Project Reunion von Shadow_Lunatale (Eine T.I. Aftershowparty) ================================================================================ Kapitel 10: Alles endet irgendwann ---------------------------------- Als Shadow am nächsten Morgen erwachte fand er sich auf dem Boden des Wohnzimmers wieder. Nina hatte ihn mit einer dünnen, braunen Decke sorgsam zugedeckt. Er konnte hören wie sie in der Küche stand und das Frühstück vorbereitete. Quälend langsam stand Shadow auf und griff sich an den Bauch. Die Schüsse, welche gestern von der Schutzweste abgefangen wurden, hatten sich inzwischen zu handtellergroßen blauen Flecken entwickelt, und sie schmerzten. Sehr, sehr bedächtig bewegte sich Shadow in das Badezimmer und stellte die Dusche an. Er zog sich aus, nahm den Verband von seinem Arm und entfernte das seidene Band aus seinen Haaren. Der warme Regen holte ihn wieder etwas näher an die Realität und langsam zwang er sich darüber nachzudenken was gestern geschehen war. Als Shadow erwacht war konnte er sich nur noch daran erinnern daß er gestern mit Nina einen Auftrag durchgeführt hatte, aber es fehlten sämtliche Details in seinem Gedächtnis. Er wußte nicht einmal wie er nach hause gekommen war. Das heiße Wasser perlte über seinen Körper und drang in die kleine Wunde an seinem Arm ein. Der Schmerz brachte die ersten Erinnerungen zurück. Mit jeder Sekunde kehrte ein weiterer Gedanke zurück und erst jetzt realisierte Shadow was da gestern passiert war. Er wußte warum sein linker Arm schmerzte, warum er diese riesigen blauen Flecken hatte und warum er sich fühlte als wäre er einen Marathon mitgelaufen. Shadow verstand das er dem Tod gestern ein Dutzend Mal von der Schippe gesprungen war und das Nina noch lebte weil er nicht über die Konsequenzen nachgedacht hatte sondern sich von seinen Gefühlen hatte leiten lassen. Seine harten Gesichtszüge wurden langsam wärmer und er zwang sich ein ganz leichtes Lächeln auf die Lippen, und nicht alles Wasser das durch den Abfluß lief kam auch aus dem Duschkopf. Shadow trocknete sich ab und ging in das Schlafzimmer um sich frische Kleidung anzuziehen. Er war fast fertig als der rote Eclipse von Han vor dem Haus hielt. Schnell zog Shadow die Hose an und ging zur Tür um seinen alten Freund reinzulassen. Nina’s Worte von gestern hallten ihm durch das Gedächtnis doch auch ohne diesen Kommentar hätte er Han nicht mißtraut. „Nina hat mich angerufen, sie hat nur kurz gesagt daß etwas passiert sei.“ „Komm rein und setz dich erst einmal, das wird etwas dauern.“ Shadow ging mit Han in die Küche. Während Nina weiter das Frühstück vorbereitete erzählte Shadow kurz was passiert war. Han vergrub seine Hände in den kurzen Haaren und man sah ihm seine Anspannung, aber auch die Erleichterung daß es seine beiden Freunde überlebt hatten, deutlich an. Gegessen wurde im Wohnzimmer. Alle schwiegen doch ihre Gedanken kreisten alle nur um das eine Thema. „Und jetzt?“ Han stellte die Frage gleichermaßen an beide. „Jetzt ist Schluß mit lustig.“ Shadow wurde sehr ernst. „Das heißt?“ Nina sah beide fragend an. „Han, mach die Avenger klar. Ich will eine computergestützte Schwenklafette innerhalb von achtundvierzig Stunden, egal was es kostet.“ „Wie du meinst.“ Bedrückt sah Nina Shadow in die Augen. Sie erkannte das was sie fürchtete, jetzt waren Shadow zivile Verluste egal, mit allen Mitteln würde er sein Ziel erreichen. *Ist es weil sie seinen Stolz verletzt haben…oder wegen mir?* „Toller Plan, fast unsere gesamten verbleibenden Wachkräfte wurden in diesem Gemetzel niedergemäht, sowie ein weiterer aus unserer Mitte.“ SEELE11 war wütend und ängstlich zugleich. „Zügeln Sie ihren Ton.“ SEELE10 wies ihn zurecht. „Meine Herren, es gilt jetzt besonnen zu reagieren. Wir müssen unsere Aktionen besser koordinieren.“ SEELE01 versuchte die letzten drei Mitglieder zusammenzuhalten. „Mir reicht es, ich verschwinde –sofort-.“ SEELE11 klang als wäre er geistig schon lange verschwunden. „Sie reißen sich jetzt zusammen. Wenn Sie jetzt versuchen unterzutauchen wird man Sie genau so aufspüren und erledigen. Was wir jetzt brauchen ist ein guter Plan wie wir –zeitgleich- das Land verlassen können. Zwei Killer können auch maximal zwei von uns töten, das bedeutet der Letzte kann die Organisation immer noch wieder aufbauen. Wir Treffen uns hier in sechs Tagen wieder. Bis dahin sollten wir nur über maximale Sicherheit kommunizieren. Sind alle damit einverstanden?“ „Ja.“ SEELE10 stimmte SEELE01 zu. „Gut.“ SEELE11 klang immer noch etwas ängstlich. „In sechs Tagen, meine Herren.“ SEELE01 beendete die kleine Runde. Drei Tage hatte es SEELE11 gekostet alles in die Wege zu leiten. Er hatte keine Sekunde daran gedacht nur einen Augenblick länger als nötig in diesem seiner Ansicht nach verfluchtem Land zu bleiben. Aus Angst man würde die Passagierlisten überwachen hatte er eine Verkehrsmaschine gekauft. Die Piloten und die Crew bestanden aus seinen loyalsten Männern. Rund um die Uhr wurde das Flugzeug bewacht und Spezialisten hatten alles nach Bomben und verstecken Mechanismen untersucht. Als der ältere Mann aus seiner Limousine ausstieg rann ihm der Angstschweiß von der Stirn. Er trug eine Schutzweste und war umringt von seinen Leuten. Mit schnellen Schritten erklomm er die Gangway und rannte schon fast als er die 787 bestieg. Seine Angst und Paranoia steigerte sich ins Unermeßliche bis zu dem Punkt als die weiße Passagiermaschine endlich abhob und ihn in die Freiheit trug. „Eigentlich ist das so ein schöner Tag.“ Nina stand in der Nähe der Klippe und blickte vom Felsen in die Tiefe auf das Meer zu ihren Füßen. „Warum nur –eigentlich-?“ Han fragte nach während er Shadow weiteres Werkzeug reichte. „Wegen –dem- da.“ Nina deutete auf das Gathlinggeschütz, die GAU – 8 Avenger. Shadow werkelte in aller Ruhe an den Befestigungen für die hydraulische Schwenklafette die Han organisiert hatte. Sie standen auf dunkelgrauem Felsboden an der Küste Japans. Dicke Schraubanker hatte Shadow in den Felsen getrieben um dem Geschütz genügend Halt zu bieten. Nina sah wieder auf das Meer hinaus und versuchte die warme Nachmittagssonne und den Wind zu genießen. Ihre Gedanken kreisten weniger darum was Shadow da tat, vielmehr beschäftigte sie das –warum-. „So, fertig.“ Shadow griff sich die Bedienkonsole und startete den Testlauf. Die hydraulischen Pumpen liefen an und erweckten das Monstrum zum Leben. Auf fünf Metern Länge bewegten sich fast zwei Tonnen Stahl und andere Edelmetalle mit nur einem Ziel, Kadenz. Das schwere Stampfen der Hydraulikpumpen, das Sirren der Gyroskope für die Steuerelektronik und die kleine, rotierende Radarschüssel auf dem weißen LKW von Han, das alles erzeugte in Shadow Genugtuung. Er mußte darüber grinsen das dieser alte Sack gedacht hatte der Kauf einer Linienmaschine würde nicht auffallen. Jetzt kannten sie Abflugzeit, Flugroute und sogar die Namen der Hälfte der Besatzungsmitglieder. Eine halbe Stunde saßen die drei im Schatten des LKW. Han und Nina vertrieben sich die Zeit indem sie über Han’s Beziehung mit Suki redeten. Shadow hörte nicht mal mit einem Ohr hin und blickte gebannt auf den kleinen Radarschirm. Als das Flugzeug mit der erwarteten Signatur auftauchte fühlte er sich wieder besser. „An eurer Stelle würde ich mir so langsam die Ohren zuhalten.“ Shadow ging um den Wagen herum um dem vor kurzem gestarteten Flugzeug beim Vorbeiflug zuzusehen. Nina und Han setzten sich einen Gehörschutz auf, Shadow legte seinen auch an als das Flugzeug über sie hinwegflog. *Entfernung tausendfünfhundert. Bei dreitausend ist Feierabend Alterchen.* Auf Knopfdruck schwenkte die Gathling in den Himmel und folgte jeder Bewegung der 787. Der Feuerleitrechner stellte die Waffe in Echtzeit auf die neuen Entfernungen und Bewegungen ein. *Zweitausendneunhundert, mach’s gut.* Shadow drückte den Knopf und genoß das einmalige Schauspiel. Die Avenger schwenkte ein letztes Mal wenige Millimeter und der sieben Rohre fassende Lauf begann zu rotieren. Eine Sekunde dauerte es bis das System auf voller Drehzahl war, dann begann das Feuerwerk. Mit viertausendachthundert Schuß in der Minute wurden Patronen von der Größe einer Milchflasche gezündet. Die Geschosse hatten einen Durchmesser von drei Zentimetern und rasten mit Mach drei auf ihr Ziel zu. Das Kreischen der Gathling war ohrenbetäubend und faszinierend zugleich. Als das erste Explosivgeschoß die rechte Tragfläche des Flugzeuges durchschlug folgten ihm bereits über zweihundert weitere. In dem zehn Sekunden dauernden Feuerstoß zerfetzten achthundert Geschosse die Maschine in der Luft. Explosionen erfüllten den Himmel, tausende Trümmer regneten in das Meer und ein sehr selbstzufriedener Shadow beobachtete das ganze. Nina trat an Shadow heran und nahm ihm den Gehörschutz wieder ab. „Laß uns gehen.“ „Und, wie hat es dir gefallen?“ Shadow mußte ein breites Grinsen unterdrücken. „Weißt du, das Teil hat einen, wirklich nur –einen- Vorteil.“ „Und das wäre?“ Han war genauso neugierig wie Shadow. „Die Hülsenrückführung. Ich möchte bei dem Teil auf keinen Fall Hülsen sammeln müssen, da braucht man ja ne Schippe.“ Kopfschütteln machten sich Han und Shadow an die Arbeit die Avenger wieder zu verstauen. Als sie die Anker aus dem Boden gelöst hatten war dann auch der Rotschimmer von den Rohren der Waffe verschwunden. „Dieser stümperhafte Idiot. Er hat uns jede Chance hier zu verschwinden genommen.“ SEELE01 war außer sich. „Was planen Sie als nächstes?“ „Wir werden die Sache aussitzen. Mein Anwesen ist ausreichend geschützt und Sie sollten es mir gleich tun.“ „Wissen Sie, ich werde nichts dergleichen tun. Verkriechen Sie sich ruhig und leben Sie in Angst, ich für meinen Teil mache jetzt wie gehabt weiter. Ich habe noch ein paar alte Kontakte die ich nutzen kann. Leben Sie wohl.“ SEELE10 beendete dieses letzte Gespräch in dem Wissen das er wohl gerade seinen letzten Verbündeten verloren hatte, doch war ihm das egal. Zwei Wochen waren seit dem Gefecht in der Halle am Hafen vergangen. Shadow stand unter der Dusche und betrachtete die verblaßten Überreste der blauen Flecken. Die Wunde am linken Arm war auch gut verheilt und nun zierte eine kleine Narbe die Stelle. Als Shadow aus der Dusche kam sah er Nina auf dem Balkon stehen wie sie sich den Sonnenuntergang anschaute. Als er näher kam konnte er sehen daß sie telefonierte. „Wer ist dran?“ Shadow hielt das Handtuch fest, er wollte nicht in eine peinliche Situation kommen. Nina deutete ihm leise zu sein während sie sich wieder auf das Gespräch konzentrierte. „Ich verstehe, und wann?“ Nina sprach als wäre da ein alter Freund am anderen Ende der Leitung. „Morgen Abend.“ „Und warum erzählst du mir das dann?“ „Weil du mir mal den Arsch gerettet hast, ich schulde dir was. Außerdem belebt Konkurrenz das Geschäft und irgendwann schlage ich dich als Nummer eins der Profikiller.“ „Du wirst hingehen?“ „Ja, sonst fliegt es auf. Ich vertraue mal darauf das dein Partner das Schießen noch nicht verlernt hat.“ „Hat er nicht. Danke für dein Vertrauen Hawk.“ „Bis morgen.“ Nina legte auf und bemerkte das Shadow eine Erklärung erwartete. „Du kennst Hawk noch Shadow?“ „Deine größte Konkurrenz auf dem Markt? Klar.“ „Er hat von unserem gemeinsamen –Freund- den Auftrag angeboten bekommen uns beide auszuschalten.“ „Ahja, ich gehe mal davon aus das er den Auftrag nicht annehmen wird.“ „Doch, zumindest zum Schein. Er trifft sich morgen abend mit SEELE10 in den oberen Etagen der Ikawa-Tower, die Chance für uns ihn auszuschalten.“ „Verzeih mir wenn ich da Einwände bringe Nina, aber vertraust du Hawk so sehr das er uns keine Falle stellen wird?“ Shadow’s Skepsis war Nina altbekannt. „Ich kenne ihn schon ein paar Jahre und er hat sehr ausgeprägte und fest verankerte Moralvorstellungen. Glaub mir wenn er uns wirklich erledigen wollte würde er es nicht auf diese Art versuchen.“ „Wie du meinst. Und wie sieht der Plan aus?“ „Das überlasse ich dir.“ „Dann gibt’s was mit Feuerwerkeffekt.“ „Gut.“ Nina lächelte siegessicher und fing an Shadow’s Planung zu lauschen. Die Sonne war bereits auf ihrem Weg zum Horizont als Shadow und Nina, beide in schwarze, elegante und doch noch zweckmäßige Anzüge gekleidet, aus dem Skyline stiegen und jeder einen Rucksack sowie einen großen Aluminiumkoffer vom Rücksitz nahmen. Wortlos trennten sich die beiden, jeder wußte genau was er zu tun hatte. Shadow ging in den östlichen Turm, Nina betrat kurz darauf den westlichen der beiden hoch aufragenden Türme. Die Glasfassade war einzigartig. Es war als würden alle Außenwände aus einer einzigen Scheibe bestehen. Ein Trick der die Konstrukteure dieses Bauwerkes eine Menge Technik und Geld gekostet hatte. Nina ließ ihren kühlen Blick schweifen während der Fassadenaufzug sich auf den Weg machte. Ihr gegenüber fuhr ebenfalls ein Aufzug nach oben, es war Shadow. Nina blickte nach unten und betrachtete den mit Glas überdachten Garten. Er war von der Straße frei zugänglich und nur durch eine dünne Schicht vom Himmel getrennt um als Regenschutz zu dienen. Nina’s Blick wanderte nach oben und sie betrachtete die über fünfhundert Meter hohen Türme. Jeder Turm hatte einhundertfünfundsechzig Stockwerke wobei die jeweils fünf obersten die Lobby für VIP-Gäste bildeten. Es folgten noch drei unverglaste Geschosse für die Technikräume und Versorgung. Im hundertfünfzigsten Stock angekommen stieg Nina aus dem Fahrstuhl und ging zielstrebig auf das Notfalltreppenhaus zu. Die letzten fünfzehn Stockwerke überwand sie zu Fuß um sich ganz oben angekommen in eine Schalttafel einzuhacken und so Zugang zum Dach zu erhalten. Nina stand in exakt fünfhundertdreißig Meter Höhe auf der Dachplattform. Sie verschloß die Dachluke hinter sich und sah den Sendemast mit seinen Dutzenden Sattelitenschüsseln und etlichen Warnlichtern daran hinauf. Ein starker, kühler Wind pfiff über die Plattform, Nina konnte sogar das leichte Schwanken des Turmes spüren. Sie ging an den Rand der nicht umzäunten Plattform, stellte ihren Koffer ab und nahm das kleine, schwarze Funkgerät aus ihrer linken Hosentasche. „Bist du da?“ „Gerade eben angekommen, die Dachluke hat ein paar Probleme gemacht.“ Siebzig Meter trennten Nina von Shadow als beide zeitgleich ihre Koffer öffneten und die von Shadow in Eigenregie entwickelten und gebauten Modulgewehre zusammenzusetzen. Beim Design hatte sich Shadow an der Arctic Warfare – Baureihe orientiert, jedoch konsequent Leichtbau und die Unterbringung in einem etwas größeren Aktenkoffer bedacht. Herausgekommen war ein leicht zerlegbares Repetiergewehr bei dem die Patronen einzeln von Hand eingelegt werden mußten, Bei den Geschossen entschied sich Shadow für das durchschlagskräftige NATO-Kaliber 7,62x51mm. Die Waffe bestand quasi nur aus dem verkürzten Lauf, Abzug mit Schulterstütze und einer Aufnahme für Zielhilfen. Zusätzlich war die Befestigungsschiene für das Zielfernrohr fest mit dem Lauf verbunden um die Abweichung durch den Zusammenbau zu minimieren. Des weiteren war ein Schalldämpfer direkt in den Lauf integriert worden. Die Schulterstütze und die Wangenauflage waren ausklappbar, das Zweibein eines der leichtesten seiner Art. Derart auf das Wesentlichste reduziert war dieses Gewehr, von seinem Schöpfer auf den Namen Nightfall getauft, der mattschwarz gefärbte Traum jedes Heckenschützen das sich schon in mehreren Aufträgen bewährt hatte. Shadow beobachtete durch sein Zielfernrohr wie sich Nina am Rand des Turmes in Position brachte. Er wählte eine kleinere Vergrößerung und suchte wieder die Fenster unter ihr ab. „Es ist Zeit.“ Insgeheim hoffte Shadow das er den Schuß abgeben konnte. „Geduld, er wird schon kommen.“ Nina sprach leise in das Funkgerät während sie die erste Patrone einlegte. Hawk war ein großer, blonder Deutscher mit kurzem Haar und einem gut trainierten Körper. Blaßblaue Augen beobachteten jede Bewegung der Wachen seit er mit dem Aufzug in der Lobby des westlichen Turmes erreicht hatte. „Ihre Waffe bitte.“ Der SEELE - Agent sah nicht so aus als sollte man ihn warten lassen. „Hier.“ Hawk nahm mit langsamen Bewegungen seine Pistole, eine silberne Desert Eagle .50 AE aus dem Schulterholster und gab sie dem Agenten. „Wir müssen Sie noch durchsuchen.“ „Wenn’s sein muß.“ Hawk’s Stimme verriet seine Belustigung über die Geschehnisse. Je weiter die Agenten ihn durchsuchten desto mehr Angst bekamen sie. Nacheinander entdeckten sie zwei Kleinkaliberpistolen, ein Messer, ein paar Wurfsterne und einen Schlagring. Dem vorwurfsvollen Blick des Agenten erwiderte Hawk mit einer seiner typischen Antworten. „Was denn, ihr habt nur nach –meiner Waffe- gefragt, also nach einer und die habt ihr bekommen.“ Hawk lachte über die Agenten während sie ihn zum Treffen in den nächsten Stock brachten. „Nina es tut sich was bei mir.“ Shadow entsicherte schon einmal seine Nightfall. „Ich hab es dir doch gesagt.“ „Abwarten.“ SEELE10 saß in der Mitte des quadratischen Raumes der quasi das gesamte Stockwerk war, und das war so groß wie ein Fußballfeld. Leicht nervös musterte er diesen Mann der von seinen Agenten aus dem Fahrstuhl zu ihm begleitet wurde. Aus irgendeinem Grund lief ihm kalter Schweiß den Rücken herunter und er konnte fühlen wie sich dieses unangenehme Gefühl durch den roten Ledersessel zu verbreiten schien. Diesen Mann dort würde er auf den ersten Blick niemals für einen Profikiller halten, zumal er normale Straßenkleidung trug. Eine blaue Jeans und ein weißes Hemd erschienen SEELE10 nicht angebracht für so ein Treffen aber er war auf die Dienste dieses Herren angewiesen. „Schön daß Sie es einrichten konnten.“ SEELE10 stand auf und begrüßte seinen Gast. „Sie bezahlen, ich erscheine, das ist der Deal.“ „Ich sehe schon, Sie sind ein Mann der sofort zur Sache kommt Mister...Ähm.“ „Hawk, einfach nur Hawk. Und Ihr Name ist für mich auch irrelevant, anonyme Auftraggeber sind mir lieber.“ „Trotz allem haben Sie um ein persönliches Treffen mit mir gebeten.“ SEELE10 versuchte den Hintergrund von Hawk’s Handeln zu ergründen. „Es ist nun mal eine Seltenheit das jemand aus einem so weit entfernten Land meine Dienste in Anspruch nehmen will. Hinzu kommt noch das ich sozusagen –Kollegen- ausschalten soll.“ „Es ist zu Ihrem Vorteil Hawk, weniger Konkurrenz.“ „Konkurrenz belebt das Geschäft.“ SEELE10 mußte lachen ob dieses bissigen Kommentars. „Sei es drum, ich denke Sie wollen die Konditionen des Auftrags aushandeln. Drink?“ „Danke für mich nichts.“ SEELE10 lächelte kurz und ließ sich von dem Agenten an der Bar einen doppelten Whiskey einschenken. „Fünfzig Prozent sofort, den Rest nach Beendigung des Auftrags. Das ist doch in Ihrer Branche so üblich Hawk?“ „Ja das schon, aber ich war eher daran interessiert wieviel Sie zahlen wollen.“ „Tja, da bin ich noch am überlegen. Sie wissen über Ihre Ziele bescheid?“ „Ich schon, aber wieviel wissen Sie?“ Hawk konnte sein Grinsen nicht verbergen, er wußte daß er dem alten, ergrauten Mann so vieles Voraus hatte. „Erzählen Sie mir was.“ „Sie haben sich mit dem Profikillerteam Nummer eins in der –Weltrangliste- angelegt. Die beiden haben in wenigen Jahren mehr Auftragsmorde erledigt als Sie Millionen auf dem Konto haben.“ „Unterschätzen Sie mich nicht, ich bin sehr wohlhabend.“ „Unterschätzen Sie nicht die beiden, die sind sehr gut. Sie haben sich innerhalb eines Jahres einen Status erarbeitet für den andere ein ganzes Leben brauchen. Für das nötige Kleingeld töten sie jeden, weltweit, egal wie kompliziert es scheint denjenigen zu finden oder wie gut derjenige abgeschirmt ist. Soviel Info bekommen Sie umsonst.“ „Gut.“ SEELE10 legte ein großes Geldbündel auf den Glastisch vor Hawk, dieser hatte sich inzwischen auf das ebenfalls rote Ledersofa gesetzt. „Ich verstehe.“ „Das sind fünfzigtausend Dollar, erzählen Sie mir alles was sie wissen.“ „Über wen wollen Sie zuerst was wissen.“ „Über die Frau.“ SEELE10 trank seinen Drink aus und ließ sich einen weiteren bringen als er sich wieder in den Sessel gegenüber von Hawk setzte. „Ihr Name ist Nina, sie macht diesen Job schon seit ihrer Jugend und war schon damals eine verdammt gute Assasine. Ihre Techniken des lautlosen Tötens gingen durch die ganze –Gesellschaft- der professionellen Killer. Sie hatte sich bald einen Namen erarbeitet und da war sie noch nicht einmal volljährig. Wer vermutet schon hinter einer süßen Jugendlichen einen eiskalten Auftragskiller. Ihre Aufträge hat sie wohl immer nach ihren Moralvorstellungen ausgesucht, Mörder, Kinderschänder, Räuber, Entführer, Gewalttäter, sie hat mit dem ganzen Abschaum der Gesellschaft aufgeräumt. Später kamen korrupte Politiker und dergleichen dazu. Wenn jemand im Weg stand, sie schaltete ihn aus. Das macht sie seit nunmehr sechs Jahren.“ „Und der Mann, ihr Partner?“ SEELE10 lauschte gespannt. „Sie kennen sich wohl schon länger aber sie arbeiten erst seit knapp zwei Jahren zusammen so sagt man. In unserem Gewerbe ist er der beste Scharfschütze den Sie finden werden. Seine Fähigkeiten sind einzigartig, bei ihm kann man sagen er wurde dafür geboren. Er plant wohl auch die Aufträge und war der Auslöser für ihren raketenstartartigen Aufstieg in der –Gesellschaft-. Ihn zu erwischen wird schwer werden.“ „Kennen Sie seinen Namen?“ Ein weiteres Glas Whiskey fand seinen Weg in die Hand von SEELE10. „Shadow, glaube ich.“ „STORMBRINGER?“ SEELE10 ließ das Glas fallen welches am Boden in dutzende Scherben zersprang. „Sie kennen ihn?“ Hawk stand gleichzeitig mit seinem Auftraggeber auf und ging mit ihm zur Bar. SEELE10 brauchte erst einmal einen weiteren Drink, es folgte noch einer aber an diesem nippte er nur noch. Hawk beobachtete wie die Hände des alten Mannes zu zittern begannen. „Er war Pilot von EVA – Universal wenn ich mich recht erinnere. Er ist wie ein Tumor in der Welt. Man muß ihn herausschneiden bevor er noch mehr infiziert.“ „Wollen Sie mir mehr erzählen?“ „Nun denn…“ SEELE10 ging auf die Fensterfront zu welche zum anderen Turm zeigte, Hawk folgte ihm. „Ich hab hier was, zweiter Stock von oben.“ Shadow erhöhte die Vergrößerung um die Person genau erkennen zu können. „Shadow hinter dir.“ Nina’s Warnung kam zu spät. Drei SEELE – Agenten tauchten hinter Shadow auf und richteten ihre Pistolen auf ihn. „KEINE BEWEGUNG!“ Zwanzig Meter hinter Shadow blieben die Agenten stehen. „Nina ich habe das Ziel im Visier.“ Shadow flüsterte für die Agenten unhörbar in sein Mikro. „Da sind drei Agenten hinter dir, ich kann nicht alle ausschalten das nachladen dauert zu lange.“ Shadow’s Gedanken rasten durch seinen Kopf und er war vollkommen auf die Situation fixiert. In ihm war keine Panik oder andere ablenkenden Gefühle, er arbeitete an einer Lösung dieses Mexican Showoff. SEELE10 stand am Fenster und beobachtete die langsam untergehende Sonne. Er schwenkte seinen Whiskey im Glas und erinnerte sich an Tage die schon einige Jahre her waren. „Wissen Sie Hawk, dieser Shadow war einst eine unserer großen Hoffnungen die Menschheit zu perfektionieren, doch er konnte nicht sehen was es ihm und uns allen gebracht hätte. Er hat uns schon vor Jahren verraten, dann störte er uns wieder in unseren Plänen und jetzt das. Ich kann mir gut vorstellen daß es ein kompliziert wird die beiden auszuschalten. Ich biete Ihnen zwanzig Millionen Dollar für jeden der beiden den Sie ausschalten und nochmals zwanzig Millionen wenn Sie beide erledigen.“ Hawk stand gut drei Meter links von SEELE10 und musterte den alten Mann, er wirkte noch ängstlicher als zuvor. Er nahm eine Schachtel Zigaretten aus seiner Hosentasche und zündete sich einen der weißen Glimmstengel an. Das Hawk rauchte war selten aber jetzt brauchte er diese Art der Entspannung. „Das ist das wohl höchste Kopfgeld das mir jemals geboten wurde. Ich bin geneigt ihr Angebot anzunehmen aber ich brauche etwas Bedenkzeit.“ „Wie lange?“ „Schwer zu sagen.“ *Wo bist du jetzt Nina? Bist du da draußen wie du mir versprochen hast? Du weißt das jeder seinen Preis hat und das Angebot hier grade ist der Hammer. Ob ich dich und deinen Liebhaber erwischen könnte? Komm schon enttäusch mich nicht.* „Nina ich habe ihn im Visier, jetzt oder nie.“ „Du wirst draufgehen.“ Nina versuchte irgendeine Möglichkeit zu finden Shadow zu retten. „Paß auf, das ist der Plan. Ich schalte das Ziel aus, du mußt zeitgleich den Typen hinter mir ausschalten. Nimm den in der Mitte das dürfte der Gruppenführer sein.“ „Und dann?“ Von ihrem Standpunkt aus konnte Nina nichts unternehmen, würde sie sich bewegen dann würden die Agenten sie sofort entdecken. „Ich nutze die Sekunde der Verwirrung und springe über die Dachkante. Fallschirm auf und abgesegelt wie geplant.“ „Keine Alternativen Shadow?“ „In ein paar Minuten wimmelt es auch auf deinem Dach vor Agenten. Uns läuft die Zeit davon.“ „Gib mir den Countdown.“ „Von drei auf eins und dann Schuß auf –Feuer-.“ „Fang an.“ Nina nahm den Agenten hinter Shadow ins Visier. „Drei.“ Shadow beruhigte seinen Atem, schätzte die Windstärke ein und ließ das Fadenkreuz auf sein Ziel gleiten. „Was sollen wir tun?“ Die Agenten hinter Shadow wußten nicht genau wie sie auf die Situation reagieren sollten, es waren allesamt Frischlinge. „Funk den Chef an.“ „Und was machen wir mit ihm?“ „Wenn er sich bewegt schießt ihr.“ „Sicher, ich meine muß das wirklich sein.“ Der Agent hielt seine Pistole noch verkrampfter. „Hey das ist unser Job, ich sag jetzt dem Chef bescheid.“ Der Agent in der Mitte griff an sein Funkgerät um seinem Vorgesetzten zu sagen was er entdeckt hatte. „Zwei.“ Shadow’s Zeigefinger wanderte zum Abzug. „Glauben Sie an etwas Hawk?“ SEELE10 schwenkte den Whiskey im Glas und betrachtete die goldgelbe Flüssigkeit im Licht des Sonnenunterganges. „Ich glaube daran daß ich irgendwann der Beste bin.“ „Dann kommt Ihnen dieser Auftrag ja gerade recht.“ Der alte Mann lächelte selbstsicher. „Ist eigentlich nicht mein Stil meine Gegenspieler umzulegen um aufzusteigen.“ „-Eigentlich- bedeutet daß Sie wohl diesmal darüber hinwegsehen werden.“ „Darf ich fragen woran Sie glauben?“ Hawk sah ihn von der Seite an und versuchte diesen Kerl einzuordnen. „Daran das Geld immer noch die treibende Macht auf dieser Welt ist, und das man diese Macht nutzen sollte. Was nutzt einem alle Macht der Welt wenn man nicht gewillt ist sie einzusetzen, sie zu nutzen für das was die Welt braucht.“ „Und was braucht die Welt?“ „Eine starke Hand die sie führt. All die Menschen da unten, mit ihrem kleinen, beschränkten Denken und ihrer eingeschränkten Sichtweise. Sie würden nie verstehen warum diese Entscheidungen getroffen werden müssen, sind unfähig das Gesamtbild und das Größere hinter alledem zu erkennen. Im Großen und Ganzen betrachtet ist die ganze Menschheit dumm und nur auf ihren eigenen Vorteil bedacht. Unfähig für ein gemeinsames Ziel zu arbeiten ist sie zum Untergang verdammt. Die Welt braucht Menschen wie uns um zu überleben.“ „Eins.“ Shadow’s Finger erfühlte den Druckpunkt der Waffe. Die Meldung über den Eindringling auf dem Dach hatte zuerst den Einsatzleiter des anderen Hochhauses erreicht, dieser hatte sofort Verstärkung entsandt. Nun hörte auch der andere Einsatzleiter, der sich keine zehn Meter von seinem Boss entfernt befand, über Funk was da eigentlich auf dem gegenüberliegenden Dach passierte. Als einer der erfahrenen Agenten stürmte er augenblicklich los und versuchte das Schlimmste zu verhindern. „Boss, -sofort weg vom Fenster-.“ Hawk zog im gleichen Augenblick an seiner Zigarette. „Feuer.“ In diesem Moment der absoluten Konzentration entschied sich alles. Für Shadow war Zeit in diesem Moment wirklich relativ, sie schien fast stillzustehen. Er vernahm das Aufglimmen von Hawk’s Zigarette am Rand seines Zielfernrohres als er abdrückte. Als seine Schulter den Rückstoß der Waffe abfederte hatte das Geschoß den Lauf der Nightfall schon verlassen. Nina hatte nur Sekundenbruchteile später gefeuert. Das spezialbehandelte Hartkernprojektil legte seinen Weg von knapp achtzig Metern in einer zehntel Sekunde zurück, durchdrang mühelos das gehärtete Glas und schaltete sein Ziel aus. Nina hatte nahezu synchron mit Shadow gefeuert. Was ihr in diesem Moment der Unendlichkeit Sorgen bereitete war die Gruppe Agenten die auf Shadow’s Dach gestürmt kam. Was jetzt geschah lag nicht mehr alleine in ihren Händen und Nina hoffte daß sie zusammen mit ihrem Liebsten lebend diesen Ort verlassen würde. Genau in dem Moment als Hawk einen tiefen Zug nahm durchschlug das Projektil die Scheibe. SEELE10 fiel leblos nach hinten, ein Kopfschuß hatte ihm die letzte Ruhe beschert. *Soviel dazu.* Hawk drehte sich um und ging seelenruhig in den Raum hinein um seine Waffen wieder an sich zu nehmen, dieses Treffen war wie er erhofft hatte vorzeitig beendet. Als sich sein Schuß gelöst hatte konnte Shadow das Projektil von Nina’s Waffe über seinen Kopf hinwegpfeifen hören. Er verlor keine Zeit, ließ seine Nightfall los und sprang vom Boden auf. Während die beiden verbliebenen Agenten hinter ihm noch ihren getöteten Gruppenführer ansahen machte Shadow den ersten Schritt Richtung Hochhauskante, zeitgleich wanderte seine linke Hand in Richtung seiner feuerbereiten MK23. Er hörte Nina’s Warnung über Funk daß hinter ihm eine Gruppe von mindestens acht Agenten im Anmarsch war. Immer noch wie in Zeitlupe machte er den zweiten Schritt, im selben Moment löste er mit der rechten Hand die Haftmine von seinem Gürtel und ging etwas in die Hocke. Shadow sprang mit dem rechten Bein von der Kante ab und versetzte seinen Körper in eine Linksdrehung. Mit aller Kraft warf er die Haftmine in Richtung der Agenten und brachte seine Pistole in Anschlag. Als er eine halbe Drehung vollführt hatte zielte Shadow auf die Mine die sich inzwischen auf Höhe der beiden Agenten befand. Er drückte ab und traf die Mine welche dadurch zur Explosion gebracht wurde. Der Feuerball hüllte das halbe Dach ein, die Druckwelle fegte die Agenten vom Dach und erreichte auch Shadow der sich schon wieder umgedreht hatte. Jetzt gab es nur noch einen Weg, abwärts. Als Nina sah wie Shadow absprang stand sie auf, als ihn die Druckwelle erreichte und fast vierzig Meter in ihre Richtung schleuderte rannte sie los. Nina sprang und konnte sehen daß der Rucksack von Shadow brannte. Ihr Gewicht verlagerte sie nach vorne um schneller als Shadow zu fallen. Sie hatte den halben Weg zu ihm zurückgelegt als der immer noch brennende Fallschirmrucksack an ihr vorbeiraste, auch konnte sie sehen das er immer noch in Richtung des Daches schoß um Agenten, die überlebt haben könnten, in Schach zu halten. Als Nina ihn endlich erreichte war es schon fast zu spät. Sie ergriff Shadow’s ausgestreckten Hände, zog ihn zu sich und wartete diesen endlosen Moment bis er sich an ihr festhielt, dann zog sie die Reißleine und hoffte das Beste. Durch den Ruck den der graue, runde Fallschirm beim Öffnen auslöste verlor Shadow fast seinen Halt und das obwohl er sich mit beiden Armen und Beinen an Nina festklammerte. Der Boden kam immer näher und unter ihnen konnte Shadow das Glasdach des Gartens nur zu deutlich sehen. „Wir sind zu schnell!“ „Ich weiß Shadow aber was willst du machen.“ So gut es an Nina hängend ging lud Shadow seine Pistole nach, zielte grob auf das Glas unter ihnen und schoß das Magazin leer. Das Glas splitterte und verschaffte ihnen einige wenige Meter mehr. Als sie gemeinsam in das Grün der Bäume eintauchten verfing sich der Schirm in der Baumkrone und Shadow verlor den Halt. Er stürzte nach unten, stark gebremst von Ästen und Blattwerk, die jedoch unfähig waren sein ganzes Gewicht zu tragen. Die letzten zwei Meter legte er im fast freien Fall zurück und landete auf dem weichen Erdboden. Dutzende kleine Splitter der Scheibe, die er zerschossen hatte, bohrten sich millimetertief in seinen Rücken und ließen ihn vor Schmerzen laut aufschreien. Nina hörte den Schrei und es jagte ihr einen eiskalten Schauer den Rücken hinunter. Sie empfand es als grausam Shadow’s tiefe, sanfte Stimme so gräßlich entstellt zu hören, und sie litt mit ihm. Sich vom Fallschirm loszuschneiden war weitaus einfacher als den Baum runterzuklettern, und als sie Shadow endlich erreichte lag er mit schmerzverzerrtem Gesicht regungslos auf dem Rücken. Sie rannte zu ihm, kniete sich neben ihm hin und hielt seine Hand. „Shadow, sag was, SAG WAS!“ Nina hatte Angst um ihn. „…weg…“ Shadow flüsterte kaum hörbar. „Was?“ „Wir…müssen…weg…“ Unter großer Anstrengung drückte Shadow Nina’s Hand. Nina ergriff Shadow’s Arm und zog ihn zu sich hoch. Wieder verließen Schmerzenslaute seine Kehle und Nina konnte erkennen wie sehr er sich anstrengte sie zu unterdrücken. Sie nahm seinen linken Arm um ihre Schulter und unterstützte ihn beim Laufen so gut sie konnte. Die einhundert Meter bis zum Auto sollten für Shadow eine Höllenqual werden doch bedeutete jeder Schritt ein weiteres Stück näher an der Freiheit. Nina öffnete die Beifahrertür und setzte Shadow in den Wagen, stieg ihrerseits ein und fuhr los. Als sie nach wenigen Minuten den Highway erreichten hatte Shadow auch wieder genug Konzentration gesammelt um Nina auf ihre Fragen zu antworten. „Bist du soweit ok?“ „Ich versau mir grade die Sitze.“ Shadow’s sarkastische Antwort bezog sich auf die Rinnsale der vielen kleinen Schnitte in seinem Rücken. „Ist das deine einzige Sorge?“ „Nein, beide Nightfall sind weg.“ Shadow wollte sich ein Lächeln abringen doch er konnte nicht. „Wenn du jetzt noch meine Fahrkünste kritisierst läufst du nach hause.“ Wegen dieser Antwort mußte Shadow fast kurz lachen, dann husten und leise stöhnen denn die Schmerzen waren fast unerträglich. Nina schlängelte sich derweil durch den Abendverkehr, sie wollte so schnell wie möglich nach hause. Misato betrat ihre Wohnung in Neo Tokio zwei und vernahm einen würzigen Duft. Es war ihr recht daß jemand kochte denn der lange Tag bei NERV hatte sie geschlaucht und auf die Abschlußbesprechungen, die es jeden Freitag gab, hatte sie nie wirklich Lust. Sie warf ihre rote Jacke im Vorbeigehen auf das Sofa im Wohnzimmer und ging weiter in die Küche. Shadow stand am Herd und kochte das Abendessen. „Ich weiß ja das du spät kommst Misato, aber –so spät-?“ „Willst du damit auf irgendwas anspielen?“ Misato stand hinter Shadow und legte ihren Kopf auf seine linke Schulter. „Wie könnte ich denn. Und, hat dich Ikari wieder mit seinen stundenlangen Monologen gelangweilt?“ „Du kennst ihn ja. Sag mal was wird das?“ Misato ließ ihre Hände über Shadow’s Arme gleiten bis sie seine Hände erreichte und sanft umschloß. „Reis mit Hackfleischsoße, und zwar eine schön würzige.“ „Da fehlt bestimmt noch Pfeffer.“ „Wenn du meinst.“ Von Misato’s Händen geführt griff Shadow nach dem Pfefferstreuer und verlieh der Soße die nötige Schärfe, die andere Hand rührte mit dem Quirl alles unter. „Ich hab dich vermißt Misato.“ Shadow genoß diesen Moment der Zweisamkeit. „Ich dich auch, diese Übung hat viel zu lange gedauert.“ „Ich war doch nur fünf Tage weg.“ „-Nur-, Shadow?“ Misato gab seine Hände wieder frei. „Ich gebs zu, ich habe es auch kaum ausgehalten.“ Misato lächelte, strich Shadow’s lange Haare beiseite und küßte ihn sanft im Nacken um dann kurz im Bad zu verschwinden. Derweil deckte Shadow den Tisch und nahm drei Bier aus dem Kühlschrank. Es war alles angerichtet und Penpen war ebenfalls versorgt als Misato frisch geduscht in ihrem Freizeitoutfit Platz nahm. Alle aßen mit Appetit aber die verteufelt scharfe Soße mußte von allen mit reichlich Flüssigkeit verdünnt werden. „Ist gleich acht.“ Shadow stellte die Teller in den Abwasch und räumte schnell die Küche etwas auf. „Stimmt, wir wollten ja was kucken, Sofa?“ „Sofa.“ Beide gingen ins Wohnzimmer, klappten das rote Sofa aus und warfen ein Dutzend Kissen in die Mitte um es sich dann richtig gemütlich zu machen. Shadow schnappte sich schnell drei Kissen und eroberte die Fernbedienung. Währenddessen war Misato immer noch damit beschäftigt sich an Shadow zu kuscheln. Sie legte ihren Kopf auf Shadow’s Brust und kraulte seinen Bauch, er legte daraufhin seinen rechten Arm um Misato. Beide hatten sich auf einen Spielfilm geeinigt der schnelle Autos und hübsche Frauen enthielt. Die paar Minuten bis zum Anfang nutzte Misato um Shadow etwas über die letzte Woche auszufragen. „Erzähl Shadow, wie war’s?“ „Och du kennst das ja, immer irgendwie das gleiche.“ „Ich will aber mehr wissen.“ Misato sah ihn mit ihrem Schmollmund an. „Hat dir wieder keiner was gesagt hä. Egal, die haben mich eine Kampfübung machen lassen, Zweck war es in Feindesland einen Absturz zu simulieren. Ich sollte Kontakt mit dem Kommandoposten herstellen, Befehle empfangen und mich dann schleunigst verdrücken. Daß das ganze aber nicht nur ein Orientierungsmarsch wird hatte ich mir schon gedacht. Jedenfalls haben mich die Jungs eine Ausrüstung zusammenstellen lassen und mich ins Einsatzgebiet geflogen. Kontakt herstellen war kein Problem das habe ich noch am ersten Tag gemacht und da war es mir auch klar worauf das hinauslief. Sie haben mir den Auftrag gegeben einen feindlichen General auszuschalten und mir dann den Abholpunkt gegeben. Ich wußte schon warum ich all meinen Kram eingepackt hatte.“ „Was für Kram?“ „Wir sind ja alle da mit Sensoren an der Kleidung und Infrarotwaffen rumgerannt. Nun und da sie mir die freie Wahl gelassen haben bin ich natürlich mit einer MK23 und einer AWM losgezogen.“ „Du und dein Fable für Scharfschützengewehre.“ „Der Brüller war das sie mir das Zeug erst nicht geben wollten.“ „Und wie hast du es dann bekommen?“ Misato sah zu ihm hoch. „Ich hab mich einfach eine halbe Stunde per Videoübertragung mit Ikari angeschwiegen bis Fuyutsuki leise zu ihm gesagt hat –nun gib ihm doch endlich was er will-.“ Shadow grinste. „Und hast du ihnen in den Arsch getreten?“ „Was glaubst du.“ Shadow sah ihr tief in die Augen. „Hat überhaupt einer überlebt außer dir?“ „Nein. Und als die Einsatzleitung nach meinen Koordinaten gefragt hat um mich rauszuholen habe ich die Tür von ihrem Feldstützpunkt aufgemacht.“ „Hast du dich von deiner fiesesten Seite gezeigt was. Oh psst der Film fängt an.“ Gemeinsam sahen sie den Film und Misato konnte nicht anders als immer, wenn knapp bekleidete Frauen das Bild betraten, auf Shadow zu schielen und seine Reaktion einzuschätzen. Als der Film vorbei war schaltete Misato den Fernseher aus und rutschte etwas höher um, halb auf Shadow liegend, intensiver mit ihm zu kuscheln und ihm verführerisch in die Augen zu blicken. „Ich hab irgendwie Hunger auf Nachtisch Süßer, was ist mit dir?“ Misato’s Blick verriet was sie wollte. „Kommt drauf an, müssen wir dafür das Sofa verlassen?“ „Nicht unbedingt.“ Shadow versuchte sich erst gar nicht zu wehren und ergab sich Misato’s fester Umarmung während er ihre vollen Lippen kostete. Das beste daraus machend wanderte Shadow’s rechte Hand unter das gelbe Shirt von Misato während seine andere Hand ihren Hintern streichelte. „Ist schon viel zu lange her Shadow, das letzte Mal.“ „Finde ich auch, wie habe ich die Woche nur ohne dich ausgehalten.“ Als sich Misato’s Hände auf den Weg zu Shadow’s Hose machten hatte er ihr schon das Top ausgezogen… Shinji suchte Misato in der ganzen Wohnung und fand sie auf dem Balkon. Sie hatte sich im Liegestuhl gesonnt doch es war schon spät geworden. Während Shinji seine Ersatzmutter beobachtete bemerkte er welch seligen Gesichtsausdruck sie hatte. Das sie auch ein wenig sabberte mutmaßte Shinji über das was sie träumte, verwarf den Gedanken aber schnell wieder und entschloß sich Misato zu wecken. Er stupste sie gut ein Dutzend Mal an bis Misato ihn mit verträumten Augen ansah. „Hey Shinji.“ „Du bist eingeschlafen.“ „Laß mich raten, Essen ist fertig?“ Misato stand langsam auf. „Wir warten nur noch auf dich.“ Shinji rang noch mit sich ob er die Frage stellen sollte. „Was hast du?“ Misato erkannte das Shinji etwas beschäftigte. „Ich frage mich nur was du geträumt hast.“ „Von Shadow habe ich geträumt, wieso fragst du?“ „Ok, mehr –will ich nicht wissen-.“ Shinji ging wieder rein. „Wieso das denn?“ Shinji stand in der Tür und drehte sich kurz zu Misato. „Weil ich’s nicht wissen will, -zuviel Information-.“ Dann ging Shinji in die Küche. Nachdenklich blickte Misato in den Sonnenuntergang, sie dachte an Shadow und ihren Traum der langsam in ihrem Gedächtnis verblaßte. *Verrückter Traum, aber irgendwie schön. Hätte es so werden können, du und ich gemeinsam, ein seltsames Paar. Wenn du mir von dem was du gewußt hast erzählt hättest ich hätte es dir ausgeredet. Wäre es dann so gekommen? Warum meldest du dich nicht mal. Kannst du dir nicht vorstellen das es auch andere Menschen gibt denen du wichtig bist, die wissen wollen ob es dir gut geht? Was du jetzt wohl machst und wie es dir geht?* Die letzten Meter bis zu ihrer Unterkunft zu fahren war für Nina unerträglich denn sie fuhr langsam um nicht unnötig aufzufallen. Sie lenkte den Skyline in die Einfahrt, stieg aus und half Shadow beim Aussteigen. „Gleich geschafft.“ Wieder stützte sie ihn auf dem Weg in das Haus. Die Tür wurde aufgeschlossen und beide stürzten fast hinein. Shadow setzte sich mitten im Wohnzimmer falsch herum auf einen Stuhl und legte sich auf die Lehne, das entspannte seinen Rücken und die Schmerzen ließen minimal nach. „Bring mir was Hochprozentiges Nina.“ Aus der Küche holte Nina eine Flasche Whiskey, gab diese Shadow und ging dann in das Schlafzimmer um aus dem Schrank ein großes Erste-Hilfe-Set zu holen. Als sie wiederkam hatte Shadow die Flasche schon geöffnet und trank einen großen Schluck. Der Alkohol brannte in seiner Kehle und sein Mund wurde etwas taub doch das lenkte von dem Inferno auf seinem Rücken ab. Nina nahm sich einen anderen Stuhl und setzte sich hinter ihn, zerschnitt die Kleidung, entfernte sorgsam alle Splitter, stillte die Blutungen, schlußendlich verband sie alles. Shadow trank derweil immer wieder vom Whiskey, es betäubte den Schmerz zumindest etwas und er spürte die Pinzette die in den Wunden nach Splittern suchte nicht mehr. Als Nina fertig war legte sie ihren Kopf auf Shadow’s linke Schulter und flüsterte leise in sein Ohr. „Tu das nie wieder Shadow.“ „Was?“ „Mir solche Angst zu machen.“ Shadow legte seinen Kopf an den Nina’s und sanft streichelte er mit seiner linken Hand über ihr Gesicht. „Ich versuche es, versprochen.“ Nina löste sich von Shadow und sah ihm tief in seine dunkelgrünen Augen. Sie konnte den Alkohol in seinem Atem riechen doch das war ihr jetzt egal. Nina wollte jetzt nur eins und sie konnte in Shadow’s Augen sehen daß er das gleiche wollte, Erlösung in einer zarten Berührung ihrer Lippen. „Entschuldige Nina.“ Shadow schob sie von sich weg, stand auf und lief so schnell er konnte zum Bad. Fast bekam Nina die Badezimmertür ins Gesicht geschlagen als sie Shadow folgte. Sie konnte hören wie der die Tür verschloß, den Toilettendeckel hochriß und sich übergab. Mit dem Rücken an der Tür ließ sich Nina zu Boden sinken und sah zum Tisch auf dem die fast halbleere kleine Flasche Whiskey stand. *Du hast noch nie viel vertragen. Auf Partys hast du immer gesagt das du mein Fahrer bist und deshalb nichts trinken würdest, selbst wenn diese Partys bei uns zuhause waren.* Nina ließ den Kopf hängen und atmete tief durch. „Shadow geht’s dir gut?“ „Den Umständen entsprechend.“ *Erst war es Han mit seinem Anruf, jetzt der Alkohol. Langsam glaube ich da ist eine höhere Macht die nicht will das wir zusammenkommen.* Geduldig wartete Nina bis Shadow sich seinem Mageninhalt entledigt hatte, brachte ihn ins Bett und stellte für alle Fälle noch eine Schüssel daneben. Diesmal wartete Nina nicht bis Shadow eingeschlafen war sondern schmiegte sich gleich an ihn um sanft seinen Bauch zu streicheln. Das gefiel Shadow, es entspannte ihn und der Würgereiz war nicht mehr so stark. Die Welt um ihn drehte sich immer noch wenn er die Augen schloß doch irgendwie gelang es ihm trotzdem einzuschlafen was letztendlich wohl an Nina’s Fürsorge lag. Seine Träume waren in dieser Nacht die Reflexion des letzten Tages und in seinem Traum da schaffte Shadow es Nina zu küssen. Er sollte diesem Traum am nächsten Tag noch lange sehnsüchtig hinterher blicken. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)