FFVII: Blue Wanderer - In the lines von Ich_eben ================================================================================ Kapitel 57: Ein Herzschlag voller Liebe --------------------------------------- Als Cutters Füße sich vom Rand des Nordkraters lösten, verstummte der Wind so plötzlich, als habe er nur auf diesen Moment gewartet. Jetzt war nur noch das Donnern der Helikopterrotoren zu hören. Die schwebenden Kampfmaschinen hatten sich mittlerweile auf eine Art und Weise um ihr Ziel positioniert, die es ihnen ermöglichen würde, aus allen Richtungen zu schießen ohne einander zu treffen. Noch aber schwiegen alle Waffen. Cutter ließ sich davon nicht beeinflussen. Wenn das Feuer erwachte, würde sie diesem mit Hilfe der Lines Einhalt gebieten, die Helikopter zur Landung zwingen und so die Situation entschärfen. Bis es soweit war, gehörte all ihre Aufmerksamkeit Sephiroth. Jetzt befand er sich nur wenige Meter vor ihr. Am Ausdruck seiner Augen und seiner Aura hatte sich nicht das Geringste geändert ... und doch lächelte Cutter ihn an, und mit Sicherheit galt ein Teil dieses Lächelns auch dem Gegenstand, der endgültige Klarheit in die Situation gebracht hatte. Jenes Objekt, das Sephiroth widerspiegelte wie nichts sonst auf der Welt ... „Ich wusste es“, sagte Cutter leise. „Dass du es bist, meine ich. Weil Masamune noch bei dir ist. Du hast mal gesagt, es würde nur jemandem dienen, der seine Kraft beherrschen kann, ohne es zu unterwerfen, erinnerst du dich? Wenn Jenova über dich gesiegt hätte, wäre Masamune sofort verschwunden, also ... Hallo, Sephy. Ich freu mich so, dich zu sehen. Ich habe dich wahnsinnig vermisst!“ Sie wartete einen Moment auf eine Reaktion, irgendein Zeichen – aber nichts geschah, und auch der kalte Ausdruck in den Augen des Generals änderte sich nicht. Cutter fuhr dennoch unerschrocken fort: „Sephy, hör mir zu. Zack hat mich im Traum besucht. Ich weiß vom Jenova Projekt und was ShinRa dir angetan hat, als du noch nicht in der Lage warst, um dich zu wehren. Deine Wut ist so nachvollziehbar und absolut gerechtfertigt, und die Schuldigen gehören für alle Ewigkeit bestraft ...“ Sie kam nicht eine einzige Silbe weiter. Masamune lag innerhalb eines Sekundenbruchteils in den durch schwarzes Leder bedeckten Händen und bewegte sich nur einen winzigen Augenblick später vorwärts. Niemals zuvor war das gefürchtete Katana so schnell gewesen. Es ließ keine Zeit für irgendeine Reaktion oder gar Gegenwehr, drang mühelos in Cutters Schulter ein, zerschnitt Muskeln, Sehnen, Fleisch, alles mit einer Wucht und einer Geschwindigkeit, die es auf der anderen Seite des Körpers wieder austreten ließ. Cutter konnte sich selbst vor Schmerz aufschreien hören, gleichzeitig begannen bunte Ringe vor ihren Augen zu tanzen. Die junge Frau nahm kaum wahr, wie das Schwert mit einer ruckartigen Bewegung zurückgezogen wurde und sie von einem harten Schlag in Richtung Boden geschleudert wurde. Erst in letzter Sekunde verhinderte ein reflexartiger Einsatz der Flügel in Verbindung mit einer Beeinflussung der Lines die knochenbrechende Landung. Dennoch konnte Cutter für einen Moment nur auf alle Viere gestützt verharren und keuchend versuchen, dem gigantischen, ihren Körper beherrschenden Schmerz wenigstens ansatzweise Einhalt zu gebieten. Es gelang ihr erst nach einer ganzen Weile. „Masamune“, brachte sie schließlich zwischen zusammengebissenen Zähnen hervor, „ist eine so furchtbare Waffe.“ Gleichzeitig lächelte sie gequält und stemmte sich mühsam wieder auf die Beine, presste die Hand auf die heftig blutende Schulterwunde. „Das hatte ich ganz vergessen.“ Über ihr lächelte Sephiroth kalt. Er wusste, welchen Eindruck alle Eingeweihten unweigerlich hatten gewinnen müssen, aber allein die Vorstellung, er könnte sich besiegen lassen von solch einer ... Missgeburt war so hochgradig lächerlich! Aber Jenova war genau davon ausgegangen, und davon, seinen damals höchst angeschlagenen mentalen Zustand ausnutzen und für ihre eigenen Zwecke missbrauchen zu können. Sie hatte sein Misstrauen allem und jedem gegenüber ebenso unterschätzt, wie seine berechnende Persönlichkeit – und somit ihre ganze Beute. Es war angenehm gewesen, im Lebensstrom zu treiben. Sephiroth hatte sein ganzes Leben lang versucht, seinen Körper dem in ihm wohnenden Geist anzupassen, aber Fleisch, Blut und Knochen waren immer unterlegen gewesen. Zu langsam, zu schwer. Ohne einen Körper war alles viel einfacher. Jenova hatte mit ihm gekämpft, versucht, ihn zu unterwerfen, wie es alle anderen vor ihr versucht hatten. Aber Sephiroth war im Training, schon seit seiner Geburt. Er wusste, worauf es bei einem mentalen Kampf ankam und setzte sein Wissen entsprechend ein, wehrte die heranstürmende Jenova ab, wieder und wieder und wieder, gestattete sich nicht den kleinsten Riss, durch den sie hätte schlüpfen können. Der Lebensstrom hatte ihm dabei sogar geholfen, denn hier musste Jenova ihre wahre Gestalt annehmen. Sie war ebenso wenig eine Cetra, wie Sephiroth selbst. Niemals zuvor hatte er etwas Derartiges gesehen, aber für die Dauer des Kampfes waren Äußerlichkeiten völlig nebensächlich. Inmitten des brodelnden Lebensstromes waren die beiden Anomalien immer wieder und wieder aufeinandergeprallt. Sephiroth hatte Jenovas Schmerz gespürt – und ihre Unfähigkeit, damit umzugehen. Irgendwann erkannte er, wie schwach sie war. Schwach und verletzlich. In den zurückliegenden Jahren, die sie in dem Makotank verbracht hatte, war es ihr unmöglich gewesen, neue Kraft zu tanken. Inmitten des Lebensstroms war sie zwar von genau der ersehnten, dringend zum Überleben notwendigen Energie umgeben, aber nicht dafür ausgelegt, diese in sich aufzunehmen und gleichzeitig zu kämpfen. Letztendlich war es Sephiroth gelungen, ihren Willen zu brechen. Und jetzt gehörte sie ihm. Bis zur letzten Zelle, und somit auch ihre Erinnerungen an alles, was sie einst gewesen war: Ein Wesen aus dem All, das sich von Planetenenergie ernährte, indem es die entsprechenden Planeten förmlich `aussaugte´. Jenova hatte dies schon bei vielen Planeten getan und war niemals auf ernsthaften Widerstand gestoßen. Aber die Cetra waren anders. Sie durchschauten das Spiel und wehrten sich mit aller ihnen zur Verfügung stehenden Kraft. Den stärksten unter ihnen war es schließlich gelungen, Jenova im Körper einer der Ihren zu versiegeln und diesen an einem geeigneten Platz zu verstecken. Ironischerweise war genau dieser Körper viele Jahre später von ShinRa entdeckt und zum Grundbaustein des Jenova Projektes geworden. Die Electric Power Company hatte keine Cetra, sondern ein Monster gefunden, erneut zum Leben erweckt – aber mit dem falschen Geist kombiniert. Oh ja, Sephiroth konnte Jenova irgendwo tief in sich leise Wimmern hören. Und er genoss es! Er würde dieses Wimmern ausweiten, auf die ganze Welt! Er hob den Kopf in Richtung der gigantischen, weißglühenden Feuerkugel am Himmel, die er Dank Jenovas unterworfener Macht hatte rufen können. Nur noch wenige Minuten und alles würde verschwinden, alles, was ihn jemals verletzt und belogen hatte ... jeder, der sich erinnerte. Es endete. Nicht irgendwann, sondern jetzt. Keine Lügen mehr. Kein Schmerz. Keine Verwirrung. Endlich ... Frieden. Er warf dem Meteor einen sehnsüchtigen Blick zu. Nur noch wenige Minuten ... Unter ihm hatte Cutter Mühe, auf den Beinen zu bleiben. Jeder Herzschlag pochte in ihrer schmerzenden Schulter nach und die Wunde blutete immer noch, aber momentan war keine Zeit, die Verletzung zu versorgen. Die junge Frau hob den Kopf und richtete den Blick wieder auf den hoch über ihr schwebenden Sephiroth. Sie kannte diese wilde, brutale Entschlossenheit, einen Plan in die Tat umzusetzen, aber niemals zuvor war einer seiner Pläne so zerstörerisch gewesen. Er würde alles töten, inklusive sich selbst, und es kümmerte ihn nicht. Für ihn waren immer nur einige wenige Menschen auf eine sehr persönliche Art und Weise wichtig gewesen, und ganz offensichtlich war dieser Sonderstatus, wie Zacks Tod und der pochende Schmerz in Cutters Schulter bewiesen, längst erloschen. Und dennoch ... „Ich gebe dich nicht auf“, wisperte Cutter. „Niemals!“ Dann umfasste sie die Luna Lance fester, breitete ein weiteres Mal die Flügel aus und schwebte nur Sekunden später abermals vor ihrem Freund. „Sephy, hast du denn alles vergessen? Die Welt besteht nicht nur aus ShinRa. Es ...“ Aber dann verstummte sie wieder. Es war sinnlos. Jedes ihrer Worte, das konnte sie jetzt deutlich spüren, prallte an etwas ab, das sich am ehesten mit einem undurchdringlichen, mentalen Schutzwall vergleichen ließ, und Cutter begriff, dass ihr nur noch eine Möglichkeit blieb: Sie musste diesen Schutzwall durchdringen. Aber wie? Mit Gewalt? Oder würde schon eine Berührung reichen? Aber Sephiroth würde sich, obwohl Cutter diesbezüglich schon immer eine Art `Sonderstatus´ besessen hatte, in seinem jetzigen Zustand nicht einmal von ihr ohne Gegenwehr berühren lassen. Und das heißt, dachte Cutter, ich muss an Masamune vorbei. Ihr Blick glitt zu dem furchteinflößenden Katana in Sephiroths Hand, an dem ihr Blut klebte. Der Anblick weckte neuen Schmerz, aber zeitgleich auch eine Erinnerung: Die an ein seltsames Leuchten, ähnlich einer Unterhaltung, beobachtet zwischen Masamune und der Luna Lance in der ersten Nacht in Nibelheim. Diese Beobachtung musste irgendeinen tieferen Sinn haben. Wann hätte sich dieser offenbaren sollen, wenn nicht jetzt? Ich habe nur einen Versuch. Manchmal mussten Brutalität und Sanftheit miteinander verschmelzen, um etwas bewirken zu können. Cutter katapultierte sich vorwärts, mehr Gefühl als Verstand, mehr Hoffnung als Wissen, direkt auf Sephiroth zu, die glühende Luna Lance über die Schulter erhoben, bereit, mit aller Kraft zuzuschlagen ... und tat, als sie nahe genug war, genau das. Ihr Gegner lächelte nur kalt und hob ohne jegliche Eile seine eigene Waffe, das Schwert, dem kein Material auf ganz Gaia auch nur das Geringste entgegenzusetzen hatte, das in Kombination mit der auch jetzt bei 100 % liegenden Entschlossenheit seines Besitzers immer siegreich gewesen war, das ihn wiederspiegelte wie nichts anderes auf der Welt ... ... und ließ es mit einer mindestens ebenso entschlossenen Waffe kollidieren. Es gab kein Geräusch. Keine fliegenden Funken. Keine umherwirbelnden Bruchstücke. Kein Verblassen des die Luna Lance umgebenden Glanzes. Nur die lautlose Einlösung eines beidseitigen Versprechens zwischen den einzigartigen Waffen, gegeben nur für diesen Moment, in dem Leben oder Sterben, klare Sicht oder Nebel nur von der Schärfe einer Klinge abhing – einer Klinge, die sich jetzt zum erstenmal dem Willen ihres aktuellen Besitzers wiedersetzte ... und stumpf wurde. Nur für eine Sekunde. Aber diese Sekunde reichte aus, um die Luna Lance völlig gefahrlos an dieser Klinge entlang gleiten zu lassen. Gleichzeitig schob sich Cutter ruckartig vorwärts und konnte spüren, wie die gefährliche Spitze der Luna Lance in den Körper vor sich eindrang und so eine Verbindung herstellte. Cutter schloss die Augen, hielt inne ... und erinnerte sich. An alles, was Sephiroth in ihren Augen war und für immer sein würde, ganz egal, was er davon oder von sich selbst hielt: Jemand, der es absolut wert war, nicht allein gelassen zu werden, jemand, der mit dem geschenkten Vertrauen behutsam umzugehen wusste, jemand, dessen Gegenwart mehr bedeutete, als die Nähe aller anderer Menschen ... Jemand, der es verdient hatte, zu existieren, Freunde zu haben und geliebt zu werden. Für einen Augenblick war das Gefühl in ihr so heiß, dass sie glaubte, von innen heraus zu verbrennen – dann schickte sie es auf die Reise, durch die Luna Lance direkt zu dem anderen, mit ihr verbundenen Körper. Ein Herzschlag voller Liebe. Er entpackte sich direkt in Sephiroths Bewusstsein, langsam und schnell gleichzeitig, behutsam und stark, befehlend und bittend – und er neutralisierte jedes Quäntchen Kraft, ganz egal, wofür dieses vorher benutzt worden war. Es glich dem Herunterfahren eines Systems vor dem kompletten Neustart. Für Sephiroth fühlte es sich an, als explodiere irgendetwas völlig schmerzlos in seinem Kopf. Einen Sekundenbruchteil später wurde die Welt vor seinen Augen schwarz, die beiden tiefschwarzen Flügel zogen sich wieder in seinen Körper zurück, das Gesetz der Schwerkraft setzte ein, die Verbindung mit der Luna Lance löste sich. Sephiroth fiel, aber er nahm es kaum wahr. In seinem Kopf hallte immer noch das sanfte Echo dieses einen, endlos liebevollen Herzschlags nach, bewegte sich durch die Dunkelheit, suchte in den für nutz- und wertlos befunden, weggeschlossenen Erinnerungen nach Gleichwertigem ... und wurde fündig. Er reaktivierte bittersüße, verwirrende Gefühle, es entstaubte die Gewissheit, sich ganz bewusst verändert zu haben, es brachte Situationen zurück, die sich nur im Rahmen von `Freundschaft´ entwickeln konnten, absurde, witzige, haarsträubende Geschichten, von denen er ein fester Bestandteil gewesen war ... Aber all das war vor Nibelheim und der damit verbundenen, grauenhaften Wahrheit, ein echtes Monster zu sein, gewesen. So gesehen konnte dieses `Vorher´ jetzt unmöglich noch Bestand haben, auch, wenn der jetzt langsam verhallende Herzschlag ganz klar anderer Ansicht gewesen war. Der Herzschlag ... und das mit ihm transportierte Gefühl. Ich kenne dieses Gefühl. Sein Name ist ... `Liebe´. Woher kenn ich es? Es fühlt sich so vertraut an, und es gilt mir – mir ganz allein. Außerdem scheint es alles zu wissen und alles zu verstehen. Es macht mir nicht den geringsten Vorwurf. Warum? Wenn es doch weiß, wen ... was es vor sich hat! Weshalb ist gerade das ausgerechnet jetzt hier, bei jemandem, wie mir? Das ergibt keinen Sinn ... Seine Überlegungen waren zu intensiv, um ihn bewusst wahrnehmen zu lassen, dass er seine Flügel verloren hatte und immer noch einem Boden entgegen fiel, der zu hart und felsig war, um bei einem Aufprall keine gebrochenen Knochen als Tribut zu fordern, und letztendlich nahm Sephiroth nicht einmal wahr, wie sich dieser Boden schlagartig verwandelte, weich und geschmeidig wurde und ihn auffing ohne den geringsten Schmerz zu verursachen oder die immer noch nicht abgeschlossenen Gedankengänge zu stören. Sephiroth war sich immer noch sehr sicher, trotz dieses ihm geltenden Gefühls ein Monster zu sein, aber für einen Moment war ihm, als sei er schon einmal ... mehr gewesen. Jemand anderes, für sich und andere, genauer gesagt, für zwei ganz bestimmte Personen. Hatten sie ihn nicht gekannt, wirklich gekannt, trotz allem, und ... waren sie nicht ab eines gewissen Zeitpunktes immer da gewesen? Ja. Er war sich ganz sicher. Es hatte sie gegeben. Wo waren sie jetzt, da sie dringend gebraucht wurden? Sephiroth wusste, dass er im Grunde so nicht denken durfte. Er war, trotz allem, stark, und der Starke fand immer Wege, Herausforderungen allein zu bewältigen - aber im Moment wünschte er sich nur eins: Die Nähe eines Wesens, das eine Wahrheit in sich trug, die ihm nicht schaden, sondern beschützen und heilen wollte. Die Wärme erreichte seinen Körper völlig vorwarnungslos, aber so intensiv, dass Sephiroth unwillkürlich erstarrte. Erst nach ein paar Sekunden gelang es ihm, mühsam zu blinzeln. Er war darauf gefasst, eine Welt zu sehen, die sich immer noch unter ihm erstreckte. Stattdessen aber blickte er zum Himmel auf – und brauchte einen Augenblick, um sich zu koordinieren. Was ... bin ich abgestürzt? Ich? Aber ich fühle keinen Schmerz, und auch nicht jene Betäubung, die dem Schmerz so dicht folgt ... nur Wärme. Woher kommt sie? Erst dann realisiert er die um seinen Nacken und Oberkörper geschlungenen Arme. Daher kam also diese Wärme. Irgendjemand hielt ihn im Arm. Ihn! Wer, um alles in der Welt, hatte den Nerv ... Es fühlte sich so gut an. Als könnte ihm keine Macht der Welt mehr irgendetwas anhaben, als sei er sicher und beschützt für alle Ewigkeiten, als spielte nichts mehr eine Rolle außer der Gegenwart dieser einen Person. Und sie war für ihn hier. Nur für ihn ... Sein Wunsch war in Erfüllung gegangen. Es spielt keine Rolle, wer du bist, dachte Sephiroth. Lass mich nicht allein. Und dann ... fiel sein Blick auf die Kette um den Hals der Person, und den daran befestigten Anhänger. Ein tiefschwarzer, detailliert gearbeiteter Flügel aus Schwarzem Silber. Der Anblick fühlte sich an wie ein langsam ins Schloss gleitender Schlüssel. Sephiroth streckte die Hand aus und streichelte vorsichtig über den Anhänger, gleichzeitig war dem General, als ob sich der Schlüssel langsam drehte und eine fest verschlossene Tür dazu brachte, sich zu öffnen. Ich kenne dich, dachte er irgendwann mit seltsamer Klarheit. Du warst ... bist ... der Grund für so vieles. Du hast dich in mein Leben geschlichen, und irgendwann war es `unser´ Leben. Ich erinnere mich an dich ... An dein Lachen ... und deine Fähigkeit, für mich zu leuchten ... an die Momente, in denen wir uns nahe waren, mental wir körperlich. Du hast mir so viel beigebracht, obwohl ich der festen Ansicht bin, dass du dir selbst über die Konsequenzen deiner Taten nicht immer im Klaren warst. Du bist mir wichtig! Du bist mein wahrer, fehlender Flügel. Und dein Name ist Phoenix. Oder ... „ ... Cut ... ter ...“ „Willkommen zurück“, wisperte Cutter und verstärkte die Umarmung. „Herzlich Willkommen zurück!“ Sephiroth schob eine Hand auf ihre, drückte sachte zu und konnte nur einen Sekundenbruchteil später spüren, wie Cutter die Bewegung erwiderte. Der General atmete tief durch und schloss die Augen, öffnete sie aber nur einen Moment später wieder. Jetzt nahm er mehr Details wahr – vor allem aber eins: Den blutgetränkten, zerrissenen Stoff über Cutters Schulter, und leider war ihm die Form des Einschnittes nur zu gut bekannt. „Ich habe dich verletzt ...“ „Ja, und es tut ziemlich weh. Mach dich darauf gefasst, dass ich dir später dafür in den Hintern trete.“ Sephiroth lächelte gequält. Keine andere Antwort hätte er von seiner Cutter erwartet. Gleichzeitig versuchte er, die einsetzenden Schuldgefühle zurückzudrängen, aber das leise und dennoch drängende: „Kannst du aufstehen?“ seiner Freundin ließ ihn die Prioritäten neu setzen, nicken, und mühsam, aber letztendlich erfolgreich wieder auf die Beine kommen. Sein Körper fühlte sich seltsam an. Es war nicht direkt Schmerz (selbst die durch die Luna Lance zugefügte Verletzung war längst wieder verheilt) nur eine seltsame Art von ... er konnte es nicht benennen. Aber dieses Gefühl war Nichts im Vergleich zu der ihm von all seinen Sinnen vermittelte, drohende Gefahr. Er blickte sich um und kollidierte mit den Blicken der S-1 Einheiten, die mittlerweile die Transporthelikopter verlassen hatten – aber das war nicht der Grund für die Bedrohung. Der General hob den Kopf. Der Meteor musste sich, der gigantischen Größe nach zu urteilen, jetzt unmittelbar vor der direkten Kollision mit Gaia befinden. Vermutlich blieben nur noch wenige Sekunden. Sephiroth starrte das scheinbar unaufhaltbare Schicksal des Planeten an und schüttelte irgendwann den Kopf. Das ... war so nicht geplant. Nichts von all dem hier war jemals so geplant. Und jetzt habe ich es nicht mehr unter Kontrolle. Es stimmt, ich bin von anderen grauenhaft behandelt worden – aber eben nicht von allen. Wie nur konnte ich sie vergessen? Die guten und schönen Erlebnisse, und die Personen, die mich mochten, obwohl sie wussten, dass ich `anders´ bin. Ich habe all das, und damit jegliche mich betreffende Weiterentwicklung, verraten. Und ich habe Zack getötet. Zack ... Ich erinnere mich an unsere Diskussion im Reaktor. Zack wollte mich beschützen. Er wollte mich immer beschützen, letztendlich vor allen Dingen vor mir selbst ... Und ich habe ihn getötet! Wie konnte ich das nur tun? „Was habe ich getan?“, wisperte er und spürte nur einen Sekundenbruchteil später, wie Cutter ihre Arme um ihn schlang und sich an ihn schmiegte, versuchte, zu trösten ... Aber diesmal reichte es nicht aus. „Alle werden sterben!“, flüsterte Sephiroth. Und dann, in endlos tiefem Entsetzen: „Du wirst sterben ...“ „Ich bin bei dir. Alles andere kümmert mich nicht.“ Aber ich will nicht, dass du stirbst, dachte Sephiroth verzweifelt und schloss seine Arme fester um Cutter. Und ich will auch nicht sterben! Aber ich kann nichts mehr tun. Aerith war die einzige, die ... Genau deshalb habe ich sie getötet. Das hätte ich nicht tun dürfen. Ich hätte so viele Dinge nicht tun dürfen ... Oh Gaia, ist das wirklich das Ende der Welt? Für einen Augenblick schien die Antwort auf diese Frage ausschließlich `Ja!´ zu lauten. Eine Sekunde später allerdings ... erwachte das Gefühl. Zuerst glaubte Sephiroth, es ganz allein zu empfinden. Dann fiel ihm Cutters Gesichtsausdruck auf. Es war der, den die junge Frau immer aufsetzte, wenn sie nach innen lauschte. Nur einen Herzschlag später begann das Beben. Es kam aus dem Boden direkt unter ihnen und fühlte sich an, als stiege es langsam aus den darunter liegenden Schichten auf. Cutter und Sephiroth lösten sich voneinander und traten unwillkürlich zurück, aber dem Beben entgingen sie nicht. Es schien sich über eine gigantische Fläche zu erstrecken, wurde mit jeder Sekunde stärker – und verstummte völlig unvermittelt. „Was ...“, wisperte Cutter. Zu mehr kam sie nicht. Das leuchtende Grün erschien direkt vor ihren Füßen. Es tastete nicht suchend umher, es zögerte nicht, es fragte nicht. Es stieg leuchtend und flirrend zum Himmel auf, unzählige Fäden aus Grün in allen nur erdenklichen Nuancen, Spuren aus Licht, aus Kraft, aus Erinnerungen und Geschichten. Der Lebensstrom. Er kletterte schweigend aus den Tiefen der Erde empor, überall auf ganz Gaia, und machte sich auf den Weg zu der größten Bedrohung, die es jemals für den Planeten gegeben hatte, streckte sich immer höher und höher hinauf, unaufhaltsam und entschlossen, es nicht geschehen zu lassen. Irgendwann kollidierten die ersten Ausläufer des Lebensstroms mit dem gigantischen Meteoriten. Flammenähnliche Ausläufer rasten über den Himmel und verloschen, Explosionen waren deutlich zu sehen ... aber nicht mehr. Weder verschwand der Meteor, noch wurde er zurückgetrieben oder fiel einfach auseinander. „Sie schafft es nicht“, flüsterte Cutter. „Sie hat einfach nicht mehr genug Kraft ... Dieser verdammte Rufus!“ „Nicht nur er“, knurrte Sephiroth. „Alle, die jemals Vorteile von Makoenergie genossen haben, tragen eine Teilschuld. Wir wussten, woraus diese Energie besteht, aber das hat uns nicht davon abgehalten, sie zu benutzen. Jetzt kriegen wir die Quittung! Es sei denn, du hast noch irgendeine Idee.“ Cutter hätte gerne protestiert, eine geniale Idee präsentiert, eine hilfreiche Kraft besessen ... aber sie konnte nichts tun, nicht einmal mit Hilfe der Lines, denn letztendlich waren diese lediglich die Verbindung des Planeten zu seiner Oberfläche. Die eigentliche Kraft lag in den Objekten und den Lebewesen selbst. Frei wurde diese Energie erst, wenn ihre Energie in den Lebensstrom zurückkehrte. Wenn sie ... starben. Leben und sterben. Letztendlich ging es nur darum. Manche töteten, um zu überleben. Andere lebten, um zu töten. Das Leben endete und wurde wiedergeboren, manchmal noch in derselben Sekunde, an einem anderen Ort. Auf Gaia war beides, wenn es die totale Gewalt an den Tag legte, unaufhaltsam, daher war es manchmal ratsam, den Tod und das Leben gleichermaßen zu fürchten. Und sehr, sehr selten beinhaltete ein Vorgang die beiden Urkräfte gleichermaßen. Aber jetzt ... war es soweit. Gaia holte sich mit Gewalt zurück, was von jeher ihr gehörte: Lebensenergie. Ihr Wunsch, ihr Wille nicht zu sterben, brachte den Tod – aber nicht für die alten und schwachen Dinge, sondern für die starken, all jene, die viel Kraft in sich trugen, ganz egal, um wen oder was es sich handelte. Menschen und Tiere brachen in sich zusammen, starben binnen eines Sekundenbruchteils, Flüsse versiegten, Meere trockneten aus, Gebirge fielen in sich zusammen, Bäume wurden morsch und zerbrachen, und alle, alle setzten ihre Kraft frei, die sofort zum Lebensstrom zurückkehrte und diesen stärkte. Das sich schlagartig intensivierende Glühen des immer noch zum Himmel aufsteigenden Grüns glich einem infernalischen Kampfschrei, der mit jeder Sekunde lauter zu werden schien. Der Lebensstrom stemmte sich mit aller Entschlossenheit gegen den Meteor ... und stoppte dessen Vorwärtsbewegung. Für einen Augenblick schien es, als seien beide Gegner gleich stark, und als dieser Augenblick Gefahr lief, zu einer Ewigkeit zu werden ... sprengte die Kraft des Lebensstroms den gewaltigen Gegner auseinander. Der Meteor explodierte in einem Lichtblitz von gleißender Helligkeit, die so stark war, dass alle Überlebenden auf Gaia geblendet die Augen schließen und sich reflexartig wegdrehen mussten. Erst nach einer ganzen Weile traute sich das Leben, wieder vorsichtig zu blinzeln und zum Himmel aufzusehen. Der Meteor war verschwunden. Was von ihm übrig war, nämlich Milliarden von kleinen Bruchstücken, verwandelte sich in der Atmosphäre zu ungefährlichen Sternschnuppen, deren helle Spuren noch sekundenlang nachglühten, ehe sie ganz verschwanden. Der Lebensstrom aber verhielt in seinen aktuellen Positionen, wie ein Wächter, der sich seiner Sache ganz sicher sein wollte. Es dauerte über eine Stunde, aber dann verglühte das letzte Bruchstück des Meteoriten in der Atmosphäre. Stille breitete sich aus. Stille, in der noch niemand zu jubeln wagte. Das Glühen des Lebensstromes war jetzt wieder sanfter geworden, in der nun herrschenden Dunkelheit aber trotzdem immer noch gut zu erkennen. Der Anblick hatte etwas Erhabenes, Einzigartiges an sich, und alles Leben wusste, dass es diese Sicht erst im Augenblick des Todes wieder haben würde, und so schwieg es, vielleicht zum ersten und letzten Mal geeint in Demut. Sephiroth hatte Cutter im Laufe der Geschehnisse wieder zu sich gezogen und die Arme um ihren Körper geschlungen, fest entschlossen, sie zu beschützen, falls es Gaia einfallen sollte, doch irgendwie Hand an ihre Kraft legen zu wollen. Aber Cutter hatte den Kampf unbeschadet überstanden. Eben sah sie zu ihm auf und flüsterte: „Wir haben gewonnen. Haben wir doch, oder?“ Sephiroth zögerte einen Moment – dann aber nickte er. Ja. Sie hatten gewonnen. Gaia ... das Leben ... hatte gewonnen. Warum, dachte der General, bin ich dann trotzdem so unruhig? Warum warnt mich mein Instinkt, auf der Hut zu sein? Wir haben gewonnen, aber es ist noch nicht vorbei ... Irgendetwas ist noch nicht korrekt ... Was ist noch übrig? Wie ... Und dann wusste er es. Die Antwort lag so klar vor ihm, dass er sich unwillkürlich fragte, wie er überhaupt darüber hatte nachdenken können. Der Meteor als sichtbare Bedrohung war vernichtet. Aber letztendlich war dieser nur einem Ruf gefolgt. Die eigentliche Gefahrenquelle, nämlich Jenova, existierte nach wie vor. Und Sephiroth wusste, dass Gaia sich darüber ebenso im Klaren war, wie er – und, dass sie sich darum kümmern würde. Um ihn ... Die ihm am nächsten liegende Ader des Lebensstromes setzte sich nur einen Sekundenbruchteil später mit der Schnelligkeit eines Gedankens und völlig vorwarnungslos in Bewegung, raste jäh vorwärts, direkt auf ihn zu, beseelt von dem Willen, die potentielle Gefahr `Jenova´ für immer zu vernichten. Cutter sah das grüne Glühen wie eine geballte Faust auf sich und Sephiroth zuschießen, begriff instinktiv, auf wen die Attacke es abgesehen hatte, und brachte die Luna Lance binnen eines Sekundenbruchteils in Angriffsstellung. Du kriegst ihn nicht! Ich lasse dich nicht vorbei! Aber es gab nichts, was sie der Attacke hätte entgegensetzen können. Die Flut aus Grün erreichte sie nur einen Sekundenbruchteil später ... und teilte sich – allerdings nur, um sich unmittelbar hinter ihr wieder zu vereinen. Sephiroth war zurückgewichen, um mehr Spielraum zu haben, und erwartete die Attacke mit in Angriffsstellung gebrachtem Schwert, kampfbereit und gefährlich, wie er es immer gewesen war, und der mit Masamune durchgeführte Schlag spaltete die Erde mehrere Meter tief ... aber den Lebensstrom vermochte der Angriff nicht aufzuhalten. Das grüne Glühen durchdrang seinen Körper, füllte sein Denken und seine Seele mit einer einzigen, zu gleichen Teilen sanften wie starken Bewegung – und löschte die immer noch in seinem Willen gefangene, mittlerweile lautstark kreischende Jenova aus, wie eine Kerzenflamme in einem jähen Windhauch. Dann war es vorbei. Das Grün versickerte langsam im Boden, wie Wasser in einer Wüste. Und in der immer noch herrschenden Stille fiel Sephiroth auf die Knie und dann, wie in Zeitlupe, zu Boden. Er selbst nahm es kaum wahr. Sein Körper fühlte an, als würde er verblassen, und nur einen Herzschlag später wurde Sephiroth klar, dass es genau so war, und auch, warum es so war, nur so sein konnte, und für einen Moment verfluchte er seine eigene Intelligenz, die ihn selbst jetzt noch alles begreifen ließ – vor allem, dass er den aktuellen Ereignissen völlig hilflos gegenüberstand. Und er war nicht der einzige ... „Sephy!“ Cutter war urplötzlich da, ließ sich neben ihn auf die Knie fallen und stützte seinen Kopf mit ihren Armen. „Steh auf! Bitte, steh wieder auf!“ Sephiroth versuchte es. Aber diesmal lief jeder diesbezügliche Befehl ins Leere. Der General hätte es seiner Phoenix so gerne erklärt. Dass er seinen `echten´ Körper bei dem Kampf mit Jenova im Lebensstrom aufgegeben hatte und der jetzige Körper nur existieren konnte, solange sein Wille die unterworfene Jenova dazu zwang, die gewünschte Form anzunehmen. Aber jetzt war das Wesen aus dem All tot, und Sephiroths Wille mochte vieles ermöglicht haben – diesen Körper am Leben zu erhalten, war allerdings selbst für ihn unmöglich, und dasselbe galt für jegliche Erklärungen. Es blieb keine Zeit mehr, und keine Kraft. Nicht einmal, um seine Hand auf die Cutters zu schieben und sich zu verabschieden. Ich habe es nicht gesagt, dachte er. Dass ich dich liebe ... Ich habe es nicht gesagt ... Seine Sinne begannen, zu verschwimmen, aber er konnte dennoch spüren, wie Cutter ihre Hände in dem verzweifelten Versuch, ihn festzuhalten, in seine Uniform grub. Es tut mir leid, dachte Sephiroth. Cutter, es tut mir so leid ... Cutter schüttelte den Kopf und ließ ihn nach vorne sinken, bis er Sephiroths Stirn berührte. Die junge Frau wusste: Ihr Freund wollte nicht verschwinden – aber es gab nichts, was er dagegen hätte tun können, und ihr selbst blieb nur Flehen. „Oh, bitte ... bitte nicht.“ Tränen liefen über ihr Gesicht. „Bitte ...“ Gleichzeitig versuchte sie, zu denken – aber letztendlich sandte sie keine Worte aus, sondern pures Gefühl. Es hätte ein Angebot sein können oder eine Entscheidung, eine Bitte oder ein verzweifelter Befehl, pure Verzweiflung und pure Liebe ... und es wurde erhört. Die Stimme erklang völlig unerwartet direkt in Cutters Bewusstsein, leise, aber dennoch gut zu verstehen, und höchst respektvoll. **Bist du ganz sicher?** Die Antwort bestand aus einem heftigen Nicken, ohne auch nur einen Sekundenbruchteil zu zögern. Eine absolut ernst gemeinte Reaktion auf eine absolut ernst gemeinte Frage. Die Folgen ließen nur wenige Sekunden auf sich warten. Cutter konnte spüren, wie etwas auf rein mentaler Ebene in sie eindrang. Es verursachte keinerlei Schmerz und löste ebenso wenig Furcht aus, es war einfach da, bewegte sich behutsam vorwärts, gelangte tiefer und tiefer, bis es den Punkt erreichte, der von Anfang an das Ziel gewesen war: Cutters Seele. Hier verhielt es einen Augenblick, und dann ... schob es vorsichtig eine der größten Barrieren beiseite, über die eine Seele nur verfügen konnte. Die, hinter der sich ein Teil dessen verbarg, womit man auch schwierige Zeiten überstehen konnte: Kraft. Sie strömte aus der Öffnung wie Wasser aus einem gesprengten Staudamm und hatte Cutter binnen weniger Sekunden ganz und gar geflutet. Die junge Frau lauschte in sich hinein, nahm aber weder Angst, noch Trauer oder Bedauern wahr, sondern nur das Gefühl, das absolut Richtige zu tun. Du wirst klar kommen, dachte sie. Sephy ... Ich weiß es. Dann schloss sie die Augen, und als sei dies das Startsignal gewesen, begann die Kraft ihren Körper zu verlassen und auf den anderen, so nahen und doch so weit entfernten Körper überzugehen. Für Sephiroth fühlte es sich an, als setze man ihn wieder zusammen, als hole irgendetwas all seine Sinne aus einem Meer von Undurchsichtigkeit und schiebe sie behutsam wieder auf ihren richtigen Platz. Es dauerte etliche Minuten, ehe der General zum nächsten Mal blinzelte. Ihm war kalt und er lag, wie er nach einigen Sekunden feststellte, auf unbequem hartem Boden – kein besonders angenehmer Zustand, aber für einen kurzen Moment hatte Sephiroth vergessen, wie man sich bewegte, und so blieb er einfach liegen und versuchte, sich zu erinnern. Irgendetwas war nicht in Ordnung gewesen ... Richtig, dachte er irgendwann. Ich hätte sterben sollen. Aber dann kam Cutter, und ... Cutter! Der Versuch, auf die Beine zu kommen, schlug fehl, und letztendlich musste sich Sephiroth damit begnügen, auf den Knien zu sitzen, aber seine eigene Situation kümmerte ihn momentan wenig. Wo war Cutter? Er konnte viele Dinge sehen, nicht aber seine Freundin. Suchend sah er sich weiter um, aber sie blieb verschwunden. Der General schloss die Augen und konzentrierte sich auf das ihn mit seiner Phoenix verbindende Gefühl. Cutter schien ganz nahe zu sein, blieb aber verschwunden, wenn er die Augen öffnete. So etwas war niemals zuvor geschehen. Sephiroth schüttelte unwillig den Kopf – und erstarrte. Sein Blick hatte etwas gestreift, einen Gegenstand am Boden. Der General griff vorsichtig danach, berührte etwas Kühles, Glattes, das sich seltsam vertraut anfühlte. Er zog es behutsam zu sich und betrachtete es einen Moment lang schweigend. Eine Kette ... ein einzelner, schwarzer Flügel ... Cutters Kette. Aber sie liebte dieses Schmuckstück, nicht nur, weil er sie ihr geschenkt hatte, sondern hauptsächlich wegen der Bedeutung. Cutter würde diese Kette niemals freiwillig zurücklassen. Wie hatte sie gesagt? `Ich werde sie nicht mehr abnehmen, solange ich lebe!´ Solange ich lebe ... Sephiroth erstarrte in derselben Sekunde mental und körperlich. `Solange ich lebe ...´ Dann glitt sein Blick über die Flügelkette und krallte sich erneut fest. Die Luna Lance lag in unmittelbarer Nähe am Boden, geborsten, gebrochen und gänzlich erloschen, nur noch ein nutzloser Gegenstand, dessen Aufgabe nach vielen, vielen Jahren erfüllt war – und gleichzeitig Teil einer entsetzlichen Ahnung. Sephiroth schüttelte den Kopf, wisperte: „Nein!“ und schloss die Augen. Ich hätte sterben sollen, weil Jenova gestorben ist. Aber ich lebe. Stattdessen bist du verschwunden, Cutter, aber wenn ich dich rufe, ist es, als wärst du ganz nah bei mir. Bitte sei jetzt da, wenn ich die Augen öffne! Sei da, lach mich an und fall mir um den Hals, nenn mich `Sephy´ und ... bitte, sei einfach da! Aber als er die Augen öffnete, hatte sich nichts an seiner Situation geändert – abgesehen von den Fakten, die sein jetzt wieder klar und scharf arbeitender Verstand in die alternativlose Wahrheit umwandelte. Cutter ... seine Cutter, seine Phoenix, seine Freundin ... hatte einen Weg gefunden, ihm ihre Kraft zu geben, all ihre Kraft, und war infolge dessen in den Lebensstrom zurückgekehrt. Sephiroth konnte sich nicht bewegen, er konnte nicht einmal denken oder gar den in ihm tobenden Schmerz, der sich anfühlte, als zerrisse man Herz und Seele gleichzeitig, Einhalt gebieten, und dasselbe galt für die Nässe auf seinen Wangen. Er kümmerte sich nicht darum. Er saß einfach nur da, auf den Knien, für einen Moment außerhalb von Raum und Zeit und starrte auf die Flügelkette in seinen Händen. In etlicher Entfernung, aber dennoch in Schussreichweite, machte sich Unruhe in den Reihen der fliegenden der ShinRa Armee breit. Jeder einzelne hatte gesehen und begriffen, was geschehen war, und viele fühlten mit dem General, wünschten sich einfach nur, diesen Ort verlassen zu können, um seine Trauer nicht zu stören – aber die Anwesenheit Rufus Shinra´s hielt sie am Platz. Auch Rufus war klar, was er gerade gesehen hatte, allerdings fühlte er weder Mitleid, noch den Wunsch, zu verschwinden. Vielmehr drehten sich seine Gedanken bereits um die Fortsetzung des sich unten abspielenden Szenarios. Tzimmek war tot – damit war Jenova Projekt 1 wieder frei und erneut zu einem gefährlichen Gegner geworden. Sobald er sich dessen bewusst wurde, würde er zurückschlagen, tödlich und absolut endgültig. Es sei denn, die ShinRa Armee kam diesem finalen Schlag zuvor. Mit einer entschlossenen Bewegung schaltete sich Rufus auf den Funkkanal, der es ihm ermöglichte, zu der gesamten Armee zu sprechen, ohne dass Außenstehende etwas davon mitbekamen. Der Befehl belief sich auf ein einziges Wort. „Feuer!“ Die ShinRa Armee war die stärkste Armee, die es jemals auf Gaia gegeben hatte. Das lag natürlich an ihrer Größe und dem milliardenschweren Investitionen, aber größtenteils an der Mentalität derer, die in ihr dienten, und an der Gnadenlosigkeit, mit der sie die erteilten Befehle befolgten. Auch jetzt bewegten sich gehorsam Hände in den Cockpits der Helikopter – aber viele kamen nicht weiter als bis zum toten Punkt, wo sie verharrten, gefangen zwischen der Anweisung und der Gewissheit, absolut das Falsche zu tun, denn alle hatten gesehen, was unter ihnen geschehen war ... aber ein gutes Drittel der Armee befolgte den Befehl. Das Geräusch der freigesetzten, potentiellen Todesurteile riss Sephiroth aus seiner Trance. Für einen kurzen Moment schien die Welt vor seinen Augen zu kippen, kämpften Trauer und Überlebenstrieb miteinander ... Dann sprang der General auf die Füße und wich zurück, gerade noch rechtzeitig, um den ersten Kugeln zu entgehen, fletschte unwillkürlich die Zähne und umfasste Masamune fester, gleichzeitig erwog er seine Optionen. Er sah sich allein einem großen Teil der Luftstreitmacht der Electric Power Company gegenüber. Maschinengewehre, Raketen und, wie es aussah, sämtliche S-1 Einheiten. Sie stürmten auf ihn zu wie eine Flutwelle. Für gewöhnlich schätzte Sephiroth große Herausforderungen, aber das hier würde, wie er sich eingestehen musste, nicht lange gut gehen. Sicher, Masamune war in der Lage, schwere Schäden anzurichten, aber irgendwann würden die ersten Kugeln treffen, seine Bewegungsfähigkeit einschränken und bis zur endgültigen Niederlage waren es dann hinsichtlich dieser Menge an Gegnern nur noch ein paar Minuten. Sephiroth knirschte mit den Zähnen. Cutter war doch nicht für ihn gestorben, damit Rufus ihn umbringen konnte! Trotzdem musste er sich etwas einfallen lassen, und das schnell ... Sein Blick glitt haltsuchend umher und fiel letztendlich auf die Luna Lance. Es fühlte sich an, als lege sich ein Schalter tief in Sephiroths Innersten um. Ruhe flutete seine Gedanken, Ruhe, die eine neue, tiefgreifende Gewissheit offenbarte. Cutter hatte ihm ihre Kraft gegeben. Ihr Leben. Und damit auch ... Mitten im Kampf schloss Sephiroth die Augen, öffnete sie nur einen Herzschlag später wieder – und lächelte. Vor ihm erstreckten sich die Lines. Sie waren genauso, wie Cutter sie immer beschrieben hatte, jede einzelne wunderschön, absolut einzigartig, beladen mit Informationen ... Und er konnte sie sehen. Mehr noch. Er wusste jetzt mit absoluter Sicherheit, wohin das Licht der Luna Lance gegangen war, und, was er als nächstes tun würde, hatte er Cutter doch immer, wenn sie von den Lines erzählte, genau zugehört und jedes einzelne Wort abgespeichert. Jetzt rief er sein Wissen ab! General Sephiroth Crescent hob Masamune und führte eine Attacke in Richtung der ShinRa Armee. Nur ein einziger Schlag. Aber er genügte. Gewehrläufe verknoteten sich, in der Luft befindliche Raketen und Kugeln zerbröselten augenblicklich, ebenso wie alle noch im Lauf oder der Trägervorrichtung befindlichen Geschosse. Schlagartig war die anwesende Luftstreitmacht nahezu wehrlos. „Was zum ...“, wisperte Rufus. Er hatte den Kampf von seinem Helikopter aus verfolgt, siegessicher und in Gedanken längst bei seiner Rückkehr ins HQ – jetzt allerdings musste er hilflos mit ansehen, wie seine Pläne durchkreuzt wurden. Was Crescent da tat ... einzig Tzimmek wäre dazu in der Lage gewesen. Aber Tzimmek war tot! Wie um alles in der Welt hatte sie es geschafft, ihre Fähigkeiten auf Crescent zu übertragen? Es war Rufus unmöglich, diese Frage zu beantworten, er wusste nur, wer Schuld an der aktuellen Situation war. Hatte Jenova Projekt 1 nicht von Anfang an unter Hojos Aufsicht gestanden? Der jähe, kalte Luftzug traf Rufus Hinterkopf völlig unvermittelt, ließ den Präsidenten herumzucken und gleichzeitig die Waffe ziehen, den Finger bereits am Abzug, ahnend, welches Szenario sich ihm bieten würde. Er wurde nicht enttäuscht. Die seitliche Tür des Helikopters war weit geöffnet, die Abseilvorrichtung aktiviert, und eben stieß sich Hojo ab und verschwand aus Rufus Blickfeld. Rufus brauchte nur eine Sekunde um die weit geöffnete Tür ebenfalls zu erreichen und das Feuer nach unten zu eröffnen, aber statt tödlichen Kugeln produzierte der Abzugschalter nur höhnisches Klicken. Rufus hörte sich selbst vor Wut aufschreien, als er einmal mehr hilflos mit ansehen musste, wie ihm die Kontrolle entglitt, Hojo wohlbehalten den Boden erreichte und zwischen den Felsen verschwand. Blass vor Wut wandte sich der Präsident zu dem Piloten um – und erstarrte beim Blick durch die große Frontscheibe des Helikopters. Die S-1 Einheiten, alle der Electric Power Company zur Verfügung stehenden S-1 Einheiten, die doch heute endgültig ihren größten Triumph hätten feiern sollen ... waren vernichtet. Sephiroth stand völlig ruhig zwischen den Trümmern seiner `verbesserten Versionen´, Masamune erhoben. Die Spitze des Schwertes zeigte direkt auf Rufus´ Helikopter. „Rückzug!“, zischte Rufus, und der mittlerweile schweißgebadete Pilot gehorchte sofort. Sephiroth sah zu, wie der Helikopter aus seinem Blickfeld verschwand und nahm Kontakt zu dessen Line auf. Er hätte die Maschine sofort abstürzen lassen können, aber der Plan – der neue Plan - sah das genaue Gegenteil vor. Für jemanden wie Rufus gab es schlimmere Strafen als den Tod. Sephiroth blickte dem davonrasenden Helikopter nach und dachte an die bevorstehende Verfolgung. Sie ließ sich nur fliegend bewältigen. Für gewöhnlich hätte er jetzt seinen verhassten, schwarzen Flügel ausbreiten müssen. Wie sehr er dieses weitere Zeichen seiner Unmenschlichkeit gehasst hatte! Aber jetzt gab es keinen einzelnen, nachtfarbenen Flügel mehr. Stattdessen existierten nun zwei winzige Lichtpunkte auf Sephiroths Rücken. Sie wärmten, wie es sonst nur ein großes Feuer geschafft hätte, und als der General zum ersten Mal seine neuen Flügel daraus entfaltete, verspürte er keine Wut und keinen Scham. Weil es Cutters Flügel waren. Wenige Sekunden später hatte der General den Boden weit unter sich zurückgelassen und steuerte das neue Ziel an. Rufus hätte es unter keinen Umständen zugegeben, aber er war in Panik. Nichts, absolut nichts war nach Plan verlaufen! Zwar gab es jetzt keinen Meteor mehr, dafür aber eine weitaus größere Bedrohung: Crescent. Er war nicht nur am Leben und frei, sondern beherrschte jetzt auch noch die Lines, höchstwahrscheinlich auf dieselbe Art wie Tzimmek, und Rufus wusste, dass dies für ihn früher oder später üble Konsequenzen bedeuten würde. Im Grunde rechnete er in jeder Sekunde mit einem Angriff des Generals – noch aber war alles ruhig. Zu ruhig. Ich bin ihm nicht gewachsen, dachte Rufus. Ganz egal, was er tut, ich bin völlig hilflos. Für einen kurzen Moment erwog er es, mit dem General in Verhandlungen zu treten, dann aber wies er jeglichen diesbezüglichen Gedanken von sich. Erstens war er Rufus Shinra, DER Rufus Shinra, Präsident der mächtigen Electric Power Company, und als solcher verhandelte er nicht, sondern erteilte Befehle, und zweitens ... gab es absolut nichts, was er Crescent hätte anbieten können. Er will mich tot sehen und die Chancen auf Erfüllung seines Willens stehen sehr hoch ... Aber noch lebe ich! Mir fällt schon etwas ein, mir fällt immer etwas ein. Ich brauche nur ein wenig mehr Zeit ... Der Helikopter näherte sich weiter mit Höchstgeschwindigkeit Midgar, und irgendwann tauchte am Horizont das vertraute grüne Licht des ShinRa HQ´s auf. So unzufrieden Rufus war, dieser Anblick vermochte fast, ihn zu besänftigen. Seine Stadt ... Sein HQ ... Symbol für alles, was er war und wofür die Electric Power Company stand ... Zusammen mit all den Makoreaktoren wirklich beeindruckend, gemacht für die Ewigkeit, denn all das hier würde auch nach Rufus´ Tod noch existieren und die Bevölkerung Gaias daran erinnern, wer und was er gewesen war. Was war schon ein Mensch. Nichts im Vergleich zu einem wirklich großen Bauwerk! Je näher sie Midgar kamen, je getrösteter fühlte sich Rufus. Irgendwann überflog der Helikopter die ersten Häuser. Jetzt waren es nur noch wenige Straßenblöcke bis zum HQ, von dem Rufus schon Einzelheiten erkennen konnte ... ... und Crescent. Er schwebte in einiger Entfernung zu dem Bauwerk, getragen von genau denselben Flügeln, die Rufus vorher bei Tzimmek gesehen hatte, sah dem Helikopter entgegen, lächelte kalt, richtete den Blick und das Schwert auf das HQ ... und Rufus begriff. Gleichzeitig spürte er sein Herz einen Schlag aussetzen und kalten Schweiß am ganzen Körper ausbrechen. Es gab nicht viele Dinge, die schlimmer waren, als der Tod, aber es gab sie. Speziell für jemanden, der stolz auf das Erreichte war und selbiges gern präsentierte. Das Glas in den Fenstern des HQ´s zersprang nicht einfach, es explodierte zeitgleich knallend von innen nach außen und regnete in seiner neuen Form aus Myriaden glitzernder Scherben zu Boden. Irgendwie erinnerte es an Tränen. Gleichzeitig ertönte ein neues Geräusch. Es klang dumpf und dennoch stark, als habe das Gebäude gerade einen gigantischen Schlag erhalten. Dann begannen die obersten, jetzt glasleeren Fenster Staub auszuspucken, als würden sie sich erbrechen, gleichzeitig erloschen schlagartig sämtliche Lichter, erwachte düsteres, flackerndes Rot in den obersten Etagen. Feuer! Aber dies war nicht die einzige Farbe. Auch das Grün des Lebensstroms flackerte in der Dunkelheit. Nur eine Sekunde später spuckte die zweite Fensterreihe Staub aus, gefolgt von Feuer und dem Glühen des Lebensstroms, dann die dritte, die vierte, die fünfte ... immer schneller und schneller. Irgendetwas innerhalb des Gebäudes war in Bewegung geraten, vernichtete, tötete, näherte sich unaufhaltsam den Kelleretagen ... Irgendwann begriff Rufus, was vor sich ging. Die Etagen innerhalb des Gebäudes zerfielen. Sie begruben Büros, Menschen, das Wissen dieser Menschen, Daten ... alles, alles wurde vernichtet oder kehrte in den Lebensstrom zurück. Die Risse am Gebäude begannen, nachdem auch die Fenster im Erdgeschoss immer wieder Staub erbrochen hatten (und somit von einer Vernichtung bis in die Kelleretagen berichteten), zogen sich mit rasender Geschwindigkeit an der gesamten Fassade entlang und erreichten schließlich auch den höchsten Punkt des HQ´s, Rufus Büro. Einen kurzen Augenblick lang blieb es ganz still – dann explodierte der Raum in Tausende Bruchstücke, und mit ihm begann auch die Fassade des HQ´s einzustürzen, nach innen, absolut kontrolliert und unaufhaltsam. Rufus hätte gerne geschrieen, aber er konnte die Vorgänge nur hilflos verfolgen. Letztendlich blieb von dem gewaltigen, stolzen ShinRa Hauptquartier mit seinen zahlreichen Büros, Menschen und Maschinen nur ein rauchender, gigantischer Trümmerhaufen zurück, in dem Feuer und der Lebensstrom zu gleichen Teilen loderten. Aber es war noch nicht zu Ende. Wenige Sekunden später erschütterte eine weitere Explosion Midgar. Rufus wandte benommen den Kopf – und erstarrte. Wo sich noch vor wenigen Augenblicken ein die Stadt mit Mako versorgender Reaktor befunden hatte, streckte sich jetzt eine gigantische Feuersäule, durchzogen von grün glühenden Linien des Lebensstroms in den Himmel. Sie fauchte und zischte wie ein Untier, das man endlich von seinen Ketten befreit hatte, und nur wenige Herzschläge später erschien eine zweite Feuersäule in der Dunkelheit. „Nein!“, hauchte Rufus. Aber sein Protest bewirkte nicht das Geringste. Sephiroth vernichtete die Makoreaktoren Midgars. Stück für Stück, bis nur noch lodernde Feuersäulen übrig waren, die ebenso plötzlich verschwanden, wie sie aufgetaucht waren – und Rufus wusste auch warum: Weil die dem Planeten zugefügten Verletzungen heilten, und das mit rasender Geschwindigkeit. Der Lebensstrom kehrte zu sich selbst zurück. Für gewöhnlich kümmerte sich Rufus nicht um die Gefühle der Lebewesen in seiner näheren Umgebung, diesmal allerdings konnte sogar er sich vorstellen, was in Gaia vorgehen musste – und, was sie vorhatte. Es deckte sich 1:1 mit dem, was Rufus in ihrer Situation getan hätte. Seine Finger zitterten so sehr, dass er Schwierigkeiten hatte, die Übersichtskarte der Makoreaktoren auf dem Laptop aufzurufen. Die für Midgar stehenden Symbole waren bereits verschwunden ... und eben erlosch ein weiteres Exemplar. Gleichzeitig stieg am fernen Horizont eine gigantische Feuersäule gen Himmel auf, hielt sich einige Sekunden, und verschwand wieder. Nur eine Sekunde später verschwand ein weiteres Symbol ... und noch eines ... und noch eines. Rufus konnte sich selbst aufschreien hören, aber sein Protest verhallte ebenso wirkungslos wie der Widerstand aller Wesen, die sich jemals gegen ihn und seine Taten aufgelehnt hatten, und es änderte nichts an den Tatsachen. Gaia vernichtete die Makoreaktoren, Stück für Stück, ließ sie in Flammen aufgehen, die sie fraßen, schmolzen und restlos vernichteten. Es war eine absolut einzigartige Säuberungsaktion, welche die Electric Power Company in ihrer bisherigen Form von der Oberfläche des Planeten hinwegfegte, und mit ihr auch alle Vorrichtungen, die Gaia Kraft entzogen. Rufus verfolgte die Geschehnisse machtlos mit Hilfe des Laptops, und jedes erlöschende Symbol traf sein Herz in Form eines mentalen Schlages. Als auch das letzte Symbol erlosch, war Rufus Herz ebenso vernichtet, wie seine einst so stolzen Bauwerke – und es tat weh. Zum ersten Mal in seinem Leben empfand er seelischen Schmerz, und er wusste nicht, wie er damit umgehen sollte. Aber ihm blieb auch gar keine Zeit mehr, weiter darüber nachzudenken. Diesmal war es kein mit Hilfe der Lines geführter Schlag, sondern eine weiße, sich von Masamunes Klinge lösende Energieentladung, gut sichtbar und auf urplötzlichem, direkten Konfrontationskurs mit dem Helikopter, dessen Pilot geistesgegenwärtig reagierte und ein Ausweichmanöver einleitete – aber die Attacke folgte der Flugbewegung, glitt durch den Hauptrotorkopf wie ein heißes Messer durch ein Stück Butter und trennte ihn vom Rest der Maschine. Der Helikopter stürzte zu Boden, kollidierte mit dem harten Untergrund, rutschte darüber hinweg, drehte sich aufheulend einmal um die eigene Achse und blieb schließlich rauchend und größtenteils zerstört liegen. Eine seltsame Stille begann sich mit ihm als Mittelpunkt auszubreiten, und sie hielt an, bis sich zwischen seinen dunklen Trümmern etwas bewegte, zaghaft und unsicher. Rufus war sich nicht sicher, ob er wirklich noch lebte. Sein ganzer Anzug war voller Blut, aber sein Körper schmerzte, außerdem war er noch niemals zuvor so schwach und wackelig auf den Beinen gewesen, von der Müdigkeit ganz abgesehen. Aber er bewegte sich, und das hieß, er konnte kämpfen ... oder weglaufen und sich irgendwo verstecken, um Kraft zu tanken oder tatsächlich zu sterben. Momentan wusste Rufus nicht, was er wollte, nur, dass er sich nach Ruhe sehnte. Wären die Turks hier gewesen ... aber sie waren es nicht. Ebenso wenig wie die S-1 Einheiten oder die Armee. Er war allein – bis auf die Schritte. Sie kamen immer näher, ruhig und gleichmäßig, versicherten überdeutlich: `Ich weiß, wo du bist!´ Rufus wich zurück, stolperte über ein Trümmerstück und schlug rittlings auf dem Boden auf. Für einen kurzen Augenblick verschwamm die Welt vor seinen Augen, und als sie sich wieder festigte, war er nicht mehr allein. Sephiroth stand genau vor ihm, das ungeschützte Masamune noch gesenkt haltend, und erwiderte den Blick seines früheren Arbeitgebers mit einem Augenausdruck und einer Aura, die nichts außer Härte und Kälte in sich bargen. Rufus versuchte, Stand zu halten ... und versagte. Er wollte den Kopf abwenden, um diesem Blick zu entkommen und musste feststellen, dass sein Körper ihm nicht mehr gehorchte. Ob er wollte oder nicht, er musste Sephiroth weiterhin direkt in die Augen sehen. Gleichzeitig wurde ihm klar, dass es jetzt soweit war. Er würde sterben, vermutlich langsam und qualvoll, denn diesmal würde Crescent die Chance dazu definitiv nutzen. Rufus konnte die Vorwärtsbewegung des Schwertes schon förmlich sehen und den ausgelösten Schmerz spüren ... Aber stattdessen geschah etwas völlig Anderes. Die Stimme seiner Nemesis erklang, leise, aber dennoch gut verständlich, innerhalb und außerhalb Rufus´ Kopf. Nur zwei Worte. „Nie wieder!“ Rufus runzelte unwillkürlich die Stirn. `Nie wieder´? Was sollte das heißen? Und dann ... begriff er. Seine wahre Strafe bestand nicht aus dem Tod, sondern dem Leben, einem Leben ohne Macht und Angestellten, einer Armee und der mächtigen Electric Power Company. All das war vernichtet worden, und Rufus verfügte nicht über das Wissen, es wieder aufzubauen, denn selbst wenn viele Teile dessen, was einst gewesen war, noch in ihm existierten, er hatte nie gelernt, dieses Wissen ohne die Ausübung von Macht und Gewalt zu kommunizieren und die Menschen auf friedliche Weise zu überzeugen – Menschen, die ihn in seiner wahren Gestalt als machthungrigen Lügner, Betrüger und Mörder gesehen hatten. Sie wussten, was er war! Außerdem hatten sie hilflos mit ansehen müssen, wie er ihre Leben mit Füßen getreten und Freunde und Familienmitglieder tötete, um seine alleinige Macht zu festigen. Ganz egal, wie er es anstellte, niemand würde ihm ein anderes Ich mehr abnehmen. Natürlich hätte Rufus trotzdem versuchen können, sich durchzusetzen. Machthungrige Menschen gab es auch jetzt noch. Aber es existierte weit und breit niemand mehr, der ihm den Rücken freihielt. Es gab keinen Schutz mehr. Nicht für ihn. Außerdem hätte er beinahe den Planeten vernichtet, der doch Heimat von allen war. All das hatte sich die Bevölkerung Gaias gemerkt, inklusive seines Gesichtes, und Rufus wusste mit tiefer innerer Sicherheit, dass man ab jetzt noch genauer auf ihn achten und es ihm in Zukunft nicht einmal möglich machen würde, zwei Bauklötze aufeinander zu stapeln. Vermutlich konnte er froh sein, wenn man ihn ignorierte, statt durch die Straßen zu jagen. Und Rufus begriff noch etwas. Man konnte jemanden töten, indem man die betreffende Person am Leben ließ und diese somit zwang, sich zu erinnern, an die Niederlage und alles, was vorher gewesen war und niemals wieder sein würde. All diese Erkenntnisse katapultierten Rufus in eine mentale Schockstarre, in der er nicht einmal bemerkte, wie sich seine Nemesis umwandte und den Schauplatz verließ. Sephiroth sah sich nicht ein einziges Mal mehr um. Er wusste, das Kapitel `Rufus Shinra´ war abgehakt, und wenn er in sich hineinlauschte, so konnte er spüren, wie die so lang herbeigesehnte Heilung einiger übriggebliebener mentaler Verletzungen einsetzte, wesentlich schneller und stärker, als dies bei einem einfachen Tod seines ehemaligen Peinigers der Fall gewesen wäre. Es fühlte sich gut an. So gut, dass Sephiroth, sobald er außer Sicht war, einfach nur einen Moment mit geschlossenen Augen inne hielt, um es zu genießen, dann aber öffnete er die Augen wieder und setzte sich abermals in Bewegung. Jetzt existierte nur noch eine Person, der er geben würde, was sie verdiente. Hojo tastete sich mühsam durch das zu gleichen Teilen felsige wie rutschige Gelände. Der Wind hatte noch keinen Sekundenbruchteil nachgelassen und fegte ihm so eisig ins Gesicht, als wolle er den unerwünschten Eindringling aus dieser Region vertreiben, außerdem war immer noch Nacht. Keine guten Voraussetzungen, um sich auf unbekanntem Grund zu bewegen, aber momentan blieb dem Professor keine andere Wahl. Er hielt einen Moment inne, um nach potentiellen Verfolgern zu lauschen, aber nur das Heulen des Windes war zu hören – Geräusche, welche die selbst verursachten verschluckten und somit leicht als Vorteil hätten gewertet werden können, aber Hojo wusste, wie gut die Armee ausgerüstet war und dass sie ihn selbst unter diesen schwierigen Bedingungen relativ problemlos aufspüren konnte. Lange würde es, wenn Rufus wirklich Verfolger auf ihn angesetzt hatte (was sehr wahrscheinlich war), also nicht gut gehen. Er brauchte ein Versteck! Der Professor sah sich suchend um, konnte aber nichts hilfreiches entdecken und setzte seinen Weg langsam fort. Dabei wanderten seine Gedanken zu Rufus und Sephiroth. Ob Jenova Projekt 1 den Präsidenten bereits getötet hatte? Hojo hielt dieses Szenario für sehr wahrscheinlich. Ob es ohne Rufus noch eine Electric Power Company geben würde? Hojo hatte Schwierigkeiten, sich ein entsprechendes Bild vorzustellen, abgesehen davon ... Seine tastende Hand griff jäh ins Leere, aber diese Art von Leere war neu: Kalt, aber trocken. Hojo keuchte vor Überraschung. War es ihm tatsächlich gelungen, eine Höhle zu finden? Vorsichtig bewegte er sich weiter vorwärts, und schon nach wenigen Schritten bestätigte sich seine Hoffnung. Die Höhle war nicht besonders groß, aber sie reichte aus, um ersten Schutz zu gewähren. Hojo wich bis ins äußerste Ende zurück, schlang die Arme um den Körper und versuchte, das Zittern zu unterdrücken. Gleichzeitig spürte er eine starke Emotion in sich aufwallen. Im Gegensatz zu vielen anderen empfand der Professor keinerlei Erleichterung bezüglich des zerstörten Meteoriten und dem Fortbestehen des Planeten, sondern nur Empörung über die eigene aktuelle Situation. Sie war eine bodenlose Frechheit! Er hätte überhaupt nicht hier sein dürfen, sondern im Labor, beschäftigt mit wichtigen Experimenten! Überhaupt, Experimente! Dieses verdammte Jenova Projekt 1 hätte tot sein müssen! Warum hatte er nicht einfach aufgeben und sterben können?! Alles starb eines Tages! Nur dieses ... Ding musste sich immer wiedersetzen, überleben und auch noch zurückkommen! Es fiel Hojo schwer, sich einzugestehen, dass seine wahre Meisterleistung nicht aus den S-1 Einheiten, sondern seinem eigenen Sohn bestand. Ob Sephiroth herkommen würde, um auch ihn zu töten? Auch diese Chancen standen sehr hoch, zumal es ihm jetzt möglich war, genau wie Tzimmek die Lines zu sehen und zu beeinflussen. Bei aller Genialität war es Hojo unmöglich zu begreifen, wie Cutter dieses Übergabekunststück fertiggebracht hatte. Er ahnte, dass `Liebe´ mit im Spiel war, aber mehr ließ sich nicht entschlüsseln. Und überhaupt, wie Sephiroth an diese Fähigkeiten gelangt war, spielte keine Rolle. Wichtig war nur, dass er sie hatte – und welche Konsequenzen sich daraus für den Professor ergaben. Wenn er kommt, was kann ich tun? Was kann ich sagen? Es ist mir nicht möglich, ihn aufzuhalten – aber ich kann ihn ein letztes Mal daran erinnern, wie oft ich ihn beherrscht habe! Denn mich mag er töten können, nicht aber die Erinnerungen an mich! Sie werden ihn verfolgen bis an sein Lebensende, und das heißt, ich werde ihn verfolgen bis an sein Lebensende! Hojo lächelte finster. Ein guter Plan. Annähernd so gut wie ... Der jäh in die Höhle fauchende Windstoß brachte ihn dazu, unwillkürlich die Augen zu schließen. Nur für eine Sekunde. Aber als er sie wieder öffnete, hatte sich die Welt um ihn herum gänzlich verändert. Jetzt sah sie genauso aus, wie der Vorraum zu seinem Labor im ShinRa HQ. Der Raum war genauso, wie Hojo ihn in Erinnerung hatte, auch das kleinste Detail stimmte, selbst die Spieglung des Lichtes auf dem aufgeklappten Deckel des Laptops. Fast hätte Hojo es glauben können – wäre da nicht sein Verstand gewesen, der ihm immer wieder unerbittlich versicherte, sich nach wie vor in einer Höhle irgendwo in den Bergen zu befinden. Was seine Augen ihm zeigten, war nicht real ... auch, wenn es noch so sehr dem Ort glich, an dem er sich immer äußerst wohl, um nicht zu sagen, `Zuhause´ gefühlt hatte – und stark. Hier war er groß gewesen. Mächtig. Nahezu unbesiegbar. Hier hatte es niemand gewagt, ihn auch nur schief anzusehen, hier war nur er Herrscher gewesen, Herrscher über Leben und Tod. Wie viele großartige Erfolge er in diesem und dem Nebenraum vollbracht hatte! Wie klug und sinnvoll er immer vorgegangen war, um das gewünschte Endergebnis zu liefern! Wo andere versagten und aufgaben, war es ihm stets gelungen, Lösungen zu finden, und das war der Unterschied zwischen einem Genie wie ihm und allen anderen Verlierern! Es war eine gute Zeit gewesen. Und das alles sollte jetzt enden? Die urplötzlich hinter ihm erklingende Stimme beantwortete diese Frage. „Hallo Hojo.“ Die Betonung erinnerte an ein gespanntes, auf dem einzig möglichen Weg liegendes Fangeisen. „Hast du mich vermisst?“ Hojo wandte gänzlich unbeeindruckt den Kopf in Richtung des urplötzlich nur wenige Meter hinter ihm stehenden Sephiroths und lächelte verächtlich. „Weshalb sollte ich?“ „Oh, aber ich habe dich vermisst.“ „Tatsächlich? Ich bin gerührt.“ „Das solltest du auch sein.“ Gleichzeitig begann er, langsam vorwärts zu gehen – und Hojo wich unwillkürlich zurück, ein Anblick, der Sephiroths tief empfundene, finstere Lust noch verstärkte. Rufus und die Electric Power Company zu vernichten hatte fast Spaß gemacht, aber Hojo war etwas völlig Anderes. Ihn aufzuspüren war so leicht gewesen. Sephiroth hatte die Schwarze Line nur ein einziges Mal rufen müssen, und die eigentliche Überwindung der für alle Uneingeweihten endgültigen Grenze war, mit Cutter als mentalem Fokus, ein Kinderspiel gewesen. Mehr noch. Hojos Line hatte bereits dahinter auf ihn gewartet. Ihr zu folgen, deren Ursprung in dem felsigen Gelände aufzuspüren und die Höhle in ein Ebenbild des ersten Laborraumes zu verwandeln, war innerhalb kürzester Zeit erledigt worden. Blieb nur noch eine Sache übrig ... „Es gibt“, fuhr Sephiroth fort und trieb den Professor dabei weiter in Richtung eines ganz bestimmten Objektes vor sich her, „nur sehr wenige Menschen, die mir in meinem Leben wichtig waren – aber du gehörst definitiv dazu. Dasselbe gilt für Rufus. Ihr habt mich geprägt auf eine Art und Weise, die ... einen ganz besonderen Dank erfordert. Du bist noch übrig.“ Ein leises, metallisch klingendes Klirren untermalte sein letztes Wort. Hojo hatte Sephiroth während des Zurückweichens nicht aus den Augen gelassen, aber jetzt wandte er unwillkürlich den Kopf, um zu sehen, welches Objekt ihn daran hinderte, die Distanz auch weiterhin zu wahren – und diesmal weiteten sich seine Augen in jähem Schrecken. Es war der Tisch. Jener Tisch mit den eisernen Fixierungen im Hand- und Fußbereich, auf dem Sephiroth ihm so oft hilflos ausgeliefert gewesen war. Hojos Kopf ruckte wieder herum, gleichzeitig öffnete er den Mund, um zu protestieren ... aber kein Laut drang aus seiner Kehle. Der Gegenstand in Sephiroths Hand unterdrückte jede diesbezügliche Reaktion. Eben liebkoste der General das Objekt mit seinem Blick, sah wieder zu dem Professor ... „Du und Rufus habt Cutter auf dem Gewissen! Hojo, das hier werden die längsten Stunden deines Lebens!“ ... trat einen raschen Schritt vor, packte Hojos Kittel fest auf Brusthöhe, hielt das glitzernde Skalpell direkt vor die Augen des Professors ... und lächelte. „Entspann dich!“ Sephiroth war immer völlig klar gewesen, was er Hojo antun wollte. In seinem ursprünglichen Plan hatte es Heilmateria gegeben – jetzt ersetzten die Lines diese Möglichkeit. Aus der restlichen Theorie wurde Praxis. Im Kopf des ehemaligen Versuchsobjektes waren alle jemals durchgeführten Experimente gespeichert, und die grauenhaftesten, schmerzhaftesten fanden in jener Nacht erneut statt, aber diesmal war es Sephiroth, der die Werkzeuge führte, seinen einstigen Folterer bei klarem Bewusstsein hielt und ihn so alles klar spüren ließ. Die Vorgänge waren unmenschlich und barbarisch, und kein Schrei, kein Wimmern, kein verzweifeltes Aufbäumen, kein Flehen und Betteln hielten sie davon ab, zu geschehen, eins nach dem anderen. Es gab kein Entrinnen. Und Sephiroth genoss es. Er zerstörte und heilte, um erneut zu zerstören, wieder zu heilen und wieder zu zerstören, stundenlang - bis er spürte, wie im Kopf seines Testobjektes ein ganz bestimmter Teil zerbrach. Erst dann hielt er inne und lauschte in sich hinein. Was er fand war jene Ruhe, die ihm versicherte, dass es genug war. Sephiroth heilte den Körper vor sich ein letztes Mal und gab der Höhle wieder ihr ursprüngliches Gesicht zurück. Auch der Tisch unter Hojo verschwand, ließ den Körper schwer zu Boden fallen, wo dieser verharrte, zitternd und wimmernd, mit weit aufgerissenen Augen, in denen diesmal unkontrollierter Wahnsinn tobte. Hojo, das stand völlig fest, würde nie wieder sein, was und wer er vorher gewesen war. Sephiroth warf dem Endergebnis seiner `Behandlung´ einen letzten, völlig zufriedenen Blick zu und trat aus der Höhle. Mittlerweile war es draußen hell geworden, eine gleichgültige, schwere Helligkeit, in der sich Wind und Schneeflocken ziellos umherirrten, aber die Luft war angenehm klar und kalt, und Sephiroth atmete sie tief ein, während er seinen Weg fortsetzte – bis ihm klar wurde, dass er ebenso ziellos umherirrte, wie Wind und Flocken. Die Erkenntnis ließ ihn unwillkürlich innehalten und an die zurückliegenden Ereignisse denken. Was er Rufus, der Electric Power Company und Hojo angetan hatte ... Sephiroth verspürte keine Schuldgefühle und kein Mitleid, nur die sichere Gewissheit, endlich diesbezüglichen den verdienten Frieden gefunden zu haben. Was den ganzen Rest anging, er zweifelte nicht daran, dass die Menschen neue, alternative Energiequellen erschließen würden. Vielleicht tauchte `Solar Solution´ erneut auf der Bildfläche auf. Destins Leute verfügten über das entsprechende Wissen und würden mit Sicherheit neue Solarplatten herstellen und anbringen können. Es würde weitergehen, irgendwie. Aber nichts davon vermochte stärker zu sein als die Trauer über Cutters Tod. Für mich, dachte Sephiroth. Sie ist nur für mich gestorben. Oh Cutter, was soll ich nur tun ohne dich? Wohin soll ich gehen? Ohne dich sind alle Orte düster und kalt. Was nützt mir meine vollständige Heilung, wenn es niemanden gibt, mit dem ich sie teilen kann? „Komm zurück.“ Nur ein Flüstern gegen die gesamte Realität. „Hörst du mich? Wirklich `gut´ und `richtig´ kann es nur mit dir werden ... Komm zurück! Diesmal für immer.“ Aber nichts geschah – und Sephiroth wusste auch, warum. Cutter war schon oft in Schwierigkeiten gewesen, sie hatte sich in scheinbar auswegslose Situationen verstrickt, sie war sogar für 4 Jahre verschwunden ... aber niemals, niemals gestorben. In einem solchen Fall galten andere Gesetze – aber taten sie das auch für einen Phoenix? Momentan schien es darauf nur eine einzige, klare Antwort zu geben, die sich überdeutlich in der momentanen Situation wiederspiegelte, und Sephiroth war bewusst, dass ihm momentan nichts blieb außer der Hoffnung auf eine Änderung. Zeitgleich wurde ihm klar, wie müde er war. Der letzte Schlaf lag schon so weit zurück, dass er sich nicht mehr daran erinnern konnte, und jetzt forderte sein Körper eine Pause. Sephiroth sah sich um, konnte aber keinerlei Schlafplatz entdecken und öffnete schließlich kurzerhand mit Hilfe der Lines einen der großen, in unmittelbarer Nähe liegenden Felsen, schuf einen Hohlraum, kletterte hinein, schloss den Felsen bis auf einen Spalt, der genügend Luft zum Atmen hineinließ, wieder, hüllte sich in Cutters wärmende Flügel und war nur wenige Minuten später fest eingeschlafen. Leben und Tod gehörten zu den ältesten und mächtigsten Kräften des Planeten, endlos in Vielfalt und Wirken, untrennbar miteinander verbunden. Man hätte annehmen können, dazwischen gäbe es keinen Spielraum, und für gewöhnlich traf diese Annahme zu – aber manchmal konnten Leben und Tod mit nichts weniger anfangen, als mit Routine. Cutter wusste nicht, was sie geweckt hatte, und so lauschte sie mit geschlossenen Augen. Um sie herum erstreckte sich ein Meer aus perfekter, samtener Stille, und irgendwann wurde der jungen Frau klar, dass sie nur diese Ruhe geweckt haben konnte. Aber ... warum war es so überirdisch still? Für einen kurzen Moment schien es, als gäbe es keinerlei Erinnerungen – dann änderte sich dieser Zustand, langsam, als blase irgendjemand behutsam eine Schicht Staub von einer bisher sehr zurückhaltend strukturierten Oberfläche. Erinnerungen erschienen in Cutters Bewusstsein, Erinnerungen, die ebenso vertraut, wie fremd wirkten. Und noch während die junge Frau über diese rätselhafte Beschaffenheit nachdachte, wurde ihr klar, weshalb sich diese so darstellten. All diese Erinnerungen betrafen ihr Leben. Aber ... ... ich lebe nicht mehr. Ich habe Gaia gebeten, meine Kraft einem sterbenden Wesen zu geben und es so vor dem Tod zu bewahren. Gaia hat mein Flehen erhört, und ich habe daraufhin eine der ältesten Grenzen dieser Welt überschritten. Ich bin gestorben. Und meine Kraft, mein Leben gehört jetzt ... Sephy. Meinem Sephy. Er lebte, und Cutter fühlte intensive Dankbarkeit gegenüber Gaia, die sich auf den Handel eingelassen hatte, in sich aufsteigen. Sephiroth lebte. Trotz aller Widrigkeiten, aller Umstände, aller heimtückischer Pläne und Fallen, trotz ShinRa und Jenova – und er war jetzt wieder frei. Cutter zweifelte keinen Sekundenbruchteil daran, dass er die Chance Rufus und Hojo zu töten, nicht erneut ungenutzt vorbeiziehen lassen würde, und sie wünschte ihm viel Glück, und endlich eine vollständige Heilung. Er war jetzt wieder bei klarem Verstand! Er würde es schaffen, daran bestand gar kein Zweifel, aber bei allem Glück und aller Dankbarkeit empfand Cutter auch tiefen, innerlichen Schmerz. Ich habe ihm versprochen, nicht zu sterben – und jetzt habe ich dieses Versprechen gebrochen. Ob er das verstehen wird? Er denkt immer noch viel zu logisch, ganz im Gegensatz zu mir. Sephy ... Wie geht es dir? Ich kann dich nicht fühlen, bestimmt weil die Grenze zwischen uns so klar definiert ist. Ob sich dieser Zustand noch ändert? Hoffentlich ... Aber vielleicht kann ich dich ja vom Lebensstrom aus sehen, wenn ich mich gleich aufs Sehen konzentriere? Es ist nicht sehr wahrscheinlich, aber ich hoffe es trotzdem so sehr ... Und dann ... konzentrierte sie sich aufs Sehen. Ihr Verstand war darauf gefasst, Dunkelheit und die grün glühenden Fäden des Lebensstroms um sich herum zu erkennen, ihr Herz hingegen hoffte, einen Blick auf Sephiroth werfen zu können – aber nichts von alledem traf zu. Dämmriges Licht begrüßte Cutter. Es hatte dieselbe Farbe wie der Boden, auf die junge Frau lag, und der sich ohne jegliches Hindernis bis zum Horizont zu erstrecken schien – oder verschmolz er schon nach wenigen Metern mit dem Licht? Cutter konnte es nicht mit Gewissheit sagen, außerdem war die gerade gewonnene Erkenntnis, immer noch einen Körper zu haben, viel interessanter. Er wirkte wie weichgezeichnet, ließ sich aber wie gewohnt bewegen. Trotzdem schien es der jungen Frau irgendwie angemessener, nicht aufzustehen, sondern auf den Knien sitzend zu verweilen. Noch begriff sie nicht ganz, was hier vor sich ging, aber ihre Verwirrung hielt nicht mehr lange an. Die Stimme erklang ganz leise, direkt neben ihrem Ohr. **Hallo Cutter.** Es war dieselbe alte, respektvolle Stimme, deren Klang vor über 1 Jahr, als Cutter in völliger Dunkelheit schwebte, zu ihr gedrungen war, und auch dieselbe, die vor wenigen Minuten erkundigt hatte, ob sich Cutter mit der geäußerten Bitte bezüglich Sephiroths Rettung völlig sicher war, und ließ somit überhaupt keinen Zweifel daran aufkommen, wessen Stimme sie war. „Hallo Gaia“, antwortete Cutter ebenso leise. Und nach einer kleinen Pause: „Vielen Dank, dass du Sephy gerettet hast.“ **Du hast Sephiroth gerettet. Dein Mut, deine Entschlossenheit ... vor allem aber deine Liebe. Ich begegne diesem Gefühl sehr oft, weißt du, aber es nimmt selten eine solche Intensität an, wie bei dir und ihm.** Cutter musste unwillkürlich schmunzeln. „Ich habe ihn so wahnsinnig lieb.“ Sie blinzelte und spürte Tränen über ihre Wangen laufen. „Ich wollte ihn niemals wieder verlieren ...“ **Ich weiß**, flüsterte es neben ihrem Ohr. **Unter anderem deswegen bist du jetzt hier, im Herz des Planeten, und nicht im Lebensstrom. Denn ich ... wollte mich bei dir entschuldigen.** „Entschuldigen?“, wiederholte Cutter. „Wofür?“ **Für alles, was ich dir im Laufe deines Lebens nicht ersparen konnte.** „Tut mir leid“, murmelte Cutter und fuhr sich energisch über die Augen, „aber ich verstehe kein Wort. Du bist der Planet! Ich habe lediglich auf dir gelebt.“ **Cutter, du kannst ja keine Ahnung haben, wie lange es dauert, jemanden wie dich zu erschaffen. Genau deshalb gibt es so wenige Blue Wanderer. Es ist sehr, sehr schwierig, etwas in diese Welt zu entlassen, das keine Line und damit keine direkte Verbindung zu mir hat, und selbst wenn meine Bemühungen erfolgreich waren, so kann ich doch nie sagen, was daraus wird. Viele gehen mit der Fähigkeit, die Lines zu sehen, respektvoll um, aber viele auch nicht, und aus letzterem entsteht früher oder später immer großes Leid für alle Betroffenen.** „Ich weiß, was du meinst“, antwortete Cutter düster. „Letztendlich kann man mich getrost auch zur letzten Gruppe zählen.“ **Nicht unbedingt**, wisperte es neben ihrem Ohr. **Viele deiner Taten entsprachen nicht deinem wahren Willen, und genau dort liegt für mich der Unterschied. Niemand ist immer stolz auf seine Handlungen, aber letztendlich zählt nur, dass man seine Fehler erkennt, sie akzeptiert, eine Lehre daraus zieht, und nicht wieder begeht. Du hast genau das begriffen und hättest es auch umgesetzt. Mehr kann man wirklich nicht verlangen, deshalb sei dir bewusst: Was es auch immer zu vergeben gab, es ist vergeben. Kannst du mir glauben?** „Hm“, machte Cutter leise. Es war nicht so, dass sie Gaia nicht glauben wollte. Aber die zurückliegenden, die Lines betreffenden Ereignisse erschienen zu persönlich, als dass jemand anderes außer ihr selbst wirklich hätte verstehen können. **Tzirka**, wisperte Gaia, **ging es genau wie dir. Sie war der erste Blue Wanderer, weißt du?** „Der erste?“, wiederholte Cutter restlos verblüfft. „Der allererste?“ **Ja.** „Aber das ... Sie ... Wie alt war Tzirka?“ **Alt. Sehr, sehr alt. Ich habe mir immer gewünscht, besser mit den Menschen kommunizieren zu können, und da schien es mir nur logisch, jemanden zu erschaffen, der wie ich die Lines sehen und beeinflussen konnte. Tzirka war der Prototyp. Aber es funktionierte nicht so, wie ich es erhofft hatte. Tzirka war dir vom Charakter her sehr ähnlich und sich, genau wie du, über die ihr zur Verfügung stehende Macht völlig im Klaren, und genau wie du wollte sie nur Gutes damit bewirken. Aber es ging schief. Menschen begreifen nicht immer, wann man ihnen ein Geschenk macht, und niemand hat Tzirka verstanden. Letztendlich hatte sie das Gefühl, nur Unglück zu verursachen und bat mich darum, sich zurückziehen zu dürfen. Ich bot ihr an, die Luna Lance zurückzugeben, aber Tzirka wollte nicht. Sie sagte, eines Tages würde die Welt das Geschenk, die Lines zu beeinflussen, begreifen und behutsam damit umgehen. Seitdem war sie die Wächterin der Luna Lance. Sie hat viele Jahre lang beobachtet und gesucht, wurde aber nicht fündig. Und dann, eines Tages, störte ein gewisser Teenager, der ohne den Schutz eines mentalen Fokus´ über die Schwarze Line ging, ihre Ruhe.** „Das war dann wohl ich“, murmelte Cutter verlegen. **Ja. Dass ihr euch begegnet, war von mir nicht geplant, aber genau das macht `Leben´ aus: Unvorhergesehene Dinge. Wie es nach dieser Begegnung weiterging, weißt du selbst.** Cutter nickte sachte und fügte hinzu: „Ganz offensichtlich ist die Welt immer noch nicht bereit für jemanden wie mich.“ **Nein. Aber das ist genauso wenig deine Schuld, wie die Tzirka´s. Es ist die Welt, die umdenken muss.** Abermals nickte Cutter sachte. Jetzt ergaben viele Dinge viel mehr Sinn. Und dennoch ... „Apropos `Welt´ - darf ich dich was fragen?“ **Du möchtest wissen, warum ich ShinRa nicht vernichtet habe, als ich noch die Chance dazu hatte. Weißt du, ich bin trotz meines Alters noch ein relativ junger Planet, der jeden Tag dazulernt. Zu den Dingen, die sich mir schon sehr früh erschlossen haben, gehört die Erkenntnis, dass Überzeugungen, die sich einem auf natürlichem Weg erschließen, für die mentale Entwicklung bedeutender sind als solche, die man mit Gewalt herbeiführt.** „Das heißt“, begann Cutter zu übersetzen, „du hast bis zum Schluss gehofft, Rufus würde zur Vernunft kommen.“ **Ich wollte ihm eine Chance geben. Alles verdient eine Chance. Und wenn ich jedes Mal, sobald es nicht nach meinem Willen geht, eingreifen und Gewalt anwenden würde, wäre ich ein Tausendfach schlimmerer Herrscher, als ShinRa es je war.** „Trotzdem hat er dich fast getötet.“ **Ja. Diesmal hatte ich zu große Hoffnungen in ein Wesen gesetzt. Natürlich hätte ich ihn trotzdem mit Leichtigkeit töten können, aber dann wäre nur eine andere Person an seine Stelle gerückt. Ich wollte eine Botschaft vermitteln.** „Und dann kamen Destin und `Solar Solution´.“ **Ja.** „Auch für den Fall, dass ich mich jetzt komplett unbeliebt mache – warum hast du zugelassen, dass Destin stirbt?“ **Destin war so erschüttert über die durch die S-1 Einheiten verursachten Schäden in Midgar, dass er eine mentale Blockade errichtet hat, die ich nicht mehr durchdringen konnte, und so war es mir unmöglich, weiter zu ihm zu sprechen.** „Es sah aus, als sei er dir egal.“ **Glaub mir, ich habe alles versucht. Aber letztendlich ist mir klar geworden, dass Destin sterben wollte. Selbst, wenn es mir gelungen wäre, ihn zu retten, er hätte sich bis zu seinem Tod schuldig am Tod dieser Menschen in Midgar gefühlt, und ich hätte ihm nicht helfen können, weil er zu fest von seiner eigenen Schuld überzeugt war. Vergebung hat nur dann einen Sinn, wenn man bereit ist, sie anzunehmen. Destin ... konnte einfach nicht. Sag mir selbst, hättest du unter diesen Voraussetzungen leben wollen?** Cutter schüttelte den Kopf und fügte leise hinzu: „Es war nicht richtig. Er hätte gewinnen müssen!“ **Ja.** „Und die S-1 Einheiten hätten nicht so durch Midgar wüten dürfen.“ **Ja. Aber wenn ich nicht weiß, womit ich es zu tun habe, lasse ich den Dingen ihren Lauf und entscheide später, ob, wann und wie ich eingreife.** „Das hat Sephy auch immer so gemacht“, murmelte Cutter. Gleichzeitig spürte sie erneute Tränen aufsteigen und konnte sie nur wenige Sekunden zurückhalten. Sephy ... **Sephiroth ...**, wisperte Gaia. **Er hat die Electric Power Company zerstört und Rufus und Hojo getötet, auf seine ganz eigene Art und Weise.** „Endlich!“, flüsterte Cutter. „Dann wird er auch endlich vollständig heilen. Er wird klar kommen. Vielleicht ... vielleicht schafft er es sogar, neue Freunde zu finden. Es ist nicht gut, wenn er allein bleibt, er braucht ... andere um sich herum.“ Und vielleicht, fügte sie in Gedanken hinzu, findet er sogar jemand neuen zum Lieben, das braucht er nämlich am allermeisten. Cutter wünschte es ihm trotz ihrer eigenen Trauer so sehr, mehr als alles andere – und sie wünschte sich, Mittel und Wege zu finden, um ihren eigenen Schmerz zu besiegen, denn obwohl sie den mit Gaia geschlossenen Handel keinesfalls bereute, eine Rückkehr von den Toten schloss sie vollständig aus. Aber darunter sollte Sephiroth so kurz wie möglich leiden. Und vielleicht ... „Gaia? Kann man die Lebenden aus dem Lebensstrom beobachten? Wenigstens hin und wieder? Ich verspreche auch, mich nicht bemerkbar zu machen.“ Gaia schwieg einen Augenblick. Cutter war ihr so nahe, dass selbst ihre Gedanken und Gefühle deutlich hörbar waren. All das war wie die letzte Bestätigung zu einem längst gefassten Entschluss des Planeten. **Was hältst du von einer Alternative?** Cutter blinzelte. Alternative?! Es gab eine ... „Alternative?“ **Erinnerst du dich noch an die Sage von dem Wunsch, den der Planet manchmal einem Toten gewährt? Ich schenke dir diesen Wunsch, als Ausgleich für alle Trauer und Verzweiflung. Wenn du möchtest.** Für einen kurzen Moment konnte Cutter gar nicht reagieren. Der Wunsch ... Für sie ... Es war nicht einfach nur eine Sage, sondern die Wahrheit – und es gab nur eine einzige Möglichkeit, ihn umzusetzen. „Ich möchte zurück zu Sephy ... Geht das, Gaia?“ Ein Geräusch, ähnlich einem leisen, freundlichen Lachen, erklang. **Ich wusste, dass du ihn so einsetzen würdest. Ja, Cutter. Ich bringe dich zurück. Ohne deinen Sephiroth würdest du hier nie den Frieden finden, der dir zusteht. Aber erst solltest du dich eine Weile ausruhen und Kraft tanken. Und ... könntest du mir einen Gefallen tun?** „Jeden!“ **Nimm Zack mit, er macht mich wahnsinnig!** Cutter musste unwillkürlich lachen. **Ich habe**, fuhr Gaia mit einer Stimme, in der Erheiterung schwang, fort, **ihm auch den Wunsch gewährt. Er wollte genauso zurück, wie du, aber gegen Sephiroth hätte er immer noch keine Chance gehabt, also bat ich ihn, sich etwas anderes zu wünschen. Er saß ca. 3 Sekunden lang still, hat mit Sicherheit hochgradig tiefgründig überlegt, und weißt du, was er sich letztendlich gewünscht hat?** „Wir reden hier von Zackary Fair, also ... 100 neue Wünsche?“ **Natürlich! Seinetwegen war der Lebensstrom einen Tag lang orange.** Diesmal gelang es Cutter erst nach einiger Zeit, mit dem Lachen aufzuhören. Dann nickte sie. „Alles klar, ich nehme ihn mit.“ **Ich danke dir. Schlaf jetzt. Wenn du zum nächsten Mal aufwachst, bist du wieder Zuhause.** Abermals nickte Cutter, und erst jetzt wurde ihr bewusst, wie müde sie war. Das zurückliegende Leben war ... so vieles gewesen ... und das nächste wartete schon auf sie ... Diesmal, das spürte sie ganz deutlich, würde wirklich alles gut werden. Sie streckte sich lang auf dem dämmrigen Boden aus, schloss die Augen und war innerhalb weniger Sekunden tief und fest eingeschlafen. - - - - - - - - !! Vorletztes Kapitel !! (Das nächste wird unter "Epilog" angelegt.) Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)