Sag, was du fühlst von abgemeldet ((Sakura und Sasuke)) ================================================================================ Kapitel 9: 9.Kapitel -------------------- 9.Kapitel So meine Lieben, dies ist das letzte Kapitel der FF Es wird auch noch einen Epilog geben Ich hoffe es hat euch soweit allen gefallen Danke für alle die mir Kommis geschrieben haben und meine FF mitverfolgt haben…aber dies war nicht meine letzte FF^^ Ich hab schon eine neue parat aber ich werde sie mit meiner Schwester schreiben^^ Ich hoffe ihr schaut mal vorbei^^ Viel Spaß beim lesen Eure Angel_Sakura_Chan ~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~ 9.Kapitel „Hmmm, hier gibt es echt das beste Eis in der Stadt“, schwärmte Kyoko, als sie ihren Löffel tief in den großen Eisbecher mit Sahnehäubchen und Schokosauce tauchte. Sasuke blickte sie zweifelnd an. „Ich dachte, das ist hier die einzige Eisdiele weit und breit?“ Kyoko grinste. „Na ja, sag ich doch. Danke übrigens noch mal für die Einladung. Was verschafft mir denn die Ehre? Seit du mit Sakura zusammen bist, hälst du dich ja von uns anderen ziemlich fern.“ „Das hat nichts mit dir zu tun“, sagte Sasuke schnell. „Ich hätte nichts, dagegen, mich mit allen zu vertragen, aber solange es immer wieder gegen Sakura geht, ist das wohl nicht möglich. Der Vorfall auf dem Schulball hat ja deutlich gezeigt, dass Karin vor nichts zurückschreckt – und die anderen haben ihr geholfen.“ „Ja, stimmt schon. Wer nicht für Karin ist, ist gegen sie und damit ihre Feindin. Das riskieren Ami und Hikari nicht, auch wenn es ihnen nicht so richtig gefällt, was Karin von ihnen verlangt.“ „Und auf welcher Seite stehst du?“ „Ich bin sozusagen neutral“, erwiderte Kyoko. „Ich habe keine Angst vor Karin und tue, was mir gefällt.“ „Zum Beispiel“, sagte Kyoko gelassen. „Und deshalb gehe ich ja auch mit dir Eis essen. Aber ich wollte dich auch was fragen. Ich bekomme Besuch aus Deutschland, nur für ein oder zwei Tage. Ein Freund von mir ist in den deutschen Herbstferien hier und sozusagen auf der Durchreise. Gibt es hier eine möglichst preiswerte, aber trotzdem annehmbare Unterkunft?“ „Hm, nicht ganz einfach, weil die Motels hier alle Touristen-Preise nehmen, wegen der Nähe zum Mesa Verde Park“, erwiderte Kyoko. „Am günstigen ist wohl das Super 8 Motel in der East Main Street, das ist so ein Billig-Motel. Aber warum schläft dein Kumpel nicht bei den Harunos im Haus? Platz sollte da ja wohl genug sein.“ Sasuke konnte nicht verhindern, dass er rot wurde. „Die ganze Sache ist ein bisschen kompliziert. Es ist ein weiblicher Kumpel – genauer gesagt, meine Exfreundin. Ihre Mutter wird in Denver in einer Spezialklinik behandelt, und sie wollte halt kurz bei mir vorbeischauen. Aber ich halte es für nicht so schlau, sie im Haus von Sakuras Eltern einzuquartieren.“ „Ja, das kommt wohl nicht so gut. Also, dann wird das Super 8 es wohl tun. Sag mal, weiß eigentlich Sakura überhaupt, dass sie kommt?“ „Ja, klar“, log Sasuke, dem es auf einmal peinlich war, dass er sich noch nicht getraut hatte, mit Sakura über die Sache zu reden. „Ist ja auch nichts dabei, oder?“ „Eben“, meinte Kyoko und wandte sich wieder ihrem Eisbecher zu. „Na, was habt ihr zwei Turteltäubchen denn Schönes besprochen?“ Karin baute sich demonstrativ vor Kyoko auf, als diese die Eisdiele verließ. Sasuke war schon vor ein paar Minuten gegangen, um im Super 8 Motel ein Zimmer zu buchen. „Hör auf rumzuspinnen“, sagte Kyoko. „Wir haben uns eben unterhalten, und damit basta.“ „Und weiß das die liebe Sakura? Sie ist nämlich vorhin hier vorbeigekommen und hat ziemlich zerknittert geschaut, als sie euch beide in trauter Runde da sitzen sah.“ „Ach Quatsch, ich glaube nicht, dass sie gleich ausflippt, nur weil Sasuke mal mit jemand anderem redet.“ „Stille Wasser sind tief“, orakelte Karin, ließ das Thema dann aber fallen. „Du sag mal, hast du eigentlich meinen Schminkbeutel dabei, den Hikari dir mitgegeben hat?“ Überrascht hob Kyoko die Brauen. „Woher weißt du denn, dass ich den habe?“ „Na ja, ich habe vorher mit Hikari telefoniert, und sie hat mir erzählt, dass sie ihn in der Umkleidekabine gefunden und dir mitgegeben hat, weil sie doch die nächsten Tage bei einem Wettkampf ist.“ „Ach so. Ja, hab ich hier. Warte.“ Kyoko kramte in ihrer Umhängetasche. „Bitte schön. Und was hast du heute noch vor?“ „Och, nichts Bestimmtes. Also danke, und bis dann.“ Kopfschüttelnd blickte Kyoko ihr nach, überrascht über den triumphierenden Gesichtsausdruck, den Karin plötzlich zeigte. Blieb nur zu hoffen, dass ihr das dumme Spiel, Sakura zu quälen, endlich mal langweilig wurde, denn eigentlich wäre Kyoko gerne einmal mit Sasuke und Sakura zusammen Eis essen gegangen. Karin konnte es kaum abwarten, in ihr Zimmer zu kommen. Sie schloss sorgfältig von innen ab und holte dann den kleinen grauen Kasten aus ihrem Schminkbeutel, den sie bei eBay ersteigert hatte. Es war ein Diktiergerät mit einer 30-Minuten-Endlosspule, und sie hatte es für Fälle wie diesen seitdem immer bei sich. Heute hatte sich die perfekte Gelegenheit geboten, als Karin in der Pause gehört hatte, wie Sasuke Kyoko einlud. Hikari hatte alles Weitere erledigt: Das Diktiergerät in den absichtlich vergessenen Schminkbeutel gelegt, es auf Aufnahme gestellt und Kyoko den Beutel nach der Schule mitgegeben. Schön blöd von der, den Spion auch noch selbst zum Date zu tragen! Karin lächelte in sich hinein. Seit Schulschluss hatte das Wunder der Technik alles aufgenommen, was Kyoko gesprochen hatte. Bis auf die letzten Dreißig Minuten war allerdings alles immer wieder überspielt worden, aber nur die interessierten Karin ja auch: Kyokos Gespräch mit Sasuke in der Eisdiele. Karin hätte ihr letztes Taschengeld darauf verwettet, dass die beiden etwas besprochen hatten, was sie gegen Sakura verwenden konnte. Sie würde nicht ruhen, bis sie die verhasste Konkurrentin ausgeschaltet hatte. Viel zu lange hatte sie schon geduldig ausharren müssen, bis sich die richtige Gelegenheit bot, aber nun war sie gekommen, das wusste sie einfach! Sie drückte auf den Wiedergabeknopf und lächelte begeistert, als sie die kristallklare Aufnahmequalität hörte. Dann verzerrte sich ihr Gesicht vor Wut, als sie von Kyokos Rolle bei Sakuras Befreiung am Discoabend hörte. Und dann war ihr auch das egal, denn was sie als Nächstes erfuhr, war Gold wert. Anders als Kyoko war sie nämlich überzeugt davon, dass Sakura von der Bevorstehenden Ankunft ihrer Vorgängerin nicht das Geringste ahnte – das hörte man doch schon an Sasukes verlegener Stimme. Ein paar Minuten später griff sie zum Telefonhörer „Hi, Tadashi, ich bins Karin“, flötete sie in die Leitung. „Hast du eigentlich immer noch den Job an der Rezeption vom Super 8 Motel? Ja? Super. Du, ich hab mir das überlegt, ich würde doch ganz gerne mal mit dir ausgehen. Passt es dir heute Abend? Ja? Prima. Ich hol dich im Motel ab, klar. Bis nachher dann. Ich freu mich schon.“ Sakuras Tagebucheintrag: 4.Oktober, abends Ich weiß nicht, Sasuke ist total komisch. Heute in der Pause ist er einfach verschwunden, und nach der Schule hat er gemeint, ich solle schon mal nach Hause gehen, er hätte noch was zu erledigen. Als er dann nicht auftauchte, bin ich zur Bibliothek gefahren, um das Buch über Mesa Verde abzuholen, das wir zur Ausleihe bestellt hatten, und da sah ich ihn dann in der Eisdiele – mit Kyoko! Die beiden haben sich anscheinend glänzend unterhalten. Wenn ich doch nur wüsste, was los ist. Wieso redet er nicht mit mir? Ich merke doch, dass etwas in ihm vorgeht. Wenn ich ihn direkt frage, weicht er mir nur aus, und das finde ich noch schlimmer, so dass ich lieber schon gar nichts mehr sage. Ich habe so ein blödes Gefühl, als ob er mir bewusst etwas verheimlicht. Ob er Schluss machen will und nur nicht weiß, wie er es sagen soll? Aber warum nur, es war doch so schön mit uns! Was soll ich nur machen? Sasukes Mail vom Freitag, 8.Oktober: Hallo Naruto, Schicksal, nimm deinen Lauf! Morgen kommt also Sayuri nach Cortez. Ich habe eine einigermaßen preiswerte Unterkunft für sie gefunden. Dass Sayuri kommt, weiß hier zum Glück noch keiner, außer mir natürlich – und Miss Piggy, die habe ich gewissermaßen ins Vertrauen gezogen. Sie hat mir auch die Unterkunft empfohlen, ein Motel, allerdings ohne Frühstück. Miss Piggy, also Kyoko, ist ganz in Ordnung. Sie wird es nicht gleich überall herumerzählen. Ich habe ihr zwar gesagt, dass Sakura alles weiß, aber Sakura immer noch nichts erzählt. Sie ist, glaub ich, noch misstrauischer geworden, und ich weiß einfach nicht, wie ich es ihr erklären soll. Ich hatte ihr gesagt, dass mit Sayuri alles aus ist, und ihr die ganze Geschichte von damals erzählt, und nun taucht Sayuri plötzlich in Cortez auf. Das Zimmer im Super 8 Motel habe ich gleich gebucht. Der junge Mann an der Rezeption spricht sogar ein wenig Deutsch. Er war jedenfalls sehr freundlich und hat mich über Deutschland ausgefragt, als er gesehen hat, dass ich das Zimmer für einen deutschen Gast bestelle. Jedenfalls wird er morgen Sayuri informieren, wenn sie ankommt, dass ich um vier Uhr ins Motel komme. Nicht, dass sie noch bei den Harunos auftaucht. Wenn alles gut geht, mache ich drei Kreuze. Hauptsache, Sayuris Mutter wird wieder gesund. Ich habe immer noch daran zu knabbern, dass ich Sayuri das mit dem Schlaganfall nicht geglaubt habe. Wieso muss sie denn auch so einen blöden Schlaganfall haben? Warum muss überhaupt alles immer so kompliziert sein? Ach so, du hast geschrieben, dass du jetzt eine eigene Telefonnummer hast. Wie das denn jetzt? Hat dein Vater im Lotto gewonnen, oder musst du die Telefonrechnung selber bezahlen? Ich werde dich bei Gelegenheit mal anrufen, dann können wir besser über manche Dinge reden als per Mail. Takumi (also Mr.Haruno) habe ich schon gefragt, und er meinte, es wäre kein Problem, wenn ich mal zu Hause anrufe. Also Naruto, hab eine schöne Zeit. BB Sasuke Sakuras Tagebucheintrag: Freitag, 8.Oktober, abends Ich glaube, ich weiß jetzt endlich, was es mit Sasukes seltsamen Verhalten auf sich hat, und ich habe mir ganz umsonst Sorgen gemacht. Ich bin so ein Dussel! Heute habe ich nämlich in meiner Schultasche wieder einen Zettel von ihm gefunden. Getippt diesmal, und viel stand nicht drauf, nur: Morgen um Viertel nach vier im Super 8 Motel, Mark und ein Smiley. Aber jetzt weiß ich natürlich, warum er die ganze Zeit so geheimnisvoll tut, und es ist ja so süß von ihm! Morgen sind wir nämlich genau einen Monat zusammen, vor vier Wochen haben wir uns das erste Mal geküsst! Dass er daran gedacht hat, finde ich ja wirklich total lieb von ihm. Und offenbar hat er sich auch noch was Tolles für den Tag ausgedacht und bestellt mich deswegen ins Motel… Ich bin schon ganz aufgeregt. Er wird doch wohl kein Zimmer gemietet haben, nur für ein paar Stunden, damit wir…nein, so ist er eigentlich nicht. Obwohl ich ja nicht wirklich was dagegen hätte… Also, wenn er fragt, würde ich nicht Nein sagen. Jedenfalls ist es herrlich romantisch, und ich bin schon ganz kribbelig vor Aufregung. Als Sasuke mir dann heute nach der Schule sagte, dass er morgen Nachmittag keine Zeit hat und noch mal weg muss, wusste ich dann natürlich, was Sache war. Er war ganz niedlich, ist richtig rot geworden und so… Mit ihm habe ich wirklich das große Los gezogen. Hoffentlich kann ich heute Nacht überhaupt schlafen. Ich muss die ganze Zeit daran denken, was morgen vielleicht passiert… Karin saß auf ihrem Beobachtungsposten in dem kleinen Raum hinter der Rezeption, wo die Bildschirme der Überwachungskameras standen. Natürlich hatte nicht jeder Zugang zu diesem Ort, aber Tadashi war seit dem Abend vor zwei Tagen Wachs in ihren Händen. Er tat alles, was sie ihm befahl, und himmelte sie dabei noch an – schließlich hatte sie ihm ja auch eine entsprechende Belohnung versprochen, wenn alles nach ihren Wünschen lief. Und bis jetzt sah es ganz so aus. Tadashi hatte ihr brav mitgeteilt, was Sasuke an Sayuri hatte ausrichten lassen – das er sie am Samstag um vier im Motel treffen wollte. Daraufhin hatte Karin mit der Planung losgelegt. Tadashi hatte sie erzählt, dass es sich bei dem Treffen um die Wiedervereinigung eines seit Monaten getrennten Liebespärchen handelte, und ihn gebeten, für die beiden einen der kleinen Besprechungsräume des Motels zu reservieren. Den hatte sie selbst am Vormittag dann entsprechend dekoriert: mit einem Strauß roter Rosen, einem großen Plakat „Ich liebe dich“, einem rosa gedeckten Tisch mit zwei Sektgläsern. Auch der CD-Player mit romantischer Musik fehlte nicht. Tadashi würde Sayuri um kurz vor vier in den Raum bitten, Sasuke würde dazukommen. Und natürlich hatte Karin dafür gesorgt, dass Sakura das traute Bild vervollständigte, indem sie ihr den gefälschten Zettel in die Schultasche schmuggelte. Zufrieden checkte Karin das Bild der Kamera im Besprechungsraum. Das Beste daran war natürlich, dass sie sozusagen in der ersten Reihe saß. Sie würde alles hautnah mitbekommen und ihre Rache frisch genießen können. Sie lehnte sich im Drehstuhl zurück und seufzte genüsslich. Kurz vor vier erreichte Sasuke das Super 8 Motel. Er hatte sich auf dem Weg hierher mehrmals umgesehen, um sicherzugehen, dass ihm auch niemand folgte. Sakura hatte sich heute irgendwie anders verhalten als in den letzten Tagen, was Sasukes Verunsicherung weiter steigerte. Sie hatte nicht einmal gefragt, was er am Nachmittag vorhatte, sondern ihn nur mit strahlenden Augen angesehen. Sasuke blieb vor einem Fenster des Super 8 stehen und warf einen prüfenden Blick auf sein Spiegelbild. Mit leicht zittrigen Fingern strich er sich durchs Haar, sah sich noch einmal hastig um und betrat dann mit weichen Knien die Eingangshalle. Sayuri, die die Fahrt nach Cortez erstaunlich gut überstanden hatte, war vor zwei Stunden eingetroffen. Der Portier hatte sie freundlich begrüßt, und das sogar auf Deutsch. Er richtete ihr aus, dass ihr Freund Sasuke sie um vier im Motel treffen würde. Also war sie auf ihr Zimmer gegangen, hatte sich etwas frisch gemacht und sich eine Stunde aufs Bett gelegt. Sie sah dem Treffen mit Sasuke mit gemischten Gefühlen entgegen, hauptsächlich deshalb, weil sie seit mehr als einem Monat nichts voneinander gehört hatten. Als sie schließlich nach unten ging und sich zur Rezeption wandte, sah sie Sasuke, der wohl im gleichen Moment angekommen war. Der Portier winkte ihnen zu und sagte: „Das nenne ich Pünktlichkeit. Deutsch eben“, fügte er etwas leiser hinzu. Sayuri sah Sasuke an und streckte ihm die Hand entgegen. „Hallo Sasuke, da bist du ja.“ Sasuke erwiderte ihren Gruß etwas steif und murmelte: „Siehst gut aus, wie geht es dir?“ Beide sahen etwas betreten aus. Der Portier rettete die Situation. „Ich habe für Sie einen kleinen Besprechungsraum reserviert. Dort können Sie sich ungestört unterhalten. Ist ja auch besser als hier in aller Öffentlichkeit. Hier entlang bitte.“ Sayuri ging voran, und Sasuke folgte ihr. Als sie den kleinen Raum betraten, blieben beide wie angewurzelt stehen. Der Portier grinste, drückte eine Taste an einem CD-Player und wünschte viel Spaß, um gleich darauf die Tür zu schließen und die beiden ihrem Schicksal zu überlassen. Sasuke war wie vom Donner gerührt. Romantische Musik, ein festlich gedeckter Tisch, ein Plakat mit „Ich liebe dich!“ … was hatte sich Sayuri da nur ausgedacht? Er hatte sich hundertmal in den letzten Stunden überlegt, wie er beginnen sollte, um ihr zu erklären, dass es aus war und er eine feste Freundin hatte. Doch unter diesen Umständen konnte er Sayuri das doch nicht einfach so sagen… Sayuri ging es nicht viel besser. Sie war im ersten Moment freudig überrascht, als sie die Musik hörte und die herrlichen Rosen sah, doch als sie „Ich liebe dich“ las, wurde ihr ganz anders . Hatte Sasuke denn nichts begriffen? Es hatte doch schon in Deutschland nicht mehr so richtig gestimmt zwischen ihnen. Nun waren sie über einen Monat getrennt, und Sasuke ging einfach so zur Tagesordnung über, als wäre nichts geschehen? Sayuri schielte zu Sasuke und merkte, wie verunsichert er war. Nun tat er ihr schon wieder ein bisschen Leid. Wie viel Mühe er sich gegeben hatte! Dabei hatte sie sich ihr Treffen so einfach vorgestellt: Sie wollte ihm von Ryuu erzählen und ansonsten einfach mit ihm quatschen. Ihn fragen, wie es ihm ergangen war in der neuen Umgebung, ob sie etwas verpasst hatte, weil sie ja am Austauschprogramm nicht teilnehmen konnte. Sie hatte gehofft, dass sie gute Freunde bleiben und sich ganz normal begegnen könnten. Das alles war mit dem Plakat an der Wand jetzt unmöglich geworden. Sasuke und Sayuri setzten beide gleichzeitig an, um etwas zu sagen, unterbrachen sich aber schon, ehe das erste Wort gefallen war. „Sag du zuerst“, sagte Sasuke. „Mädels haben den Vortritt.“ „Nein, du zuerst, du hast angefangen“, antwortete Sayuri mit einem bezeichnenden Blick in die Runde. Ehe sie weitere Worte fanden, klopfte es an der Tür, und der Portier steckte den Kopf herein. „Entschuldigung! Fräulein Yamamoto, da ist ein Telefonanruf für Sie, können Sie mal eben kommen?“ Sayuri sah Sasuke alarmiert an. „Bestimmt meine Mutter. Hoffentlich ist nichts passiert. Ich bin gleich zurück. Du kannst ja schon mal die Gläser füllen. Wäre doch schade, wenn sie so ungenutzt hier stehen blieben.“ Damit verschwand sie aus dem Zimmer und folgte dem Portier, der sie in einen Raum in der Nähe der Rezeption wartete, zurief: „Bin sofort für Sie da.“ Zu Sayuri sagte er: „Nehmen Sie hier Platz. Dort steht das Telefon. Wenn es klingelt, heben Sie einfach ab. Es ist dann für Sie. Das Gespräch wird gleich durchgestellt.“ Es war Sakura, die an der Rezeption ziemlich aufgeregt wartete, dass der Portier ihr den Weg zeigte. Sie war pünktlich um Viertel nach vier im Super8 angekommen und hatte sofort nach Sasuke gefragt. Der Portier hatte sie gebeten, einen Moment zu warten, und war dann verschwunden. Jetzt war er wieder zurück und begleitete sie zu einem kleinen Raum, dessen Tür nur angelehnt war. „Hier bitte“, sagte er und öffnete die Tür. Voller Erwartungen trat Sakura ein und hielt den Atem an. Ein riesiger Strauß roter Rosen stand auf einem hübsch gedeckten Tisch, es spielte leise Musik, und Sasuke war gerade dabei, die beiden Sektgläser einzugießen. „Na, alles in Ordnung?“ fragte Sasuke, ohne sich umzudrehen. „Alles in Ordnung? Schöner könnte es doch gar nicht sein!“ rief Sakura. „Du bist so lieb!“ Als Sasuke sich zu ihr umwandte, wollte sie sich direkt in seine Arme stürzen, doch sein seltsamer Gesichtsausdruck hielt sie auf. Sicher, sie hatte sich besonders Mühe gegeben, ihm zu gefallen, und trug ein tief ausgeschnittenes Cocktailkleid, das er noch nie an ihr gesehen hatte. Aber eigentlich wirkte er eher unangenehm überrascht. „Sakura!“ stammelte er und wurde knallrot. Sie blieb stehen und wollte gerade den Mund aufmachen, um etwas zu sagen, als hinter ihr jemand hereinkam. „Sasuke, stell dir vor, es falsch verbunden. Komisch eigentlich, es weiß doch niemand…“ Sakura verstand von dem Redeschwall der schwarz-blau haarigen Schönheit kein Wort und blickte ratlos von einem zum anderen. Was ging hier vor? Sasuke schluckte, dann machte er einen Schritt nach vorn: „Sakura, das ist Sayuri. Sayuri, Sakura. Sayuri ist aus Deutschland gekommen, weil ihre Mutter in Denver im Krankenhaus behandelt wird, und bei der Gelegenheit wollte sie mit mir reden.“ Sakuras Gesichtsausdruck verwandelte sich innerhalb von Sekunden von Verständnislosigkeit über Unglauben zu maßloser Enttäuschung. „Reden, ja, das sehe ich. Das hast du ja alles sehr romantisch arrangiert. Dann unterhaltet euch mal gut. Ich jedenfalls will nicht länger stören.“ Sie drehte sich auf dem Absatz um und stürmte aus dem Zimmer. Mit lautem Knall fiel die Tür hinter ihr zu. Sayuri zuckte zusammen und fragte Sasuke: „Ach herrje, was war das denn?“ „Das ist meine Freundin“, stieß Sasuke hervor. „Oder besser, das war meine Freundin. Dank deiner kleinen Inszenierung hier bin ich sie jetzt wohl los. Sie wird mir nie wieder ein Wort glauben.“ „Meine Inszenierung?“ Sayuri blickte ihn fassungslos an. „Ich dachte, du hast das alles hier…“ Sie blickte von dem Plakat zu den Rosen, dann wieder auf Sasuke. „Das begreife ich aber jetzt echt nicht.“ „Ich auch nicht“, stieß Sasuke hervor. „Aber ich habe einen furchtbaren Verdacht. Jemand wollte Sakura und mir übel eins auswischen. Na ja, hat ja nichts mit dir zu tun, tut mir Leid, dass du mit reingezogen wurdest. Aber wo wir nun schon mal hier sind - erzähl mir doch jetzt bitte erst mal, wie es deiner Mutter geht.“ Sayuri gab Sasuke die Kurzfassung, erzählte ihm, dass sie jetzt mit Ryuu ging, und blickte immer wieder nervös zur Tür. „Meinst du nicht, du solltest ihr nachgehen?“ fragte sie. „Sie hat doch einen total falschen Eindruck bekommen.“ „Ja, ich weiß“, sagte Sasuke unglücklich. „Aber du bist ja auch die ganze Strecke hergefahren, um mit mir zu reden. Ich wollte dich nicht einfach hier sitzen lassen.“ „Kein Problem, ich bin ja schon groß. Mir lag es nur auf der Seele, dass wir uns nie richtig ausgesprochen hatten. Und ich wollte, dass du das mit Ryuu weißt. Nun ist ja alles wieder in Butter. Bis auf das mit Sakura. Ich hoffe, du kannst ihr alles erklären.“ „Bist du echt nicht böse, wenn ich schon wieder gehe?“ „Nein, kein Stück. Also los jetzt, ich drück dir die Daumen.“ Sasuke ging auf Sayuri zu und nahm sie nach kurzem Zögern in die Arme. „Das ist echt lieb von dir, danke. Ich bin froh, dass wir Freunde sein können.“ „Ich auch.“ „Und grüß deine Mutter ganz lieb von mir.“ „Ja, mach ich. Ich halte dich auf dem Laufenden, okay?“ „Ja, gerne.“ „Und nun ab mit dir.“ Das ließ sich Sasuke nicht zwei Mal sagen. Erst draußen vor dem Motel fiel ihm ein, dass er keine Ahnung hatte, wo er Sakura suchen sollte. Sakura rannte tränenblind die Hauptstraße entlang. Das Super 8 Motel lag auf der anderen Seite der Stadt, und sie wollte nur so schnell wie möglich nach Hause. Wie hatte sie nur so blöd sein können, so naiv und leichtgläubig? Schluchzend wischte sie sich mit der Hand übers Gesicht und prallte mit jemandem zusammen. Im nächsten Moment spürte sie zwei Arme um sich, die sie auffingen, sonst wäre sie gestürzt. „Hey, hast du dir wehgetan?“ fragte eine männliche Stimme. „Du weinst ja!“ Eigentlich wollte Sakura sich schnell wieder losmachen, doch mit einem Mal fühlte sie sich zu schwach zu überhaupt einer Reaktion. „Sakura? Hast du dir wehgetan?“ wiederholte Sai besorgt. „Liebe Güte, du zitterst ja! Was ist denn mit dir?“ Zu beschämt, um den Kopf zu heben und ihn ihre bestimmt rot geschwollene Nase sehen zu lassen, verbarg Sakura das Gesicht an seiner Brust. „Hier, komm setz dich.“ Sai führte sie vorsichtig in eine Richtung, und sie folgte ihm einfach. Er zog sie hinunter auf eine Bank, und sie landete halb auf seinem Schoß. Hinter ihnen plätscherte Wasser, sie waren offenbar beim Brunnen an der Eisdiele. Doch Sakura hatte keinen Blick für ihre Umgebung übrig. Innerlich fühlte sie sich wie tot, und gleichzeitig schmerzte ihr Herz wie wild. Sie hatte Mühe mit dem Atmen, weil sie nicht aufhören konnte zu schluchzen, und versuchte gleichzeitig, ihren Zustand vor Sai zu verbergen. Er hatte noch immer die Arme um sie gelegt und bewegte sich sacht mit ihr hin und her, als wiegte er ein Kind. „Willst du mir nicht sagen, was los ist? Ich weiß ja gar nicht, was ich machen soll“, sagte er „Du könntest damit anfangen, die Sch**** sofort loszulassen“, ertönte vor ihnen eine eisige Stimme. „Ihr fehlt nichts, sie ist nur ein wenig durcheinander, weil sie Sasuke gerade mit seiner Freundin angetroffen hat. Seiner echten Freundin aus Deutschland“, betonte Karin gehässig. Sie schnaubte verächtlich. „Von der er ja auch von anfang an erzählt hat. Aber so was hält unsere kleine, hinterhältige Sakura ja nicht auf. Sie hat gedacht, sie könnte Sasuke dem Mädchen ausspannen. Und nun muss sie feststellen, dass wahre Liebe eben doch stärker ist als so ein harmloser Flirt.“ Sakura hätte sich am liebsten die Hände auf die Ohren gepresst, um Karins ätzende Stimme nicht mehr hören zu müssen. Harmloser Flirt? Sie hätte beinahe mit ihm geschlafen, weil sie gedacht hatte, er meine es wirklich ernst mit ihr! „Und offenbar reicht es ihr nicht, nur einem Mädchen den Freund auszuspannen, nein, sie macht gleich munter weiter. Oder was wird das hier für eine Veranstaltung?“ Sai ließ Sakura so plötzlich, dass sie beinahe von der Bank gekippt wäre. „Ich dachte nur, sie hätte sich wehgetan“, murmelte er. „Weil wir zusammengestoßen sind.“ „Zusammengestoßen?“ höhnte Karin. „ So heißt das jetzt also. Na, mein Lieber, ich würde mir das an deiner Stelle noch mal gut überlegen. Sonst könnte ich vielleicht ein ganz klein wenig böse werden.“ Sakura war wie betäubt und bekam den Rest des Dialogs kaum mit. Sie kam sich vor wie in einem üblen Albtraum. „Du bist doch nicht etwa eifersüchtig?“ fragte Sai. „Das wäre ja mal eine nette Abwechslung. Seit dieser Sasuke hier auftauchte, hast du mich doch völlig links liegen lassen.“ „Ach, der hat schon genug Mädchen, mit denen er rummacht“, sagte Karin. „Würde mich nicht wundern, wenn er sogar mit Kyoko im Bett war. Eis haben sie ja oft genug zusammen gegessen. Ich hab doch gleich gesehen, was das für ein Weiberheld ist, für so was hab ich kein Interesse.“ „Na, und ich habe mich nur mit Sakura abgegeben, weil ich dachte, du wärst hinter Sasuke her“, sagte Sai, als säße Sakura nicht immer noch neben ihm. „Ich wollte dich nur eifersüchtig machen, damit du mal merkst, wie das ist.“ „Das heißt, du lässt in Zukunft wieder die Finger von ihr?“ Sai sprang auf, als hätte Sakura eine ansteckende Krankheit. „Ja, klar.“ „Redest auch nicht mehr mit ihr?“ „Ich will nur mit dir zusammen sein, Karin.“ „Na, dann ist ja gut“, sagte Karin zufrieden und bot ihm ihren Arm, damit er sich einhängen konnte. „Und du, kleine Sch****, solltest aus der ganzen Sache eine Lehre ziehen. Es ist nicht gut für Dorftrottel, wenn sie glauben, etwas Besseres zu sein. Am Ende liegen sie dann doch nur wieder im Dreck, da, wo sie hingehören.“ Arm in Arm mit Sai rauschte sie ab, und Sakura blieb wie erstarrt auf der Bank hocken. Erst nach ein paar Minuten rührte sie sich, stand unendlich langsam auf, als hätte sie Schmerzen, und wankte nach Hause. Sasuke war durch die Straßen gelaufen, hatte sich immer wieder suchend umgesehen, aber keine Spur von Sakura entdecken können. Wahrscheinlich war sie gleich nach Hause gegangen. Er beeilte sich, um möglichst schnell die Villa der Harunos zu erreichen, und war wütend wie selten in seinem Leben. Nicht etwa auf Karin, die wahrscheinlich hinter der ganzen Sache steckte und irgendwie dafür gesorgt haben musste, dass Sakura zum denkbar unpassensten Augenblick im Motel auftauchte. Nein, er war wütend auf sich selbst, auf seine eigene Feigheit. Warum nur hatte er Sakura nichts gesagt? Er alleine war schuld daran, dass die ganze Sache zur totalen Katastrophe geworden war. Er war schuld daran, dass Sakura zutiefst enttäuscht von ihm war. Der Gedanke an den verständnislosen Ausdruck in ihren Augen versetzte ihm einen Stich ins Herz, und er ging noch schneller. Kaum hatte er die Haustür aufgeschlossen, rief er Sakuras Namen, doch es blieb still im Haus. Er rannte in die Küche, um Mia zu fragen, aber dort war auch niemand. Mia war wahrscheinlich einkaufen oder schon nach Hause geradelt. Zaghaft klopfte Sasuke an Sakuras Zimmertür. Als sich nichts rührte, klopfte er etwas beherzter und rief ihren Namen. Nichts! Er drückte die Klinke hinunter und spähte vorsichtig hinein, aber das Zimmer war leer. Danach nahm er sich das ganze weitläufige Haus Raum für Raum vor. Nichts! Schließlich landete er wieder in Sakuras Zimmer und sah sich diesmal genauer um. Das Cocktailkleid, das sie am Nachmittag getragen hatte, lag auf dem Bett, also war sie hier gewesen. In seiner Verzweiflung öffnete Sasuke nacheinander alle Schranktüren. Ihr Anorak fehlte, was darauf schließen ließ, dass sie vielleicht das Haus verlassen hatte. Als Sasuke eine weitere schmale Tür aufmachte, stutzte er. Dahinter lag kein Schrank, sondern eine schmale Stige, die nach oben führte. Vorsichtig stieg er die Stufen hinauf und tastete nach einem Lichtschalter. Er stand in einem großen Raum unter dem Dach. Durch ein breites Dachfenster fiel das letzte Licht des Tages. Überall im Raum lagen und lehnten Bilder, auf einer Staffelei stand ein angefangenes Porträt, auf dem er sich selbst erkannte. Die anderen Bilder dagegen stellten fast alle Landschaftsmotive dar, die sich wiederholten und hauptsächlich durch die Farbgebung unterschieden. Die gemalte Gegend erinnerte Sasuke an etwas, doch er bekam es nicht zu fassen. Entnervt erließ er die Dachkammer und ging in die Garage. Sakuras Fahrrad fehlte. Wohin war sie unterwegs? Eine Freundin hatte sie ja nicht hier in der Stadt. Sasuke lief zum Telefon und wählte die Nummer von Mia, aber es meldete sich niemand. Naruto wüsste jetzt bestimmt einen Rat, dachte Sasuke. Naruto wusste immer einen Rat, aber Naruto war in Deutschland, und Deutschland war weit weg. Vor allem aber sieben Stunden in der Zeit voraus – bei seinem Freund war es jetzt mitten in der Nacht. Andererseits – hatte nicht Naruto jetzt ein eigenes Telefon? Sasuke hastete in sein Zimmer, suchte die Mail heraus, notierte sich die Nummer und lief zurück in die Diele. Dann wählte er und wartete. „Naruto Uzumaki“, meldete sich eine verschlafene Stimme. „Hallo Naruto, hier ist Sasuke. Naruto, ich weiß nicht weiter. Alles ist schief gelaufen.“ In knappen Worten erzählte Sasuke seinem Freund, was vorgefallen war. „Ich weiß einfach nicht, was ich machen soll. Wo steckt sie nur, wohin ist sie gefahren? Ich mache mir solche Sorgen“, schloss er seinen Redeschwall. „Au weia, unter den Umständen will ich dir noch mal verzeihen, dass du mich hier mitten in der Nacht aus dem Tiefschlaf holst. Das ist ja ein echter Notfall. Aber bleib mal ganz unruhig, mein Alter, es gibt für alles eine Lösung“, kam quer über den Atlantik Narutos wie immer tiefe und gelassene Stimme. „Es wird ihr schon nichts passiert sein. Hat sie denn keinen Lieblingsplatz, wo sie sein könnte? Hattest du nicht mal etwas von einem kleinen Tal erzählt, wo ihr euch getroffen habt?“ „Ja, dran habe ich auch schon gedacht, aber da ist nur Natur, nichts, wo man länger bleiben könnte. Es ist schon dunkel hier. Hoffentlich ist Sakura nichts…“ Sasuke unterbrach sich. „Du klingst ja wirklich verzweifelt. Gibt es denn im Haus nicht irgendeinen Hinweis, wo sie sein könnte? Eine Adresse auf ihrem Schreibtisch, eine Telefonnummer, Fotos oder so was in der Art?“ Sasuke überlegte. Dann fielen ihm die Bilder auf dem Dachboden ein. „Da sind Bilder, Aquarelle und welche, die sehen aus wie Ölgemälde und so was, die wahrscheinlich alle von Sakura gemalt wurden.“ „Okay“, unterbrach ihn Naruto und unterdrückte hörbar ein Gähnen. „Geh in das Zimmer und sieh dir die Bilder genau an. Vielleicht ergibt sich ja daraus ein Hinweis. Ich bleib dran.“ „Du kannst mitkommen, das Telefon hat ein Mobilteil.“ Sasuke eilte auf den Dachboden, knipste das Licht an und blickte sich aufmerksam um. Da war wa wieder, was ihm vorhin schon aufgefallen war. Eins Der Bilder zeigte eine Birkengruppe im Abendlicht, und diese Bäume hatte er schon einmal gesehen. Es waren die flammenden Birken, allerdings aus einer völlig anderen Perspektive gemalt als es von ihrem Lieblingsplatz aus in dem kleinen Tal möglich war. Deshalb war er auch nicht gleich darauf gekommen. „Naruto, hier ist ein Bild, da weiß ich ungefähr, wo es gemalt wurde.“ „Gibt es noch mehr Bilder mit dem gleichen Motiv?“ „Moment ja, hier ist noch eins und da… ja, es gibt mehrere, alle aus dem Tal, wo ich mit Sakura war, aber alle aus einer Perspektive, die ich nicht kenne.“ „Na, das ist doch mal ein guter Hinweis! Das bedeutet doch, dass es in dem Tal Flecken gibt, die du nicht kennst. Richtig? Wenn das so ist, steht da ja vielleicht auch eine Hütte oder so was, wo Sakura sein könnte. Was sind denn auf den anderen Bildern für Motive zu sehen?“ Sasuke sah sich noch einmal um. „Fast alles Bilder, die die Landschaft hinter der Villa darstellen. Wahrscheinlich der Blick aus Sakuras Fenster. Dann sind da noch einige Skizzen und Fantasiemotive.“ „Gut.“ Naruto schien zu überlegen. „Also ich schlage vor, du schwingst dich auf dein Rad und fährst in euer verwunschenes Tal. Präg dir die Richtung ein, aus der Bild gemalt sein könnte. Nimm eine Taschenlampe mit. Zieh dich warm an. Nimm was zum Knabbern mit – und schreib einen Zettel mit deiner Adresse und meiner Telefonnummer.“ Narutos Stimme war das breite Grinsen anzuhören. „Falls du dich verirrst und erst in zehn Jahren gefunden wirst, kann mich dann wenigstens jemand informieren.“ „Haha, sehr witzig, aber mir ist nicht nach Witzen zu Mute. Trotzdem danke. Und ich werde mich warm anziehen, Mama.“ Diesmal konnte Sasuke schon wieder etwas lächeln. „Also, ich fahr dann mal. Drück mir die Daumen. Ich melde mich, sobald ich zurück bin. Machs gut.“ „Du auch, Sasuke.“ Sasuke legte auf, schnappte sich seine Jacke von der Garderobe und suchte nach einer Taschenlampe. Allerdings war nirgends eine zu finden, auch in der Küche nicht. Dafür fand er eine Schachtel mit Keksen, die er einsteckte. Schnell kritzelte er noch auf den Zettelblock in der Küche „Sind unterwegs, es kann spät (früh) werden. Gruß, Sasuke“ und lief dann zur Garage, wo sein Rad stand. Sakuras Tagebucheintrag: Sonnabend, 9. Oktober, abends Ich bin in meinem Versteck hinten im Tal. Hier wird mich hoffentlich nie jemand finden, und das ist auch gut so. Ich geh nicht mehr zurück. Sie haben mich ja doch alle nur benutzt. Sai, um Karin eifersüchtig zu machen, Sasuke, um sich die Zeit zu vertreiben, bis er seine Sayuri wiederhatte…und für den Rest der Welt bin ich ja sowieso nur der Trottel. Es hat doch alles keinen Sinn mehr… Gerade habe ich draußen ein Geräusch gehört. Es kommt jemand. Das kann nur Sasuke sein, er kennt als Einziger das Tal. Was will der denn hier? Ich mach jetzt besser die Kerze aus, denn ich will ihn nie wieder sehen. Ich will nie wieder irgendjemanden sehen. Sasuke war mit einem überraschten Ausruf zu Boden gegangen und rappelte sich mühsam wieder auf. Hinter den grünen Ranken, an die er sich gelehnt hatte, um die Perspektive zu überprüfen, befand sich gar keine Felswand, sondern ein Durchgang. Er war sozusagen mit der Tür ins Haus gefallen. Das hoffte er zumindest, denn als er die Löcher weiter oben in der Felswand gesehen hatte, hatte er vermutet, dass es sich um eine der alten Felsbehausungen der Indianer handeln könnte. Das wäre ein prima Unterschlupf für Sakura, und der Anblick der Birken im Tal stimmte auch. Der Raum, in dem er stand, war fast stockfinster, denn die Ranken verdeckten wieder den Eingang. „Sakura?“ rief er. „Bist du hier?“ Keine Antwort. „Sakura? Sag doch was. Bitte!“ Nichts. Sasuke streckte die Hände aus und tastete die Wände ab. Vielleicht gab es ja einen weiteren Durchgang. Stattdessen stieß er an einer Stelle auf Griff- und Trittmulden im Fels, wie er sie aus Mesa Verde kannte. Das musste der Weg in die oberen Räume sein, zu den Kammern mit den Fensterlöchern. „Sakura, bist du da oben? Ich komme rauf“, rief er und setzte den Fuß in das unterste Trittloch. Im Dunkeln war das Klettern ganz schön schwierig. Sasuke stand bereits der Schweiß auf der Stirn, als er ein der Grifflöcher verfehlte, einen entsetzlichen Augenblick lang in der Luft hing und dann wie ein Stein nach unten stürzte. Irgendwo schlug er sich heftig den Kopf an, doch ein weitaus heftigerer Schmerz schoss beim Aufprall durch seinen rechten Knöchel. Schwer atmend lag er in dem dunklen Raum auf dem Rücken. Dann richtete er sich langsam an der Felswand auf. Daran, das Bein zu belasten, war allerdings nicht zu denken, denn jede Bewegung schmerzte höllisch. Herzlichen Glückwunsch, du Volltrottel, dachte er sarkastisch. Wenn Sakura wirklich nicht hier ist, dann wars das jetzt. „Sakura?“ rief er wieder. „Ich bin abgestürzt. Ich kann nicht aufstehen. Ich weiß, du hast allen Grund, mich zum Teufel zum wünschen, aber wenn du mich hörst, sag doch wenigstens bitte was.“ Nur Schweigen antwortete ihm. Sasuke versuchte es noch eine ganze Weile immer wieder, dann gab er schließlich auf. Wahrscheinlich war sie wirklich nicht hier, und er sparte besser seine Kräfte. Hätte er mal den Zettel geschrieben, von dem Naruto geredet hatte. Dann hätte er wenigstens in zehn Jahren einen Nachruf in der Zeitung bekommen. Aber so war das eben im Leben. Mal verlor man, mal gewannen die anderen. Schon seit mindestens zehn Minuten hatte sich unten nichts mehr gerührt. War Sasuke wieder gegangen, nachdem seine Inszenierung nichts gebracht hatte? Sakura wartete noch eine Weile, dann knipste sie das Feuerzeug an. Schließlich hatte sie keine Lust, die ganze Nacht im Dunkeln zu sitzen. Leise ging sie zur Öffnung und leuchtete nach unten. Als sie Sasukes blutüberströmtes Gesicht sah, ließ sie vor Schreck beinahe das Feuerzeug fallen. „Lieber Himmel, du bist ja wirklich verletzt!“ Sasuke war so erleichtert, dass er schlagartig alle Schmerzen vergaß. „Na dachtest du, ich lüg dir was vor?“ „Ja, dachte ich“, sagte Sakura. „Wäre ja nicht das erste Mal.“ „Ich habe dich noch nie belogen! Ich habe dir nur nicht gesagt, dass Sayuri kommt, weil ich nicht wusste, wie ich es dir erklären sollte, aber belogen habe ich dich nicht.“ „Was gibt’s da auch zu erklären? War doch eindeutig zu sehen, was vorgeht.“ Sasuke schloss resigniert die Augen, als er daran dachte, wie die Szene auf Sakura gewirkt haben musste. „Das hast du völlig falsch verstanden. Sayuri wollte sich mit mir treffen, um mir zu sagen, dass sie jetzt mit Ryuu geht. Das habe ich aber erst später erfahren. Irgendjemand hat diese romantische Kulisse inszeniert, um mir eins auszuwischen. Wieso bist du eigentlich aufgetaucht?“ „Na, du hast mir doch einen Zettel geschrieben. Fieser kann man es ja wohl nicht mehr anstellen, wenn man mit jemandem Schluss machen will und sich nicht traut, es direkt zu sagen.“ Schluss machen? Zettel? Sasuke fragte sich, ob sein Gehirn bei dem Aufprall vielleicht doch Schaden genommen hatte. „Ich habe…was? Was für einen Zettel? Ich habe keinen Zettel geschrieben.“ Von oben hörte er Sakuras verächtliches Schnauben. „Na, dann war es wohl der Weihnachtsmann.“ „An den glaub ich nicht“, sagte Sasuke langsam. „Aber Karin zum Beispiel traue ich so etwas zu.“ Sakuras Augen weiteten sich. Im Schein des Feuerzeugs wirkten sie übergroß und intensiv grün. „Karin?“ hauchte sie. „Du meinst, sie hat…“ Unvermittelt wandte sie sich ab und verschwand von der Kante. „Ach, ist ja auch egal“, hörte Sasuke sie murmeln. „Ich weiß nicht mehr, was ich glauben soll.“ Sakura setzte sich auf den Boden und schlang die Hände um ihre Knie. Als sie nach einer Weile ein leises Stöhnen von Sasuke hörte, stand sie wieder auf und trat an die Felskante, wo es nach unten ging. „Sasuke? Ist alles in Ordnung mit dir?“ fragte sie noch ein wenig mürrisch. „In Ordnung? Wie kommst du darauf? Außer, dass mir der Kopf weh tut und ich den Fuß nicht bewegen kann, komme ich mir auch noch vor wie ein Vollidiot. Wenn ich dir gleich davon erzählt hätte, dass Sayuri kommt, hätte Karin niemals diese Intrige spinnen können. Dann müssten wir nicht hier in der Wildnis sitzen, durch unüberbrückbare Felstreppen, oder wie die Dinger heißen, getrennt, sondern könnten irgendwo Arm in Arm sitzen und uns ansehen und so…“Sasuke unterbrach sich und wartete auf eine Reaktion. Als Sakura nichts sagte, fuhr er fort. „Weißt du, Sayuri ist zwar eine gute Freundin, aber wir lieben uns nicht. Ich liebe ein anderes Mädchen. Sie malt wunderschöne Bilder, wie ich seit heute weiß, und wenn sie jetzt hier vor mir stehen würde, würde ich, glaub ich, den Mut aufbringen, ihr zu sagen, wie sehr ich sie mag.“ Urplötzlich tauchte Sakura vor Sasuke auf. Sie war wie eine Katze die Felswand heruntergeklettert und hatte das Feuerzeug wieder angeknipst. „Du hast meine Bilder gesehen?“ fragte sie fassungslos. „Ja, und sie sind wunderschön. Du bist wirklich sehr begabt. Du bist…“ Sasuke versagte die Stimme. Sakura beugte sich zu ihm hinunter und versuchte ihm in die Augen zu sehen. „Sasuke!“ Mit Tränen in den Augen sagte sie: „Sasuke, mir hat noch nie ein Junge so viel bedeutet wie du. Es hat auch noch nie so wehgetan wie heute, wenn ich mich hintergangen fühlte…Und es hat noch nie jemand zu mir gesagt…das, was du eben gesagt hast.“ Sie setzte sich zu ihm und kuschelte sich an seine Seite. Sasuke legte seinen Arm um ihre Schulter und hielt sie fest umschlungen. Beide hingen für einen kurzen Moment ihren Gedanken nach. „Ich…“ Beide hatten gleichzeitig angefangen zu sprechen, unterbrachen sich aber sofort. „Du zuerst“, sagte Sakura. „Ich dich auch“, sagte Sasuke. „Ich liebe dich auch!“ Wenn es nicht so dunkel gewesen wäre, hätte Sasuke die Tränen auf Sakuras Gesicht sehen können – und das glückliche lächeln. So aber war er etwas unsicher geworden. War er zu weit gegangen mit seiner Erklärung? Sag, was du jetzt fühlst, dachte er, aber ehe er erneut etwas sagen konnte, spürte er Sakuras warme Lippen auf seinem Mund. Zärtlich zog er sie an sich und küsste sie stürmisch zurück. „Kannst du wirklich nicht aufstehen?“ fragte Sakura, nachdem sie sich völlig außer Atem für einen kurzen Moment aus seiner Umarmung befreit hatte. „Ich meine, oben ist es viel gemütlicher.“ Sasuke sah nach oben, von wo immer noch der Schein einer Kerze über die Kante fiel. Beherzt rappelte er sich auf. Der Knöchel schmerzte nicht mehr so stark, aber auftreten konnte er beim besten Willen nicht. „Da komm ich mit dem Fuß nicht rauf“, sagte er ein wenig traurig. „Dann warte hier mal einen Moment.“ Sakura verschwand wieder in der oberen Etage. Nach und nach holte sie zunächst die Kerzen, dann eine Decke und ein kleines Kissen und schließlich eine Flasche mit Quellwasser nach unten. „Bis es hell wird, müssen wir wohl hier bleiben. Dann können wir ja versuchen, ob du wenigstens bis zu den Rädern kommst, wenn ich dich stütze. Rad fahren geht ja vielleicht, wenn der Knöchel nur verstaucht ist.“ Sakura bereitete die Decke aus und legte sich darauf. „Na komm, du armer Invalide.“ Sie streckte ihm die Arme entgegen. Diese Nacht wurde zur schönsten im bisherigen Leben von Sakura und Sasuke. Lange noch würden sie sich an die vielen Küsse und die zärtlichen Liebkosungen erinnern. Das erste Mal mit einem Jungen zu schlafen, war für Sakura eine wundervolle Erfahrung. Vor allem, weil sie diesen Jungen über alles liebte. Am nächsten Morgen hatten die Schmerzen in Sasukes Fuß tatsächlich so weit nachgelassen, das er mit Sakuras Hilfe durch das Tal humpeln konnte und sie kurz nach Sonnenaufgang bei ihren Fahrrädern anlangten. „Meine Eltern sind bestimmt völlig aus dem Häuschen“, sagte Sakura auf einmal beklommen. „Wetten, dass nicht?“ beruhigte sie Sasuke. „Ich habe ihnen einen Zettel hingelegt, der klingt, als wären wir auf einer rauschenden Party. Sie freuen sich bestimmt, dass du dich so gut in Cortez amüsierst.“ Als sie müde, aber glücklich wieder in der Villa ankamen, stellte Sakura verblüfft fest, dass Sasuke Recht hatte. Ihr Vater stand zwar in der Tür und hatte offenbar schon gewartet, doch als er die strahlenden Augen seiner Tochter sah, verkniff er sich jede weitere Frage. Stattdessen grinste er ein wenig und sagte: „Na, dann kommt mal rein, Mia hat ein ausgiebiges Frühstück vorbereitet. Und Mittagessen gibt es dann heute auch noch.“ Bei den letzten Worten war er einen verschmitzten Seitenblick auf Mark. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)