Reaching for the Stars von cu123 ================================================================================ Kapitel 59: "Nicht ganz unversehrt, aber ja, in einem Stück" ------------------------------------------------------------ Titel: Reaching for the Stars Teil: 59/x Autor: cu123 Fanfiction: Weiß Kreuz Kommentar: Diesmal wechseln wir wieder zu Brad und Michael ^^ Disclaimer: not my boys, no money make… Greetings: @YukuHana: Danke fürs Lesen und ich hoffe, du bleibst weiterhin bei der Geschichte dabei ^_______^ @Kralle: *lach* Du solltest noch mal das Ende von Teil 57 lesen. Brad hatte schon längst eine Vision. Und er ist der Ansicht, dass man Schuldig nicht gleich stoppen sollte – ganz wie er es in diesem Kapitel auch sagt. ^^ Von daher wird Schuldig zwar einen Zwischenstopp beim Tor machen (*grins* ja, es wird tatsächlich erwähnt), aber dennoch ein Stück weiter kommen. @Jemma: Hm, eigentlich hat Farf im letzten Teil ziemlich deutlich gemacht, was er von Schuldigs Fluchtversuch hält. Von daher wird er ihn zwar nicht verraten, aber ihm auch nicht weiter helfen. Unser lieber Ire ist nämlich der festen Überzeugung, dass Schuldig einfach nur leicht verwirrt ist und noch einsehen wird, dass es viel besser ist, im Heim zu bleiben. Mehr zu Schuldigs Fluchtversuch gibt es im nächsten Kapitel ^^ Teil 59 „Nicht ganz unversehrt, aber ja, in einem Stück“ Sie gingen ohne Eile durch die verlassenen Korridore, während er langsam sein Talent entfaltete. Es bereitete Michael nicht viel Mühe, alle Klassenräume abzudecken. Das Heim war bei weitem nicht so groß wie Rosenkreuz und es gab auch sehr viel weniger Widerstände zu überwinden. Nur nebenbei registrierte er Brads Interesse, der seine Arbeit aus zweiter Hand beobachtete, und bald nahm er nicht einmal das mehr wahr, konzentrierte sich ganz auf seine Arbeit. Michael stolperte über keine Auffälligkeiten, eckte nirgendwo an unerwarteten Schilden an. Niemand dachte unterbewusst über Probleme nach – jedenfalls keine Probleme, die ihn oder Herrn Franken interessieren würden – und die Kinder planten nicht, einen Aufstand zu proben. Ein Lächeln legte sich langsam auf seine Lippen, weil es sich gut anfühlte, sein Talent mal wieder ausbreiten zu können. Aber lange konnte es nicht so bleiben, man würde seine Anwesenheit zu spüren beginnen, weswegen er sich Raum für Raum wieder zurückzog, in gleichem Maße sein Talent in die engen Beschränkungen seiner Schilde zwängte. Er hatte irgendwann die Augen geschlossen gehabt und als er sie öffnete, stand Brad genau vor ihm, sah ihn neugierig an. Michael beugte sich vor, bis sie Stirn an Stirn dastanden, Brads Finger in seine sandblonden Haare vergraben. >Das war… ungewohnt. Als wäre dein Talent eine Decke, die du über das ganze Gebäude geworfen hast.< Eine Pause folgte, als müsste Brad über etwas nachdenken. >Du kannst auch anders sehen<, folgte dann eine verwunderte Feststellung. Er war für einen Moment verwirrt, konnte aber gleich darauf mitverfolgen, wie Brad die Welt sah, wenn dessen Talent dazugeschaltet war – und nicht wie in der Regel nur im Hintergrund lief. Michael hatte bisher nicht versucht, das mitzuerleben, es bereitete ihm Kopfschmerzen. Doch in diesen Sekunden filterte Brad das Erlebnis genug, um das zu verhindern. Und ihm wurde bewusst, dass sie im Vergleich halbblind waren. Kein Wunder, dass Brad so fasziniert war. Endlich hatte er mal bewiesen bekommen, dass andere Talente etwas Vergleichbares erleben konnten. Ein ironisches Lächeln zog an Michaels Mundwinkeln, als ihm auch etwas anderes klar wurde, nämlich, dass er weiterhin zu den Halbblinden gehören würde. >Leider würden sie es mir nicht verzeihen, wenn ich mein Talent ständig so einsetzen würde.< >Das ist… Wie hältst du das aus?< >Ich bin es nicht anders gewöhnt. Selbst als Kind habe ich mein Talent nicht so eingesetzt. Es ist einfach nur eine Art damit zu arbeiten, die mir später beigebracht wurde. Bei dir ist eher das Gegenteil der Fall. So wie du es mir damals gesagt hast – du blendest dein Talent in der Regel aus, um nicht laufend ein Deja-vu zu erleben und alle Gespräche doppelt zu führen.< Michael spürte Brads Enttäuschung. Der Junge fing ständig genug von ihm auf, um sich zu wünschen, dass da immer dieses Mehr an Information wäre. >Hey…<, sagte er leise in den Kopf des Schwarzhaarigen hinein. >Nimm doch auch ein bisschen Rücksicht auf mich. Mein Gehirn ist gar nicht darauf angelegt, dauernd so viel Input zu verarbeiten. Nur ihr Precogs könnt das.< Das entlockte Brad ein unwillkürliches Auflachen, warmer Atem, der gegen seine Lippen prallte. Und ohne darüber nachzudenken schloss Michael die verbliebene Distanz und küsste ihn. Es war nicht einmal als Ablenkung gedacht, sondern geschah in Reaktion auf das mentale Leuchten, das zusammen mit dem Lachen aufgeflammt war. Was aber nicht hieß, dass es nicht auch als Ablenkung wirkte. Michael verbarg ein Lächeln, als sie sich schließlich trennten und Brad keinen Gedanken mehr an die Unzulänglichkeiten seines Talents verschwendete, sondern zum eigentlichen Grund ihres Hierseins zurückkam. „Konntest du eigentlich schon die potenziellen Abgänger prüfen?“ Er schüttelte den Kopf. „Dazu war der Scan zu oberflächlich. Ich muss sichergehen, dass sie die anderen Talente auf Rosenkreuz nicht mehr als erforderlich stören. Schließlich hat nicht jeder deine Schilde.“ Mit diesen Worten berührte sein Zeigefinger Brads Stirn. „Wäre auch schlecht für euch Telepathen, nicht wahr? Niemand mehr da, an dem ihr heimlich üben könntet.“ Weiße Zähne blitzten in einem schnellen Lächeln auf. Wieder schüttelte er den Kopf, diesmal aber aus einem völlig anderen Grund. „Du musst dich ja ach so überlegen fühlen.“ „Es hält sich in Grenzen.“ „Aber in keinen allzu eng gezogenen, hm?“ Brad sah für einen Moment so aus, als wollte er ihm die Zunge rausstrecken, schien es sich dann aber anders zu überlegen. „Du solltest lieber deinen Job erledigen, statt schlechte Witze zu reißen.“ Michael konnte gar nicht anders als zu lächeln. „So schlecht können sie nicht sein, wenn dir keine bessere Erwiderung einfällt.“ Aber der Jüngere hatte auch Recht. Es wurde Zeit, sich offiziell beim Heimleiter anzumelden. Es würde sowieso gleich zum Unterrichtsende klingeln. „Ich werde die Schüler in den gewohnten Raum bringen lassen, der etwas von den anderen isoliert ist. Auf diese Weise werden Sie bei Ihrer Arbeit nicht gestört.“ Der Heimleiter wartete auf Michaels Nicken, bevor sich dessen Blick kurz auf Brad richtete, um dann wieder zu ihm zurückzukehren. „Ich nehme an, dass Sie auch Schuldig zumindest im Vorbeigehen sehen wollen?“ Wieder nickte er, spürte im Hintergrund seiner Aufmerksamkeit, dass es Brad nicht besonders gefiel, so ignoriert zu werden. Der Heimleiter war ein Talentloser, so wie Herr Hoffmann, aber mit ihm war der Junge nie wirklich warm geworden. Woran Brad mit seiner Herablassung, die ab und zu unbeabsichtigt durchschimmerte, natürlich nicht ganz unschuldig war. Seine mentale Berührung besänftigte Brad, der in der Folge beschloss, seinerseits den Heimleiter zu ignorieren. Der hatte inzwischen nach dem Telefon gegriffen und während das erste Gespräch schnell beendet war, verfinsterte sich das Gesicht des Mannes, kurz nachdem das zweite Gespräch begonnen wurde. „Was heißt hier, dass er nicht zum Unterricht erschienen ist?“, wurde regelrecht ins Telefon gebellt. Michael beobachtete, wie der Heimleiter langsam aber sicher rot vor Wut wurde, während Brad ungewöhnlich desinteressiert war. Und ganz langsam wurde ein Verdacht in ihm wach. „Mir ist egal, dass er in den letzten Tagen häufiger geschwänzt hat. Holen Sie ihn und bringen Sie ihn sofort her!“ Wie schade, dass man das Telefon nicht wie früher auf die Gabel schmeißen konnte… Flüchtiges Amüsement geisterte durch eisblaue Augen, der Heimleiter sah aus, als hätte er das Telefon am liebsten gegen die Wand geworfen. Dieser fürchtete wohl einen negativen Eintrag in seiner Akte. Dabei würde ein schwänzender Schüler wohl das geringste seiner Probleme sein, wenn Michael mit seinem Verdacht richtig lag. Von diesem Gedanken spiegelte sich nichts auf seinem Gesicht wider, er lehnte sich einfach nur entspannt zurück. Der andere Mann fing die Bewegung auf und zwang sich sichtlich zur Ruhe. „Sie werden gleich die Gelegenheit haben, Schuldig zu sehen. Bevor ich ihm klarmache, dass der Unterricht nicht auf freiwilliger Basis stattfindet.“ „Kein Problem.“ Er lächelte höflich, bereits abgelenkt von dem Eindruck von Vorfreude, der von Brad ausstrahlte. Schweigen senkte sich über sie, während sie warteten und Michael hätte sein Talent einsetzen können, um schon vorher mehr zu erfahren, doch das würde die Dinge nicht beschleunigen und irgendwie den Spaß an der Sache verderben. Er übermittelte Brad diesen Gedanken, der ein stummes Schnauben ausstieß, sich aber nicht dazu äußerte. Was Michaels Verdacht weiter erhärtete und zu einer ziemlich sicheren Vermutung werden ließ. Bald darauf öffnete sich die Tür und ein Lehrer trat ein, den Michael noch nicht kannte. Er war allein. „Herr Peters, wo ist der Bengel?“ Der Lehrer warf Michael einen gehetzten Blick zu, bevor dieser sich auf den Heimleiter konzentrierte. „Ich konnte ihn nicht finden…“, kam ein kaum verständliches Eingeständnis. „Wie bitte?“ Der Andere hatte Herrn Peters sehr wohl verstanden, traute aber seinen Ohren nicht. „Ich habe als erstes in seinem Schlafsaal nachgeschaut, während die anderen Lehrer sich woanders umgesehen haben. Als ich ihn nicht gleich fand, habe ich außerdem einen der Instruktoren gebeten, telepathisch nach ihm zu suchen. Bisher hat niemand Schuldig gefunden.“ Der Heimleiter schüttelte den Kopf, als wollte er leugnen, was er gerade erfahren hatte. Denn ihm war genauso wie Herrn Peters klar, dass es hier nicht viele Orte gab, um sich zu verstecken. „Warum haben Sie nicht gleich nach ihm geschaut, als er nicht zum Unterricht kam?“ Der Mann sah Michael nicht an, wollte anscheinend Zeit schinden, in der Hoffnung, dass Schuldig doch noch auftauchte. Herr Peters stand sehr gerade. „Wie ich Ihnen vorhin schon sagte, hat er in den letzten Tagen häufiger geschwänzt. Und wenn ich ihn dann trotzdem in die Klasse gezwungen habe, hat er die ganze Zeit gestört. Also wollte ich es heute dabei belassen und mich später um ihn kümmern.“ Dahinter blieb etwas unausgesprochen, was Michael aber trotzdem auffing. In Herrn Peters Klasse saß jemand, der zu den potenziellen Wechslern gehörte, und der Lehrer wollte ihn bestmöglich vorbereiten, da ihm im Vergleich zu anderen Wechslern ein Jahr Unterricht fehlen würde. Diesen Moment wählte Brad, um sich in das Gespräch einzuschalten. „Schuldig hat sich absichtlich so verhalten, in der Hoffnung, dass Herr Peters genau so handeln würde. Er musste einfach nur den Tag abwarten, an dem niemand gleich nach Unterrichtsbeginn bei ihm auftauchen würde.“ „Um dann was zu tun?“, fragte der Heimleiter, bereits ahnend, wie Brad Antwort ausfallen würde. „Nun, zu gehen, natürlich.“ Das kam so trocken, dass Michael ein Lachen zurückhalten musste. Und dass das Gesicht des Heimleiters abrupt die Farbe der Wand hinter ihm annahm, machte es nun wirklich nicht leichter. Brad ließ sich von Michaels innerem Kampf nicht ablenken, sondern setzte gleich nach. „Für sein Alter war der Plan gar nicht schlecht.“ Herr Peters war nicht weniger sprachlos als der Heimleiter, der sich innerlich fragte, wie dumm ein Schüler sein musste, um das zu versuchen. Man konnte es von einem Neuankömmling erwarten, aber alle anderen sollten um die Sinnlosigkeit eines solchen Versuches wissen. „Soll ich ein Suchteam zusammenstellen lassen?“, fragte der Lehrer und unterbrach so den Gedankengang, der sich bereits der Strafe für diese Idiotie zugewandt hatte. Bevor der Heimleiter antworten konnte, fing Michael einen scharfen Impuls von Brad auf und schüttelte den Kopf. „Das wird nicht nötig sein.“ Mehr Informationen folgten, so dass er ohne Stocken weitersprechen konnte. „Wir werden ihn morgen finden, ganz ohne eine Suchaktion. Brad wird sich darum kümmern.“ Der zeigte nur ein schmales Lächeln, als sich zwei Augenpaare auf ihn richteten und nickte stumm. Der Heimleiter erwiderte das Nicken, natürlich würde er sich nicht gegen Michaels Entscheidung stellen. Die Verantwortung war damit auf ihn übergegangen, doch er vertraute auf Brads Fähigkeiten. Und war ganz einer Meinung mit ihm, Schuldig würde mehr lernen, wenn sie bis morgen warteten. Michael räusperte sich und erhielt so die Aufmerksamkeit des anderen Mannes zurück. „Ich schlage vor, dass ich mich jetzt um meine eigentliche Aufgabe kümmere.“ „Natürlich, Herr Schneider, die Kinder sollten inzwischen bereit sein.“ Als nächstes wandte sich der Heimleiter an Herrn Peters. „Begleiten Sie Herrn Schneider und helfen Sie bei der Aufsicht, ich werde mich darum kümmern, dass die Suche hier im Heim abgebrochen wird.“ „Danke sehr“, nickte Herr Peters, ging dann zur Tür, um sie zu öffnen und auf sie zu warten. Kaum standen sie auf dem Flur, schüttelte Brad den Kopf. „Typisch Schuldig, immer muss er Ärger machen.“ Michael lachte leise, ohne sich um die Anwesenheit des Lehrers zu kümmern, der sie zu ihrem Ziel führte. „Gib zu, dass du die Herausforderung magst.“ Ein Lächeln, bevor Brad antwortete. „Vielleicht. Aber er sollte zusehen, dass er uns für die ganze Arbeit mit ihm wirklich einmal nützlich ist.“ „Als würdest du daran zweifeln.“ Bevor der Jüngere darauf reagieren konnte, liefen sie jemandem über den Weg, den Michael nicht unbedingt zu sehen erwartet hatte. Jedenfalls nicht nach der Tatsache von Schuldigs Verschwinden. Brad jedoch schien weniger überrascht. „Farfarello, wie geht es dir?“ Der Ire schenkte Brad ein Grinsen, das etwas zu manisch ausfiel. „Wirklich gut. Ich lerne interessante Sachen. Wäre ich Draußen geblieben, hätte Er das bestimmt nicht zugelassen.“ „Damit hast du wohl Recht.“ Rasch überzeugte sich Brad, dass Herr Peters weit genug entfernt zum Stehen gekommen war, um den leisen Austausch nicht belauschen zu können und stille Belustigung stand in braunen Augen, als die nächste Frage gestellt wurde. „Wusstest du eigentlich von Schuldigs Fluchtplänen?“ Farfarello legte den Kopf schief. „Ein wenig?“ Für einen Moment wurde die Miene des Jungen nachdenklich, ein Ausdruck, der seltsam fehlplatziert wirkte. „Ich habe ihm gesagt, dass es hier viel besser ist, aber Er scheint Schuldig verwirrt zu haben.“ Der Ernst wich und das Grinsen war zurück, als Farfarello weitersprach. „Wann wirst du ihn zurückbringen?“ Ohne den leisesten Zweifel über das Ob. Michael teilte sein Amüsement mit Brad, dem es natürlich gefiel, dass so viel Vertrauen in ihn gesetzt wurde. Und Brad überließ es ihm, zu antworten. „Morgen wirst du ihn wiederhaben.“ Das bernsteinfarbene Auge richtete sich interessiert auf ihn. „In einem Stück?“ Da Brad ihm den Ausgang bereits verraten hatte, konnte er die gewünschte Auskunft geben. „Nicht ganz unversehrt, aber ja, in einem Stück.“ „Gut.“ Und ohne ein Wort des Abschieds ging der Ire. „Mir kommt es vor, als sei er ruhiger geworden“, merkte Brad an, als sie unter sich waren. „Er ist immer noch nicht so klar zu lesen wie die anderen Kinder, aber es stimmt, es ist besser geworden. Allerdings scheint er nicht vorzuhaben, von seinem Rachefeldzug abzusehen.“ Brad schenkte ihm ein Lächeln, das nicht schwer zu interpretieren war. „Und wir wollen auch gar nicht, dass sich daran etwas ändert, nicht wahr?“ Damit setzte sich der Junge in Bewegung, um zu Herrn Peters aufzuschließen. ~TBC~ Mit Schuldig geht es das nächste Mal weiter ^^ cya, cu ^-^ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)