Chibifluch II - Die Chaosprinzen von Jei (Pairing: Überraschung [mit wildest_angel]) ================================================================================ Kapitel 19: Auf einen Blick... ------------------------------ 19. Kapitel – Auf einen Blick... Gegen Ende der darauffolgenden Woche fiel Robin im Unterricht siedend heiß ein, dass er zwar bereits alles für den Urlaub in Venedig vorbereitet, aber noch lange nicht die Erlaubnis seines Vaters hatte. "Oh Fuck!", flüsterte er entsetzt und sah entgeistert zu Daisuke, der bei seinen Worten den Blick von der Tafel zu ihm gewandt hatte. "Dai, sorry... Ich komme heute Mittag doch nicht mit zu dir. Ich muss unbedingt nach Hause und mit meinem Dad reden. Du weißt schon... Venedig." Er war sich sicher, dass sein Liebster verstehen würde, dass das im Moment wichtiger war als ein trauter Lunch in Dais Zimmer. Und Dai verstand. Er lächelte leicht und nickte. „Ist kein Problem. Kommst du dann zum Abendessen vorbei? Oder besser gesagt zum Referat lernen?!“ Er zwinkerte leicht und spielte ein wenig mit seinem Kugelschreiber herum. Inzwischen hatten sie ihre Tricks zusammengestellt, ihre Pläne vervollständigt und ihre Beziehung geregelt bekommen, sodass Brad von alle dem nichts mitbekommen konnte. "Natürlich! Ich werd dir doch nicht allein den Spaß mit dem Referat überlassen!", erwiderte der Schwarzhaarige ironisch und zwinkerte seinem Liebsten neckend zu. Der Gong ersparte ihm den Blick auf die Uhr, Robin sprang auf und wischte mit einer Handbewegung seine Bücher, Hefte und Stifte in den Rucksack. Er drückte Daisuke einen raschen Kuss auf die Lippen und rannte dann auch schon los, ohne sich von seinem Schatz zu verabschieden. Vor dem Schultor pfiff er auf zwei Fingern nach einem Taxi, das auch prompt vor ihm hielt. Nur wenige Minuten später stemmte er die schwere Eingangstür der Villa auf, warf seine Tasche quer durch den Gang in eine Ecke und stürmte die Treppe nach oben zum Arbeitszimmer seines alten Herrn. Ohne Anzuklopfen öffnete er schwungvoll die Tür, riss sich dann aber zusammen und schlenderte betont lässig in den Raum. "Dad, ich muss mit dir reden!", teilte er seinem Vater gelassen mit, als er vor dessen Schreibtisch stand und sich mit beiden Händen auf der polierten Platte aufstützte. Der Mann ließ ein leises Brummen vernehmen, das entweder bedeuten sollte ‚Dann setz dich, mein Sohn, und warte einen Moment’ oder aber ‚Nerv mich später mit deinem Kram’. Aber das konnte man bei Brad ja eigentlich nie so genau wissen. Leicht zogen sich seine Augenbrauen zusammen, als er einen Absatz las. Doch als wenige Minuten später immer noch die Hände vor ihm zu sehen waren, hob er schließlich den Blick. „Was gibt’s denn?“, fragte er und legte den Stift hin. Na endlich! Es hatte ja wieder einmal ewig lange gedauert, bis sein Vater sich bequemt hatte, ihn zur Kenntnis zu nehmen. Aber diese Zeit hatte Robin genutzt und sich die Worte zurecht gelegt. "Ein Klassenkamerad fliegt in den Ferien nach Venedig", begann er sachlich. "Dort findet eine Ausstellung statt, die mir für das nächste Semester unglaublich nützen wird. Und ich würde gerne für eine Woche mitfliegen. Ist das okay?" Brads Blick hellte sich auf. Sein Sohn schien sich also wieder mehr in die Schule reinzuhängen. Sehr gut! Damit war die Episode mit dem Telepathen wohl wirklich erledigt. Aber das hatte er gar nicht anders erwartet. „Venedig?! Eine schöne Stadt. Zumindest damals...“ Er überlegte einen Moment und zuckte dann leicht mit den Schultern, um kundzugeben, dass er im Grunde nichts dagegen einzuwenden hatte. „Was ist denn das für eine Ausstellung?“, fragte er noch, sah aber schon wieder auf seine Papiere, strich etwas durch und schüttelte den Kopf, blickte dann wieder zu Robin auf. Ein breites Grinsen erschien auf Robins Lippen, das allerdings ebenso schnell wieder verschwand, als sein Vater wieder aufsah. "Ähm... Die Stellung Venedigs im Europa des Mittelalters", gab er wie aus der Pistole geschossen Auskunft. Nur gut, dass er ein fast fotografisches Gedächtnis hatte... "Danke!", lächelte er sofort darauf und trat den taktischen Rückzug an, ehe der Ältere noch auf die glorreiche Idee kommen konnte, genauer nachzufragen. Brad nickte nur. „Und wann...“ Doch er unterbrach sich als er bemerkte, dass Robin schon verschwunden war. Kopfschüttelnd sah er ihm nach. Naja... Er würde schon noch gesagt bekommen, wann genau sein Sohn fliegen wollte. Immerhin war es sein Geld, das Robin dafür brauchte. Zumindest schätzte er, dass der Junge keine Lust hatte, eine teure Venedigreise aus eigener Tasche zu bezahlen. Robin machte sich sofort, nachdem er das Büro seines Vaters mit der Erlaubnis nach Venedig zu fliegen verlassen hatte, auf den Weg zu seinem Freund. Sein Herz machte den ganzen Weg über heftige Kapriolen, was er einfach der Freude über die bevorstehende Reise zuschrieb. Je näher er dem Haus seines Liebsten kam, desto öfter schlichen sich auch andere Gedanken mit in die Reiseplanung. Gleich würde er Ken wieder gegenüber stehen... Robins schnelle Schritte wurden immer langsamer und unbewusst zog er seine mentalen Schutzschilde so hoch wie noch nie. Wie würde Ken reagieren, wenn er ihm jetzt wieder gegenüberstand? Nach dieser seltsamen Situation im Park... Der Schwarzhaarige erstarrte mitten in der Bewegung. War es Ken schon aufgefallen, dass er das falsche Shirt mitgenommen hatte? Würde er seins von Robin zurückverlangen? Ratlos biss sich der Junge auf die Unterlippe, während er die Gedanken über Ken in seinem Kopf hin und her drehte wie dunkle Juwelen und nichts anderes in seinem Denken mehr Platz hatte. Ohne es zu merken, ging er weiter und hatte schon bald gedankenversunken den ganzen Weg zu Daisuke hinter sich gebracht. Irritiert und auch ein wenig panisch starrte er auf den Klingelknopf, vor dem er gerade eben wieder in der Wirklichkeit angekommen war. Ganz langsam hob er die Hand, um die Klingel zu betätigen, ließ sie wieder sinken, nahm dann aber seinen ganzen Mut zusammen und läutete. Bei dem Geräusch, das aus der Wohnung zu ihm in den Hausgang drang, brach ihm kalter Schweiß aus. Gleich... Gleich würde er Ken wiedersehen - zum ersten Mal nach ihrem Joggingabend, der so desaströs geendet hatte. Vor Aufregung wurde Robin ganz schlecht und er fing leicht an zu zittern, als sich langsam die Tür vor ihm öffnete. Und tatsächlich war es Ken, der da stand und ihn ansah. „Robin....“ Er lächelte sanft und wandte kurz den Blick. Niemand war in Sichtweite. Keiner würde sie hören. Doch er trat nur freundlich bei Seite und ließ den Jungen ein. Einen Moment musterte er ihn nachdenklich, dann musste er grinsen. „Hübsches Shirt. Steht dir. Neu?“ Er zwinkerte kurz und verschwand dann ganz schnell in der Küche, wo er grade das Essen zubereitete. Sein Herz schlug ihm sonst wo und auch er versuchte, die Gedanken so gut es eben ging hinter einer Barriere zu verstecken. Himmel, war er glücklich, dass Schu ihm das damals beigebracht hatte, als es keine andere Möglichkeit mehr gegeben hatte! Robins Zittern nahm zu, als er tatsächlich Ken gegenüberstand. Sein Herz hämmerte in seinem Hals und sein Mund war auf einmal so trocken wie seine Hände feucht waren. "Ähm, sozusagen...", antwortete er kaum hörbar auf Kens Frage, nachdem er kurz an sich hinunter geschielt hatte und zusammengezuckt war. Seine Augen brannten sich an dem breiten Rücken fest, als der Andere sich abwandte und in die Küche ging. Tausend Sachen lagen Robin plötzlich auf der Zunge, tausend Kleinigkeiten, die er ihm so gern gesagt hätte - doch nicht eines davon kam über seine Lippen. So seufzte er nur leise in sich hinein und ging mit weichen Knien zu Dais Zimmer. Das heißt, er wollte gehen, denn er blieb wie angewurzelt im Türrahmen zur Küche stehen und fixierte wie gebannt den Braunhaarigen. Er wusste nicht, was er erwartete oder gar tun sollte, er wusste nur, dass er am liebsten bis in alle Ewigkeit hier gestanden wäre und Ken angesehen hätte. Ken spürte ganz deutlich, wie er beobachtet wurde, und sein Puls nahm noch zu. Seine Hände zitterten leicht. Nein! Nein!! Er war glücklich. Er war glücklich mit Schuldig und würde sich jetzt nicht umdrehen und... Ken wandte sich um und sah Robin direkt an. In seinen Augen schwammen Glück und Trauer gleichermaßen und er schluckte hart. „Robin, ich...“, begann er, doch alles andere blieb ihm im Halse stecken, als Dai zu ihnen trat, von hinten die Arme um Robin schlang und sich über den Hals des Schwarzhaarigen küsste. „Hallo, Schatz... Und? Hat’s geklappt?!“ Ken atmete tief durch, warf noch einen letzten kurzen Blick in Robins Augen und wandte sich dann wieder den Kartoffeln zu, die unbedingt geschält werden wollten. Als sein Freund ihn von hinten umarmte und ihn auf den Hals küsste, schloss Robin gequält die Augen. Er hatte keine Ahnung, warum sie so brannten oder warum sich ein dicker Kloß in seinem Hals festsetzte, der ihm die Luft abdrückte. Mit viel Selbstbeherrschung zwang er sich zu einem Lächeln und dazu, zumindest den Kopf kurz in Dais Richtung zu wenden. "Ja, hat es." Irgendwie hörte sich das für ihn gar nicht so munter und fröhlich an, wie es eigentlich sollte, und er hoffte, dass es Dai nicht auffallen würde. Dai strahlte und drehte Robins Gesicht noch ein Stück weiter zu sich, küsste ihn liebevoll. „Wunderbar...“, lächelte er und musterte Robin dann etwas skeptisch. „Alles okay? Du siehst leicht...bedrückt aus.“ Irgendwas stimmte nicht mit Robin, das konnte Dai mit nur einem Blick in das hübsche Gesicht erkennen. "Alles bestens", gab Robin knapp Auskunft und bemühte sich wieder um ein Lächeln. Bestens? Was war daran bestens, wenn man sich urplötzlich in die Arme eines Anderen wünschte? So schnell er gekommen war, verdrängte Robin den Gedanken wieder, warf einen letzten Blick zu Ken, der in diesem Moment wieder zu ihm sah, drehte sich dann endgültig um und begrüßte seinen Schatz angemessen. Heimlich beglückwünschte er sich zu seinem Schauspieltalent. Oder eher dazu, von seinem Vater gelernt zu haben, wie man Gefühle und Wünsche tief in seinem Inneren vergrub. Nein. Er gehörte zu Dai und Ken war nichts anderes als der Dad seines Liebsten. Sie konnten Freunde werden. Mehr nicht. Ken war verheiratet und viel zu alt. Zumindest Robins Verstand gab sich mit diesen Argumenten zufrieden, als der Schwarzhaarige mit seinem Schatz auf dessen Zimmer ging. Doch Robin konnte genau spüren, wie sein Herz schon wieder Gründe suchte, um ihn zu Ken zurückzukehren zu lassen... Alleine blieb Ken in der Küche zurück und kümmerte sich nachdenklich weiter um die Kartoffeln. Recht bald gab es für ihn hier nichts mehr zu tun als zu warten. Der Kartoffelauflauf stand im Backofen und der Braunhaarige seufzte tief. Etwas planlos sah er sich um, während aus Dais Zimmer leises Lachen drang. Wieder ein Seufzen. Robins warmes, schönes Lachen ließ ihn abermals unbewusst lächeln. Dann schüttelte er den Kopf. „Schatz?!“, rief er und machte sich auf die Suche nach Schuldig. Er fand ihn schließlich auf dem Balkon, mit geschlossenen Augen in der Sonne liegen. Lächelnd kam er zu ihm, stellte sich breitbeinig über ihn und küsste ihn einfach sachte. Stundenlang riss sich Robin eisern zusammen und gab nicht dem brennenden Verlangen nach, aus Dais Zimmer zu stürzen und sich Ken an den Hals zu werfen. Es gelang ihm so gut, dass er den Braunhaarigen fast völlig aus seinem Denken vertreiben konnte und ausgelassen mit Dai herumalberte und zärtlich schmuste. Erst kurz bevor er sich auf den Heimweg machen musste und deswegen die Gläser, die sie benutzt hatten, in die Küche zurückbrachte, lief er dem Anderen wieder in die Arme und wurde mit einem Schlag an alles erinnert, was ihm so im Kopf herum spukte. Auf einmal wieder unendlich nervös sah er Ken an und wusste plötzlich, was er ihn unbedingt fragen wollte. "Ken? Wenn ich... mit Dai nach Venedig... Bekomme ich deine Handynummer?" Na, das war ja wieder eine Glanzleistung gewählter und verständlicher Ausdrucksweise! Robin verdrehte innerlich die Augen. Ein wenig verwundert sah Ken drein. Schuldig lag noch immer auf dem Balkon und Dai verschwand soeben im Bad. Er schluckte leicht und nickte. „Sicher...“ Mit etwas fahrigen Fingern suchte er nach Stift und Zettel. Einen Kugelschreiber in der Hand kramte er sich durch die Schubladen und fand schließlich, was er suchte. Er schrieb seine Nummer auf den kleinen Zettel und reichte ihn an Robin weiter. „Ruf... mich einfach an... Dann habe ich deine Nummer auch...und kann euch da erreichen...“, sagte er leise und lächelte wieder, zwang sich dann aber den Blick abzuwenden und sinnloserweise die Teller auf dem Tisch zurecht zu rücken. „Isst du nicht mehr mit?“ Eigentlich war Robin davon ausgegangen, Dai so langsam allein zu lassen. Doch noch ehe er den Kopf bedauernd schütteln konnte, merkte er, wie er mit einem strahlenden Lächeln wild nickte. Oh Gott! An einem Tisch mit Ken, den Älteren immer im Blickfeld - zusammen mit Schuldig. Was hatte er sich da soeben angetan? Noch während er darüber nachdachte, faltete er den Zettel, den Ken ihm gegeben hatte, vorsichtig und liebevoll zusammen und steckte ihn so behutsam, als könnte er zerbrechen, in seine Hosentasche. Und wieder einmal konnte er seine Augen nicht von dem hübschen Gesicht vor sich nehmen. Sie schienen stundenlang so dazustehen und einander anzusehen. Ken wollte die Hand heben und die weiche Haut berühren, wollte endlich... Doch er atmete tief durch und das leichte Zittern in diesem Atemzug war deutlich zu hören. „Schön... Setz dich schon mal... Es ist gleich fertig...“, sagte er und ging an Robin vorbei. Kurz strich er dabei mit den Fingern über die von Robin, wurde leicht rot und ging vor dem Ofen in die Hocke, um einen Blick hineinzuwerfen. Glücklich über diese kurze, zärtliche Berührung schloss Robin ein weiteres Mal die Augen und atmete tief ein. Als er die Lider wieder hob, leuchteten die goldenen Sprenkel in seinen Iriden auf. Er betrachtete den Tisch, grinste verstohlen und stellte sich dann neben Ken, der doch tatsächlich die Gläser vergessen hatte. Er streckte sich, um an das Fach zu kommen, vor dem der Andere stand. Dass er dabei mit seinem ganzen Körper Kens berührte, ließ sich leider nicht verhindern... Ein leises Keuchen war zu vernehmen und Ken biss sich auf die Lippe. Er sah Robin an, der ihm plötzlich so unglaublich nah war, und wünschte sich nichts sehnlicher als... Er beugte sich zu Robin und hauchte ihm mit bebendem Atem einen Kuss auf die Wange, knapp neben die Lippen. Dann hörte er auch schon die Badezimmertür. Augenblicklich wandte er sich ab und stürmte aus der Küche. Zurück blieb Robin, der mit wild klopfendem Herzen dastand und am liebsten vor Freude gejubelt hätte. Doch er musste sich beherrschen und atmete deswegen nur tief durch. Mit einer Unschuldsmiene setzte er sich an den Tisch und strahlte Dai entgegen, der in genau diesem Augenblick die Küche betrat. "Ken hat gemeint, ich soll noch zum Essen bleiben", erklärte er seinem Schatz ungefragt. "Dann sind wir noch länger zusammen..." Ken hörte die Worte noch und auf einmal wurde ihm schlecht. Nein. Deswegen hatte er ganz sicher nicht gefragt, ob Robin zum Essen bleiben wollte. Er schüttelte heftig den Kopf und trat auf den Balkon. „Schatz.. Schatz, wach auf.. das Essen ist fertig“, sagte er und rüttelte Schuldig wach. Lächelnd drückte er ihm einen Kuss auf. „Ihr könnt schon mal anfangen. Ich muss noch mal in den Supermarkt. Ich... ich hab was vergessen...“ Und schon verschwand er fast lautlos aus der Wohnung, rannte die Treppen hinunter und schwang sich auf sein Motorrad, das in der nächsten Sekunde auch schon wild aufheulte. Robin wurde blass, als er die Haustür und kurz darauf Kens Motorrad hörte. Nein! Auch wenn es so geklungen hatte, hatte er sicher nicht Dai gemeint. Auf einmal hatte er gar keinen Appetit mehr, sondern wollte nur noch nach Hause. ~+~tbc~+~ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)