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Hundeyoukai : die Prüfung der Drachen

die fünfte Staffel
von

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Die Aussage der Angeklagten

Endlich dürfen die Jugendlichen auch ihre Sicht der Dinge darstellen. Gut oder schlecht für sie?
 

18. Die Aussagen der Angeklagten
 

Boshi holte unwillkürlich tief Atem, als sein Knebel gelöst wurde. Sein Mund war trocken, nicht nur durch die Fesselung. Das hier war eine echte, wirkliche Verhandlung wegen Hochverrates und der junge Krieger fühlte sich alles andere als wohl in seiner Haut. Das sah so ganz anders aus, als sie es sich vorgestellt hatten. Nun, um ehrlich zu sein, er hatte nie daran gedacht, Hochverrat zu begehen.

Und jetzt trat Mori vor ihn. Er war nicht nur der Anführer eines Clans, sondern auch noch der Hauptmann der Krieger, sein eigener Ausbilder. Eine Respektsperson.

„Boshi, du bist der beste aller meiner Schüler gewesen. Ich habe dich bislang immer für einen ehrenwerten Drachen gehalten, der eine große Zukunft vor sich hat. Kannst du mir erklären, wie du in diese Lage gekommen bist?“

Der junge Drache wollte antworten, brachte aber keinen Ton hervor.

Mori wartete geduldig.

„Ich…mir kam es nie in den Sinn, dass das Hochverrat wäre. Von dem Gift wusste ich nichts. Sharaku nahm an, wir alle nahmen doch an, dass er mindestens der Erbe des siebenten Clans sei, ein Clananführer. Und er versprach mir, dass ich sein Hauptmann werden würde.“

„Der siebente Clan…Das lassen wir jetzt einmal so stehen. Aber du hättest wissen müssen, dass du nie Hauptmann werden kannst. Kein Clananführer hat so etwas. Jeder führt seine eigenen Leute an. Nur der König der Drachen besitzt einen Hauptmann.“

Das stimmte. Boshi zögerte.

Er wollte Sharaku nicht noch mehr in die Bredouille bringen. Es war sein Freund. „Ich wollte der beste Krieger aller Drachen werden, Hauptmann. Und ich wollte eines Tages deinen Platz einnehmen. Das ist es einfach.“

Das war nicht gelogen, würde aber Sharaku nicht noch mehr belasten. Immerhin wäre die Tatsache, dass dieser König werden wollte, sicher noch deutlicher Verrat.

„Ich verstehe.“ Mori betrachtete den Jungen vor sich. „Und du hast angenommen, dass du schon so weit bist? Soweit ich mitbekommen habe, hat dich Prinz Yuri ziemlich schnell besiegt.“

Boshi senkte den Kopf: „Ja. Ich….er kämpfte auf einmal nicht mehr nach den Regeln der Schule, da konnte ich nicht mithalten. Er...er sagte zu mir, dass man in einem ernsten Kampf immer damit rechnen müsse.“

„So ist es. Und daran hast du nicht gedacht? Der Beste zu werden ist nicht einfach und erfordert viel Übung. Und viel Erfahrung, die dir abgeht. – Hast du irgendeine Entschuldigung für den Überfall auf den Schamanen Miro?“

Boshi spürte, wie sich seine Kehle zuschnürte.

Nein, die hatte er nicht. Er hätte nicht sagen können, was da plötzlich über ihn oder seine Freunde gekommen war. Zu diesem Zeitpunkt war es einfach als richtig erschienen, Miro zu zwingen, den Bannkreis zu öffnen.

„Nun?“

Der junge Drache schüttelte den Kopf. Er hätte keinen Laut mehr herausgebracht.

„Knebelt ihn wieder.“ Mori wandte sich zu dem Angeklagten neben ihn: „Und da haben wir ja Korosu, ein weiterer meiner begabten Schüler.“ Das klang zynisch. „Hast du eine gute Ausrede?“

Korosu atmete auf, als endlich der Knebel weg war, brachte aber hervor: „Hauptmann, das musst du doch verstehen…Ich wollte nur Rache für die Süddrachen. Mein Onkel, mein Cousin…und dieser Akamaru ist doch schuld an ihrem Tod, am Tod von fast allen Süddrachen… Ich verstehe nicht, warum das Hochverrat sein soll.“

Uchu, der älteste der Clanführer stand abrupt auf: „Du …ja, du dummes Kind! Hast du nie daran gedacht, dass wir einen Friedensvertrag mit den Youkai abgeschlossen haben? Ja, der Herr der Youkai durch die Ehe mit unserer geborenen Königin nun auch der unsere ist? Abgesehen von der Heiligen Amulettprüfung? Hättest du den Kampf gegen den Fürsten des Südens tatsächlich gewonnen, wobei ich nicht weiß, wie du Narr das hättest anstellen wollen: das wäre der Bruch des Friedensvertrages gewesen, hätte unser Volk nicht nur in alle Ewigkeit als ehrlose Verräter dastehen lassen, sondern auch in den nächsten Krieg gestürzt.“

„Ich… ich wollte keinen Krieg“, beteuerte Korosu: „Ich meine, ich wollte doch nur diesen Akamaru…“

„Korosu!“ Mori hätte fast geseufzt: „Du bist einer der Süddrachen, einer der wenigen, die sich einer Ausbildung unterziehen. Hast du denn gar nichts gelernt?“

„Was...was meinst du, Hauptmann?“

„Niemand bei den Drachen wird gezwungen, zum Schwert zu greifen. Wer dies aber tut, ist nicht nur bereit, zu töten, sondern auch, getötet zu werden. Wer das nicht will, wird kein Krieger. Jeder, der in eine Schlacht zieht, ist sich dessen bewusst. Auch die Süddrachen, die in diese verheerende Niederlage gingen, wussten dies. Wer sich ergab, dem schenkte der Herr der südlichen Länder das Leben, wer nicht, starb. Und ein Drittel der Süddrachen überlebte. Hast du je daran gedacht, dass auch sie tot sein könnten?“

„Aber…ich war so nahe dran, ihn zu besiegen. Er kann nicht mit achtbaren Methoden gegen die Drachen gewonnen haben.“ Das klang fast verzweifelt.

„Korosu, der Herr des Südens hat allein, mit einer einzigen Explosion seines Youki das Drachenschloss im Norden zerstört. Wir alle haben es gesehen und gespürt. Und da willst du gegen ihn fast gewonnen haben? – Wenn es nicht unhöflich wäre, würde ich Sesshoumaru-sama fragen, wie diese Schlacht ablief. Aber soweit ich informiert bin, haben die Hundeyoukai zu viert das gesamte Heer der Süddrachen besiegt. Und du redest von unanständigen Methoden?“

Korosu sah zu Boden. Er dachte an das plötzliche Aufflammen von Energie vor sich, als sich Akamaru aus seiner Falle befreit hatte.

Das war also bei weitem nicht alles gewesen, was dieser Hund drauf hatte? Er erinnerte sich auch an das bedrohliche Ansteigen des Youki Sesshoumarus, als sie alle gedacht hatten, das höre gar nicht mehr auf. Wie stark waren Hundeyoukai?

Gleichzeitig wurde ihm bewusst, dass er sich das besser früher gefragt hätte.

Uchu hatte wieder Platz genommen, aber nun stand Chikara auf: „Mori, mein Lieber, eine Frage: hat irgendwer diesem Jungen das vorher schon einmal erzählt?“

„Was meinst du, mein lieber Chikara?“

„Wie die Schlacht im Süden abgelaufen ist? Wir alle sind ja aus dem Norden.“

„Ich weiß nicht. - Hat jemand, Korosu?“

„Sharaku fand in dem Großen Geschichtsbuch etwas.“

„Da stehen nur Tatsachen, wie, dass die Schlacht verloren wurde, aber keine Hintergründe. – Du hast auch den Schamanen mit überfallen?“

„Ja.“ Korosu senkte den Kopf. „Er...er wollte den Bannkreis nicht öffnen.“

„Wusstest du nicht, dass er das nicht durfte? Das ist heiliger Grund.“

„N…nein….“

„Hast du das Gift in den Becher der Königin getan?“

„Nein. Nein, das schwöre ich.“ Korosu klang angsterfüllt, denn das war der eindeutige Beweis eines Verrates.

„Und die Entführung des Prinzen?“

„Es…wir wollten doch nur, dass der Herr der Hunde…ich meine, der Herr der Drachen sich dem Duell mit Sharaku stellt und ich gegen Akamaru kämpfen konnte. Wir wollten Hakai doch nie etwas antun.“

„Hast du noch etwas zu sagen?“

„Ich…es tut mir Leid. Ich wollte keinen Krieg. Ich meine…ich wollte nie etwas gegen die Drachen tun.“

Mori nickte und die Krieger hinter Korosu legten diesem erneut den Knebel um, während sich der Hauptmann an den nächsten Angeklagten wandte.
 

Tako war sich bewusst, dass er tief in der Klemme steckte. Und ihm war klar, dass Sharaku ihm da kaum mehr heraushelfen konnte. Er musste sich selbst retten. Nur, wie?

Wie sollte er diesen Clanführen klar machen, dass er ein netter, harmloser Junge war, der nie im Leben Hochverrat begangen hatte? Wenn sie fragten, ob er das Gift für die Königin in den Becher getan hatte….wie sollte er lügen?

Seine Freunde wussten doch, dass er es gewesen war. Und dieser Typ hatte vorher gesagt, dass jede Lüge auffallen würde. Sollte er es riskieren? Lügen, um dem Tod zu entgehen? Aber wenn die Schwindelei auffallen würde, was dann?

„Hast du das Gift für die Königin in den Becher getan?“ kam prompt als erste Frage.

Tako schwieg. Lügen wollte er nicht, aber er wollte auch nicht eine Tatsache zugeben, die die anderen als Hochverrat einstufen würden.

„Also, ja?“ Mori wandte sich zu den anderen Richtern um: „Das ist nun eindeutig Hochverrat.“

„Warum wolltest du mich töten, Tako?“ fragte Sora.

Dem Jungdrachen wurde heiß. Das war die geborene Königin, die Person, die für alle Drachen als unantastbar galt. Was hatte er sich da nur dabei gedacht?

Nun, eigentlich hatte er sich gar nichts dabei gedacht. Sharaku hatte zu ihm gesagt, dass er das Gift in den Becher tun solle und das hatte er getan. Und als es dann den Schamanen getroffen hatte, war es ihm tatsächlich vollkommen gleichgültig gewesen. Mit Schamanen hatte er es nicht so.

„Ich…ich habe nicht nachgedacht…Bitte…Ich wollte dich nicht töten, meine Königin…glaube ich.“

Diese Einschränkung ließ die Clanführer den Kopf schütteln.

„Aber du hast das Gift in meinen Becher getan?“ Sora klang ruhig.

„J..ja. Aber ich wollte …..“

„Was wolltest du?“ fragte Mori scharf: „Was trieb dich dazu, Sharaku und dieses Gerede vom siebenten Clan zu unterstützen?“

„Ich…“ Tako überlegte hektisch. Was konnte er sagen, was sollte er sagen, um sein Leben zu retten? Und das Ganze, ohne zu lügen? „Ich dachte, dass wir dann einen neuen Clan gründen können, der besser ist, als alle anderen, mehr Spaß, mehr Abenteuer….So etwas.“

„Spaß? Abenteuer? Und dann willst du die Königin vergiften?“ Akumu war ungläubig: „Mehr oder weniger aus Langeweile? Du hättest besser eine normale Ausbildung angefangen.“

„Wie verächtlich das ist.“ Ginga, der jüngste Clanführer lehnte sich zurück: „Hochverrat aus Spaß!“

„Ich wollte doch nie…“ Tako brach ab. Er hatte das Gift in den Becher getan. So war es. „Bitte, ich will keinen Ärger…“ Da kam ihm eine Idee: „Der…der Herr der Drachen hat mir doch mein Leben geschenkt….“

„In der Tat, weil du den Prinzen Hakai seiner Mutter gegeben hast“, sagte Mori scharf. „Aber das war nur in diesem Moment so. Jetzt wird hier der Giftanschlag gegen unsere Königin verhandelt. Und natürlich Hayao.“

„Der...ich meine, der ist doch sowieso so alt. Dann wäre er eben ein bisschen früher gestorben…“ Tako bemerkte, dass dieser Satz nicht gut ankam. Irgendetwas musste ihm doch einfallen. Es ging hier um sein Leben! „Ich wollte doch nicht…also, ich wollte sicher nicht, das Drachenvolk in einen Krieg treiben.“

„Was für ein Narr!“ Uchu schüttelte den Kopf: „Mehr hast du nicht zu sagen?“

„Nun, Tako?“ fragte Mori.

Die Gedanken des Jungdrachen rasten durch das Nichts seiner Angst. Verstand denn keiner, dass er nur ein bisschen Spaß hatte haben wollen?

Natürlich war auch die Aussicht reizvoll gewesen, eines Tages mit die Leitung des siebenten Clans zu übernehmen, als Freund des Anführers.

„Ich wollte doch nur ein bisschen Aufregung, Spaß“, wiederholte er dann: „Ehrlich, ich habe nicht weiter nachgedacht.“

„Du kannst anscheinend gar nicht denken“, kommentierte Mori. Dieser Junge hatte sich gerade um Kopf und Kragen geredet: „Knebelt ihn wieder. – Nun zu dir, Shakunetsu.“

Das Drachenmädchen versuchte erneut, zu Sharaku zu sehen, was aber aufgrund der Fesseln unmöglich war.

„Was hast du mit dem Anschlag auf die Königin zu tun? Und der Entführung des Prinzen? Abgesehen von deinem Zweikampf gegen die Fürstengefährtin aus dem Westen?“

„Das war kein richtiges Duell“, gab Shakunetsu zu: „Ich…ich hatte gedacht, dass sie eben eine Fürstin ist, so, mit eleganten Kleidern und Schmuck. Aber sie kann viel besser kämpfen als ich.“

„Du erhältst im Augenblick eine Ausbildung zur Heilerin, nicht zum Krieger. Wieso nahmst du an, kämpfen zu können?“

„Boshi hat mit uns geübt.“

„Wusstest du von dem Gift, das Hayao trank und unserer Königin galt?“

„Ja. Sharaku hat vor mir keine Geheimnisse!“ Das klang stolz.

„Du hast gerade Hochverrat zugegeben, weißt du das?“

„Das ist mir egal. Ich liebe Sharaku und ich werde alles für ihn tun.“ Erneut versuchte sie, seitwärts zu blicken.

„Du hast also nur für Sharaku Verrat auf dich genommen, eine Entführung, ja, alle Drachen in einen Krieg zu stürzen? Nur für Sharaku?“

„Und den siebenten Clan.“ Sie warf einen Blick zu den Clanführern und der Königin: „Sharaku wäre sicher ein viel besserer Anführer als ihr. Er ist klug, stark…“

„Und der Krieg?“

„Oh, es hätte keinen Krieg gegeben, wenn wir die Hunde besiegt hätten.“ Schön, das war ein kleiner Fehler in Sharakus brillantem Plan gewesen.

„Wie kamt ihr eigentlich auf die Idee, den Hundeclan besiegen zu können?“

„Das war wohl ein Fehler“, gab sie zu: „Aber wir dachten…nun, dass du und die anderen Clanführer einfach zu feige gewesen seid, um sich mit den Hundeyoukai anzulegen.“

Eine Welle der Empörung ging durch die Clanführer, aber Sora hob die Hand, beruhigte sie.

„Das war wohl falsch. – Was wolltest du tun, wenn Sharaku tatsächlich einen neuen Clan gegründet hätte?“

„Wir hätten geheiratet. Natürlich erst später…“ Shakunetsu hob den Kopf. Gerade noch rechtzeitig begriff sie, dass es äußerst unklug gewesen wäre, von Sharakus Plan, die Königin zu heiraten, zu erzählen. Davon schienen die Clanführer nichts zu wissen.

„Na schön. Hast du sonst noch etwas zu sagen?“

Sie schüttelte den Kopf. Jetzt war Sharaku dran und ihm würde doch sicher etwas eingefallen sein, wie sie hier wieder weg kamen, wie man diese Richter beeindrucken konnte.
 

Sharaku sah an Mori vorbei zu Sesshoumaru, als sein Knebel gelöst wurde. Er gab sich nicht der Illusion hin, dass irgendein Drache ihm vergeben würde, nicht den Anschlag auf Sora, nicht die Tatsache, um ein Haar das Volk in den Untergang geführt zu haben. Er war sich dessen nicht bewusst gewesen, aber das interessierte hier wohl niemanden. Für sich selbst hatte er keine Hoffnung mehr und für einen Moment wünschte er sich, Inuyasha hätte ihn schon getötet, ihm das hier erspart.

Aber da waren seine Freunde, vor allem Shakunetsu, die an ihn geglaubt hatten, ihm gefolgt waren. Er war schuld, dass sie hier in dieser Lage waren, er allein. Vielleicht konnte er ihnen und den Clanführern, vor allem aber auch der Königin zeigen, dass er doch ein würdiger Anführer gewesen wäre.

Der Urälteste hatte sich für den Hundeyoukai entschieden, warum auch immer der die Amulettprüfung bestanden hatte. In jedem Fall war er der wahre Schützer der Drachen und sie würden auf ihn hören. So blickte er Sesshoumaru an, als er hervorbrachte:

„Ich habe Tako veranlasst, das Gift in den Becher zu tun, ich habe sie alle dazu gebracht, Verrat zu begehen. Es ist allein meine Schuld und ich möchte auch allein dafür bestraft werden. Verschont meine Freunde.“ Noch nie war es ihm so schwer gefallen, etwas zu sagen.

Sora nickte ein wenig: „Das spricht für dich, als Einziges, bislang. Aber wir werden jeden einzelnen Fall prüfen, ehe wir zu einem Urteil kommen. Du wolltest mich töten?“

Er sah zu ihr: „Nein, nicht richtig….“

„Wie dann?“

„Das Gift wirkt nur langsam. Ich...ich wollte nur, dass du krank wirst und einen Heiler brauchst. Und ich wollte dich dann retten.“ Wie dumm das nun selbst in seinen Ohren klang: „Ich war sicher, dass du mich dann mögen würdest, als deinen Retter heiraten…“

„Du hast tatsächlich angenommen, ich würde dich dann aus Dankbarkeit heiraten, zum König machen?“ Sora war erstaunt: „Ich bin doch schon verheiratet.“

„Aber“, sagte Kaminari: „Du hast, als du bemerkt hast, dass es Hayao traf, nichts unternommen, um den Obersten Schamanen zu retten?“

„Davon habe ich später erfahren. Ich war da ja...bei meiner Mutter.“

„Und dem nächsten Mordversuch.“

„Das...“ Sharaku blickte zu Boden. Er hatte nichts mehr zu verlieren, das war ihm klar. Und vielleicht würde Offenheit wenigstens seine Freunde retten. „Sie hatte mir nie gesagt, wer mein Vater war, alles über den siebten Clan verheimlicht. Sie hatte mich dem Spott meiner Kameraden ausgesetzt. Es ist so verdammt schwer, immer als der Vaterlose dazustehen. Ich…ich nahm dann an, dass es ein Geheimnis um meine Geburt geben würde. Ich suchte in den Schriften in der Bibliothek, ob ich einen Hinweis darauf finden würde, dass meine Mutter….dass mein Vater…ich dachte, dass ich vielleicht der Halbbruder der Königin sei.“

„Wie kamst du denn auf diese Idee?“ erkundigte sich Ginga verblüfft.

„Weil sie ja immer schwieg. Aber ich stellte dann fest, dass sie ja nie am Hof des Königs gewesen war. In allen Listen tauchte sie nie auf. Nur fand ich dann etwas, dass es einmal sieben Clanführer gegeben hatte. Und als ich suchte, fand ich im Großen Geschichtsbuch, dass der siebente Clan von Youkai überwältigt wurde und sein Anführer vom damaligen Inu no Taishou besiegt wurde. Jetzt hat mir Inu…ich meine Prinz Inuyasha gesagt, dass er damals nur gebannt wurde, er ihn erst vor Kurzem getötet hat. Aber das wusste ich nicht. Ich wusste nur, dass mir meine Mutter nie von meinem Vater erzählt hat, und ich vermutete, dass das mit dem Untergang des siebenten Clans zusammenhing.“ Seine Stimme zitterte: „Ich habe sie so oft gefragt, so oft…Aber sie schwieg immer. Darum…darum machte ich sie süchtig. Ich wusste, dass Doko sie zwingen würde, mir alles zu sagen. Das tat sie auch. Und ich war da so wütend auf sie…Mein Vater war ein Clanführer gewesen, sie hatte mich um diese Stellung betrogen, ja, alle Drachen des siebenten Clans betrogen.“

„Das stimmt nicht, “ warf Chikara ruhig ein.

„Ich weiß es jetzt, ja.“ Das maskenhafte kleine Gesicht auf seiner Stirn presste die Augen zusammen - ein Mensch hätte wohl geweint. „Aber das wusste ich doch nicht. Und dann kam ich zurück und hörte, dass die Amulettprüfung stattfinden würde. Ich...ich dankte dem Urältesten, denn ich glaubte, dass er mir einen Weg zeigen wollte, König zu werden, oder zumindest den Clan wieder auferstehen zu lassen. Ich...ich dachte doch, dass kein Youkai eine Drachenprüfung überleben würde. So rief ich meine Freunde zusammen. Ich wollte, wenn….“

Er sah zu Sesshoumaru, senkte dann den Kopf. „Nun, wenn es keinen Youkai mehr gäbe, der über die Drachen bestimmen könnten, würde ich den siebenten Clan neu erstehen lassen. Ich….“

Nein, dachte er. Er durfte jetzt nicht aufhören. Er musste es diesen, seinen Richtern erzählen. Das war die einzige Chance, Shakunetsu und seinen Freunden das Leben zu retten: „Ich nahm an, dann gegen euch Clanführer siegen zu können.“

Je nach Temperament schienen diese amüsiert bis fast zornig. Sora bemerkte das und hob die Hand: „Du überraschst uns, Sharaku. Ist dir etwa entgangen, wie mächtig diese Männer in ihrem Youki sind?“

„Ich wusste nicht, dass Drachen oder Youkai ihre Energien verbergen können.“

„Was für ein Kind!“ stellte Uchu fest.

„Ich bin kein Kind mehr!“ fauchte Sharaku unwillkürlich.

„In der Tat“, meinte Ginga eisig: „Du bist kein Kind mehr: Mordversuch an der eigenen Mutter, Mordversuch am Obersten Schamanen, Attentat auf die geborene Königin, Entführung des Prinzen, Verletzung eines Schamanen. Manch einer starb für weniger.“

Der junge Drache würgte ein wenig in der jäh aufflammenden Todesangst. Er versuchte, zu Shakunetsu zu blicken, scheiterte jedoch: „Ich weiß, dass ich Fehler gemacht habe, schreckliche Fehler. Ich wusste doch nicht….so vieles nicht…“

„Du bist kein Kind mehr, das sehen wir.“ Chikara nickte: „Du versuchst, deine Freunde zu retten. Direkt eine noble Geste, die unerwartet kommt, bei dir.“

„Noble Geste? Ha. Er weiß, dass er nichts zu verlieren hat, da kann man zur Abwechslung auch mal ehrlich sein.“ Akumu musterte den Jungdrachen verächtlich: „Vielleicht zum ersten Mal im Leben.“

„Bitte, ehrenwerte Clanführer.“ Die Königin erhob sich: „Sharaku, hast du noch irgendetwas zu sagen?“

Er wusste, er würde wieder geknebelt werden, vielleicht nie wieder ein Wort in seinem Leben reden können: „Shakunetsu…Boshi, Tako, Korosu…es tut mir leid. – Sesshoumaru-sama…..“

Diese Anrede überraschte alle. Der Herr der westlichen Gebiete blickte auf den jungen Drachen.

„Ich wollte die Drachen nicht in einen Krieg bringen, ehrlich nicht.“

„Ich weiß.“

Und jedem der Anwesenden wurde klar, dass er es immer gewusst hatte.

„Dann werden wir uns jetzt über die Urteile beraten“, sagte Mori: „Wenn ich bitten dürfte….“
 

******************************
 

Im nächsten Kapitel endet der Prozeß mit fünf Urteilen. Und Sesshoumaru erlaubt sich eine Meditationspause mit unerwartetem Ende.
 

Wen es noch interessiert: die Fortsetzung zu Verworrene Pfade ist online: Im Auftrag des Inu no Taishou.
 

bye
 

hotep



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Kommentare zu diesem Kapitel (22)
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Von:  nivana
2008-11-04T21:02:18+00:00 04.11.2008 22:02
Hachje .... sind letztlich doch alles dumme Kinder, bzw. Teenies, die erst gehandelt haben und jetzt erst denken und das noch nichtmal aus eigenem Antrieb. Ich frage mich nur, wie die jetzt urteilen wollen. Immerhin - einige waren ja ganz ehrlich und haben sich beinahe entschuldigt, aber dafür andere, ich fürchte da wird evtl. wohl eher Gnade vor Recht ergehen.

nivana
Von:  ayakoshino
2008-11-04T20:17:44+00:00 04.11.2008 21:17
Jetzt konnten also alle sagen was sie warum getan haben. Bei manchen ist das ja nicht so gelaufen wie es vielleicht hätte sollen. Shakunetzu hat ja nicht wirklich reue gezeigt. Aber Sharaku hat wenigstens alles erklärt und versucht seine Freunde zu retten. Ob es geklappt hat wird sich beim Urteil zeigen auf welches ich schon ziemlich gespannt bin!
Zu welcher Erkenntnis kommt Sesshomaru denn? Ich bin auf jeden Fall schon total auf das nächste Kapi gespannt!
LG ayako
Von: abgemeldet
2008-11-04T19:55:18+00:00 04.11.2008 20:55
Irgendwie tun mir die Jungdrachen richtig leid...und natürlich haben sie selbst schuld an ihrer Situation aber in diesem Kapi wurde noch mal richtig deutlich, dass sie eigentlich doch noch mehr Kinder als junge Erwachsene sind.
Ich bewundere besonders Sharaku für seine Aufrichtigkeit. War sicher nicht leicht für ihn...

Bin gespannt auf die Urteile^^
Grüssle, Ildi
Von: abgemeldet
2008-11-04T19:23:13+00:00 04.11.2008 20:23
Was wollten die.......??? Die Königin heiraten!!???? Wahnsinn, die haben echt ein Rad ab, aber irgendwie haben sie auch die Zusammenhänge nicht ganz gewusste, der hätte vielleicht doch sagen sollten, das er noch ein Kind ist, vielleicht hätte er den noch ne Milderung bekommen. Ich bin schon sehr auf das Urteil gespannt.

lini
Von:  yamina-chan
2008-11-04T18:22:50+00:00 04.11.2008 19:22
Ich glaube, erst jetzt wird den Jungdrachen wirklich bewust, was sie da eigentlich gemacht haben, woran sie nicht gedacht haben.
Aber zum einen stimmt es wirklich: sie haben es nicht besser gewusst, weil sie die Vergangenheit nicht kannten.
Wer die Vergangenheit nicht kennt, kann aus ihr nicht lernen. Hoffentlich haben das jetzt zumindest die Clanführer verstanden und können das in Zukunft ändern.
Jetzt bleibt abzuwarten, wie die Urteile ausfallen werden.
Von:  Winifred
2008-11-04T17:09:26+00:00 04.11.2008 18:09
ich bin mal gespannt wie die Verhandlung ausgeht.. Vorallem das Ende von dem Kapitel hat mir gefallen..
freu mcih aufs nächste Kapitel

lg
Fred
Von: abgemeldet
2008-11-04T16:30:48+00:00 04.11.2008 17:30
ich hoffe ja immer noch, dass sesshomaru die jungdrachen irgendwie retten kann...oder zumindest dafür sorgen kann, dass das urteil milder ausfällt
ihm scheint es ja nich so wichtig zu sein, dass die fünf sterben, also wird er doch bestimmt ein gutes wort für sie einlegen *hoff*

freu mich schon aufs nächste kapitel xD


lg
Von:  Lizard
2008-11-04T16:05:17+00:00 04.11.2008 17:05
Dieses Kapitel habe ich in der Betaversion ja schon sehr eifrig kommentiert, deswegen fasse ich mich hier (etwas) kürzer:

Fünf junge Drachen, fünf verschiedene (und in ihrer Unterschiedlichkeit sehr gut dargestellte) Charaktere bzw. Beweggründe.
Ein nach Stärke Suchender, ein von Rache Erfüllter, ein nicht Nachdenkender, eine von Liebe Verblendete und ein nach Anerkennung Strebender... und alle haben sie den völlig falschen Weg zum Erreichen ihrer Ziele gewählt.
Die Jugend ist leicht zu verführen, heißt es, und in diesem Falle scheint etwas Wahres dran zu sein. Vielleicht hätten die Drachen-Clanoberhäupter, anstatt sich dauernd zu streiten, sich besser um ihren Nachwuchs kümmern sollen, dann wäre das vielleicht nicht passiert.
In diesem Sinne hätten die jungen Drachen noch eine Chance verdient.

Ich glaube und hoffe nicht, dass es auf ein Todesurteil hinausläuft.
Doch es gibt einen Lichtblick: Sesshoumaru und Sora scheinen die jungen Drachen zu verstehen (er insbesondere Sharaku und sie insbesondere Shakunetsu)... vielleicht gibt es also noch einen anderen Weg als den Tod.
Von:  Sasuke_Uchiha
2008-11-04T15:06:04+00:00 04.11.2008 16:06
Auf die Urteile bin ich schon gespannt.
Sharaku versucht wirklich seine Freunde zu retten, ich glaube, Sess weiß sowas zu schätzen...
Tako war wohl ,meiner Meinung nach, der Schlimmste von allen...
Von:  dice70391
2008-11-04T15:04:12+00:00 04.11.2008 16:04
...auch wenn eine Begnadigung mir (im tiefsten Herzen) eher gefallen würde...so ist auch klar, dass es diese zumindest nicht bei allen fünf Jungdrachen geben kann...Außerdem wäre es gegen sämtliche Strafrechte die es bei Hochverrat...zum Teil sogar in der Welt der Menschen heute noch gibt (Todesstrafe in den USA)...wenn diese fünf einfach begnadigt würden...

Da du ja angekündigt hast, dass es fünf Urteile gibt...nehme ich an, dass jeder anders bestraft wird...bei Sharaku führt wohl kein Weg am Tod vorbei und bei Tako(?) auch nicht...aber Boshi müsste eigentlich noch relativ glimpflich davon kommen...
Bei Korosu und Shakunetsu bin ich mir da nicht so sicher...normalerweise hätte ich sie ja zu Tsuko aufs Festland geschickt aber der war ja da noch gar nicht König in China...zu schade aber auch...aber ich bin sicher dir wird etwas viel interessanteres für diese Jungdrachen eingefallen sein...oder zumindest für einen Teil von ihnen...

dice


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