Nichts in der Welt von traumherz (Liebe ist nur ein Traum...) ================================================================================ Kapitel 1: Keiner sieht mich, bin einfach nur da, einfach nur da... ------------------------------------------------------------------- Frisch beendet und sofort in den Upload damit! Ja, endlich erfahrt ihr wie es weiter geht! Und zwar hier! Im zweiten Teil des Prologs! Ja, richtig gelesen! Dies hier ist der zweite (und letzte) Teil des Prologs! Und jetzt stellt euch mal vor wir hätten den NICHT aufgeteilt! Zum einen könntet ihr den gesamten Anfang dann erst JETZT lesen... Und zum anderen wäre der wohl wirklich etwas lang und abschreckend gewesen... ("Ist er das nicht so schon?" "Klappe!") Wir hatten zwischendurch leider einige Schreibpausen, was an Imaginarys Fleiß in Sachen Schule (Kommentar von Imaginary: *HUST* … eher Pseudo-Fleiß in Sachen Schule und Faulheit bei allem anderen xD) lag und an Annis Faulheit in... allem. Aber jetzt geht es wieder etwas zügiger voran! Besonders da wir neulich ein kleines Meeting hatten und wir uns schon drauf freuen ein paar bestimmte Stellen zu schreiben! Jetzt aber genug... Viel Spaß beim lesen! Und vergesst den Kommibereich bitte nicht! *mit Baseballschläger rumwedel* Klar? xD ~~~ Gedankenversunken dachte Rod zurück. Er dachte zurück an einen Abend und eine Nacht, welche nun schon ein paar Jahre zurücklag und ihm dennoch sehr präsent war. Der Abend, an dem er Farin Urlaub kennen gelernt hatte. Die Nacht, in der er mit Farin Urlaub geschlafen hatte. Der Morgen, an dem er Farin Urlaub einfach zurückgelassen hatte. Nachdem sie miteinander geschlafen hatten, war Rod am nächsten Morgen einfach aufgestanden und hatte den Blonden schlafen lassen. Er hatte lediglich einen Zettel hinterlassen mit der Botschaft, dass es ein schöner Abend und eine noch schönere Nacht gewesen sei und dass er sich für alles bedankte und ihm für die Zukunft noch alles Gute wünschte und dass er jetzt gehen müsste. Dies hatte sogar der Wahrheit entsprochen, denn Rod war extra für das Konzert nach Berlin gefahren und hatte am nächsten Morgen nach Hamburg zurückkehren müssen. Natürlich hatten sie sich danach niemals wieder gesehen – wie hätten sie auch? Farin kannte nicht einmal seinen Namen und sicherlich erinnerte er sich ohnehin nicht mehr an ihn, war er doch nur eine flüchtige Bekanntschaft gewesen, mit der Farin dann im Bett gelandet war. Irgendwie war es schon komisch, wie manche Dinge sich entwickeln konnten, stellte der Chilene wieder einmal fest, als er einen Seitenblick auf Bela warf. Ja, inzwischen spielte er zusammen mit diesem in einer Band, Depp Jones, seit es Die Ärzte nicht mehr gab und viel mehr waren sie wirklich gute Freunde geworden. Doch vollkommen gleich, wie gut er sich mit Bela verstand – er hatte ihm niemals etwas von dem erzählt, was in dieser einen Nacht zwischen Farin und ihm vorgefallen war. Wozu auch? Es hätte nichts geändert. Zwar konnte Rod sich selbst gegenüber nicht leugnen, dass er noch immer Gefühle für den blonden Gitarristen hegte, doch natürlich würde er von diesen Gefühlen niemals jemandem erzählen – selbst Bela nicht, mit welchem er sonst eigentlich so ziemlich jedes Geheimnis teilte. Sie hatten gerade mit den anderen für ihr bald bevorstehendes Konzert geprobt und waren nun in einem Einkaufszentrum auf dem Weg zu McDonalds, da sie vorhatten, sich ein wenig zu stärken. Kaum hatten sie das Zentrum betreten, kam ihnen eine junge Frau entgegen und drückte ihnen zwei Flyer in die Hand, welche die Aufschrift „Erwachsene im Kissland“ trugen. Rod musste leicht grinsen, als er sich den Flyer genauer ansah. Diese Aufschrift brachte ihn schon zum Grinsen und er war sich ziemlich sicher, dass es Bela da nicht wirklich anders gehen würde. Nach wie vor schweigend ging er weiter, bis er vor McDonalds stand, verstaute den Flyer in seiner Jackentasche und blickte Bela dann lächelnd an. Auch Bela warf einen kurzen Blick auf den Flyer und tatsächlich musste er grinsen. „Mensch, einen Moment dachte ich tatsächlich, meine Gebete wurden erhört und sie haben einen Vergnügungspark für uns errichtet!“ Mit diesen Worten ließ der ehemalige die Ärzte Drummer das Stück Papier in die Tasche gleiten und betrat gemeinsam mit Rod das Fastfood-Restaurant. Zu dieser Zeit war es glücklicherweise nicht sehr voll, wodurch sie schon nach wenigen Minuten mit ihrer Bestellung eine Etage höher gehen konnten. Zielstrebig steuerten die beiden einen Fenstertisch an, ein Platz, an dem sie schon häufiger gesessen hatten. Mit Farin war er zwar auch oft bei McDonalds gewesen, allerdings hatten sie sich meistens nur eine große Portion Pommes geholt und diese hatten sie nur zur Hälfte gegessen. Die andere Hälfte hatten sie vorher in die Strohhalme gestopft, um danach amüsiert zu beobachten, wie andere Gäste verzweifelt versuchten etwas damit zu trinken. Der Ältere biss sich leicht auf die Unterlippe als er bemerkte, dass seine Gedanken sich schon wieder um den Blonden drehten. Man hätte es fast schon sentimental nennen können, wie er seit dem frühen Morgen immer wieder an die 'gute, alte Zeit' dachte. Und alles nur wegen dem Stück Papier, welches er vor wenigen Stunden in seinem Briefkasten gefunden hatte. Das Stück Papier, das nun in der Innentasche seiner Jacke steckte und nur darauf wartete, vor den dunklen Augen des Chilenen zu landen. Einen Moment saßen die beiden Dunkelhaarigen schweigend am Tisch, nur zwischendurch hörte man das Rascheln der Burgerfolie oder das Geräusch welches entstand, wenn die Cola durch die - zum Glück nicht verstopften - Strohhalme in den Mund floss. Schließlich wurde die Stille unerträglich. „Ich hab einen Brief von Jan bekommen.“ Bela sagte es so beiläufig wie möglich und es klang fast so, als wäre damit alles erklärt. Er biss von seinem Hamburger ab, nachdem er die Gurke von diesem genommen hatte, und zog den Brief schließlich aus der Tasche, um ihn Rod zu reichen. Es schien so, als hätte er ein Kilo Blei aus der Tasche geholt. Der Chilene sammelte ebenfalls erst einmal die Gurken von seinen Burgern, während er den Worten des Älteren lauschte. Er hatte, während sie hier schweigend gesessen hatten, schon im Gefühl gehabt, dass irgendetwas los war und offensichtlich hatte er Recht behalten. Farin hatte ihm also einen Brief geschrieben… So ganz wusste Rodrigo noch nicht, was er davon halten sollte und es erinnerte ihn nur wieder umso mehr an den blonden Gitarristen. Weiterhin schweigend studierte der Schwarzhaarige nun den Brief, welchen Bela ihm gereicht hatte. Der Inhalt war, dass Farin vorschlug, Die Ärzte doch noch einmal wieder aufleben zu lassen. Rod dachte nach, während er sich erst einmal eine Zigarette anzündete und Bela anbietend die Schachtel hinhielt. Dass der Kleinere nun einen Rat von ihm wollte, war wohl eindeutig und natürlich würde er ihm diesen als sein Freund auch geben. Wäre er egoistisch gewesen, so hätte er Bela davon abgeraten, immerhin hatte er wirklich viel Spaß daran, mit diesem zusammen in einer Band zu spielen, auch, wenn der größere Erfolg bisher ausgeblieben war und wenn Rod realistisch war, dann dachte er nicht daran, dass sich daran so schnell etwas ändern würde. Dies war nur ein Grund mehr, warum Bela es hätte versuchen sollen und der Chilene konnte sich nur zu gut vorstellen, dass es ihm Spaß gemacht hätte, wieder mit dem Blonden in einer Band zu spielen. Nein, genauer gewesen würde es Bela wohl Spaß machen, mit Farin wieder bei Die Ärzte zu spielen. Und bessere Aussichten hätte dies für den Ex-Ärzte-Schlagzeuger wohl auch gehabt, immerhin waren Die Ärzte einmal sehr erfolgreich gewesen. „Du willst bestimmt meinen Rat, oder?“, fragte er, nachdem er den Brief durchgelesen hatte. Schmerzhaft erinnerte ihn allein schon die Schrift Farins an diesen inzwischen so lange zurückliegenden Abend, von dem er niemals jemandem erzählt hatte, doch er drängte den Gedanken zurück. Jetzt war Bela wichtig, nicht, dass er selbst nach all der Zeit noch immer Farin nachtrauerte. „Ich denke, du solltest es versuchen.“, fuhr er schließlich fort, „Das würde dir bestimmt viel Spaß machen und ihr könntet bestimmt wieder sehr erfolgreich werden. Du solltest dich bei ihm melden.“ Der Ex-Ärzte-Drummer blickte kurz auf die Schachtel, zögerte ein wenig und zog dann schließlich doch eine der Zigaretten raus, welche er auch sofort anzündete. Theoretisch hatte er schon so ziemlich aufgehört, praktisch war ein Glimmstängel in diesem Moment genau das, was er brauchte. Oder jedenfalls eine der Sachen, die er nun gebrauchen konnte. Er schwieg, während Rod den Brief las und beschäftigte sich lieber damit, von den anderen Burgern die restlichen Gurken zu pulen. Doch jedes Mal, wenn Rod die Seite 'umblätterte', zuckte der Drummer unwillkürlich zusammen, denn das bedeutete, dass bald eine Reaktion des Anderen kommen würde. Als dieser ihn schließlich ansprach, brachte Bela nur ein leichtes Nicken zustande. Er war verwirrt und zum ersten Mal seit Jahren, fühlte er sich wie ein Schiffbrüchiger. Es war fies grade Rod um Rat zu fragen, wo dieser doch zu seiner neuen Band, zu seinem neuen 'Leben' gehörte. Aber außer ihm gab es niemanden, den er hätte fragen können. Umso erstaunter war er, als der Andere schließlich seine Gedanken aussprach. „Meinst du echt? Also...“ Bela zögerte kurz, zog noch einmal an seiner Zigarette und ließ den Blick durch den fast menschenleeren Raum gleiten, bevor er weiter sprach: "Einerseits wäre es schon cool, immerhin war es eine tolle Zeit. Aber was, wenn es so wie beim ersten Mal endet?" Noch einmal ließ er sich Rods Worte durch den Kopf gehen. „Aber... Es kostet ja nichts, mit Jan einmal drüber zu reden...“ Fragend blickte er sein Gegenüber an, doch dieser sagte nichts dazu. Allerdings sprach sein Blick wahre Bände. In der Zeit, die sie sich nun kannten, waren sie wirklich gute Freunde geworden und so reichte manchmal schon ein Blick aus, um alles zu sagen. "Verstehe schon, erstmal alles absprechen und dann meckern!", grinste der Ältere und zog an seiner Zigarette. Diese paar Worte und der kurze Blickkontakt hatten bereits ausgereicht, um eine große Last von seinem Herzen zu nehmen. Tatsächlich ging es ihm plötzlich so gut, dass der Nikotin-Geschmack in seinem Mund nun nicht mehr angenehm sondern widerlich war. Mit leicht verzogenem Gesicht drückte er die Kippe im Aschenbecher aus und trank schnell noch einen Schluck. Dabei fiel sein Blick auf die Gurkenscheiben, welche fein säuberlich auf einer Folie gestapelt waren. „Kennst du eigentlich Gurkenschnippen?“ Als er von dem Jüngeren nur einen fragenden Blick kassierte, grinste Bela leicht, schnappte sich eine leere Burger-Folie und legte eine der Gurkenscheiben drauf. „Also, pass auf! Du legst dir alles so zurecht, nimmst die beiden Seiten der Folie und... ZACK!“ Während der Erklärung hatte der Kleinere wie beschrieben die Folie links und rechts gepackt. Und bei 'ZACK' hatte er das Stück Papier so schnell stramm gezogen, dass die gerade noch drauf liegende Scheibe wie ein Pfeil nach oben schoss und über ihnen an der Decke kleben blieb. Mit einem breiten Grinsen sah der Ältere nun auf Rod. „Aber um noch mal kurz auf Jan zurück zu kommen...“ SCHNIPP! Die nächste Gurkenscheibe flog nach oben und blieb, dicht neben der anderen, ebenfalls an der Decke kleben. „Soll ich ihn einfach nur anrufen? Oder sollte ich besser zu ihm fahren?“ Rod war zwar klar gewesen, dass Bela theoretisch mit dem Rauchen aufgehört hatte, doch er hatte sich einfach gedacht, dass er eine Zigarette in diesem Moment gut gebrauchen konnte – womit er ja auch richtig gelegen hatte. Nachdenklich richtete er wieder seinen Blick auf den Brief, während er einen Zug von seiner Kippe nahm. Wenn er doch nur unbefangener an diese ganze Situation hätte herangehen können! Aber nein, er konnte nicht, denn nach wie vor fesselte ihn allein schon der Gedanke an den Blonden viel mehr, als ihm lieb war. Warum konnte er Farin nicht einfach vergessen? Warum musste er nach diesen langen Jahren, die inzwischen vergangen waren, noch immer in ihn verliebt sein? Warum konnte er die Geschehnisse nicht einfach auf sich beruhen lassen, statt sie sich immer wieder in den Kopf zu rufen? Seit Jahren durchlebte er diese Nacht wieder in seiner Fantasie, es war wie ein Traum, den er nicht abzuschütteln vermochte, vollkommen gleich, was er dagegen unternahm. Es stand einfach nicht in seiner Macht, es zu vergessen. Genauer – es stand nicht in seiner Macht, FARIN zu vergessen. Dabei war es manchmal genau das, was er wollte. Den Gitarristen einfach vergessen und am besten nie wieder über diese Nacht und über seine Liebe zu dem Größeren nachdenken. Vielleicht würden seine Beziehungen dann auch wieder besser verlaufen, denn die letzten waren immer in einer einzigen Katastrophe geendet. Schließlich zwang er seine Gedanken wieder auf das eigentliche Thema zurück. Er wollte auch nicht immer abschweifen. Es brachte ja doch nichts, immer wieder darüber nachzudenken. „Naja, aber vielleicht endet es auch nicht so. Vielleicht wird es noch viel besser, als du dir vorstellen kannst. Aber das kannst du nur herausfinden, wenn du es einfach ausprobierst. Und im Grunde wissen wir doch beide, wie gerne du das möchtest.“ Er lächelte sanft, drückte seine Zigarette im Aschenbecher aus und nahm noch einen Schluck von seiner Cola, während er in die Augen seines Gegenübers blickte. Auf Belas Frage, ob er Gurkenschnippen kenne, schüttelte er nur leicht verwirrt den Kopf. Gurkenschnippen? Was sollte das denn schon wieder sein? Ein Grinsen huschte über das Gesicht des Chilenen, denn er kannte den Älteren inzwischen ziemlich gut und wusste, dass jetzt mit Sicherheit etwas kommen würde, über das er noch die ganze nächste halbe Stunde würde lachen können. Und in der Tat musste er ziemlich lachen, als der Kleinere vorführte, was er gemeint hatte. Nein, das kannte er wirklich nicht, doch er war bereit, es sogleich auszuprobieren. Also packte auch er die Folie von seinem Burger, legte eine Gurke drauf und zog sie mit einem >SCHNIPP< auseinander. Wieder lachte der Schwarzhaarige, als die Gurke über ihnen an der Decke kleben blieb. „Hm… Ich denke, du solltest einfach zu ihm fahren. Das ist persönlicher…“ Der Drummer nickte langsam, während sein Blick immer wieder nach oben huschte. „Also vorbei fahren... Aber einfach so? Nach all den Jahren?“ SCHNIPP! Die nächste Gurke flog nach oben, drehte sich sogar mehrmals in der Luft und blieb schließlich kleben. Bela warf dieser noch einen Blick zu, bevor er nach der nächsten Gurkenscheibe griff. „Aber genau DAS wäre vielleicht auch ganz gut... Am Telefon wäre das so unpersönlich... Und ich könnte ihn überraschen... Aber wenn er nicht da ist, was mach ich dann?“ Der Ältere schüttelte leicht den Kopf als er bemerkte, wie sehr er sich hineinsteigerte. Er hörte sich fast so an, als wäre er ein Teenie vorm ersten Date. "Sorry, ich übertreibe irgendwie..." SCHNIPP! „Also ich werd einfach mal vorbei fahren und gucken, was er so erzählt... Bei dem Treffen muss ja noch nichts entschieden werden, es ist dann einfach... Ja, wozu ist es denn? Zum beschnuppern nach all den Jahren? Um uns wieder neu kennen zu lernen?“ Der Drummer seufzte einmal tief und war kurz davor, die ausgedrückte Zigarette wieder raus zu nehmen und erneut anzuzünden. Doch stattdessen... SCHNIPP! ... flog die nächste Gurkenscheibe in die Luft. „Aber falls es nichts werden sollte... Ich will nicht pessimistisch klingen oder so! Aber nur für den Fall der Fälle...“ Bela ließ die Folie in seinen Händen auf den Tisch sinken und sah in die braunen Augen seines Gegenübers. „Lädst du mich dann ins Kissland ein?“ Auch Rod schnippte noch eine Gurke nach oben und blickte dieser nach, wie sie sich an der Decke zu den anderen gesellte. „Naja, du solltest es zumindest versuchen, würde ich sagen. Und wenn er nicht da ist… naja, dann kommst du einfach später noch mal wieder. Oder du kannst dann ja immer noch versuchen, ihn anzurufen. Aber du solltest das nicht so pessimistisch sehen. Das wird bestimmt schon alles gut werden.“ Zumindest hoffte Rodrigo dies für ihn. Er mochte Bela wirklich gern und er wollte, dass nichts schief gehen würde. Immerhin war es vollkommen offensichtlich, dass der Ex-Ärzte-Drummer gerne wieder mit Farin Urlaub in einer Band gespielt hätte – und der Chilene war ganz bestimmt der letzte, der ihm das übel nehmen würde. Und was Depp Jones anging, so war diese Band, wenn man ehrlich war, ohnehin so gut wie tot. Auf die Frage des Älteren musste Rod dann lachen. Diese Frage war mal wieder typisch Bela B. Er nickte vage. „Okay, wie du willst. Wenn du dann eine Aufheiterung brauchen solltest, dann mach ich das natürlich. Dann kriegst du einen ganzen Tag im Kissland von mir spendiert.“ SCHNIPP! Wieder flog eine Gurke an die Decke. Der Jüngere lächelte aufmunternd. „Aber das wird schon, du wirst sehen.“ Bela lachte leicht und griff nach seinem fast leeren Becher. „Gut, abgemacht! Und wenn alles gut läuft... Dann spendiere ICH den Tag im Kissland!“ Er hielt den Becher kurz hoch, als würde er anstoßen, grinste noch einmal leicht und trank schließlich den Rest aus. „Dann würde ich sagen wir brechen hier bald auf. Und du bist natürlich der Erste, der von dem Gespräch erfährt! Und wenn zwischen Jan und mir alles gut läuft, werd ich mal ein Treffen zwischen euch klar machen!“ Der Drummer hatte sich während er sprach die letzte Gurkenscheibe zu Recht gelegt und zog kurz nach Beendigung des Satzes die Folie stramm, als sein Gegenüber anfing zu husten. Anscheinend hatte dieser sich verschluckt. SCHNIPP! Die Reaktion des Jüngeren hatte Bela so überrascht, dass die Scheibe nicht wie geplant an der Decke landete, sondern im Hohen Bogen aus dem offenen Fenster flog. Noch bevor der Kleinere etwas sagen konnte, hörte man von draußen das Fluchen einer tiefen Stimme. „Oh fuck...“ Ohne lange abzuwarten sprang der Drummer auf, packte Rods Handgelenk und rannte mit ihm zu den nahe gelegenen Herrentoiletten. Grade noch rechtzeitig, denn kaum war die Tür bis auf einen kleinen Spalt angelehnt, kam ein Kerl die Treppe hoch gehechtet, dessen Kreuz fast von einem Geländer zum anderen reichte. Bela schluckte einmal hörbar und warf seinem Freund dann einen Blick zu. „Okay, warten wir noch etwas und machen uns DANN auf den Weg...“ Rod schloss kurz die Augen, bevor er aus seinem Wagen stieg. In der Tat hatte Bela sich mit Farin getroffen und sie wollten Die Ärzte wieder aufleben lassen. Und nicht nur, dass der Wieder-Ärzte-Drummer ein Treffen zwischen den beiden arrangiert hatte, nein, Rod sollte auch noch der neue Bassist bei Die Ärzte werden. Und je näher sein ‚erstes’ Treffen zwischen Farin und ihm rückte, desto unsicherer wurde er sich. Wie hatte er sich nur darauf einlassen können? Freude und Angst wechselten sich in der Gefühlswelt des Chilenen ab. Zum einen freute er sich darauf, den Blonden nach Jahren wieder zu sehen, immerhin hegte er für diesen nach wie vor Gefühle. Er würde ihn wieder sehen, sogar mit ihm reden können… doch zum anderen hatte er auch eine wahnsinnige Angst davor, dass der Gitarrist ihn vielleicht hätte erkennen können. Doch eigentlich war das auch ziemlich unwahrscheinlich. Immerhin hatte Rod ihm damals nicht einmal seinen Namen genannt und das war auch ganz gut so, denn sonst hätte er sich jetzt erst recht nicht bei ihm blicken lassen können. Nach einer kurzen Weile öffnete er die Augen wieder und stieg aus. Ein wenig merkwürdig war Farins Parkplatz schon, wie der Chilene feststellen musste, denn eigentlich war hier nur Rasen, auf dem keine Autos standen. Im Zaun war jedoch eine Öffnung, durch die er dann auch sein Auto gefahren hatte. Nun stand er also vor der Tür von Farin Urlaub in der Hoffnung, dass Bela heute nicht allzu spät kommen würde… Der Blonde saß mit Bela in der Küche, von wo aus sie den besten Blick auf den Garten hatten. „Dein Wunderknabe scheint sich zu verspäten“, spottete Farin und gab seinem ehemaligen-und-jetzt-wieder-Bandkollegen einen freundschaftlichen Puffer in die Seite. Der Drummer grinste leicht und warf einen Blick auf die Küchenuhr. „Naja, NOCH ist er im Zeitrahmen! Und versetzen wird er uns nicht... Rod ist ein sehr zuverlässiger Kerl und ein wirklich guter Freund... Du wirst ihn mögen!“ Farin nickte leicht und nippte an seinem Tee. Pfefferminztee. Der Geschmack hatte etwas beruhigendes, aber auch etwas, was seinem Herzen einen Stich gab. Woran es lag wusste er nicht. Das Geräusch eines Motors holte ihn in die Wirklichkeit zurück, bevor er mit den Gedanken noch weiter abdriften konnte. „Das wird er sein. Ich werd mal Gastgeber spielen und ihn begrüßen.“ Der Blonde grinste leicht und erhob sich von seinem Platz, wobei der Stuhl viel zu laut über den Boden schrammte. Wieder etwas Vertrautes und auch Schmerzhaftes. Doch anstatt sich länger damit zu befassen, ging Farin zur Haustür und öffnete diese. Der Wagen stand näher als vermutet und zwar genau... „Mein Rasen!“ Rod hatte tatsächlich auf dem Stück geparkt, wo eigentlich demnächst grüne Grashalme hervor sprießen sollten. Dies würde nun wohl noch eine Weile dauern, wenn überhaupt. Während Farin mit schnellen Schritten die wenigen Stufen herunter eilte, erklang aus dem geöffneten Küchenfenster ein lautes Lachen. Bela hatte die Situation anscheinend beobachtet, oder zumindest den 'Aufschrei' des Blonden gehört. Es kam Rod so vor, als wären Stunden vergangen, seit er aus seinem Wagen gestiegen war, auch, wenn ihm in Wirklichkeit natürlich durchaus bewusst war, dass es gerade einmal wenige Momente her war. Für einen kurzen Moment war er versucht, sich einen Glimmstängel anzuzünden, doch er widerstand dieser Versuchung. Farin war Nichtraucher, das wusste er. Er würde nicht gleich einen schlechten ‚ersten’ Eindruck auf ihn machen. Nein, das musste nun wirklich nicht sein. Als sich die Tür öffnete und er sogleich die Stimme des Blonden vernahm, schluckte er kurz und blickte zu seinem Auto zurück. Nun ja, nun wusste er zumindest, warum auf dem vermeintlichen Parkplatz keines Autos gestanden hatten. Unangenehm war ihm diese Situation dennoch zutiefst. Deutlich zu hören war auch das Lachen des Drummers, welches durch das geöffnete Fenster aus dem Haus drang. Bela war also schon da – wenigstens das. Sein Gehirn ratterte auf Hochtouren, er überlegte, wie er den schlechten Eindruck, den er jetzt sicherlich gemacht hatte, möglichst geschickt überdecken konnte. Positiv war allerdings schon mal, dass der Gitarrist ihn nicht erkannt zu haben schien. „Ähm… hi… tut mir Leid, ich fahr den Wagen sofort weg! Tut mir wirklich Leid!“ Leicht verlegen wandte er sich ab, stürzte mehr zu seinem Wagen als dass er gegangen wäre und fuhr diesen nun vorsichtig vom Rasen runter und an den Straßenrand. Dort schloss er wieder einen Moment die Augen. Er hatte gerade mit Farin gesprochen – und er hatte mehr als nur Gestotter dabei herausbekommen, was das genaue Gegenteil von dem war, was er sich vorgestellt hatte. Nach einem kurzen Moment stieg er nun wieder aus dem Wagen und blickte in die Augen des Blonden. „Hi… Ich bin Rod. Tut mir wirklich Leid…“ Farin war noch immer etwas 'schockiert', doch bevor er etwas sagen konnte, hatte Rod den Wagen bereits umgeparkt und stand wieder vor ihm. Der Blonde sah mehrmals zwischen dem 'Rasen' und dem Chilenen hin und her, warf noch einen Blick zum Küchenfenster, aus dem noch immer Belas Lache drang, bevor er sich endlich wieder an Rod wandte. "Ich bin Jan, falls du bei uns einsteigst... Sonst bin ich Farin!" Der Ältere grinste leicht und streckte dem Kleineren die Hand entgegen. Als sich ihre Blicke trafen, zuckte wieder dieses Gefühl durch seinen Körper, stärker als vorher. Schnell schüttelte er den Kopf und lächelte seinen Gegenüber aufmunternd an. "Aber lass uns doch rein gehen, hier wird es ungemütlich... Außerdem hab ich Angst, dass Dirk noch vom Stuhl kippt und sich womöglich den Kopf irgendwo anschlägt!" Farin ließ dem Chilenen den Vortritt und betrat mit ihm gemeinsam wieder das Haus. "Die Schuhe kannst du da abstellen. Achja, wegen dem Rasen... Mach dir keine Gedanken! Es ist ja eigentlich noch gar kein Rasen", grinste der Blonde und wartete, bis Rod die Schuhe ausgezogen hatte. Erst dann ging er in die Küche, wo Bela mit auf dem Tisch verschränkten Armen saß und das Gesicht in diesen verborgen hatte. "Dirk?" Keine Reaktion. "Dirk, lebst du noch?" Farin warf Rod einen fragenden Blick zu und gerade, als er sich wieder dem Drummer zuwandte, prustete dieser los und hob den knallroten Kopf an. "Mein Rasen!" Bela versuchte den Blonden so gut es ging zu imitieren, doch durch das Lachen gelang ihm dies nicht wirklich. Schnell wischte er sich ein paar Lachtränen aus den Augen und erhob sich schließlich, um Rod mit einer Umarmung zu begrüßen. Bei ihnen einsteigen… Ja, das war so eine Sache, die Bela natürlich erwähnt hatte, doch Rodrigo wusste noch nicht so ganz, was er davon halten sollte. Sicher, jetzt mochte es ihm noch nicht allzu schlimm vorkommen, Farin wieder zu sehen ohne diesen wissen zu lassen, wer er war, doch wie würde das auf Dauer werden? Auf der anderen Seite war es jedoch auch so, dass er zu gerne weiterhin mit Dirk in einer Band spielen wollte und diese Band war entweder Die Ärzte oder gar keine, so viel stand wohl fest. Außerdem wäre das auch eine Möglichkeit gewesen, dem Blonden in gewisser Weise nahe zu sein… Er schloss wieder einen kurzen Moment die Augen, öffnete sie jedoch sofort wieder. Er hatte ja schon Gedanken wie ein Stalker. Wo sollte das nur hinführen? Außerdem war da auch noch die Tatsache, dass der Drummer und der Gitarrist mehr oder weniger Zentrum der Band waren und was war, wenn die Fans nicht gut auf den Chilenen reagieren würden? Er wollte eigentlich keine Anti-Rod-Bewegung oder dergleichen gegen sich haben. Trotzdem nahm er die Hand des Größeren entgegen und schüttelte sie. „Okay, wir werden sehen.“, antwortete er schließlich auf die Namens-Sache. Eigentlich wollte er ja einsteigen, doch im Moment war immer noch die klitzekleine Versuchung da, einen Rückzieher zu machen. „Dann bin ich ja beruhigt.“ Dass Dirk sich womöglich den Kopf aufschlug war gemessen an dessen Lache scheinbar gerade gar nicht so abwegig, weshalb auch der Chilene es für besser hielt, rein zu gehen. Als sie nun bei dem Schlagzeuger standen, musste auch der Jüngste der drei lachen, denn Belas Lache war einfach ansteckend. Er erwiderte die Umarmung und lächelte leicht, erst einmal schweigend und einfach abwartend, was sich jetzt entwickeln würde, während Bela weiterhin lachte, Farin ab und an einen kopfschüttelnden Blick zuwarf und den hochroten Kopf wieder auf die Arme legte. Der Blonde beobachtete einen Moment die Begrüßungszeremonie zwischen Bela und Rod, bevor er an einen der weißen Hängeschränke trat. Doch kaum hatte er dem Drummer den Rücken zugewandt, fing dieser wieder an zu lachen. „Dirk? Du kannst mich mal!“, grinste Farin und holte nun endlich eine Tasse für den Chilenen raus. „Tee oder lieber Kaffee?“ Kaum hatte er die Frage ausgesprochen, war da wieder dieses Gefühl. Aber was sollte das? Immerhin hatte er die Frage schon oft genug gestellt. Gerade erst hatte er Bela gefragt, es war nicht mal eine Stunde her! Innerlich schüttelte der Blonde den Kopf und sah mit einem Lächeln zu Rod. „Setz dich ruhig schon, vielleicht bekommst du ihn ja irgendwie beruhigt... Droh ihm am besten damit auf SEINEM Rasen zu parken!" Noch immer lachend hob Bela den Kopf, das Gesicht war noch immer knallrot: „Ja, aber ich werd sicher nicht so panisch raus rennen wie du!“ Um den Größeren noch etwas aufzuziehen, wedelte der Ältere mit den Armen in der Luft und kreischte 'Mein Rasen, mein Rasen!', bevor er wieder das Gesicht auf den Tisch legte. Zusätzlich zu seinem Lachen hörte man nun auch noch seine Faust, die immer wieder auf die Tischplatte schlug. „Dirk? Wenn du so weiter machst, werd ich gleich 'mein Tisch, mein Tisch' brüllen, während Rod kurz danach 'unser Drummer, unser Drummer' rufen wird!“ Farin zwinkerte dem Chilenen kurz zu, bevor er auf den plötzlich sehr ernst wirkenden Drummer sah. Wie zur Belohnung tätschelte der Blonde ihn leicht, während er mit der anderen Hand die Tasse auf den Tisch stellte. „Braver Junge... Ah, entschuldige“, wandte er sich an Rod, „jetzt sind wir ganz von der Frage der Getränke abgekommen... Was möchtest du haben?“ Das Lachen des Jüngsten verstummte nach einem Moment und er verfiel erst einmal in ein tiefes Schweigen, als Farin ihn fragte, ob er Kaffee oder Tee trinken wollte. Dieser Satz hatte so viel Vertrautes, er weckte so viele Erinnerungen in ihm… Erinnerungen an diese Nacht, die nun schon seit so langer Zeit Vergangenheit war. Warum nur konnte er die Vergangenheit nicht endlich ruhen lassen? Er wollte einfach nur vergessen, was damals gewesen war – doch auf der anderen Seite wollte er die Erinnerungen auch für immer ganz fest halten. Er wusste einfach nicht, wie er damit umgehen sollte. Was sollte er nur tun? Er konnte es nicht vergessen und irgendwie wollte er es auch gar nicht, doch auf der anderen Seite war er auch froh, dass ihm wenigstens noch die Erinnerung an diese wundervolle Nacht blieb, wenn es schon nicht wieder so werden konnte. Lachend beobachtete er Bela, wie dieser sich nach wie vor über Farin lustig machte. Irgendwie konnte es ja schon lustig werden, mit den beiden in einer Band zu spielen, zumal Dirk ein sehr guter Freund von ihm geworden war, doch manchmal hatte er schon noch seine Zweifel, wie das ganze funktionieren sollte. „Ähm… Kaffee.“, antwortete er schließlich, während er sich setzte. Er wusste, dass er damals Tee geantwortet hatte und genau das war auch der Grund, warum er nun das andere Getränkt wählte. Er wollte einfach endlich von dem Gedanken um diese Nacht wegkommen. Es kam dem Blonden so vor, als wäre es die falsche Antwort. Er hatte schon damit gerechnet, dass der Chilene Tee nehmen würde, hatte sogar schon einen der Beutel raus geholt. Nun ließ er diesen so unauffällig wie möglich wieder verschwinden und griff stattdessen nach der Kaffeekanne. „Milch und Zucker stehen ja da, mix dir das am besten selbst zurecht“, meinte Farin lächelnd und goss ein wenig der heißen Brühe in die noch leere Tasse. Bis jetzt war es gut gelaufen, es schien sogar manchmal so, als würden sie sich schon ewig kennen. Eine gute Voraussetzung. Trotzdem zögerte er noch etwas, bevor er den eigentlichen Grund des Treffens ansprach: „Und du könntest dir wirklich vorstellen mit uns zusammen in einer Band zu spielen? Also ich würde mich freuen, versteh das nicht falsch! Es ist nur...“ Und genau DA lag das Problem. Was war dieses 'nur'? Es gab keine Probleme, die Chemie zwischen ihnen schien zu stimmen. Warum also hatte er dieses ungute Gefühl in der Magengegend? Der Gitarrist hatte eine Weile geschwiegen, zu viele Gedanken schossen ihm durch den Kopf. Er hätte sie nicht in Worte fassen können, selbst wenn er den Rest des Abends Zeit gehabt hätte. „Dirk und ich kennen uns schließlich schon eine ganze Weile. Ich will nicht dass du dir irgendwie blöd vorkommst.“, meinte er schließlich und sah erst jetzt wieder auf Rod. Die beiden Dunkelhaarigen saßen im Gegensatz zu ihm am Tisch, er selbst stand noch immer an der Arbeitsplatte, hatte sich leicht an diese gelehnt. Das Bild von den Anderen, wie sie so vertraut am Tisch saßen, machte ihm klar, dass auch sie eine gemeinsame Zeit hatten, dass sie sich auch gut kannten und verstanden. Bela war sozusagen das Bindeglied zwischen ihnen: Es gab Sachen, die nur sie beide teilten, aber da waren auch andere Sachen, die vergangenen Jahre, in denen es Rod und Bela waren, die alles teilten. Der Blonde stockte als er sich seiner Gedanken bewusst wurde. War er eifersüchtig? Wenn ja... auf wen? Und warum? Es gab keinen Grund dafür! Mit einem Aufseufzen schüttelte er den Kopf. Wahrscheinlich machte er sich wirklich zu viele Gedanken. Es war Rodrigo nicht entgangen, dass Farin einen Teebeutel herausgeholt hatte. Offensichtlich hatte er darauf gewartet, dass er sagen würde, dass er einen Tee wollte, doch Rod hatte ihm dabei erfolgreich einen Strich durch die Rechnung gemacht. Hatte er im Gefühl, wer der Chilene wirklich war? Oder wusste er es sogar richtig? Nein, zumindest letzteres schloss der Schwarzhaarige aus. Der Gitarrist machte einfach nicht den Eindruck, als wäre er sich wirklich sicher gewesen. Vielleicht hatte die Sache mit dem Teebeutel ja auch gar nichts zu bedeuten, immerhin war es kein Geheimnis, dass der Blonde Tee Kaffee vorzog. Es konnte ja schließlich auch genauso gut irgendwie damit zusammen hängen, man konnte ja nie wissen. Als der Größere fortfuhr, schwieg Rod eine Weile. „Ja, darüber habe ich auch ziemlich viel nachgedacht.“, gestand er schließlich und in der Tat hatte er lange daran gezweifelt, in die Band einzutreten, denn er wollte wirklich nicht das Gefühl haben, fehl am Platze zu sein, „Aber ich hab mich dann trotzdem dafür entschieden. Ich möchte einfach weiter mit Dirk in einer Band spielen und ich glaube, dass es ganz lustig mit euch beiden werden könnte.“ Er lächelte leicht. Weiterhin beobachtete er den Blonden, nicht so ganz verstehend, warum dieser jetzt seufzte, schließlich konnte der Chilene keine Gedanken lesen. Auch der Drummer wusste nicht so recht, was gerade in Jan vorging. Irgendwie verhielt er sich selbst für seine Verhältnisse ziemlich merkwürdig, allerdings hatten sie sich in den letzten Jahren auch so gut wie gar nicht mehr gesehen, weshalb es möglich war, dass dieser sich auch einfach irgendwie ein bisschen verändert hatte. Es war zumindest nicht auszuschließen. Dass Rod wirklich in der Band mitmachen wollte, erfreute ihn – auf diese Weise hatte er seine beiden besten Freunde in der gleichen Band. Was wollte er da mehr? Ein leichtes Lächeln huschte über Farins Lippen. Es würde sicher lustig werden und das nicht nur, weil er wieder mit Bela in einer Band spielen würde. Denn trotz des kleinen Vorfalls mit dem Rasen der noch kein Rasen war und wohl so schnell auch keiner werden würde, fand er den Chilenen richtig sympathisch. Er strahlte etwas aus, was sie sicher in der Band gebrauchen könnten. Man merkte sofort dass er etwas Ruhiges an sich hatte, allerdings war es keine Schüchternheit oder Ähnliches. Er war sicher für so manchen Spaß zu haben, konnte aber auch an ernsteren Gesprächen teilnehmen und so manches dazu beitragen. Vielleicht war es sogar genau das, was sie damals gebraucht hätten... „Lustig wird es sicher. Und das ist am wichtigsten! Okay, ich wäre ja eh dafür es einfach zu versuchen... Und ich denke mal, dass Dirk das auch so sieht.“ Er warf einen kurzen Blick auf den Drummer, der bestätigend nickte, bevor er weiter sprach: „Und wenn du dir das wirklich vorstellen kannst... Ich würde mich sehr freuen. Natürlich müssen wir noch ein paar Sachen klären, aber das meiste wird wohl mit der Zeit von alleine kommen.“ Mit einem grinsen setzte er sich endlich zu den beiden Dunkelhaarigen an den Tisch und verschränkte die Arme leicht auf diesem, wobei er sich etwas weiter zu dem Chilenen beugte. „Bevor wir jetzt diese typische Frage-Antwort-Runde starten, um mehr über den anderen zu erfahren und peinliche Erlebnisse aus der Vergangenheit wieder ins Gedächtnis zu rufen... Möchtest du noch etwas wissen was mit der Band oder so zu tun hat?“ Vielleicht würde es Rod sogar ganz gut tun, wenn er die Möglichkeit haben würde, mit Dirk und auch mit Farin in einer Band zu spielen, konnte er letzterem doch auf diese Art und Weise nun zumindest in einem gewissen Maße nah sein. Doch je länger er diesen Gedanken verfolgte, desto mehr kam er sich vor wie ein Stalker. Warum drehte sich bei ihm denn auch nur gerade alles um den Blonden? War es, weil er so unwiderstehlich aussah? Oder weil sie vor ein paar Jahren eine Nacht zusammen verbracht hatten? Warum nur konnte er all das nicht endlich hinter sich lassen? Er wollte nicht immer nur seine Gedanken um diese schicksalhafte Nacht kreisen lassen, sondern sie vielmehr endlich aus seinem Kopf verbannen – doch auf der anderen Seite war das alles eben auch so schön gewesen, dass er es festhalten wollte. Für immer. „Ja, wir sollten es wohl wirklich einfach versuchen.“, stimmte er dem Gitarristen nun zu. Im Grunde schien gerade alles geklärt und auch, wenn die Bedenken noch nicht ganz aus seinem Kopf verschwinden wollten, so schaffte er es doch zumindest, sie so weit zurückzudrängen, dass sie ihm nicht die ganze Zeit regelrecht die Sicht vernebelten. „Nein, im Moment eigentlich nicht.“, entgegnete er und lächelte sanft, „Keine weiteren Fragen.“ Auch Bela konnte nicht umhin, sich darüber zu freuen, dass Rod weiterhin mit ihm in einer Band spielen würde. Jetzt würde er sie endlich beide auf einmal um sich herum haben und sicherlich würden sich auch sie sehr gut verstehen. Nun gut, sie waren ziemlich unterschiedlich, was sich schon an der Tatsache, dass Farin redete wie ein Wasserfall und Rod eher ruhiger Natur war, begründen ließ, aber dennoch konnte der Drummer sich ziemlich gut vorstellen, dass alles funktionieren würde. Rod war wohl wirklich genau das, was ihnen früher gefehlt hatte. Nur ungern dachte er an Sahnie zurück, denn dass sie diesen losgeworden waren, war wohl das beste an der Bekanntschaft mit diesem gewesen. Während Bela noch etwas vor sich hin grübelte und sich über die Entwicklung freute, lehnte Farin sich auf seinem Stuhl zurück. Es würde Die Ärzte also wirklich wieder geben... Noch war der Gedanke etwas ungewohnt, jedoch nicht unangenehm oder dergleichen. Es war das, was er sich gewünscht hatte, was ihm gefehlt hatte... Natürlich würde es anders werden, was nicht nur an Rod als neuem Bassisten lag. Sie waren in der Zeit reifer geworden, hatten neue Erfahrungen gesammelt und sich musikalisch auf anderen Gebieten weiter entwickelt. Doch das war ja nun alles andere als negativ. „Gut, die Formalitäten werden dann morgen geklärt! Schließlich haben wir noch genug Zeit für so was. Wer hat Hunger?“ Der Blonde wollte nicht länger irgendwelchen Gedanken um die Zukunft nachhängen, dafür hatte er noch später Zeit. Es gab einen Grund zu feiern und außerdem wollte er Rod etwas besser kennen lernen. Zwar hatte Bela ihm einiges erzählt, aber das war wie bei einem Buch: Wenn ein anderer nur davon berichtete, konnte es extrem spannend oder total langweilig klingen. Erst wenn man es selbst gelesen hatte, war man dazu imstande sich eine eigene Meinung zu bilden. Und in diesem Fall war der Chilene sein neues Buch, das er so schnell wie möglich lesen wollte... „Also irgendwie habe ich schon ein bisschen Hunger.“, gestand Rodrigo auf die Frage des Blonden und lächelte leicht. Eigentlich hatte er sich ein bisschen mit Wünschen zurückhalten wollen, doch wenn er sich zu zurückhaltend verhalten würde, so würde dies dem Gitarristen wohl auch nur komisch vorkommen und er hatte ja schließlich in die Runde gefragt, womit das wohl in Ordnung gehen würde. Und schließlich hatte Farin vollkommen Recht: Um Formalitäten konnten sie sich später noch immer kümmern. Jetzt konnten sie sich immer noch ein bisschen unterhalten, um sich besser kennen zu lernen. Gut, im Grunde kannte er sogar Farin schon ein bisschen, doch das machte nichts, schließlich konnte sich dieser scheinbar nicht mehr so richtig an ihre Nacht erinnern und das war wahrscheinlich auch gut so. Später am Abend hatten sie sich alle drei den Bauch voll geschlagen und Rod erhob sich schließlich, um los zu fahren. Es war schon ziemlich spät und die letzten Stunden waren durchaus ziemlich lustig gewesen. Der Chilene hatte im Gefühl, dass eine sehr interessante und auch lustige Zeit werden konnte, die da auf sie zukam. Als die beiden anderen ihn nach draußen begleiteten, wandte er sich grinsend Farin zu. „Ach, und Jan? In Zukunft stell ich mein Auto immer dort ab. Versprochen.“ Er lachte leicht, winkte den beiden zum Abschied zu, setzte sich in sein Auto und fuhr los. Ja, ihre Zukunft konnte wirklich sehr lustig werden, daran gab es keinen Zweifel. Hosted by Animexx e.V. 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