Chibifluch II - Die Chaosprinzen von Jei (Pairing: Überraschung [mit wildest_angel]) ================================================================================ Kapitel 15: Schöne Aussichten ----------------------------- 15. Kapitel – Schöne Aussichten Am nächsten Morgen war Robin vor seinem Liebsten wach und kletterte leise aus dem Bett. Gähnend tappte er zuerst ins Bad und anschließend in die Küche, in der er Ken mit seinem Frühstückskaffee vorfand. "Guten Morgen", nuschelte er verschlafen und versuchte sich an einem müden Lächeln. "Ist Schu wieder da?" „Was? Ehm... Nein... Noch nicht...“, sagte Ken und lächelte traurig, wenn auch ehrlich. Schuldig war nicht mehr nach Hause gekommen und Ken hatte kaum ein Auge zu gemacht. Außerdem war er schon früh aufgestanden und saß seitdem nachdenklich in der Küche. Als Robin herein kam, hatte er endlich wieder einen Grund zu lächeln, und jemand, der ihn ein wenig von seinem Denken ablenkte. Er war mehr als froh, dass sich Robin so schnell gelockert hatte – zumindest ihm gegenüber. Dass der Schwarzhaarige in Schuldigs Anwesenheit auch noch so drauf sein würde, bezweifelte er doch. Aber wer konnte es ihm verdenken? „Hast du gut geschlafen?“ "Ach Mensch, so ein Idiot!", konnte Robin sich nicht verkneifen zu sagen. Er stellte sich neben Ken und schloss ihn tröstend in die Arme. "Er hat sich bestimmt bald wieder ausgesponnen!", startete er einen schwachen Versuch, den Älteren aufzumuntern. "Ich hab gut geschlafen, danke!", beantwortete er danach die Frage des Anderen, wenn auch nicht ganz ehrlich. Er hatte seltsame, verworrene Träume gehabt, aus denen er immer wieder hochgeschreckt war. Aber damit wollte er Ken sicher nicht belasten... Noch einmal gähnend deutete er auf Kens Tasse und nuschelte: "Krieg ich auch einen?" Ken schmunzelte leicht und versuchte Schuldigs Verschwinden erst mal aus seinem Kopf zu verbannen. Das war nun wirklich nichts zum Frühstück. „Natürlich...“ Er stellte seine Tasse bei Seite und holte eine weitere heraus, goss Robin Kaffee ein und reichte ihm diesen, nachdem er sich nach Milch und Zucker erkundigt hatte. „Dai schläft noch?“, fragte er und nahm seine Tasse wieder zur Hand, lehnte sich an die Anrichte und musterte Robin. Verstohlen und ein wenig verlegen grinste Robin in sich hinein. "Ja", meinte er einfach. Nach der Nacht war es kein Wunder, auch wenn sie wesentlich leiser und rücksichtsvoller gewesen waren als die Nacht zuvor. "Und ich glaube, er wird auch nicht so schnell aufwachen." Warum er das sagte, wusste er nicht, genauso wenig wie er verstand, warum ihn das so rein gar nicht störte Ken musste schmunzeln und nickte. „Verstehe...“ Er grinste und streckte sich etwas, leerte dann seine Tasse. „Hast du Hunger? Ich hab’ schon Brötchen geholt. Wir könnten uns auf den Balkon setzen...“ Fragend musterte er den Kleineren und schenkte sich noch mal nach. Langsam bekam er Hunger und so war er froh, dass Robin aufgestanden war. So musste er nicht alleine frühstücken... Der Jüngere nickte begeistert. "Gern!", strahlte er Ken an. Ein nettes Frühstück in der morgendlichen Kühle, die von der Hitze des Tages ablenkte, war genau das richtige, fand er. Ohne zu fragen schnappte er sich Kens Tasse, dann seine eigene und trabte schon mal vor auf den geräumigen Balkon. Vorsichtig stellte er die Tassen auf das kleine Tischchen und schob zwei Stühle so, dass sie einen schönen Blick auf die Skyline hatten. Irgendwie hatte er das dringende Bedürfnis, es Ken einfach nur schön zu machen. Der Ältere hatte es wahrlich mehr als verdient, dass jemand auch mal für ihn da war und auf ihn achtete... Es dauerte nicht lange und sie saßen bei gedecktem Tisch auf dem Balkon. Ken hatte die Balkontür noch angezogen, damit sie Dai nicht weckten, wenn sie sich unterhielten, und lehnte sich nun entspannt zurück. „Ja... So kann man es sich gut gehen lassen, was?“, schmunzelte er und schnitt sich schon mal ein Brötchen auf. Doch er legte es erst mal nur auf seinen Teller und griff wieder zu der Tasse. Leise lachte Robin auf, streckte seine Beine weit von sich und seufzte zufrieden: "Das kannst du aber laut sagen!" Er fuhr sich mit beiden Händen durch das noch vom Schlaf in alle Himmelsrichtungen abstehende Haar und brachte es noch ein wenig mehr durcheinander. Dann lächelte er Ken strahlend an, nahm seine Tasse zwischen die Hände und nippte an dem heißen Gebräu. "Das einzige, was fehlt, wär ein Pool", dachte er laut nach. Aber natürlich konnte er hier, in einem normalen Hochhaus, nicht den gleichen Luxus erwarten, den er von zu Hause gewöhnt war. Ken lachte leise und nickte. „Ja.. da ist was dran. Aber die beiden Schönlinge machen sich ihr Haar nicht gerne mit Chlorwasser kaputt und ich laufe lieber...“ Er zwinkerte und trank noch einen Schluck, begann dann sein Brötchen zu beschmieren. „Ich bin kein Mensch fürs Wasser oder für die Luft. Ich bleibe lieber auf der Erde...“ Gleich darauf begann er auch von seinen Laufrekorden und von dem Team zu erzählen, das er trainierte. Und ihm war deutlich anzusehen, wie begeistert er davon war. Interessiert hörte Robin dem Älteren zu und stellte zwischendurch auch die eine oder andere intelligente Frage, die zeigte, dass er wirklich mitdachte. "Weißt du", meinte er schließlich, "Ich bin schon gern im Wasser und ich liebe Fallschirmspringen..." Dass es so zwischen ihm und Daisuke angefangen hatte, verschwieg er. Das ging Ken nichts an, fand er. "Aber wenn du Lust hast, können wir schon mal zusammen ne Runde joggen, wenn du mal Gesellschaft willst." Es war ja nicht so, als wäre er unsportlich. Im Gegenteil, in ihm steckte wohl mehr, als jeder vermutete. Ken lächelte und nickte. „Gerne. Wenn du magst... Sag mir Bescheid wann und dann machen wir uns auf den Weg...“ Er zwinkerte und griff zur Kaffeekanne. Dass auch Robins Hand dorthin auf den Weg war, bemerkte er erst, als ihre Finger sich trafen. Er lächelte leicht und zog die Hand zurück. „Du zuerst...“, schmunzelte er und griff zu seinem Brötchen, um herzhaft hineinzubeißen und um einen Grund zu haben, Robin nicht die ganze Zeit anzusehen. Der Junge entpuppte sich mehr und mehr als ein liebenswerter und aufgeschlossener Kerl – vor allem jetzt, da er sich endlich gab, wie er wirklich war. Auch der Schwarzhaarige hatte erschrocken seine Hand zurückgezogen, griff nach Kens Worten aber erneut nach der Kanne und schenkte zuerst dem Älteren und dann sich selbst nach. Nachdem er die Kanne wieder abgestellt hatte, sah er Ken an und erklärte: "Ach, ich richte mich nach dir. Wir können es machen, wann immer du Lust hast..." Kaum hatte er geendet, ging ihm die Doppeldeutigkeit seiner Worte auf und er lief einmal mehr knallrot an. "Ähm.. also... Joggen gehen, meine ich.." Sehr gut, schimpfte er gleich darauf mit sich selbst. Sollte Ken bis eben nicht aufgefallen sein, WAS er da gesagte hatte - JETZT würde es dem Anderen glasklar sein. Ken musste ein wenig verlegen lachen und nickte wieder. „Schon klar...“, schmunzelte er und trank einen groooßen Schluck aus seiner Tasse. „Wie wäre es mit morgen Abend? Bei dem Wetter ist es Mord, mittags zu joggen. Und morgens...“ Er zuckte leicht mit den Schultern. „Der Abend ist mir lieber. Hast du morgen Zeit?“ Noch immer musste er leicht über die Wortwahl seines Gegenübers lächeln und auch auf seine Wangen hatte sich ein leichter Rotschleier gelegt. Sofort nickte Robin. "Klar hab ich Zeit", lachte er vergnügt. "Dai wird wohl mal zwei, drei Stunden ohne mich auskommen." Es war irgendwie so gar keine Frage, dass sie beide ohne ihre Anhängsel joggen gehen würden. Außerdem konnte er ja ohnehin nicht jede Nacht hier bleiben. "Was machst du sonst noch so?", erkundigte er sich neugierig, hauptsächlich um das Gespräch in Gang zu halten. "Also, so allgemein, nicht nur auf Sport bezogen." Kurz überlegte der Japaner und zuckte dann mit den Achseln. „Eigentlich nichts besonderes. Geld verdiene ich als Trainer und ansonsten...“ Er deutete auf den Balkon und all die Pflanzen und Blumen, die ihn so verschönerten. „Ich habe mal als Florist gearbeitet... und es ist heute noch eine super Methode für mich, um mich zu entspannen...“ Er schmunzelte wieder und aß weiter. „Ansonsten nichts besonderes. Die Wohnung in Schuss halten und dafür sorgen, dass meine Jungs nicht verhungern...“ Er zwinkerte und grinste etwas. Dass er sich gerade anhörte wie die Hausfrau vom Dienst, ließ sogar ihn amüsiert glucksen. Mit viel Anstrengung verbiss der Jüngere sich eine dementsprechende Antwort, auch wenn er ein klein wenig schockiert war. Um das entsetzte Schweigen zu überspielen, biss er herzhaft in das Croissant, das er sich genommen hatte, und hatte so Zeit, sich eine passende Antwort zu überlegen. Was ihm auf der Zunge gelegen wäre, nämlich die Frage, ob Ken sich in der Rolle des Dienstmädchens für die beiden Telepathen wohl fühlte, hätte den Anderen nur verletzt. Und so sarkastisch Robin auch sein konnte, DAS wollte er Ken dann doch nicht antun. Der Braunhaarige hatte es sowieso schon nicht leicht mit den beiden Feuerköpfen... "Das werden sie wohl auch nötig haben", meinte er ein wenig abfällig, als er endlich das große Stück hinuntergeschluckt hatte. "Aber du machst das echt gut! Fast zu gut. Sie sind ganz schön verwöhnt..." Verspielt zwinkerte er Ken zu und grinste schief. Wieder seufzte Ken leise und nickte. „Ich weiß schon, was du damit sagen willst...“ Er lächelte ein wenig stumpf und drehte die Tasse zwischen den Fingern, sah Richtung Himmel und blickte ein wenig verträumt drein. „Aber ich würde es immer wieder tun... erst recht wenn mir das.. Schu zurück bringt...“, murmelte er und senkte den Blick wieder. Es dauerte einen Moment, dann lächelte er Robin wieder an. „Aber vielleicht zoffen sie sich ja auch deswegen so viel... weil sie immer darauf vertrauen, dass der liebe Ken das schon irgendwie regeln wird...“ "Dann solltest du ihnen mal zeigen, dass es so auch nicht geht", witzelte Robin ein klein wenig böse. "Überlass sie mal ein paar Tage sich selbst, damit sie sehen, wie weit sie kommen..." Was natürlich völliger Unsinn war, wie er selbst wusste. Nicht nur, dass Ken das wohl nicht übers Herz bringen würde, wahrscheinlich würden sich die beiden Telepathen innerhalb kürzester Zeit die Schädel eingeschlagen haben. Er seufzte leise. Es war schon klar, dass Ken seinen Liebsten wieder hier bei sich haben wollte. Wahrscheinlich würde er ihm sogar die Tatsache, dass er sich seit Stunden Sorgen um ihn machte, auf der Stelle verzeihen, ebenso wie alles, was in der Zeit vorgefallen sein mochte. "Er kommt schon wieder", versuchte er ein weiteres Mal, den Braunhaarigen zu trösten. In welchem Zustand Schuldig wiederkommen würde, verschwieg er allerdings lieber. „Natürlich kommt er wieder... spätestens wenn er Hunger hat oder wen für’s Bett braucht“, platzte es aus Ken heraus und augenblicklich bereute er das Gesagte. „Naja... nein. Ganz so ist es natürlich auch nicht“, sagte er noch schnell, als wenn er sich entschuldigen wollte. Natürlich war es nicht so. Schuldig liebte ihn und das wusste er. Und er konnte es ja auch zeigen. Jedes Mal, wenn sein Liebster ihm liebevolle Geständnisse machte oder ihn küsste, ihn in den Arm nahm oder ihm sagte wie glücklich er war, fühlte sich Ken einfach nur noch vollkommen. Aber es war alles... nicht mehr dasselbe, seit er sich so häufig mit Dai stritt und das Gebrüll der Telepathen durch die Wohnung donnerte. Er schüttelte leicht den Kopf und atmete tief durch. „Es wird schon alles wieder... Trotzdem frage ich mich, wo er bleibt... er ist schon so lange weg...“ Ob ihm was passiert war? Der plötzliche, frustrierte Ausbruch des Älteren irritierte und überraschte ihn gleichermaßen, doch Robin verbot es sich, Ken zu sagen, dass er sich da eventuell irren könnte. Nachdenklich schaute er in die braunen Augen seines Gegenübers und entschied, dass er ihm zumindest eine Sorge ohne Probleme nehmen konnte. "Es geht ihm gut, glaub mir." Naja, zumindest den Umständen entsprechend, wie er inzwischen wusste. Der Telepath war ein klein wenig ausgetickt und kämpfte derzeit mit den Nachwehen seiner Orgie. Ken hob die Brauen und im nächsten Moment fiel ihm wieder ein, mit _wessen_ Sohn er es hier zu tun hatte. „Du weißt das? Aber dann...“ Er runzelte leicht die Stirn und verstand dann allmählich. „Du bist wohl nicht nur besser als dein Vater, sondern VIEL besser, was? Die Zukunft ist nicht alles, was du sehen kannst?“ Dieser Themenwechsel – wenn es denn wirklich einer war – gefiel ihm außerordentlich. Beiläufig und ein wenig verlegen zuckte Robin die Achseln. "Du kennst Dad?", wollte er stirnrunzelnd wissen, lächelte dann aber. Ken lebte mit zwei Telepathen, also war es wohl eher ungefährlich, den Älteren in seine eigenen Geheimnisse einzuweihen. "Ich sehe alle drei Zeitströme", erklärte er ruhig. "Und zwar unbegrenzt und jederzeit." Verblüfft hob Ken die Brauen. „Wow... Das heißt du könntest mir prinzipiell jetzt sagen, was ich letzte Nacht getrieben habe?“, fragte er und staunte nicht schlecht. Allerdings fiel ihm im Gegensatz zu Robin nicht gleich auf, dass er vielleicht doch besser eine andere Wortwahl genommen hätte. „Oder was... was Schuldig jetzt grade tut?“ "Könnte ich, ja. Theoretisch jedenfalls. Es gibt nur wenige Sachen, die ich nicht sehen kann." Allerdings hoffte er schwer, dass Ken nicht weiter fragen würde, denn die Antwort würde dem Braunhaarigen wohl nicht sonderlich gefallen, nahm er an. Doch Ken fragte: „Und was tut er grade? Sag es mir, bitte. Wo steckt er, Robin?!“ Er hatte Brötchen und Kaffee achtlos bei Seite geschoben und lehnte sich nun etwas Richtung Robin. Die leichte Verzweiflung, die in seinen Augen aufblitzte, war deutlich zu erkennen, und ließ eigentlich gar nicht zu, ihm eine Antwort zu verweigern. Einen Moment lang zögerte Robin und wollte schon entschieden den Kopf schütteln, dann aber seufzte er aufgebend, schloss die Augen und konzentrierte sich. Es dauerte keine Minute, bis er die Lider wieder öffnete, ernst in Kens Augen sah und noch einmal schwer seufzte. Jetzt musste er seine Antwort mit viel Bedacht wählen... "Er ist im Hafenviertel", fing er an. "In einem leeren Lagerhaus. Und er schläft im Moment." Okay, das war nicht zu wenig, überlegte er sich, und immerhin war es genau das, was der Telepath gerade tat. Und das war ja Kens Frage gewesen. Schweigend und nun vollkommen verwirrt saß Ken da und starrte Robin an. In einem Lagerhaus im Hafenviertel? Schlafend? Was um alles in der Welt sollte das denn? Er sackte in seinem Stuhl zurück und schloss die Augen, fuhr sich mit den Händen übers Gesicht und stöhnte leise. „Das kann doch alles nicht mehr wahr sein...“, murmelte er mehr zu sich als zu Robin und schüttelte leicht den Kopf. Kurz rang er mit sich, ob er Schuldig suchen gehen und ihn nach Hause bringen sollte, aber was brachte das schon? Wenn er zurückwollte, dann würde er schon von alleine kommen. „Danke...“ Auch wenn Robin keine Gedanken lesen konnte, wusste er, was in Kens Kopf vor sich gehen musste. "Ken... Wenn er aufwacht, kommt er nach hause. Mach dir keine Sorgen. Du solltest vielleicht nur deinen Vorrat an Kopfschmerzmittel aufstocken..." Das war alles, was er dem Anderen sagen konnte - oder besser wollte. Alles andere würde Ken dann wohl von seinem Liebsten selber erfahren. Oder auch nicht. Noch ein Stöhnen – diesmal noch resignierter als das vorherige. „Er hat sich wieder zugedröhnt?!“, knurrte er leise und griff zu seinem Kaffee. „Dann soll er sich seine Kopfschmerztabletten selber besorgen.“ Er leerte seine Tasse und verschränkte die Arme vor der Brust. Das letzte mal, als Schuldig so dicht nach Hause gekommen war, war Ken vollkommen durchgedreht. Da wunderte es den Brünetten jetzt auch nicht, dass Schu seinen Rausch vorher ausschlafen wollte. Mit finsterer Miene stierte er vor sich her und kaute auf seiner Unterlippe rum. Au weia. Da hatte er aber was angerichtet... "Nein, das wird er schon nicht getan haben", versuchte Robin sein Gegenüber zu beruhigen. Auch wenn er es besser wusste. Schuldig hatte in mehrfacher Hinsicht gewaltig die Sau rausgelassen. Der Telepath war dicht gewesen bis Oberkante Unterlippe und hatte sich kurz vor einem Blackout auch noch den einen oder anderen Joint gegeben. „Ach nein? Was denn sonst?“, grummelte er und war schon kurz davor vollkommen durchzudrehen. Doch an Robin wollte er es ganz sicher nicht auslassen. Immerhin konnte er nichts dafür und hatte ihm nur seine Fragen beantwortet. Er fuhr sich durchs Haar und schüttelte leicht den Kopf. Konnte das alles noch angehen? Nein. Was um alles in der Welt war aus ihnen geworden? Aus ihrer kleinen Familie, die immer miteinander sprechen konnte? Robin biss sich auf die Lippe und verzog das Gesicht. Ken tat ihm unendlich leid. Rasch stand er auf, trat um den kleinen Tisch herum und ging vor Ken in die Hocke. "Hey...", flüsterte er beschwichtigend, legte seine Hände auf die muskulösen Oberschenkel und streichelte sanft mit den Daumen darüber. "Wart einfach ab, ja?" Was sonst konnte er dem Älteren sagen? Er war solche Szenen und Sorgen einfach nicht gewöhnt. Langsam sah Ken in die aufmunternden Augen und lächelte schließlich wieder leicht. Er nickte minimal und ehe er es sich versah, strich er Robin kurz über die Wange. „Du hast ja recht. Und wie ich mich kenne, werde ich trotzdem wieder an seinem Bett sitzen und ihn mit Tabletten füttern....“ Er schmunzelte und schüttelte über sich selbst den Kopf. War es nicht erbärmlich, wie er sich manchmal für seine beiden den Arsch aufriss? Ohne irgendeine Gegenleistung zu erwarten – geschweige denn zu bekommen? „Ich weiß“, schmunzelte Robin, konnte aber einen bedrückten Unterton nicht verhindern. So ganz insgeheim war er der Meinung, dass weder Schuldig noch Dai eine solche Selbstlosigkeit verdient hatten – vor allem, weil sie es nicht zu schätzen wussten. Und das empfand der Junge als eine himmelschreiende Ungerechtigkeit. Der Vorsatz, Ken aufzumuntern und ihm eine schöne Zeit zu machen, so gut es ging, verstärkte sich noch einmal. Wann immer Ken ihn brauchte, würde er für ihn da sein. Robin nickte leicht vor sich hin, sah dann wieder in die großen braunen Augen auf und lächelte. Ken hatte sein Gegenüber mindestens ebenso gedankenverloren beobachtet. Er lächelte leicht vor sich hin und empfand die Anwesenheit Robins für immer schöner. Jemand, mit dem er über den ganzen Kram sprechen konnte – genau das, was er momentan brauchte. Sicher, er hatte immer noch Omi, aber das war schon lange nicht mehr das, was es früher mal gewesen war. „Danke, Robin...“, sagte er dann nach einer Weile einfach in die Stille hinein und lächelte noch ein Spur mehr. Ja.. Er war Robin wirklich zu Dank verpflichtet; wie sehr, würde Robin wahrscheinlich gar nicht erkennen, aber das war nicht so wichtig. Der Junge war für ihn da, und das tat einfach nur gut "Kein Ding", antwortete der Jüngere leise, strich noch einmal über die Oberschenkel des Anderen, erhob sich dann anmutig und schlenderte wieder zu seinem Platz. Mit Todesverachtung stürzte er den mittlerweile kalten Kaffee hinunter, stellte die Tasse wieder auf den Tisch und sah Ken aufmunternd an. "Ich freu mich schon auf morgen", meinte er etwas unzusammenhängend, aber ehrlich. Ken hatte den Morgen zusammen mit Robin wirklich genossen. Und so wunderte es ihn auch kein bisschen, dass er ein wenig enttäuscht war, als Dai sich um zehn aus dem Bett kämpfte und ihm die gemütliche Zweisamkeit mit Robin nahm. Doch er ließ sich das natürlich nicht anmerken, sondern entließ die beiden aus seiner Obhut und räumte den Rest des Frühstücks wieder weg. Dai hatte darauf bestanden, sein eigenes Frühstück zu verschieben und Robin erst mal wieder mit auf sein Zimmer zu nehmen. Nun stand Ken etwas planlos im Wohnzimmer rum und wusste nicht so recht was mit sich anzufangen. Diesen Moment nutzte Schuldig, um etwas unkoordiniert in den Flur zu stolpern. Er war noch immer nicht wirklich nüchtern, aber schon gewaltig verkatert. Im Geiste hatte er sich schon lange notiert, nie wieder das Experiment zu wagen, Wodka und Energydrink mit Joints zu mischen. Das war eine Mixtur, die den stärksten Telepathen umwarf... Jedenfalls hatte er einen Filmriss über mehrere Stunden, in denen alles Mögliche hätte passiert sein können, und der Orangehaarige war sich gar nicht sicher, ob er überhaupt wissen wollte, was in der ihm fehlenden Zeit geschehen war. Und jetzt gerade sowieso nicht, dafür ging es ihm eindeutig zu schlecht. Er polterte ins Wohnzimmer und plumpste wie ein gefällter Baum auf die Couch, ehe er überhaupt noch Ken begrüßen konnte. Aber der würde sich jetzt schon um ihn kümmern... Ken stand nur da und betrachtete sich das Elend. Er schüttelte nur leicht den Kopf und seufzte. „Wo warst du?“, fragte er einfach nur und seine Stimme bebte leicht. Es war deutlich zu hören, dass er Probleme hatte, sich zusammen zu reißen und nicht gleich loszubrüllen. Denn das war es, was er am liebsten getan hätte. Auch wenn er froh war, dass Schu wieder da war. Robin hatte Recht... Er sollte besonders seinen Schatz mal auf die Nase fallen lassen. Unwillig brummte der Telepath eine unverständliche Antwort, die auf "Keine Ahnung" hinauslief. Es war viel zu anstrengend, jetzt zu denken und sich dann auch noch artikuliert auszudrücken. Und überhaupt, war es nicht seine Sache, wo er sich herumgetrieben hatte? Schuldig verstand nicht wirklich, wieso sich Ken gerade aufführte wie eine verletzte Diva... Mühsam richtete er sich ein Stück auf und betrachtete seinen Lover unfokussiert und mit deutlich bekifftem Gesichtsausdruck. Ken sah in die unterlaufenen und vollkommen erledigten Augen und schüttelte dann leicht den Kopf. Er schluckte schwer und hätte nun am liebsten einfach ausgeholt und seine angestaute Wut in Form eines markerschütternden Schlages herausgelassen. Doch er ballte die Hände nur zu Fäusten und fauchte: „Du hast es versprochen! Du hast es mir verdammt noch mal versprochen!! Dass du dieses ganze Zeug nicht mehr anrührst!!!“ Seine Stimme bellte dröhnend durch das Haus und es war ihm dabei scheiß egal, dass er damit wohl für Kopfschmerzwellen bei seinem Lover sorgte. Er hatte es verdient. Stöhnend sank Schuldig in die weichen Kissen zurück und hielt sich den Kopf. "Schrei nicht so...", knurrte er erledigt und bemüht, deutlich zu reden. Er wollte doch nur seine Ruhe, ein wenig Pflege und die ein oder andere Aspirin. Doch für all das würde Schuldig dies Mal alleine sorgen müssen. Denn Ken war so außer sich, dass er den Telepathen am Liebsten gleich wieder raus geschmissen hätte – obwohl er froh war, dass dem Mann nichts weiter passiert war. „Du bist erbärmlich, Schuldig! Du bist armselig und erbärmlich! Ein verdammter Feigling!“, schimpfte Ken lauthals weiter. Es war ihm egal, dass Dai und Robin ihn hören konnten, es war ihm egal, dass Schuldig Kopfschmerzen hatte. Er musste nur der angestauten Wut Platz machen. Das war definitiv zu viel für den angeschlagenen Telepathen. Er verdrängte seinen Schwindel und die Übelkeit und setzte sich mit grimmiger Miene auf. "Bist du komplett bescheuert?", brüllte er zurück. "Hör auf, hier rum zu meckern. Es geht dich rein gar nichts an, wo ich war oder was ich gemacht hab! Mir war halt danach, na und? Ist das ein Wunder, in dem Affenstall hier?“ Ken schnaubte abfällig. „Und ist das meine Schuld?!“, keifte er angriffslustig und bebte vor Wut. „Ich mach das alles nicht mehr mit, Schuldig! Hörst du? Entweder ihr schafft es endlich, miteinander klar zu kommen, oder euch läuft der Arsch auf Grundeis! Ist das klar?!“ Er schritt ein wenig auf und ab, fixierte Schuldig dabei aber weiter hart. So wütend und aufgebracht hatte man ihn in all den Jahren nur ein einziges Mal gesehen – und das aus demselben Grund. „Ich bin es Leid, dass ich mir für euch die Beine aus reiße, damit ihr was zu Essen auf dem Tisch habt und was zum Anziehen im Kleiderschrank. Ich bin es, der alles in Schuss hält und dafür sorgt, dass ihr euch nicht gegenseitig umbringt. Und was bekomm ich dafür?! NICHTS! Nur einen mit Drogen und Alkohol zugedröhnten Mann, der nicht mit seinem Sohn zurecht kommt, und eine Familie, die nicht mal merkt, was ich alles für sie tue!!“ In dem Moment, in dem Schuldig wutentbrannt zurückschrie: "Wenn das alles so verdammt schrecklich für dich ist, pack doch deinen Krempel und schau, ob du was besseres findest!" schoss Robin aus Daisukes Zimmer. Es war ihm egal, dass er nur halb bekleidet war und verwuschelte Haare und gerötete Wangen hatte. Er sprang wie ein Raubtier auf Ken zu, hielt ihm den Mund zu und zog ihn mit aller Kraft mit sich. Nein! Soweit durfte es nicht kommen, dieser Streit durfte jetzt nicht eskalieren! Aus den Augenwinkeln sah er, dass Dai mit seinem Vater das gleiche machte - nämlich ihm jede Chance zu nehmen, weiter auf Ken loszugehen. Es dauerte nicht lange, dann hörte Ken auf sich zu wehren. Tränen glitzerten nun in seinen Augen, als Robin ihn ins Schlafzimmer zog. Aus den Augenwinkeln konnte er grade noch sehen wie Dai und Schuldig auf dem Balkon verschwanden. Zitternd ließ sich Ken aufs Bett sinken. Die Worte seines Geliebten hallten in seinem Kopf wider und er schüttelte den Kopf. „Nein.... Sag mir, dass er das eben nicht gesagt hat... sag mir, dass ich mir das nur eingebildet habe....“, wisperte er und sah Robin verzweifelt an. Es konnte doch nicht sein, dass jetzt alles auseinander brach. Jetzt... Wegen Alkohol, Drogen und einem pubertierenden Teenager. Robin setzte sich neben Ken auf die Bettkante und streichelte ihm beruhigend über den Rücken. "Er meint es nicht so und das weißt du auch", versuchte er den Älteren zu beschwichtigen. "Er kommt wieder runter, wenn er ganz nüchtern ist." Das war es auf alle Fälle, was sich Robin wünschte. Er hob Kens gesenkten Kopf an und sah fest in die braunen Augen, in denen das Wasser stand. "Ken, du weißt, das ich recht habe." Zitternd erwiderte Ken den warmen Blick und musste schwach lächeln. Dann nickte er leicht. „Ja... Ja das weiß ich.. aber...“ Er unterbrach sich und schüttelte wieder den Kopf, als er das Gefühl hatte, dass Schuldig ihm die Worte ein weiteres Mal an den Kopf warf. Langsam und zuerst etwas zögerlich, ließ er sich in Robins Arme sinken und schlang die eigenen fest um ihn. „Ich schaff das nicht... Wenn das so weiter geht, dreh ich durch....“ Robin schloss seine Arme fest um den Älteren und zog ihn sacht an sich. "Es kommt wieder in Ordnung", murmelte er immer wieder in Kens Ohr. "Dai redet mit seinem Dad. Lass ihnen einfach ein bisschen Zeit..." Der Schwarzhaarige merkte, wie sein eigener Kopf langsam zu hämmern begann. Allmählich brauchte er dringend Abstand und Ruhe. Ken schluckte leicht und löste sich langsam. „Nicht Dai sollte mit ihm reden, sondern ich...“, seufzte er leise und schüttelte einmal mehr den Kopf. Er wischte sich die Tränen weg und richtete sich dann langsam auf. „Kannst du.. kannst du mir noch einen Gefallen tun? Geh mit Dai noch ein wenig raus, ja? Für ne Stunde oder so...“ Bittend sah er Robin an. Er wollte mit Schuldig reden – alleine Schnell nickte Robin. Natürlich konnte er das machen. Es war klar, dass Ken ungestört mit seinem Schatz über das reden wollte, was gerade vorgefallen war. Er stand auf und ging ins Wohnzimmer, von wo aus er nach seinem Freund rief. "Wir lassen die beiden jetzt alleine". teilte er ihm mit, als Dai endlich vor ihm stand. Ken wartete noch einen Moment, bis die beiden dann endlich weg waren. Langsam trat er zu Schuldig auf den Balkon und sah den Mann dort auf einem der Stühle sitzen, den Blick gesenkt. Ken seufzte leise in sich hinein und stellte schließlich ein Glas Wasser auf den Tisch neben Schuldig, legte ihm die gewohnten und hilfreichen Kopfschmerztabletten dazu und ließ sich dann langsam, wenn auch etwas unsicher, auf den Stuhl gegenüber sinken. Müde hob der Telepath den Kopf und sah Ken mit einer Mischung aus Ratlosigkeit und Entschuldigung an. "Hör mal...", nuschelte er schließlich, "...ich hab das nicht so gemeint. Ich weiß doch, wie viel du für uns tust." Das musste als Entschuldigung reichen, fand der Deutsche, der es sowieso nicht gewohnt war, etwas in dieser Richtung zu bringen. „Ich weiß...“, murmelte Ken und senkte den Blick. Dann schob er langsam seine Ringhand über den Tisch und griff nach der Schuldigs. „Schatz, ich... Ich hab dich nicht geheiratet, damit du wegläufst, wenn es ungemütlich wird... und ich hab dich auch nicht geheiratet, um dich anzubrüllen, wenn du mit den Nerven am Ende bist. Es tut mir Leid...“ Er sah ein wenig verzweifelt in die grünen Augen und schluckte leicht, als ihm wieder klar wurde, dass er sich hier nicht mit seinem Geliebten, sondern mit einem zugedröhnten Fremden unterhielt. "Können... Können wir das nachher besprechen?", wollte der Orangehaarige mit schwerer Zunge wissen. Es ging ihm wirklich hundsmiserabel und er hatte jetzt weder den Nerv noch die Lust, tiefergehende Diskussionen zu führen. Er wollte nicht reden, nur schlafen, und wenn er aufwachte, würde Ken sich beruhigt haben und der Haussegen wieder hergestellt sein. Zumindest bis zum nächsten Krach... Ken zog seine Hand zurück und seufzte, nickte dann aber und schob Schuldig wieder das Wasser und die Tabletten zu. „Natürlich...“, sagte er und erhob sich. Er drückte ihm einen Kuss auf die Stirn und verschwand dann wieder in der Wohnung. Wahrscheinlich würde es jetzt eh nichts bringen. Schuldig sollte schlafen und er würde mit dem Mittagessen anfangen - wie immer... ~*~tbc~*~ Mächtig großes sorry, dass die Fortsetzung so lange hat auf sich warten lassen >.< ich bleibe jetzt besser am Ball *versprech* Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)