Reaching for the Stars von cu123 ================================================================================ Kapitel 172: "Wie ist es so, das Ganze dieses Mal von der anderen Seite zu erleben?" ------------------------------------------------------------------------------------ Titel: Reaching for the Stars Teil: 172/x Autor: cu123 Fanfiction: Weiß Kreuz Kommentar: Ein kleiner Zeitsprung. Wir haben jetzt Winter ^^ Disclaimer: not my boys, no money make… @Jemma: Hm, von der Warte eines Talentes gesehen gibt es keine schlimmere Strafe. Immerhin ist er jetzt ‚nur noch‘ ein Talentloser. Deswegen war Brads Interesse an Herrn Müller auch ganz plötzlich abgeflaut. Aber du kannst beruhigt sein, denn mit deiner Vermutung liegst du ganz richtig – du musst dich bis zum nächsten Aufeinandertreffen nur ein bisschen gedulden… *grins* @Kralle: *winkz* ^^ Teil 172 „Wie ist es so, das Ganze dieses Mal von der anderen Seite zu erleben?“ Brad ließ seinen Blick über den eisbedeckten See schweifen, blieb an den beiden Löchern hängen, die frisch in das Eis hineingeschlagen worden waren. Unwillkürlich fröstelte er unter seiner warmen Jacke. „Wie ist es so, das Ganze dieses Mal von der anderen Seite zu erleben?“ Herr Rudert war neben ihn getreten. Er schenkte dem Älteren einen schiefen Blick. „Ehrlich gesagt sehe ich keinen allzu großen Unterschied.“ Herr Rudert lachte auf. „Diese Einschätzung kann ich Ihnen nicht wirklich verübeln“, wurde dann zugegeben. „Sie haben gut Lachen…“ Aber nun lächelte auch er. „Nun, ich war letztes Jahr dran, von daher werde ich noch für eine Weile darum herumgekommen. Und Sie natürlich auch, wenn Sie den heutigen Einsatz erst einmal überstanden haben.“ Das sollte ihn wohl trösten, tat es aber nicht besonders. Also suchte er sich eine Ablenkung, die er in zwei sich nähernden Schülern fand. „Schuldig, du bist ja mal überpünktlich.“ Herr Rudert grinste amüsiert über Schuldigs Grimasse und hakte die beiden Namen ab. Der Telepath verweigerte eine Antwort, aber Farfarello war nicht so stur. „Guten Abend, Herr Crawford. Ich habe mich schon den ganzen Tag hierauf gefreut.“ „Ah, daher das frühe Erscheinen. Und du hast Schuldig wider Willen mitgezerrt, hm?“ Belustigung funkelte in braunen Augen auf. „Ich konnte doch nicht risikieren, dass er es verpasst.“ Ein breites Grinsen. „So blöd bin ich nicht. Aber es ist völlig sinnlos, sich hier in der Kälte den Hintern abzufrieren, solange es nicht sein muss.“ Farfarello wurde böse angeblitzt, als Schuldig die Arme vor der Brust verschränkte. „Schließlich ist nicht jeder so unempfindlich wie du.“ Das erinnerte Brad an etwas und die Belustigung floss aus seinen Zügen heraus. „Farfarello“, mit ernster Stimme, die sofort die Aufmerksamkeit des Iren auf ihn zog. „Auch wenn du die Kälte nicht spürst, kann sie deinen Körper wie jeden anderen schädigen. Du wirst dir also keine Verzögerungen oder Experimente erlauben, sondern dich zügig am Seil entlanghangeln und am anderen Ende wieder auftauchen.“ In dem bernsteinfarbenen Auge hatte ebenfalls ungewohnter Ernst Einzug gehalten, als Farfarello ruhig nickte. „Natürlich, Herr Crawford. Ich werde mich nicht von Ihm hereinlegen lassen.“ Ein Mundwinkel zuckte flüchtig. „Ausgezeichnet.“ Dann ging sein Blick über die beiden hinweg, dorthin, wo die anderen Schüler sich näherten. „Es wird wohl langsam Zeit“, wandte er sich an Herrn Rudert. „Ich werde den Schülern in der Zwischenzeit die Prozedur erklären. Frau Jahn wird aufpassen, dass Ihnen nichts zustößt. Im Notfall wird sie das Eis schmelzen.“ Brad hielt sich gerade so davon ab, die Augen zu verdrehen. „Ich wüsste es, wenn ich Probleme bekommen sollte…“ Herr Rudert lächelte nur. Ohne weitere Verzögerungen zog er sich aus, legte die Sachen auf der dafür bereitgestellten kleinen Bank ab. Anschließend rieb er sich rasch mit etwas kaltem Wasser ab und dann reichte Frau Jahn ihm das Ende des Seils, das noch nicht an einem ins Eis getriebenen Pflock befestigt war. „Viel Erfolg“, wünschte sie ihm. „Vielen Dank“, schüttelte er amüsiert den Kopf, ließ sich ins Wasser gleiten. Der Kälteschock war nicht anders als damals vor vier Jahren, unangenehm aber schnell überwunden. Und die Strecke erschien sogar kürzer, war schnell durchmessen. Die Instruktorin wartete bereits auf der anderen Seite, nahm ihm das Seil ab, um es an dem anderen Pfosten zu befestigen. Brads Aufgabe war damit erledigt, genauso wenig wie von den Schülern wurde von ihm erwartet, dass er sich länger als erforderlich draußen aufhielt, nachdem er das eisige Bad hinter sich hatte. Er wollte sich gerade eines der Handtücher vom bereitgelegten Stapel greifen, als ihm jemand zuvorkam. Brad lächelte in den weichen Stoff hinein und ließ zu, dass ihm die Haare trocken gerieben wurden. „Herr Hoffmann“, begrüßte er den Älteren, als er wieder freie Sicht hatte. „Sie wollen mir doch nicht erzählen, dass Michael Sie wieder hergeschickt hat.“ Er nahm sich ein weiteres Handtuch, um sich weiter abzutrocknen. Der andere Mann schüttelte lächelnd den Kopf. „Das hatte ich nicht vor. Reik wollte wissen, warum du heute später kommst und als ich ihm von eurer Tradition erzählt habe, wurde er neugierig.“ Sein Blick schweifte weiter zu Richard, der nichts davon bemerkte, sondern etwas fassungslos die Vorgänge beobachtete. Brad zog eine Augenbraue hoch. „Sie meinen wohl eher, dass er Ihnen nicht geglaubt hat…“ „Womöglich“, gab Herr Hoffmann zu. „Allerdings konnte ich es ihm kaum verübeln, schließlich ging es mir selbst damals nicht anders.“ Brad stieß ein leises Schnauben aus. „Ich will gar nicht wissen, wie lange sie die Schüler damit schon quälen. Aber bisher hat sich niemand bereitgefunden, etwas abzuschaffen, wo er selbst durchmusste. Von daher…“ Er endete in einem Schulterzucken. Und dann war er endlich trocken genug, um sich wieder anziehen zu können. Der Ältere schenkte ihm ein amüsiertes Lächeln. „Ich darf davon ausgehen, dass auch du keinen Anlass siehst, etwas an dieser Tradition zu ändern?“ „Es schadet ja niemandem, nicht wahr?“, gab er eine Antwort, die alles sagte. „Nun, immerhin wärst du dem heutigen Bad entgangen.“ Jetzt sah Herr Hoffmann so aus, als würde er innerlich über Brad lachen. Weswegen er beschloss, sich lieber Richard zuzuwenden. Er schlang beide Arme um den anderen Mann, was den Vorteil hatte, dass er sich wenigstens einbilden konnte, etwas von dessen Körperwärme abzubekommen. Das brachte ihm die Aufmerksamkeit des Älteren ein und Richards Miene wechselte zu leisem Entsetzen, als dieser sich daran erinnerte, dass auch Brad in dem eiskalten Wasser gewesen war. „Warum stehst du hier noch herum? Du solltest schleunigst ins Warme kommen.“ Brad verdrehte ungesehen die Augen. „Jetzt fangen Sie nicht auch noch so an. Ich bin alt genug, um auf mich selbst aufzupassen.“ „Den Eindruck habe ich gerade nicht“, wurde ihm widersprochen. „Du scheinst vielmehr ausgesprochen unvernünftig.“ Und anders als es sonst seine Art war, beschwerte sich der ältere Mann nicht einmal darüber, dass Brad an ihm hing. Er umarmte ihn für einen Moment noch fester, ließ ihn dann frei und trat einen Schritt zurück. „Sie wissen doch, dass wir nicht so schnell krank werden“, meinte er mit einem ruhigen Lächeln, wandte sich dann aber zum Gehen. Die ersten paar Meter legten sie schweigend zurück, Richard war noch dabei zu verarbeiten, was er gesehen hatte. Schließlich war er aber der Ansicht, dass der Andere genug Zeit gehabt hatte und musterte ihn etwas amüsiert. „Inzwischen sollten Sie doch von nichts mehr überrascht sein, hm?“ Er erhielt einen schiefen Blick dafür. „Das denke ich auch jedes Mal. Und dann… dann passiert so was wie das da…“ Eine fahrige Geste in Richtung des Sees begleitete diese Aussage. „Eine der weniger sinnhaften Traditionen“, gestand er zu. „Aber sie alle können gut schwimmen und das Seil sichert sie. Letzten Endes geht es darum, sich selbst zu überwinden und das ist eine Aufgabe, vor die uns das Leben häufiger stellt.“ Grau-grüne Augen musterten ihn intensiv. „Nur du kannst dem Ganzen noch etwas Positives abgewinnen.“ Herr Hoffmann lachte, als er seinen Freund das sagen hörte. „Aber er hat auch irgendwie Recht, nicht wahr?“ Richard brummte nur irgendetwas Unverständliches und dann hatten sie auch schon das Gebäude erreicht. Und auch wenn Brad es nicht zeigte, war er doch froh, aus der Kälte herauszukommen, mehr noch, als sie Herrn Hoffmanns Quartier erreichten, das anders als die Flure angenehm beheizt war. Sein Blick fiel als erstes auf das Schachbrett, das mitten im Spiel verlassen worden war. „Sie haben ohne mich angefangen?“ „Nun, irgendwie mussten wir uns die Zeit ja vertreiben. Aber als Reik noch schlechter spielte als sonst, habe ich es aufgegeben.“ Brad lachte leise, als Richard das Gesicht verzog. „Ich glaube nicht, dass der Ausflug nach draußen ihn besser spielen lässt.“ „Aber deine Anwesenheit jetzt tut es zweifellos.“ Nun langte es dem Anderen. „Hört auf damit, ich bin inzwischen sehr viel besser geworden. Immerhin habt ihr Jahre mehr an Übung.“ Er konnte nicht anders, er umarmte ihn wieder. „Hm, und ich bin immer noch dankbar dafür, dass wir Sie fürs Schachspielen begeistern konnten.“ Es klopfte an der Tür und Herr Hoffmann wuschelte ihm durch die Haare, als dieser an ihm vorbeiging. „Lass ihm genug Luft zum Atmen“, wurde er aufgezogen. Und er konnte nicht einmal antworten, wie unsinnig dieser Hinweis war – schließlich hatte er die Arme nur locker um Richard geschlungen – da Herr Hoffmann so tat, als wäre er vollauf damit beschäftigt, die Tür zu öffnen. „Ah, Sie sind es.“ Neugierig spähte er über Richards Schulter und ein Lächeln huschte über seine Lippen, als er die Frau erkannte. „Manja, woher wusstest du, wo ich bin?“ Sie kam mit einem vollbeladenen Tablett herein und schenkte ihm ihrerseits ein warmes Lächeln. „Herr Schneider hat mich hierher geschickt. Ich hatte ja angenommen, dass du bei ihm bist.“ „Heute ist unsere Schachstunde, ansonsten hättest du natürlich vollkommen Recht.“ Er ging ihr entgegen, um ihr das Tablett abzunehmen. „Vielen Dank.“ „Gern geschehen.“ Als nächstes wurden seine feuchten Haare missbilligend gemustert. „Allerdings hatte ich erwartet, dass es damals das letzte Mal war, dass du durch diesen Unsinn musst.“ Seine Augen weiteten sich kaum merklich, bevor er auflachte. „Einen Instruktor erwischt es eben auch jedes Jahr. Aber jetzt habe ich für eine Weile meine Ruhe“, versprach er ihr. „Das will ich doch hoffen. Sag mir Bescheid, falls du noch irgendetwas brauchst.“ „Aber natürlich.“ Sie nickte noch den beiden anderen zu, dann ging sie. Brad stellte das Tablett auf dem Tisch ab und grinste beinahe. „Dafür springt man doch gerne ins kalte Wasser, hm?“ Richard war hinter ihn getreten. „Ich weiß nicht so recht, sie hätte dir die Sachen bestimmt auch so gebracht“, erhielt er eine gespielt skeptische Erwiderung. Er drehte sich zu dem Älteren um und ergriff dessen Hand, um ihn neben sich auf die Couch zu ziehen. „Seien Sie nicht so ein Spielverderber. Außerdem schmeckt heiße Schokolade dann am besten, wenn einem kalt ist.“ „Na denn setz dich mit deiner Tasse mal draußen in den Schnee“, kam es unbeeindruckt zurück. Während Herr Hoffmann lachte und in die Küche ging, um noch mehr Geschirr zu holen, verpasste Brad dem Mann neben sich einen nicht besonders ernst gemeinten Stoß in die Rippen für dessen Antwort. Dann erst goss er etwas in die inzwischen drei Tassen ein, fügte am Schluss Sahne hinzu. „Noch mehr dumme Sprücke und Sie bekommen nichts ab.“ Das schien Richard auch nicht zu wollen, denn der Ältere nahm schweigend und mit einem Lächeln seine Tasse entgegen. Die nächste ging an Herrn Hoffmann, der inzwischen in seinem Sessel Platz genommen hatte, bevor Brad sich die letzte Tasse und ein warmes Sandwich nahm, sich dann gegen Richard lehnte. „Mal sehen, ob wir ihr Spiel noch retten können“, wies er mit dem Kinn in Richtung Schachbrett, nahm anschließend einen herzhaften Bissen. Bis eben hatte er gar nicht gemerkt, wie hungrig er war und er war froh, nicht bis zum regulären Abendbrot warten zu müssen. Vor allem, da er eh nicht vorhatte, dafür ihren Abend zu unterbrechen. Hm… das hieß, die anderen bräuchten auch etwas zu Essen. Natürlich. „Sie können auch gerne zugreifen“, meinte er daher. Herr Hoffmann schenkte ihm einen amüsierten Blick. „Sehr großzügig von dir.“ „Ich weiß“, gab er unbeeindruckt zurück, stupste dann Richard an. „Sie sind am Zug, nicht wahr?“ Der wandte den Blick nicht von Schachbrett. „Ja, leider.“ Anscheinend hatte er bereits vergessen, wie schlecht es um seine Seite stand und wurde jetzt an seine nahezu ausweglose Situation erinnert. Brad schloss unwillkürlich die Augen, als einen Schluck von der heißen Schokolade nahm, die sich mit glühender Wärme in seinem Magen niederließ. Und mit immer noch geschlossenen Augen flüsterte er dem Älteren seinen nächsten Zug zu. Richard folgte seinem Ratschlag, mit Verzögerung, aber ohne zu zögern. Der Ältere versuchte lediglich vorher die möglichen Folgen des Zuges zu ergründen. Und er schien zu sehen, worauf Brad hinauswollte, also aß er in Ruhe, während die anderen beiden das Spiel fortsetzten. Richard war wirklich besser geworden, so dass er nur ab und zu einen leisen Hinweis geben musste. Zum Schluss reichte es nicht mehr ganz, um das Spiel noch herumzureißen, dafür war der Anfang einfach zu schlecht gewesen, aber immerhin musste Herr Hoffmann um seinen Sieg kämpfen. Und das Spiel danach entschied Richard für sich. Brad lächelte zufrieden, als Herr Hoffmann seinen König umstieß, schlang einen Arm um Richards Taille. „Sehen Sie, Sie haben es geschafft. Und ich musste Ihnen nur bei der Eröffnung ein wenig helfen. Bald schlagen Sie ihn ganz allein.“ „Heißt das, dann habe ich dich nicht mehr wie eine Klette an mir kleben?“ Belustigung funkelte in den grau-grünen Augen auf. Zur Strafe lehnte er sich noch ein bisschen mehr gegen ihn. „Wie kommen Sie denn darauf? Ich möchte schließlich zusehen, wie Sie ihn schlagen.“ Weiße Zähne blitzten in einem Lächeln auf. „Das hätte ich mir denken können…“, lautete die trockene Erwiderung. Brad lachte, musste dann ein Gähnen unterdrücken. Was wiederum Herrn Hoffmann lachen ließ. „Ist es bereits deine Schlafenszeit?“ Er zuckte mit den Schultern. „Nicht wirklich.“ „Für mich sieht das irgendwie anders aus.“ Richard musterte ihn und diesmal geschah das ohne Belustigung. „Du solltest in dein Quartier zurückkehren, bevor du mir noch hier einschläfst.“ Im ersten Moment wollte er protestieren, aber das wäre kindisch gewesen. Außerdem begann er bereits Michael zu vermissen. Also stand er auf und streckte sich. „Ich wünsche eine angenehme Nachtruhe allerseits.“ „Schlaf gut, Brad“, gab Herr Hoffmann mit warmem Amüsement zurück, während Richard ihm lächelnd zunickte. „Und verlaufe dich auf dem Rückweg nicht.“ ~TBC~ Nach den Ereignissen in den letzten Kapiteln ist jetzt erst einmal ein bisschen Freizeit angesagt ^^ cya, cu ^-^ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)