Taste Of Confusion II von Karma (Adrian x Jonas) ================================================================================ Kapitel 2: Klarheit ------------------- Ich wollt's eigentlich noch nicht tun, aber ich bin einfach zu weich. Ausserdem weiss ich ja, wie scheisse und doof Cliffis wie der im letzten Kapitel sind (was nicht heisst, dass ich davon Abstand nehmen werde, welche zu schreiben XD), also voilà, Kapitel Numero Nächstes. Ich hoffe, ihr mögt es. Karma ********************************************************************************* Draussen vor dem Club atme ich erst einmal tief durch, bevor ich die Kopfhörer meines MP3-Players aus meiner Manteltasche ziehe und sie in meine Ohren schiebe. Ich brauche jetzt unbedingt irgendetwas, woran ich mich festhalten kann, sonst drehe ich ganz bestimmt durch. Dieser Scheisskerl! Dieser verdammte, verfluchte Scheisskerl! Das war für diesen Penner doch eine Befriedigung sondergleichen für sein verdammtes Ego. Dass er mir damit vielleicht mein ganzes Leben versaut hat, ist ihm unter Garantie scheissegal. Mit entschlossenen Schritten entferne ich mich vom Club. Dabei drehe ich die Musik extra laut auf, um mich abzulenken. Meinen Blick richte ich stur auf den Weg vor mir, denn mir ist schwindelig und ich habe das Gefühl, wenn ich aufsehe, dreht sich alles. Warum? Warum hat dieser Mistkerl das getan? Verdammt, ich bin ganz sicher der Letzte, der ihm seine Miriam streitig macht. Von mir aus können die Beiden bis an ihr Lebensende miteinander glücklich werden. Das ist mir vollkommen egal. Aber seine blöde Rache hätte er auch anders haben können. Musste es ausgerechnet das sein? Woher weiss dieser Penner eigentlich davon? Hat er etwa wirklich etwas gemerkt? Haben die Anderen auch etwas gemerkt? Ist er vielleicht nicht der Einzige, der es weiss? Wer weiss noch davon? Und wem in aller Welt hat er das noch erzählt? Ich glaube, das will ich lieber gar nicht wirklich wissen. Verdammt, wenn meine Eltern das erfahren, bin ich geliefert! Scheisse, ist mir schlecht! Als sich urplötzlich eine Hand auf meine Schulter legt und mich festhält, zucke ich erschrocken zusammen, bleibe stehen und drehe mich um. Zu meiner Überraschung ist es allerdings nicht mein Bruder, der mich festhält, sondern Adrian. Sofort schüttele ich seine Hand ab und werfe ihm einen bösen Blick zu, aber er seufzt nur und wartet, bis ich die Kopfhörer aus meinen Ohren genommen habe, bevor er etwas sagt. "Ich kann verstehen, dass Du jetzt sauer bist, aber Dev hat's nicht so gemeint. Er hat manchmal ein paar ziemlich blöde Ideen, aber er hat auch ein paar gute Seiten.", murmelt er und ich verschränke die Arme vor der Brust. Ich weiss, Adrian kann nichts dafür, dass sein Cousin so ein Arschloch ist, aber ich bin trotzdem so geladen, dass ich mich nur mit Mühe davon abhalten kann, ihn für etwas anzuschreien, was nicht seine Schuld ist. "Die versteckt er aber ziemlich gut." Irgendwie gelingt es mir trotz meiner Wut immer noch, ruhig und gelassen zu klingen. Ganz im Gegensatz zu Nico geht mein Temperament nur ausgesprochen selten mit mir durch. Wenn es dann allerdings knallt, dann richtig. "Meistens, ja." Adrians leise Worte bringen mich dazu, mich wieder auf ihn zu konzentrieren. Ich weiss noch immer nicht, warum ausgerechnet er mir gefolgt ist, aber eigentlich ist mir das auch egal. Mir wäre es am liebsten, wenn er einfach verschwinden und mich in Ruhe lassen würde. Ich will im Augenblick niemanden um mich haben. "Aber zu Deiner Beruhigung: Miriam und ich haben Dev zu dieser Natascha geschickt und dafür gesorgt, dass er ihr erklärt, dass er sie vorhin nur verarscht hat." Adrian sieht mich leicht zerknirscht an und ich muss unwillkürlich schmunzeln. Die Vorstellung, dass dieser Obermacho sich von seiner Freundin und seinem Cousin zu etwas zwingen lässt, hat schon etwas Komisches. "Wie ist er eigentlich auf diese schwachsinnige Idee gekommen?" Das interessiert mich allerdings doch. Habe ich mich vielleicht irgendwie verraten? Habe ich irgendetwas gesagt oder getan, woran er es gemerkt hat? "Ach, er wollte Dich bloß ärgern. Er ist immer noch eifersüchtig wegen Miriam.", erklärt Adrian mir und ich schliesse die Augen, damit er mir meine Erleichterung nicht zu deutlich ansieht. Wie gut, dass dieser Blödmann nicht weiss, wie nahe er mit seinem dummen Scherz der Wahrheit gekommen ist! "Sei nicht sauer, okay? Weisst Du, Miriam ist seine große Liebe und Dev hat einfach wahnsinnige Angst, sie zu verlieren. Immerhin weiss er ja, dass sie um ein Haar etwas mit Dir angefangen hätte.", murmelt Adrian leise und ich sehe ihn nun doch wieder an. So, wie er hier vor mir steht, könnte man glatt meinen, dass er Mist gebaut hätte und nicht sein dämlicher Cousin. "Sie wollte genauso viel von mir wie ich von ihr.", rutscht es mir heraus und als Adrian überrascht eine Braue hebt, möchte ich mich selbst ohrfeigen. Wahlweise würde ich aber auch ein Loch zum Verkriechen annehmen. Verdammt, sonst denke ich doch auch, bevor ich rede! Ich wusste doch, dass mein Abend im Arsch ist. Jetzt hab ich's geschafft, mich richtig zu blamieren. Na ganz toll! Ungefähr eine halbe Minute lang blickt Adrian mich schweigend an, dann legt er fragend den Kopf schief. "Du wolltest also nichts von meinem Schwesterchen?", erkundigt er sich und ich schüttele den Kopf. "Nein, wollte ich nicht.", antworte ich und seufze resigniert. "Ich mag sie, ehrlich, aber ich war zu keiner Zeit in sie verliebt. Und sie hat auch nie etwas von mir gewollt.", füge ich noch hinzu und erwidere Adrians Blick dann so offen, wie es mir möglich ist. Soll er doch denken, was er will. Ich habe im Augenblick einfach nicht den Nerv, um irgendwas zu leugnen oder irgendwelche weiteren Lügen zu erzählen. Ich will einfach nur noch nach Hause in mein Bett, mir die Decke über den Kopf ziehen und diesen Scheisstag nach Möglichkeit komplett aus meinem Gedächtnis streichen. Wieder schweigt Adrian kurz, aber dann grinst er mich an. Er hat ein unglaublich sympathisches Grinsen, das ist mir schon bei unserer ersten Begegnung aufgefallen. Und mit seinen schwarzen Haaren und den schwarzen Augen, aus denen im Augenblick der Schalk geradezu blitzt, sieht er auch ziemlich gut aus. Verdammt, warum fällt mir das eigentlich ausgerechnet jetzt auf? Das ist doch scheisse! "Dann hat mein Schwesterchen also ganz umsonst ein schlechtes Gewissen und Dev kriegt vollkommen unnötig nen Anfall, wenn er Dich nur von weitem sieht?" Adrians Stimme klingt amüsiert. Ich nicke und muss gegen meinen Willen auch wieder grinsen. "Allerdings.", erwiderte ich und er beginnt zu lachen. "Da werden die Beiden sich freuen, wenn ich ihnen das sage. Obwohl Dev mir das kaum abkaufen wird. Er ist da echt misstrauisch. Aber meinem Schwesterchen wird ein ganzes Gebirge vom Herzen fallen.", grinst er und jetzt lege ich fragend den Kopf schief. "Wieso nennst Du Miriam eigentlich immer 'Schwesterchen' oder so?", erkundige ich mich. Das ist mir schon ein paar Mal aufgefallen, wenn ich den Beiden zufällig begegnet bin. "Ist ne lange Geschichte." Adrian wirft einen Blick auf seine Uhr und sieht mich dann wieder an. "Hast Du noch nen Moment Zeit? Dann erzähl ich sie Dir.", bietet er an und ich nicke. Eigentlich habe ich ja im Augenblick wirklich nichts vor. Nach Hause kann ich auch später noch latschen. Das läuft mir nicht weg. Und ich bin achtzehn, also können meine Eltern sich auch nicht aufregen, wenn ich erst nach zwei Uhr morgens oder so wieder eintrudele. Adrian lotst mich in den Park gegenüber des Clubs und setzt sich dort auf eine Bank. Ich tue es ihm gleich und sehe ihn gespannt an. Dabei bin ich froh über die Dunkelheit hier, denn da ich ihn nur schemenhaft erkennen kann, weiss ich, dass er nicht sieht, dass mein Gesicht glüht. "Na ja", beginnt er und seufzt, "angefangen hat das Ganze eigentlich als Witz, aber an dem ersten Wochenende, als Miriam bei Dev und mir übernachtet hat, haben wir rausgefunden, dass wir tatsächlich verwandt sind. Sie ist meine Halbschwester." Nach dieser Eröffnung bin ich erst einmal baff. Miriam hat doch immer gesagt, sie hätte keine Geschwister. Und jetzt hat sie plötzlich einen älteren Bruder? Gut, einen Halbbruder, aber das ist Haarspalterei. "Das war sicher ein ganz schöner Schock.", vermute ich und Adrian nickt. "Im ersten Moment schon. Als meine Mutter das Bild von Miriams Vater gesehen hat, ist sie beinahe umgekippt. Wir haben ne halbe Stunde auf sie einreden müssen, damit sie uns überhaupt erzählt, was los ist. Schliesslich hat Dev es aus ihr rausgekitzelt. Manchmal hat er ein geradezu unheimliches Talent dafür, im richtigen Moment das Richtige zu sagen. Traut man ihm gar nicht zu, ich weiss, aber es ist so. Er ist zwar nicht besonders taktvoll, aber man gewöhnt sich dran." Adrian seufzt erneut und ich drehe mich auf der Bank ein bisschen zur Seite, damit ich ihn etwas besser erkennen kann. Sein Blick liegt nicht auf mir, sondern schweift über die dunklen Wege und Büsche und ich nutze die Gelegenheit, um mir sein Profil genauer anzusehen. Wieder werde ich rot, denn ich hatte vorhin wirklich Recht. Er sieht tatsächlich ziemlich gut aus. Ob er das weiss? Und ob er eine Freundin hat? Ich habe ihn zwar bisher immer nur mit Miriam und seinem Cousin zusammen gesehen, aber das muss ja nichts heissen. "Jedenfalls hat meine Mutter dann irgendwann erzählt, dass sie vor mittlerweile knapp zweiundzwanzig Jahren mal eine ziemlich wilde Zeit hatte. Ihre ältere Schwester hatte kurz vorher Devlins Vater geheiratet und war mit ihm nach Amerika gezogen und meine Mum hat sich dann mit wechselnden Männern abzulenken versucht. Und irgendwann war sie dann plötzlich mit mir schwanger. Eigentlich wollte sie dem Typen, der mich gezeugt hat, ja sagen, dass er Vater wird, aber als sie mitgekriegt hat, dass er verheiratet war – das wusste sie vorher nicht, sonst wäre sie nicht mit ihm ins Bett gegangen –, hat sie die Klappe gehalten, mich alleine bekommen und auch alleine großgezogen.", erzählt er weiter und ein leichtes Lächeln erscheint auf seinen Lippen. "Meine Mutter hatte ein wahnsinnig schlechtes Gewissen, als sie uns das erzählt hat. Miriam und ich wussten beide erst nicht, was wir dazu sagen sollten, aber Devlin hat ganz locker reagiert. Er hat sich ne neue Kippe angesteckt, mich angesehen und gemeint: 'Komm jetzt bloß nicht auf die Idee, den großen Bruder raushängen zu lassen. Dafür ist es zu spät.' Im ersten Moment war ich sprachlos, aber dann musste ich lachen. Ich sag ja, manchmal sagt er im richtigen Moment genau das Richtige." Aus Adrians Lächeln ist ein Grinsen geworden und er dreht sich zu mir um. Ich schlucke schwer und bin froh, dass er mich im Dunkeln wahrscheinlich nicht besonders gut erkennen kann, denn ich spüre deutlich, dass mein Gesicht schon wieder aussieht wie eine reife Tomate. Wie peinlich! Offenbar bemerkt Adrian jedoch nichts davon, denn er zuckt nur mit den Schultern und grinst noch immer. "Tja, und jetzt hab ich eben ne kleine Schwester. Meine Mutter hat sie gleich praktisch adoptiert. Ebenso wie Dev. Ich glaub, sie hat sich irgendwo immer noch ne Tochter gewünscht. Jetzt hat sie eine." "Klingt so, als wäre Deine Mutter wirklich nett.", murmele ich leise, nur um überhaupt etwas zu sagen, und er nickt. "Allerdings. Sie ist ne Klassefrau, auch wenn sie etwas durchgeknallt und chaotisch ist. Typisch Künstlerin eben. Sie ist da wie Dev.", erwidert er und jetzt bin ich neugierig. "Künstlerin?" Wieder nickt Adrian. "Ja. Sie ist Fotografin. Hauptsächlich Landschafts- und Tierfotografie, aber hin und wieder knipst sie auch menschliche Motive. Am liebsten in Schwarzweiss. Von Dev und mir gibt's ungefähr eine Million Fotos.", erzählt er und lacht wieder. "Dev ist heute noch traumatisiert und kamerascheu, weil sie uns beide früher so oft fotografiert hat, aber ich bin daran gewöhnt. So ist sie eben. Sie hat in unserem Haus eine eigene kleine Dunkelkammer, wo sie die meisten ihrer Bilder entwickelt, wenn sie denn mal hier ist und nicht durch die Weltgeschichte reist. Demnächst gibt's sogar ne Ausstellung von ihr hier in der Stadt.", erzählt er und in seiner Stimme schwingt unüberhörbar der Stolz auf seine Mutter mit. "Eine Ausstellung?" Nachdenklich runzele ich die Stirn. Da war doch irgendwas. Irgendeine Fotoausstellung, zu der unsere Eltern Nico und mich mitnehmen wollten. "Nächsten Samstag?", hake ich nach und als Adrian ein weiteres Mal nickt, sehe ich ihn überrascht an. "Deine Mutter ist Rita Gräfe?", erkundige ich mich staunend. "Ja, wieso?", fragt er zurück und jetzt muss ich grinsen. "Meine Mutter ist ein echter Fan von ihren Bildern. Sie will am Samstag unbedingt zu der Ausstellung – mit der ganzen Familie natürlich –, aber mein Bruder wehrt sich mit Händen und Füßen dagegen.", antworte ich. "Ich denke, Mama hätte bessere Chancen gehabt, ihn zu überzeugen, wenn sie nicht das Wort 'Kultur' erwähnt hätte. Alles, was auch nur im Entferntesten nach Bildung klingt, lässt ihn panisch werden." Wieder fängt Adrian an zu lachen und wieder werde ich rot, weil ich mich bei dem Gedanken ertappe, dass das ein wirklich tolles Geräusch ist. Sein Lachen klingt warm und ich beisse mir schnell auf die Unterlippe, um das nicht versehentlich laut zu sagen. Das würde er ganz sicher nicht besonders toll finden. Sicher, es wäre ein Kompliment, aber ich bezweifle, dass es ihm gefallen würde, wenn ausgerechnet ich ihm eins mache. "Kenn ich irgendwoher." Adrians Stimme reisst mich aus meinen peinlichen Grübeleien und ich bin unglaublich dankbar dafür. "Dev ist genauso. Den werden wohl auch keine zehn Pferde da hinkriegen.", fügt er hinzu und sieht mich dann ganz plötzlich mit schiefgelegtem Kopf an. "Was ist mit Dir? Begleitest Du Deine Eltern da hin?", fragt er mich und ich spüre, wie sich mein Herzschlag beschleunigt. Warum will er das wissen? Interessiert ihn das etwa wirklich? Aber warum? Noch bevor ich mir dessen wirklich bewusst bin, habe ich auch schon genickt. Gut, eigentlich hatte ich vor, mir irgendeinen Vorwand zu überlegen und mich zu drücken, aber vielleicht treffe ich ihn ja da – ohne seinen nervigen, großmäuligen Cousin. Das wäre jedenfalls schön. "Ja, auf jeden Fall. Ich bin kein solcher Kulturmuffel wie mein Bruder." Irgendwie ist es mir wichtig, dass Adrian das weiss. "Ausserdem kenne ich durch meine Mutter ein paar der Bilder und ich bin gespannt auf den Rest." Was gar nicht mal gelogen ist. Jedenfalls nicht wirklich. Ich kenne wirklich ein paar der Fotos, aber bis gerade eben war mir die Ausstellung herzlich egal. "Dann werden wir uns wohl am Samstag da treffen. Ich werde nämlich auch da sein. Meine Mutter würde mich umbringen, wenn ich nicht käme." Adrian steht von der Bank auf, streckt sich kurz und grinst mich dann von oben herab an. "Fühlst Du Dich jetzt besser als vorhin?", erkundigt er sich und streckt mir seine Hand entgegen, um mir aufzuhelfen. Ich blinzele irritiert, doch dann nicke ich und lasse mich von ihm hochziehen. Meine Finger kribbeln durch die leichte Berührung und ich stecke meine Hände schnell in meine Manteltaschen, damit er nicht sieht, dass sie zittern. "Wollen wir dann zu den Anderen zurückgehen?", fragt er und ich schüttele den Kopf, ohne ihn anzusehen. "Nee, lass mal. Ich werd mich langsam auf den Weg nach Hause machen. Wird schliesslich ne Weile dauern zu Fuß.", nuschele ich und er bleibt neben mir stehen. "Du willst laufen? Wie weit ist es denn?", will er wissen und als ich ihm meine Adresse nenne, kann ich aus dem Augenwinkel sehen, wie seine Augen sich weiten. "Da bist Du mindestens zwei Stunden unterwegs.", informiert er mich und legt den Kopf schief. "Soll ich Dich eben fahren? Ich bin heute eh dafür zuständig.", bietet er an und ich schüttele erneut den Kopf, doch er lässt mich gar nicht erst protestieren. "Ach was! Ich lass Dich doch nicht zwei Stunden lang alleine durch die Botanik latschen, wenn ich Dich auch in weniger als zwanzig Minuten abgesetzt haben kann. Ausserdem vermisst mich da im Augenblick eh keiner. Im Gegenteil, Dev wird froh sein, wenn er noch etwas Ruhe vor mir hat. Willst Du noch Deinem Bruder Bescheid sagen oder so?" Auf seine Frage hin schüttele ich ein weiteres Mal den Kopf und grinse. "Nico kriegt jetzt eh nichts mit. Der ist viel zu sehr mit seiner Gina beschäftigt. Jede Wette, er kommt heute Nacht eh nicht nach Hause, sondern fährt mit zu ihr. Dem fällt garantiert nicht vor morgen früh ein, dass ich heute Abend auch dabei war." "Na, das ist ja ein toller Bruder.", schmunzelt Adrian und lotst mich in Richtung seines Wagens, der genauso schwarz ist wie seine Kleidung. Scheint wohl seine Lieblingsfarbe zu sein. Mir scheint, wir haben zumindest etwas gemeinsam. Irgendwie ein irritierend angenehmer Gedanke. Da Widerspruch ganz offenbar zwecklos ist, gebe ich mich seufzend geschlagen, steige auf der Beifahrerseite ein und schnalle mich an. Adrian rutscht auf den Fahrersitz, legt ebenfalls den Gurt an und fährt dann los. Sobald er den Motor startet, geht auch sofort Musik an und ich lehne mich entspannt zurück. Offenbar haben wir vielleicht doch mehr gemeinsam als nur unsere Lieblingsfarbe. Die Fahrt zu mir nach Hause verläuft von gelegentlichem Mitsingen unsererseits bei Songs, die wir besonders mögen, abgesehen – er hat wirklich eine sehr angenehme Stimme, stelle ich bei dieser Gelegenheit wieder fest – größtenteils schweigend, aber es ist kein unangenehmes Schweigen. Hin und wieder grinsen wir uns kurz an, wenn wir feststellen, dass wir beide bei den gleichen Songs mitsingen oder das Gesicht verziehen. Ganz offenbar kann man sich mit Adrian auch ohne Worte verstehen. Doch, ich glaube, ich mag ihn. Er ist ganz anders als sein nerviger Cousin. Nach viel zu kurzen zwanzig Minuten parkt Adrian auch schon vor meiner Haustür und ich löse leise seufzend den Anschnallgurt. Wenn es nach mir gegangen wäre, hätte die Fahrt gerne noch länger dauern können. Adrians Gesellschaft ist wirklich angenehm. Dummerweise fragt mich niemand, aber das ist typisch für mein Leben. Immerhin läuft eigentlich nie etwas so, wie ich es mir wünsche. Manchmal glaube ich wirklich, ich habe das Pech gepachtet. "Da wären wir auch schon." Adrians leise Stimme holt mich wieder aus meinen trüben Gedanken und ich nicke. "Ja. Danke fürs Herfahren. Das war echt nett von Dir.", erwidere ich, doch er winkt ab. "Ach was. Zum Einen konnte ich Dich ja nicht einfach so durch die Pampa laufen lassen und zum Anderen war das nach dem, was Dev sich vorhin mit Dir geleistet hat, ja wohl das Mindeste, was ich tun konnte.", gibt er zurück und lächelt mich an. "Dann sehen wir uns wohl am Samstag wieder, oder?", erkundigt er sich und ich nicke, denn ich traue meiner Stimme gerade nicht. Ob er weiss, wie umwerfend dieses Lächeln ist? "Klar.", ringe ich mir etwas mühsam ab und öffne die Tür, um auszusteigen. "Okay. Dann bis Samstag. Ich freu mich schon.", ist das Letzte, was ich höre, bevor ich die Autotür wieder zuschlage und er losfährt. Ich selbst bleibe noch so lange vor dem Haus stehen, bis sein Wagen um die nächste Ecke gebogen ist und ich ihn nicht mehr sehen kann. Erst dann drehe ich mich um, schliesse die Haustür auf und schleiche mich leise in mein Zimmer, um meine Eltern nicht versehentlich zu wecken. Ohne das Licht anzumachen ziehe ich mich aus, husche kurz ins Bad und entferne den Kajal, bevor ich wieder in mein Zimmer zurückgehe und in mein Bett krabbele. Ich ziehe mir die Decke bis an die Nasenspitze, schliesse seufzend die Augen und schelte mich selbst einen Narren. Erst Dennis und jetzt auch noch Adrian. Ich sollte wirklich nicht schon wieder mit solchen Gedanken anfangen. Warum müssen mir auch immer ausgerechnet die Typen gefallen, die für mich sowieso absolut unerreichbar sind? Das ist nicht fair! ********************************************************************************* Na, wer von euch hat damit gerechnet? Alle, die's (ehrlich, bitte) erwartet haben (mit Ausnahme von Aschra; Du musst nichts sagen, Liebes ^.~), dürfen jetzt die Hand heben und mir das im Kommi gerne um die Ohren hauen. Nya, wie beim letzten Mal hoffe ich auch hier, dass es gefallen hat. Und ihr wisst ja, Feedback dürft ihr immer gerne am Ausgang hinterlassen. Ihr macht ein kleines Karmalein damit sehr, sehr glücklich. Man liest sich im nächsten Kapitel, das den schönen Titel 'Die Ausstellung' trägt und für das ihr euch schon mal Sabberlätzchen bereitlegen solltet. *mal vorwarn* Karma Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)