Just Another Ghoststory (pausiert) von absinthe (Die meisten Geschichten entstehen wirklich durch einen einzigen Traum... Was, wenn selbst die Fähigkeiten eines Vampires versagen?...Rating: P16) ================================================================================ Kapitel 1: ? ------------ Soooo, meine 2. FF...ma etwas anders als erwartet, denk ich...^^... viel Spass ~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~ Wir saßen in der Cafeteria an unserem Stammtisch. Angela und Ben hatten nur sich im Kopf. Sie flirteten unaufhörlich. Es war fast so wie bei Edward und mir und ich wusste nicht, wie die anderen es überhaupt mit soviel umherschwirrender Liebe aushalten konnten. Doch irgendwie schafften sie es. Jessica erzählte Lauren von ihrer neuesten Errungenschaft im Einkaufszentrum und es interessierte sie herzlich wenig, was die Leute um sie herum machten, solange ihr nur irgendjemand zuhörte. Tyler und Eric unterhielten sich lebhaft über ein Spiel, dass gestern im Fernsehen lief. Ich erinnerte mich, dass Charlie gestern Abend mehrmals von der Couch aufgesprungen war und wütend geschimpft hatte. Ich muss zugeben, einige der Wörter hätte ich bei ihm nie erwartet. Edward hatte ständig gekichert, als er ihn hörte. Wie es schien, war Tyler ganz und gar anderer Meinung als Eric und so steigerten sie sich in immer wildere Theorien darüber, welcher Spieler besser war, wer zu welcher Mannschaft wechseln sollte und welche Züge gelungen oder völlig unlogisch waren. Mike war der einzige, der nichts zu sagen hatte. Ich konnte verstehen, dass er sich nicht Jessicas Abenteuer anhören, geschweige denn einen, wahrscheinlich total unpassenden, Kommentar dazu abgeben wollte. Auch konnte ich verstehen, dass er Angela und Ben nicht stören wollte. Vielleicht war es ihm unangenehm, wie die beiden miteinander umgingen. Jedes Mal wenn er hinsah, schaute er gleich wieder weg auf den Tisch. Genauso war es auch, wenn er zu uns blickte. Allerdings zeigte er auch kein sonderliches Interesse an der Diskussion zwischen Tyler und Eric. Das wunderte mich schon irgendwie. Sonst war er Feuer und Flamme für jedes Spiel, das lief. Heute wirkte er sonderbar abwesend und nachdenklich. Als überlegte er angestrengt. Edward war gerade dabei, mich erfolgreich vom Essen abzulenken, als er, zu mir gedreht, neben mir saß, einen Arm um meine Taille geschlungen hatte und seine perfekt geformte Nasenspitze an meinem Hals auf und abwanderte. Sein süßer Atem kitzelte auf meiner Haut und ich schnappte nach Luft. Er sog meinen Duft ein und genoss das Bouquet, wie er es immer ausdrückte. Es war schwer, mich auf meine Frage zu konzentrieren, doch ich versuchte es trotzdem. “Edward?” flüsterte ich leise, damit mich keiner hören konnte. “Hmmm…?” brummte er genüsslich. Ich holte tief Luft, um ein bisschen Atem zum sprechen zu bekommen. “Was ist… mit Mike los?” Edward sah auf und schaute mich an, dann kurz Mike. “Er grübelt”, flüsterte er. “Worüber?” “Über irgendetwas, das er glauben soll oder nicht… Und ob er davon erzählen soll.” Ich runzelte die Stirn. “Ich bezweifle, dass es sonderlich wichtig ist. Du solltest lieber etwas essen.” Das musste er gerade sagen. Ich sah ihn vorwurfsvoll an. “Das geht ja wohl schlecht, wenn du dafür sorgst, dass ich nicht mal Luft kriege.” Er grinste mich schuldbewusst mit seinen flüssigen Topasaugen an, kam immer dichter und hauchte seinen süßen Atem auf meine Wange. “Atmen, Bella.” Ich holte wieder Luft und das leichte Schwindelgefühl, das eingesetzt hatte, ebbte ab. “Siehst du.” Er kicherte und gab mir einen langen Kuss auf die Schläfe. Ich schloss meine Augen, als seine kühlen Lippen hinab zu meinem Ohr wanderten, über meine Wange, dann zu meinem Mundwinkel… “Vielleicht sind es ja Geister oder Dämonen… oder Vampire…” hörten wir Jessica amüsiert über den ganzen Tisch herausposaunen und das letzte Wort flüsterte sie unheilvoll vorahnend und grinste dabei. Edward richtete sich sofort auf und lauschte angestrengt. Ich hatte nicht mitbekommen, dass Mike angefangen hatte zu reden. “Das ist nicht witzig!” fuhr er sie an. “Keiner, der dort hinwollte, ist wieder gekommen. Der ganze Ort ist irgendwie… unheimlich.” Ich drehte mich zu ihm um und sah ihn erschrocken an, fasste mich aber schnell wieder, bevor die anderen noch dachten, ich würde an so etwas glauben. Ich tat das ja auch, weil direkt hinter mir ein Vampir saß, der jetzt sein Kinn auf meiner Schulter abgestützt hatte und neugierig in die Runde blickte. “Wovon redest du?” fragte er ihn. Mike, genauso wie Lauren und Jessica, wandten sich uns zu; ungläubig, dass wir ihrer Unterhaltung beiwohnen wollten. “Na ja, außerhalb von Forks… Ca. zwei Stunden Fahrt… Da gibt es einen seltsamen Ort… Ein paar Leute, die sich auf den Weg dorthin gemacht haben, sind bis jetzt nicht wieder aufgetaucht. Die Polizei meint, dass sie sich vielleicht in den Wäldern verlaufen haben…” Als er sah, dass wir nicht lachten, wurde er entschlossener und fuhr mit fester Stimme fort. “Das glaube ich aber nicht. Einige der Wanderer, die ab und zu in unseren Laden kommen, haben erzählt, dass sie sich in der Nähe von diesem Ort irgendwie unwohl gefühlt haben. Außerdem kam es ihnen seltsam vor, keine Tiere dort gesehen zu haben. Nicht das leiseste Vogelzwitschern. Und sie haben einen merkwürdigen, unangenehmen Geruch wahrgenommen. Seltsame Geräusche waren auch zu hören. Ich würde ja selbst gerne mal dort nachsehen, aber ich hab ein wenig Angst…” “Oh ja, weil du denkst, dass du dann von den Geistern, die dort umherspuken, verflucht wirst”, spöttelte Lauren. Mike funkelte sie an, doch sie wandte sich wieder Jessica zu, die ebenfalls das Interesse an dieser Geistergeschichte verloren hatte. Angela schenkte der ganzen Sache etwas mehr Glauben. “Vielleicht sind es keine Geister oder sonst irgendetwas Übernatürliches, aber es kann doch sein, dass sich dort etwas Komisches abspielt.” Mike gab ihr ein dankendes Lächeln. “Ja klar. Vielleicht läuft hier ja ein Serienmörder herum und hat es auf die armen Bewohner von Forks abgesehen.” Jessica verdrehte die Augen und Mike wandte sich vorwurfsvoll zu ihr. “Ein Serienmörder kann schlecht das Wetter beeinflussen. Die Wanderer haben gesagt, dass es dort immer etwas dunkler ist. Obwohl sie bei klarem Himmel den Weg entlang gegangen sind, hat sich ab einer gewissen Stelle alles etwas verdüstert. Die Sonne war verschwunden und Nebel soll aufgetreten sein…” “Das ist hier nichts ungewöhnliches”, wandte Tyler sich jetzt an ihn. “…Und ein seltsamer Schimmer lag über den Bäumen dort”, konterte Mike. Tyler schüttelte nur amüsiert den Kopf und fing mit Eric wieder das Gespräch über das Spiel an, das ihn viel mehr zu interessieren schien. Ben und Angela, die noch leicht zögerlich zu Mike sahen, wandten sich ebenfalls ab. Mike sah hilfesuchend zu uns. Edward, der bis jetzt kein einziges Wort gesagt und sich hinter mir versteift hatte, lächelte jetzt. “Alles Einbildung.” Mike schaute ihn wütend an, dann drehte er sich um, nahm sein Tablett und ging hastig aus der Cafeteria. Ich hob eine Augenbraue und wandte mich zu Edward. Er schaute immer noch Mike hinterher, dann gab er mir einen Kuss auf die Wange, als er meinen besorgten Blick sah. Das Ganze ließ mir die restlichen beiden Unterrichtsstunden keine Ruhe. Auch wenn die anderen nicht an Vampire oder so etwas glaubten, gab es sie tatsächlich. Während der Biologiestunde teilte ich Edward meine Sorgen mit, doch er sah mich beruhigend an. “Wenn ein Vampir in der Nähe wäre, hätte Alice es gesehen. Ich hab sie schon angerufen und ihr gesagt, dass sie es noch mal überprüfen soll. Also keine Angst.” Ich gab mir Mühe, ihm zu glauben. Der Gedanke, dass ein menschenbluttrinkender Vampir hier umher schlich, gefiel mir nicht. Vielleicht war es ja - wenn es denn wahr war - einer der Volturi. Womöglich waren sie wegen mir hier und um ihren Durst zu stillen, hatten sie sich über ein paar Passanten hergemacht. Ich schauderte und Edward drückte leicht meine Hand, als wir zum Parkplatz gingen. “Alles in Ordnung?” fragte er mich besorgt. Wir saßen jetzt im Auto und er war bereits auf der Hauptstraße. “Ich hab nur über das nachgedacht, was Mike heute erzählt hat.” Ich blickte durch die Windschutzscheibe. Edward nahm meine Hand und lächelte mich an. “Es ist kein Vampir. Alice hat nichts gesehen. Wahrscheinlich hat sich nur jemand einen Scherz mit Mike erlaubt. Wenn es dort wirklich etwas oder jemanden gibt, dann ist es vielleicht nur ein Mensch.” Ich sah ihn ungläubig an. “Nur ist gut. Wenn dort ein Mörder oder so etwas herumläuft, ist das immer noch beängstigend.” Er grinste und strich mir mit dem Daumen sanft über den Handrücken. “Keine Angst. Ich beschütze dich.” Der Blick seiner goldenen Augen ließ mich alle Anspannung ablegen und ich lehnte mich etwas dichter zu ihm. Plötzlich fing das Auto an zu stottern. Edward fuhr immer langsamer bis wir letztendlich ganz zum Stehen kamen. “Was ist los?” Ich hob meinen Kopf von seiner Schulter. “Keine Ahnung.” Es klang überrascht. “Warte hier. Ich sehe mal nach.” Er gab mir einen hastigen Kuss auf die Haare und stieg aus. Während er die Motorhaube öffnete, blickte ich mich um. Erst jetzt bemerkte ich, dass wir gar nicht mehr in Forks waren. Beide Seiten der Straße waren von Bäumen umgeben. Ich fragte mich, wo Edward wohl mit mir hinwollte. Ich stieg aus und ging zu ihm. “Sag mal, wo wolltest du eigentlich hin?” Er hob den Kopf und sah mich überrascht an. “Was meinst du?” Ich hob eine Augenbraue und deutete auf die Wälder hinter mir. Er hatte es scheinbar ebenfalls nicht bemerkt, dass wir ganz woanders waren. “Was zum…?” Er war sprachlos. Er wusste zum ersten Mal nicht, was er sagen sollte. Ich konnte es nicht glauben, dass der sonst so perfekte Edward Cullen sich scheinbar verfahren hatte. Und das, obwohl er den Weg von der Schule zu mir nach Hause eigentlich im Schlaf kannte. Ich musste kichern. “Und was ist nun mit dem Volvo?” fragte ich ihn immer noch ein bisschen amüsiert. “Eigentlich müsste er laufen. Der Motor ist völlig in Ordnung.” Schon im nächsten Moment saß er hinter dem Steuer und startete die Zündung. Das Auto brummte kurz auf, dann geriet es wieder ins Stottern bis das Geräusch letztendlich erstarb. Edward kam wieder zu mir und ich konnte spüren, dass es ihn langsam nervte. Ich genoss es, einmal nicht für irgendein Missgeschick verantwortlich zu sein. Und nun war es Edward gleich zweimal. “Ich rufe Emmett an. Er soll uns abholen.” Er holte sein silbernes Handy heraus und wählte. Einen Augenblick lang standen wir schweigend nebeneinander. Ich sah Edward an, der mit zusammengezogenen Augenbrauen in den Himmel starrte. Dann nahm er das Telefon vom Ohr und flog so schnell über die Tasten, dass ich es kaum sehen konnte. Wieder warteten wir ein paar Sekunden auf eine Antwort und wieder nahm er hastig das Telefon und wählte eine neue Nummer. “Verdammt!” fluchte er. “Was ist los?” “Ich bekomme keine Verbindung.” “Tja, dann müssen wir wohl laufen.” Ich seufzte. Er steckte das Telefon weg und sah mich frustriert an. “Da gibt es bloß ein Problem. Ich weiß nicht, wo wir sind und demnach auch nicht, in welche Richtung ich muss.” Ich hob die Augenbrauen. “Oh… Dann müssen wir wohl auf gut Glück losrennen. Vielleicht finden wir ja ein Haus oder etwas ähnliches. Ich meine, so weit können wir ja nicht von Forks weg sein, oder?” “Eigentlich nicht.” Er kam auf mich zu und hob mich auf seinen Rücken. “Na dann. Gut festhalten.” Im nächsten Augenblick spürte ich auch schon den Wind an mir vorbeirauschen. Ich schloss meine Augen und vergrub mein Gesicht zwischen seinen Schulterblättern. Nach etlichen Minuten hielt er plötzlich an. “Das glaube ich jetzt nicht.” Sein Tonfall ließ mich aufsehen. Wir standen wieder vor dem silbernen Volvo. “Wollten wir nicht zur nächsten Ortschaft?” fragte ich ihn. “Ich weiß auch nicht, warum wir wieder hier sind.” Einen Augenblick lang blieb er reglos stehen und sah abwechselnd nach vorne und hinten. Dann fasste er sich wieder. “Halt dich gut fest”, erinnerte er mich, bevor er wieder loslief. Diesmal ließ ich meine Augen offen, um zu sehen wo er lang rannte. Es war nicht so, dass er irgendwelche Kurven nahm oder in Abbiegungen einlenkte. Er rannte nur geradeaus. Doch nach ein paar Minuten konnte ich in der Ferne bereits sein Auto wieder erkennen. Seine Schritte wurden langsamer, bis wir schließlich wieder an derselben Stelle angekommen waren. “Das ist doch unmöglich.” Edwards Körper hatte sich angespannt, genauso wie meiner. Es war, als würden wir im Kreis laufen. “Versuchs noch mal”, riet ich ihm, obwohl ich mir fast sicher war, dass es nichts bringen würde. Wieder setzte er an, loszurennen, doch das Ergebnis war das Gleiche. Als wir vor seinem Auto standen und er mich runterließ, stützte er sich auf seinen Oberschenkeln ab. Langsam bekam ich Panik. Wir waren ganz allein auf einer einsamen Straße, das Auto ging nicht, genauso wenig wie das Telefon und laufen brachte auch nichts, da wir immer wieder an derselben Stelle ankamen. “Irgendetwas stimmt hier nicht.” Ich ging hektisch hin und her und biss mir auf die Lippen. Das Ganze war völlig absurd und unlogisch. Zittrig tippte ich mit meinen Fingern gegen mein Kinn. Edwards kühle Hand stoppte meine Hibbelei und er sah mir beruhigend in die Augen. “Wir kommen schon wieder hier weg, okay?” sagte er lächelnd. Ich lächelte zaghaft zurück und er nahm mich in die Arme, wobei er mir über den Rücken strich. Dann fiel mir ein, dass mir etwas aufgefallen war, als er gerannt war. “Ich bin mir nicht sicher, aber ich glaube, ich hab dort drüben etwas gesehen. Vielleicht haben wir ja Glück und jemand wohnt hier in der Nähe.” “Bella, wir sind eben ein paar Mal die Straße entlanggelaufen und haben nichts gesehen. Wo soll hier denn jemand wohnen?” Es war zu merken, dass ihm ebenfalls unwohl zumute war. “Ich meinte ja auch nicht in der Nähe der Straße, sondern da entlang.” Ich deutete auf den Wald neben uns und er blickte in die Richtung. Langsam wurde es dunkel und ich fröstelte, als eine kleine Brise kalter Wind an mir vorbeiwehte. “Ist dir kalt?” fragte er mich besorgt. “Ein bisschen.” Im nächsten Moment hatte er auch schon seine Jacke aus dem Auto geholt und mir übergeworfen. “Besser?” Er rieb meine Arme ein wenig und sah mich an. “Ja. Danke.” Ich lächelte und er gab mir einen Kuss. “Na dann.” Er nahm mich wieder auf den Rücken und lief in den Wald. Mit jeder Minute, die wir rannten, wurde mir unbehaglicher zumute. Ich konnte mir nicht erklären warum. Bei dem Geruch, der mir plötzlich in die Nase stieg, musste ich meine Nase rümpfen. Es roch irgendwie nach Verwesung und Rost. Die Atmosphäre war beklemmend und ich klammerte mich noch fester an Edward. Er spürte es und rieb fürsorglich meinen Arm, den ich um seinen Hals geschlungen hatte. Es wurde immer dunkler und ich musste die Augen schließen, obwohl ich wusste, das er nirgends gegenprallen würde. Ich wusste nicht, wie lange wir gerannt waren. Es kam mir wie eine Ewigkeit vor. Ich bemerkte es kaum, als er stoppte und mich sanft am Arm rüttelte. “Du hattest Recht, Bella”, flüsterte er. Kapitel 2: ?? ------------- sooo, ma hier wieder n neues kapi, ne...oO...xD... viel spass und gänsehaut...^^ ~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~ Ich sah auf. Wir standen zwischen ein paar Bäumen und vor uns lichtete sich der Wald ein wenig. Die Bäume standen weiter auseinander, sodass das große, mehrstöckige Haus, nicht weit entfernt von uns, genügend Platz hatte. Es war so hoch, dass das Dach knapp über die Baumwipfel ragte. Deshalb konnte ich es vorhin auch sehen. Es war ziemlich heruntergekommen. Ich konnte mir nicht vorstellen, dass hier noch jemand lebte. Die Holzwände waren dunkel und schmutzig. Hier und da ragten Farne empor und Moos bedeckte einige Stellen. Die Fenster waren sehr hoch und zu meiner Überraschung war keines von ihnen kaputt. Sogar Gardinen waren dahinter zu erkennen. Ich blinzelte einen Augenblick. Ich war mir nicht sicher - vielleicht lag es auch daran, dass es bereits dunkel war -, aber es kam mir so vor, als würde etwas weiter hinten - circa fünfzig Meter entfernt - eine kleine Hütte stehen. Allerdings sah sie genauso alt wie das Haus vor uns aus. “Hast du das gesehen?” fragte Edward plötzlich. “Was?” “Ich glaube, da hat sich etwas bewegt. Hinter einem der Fenster.” “Meinst du, es wohnt hier noch jemand?” “Möglich wäre es. Lass es uns herausfinden. Vielleicht gibt es ja sogar ein Telefon.” Im nächsten Augenblick standen wir auch schon vor der Flügeltür aus massivem Holz und Edward setzte mich ab. Ich suchte nach einer Klingel oder etwas ähnlichem. Als wir schließlich nichts fanden, klopfte Edward etwas lauter an die Tür, die sich plötzlich wie von selbst einen Spalt öffnete. Ich dachte, er hätte sie so schnell geöffnet, dass ich die Bewegung nicht gesehen hatte, doch er sah mich genauso fragend an wie ich ihn. Vorsichtig drückte er die Tür weiter auf und wir lugten hinein. Im Haus war es stockduster. Ein lautes Knacken hinter mir ließ mich zusammenfahren. Erschrocken drehte ich mich um und sah, dass ein Gewitter aufgezogen war, gefolgt von einem ziemlich starken Regen. “Na toll.” Ich seufzte und ließ meine Schultern hängen. “Komm.” Edward umfasste meine Taille und schob mich ins Haus, wobei er noch kurz in den Himmel starrte. Zu meiner Verblüffung war es angenehm warm hier, obwohl der Geruch sich nicht sonderlich von dem draußen abhob. Jetzt kam nur noch etwas Staub hinzu. Die Blitze erhellten den Raum immer nur für ein paar Sekunden und ich nutzte die Gelegenheit, um mich zu orientieren. Ich drehte mich um und tastete die Wand nach einem Lichtschalter ab. Die Tapeten waren sehr seidig, als wären sie aus Stoff. Allerdings etwas staubig. Hier und da fuhr ich durch einen hauchdünnen Spinnenfaden und hielt dann kurz inne, weil mir das Gefühl eine kleine Gänsehaut verpasste. Leider war nichts von einem Schalter zu entdecken. “Edward, kannst du-” “Warte kurz hier. Rühr dich nicht vom Fleck”, flüsterte er mir ins Ohr und war plötzlich verschwunden. Nur ein Lufthauch war zu spüren. Wie er gesagt hatte, bewegte ich mich keinen Millimeter. In der Dunkelheit war es ein leichtes, zu stolpern und wer weiß, in was ich alles gefallen wäre. Plötzlich wurde es ein wenig heller im Raum. Die Möbel vor mir wurden kaum sichtbar in ein warmes Orange getaucht, dass aus einem anderen Raum kam und sich mir langsam näherte. Mein Herz schlug etwas schneller. Kein Grund zur Panik redete ich mir immer wieder ein. Dann konnte ich erleichtert ausatmen, als ich Edward sah, der eine kleine Öllampe in der Hand hielt. Jetzt war der Raum besser zu erkennen. Die Möbel sahen sehr alt aus und vor mir baute sich ein riesiger Tresen mit Glasfront auf. Wie es aussah, waren wir in einer Empfangshalle. Neben mir war eine große Sitzecke. Die Wände waren mit dunklem Holz getäfelt und hinter den Sesseln stand eine große Glasvitrine an der Wand. Eine unglaubliche Menge an Trophäen, Pokalen und Medaillons war zu erkennen. Allerdings völlig eingestaubt. Edward nahm meine Hand und zog mich langsam mit sich. Ich stolperte über den dicken Teppich und musste kurz husten. Der Staub, den ich aufgewirbelt und aus Versehen eingeatmet hatte, kratzte im Hals. Ein kalter Arm legte sich bereits um mich. Als wir hinter dem Tresen standen, durchwühlte Edward die Unterlagen und seufzte dann resigniert. “Was ist los?” flüsterte ich. “Lauter Tabellen und Namen, aber nirgendwo steht eine Adresse, die uns verraten könnte, wo wir sind.” “Und ein Telefon gibt es hier auch nicht.” Ich ließ meinen Blick über die Schränke hinter und die Anrichte vor uns wandern. Neben den ganzen Unterlagen gab es jede Menge Ablagefächer. Ein paar schmal - für Papiere -, andere klein und quadratisch. In einigen lagen Briefe. Ich nahm einen heraus und begutachtete ihn. Leider war die Schrift so ausgeblichen, dass ich nichts erkennen konnte. “Was glaubst, was das für ein Gebäude ist?” “Allem Anschein nach eine Schule oder etwas in der Art. Eventuell ein Internat. Und mit Sicherheit nicht mehr in Betrieb. Ich frage mich, warum mitten im Nichts so ein Gebäude existiert? Vor allem habe ich noch nie von so einem Ort gehört.” Während er das sagte, betrachtete er einen Zettel mit Tabellen. Ich lugte kurz hinüber. Es sah aus wie ein Stundenplan. Sein Blick schweifte durch die Halle und seine Miene war nachdenklich. “Wir gehen besser weiter und sehen uns um. Vielleicht finden wir ja doch noch etwas, das uns weiterhilft.” Schräg hinter dem Tresen führten von beiden Seiten große Treppen in die oberen Stockwerke. Als wir darauf zugingen, bemerkte ich den Raum, aus dem Edward vorhin gekommen war. “Vielleicht sollten wir zuerst da nachsehen”, meinte ich und deutete in das Zimmer. “Hab ich schon. Sieht aus wie ein Speisesaal. Es gibt dort nichts, was uns irgendwie nützen könnte.” Ich blickte noch einmal kurz hinein, bevor er sachte meine Hand zog und wir letztendlich die Treppe hochgehen wollten. Plötzlich erstarrte ich. Hatte sich dort gerade etwas bewegt? Ich blinzelte und verengte meine Augen, um durch die Dunkelheit besser sehen zu können. Ganz leicht konnte ich erkennen, dass die Gardine kaum merklich schwankte. “Was ist los?” fragte Edward besorgt. Ich schüttelte den Kopf. ”Ach nichts. Ich glaube, ich sehe schon Gespenster.” Er lächelte mich an, bevor wir weitergingen. “Ah!” Ich schrie auf. Ich hatte meinen Fuß in einer der Stufen, die scheinbar morsch war, eingeklemmt. “Alles in Ordnung?” “Mein Fuß…” stöhnte ich. Sofort lagen Edwards Hände um meiner Wade und als er vergebens versuchte, meinen Fuß zu befreien, schlug er mit der Faust - für mich war die Bewegung viel zu schnell - in das Holz. Das Loch war nun größer und ich konnte mein Bein herausziehen. Dennoch schmerzte meine Haut und ein paar blutige Kratzer waren im schwachen Licht zu erkennen. “Ah…” presste ich hervor. Ehe ich mich versah, hatte Edward bereits ein Tuch um meinen Knöchel gebunden und mich gestützt. “Kannst du laufen?” “Geht schon, danke.” Ich legte einen Arm um seinen Nacken und er seinen um meine Taille, während ich die Öllampe vom Treppenabsatz hochnahm. Nachdem wir endlich oben angekommen waren, erstreckte sich jetzt vor uns ein riesiger Flur, der zu beiden Seiten mit Türen gesäumt und in der Mitte in gleichmäßigen Abständen durch Pfeiler getrennt war. Hier und dort standen Mülleimer und Trinkbecken. Wir gingen auf eine der Türen zu und Edward hatte bereits seine Hand auf der Türklinke. ”Lass mich in Ruhe!… Hilfe!… Hört mich denn keiner?” Erschrocken drehte ich mich um. Mein Herz pumpte unaufhörlich und viel zu schnell Blut in meine Venen. “Was ist los?” wollte Edward wissen, der meinen beschleunigten Puls natürlich mitbekam. “Hast du das nicht gehört?” Mit geweiteten Augen sah ich mich im leeren Gang um und hielt die Öllampe in alle Richtungen, doch ich fand nichts und niemanden. Dabei war ich mir so sicher, die Stimme eines Mädchens gehört zu haben. Es klang so verzweifelt. Da! Wieder ein Geräusch! Hastiges Fußgetrappel… Dann verschwand es. Das Adrenalin schoss unaufhaltsam durch meinen Körper. Angst machte sich langsam bemerkbar und ich drückte mich noch enger an Edward. “Bella?” flüsterte er. “Da war wieder etwas. Hast du denn nichts mitbekommen?” Ungläubig sah ich ihn an, doch er war tatsächlich überrascht über meine Reaktionen und schüttelte langsam den Kopf. “Lass uns hier so schnell wie möglich verschwinden, sobald wir was brauchbares gefunden haben”, sagte ich und meine Lippen bebten. Er nickte und küsste mich auf die Stirn. Einmal blickte er kurz über seine Schulter in den Flur, bevor wir in das Zimmer vor uns traten. Es war ein Klassenraum, gefüllt mit Einzeltischen und einem langen Schreibtisch vorne. Dahinter erstreckte sich eine dunkelgrüne Tafel, an der sogar etwas mit Kreide geschrieben war. Formeln. Mathematische Formeln, wenn ich es richtig deutete. Es war schon etwas verblasst. An den Wänden hingen Schwarz-Weiß-Bilder von schon älteren Leuten. Ich nahm an, dass es sich um berühmte Mathematiker handelte. Etwas anderes konnte es in so einem Raum schlecht sein. Langsam gingen wir durch die Reihen und betrachteten den Raum nach etwas Nützlichem. Ich glitt mit den Fingern über die Oberflächen und hinterließ auf dem Holz längliche Spuren. Meine Fingerspitzen waren jetzt mit Staub bedeckt, der vorher auf den schmalen Tischen gelegen hatte. Ab und zu lagen Zettel darauf. Ebenfalls mit Gleichungen und jeder Menge Zahlen versehen. “Edward, warte mal kurz.” Er sah mich fragend an, dann blickte er in dieselbe Richtung. Ich bückte mich ein wenig nach unten und wischte den Staub etwas gründlicher von einem der Tische. “Ist das Blut?” Ich deutete auf ein paar dunkle tropfenähnliche Flecken. Edward strich hinüber, zerrieb es kurz zwischen den Fingern und hielt es sich anschließend unter die Nase. Ein paar Sekunden vergingen, bis er antwortete. “Hm. Es ist wirklich alt. Ein Wunder, dass ich es immer noch riechen kann.” Ich wandte meinen Blick von ihm ab und betrachtete wieder den kleinen Tisch. Er sah sehr mitgenommen aus und an den Rändern waren Einkerbungen. Als hätte jemand dort hineingeschnitzt. Jetzt fiel mir auf, dass nicht nur dieser Tisch solche Merkmale hatte. Viele der anderen sahen ebenso aus. Langsam gingen wir weiter auf den Schreibtsich zu. Edward ging um ihn herum und ich stützte mich am Rand ab, während er die Papiere, die wild auf der Ablage ausgebreitet waren, durchwühlte. Ich blickte mich wieder im Raum um, bis meine Augen an eine Ecke neben der Tafel haften blieben. Vorsichtig humpelte ich dorthin, um den Gegenstand näher zu betrachten, der meine Aufmerksamkeit geweckt hatte. Es war eine Gerte und als ich das realisierte, stockte mir kurz der Atem. Ich nahm sie in die Hand und fuhr langsam mit den Fingern herüber. Etwas klebte daran. Ich kratzte vorsichtig und zerrieb die paar Krümel zwischen meinen Fingern. “Ahhhh… Bitte aufhören…” Jemand wimmerte und ich fuhr herum. Auf einmal befand ich mich gar nicht mehr hinter dem Lehrerschreibtsich, sondern saß auf einem der Stühle der Einzeltische. Der Raum war viel heller. Die Sonne schien durch die Fenster und überall waren Schüler, die mit starren Gesichtern nach vorne sahen. Mein Blick folgte ihnen und nun sah ich einen großen Mann mit Anzug. Er hatte gräuliche Haare und einen Schnurrbart, der unglaublich gepflegt aussah. Der Blick des Mannes hatte etwas finsteres und beherrschendes. Seine schmalen Augen waren auf etwas am Boden gerichtet und erst jetzt nahm ich die zusammengekauerte Person wahr, die auf Knien dort saß, die Arme schützend vors Gesicht gehalten. Der Junge weinte ununterbrochen. Er saß mit dem Rücken zur Klasse und sein Oberkörper war nackt. Das weiße Hemd, das neben ihm lag, gehörte wahrscheinlich ihm. Sein Rücken war gar nicht richtig zu erkennen. Er war übersät mit roten Striemen, die jetzt bluteten und den Fußboden besudelten. “Hörst du wohl auf zu heulen!” schimpfte der Mann und holte mit der Gerte in seiner Hand aus. Das knallende Geräusch, das durch den gesamten Klassenraum ging, erschütterte meine Knochen bis aufs Mark. Die ganze Klasse zuckte zusammen, doch niemand sagte etwas. Stattdessen sahen sie schweigend zu, wie der Lehrer abermals zuschlug. Das Wimmern wurde lauter und ging in ein Schluchzen über, was dem Mann offensichtlich noch mehr ärgerte. “Du bist eine Schande für dieses Internat. Du hast nicht das Recht, dich Eliteschüler zu nennen”, sagte er zornig und holte wieder aus. Es war einfach widerlich. Ich verstand nicht, warum niemand etwas unternahm. Selbst in den anderen Klassenräumen hätte man das laute Knallen hören müssen. Ohne weiter darüber nachzudenken sprang ich von meinem Platz auf und rannte nach vorne. “Haben Sie völlig den Verstand verloren? Wie können Sie es wagen, einen Schüler dermaßen zu misshandeln?” schrie ich ihn an und stellte mich zwischen ihm und dem Jungen. Einen Augenblick sah er mich schockiert an und ich dachte, er würde einsehen, dass er einen Fehler begangen hatte, doch dann wurden seine ohnehin schon winzigen Augen schmal. “Du bist doch das neue Mädchen, das an unser Internat gewechselt hat, nicht wahr? Elizabeth McFrawn.” Ich verstand nicht ganz, was er da sagte und erwiderte nichts. Ich nahm ein leichtes Zucken seiner Mundwinkel war. “Harry. Samuel.” Mehr sagte er nicht und seinen Blick wendete er auch nicht von mir ab. Allerdings tat ich das und sah nun die verstörten und ängstlichen Ausdrücke auf den Gesichtern der Schüler, die mich all ansahen und scheinbar nicht glauben konnten, dass das, was ich eben gerade getan hatte, wirklich passiert war. Zwei Jungs ganz vorne standen auf. Sie mussten die beiden sein, die der Mann aufgerufen hatte. Sie waren ziemlich bullig; kräftig gebaut. Und sie kamen auf mich zu. Einer nahm plötzlich meine Arme und hielt sie mit eisernem Griff hinter meinen Rücken. “Hey”, protestierte ich und versuchte mich zu befreien, doch es half nichts. Stattdessen verstärkte er seinen Griff nur noch mehr. “Howard, geh zurück auf deinen Platz und denk über deine Fehler nach. Bis morgen will ich einen ausführlichen Bericht darüber haben.” Der Lehrer blickte kurz zu dem Jungen auf dem Boden, der Mühe hatte, überhaupt aufzustehen. Dann wand sich der Grauhaarige wieder mir zu. Ich funkelte ihn nur an, während er hinterhältig lächelte. “Wollen wir unserer neuen Mitschülerin mal zeigen, dass es sich gehört, dem Lehrer nicht zu widersprechen. Denn wie es scheint, fehlt eine Menge Disziplin hier.” Das Lächeln verschwand von seinen Lippen und er machte eine kurze Handbewegung zu mir. Der Junge, der bis jetzt nur neben uns gestanden hatte, stellte sich vor mich und griff mit beiden Händen an den Kragen meiner Bluse, die ich jetzt anhatte. Mit einer schnellen, groben Bewegung riss er sie auf und mir vom Leib. Mein Oberkörper war nur noch mit einem BH verdeckt. Die Hitze schoss mir ins Gesicht und brachte meine Wangen zum Glühen. “Was soll das?!” Schockiert sah ich ihn an und Panik schwang bereits in meiner Stimme mit. Er beachtete mich gar nicht. Sein Blick war irgendwie… selbstzufrieden. Der, der mich bis jetzt festgehalten hatte, drückte mich zu Boden und zwang mich, auf die Kniee zu gehen. Mein ganzer Protest war vergebens. Ich hatte keine Chance gegen ihn. Er presste seine klobigen Hände auf meine Schultern, allerdings war er jetzt nicht mehr hinter, sondern vor mir. Noch ehe ich reagieren konnte, hörte ich das Surren der Gerte, wie sie die Luft schnitt, kurz bevor der heftige Schmerz auf meinem Rücken mir das Gefühl gab, meine Haut würde auseinander reißen. Das Blut war bereits zu spüren, wie es mir den Rücken hinunterlief. Ich krümmte mich und schrie auf. Niemand half mir. Genauso wie dem Jungen von vorhin. Der bullige Junge ließ jetzt von mir ab, als befände er es nicht mehr für nötig, mich festzuhalten. Ich hatte meine Arme um meine Brust geschlungen und blickte kurz zu ihm auf. Er grinste. Ich war fassungslos, doch ein weiterer Schlag traf mich und nahm mir jede Möglichkeit zu reagieren. Stattdessen sackte ich noch weiter nach vorne. Während der Mann immer und immer wieder zuschlug und meine Haut sich bereits nass anfühlte - genauso wie meine Augen -, konnte ich mich immer weniger konzentrieren. Der Schmerz lähmte meine Bewegungen und mein Gefühl wurde allmählich taub. Meine Schreie hörte ich nur noch aus der Ferne, genauso wie das Kichern des Jungen, als er meinem Wimmern zuhörte. Das Geräusch der Gerte, wie die Enden sich in mein wundes Fleisch pressten bei jedem Schlag, war am deutlichsten. Ich kniff meine Augen zusammen und krümmte mich nur noch mehr. “Bella?” Jemand rüttelte mich heftig, doch ich gab mich nur meinen Schreien hin. “Bella! Wach auf!” Die panische Stimme wurde immer nervöser und zitterte. Wieder wurde ich geschüttelt. Ich schrie immer noch, als ich meine Augen öffnete, doch als ich in Edwards besorgte Augen sah, verstummte ich. Er hielt mich im Arm, weil ich auf den Boden gefallen sein musste - oder jedenfalls fast. Ich starrte ihn an, doch konnte nichts sagen und warf mich um seinen Hals. Die Gefühle von eben waren noch frisch und ließen mich heftig schluchzen. Edward wollte mich trösten, als er seine kalten Arme um mich legte und mich an sich drückte, doch ich schrie mit einem Mal auf. Abrupt ließ er von mir los und sah mich erschrocken an. “Bella, es tut mir Leid. Das wollte ich nicht.” Ich schüttelte meinen Kopf, immer noch Tränen in den Augen. Als ich mich ein wenig drehte und mein Oberteil hinten hochschob, sog Edward scharf die Luft ein, bevor er sprach. “Bella, was… Woher hast du all diese Wunden?” Kapitel 3: ??? -------------- Es freut mich wirklich, dass das letzte Kapitel euch so'ne Gänsehaut eingejagt hat...hihi...~.~... Nya~, mal sehen, wie´s jetzt wird...^^ ~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~ Vorsichtig tastete ich mit meiner Hand meinen Rücken ab und jedes Mal zuckten meine Finger zurück, als ich einen der Striemen berührte. “Nicht…”, sagte Edward mit zittriger Stimme und hielt vorsichtig meine Hand fest, als ich wieder meine Haut berühren wollte. “Ich verstehe das nicht.” Wären diese Wunden nicht gewesen, hätte ich das alles für einen Alptraum gehalten, doch das war jetzt nicht mehr möglich. Dieses Gebäude war unheimlich. Nein, sogar mehr als das. Ich wollte hier nur noch weg. Was immer hier in der Vergangenheit passiert war, ich wollte es nicht wissen. “Was ist denn geschehen? Du hast plötzlich angefangen zu schreien und hast dein Gleichgewicht verloren. Und jetzt das. Alles aus dem nichts.” Er war schockiert, besorgt und vermutlich auch verwirrt. Dass er, der sonst immer alles im Griff hatte, nicht wusste, was hier vor sich ging, gefiel ihm gar nicht. “Ich… Ich weiß es selbst nicht richtig. Ich habe wieder eine Stimme gehört… Und dann war der ganze Raum plötzlich voll mit Schülern. Es war eine völlig andere Zeit. Und der Lehrer hat einen von ihnen mit der Gerte geschlagen… Und als ich mich dazwischen gestellt hab, hat er es auch bei mir…” Ich konnte den Satz nicht beenden. Edward wusste auch so, was ich meinte, als er seine Hände auf meine Wangen legte und mich mit einfühlsamem und gleichzeitig gequältem Blick ansah. Ich war in einer Situation gewesen, in der er mir nicht helfen konnte und das missfiel ihm merklich. “Wir werden sofort von hier verschwinden. Ich werde schon einen Weg finden.” Er stand auf und zog mich auf die Beine, wohl darauf bedacht, nicht an meinen Rücken zu kommen. Da ich auch noch humpelte - und das Stützen sich etwas schwierig gestaltete -, kamen wir nur sehr langsam voran, doch letztendlich hatten wir es wieder in die Eingangshalle geschafft. Draußen regnete es immer noch und ich fragte mich, wie Edward es bewerkstelligen wollte, uns schnell zum Auto zu bringen, wenn er mich nicht richtig tragen konnte, ohne mir Schmerzen zuzufügen. Ich hätte es zwar ausgehalten, doch er hätte es nie zugelassen. Ich war schon gespannt auf seine Lösung. Daran brauchte ich aber nicht mehr zu denken, als er heftig an der Tür rüttelte. Sie war verschlossen. “Was zum Henker…?” Edward war fassungslos und irgendwie leicht gereizt. “Warum setzt du nicht deine ganze Stärke ein?” schlug ich vor. “Das habe ich bereits…” flüsterte er tonlos. Im ersten Moment nahm ich seine Worte hin, als wären sie selbstverständlich. Erst langsam wurde mir klar, was das eigentlich bedeutete. Edward hätte eine Betonwand einschlagen können und jetzt war er nicht in der Lage, diese Holztür zu öffnen. “Gehst du bitte ein Stück zurück?” Ich tat, was er sagte und beobachtete hoffnungsvoll seinen Versuch, die Tür einzurennen. Er nahm ein bisschen Anlauf und knallte mit voller Wucht dagegen. Sie blieb verschlossen. Kein einziger Kratzer oder eine Delle. Er rieb sich sogar seine Schulter. Mir stockte der Atem. Das konnte einfach nicht sein. Das war unmöglich. Fast nichts konnte einen Vampir aufhalten und jetzt tat genau das dieses verdammte Haus. “Das ist doch wohl nicht wahr.” Wütend trat er mit seinem Fuß gegen das Holz. “Ah…” stöhnte er. Seine Anspannung war zu spüren. Ich hatte ihn schon öfter wütend erlebt, aber dass er jetzt fast genauso hilflos wie ein Mensch war, rüttelte an seiner Selbstbeherrschung. Mir ging es genauso. Das alles war fast wie in einer klischeehaften Spukgeschichte. Doch so etwas gab es nicht. Oder doch? Es gab Vampire und Werwölfe, aber Geister? “Edward, meinst du, dieses Internat ist… verflucht?” Es fiel mir schwer, diese Worte auszusprechen, da das bedeutete, dass ich ihnen Glauben schenkte. Blitzartig drehte er sich zu mir um und sah mich verwundert an. Ich dachte, es galt meiner Frage, doch dann stand er auf einmal vor mir. “Kannst du dich mal kurz umdrehen?” Ich verstand zwar nicht, warum ich das machen sollte, aber ich tat es trotzdem. Vorsichtig schob er mein Oberteil am Rücken hoch und ich machte mich bereits wieder auf die Schmerzen gefasst. Doch das Gefühl trat nicht ein. Stattdessen spürte ich nur Edwards kühle Finger, wie sie sachte über meine Haut strichen. Ich bekam eine Gänsehaut bei der Berührung und in meinem Körper zuckte es, als würden mich lauter Blitze durchfahren. “Spürst du noch etwas von den Striemen?” fragte er mich mit einer Stimme, die voller Verblüffung war. “Nein. Hast du irgendetwas damit gemacht?” “Sie sind weg…” war alles, was er sagte. Oder besser gesagt flüsterte. Unsere Situation entglitt mehr und mehr der Realität. “Was meinst du damit?” So recht wollte ich nicht glauben, dass die Wunden einfach so verschwunden waren. “Ich hatte mich nur gewundert, dass ich das Blut nicht mehr riechen konnte. Und jetzt weiß ich auch, warum. Es ist, als wären sie nie da gewesen.” Langsam drehte ich mich wieder zu ihm um und starrte in sein ebenso entgeistertes Gesicht. Hätte nur ich gedacht, dass mein Rücken von blutigen Linien durchzogen war, könnte man das Ganze eventuell noch als bloße Einbildung abtun - auch wenn der Schmerz dafür vielleicht etwas zu real war -, doch da Edward es ebenfalls mitbekommen hatte, war das nicht mehr so einfach. Ein Blitz ganz dicht am Fenster riss uns aus unserer Starre und ließ mich zusammenfahren. Beruhigend zog Edward mich zu sich heran und presste seine kalten, steinharten Lippen auf meine Stirn. Ich war mir nicht sicher, aber es kam mir vor, als wäre er nervös. “Was machen wir jetzt?” nuschelte ich. “Auf jedenfalls nicht aufgeben. Wir finden schon einen Weg hier heraus.” Er ging auf eines der hohen Fenster zu und schlug mit der Faust dagegen. Ich hatte die Hoffnung bereits aufgeben, dass seine übermenschliche Stärke hier helfen konnte und war deshalb auch nicht überrascht, dass das Glas nicht nachgab. Als er wieder auf mich zukam, bemerkte ich seine zusammengepressten Lippen. “Wenn du schreien willst, dann mach das”, schlug ich vor. “Mir geht es gut. Keine Sorge.” “Wirklich?” So ganz nahm ich ihm das nicht ab. “Ja…” Als wollte er seinen Worten mehr Glauben schenken, strich er mir über die Haare und sah mir tief in die Augen. Auch wenn ich ihm sonst jedes Wort glaubte. Das Licht der Öllampe in meiner Hand ließ seine Augen in einem merkwürdigen Glanz schimmern. Noch einmal strich er über meinen Rücken. “Und du hast wirklich keine Schmerzen mehr?” “Nein.” Ich schüttelte den Kopf. Im nächsten Moment war ich bereits auf seinen Armen. Wir gingen wieder die Treppe zu den oberen Stockwerken hoch. “Edward, meinst du nicht, dass du mich wieder herunterlassen kannst? Ich bin doch kein Invalide.” “Das nicht, aber dieser Ort birgt hundertmal mehr Gefahren für dich, als du sowieso schon anziehst.” “Edward.” Ich funkelte ihn wütend an. “Das ist der falsche Zeitpunkt, um witzig zu sein.” “Ich meine das ernst, Bella. Was vorhin passiert ist, war das beste Beispiel. Ich werde nicht wieder zulassen, dass dir etwas zustößt.” Ich seufzte und legte meinen Kopf an seine Schulter, während wir langsam und vorsichtig die Gänge entlanggingen - dieses Haus war größer als im ersten Moment gedacht - und in die einzelnen Klassenzimmer schauten. Nach einer Weile ging es wieder abwärts und wir befanden uns im Erdgeschoss. Vor uns erstreckte sich ein langer, breiter Gang, der an beiden Seiten mit Glaswänden gesäumt war. Wie es schien, verband er das Gebäude mit einem zweiten, dass sich hinter dem ersten befunden haben musste und wir es deshalb nicht gesehen hatten. Das Gewitter hatte sich gelegt und nur der Regen war jetzt noch zu hören, wie er an die Glasscheiben prasselte. Draußen war es stockfinster. Der einzige Lichtschein kam von unserer Lampe und spiegelte unsere Umrisse im Glas. Ich bekam eine Gänsehaut, als ich versuchte, draußen etwas zu erkennen. Es war kaum möglich und eigentlich wusste ich, dass sich auf der anderen Seite nur der Wald befand. Trotzdem bekam ich das beklemmende Gefühl, dass wir beobachtet wurden. Ich wandte meinen Blick ab und vergrub das Gesicht in Edwards Brust. “Kannst du dich etwas beeilen? Dieser Gang ist unheimlich”, flüsterte ich kaum hörbar. Er zog mich fester an sich und streichelte sanft meinen Rücken, bevor er auf einmal blitzartig rannte und ich automatisch meine Augen schloss. Als er wieder langsamer wurde, sah ich auf. Vor uns erstreckte sich ein weiterer Gang. Er unterschied sich kaum von den anderen, aber das Gefühl, das er mir in die Knochen jagte, war grausig. Sollte es jemals möglich gewesen sein, es zu spüren, wenn an einem Ort etwas Schlimmes geschehen war, dann traf das jetzt definitiv zu. Stimmen! Ein Flüstern. Es kam aus einem der Räume. Ich drehte meinen Kopf ruckartig in die Richtung, aus der es kam. Es war ein Gespräch zwischen zwei Personen. Ich verstand nicht, was sie sagten, aber es klang nicht sehr erfreulich. Einer der beiden versuchte bestimmend auf den anderen einzureden. “Was ist?” fragte Edward und war sofort alarmiert. Ich zeigte mit der Lampe in meiner Hand auf eine der Türen. “Dort ist jemand. Jedenfalls habe ich etwas gehört.” “Bist du dir sicher? Ich höre nämlich nichts.” Ich nickte nur, dann ging er langsam darauf zu. “Kannst du mich bitte herunterlassen?” “Bella, ich…” “Bitte. So lässt es sich doch besser nachsehen”, flehte ich. Einen Augenblick lang überlegte er, bevor er schließlich nachgab und mich widerwillig auf meine Füße stellte. Die Stimmen waren immer noch zu hören, doch jetzt war es deutlicher und ich verstand alles. Es waren zwei Mädchenstimmen. …Das darfst du nicht, hörst du? Du kannst dir gar nicht vorstellen, was du dann für einen Ärger bekommst. Vor einem Jahr gab es schon einmal jemanden, der meinte, er müsste damit an die Öffentlichkeit und eine Woche später war er plötzlich spurlos verschwunden. Man hat seinen Körper in der Nähe des Flusses gefunden. Alle sind natürlich davon ausgegangen, dass er ertrunken sei, aber insgeheim weiß jeder hier, was wirklich passiert ist. Also gib lieber gleich auf, wenn dir noch etwas an deinem Leben liegt, so wie es jetzt ist. Sonst kann ich für nichts garantieren… Ich hielt kurz inne, um mein Ohr an die Tür zu legen und als Edward ansetzte, etwas zu sagen, hielt ich mir demonstrativ den Finger vor die Lippen. Jetzt sprach die andere Person. Mein Gott, Catherine, wenn das keiner erfährt, werden noch mehr Menschen sterben. Die Situation ist jetzt schon total außer Kontrolle. Jemand muss sie aufhalten… Langsam drehte ich den Knauf, doch die Tür ließ sich nicht öffnen. Sofort erstarb das Gespräch. “Verdammt!” fluchte ich und rüttelte heftig am Griff. Gerade als Edward mir helfen wollte, sprang sie auf. Das Zimmer war leer. Niemand war anwesend. Mir klappte der Mund auf. Die Stimmen waren so deutlich gewesen. Hektisch sah ich mich im Raum um, bis Edward mich sachte am Arm zog. “Was ist los? Was hast du gehört?” “Hier war jemand. Da bin ich mir sicher. Ich habe sie reden gehört. Zwei Mädchen.” Ich hielt die Öllampe in alle Richtungen. Das Zimmer war ziemlich klein. Es waren nur zwei Betten auf der anderen Seite aufgestellt, daneben jeweils ein Nachttisch. Rechts neben mir stand ein alter Holztisch mit zwei Stühlen und links auf meiner anderen Seite war ein großer Kleiderschrank. Sollte hier wirklich jemand gewesen sein, war es mir schleierhaft, wie sie entkommen konnten. Zwar gab es zwei wirklich große Fenster, aber die Tatsache, dass von außen Gitterstäbe angebracht waren, schloss die Möglichkeit aus, dass sie dadurch verschwinden konnten. Außerdem sah es ganz und gar nicht danach aus, als hätte hier noch vor ein paar Sekunden jemand gestanden. Das Zimmer war völlig verstaubt. Und die Schicht war mehr als dick, sodass die einzigen Spuren auf dem Teppich von Edward und mir stammten. Vorsichtig ging ich weiter hinein und auf die Nachttische zu. Die Betten waren nicht gemacht. Die Laken waren verwühlt. Ein paar Zettel lagen darauf. Ich nahm einen in die Hand und hoffte, dass ich diesmal etwas lesen konnte. Ich atmete erleichtert auf. Es war nur eine kleine Information. Ein Termin und eine Uhrzeit. Darunter stand ein Name: Cornelius Baggins. Ich legte ihn zurück und entdeckte ein Foto. Es war schwarz-weiß und ziemlich ausgeblichen. Zwei Personen waren darauf zu erkennen. Ein Mann und ein Mädchen. Er war schon etwas älter und ziemlich gut gekleidet. Sie hingegen ungefähr in meinem Alter, doch ihre Sachen stammten nicht aus der Gegenwart. Der Raum, in dem sie standen, glich einem Büro. In der Ecke des Fotos war ein Stück eines Schreibtisches zu sehen. Dahinter türmten sich lauter Bücher in einem riesigen Bücherregal. Mann konnte nicht behaupten, dass die beiden sich unterhielten. Eher dass sie ein Verhältnis hatten. Oder doch nicht? So ganz bereitwillig sah sie nicht aus, aber wirklich wehren tat sie sich auch nicht. Plötzlich stand Edward neben mir und ich ließ das Foto fallen, als ich erschrak. “Tut mir Leid.“ Entschuldigend rieb er mir den Rücken und gab mir einen festen Kuss auf die Schläfe. “Was ist das?” fragte er mich, wobei er auf das Bett deutete. “Notizen und jede Menge Fotos.” Die anderen Bilder hatten ähnliche Situationen, auf denen immer wieder der gleiche Mann zu sehen war, allerdings jedes Mal ein anderes Mädchen. Wenn ich die Unterhaltung von vorhin und das hier richtig zusammenfügte, kam ich auf die Idee, dass es sich eventuell um einen der Lehrer handeln musste. Offenbar hatte er eine etwas andere Art von Beziehung zu seinen Schülern, die womöglich nicht immer ganz mit dem Einverständnis der jeweiligen anderen Person einher lief. Als wenn das Misshandeln nicht schon genug gewesen wäre. Wer immer das Ganze aufdecken wollte, hatte sich bis eben in diesem Zimmer befunden. “Was hat das zu bedeuten?” sagte Edward mehr zu sich selbst, während er eines der Fotos genauer betrachtete. “Vorhin habe ich doch etwas gehört. Eine der beiden wollte mit irgendetwas an die Öffentlichkeit und ich glaube, es ist das, was da drauf zu erkennen ist. Hier, siehst du das?” Ich nahm den Zettel mit dem Namen und der Uhrzeit wieder in die Hand und zeigte ihn Edward. “Ich bin mir nicht sicher, aber es könnte doch sein, dass sie bereits einen Termin mit jemanden hatte.” Er überlegte einen Augenblick, wobei er immer wieder den Namen, der auf dem Zettel stand, vor sich hin murmelte. “Ich habe ihn schon mal irgendwo gehört. Da bin ich mir sicher. Mir fällt bloß nicht ein, wo.” Einerseits war er etwas erleichtert, dass wir endlich einen kleinen Anhaltspunkt gefunden hatten, andererseits frustrierte ihn die Tatsache, dass er eine vielleicht wichtige Information vergessen hatte. Ehe ich darauf reagieren konnte, wandte er den Blick von der Notiz ab und sah zu dem kleinen Nachttisch, der an der anderen Seite des Bettes stand. Ich hielt die Öllampe dichter in die Richtung, um zu erkennen, was er entdeckt hatte. Die Schublade war zwar geschlossen, doch etwas war eingeklemmt und hing jetzt aus dem schmalen Spalt. “Bleib hier stehen”, flüsterte Edward und ging um das Bett herum. Mit ein wenig Gewalt zog er an dem kleinen Griff und diverse Kleinigkeiten fielen von dem Schwung heraus. Darunter auch das, was eingeklemmt war. Ein weißes Tuch, oder jedenfalls war es einmal weiß gewesen, obwohl man das gar nicht so genau sagen konnte, denn es war getränkt in einer dunklen Farbe und den Originalton konnte man nur noch an einigen Stellen erkennen. Edward hielt es sich unter die Nase. “Blut…” stellte er tonlos fest und drehte sich zu mir. Mir klappte leicht der Mund auf. Ich wusste nicht, was ich darauf antworten sollte. Mein Blick wanderte zu den anderen Sachen, die heraus gefallen waren. Ein weiteres Foto war dabei. Allerdings war dieses eingerahmt. “Kannst du mir das bitte kurz geben?” Er sah mich fragend an, bevor er wusste, was ich meinte und mir das Bild herüberreichte. Es war ebenfalls schwarz-weiß. Ich pustete vorsichtig das bisschen Staub, das trotz der geschlossenen Schublade seinen Weg zum Foto gefunden hatte, weg. Die beiden Personen, die abgebildet waren, sahen wirklich wunderschön aus. Nicht auf die Art eines Vampirs, sondern auf die eines Menschen. Ein paar Strähnen der langen, dunkelblonden Haare des Mädchens - obwohl sie jetzt gerade grau aussahen - strichen über ihr Gesicht, während andere sich in den struppigen, schwarzen Haaren des Jungen verfingen. Womöglich war es zu dem Zeitpunkt windig gewesen. Und sie waren glücklich. Sie hatte die Arme um den Hals ihres Freundes geschlungen und er seine um ihren Rücken. Beide lächelten in die Kamera. Ich drehte den Rahmen um und öffnete die Rückseite. Mädchen hatten es oft an sich, ihre Geheimnisse in Bilderrahmen zu verstecken. Allerdings befand sich nichts darin. Dafür standen zwei Namen auf der Rückseite: Elizabeth McFrawn und Martin Doge. Elizabeth McFrawn? Hatte dieser boshafte Lehrer mich nicht so genannt? Das bedeutete, dass das hier ihr Zimmer war und wenn sie es war, die gerade mit jemand anderes diskutiert hatte, dann musste sie dem Geheimnis dieser Schule auf die Schliche gekommen sein. Doch der Raum war leer, als wir hineingegangen waren. Hatte ich mir die Stimmen bloß eingebildet? Waren meine Theorien damit hinfällig? Aber die Fotos gab es wirklich. Plötzlich wurde es eiskalt im Raum. Ich konnte sogar meinen Atem im Licht der Lampe erkennen. Ein kühler Lufthauch strich meine Schulter und richtete all meine Nackenhaare auf. Ich fror. Da war wieder ein Geräusch! Ein Wispern. Nein, vielmehr ein Hauchen. Keine Worte. Ich drehte mich langsam in die Richtung, aus der es kam… Und stieß einen entsetzten Schrei aus. Dort im Türrahmen stand jemand. Oder etwas. Der Körper war nur in ein weißes Badetuch gewickelt und verfärbte sich von Sekunde zu Sekunde dunkler. Flecken tauchten auf. Dunkelrote Flecken. An den Innenseiten der Schenkel lief Blut hinunter und tropfte auf den Boden. Das Gesicht war blasser als das von Edward. Sogar blasser als Aros. Ihre langen, schmutzig trüben Haare hingen schlaff nach unten. Sie waren nass, doch das Tropfen machte kein einziges Geräusch. Ihr Mund stand offen. Das Hauchen kam definitiv von ihr. Unter den Augen hatte sie schwarze Ränder und die dunklen Pupillen waren auf mich gerichtet. Sie durchbohrten mich förmlich. Der Anblick jagte mir so einen Schrecken ein, dass ich das Gefühl hatte, mein Herz würde einfrieren. Mein ganzer Körper zitterte. Ich konnte den Pulsschlag unter meinem Kinn spüren. Er war so laut, dass ich dachte, jemand würde gegen eine Wand klopfen. Mein Magen kribbelte unangenehm und ich hatte vergessen zu atmen, was ich erst bemerkte, als sich in meinem Kopf ein taubes Gefühl breitmachte. “Bella?” rief Edward panisch. Ich hatte nicht gemerkt, dass ich bei der Drehung auf das staubige Bett gefallen war und der Bilderrahmen zerbrochen auf dem Boden lag. Er hielt mich an den Schultern und sah mich entsetzt an. “Was hast du?” Ich blickte kurz zu ihm und dann wieder zur Tür. Das Mädchen war verschwunden. “Da… da war gerade jemand…” stotterte ich und nickte in die Richtung. Edward drehte seinen Kopf, um nachzusehen. Das alles war im Bruchteil einer Sekunde passiert und er hatte noch rechtzeitig die Öllampe aufgefangen, die ich fallen gelassen hatte. Er zog mich wieder auf die Beine und schlang seinen Arm um meine Taille. Vorsichtig gingen wir auf die Tür zu und blickten um die Ecke in den Korridor. Es war niemand zu sehen. Wir gingen weiter. Da! Ganz hinten am Ende des Flures verschwand gerade noch etwas hinter der Ecke. Ich deutete mit dem Finger dorthin und Edward zog mich mit sich. Mich wunderte, dass ich kein Blut auf dem Boden entdecken konnte, dabei müsste sie es beim Laufen hinterlassen haben, genauso wie die Wassertropfen aus ihren Haaren. Als wir an der Biegung angekommen waren, erblickten wir ein paar Meter vor uns eine große Doppelschwingtür, auf der Duschen stand. Zögernd drückte Edward eine Seite auf, nachdem er mir wieder die Lampe gegeben hatte. Ich hielt sie hinein. Der Raum war nur klein. Nicht wirklich ein Raum. Mehr ein Durchgangsbereich, der rechts und links jeweils eine Tür hatte. Die eine führte zu den Damenduschen, die andere zu den Herren. Wir gingen in den Mädchenbereich und standen jetzt im Umkleideraum. Er war ziemlich groß und durch die ganzen Spinde in mehrere Reihen unterteilt, die immer durch eine Bank unterbrochen wurden. Hier und da lagen veraltete Kleidungsstücke auf den Sitzreihen. Einige der schmalen Schränke standen offen. Am anderen Ende gab es eine weitere Schwingtür und ich zog Edward an der Hand in die Richtung. Aus irgendeinem Grund hatte ich das Gefühl, dort etwas zu entdecken. Ich ließ seine Hand kurz los, um die Tür aufzudrücken. Der Raum dahinter war von oben bis unten gefliest. Mehrere Zwischenwände unterteilten das Ganze in Gänge. In regelmäßigen Abständen waren Abflüsse in den Boden eingelassen und überall hingen alte Duschköpfe. Die Fliesen waren schmutzig und vergilbt. Der Rost des Metalls war vor Jahren hinuntergelaufen und hatte jetzt lauter Streifen und Flecken hinterlassen. Ich ging ein paar Schritte hinein, hielt jedoch plötzlich inne. Hinter einer der Wände war etwas! Ich hatte eine Bewegung wahrgenommen und blieb wie angewurzelt stehen. “Edward?” flüsterte ich so leise wie möglich und streckte meine Hand nach hinten aus. Die erhoffte Berührung trat nicht ein, genauso wenig wie seine Antwort, seine Stimme. “Edward?” fragte ich noch einmal und klang wieder etwas panisch. Ich drehte mich zu ihm um, doch da war niemand. Meine Augen weiteten sich und das Atmen fiel mir von Mal zu Mal schwerer, als mir langsam bewusst wurde, dass ich alleine war. Hastig hielt ich die Lampe in Richtung Eingang. Nichts. Kein Anzeichen. Kein Hinweis, dass er in der Nähe war. Edward war verschwunden. ~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~ Und?...O.O°... Kapitel 4: ???? --------------- OMG, ich hab echt überlegt, ob ich das kapi hochlad...T_____T... Ihr werdet mich am Ende hassen, glaubt mir...>.<... ~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~ “Edward!” rief ich abermals verzweifelt und ohne jede Hoffnung, dieses Mal eine Antwort zu bekommen. Ich dachte noch nicht einmal daran, meine Stimme gesengt zu halten und das verursachte natürlich eine Reaktion hinter mir. Mein angespannter Körper drehte sich wie von selbst zurück zu den Duschen, jedoch sah ich nichts als den leeren Raum vor mir. Langsam schob sich ein Fuß vor den anderen immer weiter hinein, ohne dass ich etwas machen konnte. In Horrorfilmen schimpfte man immer über die Leute, wenn sie in die falsche Richtung gingen, anstatt wegzulaufen. Jetzt wusste ich, warum es so war. Man konnte einfach nicht anders. Die Neugier als auch die Hoffnung, dass sich auf der anderen Seite der Mauer jemand befand, der helfen konnte, aus so einem Alptraum wieder aufzuwachen, war größer als der Überlebensinstinkt. Mit jedem Schritt wurde das Absetzen meines Fußes lauter. Doch in Wirklichkeit war es mein Herz, das kurz vor einem Herzinfarkt noch einmal an Geschwindigkeit zulegte und in meinen Ohren dröhnte. Das Vorankommen dauerte immer länger und ich hatte das Gefühl, in Zeitlupe zu gehen. Die betroffene Wand musste ausgerechnet am anderen Ende des Raumes sein. Außerdem war es mehr als dunkel, nur das Licht der Lampe ließ mich nicht völlig in Panik versinken. Während ich der Ecke bedrohlich nahe kam, musste ich immer wieder aufpassen, wo ich hintrat, denn ab und zu lag etwas auf den Boden. Ein schmutziges, graues Handtuch - zum Glück war es nicht das blutgetränkte von dem Mädchen -, ein Turnschuh, ein alter Strumpf, der Rostflecken aufwies… Als ich dann endlich an dem Punkt angekommen war, an dem ich die Bewegung ausgemacht hatte, hielt ich inne, schloss meine Augen und holte tief Luft. Dann drehte ich mich ruckartig um die Ecke und… Sah nichts. Dort war niemand, kein Ratte, keine Maus und mit Sicherheit nicht das Mädchen von vorhin. Es sah hier genauso aus wie alles andere. Schmutzige Fliesen und Rostflecken. Die Flamme der Öllampe flackerte kurz und ich blinzelte. Plötzlich hörte ich einen kleinen Aufschrei, der ganz offensichtlich von mir kam. Der Dreck von eben war verschwunden. Stattdessen waren von den jetzt weißen Fliesen nur ein paar kleine Flächen zwischen jeder Menge Blut zu erkennen. Es war überall. An den Wänden, auf dem Boden, an den Duschköpfen… Mein Magen zog sich krampfhaft zusammen. Nicht weil ich das Blut roch. Denn das tat ich seltsamerweise nicht. Genauso wenig wie ich es bei dem Mädchen konnte. Und das war wirklich komisch. Aber der Anblick direkt vor mir war einfach Ekel erregend. Man konnte glatt denken, jemand hätte alles so gestrichen, soviel war davon vorhanden, soviel war überall verteilt. Immer wieder durch Stellen unterbrochen, die wie Schleifspuren aussahen. Links. Rechts. Zur Mitte. In die Ecken. Zu den Wänden. Ich schlang mir abwehrend einen Arm um meinen Bauch, legte eine Hand auf meinen Mund und stolperte nach hinten. Mein Hacken stieß gegen etwas und erschrocken drehte ich mich um. Dort lag eine große, rostige, alte Schere. Langsam beugte ich mich hinunter und hob sie mit zwei Fingern hoch. An den Scherenblättern klebten dunkle Flecken und mittlerweile musste ich nicht mehr groß darüber nachdenken, was es war. Ein Quietschen, als würde jemand mit langen Fingernägeln an einer Tafel entlang kratzen, ließ mich zusammenfahren und meinen ohnehin schon viel zu hohen Puls noch mehr ansteigen. Ich drehte mich wieder um und stellte zu meiner Verblüffung fest, dass das Blut verschwunden war. Der alte Zustand hatte sich wieder eingestellt. Rost und Schmutz. Doch nur für eine Sekunde. Wie eine Empfangsstörung im Fernsehen wechselte der Anblick immerzu blitzschnell von der blutverschmierten Ecke zur Schmutzigen und wieder zurück. Nur mit dem kleinen Unterschied, dass dieses Mal jemand dastand, wenn das Blut auftauchte. Die Person, das Mädchen, von vorhin. Sie starrte mich an, die Hände nach mir ausgestreckt. Ihr Mund stand offen, als wolle sie etwas sagen, doch brachte keinen Ton heraus. In der nächsten Sekunde war wieder der normale Raum zu sehen. Dann wieder das Blut. Dann der Schmutz. Blut. Schmutz. Und jedes Mal, wenn das Blut kam, kam auch sie ein Stück näher. Mit ihren Augen, die mich wie gebannt festhielten und mich das Atmen vergessen ließen. Bei jedem Bildwechsel verringerte sich der Abstand zwischen uns um ein paar Zentimeter. Herzklopfen. Deutlicher und schneller als je zuvor. Ein Teil meines Gehirns sagte mir, dass ich weglaufen sollte. Es war das Richtige, das einzig Logische. Doch der Teil war zu klein und hatte keine Macht über meinen Körper. Ich konnte kaum noch meine Beine spüren. Als wären sie taub. Noch nicht einmal schreien war möglich. Abgesehen davon, dass mich niemand hören würde, fühlte sich mein Hals an, als hätte jemand gerade meine Stimmbänder entfernt. Jeder Ton war ein heiseres Quieken. Meine Ohren füllten sich mit dem Geräusch, das das Mädchen von sich gab. Es schmerzte. Noch ein bisschen länger und mein Trommelfell würde platzen. Dreißig Zentimeter Abstand. Bildwechsel. Fünfzehn Zentimeter Abstand. Ihr Gesicht war jetzt schon viel zu nah. Ihre Augen waren schwarz unterlaufen und es sah aus, als würde sie weinen, so schmerzverzerrt wirkte ihre Grimasse. Die Pupillen - die selbst tief schwarz aussahen - waren umrahmt von lauter geplatzten, feinen Äderchen. Das weiße war kaum noch zu erkennen. Jetzt erkannte ich, dass ihre Haut, die an den Wangen einfiel, nicht nur blass war, sondern fast transparent, sodass man die Sehnen, die sich um die Knochen wanden, und viele violette und blaue Adern mehr als nur erahnen konnte. Ihre Haare, die noch schwärzer als die Dunkelheit um uns wirkten, waren wild zerzaust und die Spitzen hatten sich sowohl an ihren trockenen Lippen als auch in ihren Wimpern verfangen. Ihr geöffneter Mund sah aus, als würde er sich von Sekunde zu Sekunde weiter öffnen. Als wollte sie etwas verschlucken. Und immer noch dieses Geräusch, das es im ganzen Körper unangenehm kribbeln ließ. Eine ihrer Hände hob sich langsam empor. Ich starrte abwechselnd zu ihr und auf die viel zu langen, ungepflegten, kaputten und blutunterlaufenen Fingernägel, die meinem Gesicht immer näher kamen. Der Angstschweiß lief an meiner Schläfe hinunter. Ich nahm ihn kaum wahr. Mein Herz pumpte im Rhythmus eines EKGs, das erst raste, dann immer langsamer und die Abstände zwischen jedem Schlag länger wurden. Nicht einmal mein Gesicht wurde mehr mit genügend Blut versorgt, geschweige denn Sauerstoff in mein Gehirn transportiert. Nur noch ein paar Millimeter. Bildwechsel. Für eine Sekunde war ich alleine. Bildwechsel. Das Mädchen war wieder vor mir. Ihre Nägel fuhren an meiner Wange entlang. Mein Herz hörte auf zu schlagen. Schwärze. Als ich meine Augen öffnete, erkannte ich nicht gleich, wo ich war. Ich lag auf einem Sofa. Ein sehr altes, dunkelbraunes und mit Holz umrahmtes, dessen Kopfende ein klein wenig höher war, als das Fußende. Zum Liegen hatte man genügend Platz. Bei dem Versuch, mich an das Letzte zu erinnern, was passiert war, blieb ein Bild in meinem Kopf hängen. Die schmerzverzerrte Miene des Mädchens. Wie benommen schreckte ich hoch und sah mich hastig um. Doch niemand war da. Genauso wenig wie ich mich noch in den Duschen befand. Ich schüttelte meinen Kopf, um die grauenvollen Erinnerungen zu vertreiben und sah mich um. Erst jetzt fiel mir auf, dass das Zimmer erleuchtet war. Doch statt einer Kerze war die Lichtquelle eine alte Stehlampe in der Ecke. Hinter mir bäumte sich ein riesiges Bücherregal auf. Ich erkannte es und musste nur kurz überlegen, woher. Auf den Fotos, die in dem Zimmer von Elizabeth lagen, war dieser Raum abgebildet. Ganz sicher. Doch wie war ich hierher gekommen? Als mein Blick durchs Zimmer wanderte, blieb er plötzlich an einer Stelle an der Wand hinter dem massiven Schreibtisch hängen. Dort stand jemand, mit dem Rücken zu mir und sofort breitete sich wieder Panik aus. Langsam drehte er sich um, den Kopf nach unten gesenkt und den Arm eingeknickt, als würde er etwas in der Hand halten. Im schwachen Licht der Lampe hatte ich es nicht richtig erkannt, doch jetzt sah ich bronze schimmernde Haare. “Edward?” flüsterte ich zaghaft. Ich konnte es nicht glauben. Jetzt war er mir zugewandt. Er hielt eine Tasse mit etwas Dampfendem und lächelte. “Ah, du bist wach. Sehr schön.” Ich war sprachlos. Sein Anblick, seine Bewegungen, seine Stimme. Es war wirklich Edward. Er war wieder da. Voller Erleichterung sprang ich auf, rannte zu ihm und fiel ihm um den Hals. “Edward! Gott sei Dank!” “Na na, nicht so stürmisch. Ich lasse sonst noch die Tasse fallen.” Er lachte leise und ich beugte mich zurück. “Oh, tut mir Leid.” “Komm, setz dich erst einmal wieder hin.” Sachte schob er mich zurück zum Sofa und ich setzte mich. “Hier, trink das. Danach geht es dir wieder besser.” Er hielt mir die Tasse mit dem heißen Dampf entgegen und ich nahm sie. Es war Kakao. Etwas skeptisch betrachtete ich das Getränk. “Wo hast du das auf einmal her?” wollte ich wissen und sah zu ihm auf. Er blickte mich einen Moment an, dann deutete er auf die Kommode, vor der er eben noch gestanden hatte. “Von der Anrichte. Von wo denn sonst?” Misstrauisch betrachtete ich die braune Flüssigkeit. “Willst du es nicht?” fragte er mich. Mit verzogenem Gesicht schüttelte ich den Kopf. Ich hatte zwar großen Hunger, da ich seit Stunden nichts mehr gegessen hatte, aber so verzweifelt war ich nun auch noch nicht, dass ich irgendetwas aus diesem Gebäude zu mir nahm. “Dann nicht.” Edward seufzte und nahm mir die Tasse aus der Hand, um sie auf den Schreibtisch zu stellen. Er sah aus, als wäre er sauer. “Bist du deswegen jetzt wütend?” fragte ich etwas kleinlaut und sah ihn vorsichtig an. Er erwiderte meinen Blick mit einem ernsten Gesicht, das aber sofort auftaute und er sich letztendlich neben mich setzte. Mit seiner Hand strich er sanft über meine Wange. “Wie könnte ich auf dich wütend sein?” Ich konnte mir nicht erklären warum, aber seine Berührung hatte nicht den Effekt, den es sonst hatte. Ich hatte plötzlich Angst. “Wo warst du eigentlich vorhin?” Etwas, das ich definitiv wissen wollte. Er sah mich fragend an. “Was meinst du?” Ich hob eine meiner Augenbrauen. “Du bist vorhin einfach so verschwunden. Als wir in den Duschen waren.” Er schüttelte den Kopf. “Ich bin nicht verschwunden. Du hast geschrieen und bist dann ohnmächtig geworden.” Wollte er mir etwa weiß machen, dass ich das Alles nur geträumt hatte? Das konnte unmöglich sein. Dazu war es zu real. Und Edward log mich gerade an. Ich konnte es nicht glauben. In dieser Situation, in der wir uns befanden, verheimlichte er mir etwas! Als wären die ganzen, seltsamen Vorkommnisse nicht schon genug. Er nahm mein Gesicht in seine kalten Hände. “Das ist die Wahrheit. Das kannst du mir glauben”, meinte er, als er die Skepsis in meinem Blick las. Er sah mir tief in die Augen, dann zog er meinen Kopf sachte zu sich heran, bis unsere Lippen sich trafen. Zuerst ganz zögerlich, dann immer energischer. Seine Arme legten sich wie von selbst um mich und zogen mich noch fester an ihn. Langsam fing er an, mit seinen Lippen meinen Hals entlang zu wandern, zu meinem Ohr, meinem Nacken… Sein Atem kitzelte auf meiner Haut und ich schnappte nach Luft. Es war der denkbar ungünstigste Zeitpunkt für so etwas und mir war nicht wohl bei der Sache. Und trotzdem hatte meine Hand bereits ihren Weg zu seinem Nacken gefunden und ich drehte meinen Kopf, bis meine Lippen seine wieder berührten. Der innige Kuss ließ mich kaum registrieren, dass er mich nach hinten auf die Couch gedrückt hatte. Den kurzen Augenblick, den er sich von mir löste, nutzte ich, um Luft zu holen, ehe sein Körper auch schon über meinem lag und mir keine Bewegungsmöglichkeiten bot. “Was machst du?” flüsterte ich kaum hörbar. Ich bekam keine Antwort, stattdessen wurde der Kuss noch intensiver als zuvor - sehr viel leidenschaftlicher und drängender. Ich hatte Mühe, meine Gedanken zu ordnen. Normalerweise hätte er jetzt langsam aufhören müssen, weil es seine Regeln überstieg. Doch seine Bewegungen sahen ganz und gar nicht danach aus. Man könnte eher denken, dass er… Aber das war eigentlich unmöglich. Gerade Edward hätte sich davor gesträubt. Und wir hatten eine Abmachung. Erst nach der Hochzeit. Außerdem wollte ich das nicht jetzt. Und schon gar nicht hier. An so einem Ort. Ich musste ihn stoppen, doch es war fast unmöglich. Sein süßer Atem ließ mich nicht klar denken und schob meine Handlungen in die völlig falsche Richtung. Meine Hände wühlten in seinen Haaren. Mein Atem ging stoßweise, als sein Mund meinen Hals hinab und zu meinem Schlüsselbein wanderte. Mein ganzer Körper brannte und seine kalte Haut ließ mich frösteln. Wie könnte ich ihn aufhalten? “Edward…”, versuchte ich es und es war so leise, dass ich mir nicht sicher war, ob sogar er es verstanden hatte. Meine Hände hielten seinen Kopf und ich gab mir alle Mühe, ihn zu mir hoch zu ziehen. Bereitwillig ließ er es zu und schon küsste er mich abermals. Er verhinderte jedes Wort, dass ich sagen wollte. Ich spürte, wie eine seiner Hände an meiner Seite hinabwanderte bis zu meiner Taille. Langsam schoben sich seine Finger unter mein Oberteil. Das Gefühl der Kälte auf meiner nackten Haut war unbeschreiblich. Es versetzte mir einen Stromschlag, als die Spannung durch meinen ganzen Körper fuhr. Sein Mund wanderte bereits wieder mein Kinn entlang in Richtung Halsbeuge, während sich seine Fingerspitzen meinen Rücken hoch tasteten. “Nicht…” flüsterte ich widerstandslos und drückte meine Hände leicht gegen seine Schultern, um ihn wegzudrücken. Er reagierte nicht so, wie ich es wollte. Stattdessen wurde er noch energischer, ja fast schon grob, als er mein Oberteil hochschob. Ich fasste sein Handgelenk, um ihn aufzuhalten. “Hör auf… bitte…” Ich versuchte, meine Stimme so fest und entschlossen wie möglich klingen zu lassen. Plötzlich geschah etwas, mit dem ich überhaupt nicht gerechnet hatte. “Elizabeth!” presste er hervor, hielt mich an beiden Handgelenken - die jetzt jeweils neben mir lagen - fest und funkelte mich an. Elizabeth? Was hatte das zu bedeuten? Wieso nannte er mich so? “Edward, was…?” Sein Griff wurde fester. Ich hatte das Gefühl, dass meine Blutzufuhr zu meinen Händen unterbrochen war und sie blau anliefen. Er tat mir weh. Ich kniff meine Augen vor Schmerzen zusammen und wollte schreien, doch er hatte seinen Mund bereits wieder auf meinen gedrückt. Der steinharte, grobe Kuss war ebenfalls nicht angenehm und ich weigerte mich, ihn zu erwidern. Langsam bekam ich Panik. Meine Augen füllten sich mit Tränen. Was war los mit ihm? Das war nicht Edward. Ich wusste nicht, wer das hier war. Mag sein, dass er genauso roch und genauso aussah wie er, doch der Edward, den ich kannte, stellte seine Regeln über alles und hätte mir so etwas niemals angetan. Als eine seiner Hände sich von meinem Gelenk löste, um dort weiterzumachen, wo er aufgehört hatte, nutzte ich die Gelegenheit und schlug ihm so fest wie möglich auf die Schulter. Doch es hatte nur den Effekt, dass meine Faust pochte. Ich hätte geschrieen, wenn mein Mund frei gewesen wäre. Ich hatte ja schon damit zutun, überhaupt Luft zu holen. Den Schmerz in meiner Hand ignorierte ich und schlug weiter auf ihn ein. Wütend löste er sich wieder von mir, nahm meine Hand, um sie aufs Kissen zu pressen und starrte mich zornentbrannt an. Meine Tränen liefen bereits unaufhaltsam meine Wangen hinunter und ich schluchzte leise. “Bitte hör auf, Edward…” Meine Stimme brach. Einen Augenblick geschah nichts, dann spürte ich plötzlich ein Zucken, dass durch seinen Körper fuhr. Abrupt ließ er mich los, setzte sich auf und rückte ein Stück von mir weg. Edward starrte mich erschrocken an. Ich regte mich nicht, sondern lag immer noch da, die Arme neben meinem Kopf, den tränenverschmierten Blick auf ihn gerichtet. “Bella?” flüsterte er vorsichtig und stützte sich mit seiner Hand auf dem Sofa ab, um sich ein wenig vorzulehnen - die andere Hand nach mir ausgestreckt. “Bitte nicht”, presste ich hervor. Es klang verzweifelt. Ich hatte Angst, er würde sich jeden Moment wieder auf mich stürzen, obwohl ich eigentlich meine Arme um ihn legen wollte. Er hielt mit seiner Bewegung inne und wich wieder ein bisschen zurück. Sein Ausdruck war gequält. Ich brauchte etwas Zeit, um mich zu beruhigen. ~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~ Ich spüre schon den Strom des Hasses auf michzukommen... Aber lasst mich sagen: Ich hab für alles eine plausible Erklärung...^.^v... Kapitel 5: ????? ---------------- Okay, also vllt is das kapi dieses Mal ETWAS ruhiger. Kann das grade schlecht einschätzen...>.>... Aber ich HOFFE, dass ihr trotzdem zufrieden seib. Nya~, mit dem Ende vllt nich, aber mit dem Rest evtl...>///<... Und soooooooo viele Commis...|DDD...*love ya, kiss ya and...*...*hust*... ~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~ “Es tut mir Leid”, flüsterte er und ich wusste, dass es ehrlich gemeint war. “Ich wollte dir nicht wehtun.” Meine Brust hob und senkte sich durch das schwere Atmen immer noch deutlich, während die Tränen langsam auf meiner Haut trockneten. “Wer bin ich?” fragte ich und starrte an die alte, fleckige Decke. Er sah mich verwirrt an. “Was meinst du?” “Wer bin ich?” wiederholte ich etwas energischer. “Bella, ich verstehe die Frage nicht.” Erleichtert schloss ich meine Augen und atmete ruhig aus. Immerhin war er mein Edward und nicht irgendein Fremder. “Vorhin hast du mich Elizabeth genannt. Warum?” “Wann hab ich dich so genannt?” Er war immer noch verwirrt. Konnte er sich etwa an nichts erinnern? “Vor ein paar Minuten. Als du…” Die Tränen stiegen mir wieder in die Augen und ich wollte sie wegwischen, doch als ich meine Hände hob, stöhnte ich leise auf. Eines meiner Handgelenke schmerzte und als ich es ins Licht hielt, sah ich einen Bluterguss - in Form von Edwards Hand -, der sich um das gesamte Gelenk wickelte. Ein taubes Gefühl war an der Stelle zu spüren, genauso wie die Hitze, die durch das pochende Blut unter der Haut entstanden war. Im schwachen Licht der Stehlampe sah es sogar etwas angeschwollen aus. Ich bemerkte, wie Edwards Atmung stockte und er wie benommen darauf starrte. “Das… war ich, nicht wahr?” Er schluckte. “Ich verstehe nicht… wie das passieren konnte. Ich… kann mich ja nicht mal an etwas erinnern…” “Heißt das, du hast keine Ahnung, was passiert ist?” Er schüttelte langsam den Kopf, immer noch gequält auf mein Gelenk blickend. “Wir waren in den Gemeinschaftsduschen… Etwas hatte sich hinter einer der Wände bewegt… Und dann… Plötzlich spüre ich, wie du immer wieder auf meine Schulter klopfst… Und dann sehe ich, dass du weinst und dass ich… Dass ich dir wehtue…” Die letzten Worte waren nicht mehr als eine stille Lippenbewegung, die sich jetzt zu einer schmalen Linie formten. Seine Worte bedeuteten, dass es definitiv nicht Edward gewesen war. Diese Erkenntnis beruhigte mich doch auf eine gewisse Weise. Es bestätigte, dass der Edward, den ich kannte, sich nicht verändert hatte. Und dass das, was in den Duschen geschehen war, nicht unbedingt ein Traum gewesen sein konnte. Es war einfach zu echt gewesen. Plötzlich und ohne Vorwarnung ging das Licht aus und tauchte das Büro in tiefste Dunkelheit. Ich stieß einen kleinen Schreckensschrei aus. Erst jetzt fiel mir auf, dass hier Strom vorhanden gewesen war. Obwohl im Rest der beiden Gebäude kein einziger Lichtschalter funktionierte. “Bella?” flüsterte Edward durch die Dunkelheit. “Alles okay…” gab ich leise als Antwort und versuchte, meine schnelle Atmung wieder zu normalisieren. “Wir sollten hier raus.” Ich spürte, wie Edward sich erhob, da sich die Sitzfläche des Sofas zu meinen Füßen hob. Vorsichtig stützte ich mich auf meinen Ellenbogen ab und wollte ebenfalls aufstehen. Nur leider konnte ich rein gar nichts erkennen. “Soll ich dir helfen?” fragte Edward mich vorsichtig. Einen Augenblick verhaarte ich in meiner Bewegung und überlegte. Eigentlich war es selbstverständlich, dass er mich bei allem, was ich machte, stützte, nur um zu verhindern, dass ich mich verletzte. Sein Selbstvertrauen musste momentan mehr als erschüttert sein. “Das… wäre ganz nett.” Es schien eine Ewigkeit zu dauern, bis ich seinen Arm um mich spürte. Mehr als langsam half er mir auf. Er zitterte und wirkte leicht reserviert mir gegenüber. Womöglich hatte er Angst, mir in irgendeiner Weise wieder wehzutun. Ich legte meinen Arm um seinen Nacken. Sein ganzer Körper war angespannt. “Du kannst nichts dafür, okay?” versuchte ich ihn aufzumuntern. “Dieser Ort ist an allem Schuld.” “Nichtsdestotrotz hab ich dir Schmerzen zugefügt und…” fing er an, doch in legte meine Hand auf seinen Mund, um ihn am Weiterreden zu hindern. “Das hast du nicht. Das warst nicht du, sondern jemand anderes. Jemand, der…” Ich hielt inne. Ja, wer eigentlich? Jemand, der von ihm Besitz ergriffen hatte? So absurd es auch klang, es war die einzig logische Erklärung. Obwohl momentan eigentlich Nichts wirklich eine Logik hatte. “Wenn ich kein Vampir wäre, dann-”, versuchte er es erneut, doch ich schnitt ihm abermals das Wort ab. “Wenn du kein Vampir wärst, würde ich bereits nicht mehr am Leben sein und mit dir hier in diesem Haus umherwandern”, erklärte ich vorwurfsvoll. “Also hör bitte auf, dir Vorwürfe zu machen, okay?” Mittlerweile hatten wir das Zimmer verlassen und standen wieder auf dem Flur, den ich zu meiner Überraschung erkennen konnte. Der Himmel musste sich geklärt haben, denn jetzt schien das Mondlicht durch die hohen Fenster rechts von uns. Ich kam mir dennoch wie halb blind vor. Nur Schemen waren zu sehen und das Licht tauchte alles in eine unheilvoll schummrige Atmosphäre. Edward erwiderte nichts mehr, sondern nuschelte nur kurz vor sich hin. Ich verstand zwar nicht, was es war, konnte mir aber denken, dass er immer noch nicht überzeugt sein musste. “Ich denke, wir sollten als erstes zurück zu den Duschen und die Öllampe holen”, schlug ich vor. Ich fühlte mich nicht wohl, ohne Licht in diesen Gängen herumzulaufen und da sie nicht im Büro war, nahm ich an, dass ich sie vorher fallen gelassen hatte. Edward nickte. “Ich muss nur herausfinden, wo es langgeht.” “Ich dachte, du weißt, wo wir uns befinden…” Er sah mich einen Moment erstaunt an. “Nein. Ich hab keine Ahnung, wie ich hier hergekommen bin. Wie gesagt. Erst waren wir in den Duschen und danach plötzlich in diesem Büro.” “Dann müssen wir wohl etwas anderes finden.” Ich seufzte resigniert. Es war sicher, dass wir uns bereits völlig verlaufen hatten. Der Größe des Gebäudes nach zu urteilen, war das auch kein Wunder. Das Besichtigen der Zimmer auf unserer linken Seite fing also von neuem an. Doch jetzt waren es keine Schülerräume mehr, sondern eher Büros der einzelnen Professoren. Man konnte sehr gut feststellen, ob es sich um das eines Biolehrers handelte, oder das von Jemandem, der Geschichte unterrichtete. In jedem Raum waren diverse Kleinigkeiten vorhanden, die darauf schließen ließen. Entweder waren alte Landkarten aus vergangenen Jahrhunderten aufgehängt, die allerdings deutliche Abnutzungsspuren aufwiesen, oder Anschauungsmodelle des Ohres, des Gesichtes oder ähnliches. In der Dunkelheit übersah ich leider das lebensgroße Skelett hinter einer Karte über den Blutkreislauf und erschrak fast zu Tode, als es so plötzlich vor meinem Gesicht aufgetauchte. Ich klammerte mich an Edwards Schulter und vergrub das Gesicht darin. Sofort packte er das Modell und warf es in eine Ecke, in der es lautstark auseinanderbrach. “Nur ein Plastikgestell. Alles in Ordnung…” flüsterte er sanft in mein Ohr und streichelte mehr als vorsichtig meinen Rücken. Er war immer noch auf der Hut, was seine Berührungen anging. Ich nickte. “Entschuldigung. Hab überreagiert.” “Schon gut. Das hätte ich auch an deiner Stelle.” Ruckartig hob ich meinen Kopf. “Das hättest du nicht”, warf ich ihm leicht beleidigt vor und konnte nicht verhindern, dass sich einer meiner Mundwinkel nach oben zog. Einen Moment lang betrachtete er mich mit zusammengezogenen Augenbrauen, dann musste auch er ein wenig grinsen und gab mir einen sanften Kuss auf die Stirn - und das mehr als zögerlich. “Weiter geht’s…” Wir verließen den Raum, um uns den Nächsten vorzunehmen. Mich überraschte, dass bis jetzt noch nichts ungewöhnliches passiert war. Einerseits war das gut, andererseits jedoch hatte ich dadurch das ungute Gefühl, dass es jeden Moment soweit sein konnte. Bei jedem noch so kleinen Geräusch verkrampfte ich mich automatisch, was Edward jedoch falsch verstand und sofort seinen Griff lockerte. “Tut mir Leid”, sagte er dann immer wieder und ich musste ihm jedes Mal erklären, dass es nicht an ihm lag. Das nächste Zimmer, das wir betraten, war recht schlicht eingerichtet. Ein Schreibtisch am anderen Ende des Raumes. Daneben ein großer, massiver Schrank, neben dem eine weitere Tür war. Auf der anderen Seite stand, genauso wie in all den anderen Büros, ein kleines Sofa. Hier gab es allerdings kein riesiges Bücherregal. Stattdessen wurde die Wand von einem immens großen Kreuz eingenommen. Es war nicht irgendeines. Es sah sehr wertvoll aus, als sei das Material nicht überall zu beschaffen. Auch wenn es nun eine dicke Staubschicht trug. Auf dem Kreuz befand sich - wie auf vielen anderen christlichen - die gekreuzigte Jesusfigur, Hände und Füße von Nägeln durchschlagen. Ich musste meinen Blick abwenden, denn es strahlte eine merkwürdige, unheimliche Aura aus. “Bleib kurz hier stehen…” sagte Edward leise und wollte seinen Arm bereits von meinem Rücken lösen, doch ich hielt hin fest. “Hier sind überall Kerzen aufgestellt. Ich will sie nur anzünden. Es geht ganz schnell”, erklärte er. Etwas widerwillig ließ ich ihn doch los. Glücklicherweise dauerte es nicht länger als eine Sekunde, ehe er wieder neben mir stand und das Zimmer im orangen Licht der Kerzen leuchtete. Tatsächlich waren ungewöhnlich viele vorhanden. Auf einer kleinen Anrichte neben dem Sofa, auf dem Schreibtisch, auf dem Fensterbrett dahinter. Jetzt konnte man sogar den Staub besser sehen. Neben all den Papieren, die wild auf dem Tisch verstreut waren, lag ein Rosenkranz. Oder besser gesagt, was davon übrig war. Er sah aus, als hätte ihn jemand mit Gewalt auseinander gerissen. Ein paar der Perlen lagen sogar auf dem Boden. Im Schein des Feuers sah ich plötzlich etwas glitzern, das vom Schrank kam, der zu meiner Überraschung einen Spalt breit offen stand. “Da…” Ich deutete mit meiner Hand in die Richtung. Langsam gingen wir darauf zu und als Edward die Tür weiter öffnete, stockte mir kurz der Atem. Das Innenleben war nicht das, was man normalerweise erwartete. Statt Akten oder dergleichen gab es hier nur eine einzige Ablage in Hüfthöhe. Diese als auch die Seiten und die Rückwand waren mit einem weichen, rötlichen Stoff überzogen. Vor uns stand eine Art Zeremonienaltar. Eine kleine Brandstelle aus Sand bildete die Mitte und lauter kleine Steine waren sorgsam im Kreis herumgelegt. Ein paar Schnipsel von alten Fotos lagen darin. Aber man konnte nicht mehr erkennen, was einmal darauf abgebildet war. Dazu waren sie bereits zu sehr zerstört. In einer der Ecken neben der Brennstelle lag ein schmutziger Totenkopf, auf dem eine Kerze stand. Sie war zur Hälfte heruntergebrannt und der Wachs über dem Schädel verteilt. In der anderen Ecke waren ein paar Äste an die Seite gelehnt und an den Zweigen hingen diverse kleine Gegenstände: Armbänder, Taschenuhren, Ohrringe, Ketten, Schlüssel… Das war es, was so merkwürdig geschimmert hatte. Hinter dem Altar stand eine Statue und im ersten Augenblick dachte ich, es sei ebenfalls eine christliche. Doch bei näherem Betrachten fiel auf, dass sie keineswegs Ähnlichkeit mit der Religion hatte. Sie war männlich und trug ein langes Gewand. In der einen Hand hielt sie einen Stab, um den sich zwei Schlangen wanden. Zu beiden Seiten neben ihr verteilt waren ein paar weiße Strohpuppen und in einigen steckten kleine Nadeln. Das erinnerte mich auf schaurige Weise an Voodoo-Zauber. Mir lief es kalt den Rücken herunter. Vor den Ästen lag ein längliches Holzbrett, auf dem sich etwas vertrocknetes befand. Edward tastete es vorsichtig ab, dann nahm er es in die Hände und hielt es hoch. Es sah aus wie die abgestreifte Haut einer Schlange. Es war sogar ganz gut möglich, dass es sich um so etwas handelte, denn als er es gegen das Licht von einer der Kerzen hielt, waren die Schuppenpigmente deutlich zu erkennen. Ich schluckte. Der Anblick war widerlich. “Leg es bitte wieder weg, ja?” bat ich ihn. Er packte es nicht wieder zurück auf das Brett, sondern warf es weg, sodass es aus meinem Blickfeld verschwand. “Danke”, flüsterte ich, ehe ich mich wieder dem Altar widmete. Auf der anderen Seite der Brennstelle, vor dem Totenkopf, lag eine kleine, flache Schale mit einer dunkelroten Flüssigkeit. Ich beugte mich ein Stück hinunter und wollte vorsichtig mit meiner Fingerspitze auf die Oberfläche tippen, doch Edward legte sachte seine Hand unter meine Handfläche und schob sie weg. Ich war mir sicher, dass er mein Handgelenk nicht berühren wollte. “Ich weiß, was es ist, ohne dass du es berühren musst. Ich kann es riechen. Blut und es ist frisch.” Erschrocken sah ich ihn an. Ein Schauer überkam mich. Diesmal stach der Geruch in meiner Nase und ich zog sie kraus, doch mir wurde nicht übel davon. Es roch anders als normales Blut. Als hätte jemand Benzin dazugemischt. Mehr als genug, sodass der salzige, rostige Duft vollkommen überdeckt wurde. “Wie? Ich meine, außer uns ist hier doch eigentlich niemand…” Er schüttelte nur verbissen den Kopf und untersuchte eine Schublade unter der Ablage. Zuerst sah es so aus, als würde er sie nicht aufbekommen. Als wäre sie verschlossen. Doch mit etwas Gewalt ließ sie sich dann doch öffnen. Weitere Gegenstände lagen darin. Ein Stift, Handschuhe, kleine Flacons mit Parfum, noch mehr Schmuck und ein Schal. Mir fiel ein kleines Buch auf, dessen dunkler Wildleder-Einband schon sehr abgegriffen war. Ich nahm es heraus und schlug es auf. Allem Anschein nach war es ein Tagebuch. Viele Einträge waren schon verblasst, aber glücklicherweise nicht alle. Edward beugte sich zu mir, um ebenfalls den Eintrag zu lesen, den ich gerade aufgeschlagen hatte. 27. März 19... Ich habe mit den Direktor über die Angelegenheit gesprochen. Doch es sieht so aus, als wenn er nichts dagegen hat. Ich kann es einfach nicht glauben, dass er tatenlos dabei zusieht, wie diese unheilvollen Bastarde zur Welt gebracht werden. Von Personen, die selbst noch halbe Kinder sind. Diese Unzucht treibenden Monster müssen bestraft werden, genauso wie die, die diese unehelichen Nachkommen gebären… Es ist eine Schande für dieses Internat, dass es von jemandem geleitet wird, der nach außen hin wie der Bewahrer der Tradition agiert und hinter dem Vorhang sein wahres Gesicht zeigt und als Vertreter des Teufels handelt… Oh, allmächtiger Damballah. Ich werde dich abermals um deine Hilfe bitten müssen. Zusammen können wir die Reinheit unter den Menschen bewahren, die noch nicht befallen worden sind und die läutern, bei denen es angebracht ist und die Hoffnung noch nicht zu spät kommt… Heute Nacht werde ich dir eine neue Opfergabe darlegen… Meine Augen weiteten sich bei jeder Zeile. Offenbar ging hier früher mehr vor, als nur das Misshandeln der Schüler. Diese Zeilen bestätigten, dass - wie auf den Fotos in Elizabeths Zimmer bereits zu erkennen war - einige Schüler ein Verhältnis mit einem oder vielleicht sogar mehreren Lehrern hatten. Und wie es aussah, mit gewaltigen Folgen. Ich blätterte weiter und suchte nach dem nächsten leserlichen Eintrag. 14. Mai 19... Ich glaube, jemand ist hinter mir her und beobachtet mich… Es scheint, als sei es eine der Schülerinnen. Im Unterricht beobachtet sie mich aufmerksam und macht sich Notizen, die nichts mit dem Fach zutun haben. In den Pausen folgt sie mir auf Schritt und Tritt. Ich glaube, sie denkt, ich würde es nicht bemerken. Aber meine Augen sind überall… Ich sollte meinen Helfer auf sie ansetzen und etwas persönliches von ihr besorgen. Ich kann nicht zulassen, dass jemand meine Aufgaben stört… Die Menschen müssen gereinigt werden und alle Schuld von ihnen gewaschen werden. Sitte und Anstand muss wieder oberste Priorität haben… Mein Damballah. Ich weiß, dass du dieser Aufgabe zustimmen wirst. Du, der du Herr über die Wahrung der Tradition bist… Ich bekam eine Gänsehaut bei all den Worten. Wer auch immer dieses Tagebuch geschrieben hatte, musste auf eine bedrohliche Art und Weise besessen von dem Gedanken gewesen sein, die Welt zu läutern. Ich blätterte weiter, doch mehr war nicht zu erkennen. Hahahahahaha… Ich fuhr vor Schreck herum, als ich plötzlich ein Kinderlachen hinter uns hörte. Zu meiner Überraschung sah mich Edward diesmal nicht fragend an, sondern starrte in dieselbe Richtung. “Hast du das eben auch gehört?” fragte ich ihn so leise wie möglich. Mein Herz fing wieder an, schneller zu pochen. Er nickte, ohne den Blick von der Tür zu wenden. Langsam ging ich darauf zu, doch meine Augen blieben auf einmal an dem riesigen Kreuz an der Wand hängen. Ich schlug meine Hand vor den Mund, um einen Schrei zu unterdrücken, und stolperte unbeholfen zurück. Edwards Hände lagen im nächsten Moment auch schon auf meinem Rücken und stützten mich. Jetzt sah er ebenfalls das, was mich beinahe das Atmen vergessen ließ. Aus den Augen der Jesusskulptur quollen Bluttropfen heraus, die so groß wie Tischtennisbälle waren. Ganz langsam liefen sie seine Wangen hinunter - es wirkte fast, als würde er weinen -, über sein schmales Kinn, auf seine nackte Brust bis hinab zu seinen Füßen. An seinen Zehen verhaarten sie eine Sekunde lang, bis soviel Blut nachgelaufen war, dass der Tropfen zu groß wurde und über den Rand hinaus mit einem leisen Plong auf dem Boden aufkam. Erst einer, dann zwei, dann drei… Hahahahahahaha… Wieder das Kinderlachen vom Flur. Wir fuhren zeitgleich herum. Edward machte einen Schritt nach vorne. “Ich sehe nach, wer dort ist…” “Warte…“ Ich wollte noch seine Hand greifen, um ihn aufzuhalten, doch er war zu schnell und stand jetzt im Eingang. Ich hielt die Luft an und presste eine Hand fest gegen meine Brust, als wollte ich verhindern, dass jemand meinen Herzschlag hörte und auf uns aufmerksam wurde. Edward hielt sich mit einer Hand am Rahmen fest und hielt seinen Kopf in den dunklen Flur hinein. Erst in die linke Richtung, dann in die rechte. “Ich kann niemanden sehen. Dabei war es ganz nah gewesen.” Er schien frustriert darüber, doch ich atmete erleichtert aus und schloss meine Augen für einen kurzen Augenblick. Als ich sie wieder öffnete, starrte mich Edward schockiert an. “Was ist?” fragte ich ihn nervös. Er war eigentlich nicht der Typ, dem man schnell Angst machen konnte. “Bella…” war das Einzige, was von ihm kam. Seine Stimme brach und es klang, als bekäme er keine Luft. Sein Blick wanderte immer wieder von mir zu etwas neben meinem Arm, der schlaff an meiner Seite hinunter hing. Im ersten Moment vermochte ich nicht, zur Seite zu sehen und nur langsam drehte ich meinen Kopf. Doch dann legte sich die Aufregung wieder. Dort war nichts. Nicht das geringste. Nur mein Arm, der im flackernden Kerzenschein schimmerte. Ich blickte wieder zu Edward, doch sein Gesicht sah immer noch so schreckgeweitet aus wie zuvor. “Beweg dich nicht”, flüsterte er kaum hörbar und hob seinen Arm. Ich verstand nicht, was das alles sollte. Bis ich kalte Finger an meiner Hand spürte. ~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~ Boo!!!...xD Kapitel 6: ?????? ----------------- Denkt nicht, ich hab das hier vergessen oder so. Mir hat ein wenig die Inspiration gefehlt und es is verdammt schwer, hier die Spannung beizubehalten...>.<... Ich hoffe natürlich, dass es euch gefällt und dass ihr mir die lange Wartezeit verzeiht...T.T...*ganz lieb guck*... ~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~ Überall in meinem Körper fing es an, unangenehm zu kribbeln. Meine Nackenhaare stellten sich auf und der Schauer, der meinen Rücken hinunterlief, ließ mich zittern. Hihihihihi… Ein Glucksen. Die Stimme desselben Kindes und es kam direkt von meiner Seite. Ich sah immer noch panisch zu Edward, dessen Kopf plötzlich in Richtung Sofa schoss. Ich wollte ihn fragen, was los war, doch ich traute mich nicht, meine Stimme erklingen zu lassen. Aus Angst, jemand könnte darauf aufmerksam werden. “Was zum…?” flüsterte er und sein Blick hing an einer Stelle auf dem Boden und kam dem Fleck, an dem ich stand, immer dichter. Auf einmal sah er wieder zu meiner Hand, in der immer noch die kalten Hände lagen und sanft meine drückten. Dann wieder zu der Stelle am Boden, dann wieder zu mir… Jedes Mal verringerte sich der Abstand zwischen beiden Blickrichtungen. Das Kichern des Kindes erstarb. Stattdessen hörte ich ein ärgerliches Brummen oder Knurren. Edwards Gesicht wurde von Sekunde zu Sekunde erschrockener. “Bella, komm da weg. Schnell!” Er sah mich nicht an, als er das sagte, sondern hielt mir nur seine Hand hin, die mir bedeutete, zu ihm zu gehen, und fixierte ununterbrochen den Punkt auf dem Boden. Gerne hätte ich sie ergriffen, doch die Angst lähmte meinen Körper und machte mich bewegungsunfähig. Und selbst wenn ich mich hätte regen können, so war doch keine Zeit, zu Edward zu laufen, denn in diesem Moment zog die fremde, kalte Hand an mir und riss mich mit sich aus dem Zimmer und den dunklen Flur entlang. Ich wusste nicht wer oder was mich zog, geschweige denn wo ich hinlief und bei jedem Schritt stolperte ich fast. “Lass sie los!” hörte ich Edwards Stimme bereits hinter mir. Sie klang wütend und aufgebracht. Immer wieder drehte ich mich zu ihm um. Eigentlich müsste er schnell zu uns aufgeholt haben, bei der Geschwindigkeit eines Vampires, doch er fiel immer wieder ein Stück zurück. “Edward?” rief ich leise mit zittriger Stimme und hielt ihm meine Hand hin. Die andere konnte ich nicht von der fremden lösen. Obwohl der Griff nicht zu fest war, um mir Schmerzen zu bereiten, so war es doch, als wären sie zusammengeklebt. Ich hörte ein Knurren hinter mir und wusste, wer es war. Ich erkannte es überall. Er war frustriert. Meine Umgebung schien sich plötzlich zu verändern. Zwar liefen wir immer noch durch die Gänge und es war auch immer noch dunkel - so dunkel, wie es mit dem Mondlicht erkennbar war -, doch es bildete sich ein hauchdünner Schleier um uns herum und erfüllte den gesamten Flur. Wie Nebel. Mit jeder Sekunde dicker und undurchdringlicher werdend. Hihihihi… Wieder dieses Kinderlachen. Es war direkt vor mir. Der Schleier legte sich um die Gestalt, die meine Hand hielt und langsam konnte ich erkennen, wer mich da zog. Wenn auch nur schemenhaft. Es war ein Kind. Ohne Zweifel. Der Größe nach zu urteilen vielleicht nicht älter als fünf oder sechs. Ich drehte mich panisch zu Edward und hoffte, er würde in dem Nebel nicht verschwinden. Für einen Moment hatte ich plötzlich vergessen zu atmen, als ich ihn nirgends entdecken konnte, doch dann traf das Mondlicht auf etwas bronzenes und ich wusste, das es Edwards Haare waren. Immerhin war er noch hinter mir. Geräusche drangen auf einmal an mein Ohr. Ein Hauchen, ein Flüstern, nein, es waren mehrere, die flüsterten, doch es ebbte immer wieder ab. Da! Eine Bewegung im Nebel. Ruckartig drehte ich meinen Kopf in die Richtung, in der ich etwas vermutete. Doch dort war nichts. Nur der Dunst bewegte sich an der Stelle unregelmäßig. Wieder das Flüstern und es war ganz dicht neben mir, als würde jemand an mir vorbei laufen. So schnell kam es und war gleich wieder verschwunden. Doch nicht für lange. Kurz darauf war es wieder zu hören. Und es wurde mehr und lauter. Wie Bienen, die kurz an meinem Ohr vorbei flogen und summten, dann verschwanden und ständig wiederkamen. Lauter, leiser, lauter, leiser… Trotzdem konnte ich nichts verstehen. Es war zu durcheinander. Mehrere Stimmen auf einmal. Sie machten mich fast wahnsinnig. Ich versuchte, zu atmen, doch es war als würde fast keine Luft vorhanden sein und ich versuchte, noch tiefer einzuatmen. Die Bewegungen nahmen ebenfalls zu. Links, rechts, vor mir, hinter einer Säule, eine Tür öffnete sich und schloss sich wieder… “Edward!” schrie ich so laut ich konnte, während meine Stimme langsam brach. Hatte er mir geantwortet? Ich wusste es nicht. Zwischen dem ganzen Stimmengewirr konnte ich seine nicht heraushören. Die Gestalt, die mich zog, wurde schneller, lachte aber immer noch. Langsam wurde der Nebel etwas lichter und ich erkannte, dass wir uns nicht mehr im Flur befanden. Das Mondlicht kam nicht mehr nur von der Seite durch die Fenster. Diese waren nämlich nicht mehr vorhanden. Die ganze Wand - jede Wand, die ich noch erkennen konnte, bestand plötzlich aus Glas, genauso wie die Decke. Dennoch war der Mondschein nicht vollkommen zu erkennen. Er musste sich seinen Weg zwischen jede Menge Gestrüpp bahnen, das plötzlich überall war, mich umgab und an meinen Armen und Beinen kratzte, wenn ich es streifte. Die lautlosen Schritte des Kindes hatten sich verlangsamt. Jetzt rannten wir nicht mehr, sondern gingen. Ich musste meinen freien Arm heben, um die Äste, die in meiner Höhe hingen, aus dem Weg zu schieben. Seltsamerweise waren die Blätter, obwohl sie fest an den Pflanzen und kleinen Bäumen hingen, braun und völlig vertrocknet. Jedes Mal wenn ich sie berührte, raschelten sie unheilvoll. Der Boden bestand nicht mehr aus harten Fliesen, wie es in der Schule der Fall war, sondern fühlte sich weich und kalt an. So kalt und feucht, wie dunkle Erde bei Nacht war. Erst jetzt bemerkte ich, dass ich fror. Zittrig sog ich die Luft ein und eine Gänsehaut bedeckte meinen Körper. Als ich ausatmete, war ich mir fast sicher, meinen Atem erkennen zu können, doch bei dem Nebel, der wieder etwas dichter wurde, war das schwer zu sagen. “Edward?” flüsterte ich ganz leise und drehte meinen Kopf vorsichtig nach hinten. Ich konnte nichts erkennen oder hören. Niemanden sehen. Hoffentlich war er nicht wieder verschwunden. Meine Panik wurde größer. Das Flüstern hatte sich verändert. Es klang jetzt höher und ähnelte dem Lachen des Kindes vor mir. Doch es hörte sich ängstlich und verzweifelt an. Fast wie ein Schreien. Ein Schreien aus mehreren Richtungen. Immer wieder lauter und leiser werdend. Und es kam näher, soviel war sicher. Hihihihi… Das Kind vor mir lachte dennoch, als würde es die Schreie nicht wahrnehmen. Trotzdem führte es mich direkt dorthin. Mein ohnehin schon schnelles Herz klopfte noch lauter und härter als zuvor. Mein ganzer Körper spannte sich vor Aufregung an. Plötzlich stolperte ich über etwas. Abrupt blieben wir stehen und das Kind vor mir kicherte. Als ich nach unten blickte, um die Ursache meines Fast-Sturzes zu suchen, entdeckte ich ein altes, vergilbtes Tuch, das jede Menge dunkelrote Flecken aufwies. Genau wie jenes in Elizabeths Zimmer. Ich kniete mich nieder, um es aufzuheben. Es war schmutzig und der Dreck viel bei jeder Bewegung wie Puder in kleinen Mengen hinunter. Die kleine, eiskalte Hand ließ mich auf einmal los und überrascht sah ich auf. Mir stockte der Atem. Jetzt erst erkannte ich das Gesicht des Kindes. Mehr oder weniger. Es war eingefallen und so sehr getrocknet, dass es beinahe Ähnlichkeit mit einer Rosine hatte. Die Haut, die früher einmal glatt und rosig ausgesehen haben musste, war jetzt runzlig und braun. An der Stelle, wo sich einmal die Augen befunden haben mussten, war ein Hohlraum und nur schwer erkannte ich zwei ausgetrocknete, kleine Umrisse darin. Ich mochte gar nicht daran denken, dass das womöglich einmal die Augäpfel darstellte. Die Nase war so eingefallen, als wäre sämtliches Knorpel bereits verschwunden. Der Kopf hatte nicht mehr viel Ähnlichkeit mit einem Kindergesicht, eher mit einem Totenschädel. Die Haare hingen schlaff und verklebt nach unten. Jede Menge Schmutz hing zwischen den einzelnen Strähnen. Schmutz, der einmal feucht gewesen sein musste, und jetzt anfing zu trocknen. Ab und zu fielen kleine Klümpchen auf das, was einmal eine schmale, kleine Schulter war. Die Kleidung des Kindes war ebenfalls dreckig und an vielen Stellen zerrissen. Risse, die nicht mit Gewalt entstanden waren, sondern eher durch die Zeit. Als hätten sie Jahrzehnte irgendwo gelegen und sich dem Verfall gestellt. An vielen Stellen konnte man unter die Sachen sehen und die mehr oder weniger mumifizierten Gliedmaßen erkennen. Der Umriss jedes einzelnen Knochens war deutlich. Die trockene Haut wand sich wie enges Leder darum. Auch die Hände, die sich kurz vorher noch so glatt angefühlt hatten, sahen jetzt wie zerknittertes Papier aus. Als ich wieder aufblickte und in das Gesicht des Kindes sah, lächelte es mich freundlich an. Der Anblick machte mich seltsamerweise traurig. Obwohl ich wahnsinnige Angst hatte, kam doch ein Funken Mitleid auf. Mitleid mit dem Wesen, das jetzt vor mir stand und womöglich auf eine schreckliche Weise gestorben sein musste. Ich wollte gar nicht erst wissen wie, geschweige denn, es mir vorstellen. Von einer Sekunde auf die andere erstarb das Lächeln auf den fast nicht mehr vorhandenen, runzeligen Lippen. Die Bewegung, als es auf mich zukam, war so schnell, dass ich keine Möglichkeit hatte, zu reagieren. Das Einzige, was ich spürte, waren die kalten Hände an meinem Bauch und ein heftiger Druck, der mich nach hinten schleuderte. Ich fiel rücklings und viel tiefer als erwartet. “Ahhh!” Ich nahm meinen eigenen Schrei nur entfernt wahr. Mein Hinterkopf prallte auf etwas Hartem auf und ich meinte, das Knacken meines Arms gehört zu haben, kurz bevor mich völlige Dunkelheit einhüllte und mein Bewusstsein sich verabschiedete. Ich wusste nicht, wie lange ich ohnmächtig auf dem kalten, feuchten Erdboden gelegen hatte. Als ich meine Augen öffnete, konnte ich immer noch nicht viel erkennen. Das Mondlicht, das ich jetzt direkt über mir sah, zwischen all den Blättern, sah so unschuldig aus. Nur dadurch konnte ich die Umrisse meiner Umgebung ausmachen. Offenbar war ich immer noch in diesem seltsamen Wintergarten, mit all dem vertrockneten Gestrüpp. Doch es kam mir viel weiter weg vor, viel höher, als ich es in Erinnerung hatte. Ich wollte mich aufsetzen und stütze mich mühselig und unter größter Anstrengung auf - mein Körper fühlte sich an wie Blei -, als ich vor Schmerz aufstöhnte und wieder nach hinten fiel. Mein Ellenbogen tat weh. Unter der Haut pochte es und der Druck verlieh dem Ganzen die Krone. Es war, als würden tausend Nadeln darauf einstechen. Ich legte den betroffenen Arm wieder zur Seite. Erst jetzt bemerkte ich, dass ich nicht nur auf kaltem Erdboden lag, sondern auch davon umgeben war. Von allen Seiten. Rechts, links, vor mir, hinter mir… Die ‘Wände’ waren bedrohlich nahe. Ich fühlte mich eingesperrt. Ich hatte nie unter Klaustrophobie gelitten, doch jetzt konnte sich das durchaus ändern. Die Dunkelheit und die Tiefe des Loches, in das ich offenbar gefallen war, verstärkten das Gefühl noch. Panisch tastete ich mit meinen Fingern die feuchten Seiten ab, hoffend, irgendetwas zu finden, an das ich mich hochziehen konnte. Plötzlich spürte ich etwas an meinen Beinen und ich zuckte mit einem kleinen Aufschrei zusammen. Es war Erde. Und es wurde mehr. Irgendjemand schmiss sie in dieses Loch, doch oben am Rand konnte ich niemanden ausmachen. “Wer ist da?” fragte ich zittrig und hoffte, laut genug zu sein, um gehört zu werden. Wo war eigentlich Edward? Ich bekam keine Antwort. Stattdessen wurde abermals Erde hineingeworfen. Immer und immer wieder. Bald waren meine Beine vollständig damit bedeckt. Wollte mich derjenige etwa lebendig begraben? Mein Puls raste, mein Herz schlug unregelmäßig und zu laut, mein Atem kam nur noch stoßweise, meine Augen wurden feucht. Ich wollte nicht sterben. Nicht so. Ich wollte überhaupt nicht sterben, sondern ewig leben. Zusammen mit Edward. Doch dieser war nicht da. Mehr Erde. Langsam bahnte es sich seinen Weg hoch zu meiner Brust. “Edward!” schrie ich aus vollem Halse und spürte die Tränen meine Wangen hinunterlaufen. “Edward, wo bist du?” Ich bekam immer noch eine Antwort. Wieder kalte Erde. Ein bisschen davon flog mir ins Gesicht und etwas erstickt spuckte ich den Sand wieder aus, als er in meinem Mund landete. Ich versuchte mich aufzurappeln, doch jedes Mal, wenn meine Hand eine etwas stabile Wurzel gefunden hatte, riss sie, sobald ich mein volles Gewicht daran hängte. Verdammt! “Edward!” schluchzte ich und die Hoffnung, er würde rechtzeitig auftauchen, schwand mit jeder Sekunde. Abermals ein riesiger Haufen kalter, feuchter Erde, die auf mich hinunterfiel und mittlerweile meinen gesamten Körper eingehüllt hatte. Hastig strich ich sie wieder und wieder von mir runter, doch sie wurde nicht weniger. Bald schon war es soviel, dass das Gewicht mich schon fast erdrückte. “Edwa-” wollte ich noch einmal schreien, doch wurde von der nächsten Ladung Sand mitten ins Gesicht getroffen. Ich hustete unbeholfen, doch so richtig bekam ich die Erde nicht wieder aus meinem Mund. Ein weiterer Haufen. Ich schüttelte meinen Kopf, um wenigstens ihn frei zu behalten und musste meine Augen schließen, um nichts hinein zu bekommen. Noch mehr Erde. Der Druck auf meinen Körper wurde größer und größer. Ich konnte mich nicht mehr bewegen. Zu schwer war die Last. Hilfe! Ich würde tatsächlich lebendig begraben werden! Ich würde hier langsam und qualvoll sterben! Und einsam… “Bella!” Ich kannte diese Stimme. Die Erde auf mir bewegte sich. Jemand schob sie hastig von mir herunter und der Druck auf meiner Lunge wurde leichter. Erträglicher. Ich konnte wieder etwas einfacher atmen. Doch der Sand in meinen Mund erschwerte es trotzdem. “Bella!” Edwards Stimme klang panisch und zittrig. Ich spürte seine Arme plötzlich unter mir, wie sie mich emporhoben und die kalte Erde von mir abfiel. Er sprang kurz in die Höhe und mit einer leichten Federung landeten wir wieder auf dem Boden. Ich hustete, um den Sand aus meinem Mund zu bekommen, während Edward mich vorsichtig auf den Boden setzte und seinen Arm stützend um meine Schulter schlang, während er mit der anderen Hand die Erde von meinem Gesicht und meiner Kleidung putzte. “Bella, wie geht es dir? Alles okay?” Seine Hand verweilte jetzt auf meiner Wange und sein Daumen strich sanft darüber, als er mir besorgt in die Augen sah. Bei dem Versuch, tief Luft zu holen, verschluckte ich ein bisschen von dem übrig gebliebenen Sand in meinem Mund und hustete abermals. Ich konnte nur ein gekrächztes “Ja.” als Antwort geben. “Ganz ruhig”, redete er auf mich ein, während er mich fest an seinen Körper drückte, sein Kinn auf meinem Kopf abstützte und fürsorglich meinen Arm rieb. Ich atmete immer noch schwerfällig und hustete ab und zu leicht. Doch jetzt in Edwards Armen normalisierte sich mein Herzschlag ein wenig. Trotz der Umgebung. Er musste spüren, wie sehr ich fror - ich zitterte wie verrückt - und mich wunderte es, dass er nicht sofort wieder von mir abließ. Womöglich war er einfach nur froh, mich wieder bei sich zu haben. “Ich hab mir wahnsinnige Sorgen um dich gemacht. Erst hält dieses… Kind deine Hand, dann bewegt sich plötzlich eine Schlange auf dich zu und zu allem Überfluss zieht dich das Kind auch noch mit sich. Als ich euch nicht einholen konnte - warum auch immer -, hab ich wirklich Panik bekommen. Und dann dieser Nebel. Plötzlich sah ich dich nicht mehr und wenn ich diesem komischen Lachen nicht gefolgt wäre, hätte ich dich vielleicht nicht rechtzeitig gefunden.” Er schluckte. Ich legte meine Hand dankbar an seine Brust und blickte aus den Augenwinkeln in die fahle Dunkelheit um uns. “Hast du gesehen, wer mich eingraben wollte?” fragte ich leise mit kratziger Stimme. “Nicht direkt. Es war nur ein Schatten, der, sobald er mich bemerkt hatte, verschwand. Ich weiß nicht, ob es an dieser Gestalt lag, aber dein Geruch war verschwunden. Erst als dieses Kind verschwunden war, konnte ich ihn wieder wahrnehmen. So hab ich dich auch in dem Grab gefunden…” Grab? Was meinte er damit? “Ich versteh nicht ganz, was du mit ‘Grab’ meinst.” Er antwortete nicht gleich und seine Umarmung wurde etwas fester. “Bella, wir sind umgeben von Gräbern”, flüsterte er. Seine Worte jagten mir den Schreck in die Knochen und meine Augen weiteten sich angsterfüllt. Stimmen, blutende Mädchen, misshandelte und missbrauchte Schüler, besessene Lehrer, Kindergeister und jetzt noch ein Friedhof. Was würde als nächstes passieren? “Kannst du aufstehen?” fragte mich Edward und riss mich aus meiner Starre. “Hm-hm”, gab ich zurück und hielt mich an seinem Nacken fest, als er mich hochzog. Der Schmerz durchzuckte meinen Ellenbogen von neuem und ich keuchte auf. “Was ist?” Edward klang besorgter denn je. “Mein Arm. Ich glaub, er ist gebrochen.” “Lass mal sehen.” Vorsichtig nahm er ihn in die Hand und betrachtete ihn mit einem prüfenden Blick, wobei er ihn sanft abtastete. Dennoch schmerzte es ein wenig und ich sog zischend die Luft ein. “Du hattest Glück. Er ist nur verstaucht.” Er riss sich ein so großes Stück aus seinem Hemd, dass jetzt sein halber Oberkörper nackt im Schein des Mondes schimmerte. “Was machst du?” fragte ich entsetzt und starrte auf den Fetzen Stoff. “Ich versuche, deinen Arm wenigstens provisorisch zu entlasten.” Ehe ich etwas erwidern konnte, lag dieser bereits in einer Art Bandage, die Edward in meinem Nacken befestigte. “Und jetzt schön ruhig halten”, meinte er, als er fertig war. Ich nickte. “Danke.” Statt zu antworten, presste er für einen unendlich langen Augenblick seine Lippen gegen meine Stirn und ich schloss beruhigend meine Augen. Erst als ich sie wieder öffnete, bemerkte ich, dass der Nebel nur noch ein dünner Schleier war, der sich wie durchsichtiger Rauch über dem Boden ansammelte und sich zwischen die trockenen Äste wand. Ich blickte hinter mich und sah das Loch, das offenbar mein Grab sein sollte. Jetzt erkannte ich den Grabstein, der dahinter stand. Elizabeth McFrawn Mein Puls fing wieder an zu rasen und die dadurch verursachte, aufkommende Hitze in meinem Körper vergrößerte den Temperaturunterschied zwischen der äußeren Kälte, sodass ich eine Gänsehaut bekam, als mir ein Schauer über den Rücken lief. Als ich meinen Blick schweifen ließ, entdeckte ich weitere Grabsteine zwischen den ganzen Büschen und Pflanzen um uns herum. “Lass uns von hier verschwinden”, murmelte Edward angespannt. “Okay”, sagte ich leise und gab mich dem Druck hin, als Edward seinen Arm um meine Taille legte und mich vorsichtig nach vorne schob. Wir kamen nur langsam voran, da wir immer wieder plötzlich herab fallenden, kleinen Ästen ausweichen mussten. Außerdem blieben wir bei jedem Stein stehen, an dem wir vorbeigingen, um die Namen, die dort eingemeißelt waren, lesen zu können. Tiffany… Eric… Christine… Mary… Josef… Ernest… Das waren noch lange nicht alle. Bei dem Versuch, den riesigen Wintergarten zu überblicken, kamen mehr und mehr Grabsteine zum Vorschein. Zählen wäre reine Verschwendung gewesen. Sie sahen bereits sehr alt aus und viele von ihnen standen schräg und hatten Moosflecken und Schmutz an einigen Stellen, oder wiesen bereits abgebrochene Kanten auf. Das Merkwürdige war, dass keine Nachnamen vorhanden waren, geschweige denn Geburts- oder Sterbedaten. Nur der Vorname und die Skizze einer Lilie. Der Nebel, die schleierhafte Umgebung, all die Pflanzen, die, obwohl sie vertrocknet waren, im Dunst nass schimmerten, das fahle Mondlicht, das auf die einst geschliffenen und jetzt rauen Steine leuchtete… Ich fühlte mich noch unwohler als im Internat. “Unheimlich”, bemerkte ich und spürte Edwards stumme Zustimmung. Plötzlich blieb er stehen und zog seine Nase kraus. “Was ist los?” wollte ich wissen und sah ihn ängstlich an, auf der Hut, was wohl als nächstes käme. “Dort.” Er deutete auf eine Stelle etwas weiter vor uns. Neben all den alten Gräbern stand eines offen. Mir stockte der Atem. Jetzt wusste ich, warum Edward so reagierte. Langsam erreichte auch mich der Verwesungsgeruch, als wir vorsichtig darauf zugingen. Mit jedem Schritt wurde er stärker und als wir das Grab endlich erreicht hatten und hineinschauten, schlug ich vor Entsetzen meine Hand vor den Mund. Tief unten lag ein Körper. Mehr oder weniger. Die Haut war blass und aufgequollen. Weiße Maden krochen darauf herum und hatten sich überall zu kleinen Häufchen zusammengetan, um an der jeweiligen Stelle am Körper zu… fressen. Die Finger wiesen an einigen Stellen bereits kleine, rote Vertiefungen auf, über die sich ebenfalls Verwesungstierchen hermachten. Die Kleidung war überall zerschlissen. Das Gesicht… Es war nicht mehr richtig zu erkennen und dann wieder doch. Geschlossene, weiße, eingefallene Augenlider - waren die Augäpfel überhaupt noch vorhanden? -, eine halbe Nase, kaputte, halb zerfetzte Lippen und überall rötliche Löcher. Fressmerkmale. Doch kein einziger Tropfen Blut. Der Anblick war widerlich und in meinem Magen drehte sich alles. Meine Übelkeit nahm von Sekunde zu Sekunde zu. Sehr alt konnte diese Leiche nicht sein. Womöglich war die Person früher einmal hübsch gewesen, doch jetzt war davon nichts mehr zu erkennen. Oder war es wieder ein Geist? Was, wenn es sich um eine der verschwundenen Wanderer handelte, von denen Mike erzählt hatte? Ich wandte meinen Blick ab und sah auf die Gravur des Steins. Anders als bei den anderen und doch genauso wie bei Elizabeths stand hier ebenfalls der Nachname. Martin Doge Ich kannte den Namen. Doch woher? Angestrengt überlegte ich. Auf einmal stieß einen kleinen Schrei des Erkennens aus. “Elizabeths Freund”, keuchte ich. Edward starrte kurz zu mir, dann wieder zurück zu dem toten Körper. Ich tat es ihm gleich. Plötzlich riss die Leiche in Sekundenschnelle die Augen auf und ich verschluckte mich an meinem eigenen Atem. “Hilfe!” erklang leise die erdrückte Stimme des Opfers, während die halb zerfressenen Augäpfel uns anstarrten. ~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~ Ich hab euch auch lieb...hehe...O_o... schön kommentieren...;D Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)