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Die Erbinnen der göttlichen Magie Teil 2

Tertia disciplina privatem vires - die Lehre der eigenen Kräfte
von

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16. Kapitel

16. Kapitel
 

Der Tod von Michel war ein großer Schock für alle Tempelmitglieder. Egal wo Axana auftauchte, ihr wurden eigenartige Blicke zu geworfen, die auf Wut, Enttäuschung und Verachtung schließen ließen. Der Vorfall lag bereits 4 Tage zurück und sie ging nur noch sehr selten aus ihrem Zimmer heraus, auch wenn Karumaru ihr den Ausgang aufs Gelände nicht weiter verboten hatte. Das lag vor allen Dingen daran, dass er gar nicht mehr mit ihr sprach. Nicht einmal einen Boten sandte er ihr, um ihr Mittelungen zu machen. Es war so, als wäre sie Luft. Georg wollte gern mit Axana etwas Zeit verbringen, aber selbst wenn sie gemeinsam im Garten draußen saßen, fand er nicht die richtigen Worte und beide schwiegen sich fast nur an. Axana hatte sich daran gewöhnt den Leuten weites gehend aus dem Weg zu gehen. Das Einzige was sie etwas zum lächeln ab und an brachte war die kleine Panterdame Sela, die sie so getauft hatte, weil ihr Selena so fehlte und sie sich dadurch verbundener zu ihrer Freundin fühlte, auch wenn viele Welten und Zeiten sicherlich zwischen ihnen lagen. Axana hatte es sich zur Aufgabe gemacht das Kätzchen selber aufzuziehen und fütterte es mehrmals am Tag mit einer kleinen Flasche Milch und ab und an auch etwas rohem Fleisch, welches sie in ganz kleine Stücken geschnitten hatte. Sela war scheinbar die Einzige, die nicht böse auf sie war, dass sie im Wald aufgetaucht war. Lag wahrscheinlich auch daran, weil sie ihr damit das Leben gerettet hatte. Axana kraulte die verschmuste Katze gerade, die sie scheinbar als ihre neue Mutter akzeptiert hatte, als es leise an der Tür klopfte. Verwundert ging Axana zur Tür und öffnete diese. Man hatte schon lange nicht mehr bei ihr angeklopft. Nicht einmal um sie zu den Mahlzeiten zu rufen. Wenn sie selber nicht kam, interessierte es keinen mehr, ob sie nun anwesend war oder nicht. Ein Mönch stand mit gesenktem Blick vor ihr.

„Ja bitte?“ fragte sie freundlich nach.

„Meister Karumaru erwartet sie im Garten.“ Als der Mönch das gesagt hatte, drehte er sich augenblicklich um und ging davon.

Axana sah ihm kurz nach, bis sie seine Worte begriffen hatte, Sela auf ihren Arm nahm und hinunter in den Garten eilte. Karumaru war bereits unten und studierte scheinbar ein paar Blumen, zu denen er sich hinuntergebeugt hatte. Als sie näher trat sah er auf und nickte ihr förmlich zu.

„Wie geht es dem Panterbaby?“ fragte er mit dem Blick auf das Tier.

Scheinbar war es einfacher erst einmal über Sela zu sprechen, als direkt zum Thema zu kommen. Axana lächelte schwach, setzte Sela in der Wiese ab und sah ihr zu, wie sie verspielt versuchte einen Schmetterling anzutippen, welcher doch endlich stehen bleiben sollte, damit sie ihn kennen lernen konnte.

„Sie macht sich gut, sie frisst ordentlich und wird kräftiger.“ Erwiderte Axana langsam.

„Gut, dann hat sie den Verlust ihrer Mutter also gut überstanden?“ fragte der Meister ruhig.

Axana nickte behutsam und sah zu Sela hin, die jetzt einer Hummel nacheilte und versuchte diese zum Stillhalten zu bewegen, damit sie an ihr schnuppern konnte.

„Willst du diese Katze behalten?“ wollte Karumaru wissen und folgte ihrem Blick.

„Ja, ich würde sie gern aufziehen.“ Meinte Axana lächelnd.

Karumaru schwieg kurz, sah dann wieder zu den Blumen hin die er studiert hatte und schritt dann etwas im Garten entlang. Axana folgte ihm schweigend und wartete darauf, dass er ihr erklären würde, warum sie hinunterkommen sollte. Als sie an einem kleinen Teich angekommen waren, begutachtete er die Fische, die man ihn ihm gezüchtet hatte. Endlich fing er damit auch an zu sprechen und Axana wurde schlagartig ernster.

„Seit dem Tod von Michel sind nun mehrere Tage vergangen. Hast du deine Zeit zum Nachdenken genutzt?“

Axana sah zum Teich hin und beobachtete einen Fisch, wie er an die Wasseroberfläche schwamm und dann ganz schnell, nach dem er eine Fliege erwischt hatte, wieder verschwand.

„Ja habe ich.“ Erwiderte sie ruhig, auch wenn sie innerlich aufgewühlt war.

„Zu was für einer Entscheidung bist du selbst gekommen?“ erkundigte der Meister sich.

Axana schwieg wieder einen Moment, bis sie etwas antwortete, „ich weiß, dass ich für den Tod von Michel verantwortlich bin und mein Ungehorsam verdient eine Bestrafung.“

Karumaru sah kurz zu ihr auf und dann wieder zu den fischen, „denkst du mit einer Bestrafung wäre das alles erledigt?“

Die nächste Antwort kam wie aus der Pistole geschossen, „natürlich nicht!“ Axana sah dann zu ihren Beinen hinunter, wo Sela auftauchte und maunzte. Sie nahm sie hoch und sah wieder zu Karumaru hin, „ich werde mich nie wieder falsch verhalten und ab jetzt all eure Regeln bis ins Kleinste befolgen. Das schwöre ich.“

Der Meister sah sie eine Weile ruhig an, ehe er seinen Weg fortsetzte. Sie erreichten eine Steinmauer, aus der ein kleiner Bach entsprang, der sich durch den ganzen Garten schlängelte. Er hielt wieder an und drehte sich nun in voller Größe zu ihr um.

„Ich bin froh, dass die Einsicht kam, auch wenn sie um einiges zu spät kam. Der Tod hätte verhindert werden können, hättest du eher gehört.“

Axana nickte zustimmend, traute sich aber nichts zu erwidern.

„Ich habe die letzten Tage darüber nachgedacht dich zurückzuschicken.“

Axana schluckte und senkte nun den Blick. Wenn er sie wirklich zurückschicken würde, hätte sie keine Chance eine richtige Ausbildung zu erhalten. Auch wenn sie sich gewünscht hatte zurückzukehren, als Karumaru das aussprach, verspürte sie sofort den Drang sich dem zu wiedersetzen, doch sie wusste, sie würde ab jetzt auf ihn hören.

Sie verbeugte sich leicht und meinte, „wenn es eurer Wunsch ist kehre ich umgehend zurück.“

Karumaru sah zu dem Bach hin, schwieg ein paar Minuten und dann schüttelte er den Kopf, „ich finde dein Ungehorsam unterirdisch, aber du scheinst es zu begriffen zu haben. Jeder Mensch verdient eine zweite Chance. Solltest du dich jedoch noch einmal nur in kleinster weise dich meinen Anweisungen wiedersetzen, schicke ich dich umgehend zurück. Hast du das verstanden?“

Axana nickte und verbeugte sich tief, „ich danke euch, dass ihr mir noch eine Chance einräumt und ich bleiben darf.“

Karumaru nickte, „ich hoffe du wirst sie nutzen.“ Er hielt kurz inne, bevor er weitersprach, „ich werde mir bis heute Abend eine passende Strafe einfallen lassen. Komme nach dem Abendgebet direkt zu mir ins Anhörzimmer!“ wies er sie an.

Axana nickte und verbeugte sich noch einmal, „wie ihr wünscht, Karumaru.“

„Du darfst dich jetzt entfernen und ...“ er hielt an und deutete auf Sela, „und bilde sie ordentlich aus. Wenn sie Ärger machen sollte, wird sie in den Wald zurückkehren müssen.“

Axana schloss für einen kurzen Moment die Augen, holte Luft und nickte, „wie ihr wünscht.“

Mit diesen Worten ging sie zurück in ihr Zimmer und atmete dort hörbar auf. Ihr Herz lag immer noch schwer in ihrem Magen. Sie spürte sich nicht wirklich besser nach dem Gespräch, doch sie wusste, dass sie noch eine Chance bekommen hatte und diese würde sie nutzen. Sie gab Sela ein paar kleine Fleischstücke, ehe sie sich für das Abendessen bereit machte und für das nachfolgende Gebet. Sie stellte Sela einen Korb hin, in dem sie Sand gefüllt hatte, falls sie musste. Dann ging sie hinaus und atmete durch. Das war das erste Abendmahl, dem sie seit Tagen beiwohnte, doch sie wusste, sie musste sich wieder den Anderen zeigen, damit diese sie in ihrer Mitte wieder irgendwann akzeptierten.
 

Zwei Stunden später war das Abendgebet hinter sich gebracht und Axana machte sich ruhig auf, das Ansprechzimmer von Karumaru aufzusuchen. Er saß bereits im Schneidersitz im Raum, mit geschlossenen Augen, und schien zu meditieren. Axana setze sich ihm leise gegenüber in den Schneidersitz und schaute auf ihre Hände. Sie zitterten. Sie versuchte eine Atemübung zur Beruhigung, was nur wenig half. Sie hatte einfach zu wenig Übung darin.

„Schön das du pünktlich erschienen bist.“ Meinte Karumaru.

Axana sah auf und bemerkte, dass seine Augen immer noch geschlossen waren.

„Ja, ich möchte euch ja nicht enttäuschen.“ Erklärte sie ihm ruhig und versuchte etwas in seiner Mimik zu lesen.

Er schwieg wieder eine Weile, bevor er laut Atem holte und beim Ausatmen die Augen nun aufschlug und auf sie richtete.

„Ich habe die letzten Stunden nachgedacht, welche Strafe ich für angemessen halte.“ Fing er langsam an, „doch bevor ich meine Idee äußere, möchte ich wissen, welche Strafe du dir selber erteilen würdest.“

Axana sah auf seinen straffen Oberkörper, weil sie sich nicht traute ihn direkt anzusehen. Darüber hatte sie nicht wirklich nachgedacht. Sie wusste nicht, dass er es von ihr erwartet hatte. Sie hatte nun auch keine Zeit lange mehr nachzudenken.

„Ich weiß es nicht. Ich habe die letzten Tage damit gerechnet jeder Zeit nach hause zurückgeschickt zu werden und daher nicht darüber nachgedacht, welche Strafe ich sonst erhalten könnte.“ Antwortete sie ehrlich.

Karumaru nickte, „nun gut, du bist wenigstens ehrlich. Da ich von dir keine Idee erhalte, werde ich dir jetzt meine Idee unterbreiten, die du annehmen kannst, wenn nicht möchte ich dich bitten zu gehen.“

Axana nickte zustimmend, als Zeichen, dass sie seine Worte begriffen hatte. Er sah kurz auf seinen Schoß dann ihr wieder direkt ins Gesicht.

„Wie viel bedeutet dir dein Gefolgsmann?“ fragte er nach.

Axana sah ihn verwundert an, errötete dann aber leicht, „äh sie meinen Georg?“

Der Meister nickte langsam und beobachtete sie nun eindringlich und genau.

„Na ja ich kenne ihn nun schon seit ein paar Wochen. Er ist seit Anfang der Ausbildung dabei, aber ich bin mir nicht wirklich darüber klar geworden, wie viel er mir bedeutet.“

Karumaru sah sie nachdenklich an und nickte, „scheinbar brauch dein Herz noch etwas Zeit sich mit dem Kopf einig zu werden, trotzdem bedeutet er dir viel.“ Er schwieg kurz, um damit seinen Worten etwas mehr Ausdruck zu verleihen, „ich habe mich dafür entschieden euch beide für 2 Monate zu trennen. Das heißt du wirst in meinem Wohnbereich ein Zimmer erhalten. Ihr werdet unterschiedlichen Unterricht erhalten, damit ihr euch nicht treffen könnt. Nach dem Abendgebet kommst du sofort in dein Zimmer und verlässt es erst am Morgen wieder mit mir gemeinsam.“ Wies er an.

Axana nickte, auch wenn sie nicht wusste, wieso diese Strafe denn so schlimm sein sollte, mal 2 Monate ohne Georg auszukommen. Vielleicht dachte Karumaru das sie ihn lieben würde. Aber das war absurd! Oder war das in Wirklichkeit doch nicht so abwegig? Sie fühlte sich in seiner Nähe wohl und hatte ihn jeden Tag mittlerweile mehrere Stunden um sich gehabt. War ihr nur noch nicht klar gewesen, dass sie etwas für ihn empfand? Jedenfalls schien Karumaru sich seiner Sache sicher zu sein, sie mit der Trennung von Georg zu bestrafen. Sie sollte in einer ruhigen Minute darüber nachdenken.

„Des weiteren erhältst du für jeden Tag in den nächsten 2 Monaten Putzdienst und Fütterungsdienst der Tiere. Heißt du stehst ab jetzt 2 Stunden früher auf und erledigst diese Tätigkeiten vor dem Aufstehen der anderen.“ Meinte Karumaru weiter.

Axana schluckte. Noch zwei Stunden eher? Das hieße halb fünf jeden Tag aufstehen und anfangen mit Arbeiten. Sie unterdrückte ein Stöhnen und nickte dafür eher zustimmend.

„Ich hoffe du wirst diese Strafen befolgen können, damit ich dich nicht doch wegschicken muss.“ Meinte Karumaru und winkte dann mit der Hand sie hinaus.

Sie verbeugtes ich noch einmal an der Tür und lief dann über den Kies zurück in ihr Zimmer, wo sie ihre Sachen zusammenpackte und seufzte. Bedeutete Georg ihr wirklich so viel? Sie musste in Ruhe darüber nachdenken. Doch zwei Monate würde sie es schon ohne ihn aushalten. Sie trat auf den Gang hinaus, drehte sich um und schloss die Tür. Ihre Katze saß auf ihrer Schulter und hielt sich fest.

„Axana, wo gehst du mit all den Sachen hin?“ fragte eine erschrockene Stimme.

Axana drehte sich zu Georg um und lächelte, „ich ziehe zu Karumaru. Mach dir keine Sorgen.“

Georg musterte sie neugierig, „wieso auf einmal?“

Axana atmete kurz durch, „es ist einer meiner Strafen, für mein Ungehorsam. Ich werde auch Putz und Fütterungsdienst haben.“

„Wieso musst du aber dann zu ihm ziehen? Dein Zimmer ist doch klein genug, das müsste als Strafe so schon reichen dich da festzuhalten.“ Hakte er nach und ging auf sie zu.

Sie senkte kurz den Blick und überlegte wie sie es ausdrücken sollte. Als er vor ihr stand und Karumarus ihr noch einmal durch den Kopf gingen, merkte sie Herzklopfen in Georgs Nähe, was natürlich nur Einbildung sein konnte.

„Ich darf dich 2 Monate nicht sehen, also frag nicht weiter nach.“ Meinte sie, drehte sich um und ging rasch hinunter. Georg sah ihr verdattert nach und begriff erst nach und nach ihre Worte.



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Kommentare zu diesem Kapitel (3)

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Von:  tifi
2008-05-11T18:13:32+00:00 11.05.2008 20:13
das ist süß mit der kleinen sela =3

aber axana wird bestimmt noch merken das ihr georg nen menge bedeuet ^^
Von: abgemeldet
2008-05-09T23:32:17+00:00 10.05.2008 01:32
ich freu mich das ich die kleine sela hab
Von:  Taja
2008-05-09T16:34:05+00:00 09.05.2008 18:34
Wie schön, dass Axana das Pantherbaby behalten darf. Sela wird sie wohl immer an diese wichtige Lektion erinnern. Die Trennung von Georg scheint ihr ja jetzt nicht sonderlich schlimm vorzukommen, aber man merkt doch immer erst, wie viel einem manche Menschen wirklich bedeuten, wenn man sie verloren hat.


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