Tränen der niemals Vergessenen von abgemeldet ================================================================================ Kapitel 1: ----------- Es war ein kühler und dunkler Abend. Mein Weg führte mich auf einen Friedhof, aber nicht auf irgendeinen Friedhof. Dort fühlte ich mich wohl und geborgen. Ich ging die Straßen entlang und schaute in den Sternenübersähten Himmel. Der Vollmond leuchtete in einem rötlichen Ton und warf seine Schatten auf die Erde. Eventuell hätte ich mich etwas wärmer anziehen sollen, denn meine Haare auf dem Arm sträubten sich nach oben. Nur noch ein paar Schritte dann war ich dort. Ich öffnete das große, rostige Tor, welches mit seinem Quietschen einen leichten Widerstand gab. Der Wind wehte durch meine Haare und warf das Laub von den Bäumen. Ich setzte einen Schritt vor den anderen bis ich ein ganz bestimmtes Grab erreichte. "Ich bin da", sagte ich. Ich legte eine schwarze Rose auf das Grab und kniete mich hin. All die Monate habe ich mich nicht getraut dieses Grab zu besuchen. Ich hatte Angst, wollte den Schmerz vergessen. "Ich wollte dich nicht alleine lassen, ich wollte dich nicht vergessen", weinte ich leise. Meine Hand berührte den kalten Grabstein und meine Blicke sanken zu Boden. "Wieso hast du dir das angetan?", fragte ich. Du hast nicht nach gedacht, hast nicht darüber nach gedacht wie es mir nach deinem Tod gehen würde. Ich vermisse dich. Jeder Tag ist so schwer ohne dich. Wieso konnte ich dich nicht retten? Wieso bin ich zu spät gekommen? Diesen Anblick werde ich nie vergessen. Ich sah dich auf deinem Bett liegen. Alles war voller Blut. Deine Arme waren mit tiefen Schnitten überseht. "Ich wollte vergessen", sagte ich. "Aber nicht dich". Ich schluchzte und Tränen kullerten über meine Wangen. "Nie wieder werde ich so lange weg bleiben". "Verzeih mir", sagte ich und schaute noch einmal den mit Laub versehten Grabstein an. Ich stand langsam auf, wischte mir meine Tränen aus dem Gesicht und verließ mit langsamen Schritten den Friedhof. Als ich wieder zu Hause ankam, schloss ich die Haustür auf und betrat die Wohnung. Alles war dunkel. Leise schlich ich mich in mein Zimmer um die anderen nicht zu wecken. Ich setzte mich auf mein Bett, welches mit schwarzer Bettwäsche bezogen war und öffnete eine Schublade meines Schrankes. Dort holte ich ein Foto heraus auf dem ich und meine Freundin zu sehen waren. Sie schien immer so glücklich gewesen zu sein. Es gab keinen Anlass zu denken das sie sich das Leben nehmen würde. Tränen kullerten über meine Wangen als ich mir das Foto genauer ansah. Wie konnte sie mich zurück lassen? Ich machte noch einen weiteren Griff in meine Schublade und holte etwas silbernes hervor. Rasierklingen. Einige Momente lang schaute ich sie mir an ehe ich sie aus der Hülle nahm. "Tu das nicht", hörte ich eine schwache Mädchenstimme. "Bleib am Leben". Ich zuckte leicht erschrocken zusammen und ließ die Rasierklingen fallen. Plötzlich ging mein Fenster auf und der Wind fuhr durch meine Haare. Ich ging hin und setzte mich auf meine Fensterbank. Stundenlang schaute ich den Himmel und betrachtete den blutroten Mond. War sie es die mit mir sprach? War sie es dir mir an diesem Abend das Leben rettete? Das kann ich nicht sagen, aber ich werde sie nie vergessen. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)