Zum Inhalt der Seite

Immortal

von

.
.
.
.
.
.
.
.
.
.

Seite 1 / 1   Schriftgröße:   [xx]   [xx]   [xx]

16. Timeo sanguem – Ich fürchte das Blut

„Tut mir leid. Manche von den Freaks scheinen nicht der Meinung zu sein, dass man sich auch im Tode einer Dame gegenüber zu benehmen hat.“

Mittlerweise waren wir wieder allein, allerdings gingen wir nicht denselben Weg wie vorhin. Natürlich musste das nichts heißen, schließlich kannte ich mich hier ja nicht so wirklich aus.

„Macht doch nichts. Du würdest dich wundern, wie sich die Soldaten von Ischariot zum Teil verhalten.“

Er lachte ungläubig auf. „Bei euch?“

„Grade bei un… Ischariot. Die meisten sind nicht durch irgendwelche Gelübde gebunden und selbst wenn, stört es sie kaum, sodass sie es nur als besondere Herausforderung ansehen. Mal davon ab – wo gehen wir eigentlich jetzt grad überhaupt hin?“

„Wir müssen von der Hindenburg ’runter.“ Er grinste. „Auch wenn das dein erster Tag ist – das hier ist keine Übung.“

„Nicht?“ Ich blinzelte überrascht. Mit einem ernsthaften Einsatz hatte ich nun wirklich nicht gerechnet, vor allem jetzt noch nicht.

„Nein. Ich weiß zwar auch nicht ganz genau, was wir jetzt eigentlich vorhaben, aber es ist auf jeden Fall ein Einsatz.“

„Jetzt schon“, murmelte ich matt.

„Ja…“ Raphael klang schon beinah resignierend. „Du vergisst, dass wir uns im Krieg befinden.“

Ich biss mir auf die Unterlippe. Natürlich hatte er Recht – wir zogen in den Krieg. Und ich war jetzt auf der Seite meiner ehemaligen Feinde, kämpfte so gesehen gegen meine eigenen Leute – oh verdammt, ich war wirklich absolut wahnsinnig!

Schweigen. Wir kamen an den Ausgang der Hindenburg und verließen das Luftschiff. Das strahlende Sonnenlicht war regelrecht unangenehm, zudem war ich im ersten Moment fast blind, dennoch erkannte ich mehrere Bataillone Krieger.

„Warum machen wir so was denn tagsüber? Egal gegen wen, wir sind auf jeden Fall im Nachteil!“, beschwerte ich mich.

„Da magst du wohl Recht haben, aber ich bin nicht der Verantwortliche, Vic. Frag jemand anderen, ich kann nichts dazu.“

So weit war ich wohl auch schon gewesen. Ich strich mir eine schneeweiße Haarsträhne aus dem Gesicht. „Erinner’ mich bei Gelegenheit mal dran, dass ich mir ein einfaches Band für meine Haare besorge.“

Der Vampir lächelte flüchtig, beugte sich zu mir herüber und hauchte mir einen kurzen Kuss auf. „Ich bin froh, dass wenigstens wir nicht gegeneinander kämpfen müssen.“

„Immerhin…“ Und dass all jene, die mir außer dir je etwas bedeutet haben, jetzt meine Feinde sind – bist du darüber auch froh? Dass ich außer der niemanden mehr habe, dass ich sie alle verraten habe, dass sie meinetwegen sterben werden?! Bist du darüber auch froh?!

„Victoria.“ Ich war mir hundertprozentig sicher, das nicht laut gesagt zu haben. Entweder hatte er wieder meine Gedanken gelesen, oder es stand mir ins Gesicht geschrieben, zumindest, wenn ich nach seinem Tonfall ging. „Es tut mir ja leid, dass es so weit gekommen ist, dass du hier überhaupt mit ’reingezogen wurdest. Aber ich kann es leider nicht ändern, Darling.“

Wenn ich allerdings noch einmal darüber nachdachte… eigentlich hatten ja sie mich verraten und nicht umgekehrt. Es war mir ja wohl kaum vorzuwerfen, dass ich nicht hatte geopfert werden wollen.

Verdammt, wenn ich noch ein wenig ’drüber nachdachte, verlor ich noch den Verstand!

„Na los, lass uns dann mal unsere Order abholen, ich brauch irgendwas, auf das ich einschlagen kann, ohne nachzudenken.“

Auch wenn es Menschen sind?

Halt die Klappe!, heulte ich innerlich. Warum tat mein Geist nur alles Erdenkliche, um mich in den Wahnsinn zu treiben? Scheiße… ich hasste mich selbst für meine Gedanken und ebenso für die Versuche, sie verdrängen zu wollen.

Hatten sie all die Jahre Recht gehabt?

Reichte es, die Bestie in sich zu tragen, damit die Saat des Teufels aufging?

Aber Raphael wirkte nicht so, im Gegenteil…

Andererseits hatte das Böse immer liebreizende Gesichter…

Bring doch einer die Stimmen in mir zum Verstummen!!

„Victoria!“ Raphael klang schon zum zweiten Male fast verzweifelt. Versuchte er vielleicht schon längere Zeit lang, mich zu rufen? Wenn diese Stimmen in mir nicht bald schwiegen, würde ich wirklich ernsthafte Probleme bekommen… bis hin zum Verlust des Verstandes…

„Anwesend.“

„Das hab ich, ehrlich gesagt, schon bezweifelt.“

„Nicht nur er.“ Rips Stimme hinter mir. Ich drehte mich zu ihr um und bemerkte überrascht leichte Sorge in ihrem Gesicht. Ich war doch so gesehen eine Fremde hier? „Alles in Ordnung?“

Ich nickte kurz. „Worum geht es denn jetzt eigentlich?“

Rip stützte sich auf das Scharfschützengewehr, dass sie neben sich stehen hatte. Die Größe schien durchaus normal für ein solches, dennoch irritierte mich irgendetwas daran, ohne dass ich sagen konnte, was. Allerdings hatte ich auch noch nicht allzu viele Scharfschützengewehre in meinem Leben gesehen.

„Nichts Besonders, denke ich“, begann sie. Ihr Gesicht sagte etwas Anderes. „Ein erster Außenposten von Hellsing vor Berlin. Wir haben kaum Widerstand zu erwarten.“

„Und warum sind es dann trotzdem so viele hier?“

„Oh, ’rein geht nur ihr beide und ein halbes Dutzend von den Freaks. Der Rest ist für den unwahrscheinlichen Fall da, dass Alucard auftaucht.“

Irgendwie wirkte die schwarzhaarige Vampirin alles andere als glücklich.

„Wie unwahrscheinlich, Mom?“

„Nuuun, das kommt natürlich darauf an, wie schnell und präzise ihr arbeitet.“

„Mit anderen Worten: er taucht auf jeden Fall auf, es ist nur die Frage, ob wie dann noch da sind“, fasste Raphael zusammen.

Ehrlich gesagt: ich hatte weniger Angst vor Alucard als vielmehr vor dem Blut, das mir dort zweifellos begegnen würde. Timeo sanguiem – ich fürchte das Blut. Sogar sehr.



Fanfic-Anzeigeoptionen

Kommentare zu diesem Kapitel (2)

Kommentar schreiben
Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.
Von: abgemeldet
2009-06-11T11:15:34+00:00 11.06.2009 13:15
>.> liegt die Verrücktheit vielleicht an den Werwolf und regeneratorgenen?
Von:  Katelyn
2008-06-08T18:53:32+00:00 08.06.2008 20:53
heyyyyyyyyy gut geschrieben (sldo wie immer^^)
schreib schnell weiter
lg Katelyn


Zurück