Tod im Bad von Hotepneith (Lord Sesshoumarus elfter Fall) ================================================================================ Kapitel 3: Drei Frauen ---------------------- Freut mich, dass ihr so eifrig mitratet. Sakura soll sich im Frauentrakt umhören. Aber ob diese Aussagen so sonderlich hilfreich sind? 3. Drei Frauen Als der Diener Sakura zu dem Frauentrakt geführt hatte, war sie ein wenig überrascht, dort den menschlichen Heiler der Mawashis, Chika, zu sehen, der sich mit einer älteren Frau, wohl einer Dienerin, unterhielt, auch, wenn deren Kimono ein wenig zu teuer für eine solche schien. Er erkannte sie sofort: „Oh, Sakura-san…“ „Chika-sama…“ Sie neigte höflich den Kopf. „Was führt dich hierher?“ „Mein Befehl. Ich soll auf Wunsch Lord Sesshoumarus mit Hana Mawashi sprechen.“ „Das wird nicht möglich sein. Ich habe ihr ein Schlafmittel gegeben, Laudanum.“ „Oh.“ „Die arme Herrin stand so unter Schock“, mischte sich die Dienerin fast erbost in das Gespräch ein. „Sakura-san, dies ist Nami, die persönliche Dienerin der Herrin. Vielleicht kann sie dir genügend Fragen beantworten, die den Prinzen zufrieden stellen.“ Chika konnte sich vorstellen, was geschehen würde, käme die Heilerschülerin mit leeren Händen zu dem Dämonenprinzen zurück. „Danke.“ Sakura verbeugte sich höflich. Als der Heiler gegangen war, blickte sie zu Nami: „Kannst du?“ „Ich kenne die Fragen nicht. Und ich würde nie meine Herrin verraten.“ „Das sollst du auch nicht“, beteuerte Sakura, die ergebene Diener erkannte, wenn sie sie sah. Sie würde behutsam vorgehen müssen: „ Sie…sie weiß also, dass Mawashi-san tot ist?“ „Ja, schon seit einer halben Stunde. Da war sie schon so durcheinander, dass sie nur noch allein sein wollte. Sie hat sogar mich hinausgeschickt. Und als zuvor gerade Chika-sama kam, und ihr berichtete, dass der Herr ermordet wurde….oh, das arme Ding. Sie wurde bleich und zitterte am ganzen Körper. Es war schrecklich anzusehen. Zum Glück hatte Chika-sama ein Schlafmittel dabei. Das wird ihr sicher über den ersten Schock hinweghelfen.“ „Ja, sie waren ja schon länger verheiratet, nicht wahr?“ „Ja, zehn Jahre. Und, ehe Ihr fragt: sie war sehr glücklich in dieser Ehe. Herr Mawashi war ein sehr großzügiger Herr. Natürlich war sie nicht sehr erfreut, als er sich vor einem halben Jahr die Konkubinen zulegte, aber er erklärte ihr den Grund und …und so.“ Sakura stutzte. „Konkubinen? Davon erwähnte der junge Herr Mawashi nichts, als ihn Lord Sesshoumaru nach der Familie befragte.“ „Herr Akimaru hält sie wohl auch nicht für Familienmitglieder.“ Nami zuckte ein wenig die Schultern: „Aber das solltet ihr mit ihm besprechen - oder mit den Zwillingen.“ „Mit...wem?“ „Oh, das könnt Ihr ja nicht wissen: Kaliko und Mariko Ishimo, das sind die Konkubinen…waren die Konkubinen des verstorbenen Herrn.“ „Zwillinge,“ wiederholte Sakura, um Zeit zu gewinnen. Was konnte sie noch fragen? „Die Herrin Hana war verständlicherweise nicht erfreut. Aber warum...ich meine, welchen Grund hatte der verstorbene Herr?“ „Bitte, fragt das die Zwillinge.“ „Gut. – Du bist eine treue Dienerin. So ist deine Herrin sehr nett zu dir?“ „Oh ja. Stellt Euch vor, sie hat mir vor einigen Monaten sogar diesen Kimono als Zeichen ihrer Wertschätzung geschenkt.“ Nami zeigte ihn stolz. Darum also. Sakura hatte sich schon überlegt, warum eine Dienerin so teuer bekleidet war: „Das war wirklich sehr freundlich.“ „Ja. Überdies hat sie auch meinem Enkel hier eine Stellung beim verstorbenen Herrn verschafft. Wirklich, sie ist so liebenswürdig!“ „Sie wird gewiss einige Stunden schlafen. Dann werde ich sie später aufsuchen, wie mir befohlen wurde. - Bitte, wo kann ich die Zwillinge finden?“ „Dort, rechts im letzten Zimmer im Gang. Sie haben einen gemeinsamen Raum.“ „Danke, Nami.“ Sakura ging in die angegebene Richtung, klopfte an die Tür. „Ja?“ Sie schob sie beiseite und verneigte sich höflich: „Ich bitte um Verzeihung für die Störung…“ Sie war ein bisschen überrascht. Die Zwillinge waren vielleicht so alt wie sie, vermutlich sogar ein wenig jünger. Beide weinten, das war offenkundig: „Mein Name ist Sakura. Ich bin die Schülerin von Neigi-san, dem Heiler des mächtigen Inu no Taishou. Auf dessen Wunsch soll ich Lord Sesshoumaru zur Hand gehen. Und dieser hat einige Fragen zum Todes des verstorbenen Herrn….“ Der Reaktion der beiden Schwestern nach wussten die, um wen es sich handelte: „Der Prinz…“ hauchte eine. Die andere schluckte: „Komm nur herein…Ich denke, es ist liebenswürdig, dass Lord Sesshoumaru eine Heilerschülerin schickt und uns nicht holen lässt.“ Sie wischte sich rasch über die Augen. „Ich bin Kaliko, das ist meine Zwillingsschwester Mariko. Was…was will Lord Sesshoumaru von uns?“ „Danke.“ Sakura schloss die Tür und ließ sich nieder: „Ihr beide wart die Konkubinen von Mawashi-san. Ihr wisst sicher, dass er gestorben ist. Im Bad.“ „Ja, das…das macht uns ja so traurig. Er war so ein netter Mann, das kannst du dir gar nicht vorstellen.“ Kaliko schien sich deutlich besser zu beherrschen als ihre Schwester. „Ich…ich muss euch leider mitteilen, dass nach den ersten Ermittlungen Seiner Lordschaft euer Gebieter ermordet wurde.“ Sie bemerkte das Erschrecken der beiden Mädchen: „Darum soll ich euch einige Fragen stellen.“ „Ermordet!“ schluchzte Mariko auf: „Das kann...nein, will ich nicht glauben…So ein netter Mann! Das war bestimmt diese Hexe…“ „Mariko!“ meinte ihre Schwester fast entsetzt: „Du weißt gar nichts. Wie kannst du nur so etwas sagen! Vergiss nicht, es handelt sich um einen Dämonenprinzen! – Entschuldige, Sakura...“ Sie holte tief Atem, um sich zu beruhigen, sachlich zu bleiben: „Ich…wie ist er gestorben?“ „Im Bad erstickt.“ Sie musste aufpassen, dass sie nicht zuviel verriet. Sie verspürte keine Lust, an irgendeiner Wand zu landen, nur, weil sie Seiner Lordschaft vorgegriffen hatte. „Und…und es war kein Unfall?“ „Die Meinung des Prinzen steht fest. – Darf ich euch nun etwas fragen?“ „Ja, ja natürlich. Wie wir zu dem Herrn standen? Wir hatten ihn sehr gern, wirklich.“ Kaliko nickte beteuernd. „Auch, wenn er euch nicht geheiratet hat?“ Als Ehefrauen wären sie deutlich besser nach Recht und Gesetz abgesichert, als als einfache Konkubinen. Beide wurden rot, ehe Kaliko weiter sprach: „Das…das wäre uns ein wenig peinlich gewesen. Natürlich, du weißt ja nicht…Wir sind Waisen. Unsere Eltern starben vor einem dreiviertel Jahr. Mawashi-san versprach, uns zu helfen. Wir hatten sonst keine Anverwandten mehr. Zunächst suchte er nach einem Ehemann für uns, obwohl wir ja schon noch ein wenig jung sind, aber er fand niemanden.“ „Wir haben überhaupt keine Mitgift, weißt du“, ergänzte Mariko mit zitternder Stimme: „Er kam dann zu uns und sagte, dass er niemanden gefunden habe, dem er uns guten Gewissens anvertrauen könnte. Und so schlug er uns vor, dass wir zu ihm ziehen sollen, amtlich im Rang von Konkubinen, um so zu seiner Familie zu gehören. Somit wären wir versorgt, für die nächste Zeit, und er würde weiter für uns Ehemänner suchen.“ „Er war so nett…sonst hätten wir doch betteln gehen müssen...“ vervollständigte Kaliko. Darum hatte Akimaru Mawashi auch bei der Frage nach der Familie die beiden nicht erwähnt. Sie waren nur angenommene Haushaltsangehörige. „Mawashi-san scheint wirklich ein sehr netter Mann gewesen zu sein.“ Sakura dachte an die Ehefrau, die verwitwet ja wohl ähnliche Erfahrungen gemacht hatte. Und das war sicher auch der Punkt gewesen, an dem Hana nichts mehr gegen die so genannten Konkubinen ihres Mannes einzuwenden gehabt hatte, wie Nami erzählt hatte. Wobei: „Wen meintest du eigentlich zuvor mit „Hexe“?“ Mariko senkte den Kopf: „Ich...ich mag Hana nicht so gern. Sicher, sie versucht zu uns nett zu sein, aber für sie sind wir eben nur zwei wildfremde junge Mädchen, die ihr Mann ins Haus geschleppt hat.“ „Sie versucht wirklich, nett zu sein“, betonte ihre Zwillingsschwester: „Verzeih, Sakura-san, so nennt man dich wohl…Mariko ist enttäuscht von ihr, denn sie hoffte, einen Mutterersatz zu finden. Aber Hana ist ja selbst Mutter eines Sohnes, und sie liebt Kensho über alles. Was sollte sie mit uns fremden Mädchen.“ „Ich verstehe.“ Sakura dachte nach. Was konnte sie noch fragen – und welche Auskünfte würden ihr die Mädchen geben? „Dann….dann wisst ihr jetzt auch nicht, was weiter mit euch geschehen wird?“ Hana war als Ehefrau durch den Ehevertrag geschützt. Darin war gewiss auch geregelt, was sie als Witwe bekommen sollte, wie es üblich war. Konkubinen saßen dagegen nur zu leicht auf der Strasse. „Nein.“ Kaliko starrte zu Boden, bemüht, ruhig zu bleiben: „Ich wage ja zu hoffen, dass der junge Herr…dass Akimaru uns erlaubt, zu bleiben, aber warum sollte er…Kensho würde uns wohl hier lassen…“ „Du kennst die beiden jungen Herren?“ „Ja, natürlich. Wir galten ja als Familienmitglieder, da haben wir sie ab und an gesehen. Kensho ist der umgänglichere von beiden.“ „Der weichere…“ Mariko klang eigenartig. „Weicher?“ wiederholte Sakura daher verwundert. „Ja…“ Sie wand sich ein wenig. Es war ihr sichtlich unangenehm, das ausgesprochen zu haben. So meinte die Heilerschülerin langsam: „Bitte, erkläre es mir. Ich muss Lord Sesshoumaru Bericht erstatten…“ „Oh, ich verstehe. Er bestraft dich sonst, nicht wahr?“ „Ja.“ Mariko seufzte: „Ich mag ihn recht gern, also, Kensho, viel lieber als Herrn Akimaru. Der ist immer so streng, so kalt.“ Kaliki legte den Arm um ihre Zwillingsschwester: „Du bist eben auch weich, meine Liebe. Akimaru-san muss der neue Herr werden, da kann er nicht weich sein. – Sag, Sakura-san, wäre es dir möglich, mit dem Prinzen über uns zu reden? Der Haushalt des Inu no Taishou ist doch groß…ein paar menschliche Dienerinnen mehr wären doch sicher zu unterhalten.“ „Es ziemt sich nicht, einem Prinzen Vorschläge zu machen“, erwiderte Sakura unverzüglich. Aber sie konnte die Sorge der beiden Waisen nachvollziehen. So meinte sie: „Ich kann mich ja umhören, vielleicht benötigt der Haushofmeister jemanden.“ Die Zwillinge atmeten unwillkürlich etwas auf. „Danke“, sagte Kaliko: „Wenn wir dir helfen können...ich meine, hast du noch Fragen?“ „Wisst ihr zufällig, wer alles Zugang zum Bad hat?“ „Nein. Also, wenn wir baden, kommt meist eine Dienerin dazu, um uns Handtücher zu geben oder so. Ich denke mal, jeder persönliche Diener, ja, sicher.“ Das hatte Sakura nicht gemeint. Aber vermutlich wussten die Zwillinge nicht einmal, dass unter dem Bad eine Heizanlage war oder eher, hatten nie daran gedacht. „Ich danke für die Antworten. Falls Lord Sesshoumaru noch Fragen hat, wird er mich oder jemand anders zu euch senden.“ „Danke.“ Kaliko neigte den Kopf: „Ich…ich hoffe, dass er den Mörder findet. Mawashi-san war wirklich ein sehr netter Herr.“ Als Sakura den Frauentrakt verließ, konnte sie Nami nirgends entdecken. Sie nahm an, dass sich diese bei ihrer schlafenden Herrin aufhalten würde. Aber das ging sie im Moment nichts an. Der Hundeprinz wollte mit Sicherheit einen ersten Bericht. Als sie den Haushofmeister fand, erkundigte sie sich, in welchem Zimmer Lord Sesshoumaru sei. Dieser sah sie an: „Komm. – Er ist wohl sehr streng… schon gut. Ich weiß, du darfst nichts sagen.“ „Ja.“ Sakura ließ diplomatisch offen, auf welchen Teil des Satzes sich das bezog. Als sie Sesshoumaru Bericht erstattet hatte, sah dieser weiterhin schweigend zum Fenster hinaus, ehe er nach fünf Minuten sagte: „Laudanum?“ „Eine Opiumtinktur, Lord Sesshoumaru. Sie beruhigt und stillt den Schmerz.“ Sie war ein wenig erleichtert. Anscheinend war ihr Bericht ausführlich genug gewesen, wenn er dazu keine weiteren Fragen hatte. Sie wagte es, seinen Hinterkopf zu betrachte, das lange, silbrig glänzende Haar, das weiße, weiche Fell um seine Schulter. Wenn sie daran dachte, dass er schon einmal ihre Hand gehalten hatte, musste sie ihren Herzschlag beruhigen. Sachlich bleiben, ermahnte sie sich. Sie hatte bei ihm eine besondere Stellung – aber das würde sie nicht vor seinem Zorn schützen, fände er je heraus, was sie manchmal an Gedanken ihm gegenüber hegte. „Ein alltägliches Heilmittel?“ „Ja, Lord Sesshoumaru.“ Jeder Heiler verwendete es. „Ich will noch einmal mit Tatumi sprechen.“ Sie erhob sich verwundert. Aber natürlich war dies der zuständige Heizer der Badeanlagen gewesen – und zumindest im ersten Augenblick der eindeutige Hauptverdächtige. ****************************************** Was für eine nette Familie, ohne Probleme - nur mit einem toten Familienoberhaupt... Ich weiß, dass Laudanum erst im 19. Jahrhundert erfunden wurde, aber Opiumtinkturen werden seit der Bronzezeit verwendet und ich fand keinen japanischen Namen. Das spielt so gesehen auch keine Rolle bei der Lösung des Falles. Im nächsten Kapitel lernt jemand, dass man einem Prinzen gegenüber besser nicht vorlaut sein sollte. Und Seine Lordschaft gibt einige Anweisungen. Wer so nett ist, mitzuraten, erhält, wie gewohnt, eine Info-ENS, wenn ich sehe, dass das neue Kapitel freigeschaltet wurde. bye hotep Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)