Big Bad Love von _MiDoRi_ ================================================================================ Kapitel 3: ----------- Uruha kam ins Bandzimmer und blickte uns beide fragend an. "Sag mal ihr beiden, habt ihr nicht noch was vergessen? Wir sollten noch Mal kurz den Ablauf besprechen", sagte er ironisch. "Und wie war das Essen? Hab von Ruki gehört, dass euch Reita eingeladen hat..." "Tzzzz...", brummte Reita und zog einen kleinen Schmollmund. „Ähm, ja wir kommen gleich und na ja, ich hab mir dein Schminkkoffer mal ausgeliehen“, lächelte ich Uruha an, da ich wusste, dass der Schminkkoffer sein Heiligtum war. „Und das Essen war super“, fügte ich noch hinzu. Uruhas Miene verfinsterte sich schlagartig. „Ich könnte dir am liebsten den Hals umdrehen…“, giftete er mich sofort an. „Du weißt ganz genau, dass dieser Koffer mein ein und alles ist, neben meiner Gitarre natürlich“, doch er beruhigte sich schnell wieder. Er nahm sich den Schminkkoffer und packte ihn wieder weg. „Macht mal schneller ihr zwei, wir haben noch viel vor heute“, sagte er wieder mit einem Grinsen im Gesicht und ging aus die Tür hinaus. „Ist ja gut, Chef“, murrte ich und zog Reita am Arm mit. „Los Nasentanga...“ „Warte noch… meine Haare…“, sagte Reita prompt und riss sich von mir los. Schnell sprühte er ein bisschen Haarspray in seine Haare und grinste den Spiegel an. Genervt verdrehte ich meine Augen. „Mann du siehst doch hübsch genug aus.“ Ich ging Uruha hinter her, der sich schon auf zum Übungsraum machte. Ruki platzte plötzlich in die fröhliche Runde und sprang auf beiden Beinen herum. „Was habt ihr denn so lange getrieben?“, grinste er fröhlich und zwinkerte mir kurz zu. „Das geht dich nichts an, Frechdachs!“, antwortete ich und streckte Ruki die Zunge entgegen. Ich hatte zwar keine Lust auf die Besprechung, aber Augen zu und durch... "Gott ey… ihr seit ja schlimmer als Kindergartenkinder…“, seufzte Uruha und schüttelte den Kopf. Ruki kniff ihn als Dank in die Seite. Uruha wollte schon auf den Kleinen los gehen, doch ich mischte mich in das Geschehen mit ein. Schließlich wollte ich ja nicht das Ruki etwas passiert… „Wo ist eigentlich Aoi… der fehlt noch???“, fragte ich den Gitarristen, der seine Faust wieder runter nahm. „Der wollte noch mal ein paar Solos üben und anschließend was zu Essen kaufen“, sagte Uruha und blickte Ruki giftig an. „Ihr kennt ihn doch! Er ist immer drauf und dran perfekt zu spielen. Aber er wollte eh gleich wieder kommen…“ In unseren Übungsraum ging ich zu meinen Schlagzeug und hielt inne, als ich meine Drumsticks auf den Boden liegen sah. Anscheinend war jemand bei dem Zwischenvorfall vorhin drauf getreten und ja.. jetzt hatten meine lieblings Sticks einen gewaltigen Riss. „Ähm Leute“, murmelte ich leise und ließ den Kopf hängen. „Meine Sticks sind kaputt und ich hab kein Ersatz dabei.“ Ich spürte wie Ruki sich langsam zu mir drehte und ich schwer schluckte. Seine gute Laune verflog wie im Flug. „Ist das jetzt dein Ernst? Ich bin gerade nicht in Stimmung für Witze...“ „Wie du hast kein Ersatz mehr?“, fiepte Reita ungläubig auf und ich schluckte wieder schwer. Verlegen blickte ich auf den Boden. „Gomen“, seufzte ich zerknirscht. Wieder spürte ich einen stechenden Schmerz in der Seite, da mich Reita nicht gerade freundlich anstierte. „Wieso bringst du nicht mehr mit? Was sollen wir jetzt machen?! Sonst hast du dauch auch immer genug Sticks dabei? Und was ist mit deinen Fans? Gibts heute wohl keine Fangeschenke?“ Reita war kurz vorm ausrasten. Ruki verdrehte die Augen und begutachtete meine Drumsticks. „Ähm.. das mit deinen Sticks kriegen wir schon wieder hin“, sagte Ruki etwas beruhigend, da er meine zerknirschte Miene sah. Schließlich waren das meine lieblings Dinger. „Nach dem Konzert hole ich dir Tesa und wir kleben die Dinger wieder zusammen. Zwar kannst du die dann net mehr nutzen, aba als Deko reicht es, okay?“, versuchte der Vokalist mich aufzumuntern. Was für eine tolle Idee... Ich ließ den Kopf hängen. „Hab ja nicht damit gerechnet, dass die so schnell kaputt gehen“, murrte ich und sah schon, dass das Konzert in die Brüche ging. „Ähm… kannst du nicht mit Essstäbchen spielen?“, kam Ruki mal wieder auf die blendende Idee. Die Worte von ihm brauchten eine Weile bis sie richtig bei mir ankamen, doch als ich alles entnommen hatte, riss ich meine Augen auf. WIE BITTE? „Dann sagen wir es halt ab!“, meinte Reita bestimmt und legte seinen Bass zur Seite, den er gerade wieder polieren wollte. „Und was wird aus unseren Fans? Die sind bestimmt nicht so erfreut darüber“, brummte ich Reita an. Uruha schüttlte nur verzweifelt den Kopf und nahm sich einen Coke. Das kann ja noch was werden… „Dann sollen sie sich bei dir beschweren, Kai!“, meinte Reita und setzte sich auf einen Verstärker. „Hmmm…“, mischte sich Ruki ein. „Wir werden uns dann öffentlich entschuldigen. Ich denke mal das ist dann nicht weiter schlimm, oda?“ Reita schüttelte nur den Kopf und guckte mich durch dringlich an. Pah, der hat sie wohl nicht alle. Beleidigt ging ich zurück zum Bandraum wo ich genau auf die Toilette zu steuerte. „So ein Idiot“, murmelte ich und wusch mein Gesicht. Warum mussten auch jetzt die Dinger kaputt gehen. Noch schlimmer war es, dass Reita mir die ganze Schuld gab. Außerdem... gab es hier im Laden nicht irgendwelche Ersatzteile? Es konnte doch nicht wahr sein, dass alles nur wegen so ein blöden Sticks den Bach runter ging. Ich wurde aus meinen Gedanken gerissen, als Reita wie wild gegen die Tür klopfte. „Kai-chan? Lässt du mich rein?“, rief er und hörte auf mit klopfen. „Lass mich in Ruhe!“, murrte ich zurück. Ich hatte jetzt echt keine Lust auf seine Moralpredigt. „Komm schon, machs mir nicht so schwer, bitte…“, flehte der Bassist. „Wenn hier einer es schwer macht dann bist du es.“ Ich merkte selber wie meine Laune immer mehr den Tiefpunkt erreichte. „Hm.. Na gut…“, sagte Reita entschlossen und ich hörte wie er den Raum verließ. Seufzend saß ich nun auf der Toilette und betrachtete die geflieste Wand. Vielleicht sollte ich doch mit Essstäbchen spielen? Nach einer Weile kam Reita wieder in den Raum und rief meinen Namen. „Komm doch bitte endlich raus! Wir müssen jetzt ein Konzert spielen!“, doch ich rührte, geschweige antwortete nicht. „Kai! Verdammt! Jetzt komm raus!“, jammerte Reita und irgendwie musste ich doch ein wenig schmunzeln. „Kein Bock“, seufzte ich. „Außerdem hab ich keine Drumsticks mehr.“ „Aber ich hab welche, verdammt!“, brummte Reita und trat vor die Tür. „Jetzt beweg deinen Arsch hier raus und spiel!“ Genervt verdrehte ich die Augen und kam endlich wieder raus. „Woher hast du denn welche…“, doch mein Satz blieb mir im Hals stecken. „Reirei“, quiekte ich fröhlich auf und nahm die Sticks in die Hand, die Reita zu mir hielt. „Die wollte ich schon immer… oh man Rei… ich liebe dich.“ Ohne zu überlegen nahm ich den Bassisten in den Arm und betrachtete mit breitem Grinsen meine neuen Sticks. Sie waren schwarz mit klein verzierten Einkerbungen. „Was…?“, sagte Reita etwas schockiert, doch aus Reflex umarmt er mich zurück. „Ich hab einfach… ach egal… lass mich los, okay?“, sagte er prompt und ließ mich wieder los. Plötzlich ging die Tür auf und ein Ruki kam rein, dessen Gesichtszüge entgleisten. „Was ist denn hier los…“, sagte Ruki und schluckte schwer. „Ähm… ich wollte nicht stören.“ „Oh, tut mir Leid“, murmelte ich zu Reita und ließ endlich von ihm ab. Doch irgendwie, hatte der kleine Vorfall meine gute Laune wieder hergezaubert. Grinsend ging ich an dem Klein vorbei. „Ok Leute, auf gehts! Unsere Fans warten auf uns.“ Ich ging zurück zu Uruha, der sich gerade seine Gitarre stimmte. Dann erblickte ich Aoi, der mittlerweile wieder aufgetaucht war. "Alles klar bei dir Kai?", fragte der Gitarrist und kniff mich kurz in die Seite. Ich nickte nur, verfiel aber wieder in Gedanken. Eigentlich wollte ich schon immer mit Aoi über dieses gewisse Thema reden, jedoch traute ich es mir nicht. Vielleicht würde mein bester Freund mich auslachen oder für verrückt erklären? Es reicht schon, dass Ruki davon wusste... aber... „Du Aoi…“, fing ich langsam an. „Nach dem Konzert, kann ich dann mal mit dir unter vier Augen reden?“ Aoi blinzelte mich an, nickte kurz, bevor er eine Augenbraue nach oben zog. Ich wusste zwar, dass ich gerade mit dem Fuß in die Haustür stürzte, aber ich konnte nicht mehr alles in mich hineinfressen. Ruki war nicht die perfekte Person, die ich alles anvertrauen konnte, schließlich war er ein Teil meines Problems. Dennoch brachte ich meine düsteren Gedanken beiseite und konzentrierte mich auf das bevorstehende Konzert. Mit vollen Elan und hoher Konzentration auch alles richtig zu machen, brachten wir nun unser Konzert zu Ende… Aoi machte sich im Backstagebereich auf der Couch gemütlich und trank ein Schluck Wasser. Für einen Moment schloss er die Augen, bis er dann seine Aufmerksamkeit auf mich richtete. „Kai.. Worüber wolltest du eigentlich mit mir reden?“, fragte er dann, wobei ich fast meine Wasserflasche fallen ließ. „Wir müssten in ein anderen Raum... das kann ich hier nicht mit dir bereden“, sagte ich ernst und blickte zu Reita, der schon neugierig die Augenbrauen hochgezogen hatte. „Es sollen gewisse Leute davon nix erfahren!" Sofort zog ich Aoi am Arm mit nach draußen und schlug die Tür hinter mir zu. Wir gingen in einen nahe gelegenen Raum und schlossen die Tür sofort ab. Aois ernster Blick, machte mich leicht nervös. „Hmm… Was ist los?“ Ich schluckte kurz schwer. War es wirklich richtig was ich da tat oder würde ich es später bereuen? Aber es lag mir schon sehr oft am Herzen mit ihm darüber zu reden… und da ich mit Aoi sehr dicke war, wollte ich ihm es anvertrauen. Ich wollte endlich den dicken Kloß in meinen Hals loswerden, deshalb musste ich meinen besten Freund vertrauen. „Du behälst doch das Geheimnis erst mal für dich, okay?“, fragte ich verlegen und zupfte an meinen Klamotten rum. „Ähm… natürlich“, antwortete Aoi ehrlich und sah mich auffordernd an. „Weißt du doch.“ Ich nickte nur und atmete tief ein, bis ich nun endlich meine ganzen Gedanken preisgab. „Ich hab gerade sehr viele Probleme mit meiner Gefühlswelt. Wie soll ich Anfangen…, also… ähm… ich mag… ähm Reita und Ruki sehr, aber ich kann mich echt nicht entscheiden zwischen den Beiden. Dann kommt noch hinzu, dass wir zu einer Band gehören und dann weiß ich nicht mal, wie die zwei dazu stehen… ach Mensch Aoi, ich weiß echt nicht mehr weiter…“ Frustriert ließ ich mich auf die Couch nieder, die an der rechten Wand stand. „Ohh… Kai“, seufzte Aoi kopfschüttelnd und setzte sich neben mich, wo er gleich vorsichtig einen Arm um mich legte. „Ich weiß nicht, ähm, ano… wie die beiden dazu stehen, da kann ich dir leider auch nicht weiter helfen…“, sagte Aoi mitfühlend. „Aber eins weiß ich, dich kann man echt nur lieb haben.“ Somit wuschelte mir der Gitarrist durch die Haare, doch ich ließ mich davon nicht beeindrucken und zog immer noch ein Gesicht wie sieben Tage Regenwetter. „Na ja…“, sagte Aoi prompt, als er bemerkte, dass er mit seiner Aktion nicht bei mir punktete. „Von nichts erfährst du jedenfalls nichts… Was willst du jetzt tun?“, fragte er dann wieder ernst. „Na ja“, murmelte ich. „Hab Reita ein paar Andeutungen gemacht, aber irgendwie weicht er mir immer aus. Bei Ruki weiß ich es nicht…“ Seufzend lehnte ich mein Kopf auf Aois Schulter. Irgendwie strahlte der Gitarrist eine Wärme aus, die mich ein klein wenig wieder beruhigte. Die freie Hand von ihm strich sanft über meine Haare. „Das Reirei dir ausweicht hab ich auch schon mitbekommen“, sagte Aoi und hörte nicht auf, mich weiter so sanft zu berühren. „Vielleicht solltest du ihn einfach mal fragen warum?“ Aoi zwinkerte mir kurz zu. „Du hast Recht. Ich sollte echt mal mit ihm reden.“ Somit gab ich ihm einen kurzen Kuss auf die Wange und verschwand zu den anderen. Endlich fühlte ich mich etwas besser, atmete erleichtert aus und dankte Aoi dafür, dass er sich so für mich einsetzte. Nur hoffte ich inständig, dass er auch nix ausplapperte. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)