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Immortal

von

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18. Blut

Ich weiß nit Admins, fällt das schon unter Adult?
 

Das Nächste, an das ich mich erinnerte, war Hitze, die mich durchflutete, metallischen Geschmack in meinem Mund und Schmerzen. Aus irgendeinem Grunde wollte ich auf jeden Fall vermeiden, die Augen zu öffnen, aber ich konnte nicht ewig hier herumliegen – wo genau „hier“ auch immer sein mochte – also tat ich es denn doch –

und bereute es augenblicklich.

Die Welt um mich herum war über und über mit Blut besudelt, offenbar war auch die klebrige Masse, in der ich lag und die sich großzügig in meinem Gesicht befand, Blut. Der süßliche Geruch jenem und der einsetzenden Verwesung, durchzog alles und hing schwer in der Luft. Erschrocken riss ich die Augen auf, rollte mich von der Seite auf den Bauch, drückte mich hoch und spuckte angewidert aus. Etwas anderes als Blut hatte ich nicht wirklich erwartet. Ich ekelte mich vor mir selbst, vor allem, als meine Haare vor meinem Gesicht hin und her pendelten und dabei nicht mehr ihre ursprüngliche Farbe hatten, aus weiß war ein tropfendes Rot-Braun geworden, das den Boden noch mehr voll tropfte, als er ohnehin schon war.

Was hatte ich nur getan?!?

Zitternd stand ich auf und zwang mich, mir anzusehen, was ich angerichtet hatte.

Es gab in dem vielleicht zwölf Quadratmeter großem Zimmer kam etwas, dass nicht mit dem roten Lebenssaft bespritzt war. Möbel waren nicht mehr identifizierbar, da sie in Trümmern im ganzen Raum verteilt waren.

Und nicht nur sie.

Überall lagen Leichen und einzelnen Körperteile herum, den Toten war die Kehle herausgebissen und andernorts halb zerkaut wieder ausgespuckt worden, einer hing aufgespießt auf einem Tischbein, seine Hand pendelte langsam hin und her. Mein Kopf hatte auf einer unbestimmten Masse Gedärmen gelegen, die sich auch im ganzen Raum verteilt hatten, und Hirnmasse bildete ein hübsches Muster auf einer Wand. Dabei stand ich mittendrin, die Haare komplett in Blut getaucht und selbst über und über bespritzt und…mir wurde schlecht.

Das alles war meine Schuld?!? Meine verdammte Schuld?!

Entsetzt bückte ich mich, um das Kama von dem besudelten Boden aufzuheben, berührte zunächst flüchtig eine Klinge – und zog die Hand mit einem Aufschrei zurück. Die entsprechende Fingerkuppe hielt sich nicht damit auf, Blasen zu werfen, sondern verfärbte sich sofort schwarz. Die Haut war völlig verkohlt, schwarze Krümel fielen zu Boden. Ich hatte mich noch nicht daran gewöhnt, dass die Berührung mit Silber tödlich sein würde.

Wesentlich vorsichtiger hob ich die Waffe am lederumwickelten Griff auf und achtete sorgsam darauf, zumindest der silbernen Klinge fern zu bleiben. Ich wollte grade den Raum verlassen, als ich Stimmen hörte. Weibliche Stimmen.

Und sie waren mir erschreckend bekannt.

Wenn es jemanden gab, den ich jetzt wirklich nicht gebrauchen konnte, so war das eindeutig das Chaosduo!

Ich sah mich um, aber es gab keinen anderen Ausgang aus dem Raum. Mit einem lautlosen Stoßgebet auf den Lippen zog ich mich in die schmale Nische zurück, die durch die Wände und die offene Tür gebildet wurde. Erstaunlicherweise fehlten der Tür nur ein paar Splitter der Holzverkleidung, unter denen entweder Eisen oder Stahl sichtbar wurden.

Warum dachte ich jetzt eigentlich über so etwas Banales nach?

Ich war grade noch rechtzeitig in das provisorische Versteck gehuscht, denn jetzt betrat Heinkel mein Blickfeld, die Waffe im Anschlag ließ sie nach einem Moment sinken.

„Nette Schweinerei hier“, bemerkte sie.

Auch Yumiko war jetzt zu sehen. Im Gegensatz zu Heinkel schien auch sie ziemlich angewidert von dem Blutbad hier zu sein. „Ich schätze mal, Millennium war wohl vor uns hier.“

„Hm-mh.“ Es war nicht genau zu erkennen, ob Wolfe damit einen zustimmenden Laut von sich gab oder nicht.

„Was hat hier gewütet?“

Heinkel zuckte die Schultern. „Ich würde vom ersten Eindruck her sagen, ein Werwolf, allerdings sprechen die Bisswunden dagegen. Eher ein junger Vampir.“

„Warum denn ausgerechnet ein junger?“

Gute Frage. Es war das erste Mal, dass ich die umfangreichen Kenntnisse der Ischarioter Werwölfin über übernatürliche Wesen verfluchte. Mal davon abgesehen, dass Fluchen sowieso zu meinen neune schlechten Angewohnheiten gehörte.

„Das sieht alles ziemlich willkürlich aus, also war es wahrscheinlich ein Vampir im ersten Blutrausch, er – oder sie, mir egal – hatte wohl nicht die geringste Kontrolle über sich.“

Heinkel hatte wirklich viel zu viel Ahnung von der Materie!

Geht!, flehte ich innerlich. Nie hätte ich mir träumen lassen, dass ich irgendwann einmal schon fast panische Angst vor einer Begegnung mit meinen Wachhunden haben würde, aber das war jetzt offensichtlich der Fall.

„Yumiko?“ Auf Heinkels Gesicht lag ein unheilverheißendes Lächeln. Für einen Moment setzte mein Herz aus, weil ich dachte, sie hätte mich bemerkt. „Wir kriegen Gesellschaft.“

Kriegen?

Yu drehte sich überrascht um. „Was, wen?“

Heinkels Lächeln artete zu einem Grinsen aus, als sie die Waffe wieder hob. „Wie hieß noch gleich der Sohn von van Winkle?“

Raphael!

Das allerdings stellte jetzt ein Problem dar. Der Vampir war aller Wahrscheinlichkeit nach meinetwegen hier, aber wenn er stattdessen auf Yumiko und Heinkel traf…

Andererseits konnte ich doch unmöglich etwas gegen das Chaosduo unternehmen…

Ich biss mir auf die Unterlippe. Eine Möglichkeit gab es noch – auf den Überraschungseffekt hoffen. Zwar war das nicht ganz ungefährlich, aber das war die ganze beschissene Aktion nicht gewesen.

Mit einem entschlossenen Schritt nach vorn warf ich ein fröhliches „Hallo!“ in den Raum.

Der Gesichtsausdruck der beiden war genial.

Allerdings musste ich ja auch einen wirklich umwerfenden Anblick bieten.

Yumiko sah mich nur fassungslos an, während Heinkel zwischen mir und dem angerichteten Blutbad hin und her sah.

„Oh“, machte sie schließlich. „Vic, du hast hier eine ziemliche Schweinerei angerichtet. Hast du vielleicht mal an die Nerven der armen Putzfrau gedacht?“

Unwillkürlich entlockte mir die Bemerkung ein flüchtiges Lächeln. „Tut mir leid. Du kannst ihr ja die Arbeit abnehmen, ich muss jetzt nämlich schon wieder los. Ciao, dominus vobiscum und so weiter.“

Mit diesen Worten drehte ich mich um und jagte an Yu vorbei durch die Tür. Entgegen meiner ersten Vermutung schoss Wolfe mir nicht hinterher. Dafür rannte ich nach ein paar Metern Raphael fast um.

„Vic! Wie siehst du aus?!“

„Das ist nicht das Problem im Moment. Meine alten Kollegen von Ischariot sind hier.“

„Wie konnten sie…“

„Komm jetzt!“ Ich zog den Vampir einfach mit mir, lange würde es nicht dauern, bis die beiden sich gefangen hatten.

Draußen aber verließen mich dann nach wenigen Metern die Kräfte. Ich ließ Vampir und Kama los und brach fast zusammen. Alles tat weh, und der Abscheu vor mir selbst tat ein Übriges. Ich war sehr nahe dran, mich einfach zu übergeben, nur ein verspäteter Anflug von Stolz verhinderte das.

„Was ist passiert?“, fragte ich tonlos. Meine Stimme war brüchig geworden, es wunderte mich kaum. Eher, dass es erst jetzt so war.

„Du hast die Kontrolle verloren. Blutrausch. Du bist ’reingerannt und hast… hast etwas wahrscheinlich ziemlich Unappetitliches getan.“

„Warum hast du mich nicht aufgehalten?“ Nur zu deutlich klang der Vorwurf in meiner Stimme mit.

„Sie haben mich nicht gelassen. Es tut mir leid, Victoria.“

„Es tut dir leid?“ Ich stand langsam auf und sah ihn böse an. „Es tut dir leid?! Ich habe deswegen Leute abgeschlachtet! Sieh mich nur mal an!“

Ich bebte regelrecht, aber er senkte nur den Kopf und sah zu Boden. Nie zuvor war ich derart wütend gewesen, aber das war denn wohl verständlich. Er gab keine Antwort. Was hatte ich denn eigentlich auch erwartet?

„Komm jetzt. Heinkel und Yumiko kommen gleich. Wo sind die anderen?“

„Da vorn.“ Er wies hinter das kleine Wäldchen. Ich hob das Kama auf und ging in die angegebene Richtung, ohne noch einmal zu ihm zu sehen. Er hätte es verhindern können! Es hätte nicht so weit kommen müssen, wenn er nur etwas getan hätte!

„Victoria!“

Ich drehte mich um und funkelte ihn böse an. „So nicht, mein Freund! Falls es dir noch nicht aufgefallen ist, wir haben zwei von Ischariot im Nacken, bei denen ich mich wirklich wundere, warum sie noch nicht hier sind! Außerdem gibt es nichts, das du entschuldigen könntest, Raphael! Ich war schuld, ja, ich verabscheue mich auch dafür – aber du hättest etwas tun können, damit ich es nicht getan hätte! Es sind Menschen deswegen gestorben – was sage ich da, sie sind schlimmer als Schlachtvieh niedergemetzelt worden, da hilft eine Entschuldigung herzlich wenig!! Das bringt sie nicht zurück ins Leben oder beschert ihnen einen angenehmeren Tod! Es waren unsere Feinde, ja, aber so was wünsche ich keinem. Und wenn wir ganz weit gehen – ohne dich hätte ich das nie getan, weil ich dann nie eine Vampirin geworden wäre! Und jetzt gehen wir, ohne dass du noch fünf Mal versuchst, dich zu entschuldigen, verstanden?!“

Er murmelte irgendetwas, das ich ganz absichtlich nicht verstand, sondern zurück zu den anderen stampfte. Ich hasste ihn im Moment, und mich selbst sowieso. Wie hatte es nur so weit kommen können?

„Er scheint dich ja ziemlich schnell gefunden zu haben. Aber wenn du mir den Kommentar gestattest, Kleines, du siehst grauenvoll aus. Du musst dringend unter die Dusche. Und zwar nicht zu knapp.“

Rips Stimme. Ich lächelte die schwarzhaarige Vampirin flüchtig an, im Augenblick brachte ich ihr am meisten Sympathie von allen Anwesenden, mich selbst eingeschlossen, entgegen.

„Ich weiß. Allerdings haben wir momentan ein anderes Problem, fürchte ich.“

„Ach ja?“ Sie hob flüchtig eine Braue. Ich spürte die Blicke der Freaks rings herum, wie sie mich angafften, begierig, aber ich wusste nicht, ob meinetwegen oder aufgrund des Blutes an mir. Ich hätte sie liebend gern abknallen können. Außerdem ging Raphael nun an uns vorbei, ohne uns eines Blickes zu würdigen, was den Gesichtsausdruck der Scharfschützin noch etwas verwirrter ausfallen ließ. Dennoch enthielt sie sich jeden Kommentars. Ich war ihr dankbar dafür.

Matt deutete ich über meine Schulter Richtung Bunker. „Jep. Yumiko und Heinkel sind da drin.“

„Scheiße.“ Sie seufzte leise. „Na gut, dann kümmern wir uns eben jetzt gleich um die Beiden.“

„Nein!“, rief ich erschrocken, was mir einen erstaunten Blick von Rips Seite einhandelte, also sah ich mich gezwungen, meine Aussage etwas zu modifizieren.

„Ich meine… Nur mit Freaks im Rücken, selbst bei so vielen, ist das bei den beiden doch ein schweres Unterfangen.“

„Abgesehen von den Freaks sind wir zu dritt, Victoria. Sieh ein, dass du nicht mehr zu ihnen gehörst.“

Sie hatte mich durchschaut. Was hatte ich denn auch großartig erwartet? Ich war schon immer eine miserable Schauspielerin gewesen. Irgendwie beschlich mich das leise Gefühl, dass ich demnächst mal jemanden bitten müsste, mich dementsprechend näher zu unterweisen. In der Hinsicht schienen mir ja wirklich alle überlegen zu sein.

„Aber na gut“, fuhr sie fort. „Wenn du noch nicht so weit bist, verschieben wir das eben.“ Sie machte eine kurze Pause, um dann düster hinzuzufügen: „Auch wenn wir in nächster Zeit wohl kaum noch so gute Gelegenheiten kriegen werden.“

„Es tut mir leid“, sagte ich zerknirscht und meinte es auch so. Stattdessen lächelte sie aber.

„I wo. Mach dir keine Vorwürfe, Victoria. Im Gegensatz zu den meisten hier verstehe ich schon, wie es dir gehen muss.“

„Hast du das denn etwas selbst durchgemacht?“, fragte ich erstaunt. Erst im Nachhinein fiel mir auf, dass ich auf das unförmliche Du zurückgefallen war, nicht unbedingt klug, aber sie schien es nicht zu stören.

„Nicht direkt. Aber, wie ja alle wissen, Raphaels und Helenas Vater kommt ja schließlich auch von Ischariot. Ich hab’s wohl so ungefähr mitgekriegt.“

Stimmte ja. Hatte ich angesichts der Umstände ganz vergessen.

„Nun ja.“ Rip hob ihre Stimme, sodass alle Umstehenden sie nun hören konnten. „Wir ziehen ab, hier sind wir fertig. Los, ein bisschen Beeilung!“

Die Freaks machten sich daran, wieder in die Militärwagen zu klettern, sichtlich enttäuscht, dass sie nicht zum Gebrauch ihrer Waffen gekommen waren. Nicht wenige murrten etwas grade an der Grenze zum Verständlichen. Raphael konnte ich nirgends entdecken. Aber ich war auch nicht versessen darauf.

„Ach, und noch was. So, wie ich das mitbekommen habe, scheinen Rapha und du im Moment leichte Probleme miteinander zu haben, wenn du willst, kannst du stattdessen mit mir fahren“, lächelte sie im Umdrehen.

„Denn wir fahren…denn wir fahren…denn wir fahren gegen Engelland, Engelland.“

Oh, damit hatte sie zweifellos Recht. Gegen die auf jeden Fall. So oder so.

Und wenn auch mit so rabiaten Methoden, wie ich sie hier gegen meinen Willen durchgeführt hatte.



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Kommentare zu diesem Kapitel (3)

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Von: abgemeldet
2009-06-11T11:31:14+00:00 11.06.2009 13:31
>.> is doch gar nicht so wild... Ich schließe mich der Meinung meiner Vorposterin Sherry- an^^
Von: abgemeldet
2008-06-24T14:49:26+00:00 24.06.2008 16:49
Herzlichen Glückwunsch zur 2-ten Seite xDD
Und nun zum Kapitel:
*zu dem Kommentar unter mir schiel* *Admins angrins* xDD Ich find's gut, dass sie das durchgehen haben lassen xD Sehr... detaillierte Beschreibung der Umgebung, gefällt mir sehr gut *g* Habs ja schon am Telefon vorgelesen bekommen, aber schön, dass ich das grade hier nocheinmal lesen konnte ^^
Aber... Vic macht mir Angst oô ...
Sonst, wieder ein sehr schönes Kapitel mit passender Überschrift *g*

Freue mich auf weitere und hoffe ich komme mal pünktlicher zum Reviewn... aber Animexx treibt mich manchmal echt zum Wahnsinn <_____<

Liebe Grüße, Alex ^^
Von:  snickersopa
2008-06-17T13:00:08+00:00 17.06.2008 15:00
Hey,wer hatt das den durchgehen lassen? xD Ein sehr schönes Kapitel


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