Tod im Bad von Hotepneith (Lord Sesshoumarus elfter Fall) ================================================================================ Kapitel 2: Zwei Stiefbrüder --------------------------- Seine Lordschaft ist deutlich etwas genervt. Aber ob das den Ermittlungen gut tut? Mal sehen, was der neue Hausherr dazu sagt... 2. Zwei Stiefbrüder Sesshoumaru trat zu Neigi und Chika, die gerade Diener angewiesen hatten, die Leiche des Opfers zum Schrein zu bringen. Der dämonische und der menschliche Heiler verneigten sich. „Es war Mord“, sagte der Prinz kühl. „Neigi, auf ein Wort.“ Die beiden Dämonen gingen abseits. Dann fuhr Sesshoumaru fort: „Das Gift des schwelenden Feuers wirkt auch auf Dämonen?“ „Ihr denkt, ein Attentat...?“ fuhr Neigi auf, der seit Jahrhunderten mit dem Inu no Taishou befreundet war. Dann jedoch senkte er den Kopf und starrte zu Boden: „Um ehrlich zu sein, Lord Sesshoumaru, davon hörte ich nie. Nach meinem Wissen kam nie ein Dämon auf solche Art um. Was natürlich nur bedeutet, dass bislang niemand diese Diagnose stellte. Auch ein Dämon atmet. Ich halte es jedoch für unwahrscheinlich. Allein die Feinheit des Geruchssinns… “ „Es würde genügen, wenn ein Mensch dies annahm.“ „Das ist wahr. Ihr werdet ermitteln?“ „Der Wunsch meines Herrn und Vaters.“ Sesshoumaru drehte sich bereits um und ging wieder hinaus, wo der Haushofmeister mit Sakura auf ihn wartete. „Bring mich zu Akimaru Mawashi, dem nunmehrigen Herrn.“ „Ja, Lord Sesshoumaru.“ „Sakura.“ „Ja, Lord Sesshoumaru?“ „Komm.“ Niemand hielt den Dämonenprinzen auf, als er durch den Warteraum ging, direkt auf das Arbeitszimmer des Grundherrn zu. Hier wusste bereits jeder, was geschehen war. Überdies waren die Gerüchte, die über den jungen Lord umliefen, nicht derart, dass man ihn für sonderlich menschenfreundlich halten konnte. So schob der Diener nur die Tür vor ihm auf. In dem Arbeitszimmer befanden sich drei Männer, zwei in der Schreibertracht, ein jüngerer, von vielleicht zwanzig Jahren, saß auf dem Platz des Hausherrn. Mit gewisser Verzweiflung sagte er gerade: „Das kann doch unmöglich alles sofort zu erledigen sein!“ „Bedauerlicherweise ist es…“ Der Schreiber bemerkte, dass die Tür offen stand – und wer da kam. So verneigte er sich eilig. Auch Akimaru Mawashi hatte den unangemeldeten Besucher erkannt und folgte diesem Beispiel, ehe er erklärte: „Lord Sesshoumaru, welche Ehre. Bitte, tretet näher. Ich...ich bedauere, dass ich Euch nicht Eurem Rang gebührend empfangen habe. Der Haushalt ist ein wenig aus den Fugen.“ Sehr höflich, dachte Sesshoumaru. Und sehr selbstbeherrscht. Oder hält sich die Trauer um seinen Vater in Grenzen? Aber er konnte viele Gefühle wittern, fast zu viele, als dass er sie noch hätte unterscheiden können. Seine Handbewegung ließ sich Sakura an der Zimmerwand niederknien und die Schreiber gleichzeitig gehen. Dann erst fuhr er fort: „Euer Vater ist tot, wie Ihr wisst. Ich habe gerade festgestellt, dass er ermordet wurde.“ „Ermordet? Wie…“ „Er wurde durch schwelendes Feuer vergiftet. Erstickt.“ Akimaru atmete tief durch, ehe er sagte: „Ich verstehe. Ihr wart nicht hier, um Euer Beileid auszusprechen, sondern um zu überprüfen, ob womöglich ein Attentat gegen Euren…gegen den mächtigen Inu no Taishou geplant war?“ „Das bin ich noch.“ „Das kann ich mir nicht vorstellen. Ich meine, wir alle…alle Menschen wissen doch, wie unglaublich mächtig er ist.“ „Wurde in der letzten Zeit ein Fuchsdämon in der Gegend gesehen?“ „Nein, nicht, dass ich wüsste, Lord Sesshoumaru. Und das wäre meinem Vater und mir bestimmt zugetragen worden. Wie Ihr sicher wisst, meiden alle Dämonen dieses Dorf, um…nun, um nicht den Zorn des Herrn der Hunde zu wecken.“ „Das würde allerdings bedeuten, dass jemand Euren Vater ermorden wollte.“ „Auch das kann ich mir eigentlich nicht vorstellen. Natürlich, niemand ist ganz ohne Feinde, aber mein Vater war ein sehr…umgänglicher Grundherr. Und wenn Ihr meint, ich hätte einen Vorteil von seinem Tod…seht Euch das hier an.“ Er wies auf die Papiere um sich: „Alles soll sofort erledigt werden, um den reibungslosen Übergang der Herrschaft zu ermöglichen. Ich hätte gern noch einige Jahre auf diese Arbeit verzichtet.“ Er sah zu Boden, ehe er langsam meinte: „Ich werde wohl besser ehrlich zu Euch sein, Lord Sesshoumaru. Mein Verhältnis zu meinem Vater war nicht sonderlich…gefühlvoll. Aber er ließ nie einen Zweifel daran, dass ich sein Erbe bin. Wir verstanden uns, wenn auch mehr im Verstand, wenn Ihr wisst, was ich meine.“ Sesshoumaru stellte fest, dass er nicht sagen konnte, ob er log oder nicht. Da waren zu viele Gefühle in der Luft: Aufregung vor allem, auch Angst. Aber das war auch schon so gewesen, als er den Raum betreten hatte. Fühlte sich Akimaru mit seiner neuen Aufgabe überfordert? „Wer könnte Interesse an seinem Tod gehabt haben?“ Das Wie, dachte er gleichzeitig. Suche das Wie. Wer hatte Zutritt zu der Heizanlage, wer konnte sie bedienen? „Ich wüsste niemanden….“ „Wer gehört zur Familie?“ „Hana, natürlich, die Frau meines Vaters.“ „Nicht Eure Mutter?“ „Nein. Meine Mutter starb vor zwölf Jahren. Vor ungefähr zehn Jahren heiratete mein Vater Hana. – Dann noch Kensho, ihr Sohn…“ „Euer Halbbruder, also.“ „Mein Stiefbruder. Er ist Hanas Sohn aus erster Ehe. Kensho Odata.“ Also hatte ihn Mawashi nicht adoptiert. „Was ist er von Beruf?“ Er wollte nicht direkt fragen, ob er sich mit Heizungen auskenne. „Nichts. Also, er hat nichts gelernt. Er geht...ging meinem Vater ein wenig zur Hand bei finanziellen Berichten. Ich hoffe, dass er das auch bei mir macht. Diese Bilanzen scheinen eine fürchterlich langweilige Sache zu sein. Und ihm macht es Spaß, sich mit Zahlen zu beschäftigen.“ Leises Unverständnis klang aus seiner Stimme. „Ich möchte freien Zutritt zu jedem im Haus haben. Und ein Zimmer.“ „Natürlich, Lord Sesshoumaru, wie Ihr wünscht. – Ich habe meinen Vater nicht sehr geliebt, aber er war immer freundlich zu mir. Und die Tatsache, dass jemand ihn umgebracht hat, macht mich...ja, wütend. – Bitte, sagt Aikawa, dem Haushofmeister, was immer Ihr benötigt.“ Sesshoumaru nickte ein wenig, ehe er sich umwandte und den Raum wieder erließ. Sakura folgte ihm eilig. Der Haushofmeister verneigte sich sofort, nicht im Zweifel, dass neue Befehle kamen: „Mawashi stellt mir ein Zimmer zur Verfügung. Ich will Kensho Odata sprechen, dann in dieses Zimmer gehen. Sakura, zu Hana Mawashi.“ Die junge Heilerin warf Aikawa einen fragenden Blick zu. Dieser verstand ihn und winkte einen Diener heran: „Wenn sich Euer Lordschaft nur einen Moment gedulden möchte…Kaji, begleite die Heilerin zur gnädigen Frau. – Bitte folgt mir, Lord Sesshoumaru. Das Zimmer des jungen Herrn liegt hier in diesem Trakt.“ Sesshoumaru stellte interessiert fest, dass der Stiefsohn des Hauses im gleichen Flur wie Vater und Sohn Mawashi untergebracht worden war. Ein Diener, der vor der Tür kniete, öffnete sie eilig. Kensho Odata bemerkte es nicht. Er lag auf einer Matte, das Gesicht nach unten, die Arme um den Kopf geschlungen und weinte vor sich hin. Aikawa hüstelte dezent: „Vergebt, aber Lord Sesshoumaru wünscht, Euch einige Fragen zu stellen.“ Für eine Moment geschah nichts, dann hob der Angesprochene verwundert den Kopf: „Lord…?“ Den Namen kannte er doch? Als er den jungen Hundeprinzen entdeckte, kniete er sich eilig formell hin und wischte über seine Augen. „Kensho Odata.“ Darin lag keine Frage. „Ja...Lord Sesshoumaru. - Danke, Aikawa.“ Und als der Haushofmeister verschwunden war: „Bitte, nehmt Platz.“ Er zwang sich sichtlich zur Ruhe. Sesshoumaru folgte der Einladung und musterte ihn: „Mir scheint, Ihr habt bereits vom Todes Eures Stiefvaters gehört.“ „Ja. Ich…“ Kensho musste sich sichtlich bemühen, nicht erneut in Tränen auszubrechen. Der Hundeprinz stellte für sich fest, dass Gefühlsausbrüche offenbar auch bei männlichen Menschen vorkamen: „Ich führe die Ermittlungen über seinen Tod im Auftrag meines Herrn und Vaters.“ „Ermittlungen? Ihr...Ihr glaubt…“ „Ich weiß, dass es Mord war. – Ihr scheint traurig über den Tod Eures Stiefvaters.“ „Was? Oh ja, natürlich. Er war immer so nett, so freundlich zu mir….“ „Aber er hat Euch nicht adoptiert.“ „Nein. Ach deswegen…habt Ihr mich im Verdacht? Nein. Es war schon vor zehn Jahren, bereits, als meine Mutter ihn heiratete, als er mir das erklärte. Wie gesagt, er war immer so freundlich zu mir. Er meinte, weil Akimaru, sein Sohn, jünger als ich wäre, könne er mich nicht adoptieren. In der Erbfolge wäre ich dann ja vor ihm, und das Erbe soll nach dem Blut gehen. Er...er hat mir immer wieder versichert, dass das nichts mit seiner persönlichen Wertschätzung mir gegenüber zu tun habe. Und natürlich meiner Mutter gegenüber. Wir waren ihm da auch sehr dankbar, bis heute.“ Er tastete nach einem Tuch. „Warum so lange dankbar?“ Es war schließlich nicht ungewöhnlich, dass Witwen noch einmal heirateten. Nun, nicht so sehr, dass das ewige Dankbarkeit auslösen sollte. Aber was erwartete er auch von Menschen. Kensho sah zu Boden. Es war ihm unangenehm, diese alte Sache zur Sprache zu bringen, aber er wusste, wer da scheinbar jünger vor ihm saß. „Mein...mein Vater war Rüstungsbauer bei Fürst Nowara, weiter im Norden. Er, also mein leiblicher Vater, war sehr geschickt und entwarf für den Fürsten auch Verteidigungsanlagen. Eines Tages verschwand er spurlos. Der Fürst vermutete, dass er ihn betrogen hatte, verraten, und ließ meine Mutter und mich ins Gefängnis werfen. Wir kamen erst frei, als man im großen Schmelzofen der Rüstungsschmiede menschliche Überreste fand, die …nun, die sehr vereinzelt den heißen Brand überlebt hatten. Da niemand anderer vermisst wurde, war davon auszugehen, dass dies mein Vater gewesen war.“ „Ein Arbeitsunfall.“ Seine mittlerweile erworbene Erfahrung mit Menschen ließ ihn davon absehen, nachzufragen, was diese langweile Vorgeschichte mit seiner Frage zu tun hatte. Diese erbärmlichen Geschöpfe verstanden es einfach nicht, auf den Punkt zu kommen. Nun, die meisten. „Ja, davon war ja auszugehen. Aber Fürst Nowara ….nun, er befahl uns, sein Gebiet zu verlassen. Wir waren damit praktisch Ausgestoßene. Als wir hierher kamen, waren Mutter und ich schon sehr verzweifelt, da uns niemand erlaubte, uns bei ihm anzusiedeln. Ich…ich hatte zwar begonnen, für Vater Zeichnungen anzufertigen und Mutter konnte schön schreiben, aber dafür wollte uns niemand aufnehmen.“ „Mawashi-san tat es?“ Heimatlose wurden durch keinen Clan geschützt, Freiwild für andere Menschen und Dämonen, soweit er wusste. „Er erlaubte uns, uns in einer Hütte am Rande des Dorfes niederzulassen. Ich…ich durfte bei ihm anfangen, in der Kanzlei, und da ich recht flink rechnen kann, durfte ich bleiben. Dann…dann verliebte er sich in meine Mutter und heiratete sie.“ Erneut kamen dem vielleicht fünfundzwanzig Jahre alten Mann die Tränen. „Ich verstehe wirklich nicht, wer …er war so ein guter Mensch.“ Er musste daran denken, Sakura zu fragen, was ein „guter“ Mensch sei. Gab es da Steigerungen im Sinn von stark und mächtig? „Ihr wisst von keinen Feinden?“ „Nein, wirklich nicht. Aber ich habe natürlich nur direkt mit ihm gearbeitet.“ „Und nun mit Akimaru?“ „Das….das weiß ich noch nicht. Er hat noch nichts gesagt. – Wir sind Stiefbrüder, wir reden miteinander, aber ich habe keine Ahnung, was er von meiner Arbeit hält.“ Sesshoumaru hätte ihm sagen können, dass Akimaru vorhatte, ihn weiterhin die Bilanzen machen zu lassen, aber das ging ihn nicht an. So meinte er nur: „Ihr habt das Haus hier nicht mehr verlassen? Seit zehn Jahren?“ „So gut wie nicht, nein. Nur zu offiziellen Festen. Ich mache mir nichts daraus….“ „Dann könnt Ihr mir auch nicht sagen, ob sich in der letzten Zeit Fuchsdämonen dem Ort, dem Haus genähert haben?“ „Nein, ich weiß nichts. Und mein Vater...Stiefvater sagte auch nichts darüber. Allerdings, wenn ich das so sagen darf, ist in der Regel kein Dämon so töricht, hier in den Ort zu schleichen, soweit ich weiß. Sie fürchten den mächtigen Inu no Taishou...und natürlich Euch, “ ergänzte er höflich. Der Hundeprinz ging nicht darauf ein: „Wenn ich noch Fragen habe, werde ich nach Euch schicken. Akimaru hat mir ein Zimmer für meine Ermittlungen zur Verfügung gestellt.“ Kensho nickte: „Ich…ich verstehe, Lord Sesshoumaru. Ich...bitte findet den Täter.“ Dieser erhob sich: „Das werde ich.“ Er ging nachdenklich. Auch hier im Raum waren so viele Gerüche nach Gefühlen gewesen, dass er nicht sicher sein konnte, ob Kensho Odata gelogen hatte, und wenn ja, wann. „Aikawa.“ „Ja, Lord Sesshoumaru?“ „Wer teilt die Diener ein, die den Heizkessel betreuen?“ „Ich, Lord Sesshoumaru. Aber das erledigt immer nur Tatumi. Und nun auch sein Schüler, damit ein Nachfolger ausgebildet wird.“ „Sonst niemand.“ „Nein.“ Aikawa wusste, worauf das hinauslief: „Aber beide sind aus äußerst zuverlässigen Familien, die schon seit langen Jahren hier arbeiten. Takeo gar ist ja noch fast ein Kind.“ „Das Denken überlasse mir.“ Der eisige Unterton ließ den Haushofmeister demütig den Kopf senken: „Verzeiht meine Voreiligkeit, Hoheit.“ Die überhöfliche Antwort bewirkte, dass der Hundeprinz die Hand entspannte: „Mein Zimmer.“ *********************************** Wenn das so weiter geht, hat noch jemand einen..Zusammenstoss. Im nächsten Kapitel lernt Sakura einige weibliche Familienmitglieder kennen. Wer so nett ist, mitzuraten und mit einen Kommentar zu hinterlassen, erhält, wie gewohnt, eine ENS, wenn ich sehe, dass ds neue Kapitel freigeschaltet wurde. bye hotep Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)