Nichts in der Welt von traumherz (Liebe ist nur ein Traum...) ================================================================================ Kapitel 2: Schmerz und Liebe liegen dicht beieinander... -------------------------------------------------------- Sooo... Und wieder einmal ist es soweit: Wir haben einen neuen Part fertig. Wir wissen, dass er wieder mal sehr lang geworden ist und wir hoffen, dass euch das nicht allzu sehr abschrecken wird - schließlich wollen wir ja keine Leser vergraulen ^^' Wie auch immer, wir wünschen euch viel Spaß mit diesem Kapitel - welches erst das EIGENTLICHE erste Kapitel ist - denn das letzte war theoretisch ja der zweite Teil vom Prolog xD - und ihr wisst ja, wo der Kommi-Bereich ist. Hinterlasst uns dort doch eine Nachricht, wie euch das Kapitel gefallen hat - wir würden uns sehr freuen. Liebe Grüße und viel Spaß beim Lesen wünschen Das_Anni und Imaginary ~~~ Wieder waren einige Jahre vergangen, einen Jahrtausendwechsel hatte es auch gegeben - auch wenn dieser schon eine ganze Weile zurück lag - und so war es Anfang des Jahres 2007, als Farin durch die kühle Winterluft schritt, den Kragen seiner Jacke hochgeklappt und die Hände tief in den Taschen vergraben. Sein Auto stand einige Häuser weiter, da er vor der Wohnung des Drummers wie immer keinen Parkplatz gefunden hatte. Die typische Parkplatz-Knappheit in Hamburgs Innenstadt mal wieder. So dauerte es geschlagene 15 Minuten, bis er endlich vor der richtigen Nummer stand und mit vor Kälte geröteten Fingern den Klingelknopf drückte. Er tippelte fast schon auf der Stelle, während er auf die Stimme des Älteren wartete, die eigentlich durch die Gegensprechanlage erklingen sollte. Eigentlich... Er klingelte noch mal, kurz darauf erneut, bis er sich den Daumen fast schon platt drückte weil er diesen gar nicht mehr von dem silberfarbenen Knopf nahm. „Das ist jetzt nicht wahr, oder?“, keuchte der Gitarrist, wobei sich sein warmer Atem in weiße, rauchartige Wölkchen verwandelte. Es war nichts Neues, dass Bela gerne mal zu spät kam, eigentlich war es sogar eine liebenswürdige Macke an ihm. Und dies war auch einer der Gründe, weshalb das Treffen bei ihm stattfinden sollte, immerhin hatten sie noch einiges zu tun und da konnten sie sich eine Verspätung des Drummers nicht leisten. Und nun war er nicht da! Farin warf einen kurzen Blick auf seine Armbanduhr. Er war pünktlich, vielleicht hatte er wenige Minuten Verspätung, aber dies lag dann nur an der elenden Parkplatzsuche. Seufzend lehnte er sich an die Wand welche sich gegenüber den Klingelknöpfen befand. Einen Moment spielte er sogar mit dem Gedanken bei einem der Nachbarn zu klingeln, um in das etwas wärmere Treppenhaus zu kommen, doch er kannte nur einen von ihnen und selbst das - zum Glück - nur flüchtig. Und bei diesem Einen handelte es sich um einen mindestens 80 Jahre alten Mann, der gerne mal mit seinen Krückstock zuschlug und dessen Yorkshire Terrier einem entweder die Schuhe kaputt biss oder an diesen seinen Sexualtrieb auslebte. Also würde er wohl eher in der Kälte warten, denn wäre er zurück zum Wagen gegangen, hätte er womöglich den Drummer verpasst. Der Blonde sprang fast hoch als ihm etwas einfiel. Rod müsste irgendwo in der Nähe sein, also falls er nicht auch zu spät kam, was eigentlich eher selten vorkam. Und selbst dann hatte es immer einen triftigen Grund. Also öffnete Farin seine Jacke und bereute beim nächsten kalten Windstoß sofort, dass er sein Handy immer in die Innentasche steckte. Als Rod mit dem Auto vorfuhr, entdeckte er zuerst, dass es keinen Parkplatz mehr gab. Manche Dinge änderten sich eben nie und dies gehörte ohne jeglichen Zweifel dazu. Das nächste, was er jedoch entdeckte, war, dass Jan vor der Tür stand. Einen Moment überlegte er, ob er jetzt erst einmal einen Parkplatz für sein Auto suchen sollte, doch er zögerte. Es sah nicht so aus, als würde der Blonde hinein gelassen werden. Irgendwas stimmte da nicht, nein, etwas lief nicht so, wie es hätte laufen sollte. War Bela etwa nicht zuhause? Der Chilene seufzte leicht, doch ein leichtes Lächeln ging ihm auch über das Gesicht. Sie hatten sich extra bei ihm verabredet, weil sie schließlich ganz genau um seine Macke, dass er meistens zu spät kam, wussten. Und jetzt war er trotzdem als letztes da und das, obwohl sie sich in seiner eigenen Wohnung trafen. Der Bassist schüttelte den Kopf. Das konnte wirklich nicht wahr sein. Doch auch, wenn Bela nun doch ihren Zeitplan kaputt machte, konnte er ihm nicht wirklich böse sein. Sie alle hatten ihre Macken und das hier war eben die von Dirk. Mit einem Blick auf das Thermometer, welches sich in seinem Wagen befand, stellte er fest, dass die Außentemperatur sogar noch niedriger war, als er sie eingeschätzt hätte. Mit einem zweiten leichten Seufzen quetschte er sein Auto nun doch einfach zwischen zwei andere an den Straßenrand und stieg aus. Dabei bemerkte er, dass sein Handy klingelte. Mit einem leisen Lachen nahm er ab und ging auf Farin zu. „Ich sehe dich.“ Nach diesem Satz legte der Schwarzhaarige auch schon wieder auf und nahm den Blonden kurz in den Arm. „Wartest du schon lange hier? Ich hatte gehofft, Dirk würde wenigstens mal pünktlich sein, wenn wir uns in seiner Wohnung treffen, aber du ja auch, oder? Es war wahrscheinlich zu naiv von uns, das zu denken. Das nächste Mal sollte jemand von uns ihn vierundzwanzig Stunden vorher schon bewachen und dann einfach mitschleifen.“ Rodrigo lächelte sanft und blickte Farin wieder an. Noch immer liebte er ihn und noch immer hatte der Größere keine Ahnung, dass sie vor vielen Jahren ein One-Night-Stand gehabt hatten. Und nach wie vor hatte der Jüngere auch kein allzu großes Bedürfnis, dem Anderen davon zu erzählen – auch, wenn es ihm wehtat, dass Jan es einfach so vergessen hatte. „Komm, ich hab mein Auto in eine kleine Lücke gequetscht. Du solltest mitkommen, da drin ist es wenigstens warm, wir können Dirk sehen, wenn er kommt und du siehst sowieso schon aus wie ein Eiszapfen.“ Mit diesen Worten ging er dann mit Farin im Schlepptau zu seinem Wagen zurück. Der Blonde grinste leicht, während er sein Handy wieder weg steckte und den Reißverschluss der Jacke wieder hoch zog. „Du machst jedem Stalker Konkurrenz, wenn du nur diese Worte sagst!“ Er erwiderte die Umarmung und ließ es sich nicht nehmen dem Kleineren kurz durchs dunkle Haar zu wuscheln. Bei dem Kommentar zu der Überwachungs-Strategie lachte er leicht auf und sah noch einmal auf die Klingelknöpfe. „Ich hoffe einfach mal für ihn, dass er wirklich nur etwas spät dran ist... Sollte er das Treffen vergessen haben, werde ich ihn leider umbringen müssen!“ Sein Blick huschte wieder zu dem Jüngeren und ein sanftes Lächeln breitete sich auf seinem Gesicht aus. „Klingt gut, es ist wirklich etwas... kühl!“ So folgte er dem Bassisten zu dessen Wagen und kaum war dieser aufgeschlossen sprang er auch schon auf den Beifahrersitz. „Du kannst Dirk ja dazu zwingen, die Batterie das nächste Mal für dich aufzuladen“, grinste der Blonde und kuschelte sich etwas enger in den Sitz. Erst jetzt, wo ihn die warme Luft umgab, spürte er, wie kalt es draußen gewesen sein musste. Er spürte, wie sich auf seinem Körper eine dicke Gänsehaut bildete und es fröstelte ihn leicht. „Und? Hast du deine Texte dabei?“ Grinsend warf er einen Seitenblick auf den Kleineren. „Was sind das eigentlich für Texte, um die du so ein großes Geheimnis machst? Letztes Mal hast du uns ja fast angeknurrt, als wir einen kurzen Blick drauf werfen wollten!“ Kaum hatte sich der Chilene in das Auto gesetzt, merkte er schon, wie ihm langsam wieder warm wurde. Der Unterschied zwischen draußen und drinnen war wirklich beachtlich. Dennoch hoffte er, dass der Drummer bald auftauchen würde, denn immerhin hatten sie noch so Einiges zu tun. „Vergessen? Also ich weiß nicht… Ich glaube, das kann ich mir selbst bei ihm nicht vorstellen.“, entgegnete Rodrigo mit einem Lächeln. In der Tat erschien es ihm schwer vorstellbar, dass Bela ihr Treffen vollkommen vergessen haben sollte. Wahrscheinlich hatte er nur ‚kurz’ irgendetwas erledigen wollen und dann, wie es sehr oft bei ihm der Fall war, die Zeit vergessen. Eine Marotte an dem Schlagzeuger, an den Rod sich nicht nur gewöhnt, sondern die er auch irgendwie lieb gewonnen hatte im Laufe der Zeit – auch, wenn natürlich auch er sich schon so manches Mal darüber aufgeregt hatte. „Wäre eine Idee wert.“ Das mit der Batterie klang eigentlich ganz lustig, weshalb er mit einem leichten Grinsen darüber nachdachte, Dirk zumindest im Scherz danach zu fragen. „Ja… klar hab ich die dabei…“ Rods Stimme klang nun leicht abwesend, da sie zu seinen Texten zurückwanderten. Er war sich noch immer nicht so ganz sicher, ob er ihnen das Lied zeigen sollte. Er hatte natürlich mehr als nur einen Text dabei, doch eines bereitete ihm schon Kopfschmerzen, seit er es geschrieben hatte. Es enthielt ziemlich viele Andeutungen auf Farin und ein bisschen machte er sich schon Gedanken, dass die beiden anderen vielleicht viel nachfragen konnten. Er wollte eigentlich gar nicht darüber nachdenken, warum er diesen Text geschrieben hatte. Aber vielleicht machte er sich auch wirklich zu viele Sorgen. „Zeig ich nachher, wenn Dirk da ist. Und, hast du deine dabei?“ Eigentlich war es eine überflüssige Frage, denn der Blonde würde sowieso perfekt vorbereitet sein. Wahrscheinlich hatte er schon mindestens dreißig Texte fertig. Farin grinste leicht und deutete auf seinen ziemlich zerfledderten Rucksack, welchen er beim Einsteigen in den Fußraum geworfen hatte. „Was denkst du denn? Ich war ein fleißiger Junge, hab ich ja schon erzählt... Hab aber nur die engere Auswahl mitgebracht und sogar noch mal fein säuberlich für euch aufs Papier gebracht. Sonst kommen nur wieder Kommentare wegen meiner Sauklaue!“ Mit einem Grinsen zog er den Rucksack auf seine Knie und öffnete diesen. Jedenfalls versuchte er es... „Scheiß Reißverschluss, der bleibt immer irgendwo hängen!“ Während er an eben genanntem Objekt zog, ja fast schon riss, warf er dem Chilenen einen Blick zu, welcher eine Mischung aus Entschuldigung und unterdrückter Wut war. Schließlich warf er das graue Monstrum zurück auf den Boden und machte eine wegwerfende Handbewegung: „Zeig ich nachher, wenn Dirk da ist!“ Er betrachtete den Dunkelhaarigen eine Weile von der Seite. „Alles okay? Du wirkst irgendwie... Ich weiß nicht... Abwesend. Geht’s dir nicht gut?“ Die Sorge um den Jüngeren war deutlich aus seiner Stimme heraus zu hören. Tatsächlich schien sich die Stimmung des Anderen in den letzten paar Minuten um 180° gedreht zu haben. „Bekommst du etwa eine Erkältung? Grippe? Hast du Fieber?“ Noch bevor Rod irgendwie reagieren konnte hatte Farin sich zu ihm gebeugt und lehnte seine Stirn nun prüfend an die des Bassisten: „Hmm... Etwas warm vielleicht...“ Rod konnte nicht umhin, leicht zu lachen. Sauklaue. Er empfand die Schrift des Blonden gar nicht als Sauklaue, zumal seine eigene nicht unbedingt das Gelbe vom Ei war. Nein, seine eigene Handschrift mochte eine Sauklaue sein – aber doch nicht die von Jan. Nein, dessen Handschrift war einfach perfekt, so wie alles andere an ihm auch. Na gut, es hatte wirklich jeder von ihnen seine Macke, doch wenn er bei Bela über diese hinweg sehen konnte, dann bei Farin erst recht. Und doch konnte er tief in sich drin nicht leugnen, dass es ihn verletzte, dass der Gitarrist einfach alles vergessen zu haben schien. Hatte ihnen ihre Nacht denn so wenig bedeutet? Ja, sicher, er hatte seinen Namen nicht gesagt und war am nächsten Morgen verschwunden und es war auch eine Menge Zeit vergangen, doch irgendwas sagte Rod, dass Farin vermutlich auch nicht besonders oft mit Männern geschlafen hatte. Er musste sich doch irgendwie erinnern… Doch das tat er ganz offensichtlich nicht. „Kein Problem. Und ja, tu das. Ist wohl nur gerecht, wenn ich meine Texte auch erst dann zeig.“ Als der Blonde seine Stirn berührte und ihn besorgt anblickte, lächelte der Chilene leicht. Er genoss diese Berührung und dennoch hätte er seinen Kopf am liebsten zurückgezogen, als er spürte, wie er leicht errötete. „Doch, mir geht’s gut. Mach dir keine Sorgen, Jan. Es ist alles in Ordnung.“ Der Blonde sah ihn noch immer zweifelnd an. Gut, Rods Stirn war nicht beunruhigend heiß, wirklich nur etwas warm und selbst das konnte daran liegen, dass er - im Gegensatz zu Farin - die letzten Minuten im warmen Auto verbracht hatte und seinen Körper nur kurz der kalten Januarluft ausgesetzt hatte. Und doch schien etwas nicht zu stimmen. „Wenn etwas ist... Egal was... Du weißt, ich bin für dich da. Und Dirk auch.“ Er machte eine kurze Pause und sah dabei zu der noch immer geschlossenen Haustür, bevor er fortfuhr: „Also... Meistens... Mehr oder weniger... Du weißt, was ich meine!“ Wieder sah er zu dem Chilenen und lächelte diesen sanft an. „Fühl dich zu nichts gezwungen... Hauptsache du weißt es.“ Spielerisch zerzauste er ihm das Haar, wie er es immer wieder gerne tat. Die schwarzen Strähnen schienen eine besondere Anziehungskraft auszustrahlen aber gleichzeitig riefen sie in ihm eine Erinnerung hervor an die er sich nicht erinnern konnte, so absurd es auch klang. Mal war es eine Aussage, mal ein Bild, aber nie war es greifbar. Noch bevor er darauf eingehen konnte, sich damit befassen konnte, war es wieder weg. Natürlich war dies nicht nur der Fall wenn er den Jüngeren etwas neckte, es konnten auch ganz alltägliche Situationen sein. Mit einem Kopfschütteln befreite er sich von seinen Gedanken und sah wieder in die dunklen Augen des Bassisten. „Warum rufen wir ihn eigentlich nicht mal an? Also auf dem Handy versteht sich... Und kurz bevor er kommt stellen wir uns vor die Tür und machen ihm ein schlechtes Gewissen indem wir behaupten die ganze Zeit in der Kälte gestanden zu haben!“ Farins Hand war noch immer ziemlich kalt durch seine Wartezeit draußen, doch Rodrigo wusste, dass dies nicht der Grund war, weshalb ihm selbst gerade ein leichter Schauer über den Rücken lief. Es war die Berührung an sich, die Tatsache, dass er ihn überhaupt erst berührte. Und doch weckte die Berührung des Anderen doch nur wieder Erinnerungen wach, von denen er keine Ahnung hatte, wie er mit ihnen umgehen sollte. Als er die Worte des Gitarristen hörte, fühlte er sich irgendwie ertappt, denn natürlich war ihm anzumerken, dass irgendetwas nicht in Ordnung war, doch der Chilene konnte dem Blonden ja schlecht sagen, dass er über ihre gemeinsame Nacht nachdachte, wo dieser sich offensichtlich gar nicht mehr an diese erinnerte, was vielleicht auch ganz gut so war. Rod wollte eigentlich gar nicht wissen, was sein würde, wenn der Größere mitbekommen würde, wer er war und wie intim die beiden schon einmal miteinander gewesen waren. Nun ja, mit Dirk hätte er vielleicht darüber reden können, das stimmte schon, doch so richtig wusste er auch nicht dessen Reaktion einzuschätzen und außerdem hatte er Angst, dass er dann versuchen würde, die beiden Größeren zu verkuppeln – eine Sache, die in den Augen des Bassisten eigentlich nur hätte schief gehen können. „Ja… Natürlich weiß ich das. Aber es ist wirklich nicht. Mach dir keine Sorgen, Jan. Mir geht es wirklich gut. Wirklich.“ Besonders schlau kam sich Rod nicht dabei vor, das alles so genau zu betonen, denn irgendwie machte ihn das nur noch unglaubwürdiger, aber jetzt konnte er ja auch schlecht rückgängig machen, was er gesagt hatte. Schließlich musste er wieder lachen. Eigentlich klang die Idee des Älteren ja ganz viel versprechend. „Okay, ruf ihn an. Und dann stellen wir uns vor die Tür. Aber vorher müsste ich mein Auto noch wegfahren, sonst kommt er noch auf den Gedanken, dass wir bestimmt die ganze Zeit hier drin waren.“ Er lachte noch immer. Auch Farin lächelte. Zwar wirkte Rod noch immer etwas ‚seltsam’, doch wenigstens lachte er wieder. Vielleicht beschäftigte ihn auch etwas, womit er erstmal selbst klar kommen musste bevor er sich irgendwem anvertraute. Aber selbst wenn, er wusste, dass die anderen für ihn da waren. Mit einem Grinsen zog der Blonde sein Handy aus der Tasche und suchte die Nummer des Drummers raus: „Vielleicht solltest du blasen während ich telefoniere.“ Es dauerte eine Weile bis ihm die Zweideutigkeit dieser Aussage auffiel, eigentlich war es der Gesichtsausdruck des Kleineren der ihn dazu veranlasste seine Worte noch einmal in Gedanken zu wiederholen. „Also ins Handy! Damit er denkt der eisige Wind pfeift mir um die Ohren! Du weißt schon... Nur so leicht blasen... Also pusten! Mit dem Mund... Also mit Luft!“ Er wusste nicht wieso, doch irgendwie war die Situation mehr als peinlich. Bei Bela hätte er nicht lange auf eine Retourkutsche warten müssen, aber Rod war nun mal anders und genau das liebte er so an ihm. Wieder waren es seine eigenen Gedanken die ihn völlig aus dem Konzept brachten. Lieben? Ja, aber auf freundschaftliche Art! Unauffällig befühlte er seine Stirn, ob nicht vielleicht ER die Person mit dem Fieber war. "Also, ich ruf ihn dann mal an", nuschelte der Blonde und wählte die Nummer des Älteren. Es dauerte auch nicht lange bis dieser abhob, wobei seine Begrüßung fast schon als Beleidigung hätte rüber kommen können: „FUCK!“ Auch, wenn sie noch ziemlich viel zu tun hatten, konnte Rod nicht ganz umhin, sich zu wünschen, dass Bela erst viel später kommen würde, damit sie noch ein bisschen Zeit zusammen verbringen konnten, auch, wenn der Gedanke eigentlich vollkommen schwachsinnig war, außerdem musste Rod eigentlich endlich versuchen, von seinen Gefühlen zu dem Blonden loszukommen. Schon viel zu lange war er mit diesen beschäftigt und das durfte einfach nicht sein. Kaum hatte Farin das mit dem Blasen ausgesprochen, starrte Rod ihn an. Hatte er jetzt schon Halluzinationen oder hatte der Gitarrist gerade WIRKLICH gesagt, dass er blasen sollte?! Nein, das konnte er nicht gesagt haben. Langsam merkte der Jüngere, wie sein Gesicht mehr und mehr die Farbe einer Tomate annahm, weshalb er sich leicht abwandte, schließlich musste der Andere ja nicht unbedingt bemerken, dass er knallrot geworden war – auch, wenn er es wahrscheinlich dennoch gesehen hatte. Als der Blonde die Situation aufgeklärt hatte, musste der Chilene wieder leicht lachen. „Ach so, ja, klar!“, meinte er dann und kam sich auch schon doof vor, weil er so merkwürdig reagiert hatte. In der Tat fing er dann an, ins Handy zu pusten, als Farin anfing, mit dem Älteren zu telefonieren. Deutlich hörte der Bassist Belas ‚Begrüßung’, worauf ein Grinsen über sein Gesicht huschte. Er entfernte sein Gesicht wieder etwas weiter von dem Handy und sagte: „Wir hätten eine Wärmflasche mitbringen sollen. Oder eine Heizdecke. Oder eine tragbare Heizung.“ Bela erstarrte für einen Moment am anderen Ende der Leitung. Wie lange hatten die beiden wohl schon warten müssen. Rodrigo hingegen wartete wieder einen kurzen Moment ab, um dann wieder in das Handy zu pusten. Nur schwer konnte Farin ein Lachen unterdrücken, als der Chilene neben ihm tatsächlich auf die Idee einging. „Ach, du lebst ja doch noch! Und wo treibst du dich rum?“ Farin konnte förmlich hören wie der Drummer schuldbewusst auf seiner Unterlippe rumkaute: „Ich wollt noch kurz was zu trinken holen... Aber dann hab ich gesehen wie günstig das Benzin ist... Und ich wollte mir ja schon lange ein neues Regal holen, weil bei dem anderen ja etwas kaputt ist... Und das Bier hab ich auch vergessen... Wartet ihr schon lange?“ Schon als Bela mit der Erklärung angefangen hatte, die sich mehr nach irgendwelchen Ausflüchten anhörte, hatte Farin den Lautsprecher aktiviert, damit Rod zuhören konnte. „Lange? Naja, wir waren mal wieder pünktlich und pünktlich war vor knapp einer halben Stunde! Wir wollten das Treffen bei dir machen damit du keinen Anfahrtsweg hast, der zu einer Verspätung deinerseits führen könnte... Und jetzt kommst du doch zu spät!“ Mit einem leichten Grinsen warf der Blonde einen Blick auf Rod und zwinkerte ihm leicht zu. Es war fies von ihnen den Drummer so hinters Licht zu führen, aber er würde es ihnen schon verzeihen... falls er je rausbekommen sollte, dass alles anders war. „Ja, ich bin schon auf dem Rückweg... Gebt mir 10 bis 15 Minuten, dann bin ich bei euch!“ Noch bevor Farin etwas erwidern konnte, hatte der Ältere aufgelegt. „Tja... Und was machen wir jetzt?“ Leicht lächelnd wandte der Gitarrist sich dem Jüngeren zu. Einen Moment waren ihre Gesichter sich nah, sehr nah sogar und er konnte den Atem des Anderen auf seinen Lippen spüren. Sofort kamen ihm etliche Ideen was sie in der verbleibenden Zeit machen konnten, doch dafür würden 15 Minuten sicher nicht ausreichen. Um seine Verlegenheit zu überspielen räusperte er sich leicht und strich sich mit gespreizten Fingern durchs Haar. Eigentlich war es ja wirklich ziemlich gemein von ihnen, den Drummer so aufs Kreuz zu legen, doch Rod konnte nicht leugnen, dass es ihm irgendwie Spaß machte. Er wusste nicht, ob es der Spaß an sich war oder vielleicht auch, etwas zusammen mit Farin zu machen, doch es war auch nicht weiter wichtig. Fakt war: Es machte Spaß. Und aus genau diesem Grund pustete der Chilene weiterhin brav in das Handy, wobei er einen ziemlichen Lachkrampf unterdrücken musste. Als er den schuldbewussten Klang in der Stimme des Kleineren bemerken konnte, nachdem der Gitarrist das Handy auf Lautsprecher gestellt hatte, war er kurz davor, mit dem Blasen aufzuhören, doch es machte ihm einfach wirklich viel zu viel Spaß. Nachdem der Drummer aufgelegt hatte, bemerkte Rodrigo erst, wie nahe er dem Blonden war und für einen Moment wusste er nicht, wie er darauf reagieren sollte. Wieder merkte er, wie er leicht errötete und er wünschte diese Eigenschaft, in unangenehmen und peinlichen Situationen die Farbe einer Tomate anzunehmen, dahin, wo der Pfeffer wächst, denn irgendwann würde sie ihn womöglich noch verraten und das konnte er nun wirklich nicht gebrauchen. Er blickte in die Augen des Älteren und wandte dann leicht beschämt das Gesicht wieder ab. Auch ihm wären so einige Dinge eingefallen, die er jetzt gerne mit dem Größeren gemacht hätte, doch er war sehr weit davon entfernt, diese zu nennen. „Hm… Ich weiß nicht. Wir könnten mein Auto schon mal wegfahren, damit er keinen Verdacht schöpft und dann könnten wir wieder hierher laufen und vor seiner Tür warten.“ Er lächelte leicht. Farin nickte leicht, er war froh über diesen vermeintlichen Themenwechsel. „Ja, suchen wir dir einen Parkplatz. Also einen neuen. Vielleicht bleibt der hier dann eine Weile frei, dann stellen wir uns genau davor und gucken ganz elend.“ Ein Lächeln huschte über seine Lippen. „Aber zieh dich warm an, ich will nicht, dass du krank wirst!“ Mit der rechten Hand tastete der Gitarrist nach dem Gurt und schnallte sich schließlich an. „Versuch es in der kleinen Querstraße, da hab ich meinen Wagen auch abgestellt und da war noch einiges frei. Dann muss nachher wenigstens niemand allein zum Wagen und ich kann etwas auf dich aufpassen!“ Er klopfte dem Kleineren leicht auf die Schulter, bevor er sich umdrehte und die Straße entlang spähte. „Kannst raus, kommt nix!“ Er wandte sich wieder nach vorne um und warf einen Seitenblick auf den Chilenen. Zwar war noch immer etwas wie Anspannung in seinen Gesichtszügen abzulesen, doch es schien innerhalb der letzten Minuten abgenommen zu haben. „Ich bin froh, dass wir jetzt an dem Album arbeiten... Irgendwie hat es mir doch gefehlt, etwas mit euch zu unternehmen. Vielleicht sollten wir das wieder häufiger machen, müssen es ja nicht gleich übertreiben. Hauptsache, wir sehen uns wieder mehr als einmal im Monat.“ Vielleicht war es auch das, was den Kleineren belastete. Sie hatten eine schwere Zeit hinter sich, standen kurz vor einer erneuten Auflösung und seit der letzten Tour waren sie sich - gelinde ausgedrückt - aus dem Weg gegangen, so gut es ging. Am Anfang war diese Pause für Farin die reinste Erholung, doch mit jedem weiteren Monat fehlte ihm etwas. Doch bis jetzt hatte er nie drüber nachgedacht, dass es den anderen beiden auch so ergangen war. Wieso auch, immerhin hatten sie sich wie immer verhalten, als sie sich nach dieser Zeit getroffen hatten. Zwar wirkten alle etwas aufgedreht, aber das war nun wirklich nichts Neues. Nachdenklich musterte er Rod. Er war der sensibelste von ihnen, dessen war Farin sich sicher. Und der Gedanke, dass der Bassist in dieser Zeit gelitten hatte, tat ihm irgendwie weh. „Du hast mir ganz schön gefehlt, weißt du das?“ Dass der Blonde sich Sorgen um ihn zu machen schien, fand Rod ziemlich rührend und er konnte auch nicht leugnen, dass es ihm gefiel, doch irgendwie wurde ihm zugleich auch wieder ein bisschen unbehaglich. Er war einfach hin- und hergerissen zwischen der Unbehaglichkeit, was seine Gefühle anging und der Tatsache, dass er eben einfach gerne von Farin beachtet wurde, vollkommen gleich, in welcher Art und Weise. Nun ja, und wenn er sich Sorgen um ihn machte, dann konnte man nun mal nicht leugnen, dass er ihn beachtete. Als der Gitarrist das mit dem Aufpassen erwähnte, stutzte der Jüngere dennoch ein wenig. „Wieso willst du auf mich aufpassen?“, fragte er, während er sein Auto aus der Parklücke fuhr und es zu der Seitenstraße steuerte, die der Ältere gerade erwähnt hatte. Auch Rod konnte sich noch daran erinnern, dass man dort meistens einen Parkplatz finden konnte. „Ja… Darüber bin ich auch froh…“, gestand er. Es stimmte – die beiden Älteren hatten ihm wirklich gefehlt. Gut, es hatte eine Zeit gegeben, wo sich die Drei ziemlich auf die Nerven gegangen waren und auch er selbst hätte sie so manches Mal am liebsten gegen irgendeine Wand geklatscht, doch Dirk und Jan waren und blieben eben seine besten Freunde – und die Wahrheit war, dass sie ihm alle beide ziemlich gefehlt hatten. Doch jetzt, wo sie ein neues Album machen würden, hatten sie auch wieder einen guten Grund, viel Zeit miteinander zu verbringen und einfach wieder zu dritt Spaß zu haben. Bei dem letzten Satz des Gitarristen hätte Rod fast die Bremse mit dem Gaspedal verwechselt und somit fast eine Vollbremsung eingelegt, doch er schaffte es gerade noch, sich zu beherrschen und nichts Dummes zu tun – immerhin wollte er ja nicht, dass sie noch gegen irgendeine Straßenlaterne fuhren oder dergleichen. Erst einmal manövrierte er seinen Wagen in eine Parklücke, die er gerade entdeckt hatte, bevor er anhielt und den Motor abstellte. „Ähm… Ja… Du hast mir auch gefehlt… Also… Ihr beide.“ Der Blonde lächelte leicht und lehnte sich etwas im Sitz zurück. „Sorry, aber ich musste es einfach mal sagen... Manchmal habe ich das Gefühl zwischen uns allen bleiben viel zu viele Sachen unausgesprochen...“ Er schüttelte leicht den Kopf und lachte verlegen auf. „Man, jetzt kling ich richtig wehleidig... Da ist ein Parkplatz! Und mein Auto!“ Mit einem Grinsen deutete der Gitarrist auf eine Parklücke, welche direkt links von seinem eigenen Wagen frei war. „Hey, der war vorhin aber noch nicht da. Wohl ein Wink des Schicksals oder so. Ich soll dich nachher sicher zu deinem Wagen bringen.“ Plötzlich wurde Farin nachdenklich und sein Blick war auf das Handschuhfach gerichtet. „Es könnte allerdings spät werden, wenn wir alles durchsprechen... Und jetzt, wo unser lieber Dirk sich verspätet... Vielleicht hat er ja noch ein Bett für uns frei! Dann musst du dich nicht mehr hinters Lenkrad setzen und kannst sogar ein paar Bierchen trinken.“ Beim letzten Teil verzog er leicht das Gesicht, beließ es allerdings dabei. Während der Chilene seinen Wagen in die Parklücke bugsierte sammelte Farin seine Sachen ein und löste den Sicherheitsgurt. „Ich mach mich auch nicht breit, versprochen. Und die Decke klau ich dir auch nicht. Man könnte sagen, ich bin sehr pflegeleicht.“ Bei der Erwähnung des letzten Wortes lachte er leicht auf, bis ihm bewusst wurde, dass bis jetzt ja niemand abgesehen von ihm selbst seine neuen Texte kannte. „Ach ja... Jetzt wirst du mich für bekloppt halten. Also... Wenn du die Texte siehst, wirst du es verstehen... Und mich für noch bekloppter halten!“ Ja, es blieben wirklich so einige Dinge unausgesprochen. Er wusste nicht, wieso Farin dieses Gefühl hatte, doch wahrscheinlich ahnte der Blonde nicht einmal in seinen kühnsten Träumen, wie viel Rod ihm wirklich nicht sagte. Doch wie hätte das auch aussehen sollen? Farin seine Gefühle gestehen, wo dieser sich nicht einmal an ihre gemeinsame Nacht erinnern konnte? Zugeben, auf Männer zu stehen, wo er all die Jahre etwas vollkommen anderes vorgegeben hatte und wo ihre gemeinsame Nacht für Farin sicherlich ein absoluter Ausnahmefall gewesen war? Nein, das ging einfach nicht. Selbst in den Gedanken des Chilenen klang dieses Szenario absolut absurd. Ja, absurd, das war wirklich das allerbeste Wort dafür. Dass die anderen sein Verhalten dadurch vielleicht manchmal merkwürdig finden mochten, musste er dabei in Kauf nehmen, doch es gab Schlimmeres. Er würde es schon überleben. Bisher hatte ihn sein merkwürdiges Benehmen zwar manchmal in unangenehme Situationen gebracht, doch waren sie bisher niemals so schlimm gewesen, dass er das Bedürfnis gehabt hätte, alles zu erklären. „Wieso? Woran denkst du da?“, fragte er vorsichtig nach, „Was sollte unausgesprochen bleiben?“ Die Meinung des Anderen hierzu interessierte ihn wirklich ziemlich, denn was genau dieser damit meinte, konnte er auch nicht so ganz nachvollziehen. Plötzlich war er ziemlich froh darüber, den Wagen schon abgestellt zu haben, denn spätestens JETZT hätten sie wohl wirklich Bekanntschaft mit einer Straßenlaterne gemacht. Dort übernachten? Mit Bela in einem Bett schlafen – okay. Doch mit Farin? „Ja… Vielleicht.“, sagte er nur knapp, doch dann kam es ihm so vor, als hätte er Farin irgendwie ungerecht behandelt. „Tut mir Leid, das sollte nicht so abweisend klingen. Ich weiß auch nicht, was gerade mit mir los ist. Vielleicht bin ich nur müde von der langen Fahrt.“ Als der Blonde lachen musste, lachte Rodrigo ebenfalls, nachdem der Andere es erklärt hatte. „Ja, davon bin ich überzeugt. Wobei ich sagen muss, dass mich bei dir glaub ich gar nichts mehr überraschen würde.“ Farin stieg aus dem Wagen und schnappte sich seine Sachen. „Also um noch mal auf die Sache mit den unausgesprochenen Gedanken zurück zu kommen“, er hievte sich den Rucksack über die linke Schulter und zog den Reißverschluss seiner Jacke wieder hoch. „Also zum Glück war es bei uns noch nie der Fall, dass wir etwas gesagt haben, weil wir wütend waren und was wir eigentlich gar nicht so meinten. Dirk meinte jede Beleidigung ernst“ Der Blonde lachte leicht, er konnte irgendwie nicht ernst bleiben. „Sorry! Also was ich meine... Wir sagen keine negativen Sachen, aber auch keine positiven. Oft ist alles für uns zu selbstverständlich. Es war selbstverständlich für mich, mit euch im Studio, auf der Bühne oder vor der Kamera zu stehen. Aber das hab ich erst bemerkt, als mein Motorrad ein wenig überhitzt war und ich zwei Stunden im Nirgendwo festsaß. Ich hab da über vieles nachgedacht, hab ein paar Texte geschrieben und so was, aber die meiste Zeit hab ich daran gedacht, was wäre, wenn es kaputt gehen würde. Was würde ich dann machen? Und soll ich dir was sagen?“ Er wartete, bis der Dunkelhaarige ausgestiegen war und stützte sich mit einem Arm auf dem Autodach ab, um sich etwas zu Rod beugen zu können: „Ich hab die Antwort noch immer nicht gefunden.“ Obwohl er wenige Sekunden zuvor noch etwas rumgeblödelt hatte, war sein Gesichtsausdruck jetzt viel ernster. Er wirkte nicht grimmig oder dergleichen, wer ihn gut kannte konnte das Strahlen seiner Augen sehen, welches besonders häufig auftauchte, wenn er sich über etwas freute. Und tatsächlich schien er sich zu freuen, was fast schon absurd war: Er wusste etwas nicht, hatte keine Antwort auf die Frage, die ihn seit Monaten beschäftigte... und freute sich darüber? Nur wer ihn gut kannte verstand dieses 'Phänomen'. Diese Frage, oder besser die fehlende Antwort bewiesen ihm, dass er die Band, die Musik und vor allem seine beiden besten Freunde eben NICHT als eine Selbstverständlichkeit sah. Sonst hätte er bereits tausende von Antworten gefunden. Mit einem 'So!' schlug er leicht auf das Dach des Wagens und stieß sich gleichzeitig etwas davon ab. „Und mach dir wegen der Sache mit den Schlafplätzen keine Gedanken, Dirk hat doch noch eine Wanne!“ Mit einem Grinsen blieb der Blonde auf dem Bürgersteig stehen und sah über seine Schulter zu Rod, während er auf diesen wartete. „Und in der wird er sicher gerne schlafen damit ich es kuschelig warm in seinem Bett habe!“ Erst einmal noch schweigend nahm Rod die Worte des Älteren zur Kenntnis. Ja, er hatte wohl Recht – zwischen ihnen schien sehr vieles selbstverständlich zu sein, wahrscheinlich sogar zu vieles. Doch auf der anderen Seite wirkte es wahrscheinlich auch nur so, denn Rod empfand seine beiden besten Freunde keineswegs als selbstverständlich. Nun ja, vielleicht vermittelte er ihnen manchmal einen solchen Eindruck, wenn sie sehr viel Zeit miteinander verbrachten und zu viele Gelegenheiten hatten, sich gegenseitig auf die Nerven zu gehen, doch er sah es eigentlich gar nicht so. Er war viel zu glücklich darüber, die beiden zu haben, zumal er überhaupt glücklich und auch dankbar für das Leben, das er führte, war. Als er noch ein Kind gewesen und gerade erst nach Deutschland gekommen war, hatte er sich schließlich niemals träumen lassen können, dass er irgendwann einmal in einer bekannten Band spielen würde. Und doch hatte er Einiges erreicht und darauf war er stolz, doch vor allem war er eben wie gesagt auch dankbar für Jan und Dirk, auch, wenn er es ihnen nicht so wirklich oft sagte. Er verließ sich einfach darauf, dass sie es auch so wussten. Aber war es nicht gerade so was, das ihre Freundschaft selbstverständlich erscheinen ließ. „Also ich sehe es nicht als selbstverständlich oder so was. Ich bin froh, euch beide zu haben, wirklich.“, sprach er daher dann doch noch einmal direkt aus, was ihm gerade durch den Kopf gegangen war. Doch leider war da noch immer dieser leicht quälende Gedanke, dass er für den Blonden gerne noch viel mehr gewesen wäre als nur einer seiner besten Freunde… Es war wirklich ätzend, dass er seine Gedanken daran einfach nicht loswerden konnte. „Vielleicht gibt es ja auch gar keine Antwort darauf.“, entgegnete er mit einem sanften Lächeln, doch auch, wenn er lächelte, war sein Gesichtsausdruck so ernst wie die Worte, die er gesagt hatte, denn in der Tat dachte er darüber nach, ob es auf diese Frage überhaupt eine Antwort gab – eben gerade weil das alles eben doch keine Selbstverständlichkeit war. Der Kommentar mit der Wanne war mal wieder typisch für den Gitarristen und auch, wenn ihm der Gedanke, mit diesem in einem Bett zu schlafen, noch immer irgendwie merkwürdig vorkam, denn er hatte solche Situationen in den ganzen letzten Jahren vermieden, wenn er gekonnt hatte, um seine Erinnerungen zu verdrängen, wollte er nicht dagegen protestieren. „Naja, wenn du meinst.“ Er grinste nun leicht. „Uns wird schon etwas einfallen.“ Und vielleicht würde es ja doch ganz lustig werden. Bela konnte ja auch in der Mitte schlafen… Der Blonde wartete bis Rod neben ihn getreten war und legte ihm freundschaftlich einen Arm um die Schultern. „Das weiß ich doch... Du bist vielleicht kein Mann der großen Worte, aber man kann so Einiges an deinen Augen ablesen. Also musst du gar nicht immer sagen was du fühlst.“ Gemeinsam traten sie nun endlich den Rückweg an, der zum Glück nicht besonders lang war, wodurch sie bald wieder vor der Haustür des Drummers standen. Rods ehemalige Parklücke war noch immer frei. „Okay, jetzt müssen wir nur noch frierend aussehen, was nicht besonders schwer sein dürfte...“ Farin warf einen Blick auf den Kleineren und sofort trat ein Ausdruck der Sorge auf sein Gesicht. „Deine Lippen zittern... Ist dir so kalt?“ Noch immer hatte er den Arm um seinen Bandkollegen gelegt und er drückte ihn fast automatisch enger an sich. „Wenn du krank wirst, bekommt Dirk die Schuld... Aber ich auch, weil ich dich aus dem warmen Auto geholt habe...“ Er überlegte kurz, wobei er fast schon automatisch eine Braue leicht hoch zog. „Das kann ich nicht verantworten!“, meinte der Gitarrist, während er mit einer Hand seine Jacke öffnete. Lächelnd legte er nun auch den anderen Arm um den Chilenen und drückte ihn sanft an sich, wobei er seine Jacke leicht geöffnet hatte und sie nun am Rücken des Anderen so gut wie möglich zu hielt. „Na also... Besser?“ Fast schon automatisch lehnte er seinen Kopf leicht an Rods und schloss die Augen. „Siehst du? Wir brauchen keine Worte...“ Man konnte Dinge an seinen Augen ablesen? Rod wollte lieber gar nicht wissen, wie viel man ihm manchmal anmerken konnte. Auf der einen Seite war es ganz schön, dass seine Freunde offensichtlich nicht immer Worte brauchten, um ihn zu verstehen, doch auf der anderen Seite war es vielleicht auch nicht immer gerade von Vorteil, ein offenes Buch für die besten Freunde zu sein, denn es gab schließlich auch Dinge, die man lieber ganz für sich behielt – zumindest ging es dem Chilenen hin und wieder so und in seinen Augen war das vollkommen normal, denn vermutlich ging es eigentlich allen Leuten so. Während er seinen Gedanken nachhing, liefen sie gemeinsam zur Wohnung des Drummers, der natürlich noch nicht aufgetaucht war in der Zwischenzeit. Es hätte Rodrigo nicht einmal überrascht, wenn ihm unterwegs doch noch irgendwas Zusätzliches eingefallen wäre, denn Bela war und blieb nun mal auf eine irgendwie liebenswerte Art und Weise vollkommen verpeilt. Doch auch, wenn er es nicht für unmöglich gehalten hätte, rechnete er eigentlich nicht damit, dass der Kleinere sie so schnell wieder vergessen haben sollte. Erst, als der Blonde ihn darauf ansprach, nahm der Bassist so richtig wahr, wie kalt es eigentlich wirklich hier draußen war. Sicher, er hatte es auch schon vorher gewusst, doch es war ihm einfach noch nicht aufgefallen, seit sie das Auto verlassen hatten, um zu der Wohnung zu gehen. Er wollte gerade protestieren und dem Blonden klar machen, dass es schon ginge, doch da hatte dieser ihn schon noch dichter an sich gezerrt und sogar seine Jacke mit ihm geteilt. Seine Jacke… In der Nacht, in der die beiden miteinander geschlafen hatten, hatte Farin seine Jacke an Bela weiter gegeben, weil diesem kalt gewesen war. Die Erinnerung war ganz klar und deutlich in seinem Kopf. So deutlich, dass er wirklich keine Ahnung hatte, wie der Gitarrist so ahnungslos sein und einfach alles vergessen haben konnte. Vielleicht hatte es für ihn eben auch gar keine Bedeutung gehabt. Unwichtige Dinge vergaß man eben schneller. „Ja… Das stimmt…“, antwortete er schließlich auf die letzten Worte des Blonden mit einem Lächeln. „Danke… Du bist wirklich… lieb.“ Die letzten Worte des Kleineren zauberten ein Lächeln auf Farins Lippen und er drückte den Anderen noch etwas fester an sich. „Ach was... Es stimmt doch. Und das find ich toll...“ Nun zog der Blonde den Kopf doch etwas zurück, um Rod in die Augen sehen zu können. „Außerdem macht es mich verlegen, wenn du so was sagst!“ Tatsächlich waren seine Wangen leicht gerötet, was man, hätte er nichts gesagt, auch auf die kühle Luft hätte schieben können. „Hey, werden wir sentimental? Oder sind wir einfach mal offen?“ Er überlegte kurz, schüttelte dann allerdings den Kopf und schmiegte sich wieder an Rod. „Was auch immer... Mir gefällts...“ Ein Seufzen löste sich von seinen Lippen, während er die Augen schloss und die Körperwärme des Kleineren genoss. „Klingt vielleicht komisch, aber irgendwie hat es etwas Vertrautes... Schon als du damals meinen Rasen ruiniert hast...“ Er unterbrach sich kurz und konnte ein Grinsen nicht unterdrücken. „Damals hatte ich auch schon so ein Gefühl... Nenn es Déjà-vu, Kismet oder sonst etwas... Aber so war es.“ Ein leichtes Lachen erklang und er sah dem Anderen wieder ins Gesicht. „Klingt verrückt, oder? Ich hab dir sofort vertraut, obwohl wir uns kaum kannten...“ Farin schloss die Augen und lehnte seine Stirn an die Schulter des Chilenen. „Ich glaub wirklich, wir werden sentimental...“ Am liebsten hätte der Chilene Farin über den Kopf gestreichelt, ihn ganz fest an sich gedrückt und ihn dann am liebsten auch noch geküsst – doch zumindest den letzten Teil musste er wohl ausfallen lassen. „Naja, ich weiß auch nicht… Ich fand einfach, dass das mal gesagt werden musste… Auch, wenn wir uns, wie wir ja eben festgestellt haben, scheinbar auch ohne Worte ganz gut verstehen.“ Ein leichtes Lächeln huschte wieder über Rods Lippen. Irgendwie war es ja wirklich so, dass sie sich auch wortlos ganz gut verstanden, aber es war eine Tatsache. Als der Blonde schließlich anfing, über den Tag zu reden, an dem sie sich offiziell kennen gelernt hatten, hatte der Bassist das Gefühl, als würde er jeden Moment umkippen. Obwohl es so kalt hier draußen war, fühlte er sich plötzlich, als hätte er Fieber, obwohl dies natürlich nicht der Fall war. Ja, natürlich… Jan hatte ein Déjà-vu-Erlebnis gehabt, das war ja auch gar kein Wunder, immerhin hatten sie schon einmal eine Nacht miteinander verbracht vor sehr langer Zeit. Doch Rod würde den Teufel tun, ihn daran zu erinnern, immerhin hatte er sich das im Stillen geschworen. Nein, das lag wirklich keinesfalls in seiner Absicht. Er musste sich irgendeine andere Erklärung einfallen lassen – und zwar schnell. „Ja… Naja, vielleicht bin ich einfach sehr… ähm… vertrauenserweckend.“ Er grinste leicht, doch auf ihn selbst wirkte es so unecht, dass er sich nicht vorstellen konnte, dass der Ältere ihm diese Lüge abkaufen würde. Er wusste mehr, doch er wollte es nicht sagen. „Macht doch nichts, wenn wir sentimental werden.“ Nein, im Grunde machte es Rodrigo wirklich nichts aus – doch es gab Dinge, die er bei ihrer geistlichen Zeitreise lieber auslassen würde. Farin lachte leicht auf und zerzauste dem Anderen spielerisch das Haar. „Du bist einfach ein wunderbarer Mensch, wahrscheinlich liegt es daran!“ Einen Moment ließ er seine Hand auf Rods Kopf liegen und lächelte ihn liebevoll an. Dann drückte er ihn wieder an sich und zog die Jacke etwas enger um ihn. „Siehst du? Wenn wir hier schon kuscheln dürfte es doch kein Problem sein wenn wir uns ein Bett teilen. Da kann ich dich ja auch wärmen!“ Farins Kopf ruhte erneut auf Rods Schulter, wodurch er dessen Gesicht nicht sah. Gerade als er erneut zum reden ansetzte erklang ein langes Hupen. Überrascht blickte er auf und hatte schon eine patzige Antwort parat als er bemerkte, wer dort gehupt hatte. „Ach ne... Schau mal einer guck!“ Mit einem Kopfnicken deutete er auf den grade geparkten Wagen, aus welchem nun der Drummer stieg, auf dessen Gesicht eine Mischung aus Freude und Scham lag. Noch immer hielt Farin den Kleineren an sich gedrückt, selbst als er den etwas verwirrten Blick des Älteren bemerkte. „Na los, wir frieren uns den Hintern ab!“ Um seine Aussage zu bestätigen klapperte er leicht mit den Zähnen und hibbelte auf der Stelle. Mit einem verlegenen lächeln näherte sich Bela seinen beiden Bandkollegen, die eng umschlungen vor der Tür standen. „Sorry, war noch mal kurz beim Supermarkt und hab Tee geholt.“ „Schleimen bringt dich auch nicht weiter, schließ die Tür auf“, grinste Farin und warf einen Blick auf Rod. Unbemerkt von dem Drummer zwinkerte er dem Chilenen zu und zog ihn mit sich zur Tür, während Bela diese aufschloss. Nach wie vor war Rod hin- und hergerissen, ob es ihm gefallen sollte, wie der Blonde gerade mit ihm umging oder nicht. Auf der einen Seite war es wirklich wunderschön, doch zugleich hatte er eben auch Angst, sich irgendwie zu verraten – das wäre schließlich kein Wunder gewesen, so rot, wie er manchmal wurde und so merkwürdig, wie er sich manchmal verhielt. Doch vollkommen gleich, wie sehr er sich auch anstrengen mochte, dass es nicht auffiel, was er wirklich empfand, es wollte ihm einfach nicht gelingen. Zum Glück hatten seine Freunde sein Verhalten aber wenigstens noch nicht richtig deuten können. Und wenn ihre Gedanken in die richtige Richtung gegangen wären, so hätten sie wohl einfach vermutet, dass Rod in irgendeine Frau verliebt gewesen wäre. Eine Frau… ja, er hatte die letzten Jahre viel Energie darauf verwendet, darauf zu achten, dass auch ja nicht der Eindruck entstehen konnte, dass der Ärzte-Bassist möglicherweise hätte schwul sein können. Und soweit er das selbst beurteilen konnte, hatte er seine Rolle eigentlich auch ganz gut gespielt. Endlich tauchte der Drummer auf. Als dieser verkündete, er hätte noch Tee gekauft, konnte sich der Chilene ein leichtes Grinsen nicht verkneifen. Also war ihm unterwegs wirklich noch etwas eingefallen – auch, wenn es wohl eher ein Versuch war, Farin glücklich zu stimmen. Frierend auszusehen fiel ihm nicht besonders schwer, immerhin klapperten seine Zähne ohnehin schon und er war ganz glücklich darüber, jetzt endlich die Wohnung des Kleineren betreten zu können. „Hi…“, begrüßte er Bela daher nur, lächelte leicht und folgte den beiden Älteren hinein. Mehr sagte er erst einmal nicht, denn in einer Sache hatte der Blonde mit Sicherheit Recht gehabt: Rodrigo war wirklich kein Mann großer Worte. Knapp eine Stunde später saßen sie um den Esstisch des Drummers versammelt, welcher unter der riesigen Pizzaschachtel, Tellern, Gläsern, Tassen und den etlichen Stapeln Papier kaum noch zu sehen war. „Ah, Rod, ich wollte dir doch noch etwas zeigen! Warte... Ich habs gleich!“ Farin schnappte sich einen der besonders großen Stapel und blätterte diesen durch, wobei er bei jedem falschen Blatt ein leises 'Nein' von sich gab. Er hatte fast das Ende erreicht, als er mit einem triumphierenden Grinsen einen Zettel raus zog und diesen dem Jüngeren entgegen streckte: „Den meinte ich vorhin!“ Er meinte damit den Songtext, welchen er bereits im Auto erwähnt hatte, was schon eine Weile zurück lag. Bela, der dieser Unterhaltung nicht ganz folgen konnte, ließ den Blick über den Tisch schweifen, als würde er etwas Besonderes suchen. Ein Stück Papier, welches dicht bei Rod lag, weckte seine Neugier. „Hey, was ist das denn?“ Noch bevor der Chilene irgendwie reagieren konnte, hatte der Drummer sich den Zettel geschnappt. „Wolltest du den vor uns verstecken? Oder warum lag der so unter deinem Teller?“ Rod nahm gerade einen Schluck von seinem Bier, als er hörte, wie er von Farin angesprochen wurde. Als dieser das Wort ergriff, fiel auch dem Chilenen wieder ein, dass er ihm ja einen Text hatte zeigen wollen, wegen dem er vorhin angefangen hatte zu lachen. Auch der Bassist musste lachen, als er einen Blick auf das Papier warf. Ja, das war wirklich typisch für den Blonden. Es war ein total absurder Text und das Wort 'pflegeleicht' spielte wirklich so etwas wie eine zentrale Rolle in dem Song. Eigentlich total schwachsinnig, doch das passte eben zu dem Gitarristen und Rod musste auch wirklich herzhaft darüber lachen. „Du hattest Recht. Ich halte dich jetzt WIRKLICH für noch bekloppter. Das hätte ich nicht für möglich gehalten.“, verkündete er mit einem Grinsen im Gesicht, wobei er leicht den Kopf schüttelte. Als Bela sich einen Zettel grabschte, der unter Rods Teller gelegen hatte, verstummte dieser plötzlich und blickte den Drummer nur an. Natürlich wusste er, welchen Zettel der Ältere da in der Hand hatte, doch was er nicht so ganz wusste, war, wie er darauf jetzt reagieren sollte. Er war sich nicht sicher gewesen, ob er den beiden den Text zeigen sollte, doch der andere Schwarzhaarige hatte ihm diese Entscheidung jetzt ohnehin unbewusst abgenommen. Auf der einen Seite mochte er den Text, den er geschrieben hatte, eigentlich – doch er war zugleich auch sehr persönlich, auch, wenn er dies natürlich niemals zugeben würde. Der Schlagzeuger las sich derweil den Text durch. Das Blatt trug die Überschrift „Unser Weg“ und man sah, dass Rod immer wieder einige Änderungen am Text vorgenommen hatte. Bela überraschte das nicht weiter, erstens war das ein ganz normaler Vorgang und zweitens war es kein besonders großes Geheimnis, dass Rod sich meistens eher schwer tat, wenn es ums Texten ging. Schweigend las er sich den Text durch: Strophe 1: Ich bin müde, mein Kopf ist leer. Ich kann nicht schlafen... Denn mein Herz, es schmerzt so sehr. Immer wieder denk ich an uns're Nacht zurück. Es war nicht lange... Nur ein paar Stunden voller Glück. Jetzt siehst du mich an, doch du siehst mich nicht. Und genau das tut weh, denn ich liebe dich! Strophe 2: Dies ist unser Weg, die Laternen erleuchten ihn. Doch du, du nimmst 'ne Abzweigung... Und ich, ich lass dich zieh'n. Du hast alles vergessen was damals zwischen uns war! Nun bist du bei mir... Doch es scheint als wärst du gar nicht da. Jetzt siehst du mich an, doch du siehst mich nicht. Und genau das tut weh, denn ich liebe dich! Refrain: Es waren du und ich - und viel mehr nicht, doch es war uns're Nacht. Und immer wieder wünsch' ich mir wir wären niemals aufgewacht! Jetzt steh'n wir hier und wir seh'n uns an; was ist nur passiert? Hat unser Weg am Ende in verschied'ne Richtung'n geführt? Strophe 3: Du lachst mich an, doch es ist nur freundschaftlich. Und ich lache zurück... Doch im Innern schreie ich. Öffne endlich die Augen und schau mich richtig an! Ich halt's nicht mehr aus... Ich verzweifle noch daran! Und jetzt siehst du mich an, doch du siehst mich nicht. Und genau das tut weh, denn ich liebe dich! Refrain: Es waren du und ich - und viel mehr nicht, doch es war uns're Nacht. Und immer wieder wünsch' ich mir wir wären niemals aufgewacht! Jetzt steh'n wir hier und wir seh'n uns an; was ist nur passiert? Hat unser Weg am Ende in verschied'ne Richtung'n geführt? Refrain: Es waren du und ich - und viel mehr nicht, doch es war uns're Nacht. Und immer wieder wünsch' ich mir wir wären niemals aufgewacht! Jetzt steh'n wir hier und wir seh'n uns an; was ist nur passiert? Hat unser Weg am Ende in verschied'ne Richtung'n geführt? Jetzt steh'n wir hier und wir seh'n uns an; was ist nur passiert? Ist es immer so, dass man am Ende verliert...? Noch immer schweigend musterte er Rod einen Moment und reichte das Blatt dann an den Blonden weiter. Farin nahm das Blatt entgegen und sah sich den Text auf diesem an. "Unser Weg", murmelte er, nachdem er die Überschrift, den vermeintlichen Titel des Liedes gelesen hatte. Schnell las er den eigentlichen Text, ließ ihn kurz auf sich wirken und las ihn erneut. Das machte er häufiger so, da ein Text beim zweiten Mal ganz anders auf einen wirken konnte, war er dann doch schließlich nicht mehr fremd für einen. „Also mir gefällt er!“ Ein Lächeln huschte über das Gesicht des Blonden, als er den Text zurück an Rod gab. „Es tut richtig gut mal wieder was Romantisches von dir zu lesen. Aber irgendwie ist das auch traurig...“ Er überlegte etwas, wobei er den Kopf leicht in den Nacken legte. „An den Erfolg vom 1/2 Lovesong wirst du sicher nicht ran kommen, das ist einfach unmöglich. Aber trotzdem gefällt mir das Lied!“ Auch Bela hatte leichte Zweifel: „Ja, 1/2 Lovesong ist nunmal dein Lied. Es ist fast schon ein Markenzeichen von dir. Ich mag den Text, wirklich!“ Schnell hob der Drummer die Hände und sah dem Chilenen in die Augen. „Es war nur ein Gedanke...“ Er warf Farin einen Blick zu, als wolle er, dass dieser sich auch noch einmal dazu äußert, doch der Blonde starrte abwesend aus dem Fenster. „Jan?“ Bei der Erwähnung seines Namens zuckte der Gitarrist zusammen und drehte sich schnell um: „Ja, anwesend?“ Erst an den Blicken der anderen beiden bemerkte er, dass er wohl geträumt hatte. „Tut mir Leid, hab ein wenig überlegt. Also wir sollten Rods Text auf jeden Fall in die engere Auswahl packen! Du kannst uns ja nachher mal zeigen, was für eine Melodie du im Kopf hattest!“ Er lächelte kurz, bevor er wieder hinaus sah, wo ein leichter Schneeregen das Licht der Straßenlaternen verschwimmen ließ. Dies ist unser Weg, die Laternen erleuchten ihn... Der Text des Jüngeren hatte etwas, was ihn einen leichten Stich im Herzen spüren ließ. Es war nur ein Song, aber trotzdem... Das Lächeln war aus seinem Gesicht verschwunden, er wirkte zum ersten Mal an diesem Tag mehr als ernst. Um seine Gefühle zu überspielen zog er ein Stück Papier aus der kleinen Tasche des Rucksacks und legte es auf den Tisch. „Hab fast einen Text vergessen! Hatte den nachträglich rein gestopft, nachdem der Rucksack schon zu war und der Reißverschluss geklemmt hat“, meinte er und deutete auf das zerfledderte Etwas. Der Reißverschluss war nun völlig hinüber, da es Farin nach einem halbstündigen Kampf zu bunt wurde und er mit einer Schere nachgeholfen hatte. Rods Text, oder besser der Eindruck den dieser ihm vermittelt hatte, hatte ihn an einen seiner eigenen Songs erinnert. Er war irgendwie stolz auf das Lied, auch, wenn es etwas... anders war. Mit einer Sache hatte Jan ohne jeden Zweifel Recht: Es war traurig. Ja, natürlich war es traurig, dass er sich nicht daran erinnerte, wie die beiden miteinander geschlafen hatten und dass sie dennoch so viel Zeit miteinander verbrachten. Rod musste immer wieder daran denken, doch der Blonde schien jegliche Erinnerung daran einfach aus seinem Kopf verbannt zu haben. Dass den beiden der Text offenbar gefiel, erleichterte ihn ziemlich. Wie gesagt, es war bekannt, dass er sich mit dem Texten meistens schwer tat, weshalb er sich dabei meistens auch eher helfen ließ. Melodien zu entwickeln lag ihm einfach mehr, denn dabei kam dann sein musikalisches Talent ins Spiel. Es war nun einmal so, dass er zwar sehr musikalisch, aber nicht der so der Mann großer Worte war, weshalb ihm Musik auch leichter fiel als irgendwelche Texte. In diesem Fall jedoch hätte er gar nicht erst irgendwelche Hilfe annehmen wollen, denn das hier war einfach eine viel zu persönliche Sache. Mit der ½-Lovesong-Sache mochten sie Recht haben und vielleicht war der Song auch wirklich nicht so gut, immerhin hatten sie auch die Melodie, die ihm dabei durch den Kopf ging, noch gar nicht gehört, doch an seiner Musik hatten sie eigentlich bisher eher selten etwas auszusetzen, bei ihm ging es meistens wirklich eher um die Texte und den fanden sie ja immerhin schon mal gut, was ein Anfang war. Mit einem leichten Grinsen blickte er zu Farin: „Naja, für dich dürfte es auch schwer werden, an den Erfolg von Männer sind Schweine zu kommen.“ Nun ja, allerdings musste man dazu sagen, dass Farin schon am ehesten derjenige in ihrer Band war, der die größeren Hits landete. Okay, auch da gab es wieder einige Ausnahmen, aber Jans Texte waren manchmal eben auch am mainstreamtauglichsten – und auf der anderen Seite waren manche auch einfach nur vollkommen absurd, was sie natürlich nicht schlecht machte. Im Gegenteil. „Okay, ich spiels euch nachher mal vor.“, entgegnete er deshalb schließlich und blickte zu dem Gitarrist, als dieser noch einen Zettel herausholte. „Wow… Das ist… wow.“, meinte er nur, als er den Text gelesen hatte. Wirklich gut, wie eigentlich immer. Der Blonde schnappte sich eine Papierserviette und knüllte diese zusammen, bevor er sie Rod gegen den Kopf warf. „Erinner mich bitte nicht an DAS Lied!“, grinste er. Sein Blick glitt zu dem Drummer, der grade den Text mit Namen 'Living Hell' nahm und diesen aufmerksam durchlas. Als er fertig war, hob er etwas zweifelnd die Braue und er sah den Schreiber des Textes an. „Sag mal...“ Verlegen legte Bela den Text zurück auf den Tisch und griff stattdessen nach einem übrig gebliebenen Pizzarand, an welchem er nun knabberte. „Der Text... Ist das... Ernst gemeint?“ Tatsächlich hatte er eine ganze Weile gebraucht um diese einfache Frage zu formulieren. Doch statt den Gitarristen nun aufmerksam anzusehen und auf eine Antwort zu warten, knabberte er weiter an dem mit Käse gefüllten Rand und starrte auf einen Punkt, den wohl nur er sehen konnte. Farin weitete überrascht die Augen. Schon der Gedanke... Schnell schüttelte er den Kopf. „Nein, Quatsch! Aber ich muss zugeben der Text schrieb sich fast wie von selbst!“ Sein ach-so-typisches Grinsen erschien, allerdings war es ein wenig gestellt, denn er wollte seine Freunde nicht beunruhigen. Gut, es gab Tage an denen all diese Sachen zutrafen, doch die Tage, an denen es anders war, gab es viel häufiger. Nachdenklich nahm er den Text wieder zur Hand und ging ihn noch einmal durch. War es zu übertrieben? Er wusste es nicht, aber in ihm war eine Art Stolz. Stolz, welchen er nur bei besonderen Liedern verspürte. Und hier war es so. „Aber Rods Text find ich besser“, meinte er plötzlich und zwinkerte dem Jüngeren zu, wobei erneut ein Grinsen auf seinem Gesicht erschien. Und dieses Mal war es echt... Die Reaktion Farins überraschte Rod nicht wirklich, schließlich wusste er ganz genau, wie dieser auf das Lied reagierte. Obwohl es einer ihrer größten Erfolge war – oder vielleicht gerade deshalb – dachte Farin offenbar nicht besonders gerne an das Lied zurück. Einige Leute kannten Die Ärzte auch nur wegen dieses großen Erfolges von Männer sind Schweine und überhaupt war dadurch ziemlich viel Staub aufgewirbelt worden. Schweigend verfolgte der Chilene das Gespräch zwischen den anderen beiden. Er war eigentlich nicht auf die Idee gekommen, dass der Text vielleicht ernst gemeint gewesen sein könnte, doch trotzdem fand er ihn wirklich gut, er verpasste ihm sogar eine leichte Gänsehaut. Der Gitarrist hatte einfach ein tiefes Talent für das Texten. So, wie er für viele andere Dinge auch ein Talent hatte. Rod hätte diese Dinge gar nicht alle aufzählen können, so vieles an dem Blonden war einfach nur wunderbar. Na toll, jetzt fing er wieder an zu schwärmen. Warum in alles in der Welt hatte Rodrigo keinen Aus-Knopf, den er drücken konnte, wenn seine Gedanken wieder einmal anfingen, sich nur um Farin Urlaub zu drehen? Als dieser dann schließlich auch noch sagte, dass er den Text des Bassisten besser fand, röteten sich dessen Wangen sogleich. Jan mochte seinen Text… Mit einem leichten Lächeln erhob er sich, wobei er seinen Kopf jedoch gesenkt hielt. Die beiden anderen sollten nicht bemerken, dass er wieder einmal rot geworden war. Es sollte ihnen nicht doch noch auffallen. „Danke… Ich geh mal eben auf Klo…“, sagte er nur und hatte den Raum auch schon fluchtartig verlassen. Der Drummer blickte seinem Freund nur kopfschüttelnd nach. „Er ist komisch in letzter Zeit, findest du nicht auch?“ Ein leises Seufzen entfuhr dem Älteren. Hoffentlich war mit Rod alles in Ordnung… Auch Farin sah dem Jüngeren hinterher. Tatsächlich benahm sich Rod schon seit geraumer Zeit etwas... seltsam. „Ja, irgendwie schon... Ich hab ihn vorhin darauf angesprochen, aber er wollte nichts Genaues sagen. Wenigstens weiß er, dass wir für ihn da sind...“ Der Blonde seufzte nun ebenfalls und zog sich seine Teetasse etwas heran. Gedankenverloren rührte er in dem inzwischen lauwarmen Gebräu rum ohne auch nur daran zu denken etwas davon zu trinken. „Ich will ihn aber auch nicht zu irgendwas zwingen, weißt du... Er will mit mir nicht drüber reden, das stört mich auch nicht...“ Um zu vermeiden, dass der Drummer die letzte Aussage als Lüge enttarnte, trank Farin nun doch einen Schluck, wobei er sehbar das Gesicht verzog. „Hab ich vielleicht irgendwas gemacht? Er behandelt mich wie immer, aber da ist etwas...“ Fast schon flehend sah er nun auf den Älteren und umklammerte die Tasse in seinen Händen etwas fester. „Könntest du vielleicht... Du musst ihn ja nicht dazu drängen... Aber wenn du ihm auch noch mal bestätigen würdest, dass du für ihn da bist... Vielleicht vertraut er sich dir ja an... Ich hab Angst, dass ihn dieses 'Etwas' kaputt macht, das will ich nicht!“ seine Stimme war fast schon weinerlich, was er eigentlich hatte vermeiden wollen. Aber er war nun mal ein Mensch, der lieber selbst litt als einen ihm wichtigen Menschen leiden zu sehen. Der Gitarrist atmete tief durch und trank den letzten kleinen Schluck Tee, bevor er aufstand und mit leicht hängenden Schultern an die Arbeitsplatte trat, um den Wasserkocher zu füllen und danach einzuschalten. Er machte sich Sorgen um Rod, große Sorgen. Allerdings hatte er Angst dass der Jüngere sich nur noch weiter zurückziehen würde, je häufiger er ihn damit konfrontierte. Schweigend nahm der Drummer zur Kenntnis, was der Blonde ihm erzählte. Ja, es mochte schon stimmen, dass Rod wusste, dass sie für ihn da waren, doch das musste bei dem Chilenen auch nicht unbedingt etwas heißen. Bela seufzte leise. „Naja, du kennst ihn doch… Auch, wenn er das weiß, sagt er nichts, wenn er etwas hat… Er hat doch viel zu viel Angst, uns mit etwas zu belasten. So, wie ich ihn kenne, könnte er bis zum Hals in der Scheiße stecken und würde uns trotzdem nichts sagen, obwohl er uns vertraut, damit wir uns keine Sorgen machen…“ In der Tat trafen diese Worte den Charakter des Bassisten wirklich gut, denn dieser war immer darauf bedacht, dass man sich seinetwegen möglichst wenig Sorgen machte. Eine Eigenschaft, die zwar wirklich liebenswert, aber alles andere als praktisch für seine Freunde war, denn wenn man ihm anmerkte, dass er irgendein Problem hatte, wusste man nie, wie groß dieses war, denn Rodrigo überspielte jedes Problem, das ihn betraf, so gut er nur irgendwie konnte. Als er bemerkte, wie viele Sorgen sich auch Jan scheinbar um den Jüngsten im Bunde machte, huschte ein leichtes Lächeln über das Gesicht des Schlagzeugers. „Okay, ich werde es ihm auch noch mal sagen. Vielleicht vertraut er sich mir ja auch wirklich an, ich rechne nur ehrlich gesagt nicht damit. Wie gesagt… du kennst ihn ja, Jan.“ Wieder seufzte er. „Aber es wird ihn schon nicht kaputt machen… Vielleicht ist es ja auch nichts weiter Schlimmeres…“ Nun, zumindest hoffte Bela dies, doch wie gesagt konnte man das bei Rod leider niemals so ganz genau wissen, doch er wollte auch den Blonden nicht so besorgt sehen und so versuchte er einfach, ihn irgendwie zu beruhigen. Auch, wenn der Gitarrist ihren Freund wohl genauso gut kannte wie er selbst. Einen Versuch war es ja schließlich wert. Während das Wasser vor sich hin brodelte schwang Farin sich auf die Arbeitsplatte und ließ die langen Beine baumeln, die Hände links und rechts von sich abgestützt und den Kopf leicht runter geneigt, damit er sich nicht an einem der Hängeschränke stieß. „Mir würde es sicher gleich besser gehen, wenn du mit ihm redest... Ihr beide habt nun mal ein ganz anderes Verhältnis zueinander. Ihr kennt euch länger, vertraut euch mehr...“ Eigentlich sollten seine Worte nicht eifersüchtig klingen, doch er konnte nichts dagegen tun, dass es so rüber kam. Um davon abzulenken sprang er von seinem Platz runter und wühlte etwas in den Schränken, als würde er den Tee suchen, wobei er genau wusste wo Bela diesen aufbewahrte. „Wenn es mich betrifft... Dann wird er es mir irgendwann erzählen. Dir gegenüber verhält er sich ja wie immer, jedenfalls hab ich nichts mitbekommen was meine Theorie zerschmettert... Wo ist denn der verdammte Pfefferminztee?“ Nun hockte er Blonde auf dem Boden und sah sogar unter der Spüle nach. „Vielleicht sollte er bei dir im Bett schlafen... Nein, das kann ich ihm nicht zumuten, da schlaf ich lieber mit ihm!“ Endlich hatte er den Tee gefunden und richtete sich wieder zu seiner vollen Größe auf. Genau rechtzeitig, denn grade war das Wasser fertig, welches er auch sogleich in die Tasse goss. Plötzlich lief sein Gesicht knallrot an und mit einem Ruck drehte er sich um. „In einem Bett mein ich natürlich! FUCK!“ Bei der schnellen Bewegung war ein wenig des kochenden Wassers auf seinen Fuß geschwappt. Mit einem Knall stellte er den Wasserkocher zurück auf die Plattform und zog sich hinkend die Socke aus. Irgendwie hatte auch dies etwas Vertrautes und hätte er nicht grade mit einem unangenehmen Schmerz zu kämpfen gehabt, hätte er sicher etwas genauer überlegt, warum ihm diese Situation so bekannt vorkam. Damit, dass sie sich länger und auch besser kannten, hatte der Blonde zwar ohne Zweifel Recht, doch trotzdem wusste Bela nur zu gut, dass das bei Rod nicht zwangsweise etwas zu bedeuten hatte. Sicher, es wäre ihm so leichter gefallen, über seine Gefühle zu reden, da sich die beiden besser kannten, doch es war nun einmal eine Tatsache, dass der Chilene niemals jemandem irgendwie zur Last fallen wollte. Und dass er dies nicht tat, konnte man ihm beliebig oft erzählen, er würde es einem doch niemals wirklich glauben, vollkommen gleich, wie oft er das Gegenteil behauptete. Trotzdem versuchte der Drummer bei jeder Gelegenheit, dem Bassisten klar zu machen, dass er sich über so was keine Gedanken machen sollte, doch leider immer wieder vergeblich. Etwas in Farins Stimme riss ihn jedoch aus seinen Gedanken und er blickte den Jüngeren an. „Bist du eifersüchtig?“ Im Grunde wusste er, dass es Quatsch war und doch hatte er auf einmal das Gefühl, dass der Blonde eifersüchtig darauf gewesen wäre, dass Bela und Rod sich so nahe standen. Obwohl dem Schlagzeuger natürlich vollkommen klar war, wie Farin seine Worte mit dem Schlafen gemeint hatte, huschte ihm dennoch ein leichtes Grinsen über das Gesicht, welches jedoch sofort verblasste, als der Größere sich das heiße Wasser über den Fuß goss. Schweigend füllte er kaltes Wasser in einen Kochtopf, den er vor Farin auf den Boden stellte. „Hier… Du solltest das kühlen.“ Auch Rod betrat nun wieder den Raum. Er war gerade auf dem Weg zurück vom Klo gewesen und hatte sich gerade wieder beruhigt, als er den Aufschrei des Gitarristen vernahm. Für einen Moment hielt er in seiner Bewegung inne. Was war jetzt passiert?! Als er bei der Küche ankam, bemerkte er die Bescherung natürlich. „Oh Gott, Jan, was hast du denn gemacht?“, fragte er besorgt. Kaum stand der Topf vor ihm, tauchte Farin den schmerzenden Fuß hinein, auf welchem sich eine Stelle bereits rötlich hervorhob. „Danke“, nuschelte er und stützte sich leicht mit den Händen ab um das Gleichgewicht nicht zu verlieren. Als Rod die Küche betrat sah der Blonde auf und ein Lächeln erhellte sein Gesicht. „Da bist du ja wieder! Naja... Ich hab ein wenig mit kochendem Wasser um mich geschleudert, hab aber nur mich getroffen“, grinste er und kratzte sich verlegen am Hinterkopf. „Aber ist nicht schlimm, wird schon wieder... Werd nur die Schuhe nicht mehr so eng schnüren können in nächster Zeit!“ Farin zog seinen Fuß aus dem kalten Wasser und betrachtete ihn etwas genauer. Noch immer war die Stelle stark gerötet und würde sich wahrscheinlich zu einer schmerzenden Brandblase entwickeln. „Naja, was soll’s... Vielleicht sollten wir bald ins Bett.“ Während des letzten Satzes warf er dem Drummer einen warnenden Blick zu, damit dieser bloß keine Anspielung auf die unfreiwillige Doppeldeutigkeit einer seiner letzten Aussagen machte. Danach sah er auf den Bassisten und musterte diesen etwas besorgt. Vielleicht sollte er die beiden alleine lassen, damit Bela ihn darauf ansprechen konnte? Nein, es wäre wohl zu auffällig gewesen. Und es hatte sicher noch etwas Zeit. „Haben wir jetzt eigentlich alle Texte durch? Oder fehlt noch einer?“ Nach wie vor besorgt musterte der Bassist den Größeren besorgt, während dieser seinen Fuß in den Kochtopf steckte. Als er die Sache mit dem heißen Wasser erwähnte, fühlte sich Rod wieder einmal unweigerlich an den schicksalhaften Abend und vor allem an die darauf folgende Nacht erinnert, schließlich hatte Farin auch damals mehr oder weniger mit heißem Wasser um sich geschleudert – nicht, dass es nicht auch seine Vorteile gehabt hätte, denn immerhin hatte erst dieses Ereignis eigentlich dazu geführt, dass die beiden miteinander geschlafen hatten. „Du solltest mehr auf dich aufpassen…“, meinte er nur noch dazu und schwieg dann wieder. Viel mehr wollte er dazu auch gar nicht sagen, viel zu groß wäre seine Angst gewesen, wieder zu erröten oder dergleichen. Wäre er jetzt noch einmal auf Toilette geflüchtet, wäre das schließlich alles andere als unauffällig gewesen. In der Tat musste Bela sich zusammen reißen, keine Bemerkung wegen Farins Bett-Kommentar zu machen, doch natürlich wusste er den Blick des Blonden zu deuten und so schwieg er zu dieser Sache. Wenn Farin nicht wollte, dass er einen Kommentar dazu zum Besten gab, musste dies einen Grund haben und der Drummer vermutete sehr stark, dass dieser Grund auf den Namen Rodrigo Gonzalez hörte. Das mit dem Ins-Bett-Gehen gefiel Rod auf den ersten Blick nicht unbedingt, denn er wusste genau: Würde er mit Farin in einem Bett schlafen, würde er sehr stark auf seine Lendengegend aufpassen müssen – oder genauer gesagt darauf, dass diese niemand zu Gesicht bekommen würde, denn in Gedanken sah er bereits, wie seine Shorts im Schritt spannten, wenn er mit ihm in einem Bett lag. Nein, das durfte wirklich niemand bemerken. „Also ich habe keine Texte mehr…“, entgegnete Rod nur, auch, wenn er sich wünschte, dass es anders gewesen wäre, hätte dies doch schließlich das Schlafengehen noch hinauszögern können. „Von mir haben wir auch alle durch.“, meinte auch Bela, „Wir können also ruhig schlafen gehen.“ Der Blonde nickte leicht und besah sich erneut seinen Fuß. „Die Lust auf einen letzten Tee ist mir gerade vergangen... Also ab ins Bett. Was dagegen, wenn ich noch eben dusche?“ Seltsamerweise sah er bei dieser Frage nicht Bela an, dem ja schließlich die Wohnung und somit auch die Dusche gehörte, sondern Rod. Während er das Wasser auskippte und den Topf danach gründlich ausspülte, sah Bela zwischen seinen beiden Freunden hin und her. „Alles klar, ich hau mich aufs Ohr. Macht nicht zu lang... Und Jan, sei nicht so laut...“ Gekonnt wich er dem geworfenen Geschirrtuch aus und grinste den Größeren an. „Beim Duschen! Was du gleich wieder denkst!“ Leicht lachend verließ der Drummer die Küche, wobei er Rod noch leicht auf die Schulter klopfte. Einen Moment herrschte angespannte Stille zwischen ihnen. „Ja... Also wie gesagt, ich wollt noch eben duschen. Dann kannst du schon mal überlegen welche Stellung wir gleich im Bett einnehmen... Also wer wo und wie liegt!“ Noch immer hatte Farin dem Anderen den Rücken zugewandt, worüber er grade mehr als froh war, denn die Röte schoss ihm ins Gesicht und schien sich bis zu den Haarspitzen auszubreiten. Schnell trocknete er den Topf ab und stellte ihn zurück in den Schrank, zu seinen 'Artgenossen'. „Bis gleich!“ Tatsächlich schaffte Farin es, die Küche zu verlassen ohne dem Chilenen in die Augen zu sehen und trotz der Schmerzen im Fuß, welche beim Abrollen entstanden, war er erstaunlich schnell im Badezimmer verschwunden. Ein erleichtertes Seufzen löste sich von seinen Lippen und einen Moment lehnte er sich an die weiße Holztür, wobei er die Augen schloss. „Wenn das so weiter geht, spricht Rod MICH drauf an, was mit mir los ist“, nuschelte er und ging auf die Dusche zu. Zu seiner Verwunderung hatte Bela ihm noch ein sauberes Handtuch hingelegt und er fragte sich, was der Drummer noch so mitbekommen hatte, als er angeblich zu Bett gegangen war. Warum der Blonde ausgerechnet ihn und nicht Bela bei seiner Frage angesehen hatte, konnte Rod nicht so ganz verstehen, doch wahrscheinlich hatte es auch keinen besonderen Grund, zumindest wäre ihm wirklich absolut keiner eingefallen und so kam er zu dem Schluss, dass wirklich nichts weiter dahinter steckte. Warum hätte es auch? Erstens empfand Jan ohnehin nicht mehr als Freundschaft für ihn und selbst, wenn er es getan hätte, wäre dem Chilenen kein besonderer Grund eingefallen. Und wieder stieg ihm die Röte ins Gesicht, als er erst die Worte Belas und dann auch noch die des Gitarristen vernahm, doch glücklicherweise hatte Farin ihm den Rücken zugedreht, während er mit ihm sprach, was diese Situation in Rodrigos Augen wirklich ungemein erleichterte, denn es bedeutete, dass er es nicht bemerken würde. „Ja… Bis gleich.“, meinte er nur, als der Größere den Raum zum Duschen verlassen hatte und machte sich leise seufzend auf den Weg in Belas Schlafzimmer. Ohne jeden Zweifel hätte der Bassist es vorgezogen, auf der Couch zu schlafen, doch daraus würde wohl nichts werden. Nicht, dass das Bett nicht bequem gewesen wäre – doch zusammen mit Farin? Eigentlich konnte das wirklich nur schief gehen… Er seufzte noch einmal und setzte sich aufs Bett, wo er auf den Blonden wartete. Als der Gitarrist aus der Dusche stieg, fühlte er sich um Einiges besser. Mit einem Aufseufzen ergriff er das Handtuch und schlang es sich um die Hüften. Mit großen Schritten näherte er sich dem beschlagenen Spiegel und wischte diesen sauber, bevor er sich auf dem darunter liegenden Waschbecken abstützte und in die Augen seines Spiegelbildes starrte. Er fühlte sich seltsam, aber da war noch etwas, was viel stärker war. Durch seinen kleinen Stunt mit dem kochenden Wasser hatte er fast vergessen, dass er sich Sorgen um den Jüngeren machte. Doch nun, wo er wieder einen klaren Kopf hatte... Entschlossen schnappte er sich seine Sachen - welche er vorm Duschen fein säuberlich auf den Toilettendeckel gelegt hatte - und zog sich die Shorts wieder an, bevor er das Badezimmer verließ und ins Schlafzimmer ging. Leise schloss er die Tür hinter sich, obwohl er nicht wirklich glaubte, dass Bela bereits schließ und trat mit einem sanften Lächeln vor Rod. „Wolltest du auch noch mal duschen?“ Liebevoll zerzauste er das schwarze Haar des Kleineren und genoss einen Moment wie die dunklen Strähnen über seine Finger strichen. Dann riss er sich wieder zusammen. „Falls nicht, würde ich vorschlagen, dass wir uns schlafen legen. Hör zu, wenn es dich stört kann ich auch auf dem Boden schlafen, mir macht das nichts aus.“ Bei den letzten Worten hatte Farin sich bereits abgewandt und legte seine Sachen auf einen kleinen Tisch. „Ich klau dir zwar nicht die Decke oder das Kissen, aber naja... Nur so, ist ja nicht grade groß, das Ding.“ „Nein, ich dusche morgen früh…“, entgegnete der Chilene nur, nachdem Farin zurückgekehrt und ihn gefragt hatte. Für ihn war es einfach eine wunderschöne Sache, wenn man morgens aufstehen und sich dann frisch fühlen konnte. Wenn er abends duschte, hatte er am nächsten Morgen meistens gleich wieder das Bedürfnis, unter die Dusche zu klettern – da konnte er es auch gleich morgens machen. „Wir können also ruhig jetzt schlafen gehen. Ich hab nichts dagegen.“ Wie zur Bestätigung entfuhr ihm ein herzhaftes Gähnen, woraufhin er leicht lächelte, wobei er in die Augen des Anderen blickte. Als dieser ihm wieder einmal durch die Haare strubbelte, schloss der Jüngere für einen Moment genüsslich die Augen. Er liebte die Berührung des Anderen, selbst, wenn es nur so etwas vollkommen Banales war. Doch natürlich war auch das wieder so eine Sache, die wohl auf ewig unausgesprochen bleiben würde. So, wie viele andere Sachen auch. Und dann war es auch noch so süß von ihm, dass er sogar bereit gewesen wäre, auf dem Boden zu schlafen, doch das war eine Sache, die der Bassist nun wirklich nicht wollte. Auch, wenn das Bett des Drummers nicht gerade groß war, würde er es schon irgendwie überleben. Sicher, es mochte ihm gerade noch unangenehm sein, doch er konnte durchaus damit klar kommen. Er musste nur aufpassen, dass es nicht zu allzu vielen peinlichen Berührungen zwischen ihnen kommen würde. „Nein, mach dir keine Gedanken, das ist wirklich vollkommen okay für mich. Wir können ruhig … beide in diesem Bett schlafen.“ Irgendetwas hielt ihn davon ab, das Wort >zusammen< statt >beide< zu verwenden. Noch immer lächelnd legte er sich schließlich in das Bett, schloss die Augen und wartete darauf, dass Jan ihm folgen würde. Nicht sehr lange darauf war er auch schon eingeschlafen, ein zufriedenes Lächeln auf dem Gesicht habend. Einen Moment beobachtete Farin den Jüngeren einfach, bevor auch er ins das schmale Bett krabbelte. Fast hätte er einen Arm um den schlafenden Chilenen gelegt, konnte dies allerdings gerade noch vermeiden und schob den Arm stattdessen unter seinen Kopf. Ein leichtes Gähnen löste sich von seinen Lippen und so dauerte es nicht lange, bis er dem Jüngeren ins Reich der Träume folgte. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)