Project Reunion von Shadow_Lunatale (Eine T.I. Aftershowparty) ================================================================================ Kapitel 9: Es hört niemals auf ------------------------------ Am folgenden Tag standen Nina und Shadow schon recht früh auf. Nach einem ausgiebigen Frühstück beluden sie den Skyline mit vielen Taschen und begaben sich auf eine lange Reise. Um ihr nächstes Ziel zu erreichen, SEELE07, stand ihnen als erstes eine fünfstündige Autofahrt bevor. Nina sah aus dem Fenster und betrachtete die Regentropfen an der Scheibe, an diesem Tag war Neo Tokio zwei verregnet als wäre die Stadt traurig wegen dem was sie taten. Sie ließ ihre Gedanken schweifen und sah Shadow, der sich vollkommen auf das Fahren konzentrierte, ab und zu mit einem sehnsüchtigen Blick von der Seite an. Nina wünschte sich das Han damals nur zehn Sekunden später angerufen hätte, es wäre so vieles anders gewesen. *Ist vielleicht besser so, nachher kommen wir in eine Situation in der er sich entscheiden muß und dann gehen wir beide drauf. Oder irre ich mich und er empfindet doch nichts für mich. Normal ist das jedenfalls nicht das er sich nicht traut auch nur das Geringste zu sagen und das bei den Einblicken die ich ihm ermögliche. Obwohl, er ist so kompliziert da ist das noch das Normalste an ihm. Ach Papa ich habe es dir damals geschworen und es Shadow jetzt einfach so zu sagen wäre gegen alles an das ich glaube. Irgendwann, wenn wir unseren perfekten Moment haben, da wirst du dich schon trauen mein schwarzer Engel.* Nach gut zwei Stunden klarte der Himmel auf, schlußendlich erreichten sie ihr Ziel bei strahlendem Sonnenschein. Shadow parkte den Wagen auf einem Parkplatz in der Nähe eines kleinen Schreines. Es war ein sehr abgelegener Ort an den sich kaum jemand verirrte und jetzt mitten in der Woche fuhr hier sowieso niemand entlang. Beide stiegen aus und als erstes legten sie die großen Rucksäcke an. Es folgten einige Taschen mit der restlichen Ausrüstung, alles natürlich in militärischen Tarnfarben der Bundeswehr. Shadow verschloß sorgfältig den Wagen und begab sich unter Zuhilfenahme von Nina’s einzigartigem Orientierungssinn auf einen fast dreistündigen Marsch durch die hiesigen Waldlandschaften. Als sie doch schon etwas geschafft ihr Ziel auf den Meter genau erreichten standen sie am Waldrand auf einem sanft ansteigendem Hügel. Vor ihnen befand sich eine Talsenke in dessen Mitte sich ein großes, dreistöckiges, herrschaftliches Anwesen mit Flachdach, erbaut aus roten Ziegeln befand. Im Umkreis von über einem Kilometer stand kein einziger Baum mehr und aus sehr verläßlichen Quellen wußten sie daß auf dem gerodeten Gelände überall Minen, Selbstschußanlagen und Fallen installiert waren. Es war eines der Zufluchtshäuser von SEELE. Gut zweihundert Meter vor ihnen war das gesamte Gelände mit einem Zaun umgeben, vermutlich stand dieser unter Strom um ungeliebte Besucher und Tiere fernzuhalten. „Wann hat Han gesagt trifft unser Ziel hier ein?“ Shadow fing an die Sachen auszupacken und das Zweimannzelt aufzubauen. „In den nächsten zehn Tagen. Er kannte zwar den genauen Ort aber leider nicht die genaue Zeit, nur den ungefähren Zeitraum.“ „Egal, ich kann warten.“ Nina öffnete den Waffenrucksack und packte ihr Arbeitsgerät aus. Es war ein Barett M82 A1, ein schweres, halbautomatisches Scharfschützengewehr. Sie hatten sich ganz schön abgemüht dieses sechzehn Kilo schwere Monster bis hier her zu schleppen. Die angebrachte Optik war sehr groß und ermöglichte auch auf hohe Distanzen ein präzises Zielen, die Munition im Kaliber 12,7x99mm brachte die nötige Feuerkraft. Die Energie welche hinter dieser Patrone steckte war so groß das eine Mündungsbremse vorne am Lauf angebracht war. Dieses pfeilförmige Bauteil lenkte die austretenden Explosionsgase nach hinten um und reduzierte somit den Rückschlag. Feuert man ohne Mündungsbremse bricht man sich unweigerlich das Schlüsselbein aber auch mit rund siebzig Prozent weniger Rückschlag war das immer noch keine sehr angenehme Sache. Da Shadow immer noch mit dem Aufbauen der ganzen Ausrüstung beschäftigt war schnappte sich Nina einen Klappspaten und grub sich erstmal eine Stellung in den Waldboden in der Nähe des Waldrandes. Das Blätterwerk tarnte sie optimal, nicht einmal wenn man wüßte daß sie da sind würde man etwas sehen können. Als dann alles aufgebaut war zogen sich beide ebenfalls flecktarnfarbene Gefechtsbekleidung an welche sie schon trugen als sie die Panzerhaubitze manipulierten. Als nächstes aßen sie etwas, es waren Feldrationen. „Scheint dir ja zu schmecken.“ Nina grinste als sie sah wie schnell Shadow aß. „Muß ja, hab keine Alternativen. Und komm ja nicht auf die Idee das ich dir hier mitten im Wald am Arsch der Welt ein Steak brutzele.“ „Ich sage ja nicht das es schlecht ist, ich mutmaße nur das du es nicht schlecht findest mal nicht kochen zu müssen.“ Shadow rollte mit den Augen, unter anderem auch um davon abzulenken das er sich ertappt fühlte. Nach dem sie gegessen hatten machten sich beide die letzten Sonnenstrahlen ausnutzend auf den Weg mehrere Bewegungssensoren um ihre Position herum zu verteilen, so würden sie rechtzeitig gewarnt werden sollte sich jemand nähern. Auf dem Rückweg mußten sie schon ihre Nachtsichtgeräte verwenden, die geschlossene Wolkendecke ließ kein Mondlicht auf den Waldboden durchdringen und so war es wirklich stockfinster. Wieder im Zelt angekommen mußte Nina nicht lange warten bis auch Shadow wieder da war. Sie machten das Sensorennetz bereit und verkrochen sich dann in ihren Schlafsäcken in der Hoffnung noch etwas Erholung zu finden. „Wann fangen wir morgen an Nina?“ „Denke mal um sechs wäre eine gute Zeit.“ „Soll ich die erste Wache übernehmen?“ „Ok, kann ich länger schlafen. Nacht Shadow.“ „Nacht Nina.“ Am nächsten Morgen wurde Shadow pünktlich um halb sechs vom Vibrationsalarm seines Handys geweckt. Als erstes öffnete er den Laptop und prüfte das Sensorennetzwerk. Da nichts Bedenkliches verzeichnet war nahm Shadow das Scharfschützengewehr das zwischen ihm und Nina lag, verließ das Zelt und ging in Stellung. Die Nacht war nicht sehr kalt gewesen und der Wald hielt die Wärme des Vortages recht gut so das Shadow in seiner Stellung liegend nicht fror. Er hatte eine bequeme Scharfschützenmatte ausgebreitet denn hier würde er abwechselnd mit Nina im Sechs-Stunden-Rhythmus die nächsten Tage, vielleicht sogar Wochen, verbringen. Schon bald ging die Sonne rechts von Shadow auf. Sie hatten ihre Position so gewählt das sie niemals gegen die Sonne schießen mußten, ein großer Vorteil zumal sie das Risiko minimierten, durch die Reflektion der Fernglaslinsen entdeckt zu werden. Shadow spionierte das gesamte Anwesen aus, es schien wirklich noch niemand vor Ort zu sein. Er nutzte die Zeit und machte sich einige Notizen von denen er dachte daß sie später vielleicht nützlich sein könnten. Zudem vermaß er etliche mögliche Schußentfernungen mit einem Laserentfernungsmesser. Da Shadow es gewöhnt war lange in einer Stellung zu liegen kam es ihm auch nicht wie eine Ewigkeit vor bis sich kurz nach halb zwölf etwas im Zelt regte. Verschlafen steckte Nina ihren Kopf aus dem Zelt. „Morgen Nina, nicht gut geschlafen?“ „Nicht wirklich, kennst mich doch.“ Nina gähnte herzhaft. *Oh ja, nur zu gut.* Ihre erste Mahlzeit vorbereitend, es waren natürlich Feldrationen, beobachtete Nina Shadow wie er so vollkommen regungslos dalag, fest auf sein Ziel konzentriert und ohne das kleinste Anzeichen das er daran Zweifeln würde daß das was sie taten das Richtige war. „Dein Essen ist fertig Shadow. Siehst du jetzt habe ich mal für dich gekocht.“ Nina grinste ihn an während sie ihn förmlich aus der Stellung schubste. „Danke?!“ Etwas verwirrt ging Shadow zum kleinen Grubenfeuer und begann zu essen. Als er fertig war führte Shadow weitere Tarnmaßnahmen durch. Er baute mit Zweigen und viel Geduld einen Sichtschutz um das Lager, selbst eine kleine behelfsmäßige Latrine hatte er bedacht. Als Shadow dann um sechs Uhr abends die nächste Wache übernahm ging Nina gleich wieder ins Zelt um die wenigen Stunden zum Schlafen zu nutzen. In der nächsten Nacht schlich sich Shadow im Wald um das Anwesen herum und installierte im Schutz der Dunkelheit drei kleine Bewegungsmelder an der einzigen Zufahrtsstraße. Es war mit dem Alarmsystem gekoppelt und würde sie zuverlässig warnen wenn jemand die Straße entlang fahren würde. Im Gesamten betrachtet sprachen Nina und Shadow kaum ein Wort miteinander, nur in der wenigen Zeit wenn sie abwechselnd aßen wechselten ein paar Wortfetzen die Seiten. Das alles ging so weiter bis Shadow am dritten Tag eine Frage stellte die selbst Nina, die es eigentlich gewohnt war so etwas von ihm zu hören, sehr verwunderte. „Hört es jemals auf Nina?“ Shadow sah von seiner Ration auf und erwartungsvoll in ihre Richtung. „Was meinst du?“ Nina lag in der Stellung ohne ihren Blick abzuwenden. „Die Gefühle, die Bilder, die Gedanken…über all das…was wir machen.“ „Es hört niemals auf Shadow, niemals. Man gewöhnt sich an die Gefühle, die Bilder verblassen und die Gedanken verlieren sich in der Zeit doch ob es endet…nein nicht in diesem Leben und vielleicht nicht einmal im nächsten.“ „Hm, ist das so.“ Shadow wirkte bedrückt und Nina spürte das auch ohne hinsehen zu müssen. „Bereust du daß du dich so entschieden hast?“ „Nein!“ Diese Antwort gab Shadow sehr energisch und mit viel Nachdruck in der Stimme. „Warum?“ „Ich habe meine Gründe.“ „Hm, ist das so.“ Der Unterton in Nina’s Stimme verriet worauf sie hinaus wollte, Shadow reagierte jedoch nicht darauf. In den folgenden Tagen wurde diese Richtung der Unterhaltung nie wieder eingeschlagen. Als am Abend des dritten Tages ein Helikopter landete lag Shadow gerade in der Stellung. Nina hörte das Geräusch und erwachte aus ihrem leichten Schlaf. Sie glitt aus dem Zelt und legte sich neben Shadow, griff sich das Fernglas und beobachtete das Haus. Da der schwarze Helikopter zu kreisen schien wagte Nina einen verstohlenen Blick nach rechts. Nina konnte erkennen wie sich Shadow’s Körper entspannte. Sein Atem wurde ruhiger und seine Muskeln arbeiteten mit unglaublicher Präzision. Jeder Bewegung seines Zieles folgend hatte Shadow jetzt nur noch ein Ziel, das erledigen von SEELE07. *Du bist so anders wenn du kämpfst Liebster. So ruhig das man denken könnte du bist tot, präziser als ein Schweizer Uhrwerk, nicht die geringste Bewegung. Es könnte eine Handgranate neben dir explodieren und du würdest trotzdem dein Ziel nicht aus den Augen verlieren.* Nina sah auf Shadow’s rechte Hand, sein Abzugfinger war ausgestreckt, das M82 hatte er schon entsichert. *Dein Finger ist deine Sicherung, das hast du einmal zu mir gesagt als du sämtliche Waffen entsichert im Wagen verstaut hast. Bist das wirklich du, mein Shadow der Gedichte schreibt und sie mir abends vorliest. Du der mit mir stundenlang einkaufen geht und dem dabei nie das Lächeln vom Gesicht weicht. Wann bist du so geworden? Habe ich das aus dir gemacht? War es Mireille? Oder warst du innerlich schon immer so, tief in deiner Seele? Wenn du doch nur den Mut finden würdest mir das zu sagen was jeder andere so offensichtlich sieht. Ich würde dich glücklich machen, und sei es nur für eine Nacht.* Nina’s Blick wanderte wieder zum Hubschrauber der zur Landung ansetzte. Shadow war vollkommen konzentriert. Jederzeit hätte er mit einem Schuß in die Turbine den Helikopter zum Abstürzen bringen können aber das Risiko, das die Zielperson überleben würde, war zu groß. Im gleichen Moment als der Heli aufsetzte spannte sich Shadow’s rechter Zeigefinger an. Seine Atmung wurde noch einen Tick langsamer und ruhiger. Sein Geist war frei von allen störenden Gedanken und selbst sein Herz schlug langsam und gleichmäßig. Er kannte das nötige Abzuggewicht des Gewehres genau und er war nur einen Bruchteil davon entfernt. Eine Person stieg aus, das Zielfernrohr wanderte auf den Kopf um das Gesicht zu erkennen. Gleichzeitig sprach Shadow leise mit Nina. „Entfernung tausendzwohundertfünfzig, Vergrößerung zwanzig.“ Nina’s Blick senkte sich auf die Tabelle vor ihr und auf den kleinen, digitalen Windmesser den sie am Waldrand plaziert hatten. „Drei Mils hoch, eins links. Ist daß das Ziel?“ „Nein, aber wenn er aussteigt will ich nicht warten müssen.“ Noch vier Personen, alle in teure Anzüge gekleidet und mit Sonnenbrillen ausgestattet verließen den Helikopter um dann gemeinsam in dem Gebäude zu verschwinden. „Er war nicht dabei?“ Shadow sicherte die Waffe und verließ diese anstrengende Art der angespannten Entspannung. Nina sparte sich die Frage ob er sich sicher sei oder vielleicht gezögert hatte, zu viel hatten sie zusammen durchgemacht. Shadow hatte selbst dann nicht gezögert als ein Mädchen von nicht einmal vierzehn Jahren eine scharfe Waffe auf Nina gerichtet hatte um den Tod ihres Vaters zu rächen. „Also weiterhin warten. Was denkst du Shadow?“ „Ich denke daß das ein Vorauskommando war welches die Lage erkunden soll und daß unser Ziel bald auftauchen wird.“ *Und das du selbst hier draußen nicht auf dein Rosenparfüm verzichten kannst.* „Gut, ich geh wieder schlafen.“ Beide verfielen wieder in den gewohnten Rhythmus ihrer Sechs-Stunden-Schichten. Am nächsten Morgen wurde Shadow gegen halb Zehn von einem ohrenbetäubenden Knall geweckt. Seine erste Handlung war sich den Gehörschutz, welcher neben seinem Bett lag, aufzusetzen. Sekundenbruchteile später ertönte der nächste Schuß. Als er das Zelt verließ drückte Nina zum vierten Mal ab. Feiner Staub wirbelte auf und die Druckwelle spürte Shadow am ganzen Körper. Nach sieben Schüssen was alles vorbei. Die letzten drei Treffer hatte sich Shadow mit dem Fernglas angesehen, makellose Körpertreffer, das war auf die Entfernung das Beste. Zwei tote Körper lagen an der Limousine, fünf auf der Treppe zum Haus. „Und wieder einer weniger.“ Nina stand in anbetracht der gelungenen Beseitigung von SEELE07 mit einem zufriedenen Gesichtsausdruck auf. „Und, hat’s Spaß gemacht?“ „Ich weiß ich sollte so etwas nicht sagen Shadow, aber, ja, irgendwie schon. Aber was ist jetzt mit der –Beweismittelbeseitigung- von der du gesprochen hast?“ Nina sah ihn fragend an. „Laß das mal meine Sorge sein.“ Shadow griff nach einem Sattelitentelefon weil in dieser entlegenen Gegend kein Handy Empfang hatte. Ein kurzes Gespräch später begann Shadow seelenruhig alles zusammenzupacken. Nina stand sprachlos daneben und wollte ihrer Entrüstung Luft machen. „Sag mal…“ „Reg dich nicht auf sondern hilf mir lieber alles zusammenzupacken und zu verschwinden, wir haben nicht viel Zeit. Vertrau mir einfach.“ Einen Knopfdruck später existierten die Bewegungsmelder, die sie um das Lager verteilt hatten, und die Sensoren an der Zufahrtsstraße nicht mehr. Die eingebauten Sprengladungen hatten sie soweit zerstört das die Geräte keine brauchbaren Hinweise mehr liefern würden. In einem atemberaubenden Tempo vernichteten die beiden jeden Hinweis der auf ihre Anwesenheit hier hindeuten könnte. Nina sammelte gewissenhaft die leeren Patronenhülsen auf. Sie würde diese in eine Schublade in ihrem Zimmer legen, dort wo sich schon einige andere verschiedensten Kalibers befanden. Jedes Mal wenn Nina jemanden mit einem Scharfschützengewehr ausschaltete hatte sie die Angewohnheit die Hülsen in der Schublade zu verstauen. Warum sie das tat wußte sie selbst nicht so genau, doch sehr genau wußte sie daß wenn Shadow das auch machen würde es wohl schon eine Kisten mit Hülsen wäre, eine sehr große Kiste. Auf dem Rückweg trug Shadow das Gewehr und einen Großteil der Ausrüstung, er wußte genau wie schmerzhaft sieben Schuß mit einem Kaliber 50 – Gewehr war, und auch wenn sie versuchte es sich nicht anmerken zu lassen erkannte er nur zu gut wie sehr Nina die Schulter weh tat. Ein Klingeln ließ beide stoppen und Shadow ging an das Sattelitentelefon. „Ja?.. Ist gut, danke nochmals. Und auch wenn ich es schon oft gesagt habe, Mireille ist wirklich eine bemerkenswerte Frau. Danke für die Hilfe.“ „Wer war das?“ „Unsere Hilfe… Und Mireille’s Ehemann. Nina du solltest deine Schulter für den Rest der Woche schonen, ach und noch etwas, geh in Deckung.“ Als Shadow sich hinter der Hügelkuppe, die sie gerade passiert hatten, hinlegte tat es ihm Nina gleich. Sie wollte schon fragen warum sie das machten als knapp drei Kilometer entfernt eine laute Explosion zu hören war. „Was zur Hölle?“ Nina sah abermals fragend zu Shadow welcher selbstzufrieden grinste. „Das war eine –fehlgeleitete- Kurzstreckenrakete die normalerweise zur Bekämpfung von Flugzeugträgern eingesetzt wird. Du wolltest doch alle Beweise verschwinden lassen oder?“ „Ja aber –so- drastisch? Und wer verdammt kommt an so etwas ran?“ „Mireille’s Ehemann.“ „Ist der beim Militär?“ „JSSDF um genau zu sein. Er hatte auch noch eine Rechnung mit den alten Bastarden offen. Denk daran was wir uns geschworen haben, -Partner fürs Leben-, denkst du wirklich ich würde dich jemals enttäuschen?“ „Ähm… nein.“ Immer noch verwirrt, aber in ihrer Sichtweise von Shadow sichtlich bestätigt, machte sich Nina wieder auf den Weg zum Wagen. Am Skyline angekommen konnte Shadow nicht anders als den Wagen kurz nach Sprengsätzen oder anderen verstecken Fallen abzusuchen. Vier Tage lang hatte er den Wagen nicht im Blickfeld gehabt und es war diese schon fast paranoide Vorsicht die ihm, und Nina, das Überleben sicherte. Als er nichts fand öffnete er das Fahrzeug und verstaute die Ausrüstung. Nina sank auf dem Beifahrersitz zusammen und rieb sich die rechte Schulter. Den Schmerz würde sie noch die ganze Heimfahrt spüren und vielleicht sogar noch etwas länger. Während sie nach hause fuhren sprach Shadow ein Thema an das ihn die letzten Tage oft beschäftigt hat. „Nina, ich würde dich gerne um einen Gefallen bitten.“ „Noch einen? Wird das jetzt zum Dauerzustand, das mit den –kleinen Gefallen-?“ Es amüsierte Nina. „Nicht –so- etwas. Nein, könnten wir eine Person ausfindig machen, nur um zu wissen wie es ihr geht.“ „Oh oh, ich habe da so ein Ahnung worum es gehen könnte. Ok sag schon wer ist es?“ „Mana Kirishima.“ „Es ist also etwas wegen Mireille. Ihre Schwester?“ „Ihre Tochter.“ Shadow klang ernst und gefaßt während er den Skyline die langen, geschwungenen Straßen entlang führte. „Etwas das du ihr versprochen hast?“ „Sie hat mich nur darum gebeten ein Auge auf sie zu haben.“ „Fühlst du dich dazu verpflichtet das zu tun Shadow?“ „Ja, irgendwie schon.“ „Ich verstehe. Mal sehen was sich machen läßt. Wenn wir das hier hinter uns haben, bestimmt.“ „Ja, dann ganz sicher Nina.“ Mit einem sanften Lächeln fuhr Shadow nach hause, unterbrochen nur von einem kleinen Zwischenstop an einem Fast Foot Restaurant. „Gönnen wir uns was Nina?“ „Hm, JA!“ Nina sprang aus dem Wagen, rannte in den Laden und rief Shadow lachend ein „Du bist viel zu langsam“ zu. Satt und zufrieden kamen sie zuhause an. Dank Han war der Kühlschrank gefüllt so das sie sich keine Sorgen machen brauchten was es heute Abend zu essen geben würde. „Ich geh mich etwas entspannen Shadow.“ „Ich auch.“ In der Sprache der beiden hieß daß, das Nina eine sehr ausgiebige Dusche mit anschließender Körperpflege über sich ergehen lassen würde. Shadow hingegen nahm sich sein Waffenreinigungsgerät und begann das M82 zu zerlegen. Nach einem sehr abwechslungsreichen Abendessen verschob selbst der sonst so gewissenhafte Shadow den Abwasch auf den nächsten Tag, duschte ausgiebig und fand im Bett neben Nina, die schon träumte, innerhalb von Sekunden Zugang zu einem sehr erholsamen Schlaf. „Diese Todesfälle werden immer ominöser.“ Neben SEELE01 leuchteten nur noch drei weitere Monolithen. „Die eingesetzten Mittel bedeuten daß dieser Killer enorme Mengen an Geld und Einfluß besitzt.“ SEELE10 ergänzte den Gedankengang. „Die Überwachung der Wohnung der –üblichen Verdächtigen- hat keinerlei Ergebnisse erbracht.“ SEELE11 hatte die Wohnung von Misato überwachen lassen. „Ich denke es ist Zeit meinen Plan vorzustellen.“ Alle konnten das höhnische Grinsen spüren das SEELE03 jetzt aufgesetzt haben mußte. „Erklären Sie, wir sind für jeden Vorschlag offen.“ SEELE01 blickte in die geschrumpfte Runde, er war langsam wirklich verzweifelt. „Hi Shadow, komme ich Ungelegen?“ „Niemals Han, komm rein.“ Shadow öffnete die Haustür komplett um seinen alten Freund reinzulassen. „Ich mach grade nur etwas sauber.“ Das Staubtuch in die Küchenspüle werfend ging er zum Kühlschrank um zwei Dosen Cola rauszunehmen. „Wie geht es Nina?“ Han setzte sich an den kleinen Tisch in der Mitte des Wohnzimmers und griff dankbar nach dem gekühlten Getränk das ihm Shadow anbot. Es war ein heißer Nachmittag. In den letzten Tagen brannte die Sonne unerbittlich auf Neo Tokio drei und die Stadt schien in eine Art Hitzestarre zu verfallen. Alles ging langsamer als sonst, sogar die Uhren schienen fast stehenzubleiben. „Sie liegt auf dem Balkon und sonnt sich etwas.“ „Das war nicht das was ich meinte Shadow.“ „Es ist drei Tage her das wir den letzten erledigt haben. Ihre Schulter hat sich schon lange wieder erholt aber das ist irgend etwas, keine Ahnung was, aber sie ist irgendwie –anders- seit dem letzten Mal. Da ist etwas das sie mir nicht erzählen kann…oder will.“ „Ihr habt beide Geheimnisse voreinander.“ „Stimmt auch wieder.“ Shadow trank einen kräftigen Schluck, die eisige Kälte ließ ihn frösteln. „Ich weiß nicht ob es jetzt so gut ist aber…“ „Du hast den nächsten gefunden.“ „Ja.“ Han senkte seinen Blick und wirkte deprimiert. „Ist schon gut, das ist unser Job. Anderes Thema, wie geht es dir und Suki?“ „Ganz gut, die Beziehung wächst und gedeiht. Ist irgendwie beruhigend zu wissen daß da jemand ist der auf einen wartet. Du willst sicher auch wissen wie es Misato und den Kindern geht habe ich recht?“ Shadow nickte nur. „Also, mal abgesehen davon das sich Shinji ständig eine von Asuka fängt ist alles eigentlich ganz normal…“ „So wie ich die beiden kennengelernt habe ist selbst das normal.“ Han unterhielt sich ein paar Stunden mit Shadow über viele Dinge und langsam kehrte ein leichtes Lächeln auf das Gesicht von beiden zurück. Den Abend verbrachten die drei bei einem guten und reichhaltigen Essen damit wieder einmal das zu planen wofür sie hier waren. Wie der Tag zuvor als sie den Plan ausgearbeitet hatten war es sehr sonnig. Nina und Shadow trugen zweckmäßige, schwarze Kleidung. Es war später Nachmittag und die Stadt begann sich wieder abzukühlen. Das Industriegebiet in das sie fuhren war größtenteils verlassen und lag am Meer. Han hatte einen Tipp bekommen das sich SEELE03 hier heute mit einem Kunden treffen wollte und so eine Gelegenheit konnten sich die beiden einfach nicht entgehen lassen. Während sie langsam zwischen rostigen Lagerhallen und Kränen, die lange nicht mehr benutzt wurden, entlangfuhren konnte Nina mit ihren Bedenken nicht mehr zurückhalten. „Mir gefällt das nicht Shadow?“ „Was genau meinst du?“ „Alles hier, der Ort, das sich der Typ nach so einem Feuerwerk mit dem sich sein Kollege verabschiedet hat so schnell wieder raustraut. Das kommt mir reichlich seltsam vor.“ „Denkst du das ist eine Falle?“ „Vielleicht Shadow, aber es gibt nur eine Möglichkeit das rauszufinden, und die gefällt dir genauso wenig wie mir.“ Shadow seufzte leise, er wußte genau was Nina meinte. Neben dem weißen Schornstein einer alten Fabrikanlage hielten sie an. „Sechzig Meter bis zur Plattform, dürfte die beste Position hier sein. Ziehen wir’s durch Nina?“ Erwartungsvoll blickte Shadow ihr in die Augen. „Klar, wenn nicht jetzt wann dann?“ Nina stieg aus und legte ihre Ausrüstung an. Eine schwarze Schutzweste mit mehreren Taschen für Magazine und Ausrüstung, ihre schallgedämpfte MP5 und eine vollautomatische Pistole der Firma Glock waren ihr vollkommen genug. Shadow befestigte ein schwarzes Holster an seinem rechten Bein und plazierte dort seine kleine Maschinenpistole, eine MP7 von Heckler und Koch, die in etwa wie eine Uzi aussah, nur moderner. Zusätzlich befestigte er an seinem linken Bein mit einem identischen Holster seine MK23. Seine AWM warf er auf den Rücken und machte sich daran, auf den Turm zu steigen während Nina begann sich mit leisen, fließenden Bewegungen ihrem Ziel zu nähern. „Ich bin in Position, wie weit bist du?“ Shadow sprach leise in das kleine Mikrofon vor seinen Lippen. „Fast da. Kannst du den Platz gut einsehen?“ „So gut es geht. Besser wird es nicht werden. Du mußt ihn identifizieren wenn es nicht anders geht.“ Nina schlich durch einige Lagerhäuser. An diesem Ort war alles schon lange verlassen. Hier und da waren Grafitti oder auch die Spuren von jugendlichem Vandalismus zu sehen. Mit kontrollierten Bewegungen schlich sie durch das Zwielicht welches dutzende Rostlöcher in den Hallen erzeugten. *Mir gefällt das ganz und gar nicht. Irgendwas hier paßt nicht in das Bild.* Langsam glitt ihr Kopf vor eines der Fenster so das Nina einen Blick auf das Geschehen außerhalb werfen konnte. „Ich habe hier zwei Wagen, sie bewegen sich in deine Richtung. So wie es aussieht halten sie bei den Containern in rot fünf.“ „Verstanden.“ Nina rief sich den Plan, wie sie das Industriegebiet aufgeteilt hatten, wieder in das Gedächtnis und machte sich auf den Weg. „Sir, es verläuft alles nach Plan. Die Zielperson wurde im Zielgebiet gesichtet und bewegt sich zum Treffpunkt.“ Der schwarze Anzug des Mannes war mindestens genauso teuer wie die Maschinenpistole in seiner rechten Hand. „Sehr gut. Weitermachen.“ *Wenn wir den Killer damit ausschalten können lohnt es sich sicher vor Ort zu sein.* Ein Lächeln breitete sich auf dem Gesicht von SEELE03 aus während die schwarze Limousine auf den Platz einbog der von aufeinandergestapelten Containern regelrecht eingemauert war. „Ich kann sie nicht mehr sehen, kein Schußfeld. Du mußt das erledigen.“ Shadow klang besorgt. „Habe ich mir fast gedacht.“ Leise setzte Nina ihren Weg fort. Die Halle, in der sie sich befand, war geradezu riesig. Es war wohl vor nicht allzu langer Zeit eine Halle für schwere Industriemaschinen gewesen, davon zeugten die massiven Betonfundamente und die gut einen Meter breiten Pfeiler die in regelmäßigen Abständen die Decke aus Stahlplatten stützten. Hier und da standen noch einige Maschinen, teilweise schon ausgeschlachtet, in der Halle. Nina stieg eine Leiter hoch um die oben liegenden Fenster zu erreichen welche zum Innenhof und damit auch zu ihrem Ziel führten. Durch die dreckigen Fenster fiel fahles Sonnenlicht was die Halle nicht sonderlich erhellte. Oben angekommen wischte Nina den Schmutz von einem der Fenster und blickte nach draußen. Dort standen zwei schwarze Wagen, sonst war weit und breit nichts zu sehen. Aus dem Fahrzeug das ihr näher stand stieg ein älterer Mann aus, jedoch nicht alt genug um die Zielperson zu sein. Aus seinem Kleidungsstil und seiner Art sich zu bewegen mutmaßte Nina das er Amerikaner war. Kurz darauf stieg ein viel älterer Japaner aus dem anderen Wagen. Nina benutzte ihr Fernglas und identifizierte einwandfrei ihre Zielperson. „Ich habe ihn.“ Langsam senkte Nina das Fernglas und hob ihre MP5. Der Mann stand gut einhundertzwanzig Meter entfernt, was für so eine Waffe schon eine enorme Entfernung darstellte. Als sie anlegte und ihren Atem beruhigte verstand Nina endlich was hier nicht stimmte. Nichts stimmte, niemand der wußte daß er gejagt wurde würde sich am hellichten Tag hier treffen wo es für einen Attentäter so viele Möglichkeiten gab sich zu verstecken. Nirgends war eine Wache zu sehen, keine Bodyguards waren mit aus dem Wagen gestiegen. Und die Tür die Nina geöffnet hatte um die Halle zu betreten hatte nicht gequietscht. In anbetracht des Zustandes der Halle müßte die Tür so zugerostet sein das sie sich hätte kaum öffnen lassen. Weil sie sich dem bewußt wurde wußte Nina genau was sie tun mußte als sie schnelle Schritte hörte. In einer schnellen Bewegung wirbelte sie herum und stellte ihre Waffe auf Vollautomatik. „Da oben, auf der Brüstung!“ Der Agent der Nina entdeckt hatte wurde sofort von einem Feuerstoß zu Boden gestreckt. „Sir, wir haben die Zielperson.“ Ein anderer Agent meldete über Funk seinem Boss. „Gut, ausschalten, mit welchen Mitteln auch immer. Ich will das Sie mir seinen Kopf bringen.“ SEELE03 saß wieder in seiner Limousine und lauschte dem Schauspiel. „Sir, es sieht so aus als wäre es eine Frau.“ „In dem Fall, laßt den Kopf dran und bringt mir den ganzen Körper.“ „Ja Si…“ Mehr konnte er nicht sagen, das Funkgerät wurde durch einen Treffer zerstört. Nina rannte an das andere Ende der Brüstung, dabei immer wieder Feuersalven in Richtung der Angreifer abgebend. Am Ende angelangt sprang sie ab, rutschte an einem Rohr, das sie grade noch zu fassen bekam, nach unten und rollte hinter eine der großen Säulen. Die paar Sekunden die sie hatte bevor die Deckenbeleuchtung eingeschaltet wurde nutzte Nina um ihre Waffen nachzuladen. *Toll, -jetzt- bin ich ein wirklich gutes Ziel.* Drei Agenten, die sich mit zu viel Mut nach vorne gewagt hatten wurden von einer Salve aus der Glock niedergemäht. Ein weiterer Feuerstoß in Richtung der geöffneten Rolltore stoppte den Strom von neuen Agenten, wenn auch nur kurz. „Shadow, das ist eine Falle. Verschwinde von hier, -SOFORT-. Das ist ein Befehl den ich dir als Vorgesetzte gebe.“ „Verdammt Nina, was ist da los?“ Shadow hatte Mühe seine Stimme unter Kontrolle zu halten. „Man hat uns reingelegt, uns alle. Wahrscheinlich auch Han. Verschwinde von hier.“ „Ich komme dich da rausholen.“ „Vergiß es Shadow, es sind einfach zu viele.“ Ein weiterer Feuerstoß schickte einen Agenten ins Nirwana. „Meine Bedingung für unsere Partnerschaft war das du dich an meine Befehle hältst und das –war- ein Befehl. Hast du mich verstanden?“ „Ja…“ „Also raus hier, ich will nicht daß du auch draufgehst. Ich mach jetzt Schluß.“ Nina riß sich das Headset vom Kopf und überflog schnell ihre Restbestände an Munition. *Viel ist es ja nicht, aber glaubt ja nicht daß ich es euch so leicht mache. Ich nehme so viele von euch Bastarden mit in die Hölle wie ich nur kann.* Unter der Deckung einer gezielt geworfenen Handgranate rollte sich Nina hinter den nächsten Pfeiler und führte ihren ungleichen Kampf fort. Shadow riß die AWM hoch, warf sie mit dem Tragegurt auf seinen Rücken und verließ den Turm schnellstmöglich. Am Skyline angekommen warf Shadow das Gewehr auf den Rücksitz. Mit kalten Augen und einem versteinertem Gesichtsausdruck starrte er auf den Fahrersitz. Er hörte das Gewehrfeuer, Pistolen und Granatexplosionen. Dort, nicht einmal fünfhundert Meter weit weg von ihm kämpfte Nina um ihr Leben und er stand hier und konnte nichts dagegen tun. All seine Fähigkeiten als Scharfschütze waren hier vollkommen wertlos. Mehrere Sekunden konnte Shadow sich nicht rühren bis ein Gefühl in ihm vollkommen dominierte, Haß. Es füllte ihn vollkommen aus und er warf mit einer solchen Wucht die Fahrertür zu das der gesamte Wagen wackelte. „Scheiß auf die Befehle.“ Shadow öffnete den Kofferraum und griff sich die Typ IV+ - Schutzweste. *Du genau weißt was du jetzt tust oder?* Es war sein logisches Denken das sich mit der Stimme von Mireille bei ihm meldete. Eine Eigenheit, vielleicht auch eine gewisse Schizophrenität, die sich seit der Trennung von Evangelion Universal entwickelt hatte. „Ich bin mir dessen bewußt.“ Shadow diskutierte gerne mit sich selbst. *Du bist dir bewußt das sie sterben wird, genauso wie du.* „Und wenn schon.“ Viele Magazine und auch weitere Ausrüstung wurden in einen schwarzen Rucksack geworfen, seine MK23 tauschte er gegen eine weitere MP7. *Warum akzeptierst du nicht das Unausweichliche und verschwindest einfach.* „Ich glaube nicht an Schicksal und Vorbestimmtheit, ich habe meine Zukunft selbst in der Hand.“ Mit einem Sturmgewehr auf dem Rücken rannte Shadow los. *Warum tust du das? Du kannst sie nicht retten.* „Doch ich kann, für die Frau die ich liebe kann ich alles, wenn ich nur daran glaube. Und jetzt hör auf mit mir zu diskutieren, du weißt genau das ich nicht auf dich hören werde.“ *Wie kann dir dein logisches Denken da widersprechen.* *Verdammt, fast keine Munition mehr.* Ein weiterer Feuerstoß und eine schnelle Rolle hinter die nächste Säule verschafften Nina wieder ein paar Sekunden. *Letzte Granate.* Vier Agenten wurden von ihr in den Tod gerissen. *Die Tür da hinten, Tod oder Rettung?* Nina’s Blick wanderte auf den Nebeneingang der Halle. Drei Agenten mit schweren Ganzkörperpanzern erschienen in ihrem Blickfeld. Die Feuersalve aus der MP5 traf den ersten genau auf der Brust, der Agent zuckte kurz als die dicke Schutzweste alle fünf Treffer auffing und erwiderte seinerseits das Feuer. Nina ging so gut es ging hinter der zerschossenen Säule in Deckung, ihr Blick wanderte wieder auf die Tür. *Kein vorbeikommen an denen, jetzt oder nie.* Einhundert Meter trennten sie von ihrem Schicksal, und als würde Gott höchstpersönlich über sie lachen öffnete just in diesem Moment ein Agent die Tür. *Das war es, aus, ende.* Die eine Sekunde zwischen diesem Gedanken und der Tatsache das sie die Panik des Agenten bei der Tür erkannte war ausreichend um die Situation in vollem Umfang zu begreifen. *Shadow!* Eine Granatenexplosion sprengte die eilig geschlossene Stahltür aus den Angeln und erschlug den Agenten der sie zuhielt. Alles lief wie in Zeitlupe denn nur einen Augenblick zuvor hatte sich ihr Körper darauf eingestellt zu sterben. Durch den grauschwarzen Rauch der Explosion sah Nina etwas, ein rotes Band. Shadow sprang durch das klaffende Loch in der Wand, er hatte in jeder Hand eine MP7 und streckte eine Gruppe vollkommen überraschter Agenten nieder noch bevor er den Boden berührte. Beim ersten Kontakt mit dem harten Betonboden rollte sich Shadow sofort nach links ab und ging hinter den Überresten einer alten, großen Drehmaschine in Deckung. Nina verschoß ihre letzten Magazine um Shadow Deckung zu geben während er die letzten Meter in ihre Richtung sprintete. Kugeln schwirrten um ihn herum und pfiffen wie tödliche Wespen. Die letzten drei Meter schlidderte er über den Boden bis er hinter einem Pfeiler knapp zwanzig Meter von Nina entfernt endlich wieder dazu kam zu atmen. „Munition?“ Shadow sah mit erstem Blick zu Nina während er begann die Maschinenpistolen nachzuladen. Nina hob ihre Waffen, das Zeichen das sie nichts mehr hatte. Shadow sicherte schnell die beiden MP7 und warf sie Nina zu welche sie geschickt auffing. Dann nahm er den Rucksack ab, nahm schnell die drei Großraummagazine heraus und warf dann ebenfall den Rucksack zu Nina. In den paar Sekunden die das alles dauerte hatte Nina die vorrückenden Agenten immer wieder mit Feuerstößen bestrichen um sie unten zu halten. „Körperpanzer.“ Nina deutete in die Richtung, der Feuerstoß leerte ein weiteres Magazin und erwischte einen Agenten am Hals. „Halt das Fußvolk unten und überlaß die mir.“ Shadow griff sein Sturmgewehr, ein H&K G36 mir dem unter dem Handgriff angebrachten Granatenwerfer AG36. Er öffnete das Granatenrohr nach links, griff sich eine der vierzig Millimeter-Granaten von der Rückseite seines Granatengürtels und lud diese. Das Leitervisier auszuklappen konnte er in der Halle sparen, die Entfernungen waren zu gering. Als Nina die Agenten mit einer Brandgranate, die ihr Shadow mit dem Rucksack zugeworfen hatte, ablenkte lehnte er sich aus der Deckung, zielte und feuerte die Granate ab. Der gepanzerte Agent wurde genau in der Körpermitte getroffen. Der Panzer sollte solche Explosionen normalerweise überstehen, doch zerriß es den Körper in der Mitte geradezu. Seine beiden Partner blickten erstaunt auf den leblosen Körper als der zweite von ihnen zufetzt wurde. Shadow war wieder in Deckung gegangen und öffnete das Rohr vom Granatwerfer. Die leere Hülse fiel heraus und noch bevor sie den Boden berührte war Shadow mit dem Nachladen fertig. Der dritte Agent schaffte es sogar grob in Shadow’s Richtung zu feuern als auch er das Schicksal seiner Kollegen teilte. Shadow grinste als er, wieder hinter der Säule verschwunden, eine Splittergranate nachlud. Als ihn der fragende Blick von Nina traf erklärte er was da grade passiert war mit einem Wort. „Hohlladungsgranaten.“ Diese Granaten waren ähnlich einer Panzerfaust, dank eines superheißen Kupferstachels, gefolgt von einer starken Druckwelle in der Lage mehrere Zentimeter dicke Panzerplatten zu durchschlagen. „Wieso haben wir so was überhaupt.“ Nina lud nach als Shadow ein ganzes Magazin im Feuerstoß auf ihre Feinde verschoß. „Für –sowas-!“ Shadow deutete auf die drei toten Körper. Nina machte das taktische Zeichen für Stellungswechsel, gefolgt mit einer Richtung. Shadow nickte, steckte eines der einhundert Patronen fassenden Großraummagazine in sein G36 und rannte unter Dauerfeuer los. Nina fand Deckung hinter einer dicken, eisernen Kranstütze, Shadow warf sich in einen Wartungsschacht. Während Nina abwechselnd mit den MP7 schoß um die Überhitzung möglichst lange hinauszuzögern feuerte Shadow überwiegend seine Granaten ab, unterbrochen von kurzen Feuerstößen. Die Agenten wollten sich die gesprengte Tür zu Nutze machen um den beiden in den Rücken zu fallen, doch wurden sie rechtzeitig von einer gezielten Brandgranate aus Nina’s Händen gestoppt. In den wenigen Minuten die das Gefecht noch andauerte wechselten die beiden noch zweimal die Stellung, Shadow wurde währenddessen zweimal am Rücken und sage und schreibe sieben mal am Oberkörper getroffen, seine Schutzweste hielt alledem stand, doch würde es ein paar sehr große blaue Flecken hinterlassen. Shadow selbst registrierte die Treffer kaum und kämpfte dafür um so verbissener. Als das Einzige was in der Halle noch lebte zwei ausgelaugte Profikiller waren sahen sich die beiden an. Der Geruch von Pulverdampf überdeckte alles in dem Raum und das Sonnenlicht, das durch Hunderte Einschußlöcher fiel, wirkte surreal. Sie wußten beide daß es noch nicht vorbei war und als sie die Reifen der Limousine vor der Halle quietschen hörten brachte sie das wieder etwas näher an die Realität. „Skyline!“ Shadow lud seine Waffe nach und riß sich die Schutzweste vom Körper, sie würde ihn jetzt nur noch behindern. Nina griff sich den Rucksack und rannte nur wenige Zentimeter hinter Shadow zum Tor der Halle. Ein vorsichtiger Blick in alle Richtungen gab ihnen die Gewißheit daß da draußen keiner mehr war. Beide rannten mit gewohnt professionellem Fokus auf ihr Ziel zum Wagen. Dort angekommen sprang Shadow auf den Fahrersitz und startete den Wagen während Nina zeitgleich einstieg und den Rucksack auf den Rücksitz warf. Mit qualmenden Reifen brachte Shadow den Skyline schlagartig auf Maximalleistung und wendete fast auf der Stelle. Mit kreischendem Motor schoß der Wagen durch die Schluchten des Industriegebietes um am Haupttor die Limousine in Sichtweite zu haben. Nina erkannte das Fahrzeug auf dem Weg zum Highway, Shadow folgte ihrem Zielobjekt. Beiden Wagen schlängelten sich durch den Nachmittagsverkehr auf der Schnellstraße doch langsam aber sicher arbeitete sich Shadow näher heran. Nina lehnte sich aus dem Fenster und beschoß die Limousine weiter. Die Treffer hinterließen deutliche Spuren, waren jedoch nicht in der Lage durchzudringen. Als Shadow sich zurückfallen ließ und eine Ausfahrt nahm während ihr Ziel weiter geradeaus fuhr verstand Nina nichts mehr. „Was tust du da Shadow?“ „Vertrau mir, ich kenne mich hier besser aus. Der Highway ist hier nicht die schnellste Verbindung, zumindest wenn einem die Geschwindigkeitsbegrenzung egal ist.“ „Sie haben wohl aufgegeben Sir.“ Der Fahrer der Limousine konnte die Angst in seiner Stimme nicht ganz unterdrücken. „Dann haben wir noch einmal Glück gehabt. Wer hätte ahnen können daß die zu zweit sind. Und diese Menge an Agenten die sie getötet haben, unglaublich, das ändert alles. Fahren Sie so schnell wie möglich zum Flughafen, und lassen Sie meinen Privatjet bereitmachen.“ SEELE03 hatte zum ersten Mal in seinem Leben wirklich Angst verspürt. „Sofort Sir.“ Sie fuhren gut zehn Minuten bis dem Fahrer auffiel das immer weniger Fahrzeuge auf der Straße waren. Als er erkannte warum das so war da war es schon lange zu spät. Dem blauen Wagen der hinter dem Hügel auftauchte und quer auf dem Highway stand hätte er ausweichen können aber nicht der Rakete aus der Panzerfaust-3 die im gleichen Moment auf ihn zukam. Der Einschlag und die folgende Explosion der Hohlladung durchdrangen die Panzerung mühelos und sprengten den gesamten Motorblock. Die Limousine überschlug sich, landete krachend auf dem Dach und rollte mehrere Male um die eigene Achse bevor sie zum stehen kam. Der Fahrer bekam davon nichts mehr mit, er war auf der Stelle tot. Schwer verletzt und mit blutverschmiertem Gesicht kroch SEELE03 aus den Überresten des Wagens. Als etwas den glühenden Schein der Sonne von ihm nahm hob er langsam den Kopf und öffnete die schweren Augenlieder. Es dauerte einen endlosen Moment bis er erkannte wer da vor ihm stand. „Nein, nicht –Sie-!“ „Überrascht daß ich noch lebe?“ Shadow’s Stimme war voller Haß. „Warum tun Sie das?“ „Wollen sie ne’ Liste? Nein ernsthaft, weil ich sie hasse wegen dem was sie getan haben, und weil sie es verdient haben.“ „Sie…“ Der alte Mann wollte nach Shadow greifen doch hatte er keine Kraft mehr. „Ich…habe hier ein Geschenk für Sie, von Mireille.“ Shadow drückte ihm einen kleinen modellierten Eva-Universal in die Hand, dann ging er. „Was haben wir getan?“ Ihm kamen die Tränen während er auf die kleine Figur starrte. Shadow hob eine kleine schwarze Fernbedienung. „Für dich, Mireille.“ Und er drückte auf den roten Knopf. Die Tatsache daß die Menge C4-Sprengstoff, aus der der Mini-Eva bestand, ausgereicht hätte um ein Auto in die Luft zu jagen war vernachlässigbar. Auch das SEELE03 die Puppe in seinen Händen hielt machte die Auswirkungen der Explosion nicht besser oder ansehnlicher. Zumindest würde die Pathologie mal wieder Überstunden schieben müssen, dessen war sich Shadow sicher. Er stieg wortlos zu Nina in den Wagen und fuhr los. „Du blutest.“ Nina bemerkte das kleine Rinnsal das über Shadow’s linken Handrücken lief und schon den Schaltknauf benetzte. „Nur ein Kratzer.“ Nina’s Blick wanderte an seinem Arm nach oben bis sie den zerfetzten Ärmel kurz unterhalb seiner Schulter erblickte. Die Schutzweste hatte keine Ärmel um die Bewegungsfreiheit nicht zu sehr einzuschränken, manchmal ein Nachteil. Auf dem Weg nach hause sprach keiner ein Wort, nur ihr Atem beruhigte sich langsam wieder. Dort angekommen holte Nina sofort den Erste-Hilfe-Koffer und zog Shadow das Shirt aus der sich das nur widerwillig gefallen ließ. „Ist nur ein Streifschuß, noch mal Glück gehabt.“ Mit besorgtem Gesicht begann sie die Wunde vorsichtig zu desinfizieren und bemerkte auch die Blutergüsse an Shadow’s Oberkörper. Als Nina fertig war und den Verband prüfte ob er auch nicht zu eng saß blickte Shadow auf seine ausgestreckte rechte Hand. „Was ist?“ „Siehst du, die Hand fängt an zu zittern. Das war es dann wohl mit dem Adrenalin im Körper.“ Shadow sah zu Nina und blickte in ein trauriges und zugleich glückliches Gesicht. Während sie näher rückte legte Nina sanft ihre Hände um Shadow und zog ihn zu sich ran. Sie legte ihren Kopf auf seine rechte Schulter, einen Arm wanderte über seinen Rücken, der andere streichelte über sein Haar. Shadow konnte spüren wie ihre Tränen auf seine Schulter tropften und auch er begann zu weinen. Vorsichtig umarmte er Nina worauf sie ihn noch fester an sich drückte. „Wir leben noch Shadow, wir leben immer noch.“ Nina’s Stimme zitterte, genau wir ihr ganzer Körper. Die Anspannung der letzten Stunden entlud sich in den beiden und endete damit daß sie, einander immer noch in den Armen liegend, vor vollkommener Erschöpfung einschliefen. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)