Braut der Finsternis von abgemeldet ================================================================================ Kapitel 1: ----------- Anmerkung meinerseits: Diese Geschichte hat nichts mit der Geschichte der Barbaren zu tun, wie wir sie aus dem Geschichtsunterricht kennen XD Alles selbst erfunden... Dies hier ist nun die verbesserte Version, zumindest hoff ich das XD Ansonsten viel Spass beim Lesen und lasst mir eure Kommis da ^^ Oh ja, ehe ich es vergesse.... Die FF ist jemandem gewidmet....CreepyLittleHangman ^^ Und ein besonderes Dankeschön geht an meinen Betaleser Ace_Kaiser. Danke, dass du dir die Mühe machst, meine Fehler rauszusuchen =^^= Ein weiteres Danke geht an meine zweite Betaleserin Susanne, die hier auf Mexx nicht registriert ist. Desweiteren danke ich kleinfortuna, die an Susannes Stelle korrigiert hat, da diese sich einer OP unterziehen musste. So, dass wars mal meinerseits....=^^= ********************************************* In jener Zeit, als die Barbaren in fremde Gebiete einfielen und sich deren fruchtbaren Ländereien bemächtigten, bangte auch das Volk Sirans um seinen Besitz. Noch waren die Feinde nicht in ihr Land eingefallen, doch rundherum in ihrer Umgebung hatten sie schon fast alle Länder erobert. Gnadenlos vernichteten die Barbaren jeden, der nicht einer der ihren war. Selbst die stärksten und tapfersten Krieger fielen durch die Klinge der Schwerter, die ihre Feinde gegen sie erhoben. Nichts und niemand konnte dem Blutvergiessen Einhalt gebieten. Nur die Kinder liessen sie am leben, gaben sie ihren eigenen Frauen, die diese großzogen. Die Jungen sollten zu Kriegern ausgebildet und die Mädchen zu ehrbaren Frauen erzogen werden. All dies, um ihr eigenes Volk noch größer und stärker zu machen. Siran war ein kleines Land, dessen Wälder in einem so wundervollen Grün erstrahlten, wie man es vorher noch nie erblickt hatte. Der Boden selbst war fruchtbarer als die der umliegenden Länder. Jedes Jahr fiel die Ernte in einem solchen Überfluss aus, dass sie auch mit anderen Ländern Handel treiben konnten. Einst waren sie ein glückliches Volk, doch nun mussten sie um ihre Existenz bangen. Der König selbst stellte seine Streitmacht auf, die eher klein ausfiel. Lange war es her, dass sie in den Krieg gezogen waren, doch nun war es bald wieder soweit und das kleine Heer an Kriegern musste gerüstet werden. Waffen wurden hergestellt, alte Waffen wurden neu geschärft. Rüstungen wurden verteilt und jeder Mann der gesund war, wurde einberufen, um sich im Palast des Königs zu melden und zu seinen Diensten zu stehen. So auch der Heerführer des Landes, der unter Eid geschworen hatte, sein Vaterland, seinen König und sein Volk mit seinem Leben zu verteidigen. Sabir der Heerführer, dessen Vater, Grossvater und Urgrossvater schon im Dienst des Königs gestanden hatten. Treu und loyal, wie es sich für einen Untertan des Königs gehörte. Noch nie hatte Sabir in den Krieg ziehen müssen. Noch nie hatte er einen Krieg erlebt. Doch nun war die Zeit gekommen, sein Können unter Beweis zu stellen. Von klein auf hatte er gelernt mit dem Schwert umzugehen. Die Kunst des Kampfes hatte ihn sein Vater gelehrt und sein Großvater, die ihn als Kind und heranwachsenden Mann oft stundenlang üben ließen. Sein Wissen und Können hatte er in jenen Zeiten an die Krieger weitergegeben, die mit ihm für den König kämpfen wollten, wenn es jemals erforderlich sein würde. Sabirs Frau Shaina, die er schon kannte als sie Kinder gewesen waren, erwartete nun selbst ein Kind. Ihr Bauch war zu einer grossen Kugel herangeschwollen und er berührte den Bauch gerne, streichelte liebevoll darüber und sprach mit dem Kind, das unter ihrem Herzen heranwuchs. Vielleicht ein Erbe, der in seine Fussstapfen treten würde, vielleicht ein Mädchen, dass mindestens genauso schön werden würde wie ihre Mutter. Ein Mädchen, dem eines Tages die adligen Männer den Hof machen und um sie werben würden. Er war von Stolz erfüllt, und war das Kind erst mal da, würde er sich gemeinsam mit seiner Frau darum kümmern, dass es frei von Sorgen aufwuchs. Doch der nahende Krieg nagte an ihm. Mit seinem Leben würde er seine Frau und sein Kind beschützen. Die Frau, die mehr wert war als alle Schätze dieser Erde, das im Mutterleib heranwachsende Kind, das jetzt schon wertvoller war als jeder Edelstein dieser Erde. Sabirs Herz wurde schwer, als er seine Frau ansah, die sich hingebungsvoll ihrer Hausarbeit widmete. Er trat aus dem Haus und sattelte sein bestes Pferd, um zu seinem König zu reiten. Im Innenhof des Palastes hatten sich die Männer versammelt. Krieger, Bauern, Zimmermänner, Knaben, die in kampffähiges Alter gekommen waren. Männer, die alt waren und nicht wussten, wie lange ihre Knochen sie tragen würden, meldeten sich freiwillig für die Armee. Der Untergang des Volkes war vorauszusehen. Ihre Armee war zu klein. Ein Heer mit dreitausend Mann konnte nicht gegen eine Streitmacht von mehr als sechstausend Mann bestehen. Dennoch wollte keiner kampflos aufgeben. Sabir stieg von seinem Pferd ab und ließ es von einem Stallburschen versorgen, während er den König aufsuchte. König Siobhan, Herrscher über Siran, regierte nun schon seit zweiundfünfzig Jahren und hatte mit seinen siebzig Jahren selbst ein Alter erreicht, in dem es nicht mehr so leicht war zu kämpfen, wie als junger Mann. Er war neunzehn gewesen, als sein Vater damals in einer blutigen Schlacht fiel und er der neue Herrscher über das Land geworden war. Jetzt musste er nach so vielen Jahren wieder in einen Krieg ziehen. Zusammen mit seinem treuen Heerführer, den er schon als kleines Kind gekannt hatte, trat er zu den Soldaten, die im Innenhof warteten. Sabir, der nun selbst dreißig Jahre alt war, hob die Hand und forderte die Männer auf, zu zuhören. „Ihr tapferen Männer Sirans. Lange Zeit lebten wir in Glück und Frieden, das nun zerstört zu werden droht. Die Barbaren fallen in die Länder ein und vernichten Männer und Frauen, behalten die Kinder und ziehen sie selbst auf, um stärker zu werden. Auch uns steht nun schon bald eine Schlacht bevor!“, rief Siobhan mit einer starken Stimme, die den Männern etwas Mut verleihen sollte. „Lasst uns zusammen gegen den Feind kämpfen. Lasst uns gemeinsam unser Land, unsere Frauen und unsere Kinder beschützen. Späher berichten, dass der Feind sich in unsere Richtung begibt. Ihre Schiffe haben bereits die Segel gesetzt, die Reiter haben sich aufgemacht, um über uns herzufallen. In drei Tagen, bei Sonnenaufgang werden sie uns erreicht haben. Lasst uns bereitstehen, unser Land zu verteidigen, das einst unsere Väter verteidigt haben.“ Die kräftige Stimme des Königs schien den Männern wirklich Mut zu machen. Sie brüllten begeistert und zeigten dem König damit, dass sie auf seiner Seite waren und für ihn und mit ihm in die Schlacht ziehen wollten. Sabir beauftragte seine Krieger damit, den Männern eine gerechte Ausrüstung zu geben und den Jüngeren zu zeigen wie man mit einem Schwert umgeht, während er selbst sich mit dem König und zwei weiteren Kriegern zur Beratung zurückzog. „Mein König, sagt mir, wie sollen wir gegen eine solche Streitmacht gewinnen?“Sabirs Stimme war besorgt. „Es wird gesagt, dass die Barbaren einen Pakt mit dem Teufel geschlossen haben. Sie kämpfen mit der Macht der Dämonen. Sie sind zu viele und sie sind zu stark.“ „Niemand kommt und hilft uns, weil alle um ihr eigenes Land bangen“, warf Vesa ein, der Sabirs Vetter war. „Wo verstecken wir unsere Frauen und Kinder?“ „Meine Männer, ich weiß, wie beunruhigend die Situation ist“, sagte der König und nickte. „Laßt uns unsere Frauen und Kinder und unsere Alten in die Höhlen bringen, die unsere Väter einst als Zufluchtsort gegraben haben. In den Bergen werden sie vielleicht sicher sein. Man gebe ihnen genügend Wasser, Nahrung und Kleidung für ein halbes Jahr mit.“ Vesa nickte. In den verwinkelten Bergen kannte sich niemand aus, außer die eigenen Bewohner des Landes. Wenn die Frauen und Kinder irgendwo sicher waren, dann dort. Siobhan breitete eine Karte aus, auf der ihr Land und die umliegende Gebiete verzeichnet waren. „Die Schiffe werden hier anlegen“, er zeigte mit dem Finger auf die gemeinte Stelle, die etwa 100 Fuss vom Fischerhafen entfernt war. „Und die Reiter werden hier in unser Land eindringen, berichteten die Späher. Wir wollen uns zuerst den Reitern zuwenden.“ An der Stelle, an der die Reiter die Grenzen des Landes übertreten würden, war eine Schlucht. „Wir werden hier Bogenschützen aufstellen. Einige werden wir mit einem Pfeilhagel ausser Gefecht setzen können. Unsere Reiter werden am Ende der Schlucht warten und erst angreifen, wenn der Feind aus der Schlucht geritten ist. Erst wenn der letzte von ihnen rausgekommen ist, greifen wir sie rücklings an!“ Die einzige Lösung für ihr Volk, als direkt ins offene Messer zu laufen, dachte Sabir. „Vesa, du bist unser bester Bogenschütze, such dir geeignete Männer aus jeder Altersgruppe, lehre die Jungen mit Pfeil und Bogen umzugehen. Führe sie bei der Schlucht an.“ „Ja, Vetter“, Vesa nickte gehorsam. „Arvo, du wirst mit tausend Mann hier am Strand warten!“ Sabir zeigte mit dem Finger auf der Karte die Stelle an. „Hier werden sie euch nicht sehen. Wartet, bis alle an Land sind.“ Arvo, ein junger Mann, der talentiert war in Schwertkampf und im Bogenschiessen, nickte ebenfalls. „Ich werde bei dir sein, denn die Reiter werden als erstes eintreffen“, beschloss Sabir für sich, während er seinem Vetter zunickte. „An welcher Stelle kann ich meinem Volk dienen?“ Siobhan dachte nicht daran, im Palast zu bleiben, während seine Männer kämpften. „Mein Herr, wollt Ihr wirklich mit in den Krieg ziehen?“ „Ja.“ „Dann führt Ihr diejenigen an, die am Ende der Schlucht warten, mein Herr“, meinte Sabir dann. Der König selbst besaß Kampferfahrung und war sicher ein guter Führer. Siobhan nickte. „Dann lasst uns die Männer aufteilen“, befahl Siobhan. „Wir werden uns vor Sonnenaufgang des dritten Tages bereitstellen.“ Eine grosse Karawane bestehend aus Frauen, Kindern und alten Menschen, begab sich in die geheimen Höhlen, die sich in den Bergen befanden. Einige Soldaten begleiteten die Frauen und halfen ihnen, das wichtigste mitzunehmen. Sabirs Frau saß auf ihrem Maultier und begleitete die Gruppe. Ihre Angst war groß. Was würde aus ihnen wohl werden? Aus dem ungeborenen Kind? Schützend legte sie eine Hand auf ihren angeschwollenen Bauch, sah zu ihrem Mann, der neben ihr herritt, auf und entdeckte auch in seinem Gesicht eine Spur von Angst. „Versprich mir, dass du zu mir zurückkehrst“, brach sie die Stille zwischen ihnen. Er sah zu ihr herüber. „Ich will es dir versprechen“, sagte er, „aber ich weiss nicht, ob ich es halten kann.“ „Dann bleib bei mir, bis es vorbei ist.“ „Das geht nicht und das weisst du.“ Seine ernste Stimme vermochte andere vielleicht beeindrucken, doch Shaina wusste, dass sein Herz schwer von Sorgen und Ängsten war. Er half ihr vom Maultier und suchte für sie einen geeigneten Platz in einer der Höhlen. Mit Fellen und Decken legte er ihr eine Schlafstelle bereit. Essen und Wasser wurden in den Höhlen verteilt. „Macht kein Feuer draußen vor den Höhlen. Geht weit ins Innere um euch etwas zu kochen“, wies Sabir sie an. „Sieht der Feind Rauch hier aufsteigen, seid auch ihr verloren.“ „Warum bist du so kalt?“ warf Shaina ihrem Mann vor, der versuchte seine Gefühle zu verbergen, während er ihren keine Beachtung schenkte. „Wer weiss, ob wir uns wiedersehen?“ Sabir sah sie schweigend an. Es war nicht so, dass er ihre Gefühle absichtlich ingnorieren wollte, sondern er tat es, um ihr nicht noch mehr Angst zu machen, als sie ohnehin schon hatte. „So darfst du nicht denken“, flüsterte er und nahm ihr Gesicht sanft zwischen seine Hände. „Wir werden uns wieder sehen, das verspreche ich dir.“ Eine Träne löste sich aus einem ihrer Augen und bahnte sich einen einsamen Weg über ihre Wange. „Vorhin sagtest du noch, dass du es mir nicht versprechen kannst“, entgegnete Shaina mit tränenerstickter Stimme. „Vergiss was ich gesagt habe“, raunte er. „Ich weiss, dass ich zu dir zurückkehren muss. Wer soll für dich und unser Kind sorgen? Das ist meine Aufgabe und die werde ich erfüllen, so wahr ich hier stehe. Ich möchte dich nicht verlassen, nicht jetzt und nicht durch diesen Krieg.“ Mit aller Kraft versuchte er Shaina Mut zu machen. In seinem innersten jedoch tobte ein Gefühlsdurcheinander. Er hatte grosse Angst. Nicht vor dem Krieg, sondern davor, dass er tatsächlich versagen könnte und seine Frau und sein Kind trotz seines versprechen verlassen musste. 'Ich darf nicht fallen!' dachte er für sich und versuchte seiner Frau ein Lächeln zu schenken. „Versuche nicht deine Angst zu verbergen“, sprach Shaina sanft. „Ich weiss deine Stimme und dein Verhalten zu deuten.“ Sie lächelte. „Aber ich werde fest daran glauben, dass bald alles vorbei ist und wir alle wieder glücklich weiterleben können.“ Obwohl sie versuchte zuversichtlich zu sein, konnte man an ihrer Stimme erkennen, dass dem nicht so war. Es würde nicht einfach werden, aber sie wollte unbedingt an Sabir und alle anderen Krieger glauben. Gleichzeitig schrie jede einzelne Faser ihres Körpers danach, dass Sabir nicht gehen möge. Im Stillen flehte sie ihn an, bei ihr zu bleiben und sich mit ihr in den Höhlen zu verstecken. Doch ein Heerführer konnte seine Männer nicht im Stich lassen. „Ich muss gehen“, flüsterte Sabir, umarmte seine Frau und küsste sie zärtlich. Anschliessen lies er sich auf die Knie fallen, um Shainas geschwollenen Bauch zu küssen, während sie ihm zärtlich mit den Fingern durch seine Haarpracht fuhr. Beide genossen diesen vorübergehend letzten Moment der Zweisamkeit. „Pass mir bloss auf deine Mutter auf“,murmelte er zärtlich. Als hätte es das Kind verstanden, gab es einen festen Tritt gegen Shainas Bauchdecke. Beide stimmten in ein ehrlich gemeintes Lachen ein. Für den Bruchteils eines Augenblicks, war ihre Sorge vergessen. „Das wird einmal ein richtiger Kämpfer“, lachte Sabir leise. „Oder eine Kämpferin“, fügte Shaina hinzu. Sabir nickte. „Ich liebe dich“, hauchte er und küsste seine Frau abermals. „Ich liebe dich auch“, antwortete Shaina schon fast verzweifelt zwischen den Küssen. Sie begleitete ihren Mann aus der Höhle zu seinem Pferd. „Wir werden uns wiedersehen“, wiederholte er, als er auf seinem Hengst sass. Danach ritt er davon. Tränen bahnten sich ihren Weg über Shainas Wangen, während sie ihrem Mann hinterhersah,bis er in der Ferne verschwunden war. Die Nacht hatte bereits die Berge und das Flachland in ihren dunklen Mantel gehüllt. Der Tag war anstrengend gewesen und so schliefen bereits alle im Schutz der Höhlen. Nur Shaina fand keine Ruhe. Die Sorge um ihren Mann und die Ungewissheit, wie die Schlacht die bevorstand ausgehen würde, frass sich förmlich in ihre Seele. In eine warme Decke gehüllt, sass sie gedankenverloren vor der Feuerstelle in der Höhle und stocherte mit einem Stock, an der noch hell leuchtenden Glut herum. „Kannst du auch nicht schlafen?“ Eine vertraute Stimme, die ihrer Freundin Mala gehörte, liess sie aus ihren trüben Gedanken aufhorchen. Mala setzte sich ebenfalls in eine Decke gewickelt, neben Shaina hin. „Seit wir hier sind, finde ich keine Ruhe“, antwortete sie gefolgt von einem leisen Seufzer. „Ich frage mich, ob ich Sabir wiedersehen werde und ob die anderen Krieger wieder zu ihren Familien zurückkehren werden.“ „Ich habe auch Angst“, gestand Mala leise. Obwohl sie sich in Sicherheit wähnten, blieb die Furcht vor dem Feind bestehen. Noch nie hatten sie fürchten müssen, dass man ihnen nach dem Leben trachtete. Wie schnell sich dies doch ändern konnte. „Wir werden das gemeinsam durchstehen“,Shaina rang sich zu einem zaghaften Lächeln durch. „Wir beide und alle, die hier mit uns warten, bis die Schlacht geschlagen ist.“ Für einen kurzen Augenblick schwiegen die beiden Freundinnen. Nur das knisternde Geräusch der heissen Glut war zu hören. „Weisst du noch, wie du mir damals das Leben gerettet hast?“ Mit dieser Frage unterbrach Shaina die eingetretene Stille. „Ja, ich kann mich noch sehr gut daran erinnern“, antwortete Mala mit einem leichten Nicken. „Du warst umringt von den Flammen und ich hatte Angst, dass ich dich nie wieder sehen würde.“ Erneut trat Stille ein. Beide Frauen schwelgten in ihren Gedanken, reisten in ihren Erinnerungen zurück zu dieser einen Nacht, die Shaina fast das Leben gekostet hätte. Die Nacht, in der gefährliche Flammen, die Stallungen von Shainas Eltern, in ihre Gewalt genommen hatten. Frauen und Kinder schrien, als die Flammen emporreckten. Alles brannte lichterloh. Männer des Dorfes halfen die Tiere zu befreien und die Frauen brachten sie, in ihren eigenen Stallungen unter. Panisch versuchten die Pferde sich loszureissen. Schafe, Ziegen und Rinder versuchten auszureissen. Die Hitze breitete sich auch über all die Flächen, die vom Feuer noch nicht berührt worden waren. Hühner rannten wirr umher und gackerten verstört vor sich hin. Die Nächte waren zu kalt und zu gefährlich, um die Tiere draussen weiden zu lassen. Im Winter war das Futter der wildlebenden Tiere sehr knapp, weshalb diese sich an bewohnte Dörfer wagten, um dort Nahrung zu finden. Shaina hatte zwei Pferde in den Schutz einer der Ställe von Malas Eltern gebracht. In den letzten Augenblicken konnten die Tiere dem Tod entrinnen. Erschöpft sackten alle zu Boden, um erst einmal aufzuatmen und sich zu erholen, als jäh ein Wiehern aus dem brennenden Stall drang. „Raven!“ Shaina schrie. „Raven ist noch da drin!“ „Es ist zu spät, mein Kind. Wir können nichts mehr für ihn tun, das ist zu gefählich“, raunte Koran, Shainas Vater traurig. „Nein, ich lasse ihn nicht sterben!“ brüllte sie und rannte los. „Shaina, bleib hier!“ rief Mala ihr nach, doch sie wusste, dass ihre Freundin ihr geliebtes Pferd niemals dem Tod überlassen würde. Jeder Einzelne hielt den Atem an, als die junge Frau zwischen den Flammen verschwand. Raven wieherte panisch und die Augen quollen vor Angst aus den Höhlen hervor. Unruhig trippelte er hin und her, zerrte an dem Seil mit dem man ihn am Gitter befestigt hatte. Schnell band sie ihn los. „Lauf schnell“, mit einem Klaps auf den Hintern, animierte sie den jungen Hengst zu flüchten, bevor der Ausgang gänzlich versperrt wurde. Gehetzt rannte Shaina hinter dem Pferd her, doch bevor sie den Ausgang erreicht hatte, löste sich vom Dach ein brennender Balken und stürzte geradewegs vor den rettenden Ausgang. Sie war eingesperrt. Von aussen her drang Malas Stimme an ihre Ohren, die sich vor Sorgen die Seele aus dem Leib brüllte. Gehetzt blickte sie umher, doch ein Ausgang war nicht zu finden. Die Flammen hatten sie umringt. Das war wohl ihr Ende. Sie war zu schwach, um schreien zu können.Der Rauch vernebelte ihre Sinne und liess sie das Bewusstsein verlieren. Schnell rannte Mala los, rannte ins Haus ihrer Eltern, holte eine Decke und rannte in den Waschraum. Der Bottich vom abendlichen Baden war noch gefüllt und so warf sie die Decke hinein, damit diese sich mit Wasser vollsaugen konnte. Schwer wie die Decke war, zog Mala sie heraus, hielt ihren Kopf in das Wasser und wickelte danach die Decke um sich. Geschwind rannte sie zurück, wo alle um Shaina fürchteten. Ohne auch nur einen kleinen Augenblick zu zögern, rannte Mala mit ihrer Decke um sich gewickelt durch die Flammen. Am Boden konnte sie Shaina entdecken, die zwar noch atmete, aber nicht mehr bei sich war. Schnell warf sie die Decke auf den Boden, zog Shaine mit aller Mühe darauf, um sie darin einzuwickeln. Mit aller Kraft hob Mala ihre Freundin hoch und schleppte sie zum Ausgang. Die Flammen stachen hoch und die Hitze, die sie umgab, gab ihnen das Gefühl geradewegs in der Hölle gelandet zu sein. Mala sammelte ihre letzten Kraftreserven und warf Shaina durch die Flammen auf die andere Seite. Die Männer holten das reglose Bündel sofort weg und die Frauen versorgten die junge Frau sofort. Einige hatten angefangen Eimer mit Wasser zu füllen und versuchten den Eingang wenigstens frei zu bekommen. Mala befand sich noch immer im Stall, der komplett in Flammen stand. Noch ein allerletztes mal, Mal nahm sie ihre Kraft zusammen und rannte direkt durch das Feuer, hielt sich die Hände schützend vor die Augen. Sofort fingen ihre Kleider Feuer. Sie spürte nur, wie sie geschubst wurde und jemand ihre eine Decke überwarf, um die Flammen zu löschen. „Ich hab sie gerettet“, lachte Mala erschöpft auf, bevor sie eine angenehme Dunkelheit umgab. „Wenn du nicht gewesen wärst, wäre ich heute nicht hier“, nuschelte Shaina, während sich eine Träne den Weg über ihre Wange bahnte. „Du hättest das gleiche für mich getan.“ „Ja, das hätte ich“, nickte sie zustimmend. „Ich lasse meine teure Freundin nicht im Stich, genauso wie du mich nicht im Stich gelassen hast. „Das wird niemals passieren“, stimmte auch Mala zu. Beide lehnten sich aneinander an und starrten weiterhin auf die Feuerstelle, deren Glut immer weniger wurde. Solange bis sie eingeschlafen waren. ]] *** Vor Sonnenaufgang des dritten Tages, hatten schon alle Krieger Stellung bezogen. Ungeduldig warteten sie auf den Feind. Späher waren ausgesandt worden, damit sie berichten konnten, wann die ersten über die Landesgrenze ritten. Schon bald war Hufgetrappel zu hören. Einer der Späher kehrte zurück. „Mein Herr“, er brachte sein Pferd hart zum stehen. Seine Füsse hatten den Boden berührt, ehe sein Pferd zum stehen gekommen war. „Die Reiter werden bald die Schlucht erreichen, es sind viele. Mindestens dreitausend Mann.“ Sabir nickte. „Haltet euch bereit!“, rief Sabir laut und ritt zu seiner Gruppe zurück, die sich am Ausgang der Schlucht versteckte. Vesa wartete mit seinen Männern darauf, die ersten Pfeile abzuschiessen. Ihre Bögen waren schon gespannt, als sie aus der Ferne hörten, wie sich der Feind näherte. Lautlos hatten sie sich auf die Lauer gelegt, warteten bis alle unter ihnen waren. Wortlos gab Vesa das Zeichen zu schiessen. Mit diesem Überraschungsangriff hatten selbst die Barbaren nicht gerechnet und einige fielen wie nasse Säcke zu Boden. Ein weiteres Mal feuerten sie einen Pfeilhagel auf die Männer in der Schlucht ab. Diejenigen, die nicht getroffen wurden, ritten schnell los um dem Gewimmel von Pfeilen zu entkommen. Am Ende der Schlucht ritten sie direkt auf die Krieger zu, die sich noch versteckt hielten. Mit gezogenen Schwertern ritten die Barbaren auf Sabirs Gruppe zu. „Angriff!“ brüllte der Heerführer, als sich auch schon alles in Bewegung setzte, um gegen die Überzahl der Feinde, zu kämpfen. „Schnell auf die Pferde!“ schrie Vesa. Er ahnte das Sabir in grossen Schwierigkeiten war. Hart trieb er sein Pferd an, um seinem Vetter bei dem Kampf zu helfen. Sabir konnte mehrere Männer töten, ehe ihm ein Schwert in den Rücken gestoßen wurde. Er starrte auf die Klinge, die zwischen seinen Rippenbögen aufblitze. Er sah Blut. Sein Blut. Er spürte einen kräftigen Ruck. Die Klinge verschwand. Augenblicke später sackte er in sich zusammen und viel von seinem Pferd. „Sabir!!!, “ brüllte Vesa aus Leibeskräften, als er sah wie ein Schwert des Feindes den Körper seines Vetters durchstach. Mit letzter Kraft versuchte Sabir wieder aufzustehen, als er sein Schwert ertastete, das er vor Schreck und wegen des stechenden Schmerzes in der Brust und im Rücken hatte fallen lassen. Sabir streckte seine Hand danach aus und benutzte es als Stütze um aufzustehen. Dass seine Stunde geschlagen hatte, wusste er wohl, doch er würde bis zum bitteren Ende kämpfen. Wenn, dann wollte er ehrenvoll untergehen, genauso wie sein Vater und Grossvater, die bis zum letzten Atemzug gekämpft hatten. Er mobilisierte seine allerletzten Kraftreserven, kämpfte verbissen weiter. Zwei weitere Männer erlagen seinem Schwert, bevor das Schwert des Feindes ihn hinterrücks ein weiteres Mal durchbohrte und seine Lunge traf. Kraftlos sackte er in sich zusammen und fiel zu Boden. Vesa ritt zu der Stelle, an der Sabir lag und vor Schmerzen das Gesicht verzog. Schnell stieg er von seinem Pferd ab, um seinem Vetter zu helfen. „Du musst....du musst sie weiter anführen.“ Der verletzte Mann hustete und Blut rann über dessen Mundwinkel. „Beschütze meine Frau.....und mein Kind.“ Die letzten Worte hatte er gestammelt, denn er bekam kaum noch Luft. Er spürte, wie er langsam an seinem eigenen Blut erstickte. „Ich helfe dir, Vetter.“ Vesas Stimme zitterte, als er seinen geliebten Vetter, der schon von klein auf sein Vorbild gewesen war, so zermürbt daliegen sah. „Rette Shaina und mein Kind“, hauchte Sabir mühevoll, während er nach Luft rang. „Rette sie...“ Das waren seine letzten Worte, bevor das Licht in Sabirs Augen erlosch. Zerknirscht hielt Vesa seinen Vetter im Arm, strich ihm die Augenlider zu und legte ihn wieder auf den Boden zurück. Er erhob sich, stieg wieder auf sein Pferd, um dem Willen seines Vetters Folge zu leisten. „Tod den Feinden!“, brüllte er mit einer Stimme, die von Wut und Trauer gezeichnet war. Furchtlos kämpfte er gegen den starken Feind an, metzelte gnadenlos alles nieder, was vor sein Schwert kam, bevor auch in sein Herz eine Schwertspitze drang. *** Shaina saß vor der Höhle auf einem Stein und betete, dass ihr Mann wieder zu ihr zurückkehren möge, als sie hörte wie jemand auf sie zuritt. Einer der Kundschafter hatte sich den Weg zu den Höhlen gebahnt und stieg nun von seinem Tier, das ihn treu trug, ab. Er ging auf Shaina zu. Sie sprang auf und eilte ihm entgegen. Augenblicklich wurde ihr klar, dass etwas furchtbares Geschehen war. „Sabir?“ krächzte sie mit heiserer Stimme. „Viele sind gefallen, viel Blut wurde vergossen. Die Eindringlinge sind zu mächtig. Obwohl viele ihrerseits gefallen sind, ist ihre Stärke nicht geschwunden “, antwortete dieser. „Was ist mit Sabir?“ Ungeduldig trat sie von einem Fuss auf den Anderen. „Er ist gefallen ....“, kam die Antwort. „ Es tut mir leid.“ Mit gesenktem Blick stand er da. 'Tot....Sabir ist tot....' Diese Worte hallten unaufhörlich in Shainas Kopf. Sämtliche Farbe war aus ihrem Gesicht gewichen. Ihre Kehle war plötzlich so trocken, dass sie keinen Ton mehr zustande brachte, sondern fühlte sich an wie zugeschnürt. 'Er hat mir doch versprochen zu mir zurückzukehren', schoss es der jungen Frau durch den Kopf. Nach und nach sammelten sich Tränen in ihren Augen. „Er....er...hat ..es mir versprochen....“,flüsterte sie mit tränenerstickter Stimme. „Es tut mir sehr leid“, wiederholte der Bote, der noch immer vor ihr stand. „Ich wünschte ich hätte ihnen erfreuliche Nachrichten übermitteln können.“ Shaina spürte, wie alles um sie herum, sich zu drehen begann. Es war, als würde ihr der Boden unter den Füssen weggerissen werden. Ihre Kraft wich und so lies sie sich auf die Knie sinken. Ihre Finger hatte sie zu Fäusten geballt, die sie so stark zusammenpresste, bis die Knöchel weiss hervorstanden. Leise begann sie zu weinen. „Du hast es mir versprochen“, murmelte sie erneut. „Du hast versprochen mich nicht zu verlassen!!!“ Ihre ganze Trauer, ihr ganzes Leid brach nun aus ihr heraus und sie schrie, schlug um sich und weinte bittere Tränen. Der Schmerz war so unterträglich, dass sie dachte ihr Herz würde davon aufgefressen werden. Mala, die Shainas wehklagen gehört hatte, rannte schnell zu ihrer Freundin. Weshalb Shaina schrie, musste sie gar nicht fragen. 'Ruhe in Frieden, Sabir!' dachte sie stumm. Zwei weitere Frauen eilten herbei und halfen Mala, die wehklagende Frau auf die Beine zu stellen. „Mala....er hat es versprochen,“ schluchzte sie, wehrte sich gleichzeitig gegen die vielen Hände, die an ihr zerrten. Mala jedoch liess nicht locker, sondern zog Shaina bestimmt und zugleich sanft in eine der Höhlen. Zusammen setzten sie sich auf den Schlafplatz, den Sabir für seine Frau bereitet hatte. „Lass mich gehen....ich will mit ihm gehen...“,bat die weinende Frau unter Tränen.“Ich will ebenso sterben, wie Sabir.“ „So darfst du nicht reden“, meinte Mala sanft und streichelte liebevoll Shainas feines Haar. „Denk an euer Kind.“ Wie recht sie doch hatte und doch nagte der Schmerz so sehr an Shaina. Ihr Herz fühlte sich an, als wäre es in Tausend Stücke gerissen worden. „Ich weiss nicht mehr, was ich sagen oder denken soll“, erklärte die junge Witwe schluchzend. „Du brauchst nichts zu sagen“, sagte Mala leise. „Weine einfach, meine teure Freundin. Weine um deinen Mann.“ Und Shaina weinte. Solange, bis sie vor Erschöpfung einschlief. Erst als am anderen Morgen die Sonne aufging, erwachte Shaina wieder. Ihr Herz war schwer. Ohne auf die anderen zu achten, ging sie raus an die frische Luft. Eine der Frauen folgte ihr und brachte ihr etwas Wasser. Shaina bat darum, für einige Zeit alleine gelassen zu werden, nahm das Wasser jedoch dankend an. Sie sonderte sich von den anderen ab, verkroch sich zwischen den Felsen und trauerte um ihren Mann. Um den Mann, dessen Kind sie unter dem Herzen trug. „Wie soll ich ohne meinen Mann überleben?“ fragte sie sich selbst. „Wie soll ich das Kind großziehen, wenn ich nicht mal mehr ein wohlbehütetes Heim habe? Wer verdient unser täglich Brot?“ Wie sollte sie weiterleben? Wer würde ihr ein neues Haus bauen? Wer würde ihr beim bepflanzen neuer Acker helfen? In jener Zeit war eine Frau entweder unverheiratet und wohnte im Haus des Vaters, oder sie hatte einen Mann, der die Familie ernährte. Fragen um Fragen stellte sie sich, weinte und trauerte, als sich vor ihr eine Art Nebelschwade bildete. Darin war ein dunkler Schatten zu erkennen. Eine Gestalt schälte sich langsam heraus. Ein Mann, den Shaina noch nie gesehen hatte, löste sich aus dem Nebel) Verängstigt kroch sie in eine Ecke. „Hab keine Angst, Shaina“, die Augen des Mannes richteten sich auf sie. Er war unheimlich, was ihr Angst machte. Dieses Auftreten....das konnte kein Mensch sein. Sein silbernes, langes Haar reichte über seinen Rücken hinunter bis zu seinem Kreuz, smaragdgrüne Augen, die unheilsvoll aufblitzten. Der schwarze Umhang, der diesen fremden Mann umhüllte, lies ihn noch furchterregender wirken, als er ohnehin schon war. Seine tiefe und doch so klare Stimme, in der eine Eiseskälte mitschwang, jagte ihr einen Schauer der Angst über den Rücken. „Dein Mann ist gefallen...viele sind schon gefallen und es werden noch mehr fallen, bis keiner mehr von euch übrig ist, ausser eure Kinder“, sprach diese Gestalt weiter. „Du bist die einzige Frau des Volkes, die bald ein Kind erwartet...“ „Wer seid Ihr?“ fragte sie mit verängstigter Stimme. „Woher wisst ihr das alles?“ Ein nicht sonderlich geheures, glucksendes Lachen löste sich aus der Kehle des Mannes. „Ich bin ein Dämon, ein Wesen, fern von deiner Welt. Mit unserer Hilfe nehmen eure Feinde euer Land ein, genauso wie sie die umliegenden Länder bereits erobert haben. Sie haben einen Pakt mit uns geschlossen und nun werden wir ihnen die Macht verleihen, die sie brauchen um alles was ihr Herz begehrt einzunehmen. Deinem Volk und auch den anderen Völkern war wohl zu Ohren gekommen, dass die Barbaren mit Hilfe von uns Dämonen kämpfen, doch habt ihr eher daran gezweifelt, als es zu glauben. Nun, sei dir Gewiss, dass alles was ihr jemals über uns Dämonen gehört habt, wahr ist.“ „Verschwinde!“ Ausser sich vor Zorn schrie Shaina den Fremden an, ihre Angst schien schon verflogen zu sein. „Wenn du sterben willst....dann gehe ich...aber sei dir gewiss, sie finden euch bald...“, der Dämon lachte spitz, was wie eine Pfeilspitze in ihre Seele stach. Die Wut auf diese grausame Gestalt war so groß, dass es sich anfühlte, als ob diese sie innerlich auffressen würde. „Welchen Ausweg soll es noch geben, wenn schon fast alle Krieger tot sind? Dann werden auch wir alle, die wir uns hier Zuflucht erhofft haben, sterben.“ In ihren Augen spiegelte sich Trauer. Fast so, als würde sie sich wünschen, durch den Tod wieder zu ihrem Mann zu gelangen. „Ich kann dich verschonen.“ „Wie willst du das tun? Du und deinesgleichen helft unserem Feind doch, uns dahin zu raffen!“ Spöttisch lachte sie auf, es war ihr schlichtweg gleichgültig was weiterhin geschah. „Du wirst verschont werden, du wirst ein Haus bekommen und deine Tochter zur Welt bringen. Du wirst sie grossziehen und es wird euch an nichts fehlen, wenn du mit mir einen Pakt eingehst“, antwortete ihr der Dämon. Seine Augen blitzten unheilsvoll. Etwas verdutzt betrachtete sie die Gestalt, die ihr gegenüber stand. „Was willst du dafür?“ Sie hatte ihre Augen zu schlitzen vereengt und spürte Angriffslust in sich aufwallen. „Woher willst du wissen, dass dieses Kind ein Mädchen wird?“ Wieder lachte der Dämon auf. „Ich bin nicht von dieser Welt, ich habe die Fähigkeit in euch hineinzusehen. Du wirst ein Mädchen zur Welt bringen, sie wird gesund sein und noch schöner werden, als es die eigene Mutter schon ist. Höre nun, was ich dir zu sagen habe. Ich bin Cadeyrn, der Dämonenfürst. Dein Kind wird bei dir wohlbehütet aufwachsen. Sie wird die Frau meines Sohnes werden, denn dieser wird an meiner statt als Dämonenfürst weiterregieren. Dämonen sind stets männlichen Geschlechts, weshalb wir uns an Menschenfrauen bedienen, damit wir uns weitervermehren können. Deine Tochter wird meinen Sohn finden, bevor sie weiß, wer er ist und was sie erwartet. Du wirst einige Tage vor ihrem siebzehnten Geburtstag sterben. Mein Sohn, der tief im Wald in einem gläsernen Sarg darauf wartet zu erwachen, wird an diesem Tag die Augen öffnen. Gehst du diesen Pakt mit mir ein und gibst mir deine Tochter, werdet ihr verschont und in wohlhabenden Verhältnissen leben. Entscheidest du dich dagegen, wirst du wie alle anderen hier oben sterben.“ So sprach Cadeyrn und stellte sie somit vor eine Wahl. „Ich brauche Zeit, um nachzudenken“, entgegnete Shaina, deren Geist sehr verwirrt war. „Wenn die Sonne hinter diesen Hügeln untergeht, werde ich wieder hier erscheinen. Nenne mir dann deine Antwort“, gebot er der Frau, bevor er verschwand(,) wie er gekommen war. Shaina erhob sich und gesellte sich zu den anderen Frauen und Kindern. Still starrte sie vor sich hin. Eine Wahl, die ihr schwerfiel. Was war besser? Der Tod? Oder das Leben? Ein Leben , das sie retten würde, indem sie einen Pakt mit dem Teufel schloss? Es war, als würde sich eine Hand um ihr Herz und um ihre Lungen legen, die sich zusammenzog, ihr die Luft zum Atmen nahm. Sie drohte daran zu ersticken und dachte sie würde keine Luft mehr bekommen. Jeder einzelne Atemzug fiel ihr schwer und die Last die sie trug, drohte sie zu zermürben. Ein Gefühl, als würde ihr Herz in Stücke gerissen werden. Innerlich konnte sie keine Ruhe finden, weinte leise vor sich hin. Niemand würde sie jetzt stören, da jedermann dachte sie betrauere den Tod ihres Mannes, doch das war nur der eine Grund, weshalb sie weinte. Davon aber, ahnte niemand etwas. Cadeyrns Worte hallten noch immer in ihrem Kopf. Wenn sie das Angebot des Dämons annahm, war sie dann nicht eine Verräterin? Sie selbst würde leben, genauso wie ihr ungeborenes Kind, doch ihr Volk war dem Tod geweiht. Schlimmer noch war der Gedanke an Sabir, der bis zum letzten Atemzug für sein Land, sein Volk und vor allem für sie und ihr Kind gekämpft hatte. Und jetzt sollte sie einfach ihre Seele und ihr Kind dem Teufel verkaufen, nur um weiterzuleben. Jetzt wurde sie vor eine bittere Wahl gestellt. Ein Leben ohne Sabir, den sie über alles liebte, ein Leben ohne ihr Volk in dem sie gross geworden war und ein Leben ohne ihre teure Freundin? Hatten sie sich nicht in der vergangenen Nacht geschworen, immer füreinander da zu sein? Sich gegenseitig umeinander zu kümmern? Und jetzt? Jetzt sollte sie alles was ihr lieb war verraten? 'Das ist nicht nur Verrat, sondern Hochverrat', schoss es ihr durch den Kopf. Fröhliches Kinderlachen drang an ihr Ohr. Shaina sah auf und erblickte die Kinder, die ausgelassen miteinander spielten. Sie waren so unschuldig, so sorglos....nicht wissend, ja nicht einmal ahnend, dass ihre fröhliche Seelen bald zerbrechen würden. Ihre Augen erblickten Mala, ihre teuere Freundin, die sich geschäftig um die Älteren kümmerte. Shaina und Mala waren zusammen gross geworden, hatten sich alles geteilt. Sie erinnerte sich an ihre gemeinsamen Tage als Kinder. Wie sie tagtäglich am Bach, der durch ihr Dorf führte, gespielt hatten. An sehr heissen Tagen hatten sie sogar darin gebadet. Meist waren Arvo und Sabir dabei gewesen und hatten mit ihnen das kühle Wasser genossen. Doch die Zeit kam, als die Brüste der beiden Mädchen anzuschwellen begannen und sie Arvo und Sabir nicht mehr mit Kinderaugen betrachteten. Schon damals war klar, dass Sabir und Shaina zusammengehörten, genauso wie Malas und Arvos Herzen füreinander schlugen. Ein leiser, wehmütiger Seufzer kam über Shainas Lippen. Erst der Schrei einer weiteren Frau ließ sie nach Stunden aus ihren Gedanken auffahren. Es waren Malas Schreie. Arvo, einer der treuen Krieger, der an der Seite von Sabir gekämpft hatte, kam schwer verletzt angeritten. Er war voller Blut. Mala weinte und versuchte ihn in die Höhle zu schleifen. Shaina holte Wasser und Tücher, um damit seine Wunden zu versorgen. Sein Atem war gleich eines röcheln. Arvo versuchte zu sprechen, jedoch ähnelte seine Stimme einem erstickten Krächzen. „Fast alle sind gefallen.“ Ein Rasseln begleitete seine Stimme. „ Flieht....bald werden sie hier sein.“ Mala würde ihrem Mann nicht von der Seite weichen, auch wenn er noch so darum flehte. „Flieh....sonst werden sie dich und alle anderen hier töten“, hauchte er nur noch, während seine Augen sich verdunkelten. Die Schreie seiner Gemahlin hallten in der Ferne, sie beweinte ihren toten Mann. Mit aller Kraft nahm sie sich zusammen, um seinem Willen nachzukommen. „Macht euch auf, wir müssen fliehen. Nehmt nur das nötigste mit“, rief sie mit lauter Stimme, sich dessen bewusst, dass sie ihren Gemahl nicht zu Grabe tragen lassen konnte. Fleissig packten alle ihre persönlichen Dinge zusammen, die sie brauchten und sammelten ihre Kinder ein, um sich auf den Weg zu machen. Weg von dem Elend. Wo sie ihre Füße hinbringen würden, wussten sie nicht. Shaina weilte noch immer bei dem toten Krieger. Niemand schenkte ihr Aufmerksamkeit und so leistete sie Sabirs bestem Freund Gesellschaft. Noch immer konnte sie das Wehklagen ihrer Freundin hören. Der Stein, der auf ihre Brust drückte, wurde immer schwerer und sie drohte daran innerlich zu ersticken. 'Wie könnte ich guten Gewissens weiterleben, während alle Anderen sterben müssen?' Konnte sie wirklich mit dem Wissen leben, ihr Kind für ihr beider Überleben an das Böse verkauft zu haben? Ihre Hände streichelten den angeschwollenen Bauch. Das kleine Kind trat kräftig gegen die Bauchdecke. Es steckte voller Energie, das es für das Leben ausserhalb vom Mutterschoß brauchte. Ein zaghaftes Lächeln glitt über Shainas Gesicht. 'Dein Vater würde wollen, dass wir beide leben.' Da war sich Shaina sicher. Sabir hätte alles getan, damit sie und ihr gemeinsames Kind weiterlebten. Selbst wenn er dafür seine Seele dem Teufel hätte verkaufen müssen. Nie hätte er gewollt, dass sein ungeborenes Kind die Welt verlies, ohne deren Schönheit jemals erblickt zu haben. Er war in den Kampf gezogen, um sie zu beschützen. 'Sollte sein Tod etwa umsonst gewesen sein?' Wahrlich, es war Verrat, die Hand des Teufels zu ergreifen doch Shaina wusste, dass die Zeit zu sterben für sie noch nicht gekommen war. „Sabir, verzeih mir....Verzeiht mir bitte,“ flüsterte sie leise. Erneut rannen Tränen des Schmerzes über ihre Wangen. „Ich tue es, für unser Kind.“ Es war inzwischen Abend geworden und die Sonne begann langsam zu sinken. Shaina hatte sich entschieden. Schweren Herzens musste sie sich entscheiden, ob sie sterben wollte, oder dem Kind ein Leben ermöglichen wollte durch einen Pakt mit dem Bösen. Ihr kleines Mädchen. Wie sollte Sie ihr eines Tages erklären, was sie getan hatte und warum sie es getan hatte? Shaina dachte an den Dämonenfürsten. Eine mysteriöse Gestalt, aber sein Aussehen ähnelte dem eines Menschen. Obwohl sie Angst vor ihm hatte und ihn auch verabscheute, fühlte sie sich dennoch zu ihm hingezogen. Als wäre es ihr Schicksal, sich dieser starken Macht zu beugen und ihm zu geben, wonach er verlangte. Angst erfüllte sie, vor dem was sie erwartete. Angst, dass die feindlichen Krieger bald hier eintreffen würden. An dem Ort, an dem sie alle Zuflucht gesucht hatten. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)