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Immortal

von

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21. Die Welt in Flammen, der Tragödie erster Akt

Raphael hatte erklärt, jeder Vampir hätte eine bestimmte Fähigkeit, die bei diesem besonders ausgeprägt wäre, er selbst zum Beispiel sei besonders empfänglich für die Gedanken anderer. Helena hatte ein Gespür für Gefühle, sofern sie sich auf einen bestimmten Radius oder noch besser eine bestimmte Person einpendelte, Rip nahm Gerüche viel intensiver auf als die meisten. Dann gab es noch solche, die auf das Aufspüren von Auren spezialisiert waren, er vermutete, dass Alucard dazu gehörte, und solche, für die das Sonnenlicht überhaupt nicht unangenehm war. Und dann gab es die Vampire, die so was Ähnliches wie Vorahnungen zu haben schienen.

Zu denen schien ich zu gehören.

Jedenfalls wurde ich in seinen Armen wach und hatte direkt ein ungutes Gefühl, das mich wacher machte, als ich es normalerweise direkt nach dem Aufwachen war.

Wenige Sekunden verstrichen nur, bis die ganze Hindenburg erschüttert wurde.

Raphael, der grade noch tief geschlafen hatte, blinzelte einmal und war sofort hellwach. Ich beneidete ihn um diese Fähigkeit.

„Was zur…?!“ Weiter kam er nicht bis zur nächsten Erschütterung, begleitet von so viel Lärm, dass es unmöglich ein Erdbeben sein konnte.

Außerdem – ein so starkes Erdbeben in Mitteleuropa? In Deutschland? Wohl kaum.

Er war schneller aufgesprungen und ans Fenster, als ich registrierte, dass ich nicht mehr an ihm lehnte. Ich sah, wie seine Gesichtszüge entgleisten. Nie zuvor hatte ich ihn so entgeistert gesehen, so besorgt.

Schon fast verängstigt.

„Was ist los, Raphael?“, fragte ich leise. Ich wollte die Antwort gar nicht wissen, auch wenn ich sie bereits erahnte.

„Wir werden zum Tee eingeladen, wonach klingt das denn? Wir werden angegriffen, verdammt! Draußen steht schon alles in Flammen!“

„Wer?“ So tonlos und leise wie meine Stimme klang, hoffte ich, er würde mich nicht verstehen.

Natürlich tat er es doch.

„Deine Leute“, gab er kalt zur Antwort. Ich wusste nicht, ob der Tonfall oder die Worte verletzender waren.

Meine Leute?

Meine?

War er mich schon leid?

Bereute er es schon?

„Meine Leute“, wiederholte ich langsam. Es wollte einfach nicht in meinen Kopf.

Allerdings schien es doch nur eine Unaufmerksamkeit gewesen zu sein, seinem Gesichtsausdruck nach zu schließen. „Sorry.“

„Grazie”, antwortete ich halb abwesend. Wenn er schon in eine andere Sprache wechselte, nun, das konnte ich auch. „Und was machen wir jetzt?“

„Nicht hier herumstehen und…“ Eine weitere Erschütterung. „… darauf warten, dass etwas passiert“, führte er seinen Satz zu Ende.

Passend zu seinen Worten ging die Tür auf, Helena. Sie sah sogar noch zerzauster aus als gestern, kaum vorstellbar.

„Hier seid ihr.“

Und schon war sie wieder weg, dabei fröhlich vor sich hinträllernd. „… est noster et noster victoria!“

Das Kind verwirrte mich jetzt vollends. „Kannst du mir mal erklären, warum deine Schwester so eine unglaublich gute Laune hat und den Freischütz auf Latein singt?“

Er grinste und zuckte mit den Schultern. „Wahrscheinlich hat sie wieder irgendetwas ausgefressen und hofft, dass es jetzt nicht weiter auffällt.“

„Hm.“ Irgendwie hatte ich das Gefühl, dass Hel immer irgendetwas ausgefressen hatte. Auch wenn ihre Augen einen etwas anderes glauben machen wollten, sie hatte rein gar nichts von einem Unschuldslamm. „Besonders normal verhalten wir uns aber auch nicht. Wir werden angegriffen und haben nichts Besseres zu tun, als tatenlos herumzustehen und zu reden.“

Er zuckte mit den Schultern. „Besser, als in Panik zu verfallen. Aber du hast Recht – wir sollten gehen.“

Ich stand auf und griff nach dem an der Wand lehnendem Kama, Raphael – mein Meister, dachte ich mit einem Anflug eines sarkastischen Lächelns – hatte seine Waffe, von der ich immer noch nicht genau wusste, was das eigentlich war, wohl schon wieder aus dem Nichts geholt und irgendwo unsichtbar verstaut sowie er schon wieder halb aus dem Zimmer war. Ich fand es erstaunlich, wie schnell er manchmal zu sein vermochte.

Draußen herrschte Chaos pur. Freaks rannten kreuz und quer durch die Hindenburg, während ich nach jemandem Bekanntes Ausschau hielt. Ich konnte weder Hel noch Rip, Schrödinger oder Ayvane entdecken. Zumindest über Letzteres war ich sehr glücklich. Ich konnte die Freak-Werwölfin nicht ausstehen, und das lag sicher nicht nur an ihrer mangelnden Kooperationsbereitschaft.

Im Gegensatz zu mir schien er aber sehr genau zu wissen, wo er hin musste. Nicht, dass es mich wunderte, zumal ich grade mal den zweiten Tag hier war, während er siebzehn Jahre lang Zeit gehabt hatte, alles genau zu erkunden. Wie sonst auch, hielt ich mich also einfach an meinen Meister. Er würde sich schon nicht irren.

Allerdings schien meine Vermutung, dass wir uns mal wieder zum Ausgang bewegen würden, richtig zu sein. An jenem sah ich denn auch zumindest drei derer, die ich vorhin gesucht hatte – Helena und ihr Pate, wie zu erwarten, und das missgelaunte Rothaar. Von Rip oder all den anderen, die ich noch nicht kannte, war keine Spur zu finden. Zudem gefiel mir der Blick, mit dem Ayvane Raphael bedachte, ganz und gar nicht. Vielleicht war das ja der Grund, aus dem sie mich hasste, bei mir machte sie damit auf jeden Fall keine Pluspunkte.

Helena dagegen holte sich grade zerknirscht eine Standpauke vom Neko ein, der sie aber abrupt abbrach, als er Raphael und mich bemerkte. Sein Blick ließ Übles ahnen.

„Was ist los?“, fragte der dann auch misstrauisch.

„Na ja…“ Es war das erste Mal, dass ich Schrödinger um Worte ringen sah.

„Was?!“

„Nuuun… Deine Schwester war mal wieder verschwunden…“

„Das ist sie öfters. Na und?“

Schrödinger atmete tief durch. „Deine Eltern sind da draußen!“

Dem entgleisten die Gesichtszüge, nach einem Moment stürzte er vor und wollte raus allerdings stand ihm Ayvane im Weg. „Dein Vater hat gesagt, du sollst nicht hinterher.“

„Das ist mir scheißegal, verdammt! Das sind meine Eltern, und jetzt lass mich durch!“

Ich warf einen flüchtigen Blick zu Schrö, der unmerklich nickte, und auch Ayvane gab mir nach einem Moment mit den Augen ihre Einwilligung. Nur der Gedankenleser merkte nicht, was ich vorhatte.

„Raphael, es hat keinen Sinn, wenn du jetzt da raus gehst. Man braucht dich hier“, versuchte ich ihn zu beschwichtigen.

„Jemand muss sie suchen!“

„Genau“, nickte ich. „Deswegen gehe ich ja auch da raus.“

Mit einem Satz war ich an ihm und Ayvane vorbei draußen. Ich wusste, dass ich das nicht so ohne weiteres konnte, ich kannte wahrscheinlich viel zu viele von ihnen, aber das war wohl auch nicht nötig.

Schließlich war mehr als genügend Blut hier.



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  Katelyn
2008-07-19T14:15:35+00:00 19.07.2008 16:15
boar is das geil
schreib gaaanz schnell weiter
(sry das is jetzt erst schreibe aber ich hatte besuch)
aber td schreib gaaaanz schnell weiter
gggglg hdl
Katelyn



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