Opposites von NaokoSato (the next generation... ap x sm) ================================================================================ Kapitel 1: Aller Anfang ist schwer... ------------------------------------- Hi, jetzt hab ich mal wieder was verzapft und komm da wohl leider nicht mehr so leicht raus... Naja, ich hoffe, es gefällt euch und ihr lasst mir ein paar Kommis da ^^ (wenn es euch nciht gefällt, könnt ihr gerne auch Kommis dalassen, muss ja wissen, was ich falsch mache ^^) Viel Vergnügen Eure Naoko Disclaimer: Nichts davon gehört mir, alles einer gewissen Mrs Rowling. (Außer vielleicht die Idee, aber sonst alles, Orte, Charas usw.) Aller Anfang ist schwer... „Hufflepuff?“ Vollkommen entgeistert flüsterte Scorpius Malfoy den Namen des Hauses, in das ihn der Sprechende Hut gerade gesteckt hat. Wie in Zeitlupe – so kam es ihm zumindest vor – zog er sich den Hut wieder vom Kopf und schlurfte zu ‚seinem’ Tisch, der klatschte und jubelte wie bei jedem Neuankömmling. Hufflepuff?! Er konnte es nicht glauben, genau wie einige andere in der Großen Halle der Hogwarts Schule für Hexerei und Zauberei. Von den Lehrern schienen ein paar mindestens genauso verwirrt wie er, allen voran ein leicht untersetzter Mann mit rundem Gesicht, der in etwa so alt sein dürfte wie sein Vater, den er allerdings nicht kannte. Aber er kannte so oder so niemanden im Raum, allerdings schien man ihn zu kennen. Vom Gryffindor-Tisch starrten ein paar Schüler zu ihm, ebenso aus der Slytherin-Richtung. „Malfoy? Der Sohn von DEM Malfoy? In Hufflepuff?“ Solche oder ähnliche geflüsterte Worte drangen an Scorpius Ohr. Im Hause Slytherin schien sein Vater eine Berühmtheit zu sein. Ja, sein Vater war einigermaßen stolz auf seine Slytherin-Vergangenheit, aber seinen Erzählungen nach war es dennoch nichts Besonderes gewesen. Nicht mehr als die übliche Beliebtheit eines einzelnen. Aber egal, er würde so oder so ausflippen, wenn er erfuhr, an welchem Tisch sein Sohn jetzt saß, in welchem Schlafsaal er schlafen würde… Schließlich war seit Jahrhunderten noch jeder Malfoy in Slytherin gewesen und nun das! Doch plötzlich verstummte das allgemeine Gemurmel wieder als ein gewisser Albus Potter aufgerufen wurde. Alle Augen waren auf den kleinen, verstrubbelten Jungen gerichtet, der also der Sohn des legendären Harry Potter war. Über ihn wusste Scorpius so gut wie nichts, außer dass er irgendwann einmal die Welt gerettet hat, aber selbst das hatte er sich aus Andeutungen zusammengereimt. Immer wenn bei ihm zu Hause der Name Harry Potter fiel, meinte sein Vater nur, dass er ihm dankbar sei und wechselte das Thema. Nun sah Scorpius wie alle anderen in der Großen Halle gespannt zu diesem Albus, der sich gerade den Sprechenden Hut über den Kopf zog. „Hufflepuff!“, verkündete die Kopfbedeckung und Albus Gesicht sowie hunderte andere gefroren. Es dauerte einige Sekunden, bis der junge sich entschloss, den Hocker zu verlassen und an den Hufflepuff-Tisch zu schleichen, den Kopf noch tiefer gesenkt als Scorpius nur wenige Minuten zuvor. Der Rest der Halle schien einfach nur verwirrt, besonders der Lehrer- und der Gryffindor-Tisch, an dem ein älterer Junge, der diesem Albus ziemlich ähnlich sah, immer wieder seinen Mund auf und zu machte als wollte er etwas sagen, wusste aber nicht was. Irgendwie erinnerte er Scorpius an die Fische in seinem Aquarium. Der rundgesichtige Lehrer wirkte im Moment nicht wirklich intelligenter als ein Büschel Seegras. Und kaum hatten die meisten den ersten Schock überwunden, setzte das Gemurmel wieder ein, diesmal lauter, umfassender als bei Scorpius, nur am Hufflepuff-Tisch waren alle zu sehr mit Jubeln beschäftigt um Sätze wie „Potter in Hufflepuff? Irgendwas stimmt da nicht, bei dem Vater…!“ zu äußern. Langsam senkte sich der Lärmpegel wieder, der Rest der Erstklässler wurde aufgeteilt und ein Mann trat vor die Schüler, den Scorpius wenigstens vom Namen her kannte: Professor Night. Anders als seine Kollegen trug er einen gewöhnlichen Muggelanzug, wenn auch einen der teuren Sorte. Von seinem Vater wusste Scorpius, dass Night erst als Lehrer angefangen hatte, als er selbst schon ein paar Jahre raus gewesen war. Er hatte sich ziemlich schnell hochgearbeitet, war Hauslehrer von Ravenclaw gewesen und stellvertretender Schulleiter, bis Professor McGonagall sich vor einigen Jahren zur Ruhe gesetzt und er ihre Stelle übernommen hatte. Seine steile Karriere lag wohl daran, dass er auch außerhalb der Schule äußerst beliebt war. Scorpius allerdings sah keinen Grund dafür. Die kleine Rede, die er da vorne hielt, war relativ nichts sagend, bestand aus unbedeutenden Warnungen und – aus der subjektiven Sicht eines Schülers – sinnlosen Ermahnungen. Seiner Art nach hätte er auch einen guten Besenvertreter abgegeben. Scorpius hasste ihn vom ersten Moment an, viel zu schleimig für seinen Geschmack. Endlich ging auch das Geplapper vorbei und alle widmeten sich dem Essen, doch Scorpius hatte nicht mehr wirklich Hunger, sein Gegenüber offensichtlich auch nicht. Es war Albus Potter und auch er stocherte nur auf seinem Teller herum. „Kommt schon, Jungs. So schlimm wie unser Ruf sind wir nun auch nicht“, grinste ein älterer Junge neben Albus. „Ich bin Max, drittes Schuljahr. Freut mich.“ „Albus“, murmelte dieser nur. „Ich bin Scorpius“, erwiderte er nicht viel lauter. „Sehr schön, und jetzt solltet ihr essen.“ „Keinen Hunger“, antworteten die beiden im Chor und Max brach in lautes Gelächter aus. Er schien ziemlich groß für sein Alter, schlaksig und sein kinnlanges, dunkelblondes Haar fiel ihm unkoordiniert ins Gesicht, und zumindest dem Mädchen neben ihm schien das zu gefallen, so wie sie ihn ansah. Scorpius wand sich seufzend wieder seinem Teller zu und aß doch noch ein bisschen was. Einige Zeit später folgte er mit den anderen Erstklässlern einem Vertrauensschüler, dessen Namen er schon wieder vergessen hatte, einen Gang hinunter in den Keller, einen anderen als den, den sein Vater ihm beschrieben hatte. Ein paar Schritte vor ihm lief Albus, dessen Gesicht nicht fröhlicher als sein eigenes war. Vor einem Stillleben blieb der Vertrauensschüler schließlich stehen und nannte das Passwort, das Bild schwenkte zurück und gab ihnen den Weg frei in den über und über in gelb und schwarz geschmückten Gemeinschaftsraum, mit seinen vielen Sesseln und einem riesigen Kamin. Warm war es und irgendwie gemütlich, so ganz anders als das, was Scorpius von seinem Vater über den Slytherin-Gemeinschaftsraum gehört hatte. „Die Schlafsäle sind hier, die Mädchen gehen nach rechts, die Jungen nach links. Euer Gepäck ist schon da. Geht bald ins Bett“, meinte der Vertrauensschüler nur und die kleine Gruppe Erstklässler teilte sich auf. Vier Jungen waren es, die gemeinsam ihren Schlafsaal betraten. Dieser war halbrund und hatte meterdicke Wände, in die fünf Nischen eingelassen waren, in vier davon stand jeweils ein Bett, davor hingen gelbe und schwarze Vorhänge, in der fünften Nische stand ein großes Sofa, dass offensichtlich erst vor kurzem dahin gestellt worden war. Zwischen den Nischen führten jeweils ein paar steile Stufen zu kleinen, hochgelegenen Fenstern. An der geraden Wand fand sich abermals ein Kamin, wenn auch deutlich kleiner als der im Gemeinschaftsraum, links und rechts daneben je eine Tür, die durch die sie gerade gekommen waren und eine mit der Aufschrift ‚Badezimmer’. „Also, ich bin Steve“, stellte sich ein kleiner, rundlicher Junge mit rötlichen Haaren vor. „Ich heiße Matthew, aber nennt mich bitte Matt“, meinte ein anderer, größerer mit hellbraunem Haar. „Ablus.“ „Scorpius.“ „Sagt mal, redet ihr immer so wenig?“, fragte Steve und warf sich auf das Bett, neben dem seine Truhe stand. „Werdet ihr ja sehen“, meinte Scorpius nur und setzte sich auf sein Bett. Die anderen beiden setzten sich ebenfalls, Albus Schulter zuckend, Matt mit hochgezogenen Augenbrauen. „Kommt schon! Was bedrückt euch?“, hakte Steve nach. „Ich glaube, wir beide sollten nicht hier sein“, erwiderte Albus und Scorpius nickte zustimmend. „Ich will gar nicht wissen, was James sagt, wenn ich ihm das nächste Mal begegne.“ „Mein Vater wird ausflippen“, merkte Scorpius an. „Also erstens: Wer ist James? Und zweitens: Wieso ausflippen?“, fragte Steve. „Mein Bruder“, antwortete Albus. „Zweites Schuljahr und in Gryffindor, wie der Rest meiner Familie.“ „Ich gehöre nach Slytherin“, meinte Scorpius nur knapp. „Aber deswegen wird dein Vater doch nicht gleich ausflippen…“, meinte Matt. „Ich bin der erste Malfoy seit Jahrhunderten, der in einem anderen Haus gelandet ist. Sie werden alle verrückt spielen, meine Eltern und meine Großeltern.“ „Nur deswegen doch nicht…“, wunderte Matt sich. „Sagt dir das Wort Familientradition etwas? Da sind die ganz stolz drauf.“ „Komische Familien habt ihr. Meine Eltern waren schon froh als ich angenommen wurde, und das obwohl keine Zweifel daran bestanden, dass ich Zauberer bin“, erzählte Matt. „Und meine hatten bis vor kurzem nicht mal eine Ahnung, was Hogwarts ist, von verschiedenen Häusern ganz zu schweigen“, sagte Steve. „Schön für euch“, brummte Albus nur und ging ins Bad. „Was hat er nur? Ist das denn wirklich der Weltuntergang?“, fragte Matt verwundert, aber die anderen beiden zuckten nur mit den Schultern. Plötzlich klopfte etwas an eine der Fensterscheiben. Matt erklomm die Stufen um das Fenster zu erreichen und ließ eine winzige Eule rein, die sich auf Albus Bett setzte und wartete. „Albus, ich glaube, du hast Post“, rief Matt in Richtung Bad. Seufzend kam Albus zurück und verdrehte die Augen als er das Tier sah. „Das kann ja nichts gutes bedeuten“, murrte er. „Wie kommst du darauf?“, wollte Steve wissen. „Das Vieh gehört James“, erwiderte Albus nur und nahm der Eule den Brief ab, las ihn, warf ihn auf den Boden und ging wieder ins Bad. Alle verbliebenen Augen starrten das Papier an, bis Matt sich schließlich entschloss, es aufzuheben und ebenfalls zu lesen. „Echt toller Bruder“, meinte er und reichte es einem neugierig dreinschauenden Steve, Scorpius stand nun ebenfalls auf und las über Steves Schulter hinweg. ‚Hufflepuff also… und du hattest Angst, du würdest in Slytherin landen… Rose findet es ziemlich schade, das du dort bist, aber wenn du mich fragst, ist das wahrscheinlich die beste Lösung für deine Probleme. Viel Spaß noch, James’ Daneben war ein schadenfroh lachendes Gesicht gekritzelt. Die drei sahen sich unsicher an. „Vielleicht kann er ihn ja irgendwo eintauschen“, schlug Steve vor. „Vielleicht könnt ihr meine Post in Ruhe lassen“, brummte Albus, der gerade wiederkam, Steve den Brief aus der Hand riss und ihn ins Feuer warf. „Sorry“, murmelten die anderen drei während Albus etwas zu schreiben rauskramte und ein paar Worte auf ein winziges Stückchen Pergament schrieb und die Eule mit seiner Antwort wieder wegschickte. Dann zog er seinen Schlafanzug an, kletterte in sein Bett und zog den Vorhang davor zu. Scorpius sah die anderen unsicher an, aber die schienen auch keinen blassen Schimmer zu haben, was man tun könnte. Matt war schließlich der erste, der sich wieder bewegte und nun seinerseits ins Bad ging. Kurze Zeit später lagen alle in ihren Betten und zumindest Scorpius fiel es reichlich schwer einzuschlafen. Eine schwarze Eule landete direkt vor Scorpius, im Durcheinander der täglichen Postlieferung war sie ihm gar nicht aufgefallen. „Morgen, Noir“, begrüßte er sie lächelnd und nahm ihr den Brief ab, der an ihrem Bein hing. „Das ist ja ’ne coole Eule“, bemerkte Matt neben ihm, aber Noir selbst interessierte sich nur für die Brotstückchen, die Scorpius ihr lächelnd vor den Schnabel hielt. „Ist das deine eigene?“, fragte eine ihrer Klassenkameradinnen namens Eleanor. „Nein, das ist unsere Familieneule“, antwortete Scorpius nur und las den Brief. ‚Lieber Scorpius, eine interessante Wahl hast du da getroffen. Ja, ich weiß, du kannst nichts dafür, aber interessant ist es trotzdem. Der erste Malfoy in Hufflepuff… eine durchaus gewöhnungsbedürftige Kombination. Du denkst bestimmt, dass ich jetzt enttäuscht bin, aber vielleicht ist es auch ganz gut so… Deine Mutter war leicht geschockt, sie ist aber froh, wenn du sagst, dass es dir gut geht und du schon Freunde hast. Ich sollte dir allerdings auch sagen, dass dein Großvater es nicht wahrhaben will. Großmutter versucht ihn die ganze Zeit davon zu überzeugen, dass das nicht das Ende der Welt ist und er deswegen nicht gleich seinem Leben ein Ende setzen sollte. Wahrscheinlich solltest du ihm mal schreiben, vielleicht hört er ja auf seinen geliebten Enkel… Melde dich bald wieder, ja? Wir haben dich lieb. Dad’ Vollkommen verwirrt starrte Scorpius auf den Brief. Sein Vater war nicht sauer? Es war vielleicht ganz gut so? Was war denn bitteschön mit dem los? Draco Malfoy, ein eingefleischter Slytherin, hatte kein Problem damit, dass sein einziger Sohn und Erbe in ein anderes Haus gekommen war? Noch dazu nach Hufflepuff? Scorpius konnte es gar nicht glauben, zumal ihm sein Vater circa ein Jahr lang von Hogwarts erzählt hatte, alles voran vom Hause Slytherin. Seit vier Tagen waren sie nun hier. Mit Matt und Steve verstand Scorpius sich mittlerweile ziemlich gut, nur Albus hielt sich aus allem raus. Im Unterricht sagte er so ziemlich nichts und danach war es auch nicht besser. Und jedes Mal, wenn sie zwischen den Stunden seinem Bruder James auf den Gängen begegneten, zog der ihn wieder mit seinem Haus auf. Danach war Albus immer noch schweigsamer, egal wie sehr sich seine Klassenkameraden auch bemühten. In der Bibliothek hatte Scorpius etwas über Harry Potter heraus gefunden und den Schluss gezogen, dass es mehr als schwer sein muss, in solche Fußstapfen treten zu müssen, besonders wenn man seinem Vater dann auch noch so aufs Haar ähnelte… Am Nachmittag hatten sie ihre erste Flugstunde und alle waren ziemlich aufgeregt. Steve, weil er keine Ahnung hatte, was auf ihn zukam, Matt, weil er zwar gern flog, zu Hause aber nur sehr selten die Chance dazu bekam und Scorpius, weil er sich auf einem Besen pudelwohl fühlte. Albus wäre allerdings am liebsten nicht mit in den Hof gekommen, wo die Stunde stattfand, das sah man ihm schon dreihundert Meter gegen den Wind an. „Ruhe bitte“, forderte die zuständige Lehrerin, die nach Scorpius Informationen schon zu Zeiten seines Vaters unterrichtet hat. „Ich bin Madam Hooch. Willkommen bei Ihrer ersten Flugstunde. Jeder stellt sich neben einen der Besen!“ Sie zeigte auf die Besen, die sauber aufgereiht am Boden lagen. „Und Sie hören auf zu kichern und zu schwatzen, Miss Weasley!“, forderte sie Rose Weasley auf, die sich die ganze Zeit über mit einer Klassenkameradin unterhalten hatte und jetzt leicht rot werdend neben ihren Besen trat. Als Scorpius sich neben seinen Besen stellte, sah er zur Seite und einen Albus, der fast kreidebleich war. „So, halten Sie Ihre Hände über den Besen und sagen ‚Auf!’“ „Auf!“ Und schon hielt Scorpius sein Fluggerät in der Hand. Er schaute zu Matt und sie grinsten sich über die Enden ihrer Besenstiele hinweg an. Steve, der neben Matt stand, brauchte ein paar Anläufe, aber schließlich strahlte er ebenfalls. Albus wiederum schien es nicht mal richtig zu versuchen. „Gibt es ein Problem, Mister Potter?“, fragte nun Madam Hooch, doch Albus schüttelte nur den Kopf und probierte es wenigstens etwas ernsthafter. Nach einigen Minuten hielt er dann als letzter seine Besen in der Hand. „So, da jetzt alle soweit sind, steigen Sie jetzt auf und versuchen, ein paar Zentimeter über dem Boden zu schweben. Auf geht’s!“ Am liebsten wäre Scorpius höher geflogen als ein paar Zentimeter, aber dafür standen sie zu sehr unter Beobachtung. „Das ist cool“, freute Steve sich bevor er unsanft auf dem Boden landete. „Konzentration da hinten! Mister Potter, würden Sie sich bitte auch entschließen, am Unterricht teilzunehmen?“ Doch Albus starrte nur auf den Besen in seiner Hand, dann stieg er seufzend auf und stieß sich vom Boden ab. Es wurde ein kleiner Hüpfer. Die nächsten Versuche waren ebenso wenig von Erfolg gekrönt und die Klasse war gespalten zwischen schadenfrohem Gelächter und leicht mitleidigen Blicken, aber für Scorpius sahen nur wenige aus, als würden sie sich ernsthafte Sorgen machen, unter ihnen Matt, Steve und Rose. „Lassen Sie es gut sein, Mister Potter“, beendete Madam Hooch schließlich die Tortur. Wie auf Befehl ließ Albus den Besen fallen und lief wieder ins Gebäude. „So war das zwar nicht gemeint, aber was soll’s“, seufzte Madam Hooch. „Ihr anderen: Wieder in die Luft und langsam Runden fliegen.“ „Was war denn vorhin mit Albus los?“, wunderte sich Steve auf dem Weg zum Abendessen. „Keine Ahnung“, erwiderte Matt und Scorpius zuckte ebenfalls nur mit den Schultern. „Seid ein bisschen nett zu ihm, ja?“ Alle drei drehten sich zu Rose um, die sie mit großen Augen ansah. „Wisst ihr, er kann es nicht. Seit unsere Eltern uns auf Besen gelassen haben, ist er derjenige, der es nicht schafft auch nur einen Zentimeter über dem Boden zu schweben“, erklärte sie. „Was denn? Hat er es nicht mal jetzt geschafft?“, fragte James, der urplötzlich hinter Rose aufgetaucht war. Keiner antwortete ihm, nur Rose schüttelte leicht den Kopf. „Naja, hätte auch nichts anderes erwartet“, meinte James grinsend und zog Rose mit sich in Richtung Große Halle. „Trottel“, brummten Steve und Matt im Chor und Scorpius war wieder einmal froh, Einzelkind zu sein. Beim Essen taute die Stimmung langsam wieder auf, zumal Max sie über alles und jeden ausfragte, darüber, wie sie die Stunden fanden, die Lehrer, die Schule allgemein… „Was tust du da?“, fragte er Scorpius kurz vor Ende des Essens, als dieser Essen in eine Serviette wickelte. „Albus ist nicht gekommen, wir sollten ihm was mitnehmen“, erklärte Scorpius. „Was ist denn los?“ „Flugprobleme“, meinte Matt nur, woraufhin Max nur fragend zwischen ihnen hin und her sah. „Er kann nicht fliegen, hat es einfach nicht geschafft“, erklärte Steve leise. „Und dann ist er aus dem Unterricht abgehauen.“ „Oh Mann“, war Max einiger Kommentar und Scorpius steckte die gefüllte Serviette in seine Tasche. „Aber irgendwie verständlich…“ „Wie meinst du das?“, fragte Matt. „Naja, ihr wisst doch, wer sein Vater ist?“ Allgemeines Nicken. „Er ist ein Naturtalent gewesen, nach seiner allerersten Flugstunde wurde er schon Sucher für Gryffindor. Und er war einer der Besten.“ „Echt?“ „Echt! Mein Dad war dabei. Und wenn man das weiß, wundert sein Verhalten auch nicht mehr.“ „Nein, kein bisschen“, meinte Scorpius. „Ich geh schon mal vor, bis dann.“ Er ging langsam zurück in den Gemeinschaftsraum, aber dort fand er Albus nicht, also versuchte er sein Glück im Schlafsaal. „Albus? Bist du hier?“, rief er in den Raum, dann bemerkte er, dass der Vorhang vor Albus Bett zugezogen war. Vorsichtig ging er auf den schwarzen Stoff zu. „Albus?“, fragte er leiser. „Lass mich in Ruhe“, kam eine leise Stimme hinter dem Vorhang vor, den Scorpius behutsam zur Seite schob. „Kann ich nicht, sorry“, meinte er leise. Albus saß wie zusammengeknüllt in einer Ecke und starrte auf seine Knie. „Geh weg“, brummte er. Doch Scorpius setzte sich auf das Bett und hielt Albus die Serviette hin. „Hab dir was zu essen mitgebracht.“ „Danke“, murmelte Albus und nahm ihm die Serviette ab. „Sag mal, wer ist eigentlich diese Rose?“, fragte Scorpius, der die Verbindung der beiden zueinander noch nicht richtig einordnen konnte. „Sie ist meine Cousine“, erwiderte Albus kauend. „Scheint dich zu mögen…“ „Sie nervt. Zu Hause kommt sie ständig zu uns, teilweise unangekündigt“, brummte Albus. „Oh…“ Scorpius schwieg während Albus aß. „Willst du gar nicht wissen, was vorhin los war?“, fragte Albus schließlich. „Nein, das ist deine Sache.“ „Du bist komisch.“ „Wie meinst du das denn bitte?“ „Jeder andere würde fragen…“ „Naja, ich glaube Max hat da schon ein bisschen was erzählt“, gab Scorpius zu. „Zumindest von uns wird keiner fragen.“ „Über meinen Vater?“ „Ja.“ „Hat er auch erzählt, dass meine Mutter mal Profi-Quidditschspielerin war?“ „Nein.“ „Eigentlich müsste ich es können, wenigstens ein bisschen.“ „Nur weil deine Eltern etwas können, heißt das doch nicht automatisch, dass du es auch können musst.“ Albus zuckte nur mit den Schultern. „Habt ihr James getroffen?“ „Ja.“ „Hat er was gesagt?“ „Nein“, log Scorpius. „Danke.“ „Wofür?“ „Dafür, dass du mir seinen blöden Kommentar ersparen willst.“ „Aber er hat doch gar nicht… okay, ja, er hat, aber er ist es nicht wert, ihn zu wiederholen. Tut mir leid, dir das sagen zu müssen, aber dein Bruder ist ein Arschloch.“ „Wieso tut dir das leid? Ist doch so“, entgegnete Albus und lächelte schon wieder leicht. „Alles wieder gut?“, fragte Scorpius lächelnd. „Ich kann zwar immer noch nicht fliegen, aber sonst ja.“ „Fliegen wir eh überbewertet.“ „Du kannst es ja auch…“ „Schon, und es macht Spaß, aber es ist nicht das wichtigste auf der Welt, auch wenn es Leute gibt, die das vielleicht denken.“ „Und du gehörst nicht dazu?“ „Auf keinen Fall. Ich meine, mein Dad sähe mich zwar gern im Quidditschteam, aber das kann er mal getrost vergessen. „Aber du wärst bestimmt gut…?“ „Vielleicht, aber ich habe einfach keinen Bock darauf, vor allem nicht auf das Teamgetue. Ich mach mich doch nicht für die Trottel da draußen zum Affen… Hör auf zu lachen! Ich mein das vollkommen ernst.“ „Tut mir Leid“, presste Albus hervor und lachte ungestört weiter. „Hör auf, Ally!“ Albus stockte. „Ally?“ „Genau.“ „Das klingt wie ein Mädchen!“ „Wer kichert wie ein Mädchen, der kann auch das vertragen!“ „Na toll“, seufzte Albus. „Nimm es nicht so schwer, unter Freunden gibt man sich doch Spitznamen, oder?“, lächelte Scorpius. „Freunde?“ „Klar, was hast du denn gedacht?“ Doch als Antwort lächelte Albus nur. „Da seid ihr ja!“, rief plötzlich ein strahlender Matt von der Tür her. „Und beide lächeln, dann ist also alles wieder in Ordnung“, fügte Steve grinsend an. „Dann können wir sie bestimmt zu einer Runde ‚Mensch ärgere Dich nicht!’ überreden.“ „Eine Runde was?“, riefen Albus und Scorpius im Chor. „’Mensch ärgere Dich nicht!’, sagt bloß, ihr kennt das nicht?“, fragte Steve ungläubig. „Du darfst nicht vergessen, die beiden haben keine Verbindung in deine Welt“, erinnerte Matt ihn leise. „Dann bring ich es euch eben bei“, grinste Steve. Da tippte etwas zaghaft auf Scorpius Schulter und er drehte sich zu Albus. „Ob wir Angst haben müssen?“, fragte dieser. „Ich hoffe doch mal nicht“, antwortete Scorpius, seine Zweifel waren ihm überdeutlich ins Gesicht geschrieben. „Angst? Das ist doch ganz harmlos“, versicherte Steve und kramte das Spiel aus seiner Truhe hervor. Es wurde einer der wenigen Abende, an denen Albus wirklich fröhlich auf Scorpius wirkte. Ende Kapitel 1 (Ja, war lang, ich weiß. Danke fürs Durchhalten ^^) Kapitel 2: ... und leichter wird es auch nicht ---------------------------------------------- Hallo ^^ Hier nun also das nächste Kapitel meiner kleinen Story für die man mich gerne für verrückt erklären darf, ich weiß ja auch schon, dass ich es bin *g* Vielen lieben Dank allen Kommischreibern und allen, die mich in ihren Favo-Listen haben *knuddel* Diesmal haben wir einen kleinen Zeitsprung vor uns liegen, ganze fünf Jahre am Stück, wir befinden uns also am Ende des fünften Schuljahres und wünschen unseren beiden Protagonisten nur das Beste ^^ Viel Spaß Disclaimer: Leider besitze nicht ich die Rechte an diesen Orten, Charakteren usw. sondern eine gewissen Miss Rowling, wäre dem nicht so, würde ich nicht mehr im Studentewohnheim wohnen... ... und leichter wird es auch nicht Fünf Jahre später Mittwoch, 23. Juni „Mein Dad kommt mal wieder vorbei und hält einen seiner Vorträge“, seufzte Albus. „Mein Dad fragt zum tausendsten Mal, wann ich denn endlich ins Quidditschteam eintrete“, erwiderte Scorpius. „Kurz vor den Ferien?“, wunderte Albus sich. „Komischen Dad hast du…“ „Deiner kommt zum zehnten Mal in diesem Halbjahr und will uns was in Verteidigung beibringen…“, meinte Scorpius. „Stimmt, sonst kommt er nur ein zwei Mal im gesamten Schuljahr…“, murmelte Al. „Naja, vielleicht werden so wenigstens die letzten Verteidigungsstunden im Jahr interessant, wenn es schon die anderen nicht waren…“ Scorpius und Albus saßen am Tag nach ihren letzten ZAG-Prüfungen als letzte am Frühstückstisch, die anderen waren schon nach draußen gegangen um die Sonne zu genießen oder saßen ihre letzten Stunden ab, wenn die Lehrer nicht so nett waren und diese ausfallen ließen wie Albus und Scorpius Muggelkundelehrerin. „Naja, langsam weiß ich nicht mehr, was er uns noch beibringen will“, meinte Albus. „Keine Ahnung, aber wir wissen bestimmt noch nicht alles, was man als Auror wissen muss“, überlegte Scorpius. „Wir sind im fünften Schuljahr und stehen nicht kurz vor unserem Eintritt ins Ministerium“, erwiderte Albus. „Solltest du ihm vielleicht mal sagen“, schlug Scorpius vor. „Wann will er denn kommen?“ „Steht hier nicht drin“, meinte Albus während er den Brief in seiner Hand noch einmal überflog. „Heute, schätze ich“, lächelte Scorpius, dessen Blick gerade zur Tür der Großen Halle gewandert war. „Ach Quatsch, dann hätte er doch früher geschrieben“, winkte Albus ab. „Hätte ich?“, fragte die erwachsene, bebrillte Version von Albus hinter diesem und Al drehte sich erschrocken um. „Dad?!“ „Sehr schön, du erkennst mich noch“, grinste Harry Potter und setzte sich neben seinen Sohn. „Hallo Scorpius“, begrüßte er diesen. „Morgen, Mister Potter“, lächelte Scorpius. „Was macht ihr beiden denn hier drinnen?“, wollte Harry wissen. „Bei dem schönen Wetter solltet ihr lieber raus gehen.“ „Keine Lust“, brummte Albus nur. „Wir haben uns beim Frühstück Zeit gelassen und waren noch dabei, die Post zu lesen“, erklärte Scorpius. „Verstehe“, meinte Harry. „Solange ihr nicht den Unterricht schwänzt…“ „Machen wir nicht, leider“, versicherte Scorpius. „Wieso leider?“, fragte Harry. „Leider wurde mein Vorschlag von der Klasse mal wieder abgelehnt, als wichtigen kulturellen Bestandteil der Muggelwelt einmal Fußball genauer zu betrachten, am besten durch praktische Erprobung“, erklärte Scorpius ernst, aber Harry sah ihn nur fragend an. „Er wollte Fußball spielen“, meinte Albus und sah dabei nicht sonderlich begeistert aus. „Fußball?“, fragte Harry verwirrt. „Ja, kennen Sie das nicht?“, fragte Scorpius lächelnd zurück. „Doch, doch, ich hätte nur nicht gedacht, dass du es kennst“, wunderte sich Harry. „Wieso nicht? Seit ich denken kann, spiele ich schon“, lächelte Scorpius. Harry lachte leise. „Und das bei dem Vater…“ „Harry!“, rief plötzlich Professor Longbottom von der Tür her und kam zu ihnen. „Hi Neville“, begrüßte Harry ihn lächelnd. „Was machst du denn hier?“, fragte Neville. „Ich dachte mir, ich gebe unseren Prüflingen noch eine kleine Stunde bevor sie nur gelangweilt in der Gegend rum sitzen“, grinste Harry. „Wenn du noch Zeit hast, wie wäre es dann mit einer Tasse Tee?“, schlug Neville vor. „Gerne, wir sehen uns dann später, Jungs“, lächelte Harry noch mal und verschwand dann mit dem Kräuterkundelehrer. „Darf ich mal was anmerken?“, fragte Scorpius als sie aus der Tür waren. „Wenn ich Nein sage, machst du es doch trotzdem“, seufzte Albus. „Stimmt, aber ernsthaft jetzt, dein Dad sah irgendwie fertig aus.“ Doch Albus zuckte nur mit den Schultern. „Vielleicht muss er in letzter Zeit viel arbeiten, kommt öfter vor.“ „Albus Potter!“, kam es plötzlich von einem eher kleinen, rothaarigen Jungen hinter Al, dieser warf nur den Kopf in den Nacken und sah den Ravenclaw von unten her an. „Hugo Weasley! Schön, wir kennen unsere Namen noch. Was ist?“, fragte er nur. „Was macht Onkel Harry hier?“, wollte Hugo wissen. „Wieder mal Gastdozent spielen, was sonst?“, meinte Al. „Schon wieder?“, wunderte Hugo sich und setzte sich ebenfalls neben Albus. „Sag mal, hast du keinen Unterricht mehr?“, fragte dieser kalt. „Nein, Neville hat die Stunde ausfallen lassen als er aus dem Fenster guckte und Onkel Harry sah“, erklärte Hugo. „Schön, dann solltest du rausgehen und spielen, Kleiner. Oder lernen, das macht Mama stolz“, murrte Albus und mit dem Blick eines getretenen Hundes verließ Hugo die Große Halle. „Sag mal, musste das sein?“, fragte Scorpius einen genervt dreinschauenden Albus. „Ja, musste es. Deine Familie ist vielleicht nicht so, aber meine nervt irgendwann nur noch. Ich freu mich schon überhaupt nicht auf die Ferien, dann geht es wieder los…“ „… das Generve wegen deiner Frisur, die Kleinen, die ständig wollen, dass du vorbeikommst und mit ihnen spielst, obwohl sie dich so schon jeden Tag in der Schule sehen können, was sie aber nicht ausnutzen, weil es ihnen peinlich wäre mit ihrem Lieblingscousin und schwarzen Schaf der Familie in der Öffentlichkeit gesehen zu werden. Hinzu kommen die blöden Sprüche deines Bruders, vor denen du zu Hause überhaupt nicht mehr sicher bist, die überfallartigen Besuche diverser Familienabkömmlinge, einschließlich Rose, die nach all den Jahren immer noch nicht geschnallt hat, dass du nie etwas von ihr wolltest und es nie wollen wirst, und das obwohl du zwei Jahre lang bei jeder sich bietenden Gelegenheit vor ihren Augen mit Eleanor geknutscht hast, bis ihr euch vor ein paar Wochen dann doch getrennt habt. Ganz abgesehen vom allseitigen Unverständnis dafür, dass du weder fliegen kannst, noch dich für Quidditch interessierst“, zählte Scorpius auf, nur zu gut kannte er diese Ansprach schon. „Ach ja, du kannst dich während des Sommers bei niemandem so gut über deine Familie auslassen wie sonst bei mir“, fügte er grinsend an. „Du kennst mich schon viel zu gut“, murrte Albus, dann schien ihm etwas einzufallen. „Hast du noch etwas gemerkt? Bei meinem Vater grade, meine ich?“ „Nicht mehr als die riesigen Augenringe, wieso?“ „Er hat gar nicht erwähnt, dass ich mir die Haare schneiden lassen soll…“, meinte Albus und spielte mit einer Strähne seiner überschulterlangen Haare. „Stimmt“, erwiderte Scorpius nur, ihm war das gar nicht aufgefallen und das obwohl diese Bemerkung immer in den ersten zwei Minuten einer Unterhaltung kam. „Irgendwas stimmt da nicht…“, murmelte Albus gedankenverloren. Eine Weile saßen sie nur schweigend da, Scorpius beobachtete Albus, der mit dem Kopf auf der Tischplatte wiederum eine Fliege beobachtete, die auf der Suche nach Frühstücksresten über den Tisch krabbelte. Die Klasse, bestehend aus Hufflepuffs und Ravenclaws, war vollzählig, was auf den ersten Blick merkwürdig erschien, hatte doch ihr Verteidigunglehrer und Hauslehrer von Hufflepuff, Professor Greenpipe, die Teilnahme nach den Prüfungen zur freiwilligen Freizeitgestaltung erklärt, nicht zur Pflichtübung. Doch viele hatten sicher den ach so großen Harry Potter gesehen oder gehört, dass er da war, und waren sich sicher, dass er in dieser Stunde vortragen würde, da er ja schon oft genug gesagt hatte, in dieser Klasse gefalle es ihm am besten, immer mit einem Seitenblick auf Albus, den das allerdings ganz und gar nicht interessierte. Jetzt saßen Albus und Scorpius wie immer auf ihren Plätzen in der letzten Reihe. „Es gibt nichts, was er uns nicht schon erzählt hätte“, murmelte Al, den Kopf wieder einmal auf der Tischplatte. „Kopf hoch und Augen nach vorn, Mister Potter!“, wurde er in diesem Moment ermahnt. „Ja, Dad“, meinte Albus nur und sah nach vorn während der Rest der Klasse lachte und Scorpius nur mit dem Kopf schüttelte. „Wenn du denkst, du kannst hier schlafen, dann beweis mir erstmal, dass du es dir verdient hast und erkläre uns, wie man einen Patronus heraufbeschwört“, forderte Harry mit einem amüsierten Funkeln in den Augen. „Wieso erklären?“, fragte Albus gelangweilt und zog seinen Zauberstab. „Expecto Patronum.“ Eine kleine Fledermaus aus silbern glänzendem Nebel flog von der Zauberstabspitze aus quer durch den Raum und drehte dann einige Runden um Harrys Kopf. Alle Augen im Raum waren auf sie gerichtet, nur Harry sah seinen Sohn verwirrt an. „Seit wann…“, begann er, aber seine Verwirrung erlaubte es ihm nicht einmal seine Frage zu beenden. „Seit dem dritten Schuljahr, als du Angst hattest, ich würde die Schule nicht schaffen“, antwortete Albus Schulter zuckend. Harry schien irgendwie versteinert, er konnte Al nur anstarren und regte sich nicht. „Alles klar, Dad?“, fragte Albus schließlich und weckte Harry damit auf. „Ähm… ja… also… weiß denn jemand, was man braucht um einen Patronus heraufzubeschwören?“, fragte Harry zögerlich. Scorpius meldete sich und ihm wurde mit einem Handzeichen erklärt, er solle doch bitte antworten. „Man braucht ein besonders positives Gefühl, das aus einer Erinnerung oder auch schon aus der Vorstellung an ein schönes Ereignis kommen kann, zum Beispiel dem Gedanken an das Ende dieser Unterrichtsstunde, wenn man Ihren Unterricht und/oder Sie nicht mag, Mister Potter. Natürlich braucht man einen Zauberstab und die Zauberformel ‚Expecto Patronum’, damit man, wie Ally das gerade so formschön demonstriert hat, einen so genannten Patronuns erzeugen kann, ein aus positiver Energie bestehender Schutzzauber, der Dementoren vertreibt. Normalerweise besitzt der Patronuns die Form eines Tieres, welches hängt vom Zauberer bzw. der Hexe ab, der oder die den Zauber gesprochen haben. Er kann aber auch als einfaches Schutzschild erscheinen, was meist bei Anfängern, wenn ich das mal so ausdrücken darf, der Fall ist.“ Nun war Scorpius derjenige, der von Harry ungläubig angestarrt wurde. „Nicht umsonst gelte ich als Jahrgangsbester, nicht Ihre Nichte Rose“, lächelte Scorpius unschuldig und Albus versuchte an seiner Seite, ein breites Grinsen zu unterdrücken. „Kannst du es auch?“, fragte Harry schließlich. „Natürlich“, lächelte Scorpius und holte seinen Zauberstab ebenfalls hervor. „Expecto Patronum.“ Eine schlanke Katze schritt regelrecht von seinem Zauberstab aus über den Tisch vor ihm und ließ sich in Als Schoß nieder. Alle drei saßen Harry erwartungsfroh an, Scorpius, Al und die Katze. Doch dieser wand sich lieber dem Rest der Klasse zu und wenig später war der Raum erfüllt von Schülergemurmel und silberweißen Nebenschwaden. „Sag mal, hast du das damals auswendig gelernt als wir es praktisch gelernt haben?“, fragte Albus Scorpius leise. „Nö, die Mühe hab ich mir damals nicht gemacht, ich wollte die Praxis wissen, mehr nicht. Greenpipe hat das letztes Jahr mal kurz erwähnt“, erwiderte Scorpius. „Mally, du erstaunst mich immer wider…“ „Du sollst mich doch nicht so nennen“, brummte Scorpius, konnte aber ein leises Lachen doch nicht zurückhalten. „Albus, ich würde gerne noch mit dir sprechen“, meinte Harry als die Stunde vorbei war und alle fröhlich schnatternd den Raum verließen. Albus warf Scorpius einen Blick zu, der ihn bat dazubleiben, doch Scorpius wollte bei wichtigen Vater-Sohn-Gesprächen nicht stören und wand sich zum Gehen. „Mit dir auch, Scorpius“, bat Harry und die beiden Jungen sahen sich verwirrt an, dann schaute Scorpius zu Harry. „Mit mir, Sir?“, fragte er. „Keine Angst“, lächelte Harry, „es ist nichts schlimmes. Obwohl das vorhin schon irgendwie…“ „…fies, gemein und hinterhältig war?“, vervollständigte Al den Satz seines Vaters, der ihn ansah und lächelte. „Ja, und ich frage mich echt woher du das hast…?“, meinte Harry kopfschüttelnd. „Was? Den Patronus? Aus einem Buch, nachdem ich gehört habe, dass du das auch in der dritten Klasse konntest. Und die Gemeinheit muss wohl in den Genen liegen, James hat das ja auch.“ „James?“, fragte Harry. „Macht er das etwa immer noch? Ich habe ihm doch schon tausendmal gesagt, er soll aufhören, dich zu ärgern.“ „Und je öfter du das machst, desto schlimmer wird es. Gestern hat er mich zum Beispiel in den See geworfen“, meinte Albus nur. „Hat er?“, fragte Harry entgeistert und sah gleich zu Scorpius, da alle im Raum wussten, dass Albus nicht antworten würde. „Hat er. Wir saßen am Ufer, nach der letzten Prüfung, an einer Stelle, die vom Schloss aus nicht wirklich zu sehen ist. Dann kam James, hat Ally mit einem Zauber in die Luft gehoben und ihn über dem Wasser schweben lassen. Als Ally sich aber geweigert hat zu sagen, er sei Abschaum und James tausend – nein, millionenfach besser und Ally hätte es nicht verdient sein Bruder zu sein, hat er ihn fallen lassen und ist lachend wieder abgezogen“, erzählte Scorpius wahrheitsgemäß, Albus neben ihm starrte nur auf den Boden als wolle er den gleich vierteilen. „Habt ihr jemandem Bescheid gesagt?“, fragte Harry und sah zu Ally, aber es war wieder Scorpius, der antwortete. „Es würde keiner glauben. Sobald James die Leute mit seinen großen, braunen Augen ansieht, glauben sie ihm alles, sogar, dass die Erde eine Scheibe auf dem Rücken einer Riesenschildkröte ist, die durchs Universum schleicht.“ „Und was ist mit euren Hauslehrern? Nicht mal die?“, hakte Harry nach. „Dad“, mischte Albus sich wieder ein. „Glaubst du echt, Neville könnte seinem erklärten Liebling etwas abschlagen? Und was Greenpipe angeht… du kennst ihn, der glaubt alles. Wenn ich komme und ihm was sage, glaubt er das, dann kommt aber James und sagt was anderes, und er glaubt ihm… Ich meine, der Mann würde Lily glauben, wenn sie ihm erzählt, ihr Mitbewohner ist ein vierköpfiger Drache und sie spielen abends immer Scrabble. Das Leben ist auch ohne einen Dunklen Earl oder Count oder wie auch immer der Typ sich nannte nicht gerecht, egal wie sehr man sich das vielleicht wünscht! Werd’ erwachsen und sieh es endlich ein, Dad!“ Während seiner Rede war Albus immer lauter geworden, nun schnappte er sich seine Tasche und rauschte aus dem Zimmer. „Tut mir Leid“, meinte Scorpius nachdem die Tür krachend ins Schloss gefallen war. „Er ist in letzter Zeit ziemlich reizbar. Ich glaube, das liegt an den Prüfungen.“ Oder daran, dass er nicht nach Hause will… fügte Scorpius in Gedanken hinzu. „Ach ja, eigentlich wollte ich ja darüber mit euch reden“, meinte Harry, dem das gerade wieder einzufallen schien. „Ich glaube, es ist ganz gut gelaufen, hab ihn auch zum Lernen gezwungen“, meinte Scorpius lächelnd. „Danke“, lächelte Harry zurück. „Schon gut, war alles rein egoistisch, schließlich will ich, dass Ally auch nächstes Jahr noch in den selben Kursen sitzt wie ich“, grinste Scorpius. Harry lachte. „Du bist irgendwie so gar nicht wie dein Vater.“ „Ich weiß, damit treibe ich meinen Großvater schon seit Jahren in den Wahnsinn“, gab Scorpius zu. „Kann ich mir vorstellen“, lachte Harry, wurde aber wieder ernst. „Pass bitte weiter so gut auf Al auf, ja?“ „Natürlich“, versicherte Scorpius und ging zur Tür. „Wiedersehen.“ „Auf Wiedersehen“, meinte Harry noch bevor Scorpius den Raum verließ. Scorpius wusste genau, wo er Albus finden würde, aber er ließ sich Zeit. Zu gut kannte er ihn, zu gut wusste er, wann und wie lange Al allein gelassen werden wollte. Seit fünf Jahren waren sie die besten Freunde, fast unzertrennlich und eigentlich immer auf einer Wellenlänge, ein Blick genügte und der eine wusste, was der andere dachte. Schulisch hatte Scorpius die Nase vorn, sogar vor Rose, und er zog Albus mit, der, wenn er gewollt hätte, besser hätte sein können als er war, aber meist wollte er einfach nicht. James hatte ihn all die über gequält, für Außenstehende kaum merklich, doch ihn beschäftigte es umso mehr. Und gestern war nicht das erste Mal gewesen, dass Al wegen seines Bruders im See gelandet war. Nie redete Albus darüber, wurde nur immer noch stiller, schaute noch finsterer und verschloss sich vor der Außenwelt, selbst vor Scorpius, mit dem er sonst alles besprach. Scorpius selbst hatte sich zum kompletten Gegenteil entwickelt, war selten schlecht gelaunt und mit seinen strahlend blauen Augen und den blonden Haaren Mädchenschwarm Nummer Eins, doch bis jetzt hatte er nur einmal in den Sommerferien im letzten Jahr eine Freundin gehabt, ein normales Mädchen aus seiner Nachbarschaft, sehr zum Leidwesen seiner Eltern und Großeltern. Es machte ihm viel mehr Spaß, die Mädchen hinzuhalten, mit ihnen zu flirten um sie am Ende doch abblitzen zu lassen. Viele waren der Meinung, er sei arrogant, worauf auch sein Verhalten im Unterricht schließen ließ, aber dort langweilte er sich meistens einfach nur. Er musste nicht viel lernen um gut zu sein, nur wenig mehr um der beste zu sein, und das ließ er auch die Lehrer spüren. Zusammen mit Albus saß er immer in der letzten Reihe und schlief schon fast ein während er mit halbem Ohr zuhörte. Eben dieses Verhalten hätte die beiden schon oft in Schwierigkeiten gebracht, aber ein unschuldiges Lächeln von Scorpius und die Sache war vergessen, besonders bei den weiblichen Angehörigen des Lehrkörpers. Albus saß am Stamm einer alten Eiche am Ufer des Sees. Die Stelle war nur schwer erreichbar und Scorpius vermutete, das nur wenige sie kannten. Ohne ein Wort zu sagen setzte er sich neben Al und sah auf den See. „Ich will nicht nach Hause“, murmelte Al schließlich abwesend. „Wenn es dir zuviel wird, kannst du immer noch zu mir kommen. Das Angebot vom letzten Jahr steht noch“, erwiderte Scorpius und sah ihn an. „Deinem Dad wird das gar nicht gefallen“, merkte Al an ohne aufzusehen. „Ihm wird es schon mal gar nicht gefallen, dass der mysteriöse Ally, von dem ich immer spreche, deinen Nachnamen und deinen Vater hat.“ „Das hast du ihm noch nie erzählt?“, fragte Albus überrascht. „Nein, sollte ich aber wohl besser mal machen, was?“, grinste Scorpius. „Besser wär’s“, meinte Al nur. „Kommst du wieder mit rein?“, fragte Scorpius. „Eine Doppelstunde Neville ertrag ich ohne dich nicht.“ „Ich kann mir ehrlich gesagt nicht vorstellen, dass Neville es so toll findet, auch von Leuten beim Vornamen genannt zu werden, mit deren Familien er alles andere als befreundet ist“, meinte Al. „Solange du ihm nichts verrätst…“ Albus seufzte. „Okay, kein Wort.“ „Dann komm mit“, forderte Scorpius und stand auf. Al nickte nur und gemeinsam gingen sie zurück und ertrugen die letzten Kräuterkundestunden des Schuljahres. Drei Tage später saßen sie pünktlich um zehn im Zug zurück nach London, Scorpius hatte sich schon umgezogen, kaum das die Türen geschlossen waren. Seine Schuluniform hatte er schon immer gehasst, allein der Gedanke, wie alle anderen auszusehen missfiel ihm aufs heftigste, doch leider hatte er keine Wahl. Jetzt lag er quer auf den Sitzen, seinen Kopf hatte er auf das wohl bequemste Kissen im Zug gebetet, Als Schoß. „Wann hörst du endlich auf, das zu machen?“, fragte Albus, dem das schon seit Scorpius zu Beginn ihres vierten Schuljahres damit angefangen hatte, auf die Nerven ging, grummelnd. „Nie“, lächelte Scorpius ihn von unten her an. Al seufzte nur und Max, der den beiden gegenüber saß, lachte. Es war Max letztes Schuljahr gewesen, er war Vertrauensschüler und ziemlich beliebt bei Schülern und Lehrern, aber meistens mit Albus und Scorpius zusammen. Im ersten Jahr war es ihnen noch merkwürdig vorgekommen, dass ein Drittklässler ausgerechnet mit ihnen befreundet sein wollte, doch Max schaffte es ziemlich schnell, ihre Zweifel zu zerstreuen, ihm waren solche Kleinigkeiten einfach egal. Oder besser gesagt, er kam mit Gleichaltrigen nicht wirklich aus. Außer mit einer vielleicht, die gerade ins Abteil gestürmt kam und sich Max in die Arme warf. Scorpius hatte zwar die Augen geschlossen, aber die akustischen Signale standen eindeutig auf Kuss und bewiesen, dass Max Freundin und Als Kusine da war. „Dominique?“, fragte er ruhig. „Jep“, antwortete Albus. „Welcher Slytherin würde sich sonst in ein Abteil voller Huffelpuffs verirren?“ „Nur einer, der mit dir verwandt ist“, grinste Scorpius, die Augen immer noch geschlossen. „Ich hab echt zu viel Verwandtschaft“, seufzte Albus und fing wohl eher unbewusst an, durch Scorpius Haare zu streichen. Dieser gähnte. „Hey, Scorpi, bist du echt schon so müde so früh am Tage?“, fragte Max, der sich offensichtlich von Dominiques Lippen hatte lösen können. „Ja. Vorgestern hast du mich bis vier Uhr morgens mit deiner kleinen Abschiedsparty wach gehalten und letzte Nacht kam Matt gegen zwei auf die Idee, seinen ganzen Kram noch mal umzupacken. Wird echt Zeit, dass ich mal wieder in Ruhe ausschlafen kann“, erklärte Scorpius und driftete langsam in den Schlaf. „Wir sind gleich da, wecken wir ihn lieber…“ Die Stimme drang wie aus riesiger Entfernung an Scorpius Ohr. „Aber er sieht so friedlich aus“, meinte eine weibliche Stimme, höchstwahrscheinlich Dominique. „Ach, das täuscht“, erwiderte Albus. „Würde es denn helfen, wenn ich von allein aufwache?“, fragte Scorpius während er die Augen öffnete und sich aufrichtete. „Sehr sogar“, lächelte Max, der Zug bremste schon ab und fuhr in den Bahnhof ein. Dominique stand auf. „Wir sehen uns, Al. Wir bestimmt auch, Scorpius. Und wir morgen, Schatz“, meinte sie lächelnd, küsste Max noch mal kurz auf die Wange und verließ das Abteil, ihre Sachen hatte sie offenbar irgendwo anders im Zug. Max seufzte. „Dann heißt es wohl Abschied nehmen.“ „Jetzt fang aber nicht an zu heulen“, meinte Scorpius scherzhaft, obwohl er es schon schade fand, dass Max im Herbst nicht mehr da sein würde. „Doch, ich überschwemm gleich den ganzen Zug mit meinen Tränen“, grinste Max. „Nein, keine Angst. Da ich mich ziemlich oft melden werde und das gleiche von euch erwarte, wird das kein Abschied für immer.“ „Okay, klingt schon besser“, lächelte Scorpius und auch Al zeigte mal wieder ein in letzter Zeit noch seltener gewordenes Lächeln. Der Zug kam zum Stehen und draußen im Gang drängelten sich schon Schüler mit ihren Truhen und Tierkäfigen und Besen und Abschiedsarien. „Dann ist das ja abgemacht“, meinte Max fröhlich und sie bahnten sich ihren Weg aus dem Zug. „Na dann, Jungs, genießt den Sommer“, lächelte Max noch, dann verschwand er in der Masse. „Al, kommst du endlich?!“, drang James Stimme zu Scorpius und Albus durch. „Kann der nicht mal eine Minute warten?“, seufzte Al. „Du kennst James doch“, meinte plötzlich Als Schwester Lily neben Scorpius und im Gegensatz zu Albus lächelte sie. „Aber er hat Recht, Mum und Dad warten.“ „Wir sehen uns, Mally“, meinte Albus nur. „Klar, und vergiss nicht, ich wohn immer noch in Southampton“, lächelte Scorpius bevor Al von seiner Schwester weggezogen wurde. Kurze Zeit später hatte er seinen Vater gefunden, seine Mutter war mal wieder auf der Suche nach Antiquitäten für den Laden, der vor Scorpius Eltern seinen Großeltern mütterlicherseits gehört hatte. „Wo ist Mum denn diesmal?“, fragte Scorpius nach der Begrüßung. „Als sie das letzte Mal geschrieben hat, war sie in Peru“, antwortete Draco Malfoy gelassen, diese Situation war für alle nichts Neues mehr. „Wann kommt sie wieder?“, wollte Scorpius wissen. „Davon hat sie nichts geschrieben, wir werden also einfach warten müssen“, meinte Draco. Scorpius wartete also auf Abkühlung und Briefe von seiner Mutter, Max und vor allem von Albus. Fünf Tage waren die Sommerferien alt und noch hatte Ally sich nicht gemeldet, kein Hilferuf, kein Gemecker, nichts. In den letzten Jahren kam schon in der ersten Woche der Ferien mindestens ein Brief pro Tag, in dem sich Al über seine Familie aufregte. Und dieses Jahr… langsam machte Scorpius sich Sorgen. Zumal es der 1. Juli war, Allys Geburtstag, ein oftmals deprimierendes Ereignis, nicht zuletzt dank James. Normalerweise schrieb Al immer, dass Scorpius Geschenk und vor allem der dazu gehörige Brief ihm den Tag gerettet haben. Aber heute hatte Scorpius es noch nicht geschafft, das Geschenk loszuschicken. Nicht weil er Angst hatte, es würde Al nicht gefallen, sondern weil ihm die Vorstellung, wie Al darauf reagieren würde, nicht mehr reichte, er wollte ihn vor sich haben in diesem Moment. Die ganze Zeit hatte er die kleine Schachtel mit der Kette, an der ein kleiner, silberner Fledermausanhänger hing, bei sich, nur das Abschicken wollte ihm nicht gelingen. Schon am Tag ihrer Heimreise hatte er Ally vermisst, wie nie zuvor in den Ferien. Und es wurde immer schlimmer. Nichts konnte ihm helfen, nicht mal Fußball, er hatte es mit seinen Freunden getestet bis die Temperaturen einfach zu hoch geworden waren. Jetzt war es drei Uhr am Nachmittag und laut Radio lagen die Temperaturen bei 40 Grad in der Sonne, kaum darunter im Schatten und Abkühlung war nicht in Sicht, dabei war das Meer nicht weit entfernt. Schon allein der Gedanke daran, wie es im Landesinneren sein musste, trieb Scorpius den Schweiß auf die Stirn, dabei hatte er sich schon an den einzigen erträglichen Ort im Haus geflüchtet, den kalten Fliesenfußboden der Küche. In Shorts lag er da, ließ das nichts sagende Gedudel des Radios über sich ergehen und wartete. „Klingel?“, wunderte Scorpius sich als er von einem Geräusch aus seinem Halbschlaf geweckt wurde, das einfach nicht zu den Radionachrichten passen wollte. Es klingelte erneut. Scorpius raffte sich auf, steckte die Box mit der Kette in die Hosentasche und ging, die Abdrücke der Fugen auf den Rücken, zur Haustür, öffnete sie und starrte sein Gegenüber ungläubig an. „Ally?!“ Damit wäre auch dieses Kapitel überstanden, danke fürs Durchhalten ^^ Über Kommis würde ich mich riesig freuen und hoffe euch auch beim nächsten Kapitel wieder zu treffen ^^ Kapitel 3: Überraschung, Überraschung und... Überraschung --------------------------------------------------------- Hi ^^ Ja, ich habe es endlich geschafft, was zu Papier zu bringen (oder eben auf den Bildschirm...) Tut mir wirklich leid, dass es nicht früher soweit war, aber irgendwie habe ich nicht die Zeit und Muse gefunden... Sorry Ich hoffe, euch gefällt das Kapitel und ihr bleibt der Story auch weiterhin treu ^^ Viel Spaß Naoko Überraschung, Überraschung und... Überraschung „Ally?!“ „Hi“, meinte Albus nur leise und schaffte es kaum, Scorpius anzusehen. Dieser hingegen konnte gar nicht anders als Al anzustarren. Da stand er nun, sein bester Freund, den er in den letzten paar Tagen so vermisst hatte wie sonst während des gesamten Sommers nicht, und was tat er? Ihn anstarren. Was sollte man auch anderes machen, bei dem Anblick? Al trug unnatürlicher Weise ein weißes Hemd, bei dem Scorpius sich schon hätte fragen müssen, wo er das in seinem ansonsten rein schwarzen Kleiderschrank hatte finden können, aber er war leicht abgelenkt. Weißes Hemd? Schön und gut. Die fehlenden Ohrringe, die er sonst trug? Auch okay. Nur ein Ring? Kein Problem. Pechschwarze Haare? Auch normal. Aber KURZ?! Normalerweise hingen Als Haarspitzen irgendwo in der Nähe seiner Schulterblätter, doch jetzt fransten sie völlig ungeordnet um die Ohren herum. Nicht, dass es Al nicht gestanden hätte, aber allein die Vorstellung, dass die Haare, die er seit Jahren nicht mehr hatte schneiden lassen, rein aus Prinzip, auf einmal kurz waren, kam Scorpius merkwürdig vor. Erst die quietschenden Bremsen seines Nachbarn brachten Scorpius wieder ins Hier und Jetzt zurück. „Ähm… Hi… Was… was machst du denn hier?“, fragte er stammelnd und sah Al mit unverändert großen Augen an. „Du hast doch gesagt, ich kann vorbei kommen“, meinte Al nur und sah ihn endlich direkt an. „Ja… ja, komm rein“, erwiderte Scorpius, der langsam wieder Herr über sich selbst und seinen Verstand wurde und gab Al den Weg ins Haus frei. „Danke“, meinte Albus traurig lächelnd und ging an Scorpius vorbei in den Flur. Und Scorpius bemerkte einen Geruch, dessen Fehlen ihm erst jetzt richtig auffiel obwohl er ihn genau wie den Rest von Ally vermisst hatte, ohne es überhaupt zu wissen. „Lass deine Sachen einfach irgendwo fallen, die bringen wir später hoch“, sagte Scorpius, unfähig seine Augen von seinem Freund abzuwenden. Dieser nickte nur und stellte seine Reisetasche und seinen Rucksack unter den Mantelhaken ab. „Willst du etwas trinken?“, fragte Scorpius. „Gerne“, antwortete Al nur. „Setz dich schon mal ins Wohnzimmer, ich komm gleich“, forderte Scorpius und zeigte auf eine Tür, die wie alle anderen im Haus offen stand, in der Hoffnung, durch diese Maßnahme würde wenigstens ein geringer Luftzug erzeugt werden, erfolglos. Wieder nickte Albus und Scorpius ging in die Küche, hinter sich glaubte er, ein leises Kichern zu hören, aber das musste Einbildung gewesen sein, so wie Al drauf war… Fünf Minuten später betrat er das Wohnzimmer, bewaffnet mit einem Tablett, zwei Gläsern und einer großen Kanne Eistee. Al hockte mit angezogenen Beinen in einem Sessel und sah ihn traurig lächelnd an. „Sag mal, hast du vorhin gekichert?“, fragte Scorpius und reichte Al ein Glas Eistee. „Danke. Und ich kichere nicht, ich habe leise gelacht, und damit muss jemand, dessen Rücken kariert ist, leben.“ „Kariert? Na toll, da legt man sich einmal ein paar Stunden auf Fliesen und dann so was…“, murrte Scorpius und setzte sich auf Sofa, dabei spürte er wieder die kleine Schachtel in seiner Hosentasche. „Stell mal kurz das Glas weg“, bat er Al und zog die Schachtel hervor. „Wieso?“, wunderte Al sich, tat aber worum er gebeten wurde. Scorpius stand auf und positionierte sich vor Al. „Deswegen“, lächelte er und hielt Ally die Schachtel vor die Nase. „Alles Gute zum Geburtstag!“ Albus sah ihn einige Augenblicke irritiert an, dann erst schien ihm einzufallen, welcher Tag heute war. „Danke“, lächelte er und öffnete die kleine Box. Keine Sekunde später hing er um Scorpius Hals. Dieser zögerte einen Moment, dann erwiderte er die Umarmung, sein Herz spürte er noch in seinen Zehen schlagen, aber warum auf einmal? Warum wollte er die Zeit anhalten? Warum? „Bi… bitte“, stammelte er. „Bist eben der Beste“, murmelte Al und löste sich wieder von Scorpius, ein leichtes Lächeln auf seinen Lippen. Scorpius schüttelte, knallrot im Gesicht, den Kopf. „Doch, wehr dich nicht“, lächelte Ally weiter und hing sich die Kette um den Hals. „Schon wieder ein Jahr, in dem du mir meinen Geburtstag rettest…“, murmelte er nachdenklich. „Ist alles in Ordnung?“, fragte Scorpius besorgt. Die Tonart, die Al angeschlagen hatte, gefiel ihm ganz und gar nicht. Al schüttelte den Kopf. „Gar nichts ist in Ordnung“, meinte er und sah nur auf den Fledermausanhänger, den er zwischen den Fingern hin und her drehte. Geistesabwesend setzte er sich wieder in den Sessel und zog die Beine an, Scorpius nahm auf wieder auf dem Sofa Platz. „Meine Eltern zoffen sich im Moment nur noch, ganz egal, ob wir im Raum sind, oder nicht“, erzählte Albus. „Selbst nachts hören sie nicht auf. Egal, wo du hingehst, ihr Geschrei ist schon da, selbst draußen im Garten oder auf dem Dachboden. Wir haben alles versucht, aber selbst wenn wir sie getrennt haben, und einzeln mit ihnen geredet haben, hat es nichts gebracht. Danach hieß es immer ‚Die Kinder fühlen sich durch dein Geschrei gestört!’ ‚Wieso mein Geschrei? Du schreist doch wie ein Bekloppter!’ und immer so weiter. Am Anfang haben wir noch gedacht, es läge an uns. Schließlich haben sie sich immer gegenseitig an unserem Verhalten die Schuld gegeben. Mum hat Dad für meine Haare und Lilys Faulheit was den Haushalt angeht verantwortlich gemacht, Dad Mum für James Arroganz und sein Verhalten mir gegenüber. Das ging immer weiter, und sie haben so ziemlich alles ins Spiel gebracht, was wir im Laufe der Jahre falsch gemacht haben. Also haben wir versucht, sie zu überzeugen, dass wir das waren, wir ganz allein, nicht sie. Lily hat den Haushalt ganz allein geschmissen, wollte nicht mal Hilfe von James und mir, obwohl sie früher alle ihre Aufgaben auf uns abgewälzt hat. James war auf einmal nett und hilfsbereit und alles andere, was er sonst nie war. Und ich…“ Al seufzte. „Ich habe mir die Haare von Lily schneiden lassen, die Ohrringe raus genommen und angefangen helle Sachen zu tragen. James und ich haben sogar offiziell Waffenstillstand geschlossen.“ Mit diesen Worten beendete Ally seinen Bericht und Scorpius konnte sich nicht daran erinnern, dass er Al schon mal so lange am Stück hatte reden können. „Und… und weil es nichts geholfen hat, bist du hier?“, fragte er vorsichtig. Albus nickte leicht. „Genau. Weißt du wie es ist, wenn deine Eltern sich über deine Geburtstagstorte hinweg anschreien?“, fragte Al und sah Scorpius endlich wieder an. Scorpius schüttelte wahrheitsgemäß den Kopf. „Als sie damit angefangen haben, wurde es uns allen dreien zu viel. Ich meine, sie konnten sich nicht mal eine halbe Stunde zusammenreißen, da sind wir abgehauen. James darf ja schon Apparieren, und das hat er ausführlich geübt in den letzten Tagen. Lily ist bei unserem Onkel George, da hat sie ja auch ihre beste Freundin und gefallen hat es ihr da auch schon immer am besten. James ist bei Teddy, dem Patensohn von Dad, die sind beide bekloppt und Teddy wohnt allein, genau das richtige für James. Und ich bin hier. Wir sind also alle gegangen… einfach so… haben nur einen Zettel dagelassen. ‚Bin bei Onkel George, Lily. Bin bei Teddy, James. Bin weg, Albus. PS: Danke für den fantastischen Geburtstag.’“ Albus sah zu Scorpius und versuchte seine Tränen hinter einem Lächeln zu verstecken, aber die ersten liefen ihm schon über die Wangen. Schnell wischte Al sie sich aus dem Gesicht, doch Scorpius war schneller. Er saß schon auf der Armlehne des Sessels und zog Al in seine Arme. Dieser kuschelte sich an Scorpius und weinte eine ganze Weile leise. „Schon komisch“, schniefte er schließlich. „All die Jahre hat James es nicht geschafft, mich zum heulen zu bringen, egal was er gemacht hat, und meine Eltern schaffen das in wenigen Tagen…“ „Ganz ruhig“, meinte Scorpius sanft und strich Al weiter beruhigend über den Rücken. „Es wird alles wieder in Ordnung kommen.“ „Nein“, erwiderte Al entschlossen. „Zu Weihnachten haben sie schon kaum miteinander geredet.“ „Tut mir leid“, sagte Scorpius nur. Das war das einzige, was ihm einfiel, zumal Ally ihm das noch nie erzählt hatte. „Schon gut“, flüsterte Albus. „Nicht gut. Du bleibst erstmal hier, wenn es sein muss, den ganzen Sommer!“, bestimmte Scorpius, nicht ganz uneigennützig, da er selbst das Gefühl gehabt hatte, den Sommer ohne Ally nicht zu überstehen. „Werden deine Eltern das denn erlauben?“, fragte Al leise. „Konnten die mir je etwas abschlagen? Ihrem einzigen Sohn und Erben?“, fragte Scorpius unschuldig lächelnd zurück. Der Liebe seiner Eltern hatte er schon ziemlich viel zu verdanken, sein Fahrrad zum Beispiel, etliche Paare Fußballschuhe, seine relative Freiheit. Nein, er nutzte sie nicht aus, was konnte er denn dafür, wenn sie einfach nie Nein sagten… nach dem zwanzigsten Mal Fragen… „Dir kann niemand etwas abschlagen“, erwiderte Al und brachte mit seinen verweinten Augen sogar ein Lächeln zustande. „Soll ich dir dann mal das Haus zeigen?“, fragte Scorpius. Albus nickte nur und löste sich von ihm. „Dein Zimmer wollte ich schon immer mal sehen“, meinte er. „Freu dich nicht zu früh, ich hab seit Ewigkeiten nicht mehr aufgeräumt“, meinte Scorpius und stand schweren Herzens auf, was irgendwie schon wieder viel zu viel Entfernung zwischen sie brachte. „Das bin ich doch schon aus der Schule gewöhnt“, lächelte Ally leicht und stand ebenfalls auf. „Nicht in dem Ausmaß, glaub mir“, meinte Scorpius und begann mit der Hausführung, vor seinem Zimmer blieb er allerdings stehen und sah Al ernst an. „Bist du dir auch hundertprozentig sicher?“ Al nickte bestimmt. „Natürlich.“ Seufzend öffnete Scorpius die Tür, ließ Al vorgehen. Im Zimmer herrschte wie immer organisiertes Chaos, von den Wänden strahlten unzählige Fußballer aller erdenklichen Mannschaften, der Boden war übersäht mit Klamotten, Büchern und sonstigem Krimskrams, der Schreibtisch war fast unter dem ihm eigenen Papier- und CD-/DVD-Hüllenberg verschollen, an der Wand zwischen den beiden Fenstern hing ein Plasmabildschirm und im Regal, zwischen Tonnen von Muggelbüchern, stand eine Stereoanlage. Albus sah sich mit offenem Mund um, während Scorpius eiligst versuchte Ordnung in das Chaos zu bringen. Er schaffte es nicht einmal ansatzweise. „Was ist das?“, fragte Al und zeigte auf den Fernseher an der Wand. „Ein Fernseher“, antwortete Scorpius Schulter zuckend. „Aber in unseren Büchern sehen die doch ganz anders aus, viel größer und an der Wand hängen die auch nicht…“, wunderte Al sich. „Na ja, ich sag ja auch schon seit Jahren, dass unsere Bücher schon vor zwanzig Jahren veraltet waren, aber…“ „… aber keiner hört auf dich, ich weiß“, vollendete Al Scorpius Satz. „Auf jeden Fall ist das einer, wie ihn mittlerweile jeder zu Hause hat, und eigentlich ist der auch schon etwas veraltet“, erklärte Scorpius. „Und das?“, fragte Albus und zeigte auf die Stereoanlage. „Das ist eine Stereoanlage, die sieht schon eher wie die in den Büchern aus, aber die Plattenteller, die da noch drin sind, sind vor Jahren ausgestorben und rare Sammlerstücke geworden. Aber um ehrlich zu sein, mir gefielen die neuen Modelle gar nicht, deswegen hat ich die genommen, die ist so schön retro.“ „Und deine Eltern haben nichts dagegen?“, hakte Al nach. „Nein. Du hast doch selbst gesagt, dass mir niemand etwas abschlagen kann“, grinste Scorpius und winkte Al zu sich ans Fenster. „Guck mal, ich hab mir meine eigene Stromversorgung gebastelt, meine Eltern haben irgendwie Angst, was elektrische Leitungen im Haus angeht… noch eines dieser blöden Vorurteile… Vor dem anderen Fenster sind noch mal so viele.“ Meinte er und zeigte stolz auf ein duzend Windräder, die in einem umfunktionierten Blumenkasten steckten. „Die sind also für den Fernseher und die Stereoanlage. Und wenn mal kein Wind weht?“, wollte Al wissen. „Vergiss den Laptop nicht, der liegt aber grade auf dem Schreibtisch vergraben… Und wenn kein Wind weht, läuft trotzdem alles. Der Strom wird in Akkus gespeichert, wenn grade keiner gebraucht wird oder nicht alles, was erzeugt wird“, erklärte Scorpius. „Mally, du erstaunst mich immer wieder“, meinte Al nur. „Erstens: Du sollst mich doch nicht so nennen. Und zweitens: Du wiederholst dich“, erwiderte Scorpius und rotierte schon weiter, versuchte Bücher in die hoffnungslos überfüllten Regale zu quetschen. „Ich sag es auch gerne noch mal, aber erst mal würde ich gerne noch was trinken wollen, die Hitze ist unerträglich.“ „Stimmt, leider waren alle Ventilatoren ausverkauft und mein alter ist kaputt, aber mit Getränken kann ich gerne dienen“, lächelte Scorpius und kickte einen herumrollenden Fußball zurück in seine Ecke. Wieder in der Küche stehend, kam Scorpius eine Idee. „Kann ich dich mal zehn Minuten alleine lassen?“, fragte er Al, der Eistee schlürfend neben ihm stand. „Wenn du mir soweit vertraust, dass ich nicht euer Haus ausräume und verschwinde…“, murmelte Al nur und sah sich die Küche genauer an. Auch hier hatte Scorpius seine Spuren hinterlassen, einen Standmixer und einen Toaster in die Einrichtung integriert und Windrädchen vor dem Fenster platziert. „Du doch nicht… Also, ich bin gleich wieder da“, grinste Scorpius und rannte davon, aus der Hintertür, aufs Fahrrad und die - dank der Hitze - leere Straße runter. Und so wie an seinem Ziel angestarrt wurde, war es auch ganz gut so. Er war in die kleine Bäckerei gestürmt, doch anstelle des üblichen Hallos gab es ungläubige Blicke von der Verkäuferin und der einzigen Kundin, dann lachten die beiden Frauen. Scorpius brauchte einige Sekunden um zu realisieren, dass sie über ihn lachten und noch ein paar mehr um an sich runter zu sehen und zu merken, warum sie lachten. Ohne sich irgendwelche Gedanken zu machen, war er losgefahren, nur in seinen Shorts, ohne Schuhe oder T-Shirt… zum Glück hatte er wenigstens an sein Geld gedacht. „Hattest es wohl besonders eilig, was?“, fragte die Frau hinter der Theke, freundlich wie immer. Seit Scorpius denken konnte, hatten sie und ihr Mann schon diese Bäckerei und keinen Tag in all den Jahren hatte er sie unfreundlich erlebt oder gestresst, egal, wie viele Leute Schlange standen oder wie mies das Wetter war. „Ja, ich brauche nämlich eine Torte, muss nicht mal groß sein, aber dafür mit Schokolade und Erdbeeren und… was mag er noch?... Rührei… nein, lieber ohne Ei, dafür mit Schlagsahne… Quatsch, die haben wir ja zu Hause… ja, also genau das, bitte. Zum Mitnehmen“, rasselte Scorpius runter, begleitet von wilden Gesten. Die Bäckerin sah ihn kurz verwundert an, dann lachte sie. „Tut mir leid, aber Schokolade mit Erdbeeren hab ich gerade nicht da… warte mal, würde es dir etwas ausmachen, wenn ‚Happy Birthday’ auf der Torte steht?“ „Das wäre perfekt, fantastisch, nahezu gigantisch“, strahlte Scorpius. Die beiden Frauen lachten amüsiert. „Du hast Glück, die Kundin, die die Torte bestellt hat, rief vorhin an und meinte, sie bräuchte sie nicht mehr“, lächelte die Bäckerin und holte die Torte hervor, eine kleine aber feine Schokotorte, die schon beim Ansehen dick zu machen schien. „Oh nein“, seufzte die Bäckerin, „jetzt steht hier auch noch der Name drauf.“ „Die ist perfekt, so wie sie ist. Wie viel kostet sie?“, wollte Scorpius strahlend wissen und zog sein Geld aus der Hosentasche. Die Bäckerin lächelte und schüttelte den Kopf. „Da ich hier bald zu mache und mir die eh keiner mehr abkaufen würde, schenke ich sie dir. Außerdem scheint es dir viel zu bedeuten…“ „Sie ist für einen Freund, der heute Geburtstag hat, leider aber auch Unmengen von Problemen, dem will ich damit eine Freude machen“, erklärte Scorpius lächelnd. „Dann spende ich sie umso lieber“, lächelte die Bäckerin und packte die Torte in einen Karton, reichte sie dann Scorpius. „Vielen, vielen, vielen Dank“, strahlte er die Frau an. „Aber immer schön vorsichtig fahren, ja?“, erinnerte sie ihn. „Natürlich“, lächelte Scorpius. „Und vielen Dank noch mal.“ Als er den Laden verließ, hörte er die Bäckerin noch zu ihrer Kundin sagen: „Der Junge war mir schon immer am liebsten hier in der Gegend, eigentlich schade, dass er aufs Internat geht…“ Vollkommen zufrieden radelte Scorpius zurück, was mit einem Tortenkarton nicht besonders leicht war, aber er schaffte es und fand Al im Wohnzimmer vor, wie er Eistee trinkend das Bücherregal inspizierte. „Da bin ich wieder“, verkündete Scorpius fröhlich. „Hast du mich vermisst?“ „Natürlich“, lächelte Ally und Scorpius Herz vollführte aus ihm unerklärlichen Gründen einen Luftsprung. Die Wanduhr schlug in diesem Moment sechs Uhr, sein Vater würde bald nach Hause kommen. „Wartest du noch mal kurz? Diesmal bleibe ich auch im Haus“, meinte Scorpius, Al nickte und Scorpius ging in die Küche und suchte nach Kerzen für die Torte, die er dort schon auf dem Tisch abgestellt hatte. „Bin wieder da!“, rief plötzlich sein Vater aus dem Flur und unglücklicherweise klang es, als wolle er ins Wohnzimmer gehen. Scorpius konnte nichts weiter tun, als wie angewurzelt in der Küche zu stehen und auf die Tür zu starren, nur auf den Wutausbruch seines Vaters wartend. Und der würde kommen, da war er sich sicher, zumal Ally mit seinen kurzen Haaren seinem Vater noch ähnlicher sah als sonst, nur eben ohne Brille und Narbe. Doch statt eines Schreis oder wüster Beschimpfungen kam nur ein bleicher Draco Malfoy und sah seinen Sohn ausdruckslos an. „Scorpius, was macht Harry Potter in unserem Wohnzimmer?“, fragte er langsam. „Harry Potter, Dad?“, fragte Scorpius zweifelnd zurück. „Ja, Scorpius, was macht er hier?“ „Aber… Harry Potter ist nicht hier.“ „Doch, komm mal mit“, forderte Draco und ging langsam wieder zum Wohnzimmer, Scorpius folgte ihm. „Da ist er!“, meinte Draco und zeigte auf einen verwirrten Albus, der auf dem Sofa saß und zu den beiden Malfoys sah. „Nein, ist er nicht“, erwiderte Scorpius nur. „Doch, ich sehe ihn doch klar und deutlich“, beharrte Draco, doch sein Sohn lächelte ihn nur an. „Du machst mir echt Spaß, Dad. Ich sehe da nur eine Person, und das ist nicht – und ich betone – NICHT Harry Potter.“ Langsam wurde Scorpius ungeduldig. „Doch!“, protestierte Draco weiter. „Also ich sehe da nur Ally“, meinte Scorpius schließlich, manchmal benahm sich sein Vater einfach zu kindisch. Das allerdings schien Draco den Rest zu geben. „Ally?“, fragte er ungläubig. „Ja, Dad.“ „Ally? Der von dem du dauernd erzählst? Dein Klassenkamerad Ally? Dein… bester Freund Ally?“ „Genau der. Hab ich dir echt nie gesagt, wie er mit vollem Namen heißt?“ Draco schüttelte nur den Kopf und als Scorpius zu Al sah, ging dieser auf Draco zu. „Ich bin Albus Severus Potter, Sir, der Vollständigkeit halber. Freut mich, Sie endlich mal kennen zu lernen“, meinte er freundlich und streckte Draco die Hand entgegen. Doch Draco sah ihn nur mit weit aufgerissenen Augen an, das schien seine schlimmsten Befürchtungen nur zu bestätigen. „P-P-Potter?“, stammelte er. Scorpius und Albus nickten synchron. Nach einigen Sekunden schien Draco sich wieder zu fangen. Langsam drehte er sich um. „Du wirst das deinem Großvater erklären“, murmelte er nur und verließ das Wohnzimmer. „Großvater?“, fragte Draco entgeistert, folgte seinem Vater schnell. „Doch nicht etwa Opa Lucius?“ „Doch, einen anderen hast du doch nicht mehr. Er und deine Großmutter kommen morgen zum Essen“, meinte Draco nur. „Und wieso hast du mir nichts gesagt?“, wollte Scorpius halb verzweifelt wissen. Das war das Ende. Der absolute Supergau. Die Apokalypse. „Weil ich es auch erst vor zwei Stunden erfahren habe“, erwiderte Draco und drehte sich wieder zu Scorpius und dem in der Wohnzimmertür stehenden Albus um. „Die beiden bleiben übrigens bis Sonntag, dein… Freund wird also irgendwo anders schlafen müssen, wenn wir deinen Großvater nicht fesseln wollen um Tote zu vermeiden. Du weißt, wie lange es gedauert hat, bis er Hufflepuff verkraftet hat.“ „Ally bleibt hier!“, meinte Scorpius energisch. „Dann bist du auch für deinen Großvater verantwortlich“, erwiderte Draco nur und verschwand in der Küche. Scorpius sah zu Ally, der nachdenklich ins Nichts starrte. „Mein Onkel Bill ist ziemlich cool drauf, zu dem kann ich bestimmt auch…“, murmelte er. „Nein“, protestierte Scorpius und Al sah überrascht zu ihm. „Du bleibst hier, das mit meinem Großvater kriegen wir schon irgendwie hin. Nur… einen kleinen Nachteil hat das Ganze.“ „Du meinst abgesehen davon, dass dein Großvater mich, dich, sich selbst oder uns alle drei umbringt? Nach allem, was du mir über ihn erzählt hast, wird er das wollen“, meinte Ally. „Ganz unabhängig davon“, entgegnete Scorpius, mit seinem lieben Opa war er schon immer fertig geworden, und dass, obwohl dieser schon immer versuchte, ihn zu ändern, ihm zum Beispiel von seinem Umgang mit seinen Muggelfreunden abzubringen. „Das eigentliche Problem liegt darin, dass meine Großeltern im Gästezimmer übernachten werden. Ich hoffe, du hast nichts dagegen, bei mir zu schlafen?“ Al schüttelte den Kopf. „Nein, warum sollte ich?“ „Na ja, du müsstest auf der Luftmatratze schlafen…“ „Wenn es weiter nichts ist“, lächelte Al und alle Bedenken waren aus Scorpius Kopf verschwunden. Wie sollte sein Großvater Ally nicht mögen? So gut aussehend und sexy er doch war… Hatte er das jetzt wirklich gedacht? Scorpius wusste es nicht, aber verdammt, es stimmte. Das etwas zu weite, weiße Hemd und die kurzen Haare brachten es noch deutlicher zum Vorschein, Albus war heiß. Okay… das konnte jetzt wirklich nur noch die Hitze sein, die einem den Verstand verklebte. Den besten Freund zu vermissen war eine Sache, aber das ging wirklich zu weit. Irgendwo kam das Herzklopfen her, sicher, aber doch nicht davon, oder? „Scorpius?“ Eine wedelnde Hand vor seinen Augen brachte Scorpius wieder ins Hier und Jetzt zurück, sie standen immer noch im Flur und sein Vater und Al sahen ihn besorgt an. „W-Was?“, brachte er leise hervor, gerade noch so, dass man es hören konnte. Wie sollte man auch lauter sein, wenn einem so was gerade aufgefallen war? „Alles klar?“, fragte Albus. „Ja… ja, alles klar“, antwortete Scorpius und lächelte die beiden an. „Gut, kommst du dann bitte mal mit?“, fragte Draco. Scorpius nickte nur und folgte seinem Vater in die Küche, wo dieser nur fragend auf die Torte zeigte. „Ach ja, Ally hat heute Geburtstag und da dachte ich, ich mach ihm eine Freude und bin noch mal zum Bäcker gefahren“, erklärte Scorpius lächelnd. „In dem Outfit?“, wollte Draco zweifelnd wissen und musterte seinen Sohn, die kurzen Hosen, die fehlenden Schuhe und das nicht vorhandene T-Shirt. „Ähm… ja“, erwiderte Scorpius unschuldig. Draco seufzte. „Gut, dass dich alle hier nur so kennen, einfach drauf los, ohne zu denken.“ „Sag ich mir auch immer wieder“, grinste Scorpius. „Wo sind eigentlich die Kerzen für die Geburtstagstorten?“ Draco ging zum Schrank und holte die kleinen Kerzen heraus. „Wie viele brauchst du?“ „16“, grinste Scorpius fröhlich weiter. „Hier“, meinte Draco und reichte Scorpius die Kerzen. „Wie lange bleibt er denn?“ „Na ja, bis seine Eltern sich nicht mehr gegenseitig umbringen wollen, nehme ich an“, antwortete Scorpius über die Torte gebeugt. „Du meinst, die Potters haben Eheprobleme?“, fragte Draco und Scorpius meinte, eine leicht schadenfrohe Note herauszuhören. „Dad, bitte. Ich weiß, dass du Als Dad nicht magst, aber lass bitte deine Kommentare, ja?“, bat Scorpius, seinen Vater todernst ansehend. „Na gut, aber ab morgen kann ich für nichts, was in diesem Haus gesagt oder getan wird, mehr garantieren“, meinte Draco. „Ja, schon klar, Opa…“, seufzte Scorpius. „Aber mit dem werde ich schon fertig.“ „Also wie immer“, lächelte Draco. „Was kann ich dafür, wenn er sich immer von mir einwickeln lässt?“, fragte Scorpius unschuldig lächelnd. Draco schüttelte nur den Kopf und zündete mit seinem Zauberstab mal eben die Kerzen auf der Torte an. „Also, rufst du ihn her, oder willst du ihn lieber im Wohnzimmer überraschen?“ „Lass uns rüber gehen, ist gemütlicher“, lächelte Scorpius und drückte seinem Vater drei Kuchenteller, Kuchengabeln und ein Messer in die Hand. Dieser verdrehte die Augen. „Was tut man nicht alles für ein friedliches Heim…“ seufzte er und folgte seinem mit Torte beladenen Sohn ins Wohnzimmer, wo Al mittlerweile wieder auf dem Sofa saß. Kaum hatte Scorpius die Tür aufgestoßen, fing er auch schon an, laut und so falsch es irgend möglich war, „Happy Birthday“ zu singen. Al sah ihn überrascht an, doch nach einigen Sekunden wurde aus der Überraschung ein dankbares Lächeln, das Scorpius Herz höher schlagen ließ. „Wünsch dir was“, forderte er lächelnd und hielt Al die Torte vor die Nase. Al schloss die Augen und pustete mit aller Kraft die Kerzen aus. „Sehr schön“, grinste Scorpius und stellte die Torte auf den Couchtisch. „Dann wollen wir das gute Stück mal seiner Bestimmung zuführen.“ In seinen Augen blitzte Tortenmordlust auf. „Ähm… darf ich mal fragen, wie du es in so kurzer Zeit hinbekommen hast, eine Torte zu organisieren, auf der ‚Happy Birthday, Ally!’ steht?“, fragte Al. „Betriebsgeheimnis“, grinste Scorpius. „Und wieso steht das da in pink?“, wollte Al weiter wissen. „Tja, so was passiert eben, wenn man nicht früh genug Bescheid sagt, dann kann es schon mal pink werden“, grinste Scorpius und entfernte die Kerzen von der Torte, die er danach anschnitt und verteilte. „Danke“, meinte Ally mit einem Lächeln, das viel mehr zu beinhalten schien, als nur die Torte. Oder Scorpius bildete sich das nur ein und es war nur die Torte. „So, ich mach dann mal Abendessen, also nicht die ganze Torte essen“, meinte Draco schließlich und verließ das Wohnzimmer wieder. „Dein Dad hat es ziemlich gut aufgenommen, oder?“, fragte Albus. „Ich hab doch gesagt, dass er mir nichts abschlagen kann“, grinste Scorpius. Später am Abend lag er auf seinem Bett und starrte zur Decke, überlegte, wie er Al den Sommer noch irgendwie retten konnte. „Nacht“, murmelte Albus plötzlich, dass er wieder aus dem Bad gekommen war, hatte Scorpius gar nicht gemerkt. Er drehte sich zu seinem Freund. „Schlaf gut“, meinte er leise. „Danke“, flüsterte Al lächelnd, kuschelte sich in sein Kissen und war Sekunden später eingeschlafen. Scorpius fiel das nicht ganz so leicht, zumal sein Herz schon wieder verrück zu spielen schien, wenn er Al ansah, wie er so friedlich schlief. Doch auch wegdrehen und die Wand anstarren half nicht wirklich. Nach eigenen Schätzungen war es gegen drei Uhr als er doch endlich einschlafen konnte. Und immer wieder tauchte Albus in seinen Träumen auf, wie schon in den Nächten zuvor. Leider wollte ihm auch dieser Ally nicht sagen, was das mit dem Herzrasen und dem ganzen Drumherum zu bedeuten hatte… Ende Kapitel 3 Damit hättet ihr das nun auch geschafft, ich hoffe, es hat euch gefallen. Noch eine kleine Bitte in nicht ganz eigener Sache... meine Freundin Sakiko hat für eine Seminararbeit ein zwei kleine Umfragen erarbeitet und bittet um eure Mithilfe. Es geht um Lesen und Veröffentlichen im Netz und ihr würdet ihr eine riesige Freude machen, wenn ihr daran teilnehmt. Wenn ihr Leser seit, klickt bitte http://www.voycer.de/umfrage/?sid=33836 Falls ihr auch schreibt, http://www.voycer.de/umfrage/?sid=94881 Vielen Dank dafür - vor allem von Sakiko - und von mir fürs Lesen Bis zum nächsten Mal Eure Naoko Kapitel 4: Gäste und Gastarbeiter --------------------------------- Freude, Freude... Endlich ist es wieder so weit und ich kann euch voller Stolz das neueste Kapitel meiner kleinen Geschichte präsentieren. Und zur Freude aller Fans diesmal mit Opa Lucius... ja, ich nehme etwas vorweg, aber dafür verrate ich nicht, was er so lustiges anstellt, der gute Mann ^^ Noch eine kleine, rechtliche Sache: Alles nicht meine und Geld verdiene ich damit leider auch nicht, obwohl ich es schon gebrauchen könnte... So, das wäre es von meiner Seite aus Viel Spaß beim Lesen Eure Naoko ^^ 4 Gäste und Gastarbeiter Am nächsten Tag wurde Scorpius von einem fast unerträglich starken Kaffeegeruch geweckt, den nur eine Person verursacht haben konnte, Albus, der seinen Kaffee eigentlich auch hätte löffeln können. Scorpius stand auf und ging erstmal duschen, da die Hitze schon wieder unerträglich war. Wie spät es war, wusste er nicht, aber es interessierte ihn auch nicht wirklich. Das Abtrocknen ließ er auf Grund der äußeren Umstände gleich mal weg, so viel besser fühlte es sich an, das eiskalte Wasser noch eine Weile auf der Haut zu spüren. Zur Feier des Tages zog er wieder nur knielange Shorts an, diesmal in schwarz und vielleicht würde er sich auch noch zu einem T-Shirt überreden lassen, aber die Chancen standen relativ schlecht. Mit noch nassen Haaren ging er in die Küche. „Morgen“, lächelte er Al an, der mit einer Tasse Kaffee und einem Buch am Küchentisch saß. Ally sah zu ihm auf und lächelte leicht, die Kette hing wieder an seinem Hals, diesmal umrahmt von einem halboffenen schwarzen Hemd, das schon viel natürlicher an ihm wirkte. „Sagen wir lieber Mittag.“ „Mittag? Wieso?“, fragte Scorpius verwundert. „Weil es mittlerweile halb eins ist“, erklärte Al. „Hab ich echt so lange geschlafen?“, wunderte Scorpius sich. „Hast du. Sorry, dass ich dich nicht geweckt habe, aber ich konnte irgendwie nicht“, meinte Ally lächelnd. „Schon gut, eigentlich sollte ich mich entschuldigen, dass ich so lange gepennt habe, wo ich schon mal einen Gast habe…“ „Das geht schon klar, dein Dad war ja noch da als ich aufgestanden bin“, meinte Al. „Mein Dad?“, fragte Scorpius skeptisch nach. „Genau der, und keine Angst, er war ziemlich nett und meinte, ich solle mich wie zu Hause fühlen“, sagte Al. „Also ich habe ihm zwar gesagt, dass er nett sein soll, aber das ist schon irgendwie…“ „… strange, wenn man bedenkt, wie ich mit Nachnamen heiße?“, schlug Al vor. Scorpius nickte. „Genau so.“ „Ach ja, ich sollte dir noch etwas ausrichten, wenn du endlich wach wirst“, lächelte Al. „Was denn?“ „Du sollst doch bitte die Aufgaben auf dieser Liste hier erledigen, möglichst vor 17 Uhr, da deine Großeltern dann kommen wollen“, lächelte Al weiter und reichte Scorpius eine zweiseitige Liste. „Nee, oder?“, seufzte Scorpius beim Überfliegen der Liste. „Keine Angst, das Wohnzimmer ist schon sauber. Was meinst du, warum ich hier sitze?“, meinte Ally. „Wohnzimmer? Hast du es etwa gewagt…?“, fragte Scorpius entsetzt. „Ja, ich habe es gewagt. Mir war langweilig und länger als zwei Stunden am Stück lesen ging nicht bei der Hitze, da kann man sich ja auch gar nicht richtig konzentrieren“, meinte Al und sah Scorpius auf eine Weise an, die es ihm unmöglich machte, auch nur ein winziges Bisschen sauer auf ihn zu sein. Okay, das konnte er so oder so nicht, warum auch immer… „Du kannst doch nicht einfach…“, begann er aber Allys unschuldiges Lächeln ließ ihn verstummen und schließlich zurück lächeln. „Danke.“ „Schon gut. Willst du noch Frühstück oder gehst du gleich zum Mittagessen über?“, fragte Al. „Ich glaube, ich bleibe bei Eistee“, erwiderte Scorpius, der im Sommer nie viel aß, besonders tagsüber nicht. „Eigentlich bin ich zwar der Meinung, du solltest was essen, aber da du eh nicht auf mich hören wirst und ich schon gegessen habe, können wir ja gleich an die Arbeit gehen“, grinste Albus und holte den Putzeimer unter dem Tisch hervor. Offensichtlich hatte er ihn absichtlich versteckt, um nicht bei Scorpius eine überstürzte Fluchtreaktion auszulösen. Dieser seufzte. „Na gut, aber wir sollten uns aufteilen, dann geht es schneller“, murrte er unmotiviert. „Dann machst du die Bäder und die Küche und ich den Rest“, schlug Al vor. „Rest? Der besteht doch nur aus Flur, Esszimmer und Gästezimmer…“, brummte Scorpius. „Warum bekommst du die leichten Sachen und ich das schwere Zeug?“ „Weil ich dein Gast und Freund bin und das nur aus reiner Nächstenliebe tue. Dabei könnte ich dich genauso gut allein arbeiten lassen und dir grinsend zusehen und der Gnade deines Großvaters überlassen, wenn du noch nicht fertig bist und er vor der Tür steht.“ „Stimmt, da war was…“, gab Scorpius zu. „Dann folgen wir eben deinem Plan.“ Drei Stunden später strahlte das Haus, nur Scorpius und Albus fielen dabei unangenehm auf. Der Schweiß auf Scorpius Rücken hatte schon kleine Flüsse gebildet und Als Hemd klebte an jeder Stelle seines Oberkörpers. ‚Nicht schlecht…’, dachte Scorpius bei dem Anblick, verbannte diesen Gedanken aber schnellst möglich in die passende Gehirnschublade, die mit der Aufschrift „Gedanken, die verboten gehören“. „Was dagegen, wenn ich kurz duschen gehe?“, fragte Al und riss Scorpius so aus seinen Gedanken. „Ja!“, meinte dieser schnell und sah in ein ziemlich verwirrtes Gesicht. „Na ja, wir sind doch gerade erst mit Putzen fertig, da wäre es doch blöd…“, versuchte er sich zu erklären und wäre, wenn er nicht schon durch Arbeit und Außentemperatur aufgeheizt gewesen wäre, ziemlich rot geworden, so war es nur ein kaum merklich dunklerer Rotton, der sich auf seinem Gesicht breit machte. „Stimmt, aber ich zieh mir trotzdem lieber mal was anderes an“, meinte Ally und wollte schon die Treppe hoch gehen. „Warte, ich hab da grade eine Idee“, grinste Scorpius und zog Al in den Garten. „Und welche? Um der Hitze im Haus zu entkommen, gehen wir raus in die pralle Sonne? Tolle Idee“, bemerkte Al mit einer Wagenladung Sarkasmus in der Stimme. „Genau“, grinste Scorpius unbeirrt weiter. „Und jetzt mach die Augen zu.“ Seufzend kam Albus dieser Forderung nach. Scorpius hatte ihn an einer Stelle platziert, die es ihm möglich machte, seinen Plan in wenigen Sekunden in die Tat umzusetzen. Der Gartenschlauch, der kurz zuvor noch unschuldig im Gras gelegen hatte, verteilte nun sein kühles Nass über Allys Körper, der zuerst leicht zusammen zuckte. Jetzt klebten Hemd und Hose richtig und Scorpius verdrehter Verstand kam zu dem Schluss, dass das wahrscheinlich eine der besten Ideen seines bisherigen Lebens gewesen ist. Al öffnete langsam die Augen und sah seinen Freund todernst an. „Was soll das?“, fragte er. „Du kennst mich doch, ich bin ein praktisch denkender Mensch. Heute testen wir mal die Kombination aus Abkühlung und Wäschewaschen“, lächelte Scorpius unschuldig. Daraufhin kam Al mit unverändertem Blick auf ihn zu, ganz langsam Schritt für Schritt. Genau vor Scorpius blieb er stehen, legte ganz sanft seine Hand auf die, die den Schlauch hielt und lächelte seinen Freund verträumt an, ein Gesichtsausdruck, den Scorpius so noch nie bei ihm gesehen hatte. Und je länger er in diese grünen Augen starrte, desto schneller schlug sein Herz, es raste schon fast. Jetzt fuhr Al ihm auch noch mit dem Zeigefinger ganz sanft über die Brust, folgte dieser Bewegung mit diesem verträumten Blick. „Weißt du, Mally, eine Sache wollte ich immer schon mal machen“, sagte Albus mit einer Stimme, als wollte er Scorpius gleich ins Bett zerren. Ja, Al war mit Eleanor, seiner Ex-Freundin, schon so weit gegangen, war damit sogar James einen Schritt voraus, wie gut unterrichtete Quellen zu berichten wussten. Aber das hier war etwas anderes, etwas vollkommen anderes und in Scorpius tobten die Fürsprecher und die Gegner dieser Vorstellung einen erbitterten Kampf. Langsam verstärkte Al den Griff um Scorpius Hand und den Gartenschlauch, der ihm die ganze Zeit unverdrossen gegen den Bauch sprudelte. „W-Was denn?“, stammelte Scorpius und Al lächelte ihn lieb an. Dann riss er plötzlich den Schlauch in die Höhe und richtete den Wasserstrahl auf Scorpius Gesicht. „Lass das“, rief dieser bevor ein neuer Schwall Wasser ihm die Stimme versagen ließ. „Wieso? Willst du dich nicht auch abkühlen?“, fragte Al lachend, während Scorpius sich wieder fing und versuchte, den Gartenschlauch wieder an sich zu reißen. Es entbrannte ein wilder Kampf um das Gartengerät, nach dem die beiden Beteiligten erschöpft und lachend auf dem Rasen lagen, der Schlauch traurig tropfend neben ihnen. Scorpius raffte sich schließlich wieder auf, seine Großeltern würden bald auftauchen, doch hinter ihm brach Al wieder mal in Gelächter aus. „Warte mal kurz, du musst noch abgespült werden“, lachte er und keine drei Sekunden später wurde Scorpius von einer erneuten Kaltwasserflut getroffen. „Musste das sein?“, fragte er tropfend. „Na ja, du kannst natürlich auch mit Gras auf dem Rücken herum laufen“, grinste Al. Eigentlich freute Scorpius sich ja, ihn so fröhlich zu sehen, irgendwie befreiter; doch das sah man Scorpius gerade nicht an. „Wäre ungünstig, stimmt“, meinte er nur knapp. „Ich geh dann mal und zieh was anderes an. Solltest du auch machen, meine Großeltern sind da ziemlich pingelig.“ Scorpius verschwand im Haus, holte sich ein Handtuch aus dem Wandschrank im Flur und trocknete sich dann in seinem Zimmer ab während dieses merkwürdige Gefühlschaos wieder über ihn schwappte. Er konnte fast noch Als Finger auf seiner Brust spüren und das Gesicht, das der andere dabei gemacht hatte, bekam er sowieso nicht aus dem Kopf. Und dass Al nun auch noch mit einem Handtuch um die Hüften ins Zimmer kam und sich lächelnd neue Klamotten holte, um dann wieder im Bad zu verschwinden, half auch nicht gerade dabei, das zu vergessen. Natürlich hatte Scorpius ihn schon halbnackt gesehen, das passierte ja zwangsläufig, wenn man sich das Zimmer teilte, aber die Aktion vorhin warf ein vollkommen anderes Licht darauf. Wie automatisiert zog er sich um und ging ins Wohnzimmer, wo Al schon saß, mit Klamotten die sich nicht wirklich von ihren Vorgängern unterschieden, und auf ihn wartete. „Du hast dich doch umgezogen, oder?“, fragte Scorpius dann doch noch mal nach, zu sehr stand er im Moment neben sich. „Klar, schon vergessen, dass ich nur bestimmte Farben trage?“, lächelte Al. „Du meinst eine, Schwarz.“ „Nein, mehrere. Da wären Blauschwarz, Nachtschwarz, Pechschwarz…“, grinste Ally. Scorpius lachte leise. „Gut, dass wenigstens du da einen Unterschied siehst. Willst du auch etwas trinken?“ „Gerne, aber mach schön viel Eis rein“, bat Al. „Immer doch“, lächelte Scorpius, ging in die Küche und legte sich erstmal mit den Eiswürfeln an. Es klingelte und er sah auf die Uhr. 16:29 Uhr. Okay, seine Großeltern konnten es noch nicht sein, wenn sie sagen, sie kommen um fünf, dann kommen sie weder zu früh noch zu spät. „Ally, machst du bitte mal auf?“, rief Scorpius durchs Haus. „Mach ich“, kam es zurück und Scorpius schoss, wie als schlechtes Omen, mehrere Eiswürfel von ihrer Form aus mal eben quer durch die Küche. Leise fluchend sammelte er sie wieder ein und warf sie zum Schmelzen in die Spüle. „Ähm… Mally, kommst du bitte mal?“, rief Al von der Haustür her. „Jaha“, rief Scorpius zurück und ging zu Al. „Was ist denn los?“ Aber Al zeigte nur stumm zur Tür, wo Scorpius Großvater, der einst große und böse Lucius Malfoy, stand und Al mit weit aufgerissenen Augen anstarrte. „Opa, schön dich zu sehen“, strahlte Scorpius ihn an, doch er schien das nicht mal zu hören. „P-P-Potter…“, stammelte er nur. „Opa?“, fragte Scorpius unsicher. „P-P-Potter…“, stotterte Lucius nur weiter und ignorierte seinen Enkel. Al und Scorpius sahen Lucius an, dann einander und zu Scorpius Überraschung lächelte Albus und wand sich so zu Lucius, streckte ihm seine Hand entgegen und stellte sich vor: „Guten Tag, Mister Malfoy. Ich bin Albus Severus Potter, aber nennen Sie mich ruhig Al. Es freut mich, Sie kennen zu lernen, Scorpius hat mir schon viel von Ihnen erzählt.“ Doch als Antwort erhielt er nur ein in Dauerschleife gestottertes P. Lucius schien nicht mal mehr eine ganze Silbe zustande zu bekommen und Scorpius wünschte sich, seine Großmutter würde auch endlich auftauchen, da sie so ziemlich die einzige Person war, die mit ihrem Mann in solchen Situationen umgehen konnte. Schon als Scorpius in seinem ersten Schuljahr in Hogwarts zu Weihnachten nach Hause kam und Lucius zufällig seinen Hufflepuffschal zu Gesicht bekam, hatte er so abwesend reagiert. Nur Narcissa hatte ihn damals davon abbringen können, schreiend aus dem Haus zu rennen oder den Schal an den Weihnachtsbaumkerzen anzuzünden. Damals war er allerdings nicht so blass gewesen, eher purpurrot. „Opa?“, sprach Scorpius ihn wieder vorsichtig an, doch auch diesmal reagierte er nicht. „Scorpius, Liebling!“ Ohne ihren Mann oder Albus wirklich zu beachten, quetsche sich Narcissa Malfoy endlich an ihnen vorbei und zog Scorpius in ihre Arme. „Ha-Hallo Oma“, meinte Scorpius, leicht überrumpelt von der heftigen Begrüßung. „Narcissa, nicht Oma“, ermahnte sie ihn zum hundertsten Mal. „Meinetwegen, aber erstmal haben wir ein kleines Problem“, erwiderte Scorpius und löste sich aus ihrer Umarmung. „Problem? Na, nun da wir da sind, haben wir das bestimmt in Null Komma Nix erledigt“, lächelte Narcissa, schön wie eh und je, nur lächelte sie seit Scorpius Geburt bedeutend mehr als früher. „Ähm… ich sag es ja nur ungern, aber ich glaube, genau da liegt ja das Problem…“ meinte Scorpius und drehte seine Großmutter langsam und mit sanftem Druck zu ihrem mittlerweile lautlos vor sich stammelnden Mann um. „Was ist denn los?“, fragte sie besorgt. „Ich“, gab Albus zu und wurde mit einem neugierigen Blick von Narcissa gemustert. „Da ich alle anderen Freunde von Scorpius kenne, nehme ich an, du bist der legendäre Ally?“, fragte sie ihn. „Bin ich, Ma’am. Eigentlich heiße ich Albus…“ „…Potter“, unterbrach sie ihn und Al nickte mit einem gezwungenen Lächeln auf dem Geicht. „Du bist deinem Vater wie aus dem Gesicht geschnitten“, stellte sie fest, aber im Gegensatz zu Draco oder Lucius schien sie das nicht zu stören. „Das ist es ja, glaube ich. Ihr Mann ist so, seit er mich gesehen hat“, erklärte Al ihr. „Dad hat auch komisch reagiert, aber bei ihm ist es wieder weggegangen“, meinte Scorpius und alle drei sahen wieder zu Lucius, der immer noch kreidebleich war, aber wenigstens nicht mehr vor sich hin brabbelte, sondern nur an die Stelle starrte, an der Al vor fünf Minuten gestanden hatte. Narcissa atmete tief durch. „Albus, es freut mich, endlich mal Scorpius besten Freund kennenzulernen, aber ich würde euch bitten, doch mal eben in die Küche zu gehen. Dann kann ich in Ruhe versuchen, unseren Opa wieder ins Leben zu holen.“ Al nickte nur und ging voran. „Ist das auch in Ordnung, O… Narcissa?“, fragte Scorpius unsicher nach. „Ja, geh nur. Allein schaffe ich das besser, glaub mir“, lächelte sie und zog ihren Mann, der immer noch meilenweit neben sich stand, ins Wohnzimmer. Scorpius sah ihnen noch einige Augenblicke nach, dann ging er langsam in die Küche. Am Tisch saß Al und starrte vor sich hin. „Tut mir leid“, meinte er leise und sah Scorpius entschuldigend an. „Schon gut, ich war eher positiv überrascht“, gab Scorpius lächelnd zu. „Positiv überrascht?“, fragte Al zweifelnd nach. „Na ja, ich hätte eher erwartet, dass er sich schreiend auf dich stürzt mit der Absicht, dich umzubringen“, meinte Scorpius Schulter zuckend. „Du hättest also meinen Tod in Kauf genommen?“ „Natürlich nicht, eigentlich hatte ich vor, ihn vorzubereiten, aber wer konnte denn ahnen, dass die beiden so überpünktlich sind?“, erklärte Scorpius sich. „Du meinst, dann wäre es besser gelaufen?“, hakte Al nach. „Ich hatte es gehofft, aber so ist es ja auch ganz gut gelaufen“, lächelte Scorpius. „Gut gelaufen?“, fragte Al zweifelnd. „Mein Anblick hat deinen Großvater förmlich k.o. gehauen.“ „Och, so viel anders hat er auch nicht geguckt, als er den Fernseher in meinem Zimmer gesehen hat, oder als ihm klar wurde, was Fußball genau ist und dass ich es liebe“, meinte Scorpius Schulter zuckend und machte sich daran, Schokomilchshakes zu machen. „Bin wieder da!“, schallte zwei Stunden später Dracos Stimme durchs Haus. „Hey Dad“, begrüßte Scorpius ihn müde von der Treppe aus, auf der er mit Al saß. „Guten Abend, Mister Malfoy“, meinte Ally nur. „Was macht ihr denn da?“, wollte Draco verwundert wissen. „Wir warten darauf, dass Oma Opa wieder zum Leben erweckt“, erklärte Scorpius als wäre das das Normalste auf der Welt. „Wie meinst du das? Was ist denn passiert?“, fragte Draco besorgt. „Er hat mich gesehen, Sir“, meinte Al und sah ihn entschuldigend an. Draco seufzte wenig überrascht. „Wie schlimm ist es denn?“ „Keine Ahnung, Oma ist seit zwei Stunden mit ihm im Wohnzimmer und…“, wollte Scorpius erklären, wurde aber von seiner Großmutter unterbrochen, die gerade aus besagtem Wohnzimmer kam. „Scorpius, dein Großvater würde gern mit dir reden“, meinte sie nur. Langsam stand Scorpius auf, sah noch einmal kurz zu Al, in dessen Gesicht sich seine eigene Unsicherheit widerspiegelte, und ging ins Wohnzimmer. Lucius Malfoy saß, wie bei allen seinen Besuchen, in einem Sessel am Kamin. Sein bisheriges Leben hatte im Laufe der Jahre deutliche Spuren auf seinem Gesicht hinterlassen. Scorpius kannte ihn eigentlich nur mit drei Gesichtsaudrücken, 1. liebender Großvater, 2. purer, ehrlicher Schock und 3. Abscheu gegenüber Gelb-Schwarz. Auf Bildern von früher sah er immer kalt, fast völlig gefühllos aus, doch das war in einer Zeitrechnung vor Scorpius, schien wie ein früheres Leben für seinen Enkel. Jetzt lächelte Lucius Malfoy. „Hallo Opa“, lächelte Scorpius unsicher zurück und blieb einige Meter von seinem Großvater entfernt stehen. „Mein lieber Scorpius“, meinte Lucius leise. „Komm doch bitte näher, du weißt, dass meine Augen nicht mehr die besten sind.“ „Ja, weil du nicht auf uns hörst und dir keine Brille zulegst“, meinte Scorpius, kam aber der Aufforderung nach und trat näher. „Ja, ja“, winkte Lucius ab. Er hörte schon seit zehn Jahren nicht auf seine Familie und würde es wohl nie tun. „Wenn dir dein Aussehen so wichtig ist, dann kannst du doch auch Kontaktlinsen tragen“, schlug Scorpius zum wahrscheinlich tausendsten Mal vor. „Diese komischen Muggeldinger!? NIEMALS!“, erwiderte Lucius zu wahrscheinlich tausendsten Mal. Scorpius seufzte und überlegte, wie er geschickt zu dem Thema überleiten konnte, was ihm eigentlich wichtiger war, aber die Überleitungsschublade in seinem Hirn war wie leergefegt. „Sag mal…“, begann er unsicher, „aber ganz ehrlich, ja? Wen hast du vorhin zu sehen geglaubt, als Ally die Tür aufgemacht hat?“ „Seinen Vater“, gab Lucius leise zu. „Aber er sieht ja auch genau so aus“, murrte er. „Ally ist in Ordnung und ganz und gar nicht wie sein Vater“, lächelte Scorpius. „Und er ist dein bester Freund?“, fragte Lucius unsicher nach, obwohl Scorpius ihm das schon x-mal erzählt hatte. „Genau das“, erwiderte Scorpius. Lucius sah ihn nur ausdruckslos an, dann nickte er. „Dann sei es so“, meinte er ernst, stand auf und ging zum Fenster. „Lebe wohl, mein lieber Scorpius. Und sage bitte Narcissa und Draco, dass ich sie liebe.“ „Opa? Was ist denn los?“, fragte Scorpius verwirrt, doch Lucius öffnete nur stumm das Fenster und kletterte mit überraschender Leichtigkeit aufs Fensterbrett. Scorpius konnte sich keinen Millimeter bewegen und nur mit herunter hängender Kinnlade zuschauen, wie sein Großvater aus dem Fenster sprang. „Opa!“, rief er erschrocken als das Geräusch des Aufpralls ihn aus seiner Starre riss. Eilig lief er zum Fenster und starrte auf seinen Großvater, der mit den verschiedensten Blütenblättern bestreut im Blumenbeet lag. „Du hättest daran denken sollen, dass wir hier im Erdgeschoss sind und dass unter dem Fenster Dads ganzer Blumenstolz gepflanzt ist…“, meinte Scorpius nur. „Was ist den los?“, rief plötzlich Draco hinter ihm und er drehte sich zu ihm, Narcissa und Al um, der aber in der Wohnzimmertür stehen blieb. Die anderen kamen zu ihm ans Fenster. „Wo ist denn Lucius?“, fragte Narcissa verwundert. „Dort“, meinte Scorpius nur und zeigte auf das offene Fenster. „Er ist durchs Fenster abgehauen?“, wunderte Draco sich und sein Blick suchte den Garten ab. „Guck mal nach unten, Dad“, seufzte Scorpius und ging zu Ally. „Komm, helfen wir dem alten Mann auf die Beine. Vielleicht hilft es ja, wenn er merkt, wie nett du bist.“ Al sah ihn nur schuldbewusst an und nickte leicht, doch Scorpius lächelte ihn an, legte ihm einen Arm um die Schulter und zog ihn mit sich in den Garten. Lucius lag noch immer im Blumenbeet, Narcissas und Dracos Köpfe hingen aus dem Fenster und sahen besorgt zu ihm runter. „Schatz, was hast du dir denn dabei gedacht?“, fragte Narcissa und schaffte es auf unerklärliche Weise, vorwurfs- und sorgenvoll zugleich zu klingen. Al und Scorpius strecken Lucius, der nicht antwortete, derweil ihre Hände entgegen, doch er nahm nur Scorpius Hand. „Opa!“, ermahnte dieser ihn und hatte nicht zum ersten Mal den Eindruck, dass sein Großvater mit dem Alter immer kindischer wurde, bei seinem Vater fing das ja auch schon an… Lucius stieß einen lauten Seufzer aus und nahm Als Hand dann doch, ließ sich von den beiden Jungen hochziehen. „Danke“, meinte er nur knapp und humpelte vor sich hin brummend wieder ins Haus. „Was murmelt er da in seinen nicht vorhandenen Bart?“, fragte Draco. „Irgendwas von Schande“, antwortete Al leise und unsicher. „Juhu“, seufzte Draco. „Da wartet ein ganz schönes Stückchen Arbeit auf dich, Scorpius.“ „Du meinst auf uns“, berichtigte seine Mutter ihn. „Nein, Mum, auf Scorpius, so ist es abgemacht“, meinte Draco und zog seinen Kopf aus dem Fenster zurück. „Keine Angst, wir schaffen das“, flüsterte Narcissa und zwinkerte ihrem Enkel verschwörerisch zu. „Danke“, lächelte dieser zurück. „Sollten wir nicht lieber mal nach ihm schauen?“, fragte Al leise. „Ach lass mal, er wird sich umziehen, bei der Menge Erde und Blumenresten auf seinem geliebten Samtjackett“, meinte Scorpius nur. Nickend drehte Al sich in Richtung Haustür. „Warte mal, Ally“, hielt Narcissa ihn aber auf bevor er einen Schritt tun konnte. „Ich sage das nur sehr ungern, aber mein Mann hasst dich und deine Familie. Warum machst du dir Sorgen um ihn?“ „Ich will nicht, dass es Streit gibt“, erwiderte Al nur ohne sich noch einmal zu ihr umzudrehen, dann ging er ins Haus. Scorpius sah ihm deprimiert nach und wünschte, er könnte irgendetwas für ihn tun. Irgendetwas, Al sollte nur wieder lächeln wie vorhin. „Wir schaffen das, mein Junge, bei deinem Großvater und deinem Freund“, versicherte Narcissa lächelnd, fast als hätte sie Scorpius Gedanken lesen können. Scorpius lächelte sie nur leicht an. „Danke, du bist echt die coolste Oma, die ich kenne.“ „Also erstens: Hast du etwas anderes erwartet? Und zweitens: Was habe ich dir über das böse O-Wort gesagt?!“ „Entschuldige“, lachte Scorpius leise. „Ausnahmsweise. Und nun komm rein und hilf mir mit dem Abendessen, dein Vater kann ja doch nur Spagetti“, meinte Narcissa amüsiert. „Aber die mittlerweile fast perfekt“, warf Scorpius ein und ging ebenfalls wieder rein. Gemeinsam mit Narcissa vertrieb er Draco aus der Küche und die beiden machten das Abendessen, unterhielten sich dabei wie bei jedem Besuch ausführlich, das war schon zu einem Ritual zwischen Großmutter und Enkel geworden. Das Essen selbst verlief schweigend, jedes Gespräch, dass von Narcissa oder Scorpius angeschoben wurde, verlief im Sande und keinen außer den beiden schien das wirklich zu stören, da alle ihren eigenen Gedanken nach hingen. „Sie hat Dad und Opa zum Abwaschen verdonnert“, meinte Scorpius grinsend als er in sein Zimmer kam, in welches Al sich sofort nach dem Essen verkrümelt hatte. Die Gesichter der beiden Männer waren einfach zu komisch gewesen. „Was tust du da?“, fragte er verwirrt, als er bemerkte, dass Al auf den schwarzen Fernsehschirm starrte. „Ich weiß nicht, wie er angeht“, gab Al zu und Scorpius nahm die Fernbedienung vom leidlich aufgeräumten Schreibtisch, drückte eine Taste und auf dem Fernseher erschienen die lustig bunten Bilder. „Was ist das?“, wollte Al wissen, während Scorpius sich neben ihn aufs Bett setzte. „Das ist Fußball!“, meinte Scorpius lächelnd und erklärte Al, was sie gerade sahen, besser als der Kommentator selbst das konnte. Nach einer Weile allerdings hörte Al auf, zu zuhören und ließ den Kopf müde auf Scorpius Schulter sinken. Langsam schlief er ein. Scorpius beobachtete das lächelnd und legte Al, als das Spiel schließlich vorbei und er auch müde war, vorsichtig auf seinem Bett hin. Er selbst schlief etwas später auf der Luftmatratze ein, immer Allys Gesicht vor Augen. See You next chapter ^^ Kapitel 5: Bin ich im falschen Film? ------------------------------------ Hallo ^^ Weiter gehts. In der heutigen Folge: Schuhe, Bälle und Einsichten ^^ (Nur nebenbei: Das ist alles nicht meine, macht mich also für nichts verantwortlich - vor allem nicht für die kranken Ideen meines Kopfes - oder unterstellt mir, dass ich Geld damit verdiene) Viel Spaß beim Lesen Eure Naoko ^^ 5 Bin ich im falschen Film? „Nein... aufhören... Nein!... Nein!“ Es war mitten in der Nacht als Scorpius von Als Stimme geweckt wurde, auch wenn er einige Augenblicke brauchte um den Ursprung des Gestammels zu identifizieren. Verschlafen richtete er sich auf und sah zum Bett, wo Al sich hin und her wälzte. „Ally?“, fragte er sofort besorgt und war augenblicklich hellwach. Doch Ally reagierte nicht und so krabbelte Scorpius zum Bett. „Ally?“, sprach er seinen Freund noch einmal an, lauter, eindringlicher. Doch Al wachte wieder nicht auf und Scorpius rüttelte an seiner Schulter. „Wach auf, Al!“ „Nein!“, rief Al noch einmal und schreckte hoch, sah Scorpius mit weit aufgerissenen Augen an, als kenne er ihn gar nicht. „Ally, alles in Ordnung?“, fragte Scorpius besorgt. Erst jetzt schien Al ihn zu erkennen. „Sie... sie haben nicht aufgehört... ich habe geschrien, aber... aber sie haben nicht aufgehört... und dein Opa... der ist ständig vor mir auf den Boden gefallen, aber nicht wieder aufgestanden sondern verschwunden... bis er wieder gefallen ist... und immer haben sie gestritten als wären sie allein... ich habe geschrien, weil ich nicht hin konnte, mich nicht bewegen konnte. Ich konnte nichts tun!“, stammelte er leise und zitterte dabei am ganzen Körper, in seiner Stimme und seinen Augen war Angst. Vorsichtig, damit er sich nicht noch mehr erschreckte, nahm Scorpius ihn in den Arm. Sofort krallte Al sich an ihm fest und brach in Tränen aus. Scorpius strich ihm etwas hilflos immer wieder über den Rücken, eigentlich hatte er ihm doch den Sommer retten wollen, und nun? Verdammt, es war schlimmer als vorher. Schuld war zwar eigentlich sein Großvater, aber Scorpius hatte dennoch das Gefühl alles falsch gemacht zu haben. „Tut mir leid“, murmelte er leise, doch Al reagierte nicht, weinte nur weiter. Lange saßen sie noch so da und mit der Zeit verebbte Als schluchzen und er schlief langsam wieder ein während die Tränen auf seinen Wangen trockneten und Scorpius seinen Rücken streichelte. Als er merkte, dass Al schlief, legte er ihn wieder hin, doch als er dann auch wieder aufstehen wollte, griff Al nach seiner Hand und ließ sie nicht mehr los. „Na gut“, flüsterte Scorpius und legte sich neben ihn. „Schlaf gut, Ally.“ Dieser schien ein wenig zu lächeln und kuschelte sich an Scorpius, dessen Herz entweder stillstand oder so schnell schlug, dass er den einen nicht mehr vom anderen Schlag unterscheiden konnte. Wie sollte er denn so schlafen? Und warum fühlte sich Als Nähe so verflucht gut an, dass er sie nie wieder hergeben wollte? Warum konnte er die Augen einfach nicht von Als schlafendem Gesicht abwenden? Warum wollte er, als ihm schließlich doch die Augen zufielen, gar nicht mehr einschlafen? „Ihr könnt froh sein, dass ich euch wecke!“ Die Frauenstimme ließ Scorpius die Augen öffnen, aber wach war er noch lange nicht. „Morgen“, hauchte Al neben ihm... ziemlich nah neben ihm... Langsam drehte er sich um und sah direkt in das verschlafene Gesicht seines besten Freundes und die Erinnerung an letzte Nacht nahm wieder Gestalt an. „Morgen“, lächelte er Al an. „Ja, ja, es ist Morgen und nur zu eure Information, das Frühstück ist auch schon fertig, also beeilt euch“, meinte Narcissa ungeduldig, lächelte aber, als die beiden zu ihr sahen. „Ich weiß ja nicht, was ihr letzte Nacht hier gemacht habt, aber deinem Vater und vor allem deinem Großvater sagen wir lieber nichts davon, Scorpius, okay?“ „Gar nichts haben wir gemacht“, protestierte Scorpius. „Ich hatte einen Alptraum, glaube ich, und Mally hat nur versucht mich zu beruhigen“, erklärte Al. „Genau, und dann hat der gute Ally sich an mir festgekrallt und mich nicht mehr losgelassen“, ergänzte Scorpius während er aufstand und sich streckte. „Ich habe ja auch gar nichts gesagt, aber trotzdem sollte es unter uns bleiben, wenn wir deinen Opa noch ein bisschen behalten wollen“, lächelte Narcissa und wurde von ihrem Enkel geknuddelt. „Du bist echt die Beste“, strahlte er. „Das weiß ich doch“, meinte sie lachend und löste sich von ihm. „Denkt ans Frühstück.“ Mit diesen Worten verschwand sie aus dem Zimmer. „Danke, Scorpius“, sagte Al leise. Das war das erste Mal seit langem, dass er ihn mit seinem normalen Vornamen ansprach. „Schon gut“, lächelte Scorpius. „Hör mal, Albus...“ Wie komisch sich das mittlerweile anfühlte... „Wir kriegen das hin, ja? Mein Großvater wird sich wieder beruhigen und deine Eltern werden sich auch wieder vertragen.“ „Weißt du, ich habe nachgedacht, und vielleicht wäre es sogar das beste, wenn sie sich gleich trennen“, erwiderte Al nachdenklich. „Dann können sie wenigstens nicht mehr streiten.“ „Sie werden einen Weg finden und bis dahin machen wir erstmal das beste aus diesem Sommer, okay?“ „Erstmal sollten wir das Wochenende mit deinem Großvater überstehen“, erinnerte Al ihn. „Und zu aller erst einmal das Frühstück.“ Damit verschwand er in Richtung Bad. Lucius Malfoy blickte nicht einmal auf als die beiden wenig später in die Küche kamen und auch Draco blieb während des Essens immer relativ einsilbig. Scorpius sah zwar nicht zu ihm, dennoch spürte er, dass Al immer unsicherer wurde. „Sag mal, Scorpius“, meinte Narcissa plötzlich, ein fast kindliches Funkeln in den Augen, „meine Schuhe sind doch noch irgendwo hier im Haus, oder?“ „Deine...? Ja, klar, die stehen oben in meinem Schrank“, grinste Scorpius. „Was für Schuhe denn?“, fragte Al leise. Draco seufzte lautstark. „Mutter, bitte nicht.“ „Du wirst diese Dinger nicht anziehen!“, brummte Lucius. „Doch, Darling, das werde ich und du wirst mich nicht daran hindern. Außer natürlich das ist ein Problem für dich, Scorpius?“ „Nein“, grinste dieser. „Hätte eh nicht gedacht, dass du dir die Chance entgehen lässt.“ „Gut, dann lasst uns gehen, bevor es wieder zu heiß wird. Draco, Lucius, ihr übernehmt den Abwasch. Ich nehme doch an, die anderen werden da sein?“, fragte sie lächelnd und nachdem Scorpius genickt hatte, verließ sie fröhlich grinsend die Küche. „Worum geht es eigentlich?“, fragte Al vorsichtig. „Lass dich überraschen“, meinte Scorpius nur und trank seinen letzten Schluck Kaffee. „Du darfst das nicht zulassen, Scorpius“, bat Lucius überraschend eindringlich. „Sie wird sich nicht aufhalten lassen, das weißt du genauso gut wie ich, Opa.“ Draco seufzte. „Dann pass aber bitte gut auf, sie hat sich schon mal den Fuß gebrochen.“ „Das war aber auch ihre eigene Schuld, da kannst du jeden Fragen, der dabei war.“ „Es ist mir egal, wessen Schuld es war, pass trotzdem auf“, meinte Draco streng. „Ja, Dad“, erwiderte Scorpius. „Komm, Ally, lass uns gehen, sonst verpassen wir noch den ganzen Spaß.“ „Welcher Spaß?“, fragte Al immer noch verwirrt, folgte Scorpius aber dennoch wieder in dessen Zimmer. „An deiner Stelle würde ich mir etwas... sportlicheres anziehen“, meinte Scorpius während er in seinem Schrank wühlte. „Könntest du mir bitte erstmal sagen, worauf das hier hinausläuft, bevor du mir sagst, ich soll etwas anziehen, von dem du genau weißt, dass ich es nicht habe“, forderte Albus wiederholt Aufklärung. „Stimmt, so was hast du nicht“, kam es aus den unendlichen Tiefen des Schrankes und wenige Augenblicke später flogen zwei schwarze Stoffteile in Als Richtung. „Hier, etwas anderes habe ich in deiner Farbe nicht. Deine Schuhe sind doch immer noch eine Nummer kleiner als meine?“ „Ähm... ja...“, kam es nur unsicher von Al, der die Stoffteile aufgefangen hatte. „Sehr schön, aber zieh dich erstmal um“, lächelte Scorpius ihn an bevor er den Kopf wieder in den Schrank steckte. „Und dann finde ich diesen blöden Karton auch noch irgendwann...“ Nach fünf weiteren Minuten hatte Scorpius schließlich alles gefunden, Al war umgezogen und Narcissa tauchte in der Zimmertür auf, trotz der Hitze trug sie ihren Reiseumhang. „Seid ihr soweit?“, fragte sie lächelnd. „Sind wir“, grinste Scorpius und schulterte die große Sporttasche, in die er diverses Equipment gestopft hatte, dann zog er Al mit sich, seiner Großmutter nach unten folgend. Dort steckte Narcissa noch einmal den Kopf durch die Küchentür. „Tut mir leid, meine Lieben, aber ich glaube, ich gehe mit den Jungs nachher Essen, ihr müsstet also selbst für euer Mittagessen sorgen“, meinte sie fröhlich zu Draco und Lucius, die alles andere als begeistert aussahen. „Dann lasst uns mal gehen“, sagte sie zu den Jungs und ging voller Tatendrang voran, aus dem Haus, die Straße runter, bog dann ein paar mal ab und schließlich kamen sie an einem kleinen Park an. „Mrs. Malfoy!“, schallte es ihnen dort auch schon aus mehreren Kehlen entgegen. „Schön Sie zu sehen!“ „Wie lange bleiben Sie denn?“ „Ist doch egal, Hauptsache ist doch, sie macht mit!“ „Keine Angst, Jungs, ich bleib zwar nur das Wochenende, aber natürlich mache ich mit“, lächelte Narcissa die Jungengruppe an, die zu ihr gerannt war. „Scorpius!“ Sie drehte sich zu ihrem Enkel und streckte ihm die Hand entgegen. „Aber natürlich“, grinste Scorpius und holte ein Paar Schuhe aus seiner Sporttasche, reichte sie Narcissa, dann drückte er Al ein weiteres Paar in die Hand. „Hier, die sind zwar schon etwas älter, aber passen müssten sie dir.“ „Ähm... okay... aber was sind das für Teile an den Sohlen?“, fragte Al während er die Schuhe musterte und sowohl Scorpius als auch Narcissa ihre Schuhe wechselten. „Stollen, für besseren Halt auf dem Rasen“, meinte Scorpius nur. „So, es kann losgehen“, stellte Narcissa fest, stand wieder auf und warf ihren Umhang auf die Parkbank, auf der Al und Scorpius noch saßen. Sie trug die komplette Manchester-United-Montur. Al fiel mal eben die Kinnlade auf die Brust und er sah nur ungläubig zwischen seinem besten Freund und dessen Großmutter hin und her. „Sie steht nun mal total auf ManU, auch wenn Arsenal die besseren Spieler und den besseren Trainer hat“, meinte Scorpius nur. „Soll das heißen, deine Oma spielt...“ „... Fußball, ja. Und auch für dich wäre es besser, du nennst mich ab jetzt Narcissa, Ally.“ „Natürlich, Mrs. … Narcissa“, lächelte Al und schnürte seine Schuhe zu. „Mally, wie funktioniert das eigentlich?“, fragte er schließlich. „Sag bloß, du hast noch nie Fußball gespielt!?“, meinte einer der anderen entsetzt. „Lass ihn, Scott“, erwiderte Scorpius, dann stellte er Ally vor: „Das ist Ally, auch Al genannt. Er geht auf meine Schule und ob ihr es glaubt oder nicht, seine Eltern sind noch weltfremder als meine, er kennt also die meisten Sachen nicht, die für uns völlig normal sind, Fußball, Videospiele und so, seid also bitte etwas nachsichtig.“ „Und ich hatte immer angenommen, weltfremder als deine Eltern geht gar nicht, Malfoy“, lachte Scott. Hier war es Scorpius lieber, mit seinem Nachnamen angesprochen zu werden, der war weniger merkwürdig als sein Vorname, über den sich früher gerne mal alle lustig gemacht hatten. „Glaub mir, es geht“, entgegnete er nur und bedeutete Al, ihm auf den Rasen zu folgen. „Am besten lernt man Fußball spielen in der Praxis“, grinste er. „So, wie es aussieht, spielen wir heute fünf gegen fünf, die üblichen Mannschaften, würde ich sagen. Ally, du bist in Malfoys Team, halte dich am besten an ihn, da ihr euch auch die Verteidigung teilt, Martin fehlt heute. Mrs. Malfoy, würden Sie mir die Ehre erweisen und wieder in meiner Mannschaft spielen? Wir würden uns natürlich wie immer den Sturm teilen.“ Scott schien der geborene Mannschaftskapitän zu sein, zumindest hatte keiner Einwände gegen die gegebenen oder die noch folgenden Anweisungen. „Nichts wäre mir lieber“, lächelte Narcissa und alle gingen auf ihre Positionen, nur Al zögerte. „Ich weiß trotzdem noch nicht, wie das funktioniert!“, meinte er leicht verzweifelt zu Scorpius. „Keine Angst, du trägst das aktuelle Auswärtstrikot der englischen Nationalmannschaft und die ist immerhin amtierender Vize-Europameister, das klappt schon“, lächelte Scorpius ihn an und kickte ihm den Ball vor die Füße. „Einfach mit der Innenseite der Füße spielen.“ Al versuchte es und der Ball landete wieder bei Scorpius. „So ungefähr?“ „Genau so“, bestätigte sein Freund strahlend und das Spiel fing an. Mit der Zeit lernte Al zu spielen und schaffte es schließlich sogar, Zweikämpfe für sich zu entscheiden, nur gegen Narcissa hatte er absolut keine Chance, aber die hatte auch keiner der anderen. Und als das Spiel dann aufgrund der fast schon unerträglichen Hitze abgebrochen wurde, hatte sie allein fünf von sieben Toren für ihre Mannschaft erzielt. Nun saßen zwei Malfoys und ein Potter in einer kleinen Pizzeria ganz in der Nähe. Die Pizzeria, weil Narcissa die beiden Jungen eingeladen hatte und sie Pizza liebte, drinnen, weil es auf der Terrasse keine Klimaanlage gab. „So, Ally, jetzt erzähl mir doch noch mal genau, warum du so plötzlich bei Scorpius vor der Tür standest und du heute in neben ihm aufgewacht bist“, verlangte Narcissa ernst, aber dennoch freundlich. Es war eine jener Aufforderungen, denen man einfach nachkommen musste, also erzählte Al, bei der vergangenen Nacht musste Scorpius allerdings nachhelfen. „So ist das also“, meinte Narcissa nur als sie fertig waren. „Na ja, bei deinen Eltern kann ich dir natürlich schlecht helfen, aber ich kann versuchen, meinen Mann zu deinen Gunsten zu beeinflussen.“ Mit großen Augen sah Al sie an. „Das... das würde sie tun?“ „Natürlich würde ich. So wie ich das sehe, gibt es keinen Grund, dich nicht zu mögen“, lächelte sie Al an, doch er starrte schon wieder seine halb gegessene Pizza an. „Dann sagen Sie das doch bitte ihrem Mann auch so, und wenn Sie schon dabei sind, meinem Bruder auch gleich mit.“ „Bring ihn her, dann nehme ich ihn mir mal zur Brust. Wenn er danach nicht auf Knien um Vergebung fleht, verspeise ich höchstpersönlich alle Besen des nächsten Quidditsch-Weltmeisters.“ Al sah sie überrascht an und lächelte dankbar, schüttelte allerdings den Kopf. „Das ist nett, aber nein, danke.“ „Wenn du meinst, aber es würde helfen“, meinte Narcissa nur und alle drei fingen an zu lachen, die Vorstellung, wie James bettelnd vor Al kniet und sich unter Narcissas strengem Blick tausend Mal entschuldigt, war aber auch zu komisch. „Hier seid ihr!“, stellte plötzlich eine Stimme von der Tür der ansonsten leeren Pizzeria her fest. Erschrocken sahen die drei auf und entdeckten einen atemlosen Scott. „Montag. Zwölf Uhr. Zelten am Strand. Mein Bruder fährt uns“, sagte er. Narcissa und Al musterten ihn nur verwirrt, Scorpius allerdings grinste ihn an. „Sehr schön. Ich habe aber nur einen Schlafsack, kannst du einen für Ally mitbringen?“, fragte er. Scott nickte nur, verabschiedete sich und war genauso schnell verschwunden wie er gekommen war. „Was war das denn?“, wollte Al wissen. „Pläne schmieden“, grinste Scorpius nur. „Vor ein paar Tagen ist mir mein Handy ins Wasser gefallen und ich kann somit nur noch traditionell kommunizieren, wenn ich nicht gleich meinen Computer an schmeißen will. Und offensichtlich musste es schnell gehen, sonst wäre Scott nicht so schnell abgehauen.“ „Dein was ist dir ins Wasser gefallen?“, hackte Al nach. „Mein Handy, mein Mobiltelefon. Meine Eltern wissen nichts davon, aber ich hatte es seit zwei Jahren, prepaid natürlich, kann ja nicht einfach so Rechnungen bezahlen. Meine Lieblingsoma hat es mir gekauft...“ „Deine Lieblingswas?“, unterbrach Narcissa ihn. „Meine Lieblings-Narcissa“, erwiderte Scorpius. „In der Schule würde es ja sowieso nicht funktionieren, deswegen habe ich es auch nur in den Ferien benutzt, na ja, theoretisch jedenfalls.“ „Und nun hoffst du, dass du ein neues bekommst?“, schlussfolgerte Narcissa. „Nein, wieso auch? Das Geld habe ich, sind ja auch nicht sonderlich teuer, aber ich habe es noch nicht geschafft, einkaufen zu gehen, und wenn wir übermorgen an den Strand fahren, wird es so schnell wohl auch nichts“, erklärte Scorpius lächelnd. „Strand?“, fragte Al verwirrt nach. „Ja klar, haben wir doch gerade erst mit Scott ausgemacht, Montag geht es zum Zelten an den Strand“, grinste Scorpius. „Na gut, wenn du das sagst“, seufzte Al. „Ich weiß ja, dass du nicht gern zeltest, aber erstens ist James nicht dabei, zweitens kennst du den Strand nicht und drittens zelten wir eh anders.“ „Anders?“ Al sah ihn fragend an, vielleicht war auch etwas Angst dabei. „Ja, lass dich nur überraschen.“ „Gut, da das jetzt geklärt ist, können wir ja auch aufbrechen“, unterbrach Narcissa die Unterhaltung der beiden voller Tatendrang. „Ich wette, unsere Trauerklöße warten schon.“ Damit sprang sie auf, ging zum Kellner und bezahlte. „Trauerklöße?“, fragte Al leise. „Ich glaube, sie meint Dad und Opa“, erwiderte Scorpius kaum lauter. „Genau die“, sagte Narcissa hinter ihnen und sie verließen die Pizzeria. Zu Hause saßen tatsächlich zwei Trauerklöße im Wohnzimmer, Lucius trotz der hohen Temperaturen zugeknöpft bis zum Kinn und langärmlig, so dass Scorpius schon bei seinem Anblick noch heißer wurde. „Alles gut gelaufen?“, fragte Draco die beiden Jungen, Narcissa war gleich duschen gegangen. „Ja, alles glatt gelaufen“, bestätigte Scorpius. „Obwohl... Jake dürfte ein paar blaue Flecke abbekommen haben.“ „Wie das?“, wollte Draco wissen. Scorpius zuckte nur mit den Schultern. „Er hat sich zwischen Oma und das Tor gestellt.“ „Was soll das heißen?“, fragte Lucius. „Na ja, Oma mag zwar viermal so alt sein, wie ihre Mitspieler, aber eigentlich könnte sie noch gut Profi werden“, meinte Scorpius nur. „Wenn es sein müsste wahrscheinlich sogar beim Rugby oder American Football, rabiat genug ist sie jedenfalls.“ „Beim was?“, schallte es ihm aus drei Kehlen entgegen. „Also echt, Leute, ihr solltet euch alle etwas besser informieren und nicht nur den Tagespropheten lesen“, erwiderte er kopfschüttelnd. „Komm, Ally, holen wir uns was zu trinken.“ „Meinetwegen“, meinte Al nur und trottete hinter Scorpius her. „Deine neue Frisur steht dir“, stellte Scorpius fest als sie am Küchentisch saßen. Ally lachte leise. „Du klingst ja fast wie Lily, aber die musste das auch sagen, hat es schließlich verbrochen.“ „Lily? Klingt ja interessant“, bemerkte plötzlich jemand von der Küchentür her. „Meine kleine Schwester“, erklärte Al Narcissa. „Ich weiß, vorhin hast du das schon erzählt“, lächelte sie zurück, woraufhin Al rot wurde und Scorpius feststellte, dass Al so irgendwie süß aussah... Nein, das war falsch. Niedlich... Nein, so auch nicht, aber anders ließ sich nicht beschreiben, wie Al auf ihn wirkte, auch wenn es nur sein bester Freund war um den es ging. „Tut mir leid, in letzter Zeit kommt bei mir einiges durcheinander“, meinte Al, doch Scorpius bekam das nur am Rande mit während er krampfhaft versuchte herauszufinden, warum ihm ständig solche Gedanken kamen, wenn es um Ally ging. „Scorpius?“ Wieder einmal wedelte eine Hand vor seinen Augen und wieder einmal sahen ihn zwei besorgte Augenpaare an. „Langsam mache ich mir wirklich Sorgen um dich, Mally“, murmelte Al. „Wieso das?“, fragte Narcissa. „Na ja, er hat immer öfter solche Aussetzer, schon in der Schule.“ „Habe ich nicht!“, protestierte Scorpius. „Doch“, widersprach Al ihm nur knapp und wand sich an Narcissa. „Das fing kurz vor den Prüfungen an. Wir saßen in der Bibliothek und als ich von meinem Buch hoch schaute, saß er da so wie gerade, meilenweit weg. Ich dachte, er sieht nur aus dem Fenster und wäre lieber draußen, aber danach passierte das öfter und da war nicht immer ein Fenster in der Nähe.“ „Das ist ja interessant“, sagte Narcissa nur und in ihren Augen blitzte so etwas wie Erkenntnis auf. „Ach ja?“, wunderten Al und Scorpius sich im Chor. Narcissa schmunzelte amüsiert. „Ja, und ich habe auch schon eine Ahnung, wo das herkommen könnte, aber genaueres sollten wir erst noch herausfinden.“ „Wie meinst du das?“, fragte Scorpius nach. „So, wie ich es sage, genaues kann ich noch nicht sagen, das braucht noch Zeit“, zwinkerte sie ihnen zu und verschwand aus der Küche. „Denkst du, es geht ihr wirklich gut?“, wollte Al leise wissen. „Ja, manchmal ist sie einfach etwas... komisch“, antwortete Scorpius Schulter zuckend. „Dann ist ja gut“, murmelte Al, doch seine Zweifel waren ihm noch deutlich ins Gesicht geschrieben. „Hast du was dagegen, wenn ich erstmal duschen gehe?“ Scorpius schüttelte nur den Kopf und kaum fiel die Tür hinter Ally ins Schloss, war er schon wieder in seinen Gedanken versunken. Leider konnte er in dem Chaos in seinem Kopf nichts ausmachen, das auch nur annähernd nach einer Antwort aussah. Leider fand er nicht, was seine Großmutter offenbar längst entdeckt hatte. Sein Großvater kam rein, sagte etwas zu ihm und ging kopfschüttelnd wieder als er nicht reagierte. Ally saß ihm eine ganze Weile gegenüber und sah ihn besorgt an, schlürfte Eistee durch einen Strohhalm, sagte auch ab und zu etwas, doch Scorpius erwiderte eine Ewigkeit lang nichts. „Was ist nur mit dir los?“, seufzte Al schließlich, Narcissa stand mittlerweile am Herd und machte das Abendessen. „Nichts“, meinte Scorpius leise. Er hatte gesucht und auf alle Fragen, die ihn in den letzten Tagen heimgesucht hatten, nur eine Antwort gefunden. Allerdings war es eine, die ihn in ein noch größeres Chaos stürzte. „Siehst gar nicht so aus“, stellte sein Freund fest und musterte ihn. „Hast Recht, Ally, 'Nichts' sieht anders aus“, stimmte Narcissa zu. „Es ist alles in Ordnung“, meinte Scorpius nur knapp und leicht angesäuert. Ohne auf die verwunderten Blicke der beiden zu achten, verließ er die Küche. Er duschte, eiskalt. So versuchte er, diesen Gedanken loszuwerden. Natürlich gelang es ihm nicht. Wenn es das war, was seine sonst so treffsichere Großmutter gemeint hatte, dann war er geliefert. „Scorpius Malfoy!“ Die Stimme seines Vaters auf der anderen Seite der Badezimmertür störte plötzlich seine trübsinnigen Gedanken, begleitet von lautem Klopfen. „Komm jetzt endlich da raus!“ Seufzend stellte Scorpius das Wasser ab, wickelte sich ein Handtuch um die Hüften und trat seinem Vater gegenüber. „Was ist denn los?“, wollte er wissen. „Abendessen ist fertig“, gab Draco Auskunft und betrachtete seinen Sohn besorgt. „Ist alles in Ordnung?“ „Wie oft denn noch? Ja, es ist alles in Ordnung, also lasst mich mit dieser blöden Frage in Ruhe“, ging Scorpius ihn ab. Natürlich war es das nicht, aber das musste ja keiner wissen. „Gut, dann zieh dich wieder an und komm zum Essen.“ Mit diesen Worten ging Draco wieder runter, noch besorgter als zuvor, da so ein Verhalten für Scorpius mehr als ungewöhnlich war, selbst in den schlimmsten Phasen der Pubertät war es besser gewesen. Beim Essen war es diesmal nicht Scorpius, der sich mit Narcissa unterhielt sondern Albus und sogar Draco mischte ein bisschen mit, Lucius blieb bei einsilbigen Antworten. Und kaum waren alle Teller leer, verschwand Scorpius in sein Zimmer. Aus der Ferne hörte er noch, wie sein Vater und sein Großvater wieder zum Abwaschen verdonnert wurden, während Al und Narcissa offensichtlich ins Wohnzimmer gingen. Oben ließ er sich auf sein Bett fallen und versank wahrscheinlich das erste Mal in seinem Leben in Selbstmitleid. Das durfte einfach nicht wahr sein, das ging nicht, das war das Ende. Nein, er musste vernünftig bleiben, einen kühlen Kopf bewahren. „Take it easy“, würde Scott sagen, Max genauso. Aber die waren ja nicht da, um das zu sagen, oder einen ihrer sonstigen guten Ratschläge abzugeben. Da musste er ganz allein durch, keiner konnte ihm helfen. Und während er da so auf seinem Bett lag, fühlte er sich das erste Mal in seinem Leben einsam. Schien ein guter Tag für erste Male zu sein... dachte Scorpius noch als ihm das auffiel und bevor er einschlief. Bis bald ^^ Kapitel 6: Alles wird gut... oder? ---------------------------------- Hallöchen ^^ Ja, es hat etwas länger gedauert, und das tut mir auch sehr leid, aber gegen Ideenlosigkeit komme ich auch noch nicht an... Dann will ich mich auch nicht weiter hier auslassen, lenkt nur ab ^^ Viel Spaß mit dem Kapitel ^^ Eure Naoko ^^ 6 Alles wird gut... oder? Ein gellender Schrei ließ die Vögel der Nachbarschaft von ihren Zweigen, Zäunen und Stromleitungen hochschrecken. Am Sonntagmorgen, der bis zu genau diesem Zeitpunkt nicht friedlicher hätte sein können, fiel Scorpius Malfoy durch den ohrenbetäubenden Lärm, der direkt neben seinem Bett gemacht wurde, fast aus eben diesem. Von irgendwoher, für Scorpius klang es nach Mr Jones von Gegenüber, schallte der Ruf nach Ruhe durch die Gegend. Scorpius konnte seine Ohren nur notdürftig mit den Händen gegen die Stimme seines Großvaters schützen, der gerade seine Hasstiraden gegen den Namen Potter absonderte, während er von einer aufgeschreckten Narcissa aus dem Zimmer gezogen wurde. Das Brüllen wurde leise und Draco erschien in der Tür. „Was ist denn los?“, fragte er sich das Ohr reibend. „Keine Ahnung“, erwiderte sein aufrecht im Bett sitzender Sohn aufrichtig. Draco sah ihn nur zweifelnd an. „Ihr hättet abschließen sollen“, bemerkte er trocken und verließ das Zimmer wieder. „Wer wir?“, fragte Scorpius die geschlossene Tür. Doch dann spürte er etwas. Haut... menschliche Haut an seinem rechten Fuß, allerdings war es nicht seine eigene. Langsam drehte er den Kopf und blickte auf Albus Potter, der friedlich schlief, das als Decke dienende Bettlaken bis auf die unbekleidete Brust gezogen. Bei Scorpius selbst hatte es sich um die Hüfte gewickelt, oberhalb seiner Boxershorts. Und je mehr Scorpius sich das klar machte, desto klarer wurde auch das Bild, das sein Großvater von der Situation gehabt haben muss, beide friedlich nebeneinander schlafend und augenscheinlich unbekleidet. Seufzend ließ er sich wieder neben Al sinken und betrachtete seinen Freund von der Seite. Es war ihm ein Rätsel, wie Al bei dem Gebrüll hatte weiterschlafen können, wo doch selbst der halb taube alte Jones auf der anderen Straßenseite es hatte hören können. So einen tiefen Schlaf hätte er auch gern gehabt... „Ally, aufwachen“, flüsterte er schließlich. „Will nicht“, murmelte Al nur und kuschelte sich tiefer ins Kissen und damit näher an Scorpius, legte dabei sogar einen Arm über dessen Oberkörper. Scorpius' Herz raste, aber langsam schien das bei ihm ja der Normalzustand zu sein. Nur schwer konnte er sich dazu durchringen, Al nochmals anzusprechen: „Ally, wir müssen aufstehen.“ „Hab doch gesagt, ich will nicht“, murrte Al nur, öffnete dennoch langsam die Augen und blinzelte Scorpius verschlafen an. „Morgen“, lächelte Scorpius. Von gut wollte er nach dem Ausraster von Lucius lieber nicht reden. „Morgen“, kam es leise von Al zurück und er war drauf und dran, sich wieder an Scorpius zu kuscheln und weiterzuschlafen. „Hey, nicht wieder einschlafen“, erinnerte Scorpius ihn. „Mach ich nicht“, murmelte Al eher unglaubwürdig. „Nein, gar nicht“, stellte Narcissa mit ironischem Unterton von der Tür her fest. Ihre Stimme schien die Wirkung eines Weckers auf Al zu haben, da dieser doch wach wurde und sich aufsetzte. „Ich bin wach“, gab er zu. „Schon seit Ihr Mann angefangen hat zu schreien.“ Scorpius sah ihn nur entgeistert an. „Tut mir leid, ich wollte einfach nicht, dass der Tag so beginnt“, entschuldigte Al sich leise, stand auf und schlurfte aus dem Zimmer. Narcissa musterte ihren Enkel eindringlich, wie er von seinem Kissen aus an die Decke starrte. „Diesmal habe ich ehrlich keine Ahnung, warum wir beide im Bett lagen“, meinte er schließlich. „Als ich eingeschlafen bin, war Ally noch gar nicht im Zimmer.“ „Verstehe“, meinte Narcissa nur. „Was ist mit Opa?“, wollte Scorpius wissen. „Der hat sich offenbar wieder etwas beruhigt, er ist in den Garten gegangen.“ Scorpius atmete auf. „Zum Glück.“ „Sag ihm trotzdem bitte, dass nichts war, ja? Dann hat er keine Chance später darauf herumzureiten“, bat Narcissa. „Mach ich, gleich nachdem ich geduscht habe“, versprach Scorpius und stand auf. „Lass dir Zeit, Ally ist gerade ins Bad gegangen, wenn ich das richtig gesehen habe“, lächelte Narcissa. Scorpius seufzte und ließ die Stirn auf ihre Schulter sinken. Wie hatte es nur soweit kommen können? Noch immer fühlte er Als Arm da, wo er gelegen hatte. Noch immer raste sein Herz. Noch immer sah er Als Gesicht und seinen makellosen Körper vor sich. Und noch immer wusste er nicht, wie er das überstehen sollte, wie ihre Freundschaft das überstehen sollte... „Ihr schafft das“, meinte Narcissa plötzlich zuversichtlich und nahm ihren Enkel in den Arm. „Danke“, murmelte dieser nur und lehnte sich an sie. „Schon gut, mein Liebling“, versicherte sie, dann war eine Tür zu hören und Narcissa löste sich wieder von ihm. „Jetzt kannst du ins Bad“, lächelte sie. Al kam mit einem Handtuch um die Hüfte wieder ins Zimmer. „Bin gleich wieder weg“, meinte er und holte frische Klamotten aus seiner Tasche. „Lass mal, ich bin schon weg“, grinste Narcissa und verschwand. Al kramte weiter und anstatt endlich ins Bad zu gehen und sich das Herzrasen wegzuduschen, konnte Scorpius nur dastehen und auf den Rücken seines besten Freundes starren. „Mist!“, fluchte dieser plötzlich. „Mir sind die Socken ausgegangen... Kannst du mir welche leihen?“ Mit diesen Worten wand er sich Scorpius zu, der dadurch aus seinen Gedanken gerissen wurde. „Ja, klar“, murmelte er nur und ging zu seinem Schrank, wühlte darin herum und und warf Al schließlich das einzige Paar schwarzer Socken zu, das er besaß. Dann nahm er sich selbst noch Klamotten und ging, ohne wirklich auf Als „Danke“ zu achten ins Bad. Draco und Narcissa standen im Flur als Scorpius wenig später runter kam, und starrten auf die Küchentür während sie ratlos die Köpfe schüttelten. „Habt ihr Ally gesehen?“, fragte Scorpius und wurde von den beiden verwundert angesehen. „Sag mal, kann es sein, dass du das einzige schwarze Hemd in deinem Kleiderschrank gefunden hast?“, meinte Draco leicht irritiert von der Farbwahl seines Sohnes. „Ja, vielleicht“, winkte Scorpius ab. „Wo ist Ally?“, wiederholte er ungeduldig. „In der Küche. Lucius ist reingegangen, Ally ist hinterher und hat uns die Tür vor der Nase zu gemacht“, erklärte Narcissa. „Und da sie sich eingeschlossen haben, werden wir wohl nur einen von beiden wiedersehen“, ergänzte Draco. „Vertraut Ally“, meinte Scorpius nur und ging durch die Hintertür in den Garten. Zum Glück war das Küchenfenster wirklich offen, wie er gehofft hatte. Oft genug hatte er seine Eltern dadurch belauscht, wenn seine Mutter dann doch mal zu Hause war wenigstens. Vom Rand des Fensters hatte er einen ziemlich guten Blick auf das Geschehen in der Küche und konnte jedes Wort verstehen. Lucius stand auf einem Stuhl und fummelte an einem Seil, das am Haken der auf dem Boden liegenden Lampe hing. Ally saß auf der anderen Seite des Tisches, ein Glas Eistee in der Hand, und sah seelenruhig zu ihm hoch. „Sie sollten das lieber nicht machen“, meinte er wie beiläufig. „Das ist meine Entscheidung“, brummte Lucius nur und nahm die Hände vom Seil. Er hatte sich eine Schlinge zurecht geknotet, durch die er nun seinen Kopf steckte. Al stöhnte genervt aus, als Lucius den Stuhl unter seinen Füßen wegtrat, dann schnappte er sich das große Küchenmesser, welches er offenbar absichtlich auf dem Tisch platziert hatte, sprang auf den Tisch und schnitt das Seil durch, sodass Lucius Malfoy krachend auf dem Boden landete. Vor der Küchentür waren erschrockene Ausrufe zu hören und es wurde versucht, die verschlossene Tür zu öffnen. „Du kleiner...“, zischte der alte Mann während er aufstand und Al sich auf dem Tisch hinhockte, sodass sie auf gleicher Augenhöhe waren. „Ich kleiner was?“, fragte Al neugierig. „Warum hast du das getan?“, zischte Lucius weiter. „Kann sie doch nicht einfach Sterben lassen“, erwiderte Al nur mit den Schultern zuckend. „Du bist genauso arrogant wie dein Vater!“ Noch während sein Großvater diese Worte sagte, wusste Scorpius, dass es die falschen waren. Mittlerweile waren Narcissa und Draco seinem Beispiel gefolgt und hatten Stellung neben dem Fenster bezogen. Mit einer einfachen Geste bedeutete er ihnen, ruhig zu sein und zuzuhören. Er vertraute Ally. Genau wie Narcissa, nur Draco schien Zweifel am guten Ausgang der Situation zu haben. In der Küche hatte Al Lucius nun die Hände auf die Schultern gelegt und sah ihn ernst an. „Ich bin nicht mein Vater“, sagte er langsam aber bestimmt. „Wenn Sie sich die Mühe machen würden, mit mir zu reden, dann wüssten Sie das. Ich bin das genaue Gegenteil meines Vaters, da können Sie meinetwegen meine gesamte Familie fragen... Ach nein, die sind ja unter Ihrer Würde, ich vergaß... Vielleicht Ihren Enkel, der kann Ihnen das auch versichern. Ich bin nicht lieb, nett und freundlich, wie alle bei dem Vater denken, aber ich enttäusche sie alle nur zu gern. Es ist mir scheißegal, was aus dieser Welt wird. Es ist mir scheißegal, was andere über mich denken. Aber es ist mir nicht egal, ob Sie sterben. Und wissen Sie warum? Weil Scorpius Sie liebt. Weil er es nicht ertragen könnte. Es ist für ihn schon schwer genug, dass wir zwei uns nicht vertragen. Also selbst, wenn wir nie miteinander auskommen werden, akzeptieren Sie wenigstens, dass Scorpius und ich befreundet sind. Dass er mein bester Freund ist. Dass ich ihn liebe.“ Die letzten Worte von Als kleiner Ansprache waren nur noch leise gewesen und sein Blick sanfter geworden. Und noch während Scorpius' Herz still stand, sprang er vom Tisch und verließ die Küche. Drei der vier anwesenden Malfoys starrten auf den leeren Raum wo Al gerade noch gehockt hatte, nur Narcissa ging lächelnd zu Scorpius und legte ihm eine Hand auf die Schulter. „Geh zu ihm“, flüsterte sie. Scorpius wand ihr sein kreidebleiches Gesicht zu, nickte kaum merklich und setzte sich langsam in Bewegung. Er hatte keine Ahnung, wo er Al suchen sollte, doch das war sein geringstes Problem. Seine Gedanken überschlugen sich regelrecht. Wieso hatte Al das gesagt? Hatte er es wirklich so gemeint? Oder meinte er das rein freundschaftlich? Warum sollte er es dann in so einem Tonfall sagen? Er hatte es auch nicht einfach so dahingesagt, Al war nicht der Typ für solche Scherze, vor allem nicht Menschen wie Lucius gegenüber. Wie ferngesteuert ging Scorpius zu seinem Zimmer, öffnete die Tür und setzte sich auf sein Bett, bevor er überhaupt realisierte, dass Al gerade neben seiner Reisetasche kniete und seine Sachen einpackte. „Was ist los?“, fragte Al besorgt als er zu Scorpius und in dessen regungsloses Gesicht sah. „Ich... ich... ich hab dich gehört...“, murmelte Scorpius nur leise. Al wurde knallrot und sah zu Boden. „Weißt du... dass ich heute in deinem Bett lag... das war kein Zufall...“, gab er nach kurzem Zögern zu. „Kein...?“ Scorpius sah ihn mit weit aufgerissenen Augen an. Sein Freund schüttelte nur leicht den Kopf. „Ich wollte sagen, es wäre einer gewesen, ich wäre aus Versehen neben dir gelandet, aber das bin ich nicht. Ich habe mich mit voller Absicht neben dich gelegt, ich wollte unbedingt neben dir aufwachen. Bitte... bitte sei mir nicht böse“, bat er und sah Scorpius mit großen Augen an, die er allerdings sofort wieder leise schniefend abwandte. „Ich... ich geh zurück nach Hause. Tut mir leid. Ich weiß auch nicht, was mit mir los ist.“ Bewegungslos blieb Al sitzen und schniefte leise. Scorpius wusste nicht, was er tun sollte. Al schien es ernst zu meinen, dabei war Scorpius schon mit seinen eigenen Gefühlen mehr als überfordert. Zögernd kniete er sich neben Al und zog ihn in seine Arme. Was auch immer mit ihnen los war, was auch immer geschehen würde, er konnte seinen Ally einfach nicht weinen sehen. Er wollte für ihn da sein, wollte ihn beschützen, ihn glücklich machen. Lange hielt er ihn fest, während Al weinte und immer wieder „Es tut mir leid“ stammelte. Wieder einmal war Scorpius hilflos, aber auch das schien langsam zum Normalzustand zu werden. Was sollte er tun? Wahrscheinlich wäre jedes Wort falsch gewesen, oder einfach nur überflüssig. „Ich hätte überall hingehen können“, murmelte Al schließlich, sein Kopf lag noch auf Scorpius' Schulter, „zu jedem meiner Onkel, zu meinen Großeltern, überall, es wäre kein Problem gewesen, aber ich wollte zu dir. Selbst ohne den Zoff zu Hause. Vielleicht wäre ich erst ein oder zwei Tage später hergekommen und hätte mich angekündigt, aber ich wäre hier.“ „Und ich bin froh, dass du hier bist, ganz egal, was passiert“, versicherte Scorpius und hielt Al einfach weiter fest. Für jedes weitere Wort hatte er zu viel Angst. In diesem Moment hätte er alles sagen können, fürchtete sich aber davor. Es hätte alles zerstört, vielleicht, vielleicht auch nicht, aber testen wollte er es nicht. „Darf ich hier bleiben?“, fragte Al nach einer Weile mit leiser Stimme. „Ja“, antwortete Lucius urplötzlich von der Tür her, die Scorpius offen gelassen hatte. Al und Scorpius sahen ihn überrascht an als er weitersprach: „Du hattest Recht, Albus. Dein Vater ist ganz anders. Mein Verhalten war daneben.“ Er drehte sich weg. „Tut mir leid“, fügte er kaum hörbar an. Die Freunde sahen ihm verwundert nach als er wieder verschwand, dann schauten sie einander an. „Hat dein Großvater sich gerade entschuldigt?“, fragte Ally zögernd. „Ich glaube schon“, antwortete Scorpius, der das ebenso wenig glauben konnte. „Irgendwas stimmt nicht mit ihm. Vielleicht haben sie ihm Drogen eingeflößt, damit er das tut“, mutmaßte Al. „Nein, das würden sie nie...“ Scorpius stockte. Das würden sie doch nicht wirklich... oder? „Wir sollten sie fragen“, schlug er vor. Al nickte. „Jetzt gleich?“ „Wäre wohl das Beste“, meinte Scorpius nur. Sie gingen wieder runter und fanden die Erwachsenen im Wohnzimmer. „Das heißt aber nicht, dass ich dich leiden kann“, brummte Lucius von seinem Sessel aus als Al eintrat. „Natürlich nicht, Sir“, lächelte Al zurück. „Ich will nur, dass alle am Leben bleiben.“ Narcissa lachte leise und zufrieden, Draco verdrehte die Augen und Lucius nickte nur knapp bevor er sich wieder seiner Sonntagsausgabe des Tagespropheten zuwendete. „Eindeutig keine Drogen“, flüsterte Scorpius Al zu, der lachend nickte, was wiederum Scorpius sehr freute. „Jungs, helft ihr mir mit dem Essen?“, fragte Narcissa und stand schwungvoll vom Sofa auf. „Na gut“, seufzte Scorpius. „Komm schon, bis jetzt hat es dich auch nie gestört.“ Mit diesen Worten zog sie ihren Enkel und Al in die Küche. „Also, was hat er gesagt?“, fragte sie sobald die Tür zu war. „Er hat sich entschuldigt. Was haben Sie mit ihm gemacht?“, wollte Al gleich wissen. Narcissa sah ihn erst überrascht, dann ernster werdend an. „Ich habe nichts gemacht, genauso wenig wie mein Sohn. Lucius stand nur eine Weile stumm da, dann murmelte er: 'Na ja, Scorpius' Freunde waren schon immer merkwürdig' und ist gegangen.“ „Er hat das von sich aus getan?“, wunderte sich Scorpius. „Er scheint wirklich langsam alt zu werden.“ „Ja, ja“, meinte Narcissa nur und drückte ihm eine Schüssel Kartoffeln in die Hand. „Hier, schälen!“ „Komm schon, Narcissa, ich weiß ja, dass du nur ein Jahr jünger bist, aber du wirst nicht älter, nur besser“, grinste Scorpius sie an. Narcissa sagte nichts und drehte sich weg, zwinkerte Al allerdings kurz zu, sodass dieser nichts anderes tun konnte als leise zu lachen. „Was?“, fragte Scorpius ihn entgeistert. „Nichts“, lachte Al nur. „Schäl du mal brav deine Kartoffeln.“ Scorpius brummte nur und fing mit Schälen an. „Und bevor du dich totlachst, Ally, kannst du gerne die Erbsen aus ihren Schoten befreien“, grinste Narcissa und drückte Al eine weitere Schüssel in die Hand. Im Gegensatz zu Scorpius machte er sich gerne an die Arbeit. Narcissa bearbeitete derweil den Sonntagsbraten und fing irgendwann sogar an, alte Beatles-Lieder zu trällern. Verwunderte Blicke flogen zwischen Al und Scorpius hin und her, dann zu Narcissa, die die beiden nur anlächelte. „Die Beatles, Jungs, eine der besten Bands aller Zeiten.“ „Ist das wieder so was wie die ManU-Sache?“, fragte Al Scorpius. „Ich denke schon, nur haben sich die Beatles vor über 50 Jahren aufgelöst. Soviel ich weiß, lebt schon nur noch einer von ihnen“, erklärte Scorpius. „Das Kind weiß zu viel“, seufzte Narcissa. „Du hast sie nicht einmal gekannt, bevor ich sie dir vor vier Jahren vorgespielt habe“, protestierte Scorpius, doch Narcissa zuckte nur mit den Schultern und sang „Lucy in the Sky with Diamonds“. „Reg dich ab, Mally“, forderte Al lachend. „Ihr habt euch alle gegen mich verschworen“, brummte Scorpius. Das Chaos in seinem Kopf war für den Moment vergessen und nur Als Lachen zählte. Wahrscheinlich ging es ihm noch nicht vollständig wieder gut, aber besser auf jeden Fall. Am liebsten hätte er die Zeit angehalten, damit Al immer lachen konnte. Nur Narcissas Geträller hätte er vorher abgestellt, zumal sie es die ganze Zeit während des Kochens nicht sein ließ. „Manchmal macht sie mir Angst“, flüsterte Al ihm irgendwann zu, Scorpius nickte nur. „Quatscht nicht, Jungs, deckt lieber den Tisch“, ermahnte Narcissa die beiden nur streng. „Ja, ja, machen wir ja schon“, meinte Scorpius und grinsend taten sie, was ihnen aufgetragen wurde. Am frühen Abend verabschiedeten Narcissa und Lucius sich wieder, was alle irgendwie zu erleichtern schien. Draco wurde weniger einsilbig, Scorpius fand zu seiner Fröhlichkeit zurück als er Al das Internet erklärte und Al... Al schlief neben Scorpius am Schreibtisch ein. Der nächste Morgen allerdings verlief dann schon wieder weniger friedlich. Nachdem Draco zur Arbeit gegangen war, machten sich die beiden Jungen daran, ihre Sachen für den Strandurlaub zu packen. Al stopfte alles, was er mit hatte, wieder in seine Reisetasche, was relativ schnell ging, aber Scorpius durchwühlte seinen Kleiderschrank ca. vier Mal, bis er alles hatte. Dann plünderten sie regelrecht die Küche, oder besser gesagt: Scorpius plünderte und Al beobachtete ihn dabei wie ein Vogelkundler einen seltenen Singvogel beim Nestbau. Als Scott kurz vor Zwölf klingelte, war Scorpius noch nicht fertig. „Er sucht noch irgendwas...“, meinte Al nur. „Das ist bei ihm immer so. Ich meine... hast du sein Zimmer gesehen?“, lächelte Scott. Etwas außer Atem kam Scorpius zu ihnen. „Hab alles!“, stellte er glücklich grinsend fest. „Gut, dann können wir ja“, grinste Scott zurück. „Dann auf ins Vergnügen?“, meinte Al zweifelnd. „Nun sei mal nicht so, das wird lustig“, versicherte Scorpius ihm und zog ihn auch schon nach draußen. „Genau, und wenn nicht, buddeln wir Malfoy einfach ein und dann haben zumindest wir unseren Spaß“, lachte Scott und Al stimmte mit ein, nur Scorpius grummelte während er die Haustür abschloss. Eine Stunde später stand das Auto von Scotts Bruder vor einem kleinen Strandhaus, dahinter sah und hörte man das Meer rauschen. „Ich dachte, wir zelten am Strand...“, wunderte Al sich als sie ausstiegen. „Machen wir auch, aber der Strand hinter diesem Haus gehört meinem Onkel, genau wie das Haus selbst, da haben wir unsere Ruhe und freie Badbenutzung“, erklärte Scott. „Wie praktisch.“ „Jep, sehr“, meinte Scotts Bruder und warf ihre letzten Sachen aus dem Kofferraum. „Wenn ihr wieder abgeholt werden wollt, ruft an.“ Damit stieg er wieder ins Auto und fuhr davon. „Freundlich wie eh und je“, grinste Scorpius. „Kennst ihn doch, und wenn er sich ändern würde, wäre das sehr schade“, lachte Scott. „Lasst uns erstmal reingehen, Onkel Simon wartet bestimmt schon.“ Sie nahmen ihre Sachen und gingen auf das Haus zu, dessen Tür sich vor ihnen öffnete. „Ich dachte schon, ihr wollt da Wurzeln schlagen“, meinte ein ziemlich zerzauster Mann mit langen, farbverschmierten Haaren. „Wir doch nicht“, lächelte Scott ihn an. „Hallo Onkelchen!“ „Hallo! Wolltet ihr nicht mehr sein?“ „Die anderen kommen erst gegen Abend. Ach ja, das ist Al, ein Freund von Mal“, stellte Scott Ally vor. „Freut mich, dich kennenzulernen, Al“, lächelte Onkel Simon. „Mich auch, Mister...“ „Nenn mich Simon, wie alle“, meinte Simon und führte sie ins Haus, das wohl eher als Künstleratelier zu bezeichnen war. Al sah sich interessiert um, aber die anderen hatte das Haus schon fast wieder über die Terrasse verlassen, sodass er sich beeilen musste, sie einzuholen. Beim Betreten der Terrasse schloss Scorpius die Augen und sog erstmal die frische Meeresluft in sich auf. Hier war es wenigstens nicht ganz so warm. Ein zufriedenes Lächeln erschien auf seinem Gesicht. Doch viel zu schnell griff jemand nach seinem Arm und zog ihn mit sich. Es war Scott und Al ging lachend neben ihnen her. Sie liefen ein paar Minuten am Strand entlang, bis Simon laut fluchte. „Diese Arschlöcher! Das ist ein PRIVATSTRAND!“, rief er laut und ging mit großen Schritten auf ein Zelt zu. „Kommt raus!“ Das Zelt öffnete sich und ein verschlafener Kopf schob sich raus. „Was denn?“, brummte der Kopf. „Max?!“, entfuhr es Al und Scorpius gleichzeitig. „Ally, Scorpi!“ Mit einem Mal schien Max wach zu sein und er krabbelte aus dem Zelt, nur mit Boxershorts bekleidet. „Was machst du denn hier?“, fragte Scorpius ihn fröhlich. „Urlaub, aber wir wussten nicht, dass das hier ein Privatgrundstück ist“, meinte Max. „Ihr kennt ihn?“, wollte Simon zweifelnd wissen. „Ja, wir sind befreundet“, antwortete Al. „Na dann will ich mal nicht so sein...“, gab Simon nach ohne überhaupt bedrängt worden zu sein. „Danke!“, strahlte Max und ging erstmal zu Scorpius und Al, die er nacheinander kurz umarmte. „Simon, Scott, das ist Max, er war bis vor kurzem auf unserer Schule“, stellte Scorpius ihn vor. „Das sind Scott und Simon.“ „Freut mich“, lächelte Max und noch während dem allgemeinen Händeschütteln schob sich ein weiterer Kopf aus dem Zelt, diesmal ein weiblicher mit rötlich-blonden Haaren. „Dominique...“, stellte Al erschrocken fest. „Al...“ Mit großen Augen sah sie ihn an. „Was machst du denn hier?“ „Ihr kennt euch auch?“, fragte Simon. Dominique kam aus dem Zelt und umarmte Al fest. „Ach, Kleiner...“, seufzte sie. Al stand wie versteinert da und sah aus als hätte er keine Ahnung, was los war. „Sie ist seine Cousine“, erklärte Scorpius den anderen. „Was ist denn los?“, fragte Al schließlich leise. „Du weißt es nicht?“ Verwundert sah sie ihn an und er schüttelte den Kopf. „Ich erkläre es dir später. Aber ich muss sagen, dass wir uns Sorgen um dich gemacht haben, weil keiner wusste, wo du bist. Nur Onkel Harry meinte, dass du gut aufgehoben bist.“ „Aber Dad weiß doch auch nicht, wo ich bin...“ Dominique zuckte nur mit den Schultern. „Lasst uns endlich die Zelte aufbauen!“, drängelte Scott. Alle stimmten zu und gemeinsam bauten sie auf, also Scott, Scorpius und Simon bauten die Zelte auf und die anderen sahen ihnen zu, wie sie mit diesen Muggelteilen klarkamen. Ein großes Lagerfeuer erleuchtete den Strand am Abend und lange, dünne Äste an deren Enden Marshmallows steckten, wurden ins Feuer gehalten. Mittlerweile waren die anderen auch angekommen und so waren sie nun zu zehnt, Simon, Max und Dominique eingerechnet. „Können wir jetzt reden?“, fragte Al seine Cousine leise. Sie nickte nur und sie setzten sich etwas abseits des Feuers hin. „Am Samstag war Tante Ginny bei uns... sie lassen sich scheiden.“ Al sah sie mit großen Augen an. „Scheidung?“ „Ja, Harry sucht sich wohl gerade in London eine Wohnung“, erklärte Dominique leise und Scorpius musste sich sehr anstrengen, sie zu verstehen, aber da es um Ally ging konnte er nicht anders. „Verstehe...“, meinte Al nur, stand auf und ging in Richtung Haus. Da er von den anderen in Gespräche verwickelt wurde, kam Scorpius erst später dazu mit Al zu reden, nachdem dieser in ihr Zelt gekrochen war. „Wie geht es dir?“, fragte Scorpius als er neben Al auf seinem offenen Schlafsack lag. „Ich will zu ihm“, erwiderte Al leise. „Er soll wissen, dass ich bei ihm leben will.“ „Wirklich?“ „Ja, ich will nicht da wohnen, wo James wohnt, und der wird bei Mum bleiben“, meinte Al und rutschte näher an Scorpius. „Und sonst? Ist alles in Ordnung, wenn sie sich scheiden lassen?“ „Alles ist in Ordnung, das ist das Beste für alle. Ich will nur nicht wissen, wie Oma reagiert... die flippt aus.“ Al kuschelte sich an Scorpius, der seine Arme um ihn legte. „Schade, dass ich mir das nicht vorstellen kann, da ich deine Oma nicht kenne...“ „Das willst du gar nicht“, murmelte Al und sah Scorpius an, ihre Gesichter nur wenige Zentimeter von einander entfernt. „Ich hab dich lieb.“ „Ich dich auch“, flüsterte Scorpius, doch Al fielen schon die Augen zu und er schlief ein. Scorpius drückte ihn lächelnd an sich und träumte kurze Zeit später von dem Menschen, den er in seinen Armen hielt. Bis zum nächsten Kapitel ^^ Kapitel 7: Sehnsucht -------------------- Hallöchen Nach einer gefühlten Ewigkeit geht es nun endlich weiter. Seid mir nicht böse, dass es so lange gedauert hat, dafür kommt das nächste Kapitel schneller, versprochen ^^ Dann habt viel Spaß beim Lesen und haltet den Beiden auch weiter die Treue Eure Naoko 7 Sehnsucht „Scorpius? Der pennt noch.“ Es war Scott, der diese als Tatsache erscheinende Behauptung in den Raum stellte. Tatsächlich aber war Scorpius schon eine ganze Weile wach, seit Albus sich von ihm gelöst hatte und aufgestanden war, um genau zu sein. „Dann geh ich ihn mal wecken.“ Das war Max und wenn Max einen wecken wollte, hatte man bald nichts mehr zu lachen. Na dann komm!; dachte Scorpius und setzte sich im Zelt auf, das Gesicht auf den Eingang des Zeltes gerichtet. Max sah ihn erschrocken an, als sich sein Kopf durch die offenen Reißverschluss geschoben hatte. „Weck mich!“, forderte Scorpius nur. „Aber so macht es doch gar keinen Spaß“, seufzte Max enttäuscht. „Wo ist Ally?“, wollte Scorpius wissen. Max krabbelte vollständig ins Zelt und setzte sich zu ihm. „Vor einer Stunde ist er aufgestanden und zu diesem Simon gegangen. Er wollte sich wohl etwas zum Schreiben leihen und mich hat er nach Frank gefragt...“, erklärte Max. „Dann wird er wohl doch nicht gleich zu seinem Dad fahren, hoffe ich“, murmelte Scorpius. „Nein, Dominique hat ihn danach gefragt, aber er will seinem Dad Zeit lassen, eine Wohnung zu finden.“ Unwillkürlich lächelte Scorpius. „Schön.“ „Ja, und jetzt steh endlich auf, es ist fast Mittag“, lächelte Max und krabbelte wieder aus dem Zelt, Scorpius folgte ihm. Trotz der Brise vom Meer her war es schon wieder fast unerträglich heiß, doch mittlerweile hatte Scorpius sich daran schon gewöhnt. „Morgen“, grüßte er die anderen, die schlapp wie Suppenhühner zurück grüßten. „Lasst uns baden gehen“, schlug Scott, der munterste von allen, vor. „Ich muss erst ins Bad“, lächelte Scorpius. „Und dann will ich frühstücken, also kümmer dich darum“, fügte er grinsend an und ging zu Simons Haus, Scotts Protestrufe im Rücken. Auf der Terrasse des Hauses saß Al in einer Ecke und schrieb. Scorpius lächelte ihn an, als er kurz aufsah, dann wand Al sich wieder seinem Block zu und Scorpius ging zu Simon, der interessiert eine Eule musterte, die auf dem Geländer saß. „Er mag Fremde nicht und beißt auch mal zu“, erklärte Scorpius lächelnd. Simon sah, farbverschmiert wie immer, zu ihm. „Ach ja? Woher weißt du Vogelkundler das denn?“ „Max hat ihn aufgezogen und seit dem folgt er ihm überallhin, selbst in die Schule ist er immer geflogen“, erklärte Scorpius. Dass er auch für Max Post zuständig war, verschwieg er lieber. „Dann hat er doch bestimmt auch einen Namen...?“, fragte Simon. „Frank“, grinste Scorpius. „Ganz schön gewöhnlicher Name für so ein schönes Tier. Er sollte Apollo oder so heißen“, stellte der Maler fest. „Naja, für eine Eule ist es wohl ein ziemlich ungewöhnlicher Name, Apollo kann ja jede heißen“, meinte Scorpius nur. Frank war mit Abstand der ungewöhnlichste Name, den eine Eule in Hogwarts haben konnte. Simon nickte und lachte. „Da hast du wahrscheinlich Recht.“ Im dem Moment trat Al zu ihnen und reichte Simon Schreibblock und Kugelschreiber. „Danke“, lächelte er. „Schon gut. Ich bring das mal eben rein und mache Kaffee. Du nimmst doch sicher auch einen, was?“, fragte er Scorpius, der dankend bejahte und Simon verschwand im Haus. „Hier, Frank! Harry Potter, irgendwo in London“, meinte Al und hielt der Eule den Brief vor den Schnabel. „Wenn du ihn nicht findest, bring ihn zu meinem Onkel Ron, der wird ihn weiterleiten. Du weißt ja, wo Ron wohnt.“ Frank nahm den Brief in den Schnabel und flog davon. „Du bleibst also hier?“, fragte Scorpius lächelnd. „Ja, Dad hat im Moment genug zu tun, denke ich. Und er wird auch nichts dagegen haben, wenn ich ein bisschen Urlaub mache“, erklärte Al. „Ich hab ihm geschrieben, dass mein Wochenende ein ganz klein Wenig anstrengend war.“ „Ein ganz klein Wenig ist gut“, lachte Scorpius. „Aber so leid es mir tut, ich muss trotzdem mal ins Bad. Bis gleich.“ Damit ging Scorpius ins Haus. Während Al auf ihn wartete, kam Simon wieder, mit drei dampfenden Tassen Kaffee, von denen er eine Al gab. „Wo ist Scorpius?“, fragte Simon verwundert. „Im Bad“; antwortete Al lächelnd. „Und Frank?“ „Weg geflogen. Und die Post hat er auch mitgenommen“, erklärte Al wahrheitsgemäß. „Klar, und als nächstes erzählst du mir, dass er auch Pakete und Einschreiben zustellt“, meinte Simon sarkastisch. „Einschreiben ja, die Pakete dürfen aber nicht zu schwer sein, sonst schafft er es nicht“, sagte Al ernst, musste dann aber lachen „Bin wieder da“, verkündete Scorpius fröhlich als er wieder zu ihnen kam. „Was ist so lustig?“ „Dein Freund hier wollte mir gerade weismachen, dass Frank als Postbote arbeitet“, meinte Simon und reichte Scorpius seinen Kaffee, wofür dieser sich artig bedankte. „Er glaubt mir nicht“, meinte Al und sah seinen Freund mit großen Augen an, doch Scorpius sah nur tadelnd zurück. „Ja, warum wohl?“, erwiderte er nur. Natürlich wusste er, dass Al nur scherzte, genau wie Simon es wusste, aber warum sollte er nicht mitspielen? Ally fand dieses Spielchen offenbar lustig und war fröhlich, so wie Scorpius es sich die ganze Zeit für ihn wünschte. Und Ally war es die meiste Zeit in den nächsten Tagen. Wenn sie am Strand Fuß- oder Volleyball spielten, wenn sie badeten oder auf den Wanderungen zum nahen Strandcafé im Ort, wo es die extra großen Eiskugeln gab, oder wenn sie abends am Lagerfeuer saßen und Geschichten erzählten. An jedem Abend taten sie das, bis auf einen. Am Mittwochabend dieser Woche am Strand, saßen sie alle bei Simon im Wohnzimmer und starrte gebannt auf den Fernseher. Dominique starrte, weil sie keine Ahnung hatte, was auf dem Bildschirm vor sich ging, die anderen starrten wegen des Programmes: Ein Fußballfreundschaftsspiel zwischen England und Deutschland, ausgetragen im altehrwürdigen, nach einem Brand wieder erbauten Wembley-Stadion. Natürlich feuerten alle England an, nur Als Cousine schlug sich auf die andere Seite, wie sie es auch immer tat, wenn es um Quidditsch ging. „Mach dir nichts draus“, meinte Max nach dem Spiel zu ihr. „Das nächste Mal gewinnen die anderen.“ „Außer es ist ein Freundschaftsspiel“, warf Scott ein. „Wie kommst du darauf?“, fragte Al. „Na weil es so ist. England gewinnt immer nur, wenn es um nichts geht“, erklärte Scott ihm und Dominique. „Bei den wichtigen Spielen verlieren sie. Das Finale der letzten Europameisterschaft gegen Deutschland haben sie zum Beispiel beim Elfmeterschießen verloren, aber das verlieren sie ja immer, egal gegen wen. 120 Minuten spielen sie gut und im Elfmeterschießen versauen sie es.“ „Dann sollten sie vielleicht mal ein paar Spieler austauschen“, schlug Dominique vor. „Hilft nicht, sie haben seit über 50 Jahren nichts gewonnen, und so lange kann kein Fußballer spielen“, erklärte Simon. „Dann sollten sie es ganz aufgeben“, meinte sie unschuldig und erntete für diesen einen Satz den gesamten Rest der Woche finstere Blicke. In Scorpius Augen verging die Woche wie im Flug und war damit viel zu schnell vorbei, kaum hatte sie richtig angefangen, war auch schon Samstagabend. Am Sonntagmittag sollte Scotts Bruder sie wieder abholen. Dabei war alles einfach nur perfekt. Alle waren fröhlich und das Meer verleitete Al des Öfteren nur in Badehose herum zu laufen, ein Anblick, der Scorpius gleichermaßen erfreute wie verwirrte. Leider konnte er ihn nicht länger genießen, es war bereits Abend und aus Temperaturgründen trug Al wieder eines seiner wunderbar eng geschnittenen Hemden, saß aber wenigstens neben Scorpius im noch warmen Sand. Die anderen waren schon nach und nach in ihre Zelte gekrochen, so dass sie jetzt allein am langsam verlöschenden Lagerfeuer saßen. „Morgen...“, murmelte Al plötzlich. Scorpius nickte. „Morgen fahren wir wieder zurück. Ich hoffe nur, meine Großeltern haben nicht noch irgendwelche Überraschungsbesuche geplant.“ „Ich auch“, lächelte Al und sah wieder gedankenverloren aufs Meer. „Und ich hoffe, er hat geschrieben.“ „Wer?“, fragte Scorpius verwundert. „Mein Dad“, antwortete Al leise. „Mittlerweile bin ich der festen Überzeugung, es war ein Fehler, ihn zu bitten, die Antwort zu euch zu schicken und nicht hier her.“ Vorsichtig legte Scorpius seine Hand auf Als Schulter, traute sich aber nicht, etwas zu sagen. „Ich weiß ja, dass er kein vorbildlicher Vater ist“, fuhr Al leise fort. „Er hat keine Ahnung, wie man Kinder erzieht, aber er weiß wenigstens, wie man mit ihnen umgeht und er kann besser zuhören. Hätte ich Mum zuerst erzählt, was James alles macht, wäre sie ausgerastet ohne mich ausreden zu lassen und James säße irgendwo in Sibirien. Dad bleibt ruhig, hört sich alles an und streicht ihm ohne große Szene das Taschengeld, was ihm am meisten wehtut. Und jetzt ist er ganz allein. Von meinen Onkeln werden natürlich alle zu meiner Mutter, also ihrer kleinen Schwester halten, außer vielleicht Onkel Ron, aber der hält sich lieber ganz raus. Dad hat niemanden...“ „Er hat dich“, meinte Scorpius leise. „Aber ich bin nicht bei ihm.“ „Morgen werden wir sehen, ob und was er geschrieben hat, und dann bist du sicher bald bei ihm und kannst ihm helfen.“ Während er das sagte, umarmte Scorpius seinen Freund. „Ja, morgen sehen wir weiter“, erwiderte Al leise und drehte sein Gesicht zu Scorpius. „Danke!“ „Schon gut“, lächelte Scorpius ihn an und er lächelte zurück. Doch Al löste sich auf einmal aus der Umarmung und stand auf. „Bin gleich wieder da“, lächelte er und verschwand in der Dunkelheit. Verwundert sah Scorpius ihm nach und ließ sich nach hinten in den Sand sinken. Er wollte nicht, dass Al traurig war, doch etwas in ihm hoffte inständig, dass Harry Potter keinen Brief an seinen Sohn geschrieben hatte, und wenn doch, dass er ihn bat, noch eine Weile bei Scorpius zu bleiben, da er noch keine Wohnung gefunden hatte. Sein Ally sollte bei ihm bleiben, nur noch ein paar Tage länger. Nur ein paar Tage... Wie aus dem Nichts schob sich plötzlich Als Gesicht vor seine Augen, die gen Himmel gestarrt hatten. „Was machst du?“, fragte Al unschuldig lächelnd. „Nichts“, erwiderte Scorpius leise. „Ich liege nur hier und denke.“ „Und woran denkst du?“, wollte Al wissen während er sich wieder neben ihn setzte und Scorpius sich wieder aufrichtete. „An dich“, antwortete Scorpius ehrlich. „Da fühle ich mich aber geschmeichelt“, grinste Ally. Scorpius erschauderte, was weniger Als Worten geschuldet war, als viel mehr an dem Windstoß, der vom Meer her kam und der Tatsache, dass er nur ein ärmelloses Shirt trug. „Ist dir kalt?“, fragte Al gleich besorgt. Scorpius schüttelte den Kopf. „Der Wind frischt auf“, murmelte er nur. „Kein Wunder, ist ja auch schon um eins“, stellte Al auf seine Uhr sehend fest. „Wir sollten dann wohl doch ins Bett gehen“, schlug Scorpius leise vor und erschauderte durch einen weiteren Windstoß erneut. „Also, ich finde es hier eigentlich ganz angenehm“, meinte Al und setzte sich hinter Scorpius. „Was hast du vor?“, wunderte sich Scorpius. „Dich warm halten, du ärmelloses Wesen“, lächelte Al und zog ihn in seine Arme. Leise lachend lehnte Scorpius sich an ihn. „Spinner!“ „Bin ich doch gern“, murmelte Al. Scorpius drehte seinen Kopf um Al anlächeln zu können. Sein Herz raste und jede Kälte war verflogen. Als Lächeln und seine Nähe machten ihn glücklich, und doch wollte er mehr. Er wollte, dass seine Als Lippen berührten. Und als sie es taten, wollte er Als an seiner Zunge spüren. Doch auch das reichte ihm nicht, sein Körper wollte mehr als einen einzigen Kuss. Anders schien es Al allerdings auch nicht zu gehen, da er Scorpius umständlich unter sich brachte, ihn kurz atemlos ansah und wieder küsste, leidenschaftlicher als zuvor. Scorpius machte nur zu gerne mit, ließ sich auf den Boden drücken, zog Al zu sich, drückte ihn bald selbst und ließ sich ziehen, als sie über den Strand rollten und sich ihre Lippen kaum mal eine Sekunde von einander lösten. Mehrere Ewigkeiten später blieben sie weit entfernt von ihrem Ausgangspunkt liegen, atemlos, erschöpft und aufgeheizt von ihrem Tun. Trotz der Hitze suchte Scorpius aber Als Nähe, ohne die er das Gefühl hatte zu erfrieren. Er wollte ihn spüren, und wenn es nur das heben und senken seiner Brust war, auf die er den Kopf legte und dem Rasen von Als Herzen lauschte. Die Welt um ihn herum drehte sich in atemberaubender Geschwindigkeit, so dass er die Augen schließen musste, damit ihm davon nicht schwindelig wurde. Unter dem rhythmischen Schlagen des Herzens und den sanften Streicheleinheiten, die Als müde Hand seinem Arm zuteil werden ließ, schlief Scorpius ein. Geweckt wurden sie von Simon, der aus Gewohnheit als erster wach war. „In meinem Alter weiß man, dass lange schlafen nur wertvollste Zeit verschwendet“, pflegte er zu sagen. Scorpius lag immer noch in Als Armen und sah Simon verschlafen an. „An eurer Stelle würde ich aufstehen. Wenn die anderen euch so sehen, gibt es nur Gerede“, lächelte der ausnahmsweise mal nicht farbverschmierte Maler. „Wie spät ist es?“, fragte Al leise. „Halb neun, aber ich hab aus den Zelten schon erstes Gemurmel gehört und außerdem kommt mein Neffe euch doch schon um 10 abholen. Er hat wohl heute noch was vor.“ Scorpius richtete sich murrend auf, genau wie Al. „Kaffee ist in der Küche schon fertig, wenn ihr welchen wollt“, lächelte Simon und ging zu Scotts Zelt, wohl um ihn zu wecken und von der frühzeitigen Abholung zu berichten. Al sah zu Scorpius und lächelte ihn an. „Morgen, Mally.“ „Guten Morgen“, erwiderte Scorpius. „Also ich bin für Kaffee, wenn wir schon früher los müssen als geplant“, meinte Al und stand auf. „Ich bin dabei“, verkündete Scorpius und ließ sich von Al aufhelfen. Langsam gingen sie nebeneinander in Richtung Haus und nach und nach drangen die Ereignisse der letzten Nacht wieder in Scorpius Bewusstsein, doch bevor er etwas darüber sagen konnte, schlossen die anderen zu ihnen auf. Fröhlich lachend und redend verhinderten sie, dass Al und Scorpius allein waren und miteinander sprechen konnten. Scorpius tat sein bestes, ihnen seine gute Laune vorzugaukeln, bis zu ihrer Abreise, die zu schnell kam. Im Auto verordnete Scotts genervter Bruder ihnen Schweigen. Seine gesamten Hoffnungen legte Scorpius auf den Nachmittag. In seinem Zimmer würden sie in Ruhe reden können, die Situation klären und die Verwirrung, die in Scorpius Kopf herrschte, lösen können. Natürlich kam es anders, schließlich lief in Scorpius Leben nichts mehr so wie geplant. Draco empfing sie freundlich und mit zwei Briefen, einen für Al und einen für Scorpius und beide vom selben Absender: Harry Potter. Aufgeregt riss Al seinen Brief auf und las ihn noch im Flur. „Ich muss nach London!“, stellte er fest sobald er fertig war. „Jetzt?!“, fragte Scorpius entgeistert. „Ja, ich muss zu ihm“, meinte Al todernst. „Mein Dad wartet im 'Tropfenden Kessel' auf mich.“ „Soll ich dich hinbringen? Apparieren geht am schnellsten.“ „Ja, das wäre toll. Danke!“, erwiderte Al und ein breites Lächeln erschien auf seinem Gesicht. „Gut, dann hol dein Zeug und wir machen uns auf den Weg“, lächelte Draco zurück. „Ist schon alles da drin“, meinte Al und zeigte auf seine Reisetasche. Scorpius schwieg. Er wollte ja, dass Al glücklich war, aber er wollte ihn nicht gehen lassen, nicht so plötzlich, nicht ohne geredet zu haben. „Jetzt mach nicht so ein Gesicht“, forderte Al sichtlich erleichterter als in den letzten Tagen. „Tut mir leid, ich find's nur schade, dass du schon wieder gehst“, meinte Scorpius und zwang sich zu einem Lächeln. „Ich schreib auch bald und dann kommst du mich und Dad besuchen“, lächelte Al und umarmte ihn kurz. „Mach ich“, murmelte Scorpius nur. „Danke für alles“, flüsterte Al ihm ins Ohr, löste sich wieder und folgte Draco in den Garten. Scorpius folgte nicht. Er wollte nicht sehen, wie Ally einfach verschwand. Zehn Minuten später kam Draco wieder, sein Sohn stand unbewegt im Flur, mit einem Gesicht als wäre jemand gestorben. Dass Draco ihn ansprach, bemerkte er nicht einmal wirklich. Genauso wenig, dass er die Treppe hoch ging, seine Zimmertür schloss und sich auf sein Bett warf. Er weinte nicht, obwohl sein Geisteszustand es durchaus zugelassen hätte. Er lag nur da und starrte die Decke an. Auf das Klopfen und Rufen seines Vaters, reagierte er nicht, Harrys Brief in seiner Hand spürte er nicht, die einsetzende Dunkelheit sah er nicht. In seinem Kopf gab es nichts außer den Erinnerungen an die letzte Nacht und das Chaos, das sie hinterließen. Er hatte Angst, dass dieser Kuss, diese Küsse, diese wilde Knutscherei ihrer Freundschaft irreparablen Schaden zugefügt hatte. Gleichzeitig fürchtete er, dass es bei diesem einen Mal bleiben könnte. Er wusste nicht, was dieser Kuss mit sich bringen würde, sicher war nur, dass es der bislang schönste Kuss seines Lebens war. Irgendwann rutschte der Brief aus seiner Hand auf den Boden und er schlief ein, ohne es zu merken. Ungemessene Zeit später erwachte er wieder, weil er ins Bad musste, Hunger hatte und es wieder unerträglich heiß war. Nachdem er geduscht hatte, kramte er aus dem Kleiderschrank seines Vaters ein schwarzes Hemd und zog es an. Er fühlte sich einfach nach Trauerkleidung. Kurz bevor die Hitze am größten wurde, klingelte es. Scott stand vor der Tür, eine riesige Eispackung in den Händen und ein fröhliches Lächeln auf dem Gesicht. „Hallo!“, grinste er Scorpius an. „Hi, komm rein“, erwiderte Scorpius nur und ging voran in die Küche, Scott folgte ihm. Das Eis, das Scott mitgebracht hatte, aß Scorpius zwar, aber er hätte nicht sagen können, ob es ihm schmeckt, nicht einmal, welche Sorte es war. Sein Beitrag zu ihrer Unterhaltung bestand aus höchstens zwei Silben am Stück. Auf die Frage, wo Al eigentlich sei, antwortete er nur: „Weg.“ Mit der Zeit wurde Scott immer besorgter, doch nichts was er tat oder sagte, konnte Scorpius aufheitern. Bis Draco nach Hause kam, traute er sich nicht, ihn allein zu lassen. Allerdings konnte auch die Gegenwart seines Vaters nichts an Scorpius Stimmung ändern. Ungewöhnlich früh ging er ins Bett. Was hätte ihn auch wach gehalten? Ohne Al war die Welt nur farblos und leer und er war allein, vollkommen allein. Vielleicht waren Draco und Scott da, vielleicht hätte er sich bei Narcissa ausheulen können, aber nur Al hätte ihm wirklich helfen können. Nur Al hätte ihm die Unsicherheit nehmen können. Doch sein Ally war unerreichbar. „Ich liebe dich, Albus“, flüsterte er bevor er einschlief. Die Woche verlief, ohne dass sich etwas änderte. Von Al hörte Scorpius nichts, er selbst wusste nicht, was er wohin hätte schreiben sollen, und seine Stimmung wurde dadurch nur noch schlechter. Kein einziger Aufmunterungsversuch seitens seiner Freunde oder seines Vaters brachte Erfolg, selbst das sonstige Allheilmittel Fußball schien für ihn jeglichen Reiz verloren zu haben. Nach zwei Wochen war das ganze Viertel davon überzeugt, dass ihm das Herz gebrochen wurde. „So reagiert nur ein Mann, dessen Herz gebrochen wurde!“, meinte die Bäckerin, die ihm Als Geburtstagstorte geschenkt hatte. Der kauzige alte Jones von Gegenüber nickte zustimmend und eine andere Kundin der Bäckerei bestätigte diese These indem sie von ihrem Bruder erzählte, der, als er in Scorpius Alter von seiner Freundin verlassen wurde, ähnlich reagiert hatte. Am Mittwoch der dritten Woche lag Scorpius vormittags auf dem Sofa im Wohnzimmer, die Hitzewelle war nach ein paar Tagen Pause unbarmherziger als zuvor zurück gekehrt. Scorpius döste bei geöffneten Fenstern und Türen vor sich hin, als plötzlich eine braune Eule durchs Fenster geflogen kam und sich auf dem Couchtisch niederließ. Verschlafen sah Scorpius zu ihr und der kleinen Nachricht an ihrem Bein. „Wo kommst du denn her?“, murmelte Scorpius verwundert und nahm ihr die Nachricht ab. Die Eule reagierte nicht. In der Nachricht stand nur eine Londoner Adresse, geschrieben ins Als Handschrift. Nur die Adresse, nichts weiter, kein Wort. Noch bevor Scorpius realisierte, was er in Händen hielt, flog die Eule wieder weg. Mehrere Minuten lang starrte Scorpius auf das Stückchen kariertes Papier, dann begannen seine Gedanken zu rasen wie sonst nur sein Herz, wenn er an ihren Kuss dachte. Er musste nach London! Er rannte in sein Zimmer, stopfte ein paar Kleidungsstücke in seine Sporttasche, holte Zahnbürste und Badelatschen, schnappte sich eines der Bücher aus seinem Regal ohne auf den Titel zu achten, steckte seinen MP3-Player ein und nahm auf dem Weg nach unten drei Treppenstufen auf einmal. In der Küche kritzelte er noch eine Nachricht für seinen Vater auf die Rückseite eines Kassenbons und nahm sich eine Flasche Wasser, dann verließ er das Haus. Er lief schnell zum Bus, den er gerade noch erwischte, stieg einmal um, damit er schnellstens zum Bahnhof kam und kaufte sich ein Ticket für den nächsten Schnellzug nach London. Im Zug starrte er nur blind aus dem Fenster, Buch und MP3-Player waren vergessen und das einzige, dem er ehrliche Beachtung schenkte, war die Adresse in seinen Händen. Je näher der Zug London kam, desto nervöser wurde Scorpius. Er wollte nur Al sehen, er musste mit ihm reden, und doch hatte er genau davor Angst. Diese Angst wuchs während der Fahrt stetig, so dass Scorpius sich fast nicht traute auszusteigen als der Zug sein Ziel erreicht hatte. Er tat es trotzdem. In der Bahnhofbuchhandlung kaufte er sich einen Stadtplan von London, nur um dann festzustellen, dass sein Muggelgeld nur noch für die Hälfte der Busstrecke reichte. Doch mit dem Stadtplan würde das schon gehen, dachte er und stieg in den Bus. Bald stieg er wieder aus und machte sich zu Fuß auf den Weg. Die Temperatur war seit dem Morgen kontinuierlich gestiegen und der Weg, den Scorpius zu gehen hatte, bot nur wenige schattige Abschnitte. Die Flasche Wasser war schon kurz nachdem er aus dem Bus gestiegen war leer und andere Abkühlung war für einen mittellosen Teenager nicht in Sicht. Die Möglichkeit, dass es viel einfacher und billiger gewesen wäre, in die Winkelgasse zu flohen und von dort aus aufzubrechen, kam Scorpius nicht einmal in den Sinn, nicht einmal als er an einer Kreuzung in der Sonne stand und diese auf dem Stadtplan suchte. Er fand sie, freute sich leicht, dass er sich nicht völlig verirrt hatte und ging weiter. Zwei weitere Stunden lang. Als er sich um 17 Uhr 30 in die angenehme Kühle eines Buchladens rettete, war seine Kleidung vollkommen durch geschwitzt, sein Gehirn fühlte sich wie Wackelpudding an und sein Mund war wüstentrocken. „Guten Tag“, begrüßte ihn ein freundlicher Mann hinter der Kasse. Scorpius ging zu ihm und legte die Adresse auf den Tresen. „Können... können Sie mir sagen, wo ich diese Straße finde?“, fragte er flüsternd, mehr ließ sein Mund nicht zu. Der Ladenbesitzer las die Adresse und lächelte Scorpius breit an. „Aber Sie sind doch schon da, junger Mann.“ „Ich bin da?“, hakte Scorpius ungläubig nach. Der Mann nickte lächelnd. „Wie lange sind Sie denn schon unterwegs bei dem Wetter?“ „Dreiviertel Zwei bin ich aus dem Bus gestiegen...“, murmelte Scorpius nur. „Scorpius!“, rief jemand hinter ihm und als er sich umdrehte, stand da sein Ally. Bevor er wusste, was er tat, fiel er Al um den Hals. Ja, er war da. Für einen Moment waren alle Ängste vergessen, nur eines zählte: Er war angekommen. Durstig, hungrig, durchgeschwitzt, mit Kopf- und Fußschmerzen, aber am Ziel. „Du solltest deinen Freund nach Hause bringen“, sagte der Buchhändler. „Er ist schon seit fast vier Stunden in der Sonne unterwegs. Mach Feierabend.“ „Danke“, erwiderte Al, löste sich von Scorpius und nahm dessen Tasche. „Ist es weit? Ich mag nicht mehr laufen“, murmelte Scorpius, der nun erst seine Erschöpfung spürte. „Keine Angst, es ist näher als du denkst“, lächelte Al und verabschiedete sich von dem Buchhändler. Dann verließen sie gemeinsam den Laden. „Ist es wirklich nah?“, fragte Scorpius erneut, aber Al nickte nur lächelnd und führte ihn um das Haus, in dem der Laden lag, herum. Das Haus war größer als Scorpius gedacht hatte, aber er hatte auch nur den Buchladen gesehen, nicht den Haushaltswarenladen gleich daneben. Im Hinterhof gab es zwei Garagen und einen kleinen Garten an den die Gärten der Nachbarhäuser grenzten. Er folgte Al durch eine Tür auf der Rückseite und eine steile Treppe hinauf, die auf einen nach rechts abbiegende Gang führte, der auf einer Seite von Türen, auf der anderen Seite von Fenstern, zu einer Terrasse hin. Linker Hand stand eine der Türen offen und gab den Blick auf ein Zimmer frei, welches fast komplett in Pink gehalten war. Darüber würde er mit Ally reden müssen... Doch Ally führte ihn erst einmal in die Küche und reichte ihm wortlos eine Flasche Wasser aus dem Kühlschrank. Scorpius trank mit einem Mal die halbe Flasche aus und wurde von Albus zum Esstisch geführt um sich zu setzen. Während er sich langsam wieder lebendig fühlte, sah er sich in dem großen, offenen Raum um, der Küche, Ess- und Wohnzimmer vereinte. In der Mitte stand ein riesiger offener Kamin. „Alle anderen waren zu klein oder nicht vorhanden“, erklärte Al lächelnd. „Des Weiteren wirst du hier alle Annehmlichkeiten finden, die deine Eltern mit ihrer Angst vor elektrischen Kabeln bei euch zu Hause verhindern. Eine voll ausgestattete Küche zum Beispiel, inklusive Kühlschrank mit Eiswürfelbereiter und Abtauautomatik. Dazu den modernsten Induktionsherd, den es zu kaufen gibt, die beste Mikrowelle mit Grill und eine voll automatische Espressomaschine. Im Wohnzimmer haben wir einen Projektor von der Decke hängen, der dir das Fernsehprogramm auf eine aus der Decke runter fahrende Leinwand projiziert, bei allen Lichtverhältnissen perfekt. Wir haben sogar einen Föhn im Bad.“ Scorpius sah Al während dessen Ausführungen ungläubig an. „Ich werde das Gefühl nicht los, mein Dad will irgendwas kompensieren...“, meinte Al nachdenklich. „Vielleicht“, murmelte Scorpius nur und Al lächelte schon wieder. „Du hast sicher auch Hunger, aber mein Dad wollte Abendessen vom Chinesen mitbringen“, sagte Al. „Deswegen zeig ich dir erstmal die Wohnung, wenn wir fertig sind, müsste Dad kommen. Okay?“ Scorpius nickte nur und folgte Al, der ihm Wohnzimmer und Terrasse zeigte, dann wieder auf den Gang. Auf das pinke Zimmer zeigte Al nur mit dem Finger. „Das Gästezimmer“, meinte Al. „Wieso ist es ausgerechnet pink?“, wollte Scorpius wissen. „Nur weil Lily und James da schlafen, wenn sie hier sind.“ „Lily UND James?“, entfuhr es Scorpius. „Ja, Pink ist Lilys Lieblingsfarbe, und sie soll sich hier wohlfühlen. James ist fast erwachsen, der wird es überleben“, erwiderte Al. „Du hast die Farbe ausgesucht, oder?“, fragte Scorpius. Ein schelmisches Grinsen schlich sich auf Als Gesicht. „Hab ich.“ „Und James wird durchdrehen, wenn er es sieht...“ „Genau!“, grinste Al weiter. Scorpius schüttelte leicht lächelnd den Kopf und Al lächelte unschuldig zurück. „Komm weiter, das Innere des Zimmers möchte ich dir lieber ersparen“, meinte Al und führte Scorpius weiter am Schlafzimmer seines Vaters und dem Bad vorbei und schließlich in sein Zimmer. „Mein Reich!“, verkündete er stolz. „Alle Möbel hab ich ausgesucht und mit Dad zusammen gebaut. Das war toll!“ „Schön“, murmelte Scorpius nur. Ally lächelte und das was fantastisch, doch es schien, als würde er sich keine Gedanken über ihren Kuss machen, als hätten ihm die letzten Wochen nichts ausgemacht... „Komm, das Beste ist das Bett. Da passen wir sogar bequem zu zweit rein, besser als in dein schmales“, lachte Al und Scorpius sein Bett, dass genau in eine Nische mit Fenster zur Terrasse passte. „Dann muss ich nicht in dem pinken Zimmer schlafen?“, fragte Scorpius vorsichtig. „Nie würde ich dir das antun“, versicherte Al ernst, gleich darauf waren Schritte auf der Treppe zu hören. „Essen ist da!“, grinste Ally und zog Scorpius mit sich. „Hallo ihr zwei“, begrüßte Harry Potter die beiden lächelnd. Er sah viel besser aus als am Bahnhof bei ihrer Ankunft aus Hogwarts als Scorpius ihn zuletzt von weitem gesehen hatte. „Hi Dad“, strahlte Al und nahm Harry gleich die Tüte mit dem Essen ab. „Ich hoffe, du hast genug für drei mit, meine Prophezeiung ist eingetreten!“ „Keine Angst, ich hab nie daran gezweifelt, dass Scorpius so schnell wie möglich kommt“, rief Harry seinem Sohn nach, der schon in die Küche gelaufen war. „Haben Sie nicht?“, wunderte Scorpius sich als er neben Harry langsam ebenfalls zur Küche ging. „Nein“, lächelte Harry ihn an. „Nach dem, was ich von Al über seine Zeit bei euch weiß, bist du nicht der Typ, der lange zögert. „Wahrscheinlich nicht“, gab Scorpius leise zu. „Hast du denn gut her gefunden?“, wollte Harry wissen. „Hab mich verlaufen“, murmelte Scorpius. „Vier Stunden ist er durch die Sonne gelaufen bevor er mit einem zerknitterten Stadtplan in den Laden gestolpert ist“, mischte Al sich ein während er das Essen auf Teller verteilte. „Wie bist du denn nach London gekommen?“, fragte Harry weiter. „Über das Flohnetzwerk im Laden deines Vaters?“ Scorpius sah ihn mit großen Augen an, die Idee kam ihm erst jetzt... Langsam schüttelte er den Kopf. „Mit dem Zug“, meinte er leise. „Dann hab ich mir einen Stadtplan gekauft und nicht mehr genug Geld für den Bus gehabt.“ Harry seufzte. „Dann iss und trink jetzt ordentlich, damit mir deine Eltern keine Vorwürfe machen können“, lächelte er und Ally stellte ihnen das Essen hin. „Danke“, meinte Scorpius und lächelte leicht. „Dann lasst es euch mal schmecken“, meinte Harry und die Jungen ließen sich das nicht zweimal sagen, Hunger hatten schließlich beide. Nach dem Essen sahen sie fern und redeten ein bisschen, das war das einzige, wozu sie mit vollen Mägen und Eis in der Hand in der Lagen waren. „Sag mal, warum hat der Mann im Buchladen die eigentlich erlaubt, Feierabend zu machen?“, fragte Scorpius als sie am späten Abend in Allys Bett lagen. „Weil ich da den Sommer über aushelfe“, antwortete Al. „Normalerweise arbeitet er mit seiner Frau zusammen, aber die ist gerade in Norfolk bei ihrer Tochter, weil die gerade ein Kind bekommen hat.“ „Aha“, erwiderte Scorpius nur. Unter normalen Umständen hätte ihn die Arbeit in einem Muggelladen interessiert, aber Als Lächeln brachte ihn schon wieder auf ganz andere Gedanken. „Was ist los?“, fragte Al besorgt. „Du bist so anders als sonst...“ „Es ist nichts. Sag du mir lieber, warum du auf einmal so viel lächelst!“, wich Scorpius aus. „Naja, James ist weit weg, du bist bei mir... warum sollte ich nicht lächeln? Okay, ich muss noch dazu sagen, dass ich viel Zeit mit Dad verbracht habe. Wir haben viel geredet. Das hat gut getan, uns beiden, glaube ich. Wir haben auch einige Missverständnisse aus der Welt geräumt.“ „Was für Missverständnisse?“, wunderte Scorpius sich. „Erinnerst du dich, dass ich im ersten Jahr in Hogwarts kaum einen Brief von meinen Eltern bekommen habe?“ Scorpius nickte. „Dad hat mir jede Woche geschrieben, genau wie er es mir versprochen hatte bevor ich in den Zug gestiegen bin. Damals hat er aber die Briefe für James und mich mit derselben Eule geschickt und die ist immer zuerst zu James geflogen. Als ich letztes Wochenende bei Mum war, hat James gestanden, dass er meine Briefe verbrannt hat.“ „Arschloch!“, meinte Scorpius nur. „Danke“, lächelte Al und beugte sich zu ihm. „Was... was hast du vor?“, flüsterte Scorpius als Ally immer näher kam. „Dich küssen, was sonst?“, erwiderte Al und küsste Scorpius. Kein Ausrutscher! Kein Unfall! Scorpius jubelte innerlich, während er äußerlich den Kuss leidenschaftlich erwiderte. „Du hast nichts dagegen?“, hauchte Al nachdem er den Kuss gelöst hatte. „Seit du weg bist, habe ich an nichts anderes gedacht“, gab Scorpius zu. „Gut oder schlecht?“ „Ich glaube, ich bin in dich verliebt“, flüsterte er Al ins Ohr. „Also ich bin es in dich auf jeden Fall!“, flüsterte Al zurück und nahm ihren Kuss wieder auf. Scorpius gab sich dem voll und ganz hin. Diesmal wollte er mehr. Diesmal wollte er alles! „Ich will dich!“, hauchte er. „Sicher?“ „Ich war mir noch nie so sicher!“ Ende Kapitel 7 Kapitel 8: Nachspiel -------------------- Hallo schon wieder ^^ Wie versprochen, das nächste Kapitel, und das ungewöhnlich schnell... dafür ist es leider auch kürzer als sonst, sorry. Eigentlich ist es auch nur ein kleines Zwischenkapitel. Wir wissen jetzt, was mit dem beiden ist, nur der Rest der Welt muss es erfahren, heute fangen wir damit an. Viel Spaß dabei Eure Naoko 8 Nachspiel Wie jeden Morgen stand Harry Potter an diesem sonnendurchschienenen Donnerstag um 7 Uhr 30 auf, ging in die Küche und schaltete die Kaffeemaschine ein. Danach ging er duschen, wie jeden Tag. Doch an diesem Morgen war etwas anders. Sein Duschgel war alle und er musste sich mit dem seines Sohnes behelfen, dessen Geruch er eigentlich gar nicht mochte. Ändern konnte er es im Moment aber leider nicht, so nass wie er war als er es merkte. Nach der Arbeit würde er neues kaufen gehen. Als er dann fertig geduscht, rasiert und angezogen zurück in die Küche ging, dachte er für sich, was für ein schöner, ruhiger Morgen das doch war, eigentlich viel zu schön, um im Büro zu sitzen und den längst überfälligen Papierkram zu erledigen. Er nahm sich eine Tasse Kaffee, welcher bei ihm nicht halb so stark war wie bei seinem mittleren Kind – überhaupt konnte sich an niemanden erinnern, der den Kaffee so stark trank wie Albus – und ging damit über die Tür im Wohnzimmer auf die Terrasse hinaus. Für einen Moment schloss er die Augen und sog die frische Morgenluft in sich auf, deren Temperatur über Nacht auf ein erträgliches Maß gesunken war, jedenfalls für die Verhältnisse dieses Sommers. Mit seiner Lieblingstasse in der Hand trat er an die Brüstung und sah hinunter auf den kleinen Garten hinter dem Haus und genoss die Ruhe, die nur durch das fröhliche Zwitschern der Vögel gestört wurde. Ein leises Murmeln störte ihn dabei. Es kam aus Als Zimmer und Harry ging zu dem Fenster mit Aussicht auf Als Bett, um zu sehen, ob Al und Scorpius denn auch gut schliefen. Harry sah durch das Fenster aufs Bett, drehte sich um und ging ins Wohnzimmer. Dort angekommen, setzte er sich aufs Sofa und stellte seinen Kaffee auf den Couchtisch, dachte er. Tatsächlich aber setzte er sich auf den Couchtisch und stellte den Kaffee in die Luft. Natürlich fiel die Tasse auf den Boden und natürlich verteilte sich ihr Inhalt schnell auf dem Parkett und natürlich bekam Harry davon nichts mit. Das Bild, welches sich ihm auf dem Bett seines Sohnes geboten hatte, hatte sich in Sekundenbruchteilen in sein Gehirn eingebrannt. Er sah es immer noch als stünde er vor dem Fenster auf der Terrasse. Albus Severus Potter und Scorpius Hyperion Malfoy, friedlich schlafend, mit zufrieden lächelnd Gesichtern, ohne Bettdecke, eng umschlungen und NACKT! Er selbst war auch schon so aufgewacht, vor langer Zeit, neben Ginny. Er wusste, was diese Pose bedeutete. Das unheilbringende Bild vor Augen, saß er da. Eine Stunde... zwei Stunden... drei Stunden... Al und Scorpius fanden ihn schließlich unbewegt nach genau drei Stunden, siebenunddreißig Minuten und sechzehn Sekunden. Der Kaffee war mittlerweile getrocknet, doch Harrys Gesicht war immer noch kreidebleich. „Dad?“, sprach Al ihn vorsichtig an. Harry sah langsam auf, sagte aber nichts. „Dad, du solltest seit über zwei Stunden auf Arbeit sein“, meinte Al. Harry atmete tief durch – sein Gehirn hatte mittlerweile die Arbeit wieder aufgenommen – und sagte ernst: „Setzt euch, Jungs, wir müssen reden.“ „Worüber?“, wunderte Al sich, setzte sich aber mit Scorpius aufs Sofa. Abermals atmete Harry durch, dann begann er langsam: „Ihr seid jung und ich weiß, dass es in diesem Alter schwierig ist, aber ihr solltet einiges wissen...“ „Wir wissen, wo die Babys herkommen, Dad“, unterbrach Al ihn. „Lass mich bitte ausreden... also es gibt...“ Harry seufzte. „Natürlich wisst ihr, wo die Babys herkommen. Allerdings gibt es noch andere Aspekte von...“, er schluckte, „... von Sex, die weniger angenehm sind als körperliche Nähe und... Lust.“ Diese letzten Worte presste Harry nur hervor und es war deutlich zu sehen, wie schwer ihm dieses Thema fiel. Allein die Vorstellung, seine Kinder könnten sexuell aktiv sein, war ihm noch nie in den Sinn gekommen, obwohl James schon 17 war und Al 16. Es waren ja noch Kinder, Herrgott nochmal! „Keine Angst, Dad, wir haben Kondome benutzt, und Gleitgel und wir waren vorsichtig“, meinte Al. Scorpius sah ihn ernst an. „Du redest als könnte einer von uns schwanger werden.“ Al lächelte und verschränkte seine Finger mit Scorpius. „Du weißt, was ich meine“, hauchte er mehr als dass er sprach. Eine Sekunde lang sah Scorpius ihn noch an, dann senkte er seinen hochroten Kopf. „Aber ihr seid doch noch KINDER!“, rutschte es Harry empört heraus. „Wir sind 16 Jahre alt, Dad!“, widersprach Albus. „Genau, das ist viel zu jung für Sex!“ „Willkommen im 21. Jahrhundert!“, lächelte Al gekünstelt, wurde aber gleich wieder ernst. „Nur weil du in dieser Hinsicht ein Spätzünder warst, muss ich es nicht auch sein!“ „Ich war doch kein Spätzünder!“, empörte sich Harry. „Erster Kuss mit 15, erster Sex mit 23, nach deiner Hochzeit – eindeutig Spätzünder!“ „Woher weißt du das?“, wunderte Harry sich. „Onkel Ron“, erwiderte Al nur. „Lass dir von ihm nichts erzählen, was das Küssen angeht, hat er sogar erst mit 16 angefangen.“ „Ach ja? Hat er dir auch erzählt, wie weit er mit diese Lavender wirklich gegangen ist?“ Harry sah seinen Sohn entgeistert an. „Sie haben...?“ „Ja, sie haben, nur davon sollte Tante Hermine nichts erfahren. Und die beiden waren auch 16. Du willst mir doch nicht erzählen, dass du Ron damals für ein Kind gehalten hast.“, meinte Al ernst, ließ Scorpius Hand los und stand auf. „Und wenn ich mit dem Menschen, den ich liebe, schlafen will, dann tue ich das auch.“ Er ging unter Harrys finsterem und Scorpius unsicherem Blick zur Tür. „Und falls es dich beruhigt, ich bin seit über einem Jahr keine Jungfrau mehr.“ Mit diesen Worten verließ er das Zimmer, kurz darauf war das Zuschlagen einer Tür zu hören. Scorpius sah unsicher zu Harry. „Tut mir leid“, murmelte er. „Was... was würde dein Vater an meiner Stele tun?“, fragte Harry leise. Scorpius zuckte mit den Schultern. „Er war noch nicht in der Situation, aber als es er dachte, ich könnte langsam soweit sein, hat er nur gesagt, ich soll ja keine Kinder zeugen bevor ich meine Ausbildung abgeschlossen habe und sie auch ernähren kann. Dann hat er mir eine Packung Kondome in die Hand gedrückt.“ Harry seufzte. „Aber er ist doch noch ein Kind“, murmelte er. „Nein, er ist erwachsener als Sie denken, dafür hat James schon gesorgt“, meinte Scorpius. „Ally hat Ihnen wahrscheinlich gerade mal die Hälfte von dem erzählt, was James ihm angetan hat.“ „Wieso?“ „Vielleicht wäre es ihm peinlich oder... keine Ahnung“, meinte Scorpius und sah auf den Boden. „Was ist das?“, fragte er verwundert und zeigte auf den getrockneten Kaffeefleck. „Mein Kaffee“, seufzte Harry und stand auf. „Darf ich fragen, wieso der auf dem Boden ist?“ „Ich hab ihn wahrscheinlich fallen lassen nachdem ich euch im Bett gesehen habe“, gab Harry leise zu und holte einen Lappen um das Parkett wieder in einen kaffeefreien Zustand zu versetzen. Scorpius lächelte. Einerseits wegen Harrys Tolpatschigkeit, andererseits auch weil er gerade wieder an Als verschlafenes Lächeln direkt nach dem Aufwachen denken musste. Er hatte ihn regelrecht angestrahlt und war mit dem Finger über seine Brust gefahren. „Willst du nicht lieber wieder zu Al?“, fragte Harry während er auf dem Boden hockte und die Scherben seiner Lieblingstasse aufsammelte, und riss Scorpius so aus dessen Gedanken. „Nein“, lächelte dieser. „Sie gehen zu ihm und entschuldigen sich und ich schreibe eine Nachricht an Ihren Chef, dass sie krank sind, aber morgen wieder zur Arbeit kommen und dann mach ich was zu essen.“ „Danke, aber denkst du wirklich, er will mit mir reden?“, fragte Harry unsicher. „Da bin ich mir sicher“, lächelte Scorpius siegessicher. Harry seufzte. „Gut, was zu schreiben liegt dem Computer. Du weißt doch, was das ist, oder?“ „Ja natürlich. Und dank mir weiß es sogar mein Opa“, grinste Scorpius. „Und jetzt gehen Sie endlich!“ Harry nickte nur und ging zu seinem Sohn, der – nach dem was Scorpius hörte – nach einigen Minuten sogar die Tür öffnete und ihn hinein ließ. Scorpius war zufrieden, schickte wie versprochen eine Nachricht an Harrys Chef und machte sich dann daran, die Küche zu durchwühlen. Wie Ally gesagt hatte, war die Einrichtung erste Wahl und nicht einmal seine Muggelfreunde konnten vergleichbares vorweisen. Leider sah es aber mit den Vorräten knapp aus. Ein bisschen Toastbrot, Nuss-Nougat-Creme, Milch und Cornflakes in Massen, ein bisschen Käse und Wurst im Kühlschrank, ein Jahresvorrat an Kaffee – den Ally wohl in drei bis vier Wochen schaffte – aber nicht viel zum Kochen, höchstens ein paar Nudeln, etwas Hühnerfleisch im Tiefkühlfach und einige Paprikaschoten, die ihre besten Tage hinter sich hatten. „Junggesellenhaushalt“, seufzte Scorpius. Zu Hause ging wenigstens er ab und zu einkaufen und kochte auch, sodass immer etwas Vernünftiges im Haus war, wenn es darauf ankam. Er durchsuchte nochmal alles, fand Gewürze, bislang ungeöffnet, und eine Packung Sahne und kam zu dem Schluss, dass daraus vielleicht doch etwas werden könnte. Natürlich wurde es etwas und es wurde gut, so Scorpius Urteil. Mit der Nachricht, das Essen sei fertig, klopfte er an Als Tür, rief seine Nachricht und ging wieder, Tisch decken. Fünf Minuten später kamen Albus und Harry, lächelnd, und setzten sich. „Das riecht wirklich gut“, lobte Harry während Scorpius noch Wasser aus dem Kühlschrank holte. „Danke“, lächelte Scorpius, kam zum Tisch und erschrak. Bei genauerem Hinsehen waren Als Augen knallrot, als hätte er sie sich ausheulen wollen. „Was ist los?“, fragte Scorpius gleich besorgt und saß sofort neben ihm. „Nichts“, lächelte Al. „Jetzt ist alles in Ordnung.“ „Wirklich?“, hakte Scorpius nach. „Ja, wirklich“, murmelte Al, nahm Scorpius Gesicht in seine Hände und küsste ihn. Harry drehte sich weg. Eines war für ihn sicher: Sollte sich jemand Lily auf diese Weise vor ihrem 30. Geburtstag nähern, wäre dieser Jemand tot! Ende Kapitel 8 Kapitel 9: Neues Jahr, neues Glück ---------------------------------- Ja, es hat lange gedauert, tut mir leid *vor euch im Staube kriech* Diese Verzögerung kann auch durch nichts entschuldigt werden außer meine eigene Faulheit... Sorry ^^' Ich hoffe, ihr bleibt den beiden dennoch treu und euch gefällt auch dieses Kapitel. Viel Vergnügen Eure Naoko 9 Neues Jahr, neues Glück 9 Neues Jahr, neues Glück Nachdem Harry Potter den Schock überstanden hatte, ging er am nächsten Tag wieder zur Arbeit und tat als wäre nichts geschehen. Den ganzen Tag über rätselten seine Kollegen, was bei ihm zu Hause schief gelaufen war. In seiner Wohnung hatte inzwischen der Sohn seines Jugenderzfeindes das Kommando über die Küche übernommen. Scorpius war einkaufen gewesen und kümmerte sich um die Versorgung von Al und seinem Chef mit selbstgemachtem Eistee und frischem Obstsalat. Und jedes Mal nutzte er die Chance, Al in einem unbeobachteten Moment zu küssen. Bei seinem letzten Besuch an diesem Tag, kurz vor Feierabend, hielt er allerdings zwei Umschläge in der Hand, keine Kanne oder Schüssel. „Die Prüfungsergebnisse!“, verkündete er freudig erregt. Albus tat es mit einem Schulterzucken ab. „Willst du gar nicht wissen, was du hast?“, wunderte sein Chef sich. Zum Glück ahnte er nicht mal, in was für Fächern welche Noten vergeben wurden. (Spätestens bei der Note „Troll“ hätte er sie wohl für verrückt erklärt.) „Nein. Meinetwegen kannst du meinen Umschlag selbst aufmachen, Mally. Ich will es gar nicht wissen“, meinte Ally nur und verschwand mit einem Stapel Bücher hinter einem Regal. Das ließ sich Scorpius nicht zweimal sagen und riss Als Umschlag auf, aufgeregt als wäre es sein eigener. „Du hast alles bestanden!“, rief er durch den Laden. Als Kopf erschien hinter einer Ecke. „Alles?“, fragte er verwundert nach. „Ja, einmal sogar mit Bestnote“, strahlte Scorpius. „Ich bin so stolz auf dich!“ „Du klingst wie meine Oma“, sagte Al und nahm seinem Freund seine Prüfungsergebnisse ab. „Ich hab mir aber mehr Mühe bei deiner Prüfungsvorbereitung gegeben als deine Oma“, schmollte Scorpius. „Ja, das hast du. Danke“, lächelte Al versöhnlich und umarmte ihn kurz. „Was hast du eigentlich?“ Scorpius sah ihn mit großen Augen an und öffnete dann erst seinen Umschlag. „Sieht doch ganz gut aus...“, murmelte Al, der mitlas. Nur „Ohnegleichen“ und „Erwartungen übertroffen“. „Na ja, ein bisschen zu gut, findest du nicht?“, warf Scorpius ein. „Sieh es positiv, dafür muss deine Oma dir ein neues Handy kaufen“, grinste Al ihn an. Scorpius lächelte leicht. „Ja, da hast du wohl Recht.“ „Hey, ist alles in Ordnung?“, fragte Al, da Scorpius sich nicht zu freuen schien. „Mein Vater hat mir das Versprechen abgerungen, dass, sobald ich die Ergebnisse habe, wir zusammen essen gehen. Also muss ich heute zurück. Das ist mir gerade wieder eingefallen“, gab Scorpius leise zu. „Musst du nicht“, grinste Al. „Wie lange hat der Laden deines Vaters auf?“ Verwirrt sah Scorpius auf seine Uhr. „Noch eine Stunde und dreißig Minuten. Wieso?“ „Kann ich Feierabend machen?“, fragte Al seinen Chef anstatt Scorpius zu antworten. „Na gut, zur Feier des Tages“, gab der Chef lächelnd nach. „Danke!“, strahlte Al ihn an. „Bis morgen.“ Dann zog er Scorpius aus dem Laden und hoch in die Wohnung. „Was hast du vor?“, fragte Scorpius immer noch verwirrt als Al eine kleine, dunkle Holzdose holte. „Dein Versprechen einlösen“, lächelte Al und warf eine Handvoll Flohpulver in den Kamin. Grüne Flammen loderten auf und Al zog Scorpius hinein. „Winkelgasse 47“, rief Al und küsste Scorpius, während sie sich quer durchs Flohnetzwerk bewegten. „Ihr könnt aufhören zu knutschen“, sagte Draco Malfoy nur als er am Kamin seines Ladens vorbei ging. Von der Stimme seines Vaters überrascht, löste Scorpius den Kuss und trat aus dem Kamin. „Hallo Dad“, grüßte er. „Tag, Mister Malfoy“, lächelte Al. „Hallo Jungs. Zwei Fragen: 1. Was führt euch her? 2. Seid ihr jetzt zusammen oder war der Kuss da gerade ein Unfall?“ Scorpius ging zu seinem Vater und hielt ihm die Prüfungsergebnisse hin. „1. Das hier. 2. Kein Unfall.“, antwortete er lächelnd. Draco nahm das Pergament und las, dann sah er seinen Sohn an und in seinen Augen strahlte der Stolz regelrecht. „Kann man damit leben?“, fragte Scorpius. „Scorpius, es gibt nur einen Punkt, der mich an diesen Ergebnissen stört“, gab Draco zu und erntete verwunderte Blicke von seinem Sohn und dessen Freund. „Ein 'Ohnegleichen' in Muggelkunde? Deinem Großvater wird das gar nicht gefallen“, seufzte er. „Na und?“, grinste Scorpius. „Etwas anderes erwartet Narcissa nicht von mir. Warum sollte Opa also mit dem Offensichtlichen mehr Probleme haben als sonst? Außerdem habe ich es geschafft, dass Allys einziges 'Ohnegleichen' auch in Muggelkunde ist.“ „Du hast es geschafft?“, empörte Al sich, der sich im Laden umgesehen hatte. „Du hast mich nur zum Lernen gezwungen. Gedroht hast du mir!“ „Aber es hat sich gelohnt“, gab Scorpius zu bedenken. Ally sah ihn finster an und wand sich wieder dem Regal zu, vor dem er stand. Draco lachte leise. „Wisst ihr was? Ich glaube, heute wird dieser Laden mal früher geschlossen werden und ihr beide werdet zum Essen eingeladen.“ „Endlich mal eine gute Idee, Dad“, grinste Scorpius. „Ich habe nur gute Ideen“, grinste Draco zurück und sah zu Al. „Ich hoffe doch, du kommst mit?“ Al sah zu ihm auf. „Ich müsste nur meinem Dad Bescheid sagen...“, murmelte er leise. „Noir ist im Hinterzimmer, benutze ihn“, erwiderte Draco lächelnd und zeigte auf eine Tür im hinteren Teil des Ladens. „Danke“, lächelte Al und verschwand um die Malfoysche Familieneule zu benutzen. „Und du hilfst mir beim Aufräumen“, sagte Draco zu seinem Sohn, welcher nur widerwillig mitmache. Einige Stunden später lagen Scorpius und Albus wieder in Als Bett, bei geschlossenen Vorhängen. „Danke“, sagte Al plötzlich, stützte sich auf seine Ellbogen und lächelte Scorpius an. „Wofür?“, fragte dieser irritiert. „Ich weiß nicht genau. Mir geht es so ungewohnt gut, ich fühle mich so komisch unbeschwert und ich könnte die ganze Zeit lächeln und ich weiß nicht wieso.“ Scorpius strich ihm über die Wange. „Ich glaube, mein Lieber, du bist einfach nur glücklich“, lächelte er. Albus lächelte ihn strahlend an und legte seinen Kopf auf Scorpius Schulter. „Das ist ein schönes Gefühl. Bitte mach, dass es bleibt“, flüsterte er und schlief ein. „Alles, was in meiner Macht steht“, versprach Scorpius leise und schlief ebenfalls glücklich ein. Die folgenden Wochen bis zum Schulstart wurden zu einer wahren Belastungsprobe für das Flohnetzwerk zwischen London und Southampton, da keiner es lange ohne den anderen aushielt, aber Al seine Arbeit hatte und Scorpius wenigstens in den Ferien mit seinen Freunden Fußball spielen wollte. Sie einigten sich darauf, ihre Beziehung erst einmal nicht öffentlich zu machen. Ihre Väter waren somit die einzigen, die davon wussten. Narcissa Malfoy erriet es, sagte aber ihrem Mann aus Sicherheitsgründen nichts. Ihr Freund Max und Als Cousine Dominique bemerkten es ebenfalls als sie sich einmal zu viert in einem Café in Muggellondon trafen, versprachen aber dicht zu halten. Scorpius Mutter war während des gesamten Sommers nicht ganz 48 Stunden zu Hause gewesen und hatte es gerade geschafft, ihren Sohn nach den Prüfungsergebnissen zu fragen, bevor sie wieder zu beschäftigt war. Am nächsten Morgen war sie auf der Suche nach Antiquitäten in Richtung Orient verschwunden. Am 1. September schließlich beruhigten sich die Kamine wieder und die Schüler traten wie in jedem Jahr ihre Reise nach Hogwarts an. Die jungen Erstklässler teilweise weinend, teilweise freudig erregt, die Älteren zwischen Wiedersehensfreude und Bedauern über das Ende der Ferien. Scorpius und Al hatten dabei alle Mühe, sich zurück zu halten. Sie waren sich einig, dass zumindest Matt und Steve, mit denen sie sich den Schlafsaal teilten, von ihrer Beziehung wissen sollten, sonst wäre es zu aufwendig gewesen, sich immer einen Platz zum küssen und kuscheln suchen zu müssen. Dem Rest der Schule allerdings wollten sie lieber nicht auf die Toleranzprobe stellen. So saßen sie wieder einmal in einem Abteil, das erste Mal aber ohne Max, was dem Ganzen eine surreale Note gab. Wie immer hatte Scorpius seinen Kopf in Als Schoß liegen, mit einem großen Unterschied: Diesmal war Al damit mehr als einverstanden. Sie redeten leise, bis Matt und Steve in ihr Abteil kamen und sie fröhlich begrüßten. Fortan drehten sich die Gespräche um die Ereignisse des Sommers und das kommende Schuljahr, bis sie Stunden später Hogsmeade erreichten. Nachdem die Erstklässler (In diesem Jahr war das erste Mal sein Jahren kein Mitglied der Weasley-Familie dabei.) auf die Häuser verteilt worden waren, setzte Professor Night, der Direktor, zu seiner üblichen Willkommensrede an, doch was er verkündete entsprach keineswegs dem Üblichen. Einige Tage vor Halloween würden Besucher die Schule erreichen, die Schüler der Zauberschulen Beaubaton und Durmstrang. In diesem Jahr würde wieder ein Trimagisches Turnier stattfinden. Geplant war, es in Beaubaton stattfinden zu lassen, doch die Schule war durch einen Brand schwer beschädigt wurden und die Schäden konnten bis zum Beginn des Turniers nicht beseitigt werden, und so war auf Hogwarts als Austragungsort ausgewichen worden- Das letzte Turnier hatte erfolgreich in Durmstrang stattgefunden, es war das erste nach dem Schicksalshaften in Harry Potters Schultagen gewesen. Die Sicherheitsvorkehrungen waren weiter verstärkt worden und damit so streng wie nie. Keiner der Champions hatte schwere Verletzungen davon getragen, obwohl es hieß, einer von ihnen hätte sich einen Fingernagel abgebrochen, aber das waren nur Gerüchte. Aus diesen Gründen war das Turnier von einigen als zu langweilig und als seines Namens unwürdig bezeichnet. Kein Außenstehender ahnte, wie viel Hilfe den Champions von allen Seiten zuteil geworden war. Kein Eingeweihter wollte etwas ähnliches wie beim letzten Mal riskieren. Nach der Ankündigung des Direktors war die Große Halle von aufgeregten Gesprächen erfüllt, welche die Halle aus der Entfernung in einen riesigen, summenden Bienenstock verwandelten. Später im Schlafsaal beschäftigte Scorpius und Albus allerdings etwas anderes. Matt und Steve saßen vor ihnen und sahen sie mit großen, neugierigen Augen an. „Was wollt ihr uns denn wichtiges sagen?“, fragte Steve. Al atmete tief durch und begann langsam: „Also... wir haben euch ja schon im Zug erzählt, dass wir diesen Sommer sehr viel Zeit miteinander verbracht haben...“ „In dieser Zeit ist einiges geschehen“, setzte Scorpius fort als Al stockte. „Wir sind... uns sehr nahe gekommen...“ „Ihr seid zusammen?“, rief Matt überrascht aus. „Ähm... ja“, antwortete Scorpius während Al nickte. Ihre beiden Mitbewohner lächelten und Steve sagte: „Glückwunsch!“ „Ward ihr schon miteinander im Bett?“, fragte Matt plötzlich. Al und Scorpius sahen sich verwundert an und wussten für den Moment gar nicht, wie sie reagieren, was sie sagen sollten. „Wieso fragst du so was? Das ist doch ihre Sache!“, sagte Steve. Matt sah ihn ernst an. „Ist es eben nicht! Wir teilen uns das Zimmer mit ihnen und wenn sie miteinander schlafen, betrifft uns das auch. Wir sehen sie vielleicht nicht, wegen der Vorhänge, aber die sind nicht schalldicht.“ Steve überlegte kurz. „Stimmt, dagegen müssen wir was tun. Es müsste doch Zauber dafür geben, oder?“ „Ja, aber ich kenne keinen. Das sollten wir morgen mal in der Bibliothek recherchieren“, sagte Matt. „Dann müssen sie sich nur heute Nacht zurückhalten“, stimmte Matt zu. „Leute!“, erinnerte Scorpius sie an ihre Anwesenheit. Steve und Matt sahen sie wieder an. „Wir haben den Zauber schon gefunden“, meinte Al ernst. „Cool, das spart uns die Arbeit“, grinste Matt. Sie sahen sich alle an, dann lachten sie. Bevor sie einschliefen, redeten Scorpius und Ally wieder leise miteinander und die anderen bekamen kein Wort davon mit, obwohl sie wach waren. „Sie haben es gut aufgenommen“, flüsterte Al. „Ja, irgendwie schon gruselig“, grinste Scorpius und wurde kurz von Al geküsst. „Fürchtest du dich jetzt vor ihnen?“ „Wenn du mich vor ihnen beschützt, nicht“, hauchte Scorpius und legte seinen Kopf auf Als Brust. „Natürlich mach ich das“, flüsterte Al und legte seine Arme um ihn. „Danke.“ Scorpius schloss die Augen und schlief ein. Die nächsten Wochen schliefen Al und Scorpius immer in einem Bett, nicht einmal hörten die anderen beiden, was im Bett vor sich ging.Da sie nachts unzertrennlich waren, machte es Scorpius nicht einmal etwas aus, sich tagsüber zurückhalten zu müssen. Allerdings hatte er tagsüber auch keine Zeit, sich darüber überhaupt Gedanken zu machen, da mit der Jahrgangsstufe auch die Menge an Hausaufgaben und Lernstoff potenziell wuchs. So kam es, dass es für Matt und Steve bald nichts mehr mitzubekommen gab, da sie am Abend alle ins Bett fielen und kurze Zeit später, ohne sich noch einmal zu bewegen, einschliefen. Bis zu dem Tag, an dem die Aufregung innerhalb des Schlosses fast unerträglich wurde, da schließlich die Abgesandten aus Beaubaton und Durmstrang ankamen. Beim Abendessen wurden sie willkommen geheißen, mit einem großen Festessen und einem Auftritt des Schulchores. Alle waren guter Laune, bis Lily Al nach dem Essen abfing und mit ihm unter vier Augen sprechen wollte. „James will beim Turnier mitmachen!“, verkündete Al als er später im Gemeinschaftsraum zu seinen Klassenkameraden stieß. „Cool, er bringt sich um“, meinte Scorpius. „Hoffen wir's“, stimmte Al ihm zu, aber Scorpius sah, dass er hoffte, genau das würde nicht geschehen. „Er war schon immer ein Idiot, der sich beweisen musste“, sagte Steve. Und Matt fügte an: „Ja, lass ihn. Wahrscheinlich wird er nicht mal als Champion ausgewählt.“ „Eben, das hat er gar nicht verdient“, stimmte Scorpius zu. „Er ist trotzdem ein Idiot! Dad wird durchdrehen, wenn er es liest“, sagte Al. „Wirst du es ihm gleich schreiben?“ Fragte Steve. Al schüttelte den Kopf. „Lily macht das.“ „Dann hast du ja Zeit für uns“, grinste Scorpius. „Ich würde lieber unter vier Augen mit dir reden“, erwiderte Albus. Steve sah zu Matt und verdrehte die Augen, bekam aber nur ein, von einem Seufzen begleitetes Schulterzucken als Antwort. „Okay.“ Scorpius stand auf und sie gingen in ihren Schlafsaal. „Er ist ein verdammter Idiot!“, platzte es aus Al heraus sobald die Tür zu war. „Du meinst James?“, fragte Scorpius nach. Al sah ihn besorgt an und nickte. „Ich hasse ihn, aber er ist mein Bruder. Und dieses Turnier ist wahnsinnig. Dad hat mal erzählt, dass er damals gegen einen Drachen kämpfen musste und in den See tauchen... Was, wenn ihm was passiert?“ Scorpius ging zu ihm und nahm ihn in den Arm. „Ihm wird aber nichts passieren. Er wird nicht als Champion ausgewählt werden, er wird sich tierisch darüber ärgern und wir werden über ihn lachen.“ „Ich hoffe es“, sagte Al und küsste Scorpius auf eine Weise, die klar machte, wie wenig er weiter er über das Thema reden wollte. Kurze Zeit später, sie lagen lachend im Bett, ertönte auf einmal Matts Stimme: „Ihr habt den Zauber vergessen!“ Die beiden lachten und Scorpius kroch halb aus dem Bett und unter dem Vorhang hervor, der davor hing. „Ihr habt ja schon nichts mehr an“, stellte Steve fest. „Doch, ich hab noch meine Socken an!“, rief Al fröhlich. Scorpius grinste Steve und Matt nur an, schnappte sich seine auf dem Boden liegenden Hosen mit seinem Zauberstab in der Tasche und kroch zurück ins Bett. „Zum Glück ist er nicht ganz aufgestanden“, hörten sie Matt noch sagen, bevor Scorpius den Zauber sprach. „Er hat Recht“, hauchte Al, „denn alles, was sie sonst gesehen hätten, gehört mir.“ „Vollkommen“, flüsterte Scorpius zurück und küsste seinen Freund. Schweigend beobachteten sie am nächsten Tag, wie James den kleinen Zettel mit seinem Namen in den Feuerkelch warf, der in der Großen Halle aufgestellt war. „Heute Abend wissen wir, wer besser ist als James“, meinte Steve nur. „Jeder?“, schlug Scorpius vor und sie lachten. „Los, Unterricht!“, sagte Matt plötzlich und sie gingen zu Neville in Gewächshaus 4. Beim abendlichen Festmahl, welches noch üppiger ausfiel als die vorangegangenen Halloweenessen, herrschte allgemeine Aufregung. Nach dem Essen sollten die Champions bekannt gegeben werden. Als dann Direktor Night an den Feuerkelch trat, wurde es totenstill in der fast überfüllten Halle. Zuerst wurde der Durmstrang-Champion gezogen, ein großer, kräftiger Junge mit einem unaussprechlichen, osteuropäischen Namen. Danach war der Champion aus Beaubaton an der Reihe, ein jungenhaftes Mädchen namens Michelle Irgendwas (auch diesen Namen verstand Scorpius nicht wirklich). Bei der Bekanntgabe des Hogwarts-Champions schließlich wurde es noch ruhiger als zuvor. „James Potter!“, verkündete Professor Night. Als Blick schnellte zum Gryffindortisch, wo sein Bruder sich grinsend erhob und seine Schwester ihm besorgt nachsah, als er zu der kleinen Seitentür ging, durch die alle Champions verschwanden. Alle Schüler von Hogwarts jubelten James zu, nur Lily, Al un deren enge Freunde jubelten nicht. „Du oder ich?“, fragte plötzlich Lily, die hinter Matt auftauchte, welcher wiederum Al gegenüber saß. „Was meinst du?“, fragte Al zurück, während sie sich neben Matt setzte. „Na, schreibst du unseren Eltern, oder soll ich das machen?“, meinte sie. „Du Mum, ich Dad?“, schlug Al vor. Seine Schwester nickte. „Dad wird ausrasten.“ „So schlimm wird es sicher nicht“, sagte Steve. „Aber unser Dad hasst dieses Turnier“, gab Lily zu bedenken. „Als er daran teilgenommen hat, ist einer der Champions gestorben und dieser Lord Voldemort ist von den Toten auferstanden oder so...“ „Aber das Problem hat doch James, nicht ihr“, meinte Matt verwundert. „Nein, das haben auch wir“, seufzte Lily, woraufhin Matt ihr einen Arm um die Schulter legte. Nur für Scorpius war die Verfinsterung in Als Gesicht erkennbar. Sie redeten noch eine Weile und Matt ließ Lily nicht los, was aber niemanden außer Al zu stören schien. Die Briefe schrieben Lily und Albus noch am Tisch und Lily brachte sie schließlich zur Eulerei, die näher am Gryffindorturm lag als an Hufflepuff. „Und du lässt gefälligst die Finger von meiner kleinen Schwester!“, zischte Albus Matt an, bevor er den Vorhang vor Scorpius Bett zu zog und Scorpius leise lachend den Zauber sprach. „Das meinte ich ernst“, murrte Al. „Ich liebe dich“, lächelte Scorpius nur. Albus seufzte. „Menno... ich will doch nur mal...“' „Nein, willst du nicht“, unterbrach sein Freund ihn und küsste ihn. „Ich glaube, wir haben ein Problem“, stellte Scorpius am nächsten Tag fest. „Wieso?, fragte Al verwundert. Sie saßen während einer Freistunde in einer ruhigen Ecke auf einer Fensterbank und redeten, als Scorpius ein bekanntes Gesicht unter den vielen anderen bekannten Gesichtern auf dem Hof sah. Er sah Al ernst an. „Weil dein Vater gerade mit einem riesigen Koffer in der Hand das Gebäude betritt.“ Ende Kapitel 9 Bis zum nächsten Mal (ja, ihr dürft mich hauen, wenn es wieder zu lange dauert...) Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)