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Spionage à la Grandline

von

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Autorin: S_ACD

E-Mail: tonks_th@hotmail.com

Titel: "Spionage à la Grandline"

Genre: Humor

Disclaimer: Nix meins, kein Geld.
 

Warnungen - das Übliche: Ahhh, ja. Einbruch ist verboten und illegal. Sich in fremden Schlafzimmern zu verstecken und bei diversen Tätigkeiten zu lauschen (auch wenn man eine oder mehrere Personen kennt oder zu kennen glaubt) ist genau so illegal.

Minderjährige bei dieser Art von Tätigkeit mitzuschleppen ist ebenfalls illegal und noch dazu moralisch total inkorret.

Die Polizei hat keinerlei Verständnis dafür. xD
 

Warnungen - das nicht ganz so Übliche: Ach du meine Güte - Shanks ist ein Verbrecher! O_o
 

~?~?~?~?~?~?~
 

Alles begann damit, dass Ruffy sich langweilte.

Besser gesagt, alles begann damit, dass Shanks schlief und Ruffy sich langweilte.

Wenn man es ganz genau nahm, begann eigentlich alles damit, dass Shanks aufwachte und Ruffy die vergangenen zwei Stunden damit verbracht hatte, sich zu langweilen…
 

~?~?~?~?~?~?~
 

Shanks schlug die Augen auf und wurde augenblicklich vom strahlenden Blitzblau des Himmels geblendet. Er schloss sie wieder, brummte unwillig und versuchte blind zu lokalisieren, wo er sich gerade befand.
 

Der Untergrund war hart – also lag er definitiv nicht in seiner (oder irgendeiner anderen) Hängematte – und fühlte sich verdächtig nach Holz an, als er die Hand ausstreckte.

Planken. Bis zu einem gewissen Grad war das gut.
 

Das ließ nämlich nur mehr einen Rückschluss auf seinen momentanen Aufenthaltsort zu.
 

Das drückende Gewicht auf seinem Brustkorb nahm er erst wahr, als sich die dazugehörige Stimme meldete.

„Shanks.“
 

„Mmrgh?“
 

„Shanks, wach auf!“
 

Er hob widerwillig den Kopf, starrte in ein Paar großer, dunkler Kinderaugen und versuchte, seine Gedanken zu ordnen.

„W-was?“
 

„Aufwachen!“
 

„Keine Lust…“, murmelte er undeutlich und fragte sich, ob seine Stimme wegen dem Schlaf oder dem gestrigen Saufgelage so verwischt klang.
 

„Mir egal. Komm schon, spielen wir was!“
 

„Warte kurz…“ Er fasste sich an den Kopf, spürte verstrubbelte Haarsträhnen und stellte nach erneutem Blinzeln fest, dass Ruffy seinen Strohhut auf dem Kopf hatte.
 

„Shaaaanks!“
 

„Na schön, na schön!“, er seufzte, „Geh mal kurz runter.“

Ruffy verschränkte faul die Arme vor der Brust, ließ sich herunterheben und beobachtete anschließend aufmerksam Shanks’ Versuche, vom Boden hochzukommen.
 

Es brauchte insgesamt drei Anläufe, dann stand der Captain aufrecht und einigermaßen sicher auf eigenen Beinen.
 

„Na endlich“, kommentierte der Junge, als Shanks sich schwer auf die Reling lehnte und eingehend darüber nachdachte, ob er sich übergeben musste,

„Ihr machte heute alle keinen Spaß…“
 

„Hm.“

„Nicht mal Ben hat mit mir geredet.“

„Hm.“

„Und Yasopp war nicht wach zu kriegen.“

„Hm.“

„Außerdem stöhnt er im Schlaf.“

„Hm.“

„Warum macht er das?“

„Hmm…“

„Hat das was mit Suppe zu tun?“

„Ruffy…“

„Musst du kotzen?“
 

Shanks fuhr sich übers Gesicht und kam zu dem Schluss, dass es bloß bei gewaltigen Kopfschmerzen bleiben würde.

„Ich hoffe nicht.“
 

Ruffy zog sich den Hut vom Kopf und hielt ihm Shanks mit treuherzigem Blick entgegen.

Im Normalfall hätte Shanks ihn allein schon deswegen aufgezogen, weil er ihn überhaupt aufgesetzt hatte- irgendwas von wegen Möchtegern-Captain vermutlich.

Aber nicht jetzt.
 

Nicht, wenn ihn sein Kopf gerade umbrachte und schon gar nicht, wenn der Bengel so vertrauensselig guckte.
 

„Spielen wir was?“
 

Shanks ließ einen raschen Blick übers Deck schweifen. Vereinzelt lagen Piraten herum, kreuz und quer verstreut, vermutlich genau dort, wo sie im Vollrausch umgekippt waren. Unter der Treppe ragten ein Paar Stiefel hervor und von der Takelage baumelte kopfüber und laut schnarchend einer der Schiffsjungen.

Nicht übel.
 

„Weißt du was, Kleiner?“, er setzte sich den Hut auf den Kopf, „Wir machen uns jetzt erst mal auf die Suche nach dem Rest.“
 

Mit diesen Worten überquerte er das Deck und stolperte dabei fast über einen Berg aus Kleidungsstücken und Schuhen, der normalerweise nichts hinter dem Mast zu suchen hatte. Als er die drei äußerst spärlich bekleideten Männer sah, die keine zwei Meter weiter den Schlaf des Gerechten schliefen, ließ er den Blick rasch an seinem eigenen Aufzug nach unten schweifen.
 

Sekunden später stellte er beruhigt fest, dass seine Klamotten noch vollständig anwesend waren. Gut.

Auf jeden Fall besser so.
 

Ruffy beeilte sich, mit ihm Schritt zu halten. Jetzt war endlich Abwechslung in Sicht.

„Shanks?“
 

Er stieg elegant über ein Mannschaftsmitglied hinweg, das im Schlaf einen leeren Bierkrug umklammerte und gleichzeitig den Weg blockierte.

„Was?“
 

„Kann ich Huckepack?“

„Nein.“

„Aber-“

„Nein.“
 

~?~?~?~?~?~?~
 

Als sie die ersten Häuser passierten, saß Ruffy bereits auf seinen Schultern.
 

Sie brauchten bloß der Spur aus zerbrochenem Glas, niedergetrampelten Gras, Kleidungsstücken und liegenden Menschen zu folgen.

Anscheinend war es doch noch früher am Morgen, als Shanks ursprünglich angenommen hatte.
 

Hin und wieder, wenn sie an einem Piraten vorbeikamen, der nicht schnarchte wie ein ganzes Sägewerk, bückte er sich, um sich davon zu überzeugen, dass der Betreffende noch atmete.

Hey, immerhin war er der Captain – er hatte die Verantwortung!
 

Auf die Art und Weise stolperten sie schließlich auch über Yasopp, der direkt vor Makinos Türe lag und sich – genau wie Ruffy gesagt hatte – ums Verrecken nicht aufwecken ließ.
 

„Du könntest ihn treten“, schlug der Junge nachdenklich vor und beäugte den Schlafenden aus luftiger Höhe, „Vielleicht hilft das ja was?“
 

Shanks musste wieder Willen grinsen. „Schon versucht?“

„Yep… aber vielleicht hast du ja mehr Kraft als ich.“
 

Shanks griff nach oben, erwischte den Junge am Kragen und setzte ihn vorsichtig aufs nächstbeste Fensterbrett.

Dann sah er sich suchend um.

Im gegenüberliegenden Vorgarten stand ein Blecheimer.
 

„Ich glaube, ich hab ’ne bessere Idee.“

Er hob den Eimer hoch, rümpfte kurz die Nase und entleerte den Inhalt (von dem er nicht wirklich wissen wollte, worum es sich handelte) über den Rosenbüschen.
 

Zwar war die Tür zur Bar verschlossen, aber eines der Fenster war eingeschlagen.
 

Er bückte sich, schwang ein Bein über die Fensterbank und kletterte hinein. Als er am Waschbecken stand, ertönte hinter ihm plötzlich ein Klirren, dann folgte dumpfes Geräusch und keine zwei Sekunden später stand Ruffy erwartungsvoll neben ihm.
 

Zwei Finger der rechten Hand hatte er in den Mund gesteckt.

Shanks knurrte leise. „Was machst du denn!“
 

„Waasch maasch guu geenn?“, gab Ruffy eingeschnappt zurück und sah zu, wie Shanks ihm die blutenden Finger aus dem Mund zog, um sie unter die Lupe zu nehmen,

„Erst pennst du ewig und dann lässt du mich draußen stehen!“
 

„Ich hab dich nicht-“, gab Shanks zurück, dann bemerkte er den Glassplitter, der tief im Zeigefinger steckte, „Da, bitte! Das hast du jetzt davon!“

Er setzte den Jungen energisch auf den Tresen und öffnete diverse Schubladen.
 

„Tut doch gar nicht weh!“, protestierte Ruffy trotzig.
 

„Klar“, gab Shanks finster zurück und griff in Ermangelung einer Pinzette nach der Grillzange, „Wehe, wenn du das Teil verschluckt hättest!“
 

„Hätte ich nicht.“

„Glaubst du, Kleiner. So was in der Luftröhre stecken zu haben, ist alles andere als witzig. So, und jetzt halt still…“
 

~?~?~?~?~?~?~
 

Zu behaupten, dass Yasopp aufsprang und schrie wie ein Mädchen, wäre vielleicht etwas übertrieben.

Tatsache war jedenfalls, dass er aufsprang und schrie – und das ziemlich laut.
 

Dann hielt er inne, starrte perplex auf seinen breit grinsenden Captain, der einen Eimer in der Hand hielt und einen noch breiter grinsenden, schwarzhaarigen Zwerg und ließ einen Haufen Flüche vom Stapel, der sich gewaschen hatte.
 

Auf das darauffolgende Gelächter fluchte er gleich noch eine Runde.
 

„Seid ihr irre geworden?! Und ich hatte grade so ’nen schönen Traum…“

„Glaub ich dir aufs Wort“, bemerkte Shanks trocken, „Wird wohl das einzige gewesen sein, das du auf diesem Gebiet in letzter Zeit überhaupt hattest.“
 

Yasopp funkelte wütend ihn an. „Woher willst ausgerechnet du das wissen, hah?“
 

Ruffy stemmte die Arme in die Seiten.

„Er ist der Captain!“, verkündete er selbstsicher, „Er weiß alles.“

Yasopp rollte mit den Augen. „Ah ja.“
 

„Hey!“, schaltete sich Shanks ein, „Sag ja nichts gegen meinen größten Fan!“

„Größter Fan und zukünftiges Mannschaftsmitglied“, verbesserte Ruffy und starrte erwartungsvoll zwischen den beiden Männern hin und her, „Oder, Shanks?“
 

Im Normalfall wäre seine Reaktion jetzt vermutlich eher belustigt gewesen, aber abermals brachte Shanks es nicht fertig, so zu reagieren wie sonst.
 

„Wir werden sehen…“, brummte er vor sich hin, bevor er sich suchend umsah.

Jemand fehlte. „Sag mal, wo steckt eigentlich Ben?“
 

Hochgezogene Augebrauen. „Das fragst du mich? Ich hab bis vor einer Minute noch gepennt.“
 

„Ben ist vorhin mit ’nem anderen Mann mitgegangen.“
 

Zwei Paar Augen starrten Ruffy mit einer Mischung aus Überraschung und Argwohn an.

„Was?“
 

Es kam durchaus vor, dass Mannschaftsmitglieder mit jemandem nach Hause gingen.

Klar, beim ewig-auf-dem-Meer-rumfahren bekam man nicht unbedingt viel Frischfleisch zu Gesicht und falls man dann tatsächlich mal in einer Bar oder einem Dorf jemanden kennenlernte… wo sollte man auch sonst hin?

Das Schiff war für derartige Stelldicheins denkbar ungeeignet – eine Erfahrung, die über kurz oder lang keinem anständigen Seemann erspart blieb.
 

Die Sache war nur… es war Ben.

Von dem war man solche Aktionen nicht gewohnt.

Ben war immer da, Ben hatte immer alles im Griff und Ben wusste immer was er tat.

Himmel, Ben war sogar dann noch ruhig und beherrscht, wenn er besoffen war!
 

Ben verschwand nicht einfach so mit dem nächstbesten mehr oder weniger Wildfremden, um dann drei Stunden später oder am nächsten Tag mit breitem Grinsen wieder aufzutauchen.

Ben machte so was einfach nicht.
 

Außerdem…

„Halt!“, Yasopp ging vor dem Jungen in die Hocke, „Wiederhol das noch mal.“
 

„Ben ist vorhin mit ’nem anderen Mann mitgegangen. In ein Haus hinein.“
 

Shanks kniete sich ebenfalls auf den Boden. „Mit einem Mann?“

Es war schwer zu sagen, ob er alarmiert, entsetzt oder begeistert klang.
 

Ruffy nickte eifrig. „Yep.“

„In ein Haus?“

„Yep.“

„Grade vorhin?“

„Yep.“

„Und du bist dir ganz sicher?“

„Ich schwör’s bei meinem Leben!“
 

Shanks und Yasopp tauschten einen langen Blick.
 

„Sag mal, Kleiner… du kannst uns nicht zufällig zeigen, wo sich dieses Haus befindet, oder?“
 

~?~?~?~?~?~?~
 

„Die ist sicher abgeschloss-“
 

Shanks drückte die Klinke hinunter und die Tür sprang mit leisem Klicken auf.

„Wie war das?“
 

Yasopp stimmte in das triumphierende Grinsen seines Captains mit ein.

„Ich hab nichts gesagt.“
 

Sie betraten einen langen, schmalen Flur.

Mehrere Türen zweigten links und rechts davon ab, am anderen Ende war eine Treppe zu erkennen.

Shanks machte ein paar Schritte und blieb dann stehen.

„Wohin?“
 

„Geradeaus würde ich mal sagen“, antwortet Yasopp mit gedämpfter Stimme.
 

Sie huschten den Gang entlang.

„Shanks?“, flüsterte Ruffy und gab sich Mühe, beim Gehen kein Geräusch zu verursachen, „Weißt du, wer hier wohnt?“
 

„Nein.“

„Weiß Ben, wer hier wohnt?“

„Na, hoffentlich.“

„Dürfen wir überhaupt hier sein?“

„Eigentlich nicht.“

Die Augen des Jungen begannen zu strahlen.

„Cool…“
 

Sie erreichten die Treppe.
 

„Okay…“, murmelte Yasopp und ging vorsichtig voraus, „Macht jetzt bloß keinen Krach…“

„Komm her, Ruffy“, Shanks hob den Jungen hoch, „Lass mich das mal machen.“
 

Er setzte einen Fuß auf die erste Stufe, dann auf die nächste. Yasopp war bereits völlig geräuschlos am Treppenabsatz angekommen.
 

„Warum?“, flüsterte Ruffy enttäuscht, „Ich weiß, dass wir leise sein müssen. Ich mach keinen Lärm, bestimmt nicht!“
 

„Glaub ich dir ja“, Shanks versuchte, auf Zehenspitzen zu gehen und lies es dem Gleichgewicht zuliebe gleich wieder bleiben, „Aber Treppenstufen sind ’ne verdammt brenzlige Angelegenheit und da ist es sicherer, wenn ich-“
 

Die nächste Stufe knarrte laut und vernehmlich.
 

„Argh…“, Yasopp fuchtelte absolut geräuschlos, dafür aber umso eindrucksvoller mit den Händen herum, „Was machst du denn?!“

„Scheiße“, Shanks erklomm die letzten paar Stufen, „Gottverdammte Dinger…“
 

Sie standen mucksmäuschenstill und lauschten.
 

Als sich nach zwei Minuten immer noch nichts gerührt hatte, nahmen sie die zweite Hälfte der Treppe in Angriff. Ruffy wartete mit angehaltenem Atem und siegessicherem Grinsen auf Shanks nächsten Fehltritt.
 

Er fand die ganze Sache furchtbar aufregend.
 

Leider wurde er enttäuscht und ein paar Augenblicke später stellte ihn Shanks am oberen Ende der Treppe auf dem Boden ab, ohne vorher noch einmal geknarrt zu haben.
 

Hier gab es nur eine einzige Tür. Sie schlichen vorsichtig näher.

Ruffy gab sich größte Mühe, genauso lautlos dahinzuhuschen wie Shanks, der sich trotz der Strandschlappen, die er ständig trug, erstaunlich elegant bewegen konnte.

Bisher war ihm das noch gar nicht richtig aufgefallen.
 

Okay, gut… wann hatte er bisher schließlich auch Gelegenheit dazu gehabt, Shanks beim Einbrechen in ein wildfremdes Haus zu beobachten, um Ben nachzuspionieren?
 

„Ist nur angelehnt“, wisperte Yasopp, „Soll ich…?“

„Klar“, flüsterte Shanks zurück, „Mach schon!“
 

Mit zusammengebissenen Zähnen drückte Yasopp die Tür ein Stückchen weiter auf und schob vorsichtig den Kopf ins Zimmer.

„Ich glaub, da ist niemand drin…“, hauchte er nach etlichen Sekunden.
 

„Lass mal sehen.“

Shanks bückte sich und spähte unter Yasopps Kopf durch ins Zimmer.

Ruffy, der sich das nicht entgehen lassen wollte, ging in die Knie, krabbelte auf allen Vieren zur Tür und fand seinen Platz unterhalb von Shanks’ Kinn.
 

Sie spähten zu dritt durch den Türspalt.
 

„Ich seh auch niemand“, sagte Ruffy schließlich leise, „Darf ich rein?“

„Ja“, antwortete Shanks, „Aber leise, leise…“
 

Yasopp gab der Tür einen leichten Stoß und sie schwang gerade weit genug auf, um problemlos ins Zimmer gelangen zu können.
 

Der Raum war groß und hell, dafür aber äußerst spärlich möbliert.

An der gegenüberliegenden Wand stand ein großer Schrank aus dunklem Holz und in der Mitte des Zimmers ein gewaltiges Bett, das locker Platz für fünf Personen geboten hätte.

Die Kissen lagen kreuz und quer, die Laken waren zuwühlt und die Decke war unachtsam auf dem Boden gelandet.
 

Yasopp pfiff lange durch die Lippen. „Mein lieber Herr Gesangsverein…“
 

Sie traten näher. Shanks begutachtet das Bett mit durchdringendem Blick, während Ruffy ihn mit schiefgelegtem Kopf dabei beobachtete.

„Shanks?“

„Hm?“

„Ist das…“, er deutete auf das Gewühl aus Bettlaken, „Ich meine… was bedeutet das?“
 

Der vielsagende Blick, den Yasopp und sein großes Vorbild daraufhin austauschten, entging ihm keineswegs.
 

„Also…“, Shanks schob sich den Hut in den Nacken, „Du erinnerst dich doch sicher noch an neulich in Makinos Speisekammer, oder?“

„Klar doch.“

„Weißt du das mit der Suppe noch?“

„Mhm…“
 

„Tja“, Yasopp hob mit spitzen Fingern eines der Kissen hoch, „Ich wage mal ’ne Diagnose und behaupte, genau so was ist hier passiert.“

„WAS?!“
 

Die beiden Männer zuckten erschrocken zusammen.

„Shhht!“
 

Ruffy achtete nicht darauf. „Soll das heißen, Ben wird schwanger?“

„Ruffy“, zischte Shanks, „Das haben wir dir doch erklärt! Männer können nicht schwanger werden…!“

„A-ach so…“, der Junge grinste erleichtert, „Stimmt ja. Aber sie können trotzdem… na ja… was man da eben so macht, oder?“
 

„Worauf du dich verlassen kannst“, Yasopp hielt das Kissen von sich weg, als wäre es giftig und betrachtete es eingehend, „Shanks… da sind Flecken.“

Shanks deutet auf die Matratze. „Da auch.“

Ruffy sah aufgeregt von einem zum anderen. „Ist das ein Beweis?“
 

Shanks’ Tonfall war unergründlich. „Yep.“
 

„Hm“, Yasopp ließ das Kissen zurück aufs Bett fallen, „Ich schätze mal-“

Er erstarrte.
 

Auf der Treppe waren Schritte zu hören.
 

„Scheiße“, knurrte Shanks und sah sich hastig um, während Yasopp um die eigene Achse rotierte. „Unters Bett?“
 

„Bist du bescheuert?“
 

Die Schritte kamen näher.

Ruffy zeigte mit großen, erschrockenen Augen auf den Kasten.

„Was ist damit?“
 

Sie hielten alle beide inne.

„Ich liebe dieses Kind“, murmelte Yasopp, bevor er Richtung Schrank hastete.
 

Die Schritte waren mittlerweile bedrohlich nahe gekommen.

Shanks packte Ruffy am Kragen und folgte seinem Unteroffizier.
 

Kaum hatten sie die Schranktür bis auf einen winzigen Spalt hinter sich zugezogen, als die Tür zum Zimmer auch schon schwungvoll aufgerissen wurde.
 

Irgendjemand polterte herein, dann quietschten Bettfedern.
 

Ruffy zog Shanks am Ärmel. „Es stinkt…“

„Quatsch…“, flüsterte Shanks zurück, „Es mieft bloß ein bisschen.“

„Aber-“
 

„Hey“, wisperte Yasopp und versuchte, durch den winzigen Spalt zu spähen, den die Schranktür freiließ, „Ist das Ben?“
 

Bis auf das dumpfe Geräusch von Bewegungen und dem Quietschen des Matratzengestells war es vollkommen still.
 

„Is’ ja nicht möglich…“, hauchte Shanks begeistert, „Bist du sicher?“

„Keine Ahnung, von hier aus sieht man nichts…“

„Lass mich mal…“
 

Es entbrannte ein genauso lautloser wie erbitterter Kampf um den Platz am Schranktürspalt.
 

„Mist“, fauchte Shanks schließlich aufgebracht, „Da sieht man ja wirklich nichts…!“

„Sag ich doch“, gab Yasopp zurück, „Aber ich könnte schwören, dass das eben wie Ben geklungen hat, hör doch mal…“
 

Etwas ruckelte.
 

„Soll ich kurz rausgehen und nachsehen?“, bot Ruffy eifrig an.

„Untersteh dich!“, kam es zweistimmig zurück.

„Aber wenn-“
 

Ein langgezogenes Stöhnen schallte durchs Zimmer.

Irgendjemand kicherte.

Selbst im Dunkeln konnte Ruffy sehen, wie Shanks’ Augen groß wurden.
 

Er und Yasopp starrten sich zu Tode erschrocken an.
 

„Sag mir jetzt bitte nicht, dass die beiden da-“

„Heilige Scheiße!“, fluchte Shanks, riss sich den Hut vom Kopf – eine beachtliche Leistung, wenn man bedachte, wie eng um ihn herum war – und fuhr sich durch die Haare, „Scheiße, scheiße, scheiße!“
 

„Was?“ Ruffy verstand die aufkeimende Panik nicht. „Shanks, was denn?“
 

Er wurde ignoriert.

„Verdammt“, stimmte Yasopp leise in die Schimpftirade seines Captains mit ein,

„Das darf ja wohl nicht wahr sein! Gottverdammt und zugenäht noch mal, die werden doch nicht-“
 

„Werden was?“, Ruffy zupfte Shanks wieder am Ärmel, „Was werden sie nicht?“
 

Shanks schien die Gegenwart des Jungen wieder einzufallen. Er schüttelte ihn hastig ab und wandte sich an Yasopp.

„Verflucht! Der Kleine! Was machen wir mit dem Kleinen?“

„Was ist mit mir?“, Ruffy bekam es langsam mit der Angst zu tun, „Hab ich was gemacht? Shanks, was ist mit-“
 

Das nächste Stöhnen schallte durch den Raum, gefolgt von genießerischem Brummen und noch mehr Gequietsche von Seiten des Bettgestells.
 

„Der darf das nicht hören!“, bestätigte Yasopp hektisch, „Meine Fresse, das wäre wirklich unverantwortlich!“

„Was?“, der Junge war den Tränen nahe, „Was ist denn? Wieso-“
 

Jetzt erst schien Shanks auf den weinerliche Tonfall aufmerksam zu werden.

Die aufkeimende Hektik war augenblicklich aus seinem Gesicht verschwunden.
 

„Gar nichts“, flüsterte er beruhigend, „Gar nichts, Kleiner. Ist da hinter dir noch Platz?“
 

Ruffy tastet vorsichtig mit der Hand. „Ein bisschen“, wisperte er und zog so leise wie möglich die Nase hoch.

Er würde doch jetzt nicht zu heulen anfangen!

Immerhin war er Pirat!
 

„Okay“, Shanks schob sich die Schrankwand entlang, „Lass mich hinsetzen, los, geh mal ein Stück zur Seite…“

„Was machst du denn?“, zischte Yasopp aufgebracht.
 

„Das einzig Vernünftige“, fauchte Shanks zurück, „Wir können den Zwerg das doch nicht mit anhören lassen.“

„Seh ich ja ein“, war die Antwort, „Aber was-“
 

Es gab ein leises Geräusch, als Shanks sich so langsam wie möglich mit angezogenen Beinen auf den Schrankboden sinken ließ.

Die Geräusche, die vom Bett her herüber klangen, hatten inzwischen recht eindeutigen Charakter angenommen.
 

Ruffy spürte zwei kräftige Arme, die sich um seine Hüfte schlangen und keine Sekunde später saß er bei Shanks auf dem Schoß.

„So“, murmelte der Captain in sein Ohr, „Hast du’s einigermaßen bequem?“

Er spürte das Nicken des Jungen an seinem Brustkorb.
 

Es war wirklich verdammt eng.
 

„Gut“, erklärte er flüsternd, „Ich werde dir jetzt die Ohren zuhalten, klar? Nur für ’ne Weile.“

Ruffy zog wieder die Nase hoch. „Is’ gut.“
 

„Keine Panik“, Shanks schob vorsichtig die Hände erst über den schwarzen Haarschopf, dann hinunter zu Ruffys Ohren, „Wird nicht lange dauern. Ich bin mir ziemlich sicher, dass die bald fertig sein werden.“

„Ich mir auch“, Yasopp presste schaudernd ein Ohr an die Schranktür, „Meine Fresse, die gehen ja richtig zur Sache…“
 

~?~?~?~?~?~?~
 

Einfach zweigeteilt, weil es sonst zu lang geworden wäre. ^^°

Anregungen, Kritik und Kekse dürfen hinterlassen werden!

~?~?~?~?~?~?~
 

Es war dunkel, warm und weich.

Ruffy rollte sich so gut es ging zu einer Kugel zusammen.

Wenn man nichts hörte, konnte man die ganze Sache durchaus angenehm finden.
 

Im Dunkeln schmunzelte Shanks sekundenlang vor sich hin.
 

Die Minuten tickten dahin.

„Bah“, ließ sich Yasopp vernehmen, „Da wird einem ja schlecht…“
 

Schweigen.
 

„Captain? Erbitte Erlaubnis, mich übergeben zu dürfen.“
 

Immer noch keine Antwort. Yasopp holte aus und ließ seine flache Hand auf gut Glück nach hinten schwingen. Es gab ein dumpf klatschendes Geräusch.

„Autsch!“
 

„Na Gott sei Dank, du lebst noch…“

„Hm.“

„Captain?“
 

Stille.
 

„Shanks!“
 

„Shhht, jetzt halt doch mal die Klappe! Ich glaub, er ist eingeschlafen…“
 

Yasopp drehte den Kopf, um einen Blick auf das am Boden zusammengekauerte Bündel zu erhaschen, aber es war zu dunkel.

„Was? Der Kleine?“
 

Shanks verdrehte die Augen. „Nein, meine Großmutter. Natürlich der Kleine! Wer denn sonst?“
 

Gutes Argument. Im Zimmer herrschte immer noch reges Treiben.

Auf diesem Bett schlief niemand, das stand jedenfalls zweifelsfrei fest.
 

„Hm“, flüsterte Yasopp eine Weile später, „Sag mal… dir ist schon klar, wie absurd das ist, oder?“

„Wie absurd was ist?“

„Wir sitzen in ’nem gottverdammten Kleiderschrank, im Schlafzimmer von ’nem Haus, in das wir schlichtweg eingebrochen sind und belauschen wildfremde Typen dabei, wie sie’s miteinander treiben…“
 

Ruffy kuschelte sich noch ein Stückchen enger zusammen und gab ein zufriedenes Geräusch von sich – Shanks hatte nur mit halbem Ohr zugehört.

„Und?“
 

„Na ja, was ich damit sagen will… ist nicht unbedingt die beste Situation, dir über deine väterlichen Gefühle für den Zwerg da klar zu werden, oder? Ich meine, verdammt – das Theater hier ist doch nichts für’n Kind …!“
 

„Erzähl mir was, das ich noch nicht weiß“, knurrte Shanks zurück, „Wie ist das von wegen väterliche Gefühle, hä? Ich kann mich dunkel dran erinnern, dass du auch mal so was wie ’nen Sohn hattest! Und? Wo steckt der gerade?“
 

Yasopp schwieg.
 

„Eben.“
 

„Ich wollte damit bloß sagen… ich bezweifle, dass du dich zum Vater eignest.“
 

„Was du nicht sagst“, Shanks rollte mit den Augen, „Der Kleine hat schon ’nen Vater, du Vollidiot. Er hat ’nen Vater, ’ne Familie und n’Zuhause. Den Teufel werd ich tun und ihn da wegholen!“
 

„Aber du denkst doch drüber nach“, gab Yasopp zurück, „Oder? Ich kenn dich – du denkst drüber nach, den Kleinen mitzunehmen.“
 

„Blödsinn.“
 

Yasopp seufzte.

„Ehrlich, Captain… mach mir nichts vor. Du hast es dir zumindest einmal überlegt, da verwette ich mein Leben drauf.“
 

Sekundenlang war es still.
 

„Ja“, sagte Shanks schließlich und einen Moment lang war sich Yasopp nicht sicher, ob seine Stimme bloß wegen der herumhängenden Kleidungsstücke so dumpf klang,

„Na und? Was soll’s. Der Kleine bleibt hier, genau da, wo er hingehört. Also… ich meine, nicht direkt hier, weil kein normaler Mensch genau hierher gehört, aber… du kriegst das Bild.“
 

„Yep“, Yasopp nickte langsam, „Also… nichts für ungut, ja? Vorhin, als er dich wieder mal gefragt hat, ob er mitkann, dachte ich nämlich ’nen Moment lang, du würdest Mist bauen.“
 

„Tse… jetzt zeig endlich mal n’bisschen Respekt und halt die Klappe, klar? Ich bin immer noch Captain! Ich bau keinen Mist.“
 

Yasopp musste grinsen.

Es gab wahrscheinlich bloß einen einzigen Mensche auf diesem Planente, der auf den Gedanken gekommen wäre, in einer Situation wie der ihren auf Respekt zu pochen – und ausgerechnet bei diesem Menschen war er Unteroffizier geworden.
 

~?~?~?~?~?~?~
 

„Argh“, Yasopp lehnte die Stirn gegen die Schrankwand und widerstand dem Drang, mit dem Kopf dagegen zu schlagen, „Ich werd hier drin noch irre!“
 

Shanks, den schlafenden Ruffy im Arm, pochte mit dem Hinterkopf in regelmäßigen Abständen gegen die Rückwand. Dock.
 

„Ernsthaft.“

„Hm.“

„Gleich muss ich kotzen.“

„Hm.“

„Pennt der Kleine noch?“

„Hm.“
 

Die Minuten krochen dahin. Es wurde immer wärmer.

Shanks hatte keine Ahnung, wie spät es war, aber die zunehmende Hitze und sein knurrender Magen sagten ihm, dass wahrscheinlich bald Mittag sein würde.
 

Er setzte seine – zugegebenermaßen nicht besonders sinnvolle – Tätigkeit, mit dem Hinterkopf gegen die Schrankwand zu hämmern, fort.
 

Dock, dock, dock… dock…
 

„Captain.“

Dock. „Hm.“

„Shanks.“

Dock. „Hm?“

„Würdest du das bitte lassen?“

Dock. „Klar doch.“
 

Stille.

Dock…
 

„Shanks!“

Desinteressiertes Schulterzucken. „Ja, ja…“
 

Yasopp bis die Zähen zusammen.

Er mochte diesen Mann, ganz ehrlich.

Wenn man’s genau nahm, hätte er sogar alles für ihn getan.

Wäre für ihn gestorben und so weiter. Mit ziemlich großer Wahrscheinlichkeit auch für ihn durch die Hölle gegangen.
 

Aber bei aller Sympathie, wenn Shanks noch ein einziges Mal-
 

Dock.
 

Später war Shanks beinahe felsenfest davon überzeugt, dass das zerreißende Geräusch von Yasopps Nerven richtiggehend zu hören gewesen war.
 

Beinahe felsenfest deshalb, weil der zerfetzende Klang auch vom Stoff des himmelblauen Seidenhemd hätte herrühren können, dass sein Unteroffizier beim Aufreißend der Schranktür versehentlich zwischen die Finger bekam und das dem gewaltsamen Ruck, der die Holztür gegen die daneben befindliche Wand krachen ließ, nicht standhielt.
 

„VERDAMMT NOCH MAL, ICH HAB DICH DRUM GEBETEN DAS ZU LASSEN!“, Yasopp trat die zweite Hälfte der Schranktür aus dem Weg, „ICH WAR HÖFLICH! ICH HAB BITTE GESAGT!!“
 

Er hielt inne.
 

Eine Schranktür hing schief in den halb herausgesprungenen Angeln, die andere schaukelte bedenklich hin und her. Die Wand hatte einen Riss bekommen.

Ruffy, der schlagartig wach geworden war, blinzelte halb erstaunt, halb erschrocken in das plötzlich hereinflutende Licht.
 

Und im Bett in der Mitte des Raums starrte sie ein junger, unrasierter Mann mit blonden Haaren entgeistert an, während seine brünette Freundin hektisch versuchte, die Bettdecke über sich zu ziehen.
 

Er streckte die Hand nach Yasopp aus, der mit nicht allzu intelligentem Blick unbeholfen dort stand, wo er zum Stehen gekommen war, deutete mit dem Zeigefinger auf ihn und klappte den Mund auf.

Worte kamen keine.
 

Shanks hob den Jungen von seinem Schoß und fand endlich Gelegenheit dazu, die Beine auszustrecken.

„Bitte“, wiederholte er nachdenklich und dann, nach ein paar Augenblicken sinnierender Stille, „Stimmt. Lässt sich nicht abstreiten, dass du das gesagt hast.“
 

Immerhin war jetzt sowieso nichts mehr zu retten.
 

Das schien auch Yasopp einzusehen, denn anstatt auch nur den letzten unglaubwürdigen Erklärungsversuch zu starten, zuckte er bloß mit den Schultern und starrte finster vor sich hin. „Idiot.“
 

Ruffy schien die allgemeine Stimmung, die man bestenfalls als „gespannt“ hätte bezeichnen können, nicht wirklich zu bemerken, denn er winkte freundlich in die Runde.

„Hi!“
 

Das Mädchen auf dem Bett schien mit der Entscheidung zu kämpfen, ob sie loslachen oder loskreischen sollte.

Shanks drückte insgeheim die Daumen für die erste Variante – sie war ziemlich hübsch und außerdem mochte er Frauen mit Humor – und Ruffy sah sich suchend um.
 

„Und wo steckt jetzt Ben?“
 

„Tjaaa“, Yasopp hob die Arme und ließ sie missmutig wieder nach unten fallen, während der Mann auf dem Bett immer noch stumm mit dem Zeigefinger in seine Richtung fuchtelte, „Ganz. Offensichtlich. Nicht. Hier.“
 

Im nächsten Moment flog die Tür zum Zimmer auf, Ruffy gab einen erfreuten Laut von sich und im Türrahmen stand Ben Beckman – ein Buch in der Hand, im Schlepptau einen blassen blonden Bengel mit untertassengroßen Augen, der über seine Schulter spähte und ganz offensichtlich – es ließ sich nicht anders sagen – stocksauer.
 

Er brauchte eine Sekunde, bis er die Lage in ihrer Gesamtheit erfasst hatte. Vielleicht auch zwei.

So genau wollte sich Shanks da nicht festlegen.

Mit ziemlicher Sicherheit realisierte und analysierte Ben die Situation in der Hälfte der Zeit, die irgendein normaler Mensch dafür gebraucht hätte.
 

„Also gut“, sagte er schließlich und wer ihn nicht kannte, hätte die beherrschte, ruhig klingende Stimme für ein gutes Zeichen halten können, „Was zum Teufel ist hier los?!“
 

~?~?~?~?~?~?~
 

„Archiv?“, Yasopp runzelte die Stirn, „Hier gibt’s so was wie’n Archiv?“
 

„Offensichtlich“, gab Ben eisig zurück. Er warf Shanks, der auf der Tischplatte saß und seelenruhig seinen Hut durch die Luft wirbelte, einen raschen Blick zu.

Ruffy saß neben ihm und ließ die Beine baumeln.
 

Sie schienen alle beide weder besonders beeindruckt, noch besonders schockiert zu sein.
 

Ben redete sich ein, dass ihm das seelenruhige Gehabe überhaupt nichts ausmachte.

„Also“, sagte er, um beim Thema zu bleiben, „Das hier ist das örtliche Archiv, klar?“
 

„Geschichte?“, Shanks verzog das Gesicht und schlug die Beine übereinander, „Historische Details und so weiter? Der ganze langweilige Mist?“
 

Ben seufzte leise. Warum versuchte er es eigentlich immer wieder…?

„Ja“, sagte er, „So was in der Art.“
 

Ruffy schnitt eine Grimasse. „Langweilig.“
 

„Schlaues Kind“, Yasopp grinste vor sich hin, „Also Geschichte, huh? Und was zum Teufel machst du dann hier?“
 

„Ich interessiere mich für Geschichte“, knurrte Ben für seine Verhältnisse erstaunlich gereizt zurück.

Shanks runzelte die Stirn. „Seit wann?“
 

Ben hatte gerade zu einer Antwort angesetzt, als er das amüsierte Funkeln in den Augen ihres Captains bemerkte. Er widerstand dem Drang, sich genervt die Nasenwurzel zu reiben.

Ganz klar, er war auf einem Schiff voller Kleinkinder gelandet. Einem Schiff voller Kleinkinder, die von einem Verrückten angeführt wurden.
 

Besagter Verrückte grinste mittlerweile richtig.
 

„Na dann“, sagte er, „Sieht so aus, als hätte es da ein Missverständnis gegeben.“

Er warf dem blassblonden Jungen, der sich eingeschüchtert in der Ecke herumdrückte, einen aufmunternden Blick zu.

„Tut uns ganz schrecklich leid.“
 

Der Junge schrumpfte in sich zusammen und einen Moment lang war Ben sprachlos.

Missverständnis…?!
 

Es gab wahrscheinlich bloß einen einzigen Mensche auf diesem Planeten, der auf den Gedanken gekommen wäre, eine Situation, in der er in einem Schlafzimmerschrank erwischt worden war, während es in besagtem Schlafzimmer richtig zur Sache ging und noch dazu einen Minderjährigen mitgeschleift hatte, als „Missverständnis“ zu bezeichnen – und, was noch schlimmer war, wahrscheinlich auch noch mit diesem Blödsinn durchgekommen wäre.
 

Und ausgerechnet bei diesem Menschen war er Vize geworden.
 

„Ben?“, der Kleine blickte vertrauensvoll zu ihm hoch, „Kann ich was zu trinken kriegen? Da drin war’s heiß und-“

„Klar“, sagte er und wandte sich an den blonden Jungen, „Wärst du so nett…?“
 

Sie verschwanden – der Junge immer noch deutlich eingeschüchtert, während Ruffy auf einem Bein hinter ihm herhüpfte.
 

„Missverständnis?“, knurrte er aufgebrachte, kaum dass die Tür hinter ihnen zugeschlagen war, „Missverständnis?!“
 

Yasopp zuckte nur mit den Schultern und lehnte sich zurück. Ab hier ging ihn das alles nichts mehr an.
 

„Na ja“, Shanks überhörte den ärgerlichen Tonfall geflissentlich, „Wie soll man das auch sonst bezeichnen?“
 

Ben knurrte erneut. Ihm wären eine Menge Bezeichnungen eingefallen.

Einbruch. Hausfriedensbruch. Unmoralisches Verhalten. Stalking.
 

Er war nicht dumm. Ihm war klar, dass Shanks nicht hier gewesen war, weil er die beiden Teenager hatte bespannen wollen.

Dass es sich bei dem Abstecher in den Kleiderschrank um eine „nicht geplante Reaktion auf unvorhergesehen Umstände“ gehandelt hatte, bezweifelte er auch gar nicht.
 

Aber er wusste verdammt genau, hinter wem man ursprünglich hergewesen war.
 

Das Dumme war nur, dass alles Abstreiten seinerseits, alle Diskussionen, alle logischen und vernünftigen Argumente, für die normale Menschen ohne weiters zugänglich gewesen wären, in diesem Fall nichts nutzen würden.
 

~?~?~?~?~?~?~
 

„Ähm…“, der blassblonde Junge lächelte unsicher, „…wiedersehen?“

„Auf Widersehen“, Shanks deutete eine Verbeugung an, „Kommt schon, Leute, wir sind hier nicht mehr erwünscht.“
 

„Kannst du laut sagen“, murmelte Ben gereizt vor sich hin.
 

„Und keine Panik“, Yasopp winkte vergnügt, „Wir finden schon alleine raus.“
 

„Will ich euch auch geraten haben“, murmelte Ben.
 

Auf dem Gang zupfte Ruffy Shanks am Ärmel.

„Ist Ben sauer?“
 

„Ne, ne“, kam es zurück, „Der fängt sich schon wieder.“
 

Der Junge schien zufrieden. „Gut.“
 

Sie hatten die Haustür fast erreicht, als Ruffy erneut innehielt. Er schien über etwas nachzudenken.

„Was ist denn, Kleiner?“
 

„Kann ich… Shanks, kann ich euch schnell noch was zeigen?“
 

Shanks und Yasopp tauschten einen überraschten Blick.

„Klar.“ „Immer doch.“
 

Ruffy huschte hinüber zu der anderen Tür, sah sich vorsichtig um und schlüpfte hinein.

Shanks folgte ihm raubtierartig.

Sie standen in einer schmalen Küche. „Und?“
 

„Jetzt warte doch mal“, gab Ruffy ungeduldig zurück und zeigte dann auf eine weitere Tür, die nur angelehnt war, „Guck. Da drinnen.“
 

Yasopp runzelte die Stirn, tauschte den nächsten Blick mit Shanks und ging hinüber.

Die Tür schwang unter seinem Stoß geräuschlos auf.

Sie steckten neugierig die Köpfe ins Zimmer.
 

„Heilige…!“
 

Regale reihten sich an Regale. Das nicht allzu große Zimmer schien beinahe überzugehen vor lauter Büchern. Aber um das ging es nicht – die eigentliche Sensation war eine ganz andere.
 

An einer Wand stand ein abgenutztes gelbes Sofa, dessen Zustand sich bestenfalls als „ramponiert“ beschreiben ließ. Yasopp pfiff leise durch die Zähne.
 

Shanks näherte sich prüfend. „Ach du meine…“, seine Stimme klang gefährlich begeistert, „Das darf doch nicht…“

Er betrachtete die fleckige Polsterung eingehend.
 

Ruffy stand im Türrahmen und strahlte. „Hab ich das gut gemacht?“
 

Die beiden Männer drehten sich mit Gesichtern zu ihm um, als ob ihnen soeben der Weihnachtsmann erschienen wäre.
 

„Absolut brillant“, sagte Shanks und fast hätte man meinen können, aus seiner Stimme wäre so was wie väterlicher Stolz herauszuhören, „Großartig!“
 

~?~?~?~?~?~?~
 

Die Vögel zwitscherten. Das Gras glitzerte vor Morgentau.

Die Sonne streckte ihre ersten wärmenden Strahlen nach den idyllisch daliegenden, rot schimmernden Häuserdächern aus-
 

„Hältst du das wirklich für ’ne gute Idee?“

„Aber klar tut er das!“

„Shanks! Hat Ben uns nicht verboten, da jemals wieder einen Fuß reinzusetzen?“
 

Shanks, die Türschnalle schon in der Hand, drehte sich um.

Hinter ihm standen Yasopp, Lucky Lou und Ruffy und starrten ihn mit einer Mischung aus Neugier und Misstrauen an.

Er verdrehte die Augen.
 

„Meine Fresse“, er drückte die Klinke nach unten (ursprünglich war abgeschlossen gewesen, aber man hatte ganz offensichtlich unterschätzt, was Shanks mit einer von Makino geklauten Haarnadel alles anstellen konnte), „Wo ist das Vertrauen?“
 

„Vertrauen?“, gab Yasopp zurück, während Lou grinste. Er kannte die ganze Geschichte bloß aus zweiter Hand. „Welches Vertrauen? Korrigier mich, wenn ich mich irre, aber dieses Vertrauen ist gestern schon saumäßig schiefgegangen!“
 

Shanks schob sich den Hut in den Nacken.

„Schön“, sagte er, „Das gestern war ’ne Katastrophe, zugegeben, aber darum geht’s jetzt nicht!“
 

Er zog die Tür weit genug auf, um unauffällig durchhuschen zu können.

„Könnt ja hierbleiben, wenn’s euch nicht interessiert.“

Mit diesen Worten war er verschwunden.
 

Sekundenlang herrschte Stille.
 

Dann hastete Ruffy hastig hinter seinem großen Vorbild her. Lou war der nächste, der sich so leise wie möglich durch den Türrahmen schob.

Zurück blieb Yasopp, einsam und alleine mitten auf der Straße.

Er verschränkte die Arme vor der Brust und sah sich probehalber um.
 

„Meine Güte“, murmelte er vor sich hin, „Unbelehrbar. Sie sollten’s doch echt besser wissen…“
 

Und mit diesen Worten beeilte er sich, durch die Tür zu schlüpfen und sie so still und heimlich wie möglich hinter sich zuzuziehen.
 

End.
 

~?~?~?~?~?~?~
 

Danke für das ganze nette Feedback.

Werd mir Mühe geben, mich für alle eventuellen Kommentare persönlich zu bedanken!



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Kommentare zu dieser Fanfic (41)
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Von:  Smoker-Tashigi
2014-04-18T02:21:31+00:00 18.04.2014 04:21
Na das war doch mal vol peinlich aber auch zum lachen
Von:  sarahdsteinmann
2013-05-31T21:20:51+00:00 31.05.2013 23:20
^^ armer ben
Von: abgemeldet
2013-03-04T20:52:14+00:00 04.03.2013 21:52
mach mal weiter ich fands lustig
Von:  _Puppyshipper_
2013-03-03T23:53:06+00:00 04.03.2013 00:53
Huhu
wah musste ich lachen xDD
Die FF is hammer ;)
Von:  Glimmerharp
2011-10-02T23:21:25+00:00 03.10.2011 01:21
xDD
armer ben^^
da will er au mal spaß haben und dann stalk shanks ihn
xDD
Von:  blooodymoon
2010-10-20T01:34:56+00:00 20.10.2010 03:34
besten syenen
1. als luffz sagt am anfang was ben gemacht hat
2. und absolut topsyene shanks und yassop im schrank und das klopfen, das ausrasten und das t[r raussprengen,
echt die syene yu genial
kathi> na und war der sex den wenigstens gut, wenn du schon wegen dennen *mit kopf yu shanks, zassop nick* es auf einer couch treiben musstes
ben> du bist doch genauso neugierig
Von:  HeliaD
2010-07-19T11:12:36+00:00 19.07.2010 13:12
Hallo :D
Ich glaube ich habe jetzt alle deine Geschichten zu Shanks gelesen. (Muss noch alles Reviewen:D)
Ich liebe sie allesamt, so viel verrate ich jetz schon.
Kommen wir zu dieser Geschichte. Erstens liebe ich es, wenn Jemand auch mal auf die Zeit vor den Strohhüten eingeht, vor allem wenn Shanks dabei ist.
Dass du trotzdem alle glaubhaft rüberbringst ist ein Wunder, aber du schaffst es.
Der kleine Ruffy ist ja so goldig :D Und Shanks mit seinen väterlichen Gefühlen .. hach, süß.
Yasopp, er ist der Held, wie cool er aus einem Schrank springen kann xD
Aberrrr nichts geht über meinen lieben tollen Ben, Ben der Babysitter :D
Danke für die tolle Geschichte, danke danke danke..^^
Von:  HasiAnn
2010-05-09T20:19:50+00:00 09.05.2010 22:19
oh gott
oh gott oh gott
oh gottohgottohgottohgottohgottohgott!!!!!!!!!!!!!!!
*hibbl*
*auf und ab hüpf*
Ich glaub', ich sterb gleich!!!!!!
*köpfchen zwichen die Pfoten press*
*anfang zu schluchzen*
ich hab in meinem ganzen Leben noch nie sowas derart süßes gelesen.
Das bringt mich gleich um.
WIE KANNST DU MIR SOWAS NUR ANTUN???
Ich kann schon gar nicht mehr quietschen, so süß finde ich das. Jede Quietsch-höhe würde der Niedlichkeit dieser FF spotten. So hoch könnte nicht mal eine Hundepfeife quietschen, um dieser Niedlichkeit angemessen zu sein.
Ich kann gleich nich mehr X_X
*umfall*
*frank genervt defibriallator hol* *mich wiederbeleb*
Ich kann gar nix mehr sagen, außer, dass diese FF einfach nur süß ist.
OK, mal ganz davon abgesehen, dass sie natürlich wieder super geil geschrieben ist, mit herzigem Witz und Schmiss, in dem unvergleichlich genialen Stil, von dem ich nur zu gern noch viel mehr lesen möchte. Ich liebe deinen Stil. Der liest sich immer so wunderbar flüssig und kuschlig, als würde man in einen total weichen, noch warmen Apfelstrudel mit extra vielen Äpfeln und extra viel Zimt beißen. Ich weiß nicht, wie ich es anders beschreiben soll.
Aber was mich gerade echt von den Füßen hebelt, ist die Szene, in der Shanks, Yasopp und Ruffy in dem Kleiderschrank hocken und Shanks Panik kriegt, weil SOLCHE Geräusche, wie sie sie gerade hören, nix für Kinderohren sind. Ich bin fast gestorben, als er Ruffy auf seinen Schoß genommen hat und ihm die Ohren zugehalten hat. Dabei hat er sich noch entschuldig und beruhigend auf den kleinen eingeredet, dass es nicht lange dauern wird und aaaaaahhhh *quietsch* ich fall gleich wieder um. moment, muss mich erst fangen *konzentrier* das war so niedlich. Aber noch viel mehr hat es mich umgehaun, als Yasopp meinte, Shanks habe durchaus väterliche Gefühle für Ruffy und hätte auch schon, wenn auch nur für ein paar momente, daran gedacht, ihn doch mitzunehmen und Shanks das auch noch bejat hat. HO TTOG!!!! ähh... ich meine OH GOTT!!!!!!!! Das war so niedlich, dass ich vor lauter quietschen fast gestorben wäre.
Ich musste sogar weinen, weil ich nicht mehr an mich halten konnte. Sowas süßes hab ich noch nie gelesen.
Naja, du hattest ein Heimspiel. Ich bin wahnsinnig großer Shanks-Fan und noch größerer Shanks-Ruffy-Fan und darüber hinaus jammere ich die ganze Zeit darüber, dass Ruffy gerade absolut auf Liebesentzug ist und ich deswegen solche Szenen der Geborgenheit, in denen Ruffy den Schutz und die Liebe erfährt, die ihm auch zusteht, besonders schnell aufsauge. Aber so ergriffen war ich von einer FF noch nie.
Ganz großes Daumen hoch, keine Ahnung, wie oft ich dich schon für deinen FF gelobt habe und die dringende DRINGENDE DRINGÄNDÄÄÄÄ Bitte an dich richte, mehr zu schreiben!!!!!!!! Bitte bitte bitte bitte. Es gibt so wenig wirklich richtig gute Autoren und du bist einer, der meinen Geschmack und sicher auch der Geschmack der breiten Masse auf besondere Weise befriedigt. Von daher.
MEEEEEEEEEEEEEHR!!!!!!!!!!
Oder anders. machen wir ein Tauschgeschäft. Wenn ich 'ne süße FF von dir kiege, gibt es etwas, was ich dir geben könnte?

()_()
(oo )o
HasiAnn
Von:  Shujaku
2010-03-14T01:26:53+00:00 14.03.2010 02:26
Oh mann ich liebe deinen Schreibstil, absolut genial!!
Egal was ich von dir lese ich bin schlichtweg jedesmal begeistert xD
Ich hoffe es kommen noch ganz viele OP Story's mit Shanks und Luffy...die beiden bringen Spaß, da freut man sich ja echt die Hose braun beim lesen =3
lg Zen
Von:  Keinseier
2010-03-07T01:59:31+00:00 07.03.2010 02:59
Mensch, mal wieder eine nächtliche Leseaktion meinerseits xD
Deinen GB Eintrag beantworte ich dann aber nachm Schlafen ^^

Aber zu FF.. sie ist einfach Genial! Ich find es echt unsagbar beeindruckend und auch beneidenswert wie du IC schreiben kannst! Zumal man über Shanks und co ja nun auch nicht sooo viel weiß, aber man hat die ganze Zeit das Gefühl, das Oda das hätte selbst schreiben können.
Deine Ideen sind immer so herrlich absurd und einfach nur lustig xD.

Wenn man sich mal gefragt hat, was Shanks und seine Bande eigentlich das Jahr über im Windmühlendorf getrieben haben, dann findet man die Antwort in deinen FFs ^^
Denn wie gesagt.. die Charaktere kommen so orginalgetreu rüber, das man wirklich meinen könnte man liest gerade einen von Oda geschriebenen Flashback :)

Dein Schreibstil ist eh einmalig und das ganze einfach nur lustig xD. Ich habs echt bildlich vor Augen, wie sie da zu dritt im Schrank hocken xDDD

Zu genial <3


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