FFVII: Blue Wanderer - In the lines von Ich_eben ================================================================================ Kapitel 17: Kapitel 17: Die schwarze Line ----------------------------------------- Sephiroth wusste, dass er sich zu jeder Tages- und Nachtzeit auf seine Augen verlassen konnte. Sie hatten ihn noch niemals getäuscht oder zweifeln lassen. Jetzt allerdings... blinzelte der legendäre General. Einmal aus Reflex, und ein zweites Mal, um ganz sicher zu sein. Aber das Bild vor ihm änderte sich nicht. Neben ihm flüsterte Zack: „Was zum...“, und verstummte wieder. Es... sie... Wirklich eine sie? Nicht einmal Sephiroth war sich für einen Moment sicher, ehe er sich doch für die weibliche Variante entschied. Seltsame, aber in beruhigenden Farben gehaltene und an weichen Flaum erinnernde Gewänder bedeckten ihren Körper. In der rechten Hand hielt sie einen langen, die Erde berührenden Stab von der Farbe des Vollmondes. Das nach oben zeigende Ende des Stabes gabelte sich in zwei Varianten: ein kurzes, rund zulaufendes, und ein wesentlich dominanteres, lang, hoch und verdreht wie das Muster eines in die Länge gezogenen Schneckenhauses, mit einer gefährlich aussehenden Spitze. Niemals zuvor hatten die beiden SOLDIER etwas ähnliches gesehen. Ein Schmuckstück? Eine Waffe? Zwei Hände legten sich völlig synchron auf Schwertgriffe, bereit, in der nächsten Sekunde einzuschreiten. Cutter starrte auf die so unwirkliche Person, öffnete den Mund und stöhnte tief auf. Das Dschungelwesen nickte langsam, wie zur Bestätigung... und sprach. Nur 4 sanfte Worte. „Komm mit mir, Kind.“ Taumelnd wie unter Einfluss einer fremden Zaubermacht erhob sich der Teenager langsam aus dem Matschloch. Aus ihrem rechten Oberschenkel ragte das abgebrochen, tief eingedrungene Stück Holz. Blut sickerte aus der Wunde. Zack schloss mitfühlend die Augen, gab aber keinen Laut von sich. Sephiroths Blick indessen hing an der seltsamen Person. Sie bewegte sich so langsam vorwärts, dass der humpelnde Teenager ihr problemlos folgen konnte, und sie beschritten einen schmalen Pfad zwischen Büschen und Bäumen, der – dessen war sich der General ganz sicher - gerade noch nicht existiert hatte. Die Frau wandte leicht den Kopf und ließ wieder diese sanfte Stimme erklingen. „General Sephiroth Crescent und 1st Class SOLDIER Zack Fair... wenn ihr den Wunsch empfindet, uns zu folgen, so dürft ihr das tun.“ Zack runzelte die Stirn. Den General zu kennen, war nicht weiter verwunderlich. Aber... Woher weiß sie, wer ich bin? dachte der 1st. Es war ihm zu gleichen Teilen unheimlich wie unverständlich. Aber ungeachtet dessen, und auch der Tatsache, dass diese Frau eine nahe zu überirdische Friedfertigkeit verströmte, Cutter mit ihr allein zu lassen, kam nicht in Frage. Die beiden SOLDIER verließen ihre Deckung und folgten dem seltsamen Duo mit geringem Abstand. Zack kämpfte mit sich selbst. Am liebsten hätte er augenblicklich einen Helikopter gerufen um Cutter zurück ins ShinRa HQ zu bringen, auf die Krankenstation, zu den Spezialisten, und außerdem... Aber ein Blick in Richtung Sephiroth, dessen Augen derselbe kalt-distanzierte Ausdruck wie üblich inne wohnte, machte mehr als deutlich, dass nichts von all dem geschehen würde. Vorerst jedenfalls. Der General hatte unausgesprochen ähnliche Gedanken erwogen und wieder verworfen. Einmal mehr traute er nichts außer seinem Instinkt, der ihm ein wirken völlig unbekannter, aber anscheinend freundlich gesinnter Kräfte vermittelte. Sollte sich das ändern, würde Sephiroth mit gewohnter Entschlossenheit klar machen, was er davon hielt. Sie mochten Stunden oder nur Minuten gelaufen sein, als der Dschungel sich wie auf ein geheimes Zeichen hin öffnete und eine kleine Lichtung freigab, auf der, schon halb verwachsen mit der Natur, ein winziges Zelt stand. Als die Frau sich näherte, erhob sich ein großer Hund aus dem Dickicht wedelte träge zur Begrüßung mit dem Schwanz, kam jedoch nicht näher. Die Frau erreichte das Zelt, wandte sich zu Sephiroth und Zack um, und obwohl sie zu den beiden Männern aufsehen musste, wirkte sie auf eine ungreifbare Art und Weise ebenso groß. „Bleibt bitte hier. Ich tue was in meiner Macht steht, um das Kind zu retten.“ Sie schlug mit einer behutsamen Bewegung die Zeltplane zurück und griff nach Cutters Hand. Wenige Sekunden später schloss sich der Eingang wieder. Nur Stille blieb zurück. Der Hund ließ sich vor dem Eingang des Zeltes nieder und sandte zwischen bedrohlich gebleckten Zähnen ein tiefes, dunkles knurren zu den beiden SOLDIER hinüber. Sephiroth starrte zurück und ließ ganz entgegen seiner sonstigen Gewohnheit Masamune ein paar Zentimeter aus der Schutzhülle springen. Auch ich habe scharfe Zähne, sagte die Bewegung. Der Hund hörte zwar augenblicklich auf zu knurren, ließ die beiden Männer jedoch nicht aus den Augen. Zack sah zu dem Zelt hinüber. „Seph, können wir sie wirklich alleine lassen mit dieser komischen Frau? Wir wissen nicht, was sich da drinnen abspielt. Wenn sie nun...“ „Ich denke nicht, dass sie Cutter schaden will“, übersetzte Sephiroth seinen Instinkt. „Wir sollten... nicht stören.“ Er ließ sich auf einem am Boden liegenden Stamm nieder und schloss die Augen. Tief im Herzen des Generals brodelte es. Etwas, von dem er immer bewusst oder unbewusst Abstand gehalten, ja sogar angenommen hatte, es niemals empfinden zu können, war erwacht, zaghaft, aber existent. Sorge. Um eine andere Person. Und die damit verbundene Schlussfolgerung... Bedeutete sich um jemanden sorgen nicht letztendlich, dass man... mehr für diese eine Person empfand, als für andere? Sephiroth versuchte sich einzureden, das seine Sorge nicht dem Menschen an sich, sondern dem so mühsam ausgebildeten Blue Wanderer galt, und die Argumente waren gut und stark wie immer... reichten aber diesmal nicht ganz aus. Dabei war es so absurd! Wenn sie die Prüfung nicht bestand... Es war noch zu früh, sich auch nur ansatzweise an sie zu gewöhnen. Überhaupt zeugte es von Schwäche, etwas derartiges in Bezug auf andere Personen zu empfinden. Um nicht zu sagen, dass es dumm war. Leben konnten so schnell enden. Sephiroth war oft genug Zeuge und Grund eines Todes gewesen, um das mit Sicherheit sagen zu können. Es... lohnte sich einfach nicht. Am stärksten war man allein, auf sich selbst konzentriert, unabhängig und... ... und doch, dachte er, sitze ich hier und warte. Weil ich, wenn es mir möglich ist, niemanden zurücklasse. Wäre es ein andere Blue Wanderer gewesen – meine Handlungsweise hätte sich nicht geändert. Ich habe diesen hier ausgewählt, weil ich auf meinen Instinkt gehört habe, und der hat mich noch nie getäuscht oder in die Irre geführt. Aber all das hier... „Es ist meine Schuld“, murmelte er. Zack wandte den Kopf. „Was?“ „Es ist meine Schuld“, wiederholte Sephiroth. „Das alles hier.“ „Wie, um alles in der Welt, kommst du darauf?“ „Cutters jetziger Zustand... ich bin sicher, das Überqueren der schwarze Line war der Auslöser. Ich hätte mit Geryll über die schwarze Line sprechen müssen, gleich nachdem Cutter sie zum ersten Mal erwähnt hat. Aber ich habe die Lage falsch eingeschätzt, gezögert, habe mich ablenken lassen... und jetzt haben wir das Resultat. Ich habe als Vorgesetzter versagt und ein mir anvertrautes Leben in unnötige Gefahr gebracht.“ Er schüttelte den Kopf. „Das ist absolut unverzeihbar.“ Zack saß längst neben seinem besten Freund. So hatte er ihn noch nie sprechen hören. Es klang seltsam, und wenn man bedachte, von wem diese Worte kamen, wirkte es unwirklich. Beinahe gespenstisch. Ob ihm klar ist, dachte Zack, was er gerade tut? Dass er sich wirklich um einen anderen Menschen sorgt... Ich habe schon fast befürchtet, dieser Tag würde nie kommen... „Hey“, sagte er sanft und musste alle Selbstbeherrschung aufbringen, um den silberhaarigen General nicht in den Arm zu nehmen, „Cutter hat doch versucht, mit Geryll zu sprechen. Er hat sie vor der ganzen Klasse lächerlich gemacht und abgeblockt, statt ehrlich zu sein. Kein Lehrer sollte so handeln.“ „Aber...“ „Nein. Seph, hör mir zu.“ Zacks Stimme klang eindringlich. „Im Grunde haben wir keine Ahnung von den Lines. Wenn Schlüsselfiguren wie Geryll schweigen, sind wir machtlos. Wir könnten alle Lehrbücher auswendig lernen, aber wirklich verstehen würden wir es niemals. Manches Wissen dieser Welt ist Auserwählten vorbehalten.“ Ein völlig im Kontrast zu den grünen, kalten Augen stehendes lächeln flackerte über Sephiroths Gesicht. „Du kannst ja richtig weise sein. Diese Seite kannte ich bisher noch nicht an dir.“ Zack grinste. „Gewöhn dich besser nicht dran...“ Er sah auf, zum Eingang des Zeltes. Der Hund erwiderte seinen Blick und knurrte warnend. Zack verzog das Gesicht. „Ich habe Hunger. Lass uns den verdammten Köter grillen.“ Sephiroth schnaubte kurzfristig amüsiert. Aber sein Blick hing unverändert an den auch für ihn undurchdringlichen Wänden des Zeltes. Was auch immer in dessen Inneren vorging... er konnte nur hoffen, dass es hilfreich war. Eigentlich hätte das Innere des Zeltes in völliger Dunkelheit liegen müssen. Aber dem war nicht so. Silberne Dämmerung herrschte. Das sanfte Licht hatte seinen Ursprung in dem seltsamen Stab, der bewegungslos in den Händen der auf den Knien sitzenden Dschungelfrau lag, gerade so hoch erhoben, dass seine gedrehte Spitze kurz vor der Stirn des anderen Menschen vor sich innehielt, während das kürzere, abgerundete Ende nach unten zeigte. Ein weicher, gleichmäßiger Lichtpuls innerhalb des Stabes hatte sich mit der Atmung des ebenfalls am Boden sitzenden Mädchens synchronisiert, vielleicht war aber auch das genaue Gegenteil der Fall. In der Stille, die sowohl Leben als auch Tod hätte bedeuten können, kämpfte Schicksal mit Schicksal, und ging energisch gegen den tobenden Wahnsinn hinter der Stirn des Teenagers vor. Den Augen unter halb geschlossenen Lidern war zu entnehmen, dass das Mädchen außerstande war zu begreifen, was wirklich um sie herum vorging. Aber es fühlte keinen Schmerz, und wehrte sich daher nicht. Geduld. Die Frau wusste, nur darauf kam es jetzt an. Geduld und das Gespür für den richtigen Zeitpunkt. Und... ein bisschen Glück. Bis der vorteilhafteste Moment kam, konnte es Stunden dauern. Tage. Vielleicht sogar Wochen. Und so verhielt sie in der gewählten Position, unbeweglich, beobachtend, wartete auf ein Zeichen. Je höher der Sturz, desto sanfter musste man den Aufprall gestalten, sonst blieb nichts als die endgültige Zerstörung. Desweiteren war ein großes fallendes Objekt einfacher zu fangen als viele kleine Bruchstücke. Das von dem Stab ausgehende Licht durchdrang den vor sich befindlichen Körper mühelos, sickerte tiefer und tiefer, bis auf die mentale Ebene, suchte und fand Bruchstücke eines zersprengten Bewusstseins und versuchte vorsichtig, sie wieder an die richtige Stelle zu schieben. Einen weichen Untergrund für eine mögliche Landung zu schaffen. Manche Bruchstücke ließen sich leicht finden und an den ursprünglichen Platz befördern. Andere nicht. Licht sammelte sich in einem winzigen Punkt zwischen der Spitze des Stabes und der Stirn des Mädchens, wurde heller und heller. Augenlider erzitterten und schlossen sich dann einem uralten Reflex folgend langsam. Der Lichtpunkt gewann an Intensität, wurde gleißend... und schmolz schließlich wieder zu einem sanften glühen. Augenlider hoben sich langsam. Pupillen hinter irrem, jetzt aber flackernden Glanz versuchten, sich auf bis dahin unbemerkte Lichtverhältnisse einzustellen und fixierten sich schließlich auf den kleinen, aber unverzagt leuchtenden Punkt unmittelbar vor ihr. Der richtige Zeitpunkt... das war er. Und es hatte nur wenige Stunden gedauert. „Ich grüße dich, Kind.“ Ihre Stimme klang jetzt noch sanfter also vorher. „Und freue mich, dass du meine Einladung zu deiner Rückkehr empfangen hast. Ich würde dich gerne beim Namen nennen. Kannst du ihn mir sagen, Kind?“ Für einen Augenblick wurde das unheilvolle flackern im Blick des Teenagers stärker, dann fiel es wieder in sich zusammen, erweckte den Anschein von dumpfen, kräftesammelndem brodeln. Ein heftiges zittern huschte durch den Körper, dann, ohne den Blick von dem beruhigenden Licht vor ihr abzuwenden, kam eine Antwort. Rau und rissig. Aber eine Antwort. „Ich bin... kein... Kind.“ „Dann sage mir deinen Namen.“ „... Name ...?“ „Ja. Wie man dich nennt. Die Hülle deiner Identität. Alles Leben dieser Welt hat einen Namen, weißt du? Du bist keine Ausnahme.“ Der Lichtpunkt wurde ein klein wenig stärker. Die Suche war noch nicht abgeschlossen, und gerade jetzt war ein weiterer, kleiner Erfolg von größter Bedeutung.... Name... Identität... Das Mädchen schloss die Augen. Da war... etwas gewesen. Ein Klang. Eine bestimmte Reihenfolge von Buchstaben, tief mit ihr verwoben. Ein Ich. Silben... Es war... kein komplizierter Name gewesen. Eher kurz. Leicht zu merken. Aussprache und Schreibweise waren... nicht dieselbe. Drei... nein... zwei Silben. Der Klang war... war er nur weich oder hart gewesen? Er... Und dann, urplötzlich mit der Intensität und Flüchtigkeit eines jähen Blitzschlages am finsteren Nachthimmel... „... Cut... ter...“ Mit den Namen verbundene Erinnerungen stürmten mit der Wucht einer Sturmflut heran, wurden aber durch den noch nicht besiegten, sondern nur zurückgedrängten Wahnsinn aufgehalten. Der Name blieb allein in der herrschenden Leere. „Cutter.“ Die Frau lächelte. „Ein hübscher Name für einen hübschen Jungen.“ „... Mädchen...“ „Mädchen.“ Ein weiterer, kleiner Erfolg. „Verzeih, meine Augen sind nicht mehr die Besten. Kannst du die Hand ausstrecken, Cutter? Gut gemacht.“ Ein Becher, verziert mit rätselhaften Symbolen wechselte die Besitzerin. „Trink das, bitte.“ Ausgestattet mit einem Bewusstsein, das noch zu verschwommen war um das Fehlen einer Flüssigkeit im Becher zu erkennen, erfüllte Cutter die Bitte. Geschmack erfüllte ihrem Mund. Wie Blut und Honig. Fremd. Leicht. Aber sehr angenehm. Wärme folgte dem Getränk durch einen – den eigenen - Körper, an den sich der Teenager langsam wieder zu erinnern begann, und wurde letztendlich zu einem leichten, sie völlig ausfüllendem kribbeln. Langsam, sehr langsam schien auch das dumpfe Gefühl von Benommenheit in ihrem Kopf zu verblassen – wurde aber augenblicklich wieder zu rasendem Wahnsinn, als die Frau die Position des Stabes vorsichtig ein wenig änderte. Cutter wimmerte vor Entsetzen ohne die Zusammenhänge begreifen zu können. Aber eine Korrektur des Stabes sorgte augenblicklich wieder für einzigartige, kostbare Ruhe hinter ihrer Stirn. „Ja, es ist noch nicht vorbei. Ich kann dir nur ein wenig helfen. Kämpfen musst du selbst, und es wird ohne Zweifel die härteste Schlacht deines bisherigen Lebens. Wenn du aufgibst wird keine Macht der Welt dich je wieder retten können. Falls du, wie ich hoffe, die Kraft hast zu siegen, möchte ich dir etwas mit auf den Weg geben. Weißt du, was du bist, Cutter?“ „... in... Schwierigkeiten...“ „Durchaus, aber noch ist nicht alles verloren. Das jedoch meinte ich nicht. Sondern deine speziellen Fähigkeiten, zu sehen, was anderen verborgen bleibt.“ „... Blue... Wanderer...“ Ein leichtes nicken. „Die Welt der Lines. Auch mir ist es möglich, sie zu bewandern, wenn auch anders als du. Weißt du, was die Lines darstellen? Den direkten Kommunikationsweg zwischen dem Planeten und seiner Oberfläche, noch durch den Lebensstrom hindurch. Dieser Planet ist sehr interessiert daran, zu wissen, was auf ihm vorgeht. Daher besitzt jeder Gegenstand und jedes Lebewesen eine Line. Aber Menschen wie dir und mir... fehlt die direkte Verbindung zu dem Planeten. Wir haben keine eigene Line. Und deshalb können wir alle anderen sehen und lesen, wie der Planet sie wahrnimmt und liest. Das bedeutet aber nicht, dass ihm unsere Existenz verborgen bleibt, oder wir fehlerhaft sind, oh nein. Er weiß von uns, und er gestaltet nichts ohne Grund, auch, wenn er diesen vor uns geheim hält. Kannst du mir bis hierher folgen?“ Cutter nickte langsam. Keine eigene Line... Das erklärte vieles. Aber noch nicht, wie sie in diesen seltsamen Zustand zwischen Wahnsinn und Normalität geraten war. Oder wie sie ihn besiegen konnte. „Darauf wollte ich gerade zu sprechen kommen.“ Die Frau schien ihre mühsam formulierten Gedanken gespürt zu haben und ging direkt darauf ein. „Alle Lines mit denen du bisher zu tun hattest, gehörten zu von Menschen erschaffenen Gegenständen ohne eigenen Willen, oder zur Natur. Sie sind nahezu ungefährlich. Du aber hast jetzt eine schwarze Line – die Grenze zwischen zwei unterschiedlichen Abschnitten – überquert, und bist zu den Lines der Menschen vorgedrungen.“ Um jemandem zu helfen, fügte sie in Gedanken hinzu, den du sehr magst, und ich weiß, er ist wirklich etwas ganz Besonderes. Er ist sogar noch außergewöhnlicher, als es ihm selbst bewusst ist... „Aber diese Lines“, fuhr sie leise fort, „sind anders. Seelen wohnen in ihnen. Und ein freier Wille. Es gibt... zu viele Möglichkeiten, verstehst du? Dein Geist ist damit überfordert und verfällt dem Wahnsinn. Um das zu verhindern brauchst du eine Art roten Faden, der dir hilft, dich zielsicher in diesen Lines zu bewegen und einen ungefährlichen Rückweg zu finden. Du benötigst einen mentalen Fokus in der normalen Welt. Nur ein mentaler Fokus ist in der Lage, deinen Geist sicher aus den Lines der Menschen zurück in deinen Körper zu bringen. Er ist der Anker deiner Seele.“ „... mentaler... Fokus“, murmelte Cutter, bemüht, all die neuen Informationen richtig zu verstehen und zu behalten, aber schon nahe an der Grenze zur Überlastung. „Ja. Ich kann dir nicht sagen, was er genau für dich ist. Das weißt nur du selbst. Er verbirgt sich irgendwo innerhalb deines Universums. Wenn du die Lines der Menschen dauerhaft erforschen möchtest, musst du erst deinen mentalen Fokus finden. Und du hast du nur einen Versuch. Schlägt er fehl, wirst du bis zu deinem Lebensende dem Wahnsinn verfallen. Hast du das verstanden?“ Cutter nickte mühsam. Jetzt erst realisierte sie, dass die Distanz zwischen der Spitze des Stabes zu ihrer Stirn im Laufe des Gespräches wesentlich größer geworden war. Und... sie konnte den Wahnsinn spüren. Von allen Seiten kam er herangeprescht, aber die Metapher ihrer gesamten Identität, ihr Name, schien das glühen des jetzt verblassten Lichtpunktes angenommen zu haben, und leuchtete in ihrem Kopf mit aller Kraft gegen die unheilvolle Schwärze des Wahnsinns an. Von einem Sieg war sie noch weit entfernt. Der Kampf ging lediglich in die nächste Runde. Zeit konnte sehr launisch sein. Hatte man viel zu tun, lief sie einem davon. War man zum warten verdammt, wurden aus Sekunden endlose Stunden. Zack beschäftigte sich mit langsamen hin- und herlaufen und warf hin und wieder einen Blick zu Sephiroth. Dieser schien, immer noch auf dem Baumstamm sitzend, eingeschlafen zu sein. Aus den Kronen der gewaltigen Bäume tropfte Dämmerung zu Boden, schien den Urwald langsam aufzufüllen... Die Zeltklappe öffnete sich, und gemessen an der Schnelligkeit, mit der Sephiroths Kopf nach oben ruckte, hatte er keinesfalls geschlafen. Die Frau trat nach draußen... und Cutter folgte ihr. Langsam, als koste jede Bewegung endlose Mühe. Der Ausdruck in ihren Augen flackerte zwischen Wahnsinn und Normalität hin und her und fand weder bei dem einen, noch dem anderen Frieden. Ansonsten sah der Teenager furchtbar aus. Getrockneter Schlamm am ganzen Körper. In ihrem Oberschenkel steckte, umgeben von zerrissenem Stoff, immer noch das abgebrochene Stück Holz, auch die tiefen Kratzspuren an ihrem Hals waren mit Dreck und getrocknetem Blut bedeckt. Ihr Gesicht hatte unterhalb des Schmutzes die Farbe von frisch gefallenem Schnee. Weit oberhalb des grünen Dschungeldaches begann es zu regnen, und es dauerte nicht lange, ehe die ersten Tropfen den Boden erreichten. Cutter zuckte zusammen, als sie einer der Tropfen traf, dann hob sie langsam den Kopf, suchend. Und als würde der Himmel antworten, fand immer mehr Wasser seinen Weg zu ihr. Cutter entledigte sich mühsam der Schutzweste, ließ sie zu Boden fallen.... Kleidungsstück um Kleidungsstück folgte, bis sie nur noch die Unterwäsche von völliger Nacktheit trennte. Erst dann hielt sie inne, legte den Kopf in den Nacken und schloss die Augen. Regen fiel. „Ihre mentalen Verletzungen“, hörte Sephiroth es leise neben sich sagen und wandte den Kopf, sah in Augen, die alt waren, vielleicht älter als der ganze Dschungel oder sogar noch älter, „sind schwer und sehr tief. Aber der Wille dieses Mädchens ist stark und gesund. Ruhe und Zeit werden also zeigen, ob sie die von mir gebaute Brücke überqueren und zu euch zurückkommen kann. Benutzt keine Magie. Und erwarte nicht zuviel, General Sephiroth Crescent.“ „Wer bist du?“ „Das ist unwichtig.“ Sie wandte den Kopf zu dem immer noch bewegungslos im Regen stehenden Teenager. „Du magst eines der großen Fluggeräte rufen, das euch von hier wegbringt.“ Sephiroth wandte sich um. „Zack, He...“ Aber der 1st war schon dabei, die notwendigen Daten weiterzuleiten. „Wird sie...“ Doch der Platz neben dem General war leer. Als habe der Regen die seltsame Frau fortgespült. Und Sephiroth begriff, dass es nichts mehr zu sagen gab. Behutsam näherte er sich dem wie erstarrten und mittlerweile tropfnassen Mädchen. „Cutter.“ Seine Stimme klang sehr sanft. Der Teenager öffnete die Augen nicht. Aber sie setzte sich in Bewegung, kam langsam auf ihn zu... und ließ mit einer zu Tode erschöpften Bewegung ihren Kopf an seinen Oberkörper sinken. Sephiroth zögerte nicht, sondern hob sie einfach hoch, brachte ihren Kopf an seinem Brustkorb zum liegen, konnte unregelmäßigen, kalten Atem und holprigen Herzschlag wahrnehmen. Ansonsten fühlte sich der Körper in seinen Armen nass und eisig an. Kein Vergleich zu der Hitze, die von ihr ausgegangen war, nachdem er sie zum ersten Mal aufgefangen hatte... Die Katastrophe war noch lange nicht überwunden. Bis zum Eintreffen des Helikopters schien eine Ewigkeit zu vergehen, aber glücklicherweise war die Lichtung gerade groß genug, um ihn landen zu lassen. An Bord kümmerte sich Sephiroth um Cutters Verletzung, umwickelte die nach dem entfernen des Holzstückes wieder heftig blutende Wunde mit einem Verband und überließ es Zack, den Teenager in eine der standartgemäß im Hubschrauber mitgeführten Decken zu hüllen und eine einigermaßen bequeme Position auf den Sitzen der Maschine zu finden. Letztendlich lag das Mädchen lang ausgestreckt da, den Kopf auf Zacks Knien. Seine Hand verweilte auf ihrer Schulter, mit der anderen streichelte er vorsichtig über die nassen Haare. Der General konnte hören, wie er mit Cutter sprach, leise und beruhigend, ungeachtet der fehlenden Antworten. Die Augen des Teenagers waren geschlossen und sie zitterte heftig. Aber sie lebte. Noch. Der Black Hawk Helikopter gewann an Höhe und jagte dann dem ShinRa HQ mit Höchstgeschwindigkeit entgegen. „Das ist Ihr Werk!“ Azrael stutzte hinsichtlich des Tonfalls. Er kannte Zack nur gut gelaunt. Davon war jetzt nichts mehr zu spüren. Der 1st stand auf dem hellerleuchteten Flur der Intensivstation und wies mit dem Kopf in Richtung des Zimmers vor sich. Befehl oder Einladung? Azrael sah durch die Scheibe. Blinkende, piepsende Maschinen. Bunte Lichter. Infusionsbeutel. Mindestens ein Arzt und drei Schwestern umringten ein Bett, in dem eine winzig wirkende Person lag. „Cutter?“ flüsterte Azrael. Seine Müdigkeit wich eisigem Schrecken. Vor wenigen Minuten erst war er vom klingeln des Telefons aus dem Schlaf gerissen und hierher bestellt worden, ohne Angaben von Gründen oder Namen. Jetzt kannte er beides. Hilfesuchend wandte er sich an Zack. „Was...“ „Geryll!“ Azrael wandte den Kopf. Sephiroth war lautlos direkt hinter ihm aufgetaucht. „In mein Büro!“ Die beiden Männer legten den Weg in absolutem Schweigen zurück, und Azrael versuchte sich mental auf die kommenden Ereignisse vorzubereiten, was sich hinsichtlich der mangelnden Informationen als äußerst schwierig herausstellte. Als sie das Büro erreichten und der General hinter seinem Schreibtisch Platz nahm, fühlte sich Azrael dem unmittelbar bevorstehenden Gespräch weder gewappnet, noch gewachsen. Sephiroth kam direkt auf den Punkt. „Was ist die schwarze Line!“ Es war keine Frage und glich dem Blick in den Lauf einer geladenen Waffe. „Cutter hat Ihnen also davon erzählt, Sir, sie...“ Erkenntnis setzte, einem heftigen Schlag gleich, ein. „Cutter ist über die schwarze Line gegangen?!“ Pures Entsetzen beherrschte jedes Wort. „Oh nein... “ „Geryll!“ Nur ein flüstern. Azrael riss sich zusammen so gut es ging. „Die schwarze Line ist...“ Er verstummte, suchte nach Worten, scheiterte, setzte erneut an... „Eine Grenze!“ Die Kälte in Sephiroths Stimme hätte die Sonne erstarren lassen können. „Sie trennt die Lines der Gegenstände von denen der Menschen!“ Der Mann vor dem Schreibtisch konnte nur schweigend nicken. „Und Sie haben es nicht für nötig befunden, Ihre Schülerinnen darüber aufzuklären, weder im Unterricht, noch in einem Ihrer Bücher. Lerya Zelgral!“ Es war Sephiroth auf dem Flug ins HQ klar geworden, als er sich immer und immer wieder gefragt hatte, warum Geryll stets nur Bücher einer bestimmten Autorin als Lehrmaterial verwendete. Irgendwann hatte er angefangen, die Buchstaben durcheinander zu würfeln. Jetzt stand Azrael einfach nur da, schweigend, enttarnt, schockiert, sah hinüber zu dem silbernen, göttlichen Dämon, der mit Worten ebenso gut umgehen konnte wie mit einer Schwertklinge, und der eben eines seiner größten Geheimnisse aufgedeckt hatte. Azrael schluckte, und als er sprach, klang seine Stimme belegt. „Wie lange wissen Sie es schon, Sir?“ „Warum ging Cutter über die schwarze Line und wurde wahnsinnig!“ Es war also geschehen. Wieder. Es gab Ereignisse auf dieser Welt, die ihren Schrecken für immer behalten würden, völlig gleichgültig, ob es sich dabei um das erste oder das hundertste Mal handelte. Azrael spürte ein schweres zittern in den Beinen, als würden sie gleich ihren Dienst quittieren und ihn zu Boden stürzen lassen. „Darf ich mich setzen, Sir?“ „Nein.“ Azrael holte tief Luft. „Die schwarze Line ist... ein... vielleicht das größte Mysterium innerhalb der Lines. Sie... lässt sich weder gezielt finden, noch zuordnen, sie... taucht einfach auf, und ihr folgen die 2nd Lines, die der Menschen. Ansonsten ist es, wie sie sagen, Sir. Sie stellt eine Grenze zwischen zwei Ebenen innerhalb der Lines dar.“ „Eine Grenze, Geryll? Wie viele von der Sorte gibt es innerhalb der Lines?!“ „Das weiß niemand, Sir. Die mir bekannten Fälle – und ich bin mir sicher, dass ich alle, die es je versucht haben, kenne - kamen aus den 2nd Lines zurück, begannen zu erzählen und verloren ihr Ich innerhalb einer einzigen Sekunde.“ „Sie wurden alle wahnsinnig?“ „Ausnahmslos und unwiderruflich. Als ob die schwarze Line dies als Tribut nehmen würde. Es gibt eine... stumme Vereinbarung zwischen uns Autoren, Sir. Niemals über die schwarze Line zu schreiben. Wir wollen nicht riskieren, dass noch mehr...“ „Es hätte einer weniger sein können, wenn Sie vernünftig mit ihr gesprochen hätten, statt sie vor der ganzen Klasse lächerlich zu machen!“ „Sir, das tut mir aufrichtig leid, ich hatte gehofft...“ Sephiroth unterbrach ihn mit einer einzelnen, beherrschenden Handbewegung. Was er wissen wollte, wusste er nun, wenn auch zu spät. Ihm war nicht nach Ausreden oder Entschuldigungen. Nicht mal von seiner eigenen Seite aus. Er warf Azrael hinaus und holte tief Luft. Zum warten verdammt. Nichts, nicht einmal die Besuche im Labor, hasste Sephiroth so sehr wie das. Und worauf warten? Wenn Cutter aufwachte, würde sie... Die seltsame Frau im Dschungel fiel ihm wieder ein. Hatte sie nicht von einer Brücke gesprochen? War der Teenager nicht wesentlich ruhiger gewesen? Erschöpft, ja, mit einem Blick, der sich nicht deuten ließ, aber definitiv... anders als vorher. Gab es wirklich noch Hoffnung? Die Tür des Büros öffnete sich und ein entrüsteter Zack stürmte herein. „Sie haben mich rausgeworfen“, schimpfte er. „Die Patientin braucht Ruhe – und mich haben sie einfach rausgeworfen! Seph, ich will bei ihr bleiben! Ich...“ „Zack.“ Sephiroths Stimme klang tief und dunkel. „Ich habe keine guten Nachrichten.“ Die nächsten Tage zogen sich schleppend und schwerfällig dahin, auch, wenn das übliche Leben im ShinRa HQ durch die Auswirkungen der zurückliegenden Geschehnisse nicht das geringste bisschen an Routine verlor. Sofern es ihm möglich war, besuchte Zack den Teenager jeden Tag. Ihre Werte stabilisierten sich zwar, immer mehr Maschinen wurden entfernt, und nach einigen Tagen verlegte man sie in ein helles Einzelzimmer. Am Zustand ihrer tiefen Bewusstlosigkeit jedoch änderte sich nichts. „Und wenn sie so bleibt?“ Sorge verschattete die sonst so heitere Stimme. „Wenn sie für den Rest ihres Lebens...“ Zack verstummte. Auf einen erhofften Einwand wartete er allerdings vergeblich. Sephiroth thronte hinter seinem Schreibtisch und arbeitete mit derselben brutalen Effizienz wie gewohnt. „Und nur noch knapp 6 Wochen bis zu den Prüfungen.“ Zack seufzte und schüttelte den Kopf. Cutters Klassenkameradinnen unterstützten seit einigen Tagen die Sicherheitspatrouillen durch die Stadt, und ihre Arbeit wurde als sehr positiv bewertet. Übungen, die auch für Cutter mit Sicherheit hilfreich gewesen wären. Aber in ihrem Zustand... Unmöglich. Sephiroth, vertieft in seine Arbeit, reagierte mit keiner Bewegung. „Sag mal, Seph...“ Zack gab sich keine Mühe, seinen Ärger zu unterdrücken, „ist dir egal, was aus Cutter-chan wird?! Glaubst du, bloß weil du ihr dieses Einzelzimmer verschafft hast...“ „Vorsicht, Zackary!“ „Bei allem nötigen Respekt, General, aber du kümmerst dich einen feuchten Dreck um sie! Unter anderem deinetwegen befindet sie sich in diesem Zustand. Du könntest wenigstens...“ „Du sagst es“, unterbrach Sephiroth. „Unter anderem! Kampfhandlungen fordern Opfer. Das ist tragisch, aber unabänderlich. Akzeptier es einfach und lerne, damit zu leben.“ Diese Kälte! Zack starrte zu dem General hinüber und spürte tief in sich wütendes Feuer lodern. Sephiroth mochte mit der Aussage über Opfer recht haben. Das hier war das Militär, kein Streichelzoo. Aber so zu tun, als sei Cutter... irgendjemand... Dabei hatte er sich Sorgen um sie gemacht, jawohl! Sich jetzt zu verhalten, als sei es nie so gewesen... Das Feuer in Zack schwoll an, und für einen Moment wollte er ihm Tür und Tor öffnen, auf dass es alles verbrennen möge... Dann legte er einen weiteren Riegel vor die erlösende Freiheit. Feuer dieser Art, das hatte er oft genug erlebt, nährte Sephiroths Kälte nur noch. Und so stand er einfach auf und verließ das Büro, allerdings nicht ohne als deutliches Zeichen seiner Wut die Türen hinter sich sehr heftig zuzuknallen. „Er ist so ein Idiot!“ Der Teenager vor ihm schien trotz ihres Schlafes aufmerksam zu lauschen. „Sei ihm nicht böse, ok? Ich weiß, er... er kann einfach nicht anders.“ Zack seufzte leise. „Ach Cutter-chan... komm bitte bald wieder zurück. Es ist... so seltsam ohne dich.“ Aber sein Wunsch blieb bis auf weiteres unerhört, und Zeit verstrich unaufhaltsam. Bis zu den Prüfungen waren es nur noch 4 Wochen, als sich Sephiroth entschloss, das Problem selbst in die Hand zu nehmen und das Zimmer auf der Krankenstation aufsuchte. „BW Kadettin Cutter Tzimmek!“ Die vielfach bewährte Schlachtfeld Kommandostimme. „ShinRa hat nicht jahrelang Zeit und Geld in dich investiert, um jetzt tatenlos mit anzusehen, wie du die Prüfungen verschläfst! Wach auf! Das ist ein Befehl!“ Albern. Die ganze Situation war so albern. Und absurd. Einer Bewusstlosen einen Befehl zu erteilen. Es war nicht einmal abzusehen, wie sie aufwachen würde. Vielleicht war dieser Zustand der Beste? Sephiroth ließ sich auf dem Stuhl am Bett nieder. „Cutter, kannst du mich hören?“ Seine Stimme hatte Ähnlichkeit mit dem durch die Jalousien sickernden Sonnenlicht. „Du hast nicht härter als alle anderen gekämpft, um so kurz vorm Ziel aufzugeben. Das wäre wie Verrat an dir selbst. Lauf jetzt nicht weg. Es lohnt sich einfach nicht mehr. Wach auf!“ Natürlich erhielt er auch darauf keine Reaktion, und akzeptierte es mit einem leisen seufzen. Situationen, in denen mir die Hände gebunden sind und ich nur zusehen kann, sind... für mich kein häufiges Erlebnis. Ich bin... nicht dafür geschaffen. Aber du bringst mich – mich! - immer wieder genau dorthin, oder wenigstens an den Rand. Du bist... bist du nun eine Gefahr für mich oder nicht? Wenn ich es nur mit Sicherheit sagen könnte... Vielleicht war es die Wärme im Zimmer, oder die Ruhe, oder die Tatsache, dass er in letzter Zeit nur schlecht und wenig geschlafen hatte, aber mit einem Mal fühlte sich Sephiroth sehr müde. Nur einen Moment, dachte er und schloss die Augen. Er konnte nicht sagen, ob nur Sekunden oder Minuten vergangen waren als er wieder erwachte. Aber sein erster Blick galt dem Teenager. Nichts hatte sich verändert. Narr, dachte Sephiroth. Anzunehmen, ein paar Worte würden ein Wunder bewirken... Er lehnte sich zurück... wollte sich zurücklehnen... leichter Wiederstand an einer unerwarteten Stelle... und Sephiroth erstarrte. Es traf zu. Am Gesicht des Teenagers hatte sich nichts verändert. Aber durch ihre sacht geschlossene Hand flossen Strähnen seines silbernen Haares. Sie musste... danach gegriffen haben. „Cutter?“ fragte Sephiroth leise und so behutsam wie es ihm möglich war. Einen Moment lang geschah gar nichts. Dann öffneten sich langsam die Augen des Teenagers. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)