Ein toter Grundherr
Der neue Dämonenkrimi, und ich bin irgendwie schon stolz: meine dreissigste Fanfic.
Viel Spaß beim Mitraten. Wie immer sind alle wichtigen personen in der Chara-Beschreibung aufgeführt, und wie immer, erhaltet ihr jeden Hinweis so, wie ihn auch der Ermittler bekommt.
1. Ein toter Grundherr
Sesshoumaru entspannte sich im warmen Wasser. Es war schön, wieder zuhause zu sein. Diese so genannten Friedensverhandlungen, zu denen sein Vater ihn mitgenommen hatte, waren überaus anstrengend gewesen. Er nahm an, kaum je solche Selbstbeherrschung besessen haben zu müssen – gegenüber anderen Dämonen. Leider waren Füchse recht mächtige Wesen, zumal der Herr der Füchse. Nun gut. Es hatte einen Vertrag gegeben und die Nordflanke von Vaters Land war nun gesichert. Alles war wieder in Ordnung.
Diese Meinung behielt er genau zehn Minuten lang.
Ein Diener stürzte in den Raum.
Das war wörtlich zu nehmen. Jeder wusste, dass es der Prinz auf den Tod nicht leiden konnte, beim Baden gestört zu werden.
Den Tod des Störers.
So lag der Mann bereits auf dem Boden, noch ehe er die Tür ganz passiert hatte: „Befehl des Herrn…“ brachte er hervor, in der Gewissheit, dass dies der einzige Beginn war, der den Erbprinzen dazu bringen konnte, ihn wenigstens noch anzuhören.
„Was wünscht mein Herr und Vater?“
„Ihr mögt Euch, sobald Ihr könnt, unverzüglich zum Fürsten begeben.“
Was war denn jetzt schon wieder los? Sesshoumaru betrachtete nachdenklich den Mann: „Weißt du, warum?“
„Ich...ich vermute nur, Lord Sesshoumaru.“
„Und was?“
„Es kam ein Bote aus dem Dorf, Lord Sesshoumaru, von dem ich zufällig weiß, dass er für Mawashi-san arbeitet.“
Mawashi war der menschliche Grundherr des benachbarten Dorfes, aus dem viele der Diener des Inu no Taishou stammten. Sesshoumaru erinnerte sich nur ungern an den Mordfall in der dortigen Töpferei. Seine arme Nase! Hoffentlich hatte es nicht schon wieder einen Mord gegeben. Aber das wäre doch recht unwahrscheinlich. Und Morde unter Menschen interessierten selbst Vater nur sehr selten. „Geh.“
Erleichtert gehorchte der Mann.
Als der Hundeprinz das Arbeitszimmer seines Vaters betrat und sich höflich verneigte, erkannte er auf Anhieb, dass dieser angespannt war.
„Nimm Platz, Sesshoumaru.“
„Ich hörte, ein Bote von Mawashi-san kam?“
„Nun, ein Bote der Mawashi-Familie. Der Grundherr ist tot. Und, was die Sache, sagen wir, interessant macht, er starb im Bad.“
„Verzeiht, verehrter Vater...?“ Sesshoumaru war froh, mit seinem Vater allein zu sein.
„Ich treffe mich, wie du wissen solltest, alle zwei Monate mit Mawashi. Ich traf mich. Um diese Gespräche aufzulockern, badeten wir zusammen. Wären wir bei den Füchsen nicht so lange aufgehalten worden, wäre ich mit ihm im Bad gesessen.“
„Ihr denkt an ein Attentat? Aber wer…?“
„Es kann auch ein Unfall gewesen sein. Aber mich stört der Gedanke, dass eigentlich ich mit ihm zusammen dort hätte sitzen wollen.“
„Ich verstehe. Nun, was einen Menschen tötet, würde Euch kaum gefährlich werden.“
„Kaum. Aber untersuche das. Denn wenn ich selbst im Dorf erscheinen würde, würde es unter Umständen der Sache…zu großes Gewicht beimessen.“
„Wenn es denn nur ein Unfall war.“
„Ja. Ich habe Neigi bereits Bescheid gegeben. Er sollte unterwegs sein.“
„Und Sakura.“ In Sesshoumarus Stimme lag ein Unterton.
Sein Vater war ein wenig amüsiert: „Sie ist Neigis Schülerin. Wenn sie dich stört, kannst du sie jederzeit zurückschicken. Geh nun.“
„Danke, verehrter Vater.“ Der Prinz erhob sich. Mord im Bad? Unfall? In jedem Fall sollte man das rasch überprüfen. „Eine Frage: wer sandte den Boten an Euch?“
„Akimaru Mawashi, der Sohn und nunmehrige Grundherr.“
Als Sesshoumaru das Dorf erreichte, wurde ihm unverzüglich mehr als respektvoll Platz gemacht. Jeder hier erkannte den Dämonenprinzen. Aus fast jeder Familie diente jemand im Schloss des Herrn der Hunde.
Am großen Haus des Grundherrn wartete der Haushofmeister und verneigte sich tief: „Lord Sesshoumaru, mein Name ist Mako Aikawa. Wohin darf ich Euch führen?“
„Ist unser Heiler bereits eingetroffen?“
„Ja, Lord Sesshoumaru. Wenn Ihr die Güte hättet, mir zu folgen?“
Er begleitete den Hundeprinzen zu einem Trakt auf der rechten Seite des rechteckigen Hofes.. Sesshoumaru erkannte, dass ein Abschnitt aus Steinen gemauert war – ein Hinweis darauf, dass hier hohe Temperaturen erreicht wurden. Wohl das Badehaus. Seine Vermutung bestätigte sich. Als sie das Gebäude betraten erkannte er einen Vorraum. Handtücher befanden sich dort sorgfältig aufgestapelt, Matten. Vier Personen, drei davon Menschen störten fast ein wenig, zumal der Tote. Er hatte mit Akihito Mawashi schon selbst gesprochen und erkannte ihn.
Neigi und Sakura, aber auch der menschliche Heiler, fielen unverzüglich vor dem Prinzen auf die Knie.
„Bericht, Neigi?“
„Darf ich Eurer Lordschaft zunächst Chika-sama vorstellen? Er ist der Heiler der Mawashis.“ Neigi konnte sich diese sanfte Kritik an den Manieren erlauben. „Akihito Mawashi ist eindeutig erstickt. Und das durch Feuer.“
„Feuer.“
„Wenn Ihr Euch den Toten ansehen wollt, könnt Ihr erkennen, dass seine Lippen und die Schleimhäute rot wie eine Kirsche sind. Dies deutet auf eine Vergiftung durch ein schwelendes Feuer hin.“
„Er saß im Bad, Lord Sesshoumaru“, ergänzte der menschliche Heiler mit einer sehr höflichen Verneigung. „Die Wärme des Wassers und der Luft hier wird durch eine Heizanlage hergestellt. Es scheint dort zu einem Fehler gekommen zu sein.“
„Zeig mir das Bad und die Heizung.“ Dieser Befehl galt dem Haushofmeister Aikawa.
„Wie Euer Lordschaft wünscht. Hier herüber…“
Der eigentliche Baderaum war ungewöhnlich groß. Sesshoumaru stellte für sich fest, dass er nun direkt verstand, warum sein Vater hierher zum Baden ging. Er war einer kreisrunden Quelle nachgeahmt. Nur ein schmaler Rand war zwischen Becken und Wand freigelassen worden. Die Fliesen dort zeigten Schlitze, sicher, um die warme Luft aufsteigen zu lassen. Noch jetzt war es angenehm warm hier – und erinnerte ihn daran, dass er sein Bad hatte unterbrechen müssen. „Die Heizung.“
„Ja, Lord Sesshoumaru.“
Im Hinausgehen warf der Hundeprinz einen Blick auf die Tür. Sie trug keinen Riegel. So oder so hätte Mawashi eigentlich den Raum verlassen können. „Neigi, was ist das für ein Gift?“
„Vergebt, das kann Euch niemand sagen, Lord Sesshoumaru. Wir Heiler wissen nur, dass dieses Symptom der Kirschlippen entsteht, wenn ein Mensch ein schwelendes Feuer einatmet. Von Personen, die dies überlebt haben, weiß man, dass sie nichts bemerkt haben. Es scheint geruchlos vor sich zu gehen, nun, für Menschennasen.“
Sesshoumaru nickte unmerklich, ehe er die Hand ein wenig bewegte: „Sakura.“
Sie war unverzüglich auf den Beinen, warf nur einen raschen Blick zu ihrem Lehrer. Dieser nickte. Was sollte er dagegen schon sagen. So trat sie hastig zu dem Hundeprinzen. Da sie auf die Knie fallen wollte, drehte er sich um.
„Komm mit. – Aikawa.“
„Wenn sich Eure Lordschaft mit mir hinausbemühen würden….“ Der Haushofmeister war zu gut geschult, um ein Wort über das Benehmen Sesshoumarus zu verlieren. Er war Prinz und noch dazu ein Dämon – er konnte sich mangelnde Höflichkeit sicher leisten.
Die Heizanlage befand sich direkt unter dem Baderaum. Es war ein großer Kessel, zu dem und aus dem Rohre nach oben stiegen, aber auch aus der Wand kamen. Einzelne Verriegelungen befanden sich an den Rohren.
„Wer ist für die Heizung verantwortlich?“ fragte Sesshoumaru, dem dieses Gebilde nichts sagte. Sakura kniete sofort hinter ihm nieder, betrachtete die Heizanlage aber neugierig. Sie hatte nie zuvor so etwas gesehen.
„Tatumi, Lord Sesshoumaru. Wünscht Ihr mit ihm zu reden?“
„Ja.“
Der Haushofmeister verschwand eilig, um kurz darauf mit einem verängstigten Diener zurückzukehren, dessen Kleidung nach Holz und Kohlen roch, auch verdreckt war. Beide Menschen warfen sich höflich auf die Knie, da auch die Heilerschülerin so verharrte.
Sesshoumaru trat vor ihn: „Tatumi, nach Auskunft der Heiler starb dein Herr durch schwelendes Feuer. Kannst du dir das erklären?“
Dem Diener war klar, dass ihm in diesem Moment vorgeworfen wurde, den Tod des Grundherrn verschuldet zu haben. Darauf stand die Todesstrafe. „Nein“, brachte er daher hervor: „Ich...ich verstehe das nicht…“
„Du heizt immer?“
„Ja, Lord Sesshoumaru.“
„Wie lange?“
„Seit zehn Jahren. Nie ist etwas...“
„Ich frage! Du heizt mit Kohle und Holz?“
„Ja, Lord Sesshoumaru.“ Der Mann war überrascht.
„Erkläre, wie du das tust. – Du darfst aufstehen.“
„Ja, also hier…hier liegen die Kohlen und das Holz, edler Herr. Und hier kommt es hinein. Erst das Holz zum Anfeuern, dann das andere. Und wenn dann durch diese Luftzüge das Feuer am Brennen ist, kommen die Kohlen hier hinein. Das hat Mawashi-san immer so befohlen, um…“
„Um?“
Tatumi war klar, dass er nicht lügen konnte, aber er wollte sich selbst auch in ein möglichst gutes Licht versetzen: „Der Herr badete immer sehr gern und lang, zumal, wenn Euer Vater...ich meine, wenn der ehrenwerte Fürst hier war.“ Er hatte gerade noch das Aufblitzen in den Augen dieses jungen Dämons gesehen: „Und durch die Kohlen wird die Temperatur besser, länger, gehalten, ohne dass sich hier jemand aufhalten muss. Ich regele das mit den Sperren….Wegen der Luft.“
„Wegen der Luft.“
„Äh, ja, Lord Sesshoumaru. Hier kommt von außen die Luft herein, mit diesem Riegeln wird sie gesteuert, so dass das Feuer stets gleichmäßig…..Ihr Götter!“ Er war unwillkürlich zu dem Riegel getreten.
Im nächsten Moment stand der Hundeprinz neben ihm. Er brachte keine Erklärung, um zu sehen, dass die Öffnung geschlossen war. „Was bedeutet das?“
„Das bedeutet, dass das Feuer langsam ausging…die Kohlen nur noch glühten….“stammelte Tatumi.
Die Heiler hatten etwas von schwelendem Feuer gesagt:„Du hast also einen Fehler gemacht und deinen Herrn getötet.“
„Nein, das ist unmöglich…“ Der unglückliche Diener fiel auf die Knie: „Das war ich nicht! Ich schwöre es….Ich überprüfe immer alles…“
„Der Riegel.“ Der Prinz wandte sich zu dem fassungslosen Haushofmeister, um den anzuweisen, Wachen zu holen. Das war eine Sache unter Menschen und er wollte sich nicht länger als zwingend notwendig damit beschäftigen.
„Lord Sesshoumaru!“
Er blickte wie der Tod selbst zu Tatumi. Wie konnte es dieses Nichts wagen, ihn anzusprechen. Nur der Gedanke an den Wunsch seines verehrten Vaters ließ seine Hand sinken.
„Ich…ich war nicht allein!“ brachte der Unglückliche hervor.
„Was meinst du?“
„Allen Göttern sei Dank war ich heute nicht allein. Takeo war bei mir….Ich soll ihn anlernen. Und so habe ich ihm alles gezeigt, gerade auch diesen Riegel. Er war offen, das schwöre ich Euch! Ihr könnt ihn fragen!“
„Aikawa.“
„Lord Sesshoumaru“, Der angesprochene Haushofmeister verneigte sich etwas: „Takeo ist ein Junge, den Takumi anlernen soll. Wünscht Ihr ihn zu sehen? Ich vermute, ohne Vorwarnung?“
Immerhin war klar, warum das hier der Haushofmeister war: „In der Tat.“ Wenn dieser Takeo die Aussage bestätigte, dass der Verschluss offen gewesen war, war ein Versehen der Dienerschaft, ein Unfall, auszuschließen. Dann wäre es in der Tat Mord. Und womöglich ein geplantes Attentat auf seinen verehrten Vater. Wie konnte es jemand wagen…Er blickte hinunter: „Sakura, wirkt das Gift des schwelenden Feuers auch auf Dämonen?“
„Ich bedauere, Lord Sesshoumaru… Ich hörte nie davon.“
Aber es war nicht unmöglich. Dann müsste er noch mit Neigi reden, ehe er den nunmehrigen Herrn des Hauses von den Ermittlungen in Kenntnis setzte. Er blieb stehen und dachte nach, ohne dass es die beiden Menschen wagten, auch nur die Köpfe zu heben.
Kurz darauf kehrte der Haushofmeister mit einem kaum fünfzehnjährigen Jungen zurück. Er hatte diesem nur gesagt, dass der Prinz ihn sprechen wollte. War dieser schon zitternd genug gewesen, dass ihn ein Dämon sehen wollte, so wurde er noch verschreckter, als er Tatumi dort knien sah – und eindeutig aufgeregt. So ließ er sich hastig zu Boden fallen.
„Takeo.“
„J..ja?“
„Sag, ja, Lord Sesshoumaru!“ zischte Aikawa prompt.
„Ja, Lord Sesshoumaru“, wiederholte der Junge eingeschüchtert.
„Tatumi zeigte dir heute beim Heizen alle Riegel und Hebel?“
„Ja, Lord Sesshoumaru.“
„Steh auf. In welcher Reihenfolge kommt das Holz hinein, werden die Riegel betätigt?“
Takeo gehorchte verwirrt, berichtete jedoch, zumal er erkannte, dass Tatumi ein wenig erleichtert schien, je weiter er sprach. War das etwa eine Prüfung, wie gut er ihn ausbildete? Vom Tod des Grundherrn hatte der Junge noch nichts erfahren. Als er zu dem Riegel kam, stutzte er: „Ich…äh…Tatumi….“ Das musste die Prüfungsfrage sein.
„Was?“ fragte Sesshoumaru unverzüglich.
„Ich…ich denke, er war vorher auf. Mein Lehrer sagte zu mir noch, es sei wichtig, wegen des Erhaltes des Feuers. Doch, ich bin sicher, dass das hier die falsche Stellung ist.“
Sakura bemerkte das kaum wahrnehmbare Nicken des Hundeprinzen. Dann war es Mord gewesen.
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Heutzutage nennt man das eine Kohlenmonoydvergiftung, aber den Namen kannte man wohl im Mittelalter nicht.
Bislang scheint der Verdächtige ja klar zu sein, oder?
Wer so nett ist, mitzuraten udn mir einen Kommi zu hinterlassen, erhält eine Info-ENS, wenn ich sehe, dass das neue Kapitel online ist.
bye
hotep