Reaching for the Stars von cu123 ================================================================================ Kapitel 32: "Er soll ihn daran erinnern, dass es für sein Handeln immer Konsequenzen gibt" ------------------------------------------------------------------------------------------ Titel: Reaching for the Stars Teil: 32/x Autor: cu123 Fanfiction: Weiß Kreuz Kommentar: Everybody’s favorite telepath…^^ Disclaimer: not my boys, no money make… Greetings: @Razielle: Ich hatte schon vor ein paar Kapiteln angedeutet, dass Brad Schach mag. Und auch wenn ich deine Anregung in Sachen Poker verstehen kann *zwinka* so gibt es einen Grund, warum Brad ausgerechnet Schach gewählt hat. ^^ Ich hoffe, Schuldigs kleiner Auftritt hat dir erst einmal erreicht, immerhin dauert es noch ein bisschen, ehe er alt genug ist, um nach Rosenkreuz zu kommen. @Jemma: Du musst zugeben, dass Brad ein paar seiner grauen Gehirnzellen anstrengen muss, um im Kopf Schach zu spielen. ^^ Von daher wird es schon Trainingserfolge geben. Sein Talent wird dadurch nicht unbedingt gesteigert, er übt eher seine Fähigkeit, Details zu behalten ^^ @Kralle: Ah, aber er braucht ja einen Gegner, um spielen zu können. Wenn auch die Möglichkeit ausreicht, dass dieser gegen ihn im Moment spielen würde und es nicht tatsächlich tun muss… Übrigens ist es lustig, dass du diese Idee mit einem Spiel ohne Brads Talent ansprichst – dazu kommen wir noch, auch wenn es einige Kapitel bis dahin dauern wird ^^ ~ „Es wird alles nicht mehr lange dauern. Die Zukunft nähert sich von ganz allein, auch wenn du dir nicht so viele Gedanken über sie machst. Vergiss nicht, dass das mein Job ist.“ ~ (Crawford zu Nagi, Close Distance, Teil 162) Teil 32 „Er soll ihn daran erinnern, dass es für sein Handeln immer Konsequenzen gibt“ Brad war zwar erst vor wenigen Wochen draußen gewesen, sah aber trotzdem wieder mit einer Intensität aus dem Fenster, die Michael den Wagen anhalten ließ. Dieses Mal rannte Brad nicht einfach los, sondern wartete auf ihn, bis er den Wagen umrundet hatte. Gemeinsam gingen sie die nächstgelegene Anhöhe hinauf, genossen von dort aus schweigend den Ausblick auf die Berge. „Sie werden noch hier sein, wenn wir es längst nicht mehr sind… Uns bleibt nur so wenig Zeit.“ Überrascht lauschte Michael den leise gesprochenen Worten. „Hast du denn so viel vor?“ Von Brad kam keine direkte Antwort, aber ein seltsames Gefühl der Rastlosigkeit. Der Junge lehnte sich zurück, gegen ihn. „Geht es dir wirklich wieder gut?“, fragte er besorgt. Das erwidernde Lächeln sah er nicht, wusste aber trotzdem, dass es da war. „Ja, alles ist wieder normal. Im Vergleich fühle ich mich, als könnte ich fliegen.“ Letzteres war als Scherz gemeint, mit einem Fünkchen Wahrheit. „Solange du es nicht ausprobierst…“ Beruhigt umarmte er Brad. Und für die restlichen Minuten blieben sie beide stumm. „Wie heißt eigentlich der Junge, den ich überprüfen soll?“ Sie hatten gerade das Heim betreten, als Brad innehielt und das fragte. „Er hat entweder nie einen Namen gehabt oder ihn vergessen. Anscheinend hat er lange kein richtiges Zuhause gehabt. Wir haben ihn von der Straße aufgelesen.“ Brad sah ihn nachdenklich an. „Wenn er allein überleben konnte, bringt er zumindest gute Voraussetzungen mit.“ „Hm“, stimmte er zu, mit einem flüchtigen Lächeln und Belustigung in den eisblauen Augen. Danach setzten sie ihren Weg zum Büro des Heimleiters fort. Sie hatten es fast erreicht, als drei vielleicht elfjährige Jungen an ihnen vorbeistürmten, verfolgt von einer Bande um einiges jüngerer Kinder. Der Eindruck von Orange sorgte dafür, dass Michael sie nicht einfach ignorierte, sondern dem Lärm folgte, der gleich hinter der nächsten Ecke gestartet hatte. Die Jungen waren offensichtlich eingeholt worden und verschwanden gerade unter einem Knäuel von Armen und Beinen. Mit vor der Brust verschränkten Armen sah er der Prügelei zu, Brad neben sich. Schnell hatte er den Telepathen entdeckt, den er bisher nur von einem Foto kannte. Die kurzgeschnittenen orangefarbenen Haare waren unverkennbar. Eilige Schritte näherten sich ihnen, ein Lehrer mit vor Wut rotem Gesicht tauchte auf. „Zurück in die Klassenzimmer, sofort!“ Niemand hörte auf ihn. Brad reagierte mit Verachtung, die sich allerdings nicht auf dem Gesicht des Schwarzhaarigen abzeichnete. >Er hat wohl Probleme mit seiner Autorität.< >Sieht ganz so aus. Aber er ist auch nur ein Talentloser.< Das ließ Brad ein Schnauben ausstoßen, das ihm die Aufmerksamkeit des Lehrers einbrachte, der sie bis eben gar nicht bemerkt hatte. Woran Michael nicht ganz unschuldig war. Die Augen des Anderen tasteten die blaue Uniform ab, flogen dann zu ihm, weiteten sich. „Herr Schneider, kann ich Ihnen irgendwie helfen?“ „Wir sind wegen des Jungen hier.“ Er machte eine deutende Kopfbewegung. „Natürlich, ich habe gehört, dass Sie heute kommen.“ Dann ging er auf die Traube von Kindern zu und begann sie auseinander zu reißen. Einige wurden dabei ohne viel Rücksicht gegen die Wand geworfen, ließen sich davon aber nicht lange aufhalten. Michael wurde es schließlich zu bunt. „Genug.“ Ohne auch nur die Stimme zu erheben. Und im gleichen Moment saßen die Kinder einfach nur da, blinzelten verwirrt, mit nicht ganz fokussierten Augen. „Das hättest du auch gleich machen können…“ Brad ging geradewegs auf den Telepathen zu, sah abschätzend auf ihn herunter. „Das ist er, nicht wahr?“ Braune Augen hoben sich wieder, trafen auf eisblaue. Michael nickte knapp. „Quatsch mich nicht so blöd von der Seite an!“ „Mit dir habe ich überhaupt nicht gesprochen.“ Brads Mundwinkel bogen sich in ein feines Lächeln. Der Orangehaarige versuchte erfolglos auf die Beine zu kommen, sackte sofort wieder auf den Boden zurück. „Wer bist du?“, wurde Brad angefunkelt. „Jemand mit einem Namen und einer Zukunft. Mehr als man zurzeit von dir behaupten kann.“ Kühle Ironie schwang in den Worten mit, verschloss dem Jüngeren vorläufig den Mund. Michael beobachtete die Szene belustigt. Brad war nicht von Natur aus grausam, dazu interessierten ihn die meisten Menschen zu wenig. Aber gerade das sorgte auch dafür, dass sich einige von seiner Art vor den Kopf gestoßen fühlten. So wie der kleine Telepath gerade. Aus den Augenwinkeln sah er eine plötzliche Bewegung. Einer der Jungen, die vorhin an der Wand gelandet waren, flog regelrecht auf Brad zu. Der keine Warnung benötigte, weswegen Michael sich jetzt auch heraushielt. In dem einen Moment hatte Brad noch ruhig dagestanden, im nächsten hatte er den Angreifer am Boden und hielt etwas gegen dessen Kehle. Es war ein normales Frühstücksmesser, allerdings scharf geschliffen. Eisblaue Augen verengten sich und der Lehrer wurde unter seinem Blick blass. „Wie kommt es, dass der Junge mit einer Waffe herumläuft?“ Denn eine solche stellte das Messer inzwischen dar. Der Angesprochene schluckte mühsam. „Er muss es nach dem Essen eingesteckt haben.“ „Dann sollten Sie ihn in Zukunft besser kontrollieren.“ Michael trat näher, sah den Verband, der das linke Auge bedeckte. „Warum läuft er mit so einer Verletzung überhaupt herum?“ Weder im Heim noch auf Rosenkreuz war man mit Schmerzmitteln besonders großzügig, eher im Gegenteil. Schließlich sollten die Kinder aus ihren Fehlern lernen. „Er spürt keine Schmerzen.“ Brad hörte das und tauschte einen überraschten Blick mit ihm aus. „Wie ist er hier gelandet?“ „Jei kommt aus Irland. Wir sind auf ihn aufmerksam geworden, als er seine Familie getötet hat. Anscheinend besaß er genug Empathie, um herauszufinden, dass die Nonne in der Sonntagsschule in Wirklichkeit seine Mutter war.“ Viel von der Erklärung hatte Jei nicht verstanden, aber sehr wohl das Wort ‚Mutter’. Der Junge fletschte die Zähne. „Sie hat mich belogen. Nichts als Lügen… Ich werde Ihn dafür büßen lassen.“ Michael teilte Brad auf dessen stumme Frage hin mit, was genau Jei damit meinte. Auch wenn der Junge schwerer zu lesen war als andere Kinder in diesem Alter, so konnte dieser Michaels Talent doch nicht widerstehen. Der Schwarzhaarige lächelte daraufhin, drückte das Messer ein wenig tiefer, bis Blut hervortrat. „Hast du die Seite gewechselt, kleiner Dämon?“ Der Ire hielt auf einmal sehr still, starrte Brad aus einem Auge an. Dann folgte ein Nicken. Noch mehr Blut. Brad nahm das Messer weg, hielt Jei nur noch mit seinem Blick fest, als er es zum Mund führte und ableckte. Michael wusste, dass Brad den Jungen im gleichen Augenblick für sich gewonnen hatte. „Pass auf dein anderes Auge auf. Du wirst es brauchen, wenn du gegen Ihn kämpfen willst, Farfarello.“ Und Farfarello nickte. Damit zufrieden wandte sich Brad dem Telepathen zu, der etwas perplex dreinschaute, wechselte zu Deutsch. „Woher hat er die Verletzung?“ Der Orangehaarige versuchte sich in einem lässigen Schulterzucken und grinste Brad an. „War nicht meine Schuld. Er hat sich bei einer Rauferei verletzt und zu spät gemerkt, dass es was Ernstes ist.“ „Und die Rauferei hast nicht zufällig du angezettelt gehabt…“ Das klang nicht wie eine Frage und war auch nicht als solche gemeint. Michael vernahm es mit Amüsement. Der Lehrer schien einfach nur verwirrt von der Entwicklung und die anderen Kinder zogen sich langsam aber sicher zurück. Je weiter weg von ihm desto besser, wie es schien. Brad fing diesen Gedanken auf und sah sich kurz belustigt um, bevor der Junge wieder den Blick der grünen Augen suchte. Eines musste man dem Telepathen lassen, er rührte sich nicht vom Fleck, obwohl Michael dessen wachsendes Unbehagen spüren konnte. Er beschloss, ihm eine Auszeit zu gönnen und schloss seine Schilde enger. Das neue Muster war zwar dafür gut, ungebetene Gäste – wie _sie_ – draußen zu halten, aber anscheinend hielt auch das nicht sein Talent vollkommen im Zaum. Brauchte er sich wenigstens nicht umzugewöhnen… Er schob den bitteren Gedanken von sich und wandte seine Aufmerksamkeit lieber Brad zu. „Bist du zu einem Ergebnis gekommen?“ Der Schwarzhaarige stand auf, ohne den Telepathen aus den Augen zu lassen und runzelte für einen Moment nachdenklich die Stirn. „Er hat Potenzial.“ Braune Augen verschleierten sich kurz, dann folgte ein schmales Lächeln. „Ja, wir sollten Schuldig am Leben lassen.“ Damit trat Brad zurück, ignorierte den ungläubigen Blick des Telepathen. „Was soll das bedeuten?“, verlangte dieser zu wissen. Michaels Lächeln spiegelte das von Brad. „Das, Schuldig, ist einfach zu beantworten. Du hast soeben einen Namen und die Möglichkeit einer Zukunft erhalten.“ Mit drei Schritten war er bei dem Jungen, der zum ersten Mal ein Zeichen von Furcht zeigte. „Und von mir bekommst du den Rat, von nun an etwas mehr Gehorsam zu zeigen.“ Damit zerbrach er die noch unterwickelten Schilde des Kindes, das sich mit einem schrillen Schrei an die Schläfen griff. Noch tat es nur weh. Als nächstes würde Schuldig sich in den Gedanken der anderen verlieren. Und dann… würde er schließlich nicht mehr zurückfinden. Aber so weit ließ Michael es nicht kommen. Er griff nach den Scherben und fügte sie wieder zusammen, nutzte einen Teil der ihm im Übermaß zur Verfügung stehenden Energie, um sie zu verschmelzen. Schuldig rang keuchend nach Luft, als er fertig war und aus einem Mundwinkel rann Blut. Der Junge hat sich auf die Zunge gebissen. „Sieh mich an“, forderte Michael ihn auf. Grüne Augen hoben sich, um eisblauen zu begegnen und ein Schauer durchlief Schuldigs Körper. „Höre auf deine Instruktoren, Arroganz kannst du an den Tag legen, wenn du das Talent hast, sie zu stützen. Und davon bist du noch sehr weit entfernt. Verstehen wir uns?“ „Ja.“ Schon das eine Wort brachte Schuldig nur mit Mühe heraus. „Sehr gut. Und du sorgst besser dafür, dass ich deinetwegen nicht wiederkommen muss.“ Diesmal nur ein Nicken und das war schon genug, um den Jungen das Gesicht vor Schmerz verziehen zu lassen. Michael drehte sich und nickte dem Lehrer zum Abschied zu, ihre Aufgabe war schneller erfüllt, als er erwartet hatte. Nun mussten sie dem Heimleiter nur noch das Ergebnis mitteilen. „Interessanter Name, den du ihm da verpasst hast.“ Brad wandte sich von der vorbeiziehenden Landschaft ab. „Er passt. Er soll ihn daran erinnern, dass es für sein Handeln immer Konsequenzen gibt.“ „Du meinst, als Telepath ist er sonst zu sehr auf die Gegenwart fixiert?“ Ein Lächeln flog über das Gesicht des Jüngeren. „Ich möchte hier kein verallgemeinerndes Urteil fällen. Aber in Schuldigs Fall ist viel von seiner Einstellung wahrscheinlich wirklich auf sein Talent zurückzuführen.“ Das hatte Brad gut beobachtet. Im Moment allerdings interessierten diesen eher seine Handbewegungen. Brad schien sich alles genau einzuprägen. „Sobald du längere Beine hast, kann ich das Autofahren beibringen“, schlug er vor, richtig deutend, worauf der Junge aus war. Brad verzog das Gesicht. „Das ist doch nur wieder eine Art mir zu sagen, dass ich noch zu klein bin.“ „Manchmal scheinst du zu vergessen, dass du erst zwölf bist“, erwiderte er sanft und fuhr etwas langsamer, um ihnen mehr Zeit zu geben. Ein kaum hörbares Seufzen, als Brad den Kopf abwandte und wieder nach draußen sah. „Schalte mein Talent aus, vielleicht vergesse ich es dann nicht mehr.“ Gegen die Scheibe gesprochen. Michael hätte beinahe auch geseufzt. Seine Fingerspitzen klopften gegen das Lenkrad und er stoppte die Geste, sobald sie ihm bewusst wurde. Schließlich fuhr er an den Rand und hielt an. Für ein paar stille Minuten sah er einfach nur Brad an, der sich weiterhin weigerte, sich zu ihm umzudrehen. So oft er auch im Kopf des Jungen war, er würde niemals wirklich verstehen können, wie Brad die Welt sah. Hinzu kam, dass Brad intelligenter war als ihm manchmal guttat und daher zu viel zu schnell erreichen wollte. Immer weiter reichend, als wäre es sein Ziel, den Himmel zu berühren. Er löste seinen Gurt, streckte die rechte Hand aus, um durch die schwarzen, seidigen Haare zu streichen. Brad wurde davon überrascht, sah ihn endlich an, so dass seine Hand nun an der Wange des Jüngeren ruhte. Mit dem Daumen strich Michael über weiche Lippen, die sich unter der Berührung leicht öffneten. Er sah, dass Brad plötzlich schneller atmete, spürte die Hitze, die gegen seine Haut stieß, immer wenn der Junge ausatmete. „Du weißt, dass ich das nicht kann“, reagierte er endlich auf Brads Worte. „Und genauso gut weißt du, dass du dein Talent schmerzlich vermissen würdest.“ Das zumindest brachte ihm ein Lächeln ein und er erwiderte es sofort. „Schon besser. Sei nicht immer so ungeduldig. Bleib für eine Weile in der Gegenwart, die Zukunft kommt sowieso auf dich zu und auch nicht schneller, bloß weil du sie dir herbeiwünschst.“ Brad blieb stumm, aber die braunen Augen ließen nicht von ihm ab, brannten sich regelrecht in seine. Sein nächstes Ausatmen klang fast wie das Seufzen, das er vorhin zurückgehalten hatte. Dann beugte er sich vor, bis ihre Lippen aufeinandertrafen. Zu kurz, um als richtiger Kuss gewertet werden zu können, aber es rief unwillkürlich das Bild von Thomas wach. Manchmal würde er bestimmte Teile seines Gehirns am liebsten auch abschalten. Aber wenigstens gab sich Brad damit zufrieden. Er lehnte sich zurück und schnallte sich wieder an. Aus den Augenwinkeln sah er, wie Brad seine Lippen berührte und Michael musste sich zusammenreißen, um nicht das Gleiche zu tun. Sie kribbelten so seltsam, eine Reaktion, auf die er gerne verzichtet hätte. Es weckte das Verlangen, dort weiterzumachen, wo er aufgehört hatte. Für einen Moment schloss er die Augen und sammelte sich. Brad war nur ein Kind. ~TBC~ *grins* Farf hattet ihr noch nicht erwartet, oder? ^^ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)