Yesta von abgemeldet (Begehr) ================================================================================ Erwachen -------- ~*~Kapitel 11~*~ Als Neraya aufwachte, fühlte sie sich nicht mehr so miserabel, wie sie es bei ihrer Ankunft getan hatte. Langsam öffnete sie ihre Augen und erblickte die helle Decke ihres Zimmers. Eine Hand strich ihr zärtlich über die Wange und Neraya neigte den Kopf leicht zu Seite. „Ich dachte schon, du würdest gar nicht mehr aufwachen.“ „Neraya lächelte matt. „Glorfindel… Wieso? Wie lange habe ich denn geschlafen?“, leicht verwirrt versuchte sie sich aufzusetzen, doch Glorfindel drückte sie mit sanfter Gewalt wieder zurück in die Kissen. „Fünf Tage lang lagst in Fieberträumen und hast zeitweise im Schlaf geredet, dann begann das Fieber abzuklingen.“ „Fünf Tage?“, wiederholte sie etwas erschrocken. „Was habe ich denn so von mir gegeben“, wollte sie wissen, doch Glorfindel schüttelte den Kopf. „Das was verständlich war, war nichts Wichtiges und ansonsten hast du eher gemurmelt.“ Er war ein miserabler Lügner, wie Neraya feststellte und man sah ihr an, dass sie ihm kein Wort glaubte. Doch Glorfindel blieb dabei und lenkte schnell vom Thema ab: „Du hast dir einen schönen Tag ausgesucht, um wieder unter die Lebenden zu treten.“ Neraya setzte sich nun doch ein wenig auf und warf einen Blick nach draußen. Es war Mittag und die Vögel zwitscherten vergnügt ihre Lieder. Warmes Licht fiel in den Raum und Neraya bekam Lust nach draußen in den Garten zu gehen. Glorfindel, der ihre Gedanken zu erahnen schien, sah sie mahnend an. „Die Heiler sagten, wenn du aufwachst, musst du noch mindestens drei Tage lang strengste Bettruhe einhalten.“ Neraya zog eine Schnute und war sichtlich enttäuscht, dass sie nicht aufstehen und rausgehen durfte. „Schade… Dabei wollte ich mich doch nur in den Garten setzen und die frische Luft genießen…“ „Ich werde mit einem der Heiler sprechen, vielleicht macht er eine Ausnahme und du darfst morgen ein wenig raus. In Begleitung versteht sich.“ Neraya strahlte und nickte eifrig. „Das wäre schön.“ Dann dachte sie nach und legte den Kopf schief. „Darf ich dich etwas fragen?“ Glorfindel schien ein wenig überrascht, aber er nickte leicht. „Wieso bist du eigentlich noch hier? Ich meine, du bist ein Fürst, du hast ein Land zu regieren…“ „Ich habe für die Zeit meiner Abwesenheit das Regieren meinen Beratern aufgetragen. Sie wurden in Kunde gesetzt, dass sich meine Rückkehr verzögert, da ich hier noch etwas zu erledigen habe.“ „Etwas zu erledigen nennst du das also?“ Glorfindel seufzte. „Es war zu erwarten, dass du, sobald du wieder soweit genesen bist, wieder sarkastische Bemerkungen machen wirst.“ Neraya spürte, dass sie ihn ein wenig gekränkt hatte und sie bekam ein schlechtes Gewissen. „Ha garo nin naeth*, Glorfindel…“ Die Tür öffnete sich langsam und Laurelin steckte ihren Kopf durch den Spalt. „Ich denke, ich werde dich dann mal mit deiner Schwester alleine lassen“, dann stand Glorfindel auf und verschwand. Laurelin schaute ihm kurz hinterher und schloss dann die Tür. „Laurelin!“, Neraya freute sich, aber das schlechte Gewissen nagte immer noch an ihr. „Muinthel*², wie geht es dir?“ „Gut, mir ging es fast noch nie besser“, ihre Stimme bebte ein wenig, was diese Worte doch ein wenig unglaubwürdig machte. Laurelin setzte sich auf die Bettkante und grinste ihre kleine Schwester an. „Oder hast du nicht irgendetwas auf dem Herzen?“ „Oh… N-nein… Es ist alles in Ordnung“, Neraya verzog ihr Gesicht zu einem Lächeln, aber sie hatte das Gefühl, dass es eher eine Grimasse, als ein Lächeln war. „Mir kannst du alles anvertrauen, das weißt du doch.“ „Gut… Es geht um Glorfindel…“ Jetzt lag ein triumphierendes Funkeln in Laurelins Augen und Neraya hätte am liebsten einen genervten Seufzer von sich gegeben, aber sie entschied sich dazu, dass es doch besser wäre, mit jemandem darüber zu reden. Doch bevor sie weitersprach, lenkte Laurelin ein: „Er hat Tag und Nacht ein deinem Krankenbett gewacht. Manchmal kam ich rein und er lag schlafend mit dem Oberkörper auf deinem Bett, das war vielleicht ein niedlicher Anblick.“ Jetzt wurden Neraya’s Gewissensbisse noch heftiger, sie musste sich etwas einfallen lassen, um Glorfindel zu zeigen, dass ihr die Bemerkung wirklich aufrichtig Leid tat. „Er hat sich wohl ziemlich aufgeopfert…“ Laurelin nickte. „Laurelin ich habe einen Fehler gemacht… Eigentlich mehrere… Und es wundert mich, dass er überhaupt noch ein Wort mit mir spricht… Er will mir ja nur helfen und zum Dank breche ich ihm regelmäßig das Genick… Ich fühle mich so schlecht…“ Laurelin legte einen Arm um die Schulter ihrer Schwester. „Hast du dich schon bei ihm entschuldigt?“ „Ja… Aber er war trotzdem ziemlich gekränkt…“ „Kann ich verstehen, du kannst manchmal schon ziemlich verletzend und temperamentvoll sein...“ „Das weiss ich selbst auch… Ach ich weiss nicht… Ich will ja im Grund gar nicht so gemein zu ihm sein…“, sie spielte an dem Zipfel ihrer Bettdecke rum und empfand diesen mit einem Mal als unheimlich interessant. „Neraya?“ „Hm?“ „Ich glaube ich weiss, was mit dir los ist.“ „Achja?“ „Ja. Du bist verliebt.“ Neraya schüttelte heftig den Kopf. „Nein, ich bin nicht verliebt, ich mag ihn einfach, das ist alles, obwohl ich ihn anfangs loswerden wollte…“ „Du lügst, kleine Schwester. Sieh mir in die Augen sag mir noch einmal, dass du ihn nicht liebst.“ Neraya tat, wie Laurelin ihr geheißen und sprach langsam und mit ruhiger Stimme: „Ich. Liebe. Ihn.-“ Die Tür ging auf und Elfaron kam rein. „Oh, störe ich?“ Neraya, lächelte und obwohl sie sich fühlte, als würden ihre Wangen gleich Feuer fangen, bat sie ihn herein. „Nein, ganz und gar nicht, komm nur herein.“ Laurelin hatte immer noch ihren triumphierenden Blick aufgesetzt und warf Elfaron einen verschwörerischen Blick zu, was Neraya ganz und gar nicht gefiel. „Was geht hier eigentlich vor?“, fragte sie an beide gewandt, da sie merkte, dass Elfaron genau verstand, was seine Frau von ihm wollte. „Nichts.“, kam es von beiden wie aus einem Mund. „Ihr nehmt mich wohl auf den Arm! Irgendwas habt ihr doch ausgeheckt!“ Elfaron hob beschwichtigend die Hand. „Ich habe nichts verbrochen.“ „Erzähl das einem Priester, aber nicht mir!“ „Ich spreche jeden Tag mit ihm, er ist ein wirklich netter Mann“, konterte Elfaron und grinste breit. „Ihr habt euch doch beide gegen mich verschworen.“ „Nein, würden wir niemals tun“, meldete sich ihre Schwester theatralisch entrüstet zu Wort. Neraya seufzte resignierend und im selben Moment wo die Tür sich ein weiteres Mal öffnete rief sie: „JA! ICH LIEBE IHN! SEID IHR JETZT ENDLICH ZUFRIEDEN?!“ Glorfindel, welcher mit einer warmen Mahlzeit für Neraya das Zimmer betreten hatte, schien zu einer Salzsäule erstarrt zu sein. Und als Neraya Glorfindel erblickte, hatte dieser sich bereits wieder gefasst. Sie hingegen starrte ihn völlig entgeistert an und wünschte sich der Boden hätte sie auf der Stelle verschluckt. „Ich bringe dir etwas zu Essen“, meinte Glorfindel nur und stellte die Schüssel mit der warmen Suppe auf Neraya’s Nachttischchen. Neraya hatte einen Kloß im Hals und war nicht fähig auch nur ein weiteres Wort herauszubringen, zumindest nicht für den Moment und so nickte sie nur verlegen. Am liebsten hätte sie sich für immer in einen dunklen Raum verkrochen, solange sie lebte, nur um diese Schmach nicht länger ertragen zu müssen. Laurelin stand auf und auch Elfaron erhob sich. „Nun, wir lassen euch zwei dann mal alleine, ihr habt wohl eine Menge zu bereden“, meinte Laurelin dann und begleitete ihren Gatten nach draußen. „Glorfindel?“ „Hm?“ Er stand noch immer und hatte sich keinen Zentimeter mehr bewegt, seit er die Schüssel abgestellt hatte. „Was hast du mitbekommen?“ „Nichts.“ „Das stimmt nicht… Du hast ganz genau gehört, wie ich gesagt habe: Ich liebe ihn.“ Glorfindel bedachte sie mit einem warmen Blick. „Ja, du hast Recht.“ „Ich wollte nicht, dass du es so erfährst…“, Neraya seufzte leise und sah in Glorfindels blaue Augen und fragte sich, wieso sie es zuvor noch nie getan hatte. „Le melin*³…“, schnell wandte sie wieder den Blick ab und schaute erneut auf ihre Bettdecke mit den ach so interessanten Falten. „Neraya…“ „Jetzt weißt du es.“ „Neraya, bitte sieh mich an.“ Widerwillig schaute sie ihn wieder an. Er streckte seine Hand aus und berührte leicht ihr Gesicht, Neraya schloss die Augen und atmete tief ein und aus. „Gib mir Zeit…“, sagte er dann. Neraya nickte knapp und wusste nicht recht, was sie von dieser Reaktion denn nun halten sollte. „Natürlich… Ich- ich hatte jetzt auch nicht erwartet, dass du meine Gefühle teilst“, stammelte sie. Um die Situation etwas zu entschärfen, bat sie Glorfindel ihr die Suppe rüberzureichen und sofort begann sie mit vollem Eifer die Suppe zu essen. „Wirst du morgen trotzdem mit mir rausgehen?“, fragte sie zwischendurch. „Wieso sollte ich es nicht tun?“ „Ich weiss nicht… Hätte ja sein können, dass es dir unangenehm ist, jetzt, wo du es weißt.“ „Wieso sollte es mir denn unangenehm sein?“ „Hey! Das ist gemein!“ Glorfindel sah sie verwirrt an und Neraya begann zu lachen. „Das ist eigentlich mein Part! Ich stelle sonst immer die Gegenfragen!“, grinste sie ihn an. „Dein Gemüt lässt sich wohl durch nichts trüben.“ Lächelnd zerwuschelte er ihr das Haar und Neraya protestierte. „Lass meine Haare! Die sind doch schon genug verknotet!“ Glorfindel lachte laut auf und ließ von ihren Haaren ab. „Ich werde dann mal Elfaron Gesellschaft leisten, wir haben noch viel zu besprechen bezüglich Agarwaen und den Orkangriffen, die in letzter Zeit wieder stark zugenommen haben.“ Neraya nickte. „Dann sehen wir uns morgen und wehe du vergisst mich abzuholen!“ „Wie könnte ich dich je vergessen?“ Dann schloss sich die Tür und Neraya bemühte sich schnell einzuschlafen… *Ha garo nin naeth – Es tut mir leid *²Muinthel - Schwesterchen *³Le melin – Ich liebe dich Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)