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Hundeyoukai : die Prüfung der Drachen

die fünfte Staffel
von

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Das Labyrinth unter der Erde

Während zuhause nach Hinweisen auf eine Verschwörung gesucht wird, stehen die Prüflinge um Sesshoumaru einem neuen Problem gegenüber:
 

7. Das Labyrinth unter der Erde
 

Sesshoumaru warf einen kurzen Blick zurück, wo sich der Drachenschamane noch rasch seinen Umhang aufsammelte und sich umwarf, ehe er selbst durch die neu erschienene Tür ging. Seine Begleitung schloss sich an. Wie sie erwartet hatten, befanden sie sich wieder in der Halle, in der die erste Prüfung begonnen hatte. Zwei der fünf Examen hatten sie bislang bestanden.

Und das nächste Portal erschien dort in der Wand. Der Eingang zur dritten Prüfung. Als er sie öffnete, seufzte er insgeheim. Da hinter befand sich eine Höhle. Hundeyoukai liebten es nicht, unter der Erde zu sein, und er hatte eigentlich gehofft, mit dem Labyrinth aus Metall eine derartige Aufgabe bereits erledigt zu haben. Aber das war nicht zu ändern und so vergeudete er keinen weiteren Gedanken daran, als er in die neue Welt eintrat.
 

Für einen Augenblick blieben die Fünf beieinander stehen. Vor ihnen schienen endlose Gänge im Felsen zu liegen, beleuchtet von einem matten Licht, das das Gestein selbst ausstrahlte. Kein Hinweis war darauf zu finden, in welche Richtung sie gehen oder was sie hier tun sollten.

„Nicht noch ein Labyrinth!“ Inuyasha seufzte laut: „Immerhin riecht es hier nicht nach Metall. Und nicht nach Drachen. Äh, ich meine, nicht nach Gegnern.“

Es waren fünf Gänge, stellte Sesshoumaru für sich fest. Sollte jeder einen nehmen? Trafen sie später wieder zusammen oder musste diesmal jeder eine Prüfung für sich bestehen? Er war niemand, der sich vor einer Entscheidung drückte: „Jeder geht einen anderen Weg. Vierhundert Schritte, dann haben wir uns entweder wieder getroffen, oder drehen um.“ Im schlimmsten Fall würde jeder auf ein Hindernis stoßen. Aber das war eben so.

So teilten sie sich auf.
 

Shiro witterte sorgfältig, aber Inuyasha hatte Recht. Außer Gestein gab es hier nichts, zumindest nichts, was sie je zuvor in die Nase bekommen hatte. Sollte nur die Orientierungsfähigkeit geprüft werden? Oder ganz etwas anderes? Irgendwie hatte sie noch immer nicht verstanden, welche Aufgaben diese Amulettprüfung enthalten sollte. Und Sesshoumaru hatte mit seiner Bemerkung, dass sie noch auf kein lebendes Wesen als Gegner gestoßen waren, Recht. Wollte der Prüfer niemanden umbringen? Oder zumindest nur die Prüflinge?

Sie blieb stehen. Täuschte sie sich oder hatte eine Frau aufgeschrieen? Sora? Aber die Anweisung hatte gelautet, vierhundert Schritte zu gehen, dann umzudrehen. Nun allerdings beeilte sie sich damit. Irgendetwas musste passiert sein, obwohl sie selbst auf kein Hindernis getroffen war.

Als sie den Weg entlanglief, den Sora gegangen war, entdeckte sie Inuyasha und Suisei bereits vor sich. Sie mussten sofort umgedreht sein. Sie standen bei der Drachenkönigin, die auf den Boden starrte. Shiro spürte neben sich das Youki ihres Gefährten. Sesshoumaru musterte ebenso wie sie selbst die Szene, zumal Inuyasha nach Tessaiga griff.

„Lass das!“ befahl er daher.

Sein Halbbruder drehte sich um: „Wir müssen sie doch da irgendwie rausholen“, verteidigte er sich.

„Die Windnarbe in einer Höhle?“

Das war auch dem Jüngeren klar: „Schon gut. Aber schau dir diesen Mist hier mal an.“

Shiro betrachtete die Lage der Drachenkönigin. Sora steckte in einer Spalte fest, die ihren Fuß, ihren Knöchel fest umschloss. So fest, als ob er eingemauert worden wäre.

„Ich weiß nicht genau, was geschehen ist, Sesshoumaru-sama“, erklärte sie: „Ich spürte auf einmal etwas…ja, etwas Lebendiges und blieb stehen. Dann packte mich dieser Spalt.“

„Du bist nicht ausgerutscht?“ fragte der Herr der Hunde unverzüglich und musterte den Boden.

„Nein. Es war eher, als….nun, als ob mich etwas beißen würde. Aber das hier ist doch nur Erde.“ Sora klang ruhig: „Verzeiht, aber einen besseren Bericht kann ich nicht geben.“

„Inuyasha.“

„Was denn?“

„Versuche deinen Klauenangriff.“

„Klar. Sankontessou!“ Der Hanyou schlug zu, bemüht, nur den Fels zu treffen, nicht das Bein der Drachin.

Die Wirkung entsprach leider nicht dem, was sie sich vorgestellt hatten. Nicht nur, dass das seltsame Gestein nicht unter der Attacke zersprang, es wuchs. Ehe einer der fünf begriff, was geschah, hatte der „Fels“ sich verdoppelt, umschloss nun Soras Bein bis über das Knie. Sie holte erschrocken Atem.

„Es lebt“, stellte Shiro ruhig fest. Was auch immer das war, es reagierte auf den Versuch, es zu zerfetzen mit Verdoppelung. Nur, wie sollten sie nun Sora hier wegbekommen?

„Suisei.“ Sesshoumaru war zu der gleichen Erkenntnis gekommen.

Der Drache sah zu ihm: „Ich werde versuchen, meine Schamanenkräfte zu nutzen.“ Er legte die Hände an das scheinbare Gestein, schloss die Augen. Für einen Moment geschah nichts, dann leuchtete der „Fels“ unter seinen Fingern auf. Eine blendende Helligkeit ließ alle die Augen schließen. Sie hörten noch einen leisen Fluch, als er eilig zurücksprang, die Hände schüttelte. Sora schrie auf. Das „Gestein“ hatte sich wieder weiter um sie gebildet. Nun steckte ihr gesamter Unterkörper fest.

Auch das war keine Lösung. Sesshoumaru dachte kurz nach, ehe er sagte: „Suisei, du bleibst bei deiner Königin. Wir drei suchen weiter.“ Irgendwo müsste es doch einen Schlüssel geben um diese ganze Situation aufzulösen. Im Notfall mussten sie die ganze Höhle zerstören. Wirklich nur im Notfall, denn es war nicht gesagt, dass sie damit Sora befreien konnten. Lebte diese Höhle etwa? Befanden sie sich im Inneren eines gigantischen Lebewesens? Das würden sie hoffentlich bald feststellen.
 

Suisei wartete, bis die drei gegangen waren, ehe er zu Sora blickte: „Es tut mir leid, meine Königin, dass ich dir nicht helfen konnte.“ Vielleicht konnte er sie mit einem Gespräch ein wenig von ihrer schrecklichen Lage ablenken.

„Schon gut. Es tut mir leid, dass ich nicht besser aufgepasst habe. Ich hätte, als ich etwas Lebendiges spürte, weg springen müssen.“ Sie zwang sich zur Ruhe.

„Hinterher ist man meist klüger. Du bist keine Kriegerin. Und ich bezweifle, ob ich sofort gesprungen wäre.“

„Danke.“ Sie lächelte ein wenig: „Ich hoffe, die drei finden eine Lösung. Es fühlt sich ...“ Die ersten Worte, die ihr einfielen, waren jedoch äußerst unpassend für eine Königin: „Mehr als eigenartig an.“

„Es ist jedenfalls kein Stein. Als es mich und meinen Zauber spürte, versuchte es, auch meine Hände so zu umklammern.“ Er sah zu ihr. Er bewunderte sie unwillkürlich, nicht einmal in dieser Situation die Nerven zu verlieren. Sie war in der Tat die geborene Königin der Drachen. Mit der gleichen Ruhe hatte sie sich auch den Youkai ausgeliefert, für das Überleben ihres Volkes. Ihre blauen Haare fielen weich über ihre Schulter und ihr ebenmäßiges Gesicht war selbst jetzt vollkommen ruhig. Ihre schönen, tiefblauen Augen blickten ihn fast ein wenig belustigt an. Was hatte sie?

Aber die Erklärung folgte: „Du siehst mich so an, Suisei…“

„Verzeih, meine Königin. Ich habe dich nur gerade schön gefunden.“

Da lachte Sora auf. Es war ein Lachen fern jeder Hysterie: „Und das fällt dir erst jetzt gerade auf!“

„Ich sah dich nie zuvor im Halbdunkel einer Höhle“, wandte er ein: „Überdies ziemt es sich nicht, so die Frau eines anderen anzusehen. Und natürlich meine Königin. Ich bitte um Verzeihung.“

„Das….das hat nichts zu bedeuten. Ich meine, jede Frau hört ein Kompliment gern und ich bin da keine Ausnahme.“ Sie bewegte ein wenig die Arme, ohne jedoch die seltsame Formation um ihren Unterkörper zu berühren. Bislang hatte sich die Masse bei jedem Kontakt verdoppelt, und sie wollte nicht auf einmal bis zum Hals in diesem seltsamen Gestein stecken Weiter reden, dachte sie dann. Ablenken. „Suisei…“

„Ja?“

„Warum bist du Schamane und Krieger? Gewöhnlich hat man doch nur eine Ausbildung. Und auch die Zeit dazu.“

„Mein Vater war Kori. Er war zur Zeit deines Vaters einer der fähigsten Drachenkämpfer aller sieben Clans.“

„Sieben? Oh, das war dann noch bevor…bevor der Anführer des siebenten Clans ruhm- und ehrlos getötet wurde und sich der Clan auflöste.“

„In unendlicher Schande auflöste. Ja. Wie gesagt, mein verstorbener Vater ließ mich mit dem Schwert kämpfen, sobald ich eines halten konnte. Erst viel später wurde bei mir das Talent zum Schamanen erkannt, so dass ich diese Ausbildung erhielt. Hayao-sama war allerdings der Meinung, dass ich das Kampftraining, wenn auch in abgeschwächter Form weiterführen sollte. Er sagte, man wisse nie, wozu es nützlich sei. Ich denke, er hat Recht behalten. Ich kann ja einiges darüber erzählen…“ Er musste sie weiter ablenken. Überdies war das Interesse der Königin an seiner Person schmeichelhaft.
 

Shiro sah sich um. Sie waren den Gang weitergegangen, erkannten nun, dass sich alle fünf Wege hier wieder trafen, in einem fortliefen. Und ihre Nase verriet ihr, dass dort weiter vorn ihre eigene Witterung war. Anscheinend war diese Höhle ein kreisförmiger Weg, der sich nur auf eine kurze Distanz auf fünf Pfade auftrennte.

„Da ist etwas!“ Inuyasha machte einen Satz und starrte auf den Boden.

Vorsichtig wichen sein Halbbruder und dessen Gefährtin auch von der Stelle weg, obwohl sie nichts erkennen konnten.

„Es ist nichts zu wittern.“ Shiro sah zu dem Hanyou.

„Ich weiß, ich kann auch nichts riechen. Und das Mistvieh muss unsichtbar sein. Ich habe bloß etwas wie eine Berührung am Zeh bemerkt.“ Er versuchte etwas zu erkennen: „Und ehrlich gesagt, wenn das nicht mit Sora passiert wäre, hätte ich mir gar nichts dabei gedacht.“

Sesshoumaru unterdrückte seine Bemerkung, dass er sich selten etwas dachte. Die Zeiten des Bruderstreites lagen hinter ihnen. Ein Wesen, das unsichtbar war, keine Witterung hatte, war ein idealer Lauerjäger. Und wenn es sich bei jedem Versuch, es zu töten, verdoppelte, praktisch unbesiegbar. Ihm musste etwas einfallen, wollte er Sora nicht aufgeben. Und das war unmöglich. Nicht nur, weil sie die Drachenkönigin war und dies eine Drachenprüfung, es somit politische Probleme, ja, einen neuen Krieg geben könnte. Sie war seine Konkubine, seine Nebenfrau, und er damit für sie verantwortlich. Er hatte noch nie zulassen können, dass jemandem etwas zustieß, der zu ihm gehörte. Pflichtgefühl und Beschützerinstinkt verbanden sich mit dem Bewusstsein, der Beste, der Stärkste zu sein. Erkannt freilich hatte er dies erst, als er auf der Insel der Bestie die Wahl zwischen Inuyasha und Shiro hatte treffen müssen.

Die Hundefürstin hatte die Stelle noch einmal gemustert: „Man kann etwas erkennen“, sagte sie: „Aber es scheint zu verschwimmen.“ Sie hätte es nicht anders benennen können. Alles, was sie entdeckt hatte, ähnelte einer sanften Wellenbewegung eines Teiches. Und das auch nur für einen Augenblick. Womöglich konnte sie es überhaupt nur durch ihre Fähigkeit des Wasserlesens erkennen. Sie betrachtete im Halbdunkel der Höhle die Wände. Ob es dort auch solche Lebewesen gab?

Wenn sie denn lebten.

Sesshoumaru war ihrem Blick gefolgt. Sie hatte Recht. Es war nicht gesagt, dass die Gefahr nur auf dem Boden war.

Dennoch: „Gehen wir.“ Sie hatten weder einen Ausgang noch eine Erklärung, was sie in dieser Höhle eigentlich tun sollten, gefunden. Also mussten sie zurück zu den beiden Drachen. Seine mittlerweile erworbene Erfahrung als Befehlshaber sagte ihm, dass sie sich besser nicht mehr trennen sollten. Es war im Moment zwar notwendig gewesen, um die Höhle zu erkunden, aber da es hier anscheinend mehrere dieser eigenartigen Wesen gab, stieg die Gefahr mit jedem weiteren Schritt.
 

Die beiden Drachen waren etwas erstaunt, als die drei von der entgegengesetzten Seite zurückkehrten. Das konnte nur bedeuten, dass die Höhle einen Kreis bildete.

Der Schamanenkrieger ließ eilig die Hand seiner Königin los, als er bemerkte, dass der Blick des Hundefürsten darauf ruhte. Das schickte sich nicht, Trost hin oder her. So neigte er etwas den Kopf: „Verzeiht, Schützer der Drachen.“ Die alte Anrede für den Drachenkönig: „Darf ich Euch etwas mitteilen, das mir eingefallen ist?“

„Ich höre.“

„So, wie der König in der Mythologie der Drachen als Sonne dargestellt wird, gibt die Königin als Verkörperung der Erde und ihrer Fruchtbarkeit. Unter Umständen wäre das der Grund, warum Sora...warum ausgerechnet die Königin in diese Lage kam.“

Möglich. Aber das half nicht weiter. So sagte Sesshoumaru: „Weiter.“

„Dieses Wesen hat sich verdoppelt, als Prinz Inuyasha es mit einem Klauenangriff zerteilte, es hat sich verdoppelt, als ich versuchte, es zu mit Magie zu zerlegen. Man müsste einen Angriff finden, eine Möglichkeit, bei der es entweder nicht zerteilt wird oder aber keine Zeit zur Regeneration bleibt. Ich bin mir bewusst, über wie viel Youki Ihr verfügt, Sesshoumaru-sama. Wäre dies ein Weg?“

Ein voller Youki-Angriff? Womöglich von Shiro gespiegelt? Nun gut, das würde das Wesen vielleicht verschwinden lassen, aber sicher auch Sora umbringen. Aber es gab eine andere Möglichkeit. Er trat ein wenig näher, musterte das „Gestein“ um den Unterkörper der Königin.

Diese sah hoffend zu ihm: „Sesshoumaru-sama, ich…ich erinnere mich, dass Ihr…dass Euere Hand über Gift verfügt….“

Das war auch seine Idee gewesen: „In der Tat. Aber es wird auch dich verletzen.“

„Tut, was Ihr wollt.“ Sie vertraute ihm, dass er sie weder töten wollte, noch auch nur unnötigen Schmerzen aussetzen würde.

Shiro presste für einen Augenblick die Lippen zusammen. Warum war Sora auf diesen Plan gekommen und nicht sie? Ließ sie nach? War sie für eine solche Drachenprüfung etwa unbrauchbar? Nun gut. Die Königin steckte in dieser Falle, hatte wohl sehr gründlich nachgedacht. Und immerhin hatte sie selbst den Kampf gegen den Metallkrieger gewonnen, Sora nicht. Sie würde eben künftig besser aufpassen müssen, sich bei den Prüfungen als nützlich für ihren Gefährten darzustellen.

„Keh“, machte Inuyasha leise, als er sah, wie sein Halbbruder die Hand hob. Er kannte diese elegante Geste, das grüne Leuchten der ätzenden Säure um die Finger. Für so manchen war dies das Letzte gewesen, was sie erblickt hatten. Das würde allerdings auch für die Drachin ziemlich unangenehm werden, selbst, wenn Sesshoumaru gut zielte.

Suisei wusste nicht, wovon Sora gesprochen hatte, aber ihm war bewusst, dass dies eine auch unter Youkai unübliche Fähigkeit war. Gift? Die Königin hatte von Gift gesprochen? Wenn die stimmte, würde es wohl ätzend sein, das Wesen womöglich zerstören…aber ebenso sicher auch Sora verletzen. Es gab jedoch wohl keine andere Wahl, sie zu befreien.

Wie Regen fiel das beißende Gift auf den scheinbaren Fels. Für einen Moment geschah nichts, dann begann sich die grüne Säure zischend hineinzufressen, das Unbekannte aufzulösen. Sesshoumaru ließ die Hand sinken und trat zurück.

„Fass zu, Suisei!“ befahl er.

Der Drache trat näher, ein wenig im Unklaren, wohin er fassen sollte. Aber dann bemerkte er, dass sich die Umklammerung löste, die Königin zu schwanken begann. Sie hatte regungslos so verharren müssen, und ihre Beine gaben nach. Er ging hinter sie, bemüht, nicht den Felsen zu berühren und fasste ihre Oberarme. Warum nur wollte der Herr der Hunde dies nicht selbst tun? Widerte es ihn etwa an, einen Drachen zu anzufassen? Aber Sora war doch seine Nebenfrau?

Dann hörte er jedoch lieber auf, darüber zu grübeln, denn die ersten Tropfen der Säure hatten Sora erreicht, die nur mehr zischend Luft holte. Er zerrte sie empor. Zum Glück gab das Unbekannte um sie nach, so dass er sie herausreißen konnte und festhielt.

„Danke“, keuchte sie. Für einen Moment klammerte sie sich an ihn. Es tat so weh, die Säure, ihre steif gewordenen Beine…Und ihre Erleichterung, der Falle entkommen zu sein, war fast ebenso schmerzhaft.

„Kannst du gehen?“ erkundigte sich Inuyasha, der selbst schon das mehr als zweifelhafte Vergnügen mit dieser Säure gehabt hatte.

Sie schüttelte den Kopf. Es war zwar peinlich, das zugeben zu müssen, aber ihre Selbstheilungskräfte würden einige Zeit benötigen, den Schaden zu beheben. Überdies war es einfach angenehm, die Arme des Schamanen um sich zu spüren, auch, wenn sie das natürlich nicht erwähnen durfte.

„Trag sie, Suisei.“ Der Hundefürst drehte sich um, ohne auf das überraschte Gesicht des Drachen zu achten. Er hatte seine Entscheidung getroffen. Sie hatten bislang nichts gefunden, was eine Prüfung zu nennen gewesen wäre, sah man von diesem seltsamen Gestein ab. Das konnte nur bedeuten, dass sie etwas übersehen hatten. Also mussten sie zu der Stelle zurückgehen, an der sie in die Höhle gekommen waren.

Shiro warf einen raschen Blick auf das Drachenpaar. Der Schamane bemühte sich deutlich, behutsam zu sein, um wohl seiner Königin weder weh zu tun, noch sie in eine unschickliche Lage zu bringen. Suisei schien ein sehr fähiger, aber auch ehrenhafter Mann zu sein, und langsam verstand sie, warum Hayao ihn benannt hatten. Und, wenn sie ihren Gefährten richtig beurteilte, schätzte der ihn auch. Er hätte niemals einen Mann, den er verachtete, seine Nebenfrau auch nur berühren lassen.

„Aite…“ entfuhr es ihr, trotz ihrer gewöhnlichen Selbstbeherrschung, als sie erkannte, dass an der Stelle, an der sie die Höhle betreten hatten, eine offene Tür war. Dahinter zeigte sich die Halle, von der aus bislang alle Prüfungen begonnen hatten.

Sesshoumaru wandte den Kopf. War das der Rauswurf? Hatten sie versagt?

Aber auf dem Amulett um den Hals der Drachenkönigin glitzerte ein neuer Stein, in warmem Gelb. Vermutlich ein Goldberyll.

Was auch immer die Prüfung gewesen war, sie hatten bestanden. Ohne weiteres Wort verließ er die Höhle, froh, zumindest wieder in der Halle zu sein. Hundeyoukai waren für den Aufenthalt unter der Erde einfach nicht geschaffen.
 

Suisei legte Sora behutsam auf den Boden, richtete sich wieder auf: „Noch Schmerzen, meine Königin?“

Sie nickte etwas, wollte aber nicht jammern. Sesshoumaru hatte ihr auf diese Art vermutlich das Leben gerettet und es wäre äußerst impertinent gewesen, sich zu beschweren.

„Ich fürchte nur, das wird uns nichts helfen.“ Inuyasha deutete an die Stirnwand der Halle, wo sich eine neue Tür gezeigt hatte. „Soll ich sie weiter tragen, Suisei?“

Der Schamane starrte den Hanyou an. Das war zwar ungehörig, aber ihm fehlten schlicht die Worte. Nach Brauch und Sitte der Drachen war es schon fast ein Ding der Unmöglichkeit, dass er, ein einfacher Krieger, die Königin trug. Immerhin war es auf Anweisung des Herrn der Drachen geschehen. Aber ein Halbblut, ein Mischling….Nun, die Nummer Zwei der Youkai, korrigierte er sich, ein Prinz und der Schwager der Königin. So senkte er den Kopf: „Wie Ihr wünscht.“

„Ich...ich kann gleich selbst laufen, “ sagte Sora eilig, die die Bedenken Suiseis nur zu gut nachvollziehen konnte. Andererseits wusste sie auch, dass Inuyasha an Sitten oder Regeln so gut wie nie einen Gedanken verschwendete. Er war der un-höfischste, lockerste Prinz, der ihr je begegnet war. Er hatte seinen Vorschlag vermutlich schlichtweg hilfsbereit gemeint. Ob er genau so formlos Shiro anbieten würde, sie zu tragen? Wahrscheinlich, auch, wenn sie sich bei der kühlen Hundedame nicht vorstellen konnte, dass diese es annahm. Allein der Blick, den Shiro ihr jetzt zuwarf, was so abschätzend, dass sich die Königin fast gekränkt fühlte, ehe sie erkannte, dass das wohl eher rein eine sachliche Begutachtung ihrer derzeitigen körperlichen Fähigkeiten gewesen war. Denn hinter der neuen Tür wartete Feuer.
 

Hoshi, der Oberste Heiler der Drachen, landete und nahm seine menschliche Gestalt wieder an. Zum Glück hatten sich die Menschen auf Le-chan-po relativ rasch daran gewöhnt dass von fliegenden Drachen in ihrer wahren Form keine Gefahr für sie ausging. Aber hier lebten sowieso keine. In den hohen Bergen im Norden waren nur Tiere und Drachen zu finden. Und er suchte eine ganz bestimmte Erinnerung. Sie hatte nur beiläufig, bei einer Unterhaltung, erwähnt, wo sie lebte. Und er musste sie finden. Sie war die Einzige, die ihm versichern konnte, dass seine Befürchtung nicht zutraf, der siebente Clan der Drachen für immer erloschen sei.

Fast zwei Stunden suchte er in der Bergeinsamkeit, ehe er die Witterung der Drachin aus einer Höhle wahrnahm. „Shodo?“ fragte er am Eingang höflich, aber auch besorgt. Der Geruch war ihm als Heiler nur zu vertraut. Obwohl Drachen in der Regel nicht krank wurden, waren in den vergangenen Kriegen schon so viele verletzt oder getötet worden, dass er die Todesnähe wittern konnte. „Shodo?“ Er betrat die Höhle.

Im matten Tageslicht erkannte er eine Grotte, eine Drachenfrau in Menschengestalt, die auf einem Strohlager ruhte, nun aber den Kopf wandte. „Ein Heiler….“ sagte sie matt: „Kommst du von…“

„Nein. Shodo, ich bin Hoshi, der Oberste Heiler. Sag, was fehlt dir?“

„Doko. Ich brauche Doko.“ Sie starrte ihn an: „Bitte…gib es mir...ich…ich habe solche Schmerzen…“ Sie sah abgemagert, heruntergekommen aus.

Doko war der Name des stärksten Schmerzmittels, das die Drachen kannten. Heiler gaben es gewöhnlich an Krieger, die zu schwer verletzt worden waren, um ihnen einen schmerzfreien Tod zu ermöglichen. Wie jeder seines Berufsstandes trug auch Hoshi einige Notfallmittel stets bei sich. Aber er konnte keine Verwundung sehen, die ein Schmerzmittel gerechtfertigt hätten: „Hast du wirklich Schmerzen?“ fragte er daher verwundert.

„Ja...bitte, gib es mir...ich…ich brauche es Er hat es mir gegeben und jetzt brauche ich es…“

In Hoshi stieg eine entsetzliche Vermutung auf: „Ich gebe es dir. Unter einer Bedingung.“

„Du willst etwas wissen?“ Sie klang vollkommen erschöpft.

„Du kommst mit mir, zu anderen Heilern. Wir werden dich von Doko wieder befreien. Es wird dauern, aber es wird gelingen.“

„Das...das geht?“

„Ja.“ Er suchte bereits in seiner Tasche: „Jetzt nimm es. Und dann erzählst du mir von deinem Sohn.“
 

*************************************
 

Im nächsten Kapitel erfährt der Heiler mehr von den Plänen des jungen Heilers - und deren Ursache. Shiro dagegen geht den Pfad des Samurai: Die Ehre des Kriegers.

Sharaku bedeutet sinnlos, ohne Sinn.

Vorbild für das Wesen in der Höhle war eine Amöbe....
 

Wer so nett ist, mir einen Kommentar zu hinterlassen, erhält, wie gewohnt, eine ENS, wenn ich sehe, dass ds neue Kapitel freigeschaltet wurde.
 

bye
 

hotep



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Kommentare zu diesem Kapitel (20)
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Von: abgemeldet
2008-09-17T15:04:20+00:00 17.09.2008 17:04
Ein labyrinth unter der Erde ist schon ein seltsamer Ort zum Flirten-zumindest scheint sich zwischen Susei und Sora etwas anzubahnen... Diesmal half also nicht ein Klauenangriff noch die Kräfte eines Shamanen sondern einfach nur Gift. allem Anschein nach verlangen diese Prüfungen wirklich viel von den Prüflingen ab - nicht nur Kraft sondern auch Schläue, Geduld und vermutlich noch vieles mehr (zum Glück muss Inu da nicht alleine durch, sonst wäre er wahrscheinlich schon bei der ersten Prüfung gescheitert^^). und bei den Drachen scheint auch einiges im Argen zu liegen. Die arme Shodo

Gruß

Foxfire
Von:  Teilchenzoo
2008-09-05T13:05:54+00:00 05.09.2008 15:05
Miststück!! Er hat doch wohl nicht etwa seine eigene Mutter vergiftet?? Entweder dieses Doko selbst verursacht bei Fehlgebrauch/nach einiger Zeit Schmerzen (gift frisst schließlich auch Gift auf, also kann Schmerz auch Schmerz tilgen), oder aber sie ist abhängig ... das sind meine Vermutungen. OH ... wenn ich den je erwischen würde!!

Was nun die Prüfungen angeht: ich denke, ihr Sinn ist mir jetzt klar. In jeder Prüfung trat ein bestimmtes Element hervor. Da Drachen ja mit der elementmagie besonders verbunden sind, nehme ich an, es soll die Fähigkeit des Herrschers testen, mit dieser ureigensten Drachenfähikgiet umzugehen, oder? Zudem wird jedem Element ja eine bestimmte Eigenschaft zugeschrieben ... vielleicht sollte der König idealerweise sein wie die Elemente, ihre Eigenschaften in sich vereinen?

Sag mal, kuppelt der Herr der Hunde und Drachen da etwa?? Ihm sollte doch auch klar sein, was da zwischen Sora und Suisei in Anfängn abläuft ... und dem noch nachzuhelfen ... Mitleid mit der einsamen Königin^^? Oder schlicht und ergreifend mal wieder keine Peilung von Gefühlen^^°°??

aber ich lese mal lieber schnell weiter, dass die arme shodo nicht so lange auf Rettung warten muss ^.~

lg neko
Von:  don-kun
2008-08-30T09:28:14+00:00 30.08.2008 11:28
Na, ich hab doch gesagt: schon wieder ein Labyrinth?

Aber das sind schon erstaunliche Wesen (?), die da leben. Wie man nur auf sowas kommt? ^_^
Von:  Lizard
2008-08-26T14:04:54+00:00 26.08.2008 16:04
Eine Amöbe als Inspirationsquelle... nun ja, das Reich der Einzeller hat 'ne Menge zu bieten, nicht? Und es wäre ja nicht das erste Mal, dass du die mikroskopische Welt als Vorbild für Monster u.ä. nutzt... hihi...

Ähm ja, zum Kapitel und zur Prüfung:
deren Sinn erschließt sich wohl tatsächlich erst am Schluss. Sofern diese Prüfung die eigentliche Prüfung ist, denn währenddessen sieht es so aus, als würde die gesamte Drachenwelt auf die Probe gestellt. Irgendetwas ist da am Laufen und das hat eindeutig mit Verrat, dem mysteriösen 7. Drachenclan und diesem gewissenlosen Heiler, der seine Mutter drogenabhängig gemacht hat, zu tun. Das sieht ernst aus...
Aber es gibt auch Amüsantes. Suisei hat eine klare Schwäche für seine Königin. Und Sora sieht auch nicht so abgeneigt aus... Du lässt aber auch keinen Topf ohne Deckel, nicht wahr?^^

Von:  Cistus
2008-08-24T11:16:14+00:00 24.08.2008 13:16
Hat dieser Mistkerl etwa seine eigene Mutter unter Drogen gesetzt! Damit ist auch das letzte bischen Mitleid aufgebraucht und er braucht sich keine Gedanken mehr um seine Zukunft zu machen, denn er hat keine mehr!

Die Hälfte der Prüfungen liegt also hinter der Gruppe, aber bestimmt kommt das schwerste wie immer am Schluss. Ausserdem steht ja auch jedtzt die Frage im Raum ist das eine reguläre Prüfung oder hat das jemand nachgeholfen? Dieser jemand hat dann bestimmt ganz am Ende noch eine Falle eingebaut, die das erfolgreiche Verlassen von den Hunden verhindern soll!

mfg
Cistus
Von: abgemeldet
2008-08-23T06:46:04+00:00 23.08.2008 08:46
Puh! Da hat ja Sora nochmal Glück gehabt, wenn auch mit ein paar Kratzern. Und Susei hätte wahrscheinlich noch mehr gegeben um sie zu retten. g** Ich bin immer wieder erstaunt, wie sich die Dinge bei dir entwickeln. ^-^

lini
Von:  Sasuke_Uchiha
2008-08-22T18:36:54+00:00 22.08.2008 20:36
Feuer hinter Tür 4...mal schauen, was dort noch so zu finden ist.
Und mit wem Hoshi da wohl gerade spricht?
Von:  Krylia
2008-08-22T16:50:46+00:00 22.08.2008 18:50
Oho, ist vielleicht Suisei Soras späterer Liebhaber? Ich hoffe ja, dass sie später doch noch eine Tochter kriegt. Warum hat Izanagi sie bei Inus und Kagomes Hochzeit eigentlich nicht geschwängert, wo er doch so in Babylaune war?

Soras hat es wirklich nicht leicht in dieser Prüfung. Das hat aber auch Vorteile, wie man sieht... *g*

Kann es sein, dass Doko wie eine Droge wirkt und es deshalb wirklich ausschließlich sterbenden Kriegern verabreicht wird?

Jedenfalls freue ich mich schon aufs nächste Kapitel.^^
Von: abgemeldet
2008-08-22T07:54:57+00:00 22.08.2008 09:54
Uh! Bahnt sich zwischen dem Heiler und der Königin etwas an??? Du machst es mal wieder ziemlich interessant. g** Sora kann einem schon Leid tun, aber immerhin ist jetzt von diesem "Stein" befreit.

Ich hoffe da wird nocht mehr draus, aus den beiden und hoffentlich kriegt sich Shiro wieder ein. Sie sollte nicht immer so viel denken. Die arme.


24
Von:  Schalmali
2008-08-21T21:27:42+00:00 21.08.2008 23:27
Tja gute Frage was genau bei dieser Prüfung geprüft wurde. Dass man die Macht/Herrschaft nicht über das Leben seiner Leute stellt? Man manchmal jemanden Schaden muss um ihm zu helfen? Aber nicht jeder Drachenschamenen-König hät Gift... wie hätten die das wohl lösen müssen?^^ Und Inuyasha (un)-höflich wie immer aber da sind diese "hochrangigen" Leute ja selber Schuld wenn sie mit ihren Regeln so pinibel sind :D Sehen es alle zumindest "etwas" lockerer hätte das da und dort sicher einen Vorteil wie hier mit dem Tragen. Sora könnte sich ruhig noch etwas ausruhen hehe. Und scheinbar hat ein Heiler oder ähnliches da ordentlich seine Pflichten verletzt... Drache und drogenabhängig, hört sich zumindest so an ^^


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