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Nachtschatten - Die ersten Abendteuer

Teil drei des Nachtschattenzyklus
von

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~< Manx setzt sich durch >~

Hallo zu einer neuen Staffel Nachtschatten, die nach Himmelsdämon und nach Mayas größter Coup spielt.

Da diesmal die Kinder die Hauptpersonen sind und die zumindest in diesem Teil noch zu jung sind, wird es hier keine Romantik geben *g*

Dafür hat sich die Story wie von selbst geschrieben und befindet sich schon komplett auf meiner Festplatte *muhaha*

Ich hoffe, mir gelingt es, euch die neuen Hauptfiguren mit dieser keinen Geschichte ein wenig näher zu bringen. Wie immer folgt am Anfang dieser Fic der

Disclaimer:

Wir sind in der Story mittlerweile so weit vorangeschritten, dass ich nun sagen kann, dass mir der Großteil der hier vorkommenden Charaktere gehört *juchu* aber die Idee der Dragonballs und viele Figuren entstammen dem genialen Hirn von Akira Toriyama und ich hab sie mir nur ausgeliehen, um ein wenig damit zu spielen (und sie meine eigenen Charas produzieren zu lassen *fg*)

Wie immer verdiene ich mit der Story keinen Cent und möchte euch lediglich ein wenig unterhalten^^
 

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„Ach komm schon, Ice!“ schmollend starrte ihn die Achtjährige an, die Unterlippe vorgeschoben und gleichzeitig einen traurigen Schimmer in den kobaltblauen Augen.

Doch ihr zwei Jahre älteres Gegenüber wusste nur allzu genau, dass der lediglich ein weiteres Mittel zum Zweck war. Er kannte sie mittlerweile zu gut, um auf ihre Spielchen hereinzufallen.

Trotzdem hatte er ihrer geballten Überzeugungskraft nicht wirklich viel entgegenzusetzen.

Ein „Nein“ war für sie einfach inakzeptabel.

Ice zog eine genervte Grimasse, während er Hilfe suchend zu Trayun schielte.

Der Weißhaarige grinste nur und zuckte mit den Schultern. Offensichtlich hatte ihn seine Zwillingsschwester schon so lange bearbeitet, dass er ihrem verrückten Vorschlag zugestimmt hatte.

Oder er wagte es einfach nicht, etwas gegen ihren ach so genialen Vorschlag zu sagen, wenn sie direkt neben ihm stand. Vielleicht war es ihm aber auch einfach nur egal. Bei Trayun wusste man nie so genau, woran man war, er war eher der ruhige Typ – ganz im Gegensatz zu Manx, die unglaublich nervtötend sein konnte, wenn sie wollte.

So wie gerade eben.

Und leider war bei dem Geschwisterduo meist sie diejenige, die den Ton angab – Trayun hatte nämlich nie so absurde Ideen, was Freizeitgestaltung betraf, wie dieses Katzenmädchen.

„Wie kommst du überhaupt auf so einen absurden Gedanken? Wir haben gar keine Ahnung, wo man Dragonballs findet. Und außerdem kannst du noch nicht mal richtig fliegen.“ Brummte der älteste Spross der Misasaifamilie, der sonst eigentlich nicht so schnell aus der Ruhe zu bringen war.

Manx Briefs war eine der wenigen, die das ohne größere Probleme schaffte. Sie musste sich noch nicht einmal sonderlich dafür anstrengen. Das lag möglicherweise an ihren Vorschlägen, von denen einer unsinniger war als der andere.

Er wusste, dass seine Versuche, ihr die ganze Sache mit Logik auszureden, schlicht an dem Dickkopf der Achtjährigen abprallen würden.

Mit einem triumphierenden Schrei, der die Jungs unwillkürlich zusammenzucken ließ, zog das Mädchen mit den schulterlangen türkisen Haaren, die sie zu zwei Rattenschwänzen zusammengebunden hatte, und den beiden daraus hervorragenden niedlichen schwarzen Katzenöhrchen ein seltsames Gerät hinter ihrem Rücken hervor und streckte es dem eineinhalb Köpfe größeren Ice entgegen.

Der unterdrückte ein Stöhnen und griff nach dem runden Ding.

„Was ist das?“

„Ein Radar, um die Dragonballs aufzuspüren! Hab ich bei meiner Großmutter … gefunden!“

Der Junge mit den blauschwarzen Haaren, die in der Mitte wild nach oben standen, verdrehte nur die Augen.

Sie hatte das Teil also einfach mitgehen lassen.

Die Göre war nicht nur total anstrengend, sondern auch noch eine verdammte Kleptomanin!

„Toll.“ Stellte er sarkastisch fest. Seine Eltern hatten bereits des Öfteren bemerkt, dass er für sein Alter schon viel zu zynisch war.

„Und was genau sollte das jetzt an meiner Meinung ändern?“

Manx starrte ihn nun ehrlich traurig an und begann, an den langen Bändern ihres hellblau-weiß karierten Sommerkleides zu spielen. Er konnte es immer sofort erkennen, sobald sie aufhörte, ihm etwas vorzuspielen.

„Warum willst du nicht mitkommen?“ flüsterte sie, und wandte den Blick ab, damit er nicht sah, dass ihr Tränen in den Augen traten. Was er natürlich schon längst bemerkt hatte.

Seltsamerweise wollte die Erstgeborene der Briefszwillinge nie, dass man es mitbekam, wenn sie wirklich traurig war.

Ice knurrte frustriert.

Er nahm sich vor, seine Eltern dazu zu animieren, dass sie wegzogen – möglichst weit weg, am besten direkt auf die andere Seite der Erde. Dann würde er Manx nur noch einmal im Jahr sehen oder so.

Das wäre mit Sicherheit besser für seine Entwicklung, denn im Moment hatten gerade die Pfingstferien angefangen, und er sah die Geschwister seitdem täglich. Während sie Schule hatten, verhinderte das der Altersunterschied, und beschränkte sich wenn, dann auf die Pausen.

Der Daueraufenthalt der Zwillinge war wohl auch so zu begründen, dass ihre Eltern im Moment ebenso wie seine eigenen unterwegs waren, weshalb sich der ältere Teil des Nachwuchses beider Familien zur Zeit bei seinem Onkel Son Gohan aufhielt.

Und jetzt brachte ihn dieses verzogene Balg doch tatsächlich schon am frühen Morgen dazu, mit ihr und ihrem Bruder, dem es wahrscheinlich auch nichts ausgemacht hätte, daheim zu bleiben und eventuell irgendeines der Dinge zusammenzubauen, die er sich ausgedacht hatte, auf Dragonballsuche zu gehen.

Dabei konnten die seines Wissens nach über den ganzen Globus verstreut sein.

„Gib her!“ unwirsch riss der Zehnjährige der Kleineren den Radar aus der Hand und schaltete ihn ein.

Dabei ignorierte er das begeisterte Funkeln, das in die kobaltblauen Tiefen getreten war, deren außergewöhnliche Katzenpupillen sie von ihrer Mutter geerbt hatte.

„Lass dir das nicht zur Gewohnheit werden, Kitty.“ Knurrte er, wohlweißlich den Spitznamen verwendend, den sie so sehr hasste.

Doch offensichtlich konnte er selbst damit nicht die blendende Laune trüben, die Manx ergriffen hatte, seitdem sie gemerkt hatte, dass er bei ihrer absurden Idee mitmachte.

Mädchen!

Pah!

„Habt ihr schon gepackt?“

Trayun nickte, und auch in seine dunkelroten Augen war ein vorfreudiges Funkeln getreten.

Offensichtlich hatte er sich vorhin geirrt – der Weißhaarige schien sich ebenso auf dieses nervenaufreibende Abendteuer zu freuen wie seine Schwester.

Wahrscheinlich würde es ohnehin nur für ihn nervtötend werden – er war dann schließlich mehr oder weniger verantwortlich für die beiden.

Ice unterdrückte den Impuls, seinen Kopf gegen die Wand zu schlagen.

„Okay – dann müssen wir uns jetzt nur noch überlegen, wie wir den Babysitter loswerden.“
 

Etwa eine halbe Stunde später marschierten die drei Halbwüchsigen über eine weitläufige Wiese, die an das Haus von Son Gohan angrenzte. Sie trugen allesamt Rucksäcke und Ice hatte außerdem noch sein Airboard mitgenommen, das schräg über seinen Rücken hing.

Insgeheim fragte er sich, warum Manx ihr eigenes allem Anschein nach zu Hause gelassen hatte. Er war sich sicher, dass sie diese Aktion heute schon eine ganze Weile lang geplant hatte, und da sie offensichtlich Probleme hatte zu fliegen …

Höchstwahrscheinlich hatte sie es mal wieder geschafft, es zu lädieren, wie schon so oft.

Nun ja – der Zehnjährige war sich sicher, dass er im Moment lediglich eine trotzige Antwort bekommen würde und beließ es deshalb erstmal dabei.

Stattdessen musterte er stirnrunzelnd den Dragonballradar und eine Karte des Kontinents, die er sich vorher aus dem Internet ausgedruckt hatte.

„Wir haben Glück – die scheinen diesmal nicht wirklich weit verstreut zu sein.“

Murmelte er mehr zu sich selbst. „Mal sehen, wie viele wir heute zusammen bekommen.“

Es hatte sie nicht viel Mühe gekostet, Pan davon zu überzeugen, dass sie lieber ein wenig draußen spielen wollten – und nein, sie brauchten keine Aufsicht, wer würde ihnen denn schon etwas tun können?

Aber Ivy wäre noch zu klein, die wollten sie nicht mitnehmen – immerhin war Ices Schwester gerade mal fünf geworden.

Außerdem war sie ein sehr ängstliches Kind.

Die Siebzehnjährige war nur allzu gern auf das Angebot ihres Cousins eingegangen, schließlich konnte sie dann in aller Ruhe mit Marron telefonieren, denn der jüngere Spross der Misasaifamilie war ein braves Kind und spielte fast immer im Garten mit irgendwelchen Pflanzen und Tieren, die sie fand.

Der Zehnjährige hatte, umsichtig wie er war, für alle Fälle noch eine kurze Nachricht auf dem Schriebtisch seines Zimmers liegen lassen, wo er erklärte, dass sie vor hatten, eine ausgedehnte Trainingsrunde einzulegen und seine Eltern vorwarnte, dass er nicht immer auf seinem Handy erreichbar sei, weil sie sich vor allem in unbewohnten Gegenden aufhalten würden.

Das war zwar nur für den Fall gedacht, dass ihnen etwas Unvorhergesehenes dazwischen kam und sie aus irgendeinem Grund nicht wieder bis zum Abend zu Hause waren, aber gerade bei Unternehmungen, die die Briefs-Geschwister mit einschlossen, musste man alle Eventualitäten abdecken.

Der Zehnjährige prägte sich mit einem letzten absichernden Blick auf seine Karte die genaue Position des ersten, nächsten Dragonballs ein, ehe er das Blatt in seinen Rucksack stopfte und den Radar in einer der unzähligen Taschen seiner schwarzen Cargohose verstaute.

Dann drehte er sich zu den beiden Geschwistern um.

„Okay, ich hab mir unser erstes Ziel in etwa gemerkt. Wir müssen zuerst nach Süden – können wir los fliegen?“

Er wusste, dass Trayun schon lange keine Probleme mehr mit seiner Ki-Kontrolle hatte, und so blieben seine silbergrauen Augen schließlich an Manx hängen.

Die Achtjährige erwiderte seinen herausfordernden Blick mit vorgeschobener Unterlippe und nickte ohne zu Zögern.

Ice seufzte unhörbar.

Verdammter Sturkopf!

Er bezweifelte, dass sie das mittlerweile konnte, ihr letzter missglückter Versuch lag schließlich erst eine Woche zurück. Aber irgendwie neigte sie dazu, solche Sachen zu verschweigen, wenn sie ihren Plänen abträglich waren.

Und offensichtlich war sie zu stolz, ihn um das Airboard zu bitten.

Der Junge beschloss, erstmal nichts zu sagen und sie unauffällig im Auge zu behalten – und zu verhindern, dass sie Dank ihrer Selbstüberschätzung abstürzte.

Auch wenn sie sich letztes Mal geschickt abgefangen hatte und sauber auf allen Vieren gelandet war, obwohl sie aus einer ganz schönen Höhe gefallen war, wollte er lieber kein Risiko eingehen.

„Dann los.“

Mit diesen Worten stieß er sich vom Boden ab, wurde gleich darauf von einer silbrigen Aura umhüllt und stieg langsam höher. Den Blick hielt er dabei nach unten gewandt, und beobachtete die Zwillingsgeschwister.

Trayun hatte wie erwartet keinerlei Schwierigkeiten. Mühelos schloss er schnell zu dem Älteren auf, während ihn ein sanftes goldenes Glühen umgab.

Manx hingegen brauchte drei Anläufe, ehe es ihr gelang, langsam aber sicher an Höhe zu gewinnen. Dabei biss sie sich angestrengt auf die Unterlippe und hatte die Augen vor Konzentration verengt. Auch sie umgab ein leichter, gelblicher Schimmer, allerdings flackerte er immer wieder verdächtig und drohte zu erlöschen. In Gedanken fluchte das Mädchen vor sich hin.

Warum hatte auch ihr verdammtes Airboard kaputt gehen müssen? Okay, sie schaffte es ziemlich oft, in ihrem Übermut etwas daran zu demolieren, aber ausgerechnet vorgestern … und ihre Mutter war im Moment zu beschäftigt, um es sofort zu reparieren.

Außerdem vermutete sie, dass sich ihre Ma absichtlich jedes Mal mehr Zeit ließ, um es wieder herzustellen. Wahrscheinlich nervte es sie, dass ihre Tochter, sobald es um das Airboard ging, ziemlich unvorsichtig und risikofreudig war. Wenn Manx Glück hatte, würde sie es in zwei, drei Wochen wiederbekommen.

Und ihr Zwillingsbruder hatte keins, weil er es nicht brauchte …

Schließlich schaffte es die Türkishaarige, zum Erstaunen des Zehnjährigen, die doch schon recht beachtliche Höhe von fünfzehn Metern zu erreichen, auf der sie sich mittlerweile befanden – und die das absolute Minimum war, hier auf dem flachen Land jedoch erstmal ausreichte. Offensichtlich hatte sie in den letzten Tagen doch noch mal gewaltige Fortschritte gemacht.

Ice passte sich dem taumelnden, für seine Verhältnisse sehr langsamen Tempo des türkishaarigen Katzenmädchens, ebenso wie ihr Bruder, an und verkniff sich dabei jeden Kommentar, weil er Angst hatte, dass sie sofort abstürzen würde, sobald er sie in ihrer Konzentration störte.

Wahrscheinlich würde Manx ohnehin nicht lange durchhalten – dafür war sie einfach zu ungeübt, und irgendwie hatte sie ohnehin recht große Probleme mit ihrer Energiekontrolle. Was an sich recht verwunderlich war, denn ebenso wie er selbst und Ivy wurden auch die Briefssprösslinge schon von frühester Kindheit an trainiert. Was bei ihrer Abstammung ja sehr wichtig war.

Und Trayun beherrschte sein Ki im Gegensatz zu seiner Schwester auch ohne Schwierigkeiten.

Stirnrunzelnd heftete Ice seinen Blick auf die zierliche Gestalt direkt vor ihm, deren knielanges Sommerkleid im leichten Flugwind flatterte.

Er war gespannt, wie lange Stolz und Trotz gegen Anstrengung und die unweigerlich größer werdende Erschöpfung bestehen würden.
 

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TBC.

~< In tiefem Gewässer >~

Es dauerte tatsächlich fünf Minuten, ehe Manx mit einem erstickten Schrei schließlich endgültig die Kontrolle über ihr Ki verlor und haltlos dem Erdboden entgegenstürzte.

Für Ice kam dieser Vorfall nicht völlig unerwartet – benahe sofort nachdem sie Flughöhe erreicht hatte, war die Achtjährige immer mal wieder kurzfristig abgesackt, als sie ihre Konzentration verließ. Sie hatte es jedoch jedes Mal aufs Neue geschafft, sich nach wenigen Sekunden soweit zu fangen, dass sie ihren Weg fortsetzen konnte.

Das Tempo hatte allerdings ebenfalls beständig abgenommen, und der Atem der Türkishaarigen ging mittlerweile keuchend.

Der Zehnjährige tauchte kurz ab und bremste den Sturz der Fallenden, mit einem beinahe schon beiläufigen Griff nach den Trägern ihres Rucksacks, auf halbem Weg ab. Mühelos hielt er das nach Luft japsende Bündel fest, das an seinem Arm hing wie ein nasser Sack.

Offensichtlich war sie tatsächlich bis zum Letzten gegangen und hatte jetzt noch nicht mal mehr genügend Kraftreserven übrig, um sich gegen seine Behandlung zur Wehr zu setzen oder mit einer guten Ausrede aufzuwarten.

Wortlos trug Ice sie erstmal mit sich und nickte Trayun zu, das Tempo zu erhöhen und voraus zu fliegen.

Der Weißhaarige beschleunigte lächelnd auf seine Höchstgeschwindigkeit. Wusste er doch, dass es für den Älteren kein Problem war, ihm selbst mit der zusätzlichen Last seiner Schwester zu folgen, und sie waren Dank deren Dickkopf ohnehin schon lange genug aufgehalten worden.
 

Die nächste Viertelstunde schoss die Landschaft nur so unter ihnen dahin, und Manx erlaubte sich in der Zeit, ihren Tränen freien Lauf zu lassen, sie bemühte sich dabei jedoch sehr, kein verräterisches Geräusch von sich zu geben, denn sie wollte auf keinen Fall, dass ihr Träger irgendetwas von der ganzen Sache mitbekam.

Trayun wusste es zwar nicht, aber seine ältere Schwester beneidete ihn oft glühend – nicht nur, da er im Gegensatz zu ihr keinerlei Katzenhaftigkeit aufwies. Bei ihr erkannte man zu ihrem Leidwesen schon auf den ersten Blick, dass sie nicht nur menschliches Erbgut in sich trug! Sie hasste diese Katzenöhrchen auf ihrem Kopf, die noch nicht einmal ihre Mutter besaß - obwohl alle anderen die lästigen Anhängsel als ‚süß’ bezeichneten.

Nein, sie hätte alles darum gegeben, ebenso normal wie ihr Zwillingsbruder auszusehen und genau so gut mit ihrem Fluidum umgehen zu können.

Warum nur schaffte sie es nicht, ihr Ki ebenso gut unter Kontrolle zu haben, wie der Weißhaarige? Es war, als würde sie irgendetwas in ihrem Inneren davon abhalten, diesen Teil - von dem sie wusste, dass er hauptsächlich von ihrem Papa stammte, obwohl auch ihre Mama einen sehr hohen Saya-Faktor hatte - unter Kontrolle zu haben.

Als würden all die Techniken, die ihr beigebracht wurden, nicht funktionieren.

Dabei hatten ihr die Erwachsenen immer wieder versichert, dass sie das gleiche Energielevel besaß, wie Trayun!

Aber sie schaffte es weder, mit derselben Geschwindigkeit und Ausdauer zu fliegen wie er, noch, irgendwelche Energie außerhalb ihres Körpers kontrolliert zu bündeln und andere damit anzugreifen, wie die beiden Jungs.

Jedes Mal, wenn sie versuchte, ihr Saiyajinerbe zum fliegen oder kämpfen zu nutzen, strengte es sie unglaublich an, und sie musste all ihre Konzentration aufwenden, um ihr Ki an einer bestimmten Stelle zu sammeln – wenn es überhaupt gelang.

Als Manx bemerkte, wie sich das Tempo plötzlich verringerte, fuhr sie sich noch einmal hastig über die Augen.

Ice setzte sie sanft auf einer Lichtung ab, und die Achtjährige brauchte einen Moment, um nach diesem ungewohnten Transport die vollständige Herrschaft über ihre Beine zurückzuerlangen.

Ihr Bruder landete neben ihr und schenkte ihr ein kleines Lächeln, ehe er sich interessiert umsah.

Sie schluckte unterdessen, unfähig, sich auf etwas anderes zu konzentrieren als auf den Zehnjährigen hinter ihr, der nun mit ein paar Schritten vortrat. Unwillkürlich wartete sie auf die Standpauke des Älteren, die jetzt unweigerlich folgen würde, und zuckte zusammen, als die befehlsgewohnte Stimme des Misasai-Sprösslings auch schon, ruhig wie immer, erklang.

„Okay, wir müssten uns ganz in der Nähe des ersten Dragonballs befinden.“

Total erstaunt schielte die Türkishaarige zu ihm herüber, doch Ice hatte bereits den Radar hervorgezogen und verglich ihre Position mit dem blinkenden Punkt. Er nickte.

„Jepp. Tun wir.“

Manx blinzelte noch einmal.

Sonst ließ der Andere doch eigentlich keine Gelegenheit aus, um sie damit aufzuziehen, dass sie sich verschätzt hatte!

„Sollten wir ihn uns dann nicht schnappen?“ fragte das Katzenmädchen, das dem unerwarteten Frieden nicht traute, ein wenig zögerlich.

Sie würde ihn sicher nicht darauf ansprechen!

„Nicht so ungeduldig, Kitty! Wer weiß, ob er sich einfach holen lässt. Wir sollten erstmal etwas essen.“

Auch diesmal nichts, noch nicht einmal die geringste Anspielung, von wegen, dass andere vielleicht hungrig waren vom Fliegen oder so.

Völlig geplättet von dieser neuen Situation überhörte die Türkishaarige den ungeliebten Spitznamen glatt, ließ sich neben ihren Bruder ins Gras sinken und öffnete ohne weitere Widerworte, über die Pause so kurz vor ihrem Ziel, ihren Rucksack, um eine Dose Thunfisch hervorzuziehen.

Ice zog eine Grimasse, ehe er sich den Geschwistern gegenüber hinsetzte. Wie er wusste, waren Manx’ seltsame Essensvorlieben auch etwas, das sie von ihrer Mutter geerbt hatte.

Unauffällig musterte er die Achtjährige. Sie schien sich von ihrem stillen Weinanfall wieder erholt zu haben, den er trotz ihrer Bemühungen, absolut ruhig zu sein, Dank ihrer bebenden Schultern und ihrer verkrampften Haltung bemerkt hatte.

Der Junge mit den blauschwarzen, irokesenartig hochstehenden Haaren und den beiden tiefblauen Streifenmalen auf den Wangen unterdrückte ein Seufzen, während er - ebenso wie Trayun - ein Sandwich auspackte und hinein biss.

Nachdenklich kauend ließ er seinen silbergrauen Blick ein weiteres Mal über die zierliche Gestalt des Mädchens schweifen, bleib kurz an den auffälligen schwarzen Katzenohren und der nicht weniger auffälligen Haarfarbe hängen, ehe er Gedanken versunken das noch immer ein wenig blasse Gesicht, dessen große, kobaltblaue Augen gerade konzentriert auf den Inhalt der Dose gerichtet waren, musterte.

Er kannte den Grund, der Manx immer wieder aufs Neue traurig machte. Der Ältere wusste, dass sie oft nur so laut war und auf ihren seltsamen Ideen bestand, weil sie diese Komplexe wegen ihrem Ki hatte.

Aber warum hatte sie ihn nicht einfach um sein Airboard gebeten?

Dieser verdammte Sturkopf!

Ice ließ das Thema fallen und musterte dafür noch einmal aufmerksam die Umgebung. Die Lichtung war relativ groß und überall von dichtem Wald umgeben.

„In welcher Richtung befindet sich der Dragonball?“ wollte Trayun mit vollem Mund wissen.

Der Angesprochene deutete nach links.

„Etwa hundert Meter von unserem Standpunkt entfernt, schätze ich.“

Er warf einen kurzen Blick in die Runde, auch die anderen hatten ihre kleine Mahlzeit beendet – bei der Essgeschwindigkeit machte sich ausnahmslos bei allen dreien immer wieder der Saiyanjinanteil bemerkbar.

Der Zehnjährige erhob sich grinsend.

„Na, dann gehen wir ihn doch mal holen.“
 

Der Dragonball war tatsächlich nicht schwer zu finden. Er war in einem ausgehöhlten Baumstumpf versteckt und besaß fünf Sterne.

Anschließend drückte Ice Manx kurzerhand wortlos sein Airboard in die Hand, und das Katzenmädchen hatte ihn dankbar angelächelt, während sie sich auf das schwebende, blau-schwarze Teil stellte, das ihrem eigenen bis auf die Farbe haargenau glich.

Es hatte die Form eines Skateboardes und war, wie sie von ihrer Mutter erfahren hatte, ein Geburtstagsgeschenk zu Ices Sechstem gewesen. Sie selber hatte ihres erst vor einem Jahr bekommen – offensichtlich hielten sie ihre Eltern für nicht ganz so verantwortungsbewusst wie ihr Patenkind, und die ständigen Reparaturen zeigten, dass sie damit nicht ganz Unrecht hatten.

Ebenso wie ihr eigenes schwarz-rotes war es ein Prototyp, und die Weiterentwicklung eines Gerätes namens Airfly. Im Gegensatz zu den Airs auf dem Markt waren ihre beiden eine Ausnahme – die normalen konnten nicht so hoch fliegen, sondern schwebten lediglich ein paar Zentimeter über dem Boden, und auch in Punkto Geschwindigkeit hatten ihre Boards wesentlich mehr drauf.

Sie hob vorsichtig ab – der Ältere würde sicherlich nie wieder ein Wort mit ihr reden, wenn diesem kostbaren Geschenk seiner Paten etwas zustoßen würde, und das wollte Manx natürlich auf keinen Fall riskieren. So raste sie mit nicht ganz so halsbrecherischer Geschwindigkeit wie sonst vor den anderen her, die ihr mühelos folgten.

Sie hatten das Glück, dass sich der zweite Dragonball nur etwa eine halbe Stunde südlichwestlich von ihrem jetzigen Stadtort in einer – zu ihrer Erleichterung unbewohnten – Höhle befand. Diesmal wies die Kugel zwei Sterne auf, und sie wurde vorsichtig, ebenso wie die Erste, in Ices Tasche verstaut.

Die nächste Fundstelle stellte sie dafür vor ein beinahe unlösbares Problem.

Zwar war auch diese nur wieder etwa zweihundert Kilometer von dem vorherigen entfernt, als sie den blinkenden Punkt jedoch etwa eine Stunde später erreichten, befanden sie sich mitten über einem riesigen Bergsee – der allem Anschein nach wirklich sehr tief war.

Manx schluckte, als sie auf die klare, scheinbar ins bodenlose gehende Oberfläche unter ihr blickte und ihr dabei unwillkürlich ein Schauer über den Rücken lief.

Katzen hassten Wasser, und leider war auch bei ihr diese Angst tief verankert, obwohl sie natürlich schwimmen konnte und es ihr meist auch großen Spaß machte, wenn sie erstmal in dem kühlen Nass war.

Mit einem eleganten Bogen drehte sie sich zu den beiden anderen um und drückte auf den Knopf, der das Airboard des Älteren schwerelos in der Luft fliegen ließ.

„Ich muss mir das mal eben näher ansehen.“ Sagte Ice an die Geschwister gewandt. Manx machte es sich auf der angerauten Oberfläche bequem und beobachtete fasziniert, wie der Zehnjährige elegant nach unten flog und auf dem dunklen Wasser in die Knie ging, das dort, wo er es mit seiner Hose und seinen Schuhen berührte, zu einer durchsichtigen Eisfläche wurde, so dass er nicht nass wurde. Dann legte er seine Handflächen auf die diesmal nicht zufrierende Oberfläche des Sees.

Er schloss die Augen und ein sanftes silbriges Glühen umhüllte ihn, breitete sich in dem verschiedenfarbigen Blau aus, schien mit ihm zu verschmelzen und für einen Moment den gesamten riesigen Teich zu erhellen.

Kurz darauf erlosch es wieder, der Zehnjährige öffnete die Augen, erhob sich und schwebte zurück zu seinen Freunden.

Kurz wog er die verschiedenen Möglichkeiten ab, die er hatte.

Dank seiner Analyse wusste er nun, dass der See zu tief war um die Luft so lange anzuhalten, dass man den Hin- und Rückweg zurücklegen konnte.

Blieben also drei Möglichkeiten.

Er könnte das gesamte Wasser komplett frieren lassen und das Eis dann mit einem gezielten Schlag an der Stelle spalten, wo sich der Dragonball befand. Das hätte allerdings zur Folge, dass alles, was in diesem gewaltigen Teich lebte, durch das Schockfrosten unweigerlich sterben würde. Außerdem würde sich das Eis dann in der Umgebung verteilen und wahrscheinlich nur einen ausgetrockneten Krater zurücklassen.

Die Alternative war, das Wasser einfach an die Außenbereiche des Sees zu drücken oder in einer Windhose einzufangen –allerdings wäre beides ziemlich schwer zu kontrollieren.

Ice lächelte, als er die gespannten Gesichter der Zwillinge sah, und entschied sich für die letzte Option. Obwohl auch sie ein gewisses Risiko barg – denn er hatte bisher noch keine so gute Kontrolle über diesen anderen Teil seiner Magie – war zumindest nur er gefährdet.

„Okay – also der See ist wirklich sehr tief. Ich habe mich dafür entschieden, dass ich in einer Luftblase bis zum Grund tauche und die Kugel hole. Das sollte die einfachste und risikoärmste Lösung sein.“

Manx sah den Älteren mit schief gelegtem Kopf an.

„Aber … eine Luftblase?“ erkundigte sie sich zweifelnd. Trayun, der hinter seiner Schwester schwebte, runzelte die Stirn.

„Du weißt, dass wir dir dabei von oben schlecht helfen können, wenn du im Wasser bist.“

Ice zog eine Augenbraue in die Höhe.

„Es ist die einzige Möglichkeit und die Aufgabe ist durchaus machbar. Ich hab in letzter Zeit meine Luftmagie ein wenig trainiert.“

Er schlüpfte aus seinem Rucksack und reichte ihn dem Mädchen mit den türkisen Haaren.

„Also dann bis gleich – ich würde tippen, dass ich etwa eine Viertelstunde brauche, aber macht euch keine Sorgen, wenns etwas länger dauert.“

Nach diesen Worten verschwand er mit einem Hechtsprung in den blauen Tiefen. Auf der kurzen Strecke, die er dabei für die Zwillingsgeschwister noch sichtbar war, wurde er wieder von dem Schimmer seiner Magie umgeben, der sich, unmittelbar bevor er die Wasseroberfläche durchbrach, in einer kompakten silbrigen Blase verdichtete.

Dann war er vollständig eingetaucht, und nur die ringförmigen Wellen, die den sonst glatten Spiegel durchbrachen, zeugten davon, dass etwas im See verschwunden war.
 

Ice starrte fasziniert auf die Unterwasserwelt, die durch die vollkommen klare Lufthülle deutlich zu erkennen war, auch wenn es beständig dunkler wurde, je tiefer er kam.

Es wurde auch immer kühler, doch jemandem, der hauptsächlich über Wasser- und Eismagie verfügte, machte selbst klirrende Kälte wenig aus.

Der Zehnjährige hatte das Tempo kaum verringert, mit dem er in den See eingetaucht war und bewegte sich sehr schnell vorwärts, auch wenn es etwas anstrengend war, die Luft dabei in einer regelmäßigen Hülle um sich herum festzuhalten.

Allerdings wollte er nicht, dass sich die Zwillinge zu große Sorgen machten, und er hatte mit seiner Schätzung nicht übertrieben, als er von einer Viertelstunde gesprochen hatte. Auf dem Grund des großen Teiches befand sich nämlich ein Spalt, der noch weiter ins Erdinnere führte, und genau dort drinnen befand sich der Dragonball.

Der Junge mit den blauschwarzen Haaren bildete eine kleine Kikugel in seiner Hand, die die mittlerweile stockfinstere Umgebung erhellte. Die Bewohner des Sees hielten Abstand zu ihm, er konnte keinen einzigen Fisch entdecken, und nur hin und wieder trieben lange Stränge von Seepflanzen an seinem Blickfeld vorbei.

Vorsichtig zog Ice den Radar aus seiner Hosentasche und überprüfte seine Position. Ja, er müsste sich direkt auf den Spalt zu bewegen.

Angestrengt blinzelte er nach unten. Da, endlich konnte er den felsigen Boden des Sees entdecken, und direkt vor ihm tat sich der breite Spalt auf, der den Grund durchzog wie ein tiefer Schnitt.

Ohne zu zögern tauchte er hinein, sank noch tiefer. Dank seinem regelmäßigen Training im Gravitationsraum der Briefs machte ihm beständig zunehmende Druck nichts aus, doch ihm war bewusst, dass die Belastung für einen menschlichen Körper bereits zu groß war.

Auch bemerkte er, dass er mehr Magie benötigte, um die Luftblase in ihrer ursprünglichen Form aufrecht zu erhalten.

Endlich konnte er etwas im Licht seines Ki’s aufblitzen sehen – es war die glasähnliche Oberfläche des Dagonballs.

Ice verstaute den Radar wieder in seiner Hosentasche und schloss die Kugel in seine Lufthülle mit ein. Er klemmte sie sich unter den Arm – bei seiner flüchtigen Musterung hatte er festgestellt, dass es die mit einem Stern war - und schoss dann in womöglich noch schnellerem Tempo zurück nach oben.

Der Zehnjährige spürte plötzlich, wie sich seine Nackenhaare aufstellten, als ein ungutes Gefühl, das immer stärker wurde, je näher er dem Licht der Oberfläche kam, von ihm Besitz ergriff.

Seine Kampfinstinkte warnten ihn vor einer Gefahr, der er sich näherte, und der Junge mit den silbergrauen Augen beschleunigte seine Geschwindigkeit mit verbissenem Gesichtsausdruck noch mehr, so dass er das Wasser wie mit einem Messer zerschnitt.

Denn was auch immer das Bedrohliche war, das sich da oben befand – dort hielten sich auch die Zwillinge auf!
 

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TBC.

~< Der wahre Grund der Suche >~

Manx hatte es aufgegeben, in das blaue Wasser zu starren, in dem Ice vor so vielen Minuten verschwunden war.

Davon würde er auch nicht schneller wieder zurückkommen. Stattdessen hatte sie ihren Blick über die Umgebung streifen lassen. Der See lag in einem grünen Tal, das von hohen, kahlen Bergen ringsum schützend umschlossen wurde.

Die Sonne neigte sich schon dem Horizont zu, und lugte gerade noch über die Felsenspitzen, die bereits große Schatten warfen.

„Glaubst du, wir fliegen heute noch zurück?“ wollte sie von ihrem Bruder wissen.

Der legte den Kopf schief.

„Keine Ahnung – ich glaub eher nicht, denn der nächste Dragonball befindet sich von hier aus gesehen näher bei uns, und es wäre unlogisch, zu Son Gohans Haus zurückzufliegen, um morgen von da aus wieder zu starten. Ein Riesenumweg.“

Seine Schwester lächelte bei seinen Worten.

Das war so typisch Trayun!

Es war nicht logisch etwas zu tun!

Sie wollte gerade zu einer neckenden Antwort ansetzen, als ihr ganzer Körper plötzlich von einer Gänsehaut überzogen wurde, und sich ihre Nackenhaare aufstellten.

Ihr Herz raste, und sie blickte mit vor Angst geweiteten Augen auf die Wasseroberfläche, unter der sie einen riesigen schwarzen Schemen erkennen konnte, der sich ihr mit rasender Geschwindigkeit näherte.

„Nichts wie weg hier!“ schrie sie, darauf hoffend, damit auf Trayun den gewünschten Effekt zu haben, während sie selbst vor Angst wie gelähmt das Airboard umklammerte. Die Zeit würde ohnehin nicht ausreichen, es wieder zu aktivieren, selbst wenn ihr die Panik nicht jede Bewegung unmöglich machen würde.

Noch nie hatte das Mädchen so entsetzliche Furcht gehabt! Sie glaubte ein seltsames Pulsieren zu spüren, das sie ausfüllte, während sie wie hypnotisiert in die Tiefe blickte.

Ihr Zwillingsbruder reagierte tatsächlich sofort, und war schon gute fünfzehn Meter von seiner Schwester entfernt, als ihm der Fehler an der ganzen Sache bewusst wurde.

Mit einem entsetzten „Manx!“ fuhr er zu der Sechsjährigen herum, die sich nach wie vor unbeweglich auf ihrem schwebenden Sitz befand und mit morbider Faszination ins Wasser starrte.

Wie hatte er nur vergessen können, dass sie nicht einfach so aus dem Stehgreif fliegen konnte? Der Weißhaarige überlegte blitzschnell, während er verzweifelt die Lippen aufeinander presste. Er hatte keine Chance, die Türkishaarige noch rechtzeitig zu erreichen und aus dem Weg zu reißen!

Was also sollte er tun?

Ein scheußliches Wesen, das wie ein urzeitlicher, riesiger Raubfisch aussah und nur aus Zähnen und Stacheln zu bestehen schien, durchbrach mit weit aufklaffendem Maul die Oberfläche und schoss auf seine unbeweglich dasitzende Beute zu.

Nur um gleichzeitig von zwei Kame-hame-has getroffen zu werden und sich daraufhin, nur noch einen halben Meter von seinem Ziel entfernt, in Nichts aufzulösen.

Trayuns Kopf wandte sich ruckartig nach unten, und er entdeckte einen pitschnassen Ice, der knapp über der Seeoberfläche schwebte, den Dragonball zwischen die Knie geklemmt, und die Hände noch immer in der typischen Position erhoben.

Er war also der zweite Urheber dieser Energieentladung.

Der Weißhaarige grinste schief.

Silbergraue Augen wandten den Blick von seiner Schwester ab und ihm zu. In ihnen lag ein anerkennender Ausdruck.

Der Zehnjährige, mit den im Moment - Dank des Wassers - wild in sein Gesicht hängenden blauschwarzen Haaren, nahm langsam den Dragonball in seine Hände, während er nach oben schwebte. Dabei beobachtete er interessiert, wie sich Trayun mit einem finsteren Gesichtsausdruck seiner noch immer sehr blassen Schwester näherte.

„Wenn du mich noch einmal in so einer Situation manipulierst …“ hörte er die drohend gezischten Worte und hob eine Augenbraue. Dieses Verhalten war für den sonst so ruhigen und besonnenen Jungen mit den dunkelroten Augen absolut untypisch. Offensichtlich hatte Manx etwas wirklich Dummes getan, um ihn so wütend zu machen. Wenn er es sich recht überlegte, war es in der Tat ungewöhnlich, dass Trayun überhaupt so weit von dem Katzenmädchen entfernt gewesen war. „… nur um mich zu retten, dann scheuer ich dir eine!“

Ah.

Das sah diesem leichtsinnigen Gör mal wieder ähnlich.

Die Türkishaarige bemühte sich um ein Lächeln, aber es misslang kläglich. Sie zitterte noch immer am ganzen Körper und war von dem Schock wie paralysiert.

Ice tauchte neben ihr auf, griff nach seinem Rucksack, der noch immer neben dem Mädchen an dem Board hing, und verstaute den dritten Dragonball darin. Dabei musterte er die vor Schreck noch immer beinahe schwarzen Augen der Achtjährigen.

„Okay, das war genug Abendteuer für heute.“ stellte der noch immer Tropfende entschieden fest.

Mit einer beinahe schon beiläufigen, jedoch unmissverständlich auffordernden Geste seiner linken Hand, die er von unten nach oben vor seinem Körper vollzog, brachte der Zehnjährige das Seewasser dazu, sich komplett aus seinen Klamotten zu lösen und gehorsam als großer, schimmernder Ball vor ihm zu sammeln. Sobald er bei seinen Haaren angelangt war, stellten sich diese, von ihrer nassen Last befreit, in der Mitte sofort wieder auf.

Es war wirklich praktisch, über Wassermagie zu verfügen.

Lässig entließ Ice die Flüssigkeit aus seinem Griff, die sofort ihre geordnete Kugelform aufgab und zurück in den See plumpste.

Unterdessen zog er sein schwarz-violettes Shirt zurecht und schlüpfte in die Träger seines dunkelblauen Rucksacks.

„Wir werden uns ein schönes Plätzchen in der Nähe des nächsten Dragonballs suchen, wo wir das Haus hinstellen können und dort übernachten.“

Zaghaft versuchte Manx, ihre verkrampften Finger von dem Airboard zu lösen, was ihr nach mehreren Versuchen auch gelang.

Noch immer saß ihr der Schreck in allen Gliedern, und sie kam sich vor wie eingefroren.

Das war ein krasser Kontrast zu der pulsierenden Hitze, die ihren Körper immer mehr ausgefüllt hatte, als das Wesen schließlich nur noch Zentimeter von ihr entfernt gewesen war.

Doch nachdem sie die beiden Jungs gerettet hatten, war die am Ende beinahe schon unerträgliche Wärme verschwunden, und seitdem war ihr nur noch kalt. Das Mädchen wusste, dass das mit dem Schock zusammen hing, in dem sie sich momentan noch befand.

Der Zehnjährige warf unterdessen einen prüfenden Blick auf den Radar, der sich glücklicherweise als wasserfest erwiesen hatte.

„Wir müssen Richtung Nordost. Ich würde auf etwa dreihundert Kilometer tippen.“

Mit schmalen silbergrauen Augen suchte er die Umgebung ab.

„Ich würde vorschlagen, wir fliegen heute noch etwa 150 Kilometer. Dann bauen wir das Haus auf, rufen daheim an um zu sagen, dass wir campen, und essen zu Abend.“

Die Geschwister nickten zustimmend, und Ices Blick blieb an Manx hängen.

In dem Zustand, in dem sie sich gerade befand, konnte sie das Air unmöglich unter Kontrolle halten.

„Das ist jetzt eine Ausnahme, Kitty.“ Erklärte er, ehe er das verwirrte und immer noch unter Schock stehende Katzenmädchen vorsichtig unter den Knien und um die Schultern fasste.

„Nimmst du mein Board, Try?“

Der Weißhaarige grinste, als er den leichten Rotschimmer auf den vorher noch immer erschreckend blassen Wangen seiner Schwester und den verlegenen Ausdruck in den kobaltblauen Tiefen ihrer Augen bemerkte.

Er verkniff sich jeglichen Kommentar, schaltete das Airboard aus und klemmte es sich unter den Arm.
 

Dann flogen sie los.

Die Landschaft war von der untergehenden Sonne in zartes, rosafarbenes Licht getaucht, und die beiden Jungen legten an Tempo zu. Schließlich wollten sie noch etwas sehen, wenn sie ihren Rastplatz für diese Nacht aussuchten.

Sie stoppten etwa eine halbe Stunde später bei einer weitläufigen Lichtung, an die sich ein Fluss anschloss, der sich von einem Felsplateau als schäumender Wasserfall hinabstürzte.

„Ich würde vorschlagen dass wir hier bleiben.“ Ice setzte Manx, die während dem langen Flug mehr als genug Zeit gehabt hatte, um sich wieder einigermaßen zu erholen, vorsichtig auf dem weichen Gras ab. Währenddessen zog Trayun, der einige Meter vor ihnen gelandet war, eine Hiopoi-Kapsel aus der Tasche seines dunkelroten Sweatshirts, die er aktivierte und dann neben sich auf den Boden warf.

Mit einem leisen Plopp erschien eines der typischen, igluförmigen Instanthäuser – da es sich bei dem Kapselbesitzer um einen Nachkommen der Capsule Corp-Besitzer handelte, war es sogar ein relativ großes, das über Küche, Bad und vier Zimmer verfügte.

Die drei Freunde betraten das Gebäude und fanden sich direkt in einem gemütlichen Wohnzimmer wieder, das neben einem großen Fenster auf der rechten Seite noch einen Kamin, eine gemütliche Couchgarnitur, einen kleinen Wohnzimmertisch und einen großen Flachbildfernseher beinhaltete.

Manx ließ ihren Rucksack direkt hinter der Türe fallen, schlüpfte aus ihren Schuhen und lief barfuss über den flauschigen roten Teppich, der den Boden bedeckte. Noch immer nicht wieder ganz auf der Höhe ließ sie sich auf einem der schwarzen Ledersofas nieder.

„Soll ich uns was zu Essen machen?“ erkundigte sich Trayun mit einem abwägenden Blick auf das müde Gesicht seiner Schwester. „Nichts Großes. Es sollten einige Instantkapseln in der Küche sein, und Hühnchen mit Pommes ist mit Sicherheit dabei.“

Bei dem Wort Hühnchen zuckten die schwarzen Katzenohren des Mädchens interessiert, und Ice nickte.

„Gute Idee.“ Der Zehnjährige legte seine Tasche, aus der er vorher sein Handy geholt hatte, vorsichtig vor Manx Rucksack, stellte seine schwarzen Sneakers neben die weißen Ballerinas und die grauen Chucks der Geschwister und machte es sich dann gegenüber von der Türkishaarigen auf einem Ledersessel bequem.

Während Trayun in der Küche, die man durch einen bogenförmigen Durchgang auf der linken Seite erreichte, zu hantieren begann, beugte sich der Junge mit den blauschwarzen Haaren vor und stützte sein Kinn auf beiden Händen ab, während ernste, quecksilberfarbene Augen nachdenklich das Mädchen ihm gegenüber musterten.

„So, Manx – und jetzt erzählst du mir, warum du die Dragonballs unbedingt finden willst.“

Die Türkishaarige schaffte es tatsächlich, überrascht auszusehen, doch Ice erkannte, dass er ihr mit seiner Frage einen ganz schönen Schrecken eingejagt hatte.

Offensichtlich war seine Vermutung richtig – die Achtjährige hatte diese Suchaktion mit einem ganz bestimmten Hintergedanken ins Leben gerufen.

„Wieso denkst du, ich habe damit einen bestimmten Zweck verfolgt? Ich dachte einfach …“

„Überleg dir jetzt gut, was du sagst, Kitty. Und hör auf zu schauspielern! Du kannst das im Moment nicht sonderlich gut.“ wurde sie von dem Älteren trocken unterbrochen, und ihre Fassade brach bei seinen ruhigen Worten beinahe augenblicklich zusammen.

Das verriet Ice mehr, als alles andere, wie erschöpft sie von dem heutigen Tag tatsächlich war. Normalerweise hätte sie niemals so leicht nachgegeben.

Doch jetzt blickte das Katzenmädchen beinahe schon schuldbewusst auf ihre nackten Füße, die sich nervös in dem flauschigen Teppich vergruben.

„Ich … will mir was wünschen.“ Begann sie zögerlich.

Der Zehnjährige verbiss sich den sarkastischen Kommentar, der ihm bereits auf der Zunge lag, und wartete stattdessen geduldig, dass sein Gegenüber fortfuhr.

Manx gab sich sichtlich einen Ruck. Sie hob den Kopf und sah ihn mit diesen großen, leicht schräg gestellten Augen an, die diese ungewöhnlich brillante kobaltblaue Farbe hatten.

„Ich will, dass Shenlong meine Katzenohren verschwinden lässt.“ Sagte sie entschlossen.

Die Augenbrauen ihres Gegenübers schossen in die Höhe, während das laute Scheppern von Geschirr aus der Küche verriet, dass Trayun ebenfalls interessiert gelauscht hatte.

„Du willst was?“ Echote Ice, richtete sich abrupt auf und starrte sie mit absoluter Fassungslosigkeit an.

Die Achtjährige verschränkte die Arme vor der Brust. Sie hatte schon länger Komplexe wegen dieser tierischen Anhängsel, mit denen sie von ihrem Bruder hin und wieder auch gerne aufgezogen hatte. Warum war auch ausgerechnet sie diejenige, die alles Katzenartige geerbt hatte?

Was sich ja leider nicht nur auf die geschlitzten Pupillen und die ungewöhnlichen Essensvorlieben beschränkte.

Sie hasste diese lästigen Teile auf ihrem Kopf, und als sie vor einiger Zeit einmal zufällig von den Dragonballs gehört hatte, war ihr Entschluss sofort festgestanden. Es hatte nur noch ein wenig gedauert, an den Radar zu kommen.

Und die passende Gelegenheit zu finden – wie diese Schulferien.

„Wegen diesen seltsamen Ohren erkennt jeder sofort, dass ich kein reinrassiger Mensch bin und ich falle auf. Deswegen will ich sie mir weg wünschen.“

„Du spinnst wohl!“ fauchte Ice, und legte damit zur Abwechslung ebenfalls Mal ein völlig untypisches Verhalten an den Tag.

Seine Augen hatten einen gefährlichen, reinsilbernen Ton angenommen, den die Zwillinge bislang noch nie gesehen hatten. Allerdings war der Ältere in ihrer Anwesenheit auch noch nie ernsthaft böse geworden. „Wenn du das machst, dann kannst du die verdammten Bälle allein suchen und ich rede nie wieder ein Wort mit dir!“

Dem Katzenmädchen blieb bei diesen Worten der Mund offen stehen.

Was hatte er nur gegen diesen Wunsch einzuwenden?

Wortlos starrte sie ihn an, doch das bemerkte der Zehnjährige gar nicht, der sie noch immer mit seinen aufgebrachten Blicken fixierte.

„Wie kommst du nur auf so einen hirnrissigen Einfall? Das ist dein Erkennungsmerkmal und macht dich zu etwas Besonderem! Außerdem schauen sie echt niedlich aus! Du benimmst dich total lächerlich!“

Noch immer war Manx vollkommen verwirrt.

Er fand ihre Ohren süß?

Der wütende Junge deutete auf die beiden blauen Streifen in seinem Gesicht und den Teufelsschwanz, der erregt hin und herpeitschte, und den Manx sonst gar nicht bewusst wahrnahm.

„Ich sehe auch nicht unbedingt normal aus. Fällt dir das noch irgendwie auf?“

Weiterhin sprachlos schüttelte die Achtjährige den Kopf und schluckte, als Ice plötzlich dicht vor ihr stand und sie anfunkelte.

„Dann versprich mir jetzt sofort, dass du diesen absolut bescheuerten Wunsch vergisst, und so etwas auch nie wieder in Betracht ziehen wirst.“

Das grenzte ja schon fast an eine Schönheitsoperation – in dem Alter!

Nicht zu fassen!

Grimmig wartete der hübsche Junge auf eine Antwort seines ziemlich fassungslosen Gegenübers.

„O … okay!“ stotterte die Türkishaarige. Der unerwartete Ausbruch hatte sie vollkommen überrumpelt.

Außerdem … naja, wenn er ihre Ohren mochte, dann konnte sie sich die Teile schlecht weg wünschen, denn wie bei vielen Mädchen an ihrer Schule war der gut aussehende Misasai-Sprössling auch ihr heimlicher Schwarm. Obwohl sie das niemals zugegeben hätte.

Zum Glück waren ihre Eltern sehr gut befreundet, und deswegen konnte sie ihm viel näher sein als alle anderen.

Ice beruhigte sich genauso plötzlich wieder, wie sein Ausbruch begonnen hatte, und setzte sich mit einem kleinen, zufriedenen Lächeln auf seinen Sessel zurück.

Diesen Moment wählte Trayun schließlich, um mit zwei großen Tellern voller köstlich duftendem Hühnchen mit Pommes zurückzukommen.

Er hatte die Vorgänge im Nebenraum mit großem Interesse verfolgt, und sich vorgenommen, mit seinen Neckereien, was Manx überflüssige Anhängsel anging, etwas vorsichtiger zu sein.

„Wow – lecker!“ rutschte es seiner Schwester heraus, die erst jetzt bemerkte, dass sie wirklich großen Hunger hatte. Ihr Magen knurrte lautstark, und die anderen beiden grinsten.

„Ich rufe noch kurz zu Hause an!“ bemerkte der Zehnjährige, zog sein Handy hervor und wählte eilig die Nummer von daheim. Er musste nicht lange warten, ehe abgehoben wurde.

»Misasai?« meldete sich eine weibliche Stimme. Im Hintergrund war Kindgebrüll zu hören. Offensichtlich wollte der beinahe vierjährige Flash noch nicht ins Bett, und Amy hatte diese anstrengende Prozedur heute seinem Vater überlassen.

»Hi Mum.«

»Hallo Ice. Schön, dass du dich noch mal meldest. Wir haben schon mit Pan gesprochen und deine Nachricht gefunden. Ihr habt also einen Trainingsausflug gemacht?«

Der Junge mit den blauschwarzen Haaren grinste, während er ohne rot zu werden die Lüge bestätigte.

»Ja, es ist doch später geworden, als gedacht, deswegen haben wir beschlossen zu campen. Trayun hatte ja eine Kapsel dabei.«

»In Ordnung. Kommt ihr morgen wieder heim?«

»Wir haben es vor, ja.«

»Gut. Dann sag ich Maya noch eben Bescheid. Pass auf die beiden Knirpse auf, okay? Besonders auf Manx. Es gibt da draußen einiges, das ihr gefährlich werden könnte. Und euch auch.«

»Wir sind vorsichtig, Ma. Gute Nacht und bis morgen.«

»Schlaft schön!«

Der Zehnjährige legte auf und grinste die Geschwister triumphierend an.

„Gut, das war kein Problem. Sie haben uns die kleine Schwindelei mit dem Trainingsausflug – die ja gar nicht mal so falsch ist – abgenommen. Also essen wir und gehen ins Bett? Dann können wir morgen früh weiter – wir werden nämlich bis zum Abend zurückerwartet.“
 

›~ • ~‹›~ • ~‹›~ • ~‹›~ • ~‹›~ • ~‹›~ • ~‹›~ • ~‹›~ • ~‹

TBC.

Einige von euch wundern sich vielleicht, dass Amy diesen selbstständigen Ausflug ihres Sohnes einfach so hinnimmt, vor allem, weil die Zwillinge auch erst acht sind.

Ich wollte sie auch erst etwas ... ungehaltener reagieren lassen.

Aber - dann hab ich mich an DBZ erinnert. Da ist es schließlich auch so, dass die Kleinen ständig trainieren. Und es ist auch so, dass zumindest den Jungs kein normales Lebenwesen etwas anhaben könnte.

Deswegen beschränkt sich Amy auf ein paar Warnungen.

~< Alle Arten von Blumen >~

Manx blinzelte, als sie die ersten, noch orangen Sonnenstrahlen aus ihrem Schlaf rissen, die durch nicht zugezogene Gardinen in das kleine Zimmer fielen, in dem sie schlief. Sie gähnte, streckte sich genüsslich und kuschelte sich dann noch einmal tiefer in die warme Bettdecke.

Herrlich, diese Ruhe!

Ferien waren schon etwas Tolles …

Sie zuckte erschrocken zusammen, als plötzlich lautstark gegen ihre Türe gehämmert wurde.

„Aufstehen, Kitty! Wer unbedingt Dragonballs suchen will, darf auch nicht ausschlafen!“ drang Ices Stimme durch das Holz.

Das Katzenmädchen seufzte und setzte sich auf.

Leider durfte sie sich nicht beschweren, schließlich war sie diejenige, die die ganze Aktion ins Leben gerufen hatte.

Gähnend erhob sie sich und suchte sich frische Klamotten aus ihrem Rucksack.

Dann schlurfte sie rüber ins Bad.

Nach einem kurzen Frühstück wurde das Haus wieder in seiner Kapsel verstaut und die Drei brachen auf.

Das Mädchen, das seine Haare auch heute zu den obligatorischen Rattenschwänzchen zusammengebunden hatte, verzichtete diesmal schon von vornherein darauf, aufs selber fliegen zu bestehen und nahm wieder Ices Airfly.

Der Flug in der kühlen Morgenluft war angenehm und vertrieb den letzten Rest Müdigkeit aus Manx’ Gliedern. Sie war froh, dass sie heute die lange Jeans und das gelb-grün gestreifte T-Shirt angezogen hatte, auch wenn sie weiterhin die Ballerinas tragen musste. Trotzdem war ihr heutiger Aufzug wesentlich praktischer als das Kleid vom Vortag – und wärmer.

Die Gegend wurde zunehmend felsiger und bald türmte sich eine ziemlich große Bergkette vor den Fliegenden auf.

„Über mangelnde Abwechslung, was die Landschaft betrifft, können wir uns jedenfalls nicht beklagen.“ Murmelte Ice, der den Radar aus seiner Hosentasche gezogen hatte.

„Die nächste Kugel befindet sich – was für eine Überraschung - auf einem dieser ansehnlichen Felsbrocken.“

Die Berge kamen rasch näher, und zwangen sie dazu, immer mehr an Höhe zu gewinnen. Das Mädchen unterdrückte ein Zittern. Je weiter sie nach oben kamen, desto kälter wurde es, und sie bemerkte auch, dass es ihr stetig schwerer fiel, das Air unter Kontrolle zu halten.

Sie wusste, dass Ice wegen seinem engen Bezug zu Wasser und Eis keinerlei Probleme mit kühlen Temperaturen hatte, und Trayun trug noch immer das langärmlige Kapuzenshirt und die graue Jeans vom Vortag.

Abwesend rieb sich die Türkishaarige über die bloßen Arme und suchte gleichzeitig die Umgebung ab.

Die Vegetation wurde zunehmend spärlicher, mittlerweile wuchsen nur noch vereinzelt ein paar Nadelbäume, die Dank der kargen Witterungsbedingungen kleinwüchsig und krumm waren. Der Rest war Geröll und hin und wieder ein paar Grasbüschel.

Sie befanden sich gerade in einer relativ schmalen Kluft zwischen zwei Bergen und flogen eine nicht enden wollende, beinahe senkrechte Wand hinauf.

Die aufgehende Sonne stand so, dass ihr noch leicht rötliches Licht immer wieder den felsigen Abhang vor ihnen beschien, während der Stein hinter ihnen im steten Schatten lag.

Trayun blickte sich suchend um, ließ seinen Blick in den tiefen Abgrund unter ihnen wandern, dessen Grund von absoluter Dunkelheit erfüllt war und dadurch den Eindruck erweckte, ins Bodenlose zu reichen.

„Und hier soll sich ein Dragonball verstecken? Wo könnte das denn sein? Sieht nicht so aus, als gäbe es viele Höhlen …“ Der schrille Schrei eines Vogels unterbrach den Weißhaarigen, und ein großer Schatten verdunkelte für einen Moment das spärliche Licht, das zu ihnen hinunterreichte.

Drei Köpfe wandten sich nach oben.

„Nun … auf jeden Fall scheint jemand was dagegen zu haben, dass wir uns hier aufhalten.“ Stellte Ice trocken fest.

Die Kinder beschleunigten ihr Tempo noch ein wenig mehr. Sie schossen über einen Felsvorsprung hinaus, was zur Folge hatte, dass sich der Spalt enorm verbreiterte und sie plötzlich von gleißendem Sonnenlicht geblendet wurden.

Manx, die als Einzige nach unten sah, weil sie Angst hatte, mit dem Board gegen irgendwelche hervorstehenden Steine zu kommen, entdeckte den großen Horst zuerst – und was darin lag.

„Seht mal!“ brüllte sie über den Flugwind hinweg, und deutete hinunter.

„Da, in dem Nest!“

Die beiden anderen hielten verblüfft ziemlich abrupt mitten in der Luft an.

„Offensichtlich hält die Vogelmutter den Dragonball für eines ihrer zukünftigen Jungen?“ stellte Trayun erstaunt fest, als er die in den frühen Sonnenstrahlen funkelnde Kugel zwischen den vier großen, weißen Eiern entdeckte.

Ein weiterer Schrei erinnerte sie daran, dass sich besagte Besitzerin des Horstes und dessen Inhaltes noch in unmittelbarer Nähe befand. Und ein Luftzug, knapp über ihren Köpfen brachte ihnen nachdrücklich zu Bewusstsein, dass mit einer aufgebrachten Tiermutter nicht zu spaßen war. Und offensichtlich wurden sie gerade als Bedrohung angesehen.

Ice schaltete schnell.

„Okay, Try. Wir lenken sie ab und du holst die Kugel – aber pass auf, vielleicht ist schon was geschlüpft.“

Manx schrie erschrocken auf, als der riesige Vogel mit atemberaubendem Tempo zurückkam und auf sie zuschoss.

Im letzten Augenblick gelang es ihr, nach unten auszuweichen.

Sie trudelte einige gefährliche Sekunden haltlos weiter in den Abgrund, als sie von dem Schwung des gewaltigen Tieres für einen Moment aus dem Gleichgewicht gebracht wurde.

Das Mädchen schrie erschrocken auf, als ihr rechter Arm plötzlich sichernd von dem festen Griff einer warmen Hand umfasst wurde, und starrte mit aufgerissenen Augen in Ices besorgtes Gesicht.

„Alles klar mit dir?“ wollte er wissen, und die Türkishaarige brachte nur ein wortloses Nicken zustande.

Ihre Iris war vollständig schwarz von dem gerade erlebten Schock und sie war ungewohnt blass.

Der Junge mit den blauschwarzen Haaren lächelte ihr zu.

„Halte dich ein wenig im Hintergrund, das Airboard ist hier nicht ganz so wendig wie auf freier Fläche.“

Damit war er auch schon wieder verschwunden.

Noch immer heftig atmend starrte ihm die Achtjährige hinterher.

Trayun wich unterdessen dem zupackenden Schnabel der Vogelmutter so aus, dass er damit automatisch dem Nest näher kam, und nutzte den Moment, den das gewaltige Tier zum Wenden benötigte, um ungesehen zu dem großen Haufen aus Zweigen und Blättern zu gelangen, sich darauf verlassend, dass die anderen beiden sich absichtlich in das Blickfeld des fliegenden Unheils begeben würden.

Und tatsächlich schwebte Ice beinahe schon träge gerade wenige Meter vor dem scharfen Schnabel des Tieres heran.

Braungoldene Raubtieraugen fixierten den dreisten Störenfried, und schon war die Vogelmutter wieder heran.

Ihre großen, braunen Schwingen wirbelten die Luft durcheinander, und die nicht weniger gefährlichen Klauen kamen dem Zehnjährigen bedrohlich nahe, allerdings hatte der anscheinend alles unter Kontrolle.

Geschickt tauchte er in letzter Sekunde unter den zupackenden Greiffüßen hinweg, und Manx, die sich das Ganze von etwas weiter weg beobachtete, stieß unwillkürlich die angehaltene Luft aus.

Ihr Herz raste noch immer, und es dauerte einen Moment, ehe sie registrierte, dass die Aufmerksamkeit des Tieres nun auf sie gerichtet war.

Wieder war es wie am Tag zuvor und sie fühlte sich vor Angst wie gelähmt, während ihr Körper von einer flatternden Unruhe, einem kribbelnden Pulsieren erfüllt zu sein schien.

Doch es gelang der Achtjährigen, ihren paralysierten Zustand abzuschütteln – schließlich erinnerte sie sich noch allzu gut daran, was mit dem entsetzlichen Monsterfisch passiert war, und sie wollte nicht, dass die arme Vogelmutter, die ja eigentlich nur ihr Nest beschützen wollte, das gleiche Schicksal ereilte.

Auch wenn das riesige Federvieh nicht weniger tödlich war.

Der Adrenalinschub, der die Türkishaarige durchtoste, nachdem sie ihren Entschluss gefasst hatte, ermöglichte es ihr, dem Tier abwartend entgegen zusehen und schließlich im richtigen Augenblick mit einer eleganten Drehung vor dem großen scharfen Schnabel auszuweichen, der nach ihr schnappte und dabei ein unangenehmes Geräusch von sich gab.

Wahrscheinlich konnte sie dieses monströse Teil ohne Anstrengung in der Mitte durchbeißen

Ein kurzes Triumphgefühl durchflutete sie – das Katzenmädchen hatte es tatsächlich geschafft! Sie hatte ihre Furcht überwunden und es auch noch fertig gebracht, in einer lebensgefährlichen Situation richtig zu reagieren – wie die beiden kampferprobten Jungen.

Der wütende Schrei, den der Vogel dabei ausstieß, machte sie beinahe taub.

Wie durch einen Nebel drang die Stimme ihres Zwillingsbruders an ihre überlasteten Ohren.

„Ich hab ihn!“ brüllte Trayun über den Lärm hinweg, den das Vieh veranstaltete, während es sich wieder auf Ice zu stürzen versuchte, der es geschickt von der Achtjährigen weg lockte.

Manx atmete erleichtert auf, als sie sich daraufhin rasch absinken ließen und das noch immer tobende Tier nach einer Ewigkeit schließlich seine Verfolgung aufgab und hinter ihnen zurückblieb.

Als sie endlich wieder festen Boden unter den Füßen hatten, gaben die Knie der Türkishaarigen erstmal prompt unter ihr nach, und sie plumpste unzeremoniell auf ihren Po in die Wiese, das Airboard noch brav neben ihr schwebend.

Glücklicherweise hatten die anderen nichts von diesem peinlichen Zwischenfall mitbekommen, sie betrachteten gerade fasziniert die vierte Kugel, die ihr Bruder noch immer in der Hand hielt.

„Ein Stern.“ Stellte er fest, ehe sie im Rucksack bei den anderen dreien verstaut wurde. „Jetzt haben wir schon über die Hälfte geschafft.“

Ice hatte diesmal auch die Landkarte wieder aus seiner Tasche gezogen, und verglich sie mit dem Bild auf dem Radar.

„Die nächsten zwei sind ganz nahe beieinander.“

„Cool – dann kriegen wir’s heute bestimmt noch hin, alle zusammenzubekommen und sind bis heute Abend daheim.“ Trayun schien ziemlichen Gefallen an dem ganzen Abendteuer gefunden zu haben.
 

So flogen die Kinder weiter, diesmal waren es ganze vierhundert Kilometer, die sie zurücklegen mussten, die längste Strecke bislang, die sie am Stück bewältigten. Das Land wandelte sich auf ihrem zweistündigen Weg allmählich, wurde karger und … wüstenartig.

Die Sonne brannte mit immer mehr Macht auf die Drei hinab, was nicht nur daran lag, dass es allmählich Mittag wurde, und sie waren froh über den Flugwind, der sie ein wenig kühlte.

„Da drüben scheint eine Art Oase zu sein!“ rief Ice gerade und riss Manx aus ihren Gedanken. Während sie über die gleichförmige, sandige Landschaft flogen, waren ihre Überlegungen immer wieder zu dem Vorfall mit dem Zehnjährigen am vorigen Abend zurückgewandert – und zu dem, was sie ihm versprochen hatte.

Seitdem das Mädchen nun also sein Wort gegeben hatte, sich die markanten Öhrchen, die ihre tierische Seite für alle schon von Weitem erkennbar machte, nicht wegzuwünschen, war sie dabei, sich eine Alternative zu überlegen – mit der sie ihr ursprüngliches Vorhaben nicht gänzlich aufgeben musste.

Nun blinzelte die Achtjährige ein paar Mal und wandte ein wenig den Kopf. Tatsächlich konnte man am Horizont inmitten des ganzen blendenden Sandes einen recht großen grünen Streifen entdecken, der rasch näher kam und wie ein ansehnlicher Wald wirkte.

„Lasst uns da mal runtergehen und schauen, der Radar zeigt den ersten Dragonball jedenfalls ganz in der Nähe davon an.“

Gleich darauf landeten sie im Schatten von ein paar Palmen und sahen sich um. Ihre Augen brannten von dem trockenen Wüstenwind und sie waren alle dankbar für die Pause und die angenehme Kühle, die ihnen ihr Sonnenschutz verschaffte.

„Da drüben ist ein relativ großer, tiefer See, ich spüre das Wasser. Aber die Kugel ist diesmal zum Glück eher weiter in die andere Richtung – ich muss also heute nicht tauchen.“

Das Katzenmädchen schauderte unwillkürlich, als die Worte des anderen die unliebsame Erinnerung an gestern wachriefen.

„Wahrscheinlich ist es das Beste, wenn wir laufen. Es ist wohl nicht mehr weit, und hier unten ist es schattig.“

Alle nahmen noch einen Schluck aus ihrer Wasserflasche, und Ice schnallte das Airboard wieder auf seinem Rücken fest. Dann marschierten sie los.

Sie sahen sich staunend um. Die Vegetation unterschied sich schon ein ganzes Stück von der in Satan City.

Neben riesigen Palmen, die gemeinsam mit Sträuchern und Büschen ein dichtes Unterholz bildeten, in dem man nur mühsam vorankam, entdeckten sie bunte, exotisch aussehende Blumen und ein paar scheue Tiere, die vor den unbekannten Eindringlingen flüchteten.

Die kannten einige von ihnen zwar aus dem Zoo und dem Unterricht, hatten sie jedoch noch nie in freier Wildbahn gesehen.

Unzählige Geräusche erfüllten die Luft, das Zirpen von Grillen, das Summen von Insekten, der Gesang verschiedener Vögel und das Gekreische von Affen.

Sie waren bestimmt schon zehn Minuten in diesem faszinierenden, erstaunlich großen Urwald unterwegs, als sich das Unterholz langsam ein wenig zu lichten begann, und sie glaubten, eine runde, von der Sonne beschienene Lichtung durch die größer werdenden Lücken zu erkennen. Außerdem stieg ihnen ein süßer, verlockender Duft in die Nase, den jedoch keiner von ihnen zuordnen konnte.

Ice hatte wieder den Radar hervorgezogen.

„Wir müssten gleich da sein.“ Murmelte er, und wich einer Wurzel aus.

Sie hatten sich nicht getäuscht. Der Wald wurde beständig lichter und mündete schließlich auf einer großen, kreisförmigen freien Fläche.

Unzählige, dunkelblaue Blumen bedeckten das Gras, und in ihrem Zentrum befand sich eine sicherlich mannsgroße Blüte, mit langen, golden schimmernden Staubfäden. In der Mitte zwischen den riesigen, samtig dunklen Blütenblättern leuchtete einladend der Dragonball in der Sonne.

„Das ging ja schnell!“ rutschte es Ice etwas perplex hinaus.

Staunend blieben die Kinder stehen. Sie hatten noch nie etwas Ähnliches gesehen und traten nur zögernd aus dem Schatten des Waldes hinaus in die Sonne, ohne die Lichtung jedoch zu betreten.

Sofort wurde der süße, betäubende Duft der unzähligen Blüten noch stärker, überwältigte sie, und schien alles wie eine unsichtbare Dunstglocke einzuhüllen.

Ihre ohnehin schon empfindlicheren Nasen waren einer wahren Reizüberflutung ausgesetzt, und Manx, die die größte Sensibilität besaß was Gerüche betraf, richtete ihre Augen benommen auf die wunderschöne riesige Blume, und den schimmernden Gegenstand in ihrer Mitte.

„Ich hol ihn!“ verkündete sie. Das benebelnde Aroma machte ihren Kopf seltsam leicht und es fiel ihr schwer, die Worte zu formen.

Gleichzeitig schien der in der Sonne glänzende Dragonball heller zu werden, zu strahlen und mit seinem Leuchten ihr ganzes Blickfeld auszufüllen.

Sie wollte gerade einen Schritt auf die Lichtung hinaus machen, als sich die Hand ihres Bruders schwer auf ihre Schulter legte.

„Hier stimmt etwas nicht.“ Trayuns Stimme klang angespannt, und er starrte angestrengt auf den großen Platz vor ihnen.

Das Katzenmädchen wandte widerstrebend ihren Kopf von dem faszinierenden Bild vor ihr ab, an dem sie beim besten Willen nichts Ungewöhnliches feststellen konnte – sah man mal von der ungewöhnlichen Schönheit und der Größe dieser Blüte ab - und dem Weißhaarigen zu.

„Wie meinst du das?“ wollte sie wissen.

Ice trat neben sie.

„Jetzt wo du es sagst, Try – fällt dir nichts auf, Manx?“

Die Achtjährige konzentrierte sich, versuchte angestrengt, der betäubenden Leichtigkeit Herr zu werden, die ihr das Gefühl gab, von Watte umgeben zu sein.

Allmählich begannen ihr Details aufzufallen.

Zum Beispiel, dass sich ihre Nackenhärchen aufgestellt hatten. Und die tödliche Stille, die über der ganze Lichtung lastete.

Sie hörte keinen Vogelgesang.

Kein Insektensummen.

Und kein Affengeschrei.

Unwillkürlich wich sie einen Schritt zurück, hinein in den Schatten des Waldes. Hier schienen die Geräusche zaghaft und etwas gedämpft wieder einzusetzen.

Noch immer fiel es ihr wegen des starken, einlullenden Duftes, der direkt in ihr Gehirn zu dringen schien, schwer, aufmerksam zu bleiben, und gegen den Nebel in ihrem Kopf anzukämpfen, der ihre Gedanken verschleiern, und ihren Gefahrensinn ausschalten wollte.

„Was hat das zu bedeuten?“

Die Türkishaarige kniff die kobaltblauen Augen zusammen, deren Pupillen unnatürlich erweitert waren – ein weiteres Anzeichen für die Wirkung der Droge, die in der Luft lag.

„Ich denke, dass das was wir sehen nicht das ist, was sich wirklich hier befindet.“ Sagte Trayun langsam.

„Und dass daran dieser unglaublich starke, süße Duft Schuld ist. Was auch immer mit diesem Trugbild bezweckt werden soll … es will uns dazu bringen, die Lichtung zu betreten. Unsere Wachsamkeit zerstreuen. Deswegen ist es bestimmt von Vorteil, wenn man fliegen kann. Ich werde die Kugel holen.“

Ice legte den Kopf schief. Er trug als Ältester die Verantwortung für die Zwillinge, und dass sich der Weißhaarige jetzt diesem Risiko aussetzen wollte, gefiel ihm nicht wirklich.

Allerdings besaß der Achtjährige ebenso wie er selbst Saiyajinfähigkeiten und konnte sich durchaus zur Wehr setzen. Außerdem würde er keine unnötigen Risiken eingehen – in dieser Beziehung arbeitete der analytische, strategische Verstand des jüngeren Zwillings sogar besser als der eines Erwachsenen.

So beließ es der Ältere bei einem „Aber sei vorsichtig!“ – eigentlich völlig überflüssig bei dem stets logisch und umsichtig handelnden Trayun.

So bekam er auch nur ein kurzes „Klar.“ zur Antwort, ehe der Junge mit den dunkelroten Augen von goldenem Schimmer eingehüllt vom Boden abhob, und vorsichtig, zwei Meter über dem Boden, auf die Lichtung hinaus flog.

Er sah sich dabei immer wieder um, jedoch wusste er, dass er sich gerade jetzt auf seine Augen am wenigsten verlassen konnte.

So konzentrierte er sich auf seine anderen Sinne. Noch immer herrschte Totenstille auf der Lichtung, nur hin und wieder glaubte er so etwas wie den Laut von tropfender Flüssigkeit zu vernehmen.

Der süßlich Duft war unvermindert intensiv, aber je mehr er sich der Mitte näherte, desto stärker glaubte er, auch noch einen anderen Geruch wahrzunehmen, der von der klebrigen Schwüle beinahe überlagert wurde.

Und dieser brachte ihn unwillkürlich zum würgen. Er erinnerte den Weißhaarigen an etwas, und wurde von seinen hypersensiblen Kämpferinstinkten sofort mit Verwesendem und Totem in Verbindung gebracht.

Also hatte er sich nicht geirrt – irgendetwas mit dieser Lichtung stimmte nicht, war offensichtlich sogar lebensgefährlich.

Das hieß, er musste besonders vorsichtig sein, wenn er den Dragonball – bei dem er ausnahmsweise nicht zweifelte, dass der wirklich war, denn schließlich hatte sie der Radar hier her geführt – aus dieser Blüte nahm – die das Zentrum des Ganzen war, und wahrscheinlich die größte Bedrohung von allem darstellte.

Trayun verdrängte die leichte Benommenheit, die das betäubende Aroma auch bei ihm auslöste, und fixierte seinen Blick auf die funkelnde Kugel.

Möglicherweise würde Was-auch-immer-es-war den Luftzug bemerken und darauf reagieren, also musste er einfach so schnell sein, wie er konnte.

Wohlweislich hatte er eine größere Distanz zum Boden gehalten und sich bislang eher langsam voran bewegt – wer wusste schon, ob sich auf dem Boden ringsum nicht auch Sensoren befanden, die auf Luftveränderungen reagierten?

Eilig konzentrierte der Achtjährige sein Ki auf seinen kompletten linken Arm und umhüllte ihn mit reinstem Fluidum, während er zwischen seinen rechten Fingern einen kleinen Energie-Ball bildete.

Sein Vater hatte ihm gesagt, dass er für sein Alter eine wirklich außergewöhnlich gute Kontrolle über sich und vor allem seinen Saiyajinanteil hatte.

Nie hatte er irgendwelche Probleme damit gehabt – im krassen Gegensatz zu seiner Schwester.

Der Weißhaarige schob diese Überlegungen kurzerhand beiseite, die ihn im Moment nur von seinem eigentlichen Ziel ablenkten.

Dann hielt er direkt über dem Zentrum der Blüte und blickte nach unten. Hinter diesen schimmernden Staubfäden konnte sich etwas anderes verbergen, das ihn eventuell festhalten wollte – doch für den Moment würde die hell schimmernde Energie-Hülle seinen Arm schützen. Und im Notfall hatte er auch noch die golden leuchtende Ki-Ansammlung in seiner anderen Hand.

Schneller als ein Wimpernschlag tauchte er hinab in den riesigen Kelch, riss den Dragonball mit einem Ruck an sich – in seinem Adrenalinrausch registrierte er sogar, dass es der mit den drei Sternen war, und die Staubfäden bei der Berührung mit dem Fluidum um seiner Hand zurückzuckten – und schoss sofort darauf wieder in die Höhe.

Wie erwartet wollten sich die riesigen dunkelblauen Blütenblätter um ihn schließen, doch er war zu schnell. Ein Brennen an seinem linken Fuß sagte ihm allerdings, dass er die eigentlich so unschuldig wirkenden goldenen Tentakeln richtig eingeschätzt hatte. Und sich anscheinend noch einige mehr zwischen den samtenen Auswüchsen der Pflanze versteckt hatten.

Ohne zu Zögern schleuderte er den Energieball auf das funkelnde Etwas, und eine Art schrilles Kreischen, das in den Ohren schmerzte, zerriss die Luft, als er traf und die Verbindung durchtrennte.

Sofort rasten die übrigen geschmeidigen Schlingen mit irrsinniger Geschwindigkeit auf ihn zu und obwohl er sich bemühte, ihnen allen auszuweichen, schaffte es schließlich eine von hinten, seinen rechten Arm zu umfassen und zog ihn unerbittlich nach unten.

Trayun biss die Zähne zusammen, als sein ganzer Körper zu brennen begann, während immer mehr Staubfäden um ihn gewunden wurden.

Er hatte schon damit gerechnet, dass er schließlich doch noch diese Technik einsetzen musste, und das schnell, denn die wartenden, dunkelblauen Blütenblätter hatten sich wieder geöffnet und er wurde immer rascher in ihre Richtung gezerrt.

Aber wenigstens konnte er sicher sein, dass er damit auf jeden Fall den gewünschten Effekt haben würde, hatte doch die Reaktionen auf seine Energie gezeigt, dass die Pflanze gegen sein Ki nicht immun war.

Der Weißhaarige atmete tief ein, konzentrierte sich kurz – und ließ dann mit einem Schrei eine kontrollierte Welle reinsten Fluidums aus seinem Körper frei. Sofort spürte er, dass er sich wieder ungehindert bewegen konnte, als die Energie augenblicklich sämtliche ihn umschlingende Tentakeln zu Staub zerfallen ließ.

Zum zweiten Mal ertönte das schrille Kreischen, diesmal ungleich lauter als zuvor, und der Junge kniff die Augen zusammen, während er den Reflex unterdrückte, seine Hände auf die Ohren zu pressen, um das unerträgliche Geräusch auszuschließen. Unbehelligt erreichte er schließlich den Waldrand und gab Ice die Kugel, der ihm anerkennend zunickte.

Der betäubende Duft war hier erheblich schwächer, und er war dankbar dafür, denn so allmählich waren die Effekte dieses Geruchs schon relativ stark geworden.

„Du warst wirklich super, Yun!“ begrüßte ihn seine Schwester überschwänglich – wie sehr sie die ganze Sache mitgenommen hatte, konnte er daran erkennen, dass sie diesen Kosenamen aus ihrer Kleinkindzeit benutzte - und ihn erstaunlich fest in die Arme schloss.

„In der Tat nicht schlecht. Dieser Ganzkörper-Energieblast am Schluss war sehr eindrucksvoll.“ Stellte Ice mit Respekt in der Stimme fest und verstaute den fünften Dragonball in seinem Rucksack.

Trayun hatte eine für sein Alter sehr beeindruckende Ki-Kontrolle.

„Haben dich diese Pseudo-Staubgefäße verletzt?“ wollte der Ältere dann wissen.

Der Achtjährige schlüpfte aus seinem dunkelroten Sweatshirt.

„Kannst du mal schauen, Manx?“

Seine Schwester beugte sich über ihn und inspizierte die helle Haut.

„Ja, hier …“ sie fuhr vorsichtig mit dem Finger neben einer Spur aus feinen, roten Einstichen entlang, die über seinen Rücken und den rechten Arm hinunterlief.

„Glaubst du, das Zeug war giftig?“

Das Mädchen kniff die kobaltblauen Augen zusammen und starrte auf die leicht blutenden Male.

„Nein, keine Rötung. Ich denke, du hättest es sonst auch gleich schon gemerkt.“

Die ruhige Stimme von den älteren Jungen warf ein:

„Ich vermute, diese Staubfäden, oder was immer es in Wirklichkeit ist, sollen nur festhalten und haben deswegen Widerhaken. Wahrscheinlich verlässt sich dieses … Ding darauf, dass der Duft ausreicht, um seine Opfer zu betäuben.“

Der Weißhaarige nickte und zog sein Sweatshirt wieder an.

Kurz krempelte er noch seine graue Hose hoch, doch auch an seinem linken Unterschenkel war lediglich eine Spur kleiner Einstiche zu sehen und keine Rötung zu erkennen. Es schmerzte auch nicht wirklich, sondern brannte nur ganz leicht.

Mit feierlicher Stimme verkündete er:

„Der erste Blutzoll, den wir auf unserer heldenhaften Suche nach den Dragonballs leisten mussten. Ich werde von jetzt ab nur noch ohne Shirt und mit kurzen Hosen herumlaufen, damit jeder die Male meiner unglaublichen Tollkühnheit bewundern kann!“ lachte er.

Die anderen beiden grinsten. Wussten sie doch alle, dass bereits heute Abend nichts mehr von den oberflächlichen Verletzungen zu sehen wäre – dank ihrem Saiyajinerbe heilten kleine Wunden sehr schnell.

„Okay, du Held, dann können wir ja weiter. Wir sollten schauen, dass wir so schnell wie möglich komplett aus diesem Geruch rauskommen. Außerdem ist mir gerade noch eine Idee gekommen – wie wir sehen können, womit du es wirklich zu tun hattest.“ Ice schenkte Manx einen prüfenden Blick.

„Wie stark ist die Wirkung dieses Betäubungsmittels noch auf dich? Kannst du ohne Probleme dein Gleichgewicht halten?“

Das Mädchen mit den türkisen Haaren legte grübelnd die Stirn in Falten, nickte aber dann. Das führte dazu, dass ihr der Junge mit den silbergrauen Augen daraufhin wortlos sein Airfly gab, und die Drei hoben vom Boden ab.

Rasch gewannen sie an Höhe, und waren gleich darauf über die Baumgipfel hinausgeschossen. Der heiße Wüstenwind, der sie jäh traf, war zwar recht unangenehm, trug jedoch nichts von diesem süßlichen Duft mit sich, und die kleine Gruppe atmete ihn erleichtert tief ein und aus.

Noch immer stiegen sie auf, der brennenden Sonne entgegen. Sie waren sicherlich bereits zehn Meter hoch, als es geschah. Die Luft über der Lichtung, die sie die ganze Zeit nicht aus den Augen gelassen hatten, flackerte einen Moment, dann verschwand das Bild der blühenden Wiese und der riesigen Blüte, wie ein Hologramm.

Was dafür zum Vorschein kam, entlockte dem Mädchen mit den türkisen Haaren ein ungläubiges Ächzten. Beinahe hätte sie vor lauter Überraschung die Herrschaft über ihr Fluggerät verloren. Angewidert starrte sie auf den Anblick, der sich ihr nun bot.

„So etwas Ähnliches hatte ich befürchtet.“ Murmelte der Misasai, während er selbst mit einer Mischung aus Faszination und Ekel hinab starrte.

Trayun sagte nichts, aber er war ein wenig blass um die Nasenspitze geworden. Unter ihnen erkannte man den riesigen Schlund einer offensichtlich fleischfressenden Pflanze.

Die ganze Lichtung war wie ein Trichter, der aus keinen Halt bietendem Wüstensand bestand und – wenn man ihn einmal betreten hatte – das Opfer haltlos zu dem Krater zog, der sich in der Mitte befand.

Bei ihm handelte es sich offenbar um das Maul des Lebewesens, denn er war mit mehreren Zahnreihen besetzt, die in Ebenen immer tiefer hinab führten. Umgeben war das runde Gebilde von einer Art Klappmaul, das der Duft wohl als die samtenen blauen Blütenblätter gezeigt hatte und im Naturzustand eher an eine überdimensionale Venusfliegenfalle erinnerte.

An dem Ursprung befanden sich auch die „Staubgefäße“, welche in Wirklichkeit bräunlich-grüne, mit Widerhaken besetzte Tentakeln waren – die nach der Attacke des weißhaarigen Zwillings zum Großteil einen ziemlich verkümmerten Eindruck machten.

Die dünne, schleimig-rosafarbene Zunge, die aus der Tiefe des Schlundes senkrecht nach oben stand, hatte wohl vorher den Dragonball gehalten.

Möglicherweise hatte ihn die Pflanze verdauen wollen, es aber nicht geschafft und ihn dann als zusätzlichen Köder angeboten – oder einfach von ihrem Körper ferngehalten.

Nachdem sie mehrere Minuten lang starr vor Abscheu in die Tiefe gesehen hatten, ergriff Ice schließlich das Wort.

„Ich hätte ja vorgeschlagen, dass wir jetzt zu Mittag essen, aber …“ er warf einen prüfenden Blick zu den Zwillingen, die noch immer ungewöhnlich blass waren, und der sarkastische Unterton war nun nicht mehr zu überhören. „… ihr habt nach diesem Anblick sicher ebenso großen Appetit wie ich. Deswegen würde ich sagen, wir sehen zu, dass wir uns zu der zweiten Kugel begeben, die hier ganz in der Nähe sein muss und schauen, was wir dann machen.“

Keiner widersprach ihm, und so machten sie sich, nach einem kurzen Blick auf den Radar – auf in Richtung Süden, wo sich wieder endlos der Sand erstreckte.
 

›~ • ~‹›~ • ~‹›~ • ~‹›~ • ~‹›~ • ~‹›~ • ~‹›~ • ~‹›~ • ~‹

TBC.

~< In letzter Sekunde >~

„Also ihr seid euch sicher, dass der Dragonball kaputt geht, wenn ihr das Teil hier sprengt?“ wollte Manx kauend wissen und spülte den Thunfisch dann mit einem Schluck Wasser hinunter.

Die beiden Jungs nickten nachdenklich.

„Wir wissen es natürlich nicht sicher, aber die Energie, die wir aufwenden müssten, um das Ding aus dem Weg zu räumen, ist groß genug um massiven Felsen zu zerstören. Ich habe keine Ahnung, ob die Kugeln das aushalten – und das Risiko wollen wir ja nicht unbedingt eingehen.“ Fügte Ice hinzu

Die Drei saßen im Schatten eines absonderlichen Gebildes, in dessen Inneren sich der Dragonball zu befinden schien, und hatten beschlossen, erstmal etwas zu sich zu nehmen, während sie überlegten, wie sie am besten an den sechsten Ball kamen.

„Und einen Zugang können wir auch nicht legen, geschweige denn, diesen vorhandenen schmalen Gang erweitern, da wir nicht wissen, wo genau sich die Kugel befindet – außerdem ist dieses Felsengebilde einfach zu instabil dafür, und ich weiß nicht, wie der Ball aussieht, nachdem Tonnen von Gestein auf ihn drauf gefallen sind.“ Ergriff Trayun das Wort.

Zu schmalen Schlitzen verengte kobaltblaue Augen musterten das sicherlich fünfzehn Meter hohe Felsgebilde vor ihnen.

Es schien einmal ein massiver Berg gewesen zu sein, der war nun jedoch von unzähligen, schmalen Gängen durchzogen und ähnelte eher einem Schweizer Käse.

Die Kinder hatten keine Ahnung, ob es sich bei diesem seltsamen Phänomen um das Werk von Lebewesen handelte oder ob sich daran irgendwelche Naturkräfte zu schaffen gemacht hatten – noch nie zuvor hatten sie so etwas gesehen. Und offensichtlich befand sich der Dragonball in einem dieser schmalen Gänge, die teilweise so winzig waren, dass sie gerade mal ihren Arm hineinstecken konnten.

Einige schienen auch größer zu sein, aber durchweg waren sie alle zu klein, um von Menschen betreten zu werden.

Zu allem Überfluss wussten sie nicht genau, wo sich die Kugel darin befand – ob oben oder unten, am Rand oder in der Mitte.

Manx biss sich auf die Unterlippe.

Dann blieb ihnen also wohl tatsächlich nichts anderes übrig, als das, was Ice von Anfang an vorgeschlagen hatte – wenn auch mit dem angemessenen Zögern.

Er wusste, dass die Achtjährige nichts mehr hasste, als ihre Gestalt zu wechseln und das bislang auch noch nicht oft getan hatte.

Im Gegensatz zu ihrer Mutter hatte das Mädchen weder das Bedürfnis, noch den Zwang, ihre tierische Form anzunehmen – was wohl daran lag, dass sie nicht aus zwei unterschiedlichen Lebewesen verschmolzen war.

Und – wie Trayun des Öfteren scherzhaft gemeint hatte – vielleicht auch damit zusammen hing, dass sie Dank dieser verdammten Ohren ja quasi die ganze Zeit gleichzeitig Mensch und Katze war.

Die Türkishaarige schluckte. Sie hasste es, ihre Tierform anzunehmen, und auch wenn sie es nicht allzu offensichtlich durchblicken ließ, verabscheute sie ihre andere Gestalt geradezu.

Das letzte Mal, als sie eine Katze gewesen war, war deshalb auch schon wieder zwei Jahre her.

Das Mädchen drängte die Angst zurück, die einen Kloß in ihrem Hals bildete, und räusperte sich. Sie wusste nicht, dass sie ziemlich blass aussah, und war nur froh, dass sie es schaffte, mit völlig neutraler Stimme zu sprechen, die nichts von ihrer Furcht verriet und in der sogar ein Hauch Fröhlichkeit mitschwang:

„Okay, dann haben wir wohl keine andere Möglichkeit, als dass ich die Sache in die Hand nehme und mich verwandle. Aber ihr müsst euch umdrehen, ich muss dafür nämlich meine Klamotten …“

„Ist das auch wirklich in Ordnung für dich, Kitty?“ wurde sie von Ice unterbrochen, der sie intensiv mit diesen verwirrend silbergrauen Augen musterte.

Die Türkishaarige legte den Kopf schief. „Sonst würde ich es nicht sagen, oder?“

Ihr Gegenüber zog eine Braue in die Höhe, und antwortete ebenfalls, ohne mit der Wimper zu zucken: „Doch, das würdest du.“

Aus den Augenwinkeln konnte Manx erkennen, wie ihr Zwillingsbruder eifrig mit dem Kopf nickte.

„Wir können uns auch etwas anderes überlegen …“ setzte er an, aber seine Schwester fauchte wütend:

„Ich habe doch schon gesagt - es macht mir nichts aus.“ Das stimmte zwar nicht so ganz, aber sie war einfach nur noch sauer. Das Mädchen empfand diese Rücksichtsname eher so, als würden ihr die zwei anderen nicht zutrauen, ihre Arbeit zu erledigen.

Und da sie in der Beziehung ohnehin schon Komplexe hatte, trafen die Jungs damit einen sehr empfindlichen Nerv.

„Dreht euch jetzt gefälligst um, damit ich mich ausziehen kann.“

Kommentarlos taten die beiden, was sie verlangte.

Jeder von ihnen hatte schon genug Erfahrung mit dem Sturkopf der Achtjährigen gemacht, und sie wussten, dass weitere Diskussionen nichts bringen würden.

Manx schlüpfte unterdessen aus ihrer Kleidung. Ihre Mutter trug immer Sachen aus diesem seltsamen Material, das der einzige Stoff zu sein schien, der sich mitverwandelte.

Doch dadurch, dass sie so oft hatte durchblicken lassen, wie wenig sie über die Tatsache, dass sie ihre Gestalt ändern konnte, begeistert war, hatte Maya darauf verzichtet, ihrer Tochter Kleidungsstücke aus Cyrion anfertigen zu lassen.

Das Mädchen warf einen misstrauischen Blick auf ihre beiden Begleiter, ehe sie aus ihrem Höschen schlüpfte, tief Luft holte und dann die Augen schloss. Ein sanftes, blaues Glühen umgab ihre Gestalt, und sie bemerkte, wie sie sich zu verändern begann.

Ihr Körper schrumpfte, Knochen transformierten und verschoben sich und Fell bedeckte ihren Körper.

Es dauerte nur Sekunden, doch ihr selbst kam es wie Stunden vor. Sie mochte dieses Gefühl nicht.

Als sie bemerkte, dass die Verwandlung abgeschlossen war, öffnete sie zögerlich die Augen.

Sie würde sich wohl nie an diese veränderten Größenverhältnisse gewöhnen können! Die zwei Jungs ragten vor ihr wie Türme in die Luft, hatten ihr aber weiterhin beharrlich den Rücken zugewandt.

Manx maunzte auffordernd, und die beiden drehten sich um.

Ices Augen wurden groß, als sein Blick auf das Katzenbaby fiel, das da nun vor ihnen stand. Er hatte das Mädchen bislang logischerweise noch nie in ihrer Tierform gesehen und zudem nicht erwartet, dass die Achtjährige so winzig sein würde.

Das kleine Wesen vor ihm war winzig und pechschwarz, nur die Augen hatten ihre ungewöhnliche, kobaltblaue Farbe beibehalten.

Der Zehnjährige runzelte die Stirn.

„Warum ist sie nicht türkis? Wäre das nicht ihre logische Fellfarbe, wenn man von deiner Mum ausgeht?“ wollte er von Trayun wissen.

Das Tierchen vor ihm legte die Ohren an und fauchte. Dann ließ es sich plötzlich in den heißen Wüstensand fallen und drehte sich auf den Rücken, um ihm die Bauchseite zu präsentieren – die in der Mitte, da wo das Fell am flauschigsten war, tatsächlich sternförmig die gleiche, leuchtend türkise Farbe hatte, wie die Haare ihrer menschlichen Erscheinung.

Ihr Bruder grinste.

„Wir haben keine Ahnung, aber ich nehme an, dass das mit ihren schwarzen Öhrchen zusammenhängt, die sie ja immer hat. Bei ihr ist einiges anders als bei meiner Mutter.“

Manx sprang wieder auf, schüttelte den Sand aus ihrem Fell und lief auf den Felsen zu, prüfte die Luft und sprang schließlich mit einem geschmeidigen Satz zielgerichtet auf einen Absatz, der den Eingang zu einem der unteren Tunnel bildete.

„Sei vorsichtig, hörst du Kitty? Ich werde dafür sorgen, dass du da drinnen genug Luft bekommst.“ Ice hatte sich zu ihr hinuntergebeugt und tätschelte vorsichtig das niedliche Köpfchen. Das Fell unter seinen Fingern war seidenweich.

Er wurde mit einem wütenden Fauchen belohnt, und hätte er seine Hand nicht blitzschnell zurückgezogen, hätten ein paar unschöne Kratzer seine Haut geziert.

Der Junge mit den blauschwarzen Haaren musterte das vorwitzige Fellknäul amüsiert. Offensichtlich konnte sie es absolut nicht leiden, wenn man sie wie eine Katze behandelte.

Mit hoch erhobenem Schwänzchen stolzierte sie, ohne ihn noch eines Blickes zu würdigen, in den Tunnel und war gleich darauf mit der Dunkelheit verschmolzen.

Ice ließ sich davor im Schatten nieder, und hob mit konzentriertem Gesichtsausdruck langsam die Arme.

Es war für ihn nicht weiter schwierig, mit seiner Magie in seinen Handinnenflächen einen kühlen Luftstrom zu erzeugen und diesen ins Innere des Ganges zu leiten, den Manx betreten hatte.

Trayun setzte sich ebenfalls in den Sand und beobachtete sein Tun mit besorgten, dunkelroten Augen, die immer wieder versuchten, die Schwärze des Ganges zu durchdringen.

Er mochte es nicht, dass seine Schwester allein in diesem maroden Gebilde herumlief, doch es war die einzige Lösung, die ihnen auf die Schnelle eingefallen war.

Die zwei Zurückgebliebenen konnten nichts anderes tun, als warten.
 

Es war stockfinster. Stockfinster, eng und – jedes Mal, sobald sie tief ins Felsinnere vorgedrungen war, trotz des Luftzuges, den Ice ins Felsinnere schickte – ziemlich stickig und vor allem unerträglich heiß.

Wahrscheinlich hätte sie sich wirklich nie auf die ganze Sache einlassen sollen. Wie groß war schon die Wahrscheinlichkeit, dass sie die Kugel hier drinnen in diesem Labyrinth, das den ganzen Berg durchzog, fand?

Manx streifte nun schon sicherlich eine Stunde durch die Gänge und arbeitete sich von unten nach oben durch.

Wenigstens hatte sie in dieser Gestalt keinerlei Orientierungsprobleme.

Das Kätzchen schnupperte prüfend. Hier drüben schien es wieder hinaus zu gehen – das wäre dann also die sechste Ebene, die sie vergeblich durchsucht hatte.

Wenigstens gab es den Vorteil, dass der Felsen nach oben hin stetig kleiner wurde, so dass sie jedes Mal ein wenig kürzer brauchte, ehe sie durch alle begehbaren Tunnels durch war.

Glücklicherweise war sie sogar noch etwas kleiner wie so ein Dragonball – wenn der nicht irgendwie durch einen dummen Zufall inmitten eines Hohlraumes eingeschlossen war, in den ein sehr niedriger Gang mündete, standen die Chancen gut, dass sie ihn finden konnte.

Es kam ihr nun zu Gute, dass ihr zweites Ich genauso schnell wuchs, wie sie selbst, und für menschliche Verhältnisse war sie nun mal noch ein Kind, so dass sie für eine Katze noch winzig war.

Sie war draußen angelangt und blinzelte kurz, als sich ihre Pupillen verengten um sich an das grelle Licht, das in ihre empfindliche Netzhaut stach, anzupassen.

Mit einem geschmeidigen Satz sprang das kleine Tier auf einen höher gelegenen Absatz.

Wie erwartet fiel gleich darauf ein Schatten auf sie, und Manx erkannte Ice, der wie die letzten Male auch, seine Position wechselte, um die von ihm erzeugte Luft nun in den neuen Gang zu leiten, in dem sie sich nun befand.

Für ein paar Sekunden erlaubte sich das kleine schwarze Kätzchen, die erfischende kühle Brise durch ihr aufgeheiztes Fell streichen zu lassen, ehe sie in den nächsten Tunnel schlüpfte.

Es war wirklich unerträglich heiß im Inneren dieses Felsens, und sobald sie in tiefere Regionen gelangte, begann es auch noch, ziemlich stickig zu werden.

Da das Gestein eine dunkle Farbe hatte, lud sich das ganze Gebilde in der Sonnenhitze auf.

Sie musste sich beeilen – falls sie erfolgreich sein sollte, hatten sie im Anschluss daran immer noch eine weitere Kugel zu finden, ehe sie Shenlong rufen konnten, und sie wurden schließlich zu Hause erwartet.

Falls sie noch eine Nacht länger bleiben mussten, würden ihre Eltern mit Sicherheit eine genauere Erklärung für diese weitere Verzögerung haben.

Das brachte sie wieder auf den Gedanken zurück, der ihr bei dem kurzen Flug zu diesem seltsamen Felsen gekommen war. Wieso war sie nicht sofort auf die Idee gekommen, sich zu wünschen, dass sie mit ihrem Ki genauso gut umgehen konnte wie die beiden Jungen?

Das würde ihr so vieles Erleichtern, auch wenn sie damit ihren anderen Einfall, mit dem sie das Problem, ihre Katzenöhrchen betreffend, in den Griff bekommen hätte, wohl begraben konnte.

Sie schauderte unwillkürlich.

Wie lebendig begraben – ja, so kam sie sich gerade vor.

Was ihre Aufmerksamkeit wieder auf ihre Umgebung lenkte.

Manx war etwa in der Mitte des Ganges angelangt, dem sie gerade folgte, als sie unwillkürlich langsamer wurde. Sie spürte, dass sich vor ihr ein Hindernis befand, auch wenn sie es nicht sehen konnte.

Vorsichtig lief sie weiter, und stieß gleich darauf unsanft gegen etwas Kaltes, Glattes. Sie schnupperte misstrauisch. Konnte es sich hier tatsächlich um das handeln, was sie vermutete?

Prüfend stupste sie mit der Pfote gegen das Ding, aber es bewegte sich erst, nachdem sie sich mit aller Kraft dagegen gestemmt hatte. Ein knirschendes Geräusch und ein paar Steine, die hinabrieselten, dann hatte sie es geschafft, die Glaskugel aus ihrem zum Glück nicht allzu stabilen Gefängnis zu befreien.

Manx unterdrückte ein freudiges Maunzen.

Sie hatte tatsächlich den Dragonball gefunden!

Jetzt musste sie ihn nur noch hier rausbekommen!

Und das stellte sich als ein ziemlich mühseliges Unterfangen hinaus. Bald schon hatte das schwarze Kätzchen Kopfschmerzen, weil die Achtjährige keine andere Möglichkeit sah, als ständig mit ihrer Stirn gegen die Kugel zu stupsen, um sie vor sich herzurollen.

Ab und zu nahm sie auch die Vorderpfoten, doch das war wesentlich umständlicher.

Zudem bildete sie sich auch noch ein, hin und wieder ein gefährliches Knacken zu hören, das den gesamten Berg an verschiedenen Stellen zu durchlaufen schien.

Als wäre der Dragonball eine nicht unwichtige Stütze für dieses durchlöcherte Gebilde gewesen …

Das Fell des Kätzchens sträubte sich unwillkürlich etwas, als Manx überreizte Sinne ihr in der Dunkelheit Bewegungen von Wänden und Boden vorgaukelten.

Aber vielleicht war es auch nur das Gefühl von drohendem Unheil, ihr sechster Sinn, der Alarm schlug.

Feiner Steinstaub rieselte auf ihr Fell und brachte sie zum Niesen. Ihre Augen tränten, und das Atmen fiel ihr noch schwerer. Sie fühlte sich müde und erschöpft, dabei konnte sie die Kugel bislang höchstens fünf Minuten vor sich hergeschoben haben.

Doch der ungewohnte Körper und die immer gleiche Bewegung strengten sie mehr an, als sie sich eingestehen wollte, und das verdammte Glasding schien immer schwerer zu werden.

Ein diesmal wirklich lautes Ächzten veranlasste die schwarze kleine Katze jedoch dazu, all die unangenehmen Beeinträchtigungen zu vergessen und sich wenn möglich noch schneller zu bewegen, denn diesmal bildete sie es sich nicht ein, dass sich der Grund unter ihr bewegte.

Schließlich konnte sie einen schwachen Lichtschimmer erkennen, und nahm noch einmal alle Kraft zusammen.

Mit einem letzten, heftigen Stoß, der ihren Kopf zum dröhnen brachte und sie für einen Moment Sterne sehen ließ, beförderte sie den Dragonball nach draußen – und fiel in ihrer überhasteten Panik gleich hinterher.

Keine Sekunde zu früh, denn ein lautes Dröhnen unmittelbar nachdem sie sich im freien Fall befand und das sie beinahe taub werden ließ, verriet ihr, dass der Berg hinter ihr tatsächlich gerade in sich zusammenbrach. Offensichtlich hatte sie es wirklich gerade im letzten Moment geschafft.

Noch immer zu benommen von der letzten Aktion, bemerkte sie gar nicht richtig, dass der harte Aufprall ausblieb, und es dauerte einige Sekunden, ehe sie feststellte, dass sie jemand vorsichtig in der linken Hand hielt, und sie sanft gegen etwas Warmes, Weiches gedrückt wurde. Staub brannte in ihren Augen und sie musste einige Male blinzeln, ehe sie direkt in das Gesicht ihres Bruders sah, der vor ihr stand und sie besorgt musterte.

„Alles okay mit dir, Manx? Wir hatten schon Angst, du würdest es nicht mehr rechtzeitig schaffen. Der Fels hat schon eine ganze Zeit lang so unheimlich geknackt.“ murmelte er, während er unauffällig mit Blicken festzustellen versuchte, ob sie irgendwelche Verletzungen davongetragen hatte.

Das schwarze Kätzchen, dessen Fell stumpf von dem Felsenstaub war, fauchte halbherzig, doch dadurch, dass sie noch immer so erschöpft war, fiel der Versuch, ihre Genervtheit auszudrücken, eher kläglich aus.

„Du blutest an der Stirn.“ Ices Stimme schien sie geradezu zu durchdringen, und das Mädchen brauchte einen Moment, um zu verstehen, warum das so war.

Natürlich war es sein Arm, auf dem sie gerade lag, und sein Oberkörper, an den sie sich lehnte.

Sie wandte ein wenig den Kopf und erkannte, dass er mit der Rechten den Dragonball aufgefangen hatte.

Mühsam versuchte sie, sich aufzurichten, doch der Junge mit den blauschwarzen Haaren wusste das effektiv zu verhindern. Er presste das zerzauste Fellknäul noch ein wenig fester gegen sich und entlockte ihm dadurch ein verärgertes Maunzen.

„Lass das, Kitty. Du bist total erschöpft, so sehr, dass sogar deine Reflexe versagt haben!“ offensichtlich spielte er damit auf die Tatsache an, dass sie ziemlich schmerzhaft auf dem Boden gelandet wäre, wenn er sie nicht aufgefangen hätte.

Noch nicht einmal in ihrem Katzenkörper schaffte sie es, sich mit dem angemessenen Können zu bewegen!

Ja, sie würde sich wünschen, dass sie endlich etwas mit ihrem Ki anfangen konnte, das sie zwar allem Anschein nach besaß, jedoch überhaupt nicht kontrollieren konnte.

„Try, kannst du mal eben die Kugel in meinem Rucksack verstauen? Echt toll, dass du sie gefunden hast, Manx!“

Unwillkürlich schlug ihr Herz schneller.

Ice hatte sie gelobt – und ausnahmsweise mal ihren Namen benutzt!

Es kam nicht oft vor, dass er der Meinung war, sie hätte etwas richtig gemacht.

Ihr Bruder nahm ihm den Dragonball ab – dessen vier Sterne ihr bei ihrem flüchtigen Blick vorhin entgegengeleuchtet hatten – und packte ihn zu den anderen fünf.

Jetzt fehlte also nur noch einer.

Manx zuckte zusammen, als die nun freie Hand des Zehnjährigen plötzlich vor ihr auftauchte, seine Finger von dem sanften, silbrigen Glühen seiner Magie erhellt.

„Schön still halten.“ Das Mädchen unterdrückte den Drang, ihn für diese Worte zu beißen. Er sollte verdammt noch mal aufhören, so mit ihr zu reden, als wäre sie wirklich eine Katze!

Unbeweglich ließ sie es geschehen, dass er die noch immer blutende Stelle an ihrer Stirn berührte. Ein angenehmes kühles Prickeln betäubte die Stelle und vertrieb den Schmerz. Sie spürte, wie sich eine feine Eisschicht über der offenen Stelle bildete, so dass die Blutung gestoppt wurde.

„Besser?“

Die Achtjährige nickte dankbar. Sie wäre nie auf die Idee gekommen, dass Ice seine Magie auch so einsetzen konnte.

Der älteste Misasai-Sprössling schien zufrieden.

„Hast du Hunger oder Durst?“ wollte er dann von ihr wissen, und Manx schüttelte den Kopf, nicht wissend, was für ein seltsames Bild sie in ihrer Katzenform mit diesen menschlichen Gesten gerade bot.

„Okay.“

Der Junge mit den blauschwarzen Haaren holte den Radar aus seiner Hosentasche.

Er warf einen kurzen Blick auf die Anzeige.

„Für den Letzten müssen wir übers Meer fliegen – der scheint sich auf einer Insel zu befinden, die in der Nähe von Muten-Roshi liegt.“

Er hob das kleine Kätzchen vorsichtig hoch und sah ihm in die kobaltblauen Augen. „Ich weiß, dass du es hasst, in deiner Tierform zu sein, aber so kann ich dich wesentlich leichter transportieren, und wir sind nun bestimmt drei Stunden unterwegs. Es ist für unsere Suche sicherlich von Vorteil, wenn du dich so lange ausruhst. Wir haben deine Kleider in deinem Rucksack verstaut, den Trayun mitnimmt.“

Manx schenkte ihm einen langen Blick und nickte schließlich.

Als er sie sanft wieder gegen seinen Oberkörper drückte, schloss sie schließlich die Augen und gab endlich der Erschöpfung nach, die sie schon die ganze Zeit über verspürte.

Ohne, dass sie es wirklich wahrnahm - von den beiden Jungs aber sehr wohl bemerkt, die sich daraufhin einen bedeutungsvollen Blick zuwarfen - entlockte die Tatsache, dass sie sich gerade vollkommen entspannt und geborgen fühlte, ihrer Kehle völlig neue Töne.

Die kleine schwarze Katze in Ices Armen schnurrte zufrieden – zum ersten Mal in ihrem Leben.
 

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TBC.

~< Begegnungen der anderen Art >~

Manx erwachte, und verspürte plötzlich den unerklärlichen Drang, sich zu strecken. Gähnend räkelte sie sich ein wenig in der sanften, warmen Umklammerung, und reckte schließlich einen Arm in die Höhe, dehnte sich bis in die Fingerspitzen und dann …

„Bis hierhin und nicht weiter.“ Hörte sie eine eindeutig amüsierte Stimme und riss die Augen auf. Wieso war Ice in ihrem Schlafzimmer?

Zu ihrer absoluten Überraschung starrte sie direkt in sein Gesicht, dessen sturmgraue Augen sie spöttisch musterten. Nur wenige Zentimeter von seiner linken Wange entfernt befand sich eine Katzenpfote mit ausgestreckten Krallen, und es dauerte einen Moment, ehe sich die Achtjährige bewusst wurde, dass es sich dabei um ein Körperteil von ihr handelte.

Sie war eine Katze?

Hastig zog sie ihr rechtes Vorderbein wieder zurück, während sie die Gedanken in ihrem Kopf überschlugen.

Wieso war sie in ihrer Tierform?

Sie blinzelte in den strahlend blauen Himmel über sich, nahm den stetigen Wind wahr, der an ihr zerrte und den salzigen Geruch, der in der Luft war.

Offensichtlich waren sie draußen – und flogen. Plötzlich stürzten alle Erinnerungen wieder auf sie ein.

Ein rascher Blick nach unten zeigte ihr, was ihr ihre Nase auch vorher schon verraten hatte - sie waren über dem Meer.

Sie blickte Ice, der sie mit einem leichten Grinsen beobachtet hatte, mit schief gelegtem Kopf an.

„Noch etwa zehn Minuten.“ Beantwortete er ihre unausgesprochene Frage und sie machte es sich zufrieden wieder in seinen Armen bequem.

Manx musste sich eingestehen, dass es wirklich komfortabel war, so zu reisen.
 

Tatsächlich war der Zehnjährige mit seiner Schätzung sehr exakt gewesen. Unter ihnen tauchte bald eine kleine Insel auf und sie landeten inmitten von Palmen bei einer kleinen Lagune nahe dem Strand.

Endlich! Das kleine Fellknäul wand sich sofort aus Ices Armen und sprang auf den grasigen Boden.

Obwohl sie zugeben musste, dass ihre Tierform einige Vorteile hatte, so konnte sie es dennoch kaum erwarten, sich wieder zurückzuverwandeln.

Auch wenn sie insgeheim beschloss, in Zukunft doch öfter mal etwas als Katze zu unternehmen.

Die Achtjährige wollte gerade damit beginnen, sich wieder auf ihr menschliches Ich zu konzentrieren, um die Rücktransformation einzuleiten, als sie auf einmal zu spüren glaubte, dass etwas mit der Luft nicht stimmte.

Sofort vergaß sie ihr eigentliches Vorhaben und schnupperte misstrauisch.

Ihr Schwanz zuckte nervös.

Irgendwie hatte Manx gerade ein seltsames Gefühl, aber sie konnte nicht genau benennen, woher es kam, noch nicht einmal unterscheiden ob es gut oder schlecht war.

Es fühlte sich nur so an, als würde etwas wellenförmig immer wieder über sie hinweg streichen und dabei wie ein schwacher Lufthauch ihr Fell berühren. Doch an dem sie umgebenden langen Gras konnte sie erkennen, dass es sich nicht wirklich um Wind handelte, denn kein Halm regte sich.

Und die tropischen Temperaturen, die hier herrschten, wurden auch nicht durch die erfrischende Kühle einer leichten Brise gemildert.

Das war äußerst seltsam, denn bislang war ihr so etwas noch nie passiert.

Hatte sie vielleicht Halluzinationen?

Die kleine Katze schüttelte irritiert ihren Kopf, als sie eine weitere, wispernde Welle über sich hinwegrollen spürte.

Was war das nur? Sie konnte sich kaum vorstellen, dass es an den Nachwirkungen der gruseligen Pflanze von heute Vormittag lag.

Dann hätte sie schon viel früher etwas bemerkt.

Es schien vielmehr, als würden ihre Sinne auf irgendetwas reagieren, und je länger sie darüber nachdachte, desto wahrscheinlicher schien es ihr, dass das irgendetwas mit der Tatsache zu tun hatte, dass sie jetzt ihre tierische Gestalt hatte.

Aber dadurch, dass sie sich bislang hartnäckig geweigert hatte, diese zweite Form von sich anzuerkennen, konnte sie ihre Theorie natürlich nur auf Vermutungen begründen.

Manx sah sich um, und ihr Blick blieb an dem einzigen Berg hängen, der das Zentrum der Insel bildete und den sie über die Palmwipfel hinweg erkennen konnte.

Der nächste Hauch dieser seltsamen Energie strich leise murmelnd über sie hinweg, und auch diesmal regte sich ringsum kein Blatt. Doch jetzt war sie sich ganz sicher, dass der Ursprung in dieser Richtung liegen musste.

Was war das nur?

Ohne weiter darüber nachzudenken lief sie los, getrieben von Neugier und dem unerklärlichen Bedürfnis, der Sache auf den Grund zu gehen.
 

Ice, der gerade den Radar hatte hervorziehen wollen, sah das kleine schwarze Kätzchen zufällig im Dickicht verschwinden.

„Kitty?!“

Keine Reaktion.

Verblüfft starrte er Trayun an, der ebenso verwirrt zurück blickte.

Die beiden konnten sich das seltsame Verhalten des Mädchens nicht erklären – und dass sie einfach so verschwand war total untypisch für sie, auch wenn sie zugegeben oft etwas leichtsinnig war.

Ohne noch länger zu zögern liefen sie ihr hinterher.

Der Weißhaarige musste zugeben, dass seine Schwester ein ganz schönes Tempo vorlegte – geradezu unglaublich, wenn man bedachte, wie winzig sie ja jetzt eigentlich war.

Allerdings durfte man nicht vergessen, dass auch die Achtjähirge einen ganz erheblichen Sayjayjinanteil besaß und somit - ebenso wie die zwei Jungen - über unmenschliche Schnelligkeit und Kraft verfügte.

Das übersah man nur allzu leicht, da die Türkishaarige ansonsten ja nur wenig mit ihrem Ki machen konnte.

Die beiden mussten sich auf jeden Fall beeilen, um ihr hinterher zu kommen, vor allem, weil diese kleine Gestalt auch einige Vorteile hatte, und das schwarze Fellknäul durch Lücken schlüpfen konnte, wo kein Mensch hindurchpasste.

Noch immer reagierte sie nicht auf Rufe, offensichtlich war sie im Moment vollkommen auf Was-auch-immer fixiert, und keiner von ihnen wagte es, sie aufzuhalten.

Zu sehr erinnerte Manx gerade an ein Tier, das Witterung aufgenommen hatte, auch wenn sich keiner von ihnen erklären konnte, was genau es war, das sie so zielstrebig ansteuerte.

Fest stand nur, dass sie sich langsam aber sicher immer weiter dem Berg näherten, der das Zentrum der Insel bildete und an einen erloschenen Vulkan erinnerte.

Dank der Geschwindigkeit, die das Kätzchen vorlegte, hatten sie seinen Fuß auch bald erreicht.

Ohne innezuhalten trat das Tierchen in die Sonne hinaus und beeilte sich, einem mit einzelnen Grasbüscheln bewachsenen, kaum sichtbaren Pfad zu folgen, der steil anstieg und kreisförmig um den Fuß des oben abgeflachten Felsens in die Höhe führte.

Geröll löste sich unter ihren eiligen Fußschritten, und Ice war einen Moment lang am überlegen, dem munter voranhastenden Fellknäul einfach hinterher zu fliegen, als er plötzlich so abrupt stehen blieb, dass Trayun unsanft in ihn hineinlief.

„Was ist?“ Erkundigte sich der Weißhaarige sofort und sah sich wachsam um.

„Ich glaube, ich beginne so langsam auch das zu spüren, was Manx wahrnimmt. Wirklich beeindruckend, dass sie das schon auf diese Distanz bemerkt hat. Liegt wohl daran, dass Katzen viel feinere Sinne haben, was Übermenschliches und Auren angeht …

Noch ist es nur ganz schwach, das liegt vermutlich daran, dass sich was auch immer es ist, auf der anderen Seite des Berges befindet. Wir haben jetzt etwa ein Fünftel umrundet – ich denke, es dauert nicht mehr lang, und du wirst es auch spüren.“

Schnell setzten sie sich wieder in Bewegung und beeilten sich, zu dem verwandelten Mädchen aufzuschließen, das unbeirrt weiter rannte.
 

Mittlerweile waren die Schwingungen so stark, dass sie das Gefühl hatte, bei jeder neuen Welle würde sich ihr gesamtes Fell elektrisch aufladen. Das Wispern war stärker geworden, doch die Laute waren unverständlich – eher so wie Wind, der in den Blättern der Bäume spielte.

Nur dass hier absolut kein Luftzug wehte.

Die beiden Sinneseindrücke waren nun schon beinahe schmerzhaft, und sie wusste, dass sich die Stärke des Ausgestrahlten wahrscheinlich noch verdoppeln würde, ehe sie an ihrem Zielort angelangt war.

Manx war es unmöglich, sich auf irgendetwas anderes zu konzentrieren als diese Aura, die ihr aus irgendeinem Grund ein wenig bekannt vorkam. Die Tatsache, dass sie im Moment eine Katze war, zwang sie dazu, diesem Phänomen auf den Grund zu gehen.

Unbezwingbare Neugierde war schließlich eine der herausragenden Eigenschaften dieser Tiere, und sie hatte zu wenig Erfahrung mit diesem Körper, um ihn richtig unter Kontrolle zu haben.

Sie ließ eine weitere Umrundung hinter sich, und ihre Ohren dröhnten, als ihr eine neuerliche Welle entgegenschlug.

Gleich müsste sie da sein … sie schoss um die Biegung und kam, auf dem von losen Steinen bedeckten Untergrund schlitternd zum stehen.

Vor ihr tat sich eine gewaltige Höhle auf, und das Kätzchen sog prüfend die Luft ein. Es roch … ungut.

Die Achtjährige versuchte, die noch immer regelmäßig auf sie einstürmenden, nach wie vor neutralen, wage vertrauten Schwingungen zu ignorieren und sich auf diesen Geruch zu konzentrieren, von dem sie sicher war, dass ihn menschliche Nasen nicht wahrnahmen.

Er alarmierte sie und sorgte dafür, dass sich ihre Nackenhaare sträubten. Irgendetwas war in dieser Höhle, verunreinigte sie und verschmolz mit diesen Schwingungen um sich dahinter zu verstecken.

Etwas wovor sie ihre Katzensinne warnten.

Sie stieß ein erschrockenes Kreischen aus, als plötzlich ein Schatten über sie fiel und machte unwillkürlich einen Satz nach hinten.

„Hey, ganz ruhig, Kitty!“ In Ices Stimme klang neben Anspannung auch eindeutig Belustigung mit, und Manx bemühte sich, ihr rasendes Herz wieder unter Kontrolle zu bringen, während sie den amüsierten Jungen neben ihr wütend anfunkelte.

Musste er sie so erschrecken?

Außerdem hatte er schon wieder diesen verhassten Spitznamen verwendet!

Ihr Bruder trat neben ihn.

„Tatsächlich, jetzt kann ich es auch klar und deutlich spüren – diese seltsame Aura kommt von da drinnen! Wahnsinn, dass Manx das schon von so weit weg bemerkt hat! Kannst du irgendwas Negatives daran wahrnehmen?“

Der Junge mit den silbergrauen Augen schüttelte den Kopf.

„Nein, es fühlt sich ungewohnt an, aber nicht böse. Schauen wir uns das mal näher an!“

Das kleine schwarze Kätzchen fauchte warnend, doch die beiden Jungen waren zu sehr auf diese mysteriöse Ausstrahlung fixiert, um es zu hören.

Ohne zu Zögern betraten sie die Höhle.

Verdammt! Es war wirklich lästig, so klein zu sein und nichts sagen zu können, sonst hätte sie die zwei Möchtegern-Detektive ordentlich zur Schnecke gemacht!

Erst ihre tollen übersinnlichen Fähigkeiten loben und sie dann ignorieren!

Das kleine Tier zögerte.

Sollte sie sich zurückverwandeln und die beiden von draußen zurückrufen? Aber in Menschengestalt nahm man allem Anschein nach nur die Schwingungen wahr, das hieß, dass ihre Tierform ihr im Moment eindeutig einen Vorteil bot.

Denn es war nur allzu offensichtlich, dass die Zwei das Böse nicht bemerkten, das das ganze Loch mit seinem widerlichen Gestank verpestete.

Was auch immer es war – sie schien die Einzige zu sein, die es spürte, deswegen konnte wohl auch nur sie allein etwas dagegen unternehmen.

Hastig folgte sie den anderen, die Tatsache verdrängend, dass sich ihr Schwanz durch das Ignorieren der Warnung so sehr aufsträubte, dass er den Umfang einer Flaschenbürste annahm.

Wie unangenehm.

Dieser Katzenkörper war wirklich … unberechenbar.

Im Inneren wurde es rasch dunkler, als würde das schwarze Gestein ringsum das Licht aufsaugen.

Der finstere Geruch war hier drinnen schier unerträglich, und Manx spürte, dass ihr allmählich schlecht wurde.

Trayun und der Ältere waren schon ein ganzes Stück in den gewaltigen Hohlraum hineingegangen und betrachteten staunend die seltsamen Felsformationen, die überall aus dem Boden und von der Decke ragten.

Als der Weißhaarige gerade eine Hand ausstrecken wollte, um einen der Steine in dieser ungewöhnlichen Farbe zu berühren, wurde die schwarze Katze von jäher Panik überflutet, als sie plötzlich mit absoluter Sicherheit wusste, dass er das auf keinen Fall durfte.

Mit einem Fauchen sprang sie auf den ausgestreckten Arm ihres Bruders und biss ihn sogar ganz leicht in die Hand.

Der war von dieser unerwarteten Attacke so erschrocken, dass er instinktiv zurückzuckte und das, was ihn angegriffen hatte von sich schleuderte, noch ehe er registrierte, dass es sich dabei um seine Schwester handelte.

Mit einem schmerzerfüllten Laut landete das Fellknäul unsanft auf dem Rücken – sie hatte es leider nicht mehr geschafft, sich noch schnell genug in der Luft zu drehen, dafür war die Distanz einfach nicht groß genug gewesen – und die Geschwindigkeit zu hoch.

Ein wenig benommen richtete sie sich auf, und starrte direkt in die erschrockenen, dunkelroten Augen von Trayun.

„Oh Gott, Shit! Ist dir was passiert Manx?“

Sanfte Hände hoben sie vorsichtig hoch, und sie wurde einer eingehenden Untersuchung unterzogen.

„Es tut mir Leid. Verdammte Reflexe!“

Unwillig ließ die Achtjährige die fürsorgliche Behandlung über sich ergehen, und registrierte aus den Augenwinkeln, dass sich Ice gerade über die seltsamen Gebilde beugen wollte.

Mit einem Fauchen hatte sie sich dem Griff ihres Bruders entzogen und vor dem verblüfften Jungen mit den blauschwarzen Haaren aufgebaut.

Der wich sofort zurück.

„Schon okay, Kitty. Wir sollen dem Stein nicht zu nahe kommen, egal womit, ich hab’s verstanden.“ Beruhigte er sie.

Dann fiel ihm der Zustand auf, in dem sie sich befand.

Ihr Fell war gesträubt, die Ohren angelegt und der Schwanz hatte noch immer den Umfang einer Flaschenbürste und peitschte unruhig umher, während ihre Augen, die dank der unnatürlich geweiteten Pupillen fast schwarz waren, nervös die Umgebung absuchten.

Ice schluckte.

„Try? Ich glaube, wir sollten lieber wieder raus gehen.“

Ein melodisches Lachen erfüllte die Luft, und Manx zuckte zusammen. An dem überraschten Gesichtsausdruck ihrer beiden Begleiter konnte sie erkennen, dass die weibliche, aber eindeutig unmenschliche Stimme nicht nur sie allein vernahm.

„Zu spät, auch wenn eure süße Katzenfreundin alles daran gesetzt hat, um euch abzuhalten.“

Die drei sahen sich unruhig um, doch es war nichts zu sehen. Die Stimme schien körperlos zu sein, aus allen Ecken der Höhle gleichzeitig zu kommen.

Und das war ziemlich unheimlich.

Denn kam so was nur in Horrorfilmen mit Gespenstern und Geistern vor.

Die Achtjährige erstickte fast, als eine weitere Welle des unerträglichen Gestanks die Luft zu durchschneiden schien, dann hörte sie die Stimme direkt neben ihrem linken Ohr flüstern.

„Zu schade, dass du die Einzige bist, die überhaupt etwas von mir wahrnimmt. Katzen haben ihre eigenen Möglichkeiten, um Dämonen zu spüren, sozusagen einen sechsten Sinn.“ Manx zitterte, als sie spürte, wie klauengleiche, substanzlose Krallen ohne sie zu berühren, sanft über ihr Fell hinweg fuhren.

Dämonen?

Unwillkürlich erinnerte sie sich an die Geschichte vom ersten Kampf ihrer Mutter, die ihre Eltern allen Kindern des Misasai- und Briefshaushaltes beschrieben hatten.

Da war es auch um ein solches Wesen gegangen, ihre Mum hatte es als Belial bezeichnet.

Und hatte Amy nicht auch mal so etwas erzählt?

Aber … irgendwie hatte sie es sich nicht wirklich vorstellen können, dass es diese Wesen aus einer anderen Dimension tatsächlich geben konnte.

Auch wenn man ihnen damals versprochen hatte, ihnen die Fernsehübertragung von dem Turnier zu zeigen, wenn sie älter wären.

Das kleine Kätzchen atmete heftig, als die körperlose Stimme fortfuhr.

„Aber – du scheinst kein normales Tier zu sein. Ich spüre, dass du ebenso viel Ki besitzt, wie deine beiden Begleiter. Und das ist wirklich eine ganz außerordentliche Menge.

Und verstehen kannst du mich auch.

Wirklich, das ist interessant.

Es ist das erste Mal, dass mich jemand bemerkt hat, bevor ich ihn töte. Irgendwie amüsant – ich bin noch nicht so lange in dieser Welt, aber von all denen, die mir bislang in die Falle gegangen sind, hatten nicht einer die Fähigkeit, mich wahrzunehmen.

Was bist du?

Trotz allem bist du zu gewöhnlich, um von einem anderen Planeten zu stammen.“ Sinnierte der Dämon.

„Zumindest das hast du mit deinen Artgenossen gemeinsam – du kannst nicht sprechen.

Schade eigentlich.

Und es ist auch sehr bedauerlich, dass deine Begleiter so ignorant sind.

Da du stumm bist, ist dieses Gespräch etwas einseitig, dabei seid ihr der interessanteste Besuch, den ich bislang hatte. Ich werde die beiden von ihrer Unwissenheit erlösen, und auch dir die Möglichkeit geben, mich zu sehen.“ raunte die Stimme.

„Ja, ich glaube, das werde ich tun. Es wird amüsant sein, zu sehen, wie ihr vor Furcht zittert und vor Angst den Kopf verliert!“

Wieder dieses widerliche Lachen, und die kleine Katze spürte, noch immer starr vor Abscheu und Panik, wie sich diese unheimliche Präsenz etwas von ihr entfernte.

Nun wieder in normaler Lautstärke und gewohnt substanzlos fuhr sie fort.

„Ein kleiner Zauber, und ihr seid zumindest von eurer Blindheit erlöst, könnt Dämonisches erblicken, auch wenn es keinen physischen Körper in dieser Welt hat – er schmerzt ein wenig, aber das braucht euch ohnehin nicht mehr zu kümmern - “ wieder ein leises Kichern – „denn ihr werdet sowieso nur noch kurze Zeit am Leben sein.“

Unverständliches Murmeln erfüllte die Höhle und Manx keuchte, als ihre Katzenseite wahrnahm, was passierte. Sehen konnte sie zwar nichts, aber alle anderen Sinne wurden mit einem mal überlastet.

Sie spürte, dass die Luft plötzlich dick war von Magie und von einem süßen Duft erfüllt wurde, der genauso widerlich war wie der Gestank des Dämons selbst und ihm ähnelte – offensichtlich hatten auch Zauber einen ganz bestimmten Geruch.

Das Wispern kehrte zurück, vermischte sich mit der auch für die anderen hörbaren weiblichen Stimme und wurde stetig lauter und schriller.

Die Temperatur schien jäh anzusteigen, und dann war es vorbei – ein unerträgliches Brennen an ihrem rechten Oberschenkel ließ die Achtjähirge gepeinigt wimmern, als sich der Zauber offensichtlich genau an dieser Stelle wie ein glühendes Eisen in ihren Körper fraß.

An dem scharfen Luftholen von Ice, der seinen rechten Oberarm umklammerte, und dem überrascht-schmerzerfüllten Schrei von Trayun konnte sie ersehen, dass die beiden ebenso von dem Fluch getroffen wurden wie sie.

Und dann blinzelte sie ungläubig, als sie plötzlich substanzlose Farben sah, die die Höhle durchzogen und an den Wänden klebte. Schließlich ballten sie sich an einer Stelle, nahe der seltsamen, felsförmigen Gebilde, zusammen – zu einer abscheulichen Monstrosität.

Manx stieß ein entsetztes Kreischen aus und machte unwillkürlich einen Satz zurück. Sie hatte noch nie etwas Vergleichbares vorher gesehen und hätte eigentlich auch dankbar darauf verzichtet.

Mein Gott, wenn der Dämon, gegen den ihre Mum damals gekämpft hatte auch so abscheulich gewesen war, verstand sie nun wesentlich besser, warum sich ihre Eltern damals trotz allem Bitten und Drängen der Kinder geweigert hatte, ihnen die Aufzeichnungen zu zeigen.

Die beiden Jungen hoben durch ihr seltsames Gebärden ruckartig den Blick und Trayun wurde blass, während Ice nur fest die Lippen aufeinander presste.

Die Gestalt vor ihnen leuchtete in einem kränklichen Licht und hatte seltsam blasse, verwaschene Farben.

Lange, verfilzte Haare und ein in ein langes, zerrissenes Kleid gehüllter Körper ließen den Dämon beinahe ein wenig menschlich aussehen. Wären da nicht die unnatürlich langen Klauen an den knochigen Händen gewesen, die rot glühenden Augen und – der lippen- und zahnlose Schlund, der über die Hälfte des Gesichtes einnahm und den Kopf wie eine riesige Narbe spaltete.

Manx begann, unkontrolliert zu zittern, und das Wesen lachte böse.

„Nun wünscht ihr euch also, nie hierher gekommen zu sein und mich nie gesehen zu haben. Aber zu spät – die Schwingungen des Elementa Kristalls, den ich aktiviert habe, locken alle stärkeren Krieger an, die Ki spüren können und er unterdrückt meine dämonische Aura vollkommen.“

Die Zwillinge starrten das … Ding aus großen Augen an, und die kleine Katze war froh, dass Trayun den gleichen Gedanken hatte wie sie, denn sie konnte im Moment ja nicht sprechen.

„Elementa Kristall?“ echote er. „Aber … das ist unmöglich!“

Wieder lachte der Dämon.

„Ihr habt also noch nicht einmal gewusst, was das war, dem ihr gefolgt seid? Nun …“ murmelte er mehr zu sich selbst als an sie gewandt. „… ihr seid dumme Kinder, was kann man da schon erwarten? Auch wenn ihr einen appetitlich großen Energieanteil habt.“

Das Kätzchen sah sich mit schmalen Augen um. Das war also das entfernt Vertraute gewesen, was sie in den mächtigen Energiewellen gespürt hatte.

Ihre Mutter besaß ebenfalls einen dieser seltenen Steine, von dem sie bislang gedacht hatte, dass es nur einen gab Und einen winzigen Bruchteil von dessen Ausstrahlung hatte sie wieder erkannt, weil die Abstammung die gleiche war.

Allerdings war die Aura des anderen Kristalls bei weitem nicht so weitreichend und riesig wie diese hier.

Aber der Dämon hatte ja gesagt, dass er diesen hier aktiviert hatte.

Der Ursprung der Schwingungen schien von einer Stelle auszugehen, die hinter einem absonderlichen Steingebilde lag, vor denen sie all ihre Sinne warnten und das mit besonders viel der substanzlosen Farbe überzogen war, von der sie vermutete, dass es sich ebenfalls um einen Zauber des Wesens handelte.

Ice trat vor und stellte sich schützend vor die beiden anderen. Damit zog er die Aufmerksamkeit des Dämons auf sich.

„Du glaubst doch sicher nicht, dass wir uns einfach so in unser Schicksal fügen – jetzt, nachdem du es uns freundlicherweise ermöglicht hast, dich zu sehen?“

Das gruselige Wesen lachte – das war ganz offensichtlich etwas, das es gerne tat.

„Du kannst ja gerne versuchen, mich zu besiegen, Bürschchen!“

Mit einem Mal hatte der Junge mit den blauschwarzen Haaren eine silberfarbene Energiekugel in den Händen, die sich rasch vergrößerte.

„Genau das hatte ich vor!“

Mit diesen Worten schleuderte er den leuchtenden Ball auf den Dämon, der jedoch einfach stehen blieb – und mit diesem unheimlichen Maul das Ki in sich aufnahm.

Dabei gab er saugende, schmatzende Geräusche von sich, die Manx beinahe den Magen umdrehten.

„Dieser kleine Vorgeschmack war sehr lecker – Wasser- und Windmagie, wenn ich nicht irre, sehr erfrischend.“

Ice ließ sich nicht aus der Ruhe bringen und lächelte grimmig.

„Nun – dann werden Try und ich dich eben füttern, bis du platzt.“

Der Dämon lachte nur hämisch.

„Das verschafft euch zwar etwas Zeit, wird euch aber auch nichts nutzen.“

Die beiden Jungs stellten sich nebeneinander.

„Das werden wir sehen.“ Erwiderte der Zehnjährige und nickte dem Weißhaarigen zu.
 

›~ • ~‹›~ • ~‹›~ • ~‹›~ • ~‹›~ • ~‹›~ • ~‹›~ • ~‹›~ • ~‹

TBC.

~< Zwei Wünsche frei >~

Manx wich instinktiv zurück, als die zwei Jungen synchron begannen, ihr Ki auf das unheimliche Wesen zu schleudern.

In ihrem Kopf arbeitete es fieberhaft.

Was sollte sie tun?

Aber eigentlich musste sie sich eher fragen, was sie tun konnte. Sie wollte nicht tatenlos herumstehen und zusehen, wie ihre beiden Gefährten versuchten, das Monster zu besiegen, aber selbst in ihrer menschlichen Form hätte sie nichts ausrichten können.

Wieder einmal war sie sich ihrer Schwäche und Nutzlosigkeit nur allzu sehr bewusst, und eine hilflose Wut erfüllte sie.

Wenn sie ihr Ki wenigstens auch nur ansatzweise einigermaßen unter Kontrolle hätte!

Und in ihrer Katzenform nahm sie zwar mehr wahr, als die anderen, aber sonst war sie absolut unbrauchbar!

Doch halt – da sie so klein war, fiel es vielleicht nicht auf, wenn sie fehlte.

Irgendwie hatte sie das Gefühl, dass sie sich diesen Elementa Kristall ein wenig näher ansehen sollte.

Die seltsamen Schwingungen, die nach wie vor wispernd über ihr Fell strichen, versprachen Kraft – und noch etwas anderes, das sie gerade nicht genau identifizieren konnte, von dem sie aber instinktiv wusste, dass es im Kampf gegen den Dämon nützlich sein würde.

Lautlos, und mit einem letzten absichernden Blick schlich Manx seitlich geduckt an der Höhlenwand entlang, sehr darauf bedacht, diese nicht zu berühren, denn noch immer konnte sie den daran klebenden, verhängnisvollen Zauber des Dämons spüren und Dank diesem seltsamen Fluch auch sehen.

Ihre Augen hielt sie auf das seltsame Tropfsteingebilde gerichtet, das, wie ihr jetzt auffiel, das Zentrum der Höhle bildete und ein wenig an einen Kessel mit gezacktem Rand erinnerte.

Während sie das kreisförmige Ding umrundete, wurde das Wispern immer intensiver, und sie wusste, dass sie sich dem Kristall mehr und mehr näherte. Die Macht, die er inne hatte, musste gewaltig sein. Ihr wurde langsam klar, warum das Wesen gesagt hatte, dass es die Ausstrahlung aktiviert hatte.

Denn das war eine der Eigenschaften, über die der Elementa Stein verfügte. Aber er besaß noch weitere, und eine davon diente eher dazu … das kleine Kätzchen blieb abrupt stehen und blinzelte.

Natürlich.

Das musste die Lösung sein!

Manx beschleunigte ihre Schritte, und sie musste sich dabei mit aller Macht beherrschen, aus Freude über ihre Entdeckung nicht unvorsichtig loszurennen.

Wenn der Dämon sie jetzt bemerkte, dann würde er alles daran setzen, um sie aufzuhalten!

Zum ersten Mal in ihrem Leben war sie froh, diese zweite Gestalt zu besitzen. Anders wären ihr nie die Feinheiten in der Schwingung aufgefallen, die ihr einen weiteren Zweck dieses magischen Gegenstands verraten hatten.

Sie war etwas außer Atem, als sie endlich auf der Rückseite des Kessels aus verschmolzenen Stalagmiten angelangte.

Da – er sah ganz anders aus, als der in allen Grüntönen schimmernde Schmuck, den sie schon von ihrer Mom kannte, aber das war mit Sicherheit das, was sie suchte.

Der Stein schwebte aufgerichtet am äußersten Rand des Kessels, mit Menschenfingern leicht zu greifen, ohne dass sie den verseuchten Untergrund berühren musste.

Er war etwa doppelt so dick wie der ihrer Mutter und von bauchig-kegelförmiger Form ohne Facetten.

Das, was zuerst auffiel, war die Farbe – der untere, größere Teil des Kristalls war schwarz und trotzdem durchsichtig, doch oben an der breitesten Stelle schien flüssige Lava zu fließen, die in feurigem Gelb und Orange strahlte, das langsam an Intensität abnahm, je weiter man zur Spitze kam, bis es einen dunklen Rotton erreichte.

Ab und zu gab es sogar eine kleine Eruption, die glühende Funken, deren Spektrum von der Farbe heller Glut über den Schein von Glühwürmchen bis hin zum Strahlen weit entfernter Sterne reichte, in die Dunkelheit der Spitze schickte. Und dort glaubte Manx sogar, eine Art winzige Galaxie zu erkennen.

Das Mädchen war sprachlos vor Staunen. Noch nie hatte sie etwas Faszinierenderes gesehen, und für einen Moment war sie vollkommen in den Bann des Miniaturschauspiels gezogen.

Der Duft von Holzrauch und in der Sonnenhitze trocknendem Heu stieg ihr in die Nase.

Gleichzeitig durchflutete sie eine angenehme Welle reiner Wärme, die sie kurz vergessen ließ, in welcher Gefahr sie eigentlich schwebte.

Der Stein war in ein kunstvolles Flammenmuster gefasst, das in einer Öse endete und aus geschwärztem Metall bestand, das je nach Lichteinfall einen rötlichen bis orangefarbenen Schimmer aufwies. Die dunkelrote Aura, die ihn umgab, musste auch mit bloßem Auge zu erkennen sein.

Das zeigte wohl den aktivierten Zustand an, den sich der Dämon zunutze machte, um damit seine Beute anzulocken.

Keiner der Zauber, die es zum Schutz des Kristalls darum gelegt hatte, berührte ihn. Das Monster hatte pingelig darauf geachtet, den magischen Gegenstand nicht zu berühren.

Der verärgerte Schrei von Trayun, dem das schrille Lachen des Dämons folgte, riss die Achtjährige jäh aus ihren Betrachtungen, und ihr fiel siedendheiß ein, dass sie ja gar keine Zeit hatte, um sich ablenken zu lassen.

Zumindest war sie sich nun sicher, dass sie ihre Eingebung von vorhin nicht getrogen hatte.

Mit diesem Schmuckstück konnte dieses Monster besiegt werden!

Später würde sie auch da als die logischste Erklärung gelten lassen, dass es wohl einfach die Ausstrahlung war, die ihr das in ihrer Katzenform mit diesen übersinnlichen Kräften verriet, doch wirklich sagen konnte sie es nicht.

Auch wenn es für Menschenhände ein leichtes Unterfangen gewesen wäre, den Stein zu nehmen, so gestaltete es sich für Manx in ihrem tierischen Ich als ein wesentlich schwierigeres Unterfangen. Sich zurückzuverwandeln wagte sie in dieser kritischen Situation, von der sie wusste, dass ihrer aller Leben abhing, nicht.

Die Gefahr, entdeckt zu werden war als kleines Kätzchen wesentlich geringer, und außerdem verlor sie so keine Zeit.

Sie richtete sich auf und begann, mühsam auf ihren Hinterbeinen zu balancieren. Jetzt passte zumindest die Höhe!

Doch das sollte ihr geringstes Problem sein. Die untypische, wackelige Stehposition war geradezu ein Kinderspiel, wenn es darum ging, sich gleichzeitig ausreichend zu strecken und dabei darauf zu achten, der mit Flüchen verseuchten Steinoberfläche nicht zu nahe zu kommen.

Es dauerte einige kostbare Sekunden, bis sie überzeugt war, den Kristall mit einer schnellen Bewegung fassen zu können.

Ohne noch länger zu zögern nahm sie das Schmuckstück vorsichtig an der Öse in ihr Maul, und die dunkelrote Aura darum erlosch sofort.

Offensichtlich hatte sie den Stein deaktiviert.

Leider führte das dazu, dass der Dämon ihr Tun bemerkte.

Und das war eindeutig zu früh, denn das Kätzchen kämpfte gerade mit aller Macht dagegen an, kopfüber in den Steinkessel zu stürzen.

Mit einem heiseren Schrei ließ das Monster die beiden Jungen stehen und schoss mit übermenschlicher Schnelligkeit an dem Gebilde vorbei, gerade in dem Moment, als das kleine Tier es geschafft hatte, unbeschadet wieder auf allen Vieren zu landen.

Die kobaltblauen Augen weiteten sich vor Schreck, als die Achtjährige sah, wie das Furcht einflößende Wesen auf sie zu raste, das gruselige Maul weit aufgesperrt, als wolle es sie so verschlingen, wie sie war.

Was wahrscheinlich auch der Fall war.

Das schwarze Kätzchen wurde starr vor Schreck.

Es war Manx unmöglich, sich zu bewegen, so gerne sie es auch getan hätte und obwohl ihr die ganze Zeit über nur allzu bewusst war, dass es nur einer direkten Berührung mit dem Stein bedurfte, um den Dämon verschwinden zu lassen.

Wieder erfüllte ihren Körper dieses Kribbeln, das beinahe schon schmerzhaft ihre Adern durchtoste, doch sie konnte einfach nichts tun!

Es war wie die Male zuvor, wo sie in Gefahr geschwebt war!

Das Mädchen hörte die Schreie der beiden Jungen, die wussten, dass sie da hinten sein musste, und die doch nicht die Möglichkeit hatten, schnell genug zu ihr zu gelangen, um das zu verhindern, was nun unweigerlich kommen musste.

Um sie zu retten.

Weil sie mal wieder unfähig war.

Ihr Herz raste und klopfte schmerzhaft gegen ihre Brust, während sie, unbeweglich vor Angst und den Stein noch immer vergessen zwischen ihren Zähnen, dem heranrasenden Monster entgegenblickte.

Das unheimliche Wesen war nun nur noch einen halben Meter von ihr entfernt, und sie glaubte, den dunklen Geifer zu erkennen, der aus dem schwarzen Schlund tropfte, und das triumphierende Blitzen in diesen flackernden roten Augen.

Und dann war offensichtlich das Maß an Lebensbedrohung erreicht, das ihr Körper benötigte, um von alleine zu handeln.

Das seltsame Pulsieren in ihrem Inneren steigerte sich immer mehr, und gleich darauf spürte Manx, wie sich etwas aus ihr löste.

Es war unglaublich schmerzhaft, und fühlte sich an, als würde sie in Flammen stehen, während sich ihre Energie gewaltsam einen Weg nach draußen bahnte.

Was in ihrer Katzenform offensichtlich ein unmögliches Unterfangen war.

Das Mädchen unterdrückte einen Schrei und versuchte, möglichst ruhig weiter zu atmen, als sie spürte, wie das ausströmende Ki ihre Rückverwandlung erzwang.

Die gleichzeitige Veränderung, die ihr Körper durchmachte, als er innerhalb von Sekundenbruchteilen seine menschliche Form annahm, war beinahe zu viel für sie.

Die Achtjährige bemerkte, dass sie dabei wie jedes Mal von einem leichten, blauen Glühen umgeben war – das jedoch eine ungewohnt rötlich-violette Tönung besaß.

Offensichtlich, weil es sich dabei um ihr Fluidum handelte, das aus ihr herausdrängte, aber nicht richtig konnte, weil sie gerade noch zum Teil ein Kätzchen war.

Sie blinzelte die Tränen fort, die ihr unwillkürlich in die Augen geschossen waren, als sie eine weitere Schmerzenswelle durchfuhr, die sie haltlos auf die Knie sinken ließ.

Dann hatte sie sich endlich komplett transformiert und Manx spürte, wie ihre Energie weiter aus ihr hinaus floss, sich dabei veränderte und den Kristall zwischen ihren Lippen dazu brachte, sich zu erwärmen und in dieses qualvolle Pulsieren einzufallen, das sie gänzlich ausfüllte.

Ein eisiger Hauch, der sie streifte, riss sie jäh aus ihrem vom Schmerz schon ganz benebelten Zustand, durch den sie gar nicht mehr auf ihre Umgebung geachtet hatte. Zu ihrem absoluten Entsetzen musste sie nun feststellen, dass ihr dieses Monster bereits unglaublich nahe war.

Sie blickte direkt in den schrecklichen, klaffenden Schlund, der nur noch Zentimeter von ihrem Gesicht entfernt war und brachte nicht mehr als ein hilfloses, leises Wimmern zustande.

Gleich würde es sie erreicht haben, und sie wagte gar nicht, sich auszumalen, was dann mit ihr passieren würde …

Doch auf einmal schrie der Dämon auf, und das Mädchen stellte erstaunt fest, dass er sie gar nicht berührt hatte, sondern offensichtlich auf ihr Ki getroffen war, das einen schimmernden Schutzschild um sie gebildet hatte. Das Farbenspiel, das bei der Berührung mit dem Monster entstand, erinnerte sie für einen winzigen Moment an eine dunkelrote Seifenblase, die dort aufflammte, wo sie der Dämon berührte.

Dann wurde das abscheuliche Wesen jäh zurückgeschleudert, und ihr modifiziertes Fluidum löste sich im selben Moment auf.

Die brennenden Schmerzen erloschen, und die Achtjährige sank erschöpft in sich zusammen, und gab ihren Lippen endlich die Erlaubnis, sich zu entspannen. Das hatte zur Folge, dass der Elementa Kristall nun haltlos auf den Boden kullerte, doch das hörte die Türkishaarige nur.

Noch immer war es ihr unmöglich, den Blick von dem gruseligen Wesen abzuwenden, das durch die Wucht des Zusammenpralls mit dem seltsamen Schild um sie durch die Luft geschleudert wurde und - zu ihrer absoluten Verwunderung – nun gar nicht mehr substanzlos an die gegenüberliegende Wand krachte.

Das alles war innerhalb von wenigen Sekunden abgelaufen, und die beiden Jungen, die gerade erst – in einem angemessenen Bogen – um die seltsamen schwarzen Steingebilde gelaufen kamen, sahen gerade noch, wie der Dämon an ihnen vorbei katapultiert wurde und mit lautem Bersten einen Teil der Felswand durchbrach.

Manx schwirrte der Kopf.

Sie verstand nicht, was da gerade abgelaufen war – schließlich konnte sie ihr Ki weder kontrollieren, noch verändern und bislang war es ihr nie gelungen, etwas von ihrem Fluidum außerhalb ihres Körpers zu sammeln.

Außerdem war diese unheimliche Gestalt doch wie Luft gewesen, oder nicht? Wieso steckte sie dann gerade zwischen allerhand Geröll fest?
 

Ihr Blick wanderte weiter zu den beiden fassungslos dastehenden Jungen, und dann fiel ihr siedendheiß ein, dass sie nackt war – schließlich hatte sie sich ja verwandelt.

Doch ihr blieb keine Zeit, deswegen vor Scham im Boden zu versinken.

Das Mädchen wusste zwar nicht, was es getan hatte, aber dass der Dämon damit nicht erledigt war, war der Achtjährigen nur allzu bewusst, und sie konnte sich nicht darauf verlassen, dass ihr Körper aus Überlebensinstinkt noch einmal automatisch das Richtige tat.

Außerdem war das so schmerzhaft gewesen, dass sie gerne freiwillig darauf verzichtete.

Hastig ergriff sie den Elementa Kristall und kam wackelig auf die Beine. Offensichtlich hatte sie diese Aktion gerade sehr viel Ki gekostet – sie konnte kaum noch laufen!

Ihr Blick blieb kurz an drei schwarzen, ringförmigen Streifen hängen, die ihren rechten Oberschenkel umschlossen, und von denen der Mittlere etwa dreimal so breit war wie die beiden anderen.

Was war das?

Doch das wütende Kreischen des Monsters riss sie aus ihren verwirrten Grübeleien.

Offensichtlich hatte es sich von dem Zusammenstoß mehr oder weniger wieder erholt und war nun ernsthaft wütend.

Als die unheimliche Gestalt ein weiteres Mal auf sie zugeschossen kam, handelte Manx ohne nachzudenken, indem sie reflexartig den Elementa Kristall in die Richtung des Dämons schleuderte.

Gleichzeitig betete sie, dass sie ihre Katzensinne nicht getrogen hatten, denn nun, in ihrer menschlichen Form, spürte sie rein gar nichts mehr von dem, was ihr die Funktion des Steines verraten hatte.

Doch kaum wurde die unheimliche Gestalt von dem außergewöhnlichen Stein, der noch immer ein wenig in dem dunkelroten Schimmer ihres Kis glühte, berührt, wurde sein schrilles Kreischen zu einem schmerzerfüllten Jaulen, als das Monster von innen heraus zu verglühen schien und sich vor ihren Augen in Nichts auflöste.

Gleichzeitig sah die Achtjährige, wie der bösartige Zauber, der die Wände der Höhle verseucht hatte, erlosch.

Die beiden Jungen hatten das Schauspiel nur fassungslos beobachtet und kamen nun besorgt auf sie zugeeilt.

Manx lief dunkelrot an und versuchte hektisch, sich mit den Händen zu bedecken.

Sobald sie zu Hause war, würde sie ihre Mutter darum bitten, ihr zumindest ein paar Höschen aus diesem seltsamen Material zu machen, dann würden ihr solche peinlichen Situationen in Zukunft erspart bleiben.

Mit einem verlegenen „Oh“ wandte ihr Ice den Rücken zu, und so erreichte sie ihr Bruder als erster.

Hastig ließ er den Rucksack seiner Schwester auf den Boden gleiten und zog das heraus, was er als erstes zu fassen bekam – ihr Sommerkleid!

Das noch immer knallrote Mädchen erhob sich schwerfällig und schlüpfte eilig hinein. Dann nahm die Achtjährige dankbar ihre restliche Wäsche entgegen, während ihr Trayun, ihre Tasche mit sich nehmend, ebenfalls den Rücken zuwandte.

Verlegen räusperte sie sich.

„Und, habt ihr auch so ein seltsames Mal?“ wollte sie wissen, um von der peinlichen Situation abzulenken.

„Ja.“ Es war lustig zu beobachten, wie die Zwei synchron ihre Ärmel hochzogen – ihr Bruder allerdings den linken, während es bei Ice der rechte war.

„Offensichtlich ein Überbleibsel von dem Fluch, das uns das Monster hinterlassen hat.“ Stellte der Zehnjährige fest.

Die schwarzen, an eine Tätowierung erinnernden Zeichnungen sahen genau so aus wie die, die sie auch hatte.

Dann drehten sie sich um.

„Kannst du uns sagen, was gerade passiert ist?“

„Woher hast du gewusst, was du machen musst?“

Sprachen sie gleichzeitig.

Manx lächelte. So langsam fiel die Anspannung ab, und sie bemerkte, wie erschöpft sie von dem unerwarteten Ausbruch ihres Kis war.

„Die Hälfte davon hab ich selbst nicht verstanden. Aber als ich den hier in meiner Katzeform sah …“ sie lief mühsam die paar Meter zu der Stelle hinüber, an der das Monster verglüht war – schon wieder so verdammt nah! - und hob den nun wieder bis auf die Lava und Funken vollkommen dunklen Elementa Kristall auf. „… wusste ich plötzlich, dass man damit den Dämon vernichten konnte.“

Von der Rolle, die ihr Ki dabei gespielt hatte, wollte sie erstmal nichts sagen.

Zu seltsam kam ihr das alles vor.

Der Zehnjährige zog eine Braue in die Höhe und nahm, nach einem fragenden Blick, vorsichtig den Stein aus ihrer Hand, um ihn genauer anzusehen.

„Wow!“ entfuhr es ihm.

„Ja, unsere Mum hat auch einen – obwohl der ganz anders ausschaut, aber nicht weniger faszinierend. Deswegen war ich vorhin so erstaunt, als dieses Monster ihn erwähnte.“ Sagte Trayun und blickte ebenfalls aufmerksam auf den Stein.

„Er scheint nicht gefährlich zu sein.“ Murmelte Ice. Mit den Worten „Dann habt ihr ja jetzt schon zwei Elementa Kristalle in eurer Familie.“ Gab er der Türkishaarigen das Schmuckstück zurück.

Das Katzenmädchen strahlte.

„Ich darf ihn behalten?“

Zwei erstaunte Blicke trafen sie.

„Was sollen wir denn mit solchem Klunker? Außerdem hast du ihn gefunden und herausgefunden, dass er diesen Dämonen vernichten konnte.“

„Schon toll, dass er das Monster von dir weggeschleudert hat.“

Dass beide Jungen dabei dachten, dass sie dieser Kristall vielleicht auch in Zukunft beschützen konnte, sprachen sie lieber nicht aus, denn das hätte das Katzenmädchen auf jeden Fall tödlich beleidigt.

Manx biss sich unterdessen auf die Zunge.

Sollte sie es erzählen?

Aber sie wusste ja selbst nicht, wie sie das gemacht hatte, und vielleicht konnte sie es jetzt gar nicht mehr.

Am Ende würde sie sich noch blamieren – und gerade vor Ice und ihrem Bruder, die beide so Ki-begabt waren, wollte sie das nicht.

Sie würde sich später damit befassen.

Wortlos nickte die Achtjährige und verstaute ihr neues Schmuckstück – mit dem sie sich später auf jeden Fall noch einmal genauer beschäftigen wollte – sorgfältig in der Reißverschlusstasche ihres Kleides.

Dann steuerte sie mit wackeligen Beinen auf den Ausgang zu, der vor ihren Augen immer wieder zu verschwimmen schien.

Ihr war schwindelig und sie hörte ihr Blut in den Ohren rauschen. Erschöpft stützte sie sich an der kühlen Höhlenwand ab.

„Wisst ihr was, Leute?“ drang Ices Stimme wie durch Watte zu ihr vor, der gerade wieder den Dragonballradar aus seiner Hosentasche gezogen hatte. Die Türkishaarige wandte sich ihm mühsam zu.

„Das war die falsche Insel. Wir müssen noch ein Stück weiter.“

„Na dann sollten wir mal sehen, dass wir loskommen – wir haben bereits genug Zeit mit diesem Dämon verloren!“ sagte Trayun fröhlich. „Es ist schon früher Nachmittag.“

Manx stieß sich von ihrer Stütze ab und taumelte ein paar Schritte nach vorne – nur um feststellen zu müssen, dass es für sie jetzt einfach ein Ding der Unmöglichkeit war, zu Laufen – sie hatte absolut keine Kraft mehr.

Bevor sie ein weiteres Mal zu Boden stürzte, hatte sie Ice um die Taille gepackt und flog mit ihr aus der Höhle.

Müde schloss das Mädchen die Augen, dankbar, einfach nichts zu machen und sogar zu erschöpft, um sich über dem Umstand, dass sie sich gerade in ihrer menschlichen Form so nahe bei ihrem Schwarm befand, gebührend zu freuen.
 

„Manx? Hey, Manx!“

Das Mädchen murmelte etwas Unverständliches und wandte das Gesicht ab.

Sie war müde und hatte das Gefühl, als hätte sie sich erst vor Sekunden hingelegt. Ihre Mutter sollte sie ausschlafen lassen, schließlich waren Ferien!

„So wird das nichts. Lass mich mal.“ Hände ergriffen ihre Schultern und rüttelten sie sanft.

„Kitty! Wach auf!“ die Stimme klang befehlend, und weckte in ihr irgendwie das Bedürfnis, der Aufforderung nachzukommen.

Aber sie war doch so unendlich müde!

Während sie noch überlegte, ob sie die Belästigung einfach ignorieren und wieder ins Land der Träume flüchten sollte, fuhr der Störenfried schon unerbittlich fort:

„Kitty! Wenn du weiterpennst, dann rufen wir Shenlong und wünschen uns was ohne dich!“

Das wirkte.

Widerwillig löste sich Manx aus der wohligen Trägheit des Traumes und kämpfte sich langsam und widerstrebend zurück in die Realität.

Warum war sie nur so erschöpft?

Sie hatte gar nicht wirklich mitbekommen, dass sie eingeschlafen war!

Mühsam öffnete sich ein verschlafenes, kobaltblaues Auge und das Mädchen mit den süßen Katzenöhrchen setzte sich auf.

Dabei stellte sie fest, dass sie total geschwächt war und aus irgendeinem ihr unerfindlichen Grund ziemlichen Muskelkater hatte.

Als hätte ihr etwas sämtliche Kraft aus den Gliedern gezogen.

„Ich bin ja schon wach.“ Nuschelte sie undeutlich, und hörte ihren Bruder lachen.

Träge wandte sie ihm den Kopf zu. Sie musste ein paar Mal blinzeln, ehe sie sein Gesicht klar und deutlich erkennen konnte.

Der Weißhaarige grinste.

„Du hast total verschlafen, wie wir die siebte Kugel geholt haben! Naja, die war dafür aber auch wirklich völlig unspektakulär im Sand vergraben.“

Sand – das war also die weiche, warme Unterlage auf der sie gelegen hatte. Das Wellenrauschen war einlullend …

Hastig riss die Achtjährige ihre Augen auf, die ihr schon wieder zufallen wollten und stand mühsam auf. So allmählich kam auch wieder die Erinnerung an die vergangenen Stunden zurück, und sie wusste nun, warum sie so ausgepowert war.

Dieser Kampf mit dem Dämon war mehr als nur Kräfte raubend gewesen.

Erschöpft sah sie sich um.

Sie befanden sich tatsächlich am Strand, der aussah, als wären sie auf einer dieser typischen Urlaubsinseln. Rechts von ihnen begann nach sicherlich zwanzig Metern ein Wald aus Palmen, während sich links das azurblaue Meer erstreckte.

Die Sonne schien vom wolkenlosen Himmel und es war angenehm warm.

Energisch schüttelte Manx ihren Kopf, um der bleiernen Müdigkeit Herr zu werden, die sie nach wie vor belauerte.

Gleichzeitig entledigte sie sich des Sandes, der sich während ihres Nickerchens in einigen ihrer türkisen Haarsträhnen verfangen hatte.

Ice beobachtete ihr untypisches Gebärden mit einer hochgezogenen Augenbraue, beschloss aber, nichts dazu zu sagen.

Er deutete auf den Strand vor ihnen, wo in der Sonne Glas funkelte.

„Wie ich das bei den Erzählungen verstanden habe, müssen wir die Kugeln so anordnen und dann Shenlong rufen.“

Die Jungen hatten die übrigen Sechs bereits in einem Kreis um den siebten Ball drapiert und stellten sich nun links und rechts von Manx auf.

Die blinzelte unsicher, während sie in ihrem Gedächtnis noch einmal sämtliche Informationen durchging, die sie für diesen Augenblick gesammelt hatte.

Ob diese zwei simplen Worte wirklich ausreichen würden, um den göttlichen Drachen zu beschwören?

Ihrer klaren Stimme waren ihre Zweifel nicht anzumerken, als die Achtjährige laut und befehlend rief:

„Shenlong! Erscheine!“

Sie wusste nicht genau, ob sie dabei noch irgendwelche Gesten machen musste, und so beließ sie es bei einer auffordernden Armbewegung.

Dennoch rasten ihre Gedanken.

Was, wenn sie es sich falsch eingeprägt hatte, und man doch ein aufwändiges Ritual benötigte, um die Beschwörung zu vollziehen?

Doch im nächsten Moment zeigte sich, dass ihre Grübeleien vollkommen unnötig waren.

Die Kugeln begannen gelb zu schimmern und innerhalb von Sekunden zogen schwarze Wolken auf, die den Himmel verdunkelten.

Ein gleißender Blitz schlug mitten in die Dragonballs ein und aus ihnen erhob sich, leuchtend, mächtig und riesig, der göttliche Drache – Shenlong.

Seine rotglühenden Augen richteten sich auf die drei Halbwüchsigen vor ihm, die ihn ein wenig ungläubig anstarrten, und ein verwunderter Ausdruck machte sich auf seinem Gesicht breit.

„Nanu – ihr habt mich gerufen?“

Das kleine Mädchen mit den türkisen Haaren und den schwarzen Katzenohren schluckte, trat dann jedoch mit verschränkten Armen und entschlossenem Gesichtsausdruck einen Schritt vor.

„Ganz genau. Wir haben dich gerufen Shenlong, damit du uns unsere Wünsche erfüllst.“

„Zwei.“ Entgegnete der Drache.

Kobaltblaue Augen starrten ihn an.

„Nur zwei?“ vergewisserte sich das vorlaute Ding.

Der mächtige Drache nickte bedächtig.

Was waren das nur für seltsame Kinder?

Ihre Auren enthielten Vertrautes, und je länger er sie betrachtete, desto mehr Details fielen ihm auf, die ihn an vergangene Zeiten erinnerten.

Doch konnte es sich wirklich um Nachfahren der Gruppe Z handeln?

Manx warf unterdessen einen verunsicherten Blick auf ihre zwei Begleiter.

Das hieß, einer von ihnen ging leer aus …

Trayun lächelte.

„Hey, ich hätte eh nicht gewusst, was ich mir wünschen soll, also nur zu – wegen dir haben wir die ganzen Strapazen schließlich auf uns genommen.“

Verlegen starrte sie auf ihre Fußspitzen, mit denen sie im Sand bohrte.

Dann hob sie den Blick und lächelte den Weißhaarigen dankbar an.

„Danke, Yun.“

Anschließend wandte sie sich zu Ice um.

„Du darfst anfangen.“ Bestimmte sie, und die beiden Jungs starrten sie perplex an.

Dieses Verhalten war mal wieder vollkommen ungewöhnlich für die Türkishaarige.

Manx tat so, als würde sie die Reaktion nicht bemerken.

„Und jeder von uns soll alleine mit ihm sprechen.“ Fügte sie stattdessen hinzu und ließ die beiden kurzerhand stehen, um sich wenige Meter entfernt, aber außer Hörweite wenn man leise sprach, seelenruhig im Sand niederzulassen.

Silbergraue Augen durchbohrten die Achtjährige einige Sekunden lang misstrauisch, während der Älteste der kleinen Gruppe abwog, wie groß die Wahrscheinlichkeit war, dass sich das vorlaute Katzenmädchen nicht an das Versprechen hielt, das sie ihm am vorherigen Abend gegeben hatte.

Wenn er zuerst seinen Wunsch verbrauchte, hätte er erstmal keine Möglichkeit mehr, was auch immer sie von dem Drachen einforderte, rückgängig zu machen.

Die beiden Jungen wechselten einen Blick.

Es war offensichtlich, dass sie dasselbe dachten, doch Trayun zuckte schließlich mit den Schultern und gesellte sich zu seiner Schwester.

„Nun gut … dann bin ich wohl dran.“ Nur widerstrebend löste Ice seine Augen von der Gestalt des türkishaarigen Mädchens.

„Und, junger Sterblicher, was kann ich für dich tun?“ erkundigte sich die beeindruckende Erscheinung, und der Zehnjährige grinste schief.

„Manx ihre Flausen austreiben. Ich befürchte, sie will sich ihre Katzenöhrchen immer noch weg wünschen. Aber das geht wohl nicht. Dann müsste man wahrscheinlich ihr komplettes Gehirn austauschen.“ Spöttelte der Junge mit dem blauschwarzen Irokesen mit einem letzten liebevollen Blick in die Richtung der Achtjährigen.

Der Drache schmunzelte.

Offensichtlich bahnte sich hier etwas Interessantes an.

Der älteste Misasai-Spross riss sich schließlich sichtbar am Riemen und wandte sich dem Drachen komplett zu.

„Diese Suche war echt anstrengend und ziemlich gefährlich, noch dazu, weil ich Babysitter spielen musste. Ich glaube, ich möchte ein wenig Ruhe vor Manx haben – ihre Aktionen in letzter Zeit werden immer ausgefallener und risikoreicher.

Deswegen will ich, dass ich etwas Abstand zu ihr bekomme, bis sie in einem Alter ist, das mich nicht mehr so nervt … und das sie hoffentlich irgendwann erreichen wird.

Es wird also die beste Lösung sein, wenn ich mir wünsche, dass jeder von uns Kindern aus der Misasai- und Briefsfamilie an die optimale Schule für seine Fähigkeiten kommt und dort auch sehr gefördert wird. Oder einen Privatlehrer findet. Das sollte Manx ein wenig verantwortungsbewusster werden lassen, und außerdem würde sie ihre Komplexe wegen ihrem unkontrollierbaren Ki verlieren, wenn sie Try und mich nicht die ganze Zeit vor Augen hat.“

Ice dachte dabei auch noch an Ivy, die über besondere Fähigkeiten zu verfügen schien, und die bislang keiner aus der Familie so recht durchschaut hatte.

Aber vielleicht gab es ja irgendjemanden, der den beiden dabei helfen konnte, diese Hürden zu meisten.

Der Drache musste sich beherrschen, dass ihm nicht das Maul aufklappte.

Da wurde er endlich, nach Ewigkeiten, mal wieder gerufen, und dann bekam er so einen absonderlichen Wunsch von einem Kind, der viel eher zu jemand wesentlich Älterem gepasst hätte!

Und zwar zu einem ziemlich verantwortungsvollen Erwachsenen.

Kurz sah er in die Herzen der anderen beiden, auf ihre Begabungen – die wirklich ganz erstaunlich waren … offensichtlich entwickelte sich da gerade eine neue Generation - und unterdrückte ein Seufzen.

Der Junge wusste es nicht, aber er beschleunigte damit nur einen Entwicklungsprozess, der sich bereits schon eine ganze Zeit lang abzeichnete.

Allein die Tatsache, dass bereits zwei der vier Elementa Kristalle gefunden worden waren und sich im Besitz einer dieser Familien befanden, zeigte die Entwicklung ganz deutlich. Auch, dass Ice diesen Wunsch nicht wirklich für sich selbst äußerte, bewies Shenlong, dass das Schicksal dieser beiden Clans ganz eng miteinander verwoben war.

Nun gut, durch diese frühe Trennung würde sich jeder erstmal für sich alleine entwickeln – aber gerade so würde das erneute Zusammentreffen auf jeden Fall sehr viel spannender werden.

Der Drache wollte gerade zu seiner rituellen Formel ansetzen, als ihn der Junge noch einmal unterbrach.

„Ach ja – und könntest du uns nach Manx Wunsch noch daheim absetzen? Ich befürchte, wir schaffen es sonst nicht mehr rechtzeitig zu Son Gohan.“

*Außerdem denken dann höchstwahrscheinlich alle, dass ich mir genau das gewünscht habe.* fügte er in Gedanken hinzu.

Shenlong, göttliches Wesen und mächtiges Fabeltier, starrte den kleinen Naseweis vor sich an und brach daraufhin in schallendes Gelächter aus, das alles um ihn herum zum erbeben brachte.

Wahrlich, eine neue Generation.

Ein wenig erinnerte er ihn in seiner Unbekümmertheit an Son Goku, dessen Nachkomme er ja auch war.

Noch immer kichernd machte der Drache eine befehlende Handbewegung.

„So sei es. Lass nun deine kleine Freundin kommen, damit sie uns nicht vor Ungeduld stirbt.“

Ice nickte Shenlong noch einmal zu.

Dann rannte er hinüber zu den Geschwistern, und bedeutete Manx, die sich bereits erhoben hatte, als sie sah, wie ihr heimlicher Schwarm auf sie zu kam, zu dem Drachen zu gehen.

Innerhalb von Sekunden stand das türkishaarige Mädchen vor dem mächtigen Wesen und scharrte nervös mit einem Fuß im Sand.

„Also – was willst du nun?“ erkundigte sich Shenlong mit einem amüsierten Blick auf die Achtjährige vor ihm.

Wahrlich eine interessante Mischung. Sie schlug ihrer Großmutter ziemlich nach, von der sie nicht nur die Haarfarbe geerbt zu haben schien.

„Ice hat mir verboten, mir meine Katzenohren wegzuwünschen.“ Murmelte sie, mehr zu sich selbst. Dann richteten sich hoffnungsvolle, kobaltblaue Augen auf den riesigen Drachen.

„Kannst du dafür sorgen, dass ich mein Ki genauso gut kontrollieren kann, wie alle anderen um mich herum?“ wollte Manx wissen.

Shenlong blinzelte, und starrte sie nachdenklich an. Er ließ sich dazu herab, auch seine Stimme etwas zu dämpfen – schließlich wollte er dem Wunsch des Mädchens, dass die anderen nichts von ihrem Gespräch mitbekamen, nachkommen. „Du hast wirklich Komplexe wegen dieser niedlichen Ohren, oder?“

Manx funkelte ihn wütend an.

„Sie sind gar nicht niedlich!“

Der Drache legte den Kopf schief und grinste, was bei der Größe seines Maules ein eher Furcht erregender Anblick war.

„Wie du meinst. Okay, ich möchte dir ein paar Kleinigkeiten erklären und dir dann eine Alternative zu deinem Wunsch vorschlagen. Normalerweise mache ich so was nicht, aber ich bin bislang schließlich auch noch nie ausschließlich von Kindern gerufen worden.

Zum einen kann ich dir sagen, dass es dir bald möglich sein wird, diesen Vorgang der Energiekontrolle selber zu meistern, was übrigens sehr sinnvoll ist, da du durch diesen Prozess auch deinen Körper schulst.

Dadurch wirst du wesentlich mehr Variationen deines Kigebrauchs lernen und kannst sie vor allem auch in Zukunft noch lernen. Das wird gerade bei dir sehr wichtig sein. Außerdem verfügst du so über einen viel höheren Vorrat deines Fluidums, als wie wenn ich dir einfach nur die Kontrolle über deine Energie geben würde, weil du auch körperlich stärker sein wirst – und mental.

Ich könnte dir stattdessen deinen ersten Wunsch erfüllen, zwar etwas variiert, aber du könntest dadurch diese Öhrchen verschwinden lassen – zumindest für einige Zeit und mit Übung.

Und es beeinträchtigt nicht deine tierische Seite, die – wie du wohl schon gemerkt hast – auch ziemlich nützlich sein kann.“

Das mächtige Wesen warf einen prüfenden Blick auf seine kleine Zuhörerin, doch diese lauschte jedem seiner Worte mit ungebrochener Aufmerksamkeit und nickte nun verstehend.

Wirklich seltsame Kinder!

Shenlong fuhr fort.

„Dadurch, dass du dich ja schon in eine Katze verwandeln kannst, ist die genetische Vorbedingung bereits gegeben, dass du dein Aussehen verändern kannst. Ich würde sie noch ein wenig modifizieren und verstärken, so dass dir das auch mit deinem menschlichen Körper möglich ist.

Du brauchst natürlich Übung – und Ki. Es wird auf Dauer für dich recht anstrengend sein, eine andere Erscheinungsform beizubehalten. Je mehr du dein Aussehen transformierst, desto mehr Energie wirst du dafür benötigen. Deshalb werden so aufwändige Sachen wie Veränderung von Alter und Geschlecht wegfallen.“

Manx hatte dem Drachen mit wachsender Begeisterung zugehört. Jetzt breitete sich ein glückliches Lächeln auf dem Gesicht der Türkishaarigen aus, während sie eifrig nickte.

Shenlong schmunzelte.

Es war ja so leicht, diese Sterblichen zufrieden zu stellen!

„So sei es.“ Sprach er die rituellen Worte, und ein Blitz fuhr hernieder und hüllte das Mädchen für wenige Sekunden vollkommen ein.

Die Achtjährige blinzelte ein paar Mal, ehe sie die Flecken vor ihren Augen vertreiben konnte.

Noch fühlte sie sich nicht anders als bisher, doch der Drache hatte schließlich gesagt, dass sich das alles bald ändern würde – woher auch immer er das wusste.

„Ich danke dir!“ mit einer kleinen Verbeugung zog sie sich zurück und marschierte hinüber zu den zwei Jungen.

Ice erhob sich, und musterte sie misstrauisch, war jedoch beruhigt als er erkannte, dass ihr optisches Erscheinungsbild nach wie vor dasselbe war.

„Auf Wiedersehen, Knirpse!“ Verabschiedete sich Shenlong, und um die drei Kinder wurde es weiß. Ehe sie sich versahen fanden sie sich auf der Wiese nahe Son Gohans Haus wieder, von wo aus sie ihre Reise angetreten hatten.

Sie kam ihnen viel länger vor als die zwei Tage, die sie tatsächlich gedauert hatte. Durch diesen Ausflug hatten sie neue Fähigkeiten und Erkenntnisse gewonnen, die ihr Schicksal maßgeblich bestimmen würden, das unwiderruflich miteinander verknüpft war.
 

Shenlong verschwand unterdessen wieder im Nichts, die schwarzen Wolken verzogen sich und die Dragonballs erhoben sich, noch immer glühend, in die Luft.

Wie jedesmal verwandelten sie sich in sieben ganz normale graue Steine, unauffindbar für Bulmas Radar und jeden, der sie vor ihrer Zeit suchte.

Mit einem Knall flogen sie in alle Himmelsrichtungen davon, um zu warten, bis jemand wieder ihre Dienste benötigte.
 

›~ • ~‹›~ • ~‹›~ • ~‹›~ • ~‹›~ • ~‹›~ • ~‹›~ • ~‹›~ • ~‹

FIN
 

weiter gehts erstmal mit einem Special:

http://animexx.onlinewelten.com/fanfiction/autor/42149/165888/552541/html/



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Kommentare zu dieser Fanfic (51)
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Von:  DINO2011
2008-10-03T15:12:15+00:00 03.10.2008 17:12
So, nun habe ich aus das letzte Kapitel von "Die ersten Abenteuer" gelesen und bin sehr zufrieden. Du hast meine Erwartungen sogar noch ein wenig übertroffen und einen wahrlich guten Grundstein für die Fortsetzung gelegt. Ich bin schon sehr gespannt, wie sich Trunks Wunsch nun wirklich auswirken wird und was die beiden Familien noch so alles erleben werden.

Trotzdem hab ich (ich alter Nörgler ich ^^"") ein paar sachen die mir nicht so gut gefallen:

>Das, was zuerst auffiel, war die Farbe – der untere, größere Teil des Kristalls war schwarz und trotzdem durchsichtig, doch oben an der breitesten Stelle schien flüssige Lava zu fließen, die in feurigem Gelb und Orange strahlte, das langsam an Intensivität abnahm, je weiter man zur Spitze kam, bis es einen dunklen Rotton erreichte.<

Hier heißt es nicht >Intensivität< sondern >Intensität<, das Wort Intensivität gibt es meines wissens nach gar nicht.

>Später würde sie auch da als die logischste Erklärung gelten lassen, dass es wohl einfach die Ausstrahlung war, die ihr das in ihrer Katzenform mit diesen übersinnlichen Kräften verriet, doch wirklich sagen konnte sie es nicht.<

Anscheinend hast du hier übersehen, dass die das s bei dem >das< fehlt, das hinter >auch< stehen sollte.

>Noch immer war es ihr unmöglich, den Blick von dem gruseligen Wesen abzuwenden, der durch die Wucht des Zusammenpralls mit dem seltsamen Schild um sie durch die Luft geschleudert wurde und - zu ihrer absoluten Verwunderung – nun gar nicht mehr substanzlos an die gegenüberliegende Wand krachte.<

Hier würde meines Erachtens nach statt >der< >das< hingehören.

>Dann nahm die Achtjährige dankbar ihre restliche Wäsche entgegen, während ihr ihr Bruder, ihre Tasche mit sich nehmend, ebenfalls den Rücken zuwandte.<

Hier solltest du statt >ihr Bruder< Trayun beim Namen nennen, weil sich das doppelte >ihr< irgendwie nicht gut in den Text einfügt. Allerdings müsstest du dann an dieser Stelle:

>„Ja.“ Es war lustig zu beobachten, wie die Zwei synchron ihre Ärmel hochzogen – Trayun allerdings den linken, während es bei Ice der rechte war.<

>Trayun< mit >ihr Bruder< austauschen.

>Der Zehnjährige zog eine Braue in die Höhe und nahm, nach einem fragen Blick, vorsichtig den Stein aus ihrer Hand, um ihn genauer anzusehen.<

Hier solltest du statt >fragen< >fragenden< schreiben, das hört sich viel besser an ^^

Tja, dann werde ich mich jetzt wohl auf das Special stürzen und auf den ganzen Rest, den ich noch nicht gelesen habe ^^
Von:  DINO2011
2008-10-02T12:36:04+00:00 02.10.2008 14:36
Nun, was soll ich da noch sagen? Auch diese Kapitel ist wirklich gut geworden. Es sind zwar ein paar kleine Sachen drinnen, die mir nicht so gefallen, aber das behandle ich wie immer etwas weiter unten.

Ich finde es sehr gut wie du Manx in ihrem Katzen-Ich beschrieben hast, das du darauf geachtet hast, das sie damit noch keine Erfahrung hat und das du auch so viele andere Kleinigkeiten mit eingebracht hast, die einige andere sicherlich vergessen hätten. Auch mag ich das Ende des Kapitels, es regt unheimlich dazu an, jetzt auch noch das letzte zu lesen, das zum Glück schon fertig ist.

Nun, wie gesagt kommen jetzt die Dinge, die mir nicht so gefallen haben:

>Manx musste sich eingestehen, dass es wirklich komfortabel war, so zu reisen.
Tatsächlich war der Zehnjährige mit seiner Schätzung sehr exakt gewesen. <

Nun, ich denke, das hier ein Formatierungsfehler passiert ist, denn zwischen den beiden Sätzen gehört ein Absatz, da du hier einen zeitlichen und räumlichen Sprung machst.

>Manx sah sich um, und ihr Blick blieb an einzigen Berg hängen, der das Zentrum der Insel bildete und den sie über die Palmwipfel hinweg erkennen konnte.<

Hier gehört ein >am< statt dem >an< ^^

>Ohne weiter darüber nachzudenken lief sie los, getrieben von Neugier und dem unerklärlichen Bedürfnis, der Sache auf den Grund zu gehen.
Ice, der gerade den Radar hatte hervorziehen wollen, sah das kleine schwarze Kätzchen zufällig im Dickicht verschwinden.<

Hier gehört zwischen dem ersten und dem zweiten Satz ebenfalls ein Absatz, denn du wechselst die Person und somit die Erzählperspektive.

>Sicher war nur, dass sie sich langsam aber sicher immer weiter dem Berg näherten, der das Zentrum der Insel bildete und an einen erloschenen Vulkan erinnerte.<

Hier gefällt mir die Wortwiederholung nicht, du könntest doch statt >Sicher war nur,...< das hier schreiben: >Fest stand nur,...<

>Eilig setzten sie sich wieder in Bewegung und beeilten sich, zu dem verwandelten Mädchen aufzuschließen, das unbeirrt weiter rannte.<

Das selbe wie oben, die Wortwiederholung ^^"" Du könntest hier den Satz mit >Schnell< anstatt mit >Eilig< beginnen, dann kommt es zu keine Wortwiederholung ^^

mfg DINO
Von: abgemeldet
2008-07-14T22:16:56+00:00 15.07.2008 00:16
Na da wurde ja eben ein wunderbarer Grundstein für die zukünftigen Abentuer gelegt. :)
Ich sehe es schon vor mir... in 10 Jahren treffen Manx und Ice sich wieder.
Er der Weiberheld, der aber aus irgendeinem (*gewichtiges Räuspern*) Grund in keiner Beziehung glücklich ist.
Sie, die aufgedrehte Schönheit, der die JUngs nur so in Scharen hinterher laufen, die ihren ersten Schwarm nie wirklich vergessen aber, aus ihr völlig unbekannten (*"böse" Blicke zu Ice*) Gründen, aus edn Augen verloren hat.
Er erkennt sie nicht wieder - warum auch, seines Wissens nach hat sie ja auch noch immer Katzenohren.
Sie sieht ihn und erinnert sich all ihrer Gefühle, genießt aber für einen Moment das Spiel mit ihm, da er sie ohne ihre Katzenohren, die sie mittlerweile auch verschwinden lassen kann, nicht erkennt.
Außerdem mischen sich noch Dämonen, ein Zwillingsbruder, eine undurchschaubare jüngere Schwester ( wo wir gerade dabei sind... Eve und Yun?) und zwei weitere Elementa Kristalle...
Uiuiui, was freu' ich mich schon auf die Fortsetzung :]
Kann es wirklich schon kaum noch abwarten... auf das Zwischenspiel freue ich mich natürlich auch!! Ich freue mich auf alles aus "deiner Feder"... naja, Tastatur.

Tolles Ende... wirklich.
Ich frag mich nur, was die Eltern zu dem Abenteuer sagen werden... die dämonischen Male lassen sich jawohl kaum übersehen... übrigens ein genialer Einfall und bestimmt auch noch sehr nützlich... später! ;)

So, ich mach mich dann langsam mal ins Bett... da kann ich mir dann noch weitere Gedanken um die Zukunft von Ice und Manx, Eve und Jun und all den anderen Krawallmachern machen...
Ich machte Falsh so gerne... kommt der auch vor? :)) Ich hoffe es sehr!!

Mach's gut bis bald
viel Spaß auf deiner Hochzeit!!! :] Ich wünsch dir, eigentlich ja euch, alles Gute!!
LG
Pia
Von: abgemeldet
2008-07-14T21:36:51+00:00 14.07.2008 23:36
Wow, jetzt bin ich wirklich platt!
Das ist bisher mein Lieblingskapitel!!! :] Ich finde es toll, dass Manx jetzt erste Erfahrungen mit ihrem Katzen-Ich macht. Das hilft ihr bestimmt die vielen Vorteile zu erkennen... dann kann sie jene gegen die Nachteile abwägen und wird sicherlich irgendwann zu dem Entschluss kommen, dass es doch gar nicht so schlecht ist auch eine Katze zu sein.

Ich bin gerade total aufgedreht... als ob Adrenalin durch meine Adern pumpen würde. Man könnte meinen ich wäre in er Höhle dabei.
So fühle ich mich zumindest gerade.
Einfach vollkommen in die Geschichte hineingezogen.
Fanatastisch!
Das liebe ich so an deinem Schreibstil.

Es gibt so viel über das ich jetzt gerade schreiben könnte... über die Art und Weise wie toll ich die Darstellung von Manx-Katzen-Sinnen finde. Die waren ja von jeher einfach super. Man könnte meinen du selbst könntest dich in eine Katze verwandeln.
Ich nehme die Beschreibung immer so... als echt auf. Sie wirken einfach so, als ob es tatsächlich gerade in dem Moment so sind und auch so zu sein haben.
Einfach... spannend!
Oder ich könnte etwas über eines meiner Lieblingsthemen sagen: Ice und seinen tollen Charakter.
Ich finde es umwerfend wie er für die Zwillinge eintritt. Er ist nur zwei Jahre älter und trotzdem wirkt er schon dermaßen gewachsen/erwachsen und erfahren, dass ich manchmal wirklich an einen Teenager und Tween (sagt man das nicht so?) denken muss.

Den Dämon finde ich faszinierend. Die Beschreibung ist wirklich abstoßen und ich kann dieses schräge, unheimlich unangenehme Lachen geradezu in meinem Kopf hallen hören. Ein Mischung aus boshaftem Bellen, einem Kreischen wie dem von fingernägeln an der Tafel und dem rauen Krächtzen eines alten Greises...
Unheimlich!!
Das Äußere muss einfach ekelerrregend sein und es wundert mich nicht, dass Manx dermaßen mit sich ringen muss, bei all diesen neuen Empfindungen (sowohl optische als auch akustische und physische Reize).

Und jetzt tut es mir leid, obwohl ich mich noch mehr auslassen könnte über dieses Detail und jene Erwähnung... ich bin so neugierig, dass ich lieber gleich weiter lese.

LG
Pia
Von: abgemeldet
2008-07-14T21:09:06+00:00 14.07.2008 23:09
Hmm... erinnert mich ja stark an Maya und Trunks... Aber das ist ja auch so gewollt, also sollte es nicht verwundern.

Ich kann wirklich nichts schlimmes daran finden, dass sie sich in eine Katze verwandeln kann. Himmel wenn ich das könnte würde ich das schön häufig ausnutzen!!! Beneidenswert!
Das einzige was mich auch stören würde wäre, dass man Gefühle wie Geborgenheitsempfinden, Glück, Zufriedenheit offensichtlich nicht für sich behalten kann.
Das wäre mir irre peinlich und wird es ihr wohl auch sein, wenn sie davon erfährt und dann wird sie ihre Katzengestalt wohl noch mehr verabscheuen.

Dabei ist die sooo süß. Dieses niedliche, kleine, schwarze Fellknäul... Wenn ich könnte würde ich sie herzen und knuddeln und verwöhnen... aber sie würde fauchen und kratzen und damit wäre das auch wieder vorbei. :))

Ich finde die beiden Begleiter so goldig. Sie sind wirklich einfach ein tolles Trio. Ich hoffe doch stark, dass sie in späteren Zeiten (du weißt worauf ich damit hinweinen möchte?!) immer noch oder gerade durch diese Erlebnisse viel zusammen machen.

Ice' Fähigkeiten sind wirklich nützlich... im letzten Kapitel die SAche mit dem Aufspüren von Wasser dieses mal die frische Luft-Unterstützung und das Mobile-Erstehile-Frösteln... sehr cool. :]
(Haha, Wortspiel! Hoffentlich nimmt Ice das nicht so schlecht auf wie Frosti genannt zu werden ;))

Lg
Pia
Von: abgemeldet
2008-07-14T20:43:58+00:00 14.07.2008 22:43
Trayun 1 : Wüstenmonsterblume 0

:))
Tolle Sache. Ich werde ja ein immer größerer Fan von unserem Briefs-Sprössling.
Es war ja so unglaublich süß als er sich über seine ersten Wunden gefreut hat. Der kleine Angeber *lach* Er wollte ja nur bei den Mädels angeben können! Niedlich!
Sein analytisch-funktionierender Charakter ist schon sehr cool. Wissen macht anziehend ;P
Wird bestimmt auch mal ein richtiger Weiberheld... ganz wie der Papa :D DAS wird bestimmt lustig. Ich seh es schon vor mir, Trayun - groß, muskelbepackt, intelligent, mit mysteriösen, temprament- und seelenvollen Augen (dann kann er gleich auf zwei Arten bei der weiblichen Bevölkerung punkten, einmal als extrem cooler Typ wie einst sein Vater und andererseits als empfindsamer Romantiker... ich wette er würde beides hinbekommen! OH... und den verschwiegenen oder gar schüchternen Einzelgänger... kommt bestimmt auch gut *lach*), sehr maskuline Stimme, diese fließende Art sich zu bewegen wie ein Tänzer, Charme und Humor immmer schnell bei der Hand...
Wow... das wäre wirklich gefährlich für seine Mitmenschen... (Ich hab gerade die perfekte Szene im Kopf, wie ein Mädchen Trayun ihre Liebe gesteht... ich seh's geradezu vor mir...)
Ja, wirklich ganz der Papa. Passt auch zu all dem Vaterstolz, den man in dem Kapitel herauslesen konnte. Das war so ... süß!


Unsere anderen beiden kamen aber auch wieder einmal seeehr gut weg. Die arme Kleine. Ich habe mir gleich gedacht "Oho, das riecht nach einer Falle"... aber die Blume der Hölle hätte keine größere Wirkung haben können wenn sie Baldrian oder Katzenminze entstammt wäre. Manx war ja geradezu high... tzeztezte... wenn das die lieben Eltern wüssten :))

Am tollsten fand ich aber als Ice meitne er könne das Wasser fühlen... das ist echt abgefahren. Sowas würde ich auch gerne können... :)
vor allen Dingen ist es extrem praktisch!

so, der Kommentar wird mal etwas kürzer, weil ich gleich weiter lesen will :)
Bin auf die weitere Entwicklung und Darstellung der drei gespannt, außerdem will ich wissen wie Manx Wunsch ausfällt (Wünscht sie sich, dass ihre Katzengene sie weniger beeinflussen? Das niemand, der nicht gerade Verständnis dafür hat ihre Ohren sehen kann... - nee, das passt nicht zu ihrem Versprechen.)

LG
Pia
Von:  Serenade
2008-06-21T03:53:11+00:00 21.06.2008 05:53

Hey!
Sorry, dass ich so spät bin, aber ich arbeite iM bis um acht Uhr abends, während ich morgens um 4.50 Uhr aufstehen muss. Dadurch konnte ich nicht schneller dein letztes Kap lesen!
Sorry!

Nun zu deinem Kap:
Wirklich ein passendes Ende. Der Kampf mit dem Dämonen war schön beschreiben. Vor allem Manx Erschöpfung, Gedanken und Gefühle waren sehr gut nachzuvollziehen!
Mir persönlich hat sehr gut gefallen, wie Shenlong auf die Wünsche von Ice und Manx eingegangen ist! Und wie er versucht hat, Manx ursprünglichen Wunsch zu erfüllen. Wenn auch auf eine ganz andere Art und Weise, als sie es sich ursprünglich vorgestellt hatte.
Nur eine Frage hab ich jetzt dazu noch: Heißt das für Manx, dass sie sich auch in andere Formen und Menschen (abgesehen von Geschlecht und Alter) verwandeln kann? Sprich, die Haarfarbe, Gesichtzüge oder ähnliches einer ihr bekannten Person annehmen zu können? Oder heißt das im Prinzip nur, dass sie mehrere Tierformen zur Auswahl hat?
Aus deiner Beschreibung bin da nicht ganz sicher, was von beidem es ist.

Du willst Fehler? Kann ich dir keine bieten! Fehlerfrei! Guter Satzbau,gute Grammatik und auch einen wirklich guten Stil. Mach so weiter und melde dich, wenn was neues von dir on gestellt wird!

LG, Serenade
Von:  arrachnia
2008-06-20T12:13:20+00:00 20.06.2008 14:13
hallo
da hast du mal wieder ein super kapitel hingekriegt :)
irgendwie schade dass es schon vorbei ist, aber ich freue mich wirklich auf deine nächste story. es verspricht wirklich interessant zu werden :)

ich wünsche dir alles alles liebe für die bevorstehende hochzeit :) (und lass dich nicht zu viel stressen bis zum grossen tag ;) )

bis bald
nina
Von: abgemeldet
2008-06-18T19:14:11+00:00 18.06.2008 21:14
was ein genials kapitel *schwärm*
ich kann nur sagen, dass es wirklich alles übertrumpft!
Und ich bin fast sprachlos!
Deine story brauch keinen epilog, dieses ende ist perfekt und macht hunger auf mehr (und das weist du!).
Ich wünschte mir, ich wüsste schon, wie die wünsche der kidds zueinander finden wird und was dies mit den kristallen zu tun hat... du macht einen wirklich neugierig!!!!!!!!!!

Ich muss dir wieder meinen größten respekt ausrücken.
Du hast es wirklich DRAUF! Aber RICHTIG!
Und ich sage nur die wahrheit!

Ich wünsche dir eine super tolle hochzeit und einen wunderschönen neuen lebensabschnitt!
Meine herzlichsten glückwünsche an dich =)

Und bleib so, wie du bist!

LG
Steffi
Von:  uteki-chan
2008-06-18T09:45:47+00:00 18.06.2008 11:45
hoi~

niedliches chap. ^^ ich finds toll, dass sich manx mit ihrer katzenform angefreundet hat.

aber was mich jetzt noch interessiert sind diese male. haben die was zu bedeuten???
o.O

baibai~


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