Aneinander Vorbeigelebt 2 von abgemeldet (Die Suche nach der Liebe...) ================================================================================ Kapitel 3: Unstimmigkeiten -------------------------- Am Abend kam Lee nach Hause und war voller Tatendrang wieder mit seiner Tochter zu trainieren, doch sie hatte dankbar abgelehnt. Das Training, das sie am Nachmittag mit ihrer Mutter durchführte, war hart und anstrengend. Die Wut über Tenten, dass sie etwas mit Neji hatte, wuchs in ihr und, obwohl sie keinen Beweis hatte, glaubte sie an ihre Theorie. Beim Abendessen sagte Miyu kein Wort, was ihre Eltern sehr überraschte und auch als sie mit Tenten den Tisch abdeckte, schwieg sie. Lee hatte sich entschuldigt und war duschen gegangen und so war Miyu alleine mit ihrer Mutter. Tenten räumte gerade die Spülmaschine ein, als Miyu das Schweigen plötzlich brach: „Liebst du eigentlich Papa?“ Tenten war etwas überrascht über ihre Frage. „Natürlich. Wieso fragst du?“ „Nur so.“ Sie hielt kurz inne. „Sag mal, warum willst du eigentlich nicht, dass ich Yuki liebe?“ „Miyu, ich hab nicht gesagt, dass ich es nicht will. Ich denke nur nicht, dass er der Richtige für dich ist.“ „Du kennst ihn doch kaum.“ „Ich kenne ihn seit er dreizehn ist. Ich glaube, ich kann ihn besser einschätzen als du.“ „Was spricht denn dagegen?“ „Eigentlich nichts.“ Tenten seufzte und Miyu spürte, dass ihre Mutter ihr etwas verheimlichen wollte. „Aber du bist dir sicher, dass du Papa liebst?“, harkte sie weiter nach. „Damals genauso wie heute?“ „Ja.“ „Wenn du Papa wirklich so sehr liebst, wieso has du dann mit Onkel Neji geschlafen?“ Tenten ließ den Teller, den sie gerade in der Hand hielt, fallen und er zerbrach in Scherben. „Woher weißt du davon?“, fragte sie mit erstickter Stimme. Miyu lag also richtig mit ihrer Vermutung. Sie beugte sich runter und hob die Scherben auf. „Weiß Papa davon?“ „Ja“, sagte sie tonlos und machte keine Anstalten ihrer Tochter zu helfen. Wahrscheinlich saß der Schock noch zu tief. Lee steckte den Kopf durch die Tür. „Alles in Ordnung?“ „Ja“, sagte Miyu und sah nicht ihn, sondern Tenten an. „Ich habe nur einen Teller fallengelassen.“ Miyu warf die Scherben in den Müll und Lee wandte sich zu seiner Frau. „Ich geh schon mal ins Schlafzimmer.“ „Ich komm gleich nach.“ Lee verschwand wieder nach oben und Miyu funkelte ihrer Mutter böse an. „Hast du vor mit ihm zu schlafen?“ „Miyu“, zischte Tenten. „Du bist so verlogen“, sagte Miyu wütend. „Miyu, du verstehst gar nichts. Das mit Neji ist zwölf Jahre her. Tu nicht so, als ob du irgendwas verstehen würdest.“ „Wie kannst du Papa nur so hintergehen?“ Tenten trat einen Schritt nach vorne und beugte sich zu ihrer Tochter, die einen Kopf kleiner als sie war. Ihre Blicke trafen sich und Miyu hatte Schwierigkeiten den Augenkontakt aufrecht zu halten. „Sei nicht so vorlaut“, sagte Tenten leise und in ihrer Stimme lag etwas Bedrohliches. „Du weißt doch gar nicht, was Liebe ist.“ „Natürlich weiß ich das. Immerhin liebe ich Yuki.“ „Was weißt du denn über ihn?“ „Nicht viel, aber es war Liebe auf den ersten Blick.“ „Dann wird es dich wahrscheinlich wahnsinnig interessieren, dass dein ‚ach so toller’ Yuki mal in mich verliebt war.“ Miyus Augen weiteten sich und sie sah ihre Mutter fassungslos an. Ohne nachzudenken, oder auch zu zögern, holte sie aus und verpasste ihrer Mutter eine Ohrfeige. Tenten, die viel zu geschockt war, rührte sich nicht mehr. Miyu hatte ihre ganze Wut und Verzweiflung in die Kraft ihrer Hand gelegt. „Verräterin“, flüsterte sie anklagend. Ohne auf ihre Reaktion zu warten, machte sie auf den Absatz kehrt und verließ die Küche. Tenten starrte mit leerem Blick geradeaus, als plötzlich jemand die Haustür mit voller Kraft zuschlug. Kraftlos ließ sie sich auf den Boden sinken und einzelne Tränen liefen ihr über die Wangen. Sie hatte es zu weit getrieben. Wieso machte sie nur immer alles falsch? Was hatte sie dazu bewegt, dass ihre Tochter sie hasste? Sie legte sich auf den Boden und zog die Beine an. Ihr Gesicht hielt sie schützend unter ihren Händen versteckt und sie begann bitter zu weinen. Ihre Tochter, ihr eigen Fleisch und Blut, hat sie aufgegeben… „Tenten“, sagte eine vertraute Stimme, die näher kam. Plötzlich änderte sich die Tonlage. „Tenten“, sagte Lee schockiert. Sie hörte ihn nicht. Weinte nur weiter, voller Verzweiflung und Reue. Sie merkte auch nicht, wie Lee sie hochhob und sie ins Bett trug. Das einzige was sie spürte, war ein behutsamer Kuss auf die Stirn. „Sie hasst mich“, murmelte sie, obwohl Lee nicht nach dem Grund gefragt hatte. Sie hatte aufgehört zu weinen und die Tränen trockneten bereits. „Wer hasst dich?“, fragte Lee sachte und strich ihr einzelne Strähnen aus dem Gesicht. Sie suchte seinen Blick und als seine treuen Augen in ihre blickten, sagte sie kraftlos: „Miyu.“ --- Miyu lief durch die verlassen Straßen und ging ziellos umher. Zu tief saß der Schock, zu tief lag das Reuegefühl. Sie liebte ihre Mutter, doch sie war einfach zu weit gegangen. Das Mädchen achtete nicht auf ihre Umgebung und plötzlich lief sie in jemanden hinein. „Pass doch auf“, sagte eine ihr vertraute Stimme. Miyu sah auf und blickte in die Augen von Yuki, der sie verdutzt ansah. „Passen Sie doch selbst auf“, motzte sie zurück und wandte den Blick ab. „Alles in Ordnung?“ „Ja, Sensei“, sagte sie kalt, doch plötzlich traten Tränen in ihre Augen. Als Yuki dies bemerkte, wurde er plötzlich etwas ernster und legte eine Hand auf ihre Schulter. „Was ist passiert?“ Sie sah ihn an und Tränen liefen ihre Wange hinunter. Ohne zu zögern schlang Yuki die Arme um das Mädchen und drückte sie an sich. „Es fängt gleich an zu regnen. Du solltest besser nach Hause gehen.“, sagte er ruhig. Sie schüttelte heftig den Kopf. „Nein, ich kann nicht.“ Einzelne Tropfen fielen vom Himmel und Yuki strich behutsam über ihre Haare. „Willst du mit zu mir kommen?“ Sie nickte schwach und löste sich aus seiner Umarmung. Yuki und Miyu gingen schweigen nebeneinander. Jedes Mal wenn sich ihre Hände aus versehen berührten, zuckte Miyu zusammen. Sie wusste nicht wieso sie ausgerechnet mit dem Mann mitgegangen war, der Grund für ihren Wutausbruch war. Yuki schloss die Tür von seiner Wohnung auf und gemeinsam traten sie ein. „Willst du einen Tee?“, fragte er, wartete aber nicht auf ihre Antwort und verschwand in der Küche. Miyu blieb unbeholfen im Flur stehen und sah sich um. Auf der Kommode standen mehrere Bilder, von Leuten die sie kannte und wiederum nicht kannte. Sie sah Misato und Hiro, die ebenfalls in Yukis Team waren. Auf einem Bild sah sie Lee und auf einem anderen ihre Mutter. „Ist Pfefferminztee okay?“, fragte Yuki und kam in den Flur. Miyu hatte inzwischen das Foto von Tenten in der Hand und sah es entgeistert an. „Miyu?“, fragte er unsicher. „Alles okay?“ „Wieso haben Sie ein Foto von ihr hier?“, fragte sie kaum hörbar. „Ach, weißt du, dass ich mir etwas peinlich.“ „Erzählen Sie es mir.“ Er tippte auf das Foto und Miyu merkte jetzt erst, dass Tenten nicht alleine auf dem Bild war. „Da warst du ein paar Monate alt. Ich hab Lee-sensei gefragt, ob ich es haben kann.“ Miyu sah zur Kommode und bemerkte weitere Bilder von sich, die sie gerade in der Masse nicht gesehen hatte. „Wieso haben Sie Bilder von mir?“, fragte sie irritiert. „Ich sag doch, dass es peinlich ist. Du bist für mich wie eine kleine Schwester.“ „Kleine Schwester?“ Die Enttäuschung war deutlich zu spüren. Das Mädchen sah ihm in die Augen und ihre Blicke drohten zu verschmelzen. „Würdest du das auch mit einer Schwester tun?“, fragt sie leise, stellte sich auf Zehnspitzen und küsste ihn kurz, aber sanft auf die Lippen. „Miyu, nicht, ich bin dein Sensei“, murmelte er verlegen. „Dann sei einen Augenblick weder mein Sensei noch mein imaginärer Bruder. Sei einfach nur Yuki Hatori.“ Als er diese Worte hörte, beugte er sich zu ihr runter und küsste sie scheu auf die Lippen. Sie schreckte nicht zurück und auch ihm war diese Situation nicht unangenehm. Er legte die Arme um ihre Taille und küsste sie erneut, nur diesmal länger und mutiger. Sie löste den Kuss und Yuki sah verlegen zur Seite. „Ich bring dich nach Hause und von nun an bin ich wieder dein Sensei.“ Leichte Panik keimte in Miyu auf. „Warte! Bevor ich wieder deine Schülerin bin, beantworte mir noch eine Frage.“ „Okay“, gab er nach. „Warst du in meine Mutter verliebt?“ Leicht verwundert über ihre Frage brauchte er einen Moment um zu antworten. „Nein“, sagte er schließlich. „Ich hatte früher für sie geschwärmt, weil Lee-sensei so eine tolle Frau hatte.“ Er strich ihr über die Wange. „Du hast ihre Augen“, sagte er und lächelte. „Meine Mutter ist für mich gestorben“, murmelte sie. „Sag so etwas nicht. Sie hat viele Fehler gemacht, doch sie wird immer deine Mutter bleiben.“ „Du hast Recht“, gab sie klein bei. „Also, gehst du wieder nach Hause?“ Sie nickte und sah ihn wieder an. „Darf ich noch eine Frage stellen?“ Yuki lächelte. „Nur noch eine.“ „Willst du mich heiraten, wenn ich achtzehn bin?“ --- Tenten lag in Lees Armen und suchte verzweifelt nach Trost und Geborgenheit. Vergeblich. Zu tief waren der Schmerz und die Demütigung. Sie sah ihn an und wischte sich die Tränen fort. „Lee, ich muss mit dir reden“, sagte sie schwach und ihre Stimme drohte zu brechen. „Worüber du willst, mein Engel.“ Sie zögerte kurz. „Lee, ich will die Scheidung.“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)