Das Amulett der Drachen
Diese Geschichte spielt in der Vergangenheit, gleich nach dem für die Drachen verlorenen Krieg gegen die Youkai, vor allem den Hundeclan, und ihrer Umsiedelung auf die Inseln von Le-chan-po. Missverständnisse und Vorurteile belasten die Beziehung der beiden Völker, auch, wenn die Herrschenden beider Seiten um den Frieden kämpfen und es buchstäblich müssen. Doch der Frieden ist eine sehr fragile Sache...
Die Kinder der Hundefamilie sind hier noch sehr klein, ebenso Hakai, der Sohn der Drachenkönigin, an Nachwuchs für Yuri und Myu ist nicht zu denken. Und die Hochzeit von Inuyasha und Kagome in der Neuzeit ist noch weit entfernt, auch, wenn die beiden nach dem Recht des Hundeclans bereits verheiratet sind.
1. Das Amulett der Drachen
Der Oberste Schamane der Drachen, der alte Hayao, starrte seinen nur wenig jüngeren Stellvertreter entsetzt an, der sich vor ihm niedergekniet hatte: „Reiri, das...das ist eine Katastrophe!“
„Alle fünftausend Jahre verschwindet das Heilige Amulett, dachte ich, Hayao-sama.“ Das klang ein wenig verständnislos.
„Ja. Aber nie zuvor befanden sich die Drachen in solch einer Situation.“
Reiri begriff erst jetzt: „Der Herr der Drachen ist derzeit ein Youkaifürst, ich weiß. Darf ich in die Bibliothek gehen und sehen, was die uralten Schriften dazu sagen?“
„Tu das. Ich gehe unverzüglich zu Königin Sora. Sie muss erfahren, dass das Heilige Amulett verschwunden ist. Und, gleich, was auch immer du herausfindest, ich fürchte, wir werden auch den Fürsten der westlichen Länder, den derzeitigen Herrn der Drachen, benachrichtigen müssen.“
„Ich eile zu unserer Königin, sobald ich alle Schriftrollen habe.“
„Danke, Reiri.“ Der Oberste Schamane erhob sich mehr als besorgt. Alle fünftausend Jahre verschwand das Heilige Amulett und wurde der König der Drachen einer Prüfung unterzogen. Warum nur gerade jetzt? Wie sollte das enden?
Königin Sora vernahm die Neuigkeit nicht gern: „Das Amulett der Drachen, ja, natürlich hörte ich davon. Es liegt gewöhnlich in dem uralten Heiligtum, das nur auserwählte Schamanen betreten dürfen. Und der König an dem Tage, an dem er sein Amt antritt.“ Sie selbst war daher nie dort gewesen, aber ihr erster Mann, Drachenkönig Daiki, war dort ins Unglück gestürzt worden, als er die Worte der uralten Prophezeiung falsch gedeutet und den letzten Krieg der Drachen begonnen hatte.
„Ja. Es ruht in der Drachenburg in einer Kammer. Nur einmal im Jahr wird geprüft, ob es noch dort liegt. Ist es verschwunden, so bedeutet das, dass sich der derzeitige König der Drachen der Amulettprüfung stellen muss. Tut er dies nicht, oder versagt er dabei…“ Hayao sah auf: „Nun ist es allerdings so, dass der derzeitige Gebieter der Drachen, dein Gebieter, ein Youkai ist. Wird sich Sesshoumaru-sama der Prüfung stellen? Darf er das überhaupt? Ich habe Reiri bereits in die Bibliothek geschickt. Wir müssen herausfinden, was die Schriften der Vorfahren uns als Anhaltspunkte geben. “
„Danke.“ Sie seufzte: „Nun gut. Ich bin die geborene Königin. Diese Prüfung werde ich wohl bestehen müssen.“ Gleich, was die Schriften dazu sagen würden: sie wäre immer betroffen. Zur Not musste sie allein gehen. Überflüssig zu erwähnen, dass sie das nicht gern wollte.
Der Fürst der westlichen Gebiete war überrascht, als sich gleich drei Drachen in seinem Arbeitszimmer melden ließen, nahm aber an, dass die Sache äußerst dringlich wäre:
„Sora, ich bin erfreut, dich zu sehen“, sagte Sesshoumaru höflich. Immerhin war sie seine offizielle Nebenfrau, wenn auch nur dem Namen und dem Rang nach. Und er achtete ihren festen Willen, ihr Volk zu beschützen.
Die Königin verneigte sich: „Sesshoumaru-sama, es ist etwas geschehen, das …das den Gebieter der Drachen betrifft.“ Sie sah seitwärts: „Bitte, Hayao.“
Der Oberste Schamane blickte dem Fürsten höflicherweise nicht ins Gesicht: „Habt Ihr, Oyakata-sama, bereits einmal vom Amulett der Drachen gehört?“ Unter Drachen war eine derartig höfliche Anrede nicht üblich, es gab nur das „du“, aber er wusste, was sich bei Youkai gehörte.
„Legenden. Es soll gut gehütet sein.“ Der kaum merkliche Anstieg des Youki verriet, dass der Herr der Hunde zu ahnen begann, dass etwas wirklich Wichtiges anlag.
„In der Tat. Es ist das Symbol des Königtums meines Volkes. Wer es erwirbt, gilt als der wahre Herr der Drachen. Oder solange es zu seiner Regierungszeit in der Drachenburg ruht. Dies ist der Name des größten Heiligtums meines Volkes, eines uralten Tempels.“
„Es ist verschwunden?“ Das war in der Tat wichtig. Und beunruhigend.
Hayao wusste dies und beeilte sich, weiter zu erklären: „Ja, Oyakata-sama. Die Tatsache an sich ist nicht ungewöhnlich. Alle fünftausend Jahre verschwindet das Amulett auf mysteriöse Weise. Der zu diesem Zeitpunkt regierende König und die Königin, seine Gefährtin, müssen sich auf eine Reise begeben und die fünf Prüfungen des Amuletts bestehen. Kehren sie mit ihm zurück, wird das Königtum der Drachen weiter bestehen, der Schützer der Drachen auch der Herr aller Clans sein.“ Hayao zögerte, aber der Hundefürst ergänzte bereits:
„Also soll ich mich der Prüfung stellen, gemeinsam mit Sora?“
„Dies sicher. Aber Reiri, mein Vertreter, hier, fand in der Bibliothek…“ Der Oberste Schamane sah seitwärts.
Dieser verneigte sich: „Es heißt in der Anweisung: die Gefährtin des Königs, die Königin. In diesem Fall würde ich sagen, dass sowohl Königin Sora, als auch Eure Fürstin mitgehen sollten.“ Reiri wagte es, für einen kurzen Moment in die goldenen Augen des Schlossherrn zu blicken, ehe er das Gesicht wieder senkte: „Ich bedauere...eine solche Lage haben die alten Schriften wohl nicht vorhergesehen.“
Das war kaum überraschend. Sesshoumaru hob ein wenig den Kopf: „Jaken!“
Sein Mitarbeiter kam eilends herein und verneigte sich.
„Die Fürstin möchte unverzüglich kommen.“
Nur Minuten später kniete Shiro vor ihrem Gefährten, durch nichts ihre Verwunderung zeigend, gleich drei Drachen im Arbeitszimmer zu finden. Ganz offensichtlich war etwas Wichtiges geschehen. Sie schwieg auch, da sie nicht angesprochen wurde. Die Hundefürstin war zu streng erzogen worden, um eine derartige Taktlosigkeit zu begehen.
Sesshoumaru sah zu Hayao: „Ich werde mich der Amulettprüfung stellen. Was sind die Bedingungen?“
„Reiri….“
Der verneigte sich ein wenig: „Wie ich bereits erläuterte…“ Dem Schamanen fiel nun erst auf, dass es zum einen unhöflich war, zum anderen die Fürstin ja noch nichts wusste. „Vergebt. - Das Heilige Amulett verschwindet alle fünftausend Jahre aus der Kammer im uralten Tempel der Drachenburg. Der jeweilige Herr der Drachen muss fünf Prüfungen bestehen, um es zurückzuholen, gemeinsam mit seiner Gefährtin. Nur dann wird das Königtum der Drachen weiter bestehen und alle Clans den Herrscher als Schützer aller Drachen anerkennen. Damit bleibt der Frieden unter den Clans gewahrt. - In diesem, Eurem, Fall wäre es wohl sinnvoll, dass sowohl unsere Königin, als auch Shiro-sama Euch begleiten. Bis zu vier Begleiter sind dem König erlaubt. Das Amulett befindet sich gewöhnlich im Drachenheiligtum und dort beginnt auch die Prüfung. Was diese selbst beinhaltet, davon erzählen die Schriften nichts. Wir vermuten, dass die jeweiligen Teilnehmer darüber schweigen mussten.“
„Wenn ich Euch einen Vorschlag machen dürfte…“ deutete Hayao an.
„Ich höre.“ Sesshoumaru sah zu Shiro. Ihr Gesicht war unbewegt. Er war unwillkürlich stolz auf ihre Selbstbeherrschung - und auch darauf, dass er allein sie dazu bringen konnte, sie zu verlieren.
Der Oberste Drachenschamane warf einen Blick zu Sora: „Wie ich meiner Königin schon darlegte….sie wurde nicht als Schamanin ausgebildet, wie es ein männlicher Thronfolger zumindest einige Jahre wird. Und es mag gut sein, dass eine Prüfung die Talente eines Drachenschamanen fordert. Ich selbst oder Reiri, mein Stellvertreter, sind zu alt. Aber es gibt da einen befähigten Schamanen namens Suisei, der auch mit dem Schwert umgehen kann.“
„Einverstanden. Weiter.“
„Als fünfte Person würde ich ein Mitglied Eurer Familie vorschlagen. Alle verfügen über bemerkenswerte Fähigkeiten. Es…ich weiß nichts weiter über die Prüfung, aber…“ Der alte Schamane wagte es, aufzusehen: „Es mag auch um etwas anderes gehen, als um reines Drachenwissen.“
Shiro ließ durch nichts ihre Abneigung erkennen. Es war offenbar notwendig, dass ihr Gefährte sich dieser Aufgabe stellte, wollte er weiterhin der Herr der Drachen bleiben und den nächsten Krieg, oder auch einen Bürgerkrieg zwischen den Drachenclans, verhindern. Und so würde sie ihm selbstverständlich zur Seite stehen. Dass Sora mit sollte, war natürlich logisch, sie war die geborene Königin ihres Volkes. Aber sie war eben auch die Nebenfrau des Taishou, ihre Rivalin. Was, wenn sie diese Aufgabe besser meistern würde? Wenn sie selbst in den Augen ihres Gefährten versagen würde? Es handelte sich ja um eine Drachenprüfung, da konnte ein Mitglied dieses Volkes doch womöglich besser abschneiden als eine Youkai?
Sie zwang sich, ihre Unsicherheit zu unterdrücken. Das würde, durfte nicht passieren. Immerhin war sie nicht irgendwer. Sie würde beweisen, dass ihr Gefährte sie nicht umsonst erwählt hatte.
Sesshoumaru nickte leicht: „Ich will Suisei sehen. Sora, bleibe einstweilen hier im Schloss. Wir werden so rasch es geht, aufbrechen. Hayao, du wirst uns zu dem Drachenheiligtum führen?“
„Ja, Schützer der Drachen.“ Der Oberste Schamane betonte den uralten Titel.
„Dann geht. - Shiro.“
Sie sah zu ihm. Erst, als die Drachen den Raum verlassen hatten, sagte sie: „Aite….“
„Wo ist Inuyasha?“
Der jüngere Halbbruder war angetan, um nicht zu sagen, begeistert, von der Aussicht auf ein Abenteuer. Das geregelte Leben war angenehm, aber dennoch… Und was sollte so eine Prüfung schon für eine Gefahr darstellen? Immerhin sollte da nur der König dieses Volkes getestet werden. Also war die Prüfung zu bestehen und sicher nicht lebensgefährlich.
Suisei war ein Drache, den man in seiner Menschenform vielleicht auf Mitte dreißig geschätzt hätte. Er trug Kleidung und Schwert eines Kriegers. Sein Brustpanzer war mit goldenen Kreisen verziert, dem Symbol der Sonne bei den Drachen. Aber darüber hing ein Anhänger, der ebenso wie der dunkle Umhang den ausgebildeten Schamanen verriet.
„Du scheinst viele Talente zu besitzen.“ Die Begrüßung des Fürsten war entgegenkommend: „Hayao empfahl dich mir.“
Suisei warf einen raschen Blick auf den Obersten Schamanen neben ihm, erwiderte jedoch höflich: „Danke, Schützer der Drachen.“
„Sage Sesshoumaru-sama. Darum wirst du deine Königin und mich in die Amulettprüfung begleiten.“
„Ja, Sesshoumaru-sama.“ Suisei war ein wenig überrascht, dass der Youkaifürst die Drachenkönigin einem Drachen gegenüber zuerst erwähnte. Er hatte nicht mit einer solchen Höflichkeit gerechnet. Immerhin hatten die Youkai die Drachen vernichtend geschlagen. „Eure Fürstengefährtin kommt auch mit?“ Er hätte es nicht vermocht, Eure Fürstin zu sagen, wollte er doch seine Königin nicht unter sie stellen.
„Ja. Und mein Halbbruder.“ Es mochte wünschenswert sein, Tessaiga dabei zu haben. „Wann können wir aufbrechen, Hayao?“
Der Oberste Schamane zuckte ein wenig die Schultern: „Wann immer Ihr wünscht.“
„Dann in zwei Stunden. Ihr dürft gehen.“
Hayao verneigte sich und verließ das Arbeitszimmer. Suisei folgte seinem Vorgesetzten, ohne zu erkennen zu geben, dass er mehr als verwundert war, dass ein Halbblut, ein Mischling, sie begleiten sollte. Ein Hanyou hatte doch gewiss keine besonderen Fähigkeiten?
Kurz darauf versammelte sich die Familie im Arbeitszimmer. Sesshoumaru hatte Akamaru und Miyaki, Yuri und Myu Boten geschickt. So saßen sie nun mit Shiro und Inuyasha vor ihm. Er berichtete kurz über die Aufgabenstellung. „Ich werde also mit Shiro und Sora gehen. Es wird sich wohl erst bei der Prüfung herausstellen, wer gemeint ist. Ein Drache namens Suisei, der Schamane und Krieger ist, wird uns begleiten. Und du, Inuyasha.“
„Oh, danke, dass du auch noch an mich gedacht hast“, murrte der Hanyou prompt.
Yuri schüttelte leicht den Kopf: „Ich begreife, dass du dich dieser Prüfung stellen musst, Taishou, sonst wäre der Drachenkrieg sinnlos gewesen. Aber sollten wir nicht alle gehen?“ Niemand kritisierte einen Fürsten, aber eine Frage war immerhin innerhalb der Familie erlaubt.
„Es dürfen nur fünf Personen sein. Überdies brauche ich euch hier.“
Alle horchten auf.
„Was befürchtest du?“ fragte Akamaru sofort.
Sein Schwager sah zu ihm: „Ich weiß es nicht. Weder Sora noch die Schamanen haben gelogen. Es gibt diese Prüfung. Und wenn das Amulett nicht wiederbeschafft wird, es keinen anerkannten Herrn der Drachenclans gibt, könnte es zum erneuten Krieg kommen, gegen uns und untereinander.“
„Aber es ist sinnvoller, auf alles vorbereitet zu sein“, sagte der Herr der südlichen Gebiete mit einem Blick auf seine Gefährtin. Immerhin war Miyaki während des letzten Krieges von den Drachen entführt worden. Sie saß jetzt bloß da und blickte schweigend zu Boden. Sobald die Rede auf Drachen kam, war sie unruhig, das wusste er nur zu gut. Am liebsten hätte er den Arm um sie gelegt. „Und wir werden es sein“, versprach er daher.
„Du im Süden, mit dem Heer. - Yuri bleibt hier im Schloss.“ Das bedeutete die Regentschaft über die Gebiete, aber auch die Vormundschaft über den kleinen Erbprinzen Arashi und seine Zwillingsschwester Seiko.
Während Yuri nur knapp nickte, sah Myu zu Shiro: „Ich werde mit den beiden schön spielen, Shiro-sama.“
„Natürlich, Myu-chan.“ Mehr ziemte sich sicher nicht zu sagen. Sie waren ihre kleinen Kinder, aber der Befehl des Fürsten, des Herrn der Hunde, ihres Gefährten war klar.
„Das war alles.“
Die Familie erhob sich.
Kurz darauf trafen sich die fünf Reisenden vor dem Schloss mit dem Obersten Schamanen und dessen Stellvertreter. Shiro trug wie gewohnt bei solchen Unternehmungen Rüstung und Schwert. Zu ihrem gewissen Erstaunen hatte sich auch Sora umgezogen. Sie hatte die Drachenkönigin noch nie bewaffnet gesehen.
Diese sah zu ihr und verneigte sich ein wenig. Immerhin war Shiro die Gefährtin des Fürsten, unter seinen Ehefrauen die ranghöchste. Beide waren zu streng als Prinzessinnen erzogen worden, dass sie ihre Gefühle nicht unter Tatsachen unterordnen konnten. Überdies vergaß Sora nicht, dass sie nach Daikis Tod und der Heirat mit Sesshoumaru, in Shiro Freundlichkeit, ja, einen gewissen Beistand gefunden hatte.
„Shiro-sama, darf ich Euch Suisei vorstellen?“
Der Drache neigte den Kopf, durch nichts zeigend, dass es ihm zuwider war, seine Königin so ehrerbietig gegen eine andere Frau, noch dazu einer Youkai, zu sehen.
„Ein Krieger und Schamane“, meinte Shiro höflich: „Eine ungewöhnliche Mischung. Aber es mag sein, dass es genau darauf bei dieser Prüfung ankommt.“
Hayao nickte: „In der Tat. Darf ich nun bitten, Sesshoumaru-sama? Wenn Ihr die Freundlichkeit hättet, Dimensionsportale erschaffen? Der Weg zur Drachenburg, dem uralten Tempel, beginnt am Fuße des Gebirges weit im Norden. Ab dort müssen wir zu Fuß gehen.“ Er fügte nicht hinzu, dass die Wanderung für ihn hart werden würde. Er war zu alt für solche Strapazen. Nun, auch Reiri war nicht viel jünger. Noch war er allerdings der Oberste der Drachenschamanen und als solcher auch für die Durchführung der Prüfung verantwortlich.
Der verhüllte Schemen, der aus den Nebeln des morgendlichen Gebirges trat, musterte die sechs Personen, die jenseits des Tales dem alten, fast unsichtbaren Pfad immer höher und tiefer in die Berge folgten.
„Ich danke dir, Urältester“, flüsterte die Gestalt und zog den Umhang fester um sich, bemüht, weder gesehen noch erkannt zu werden. „Ich habe mit heißem Herzen zu dir gebetet. An die Amulettprüfung hatte ich nicht gedacht, aber das beweist nur, dass ich noch viel zu lernen habe. Kein Youkai kann eine Prüfung überleben, die auf den wahren Drachenkönig ausgelegt ist. Sesshoumaru wagt es auch nicht allein. Nun gut, seine Gefährtin, das könnte an den Anweisungen der uralten Schriften liegen. Wusste nicht einmal der gute Hayao, ob sie oder nur Sora mitgehen sollte? Und das da ist ja nur ein Hanyou…. Sie werden alle drei sterben. - Sora und Suisei. Überstehen sie die Prüfung, werden sie das Amulett dabei haben. Und der Weg zu einem neuen König ist frei. Mein Weg ist frei. Bestehen sie nicht, werde ich mit deiner Hilfe, verehrter Urältester, mir das Heilige Amulett holen. Niemand ist stärker als ich. In meinen Adern fließt das Blut des mächtigsten, entsetzlichsten Clanführers.“ Eine leichte Böe kam auf, enthüllte für einen Augenblick ein überraschend junges Gesicht, ehe der dichte Nebel den schwarzen Schemen verschluckte, als habe es ihn nie gegeben.
Shiro hob den Kopf und wollte erwähnen, dass sie etwas gerochen hatte, als sie das fast unmerkliche Kopfschütteln ihres Gefährten bemerkte, der vor ihr ging. Erst da wurde ihr bewusst, dass sie auf dem besten Weg gewesen war, eine Taktlosigkeit zu begehen. Der Oberste Schamane führte zum ersten Mal in der langen Geschichte der Drachen Fremde, noch dazu zwei Youkai und einen Hanyou, in das geheime Heiligtum seines Volkes. Sicher würde es behütet und sie beobachtet werden. Wächter waren gewiss nicht verwunderlich. Und Sesshoumarus Nase war feiner als die ihre. Was sollte ihm entgehen? So warf sie nur einen Blick an ihm vorbei. Mit leisem Erstaunen stellte sie fest, dass sie ein Tal erreicht hatten. Im Hintergrund öffnete sich eine schmale Schlucht, eher schon, der Eingang zu einer Höhle. War etwa eine Grotte der uralte Drachentempel?
Hayao blieb stehen und wandte den Kopf: „Wir sind fast da, Sesshoumaru-sama.“ Er atmete schwer: „Ich...verzeiht, ich benötige einen Moment Ruhe.“
Der Hundefürst nickte nur und blieb neben ihm stehen. Shiro trat zu ihm, drehte sich aber noch einmal um. Die Witterung war verschwunden. Sie war sicher, dass da ein Drache gewesen war. Aber wie schon gedacht, waren Wächter kaum verwunderlich.
„Vergib, Hayao-sama….“ Suisei kam zu ihm: „Darf ich dir ein wenig zur Hand gehen?“
„Nein, danke.“ Der Oberste Schamane nickte: „Du warst schon immer ein höflicher Mann. Aber deine Aufgabe ist es nun, der Königin und Sesshoumaru-sama zu helfen, die Amulettprüfung zu bestehen. Meine wird es sein, Reiri und Miro, die uns folgen, die uralten Prophezeiungen zu zeigen, den Tempel zu erklären. Dies ist das letzte Mal, dass ich diesen Weg gehen werde.“ Er war mit Sicherheit zu alt und zu schwach, um diese Wanderung noch einmal auf sich zu nehmen.
„Hayao-sama!“ kam es sofort von Sora: „Das darfst du nicht sagen! Du bist der weiseste aller Schamanen.“
„Danke, meine Königin. Aber auch ich bin nicht unsterblich.“ Er atmete noch einmal tief durch, ehe er weiterging. Es war nicht mehr weit.
Inuyasha hatte sich umgesehen. Er verstand nicht so ganz, warum die Drachen darauf bestanden hatten, einen Tempel hier in dieser Einöde zu bauen. Das war ja offenbar recht schwierig, hierher zu kommen. Und auch ihm war die entfernte Witterung eines Drachen aufgefallen, schwach, aber eindeutig. Anscheinend war denen dieser Ort so wichtig, dass sie ihn bewachten. Ob es da einen Schatz gab, den sie vor Menschen verstecken wollten?
Er hatte mal gelesen, dass Drachen ihre Schätze behüten würden. Das hatte in einem Buch gestanden, das er sich bei Kagome ausgeliehen hatte.
Kagome…
Hoffentlich war die nicht sauer auf ihn, dass er sich hier in ein Abenteuer ohne sie stürzte. Aber sie hatte da in der Neuzeit sowieso soviel zu tun, musste lernen, mehr denn je. Und außerdem konnte er sich diesmal ja darauf zurückziehen, dass es der Wunsch...nein, besser, der Befehl seines Bruders gewesen war. Warum auch immer der ausgerechnet ihn dabei haben wollte. War jedenfalls mal was ganz Neues.
Aber, was sollte das nun werden? Das Tal endete doch dort vorn bei dem Felsspalt? Wieso griff Hayao da hinein? Im nächsten Moment erkannte der Hanyou, dass es sich um ein Trugbild gehandelt hatte. Die Felswand verschwand und gab den Blick durch eine kleine Schlucht auf einen Talkessel frei, in dessen Mitte sich das steinerne uralte Drachenheiligtum erhob.
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Die Amulettprüfung kann noch zusätzliche Probleme aufwerfen, bei dieser Gruppenzusammenstellung: ein Hanyou, der erst handelt, dann denkt, ein Drachenschamane mit unbekannten Fähigkeiten, der Voruteile gengen Youkai im Allgemeinen und Hanyou im Besonderen hat, zwei Frauen, die sich nicht voreinander und ihrem Ehemann blamieren wollen - und ein Anführer, der keinerlei emotionellen Probleme mitbekommt.
Und wer ist es, der an Sesshoumarus Stelle der Herr der Drachen werden will?
Wer so nett ist, mit einen KOmmentar zu hinterlassen, erhält, wie gewohnt, eine Info-ENS, wenn ich sehe, dass das neue Kapitel freigeschaltet wurde.
bye
hotep