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Immortal

von

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4. Ein Problem namens Leben

Mittlerweile kamen mir die Ereignisse des letzten Abends unwirklich vor, wie ein Traum. Ich meine – ich war eine der besten von Ischariot, trotz meiner Jugend, vielleicht sogar die Beste! Wie kam ich dann auf die irrsinnige Idee, mir von diesem ketzerischem Vampir Angst einjagen zu lassen?! Ich hatte mich von dem Nosferati überraschen lassen, das war alles. Sollte er es noch einmal wagen, mir zu nahe zu kommen, würde ich ihn töten, das stand fest!

Leider hatte das Enrico nicht wirklich überzeugt. Er hatte mir absolute Ausgangssperre – außer in Begleitung Heinkels und Yumikos – verhängt; natürlich zu meinem eigenen Schutz, oder besser, seiner wertvollsten Waffe?; und hatte mir sogar verbieten wollen, in die Schule zu gehen. So weit war es dann aber dank Heinkel nicht gekommen. Oder eher, dank ihres trockenen Kommentars, dass wohl nicht einmal Alucard so schaugeil wäre, mich am helllichten Tage in der Schule vor all den Leuten anzufallen. Zwar war ich mir da bei weitem nicht so sicher wie sie, aber ich war nicht so dumm zu widersprechen. Irgendwann hatte er dann doch nachgegeben.

Selbstredend unter der Bedingung, dass mich das Chaosduo fuhr.

Es war das erste Mal, dass ich in einem Wagen saß, den Heinkel fuhr, und während dieser Fahrt reifte in mir ein Entschluss: Sollte ich jemals die Wahl zwischen einer weiteren solchen und einem Strick haben, würde ich mich mit Freuden erhängen. Wie hatte diese Frau ihre Fahrprüfung bestanden?! Hatte sie überhaupt einen Führerschein? Ich bezweifelte es ernsthaft. In den Dreißiger-Zonen fuhr sie dreißig Kilometer pro Stunde – hundertdreißig. Dass wir nicht von der Polizei angehalten wurden, musste mich ja richtig verwundern. Allerdings hatte Heinkel einmal fast eine Oma umgefahren, hätte Yumiko nicht das Lenkrad herumgerissen. Das Gezeter der alten Frau hatte man noch Minuten lang gehört, trotz Heinkels Geschwindigkeit. Ich fragte mich schon entsetzt, ob sie noch am Stoßdämpfer hing, als sie endlich nicht mehr zu hören war. Allerdings konnte das ja auch bedeuten, dass Heinkel sie zu Tode gefahren hatte. Und diesen beiden Frauen vertraute Enrico mein Leben an? Wenn das so war, ging ich freiwillig zu Alucard. Es wäre bestimmt kein so unangenehmer Tod wie durch das Chaosduo.

Endlich kamen wir dann an der Schule an. Ich hechtete aus dem Wagen, sobald er stand, und kniete erst einmal vorn übergebeugt auf dem Rasen, mit dem dringendem Wunsch, mich zu übergeben. Aber ich tat es trotzdem nicht. Es war schon erniedrigend genug, auf der Schulwiese zu knien, da musste ich nicht auch noch kotzen. Ich rappelte mich auf, klopfte den Dreck von meiner Jeans und sah mich in der Hoffnung um, dass es nicht allzu viele gesehen hatten. Die wurde erfüllt. Wir waren so ziemlich die ersten hier, der einzige Vorteil, den Heinkels Fahrstil brachte. An die ich mich auch empört wenden wollte, doch sie saß noch im Auto, während Yumiko ausgestiegen war und mir in just diesem Moment meinen Rucksack zuwarf. Ich bekam ihn grade so eben noch an einem Riemen zu fassen, die Einzelteile des Kamas klirrten laut darin. Dann kam sie plötzlich auf mich zu und – ich war ehrlich erstaunt – nahm mich tatsächlich in den Arm!

Dann aber wurde mir den Grund bewusst, als Yu mir den Pulli hochschob, etwas in meine Hosentasche gleiten ließ und wieder zurück trat.

„Eine Beretta 92FS“, murmelte sie. „9mm Patronen aus geweihtem Silber mit Queck-silberummantelung. 15 Schuss. Nichts Besonderes, aber immer noch besser, als wenn du erst mal rufen musst: ‚Moment Alucard, ich muss erst mal mein Kama aus der Tasche holen und zusammenschrauben!’, oder?“ [Anmerkung: Diese Waffe gibt es wirklich. Es handelt sich hierbei um eine modifizierte 92SB-F, der offiziellen Waffe der USArmy seit 1983. Bei der 92FS befinden sich an manchen Stellen Verstärkungen, damit sie nicht so leicht bricht. Beretta ist übrigens der älteste noch existente Waffen- und Rüstungshersteller – und zwar italienisch.]

Bei dieser Vorstellung musste ich unwillkürlich grinsen. „Wahrscheinlich würde er mich das sogar lassen.“

Sie lächelte traurig und seufzte. „Möglich, Victoria. Großspurig genug ist er dazu. Aber verlass dich nicht dadr…“Ihr Blick glitt an mir vorbei. „Der verdammte van Winkle-Junge!“

Ich drehte mich halb um und sah in dieselbe Richtung wie die Ischariotkriegerin. In der Tat kam Raphael grade von der anderen Seite her, wie meistens völlig in Gedanken versunken.

„Ich finde, er hat eine ziemliche Ähnlichkeit mit seinem Vater“, bemerkte ich. Leider sah ich die darauf folgende Ohrfeige zu spät und landete unsanft auf dem Boden, wobei sich die Beretta schmerzhaft in meine Hüfte grub und die Tasche ein paar Schritte weiter schlitterte. Heinkel rief überrascht etwas aus dem Wagen, aber Yumiko winkte unwillig ab.

„Wofür war die?“, fragte ich, während ich mich zum zweiten Mal vom Boden hoch drückte und meine Tasche einsammeln ging.

Sie gab keine Antwort, sondern sah mich mit einem seltsamen Gefühlsgemisch an – Zorn, Trauer, Schmerz, Eifersucht? Doch auch das verging nach einem Moment. Sie schüttelte den Kopf. „Komm ihm nicht zu nahe, Victoria!“

„Jaja ich weiß, der Feind… Millennium wird uns alle vernichten, wenn ich ihn auch nur nach den Mathehausaufgaben von letzter Woche frage.“

„Übertreib es nicht! Du weißt ganz genau, was ich meine!“

Ich verdrehte die Augen, wartete, bis sie wieder eingestiegen war und Heinkel das Auto in mörderischem Tempo außer Sichtweite fuhr und schlenderte dann zu Raphael.

„Hi. Du hattest Recht. Ich habe ihn gestern kennen gelernt!“, begrüßte ich fröhlich.



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Kommentare zu diesem Kapitel (2)

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Von: abgemeldet
2009-06-10T22:20:22+00:00 11.06.2009 00:20
o.O von dem Caosduo beschützt zu werden ist tatsächlich gefährlicher, wie gegen Alu zu kämpfen... bei dem hängts wenigstens nur davon ab, ob es ihm Spaaß macht,mit dir zu Spielen, wenn ja, überlebst du...
Von: abgemeldet
2008-04-15T20:12:46+00:00 15.04.2008 22:12
wohow Oo 5 chapis und kein commment? erstmal ändern ^^
gefällt mir gut
ich bleib dran
freu mich auf mehr
lg
lilith


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