Yesta von abgemeldet (Begehr) ================================================================================ Die Vergangenheit ----------------- ~*~Kapitel 13~*~ Als sie die Ställe betraten, begrüßte Asfaloth sie mit einem freudigen Wiehern und Neraya lief dem Wiehern nach, bis sie schließlich an Asfaltoh’s Box angekommen war, wo sie den weißen Hengst dann fröhlich begrüßte. „Alaé* Asfaloth!“, sie strich ihm sanft über den Kopf und lachte, als Asfaloth kurz aufschnaubte. „Hoffentlich verliebst du dich nicht mehr in ihn, als in mich“, neckte Glorfindel Neraya. „Sicher, ich würde ein Pferd dir vorziehen. Du hast Vorstellungen“, grinste Neraya und ergriff Halfter und Strick, welches neben der Box hang. „Darf ich?“ Glorfindel nickte lächelnd. Sie legte dem Pferd das Halfter an und führte es aus seiner Box. Liebevoll und zärtlich begann sie das Fell zu striegeln und Mähne und Schweif zu bürsten. Asfaloth wippte vergnügt mit dem Kopf und Neraya fühlte das erste Mal seit langem wieder eine beständige innere Ruhe. Während sie das Pferd putzte, ruhte Glorfindel’s Blick auf ihr, er lehnte an der Wand und staunte nicht schlecht darüber, dass Asfaloth das Procedere über sich ergehen ließ und offensichtlich großen Gefallen daran hatte. Als Neraya endlich fertig war, band sie den Hengst los und sah auffordernd zu Glorfindel hinüber: „Hast du vor hier Wurzeln zu schlagen?“ „Eigentlich nicht.“ Lächelnd führte sie Asfaloth sie nach draußen und Glorfindel folgte ihnen. Glorfindel half Neraya beim Aufsteigen, saß dann hinter ihr auf und schlang seine Arme um ihre Taille. „Ich kenne eine einsame Waldlichtung, ganz hier in der Nähe, aber dennoch weit genug entfernt, damit uns niemand stört“, hauchte Glorfindel ihr ins Ohr. „Gut, dann lass uns dorthin reiten.“ „Asfaloth kennt den Weg.“ Neraya trieb den Hengst an, welcher dann sofort losgaloppierte. Es dauerte ein wenig, bis sie die Lichtung erreichten und Neraya genoss den Wind, der durch ihre Haare wehte… Asfaloth blieb stehen und Neraya erblickte zwischen den Ästen eine kleine Waldlichtung. Glorfindel saß zuerst ab, um ihr anschließend vom Pferd zu helfen. Kaum war Neraya abgestiegen, rannte sie auf die Lichtung und drehte sich langsam im Kreis. Es war ein unbeschreibliches Gefühl, sie fühlte sich frei und fern von jeglichen Sorgen. Glorfindel hatte sich von hinten an sie herangeschlichen und sie sanft zu Boden gerungen. „Hey!“, Neraya sah zu ihm auf und lachte, als sie ihn zur Seite warf und auf den Boden drückte. „Behandelt man so etwa eine Frau?“, fragte sie grinsend. „Was willst du dagegen tun?“, entgegnete Glorfindel schelmisch. „Hmmm… Ich weiss noch nicht, aber ich werde mir schon eine Bestrafung für dich ausdenken.“ „Glaub jetzt ja nicht, dass ich Angst vor dir hätte.“ „Solltest du aber“, gab Neraya entrüstet zurück. „Ach tatsächlich?“ Mit einer geschickten und schnellen Handbewegung hatte Glorfindel sie unter sich befördert. „Wie gemein! Du weißt ganz genau, dass ich nicht so stark bin!“ Glorfindel lächelte verzückt und strich Neraya eine Haarsträhne aus dem Gesicht. Dann ließ er sich neben sie fallen und starrte in den sonnenklaren Himmel. Es vergingen Minuten der Schweigsamkeit und Neraya kam wieder der Gedanke an den Brief. Dieser Brief… Irgendetwas verheimlichte Glorfindel doch vor ihr! „Glorfindel?“ „Hm?“ „Dieser Brief beschäftigt mich…“ „Mach dir keine Sorgen, alles wird sich klären Melanin*²“ „Was wird sich klären? Ich bezweifle, dass es in dem Brief um Erpressung ging… Naja, zumindest nicht um die Erpressung Elfarion’s, denn solche Briefe erreichen immer die Person, die Ziel der Erpressung ist.“ Glorfindel seufzte leise. „Ich werde es dir erklären, wenn die Zeit dafür gekommen ist. Egal, was passieren wird, bitte vergiss niemals, dass ich dich liebe und zwar nur dich.“ Das wird ja immer durchwachsender, dachte sie sich und kräuselte leicht die Stirn. „Das werde ich nicht… Aber ich verstehe nicht, wieso du mir nicht einfach sagst, was los ist…“ „Weil ich dich nicht verletzen möchte.“ „Dann werde ich das wohl erst einmal so hinnehmen müssen…“ Glorfindel drehte sich auf die Seite, um Neraya betrachten zu können, er strich ihr zärtlich über die Wange und Neraya schloss genüsslich die Augen. Es verging einige Zeit, bis Neraya ein Rascheln vernahm und aufschreckte. „Da ist jemand“, flüsterte sie Glorfindel zu, welcher ebenfalls wachsam die Stelle beobachtete, von der das Rascheln ausgegangen war. Neraya’s Herz begann schneller zu schlagen und sie begann zu zitterten, zu tief saß noch die Angst davor erneut gefangen genommen und vergewaltigt zu werden. Dann trat ein Elb mit hellbraunem Haar an sie heran. „Ihr müsst sofort ins Schloss zurückkehren.“ Es war einer der Wachen, wie Neraya zugleich erkannte. „Was ist los? Ist etwas passiert?“, fragte Neraya besorgt. „Agarwaen hat Truppen losgeschickt, die alles und jeden morden, dem sie begegnen. Er scheint nicht sehr begeistert von den Entwicklungen zu sein“, erklärte der Elb. Neraya nickte und erhob sich. Sie waren schnell geritten und Iluvatar*³ sei Dank keinem einzigen von Agarwaen’s Trupps begegnet. Das Wetter war umgeschlagen und nun türmten sich schwarze Gewitterwolken übereinander, welche die Sonne verdeckten. Kaum hatten sie die Eingangshalle betreten, wurden sie auch schon von Laurelin und Elfarion in Empfang genommen. „Iluvatar sei Dank, euch ist nichts zugestoßen!“, Laurelin kam auf sie zugetrabt und umarmte ihre kleine Schwester liebevoll. „Natürlich nicht! Und Laurelin, du solltest in deinem Zustand nicht rennen. Das ist nicht gut für das Baby…“, erwiederte Neraya und schaute auf Laurelins inzwischen kugelrunden Bauch. Wie das wohl ist?, ging es ihr durch den Kopf. „Glaub mir, ich habe Rückenschmerzen und muss mich ständig hinsetzen, ich bin froh, wenn es endlich da ist“, beantwortete Laurelin Nerayas Gedanken. Elfarion indes unterhielt sich mit Glorfindel, sodass Neraya recht froh darüber war, dass die beiden davon nichts mitbekommen hatten. „Aber es muss auch ein sehr schönes Gefühl sein… Hm… Ich wünsche mir, dass ich irgendwann auch einmal Kinder haben werde…“ „Das sind ja ganz neue Töne von dir!“, meinte Laurelin kichernd und die beiden Männer drehten sich zu ihnen um. „Kein Wort mehr darüber!“, zischte Neraya ihrer Schwester zu. „Was ist denn so amüsant, wenn ich fragen darf?“, meldete sich Elfarion zu Wort. „N-nichts!“, schnitt Neraya ihrer Schwester zugleich das Wort ab. „Glorfindel und ich werden uns nun zurückziehen, wir… Wir haben noch etwas zu bereden.“ „Haben wir?“ „Ja, haben wir“, wiederholte Neraya mit Nachdruck. „Glorfindel? Naltariel ist heute eingetroffen“, berichtete Elfarion. „Bitte was?!“ Glorfindels Miene erstarrte vor Entsetzen. „Ja, sie freut sich dich weder zu sehen. Glorfindel? Was hast du mein Freund?“ „Nichts… Nur haltet sie bitte fern von mir.“ „Mir leuchtet zwar nicht ein warum, aber ich werde versuchen, was in meiner Macht steht.“ Glorfindels Miene schien sich wieder zu entspannen und erleichtert bot er Neraya seinen Arm an. Sie hakte sich bei ihm ein und sie schritten sie Treppen empor. „Wer ist Naltariel?“, fragte Neraya und ein ungutes Gefühl machte sich über ihr Gemüt wie ein großer Schatten breit. „Sie ist niemand.“ Wieder schien Neraya auf Granit zu stoßen und sie fragte sich allmälig, ob Glorfindel sich jemals vollständig für sie öffnen konnte. Manchmal dachte sie, sie würde ihn kennen und im nächsten Moment erschien er ihr wieder so fremd… Von draußen her hörte man tiefes Donnergrollen, dann folgte das prasselnde Geräusch des Regens, der gegen die Fenster schlug und im nächsten Moment erhellte ein Blitz den Korridor. Trotz des schlechten Wetters hatte sich eine behagliche Stimmung im Schloss breit gemacht. Neraya hatte beschlossen die neugierigen und missbilligenden Blicke der anderen Schlossbewohner einfach so gut es ging zu ignorieren. Es würde ja doch nichts bringen, wenn sie einem nach dem anderen an die Kehle sprang. Sie erreichten Glorfindels Gemach und Neraya erinnerte sich an jenen Morgen, an dem sie mit einem höllischen Kater aufgewacht und nicht mehr gewusst hatte was geschehen war. Glorfindel öffnete die große Tür und ließ ihr den Vortritt. Unsicherheit überkam Neraya und so blieb sie hilflos mitten im Raum stehen. „Setz dich“, forderte Glorfindel sie auf und Neraya setzte sich auf die Bettkante des großen Bettes. „Glorfindel?“ „Ja?“, er nahm neben ihr Platz und sah sie eindringlich an. „In der Nacht… Wo ich so betrunken war…“, sie sah ihn an und schwieg. „Nein, Neraya. Wir haben nicht miteinander geschlafen“, beantwortete er ihr die unausgesprochene Frage. Neraya schaute traurig auf ihre Hände, welche sich in ihrem Schoß befanden. „Oh… Schade…“ Glorfindel sah sie verwirrt an und schien im ersten Moment nicht zu wissen, worauf sie hinaus wollte. „Ich hätte dir gerne meine Unschuld geschenkt… Nun besitzt sie Agarwaen…“, ihre Stimme klang leise und zerbrechlich. Glorfindel legte ihr den Arm um die Schulter und zog sie zu sich heran. „Ach Neraya… Ein schweres Schicksal hat dich ereilt und du solltest versuchen nicht mehr an die schlimme Vergangenheit zu denken. Unschuldig oder nicht, das ist egal, du wirst immer meine kleine Neraya sein.“ Neraya lächelte leicht, legte ihren Kopf auf seine Schulter und schloss die Augen... *Alaé - Sei gegrüßt *²Melanin - Geliebte *³Iluvatar - Gott; Erschaffer der Welt Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)