Drachenprinz von jancker ================================================================================ Kapitel 42: Ein Auf und Ab -------------------------- Ein Auf und Ab Der erste Freitag im Schuljahr war gekommen und damit auch wieder der wöchentliche Schachabend zwischen Severus und Alex. Der Jüngere war gerade auf dem Weg zu seinem Tränkeprofessor. Er freute sich sehr darauf, denn er hatte den Älteren in den Ferien vermisst und auch ihre Gespräche, die sie normalerweise immer dann führten, wenn sie beide alleine waren. Nur Augenblicke später klopfte der Silberdrache an die Tür der Privaträume seines Lehrers und betrat das Zimmer nach einem ‚Herein!’. „Guten Abend, Severus“, begrüßte der Kleinere den anderen. „Guten Abend, Alex, schön, dass du kommen konntest“, erwiderte der Tränkemeister erfreut. „Ich hatte schon Angst, dass du nicht kommen würdest, weil erst vorgestern das Schuljahr angefangen hatte. Ich hatte befürchtet, dass du dich erstmal noch erholen würdest, um die ersten stressigen Tage zu überstehen“, äußerte der Ältere erklärend. Der Silberdrache schüttelte den Kopf und entgegnete, „Auf keinen Fall würde ich unseren Schachabend ausfallen lassen. Der beruhigt mich viel mehr, als wenn ich jetzt einfach ins Bett gehen würde, um zu schlafen. Außerdem schuldest du mir noch eine Revanche! Ich habe nicht vergessen, dass unser letztes Spiel vor den Ferien mit einer Niederlage meinerseits endete. Also setzen wir uns und fangen an!“, grinste er und begab sich schon mal zu seinem Stammplatz, auf dem er sonst immer saß. Der Tränkeprofessor lächelte glücklich, als er hörte, dass der andere diese Treffen mochte und sie nicht ausfallen lassen würde. Doch dann wurde das Schmunzeln überheblich. „Ach so, du willst also eine Revanche und denkst, dass du mich diesmal schlagen kannst. Ich enttäusche dich da zwar nur ungern, aber das schaffst du nicht. Ich war in den Ferien nicht untätig und habe auch weiter geübt, du hast keine Chance!“, versichte er. „Das glaubst auch nur du, Severus“, erwiderte Alex lächelnd. Und dann begann die Partie zwischen den beiden. Der Jüngere hatte Weiß und fing deshalb an. Ein Zug folgte dem nächsten, zwischendurch wurde auch mal eine Figur entfernt, weil sie geschlagen wurde. Die einzigen Geräusche, die die erste halbe Stunde zu hören waren, war das der magischen Schachfiguren. Sie stritten sich untereinander, wollten auch mal den beiden Spielern Vorschläge für den nächsten Zug geben. Doch im Großen und Ganzen war es ein ruhiges Spiel. Schließlich fing der Tränkemeister an zu reden, als er fand, dass die durchaus angenehme ‚Stille’ lange genug gedauert hatte. „Wir haben ja bis jetzt noch keine Zeit gehabt, uns zu unterhalten. Wie waren denn deine Ferien? Wenn ich da so an den Tagespropheten denke, schätze ich mal, dass sie nicht allzu langweilig gewesen sind“, meinte er ruhig. Sofort bildete sich ein leichter rötlicher Schatten auf den Wangen des Kleineren. Er wusste gleich, worauf der andere anspielte, nämlich die Befreiung von Black. „Woher weißt du es? Die meisten denken doch, es war Voldemort gewesen“, murmelte er. „Vergiss nicht, dass ich zu seinen Untergebenen gehöre, deshalb weiß ich, dass er es nicht war. Und da ich ihm als einzigen auf dieser Welt zutraue, das zu bewerkstelligen, blieben nur noch du und deine Väter übrig“, entgegnete Severus. Doch sein Gesicht verriet nicht, was er von der ganzen Sache hielt. „Kannst du mir sagen, warum du ausgerechnet Black befreit hast? Warum musste es unbedingt er sein“, flüsterte er aber dann doch leicht aufgebracht. „Sev…du weißt genau, dass ich keinen Unschuldigen in einem Gefängnis wie Askaban versauen lassen kann. Außerdem ist er mein Pate, zwar kannte ich ihn nicht vorher, aber das änderte nichts an den Tatsachen“, erklärte der Silberdrache ruhig. „Er hat mir erzählt, was er, mein Vater und seine anderen Freunde dir angetan haben. Und ich kann dir versichern, dass ich ihm deswegen ziemliche Vorhaltungen gemacht habe“, fuhr er fort und schaute weiterhin in das Gesicht des Lehrers. Der Jüngere erinnerte sich noch gut daran, wie er Sirius angeschrieen hatte wegen der vielen vor allen boshaften Streiche, die er und die anderen Severus gespielt hatten. Er hatte tagelang nicht mit dem Black reden wollen, konnte solches Verhalten gar nicht verstehen. Der Tränkemeister wollten den Kleineren schon unterbrechen, als dieser von unschuldig sprach. Der Black war vieles, aber sicher nicht unschuldig. Zwar hatte er die Verbrechen, wegen denen er im Gefängnis gesessen hatte, wirklich nicht begannen, aber das hatte nichts zu bedeuten. Der Gryffindor war trotzdem kein Unschuldsengel gewesen. Doch schließlich hörte er dem anderen bis zum Ende zu, sprang dann auf und ging unruhig im Zimmer auf und ab. „Alex, dieser Mann…ich…ich weiß gar nicht, was ich sagen soll…! Ich hasse ihn, ich hasse ihn abgrundtief! Das, was er mir mit den anderen damals alles angetan hatte… Meine Schulzeit war wegen ihnen die Hölle!“, schrie er zum Schluss. Der Jüngere verfolgte die Reaktion des anderen ganz genau und seufzte letztendlich. Er hatte ja schon vorher gewusst, dass es nicht einfach werden würde, dafür saß der Hass zu tief. Was der Silberdrache jetzt brauchte, war Geduld und einen eisernen Wille. Er musste langsam vorgehen, durfte nichts überstürzen und das wichtigste, er konnte keine Erfolge gleich beim ersten Mal erwarten. „Ich weiß, Severus…Sirius genauso wie mein Vater haben dir sehr wehgetan und das ist mit nichts zu entschuldigen, aber du musst auch anfangen zu begreifen, dass das alles in der Vergangenheit liegt. Sirius hat sich verändert und du genauso. Heute würde dir nicht mehr das Gleiche passieren wie damals, denn du kannst dich nun wehren. Allerdings weiß ich auch, dass das leichter gesagt als getan ist, deshalb reden wir jetzt erstmal nicht weiter darüber, denn ich will unseren Abend nicht mit dem verderben“, äußerte der Drittklässler. Der Tränkeprofessor wollte das nicht hören. Er wusste, dass seine Schulzeit schon lange zurücklag, aber trotzdem konnte er nicht vergessen, geschweige denn vergeben. Er atmete einmal tief durch, versuchte zur Ruhe zu kommen und setzte sich wieder auf seinen Platz. Es half nichts, sich jetzt aufzuregen, vor allem, da Alexander nichts dafür konnte und dieser meinte es sicherlich nur gut mit ihm. „Okay, wo waren wir stehen geblieben? Ach ja, ist sonst noch etwas Wichtiges in den Ferien geschehen“, erkundigte er sich schließlich. Das war schon besser, sprach der Grünäugige zu sich selber. Zum Glück hatte sich der andere beruhigt, dann konnte ihr Treffen ja weiter gehen. Von nun an würde er Sirius Namen immer mal wieder fallen lassen. ‚Ganz ohne Absicht dahinter’, dachte der Kleinere hinterlistig. Aber jetzt würde er erstmal ein Themenwechsel anstreben, damit sich die ganze Sache wirklich entspannte. „Nun ja, meine Väter, ganz besonders Dillon, waren der Meinung, dass ich hier in dieser Welt nicht so sicher bin, wie sie erhofft hatten, deshalb habe ich jetzt schon meine Leibwächter an die Seite bekommen. Bei uns ist das normalerweise so, jedes Mitglied der königlichen Familie bekommt mit Vollendung der Volljährigkeit zwei Bodyguards, die sie mit ihrem Leben beschützen. Diese Wesen verlassen die Seite ihres Schützlings so gut wie nie, sind allerdings fast immer unsichtbar für das normale Auge. Nur in wirklich absolut sicheren Räumen lassen sie die zu bewachende Person alleine. Doch mein Dad war so besorgt, dass er mir gleich 3 Leibwächter mitgab“, erklärte der Silberdrache. Severus hörte interessiert zu, nickte immer mal wieder mit dem Kopf, vergaß aber auch nicht ihre Schachpartie fortzusetzen. „Das heißt also, im Augenblick sind nicht nur du, Raziel, Nasaku und ich hier in diesem Raum? Muss ich oder du jetzt aufpassen, was wir sagen, weil alles deinen Eltern berichtet wird?“, fragte er ein bisschen besorgt. „Nein, keine Sorge, die drei hören jetzt nur noch auf mich, kein anderer kann ihnen mehr Befehle erteilen, nicht mal mein Vater Kanan. So wurde das schon immer geregelt bei den Bodyguards. Das einzige, worauf meine Eltern Einfluss hatten, war, dass ich jetzt schon meine Leibwächter bekam. Du musst nämlich wissen, dass die Auswahl nicht von jemanden Bestimmten getroffen wird, sondern es werden Wettkämpfe veranstaltet. Nur die stärksten können Bodyguards werden“, berichtete Alex. „Okay, wenn du sagst, dass sie unsere Gespräche nicht weitergeben, dann glaube ich dir. Aber dürfte ich die drei denn auch mal von Angesicht zu Angesicht sehen, denn ich wüsste doch gerne, wie sie aussehen“, entgegnete der Ältere. Ein wenig unbehaglich fühlte er sich zwar schon noch, immerhin wusste er nun, dass er beobachtet wurde, aber er würde sich schon daran gewöhnen. Außerdem musste er vor sich selber zugeben, dass er nun auch etwas beruhigter war, denn sein Gegenüber war jetzt äußerst gut geschützt. Er hatte sich genauso wie Alexanders Eltern Sorgen um diesen gemacht, bei all den Gefahren, die hier herrschten. Der Drittklässler stimmte sogleich zu und ließ seine drei Bodyguards erscheinen, stellte einen nach dem anderen vor und befahl ihnen dann, erneut unsichtbar zu werden. Anschließend wandte er sich wieder dem Älteren zu und begann zu sprechen. „Ich habe noch eine Frage! Du weißt ja, dass ich in Askaban war und dort hielten neben den Auroren auch Dementoren Wache. Im Großen und Ganzen hab ich ihre Anwesenheit da gut überstanden. Ich fühlte mich zwar unwohl und ziemlich niedergeschlagen, aber das war auch schon alles. Doch als wir hier mit dem Hogwartsexpress ankamen, da wäre ich bei der Anwesenheit dieser Wesen fast zusammengebrochen. Kannst du mir erklären, warum das so war?“, erkundigte sich der Silberdrache. Er musste das einfach wissen, vor allem, weil die Dementoren ja nach wie vor in der Nähe waren. Severus war sehr erstaunt, als er die drei Wesen sah. Sie sahen ziemlich stark und auch äußerst selbstbewusst aus. Ja, bei den Dreien wäre sein Kleiner sicher, dachte er bei sich. Doch danach hörte er erstmal dem anderen zu und machte sich so seine Gedanken. „Nun ja, ich weiß es nicht hundertprozentig, dennoch würde ich sagen, dass du zu oft in zu kurzer Zeit in ihrer Nähe warst. Im Zug warst du der einzige, der schon mal mit den Dementoren in Kontakt getreten warst, deshalb hatten sie bei dir einen größeren Einfluss. Außerdem kommt es sicherlich auch darauf an, wie viele dieser Wesen in Reichweite sind und ob du schon traumatische Erlebnisse gehabt hast. Leute, die ihr ganzes Leben glücklich waren, haben weniger Probleme als Leute, die schlimme Erlebnisse hinter sich hatten“, erklärte der Tränkemeister seine Überlegungen. Alex hörte genau zu und nickte immer wieder nachdenklich mit dem Kopf. „Damit könntest du recht haben, meine Väter waren ähnlicher Meinung. Nun gut, dann muss ich versuchen so wenig wie möglich mit den Dementoren in Berührung zu kommen. Vor allem, weil ich meinen Patronus nicht benutzen darf“, entgegnete er schließlich. Jedoch als er den neugierigen Blick des Größeren sah, fuhr er fort. „Mein Patronus ist ein Drache, ein ziemlich großer Drache. Der würde vielleicht gerade mal so in die Große Halle passen! Du siehst, der ist ziemlich auffällig. Und wenn die Auroren das mitbekommen, nun ja, dann wissen sie, wer in Askaban eingebrochen ist, weil ich ihn da zum Schluss benutzen musste“, erläuterte der Grünäugige. Der Lehrer machte große Augen, als er von der Gestalt des Patronus hörte. ‚Obwohl, es passt zu ihm’, dachte er. „Dann solltest du so gut wie möglich verhindern deinen Patronus zu verwenden“, sagte der Schwarzäugige. Anschließend kehrte erneut Stille ein, in der sich die beiden wieder vollständig auf ihre Schachpartie konzentrierten. Nach einer weiteren Stunde war plötzlich ein „Schachmatt!“ von Alex zu hören und er schaute sein Gegenüber grinsend ins Gesicht. „Sagte ich nicht, dass ich dich diesmal besiegen werde“, feixte er. „Ja, ja, du kleine Nervensäge…! Aber denke nicht, dass damit schon alles beendet ist. Nächste Woche fordere ich meine Revanche, dann lachst du nicht mehr“, erwiderte der Ältere schmunzelnd. Ein eindeutiges Indiz dafür, dass er die ganze Sache nicht allzu tragisch nahm. Eher im Gegenteil, er war glücklich über jede Minute, die er mit dem anderen verbrachte. „Das höre ich gerne. Dann will ich mich mal verabschieden, denn es ist schon spät und ich möchte langsam ins Bett, bin doch etwas müde. Also, wir sehen uns morgen beim Frühstück. Gute Nacht, Severus, schlaf gut“, verabschiedete sich der Jüngere. „Bis morgen Früh und auch dir wünsche ich eine geruhsame Nacht. Mach es gut, Kleiner“, entgegnete der Tränkeprofessor. Dann schaute er dem anderen hinterher, wie er seine Räume verließ und die Tür schloss. Im Stillen freute er sich schon auf ihr morgiges Wiedersehen. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)