinz Yuri möchte Euch kurz sprechen, falls Ihr Zeit habt.“

„Lass ihn herein.“ Was wollte sein Cousin denn? Aber Yuri hier bedeutete auch, dass seine eigenen Welpen wieder zu Hause waren. Und das bereitete ihm ein seltsam angenehmes Gefühl.

Der Hundeprinz verneigte sich kurz, ehe er sich niederließ und höflich schweigend zu Boden blickte.

„Nun, Yuri?“

„Ich möchte, dass Myu ein Waisenhaus gründet, für Menschen, Youkai und auch Drachen, die ihre Eltern in den Kriegen der letzten Zeit verloren und keine Angehörigen haben. Ich hoffe, du hast nichts dagegen.“

„Für Menschen und Youkai nicht. Bezüglich der Drachen werde ich mit der Königin sprechen.“

„Danke. Das wird Myu freuen.“ Also wollte sich Sesshoumaru möglichst aus den Drachenangelegenheiten heraushalten. Eine sicher durchdachte Entscheidung, um diese nicht zu sehr spüren zu lassen, dass sie den letzten Krieg verloren hatten.

„Du tust viel, dass sie sich freut.“

„Alles.“ Yuri sah auf: „Ich habe mit ihr die Gefährtin für mich gefunden, die ich in hundert anderen nicht gefunden habe“, gestand er ehrlich.

Sesshoumaru dachte kurz nach. Das war zwar gewissermaßen das Eingeständnis des eigenen Unvermögens, aber es war immerhin sein Cousin: „Woher weißt du, was sie erfreut?“

Yuri zögerte. Ihm war klar, dass diese Frage auf sehr dünnes Eis führen konnte. Wollte sein Cousin das wegen Shiro wissen? Wollte er Sora erfreuen? Oder eine andere Frau erobern? Aber nachfragen war natürlich ein Ding der Unmöglichkeit. Es war sowieso schon verwunderlich, dass sich sein kühler Cousin zu einer solchen Frage herabließ. So antwortete er: „Ich kenne sie. – Allgemein ausgedrückt: viele Frauen freuen sich über eine goldene Kette, Schmuck. Myu mag das weniger. Und was meine hochgeschätzte Cousine angeht, so bin ich sicher, dass sie sich über einen Trainingskampf mit dir mehr freuen würde als über jedes Halsband.“

Er sah das kurze Nicken und verneigte sich höfisch, ehe er aufstand und ging. Myu würde schon auf ihn warten.
 

Sesshoumaru erhob sich ebenfalls und verließ sein Arbeitszimmer, um in den hinteren Hof zu gehen. Sein Befehl ließ den Haushofmeister eilig zu ihm kommen und sich verneigen:

„Sesshoumaru-sama?“

„Der Übungsplatz hier soll erweitert und besser befestigt werden. Überdies sollen Bannkreise um ihn so angebracht werden, dass Youki-Angriffe nicht das Schloss erreichen können.“

„Ja. Wann sollen die Bauarbeiten beginnen?“

„Unverzüglich. Sobald ich von Le-chan-po zurück bin, möchte ich hier kämpfen können.“

„Ja, Sesshoumaru-sama.“ Der Haushofmeister stöhnte in Gedanken. Das war mehr als kurzfristig. Er würde zusehen müssen, dass er möglichst viele menschliche Arbeiter aus den Ländern unter den Bannkreisen heranziehen konnte. Diese musste er dann allerdings im Unterschied zu Youkai bezahlen. Aber das war wohl notwendig. Über einen solchen Befehl diskutierte man nicht mit dem Herrn der westlichen Gebiete. „Darf ich nur noch eine Frage stellen? – Soll dies Euer alleiniger Übungsplatz sein? In diesem Fall müssten wir für Eure Wachen einen anderen errichten.“

„Tu das. – Und falls die Fürstin üben möchte, soll ihr Tamiko sagen, dass ich es ihr verboten habe.“ Shiro würde sich zwar im Moment mit den Kindern beschäftigen, aber er wollte sicher gehen, dass sie zunächst nichts von seiner Überraschung für sie erfuhr. Sie würde nie wieder einen anderen Gegner als ihn haben.

Er wandte sich um, hatte er doch einen Schatten wahrgenommen. Vor dem Schloss war ein Drache in seiner wahren Gestalt gelandet. Sicher war dies der Bote, der ihn zu der Gerichtsverhandlung rufen sollte. So ging er langsam zum Vorhof, einen Haushofmeister zurücklassend, dessen Gedanken rasten.

Dort war dem Drachen inzwischen mitgeteilt worden, wo sich der Herr befand. Der Bote verneigte sich, als er ihn entdeckte und ließ sich auf ein Knie nieder.

„Du bringst die Nachricht deiner Königin.“

„Ja, Oyakata-sama.“

„Ich höre.“

„Die Gerichtsverhandlung wird im Norden von Duenkor, der Hauptinsel von Le-chan-po stattfinden. Meine Königin lässt Euch bitten, sie in ihrem Schloss aufzusuchen, damit sie Euch den Weg zeigen kann.“

„Gut.“ Der Hundefürst drehte sich um und war nach wenigen Sekunden in einem Dimensionsportal verschwunden.

Der Drache seufzte unmerklich. Er war in seiner wahren Gestalt hergeflogen und musste nun so auch zurück. Diese Portale der Youkai waren eine sehr praktische Errungenschaft.
 

Das eng umschlungene Paar fuhr eilig auseinander, als sie das Youki eines Dimensionsportals wahrnehmen konnten.

Während sich Suisei hastig auf ein Knie niederließ und die Faust an die Brust legte, nicht im Zweifel, wer da kam, konnte er den Gedanken nicht unterdrücken, dass er sich kaum eine peinlichere Situation vorstellen konnte, als den Schützer der Drachen im Schlafzimmer der Königin zu begrüßen.

Sora verneigte sich ein wenig aufgeregt vor ihrem Ehemann: „Sesshoumaru-sama…ich hatte noch nicht mit Euch gerechnet…“

Der Blick des Herrn der westlichen Gebiete glitt zu dem Drachenschamanen: „Offenkundig“, war sein trockener Kommentar. „Bist du abreisefertig?“

„J...ja.“

„Dann komm. – Suisei….“

„Ja, Sesshoumaru-sama…?“ brachte der hervor. Er hatte nicht geahnt, wie unangenehm so eine Lage war.

„Du führst deine Befehle sehr pflichtbewusst aus.“

Ehe Suisei auch nur einen Gedanken dazu fassen konnte, war er allein im Raum. So stand er langsam auf und atmete tief durch. Sora hatte Recht gehabt. Sesshoumaru schien es vollkommen gleich zu sein, was er hier mit seiner Nebenfrau tat. Umso besser. Und im letzten Satz des Herrn der westlichen Gebiete hatte fast etwas wie Amüsement gelegen.

Davon jedoch würden die fünf Jungdrachen die nun angeklagt wurden, gewiss nichts zu spüren bekommen.
 

**********************************************
 

Sicher nicht. Im nächsten Kapitel, Das Gericht der Drachen, lernt Sesshoumaru die reizbaren Clanführer kennen und kann sich schon mal Gedanken machen, wie voreilig - oder unmöglich - sein Versprechen war, ALLE Drachen zu schützen. Und, wie sein Geschenk bei seiner Gefährtin ankommt...
 

bye
 

hotep

Das Gericht der Drachen

Ja, man kann dem neuen Herrn der Drachen das Taktgefühl einer Dampfwalze zusprechen....aber er gibt sich Mühe, sich bei der Gerichtsverhandlung als würdiger Herrscher zu zeigen.
 

17. Das Gericht der Drachen
 

Auf dem Hochplateau im Norden der Hauptinsel von Le-chan-po, wehte der Wind eisig über die Ebene. Vor einem riesigen Felsen waren acht Sessel und ein großer Tisch entstanden, ebenfalls aus Stein gefertigt, kühl und abweisend wie die gesamte Landschaft. Die Drachen hatten diesen Platz gewählt, um die Verhandlung gegen die fünf Jungdrachen durchzuführen. Ein Stück vor dem Tisch waren fünf kleine Holzkreuze nebeneinander in die harte Erde getrieben worden, gerade hoch genug, um einen daran Gefesselten knien zu lassen. Die sechs Clanführer der Drachen waren bereits anwesend und standen regungslos vor dem Tisch. Alle trugen ihre offizielle Amtstracht, lange, dunkelblaue Umhänge, um den Hals die schweren, goldenen Ketten, die ihren Rang zumindest bei solchen Veranstaltungen zeigten. Gewöhnlich waren sie zu lästig zum Tragen. Keinen vor ihnen hätte man in seiner menschlichen Gestalt unter vierzig geschätzt. Sie wandten sich erst um, als sie ein Dimensionsportal spürten, sicher, wer da kam.

Sesshoumaru gab Sora frei, die er mitgebracht hatte, und betrachtete die Clanführer, die sich höflich verneigten.

Mori trat ein wenig vor: „Meine Königin….Schützer der Drachen.“ Der uralte Titel des Drachenkönigs: „Gestattet Ihr, Sesshoumaru-sama, dass ich Euch die anderen Clanführer vorstelle?“

Dieser nickte ein wenig. Er war ein wenig überrascht, ohne es zu zeigen. Diese Männer hatten gegen ihn gekämpft, waren zumindest dabei gewesen, als er ihren König im Duell besiegt hatte - und doch fand er bei keinem einen Hinweis darauf, dass sie ihn hassten. Eher schienen sie zusagend. Warum? Weil er diese ihnen so heilige Amulettprüfung bestanden hatte?

„Uchu, Akumu, Kaminari, Chikara und Ginga.“ Er hatte sie nach dem Alter genannt, den Ältesten zuerst. Die jeweils Vorgestellten verneigten sich.

Der älteste Drache, Uchu, fuhr langsam fort: „Herr der Drachen, der liebe Mori erwähnte, als er uns hier zu dieser Gerichtsverhandlung zusammenrief, dass Ihr dem Urältesten das Versprechen gabt, unser Volk zu beschützen. Darf ich fragen, ob dies den Tatsachen entspricht?“

„Ja.“ Sesshoumaru war wieder erstaunt. Er hatte nicht mit dieser Höflichkeit gerechnet, allerdings auch nicht angenommen, dass die Drachen taktlos wären.

„Ihr habt mit dem Urältesten selbst gesprochen….das hat seit Jahrtausenden kein Drache. Und Ihr habt die Amulettprüfung bestanden. So soll es also sein, dass Ihr, der Hundeyoukai, der Schützer unseres Volkes ist.“ Uchu nickte ein wenig: „Darf ich Euch bitten, dort an der Stirnseite Platz zu nehmen? Und du hier, ihm gegenüber, meine Königin.“ Er wusste, dass keiner der beiden je an einem derartigen Prozess teilgenommen hatte.
 

Sesshoumaru trat zu dem Sessel und betrachtete ein wenig erstaunt das Möbel aus Stein. Er war es nicht gewohnt, sich auf so etwas zu setzen und musste überlegen, was er mit seinen Schwertern anfangen sollte. So zog er sie sich ab und legte sie vor sich auf den Tisch. Als er bemerkte, dass ihn die Clanführer überrascht ansahen, fasste er sie, um sie auf seinen Schoss zu legen. Eigenartig. Warum nur hatten die Drachen die Arbeit auf sich genommen, Tisch und Stühle aus Stein zu hauen? War das immer so bei einem Hochverratsprozess oder hatten sie das hier tun müssen, da der ursprüngliche Gerichtsort nun außerhalb ihres Gebietes lag? Sora saß ihm gegenüber, die Clanführer auf der linken Seite des Tisches, die Gesichter den Kreuzen zugewandt.

Uchu, der als der Älteste der Sprecher der Clanführer war, meinte: „Die Angeklagten werden jeden Moment gebracht werden. Mein lieber Mori, übernimmst du die Anklage?“

„Ja.“ Der Hauptmann nickte ein wenig: „Ich habe bereits alle hergebeten, die etwas dazu sagen können.“
 

Die fünf jungen Drachen wurden gebracht. Sie waren noch immer gefesselt, waren seit ihrer Verhaftung geknebelt gewesen. Sie hatten sich nicht mehr gesehen, und so atmeten sie unwillkürlich ein wenig auf, als sie ihre Freunde entdeckten.

Allerdings waren sie sich alle nun nur zu bewusst, dass ihre Lage alles andere als rosig war. Jeder von ihnen wurde von vier Kriegern umgeben, man behandelte sie mit Vorsicht, und Kälte – eben, als Verräter ihres Volkes. Auf Hochverrat stand die Todesstrafe, das wussten selbst diese Jugendlichen. Und alle Fünf hatten sich ihre Zukunft anders vorgestellt, als hier auf dieser kühlen Ebene vor den Clanführern, der Königin und dem Herrn der Hunde in die Knie gedrückt zu werden, die Hände an die Querbalken eines Kreuzes gefesselt zu bekommen.

Sesshoumaru bemerkte, dass Sharakus Arme wohl noch immer gebrochen waren, denn der Jungdrache zuckte vor Schmerz zusammen, als die Krieger ihn anbanden, bog den Kopf soweit zurück, wie es ging. Ohne den Knebel hätte er wohl aufgeschrieen. Shakunetsu hatte sich von ihren Verletzungen aus dem Kampf mit Shiro dagegen bereits erholt. Nur dunkle Flecken zeigten noch die Stellen, wo das Youki sie verletzt hatte.

„Bindet ihn lockerer“, sagte er ruhig. Und da ihn die Clanführer überrascht ansahen: „Sharaku soll gerichtet werden, nicht gequält.“

„Ihr habt recht, mein Gebieter“, meinte Sora: „Er ist noch verletzt.“

Die Krieger gehorchten unverzüglich, blieben dann in einer Reihe hinter den fünf Angeklagten stehen.

„Was soll es?“ fragte Akumu: „Meine Königin….Herr der Drachen…es handelt sich um einen Verräter, der ohne Zweifel bald sterben wird.“

„Dies soll dieses Gericht befinden“, mahnte Uchu: „Überdies, mein lieber Akumu, ziemt es sich nicht, dem Wunsch des Herrn der Drachen oder unserer Königin zu widersprechen.“

„Ich wollte nicht widersprechen. Es war nur eine Frage, mein lieber Uchu!“ Akumu starrte den Älteren an.

Sesshoumaru stellte für sich fest, dass die Clanführer untereinander trotz ihrer demonstrativen „mein Lieber“ - Anrede alles andere als einig waren. Gab es keinen König, keine Königin mit der mystischen Unterstützung des Urältesten, würden Kriege unter den Clans die Folge sein. Es war in der Tat wichtig gewesen, sich dieser Amulettprüfung zu stellen.

Sora schien das gewohnt zu sein: „Bitte, ehrenwerte Clanführer. - Mori, du hast die Anklage übernommen.“

„In der Tat, meine Königin.“ Er erhob sich: „Diese fünf jungen Drachen haben schwerwiegende Verfehlungen begangen, wenn auch in unterschiedlicher Ausprägung. Hauptschuldiger ist Sharaku, der versuchte, seine eigene Mutter zu vergiften. Überdies versuchte er, Hayao, den Obersten Schamanen zu vergiften. Beide Attentate scheiterten nur, da der Oberste Heiler, Hoshi, rechtzeitig eingreifen konnte. Zu allem Überfluss scheint die Vergiftung von Hayao ein Versehen gewesen zu sein, trank er doch aus dem Becher unserer Königin. Es handelt sich also um zwei Mordversuche, dazu wohl auch ein geplantes Attentat auf die Königin. Das ist Hochverrat. Alle Angeklagten waren damit einverstanden. Des weiteren haben alle fünf den Prinzen Hakai entführt, waren alle fünf dabei, als sie den Schamanen Miro zwingen wollten, den Bannkreis zum Drachenheiligtum zu öffnen. Auch dies eine unverständliche, schändliche Tat. Alle Fünf forderten den Herrn der Drachen und Youkai zu einem Kampf. Dies ist ebenso Hochverrat, auch wenn Sesshoumaru-sama in seiner Gnade nicht von einem Bruch des Friedens ausging, nicht alle Drachen bestrafen wollte. Ihr törichter Leichtsinn hätte das gesamte Volk der Drachen in den Untergang, zumindest aber einen neuen Krieg stürzen können.“ Er musterte Boshi und Korosu, die er als Krieger in Ausbildung kannte, fuhr aber fort: „Überdies planten diese Fünf den schändlichen siebenten Clan wieder auferstehen zu lassen. Seit dem zweimaligen Bruch der Verträge, dem heimtückischen Überfall des damaligen Clanführers Ryuukotsusei auf den damaligen Inu no Taishou, waren alle Mitglieder dieses Clans in den Augen aller anderen Drachen ehrlos. Ich gebe zu, dass viele von ihnen die Prüfungen und Proben bestanden, die ihnen auferlegt wurden, als sie in den anderen Clans Aufnahme finden wollten. Aber einen siebenten Clan wird und soll es nie mehr geben.“
 

Sharaku hatte gegen diese Auslegung protestieren wollen, aber der Knebel verhinderte das. Sollten sie sich das hier nur anhören, durften nichts zu ihrer Verteidigung sagen? Eines war jedenfalls deutlich zu spüren. Das Youki der Clanführer lag nun höher als gewöhnlich. Waren sie etwa wie Youkai in der Lage, ihre wahre Stärke zu verstecken? Er war sich so sicher gewesen, gegen diese alten Typen gewinnen zu können. Hatte er sie etwa unterschätzt?
 

Mori fuhr fort: „Ich würde, da Shodo, Sharakus Muttter, sich noch nicht von dem Giftanschlag erholt hat, auf ihre Aussage verzichten. Sind damit alle einverstanden? Die wichtigen Tatsachen kann uns auch Meister Hoshi berichten.“

Die Clanführer nickten. Kaminari ergänzte: „Er hat sie und Hayao behandelt. So wird er uns alles berichten können.“

Ein Krieger ging, um den Obersten Heiler zu holen. Wie alle Zeugen wartete er außerhalb der Hörweite. Als er vor dem Gericht stand, verneigte er sich kurz gegen Sesshoumaru und die Königin.

Sora nickte: „Bitte, berichte, was du über die Vergiftungen weißt.“

„Hayao kam zu mir, aus der Amulettprüfung, da er sich schwach fühlte. Er schob dies auf sein Alter und wollte von mir nur wissen, ob er das Ende der Prüfung noch erleben würde. Bei dieser Untersuchung fielen mir bestimmte Symptome auf, die nur von einer Vergiftung herrühren konnten. Ich gab ihm ein Gegenmittel, das auch prompt anschlug. Wir dachten nach. Der einzige Zeitpunkt, an dem er ein Getränk zu sich genommen hatte, war bei der Feier für die jungen Heiler gewesen, die die Prüfung bestanden hatten. Und, das wurde uns da bewusst, war die Königin so freundlich gewesen, ihm ihren Becher zu reichen. Dies ließ nur den Schluss zu, dass eigentlich die Königin hätte vergiftet werden sollen.“

„Und das ist Hochverrat“, sagte Ginga. Er war der jüngste der Clanführer: „Eigentlich brauchen wir gar nicht weiter zu reden. Hochverrat bedeutet den Tod von ihnen allen.“

„Mein lieber Ginga“, meinte Akumu: „Ich bin ausnahmsweise ganz deiner Meinung. Hat jemand Einwände?“
 

Die fünf Jungdrachen zuckten zusammen. Diese Männer sprachen über ihren Tod, als ob das die unwichtigste Sache der Welt sei.
 

„Ich, zum Beispiel.“ Uchu blickte seine Amtskollegen streng an: „Es sind fünf Drachen angeklagt. Wir müssen herausfinden, ob sie alle fünf mit dem Leben für ihre Taten bezahlen sollen.“

„Außerdem scheinen der liebe Ginga und der liebe Akumu zu vergessen, dass es sich um fünf Jugendliche handelt.“ Kaminari klang wütend: „Für den Fall, dass ihr nicht zählen könnt: das ist ein gesamter Jahrgang unseres Volkes! Man verschwendet nicht das Leben von Drachen, schon gleich zweimal nicht, wenn in der Schlacht im Süden nur ein Drittel der Süddrachen überlebt hat.“ Sein aufflackerndes Youki verriet kurz seinen Zorn, dann hatte er sich wieder in der Gewalt.

Was für reizbare Männer, dachte Sesshoumaru zynisch. Kein Wunder, dass Hayao und Hoshi so gehofft hatten, dass er selbst sich der Amulettprüfung stellte. Ohne das Königtum wären die Clanfehden vorprogrammiert.

Sora hob die Hand: „Bitte, ehrenwerte Clanführer, lassen wir Hoshi weiterreden.“ Sie blickte zu dem Obersten Heiler: „Und dir fiel Sharaku ein?“

„Ja. Er war bei dem Fest gewesen. Ich…ich konnte mir zwar keinen Grund vorstellen, aber irgendwie hatte ich ein ungutes Gefühl. So suchte ich seine Mutter auf und fand sie in sehr schlechtem Zustand vor. Er hatte sie systematisch vergiftet, um sie zu zwingen, ihm den Namen seines Vaters zu sagen.“

„Und dieser lautet?“ erkundigte sich Uchu.

„Ryuukotsusei.“

Die sechs Clanführer sahen sich an, ehe Akumu sagte: „Ich verstehe. Darum das mit dem siebenten Clan. Was für ein dummer Junge.“

„Wie kann man nur auf die Idee kommen, seinen erbärmlichen Vater rächen zu wollen, der seine Ehre so vollständig, ja, wiederholt, verloren hatte?“ fragte Kaminari: „Kein Drache hätte ihm je wieder auch nur einen Finger gereicht. Er hatte nicht nur die eigene Ehre verloren, sondern die seines Clans, ja, aller Drachen.“

Chikara, der bislang geschwiegen hatte, betrachtete Sharaku: „Ich fürchte fast, daran sind wir selbst schuld.“ Und da ihn alle anstarrten: „Ich vermute, er hat darüber nie etwas gehört. Wir alle und auch alle unsere Leute haben die Affäre um den wiederholten Treuebruch des siebenten Clans verdrängt, nicht mehr darüber gesprochen. – Aber das ändert selbstverständlich nichts an der Tatsache, dass Gift für unsere geborene Königin immer Hochverrat bedeutet. Von der Schändlichkeit, zu versuchen, die eigene Mutter umzubringen, ganz zu schweigen. Weiter, Meister Hoshi.“

Dieser Clanführer schien der sachlichste zu sein, dachte Sesshoumaru. War das in der Tat so, dass niemand den jungen Drachen aus ihrer Geschichte erzählt hatte? Dass sie immer nur Bruchstücke gehört oder gelesen hatten und sich alles selbst zusammengereimt hatten? Akamaru hatte ja auch zu ihm gesagt, dass dieser Junge, der gegen ihn gekämpft hatte, bei weitem nicht alles über die letzte Schlacht der Süddrachen gewusst hatte. Das machte ihren Verrat nicht besser, aber verständlicher. Was waren das noch für Kinder.

Der Oberste Heiler fuhr fort: „Ich nahm Shodo mit in das Schloss. Sie…sie musste entgiftet werden, ein langwieriger Prozess, aber ich freue mich, mitteilen zu können, dass sie überleben wird.“
 

Unwillkürlich sahen alle zu Sharaku, der die Augen schloss. Er hätte nicht gewusst, was er sagen sollte, selbst, wenn der Knebel entfernt worden wäre. Irgendwie erleichterte es ihn, dass sie lebte, andererseits…

Sie hatte ihn um seine Stellung betrogen.

Hatte sie? Schon die Youkai und jetzt auch die Drachen sprachen so verächtlich vom siebenten Clan, von seinem Vater. Hatte er sich so geirrt? Aber in dem Buch hatte doch davon nichts gestanden….

Er musste zugeben, im Augenblick verwirrt zu sein. Und er hatte schlichte, einfache Angst, um sich und um seine Freunde.
 

„Gibt es noch etwas dazu?“

„Nein. Nur eines noch: Sharaku befand sich den gesamten Abend bei uns. Er kann das Gift nicht selbst in den Becher der Königin getan haben. Dies muss einer der anderen gewesen sein.“

„Danke, Hoshi.“ Sora blickte zu Sesshoumaru. Da der weder eine Bewegung machte, noch etwas sagte, meinte sie: „Du kannst gehen. – Und sende Miro her, den Schamanen.“

Dieser kam unverzüglich. Fast nichts mehr verriet seine Verletzungen. Er verneigte sich höflich.

„Du bist Miro. Es war deine Aufgabe am äußeren Bannkreis des Drachenheiligtums zu warten, bis die Amulettprüfung beendet war?“ fragte Mori.

„Ja.“

„Dann kamen diese fünf Jungdrachen?“

„Ja. Sie….der Anführer…“ Er drehte sich um, deutete auf Sharaku: „Befahl mir, den Bannkreis zu öffnen, weil sie in das Heiligtum wollten. Natürlich musste ich dies verweigern. Niemand außer berechtigen Schamanen und dem König am Tag seiner Krönung darf dies betreten. Ausgenommen natürlich, im Rahmen der Prüfung des Heiligen Amuletts.“

„Wie reagierte Sharaku, als du dich geweigert hast, den Bannkreis zu öffnen?“

„Er war, ja, erstaunt. Anscheinend hatte er keine Ahnung, dass der Zutritt verboten ist. Oder er hält sich für etwas Besonderes.“

„Letzteres wohl. Und was geschah dann?“

„Sie…sie schlugen mich, alle fünf. Auch das Mädchen.“

„Warum hast du dich nicht gewehrt? Ein Schamane verfügt doch über gewisse Fähigkeiten.“

Miro seufzte, drehte sich um, betrachtete die fünf Jugendlichen: „Wenn ich meine Schamanenfähigkeiten eingesetzt hätte, hätte ich die Kinder doch verletzt oder gar getötet. Nein, das wäre ein Unding gewesen. Ich...ich ahnte da ja auch nicht, dass sie Hochverrat begehen wollten, das ganze Volk in Schwierigkeiten bringen wollten. Ich nahm an, dass sie einfach neugierig auf den Tempel waren. Kinder eben.“
 

Kinder….

So also hatte er sie alle gesehen? Die Fünf starrten ihn an. Sie hatten angenommen, ihn einschüchtern zu können – und mussten jetzt erfahren, dass er seine Fähigkeiten gegen sie schlicht nicht eingesetzt hatte, um sie zu schonen, weil er sie noch für Kinder hielt. Irgendwie war das beleidigend.
 

„Ich verstehe“, meinte Sora: „Das war eine Entscheidung, eines Schamanen würdig. Hast du sonst noch etwas zu berichten?“

„Nein, meine Königin.“

„Dann darfst du gehen.“
 

Shakunetsu wandte den Kopf und versuchte, Sharaku anzusehen, der neben ihr angebunden war. Das Holz verhinderte, dass sie den Kopf weit drehen konnte. Sie waren mit Absicht so gefesselt worden, dass sie keinerlei Kontakt aufnehmen konnten, eine Tatsache, die sie sich noch einsamer vorkommen ließ. Sie hätte ihm so gern etwas Tröstendes gesagt, hatte sie doch bemerkt, dass er noch immer Schmerzen hatte. Aber was würde nun geschehen? Die Clanführer, der Oberste Heiler, die Königin…sie alle waren so ernst, wie sie sie nie erlebt hatte. Überdies hatten die Anführer bei ihrem kurzen Wortwechsel ein deutlich höheres Youki-Niveau gezeigt, als gewöhnlich. Das Drachenmädchen konnte nicht verhindern, dass ihr ein Schauder über den Rücken lief. Was Hoshi da über sie gesagt hatte, der Schamane…das hörte nicht mehr nach dem Spiel an, als das sie es gesehen hatten. Das war Wirklichkeit. Sie hätte sich gern an Sharaku geschmiegt, aber das ging ja nicht. Hoffentlich fiel ihm etwas ein, oh, bestimmt würde ihm etwas einfallen. Er war doch immer so schlau. Ganz sicher würde er, sobald er reden durfte, sie alle hier herausholen. Ganz bestimmt.
 

Sora blickte zu Mori: „Welche Zeugen hast du noch?“

„Nun, der Oberste der Schamanen, Hayao.“

„Wir können ihm die Aussage ersparen“, meinte Uchu: „Meister Hoshi hat ja schon alles dazu gesagt. Nun, um ehrlich zu sein, bin ich der Meinung, dass wir keinerlei weitere Zeugen benötigen. Was die Kämpfe gegen den Hundeclan angeht, so haben der liebe Mori und die Krieger ja noch das Ende mitbekommen. – Wir können zum nächsten Punkt gehen, nun die Angeklagten zu Wort kommen lassen.“

Sesshoumaru ertappte sich bei dem Gedanken, beruhigt darüber zu sein. Er hatte fast schon geglaubt, die Drachen würden die Jugendlichen verurteilen wollen, ohne sie sich verteidigen zu lassen. Nun, eine Verteidigung war kaum durchführbar, aber womöglich gab es Gründe, ihnen die Todesstrafe zu ersparen. Wobei er in diesem Punkt bei Sharaku keine Chance sah.

„Ja, in Ordnung.“ Ginga lehnte sich zurück: „Je eher wir das hinter uns haben, umso besser. Ich persönlich finde einen Verratsprozess gegen einen Angehörigen meines Volkes eine recht schmutzige Angelegenheit.“

„Das ist Verrat immer“, antwortete Chikara: „Aber du hast Recht, mein lieber Uchu. Wir können es abkürzen. Die Taten stehen fest, auch, wer sie begangen hat. Mit einer Ausnahme. Wer von ihnen hat tatsächlich das Gift in den Becher der Königin getan? Aber das können wir nun jeden selbst fragen.“

„Und ich würde euch raten, zu antworten.“ Kaminari musterte die Jungdrachen: „Lügen fliegen schnell auf, wie ihr alle wisst. Und das könnte dazu führen, dass wir sehr böse auf euch werden. Nun, noch mehr, als wir es schon sind. Ihr werdet doch nicht ausprobieren wollen, zu welchen Strafen unsere Vorstellungskraft ausreicht.“

Die Jungdrachen schluckten, das war deutlich zu sehen.

Sora hob die Hand: „Du brauchst ihnen nicht zu drohen, Kaminari. Ihre Anwesenheit vor diesem Tribunal genügt. So dumm sind sie dann doch nicht. – Mit wem wollen wir anfangen?“

Die Clanführer sahen sich ein wenig ratlos an. Sharaku war der Hauptangeklagte. Oder sollten sie einfach der Reihe nach vorgehen? Boshi war am weitesten rechts, Sharaku links vor ihnen.

„Boshi.“

Sesshoumarus Bemerkung ließ alle zu ihm blicken, ehe Sora meinte: „Wie Ihr wünscht, mein Gebieter.“

Die Drachen nahmen alle an, dass er einfach eine Entscheidung hatte treffen wollen, um die Angelegenheit zu beschleunigen. Tatsächlich vermutete er, dass Boshi, nach dem, was ihm Yuri erzählt hatte, derjenige der Angeklagten war, der eher nichts mit den Giftanschlägen zu tun hatte. Vielleicht konnte wenigstens der junge Krieger etwas vorbringen, das ihm das Leben retten konnte.

Diese fünf waren ein ganzer Jahrgang der Drachenjugend…
 

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Er gibt sich in der Tat Mühe, sein Versprechen einzuhalten alle Drachen zu schützen. Aber ob die Jugendlichen sich nicht eher um Kopf und Kragen reden, wenn sie etwas sagen? Die Clanführer würden es sich wohl gern einfach machen.
 

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hotep

Die Aussage der Angeklagten

Endlich dürfen die Jugendlichen auch ihre Sicht der Dinge darstellen. Gut oder schlecht für sie?
 

18. Die Aussagen der Angeklagten
 

Boshi holte unwillkürlich tief Atem, als sein Knebel gelöst wurde. Sein Mund war trocken, nicht nur durch die Fesselung. Das hier war eine echte, wirkliche Verhandlung wegen Hochverrates und der junge Krieger fühlte sich alles andere als wohl in seiner Haut. Das sah so ganz anders aus, als sie es sich vorgestellt hatten. Nun, um ehrlich zu sein, er hatte nie daran gedacht, Hochverrat zu begehen.

Und jetzt trat Mori vor ihn. Er war nicht nur der Anführer eines Clans, sondern auch noch der Hauptmann der Krieger, sein eigener Ausbilder. Eine Respektsperson.

„Boshi, du bist der beste aller meiner Schüler gewesen. Ich habe dich bislang immer für einen ehrenwerten Drachen gehalten, der eine große Zukunft vor sich hat. Kannst du mir erklären, wie du in diese Lage gekommen bist?“

Der junge Drache wollte antworten, brachte aber keinen Ton hervor.

Mori wartete geduldig.

„Ich…mir kam es nie in den Sinn, dass das Hochverrat wäre. Von dem Gift wusste ich nichts. Sharaku nahm an, wir alle nahmen doch an, dass er mindestens der Erbe des siebenten Clans sei, ein Clananführer. Und er versprach mir, dass ich sein Hauptmann werden würde.“

„Der siebente Clan…Das lassen wir jetzt einmal so stehen. Aber du hättest wissen müssen, dass du nie Hauptmann werden kannst. Kein Clananführer hat so etwas. Jeder führt seine eigenen Leute an. Nur der König der Drachen besitzt einen Hauptmann.“

Das stimmte. Boshi zögerte.

Er wollte Sharaku nicht noch mehr in die Bredouille bringen. Es war sein Freund. „Ich wollte der beste Krieger aller Drachen werden, Hauptmann. Und ich wollte eines Tages deinen Platz einnehmen. Das ist es einfach.“

Das war nicht gelogen, würde aber Sharaku nicht noch mehr belasten. Immerhin wäre die Tatsache, dass dieser König werden wollte, sicher noch deutlicher Verrat.

„Ich verstehe.“ Mori betrachtete den Jungen vor sich. „Und du hast angenommen, dass du schon so weit bist? Soweit ich mitbekommen habe, hat dich Prinz Yuri ziemlich schnell besiegt.“

Boshi senkte den Kopf: „Ja. Ich….er kämpfte auf einmal nicht mehr nach den Regeln der Schule, da konnte ich nicht mithalten. Er...er sagte zu mir, dass man in einem ernsten Kampf immer damit rechnen müsse.“

„So ist es. Und daran hast du nicht gedacht? Der Beste zu werden ist nicht einfach und erfordert viel Übung. Und viel Erfahrung, die dir abgeht. – Hast du irgendeine Entschuldigung für den Überfall auf den Schamanen Miro?“

Boshi spürte, wie sich seine Kehle zuschnürte.

Nein, die hatte er nicht. Er hätte nicht sagen können, was da plötzlich über ihn oder seine Freunde gekommen war. Zu diesem Zeitpunkt war es einfach als richtig erschienen, Miro zu zwingen, den Bannkreis zu öffnen.

„Nun?“

Der junge Drache schüttelte den Kopf. Er hätte keinen Laut mehr herausgebracht.

„Knebelt ihn wieder.“ Mori wandte sich zu dem Angeklagten neben ihn: „Und da haben wir ja Korosu, ein weiterer meiner begabten Schüler.“ Das klang zynisch. „Hast du eine gute Ausrede?“

Korosu atmete auf, als endlich der Knebel weg war, brachte aber hervor: „Hauptmann, das musst du doch verstehen…Ich wollte nur Rache für die Süddrachen. Mein Onkel, mein Cousin…und dieser Akamaru ist doch schuld an ihrem Tod, am Tod von fast allen Süddrachen… Ich verstehe nicht, warum das Hochverrat sein soll.“

Uchu, der älteste der Clanführer stand abrupt auf: „Du …ja, du dummes Kind! Hast du nie daran gedacht, dass wir einen Friedensvertrag mit den Youkai abgeschlossen haben? Ja, der Herr der Youkai durch die Ehe mit unserer geborenen Königin nun auch der unsere ist? Abgesehen von der Heiligen Amulettprüfung? Hättest du den Kampf gegen den Fürsten des Südens tatsächlich gewonnen, wobei ich nicht weiß, wie du Narr das hättest anstellen wollen: das wäre der Bruch des Friedensvertrages gewesen, hätte unser Volk nicht nur in alle Ewigkeit als ehrlose Verräter dastehen lassen, sondern auch in den nächsten Krieg gestürzt.“

„Ich… ich wollte keinen Krieg“, beteuerte Korosu: „Ich meine, ich wollte doch nur diesen Akamaru…“

„Korosu!“ Mori hätte fast geseufzt: „Du bist einer der Süddrachen, einer der wenigen, die sich einer Ausbildung unterziehen. Hast du denn gar nichts gelernt?“

„Was...was meinst du, Hauptmann?“

„Niemand bei den Drachen wird gezwungen, zum Schwert zu greifen. Wer dies aber tut, ist nicht nur bereit, zu töten, sondern auch, getötet zu werden. Wer das nicht will, wird kein Krieger. Jeder, der in eine Schlacht zieht, ist sich dessen bewusst. Auch die Süddrachen, die in diese verheerende Niederlage gingen, wussten dies. Wer sich ergab, dem schenkte der Herr der südlichen Länder das Leben, wer nicht, starb. Und ein Drittel der Süddrachen überlebte. Hast du je daran gedacht, dass auch sie tot sein könnten?“

„Aber…ich war so nahe dran, ihn zu besiegen. Er kann nicht mit achtbaren Methoden gegen die Drachen gewonnen haben.“ Das klang fast verzweifelt.

„Korosu, der Herr des Südens hat allein, mit einer einzigen Explosion seines Youki das Drachenschloss im Norden zerstört. Wir alle haben es gesehen und gespürt. Und da willst du gegen ihn fast gewonnen haben? – Wenn es nicht unhöflich wäre, würde ich Sesshoumaru-sama fragen, wie diese Schlacht ablief. Aber soweit ich informiert bin, haben die Hundeyoukai zu viert das gesamte Heer der Süddrachen besiegt. Und du redest von unanständigen Methoden?“

Korosu sah zu Boden. Er dachte an das plötzliche Aufflammen von Energie vor sich, als sich Akamaru aus seiner Falle befreit hatte.

Das war also bei weitem nicht alles gewesen, was dieser Hund drauf hatte? Er erinnerte sich auch an das bedrohliche Ansteigen des Youki Sesshoumarus, als sie alle gedacht hatten, das höre gar nicht mehr auf. Wie stark waren Hundeyoukai?

Gleichzeitig wurde ihm bewusst, dass er sich das besser früher gefragt hätte.

Uchu hatte wieder Platz genommen, aber nun stand Chikara auf: „Mori, mein Lieber, eine Frage: hat irgendwer diesem Jungen das vorher schon einmal erzählt?“

„Was meinst du, mein lieber Chikara?“

„Wie die Schlacht im Süden abgelaufen ist? Wir alle sind ja aus dem Norden.“

„Ich weiß nicht. - Hat jemand, Korosu?“

„Sharaku fand in dem Großen Geschichtsbuch etwas.“

„Da stehen nur Tatsachen, wie, dass die Schlacht verloren wurde, aber keine Hintergründe. – Du hast auch den Schamanen mit überfallen?“

„Ja.“ Korosu senkte den Kopf. „Er...er wollte den Bannkreis nicht öffnen.“

„Wusstest du nicht, dass er das nicht durfte? Das ist heiliger Grund.“

„N…nein….“

„Hast du das Gift in den Becher der Königin getan?“

„Nein. Nein, das schwöre ich.“ Korosu klang angsterfüllt, denn das war der eindeutige Beweis eines Verrates.

„Und die Entführung des Prinzen?“

„Es…wir wollten doch nur, dass der Herr der Hunde…ich meine, der Herr der Drachen sich dem Duell mit Sharaku stellt und ich gegen Akamaru kämpfen konnte. Wir wollten Hakai doch nie etwas antun.“

„Hast du noch etwas zu sagen?“

„Ich…es tut mir Leid. Ich wollte keinen Krieg. Ich meine…ich wollte nie etwas gegen die Drachen tun.“

Mori nickte und die Krieger hinter Korosu legten diesem erneut den Knebel um, während sich der Hauptmann an den nächsten Angeklagten wandte.
 

Tako war sich bewusst, dass er tief in der Klemme steckte. Und ihm war klar, dass Sharaku ihm da kaum mehr heraushelfen konnte. Er musste sich selbst retten. Nur, wie?

Wie sollte er diesen Clanführen klar machen, dass er ein netter, harmloser Junge war, der nie im Leben Hochverrat begangen hatte? Wenn sie fragten, ob er das Gift für die Königin in den Becher getan hatte….wie sollte er lügen?

Seine Freunde wussten doch, dass er es gewesen war. Und dieser Typ hatte vorher gesagt, dass jede Lüge auffallen würde. Sollte er es riskieren? Lügen, um dem Tod zu entgehen? Aber wenn die Schwindelei auffallen würde, was dann?

„Hast du das Gift für die Königin in den Becher getan?“ kam prompt als erste Frage.

Tako schwieg. Lügen wollte er nicht, aber er wollte auch nicht eine Tatsache zugeben, die die anderen als Hochverrat einstufen würden.

„Also, ja?“ Mori wandte sich zu den anderen Richtern um: „Das ist nun eindeutig Hochverrat.“

„Warum wolltest du mich töten, Tako?“ fragte Sora.

Dem Jungdrachen wurde heiß. Das war die geborene Königin, die Person, die für alle Drachen als unantastbar galt. Was hatte er sich da nur dabei gedacht?

Nun, eigentlich hatte er sich gar nichts dabei gedacht. Sharaku hatte zu ihm gesagt, dass er das Gift in den Becher tun solle und das hatte er getan. Und als es dann den Schamanen getroffen hatte, war es ihm tatsächlich vollkommen gleichgültig gewesen. Mit Schamanen hatte er es nicht so.

„Ich…ich habe nicht nachgedacht…Bitte…Ich wollte dich nicht töten, meine Königin…glaube ich.“

Diese Einschränkung ließ die Clanführer den Kopf schütteln.

„Aber du hast das Gift in meinen Becher getan?“ Sora klang ruhig.

„J..ja. Aber ich wollte …..“

„Was wolltest du?“ fragte Mori scharf: „Was trieb dich dazu, Sharaku und dieses Gerede vom siebenten Clan zu unterstützen?“

„Ich…“ Tako überlegte hektisch. Was konnte er sagen, was sollte er sagen, um sein Leben zu retten? Und das Ganze, ohne zu lügen? „Ich dachte, dass wir dann einen neuen Clan gründen können, der besser ist, als alle anderen, mehr Spaß, mehr Abenteuer….So etwas.“

„Spaß? Abenteuer? Und dann willst du die Königin vergiften?“ Akumu war ungläubig: „Mehr oder weniger aus Langeweile? Du hättest besser eine normale Ausbildung angefangen.“

„Wie verächtlich das ist.“ Ginga, der jüngste Clanführer lehnte sich zurück: „Hochverrat aus Spaß!“

„Ich wollte doch nie…“ Tako brach ab. Er hatte das Gift in den Becher getan. So war es. „Bitte, ich will keinen Ärger…“ Da kam ihm eine Idee: „Der…der Herr der Drachen hat mir doch mein Leben geschenkt….“

„In der Tat, weil du den Prinzen Hakai seiner Mutter gegeben hast“, sagte Mori scharf. „Aber das war nur in diesem Moment so. Jetzt wird hier der Giftanschlag gegen unsere Königin verhandelt. Und natürlich Hayao.“

„Der...ich meine, der ist doch sowieso so alt. Dann wäre er eben ein bisschen früher gestorben…“ Tako bemerkte, dass dieser Satz nicht gut ankam. Irgendetwas musste ihm doch einfallen. Es ging hier um sein Leben! „Ich wollte doch nicht…also, ich wollte sicher nicht, das Drachenvolk in einen Krieg treiben.“

„Was für ein Narr!“ Uchu schüttelte den Kopf: „Mehr hast du nicht zu sagen?“

„Nun, Tako?“ fragte Mori.

Die Gedanken des Jungdrachen rasten durch das Nichts seiner Angst. Verstand denn keiner, dass er nur ein bisschen Spaß hatte haben wollen?

Natürlich war auch die Aussicht reizvoll gewesen, eines Tages mit die Leitung des siebenten Clans zu übernehmen, als Freund des Anführers.

„Ich wollte doch nur ein bisschen Aufregung, Spaß“, wiederholte er dann: „Ehrlich, ich habe nicht weiter nachgedacht.“

„Du kannst anscheinend gar nicht denken“, kommentierte Mori. Dieser Junge hatte sich gerade um Kopf und Kragen geredet: „Knebelt ihn wieder. – Nun zu dir, Shakunetsu.“

Das Drachenmädchen versuchte erneut, zu Sharaku zu sehen, was aber aufgrund der Fesseln unmöglich war.

„Was hast du mit dem Anschlag auf die Königin zu tun? Und der Entführung des Prinzen? Abgesehen von deinem Zweikampf gegen die Fürstengefährtin aus dem Westen?“

„Das war kein richtiges Duell“, gab Shakunetsu zu: „Ich…ich hatte gedacht, dass sie eben eine Fürstin ist, so, mit eleganten Kleidern und Schmuck. Aber sie kann viel besser kämpfen als ich.“

„Du erhältst im Augenblick eine Ausbildung zur Heilerin, nicht zum Krieger. Wieso nahmst du an, kämpfen zu können?“

„Boshi hat mit uns geübt.“

„Wusstest du von dem Gift, das Hayao trank und unserer Königin galt?“

„Ja. Sharaku hat vor mir keine Geheimnisse!“ Das klang stolz.

„Du hast gerade Hochverrat zugegeben, weißt du das?“

„Das ist mir egal. Ich liebe Sharaku und ich werde alles für ihn tun.“ Erneut versuchte sie, seitwärts zu blicken.

„Du hast also nur für Sharaku Verrat auf dich genommen, eine Entführung, ja, alle Drachen in einen Krieg zu stürzen? Nur für Sharaku?“

„Und den siebenten Clan.“ Sie warf einen Blick zu den Clanführern und der Königin: „Sharaku wäre sicher ein viel besserer Anführer als ihr. Er ist klug, stark…“

„Und der Krieg?“

„Oh, es hätte keinen Krieg gegeben, wenn wir die Hunde besiegt hätten.“ Schön, das war ein kleiner Fehler in Sharakus brillantem Plan gewesen.

„Wie kamt ihr eigentlich auf die Idee, den Hundeclan besiegen zu können?“

„Das war wohl ein Fehler“, gab sie zu: „Aber wir dachten…nun, dass du und die anderen Clanführer einfach zu feige gewesen seid, um sich mit den Hundeyoukai anzulegen.“

Eine Welle der Empörung ging durch die Clanführer, aber Sora hob die Hand, beruhigte sie.

„Das war wohl falsch. – Was wolltest du tun, wenn Sharaku tatsächlich einen neuen Clan gegründet hätte?“

„Wir hätten geheiratet. Natürlich erst später…“ Shakunetsu hob den Kopf. Gerade noch rechtzeitig begriff sie, dass es äußerst unklug gewesen wäre, von Sharakus Plan, die Königin zu heiraten, zu erzählen. Davon schienen die Clanführer nichts zu wissen.

„Na schön. Hast du sonst noch etwas zu sagen?“

Sie schüttelte den Kopf. Jetzt war Sharaku dran und ihm würde doch sicher etwas eingefallen sein, wie sie hier wieder weg kamen, wie man diese Richter beeindrucken konnte.
 

Sharaku sah an Mori vorbei zu Sesshoumaru, als sein Knebel gelöst wurde. Er gab sich nicht der Illusion hin, dass irgendein Drache ihm vergeben würde, nicht den Anschlag auf Sora, nicht die Tatsache, um ein Haar das Volk in den Untergang geführt zu haben. Er war sich dessen nicht bewusst gewesen, aber das interessierte hier wohl niemanden. Für sich selbst hatte er keine Hoffnung mehr und für einen Moment wünschte er sich, Inuyasha hätte ihn schon getötet, ihm das hier erspart.

Aber da waren seine Freunde, vor allem Shakunetsu, die an ihn geglaubt hatten, ihm gefolgt waren. Er war schuld, dass sie hier in dieser Lage waren, er allein. Vielleicht konnte er ihnen und den Clanführern, vor allem aber auch der Königin zeigen, dass er doch ein würdiger Anführer gewesen wäre.

Der Urälteste hatte sich für den Hundeyoukai entschieden, warum auch immer der die Amulettprüfung bestanden hatte. In jedem Fall war er der wahre Schützer der Drachen und sie würden auf ihn hören. So blickte er Sesshoumaru an, als er hervorbrachte:

„Ich habe Tako veranlasst, das Gift in den Becher zu tun, ich habe sie alle dazu gebracht, Verrat zu begehen. Es ist allein meine Schuld und ich möchte auch allein dafür bestraft werden. Verschont meine Freunde.“ Noch nie war es ihm so schwer gefallen, etwas zu sagen.

Sora nickte ein wenig: „Das spricht für dich, als Einziges, bislang. Aber wir werden jeden einzelnen Fall prüfen, ehe wir zu einem Urteil kommen. Du wolltest mich töten?“

Er sah zu ihr: „Nein, nicht richtig….“

„Wie dann?“

„Das Gift wirkt nur langsam. Ich...ich wollte nur, dass du krank wirst und einen Heiler brauchst. Und ich wollte dich dann retten.“ Wie dumm das nun selbst in seinen Ohren klang: „Ich war sicher, dass du mich dann mögen würdest, als deinen Retter heiraten…“

„Du hast tatsächlich angenommen, ich würde dich dann aus Dankbarkeit heiraten, zum König machen?“ Sora war erstaunt: „Ich bin doch schon verheiratet.“

„Aber“, sagte Kaminari: „Du hast, als du bemerkt hast, dass es Hayao traf, nichts unternommen, um den Obersten Schamanen zu retten?“

„Davon habe ich später erfahren. Ich war da ja...bei meiner Mutter.“

„Und dem nächsten Mordversuch.“

„Das...“ Sharaku blickte zu Boden. Er hatte nichts mehr zu verlieren, das war ihm klar. Und vielleicht würde Offenheit wenigstens seine Freunde retten. „Sie hatte mir nie gesagt, wer mein Vater war, alles über den siebten Clan verheimlicht. Sie hatte mich dem Spott meiner Kameraden ausgesetzt. Es ist so verdammt schwer, immer als der Vaterlose dazustehen. Ich…ich nahm dann an, dass es ein Geheimnis um meine Geburt geben würde. Ich suchte in den Schriften in der Bibliothek, ob ich einen Hinweis darauf finden würde, dass meine Mutter….dass mein Vater…ich dachte, dass ich vielleicht der Halbbruder der Königin sei.“

„Wie kamst du denn auf diese Idee?“ erkundigte sich Ginga verblüfft.

„Weil sie ja immer schwieg. Aber ich stellte dann fest, dass sie ja nie am Hof des Königs gewesen war. In allen Listen tauchte sie nie auf. Nur fand ich dann etwas, dass es einmal sieben Clanführer gegeben hatte. Und als ich suchte, fand ich im Großen Geschichtsbuch, dass der siebente Clan von Youkai überwältigt wurde und sein Anführer vom damaligen Inu no Taishou besiegt wurde. Jetzt hat mir Inu…ich meine Prinz Inuyasha gesagt, dass er damals nur gebannt wurde, er ihn erst vor Kurzem getötet hat. Aber das wusste ich nicht. Ich wusste nur, dass mir meine Mutter nie von meinem Vater erzählt hat, und ich vermutete, dass das mit dem Untergang des siebenten Clans zusammenhing.“ Seine Stimme zitterte: „Ich habe sie so oft gefragt, so oft…Aber sie schwieg immer. Darum…darum machte ich sie süchtig. Ich wusste, dass Doko sie zwingen würde, mir alles zu sagen. Das tat sie auch. Und ich war da so wütend auf sie…Mein Vater war ein Clanführer gewesen, sie hatte mich um diese Stellung betrogen, ja, alle Drachen des siebenten Clans betrogen.“

„Das stimmt nicht, “ warf Chikara ruhig ein.

„Ich weiß es jetzt, ja.“ Das maskenhafte kleine Gesicht auf seiner Stirn presste die Augen zusammen - ein Mensch hätte wohl geweint. „Aber das wusste ich doch nicht. Und dann kam ich zurück und hörte, dass die Amulettprüfung stattfinden würde. Ich...ich dankte dem Urältesten, denn ich glaubte, dass er mir einen Weg zeigen wollte, König zu werden, oder zumindest den Clan wieder auferstehen zu lassen. Ich...ich dachte doch, dass kein Youkai eine Drachenprüfung überleben würde. So rief ich meine Freunde zusammen. Ich wollte, wenn….“

Er sah zu Sesshoumaru, senkte dann den Kopf. „Nun, wenn es keinen Youkai mehr gäbe, der über die Drachen bestimmen könnten, würde ich den siebenten Clan neu erstehen lassen. Ich….“

Nein, dachte er. Er durfte jetzt nicht aufhören. Er musste es diesen, seinen Richtern erzählen. Das war die einzige Chance, Shakunetsu und seinen Freunden das Leben zu retten: „Ich nahm an, dann gegen euch Clanführer siegen zu können.“

Je nach Temperament schienen diese amüsiert bis fast zornig. Sora bemerkte das und hob die Hand: „Du überraschst uns, Sharaku. Ist dir etwa entgangen, wie mächtig diese Männer in ihrem Youki sind?“

„Ich wusste nicht, dass Drachen oder Youkai ihre Energien verbergen können.“

„Was für ein Kind!“ stellte Uchu fest.

„Ich bin kein Kind mehr!“ fauchte Sharaku unwillkürlich.

„In der Tat“, meinte Ginga eisig: „Du bist kein Kind mehr: Mordversuch an der eigenen Mutter, Mordversuch am Obersten Schamanen, Attentat auf die geborene Königin, Entführung des Prinzen, Verletzung eines Schamanen. Manch einer starb für weniger.“

Der junge Drache würgte ein wenig in der jäh aufflammenden Todesangst. Er versuchte, zu Shakunetsu zu blicken, scheiterte jedoch: „Ich weiß, dass ich Fehler gemacht habe, schreckliche Fehler. Ich wusste doch nicht….so vieles nicht…“

„Du bist kein Kind mehr, das sehen wir.“ Chikara nickte: „Du versuchst, deine Freunde zu retten. Direkt eine noble Geste, die unerwartet kommt, bei dir.“

„Noble Geste? Ha. Er weiß, dass er nichts zu verlieren hat, da kann man zur Abwechslung auch mal ehrlich sein.“ Akumu musterte den Jungdrachen verächtlich: „Vielleicht zum ersten Mal im Leben.“

„Bitte, ehrenwerte Clanführer.“ Die Königin erhob sich: „Sharaku, hast du noch irgendetwas zu sagen?“

Er wusste, er würde wieder geknebelt werden, vielleicht nie wieder ein Wort in seinem Leben reden können: „Shakunetsu…Boshi, Tako, Korosu…es tut mir leid. – Sesshoumaru-sama…..“

Diese Anrede überraschte alle. Der Herr der westlichen Gebiete blickte auf den jungen Drachen.

„Ich wollte die Drachen nicht in einen Krieg bringen, ehrlich nicht.“

„Ich weiß.“

Und jedem der Anwesenden wurde klar, dass er es immer gewusst hatte.

„Dann werden wir uns jetzt über die Urteile beraten“, sagte Mori: „Wenn ich bitten dürfte….“
 

******************************
 

Im nächsten Kapitel endet der Prozeß mit fünf Urteilen. Und Sesshoumaru erlaubt sich eine Meditationspause mit unerwartetem Ende.
 

Wen es noch interessiert: die Fortsetzung zu Verworrene Pfade ist online: Im Auftrag des Inu no Taishou.
 

bye
 

hotep

Das Urteil

Ich hoffe, das Urteil der Drachen und ihres "Schützers" ist in eurem Sinn...
 

19. Das Urteil
 

Sesshoumaru, Sora und die Clanführer gingen ein Stück über die windige Hochebene, weit genug, um von niemandem mehr belauscht zu werden und blieben in einem Kreis stehen.

Mori drehte sich zu seiner Königin: „Ich denke, wir haben alle genug gehört.“

„Ja, sie haben Hochverrat begangen und müssen darum sterben.“ Akumu verschränkte die Arme.

„Nicht alle“, sagte Kaminari: „Der liebe Chikara wies zuvor darauf hin, dass diese fünf ein gesamter Jahrgang unserer Jugend sind. Und zumindest bei Boshi sehe ich keinen Grund, ihn für so gefährlich einzustufen, dass man ihn töten muss. Oder, mein lieber Mori? Du kennst ihn am besten.“

Der Heerführer blickte in die Runde: „Ja. Ich nehme an, dass er in seinem Wunsch, der beste Krieger aller Drachen zu werden, Hauptmann zu werden, einfach über sein Ziel hinausgeschossen ist. Er müsste schärfer an die Hand genommen werden, noch genauer ausgebildet werden.“

„Alle Jungdrachen.“

Die unerwartete Bemerkung ließ die Clanführer zu Sesshoumaru sehen.

Chikara nickte sofort: „Ja, Schützer der Drachen. Das meinte ich zuvor. Keiner von diesen Jugendlichen hatte Ahnung, was in den letzten Jahren, was überhaupt in der Geschichte abgelaufen war, was die Hintergründe unserer Taten sind.“

„Na und? Geschichte haben immer jeweils nur die Drachen gelernt, die sich dafür interessiert haben, “ meinte Ginga. „Nicht, dass ich Euren Wunsch missachten will, Schützer der Drachen, “ ergänzte er eilig: „Aber ich sehe keinen Sinn darin, etwas zu ändern, das sich bewährt hat.“

„Die Zeiten haben sich aber geändert“, antwortete Uchu: „Es sind in den letzten Jahrhunderten viele Dinge geschehen, die es nie zuvor gab. Und wir haben alle nun gesehen, wohin Unerfahrenheit und Unwissen führen können. Wir sollten allen Lehrern dies mitteilen.“

„Einverstanden“, sagte Kaminari: „Und was meintest du, mein lieber Mori, zuvor zu Boshi?“

„Ich nehme nicht an, dass er noch einmal in eine solche Lage kommen wird. Ich kannte ihn stets als ehrlichen Jungen. Übrigens auch Korosu.“

„Suisei!“ Sora blickte zu Mori: „Auf Befehl von Sesshoumaru-sama soll Suisei eine Leibwache für mich aufbauen. Da könnte ihm Boshi zur Hand gehen. Suisei ist Krieger, aber auch Schamane und schon aus diesem Grund Boshi überlegen. So hat er stets ein Vorbild vor Augen. Und Suisei kann ihn gewiss erziehen.“ Er hatte doch erwähnt, dass er einen jüngeren Bruder hatte.

„Verzeih, meine Königin“, meinte Akumu: „Aber einen Verräter in deine Leibwache? Gewöhnlich bringt man solche Leute um und belohnt sie nicht.“

„Suisei ist ein fähiger Mann“, bedeutete Kaminari, aus dessen Clan er stammte: „Und er hat einen jüngeren Bruder. Ich denke, dass er wirklich der richtige Betreuer für ihn wäre. Und Boshis Ehrgeiz in die richtigen Bahnen lenken kann.“

„Soll Boshi also am Leben bleiben.“ Ginga sah in die Runde: „Na schön. Noch eine Entschuldigung für einen?“

Mori nickte: „Korosu. Bis auf seinen blinden Rachewunsch hat er nichts weiter angestellt. Und ich denke, diese Verhandlung, die Informationen über die Schlacht, aber auch die Niederlage gegen den Fürsten Akamaru könnten ihn geheilt haben. Allerdings würde ich in diesem Fall vorschlagen, dass er seine Ausbildung als Krieger beendet. Unter meiner direkten Aufsicht.“

„Damit bist du bedingungslos für ihn verantwortlich, mein lieber Mori“, äußerte Uchu langsam: „Ebenso, wie es Suisei für Boshi wäre.“

Der Hauptmann verschränkte die Finger ineinander und ließ sie ein wenig knacken: „Du kannst versichert sein, mein lieber Uchu, dass Korosu in den nächsten Jahren nicht mehr dazu kommen wird, Dummheiten auch nur zu denken. Er wird zu froh um seine Ruhepausen sein.“

„Außerdem hat diese Konstruktion den Vorteil, dass Boshi und Korosu nicht mehr zusammen üben und lernen“, erklärte Chikara. „Doch, diese Lösung gefällt mir. Immerhin zwei am Leben.“

„Das Mädchen?“ fragte Ushu: „Mädchen sind bei unserem Volk noch seltener als Jungen. Ich muss gestehen, dass ich Shakunetsu auch gern am Leben lassen würde. Aber sie lernt Heilerin und hat dennoch keine Ehrfurcht vor Leben bewiesen. Überdies ist sie so fanatisch in Bezug auf Sharaku, dass sie auf die Idee kommen könnte, ihn rächen zu wollen.“

„Das ist wahr.“ Sora dachte nach. Liebe war eine schwierige Sache: „Ehrfurcht vor dem Leben, ja. Es gibt nur eine Drachin, die ihr das beibringen kann.“

Chikara sah sie an: „Du meinst, Ai, die Hebamme, meine Königin?“

„Ja. Sie lebt gewöhnlich auf der kleineren Insel von Le-chan-po, wird aber immer zu Geburten gerufen. Sie ist eine alte, erfahrene Frau. Und, soweit ich weiß, hat sie kein Lehrmädchen.“

„Sollen sie etwa alle ohne Strafe bleiben?“ fragte Akumu: „Ihr versorgt sie mit einer neuen Ausbildung, lasst sie am Leben…“

„Sie sollen lernen, ja. Und ich bin sicher, Shakunetsu wird die Trennung von Sharaku als härtere Strafe empfinden, als gemeinsam mit ihm hingerichtet zu werden.“ Sora warf einen raschen Blick zu ihrem Ehemann, aber Sesshoumaru stand nur ruhig dabei und hörte zu. Sie war ein wenig erleichtert, dass er das die Drachen unter sich ausmachen ließ.

Ginga trat einen Schritt zurück: „Dann bin ich jetzt ja mal neugierig, wer welche Entschuldigung für diesen Narren Tako findet. War ja auch nett von ihm, das Gift in den Becher zu tun…“

Mori zuckte ein wenig die Schultern: „Hoshi, der Oberste Heiler, erzählte mir mal, er habe Tako vorgeschlagen, eine richtige Ausbildung zu machen. Aber dieser fand weder am Kriegshandwerk noch der Heilkunst oder Wissenschaften Gefallen.“

„Er hat nicht nachgedacht, nicht einmal bei seinen Aussagen vor uns.“ Ushu sah in die Runde: „Vielleicht liegen seine Fähigkeiten auf anderem, rein handwerklichen Gebiet. Und sich einmal mit harter Arbeit konfrontiert zu sehen, kann ihm nur gut tun. Ich würde vorschlagen, wir behandeln ihn wie die anderen. Seine Ausbildung sollte jedoch schwer körperlich sein.“

„Schmied?“ fragte Kaminari zurück: „Das wäre das härteste, das mir einfällt. Und wenn er diese Ausbildung nicht durchsteht, verfällt seine Bewährung und er wird als Verräter behandelt. Das sollten wir allen unmissverständlich klarmachen.“

„Natürlich. Das sollten wir.“ Ginga seufzte ein wenig: „Ich bin nach wie vor eigentlich dafür, schon aus Gründen der Abschreckung sie alle zu töten. Aber zumindest für Sharaku gibt es keinerlei Entschuldigung.“

„Nein. Und selbst, wenn man ihn nur in die Verbannung schicken würde…“ Mori zuckte die Schultern: „Er ist ausgebildeter Heiler, ihn noch zu erziehen, ist fast sinnlos.“

„Immerhin hat er versucht, sich schützend vor seine Freunde zu stellen“, meinte Chikara: „Das zeigt für mich, dass er etwas gelernt hat.“

„Verbannung?“ Sesshoumaru sah ein wenig fragend zu Sora.

Die Königin nickte, sich nur zu bewusst, dass er die Gesetze der Drachen nicht kannte: „Wenn sich jemand als unnütz für das Drachenvolk erwiesen hat, sandten wir ihn gewöhnlich für einige Zeit entweder zu unseren Verwandten in den Süden oder woanders hin, damit er schätzen lernte, was wir ihm bieten. Dies ist natürlich nun nicht mehr möglich. Die Süddrachen leben ja dort drüben, gleich über dem Meer, ebenfalls auf einer Insel von Le-chan-po.“

„In der Tat.“

Das klang so, dass ihn alle Clanführer ein wenig neugierig ansahen. Ginga fasste die Meinung zusammen: „Ihr haltet Verbannung für eine Lösung, Herr der Drachen? Er wollte morden. Und er selbst sagte, er sei kein Kind mehr. Also trägt er auch die Last der Strafe wie ein Erwachsener.“

„Sharaku hat sich vor seine Freunde stellen wollen, Schützer der Drachen“, erklärte Akumu: „Das ist tatsächlich kaum etwas, das ein Kind in dieser Lage fertig bringen würde. Ich bin dafür, ihn hinzurichten.“

Sora bemerkte ein wenig beunruhigt, dass sich die Clanführer in diesem Punkt einig waren. Hoffentlich wollten sie jetzt keine Machtprobe mit dem neuen Herrn der Drachen, hoffentlich wusste Sesshoumaru, wie er sie überzeugen konnte.

Der Hundefürst dachte in diesem Moment an das Versprechen, das er dem Urältesten gegeben hatte, alle Drachen zu beschützen, jeden einzelnen. „Ihr sagt, er sei kein Kind mehr, ehrenwerte Clanführer, und ich stimme euch zu. Aber als er die Taten beging, war er noch ein Kind. – Wartet auf mich.“ Er drehte sich um und war fast unverzüglich den Blicken der verwunderten Drachen in einem Dimensionsportal entzogen.
 

Den fünf Angeklagten kam das Warten, das Knien auf dem felsigen Boden, wie eine Ewigkeit vor. Die ungewohnte Haltung schmerzte, aber ärger als alles war die schiere Angst, die jeden der Jugendlichen erfasst hatte. Ihnen allen war klar, dass man sie verurteilen würde. Sie hätten gern miteinander gesprochen, sich wenigstens angesehen, aber das war unmöglich. Jeder musste selbst mit den kalten, dunklen Schatten der Todesangst fertig werden, die sich durch ihre Adern schlichen.

Sie konnten auch nicht erkennen, was bei den Richtern geschah, aber sie bekamen alle mit, dass Boten angefordert wurden, sich in die Luft erhoben und davon eilten.
 

Lange Zeit, eine halbe Ewigkeit, geschah nichts, ehe die Boten einer nach dem anderen zurückkehrten. Was war nur geschehen – oder viel schlimmer, was sollte mit ihnen selbst geschehen?
 

Die fünf Jugendlichen hätten am liebsten aufgeschrieen, als sie eine schwarz gekleidete Gestalt erkannten, vor der sie bislang nur Geschichten gehört hatten. Ein Drache kam heran, der vollkommen in schwarz gekleidet war, die Hände in Handschuhen, eine Maske über dem Gesicht, dass er nicht erkannt werden konnte. Der Henker. Aber das Schrecklichste war wohl die riesige Axt, die er bei sich trug.
 

Sharaku konnte nicht anders, als diese Waffe anzustarren. Das also war es gewesen? Nur für ihn oder auch für seine Freunde? Hoffentlich hatten sich die Richter nur für ihn entschieden. Hoffentlich…..
 

Korosu konnte ebenfalls den Blick nicht davon wenden. So also sollte er enden? Nicht im Kampf für die Drachen, wie er sich das immer vorgestellt hatte, heldenhaft und mit einem ehrenden Angedenken?

Doch, beschloss er dann. Genau so würde er es tun. Er hatte Mori, hatte seinen Hauptmann, seinen Ausbilder, schon bitter enttäuscht. Wenigstens sollten der und die anderen, auch die Youkai sehen, dass er tapfer sein konnte.

Er entsann sich der grünen Augen, die ihn nach dem Duell, als er zum ersten Mal in seinem Leben diese entsetzliche Furcht verspürt hatte, fast mitleidig angesehen hatten, der Stimme des Youkaifürsten, die so sanft gesagt hatte: lass einfach dein Schwert los, Junge. So bemühte er sich, den Kloß in seinem Hals hinunterzuschlucken.
 

Boshi hatte ähnliche Gedanken. Mori hatte so enttäuscht geklungen, so unzufrieden mit ihm. Und das war der Drache, den er immerhin einem Ausmaß bewundert hatte, dass er selbst so sein wollte wie er. Er würde sich zusammenreißen müssen, wenigstens zeigen, dass er wusste, was er getan hatte und seine Strafe dafür auf sich nahm.
 

Shakunetsu schloss die Augen, um weder den Henker noch die Axt sehen zu müssen. Sie hätte gern geschrieen, aber da war unmöglich. Zum einen, weil sie noch immer geknebelt war, zum anderen, weil sie Sharaku nicht enttäuschen wollte, Er hatte doch versucht, sie zu beschützen…

Und vielleicht galt es nur ihm…

Aber auch das wäre grässlich. Nein, lieber zusammen mit ihm sterben, als allein zurückzubleiben.
 

Tako starrte die Axt an. Nein, war alles, was durch seine Panik drang: das konnte einfach nicht wahr sein. Bestimmt betraf das nur Sharaku. Nein, er konnte, er würde damit sicher nicht gemeint sein, er war doch ein harmloses Kind….
 

Etwas wie ein Rauschen ging durch die Krieger hinter den Gefangenen, als die Richter mit undurchdringlichen Gesichtern zurückkehrten, Sesshoumaru und Sora zuerst, die Clanführer dahinter paarweise. Als diese sich vor ihren jeweiligen Plätzen aufstellten, erkannten sie die Todesangst der jungen Drachen und fanden ihre Einschätzung bestätigt.
 

Uchu blieb als Sprecher der Clanführer stehen, da er der Älteste war, während die anderen Platz nahmen. „Das Urteil über euch fünf junge Drachen steht nun fest. Ihr habt alle Fünf Schandtaten begangen, die das gesamte Drachenvolk in den Untergang hätten treiben können. Dies ist Hochverrat. Nach den uralten Gesetzen unseres Volkes hat damit jeder einzelne den Tod verdient.“
 

Nicht nur er bemerkte das Entsetzen der Jugendlichen, deren Panik.
 

Ruhig fuhr er fort: „Euer Urteil lautet daher auf Tod durch die Axt des Henkers. – Allerdings waren wir uns bewusst, dass zumindest vier von euch nur Beihilfe geleistet haben. So wird für euch vier, Boshi, Korosu, Shakunetsu und Tako die Todesstrafe zur Bewährung ausgesetzt. Erfüllt ihr die Auflagen, bleibt ihr am Leben. Unternehmt ihr dagegen auch nur etwas in Richtung Hochverrat, vielleicht auch nur aus Versehen, seid ihr unverzüglich dem Tode verfallen. “
 

Alle fünf schlossen in diesem Moment die Augen, dankten, jeder auf seine Art, dem Urältesten, ehe sie ein wenig neugierig wieder zu Ushu blickten, der ihnen die Pause gelassen hatte.
 

„Boshi, du wirst Suisei zugeteilt. Du kennst ihn als Krieger und ausgebildeten Schamanen. Er wird deine weitere Bildung übernehmen. Du hast ihm bedingungslos zu gehorchen, denn er hat sich bereit erklärt, die Verantwortung für dich zu übernehmen. Dies gilt ebenso für dich, Korosu. Du wirst deine weitere Erziehung von Hauptmann und Clanführer Mori erhalten. Shakunetsu, du bist noch nicht fertig, mit deiner Ausbildung zur Heilerin. Du wirst sie nicht hier an der Schule fortsetzen, sondern bei Ai, der einzigen Hebamme, die wir Drachen haben. Auch Ai hat sich freundlicherweise bereit erklärt, dich zu belehren. Tako, deine Ausbildung soll Kamuy übernehmen, ein menschlicher Schmied hier im Norden von Duenkor. Bedenkt alle vier: ihr wandelt ab nun im Schatten dieser Axt. Erfüllt ihr eure Ausbildung nicht, enttäuscht das Volk ein zweites Mal, wird es keine Gnade mehr geben.“
 

Eine Schmiedeausbildung? Tako war entsetzt. Wie waren sie denn auf diesen ungerechten Gedanken verfallen? Die anderen beiden konnten nach wie vor Krieger sein, wie sie es schon gelernt hatten, Shakunetsu sollte Drachenbabies hüten…und er selbst schwer schuften? Sein Blick fiel auf den Henker. Nein, das war auch keinen Alternative. Vielleicht könnte er mit diesem Kamuy reden, ihn überzeugen, dass er zu schwach wäre, keinerlei Interesse an dieser Arbeit hätte, damit der diese dämliche Ausbildung nur zum Schein machte? Doch, er wusste, er konnte gut mit Worten umgehen. Das würde sicher klappen.
 

Boshi atmete so tief durch, wie es der Knebel ermöglichte. Danke, Hauptmann, dachte er. Mori hatte sicher für ihn und für Korosu gesprochen. Und Suisei kannte er. Natürlich, der einzige Drache der Krieger und Schamane zugleich war. Selbstverständlich würde er viel von ihm lernen können. Und Suisei war ihm als ehrenhaft erschienen. Er war erleichtert, eine zweite Chance zu bekommen.
 

Dies war auch Korosu. Mori würde ihn hart rannehmen, da machte er sich keine Illusionen, dazu kannte er seinen Ausbilder zu gut. Aber immerhin hatte der anscheinend zu seinen Gunsten gesprochen, wollte sogar selbst die Verantwortung für ihn übernehmen. Er würde ihm beweisen, dass er das nicht umsonst getan hatte. Nie wieder wollte er ihn enttäuschen.
 

Shakunetsu war zerrissen. Zum einen war sie froh, dass sie nur lernen sollte, wie man Drachenbabies zur Welt half, zum anderen fürchtete sie um Sharaku. Er war eindeutig ausgenommen worden. Was würde mit ihm geschehen? Er hatte ja alle Schuld auf sich genommen, um sie und seine Freunde zu schützen.
 

Dieser sah von Ushu zu dem Henker. Irgendwie war er erleichtert, seine Freunde am Leben zu wissen. Das wäre noch schlimmer gewesen, Schuld an deren Tod zu sein.

„Sharaku.“

Er blickte eilig wieder zu dem Sprecher der Richter.

„Du hast zwei Mordversuche begangen, den Prinzen entführt, wolltest gegen den Schützer der Drachen kämpfen, die Königin heiraten. Das ist mehrfacher Hochverrat. Und ebenso mehrfache Todesstrafe, die natürlich auf ein sehr langes, qualvolles Sterben hinausläuft. – Der Herr der Drachen hat entschieden.“

Sharaku begriff nicht ganz, was das jetzt heißen sollte. Seine Erleichterung war einer fürchterlichen Angst um sich selbst gewichen. Aber da sich Ushu setzte und Sesshoumaru erhob, blickte er unwillkürlich zu diesem. Hatte der Hundeyoukai nun seine Todesart bestimmt?
 

Der Herr der westlichen Gebiete ließ sich durch nichts anmerken, dass er nicht gewohnt war, derartige Reden zu halten. „Als ich am Ende der Prüfung des Heiligen Amuletts dem Urältesten gegenüberstand….“ Ein Raunen glitt durch die Zuhörer: „...habe ich ihm versprochen, das Volk der Drachen zu beschützen. Alle Drachen. Und wie selten sind bei diesem Volk Kinder. Du, Sharaku, hast gesagt, du bist kein Kind mehr, und wir glauben dir. Aber als du diese Taten begingst, warst du in deiner Seele noch ein Kind. Und keinen Tod für ein Drachenkind. – Ich war soeben im uralten Heiligtum Izanagi-samas auf der Wilden Insel dort drüben. Meine Bitte wurde erhört. So lautet dein Urteil nun auf Verbannung. Du wirst fünfhundert Jahre jenseits der schützenden Bannkreise leben, allein unter Menschen. Als Mensch unter Menschen.“

Sharaku zauderte: Verbannung war natürlich besser als ein elendiges Sterben, aber was redete der da von Mensch? Er war trotz allem ein Drache. Im nächsten Augenblick fühlte er sich von goldenen Strahlen umhüllt. Wäre er nicht gefesselt gewesen, hätte er aufgeschrieen .Das fühlte sich an, als ob sein Youki aus seinem Körper gesogen würde…da begriff er. Izanagi-sama höchst selbst verwandelte ihn, half mit, seine Strafe zu vollstrecken. Mit wem hatte er sich da nur angelegt?
 

Der Herr der westlichen Länder nahm wieder Platz, während Ushu sich erhob: „Bindet Sharaku nun los. – Du hast fünfhundert Jahre vor dir, in denen du keinen Drachen, keinen Youkai sehen wirst, nur Menschen. Und du bist einer der ihren. Alles was du noch besitzt, sind dein längeres Leben und dein erworbenes Wissen als Heiler. Beachte dies in deinem Verhalten und lerne.“

Der junge Drache fiel auf die Knie, als seine Bande gelöst wurden, sein Knebel. Er fühlte sich entsetzlich schwach. Auch seine Sinneseindrücke waren nicht mehr so scharf wie gewöhnlich. So also sollte er nun existieren? Außerdem fiel ihm etwas ein: „Menschen….Menschen bekriegen sich doch auch…. Was, wenn sie mich töten wollen?“

„Die Massaker jenseits der Bannkreise interessieren uns nicht“, sagte Akumu zynisch: „Du musst eben dich anpassen.“

Sharaku nickte nur noch. Natürlich. Warum sollte es sie interessieren. Er war kein Mitglied ihres Volkes mehr. Alles, was ihm noch blieb, war die Hoffnung, in fünfhundert Jahren wieder zurückkehren zu dürfen, wieder ein Drache sein zu dürfen.

„Schafft ihn weg.“ Auf Ushus Befehl zerrten ihn zwei Krieger hoch.

„Wartet einen Augenblick.“ Sora hatte sich erhoben: „Shakunetsu, ich kann mir vorstellen, wie du empfindest. Du darfst dich von ihm noch verabschieden.“

Das Drachenmädchen wurde losgebunden und eilte zu ihrem Freund, so rasch sie es nach der langen Fesselung vermochte: „Sharaku…oh Sharaku….fünfhundert Jahre…“ Sie legte die Arme um ihn, ohne die Krieger, die ihn hielten, zu beachten.

„Nicht so fest, meine Liebe, “ sagte er eilig: „Mein Körper ist nicht der beste mehr… Pass gut auf dich auf, ja?“

„Du auch, oh, das ist so lange…“

„Kürzer als der Tod. Sag den anderen, ich freue mich, dass sie es besser getroffen haben, als ich. Und sie sollen mir nicht böse sein.“

Sie wurden auseinander gezerrt, als sich die beiden Drachen verwandelten, mit Sharaku zwischen sich abflogen

„Ich warte auf dich, ich werde immer auf dich warten“, schrie Shakunetsu tränenüberströmt, als auch sie erneut von Kriegern gefasst wurde. Hastig drehte sie den Kopf, um ihren Freunden, die ebenfalls befreit wurden, zuzurufen: „Sharaku meint, wir sollen ihm nicht böse sein. Er freut sich, dass wir es besser getroffen haben, als er…“ Denn sie war sicher, dass man verhindern würde, dass sie sich nach Antritt ihrer Strafen noch einmal sehen würden.

Dies entsprach den Tatsachen.
 

„Hoffentlich wird er lernen, werden sie alle viel lernen“, sagte Sora, als der Herr der westlichen Gebiete sie in ihrem Schloss absetzte: „Es ist ihre einzige Chance. Aber ich denke, auch Sharaku hat im Laufe dieses Prozesses viel erkannt. Er wirkte am Ende sehr….vernünftig.“

„Darum hatte auch er die Chance verdient.“ Sesshoumaru dachte an seine eigene Vergangenheit, in der auch er sehr viel anders gemacht hatte, als er heute entschied. Ihm hatte dies Jahre der Einsamkeit gebracht, in denen er versuchte, seinen Halbbruder zu töten, seine Braut und deren Bruder verachtete. So lange hatte es gedauert, bis sie zueinander gefunden hatten, so viele Abenteuer, so viele verlorene Jahre. Nicht zuletzt darum hatte ihm der Gedanke an Verbannung besser als der Tod gefallen. „Auf Wiedersehen, Sora.“

„Ich danke Euch für alles, was Ihr den Drachen getan habt, Sesshoumaru-sama.“ Die Königin verneigte sich und fand sich gleich darauf allein.
 

Zurück in seinem Schloss befahl der Hausherr, das Bad für ihn anzuheizen. Er wollte nachdenken, und das konnte er am besten allein, im heißen Wasser. Als er sich dort ausstreckte, die Augen schloss, überlegte er seine Entscheidungen noch einmal. Aber es war für die Drachen, gerade auch für die Jugendlichen wirklich das Beste gewesen. Sie waren dumm, unerfahren, aber keine heimtückischen Mörder. Noch nicht. Aber das sollten sie solcherart auch nicht werden. Irgendwie hatte er daran denken müssen, wie er entscheiden würde, würde es sich um seine eigenen Kinder handeln. So hatte er sein Versprechen dem Urältesten gegenüber auch gehalten. Wie erstaunt, ja, beeindruckt die Drachen gewesen waren, als er berichtet hatte, dass er mit ihm selbst geredet hatte…

Nun, so würde er künftig wohl auf wenig Widerstand stoßen.

Der Urälteste, ja. Hatte er gewusst, was die Jungdachen da während der Amulettprüfung angestellt hatten? Immerhin hatte er etwas von den Prüfungen gesagt, die auf den König der Drachen in der Welt draußen warten würden….
 

Er wandte etwas ärgerlich den Kopf, als ein Wortwechsel zu hören war. Wie stets waren Wachen vor der Tür. Er wollte nicht gestört werden, wenn er badete. Zu seiner gewissen Überraschung wurde die Tür geöffnet. Was war denn nun schon wieder passiert, dass jemand lebensmüde genug war, ihn zu stören?

Als er den Eindringling erkannte, entspannte er sich. Natürlich war kein Wächter so dumm, zu versuchen, Shiro aufzuhalten. Sie hatten sicher angenommen, dass er sie herbefohlen hatte. Sie schloss die Tür hinter sich, als sie sich höflich verneigte:

„Gestattet mein Gebieter, dass ich ihm beim Bad Gesellschaft leiste?“

Er war erstaunt, ohne es zu zeigen. Nie zuvor hatte sie gewagt, zu ihm zu kommen, ohne dass er sie aufgefordert hatte. Aber die Hitze, die in seinem Körper aufstieg, zeigte ihm, dass er das wohl besser getan hätte: „Komm.“

Sie ließ den einfachen, weißen Yukata von den Schultern gleiten. Er betrachtete sie mit gewisser Befriedigung. Sie war noch immer eine Schönheit, seine Schönheit, und sie war am Leben. Es wäre gut, sich dessen bewusst zu werden.

Sie bemerkte, wie in die goldenen Augen ein gewisses Leuchten trat, als sein Blick über ihren Körper streifte, und war froh, ihrem Einfall gefolgt zu sein. So stieg sie behutsam in das Wasser und näherte sich ihm.

„Gibst du meinen Händen Erlaubnis, dich zu berühren, aite?“ Das klang fast schüchtern.

Er konnte sich denken, warum. Nie zuvor hatte sie die Initiative ergriffen, auch, wenn sie sich ihm nie verweigert hatte. Das konnte sehr interessant werden. Und er war neugierig, wie sie sich dann erst für den Kampfplatz bedanken würde. So legte er den Kopf an den Rand zurück und schloss die Augen. „Tu, was immer du willst“, sagte er.

Shiro gehorchte mit einem Lächeln.
 

Für die Krieger vor der Tür wurde es eine sehr lange Wache.
 

********************************
 

Tja...
 

Im nächsten - vorletzten -Kapitel erfahrt ihr, wie die Jungdrachen mit ihren Strafen zurechtgekommen sind.
 

bye
 

hotep

Sharaku

Seit dem Urteil der Drachen ist sehr lange Zeit vergangen, fünfhundert Jahre. Ich hatte mir zuerst überlegt, genauer darauf einzugehen, aber dieses Kapitel wird doch zeigen, wie diese Zeit bei den Jugendlichen gewirkt hat, wenn überhaupt...

Und wer wissen möchte, wie sich Shiro für ihren Kampfplatz bedankte, muss sie schon selbst fragen.
 

20. Sharaku
 

Die Motorradgang hatte es sich unter den Bäumen gemütlich gemacht. Auf jedem Motorrad prangte ein roter Drachen, ebenso wie auf den Jacken. Die „Dragonriders“ waren stolz auf diesen Entwurf ihres Anführers.

„Wo ist eigentlich der Boss hin?“ fragte einer.

„Keine Ahnung. Seit er vor fünf Jahren zu uns kam, zieht er immer zur Sommersonnenwende allein los, ans Meer.“ Der Angesprochene reckte sich: „Aber du kannst ihn ja gern fragen, falls du dich traust. Es scheint ihm jedenfalls sehr wichtig zu sein. Unser damaliger Anführer wollte es ihm verbieten, daraufhin kam es zum Kampf. Und wir hatten einen neuen Boss. – Du hast doch sein Katana gesehen?“

„Ja, klar. Das muss ein sehr altes Stück sein. Sicher ein Familienerbstück.“

„Sicher, ja. Er meinte einmal, das sei für einen Daimyo in der Epoche der Kriegerischen Staaten angefertigt worden, der es als Dank für seine Heilung verschenkte. Na, jedenfalls kann er mit dem Teil verdammt gut umgehen.“

„Und euer ehemaliger Chef ließ sich auf einen Schwertkampf ein?“

„Er kam nicht gerade weit.“

„Vielleicht sollten wir ihm doch folgen. Nicht, dass er in Schwierigkeiten steckt.“

„Er hat gesagt, wir sollen hier auf ihn warten.“

„Schon. Aber diese geheimnisvollen Fahrten…He, was haltet ihr davon, wenn wir ihm folgen? Trifft er sich mit einem Mädchen oder so, ziehen wir uns sofort zurück. Aber irgendwie kommen mir diese jährlichen, geheimnisvollen Fahrten eigenartig vor. Womöglich wird er erpresst…“

„Dann hätte er sicher schon mal etwas gesagt…“

Aber die jungen Männer sahen sich an.
 

Der Anführer der Bande ließ sein Motorrad derweil in atemberaubendem Tempo über die Bergstraße hinab zum Meer rasen. Sein langes Haar flatterte hinter ihm im Fahrtwind.

Sharaku genoss diese Momente. Ein Vorteil dieser Zeit war eindeutig, dass es solche schnellen Gefährte gab, auf denen er sich der Illusion hingeben konnte zu fliegen, wieder den Wind unter den Flügeln zu spüren. Kami-sama, wie er das vermisste, seine wahre Gestalt! Wie seit einigen Jahren würde er auch heute an den Meeresstrand fahren, allein, an die Stelle, wo er vor so langer Zeit ausgesetzt worden war. Irgendwo dort musste sich der Bannkreis befinden, der die Reiche schützte, aber in menschlicher Form war es ihm unmöglich, ihn zu erkennen.

Wie lange war er nun schon hier als Mensch unter Menschen? Die ersten Jahre hatte er fast verzweifelt gezählt, aber dann waren ihm die Tage, Monate wichtiger gewesen, der Kampf am Leben zu bleiben. Er wusste nicht mehr, wann die fünfhundert Jahre der Verbannung um sein würden.
 

Er ließ sein Motorrad stehen, wie alle der Gang auch mit einem roten Drachen verziert. Shakunetsu, hatte er es genannt, ohne jemandem zu verraten, wie sehr sein Herz schmerzte, wenn er an sie dachte. Wartete sie auf ihn? Oder hatte sie jemand anderen gefunden? Fünfhundert Jahre waren auch für einen jungen Drachen eine lange Zeit.

Langsam ging er hinunter zum Strand. Er wusste, dass das Meer hier nicht lag, dass die gesamten westlichen Gebiete sich noch dazwischen befanden, aber für einen Menschen war der Bannkreis nicht zu erkennen.

Shakunetsu….

Er sah sie immer in diesen Sonnenwendnächten vor sich, wie sie ihn zum letzten Mal weinend umarmte und versprach, auf ihn zu warten. Und seine anderen Freunde, hatten sie es alle geschafft, ihre Ausbildungen zu absolvieren, ihre Auflagen zu erfüllen? Die Drachen waren sicher streng darauf bedacht gewesen ihnen keinerlei Fehler zu erlauben.

Drachen….

So lange hatte er kein Mitglied seines Volkes mehr gesehen. In manchen Nächten wäre er froh gewesen auch nur einen Youkai zu treffen. Aber falls es noch welche hier, außerhalb der Bannkreise gab, so hielten sie sich von Menschen fern. Nur einmal wieder einen Drachen sehen, nur einmal wieder fliegen…

Er fiel in die Knie, blickte zum Himmel auf, als ob er dort die Antwort lesen könnte. Oft in seinen Nächten dachte er an seine Mutter. Ob sie überlebt hatte? Inzwischen hatte er so viele Mütter kennen gelernt, so viele, die mit allem Mut, aller Verzweiflung, ja, ihrem Leben versucht hatten, ihre Kinder zu schützen. Und er war sich inzwischen sicher, dass die anderen Recht gehabt hatten. Shodo hatte versucht, ihn zu schützen, ihm genau den Fehler zu ersparen, den er begangen hatte. Nun, nicht nur einen….Und die Schuld am Schicksal seiner Freunde würde ihn immer begleiten.
 

Ein helles Blitzen ließ ihn vor sich sehen. Irrte er sich oder verschwamm das Bild vor ihm? Waren da Schatten? Wurde er ohnmächtig? In den Abenteuern der letzten Jahrhunderte war ihm das das eine oder andere Mal passiert. Es dauerte einen Moment, ehe er begriff, was er da sah.

Der Bannkreis! Er öffnete sich und zwei Gestalten traten heraus.

Langsam erhob sich Sharaku. Er wusste nur zu gut, wer sie waren: Inuyasha vom Hundeclan und der Clanführer Chikara.

„Lange nicht gesehen“, lautete die Begrüßung des Hanyou: „Schön, dass du da bist, so brauchen wir dich nicht suchen.“

„Was...was...ich meine...sind die fünfhundert Jahre um?“ Sharaku wusste, dass er kaum sinnvoll daherredete.

„Sag nur, du hast nicht mitgezählt.“ Inuyasha war verwundert.

„In jedem Fall hat er sich wieder eine Machtgrundlage geschaffen.“ Chikara nickte seitwärts.

Was meinte er? Er hatte doch wahrhaftig für seinen ersten Versuch, Macht bekommen zu wollen, teuer bezahlt. Er und seine damaligen Freunde. Sharaku fuhr herum. Eine eisige Faust umkrampfte seinen Magen, als er dort seine Motorradgang herankommen sah: „Bleibt weg!“ schrie er: „Ich habe euch doch gesagt, dass das meine Sache ist!“

„Boss, wenn dir die Kerle Schwierigkeiten machen….“

„Boss! Sind diese komischen Typen von deiner Arbeit?“

„Nein. Geht jetzt zurück. Sofort!“ Sharaku befürchtete, dass weder Drachen noch Youkai es gern sehen würden, wäre der Bannkreis in den menschlichen Nachrichten. Unglücklicherweise gab es eine sehr sichere, dauerhafte Methode, Menschen zum Schweigen zu bringen. Nur zögernd gehorchten seine Freunde.

„Von deiner Arbeit?“ erkundigte sich Inuyasha interessiert: „Du arbeitest?“

„Ich habe einmal Heiler gelernt…“ Höflich sein, ermahnte sich der ehemalige Drache. Das hier war sicher eine Prüfung. Und wenn er auch nur wieder ein Drache werden wollte, musste er diese bestehen: „Prinz Inuyasha. Im Moment arbeite ich in einer psychiatrischen Klinik.“

„Was ist das?“ fragte Chikara.

„Nun, dort leben Menschen, die….die Luftschlösser bauen, oder die nicht mit der Wirklichkeit zu Rande kommen.“

„Damit kennst du dich ja wohl aus“, konstatierte der Clanführer: „Nun gut. Die fünfhundert Jahre deiner Verbannung sind um.“

Für einen Moment glaubte Sharaku, jetzt doch noch in Ohnmacht zu fallen. War das wahr? Er durfte zurück? Dann erfasste ihn ein eisiger Schrecken. Inuyasha musterte seine Freunde im Hintergrund und zog sein Schwert halb aus der Scheide. Er wusste nur zu gut, was der Hanyou damit anrichten konnte. Es hatte viele Jahre gedauert, bis er die Erinnerung an das Entsetzen, die Schmerzen vergessen konnte, die diese beiden ihm bei ihrem Duell zugefügt hatten. Menschen hatten dagegen sicher keine Chance.

„Nicht, ich bitte Euch, Prinz!“ brachte er hervor: „Sie haben den Bannkreis sicher nicht gesehen. Und selbst wenn, so würde ihnen doch kein Mensch glauben. Bitte, lasst meine Freunde am Leben.“

Chikara warf einen raschen Blick auf Inuyasha: „Eines muss man Sharaku lassen, er ist loyal.“

„Scheint so.“

„Prinz…Inuyasha-sama“ Sharaku wandte etwas den Kopf. Was konnte er vorbringen, um seine Kameraden zu retten? Nicht noch einmal wollte er die Schuld am Schicksal seiner Freunde tragen: „Ich…ich bleibe bei ihnen und passe auf, dass sie nichts über den Bannkreis verlauten lassen, ja? Lasst sie bitte am Leben.“

Chikara musterte ihn ungläubig: „Du willst hier als Mensch bleiben, nur, um Menschen zu retten?“

„Schon gut, Sharaku.“ Inuyasha schob Tessaiga zurück: „Komm einfach mit.“ Er hatte wissen wollen, wie weit der ehemalige Drache gehen würde, um seine Freunde zu schützen.

Erleichtert gehorchte Sharaku und folgte den beiden. Die drei waren fast im gleichen Moment den fassungslosen Blicken der Motorradgang entzogen, die das Gespräch mitgehört, aber nicht verstanden hatte.
 

Sharaku spürte einen leichten Widerstand, dann dehnten sich vor ihm die Berge der westlichen Länder aus. Er war zurück.
 

Im nächsten Augenblick spürte er einen Schmerz, der seinen ganzen Körper erfasste, sah eine Helligkeit, die ihn umhüllte. Er brach in die Knie.

Energie…..Drachenenergie….

Er betrachtete fasziniert seine Hände, die sich zu Klauen geformt hatten. Seine Stirn schmerzte, aber er brauchte nicht hinzufassen, um zu wissen, dass sich dort wieder das zweite Gesicht gebildet hatte. Er war wieder ein Drache…

Ein Drache!

Er sprang auf und lief los, um sich zu verwandeln, in die Luft zu steigen. Er konnte fliegen, hatte wieder Flügel! Sein Vater hatte ja wohl keine besessen, aber er hatte eher die vierbeinige Körperform seiner Mutter geerbt, zwar nichts für Langstreckenflüge, aber überhaupt….

Chikara sah ein wenig kopfschüttelnd zu Inuyasha: „Er scheint es wirklich vermisst zu haben.“

Der Hanyou betrachtete den jungen Drachen, der mehrere Purzelbäume in der Luft schlug: „Es war ja auch eine lange Zeit.“

Sharaku landete und verwandelte sich zurück: „Verzeihung“, sagte er: „Ich…das war nur die Freude. – Wie geht es meinen Freunden? Shakunetsu? Darf ich sie sehen?“

„Tako ist tot.“ Der Clanführer musterte ihn genau.

„Tako? Hat er…hat er die Ausbildung nicht beendet?“ Sharaku erinnerte sich nur zu gut an seinen lebenslustigen Freund.

„Er schaffte die Ausbildung als Schmied nicht, da er zu unkonzentriert war. So sollte er in den Bergwerken arbeiten. Wir wollten ihm noch eine allerletzte Gelegenheit geben. Prinz Yuri war so freundlich, ihn aufzunehmen. Allerdings machte sich Tako dann an Prinzessin Myu heran.“

Sein armer, genusssüchtiger, leichtsinniger Tako! Sharaku konnte sich keine schnellere Selbstmordvariante vorstellen, als sich an ein weibliches Mitglied des Hundeclans heranzumachen. Vermutlich hatte Tako gehofft, auf dem Umweg über die Prinzessin seiner Strafe zu entkommen. „Und...und die anderen?“

„Sie leben. – Jetzt komm, fliegen wir nach Le-chan-po. Ich danke Euch, Prinz Inuyasha.“ Chikara verwandelte sich. Sharaku folgte diesem Beispiel.
 

Es hatte sich nichts verändert, dachte Sharaku. Was auch immer in der Welt der Menschen geschehen war, hier auf Le-chan-po sah alles noch immer so aus, wie er es in Erinnerung behalten hatte. Nun gut, vielleicht sah man nun mehr Youkai auf den Straßen der Dracheninsel, aber das mochte auch eine Täuschung sein. Er war zu Hause….

„Sharaku?“

Diese Frage ließ ihn sich umdrehen. Seine Motorradkleidung fiel hier natürlich auf. Er musterte den jungen, breitschulterigen Mann. „Korosu!“

Der Krieger streckte die Hand aus und der aus dem Exil Zurückgekehrte packte erleichtert das Handgelenk seines Freundes: „Du...du bist nicht böse auf mich?“

„Du hast deine fünfhundert Jahre hinter dir…Nein. Ich bin manchmal sogar froh, dass es so gekommen ist. Ich bin jetzt ein richtiger Krieger.“ Korosu ließ seinen Freund los: „Boshi habe ich ab und an gesehen, aber wir durften nicht miteinander sprechen. Und von Shakunetsu weiß ich nur, dass sie noch lebt. Tako...“

„Tako ist tot.“ Sharaku nickte seitwärts: „Clanführer Chikara sagte es mir schon. Er war bei Prinz Yuri…“

„Der Hauptmann sagte mir, dass er versucht habe, mit Prinzessin Myu anzubändeln.“ Korosu zuckte ein wenig die Schultern: „Ich meine…wir haben uns schon einmal mit dem Hundeclan angelegt. Er hätte es wissen müssen.“

Sharaku sah ihn an: „Und bei dir….Alles in Ordnung? Ich meine, gerade auch mit den Süddrachen?“ Er wollte nicht zu genau werden, immerhin standen mit Chikara und Mori nun zwei Clanführer bei ihnen.
 

Korosu dachte an einen Tag vor vielen Jahren, als er es nicht mehr ausgehalten hatte.

Sein Training war hart, aber damit hatte er gerechnet. Mori trieb ihn stets an den Rand seiner körperlichen Fähigkeiten, aber er war ein zu guter Ausbilder, um ihn je darüber hinaus zu bringen. Was den Jungdrachen dennoch nicht zur Ruhe kommen ließ, waren seine Gedanken. Er hatte nach den Berichten, die er verstreut gefunden hatte, mit seinem Wissen um den Tod von Onkel und Cousin angenommen, dass die Süddrachen in eine Falle gelaufen waren und hinterhältig massakriert worden waren. Die Schuld daran hatte er dem Herrn der südlichen Länder gegeben.

Aber als er gegen Akamaru gekämpft, nun gut, verloren hatte, war es so anders gewesen. Er konnte sich nicht erklären, warum er immer wieder diese schreckliche Todesangst fühlte, als ihm der Hundeyoukai das Schwert an die Kehle gelegt hatte, aber auch immer wieder diese grünen Augen vor sich sah, die das gleiche Mitleid zeigten, wie die Stimme, die ihm riet, einfach seine Waffe loszulassen. Immer und immer wieder hatte er von dieser Situation geträumt.

Und eines Tages hatte er beschlossen, mit dem Hundefürsten zu sprechen. Aber das war ein Youkaifürst, und er ein Drache auf Bewährung. Ob es Mori gut finden würde, wenn er im Süden um Audienz bitten würde? So hatte er den Brief heimlich abgeschickt.

Nur wenige Tage später war sein Ausbilder zu ihm gekommen:

„Wie konntest du es wagen…!“

„Ich…verzeiht, Hauptmann…“

„Hinter meinem Rücken einen Brief an den Fürsten Akamaru zu schreiben. Bist du denn vom Urältesten verlassen? Erst willst du ihn umbringen, dann schreibst du ihm? Und das auch noch ohne mein Wissen? Ich bin für dich verantwortlich, du Narr.“

„Du hast einen Brief bekommen, Hauptmann.“ Korosu straffte sich: „Ich habe ihn um Audienz gebeten. Ich…ich wollte mit ihm reden, ihm erklären….Wenn er sich nun über mich beschwert hat, werde ich meine Strafe auf mich nehmen. Aber ich…ich musste es versuchen.“

„Du hast anscheinend die richtigen Worte gefunden.“ Mori kannte seinen Schützling gut genug: „Komm.“

Korosu folgte ihm erleichtert.

Beim Schloss im Süden verwehrte die Wache jedoch den beiden Drachen das Weitergehen. Bevor sie sich darüber wundern oder ärgern konnten, kam Akamaru:

„Hauptmann, schön, dich wieder zu sehen. Korosu.“ Eine freundliche Begrüßung.

Mori verneigte sich etwas: „Es ist sehr gütig von Euch, Fürst, diesem Jungen Audienz zu geben.“

„Ich muss dich bitten, hier im Garten zu bleiben. Ich möchte nicht, dass meine Fürstin Drachen sieht. Du kannst dir sicher denken, warum.“

Mori war der Anführer der Krieger gewesen, die am Drachenschloss im Norden gedient hatten. Er hatte den Tod der jungen Fürstin gesehen - und deren Wiederbelebung: „Natürlich. Aber...wollt Ihr allein mit Korosu sprechen?“

„Traust du mir gar nichts zu?“

„Ich bitte um Vergebung.“

„Komm, Korosu.“ Der junge Drache gehorchte, ein wenig verwirrt. Akamaru konnte es sich denken: „Während des letzten Krieges unserer Völker wurde meine Fürstin von den Drachen aus dem Norden entführt. Mein Sohn kam im dortigen Schloss zur Welt. Das kostete seiner Mutter das Leben. Der Schützer der Drachen, wie du ihn nennst, war so freundlich, ihr das Leben zurückzugeben. Aber sie hat immer noch vor Wesen eures Volkes Angst.“

Das Leben zurückgegeben? Darüber musste er mit Mori sprechen. „Ich….ich verstehe, Fürst.“

„Du wolltest mit mir reden.“

Es war äußerst unschicklich, einem Ranghöheren einfach sein Herz auszuschütten. Aber Korosu hatte sich schon zu lange Gedanken gemacht, als dass er daran noch gedacht hätte. Und das jetzt, mit der Entführung…: „Warum habt Ihr so viele Drachen aus dem Süden getötet? Und fast keinen im Norden?“ Immerhin hatten doch die Norddrachen seine Fürstin gefangen?

„Das hatte nichts mit euren Völkern zu tun.“ Akamaru dachte kurz nach, ehe er beschloss, absolut ehrlich zu sein. Anscheinend machte sich der Junge wirklich viele Gedanken: „Der König der Drachen, Daiki, wollte einen Krieg vom Zaun brechen, das war uns klar geworden. Mit Drachen im Norden und Süden würde es ein Zweifrontenkrieg geben. Du lernst das Kriegshandwerk. So wird dir klar sein, dass wir diese Falle aufbrechen mussten. Gleich, ob der erste Angriff von Norden oder Süden kommen würde, wir mussten gewinnen, rasch gewinnen, um die anderen abfangen zu können.“

„Und die Süddrachen waren die ersten?“

„Ja. Ohne Kriegserklärung marschierten sie ein. Noch während wir gegen sie kämpften, erhielt ich die Nachricht, dass Daiki meine Fürstin entführt hatte. Ich war…sagen wir, ein wenig wütend...“

„Warum….warum seid Ihr so nett zu mir?“

„Ich habe einen Jungen...“
 

Jetzt, soviel später, dachte Korosu daran, als er Sharaku ehrlich antwortete: „Ich...ich werde nie vergessen, wie viele meines Volkes in dieser Schlacht fielen. Aber mir ist nun auch klar, dass es immer zwei Seiten gibt. Und dass es für das gesamte Drachenvolk schlimmer hätte kommen können.“

„Das ist gut.“

„Komm nun, Sharaku.“ Chikara legte dem die Hand auf die Schulter: „Du solltest dich umziehen, um der Königin in angemessener Kleidung begegnen zu können.“

„Der Königin?“ Aber er nickte seinem Freund zum Abschied zu. Anscheinend durften sie nun wieder miteinander reden, wenn auch unter Aufsicht. Hoffentlich durfte er auch Shakunetsu sehen. Wie es ihr wohl ging? Ob sie einen anderen gefunden hatte?

Als er in sich in einem Zimmer das bodenlange, rote Gewand eines Drachenheilers überzog, atmete er tief durch. Jetzt war er in der Tat zu Hause angekommen.

Die Königin…Ob Sora nun eine Verwendung für ihn finden konnte? Oder was er nun tun sollte?

Er drehte sich um, als die Tür geöffnet wurde. Doch statt des erwarteten Clanführers, kam ein schmaler, hochgewachsener Drache herein, den er schon so lange nicht gesehen hatte.

„Boshi….“

„Du kennst mich ja noch. – Wie geht es dir, Sharaku?“

„Ich bin froh, wieder hier zu sein. Es…es war nicht einfach, da draußen, aber das war es wohl für keinen von uns.“

„Ich hatte Glück. Ich bin in den Leibwachen der Königin Und ich darf Prinz Hakai im Schwertkampf ausbilden.“ Boshi zuckte ein wenig die Schultern: „Natürlich hat Suisei-sama ein Auge auf mich. – Hast du von den anderen gehört?“

„Korosu habe ich gerade getroffen. Tako ist tot.“

„Er besaß zu wenig Verstand zum Leben.“ Das klang hart.

„Boshi!“

„Du weißt, dass es stimmt. Wir haben alle eine zweite Chance bekommen. Und ich, aber ich glaube, auch du und die anderen, haben nicht vergessen, dass wir im Schatten der Axt leben. Und Tako geht hin und will ausgerechnet eine Hundeprinzessin küssen. Soweit mir Suisei-sama sagte, fand das Prinz Yuri nicht sehr...angemessen.“

„Und...wie ist Suisei zu dir?“

„Ich konnte viel lernen. Gerade in Taktik und Strategie. Die Schamanenausbildung erweitert das Wissen doch enorm. Ich habe ihn gefragt, ob nicht alle Krieger das zumindest ein bisschen lernen dürfen. Er wollte mit der Königin sprechen. Und er hat ihr Ohr.“

„Schön. Hast du von…von Shakunetsu gehört?“

„Ja. Aber mir wurde verboten, mit dir darüber zu reden.“

Sharaku starrte ihn an, ehe er meinte: „Ich verstehe. – Schon gut, Boshi. Ich habe dich einmal in Schwierigkeiten gebracht, das wird nicht wieder vorkommen.“

„Jetzt komm. Die Königin erwartet dich.“
 


 

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Da haben einige wohl dazugelernt - und mancher nicht.

Im nächsten und letzten Kapitel erfährt Sharaku sein weiteres Schicksal und zwie Mitglieder des Hundeclans lassen ihrer Spontanität freien Lauf...
 

bye
 

hotep

Frieden

Das letzte Kapitel der fünften Staffel der Hundeyoukai-Saga. Als ich das erste der ersten Staffel vor genau vier Jahren hochlud, dachte ich nicht, dass das so erfolgreich werden würde. Vielen Dank an alle Leser.
 

Sharaku ist wieder zuhause angekommen. Aber so manches blieb noch unausgesprochen...
 

21. Frieden
 

Als Boshi Sharaku in den Thronsaal begleitete, war dieser sichtbar aufgeregt. Er konnte es nicht verhindern. Vor der Tür legte der Drachenkrieger seine Hand daher auf die Schulter seines ehemaligen Freundes:

„Viel Glück.“

„Danke.“ Der Heiler betrat den Saal. Erinnerungen aus längst vergangenen Zeiten ließen ihn sich verneigen, ehe er durch das Spalier der Drachen auf den Thron der Königin zuschritt. Das war doch Suisei? Warum stand der so nahe bei ihr? Und hatte die Hand auf der Lehne? Ach ja, der war ja der Anführer der Leibwachen. Höflich ging er auf die Knie nieder.

„Sharaku, willkommen zu Hause.“ Sora betrachtete ihn: „Es war eine lange Zeit…“

„Ja, meine Königin.“

„Du wirst viel gelernt haben.“

„Ja, meine Königin.“ Er sah zu Boden, spürte er doch die Blicke aller anwesenden Drachen fast körperlich. Sicher wollten sie wissen, ob er sich verändert hatte.

„Was möchtest du fragen?“ Sora konnte sich denken, wie schwer es für ihn sein musste, nach all der Zeit. Und mit all der Last der Vergangenheit.

„Meine Mutter…Shakunetsu….wie geht es ihnen?“

„Sie leben alle beide.“ Ihr entging das Aufatmen nicht: „Aber ich weiß nicht, ob sie dich sehen wollen. Das liegt bei ihnen.“

Sharaku nickte. Natürlich. Seine Mutter…er hatte Shodo vergiftet, um ein Haar umgebracht. Und Shakunetsu: hatte sie doch jemand anderen gefunden? Warum auch nicht. Sie war bestimmt eine sehr schöne Drachin geworden. Warum sollte sie so lange auf einen Verbannten warten, der sicher auch in ihren Augen ihr Leben ruiniert hatte.

„Hoshi, der Oberste Heiler, wird dir sagen, wo du dich niederlassen darfst, dir deine Aufgaben zuweisen. Du darfst gehen. - Oh, und Sharaku: an deiner Stelle würde ich zunächst ein wenig in den Garten gehen.“

Er blickte rasch auf, verneigte sich aber nur höflich, ehe er sich erhob. Die Königin hatte nicht unfreundlich geklungen. Sie hatte wohl einen Grund zu diesem Rat. So sah er draußen zu Boshi: „Hoshi wird mir eine Arbeit zuweisen. Und jetzt soll ich in den Garten.“

„Komm hier lang.“

„Du hast gesagt, du bist der Schwertlehrer des Prinzen? Ach ja, er ist ja auch älter geworden. Weiß er...weiß er von früher?“

„Nein. Suisei-sama und die Königin kamen überein, dass es nicht wünschenswert wäre, diese Entführung zu erwähnen, um nicht meine Autorität zu schmälern. Ich war sehr dankbar darum.“ Boshi blieb stehen: „Dort ist der Garten.“

„Danke.“ Sharaku ging allein weiter. Niemand war zu sehen. Was er hier dann sollte? Er blickte sich um. Unter einem dichten Busch saß jemand, wohl ein sehr alter Drache. Sollte er dorthin? Langsam näherte er sich. Und dann erstarrte er. Seine Mutter! Sie war alt geworden, viel älter, als es ihre Lebensjahre zugelassen hätten.

Reue packte ihn, wenn er daran dachte, dass wohl er allein dafür verantwortlich zu machen war. Er hatte sie beleidigt, vergiftet, und, wenn er an all jene Menschenfrauen dachte, die er in den letzten Jahrhunderten kennen gelernt hatte, wohl auch durch seine Verbannung leiden lassen.

„Haha-ue…..“ Er brachte es kaum heraus. Verehrte Mutter…nie zuvor hatte er sie so genannt.

Shodo wandte unverzüglich den Kopf: „Du bist Sharaku? Du bist ein richtiger Mann geworden…“

„Mama…“

Sie hob die Arme. Mit einem inneren Aufschrei eilte er zu ihr, warf sich neben ihr auf die Knie. Die Jahre flogen zurück.

„Mama...es tut mir so Leid… Mama…..“ Es war nicht mehr als ein Schluchzen.

Shodo legte die Arme um ihn, zog ihn zu sich: „Sch…es ist alles gut, alles wird gut…“ Die Zauberworte aller Mütter.
 

Ein Stück entfernt schüttelte der Oberste Heiler seinen Kopf: „Mütter ändern sich nie.“

„Was wohl gut ist.“ Reiri, der nach dem altersbedingten Rücktritt Hayaos vor über zweihundert Jahren nun der Oberste Schamane war, lächelte: „Und gerade als Heiler solltest du wissen, dass Tränen heilen. Hätte Sharaku das schon vor Jahrhunderten gekonnt, wer weiß, wie es dann ausgegangen wäre.“

Hoshi seufzte ein wenig: „Möglich….“

„Sicher.“

Der Heiler fuhr herum. Die Stimme seines Nachbarn hatte sich plötzlich verändert, klang viel tiefer, ja, vollkommen fremd. Jetzt sah er erstaunt, dass Reiri ins Nichts blickte, als er fortfuhr:

„Sharaku war die letzte Prüfung der Drachen, ehe das Goldene Zeitalter unseres Volkes beginnen konnte. Ebenso wie die Youkai müssen sich auch die Drachen verändern, wenn sich die Zeiten ändern. – Ich war zufrieden mit dem Youkai, der die Amulettprüfung bestand. Aber ich warnte ihn, dass noch weitere Prüfungen kommen würden. Er und die Drachen haben bestanden.“

„Urältester!“ Hoshi wäre fast in die Knie gebrochen.
 

Reiri wandte den Kopf und starrte ihn verwirrt an: „Was hast du gesagt?“

„Ich….schon gut. Ich werde Sharaku holen.“ Wenn der Schamane den kurzen Auftritt des Urältesten nicht mitbekommen hatte, musste er es ihm nicht sagen. So trat er langsam zu dem Mutter-Sohn-Paar.

Shodo sah ihn kommen und schob ihren Sohn behutsam von sich. Sharaku richtete sich eilig auf und neigte den Kopf.

„Lange nicht gesehen…“ sagte der Oberste Heiler bemüht sachlich: „Komm mit. Ich werde dir deine Aufgaben mitteilen.“ Und da der junge Drache zu seiner Mutter blickte: „Du wirst Freizeit haben, in der du tun kannst, was du willst. Nun, keine Dummheiten.“

„Natürlich. Der Schatten der Axt...“ Sharaku drehte sich um: „Auf Wiedersehen, verehrte Mutter.“

„Viel Glück, mein Junge.“

Hoshi winkte der Drachin zu, ehe er sich umwandte und ging. Sharaku folgte ihm. Immerhin sah das so aus, als ob er als Heiler arbeiten sollte. „Darf ich dich um etwas bitten, Meister Hoshi?“

„Und das wäre?“

„Ich habe mein Schwert vergessen, als ich abgeholt wurde. Würdest du Clanführer Chikara oder Prinz Inuyasha bitten, es mir zu holen? Ich bekam es vor vierhundertfünfzig Jahren von einem Daimyo. Ich liebe es sehr.“

„Als Waffe oder als Geschenk?“ kam die prompte Frage.

„Es…es war die erste Operation, die ich an einem Menschen durchführte. Und es rettete ihm das Leben.“ Und ihm selbst, denn er war sicher gewesen, nicht mehr lebend aus dem Schloss zu kommen, würde etwas schief gehen. Aber er hatte sich in diesen Minuten das erste Mal nur als Heiler gesehen, der Schmerzen linderte, Leben rettete.

„Ich verstehe. Ich werde sehen, was ich tun kann. – Nun zu dir. Wie du selbst sagst, bist du der Drachenheiler, der am meisten Erfahrung mit menschlichen Körpern hat. Du erinnerst dich, dass wir die Menschen auf den Inseln von Le-chan-po aber auch in den anderen Ländern unter den Bannkreisen mit betreuen. Du wirst diesen Zweig übernehmen. Dein neues Aufgabengebiet sind die Menschen. Und du wirst im Schloss des Herrn der westlichen Länder leben.“ Wollte ihn Sesshoumaru unter Kontrolle halten, fragte sich Sharaku unwillkürlich, als Hoshi auch schon fortfuhr: „Prinzessin Kagome hat dort ein Haus eingerichtet, wohin alle Menschen kommen können, die operiert werden müssen. Sie studiert Medizin, so sagt man ja bei Menschen, die Heiler werden wollen.“

„Ich verstehe.“

„Gut. Dann wirst du dich dort hinbegeben. - Rede nicht zu lange.“

„Was…?“ Aber da entdeckte auch Sharaku eine junge Drachin in seinem Alter, die am Ende des Gartens stand und ihn musterte. Er erkannte sie erst, als Hoshi schon diskret verschwunden war. „Shakunetsu!“ Sie war schöner, als er sie in Erinnerung gehabt hatte, und sein Herz schmerzte, als sie ihn weiterhin nur ansah. Seine Befürchtungen waren wohl wahr geworden.

Endlich meinte sie: „Ich war mir nicht sicher, ob ich dich wieder sehen möchte, Sharaku. Ich habe dir aber versprochen, ich würde auf dich warten…“ Und so hatte sie es doch irgendwie als Verpflichtung gesehen.

Er nickte etwas: „Ich dachte es mir. Fünfhundert Jahre sind eine sehr lange Zeit. Ich habe nicht angenommen, dass du keinen anderen finden würdest. Ich habe dein Leben ruiniert, nun, nicht nur deines.“ Er atmete durch: „Meine Schuld. Ich hoffe nur, dass du glücklich bist.“ Sie waren damals sehr verliebt gewesen, aber noch halbe Kinder. Während er selbst sich an dieses Gefühl in der Einsamkeit dort draußen geklammert hatte, hatte sie es wohl verloren.

Shakunetsu schien erstaunt: „Ich habe nicht damit gerechnet, dass du soviel älter geworden bist, reifer, dich so verändert hast. Es...es war wohl nicht leicht da draußen.“

„Nein, wirklich nicht.“ Einen Augenblick lang schwiegen beide, ehe er meinte: „Ich...Meister Hoshi sagte, ich soll mich im Schloss im Westen um Menschen kümmern. Dorthin gehe ich jetzt.“

„Ja. Leb wohl, Sharaku.“

„Leb wohl, Shakunetsu. Ich wünsche dir, dass du glücklich bist. – Und du bist viel schöner, als ich dich in Erinnerung hatte.“ Er wandte sich ab, um dem Obersten Heiler zurück ins Schloss zu folgen.

Die Drachin sah ihm nach, ehe sie sich etwas aufrichtete: „Sharaku!“

Er blieb stehen, drehte sich aber nicht um. Er hätte sich nicht noch einmal von ihr verabschieden können.

„Wenn du einmal Zeit hast…ich lebe hier im Schloss der Königin.“

Er fuhr herum: „Shakunetsu!“

„Ich weiß nicht, ob wir vergessen können, wie wir damals waren, so dumm und naiv. Aber vielleicht können wir uns heute neu kennen lernen.“

„Ja, vielleicht.“

Er ging mit einem Lächeln.
 

Die Motorradgang saß noch immer verwirrt am Strand, von dem ihr Anführer mit zwei Unbekannten so mysteriös verschwunden war. Was sollten sie nur tun? Schließlich klang es zu eigenartig, dass ihr Boss sich buchstäblich in Nichts aufgelöst hatte. Die Polizei würde das kaum glauben und schon gleich zweimal nicht, dass sie nichts damit zu tun hatten.

„Seht mal!“ Die jungen Männer sprangen auf. Der weißhaarige Typ in dem altmodischen roten Gewand hatte doch Sharaku abgeholt? Wusste er, was aus ihrem Anführer geworden war? „Wo ist er? Wie geht es ihm?“

„Sharaku? Gut, denke ich mal. Er will bloß sein Katana haben.“ Inuyasha sah sich um: „Ah, das da, oder?“

„Äh...ja...“ meinte der Wortführer: „Kannst du uns sagen, was hier abgeht?“

„Nein.“ Der Hanyou nahm das Schwert: „Aber macht euch keine Sorgen um Sharaku. Dem geht’s gut. – Schöne Maschine. Schade., dass ich damit nicht fahren kann…“

„Das ist nicht so schwer…Und was ist mit Sharaku?“

„Der ist zu Hause.“ Er schob das Schwert zu seinem eigenen: „Kannst du mir zeigen, wie das geht?“
 

Kagome erwachte von dröhnendem Motorenlärm. Was war denn hier am Tempel los? Wütend zog sie den Vorhang zur Seite – und erstarrte. Eine ganze Gruppe Motorradfahrer war auf dem Vorplatz angekommen. Und das war nicht irgendeine Gang. Sie erkannte die roten Drachen.

Die „Dragonriders“!

Sie hatte schon von ihnen gelesen. Und Inuyasha hatte ihr gesagt, dass Sharaku nun deren Anführer gewesen war. Wollten die sich nun an ihm rächen, dafür, dass er ja ihren Boss in ihren Augen verschleppt hatte? War ihr Hanyou darum nicht nach Hause gekommen? Sie hatte sich darüber geärgert, aber nun stieg Sorge in ihr auf.

Der Vorderste schwang sich von seinem Motorrad. Sie erstarrte, als sie die Kleidung sah, die beiden Schwerter im Gürtel. War es etwa möglich...?

Er nahm den Motorradhelm ab und seine langen weißen Haare fielen über seinen Rücken.

Das war doch...Und sie machte sich Sorgen? Sie öffnete das Fenster: „Inuyasha!“

Der sah hoch: „Hallo, Kagome! Das sind die „Dragonriders“!“

„Scharfe Braut!“ kommentierte einer der jungen Männer und sie wurde sich bewusst, dass sie nur ein recht durchsichtiges Nachthemd anhatte. Sie sollte nicht immer so spontan reagieren.

„In der Tat“, knurrte der Hanyou: „Und zwar meine! Wir heiraten nächste Woche.“

„Oh. Herzlichen Glückwunsch…“

„Danke fürs Herbringen.“

„Schade, dass du uns nicht sagen kannst, was aus Sharaku wurde.“

„Nein. Ich habe euch ja schon gesagt, dass das ein Regierungsgeheimnis ist.“ Er war stolz auf diese Formulierung. Früher hätte er solche Ausdrücke nie gekannt. Aber er lebte ja nicht mehr im Mittelalter. Und die Jungs waren sehr beeindruckt gewesen, als er ihnen die Windnarbe vorgeführt hatte. Jetzt hielten sie ihn und Sharaku wohl für so eine Art…wie nannte man das in dieser Zeit…James Bond.

„Alles klar, Alter!“

Sie winkten ihm und dem erstarrten Mädchen am Fenster zu, ehe sie mit aufheulenden Motoren die Treppen des Tempels hinunter in das morgendliche Tokio fuhren.

Kagome fand erst wieder Worte, als sie sich umdrehte, um ihren eintretenden Verlobten anzufauchen: „Wo warst du denn? Ich habe mir Sorgen gemacht.“

„Sharaku wollte noch sein Katana haben, das er hier vergessen hatte. Und er darf ja nicht mehr durch die Bannkreise. Hier. Du kannst es ihm geben, wenn du wieder mal dein Krankenhaus im Schloss besuchst.“

„Wieso?“

„Er soll jetzt da arbeiten, sich um die Menschen kümmern. Immerhin ist er ja wohl der Drachenheiler mit der meisten Erfahrung in der Richtung.“

„Das stimmt.“ Sie beruhigte sich: „Und das Ganze ist wieder mal auf dem Mist deines Bruders...ich meine, die Idee war von ihm?“

„Ja.“ Inuyasha warf die Schwerter nachlässig auf einen Stuhl: „Und weißt du was, ich bin hundemüde.“

„Es ist schon Morgen. Ich muss gleich raus und in die Uni. – Mama hat dein Gewand fertig.“

„Oh nö…ich und in schwarz…“

„Komm schon, das sieht sicher edel aus. Und es ist doch das traditionelle Hochzeitsgewand. Du hast mir eine schöne Hochzeit versprochen.“ Das klang nachdrücklicher.

Er kannte seine reizbare Freundin: „Ja, schon gut. – Der Haushofmeister hat auch alle Einladungen rausgeschickt.“

„Na schön. Dann passt jetzt alles? Keinen Ärger mehr? Und schon gar nicht mit Drachen?“

„Nein. Hakai geht ja nach China, die Sache mit Tsuko ist damit ein für alle Mal aus der Welt, und selbst dieser Kindergarten um Sharaku ist erwachsen geworden. Nein, du kannst sicher sein, dass wir eine ruhige Hochzeit haben.“

Kagome war geneigt, ihm das zu glauben.
 

**********************************************
 

Oh ja und wie ruhig die Hochzeit war ( Kapitel 3o bis 32 Hundeyoukai: Drachenkrieg)....
 

Danke, dass ihr der Familiensaga so lange gefolgt seid. Im Moment plane ich keine Fortsetzung, aber das dachte ich bislang nach jeder Staffel^^
 

Kleiner Hinweis in eigener Sache: Im Auftrag des Inu no Taishou läuft ja noch einige Wochen. Am Dienstag der nächsten Woche beginnt der neue Dämonenkrimi zum Mitraten: Das Heft in der Hand.
 

bye
 

hotep



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Kommentare zu dieser Fanfic (473)
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Von:  Minerva_Noctua
2009-01-01T22:00:38+00:00 01.01.2009 23:00
Diese Geschichte war sehr schön - comme toujours!

Vor allem Shiros Opferung bei der Feuerprüfung hat mich mitgerissen und die Gedanken der Gefährten.
Das Shiro mal Initiative ergreift ist erfrischend, wahrscheinlich auch für ihren Göttergatten...
Nett, das sogar bei dem Eispaar soetwas wie Liebe in der Luft liegt.
Der Urälteste ist mir wirklich sympathisch! Diese Güte und Weisheit ist wunderbar rübergekommen.
Mich würde interessieren, wie Myu als Katze aussieht. Ich stelle sie mir eher etwas übermütig-verdröppelt vor, wie ein Katzenbaby eben^^°.

Suisei mag ich gerne und ich freue mich für die Königin. Sie hat Zuneigung verdient.

Das Gericht der Drachen war spannend und die Charaktere erfrischend.
Takos Trotz war einmalig. Da entkommt er dem Tod und denkt sich, ob er den Schmied nicht vielleicht bequatschen kann, nur zum Schein arbeiten kann*lol* Sein Tod war voraussehbar. Verwunderlich ist nur, dass er es bis zu Yuri geschafft hat und nicht schon vorher verurteilt wurde. Akumu wäre wohl dafür gewesen...

Anfangs fand ich Sharaku fürchterlich, obwohl deutlich Talent bei den fünf Jungdrachen vorhanden war und sie dieses auch gezeigt haben.
Aber dann hat sogar Sharaku mein Herz erwärmt und ich habe mich gefreut, dass er alles überstanden und sich mit seiner Mutter versöhnt hat. Diese Szene war auch sehr schön.
Verwirrt hat mich nur die Gang. Ein Arzt, der in der Psychatrie tätig ist, will so gar nicht mit dem Bild eines Bikers übereinstimmen, sowie das Niveau, dass seine Kameraden zu haben schienen. Aber gut.
Es hat mir leid getan, dass Shakunetsu so distanziert war, aber sogar da ist noch ein Happy End möglich. Die beiden haben mir gefallen. Vor allem die Szene, wo sie ihn zu sich heruntergezogen hat und er Panik bekam*g*

Sora ging mit ihrem Attentäter sehr souverän um. Eine gute Königin. Erstaunlich wie sie sich von Daiki so ausnutzen lassen konnte.

Nun gut, im Moment will mir nicht mehr einfallen.
So wie ich das sehe, wird auch dies nicht die letzte Staffel unserer Lieblings-Hundefamilie bleiben und ich freue mich auf die nächsten Abenteuer um Sesshoumaru, Shiro & co.^^!
Go on like this!

Bye

Minerva

Von:  Teilchenzoo
2008-12-03T19:07:54+00:00 03.12.2008 20:07
Ein schöner Abschluss. Und mal was ganz anderes. Inu ist also Motorrad gefahren und hat sich neue hm ... Bewunderer geschaffen. Und der Wink in Richtung Hochzeit war auch gut, da schließt sich der Kreis fürs erste ;). Ich würde dann allerdings doch gern eine kurze Geschichte über Mys Waisenhaus und ihr Kind in Auftrag geben ^.~ ...

Die Stelle mit Shodo fand ich am schönsten. Das war wirklich rührend. Mütter sind eben einzigartig.

Shakunetsu ist distanzierter, als ich angenommen hätte. Trotz aller Naivität, ich hätte gedacht, ihre Gefühle für Sharaku wären tiefer gewesen als "bloß" Verliebtheit. Aber das haben Teenagerträume so an sich ...
Über ihre vergangenen 500 Jahre hätte ich wirklich gern mehr gelernt. Vielleicht lässt sich das irgendwo noch einbauen ...?

Und ich muss mich all meinen Vor-Schreibern anschließen: danke für diese Staffel!

In diesem Sinne und in der Hoffnung auf ein paar Kurzgeschichten,

neko
Von:  Teilchenzoo
2008-12-03T18:50:12+00:00 03.12.2008 19:50
Nun ja, Tako hat immerhin noch länger gelebt als ich dachte ... ich hätte darauf getippt, dass er in den ersten Jahren der Schmiedausbildung stirbt. Aber meine Myu anrühren ... er hat es verdient.

Sharaku ist also erwachsener ... hm. Irgendwie hatte er schon einen interessanten Job. Und die kleine Story mit dem Schwert *schmunzel* ...

Dann bin ich ehrlich auf das Wiedersehen mit Shakunetsu gespannt *grins*.


Lg neko

Von:  don-kun
2008-11-30T11:15:42+00:00 30.11.2008 12:15
So endlich kommentier ich auch :)

Tja, leider ist die Staffel wieder vorbei. War wie immer spannend und voller Überraschungen. Aber du hast ja noch einiges offen gelassen, also kann man noch mehr erwarten ^^

Ich frag mich auch, was aus der Gang wird? Vll lässt du sie ja auch mal wieder auftreten, mit Inu Yasha XD

Und war Sharaku dann auch bei der Hochzeit?
Von:  Schalmali
2008-11-28T20:09:58+00:00 28.11.2008 21:09
Uiui. Aber jedenfalls ist es für die Drachen bis auf den ... äh doofsten gut ausgegangen. Die Mutter Sohn Szene war süß und die der ehemaligen Verliebten natürlich auch. Inuyasha als Motoradfahrer *grins* und danna uch noch Regierungsgeheimnis xD Wirklich gelungen.
Von:  Schalmali
2008-11-28T19:47:57+00:00 28.11.2008 20:47
Was soll man da noch sagen... nett ^^ Da hat eindeutig jemand seine Lektion gelernt, zumindest siehts momentan noch sehr danach aus.
Von:  Krylia
2008-11-27T16:17:56+00:00 27.11.2008 17:17
Schönes Ende. Aber eins verstehe ich nicht ganz: Das Motorrad, dass Inuyasha gefahren ist, ist doch immer noch auf dem Tempelgelände, oder? Behält er das?
Übrigens fand ich die Vorstellung von Inu auf so einem Ding echt cool. :)



LG,
Krylia

Von: abgemeldet
2008-11-26T18:52:41+00:00 26.11.2008 19:52
Tja....nun ist´s zu Ende....^-^

Das lezte Kapitel hast du wirklcih sehr schön geschrieben. Mir hat besonders der Spruch „Sch…es ist alles gut, alles wird gut…“ Die Zauberworte aller Mütter, gefallen.

Ich freue mich auf den nächsten Krimi.

24
Von:  ayakoshino
2008-11-26T18:38:09+00:00 26.11.2008 19:38
Ein wirklich schönes Kapitel zum Schluss! Jetzt ist endlich überall Frieden. Ich fände es schön für Sharaku und Shakunetsu wenn die beiden noch mal zusammen kommen würden. Eine Chance haben sie ja noch. Saharaku im Krankenhaus arbeiten zu lassen ist eine wirklich gute Idee! So hat er auch was anständiges zu tun! Als er und Shodo aufeinander getroffen sind, das fand ich wirklich schön, hätte fast angefangen zu heulen.^//^
Naja ich freu mich auch schon auf den Krimi zum mitraten. Auch wenn ich bestimmt wieder nicht selber drauf kommen werde.*g*
Lg ayako
Von: abgemeldet
2008-11-26T18:01:13+00:00 26.11.2008 19:01
Oh das war ein echt schönes Kapitel. Man ich hab mir so sehr gewünscht das die beiden Drachen zusammen kommen...naja anscheinend rostet alte Liebe doch ....*seufz*


So nun ist diese Geschichte zu Ende und eine neue beginnt. g* Ich freu mich schon wahnsinnig auf die nächste Story. ^-^

lini


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