Die Herausforderung
Die Herausforderung
„Ich fass’ es nicht!!“
„Wissen wir~“
„Argh, das kann nicht sein! Nicht zu fassen!“
„Beruhige dich, Kuro-wanwan.“
„Niemals! ...Wo war ich stehen geblieben? Ach ja: Ich fass’ es nicht!“
Grinsend sahen Mokona und ich uns an, während Kurogane fassungslos im Zimmer auf und ab marschierte.
Sakura und Shaolan, die uns belegte Brötchen und Tee zum Abendbrot besorgt hatten, traten schwer beladen ein und stellten die Tablette ab.
„Wie steht’s?“, erkundigte sich Sakura und goss Tee ein.
„Er hat zweiunddrei-“ „Ich fass’ es nicht!“ „...dreiunddreißig mal ‚Ich fass’ es nicht!’ gesagt und läuft jetzt zum einhunderteinundzwanzigsten mal auf und ab. Mokona hat mitgezählt!“, erstattete der Zauberhase fröhlich Bericht.
Lachend setzte Sakura neben mich, während Shaolan den Fehler machte, seinen Lehrmeister anzusprechen.
„Kurogane-san, solltest du nicht langsam darüber hinwegkommen, dass Fye-san ihn gleich beim ersten Mal besiegt hat?“, fragte er vorsichtig, was Mokona und mich zu anfeuerndem Johlen animierte. Der Junge hatte echt Mut.
„Ich will aber nicht darüber hinwegkommen, klar?!“, fauchte der Schwarzhaarige, sodass sein Schüler zusammenzuckte und es für sicherer hielt, von einem Brötchen abzubeißen, statt weitere Kommentare abzugeben.
Ich hatte tatsächlich gewonnen. Mit nur einem Spiel. Mein Gegner war am Boden zerstört gewesen, und fast genauso erschüttert wie Kurogane.
Er hatte mich angefleht, ihm nicht den Titel als ‚Bester Spieler im ganzen Viertel’ abzunehmen, woraufhin ich ihm angeboten hatte, dass mit einer Unterkunft für uns alles vergeben und vergessen wäre.
Was bin ich doch für ein Pfiffikus! Denn schneller als wir gucken konnten, hatte er uns in dem Haus einquartiert, das er mit seiner Schwester und seinen Eltern bewohnte – welche zur Zeit und zu unserem Glück allerdings auf Reisen waren. Dort konnten wir ihm sogar noch frische Kleidung abschwatzen, die der aus Hanshin wirklich sehr ähnlich war – wie alles andere in dieser Welt auch, wohlgemerkt.
In dieser Welt gab es laut Mokona zwar keine Feder, aber wir hatten einstimmig beschlossen, für ein bis zwei Nächte hier zu bleiben und neue Kraft zu tanken. Sogar Shaolan, den es nie länger als nötig in einer Dimension hielt, musste nicht überzeugt werden, dass uns etwas Entspannung eher nützen als schaden würde.
Ende gut, alles gut, sollte man also meinen.
Nicht jedoch für unseren muffeligen japanischen Krieger. Denn der konnte sich überhaupt nicht beruhigen und erstrecht nicht damit abfinden, dass ich besser gewesen war als er. Es wurmte ihn, und zwar gewaltig, was er uns mit beinahe sadistischer Freude spüren lassen wollte. Blöd nur, dass er mit seinem Gemecker und den bösen Blicken bei Mokona und mir auf taube Ohren und blinde Augen stieß, und selbst die Kinder sich davon nicht mehr beeindrucken ließen.
Während wir uns also schwatzend und schmatzend – letzteres tat nur Mokona – über die Brötchen hermachten, saß Kurogane bald in der am weitesten entfernten Zimmerecke und schmollte vor sich hin. Gerettete Ehre hin oder her.
Und das tat er auch noch am späten Abend, als die Kinder längst, erschöpft von unserer Reise, eingeschlafen waren.
Grinsend setzte ich mich neben Kurogane, während er weiter missmutig auf den Teppich starrte. Ich piekte ihm mit einem Finger in die Seite.
„So schlimm, Kuro-tan? Komm, nicht mehr schmollen. Sei wieder lieb mit mir.“
Beleidigt drehte er den Kopf zur Seite. Wirklich lustig! Doch ich verkniff es mir, zu lachen.
„Ich habe es doch nur gut gemeint.“, versuchte ich es erneut.
„Hmpf!“ Vergeblich.
„...Nimm’s doch einfach hin, dass ich besser war.“ Angriff war schon immer die beste Verteidigung.
„Nichts da!“
„Ach Kuro-pii...“
„Kurogane!“
„...muss ich’s dir erst beweisen?“ Auf meine Worte hin, horchte Kurogane auf und durchbohrte mich mit einem kampflustigen Blick aus den hübschen roten Augen.
„Wie willst du mir das bitte beweisen?“, hakte er scheinbar desinteressiert nach, weswegen ich meine Lippen zu einem verschmitzen Grinsen verzog und ihn unschuldig ansah.
„Ganz einfach: Wir spielen morgen gegeneinander.“
Ich konnte es förmlich hören, wie es in ihm arbeitete, während er sich meinen Vorschlag durch den Kopf gehen ließ.
„Aber nicht noch mal das von vorhin!“ Er schaute finster drein.
Nach kurzem Überlegen stimmte ich ihm zu. Das wäre zu langweilig gewesen. „Dann anders: Drei Spiele, jeder bestimmt eins, das letzte suchen wir zusammen aus. Wer zwei von ihnen für sich entscheiden kann, hat gewonnen.“
Mein Gegenüber nickte andächtig und schien von Sekunde zu Sekunde überzeugter. „Und wo ist der Haken?“
„Haken?“ Ich legte fragend den Kopf schief.
„Der Preis!“, mischte sich Mokona plötzlich summend ein und hopste zu uns. Begeistert strahlte es uns an, begegnete aber nur zwei irritierten Blicken. Also wurde es etwas genauer: „Ihr braucht einen Preis für den Gewinner!“
Sofort bekamen meine Augen einen verzückten Glanz.
„Die Idee gefällt mir!“ Und ich musste nicht einmal lange überlegen. „Der Sieger darf sich von dem anderen was wünschen!“, schlug ich vor und glitzerte mit Mokona um die Wette.
Kurogane maß uns mehr als skeptisch. „Was für eine Idee... Was soll ich mir denn schon groß von dir wünschen?“
Ich zog eine Grimasse. Wie fantasielos!
„Dir wird schon was einfallen. Außerdem musst du dir ja gar nichts wünschen, denn du gewinnst eh nicht!“ Treffer.
„Von wegen, und ob ich das werde!“ Versenkt.
„Dann ist es abgemacht, Mokona du bist unser Zeuge!“ Übermütig klatschte ich in die Hände und das Zauberwesen jauchzte vergnügt. „Jawohl, Mokona ist Zeuge!“
Kurogane schlug sich mit der Hand gegen die Stirn. Er wusste, er war mir auf den Leim gegangen. Und ich würde ihn nicht gehen lassen.
Breit grinsend hielt ich ihm meine Hand hin, um unsere Abmachung offiziell zu besiegeln. „Also Herausforderung angenommen?“
Er zögerte...
„Ohoh, hat Kuro-pon etwa Angst?“
...und schlug schnaubend ein. „Herausforderung angenommen. Aber der Wunsch muss erfüllbar sein!“ War das ein letzter, verzweifelter Versuch, die kommende Katastrophe abzuwenden? Innerlich amüsierte ich mich herrlich.
Einen Moment länger als nötig hielt ich seine warme, kräftige Hand fest und beugte mich zu ihm. Nur wenige Zentimeter vor seinem Gesicht hielt ich inne, sodass ich seinen Atem auf meinen Lippen fühlen konnte. Kurogane hob eine Augenbraue, tat aber nichts weiter, als regungslos zu verharren.
Mit einem geheimnisvollen Lächeln und leiser Stimme antwortete ich: „Keine Angst... das wird er ganz sicher.“
Für einige Sekunden sahen wir uns an, bevor ich ihn losließ und mich elegant erhob.
„Gute Nacht, Kuro-mune.“ Ohne mich noch einmal umzudrehen ging ich zu meinem Bett, wo Mokona mich schon erwartete, und musste versteckt lächeln, als ich den Schwarzen erneut schnauben hörte.
Hach, Kuro-sama, du bist so herrlich durchschaubar.
~tbc~
Der zweite Streich. =__=
Vielen Dank für all das Lob und ganz besonders für die Kritik. Einiges habe ich nicht mehr umsetzen können, weil ich die FF sonst völlig hätte umschreiben müssen. Und dann wäre auch der Stil weg gewesen. Ich bitte, mir das zu verzeihen! >.< Nichtsdestotrotz werde ich die kritischen Anmerkungen verinnerlichen und bei der nächsten FF beherzigen. Danke, ihr Lieben!
Bis zum dritten Kapitel
Bye
eure Franzi ^.^