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Spielchen oder doch nicht

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Hogsmeade Wochenende Teil I

Kapitel 13: Hogsmeade Wochenende Teil I
 

Langsam veränderte sich das Wetter. Es wurde kühler und der Winter kündigte sich an. Irgendwann fielen die ersten Flocken vom Himmel und als endlich die Woche vorbei war, bedeckte eine dicke Schneeschicht die Erde.
 

Am Sonntagmorgen trafen sich Harry und Draco gleich nach dem Frühstück in der Grossen Halle. Beide hatten sich warm angezogen und trugen Mantel und Schal. Mit einem kleinen Lächeln begrüssten sie sich und machten sich auf den Weg. Hermine und Ron waren nirgends zu sehen, aber Hermine hatte Harry versprochen ihr Bestes zu versuchen und das Wochenende noch einmal zu nutzen um mit Ron zu reden. Schweigend schlugen Draco und Harry den Weg zu den Toren ein. Filch musterte sie misstrauisch, als sie das Gelände verliessen, sagte aber nichts.
 

Für eine Weile liefen beide still nebeneinander her. Irgendwie fühlten sie sich unsicher, war es doch immer noch ungewohnt einfach so, zu zweit, als Freunde irgendwo hinzugehen und sich an einem freien Tag zu treffen, ohne für das Projekt arbeiten zu müssen.
 

Schliesslich hatten sie das Schloss so weit hinter sich gelassen, dass die anderen Schüler nur noch als Gestalten in der Ferne wahrzunehmen waren. Der meiste Schnee musste in der vergangenen Nacht gefallen sein, da erst wenige Spuren zu sehen waren. Der Himmel war grau, fast graublau mit einem leichten silbrigen Schimmer und Harry kam nicht umhin zu bemerken, wie ähnlich doch Dracos Augen dieser Farbe manchmal waren. Ihre Schritte knirschten im noch unberührten Schnee, während sie, die Augen starr zu Boden gerichtet, Richtung Dorf liefen.
 

Der Schnee verschluckte jedes Geräusch und so war die Stille um sie herum noch deutlicher wahrzunehmen. Harry suchte fieberhaft nach einem Gesprächsthema, aber es wollte ihm nichts in den Sinn kommen. Selten hatte er sich in Draco Gegenwart so unsicher gefühlt und er beneidete den Slytherin, der neben ihm herging, um seine Selbstsicherheit, um seine Fähigkeit, sich so zu benehmen als ob nichts besonderes dabei wäre.
 

Als Draco aber auch keine Anstalten machte, irgendetwas zu sagen, räusperte sich Harry und meinte: „Ginny hat mich heute vor dem Frühstück abgefangen und wollte mich dazu überreden, sie nach Hogsmeade zu begleiten. Sie hat gesagt, dass es ihr furchtbar leid täte, dass sie mich beschuldigt hätte, dass sie jetzt einsehen würde, dass sie sich getäuscht hätte und dass sie mich als Wiedergutmachung auch gerne einladen würde.“ Harry hatte das Gefühl, dass seine Stimme unnatürlich laut und irgendwie falsch und unpassend klang.
 

Warum hatte er nur angefangen von Ginny zu erzählen? Nach einem kurzen Zögern fuhr er fort: „Mag sein, dass es ihr wirklich leid tut, aber ich kann ihr das nicht so recht glauben. In den letzten Wochen ist soviel geschehen. Ich hätte von ihr nie gedacht, dass sie sich so verhält.“ Harry warf einen kurzen Seitenblick auf Draco, der immer noch schweigend neben ihm herlief. Ginny war wirklich nicht die beste Themenwahl gewesen, doch bevor er sich stoppen konnte, fuhr er auch schon fort: „Ich verstehe sowieso nicht, warum sie nicht mit Dean Thomas hingeht. Schliesslich ist sie doch mit ihm zusammen.“ Schliesslich verstummte Harry wieder. Jetzt empfand er die Stille als noch drückender als zuvor und hatte das Gefühl, dass sich der Weg fast endlos in die Länge zog. Sonst hatte er doch auch keine Probleme, sich mit Draco zu unterhalten. Warum war er jetzt so unsicher, so nervös?
 

Wieder waren die einzigen Geräusche das Knirschen des Schnees, das Knacken der Äste unter ihrer Last und ihr Atem, der in weissen Wolken vor ihren Gesichtern stand. Von den anderen Schülern war nichts mehr zu sehen oder zu hören. Schliesslich fragte Draco, den Blick ebenso starr auf den Boden gerichtet wie Harry: „Was ist mit Granger und Weasley? Haben sich die Beiden nicht gewundert, dass du mit mir nach Hogsmeade gehst und nicht mit ihnen?“ Es war nicht so, dass Harry unbedingt mit Draco über seine Freunde sprechen wollte, aber er war doch froh, dass der Blonde ihm eine Möglichkeit gab, ins Gespräch zu kommen.
 

„Ich habe ihnen gesagt, dass ich Weihnachtsgeschenke besorgen möchte und das besser alleine mache. Ausserdem spricht Ron immer noch nur das Allernötigste mit mir und Hermine hat mir versprochen das Wochenende zu nutzen um noch einmal mit ihm zu reden. Ausserdem sind beide sicher ganz glücklich darüber eine Weile allein zu sein, ohne dass ich noch dabei bin. Sie würden es zwar nie sagen, aber manchmal habe ich doch den Eindruck, dass ich ein wenig störe.“ Harry zuckte mit den Schultern. Langsam wurde es Zeit, dass seine Freunde anfingen miteinander zu reden und aufhörten sich gegenseitig anzustarren, wenn sie dachten, dass der Andere es nicht sah. Dass er sich dabei doch manchmal etwas ausgeschlossen vorkam und der Streit mit Ron die Situation nicht besser machte, beschloss er zu übersehen.
 

Draco schien tief in Gedanken versunken zu sein. Auch ihm war schon aufgefallen, dass Weasley anscheinend etwas von Granger wollte und sie wohl nicht ganz abgeneigt war, auch wenn er nicht nachvollziehen konnte, was sie an dem Rotschopf finden konnte. Am liebsten hätte er das Wiesel gepackt und kräftig durchgeschüttelt, damit dieser endlich sah, was er mit seinem Verhalten, seinem Harry antat. Sein Harry? Wann war aus Harry denn sein Harry geworden? Draco wagte es nicht, aufzusehen und war sich zum ersten Mal sicher, diesmal, wenn ihn Harry ansah, seine Maske nicht aufrecht erhalten zu können und dann würde der Gryffindor deutlich auf seinem Gesicht ablesen können, dass Draco genau wusste, dass er seit dieser Nacht im Raum der Wünsche mehr für ihn empfand als blosse Freundschaft.
 

Nachdem sie den Rest des Weges wieder schweigend zurückgelegt hatten, erreichten sie endlich das Dorf. Auf den Strassen waren jetzt wieder die anderen Schüler zu sehen, was zumindest bei Harry leichtes Unwohlsein auslöste. „Lass uns zuerst die Weihnachtseinkäufe machen.“, murmelte er. „Ich brauche nur ein Buch für Hermine und eine Kleinigkeit für Ron.“ Draco konnte ihm deutlich ansehen, dass sich der Gryffindor in der Gegenwart der ganzen anderen Schüler nicht wohlfühlte. Trotzdem fragte er nach: „Was ist mit deinem Paten? Brauchst du für ihn kein Geschenk mehr?“
 

Harry war stehengeblieben und bohrte mit seine Schuhspitze Löcher in den Schnee. Über Sirius Geschenk hatte er sich schon so lange Gedanken gemacht und war einfach zu keinem Ergebnis gekommen. „Ich weiss einfach noch nicht, was ich ihm schenken könnte. Wahrscheinlich werde ich irgendetwas per Eulenpost für ihn bestellen.“ Noch beim Antworten drehte es sich um und ging weiter. Nach einem kurzen Blick auf Draco fragte er: „Was ist eigentlich mit dir? Kaufst du keine Weihnachtsgeschenke?“ Draco sah starr geradeaus, während er mit gleichgültiger Stimme antwortete: „In meiner Familie gibt es keine Weihnachtsgeschenke.“
 

Überrascht blieb Harry stehen und starrte Draco an. Er hatte eigentlich immer gedacht, dass der Blonde von seinen Eltern mit Geschenken überhäuft wurde. Aus Dracos Stimme war allerdings nicht zu erkennen, ob er bedauerte, dass es nicht so war. „Heisst das, du schenkst nicht einmal Crabbe und Goyle etwas?“, fragte Harry, nachdem er Draco wieder eingeholt hatte, der ungerührt weitergegangen war. Der Slytherin drehte sich ganz langsam zu ihm um, sah ihn an, als ob er mit einem Minderbemittelten sprechen würde und sagte dann: „Wie würde es denn aussehen, wenn ich den Beiden etwas zu Weihnachten schenken würde.“ Harry musste ein kleines Lachen zurückhalten. Das war so typisch Draco. Es könnte ja jemand auf die Idee kommen zu versuchen hinter seine Maske zu schauen. „Du könntest es ihnen ja per Eule schicken. Dann würde niemand etwas mitbekommen.“, schlug er daher vor.
 

Draco schaute ihn etwas ungläubig an. Warum bestand der Gryffindor so darauf, dass man jemandem etwas zu Weihnachten schenken musste? Was war der Sinn der Sache? Draco war es gewöhnt, dass, wenn er einen Wunsch hatte, der auch sofort erfüllt wurde, sofern er für Geld zu kaufen war und andere Wünsche zu haben, hatte er sich schnell abgewöhnt. Harrys Stimme riss ihn aus seinen unerfreulichen Gedanken: „Was machst du eigentlich über Weihnachten? Bleibst du in Hogwarts?“ Der Blonde schüttelte den Kopf. „Ich muss nach Hause fahren. Mein Vater hat über Weihnachten immer wichtige Gäste und den Weihnachtsempfang in der Villa. Da muss ich dabei sein und den perfekten Sohn spielen.“ Draco verzog das Gesicht zu einem spöttischen Lächeln, das doch klar erkennen liess, wie wenig er dem Bild des perfekten Sohns, das sein Vater zu haben schien, entsprach. Aber die Fassade, das Bild der perfekten Familie, musste in der Villa aufrecht erhalten werden, obwohl jeder, der auch nur ein wenig genauer hinsah, sehen musste, dass die Familie am Zerbrechen war.
 

Harry sah ihn mit einer Mischung aus Mitleid und Spott an, als er bemerkte: „Armer Draco... . Du wirkst jedenfalls nicht so, als ob du dich wirklich darauf freuen würdest.“ Draco sah ihn tadelnd an: „Ich würde viel lieber hier bleiben. Aber mich fragt ja niemand.“, bevor er versuchte das Thema zu wechseln: „Was machst du? Verbringst du Weihnachten bei deinen Verwandten?“ Harry schaute ihn entsetzt an. Weihnachten bei den Dursleys? Freiwillig? Nicht, wenn er es irgendwie verhindern konnte. „Ich bin froh, wenn ich meine Verwandten erst im Sommer wiedersehen muss und sie sehen das genauso. Die Weasleys haben mich zwar eingeladen zu ihnen in den Fuchsbau zu kommen, aber nach dem Streit mit Ron und der Sache mit Ginny fühle ich mich nicht wohl bei dem Gedanken. Da verbringe ich Weihnachten lieber hier in der Schule.“
 

„Schade, dass ich nicht auch bleiben kann.“ Für einen Moment meinte Harry so etwas wie Bedauern in Dracos Stimme zu hören. War Weihnachten bei den Malfoys so furchtbar, dass der Blonde lieber in der Schule bleiben würde? „Wir hätten an unserem Projekt und besonders an deinen Lücken in Zaubertränken arbeiten können.“, fuhr Draco auch schon fort und Harry konnte einfach nicht anders und musste ergänzen: „Vergiss deine Lücken in Verteidigung nicht. Wir haben mit dem Patronus noch nicht einmal angefangen.“, was dazu führte, dass sich die Spannung, die immer noch zwischen ihnen geherrscht hatte, endlich löste und sie beide in lautes Lachen ausbrachen. Wieder war Harry darüber erstaunt, wie sich Dracos Gesicht veränderte, wenn er lachte, war erstaunt darüber, dass der Slytherin tatsächlich auch in aller Öffentlichkeit lachen konnte.
 

Schliesslich erreichten sie den Honigtopf. Wie immer war der Laden voller Schüler und nicht wenige starrten erst Harry und dann Draco überrascht an. Der Blonde ignorierte sie, während Harry sich am liebsten unsichtbar gemacht hätte und leise stöhnte: „Ich hasse das! Warum müssen sie immer so glotzen? Haben sie eigentlich kein eigenes Leben? Es geht sie doch überhaupt nichts an, mit wem ich meine Freizeit verbringe.“ Draco zuckte nur mit den Schultern. Sollten die anderen doch starren, ihn ging das nicht wirklich etwas an. Trotzdem war er froh, dass Harry nicht lange brauchte um sich seine Süssigkeiten auszusuchen und sie den Laden wieder verlassen konnten.
 

Als nächstes ging es weiter zur Buchhandlung, wo sie sich trennten. Harry machte sich auf den Weg in die Abteilung mit den Lehrbüchern zu Verwandlung und Zauberkunst, während Draco bei den Zaubertrankbüchern verschwand. Sorgfältig studierte Harry die langen Bücherreihen mit den unterschiedlichsten Sach- und Lehrbüchern, bis ihm plötzlich ein breiter Buchrücken ins Auge fiel: ‚Fortgeschrittene Verwandlung auf arithmantischer Basis’. Das war das perfekte Geschenk für Hermine.
 

Einer plötzlichen Eingebung folgend, machte er auf dem Weg zur Kasse noch einen kleinen Abstecher in die Abteilug zur Verteidigung gegen die Dunklen Künste. Ganz vorne, noch vor den Lehrbüchern und dicken Wälzern über Vampire und Werwölfe, war ein schmales Büchlein ausgestellt: ‚Ein Führer in Verteidigung: Die 500 häufigsten Sprüche und wie sie angewendet werden’. Einen kurzen Moment zögerte Harry. Eigentlich war das Buch optimal für Draco, aber konnte und wollte er dem Blonden tatsächlich etwas zu Weihnachten schenken? Auf der anderen Seite schenkte er Hermine und Ron schon seit Jahren etwas. Warum sollte er Draco anders als seine Freunde behandeln? Plötzlich sah er wieder Dracos Gesichtsausdruck vor sich, als dieser ihm gesagt hatte, dass er nie Weihnachtsgeschenke bekam. Obwohl seine Stimme gleichgültig geklungen hatte, hatte Harry doch das Gefühl gehabt, dass der Blonde es bedauerte und das gab den Ausschlag.
 

Mit beiden Büchern machte sich Harry auf den Weg zur Kasse, bezahlte und liess sie sich gleich als Geschenke einpacken. Anschliessend verliess er den Laden und wartete draussen auf Draco. Auf der Strasse war es wieder ruhiger geworden. Es war bereits Mittagszeit und die meisten waren vor der Kälte geflohen. Als Draco ebenfalls nach draussen kam, knurrte Harrys Magen bereits laut vernehmlich und so besprachen sie, wo sie hingehen könnten, um etwas zu essen.
 

Beide wollten sie weder in den Eberkopf noch in die Drei Besen gehen und da Madame Puddifoot’s erst recht keine Möglichkeit war - Draco dachte da nur mit Schaudern an die rosaroten Engelchen, die überall herumgeflogen waren, als er sich im letzten Jahr einmal von Pansy dorthin hatte schleppen lassen -beschlossen sie schliesslich, dass Mittagessen doch ausfallen zu lassen.
 

Für eine Weile standen sie unschlüssig auf der Strasse, während ihnen die Kälte langsam unter die Mäntel kroch, als Harry plötzlich fragte: „Was hälst du davon, wenn wir in die Heulende Hütte gehen? Da ist es etwas geschützter und von den Anderen kommt sicher niemand auf die Idee auch dorthin zu gehen.“ Draco zögerte einen Moment. Die Heulende Hütte war schliesslich bekannt dafür von Geistern heimgesucht zu sein, aber Harry liess sich nicht aufhalten und ging einfach los. Nur mit Mühe stolperte Draco hinter ihm her.
 

Als sie die Hütte erreichten, war weit und breit keine Menschenseele zu sehen. Der Wind pfiff leise um das Gebäude und liess irgendwo ein loses Brett klappern. Harry kletterte ohne zu zögern über den Zaun und Draco blieb nichts anderes übrig, als ihm zu folgen, wenn er nicht alleine draussen stehenbleiben wollte. Harry ging um das Gebäude herum, bis er eine Tür gefunden hatte, die sich problemlos öffnen liess. Draco hielt sich dicht hinter ihm, als sie die Hütte betraten. Er spürte, wie sich die feinen Häärchen auf seinem Rücken aufstellten. Er mochte diesen Ort nicht, er mochte ihn überhaupt nicht. „Bist du sicher, dass hier niemand ist?“, flüsterte er Harry unsicher zu.
 

Der Gryffindor grinste ihn breit an: „Natürlich bin ich sicher, schliesslich bin ich nicht zum ersten Mal hier. Hast du etwas Angst?“ Stumm schüttelte Draco den Kopf und folgte Harry weiter ins Innere der Hütte. Schliesslich flüsterte er wieder: „Aber die Hütte wird doch von Geistern heimgesucht.“
 

Harry hatte Mühe, sich das Lachen zu verkneifen. Dass Draco ängstlich war, wusste er seit dem Besuch im Verbotenen Wald im ersten Schuljahr, aber dass er derart unsicher werden konnte, war neu für ihn. „Die Hütte wird nicht von Geistern bewohnt. Das ist nur ein Gerücht, das Dumledore mit in die Welt gesetzt hat“ Der Blonde schien noch nicht so ganz überzeugt zu sein und fragte daher zweifelnd, wenn auch nicht mehr so leise, nach: „Warum sollte Dumbledore so etwas tun?“
 

In der Zwischenzeit hatten sie einen grossen Raum erreicht, der wohl mal das Wohnzimmer gewesen war. „Gedulde dich noch einen Moment, Draco. Ich erzähle dir gleich, was es mit der Hütte auf sich hat, aber zuerst sorgen wir dafür, dass es hier ein wenig wärmer und gemütlicher wird. Die anderen Räume sehen noch schlimmer aus als dieser, daher hat es keinen Sinn, noch gross weiterzugehen. Während Harry zuerst einen Wärmezauber sprach und anschliessend ein Feuer im Kamin entfachte, verwandelte Draco ein paar herumliegende Holzstücke in Kissen und Decken, die er vor den Kamin legte. Anschliessend setzte er sich, wartete, bis sich auch Harry hingesetzt hatte und sah ihn dann neugierig an. „So, und jetzt erzähl’, was es mit der Hütte auf sich hat.“
 

Harry lächelte leicht, als er begann: „Erinnerst du dich an Remus Lupin, unseren Verteidigungslehrer in der dritten Klasse?“
 

„Der Werwolf?“
 

„Ja, genau der. Er war ein sehr enger Freund meines Vaters. Er wurde gebissen, noch bevor er zur Schule ging, aber Dumbledore hat ihn trotzdem in Hogwarts aufgenommen. Er brauchte also einen Platz, wo er sich verwandeln konnte, ohne zur Gefahr für seine Umwelt zu werden und dieser Platz war hier, in der Heulenden Hütte. Jedes Mal bei Vollmond wurde er von Dumbledore und Madam Pomfrey hieher gebracht, damit er sich verwandeln konnte. Irgendwann sind dann mein Vater und Sirius hinter sein Geheimnis gekommen und haben beschlossen, selber zu Animagi zu werden, um während der Verwandlung bei ihm bleiben zu können.“
 

„Und woher weisst du davon?“, fragte Draco zweifelnd. „Muss ich das wirklich beantworten?“, fragte Harry bittend. Das war wieder so ein Erlebnis, das er am liebsten vergessen würde. Draco nickte: „ Natürlich. Ich möchte es wirklich wissen und wenn du jetzt nicht antwortest, dann frage ich dich, sobald wir wieder unser Spiel spielen.“
 

Obwohl das ein wenig nach Drohung geklungen hatte, konnte Harry das kleine Lächeln in Dracos Stimme hören. Langsam lernte er den Blonden besser kennen und konnte erkennen, wann dieser etwas ernst meinte oder ihn einfach nur neckte und so antwortete er im gleichen Tonfall: „Etwas anderes habe ich von dir auch gar nicht erwartet. Manche Dinge ändern sich eben nie. Aber wenn du darauf bestehst, können wir auch gleich jetzt mit unserem Spiel fortfahren. Dann bin ich zumindest nicht der Einzige, der hier etwas von sich erzählen muss.“ Draco schien einen Moment zu überlegen und nickte dann scheinbar gelangweilt: „Wenn du das so möchtest. Ich habe kein Problem damit. Und jetzt erzähl mir, warum du soviel über diese Gebäude weisst.“
 

Harry seufzte leise und begann dann zu erzählen: „Erinnerst du dich an Seidenschnabel, den Hippogreif?“
 

„Natürlich. Der hätte mich fast umgebracht! Wie könnte ich den vergessen?“, rief Draco empört, schon fast vergessend, dass er eigentlich Harrys Geschichte hatte hören wollen. „Wenn du Hagrid zugehört hättest, wäre auch nichts passiert. Er hat dir gesagt, dass du ihn nicht beleidigen sollst.“ Ein leichter Rotschimmer legte sich über Dracos Wangen, während er mit seinen Fingern spielte und ein leises „Vielleicht.“ murmelte.
 

„Nun, an diesem Nachmittag sollte Seidenschnabel exekutiert werden und ich, Ron und Hermine haben Hagrid besucht.“ Harry hatte die Augen halb geschlossen und sah alles wieder vor sich, als würde es gerade erst geschehen. Er sah, wie sie hinunter zur Hütte gelaufen waren und unterwegs Draco getroffen hatten. Hermine hatte ihn damals geschlagen. Wieviel hatte sich doch seitdem verändert. Leise fuhr er fort: „Dort haben wir zufällig Krätze, Rons Ratte, gefunden. Auf dem Rückweg ins Schloss ist sie aber wieder entwischt und plötzlich war da dieser grosse, schwarze Hund. Er hat Ron ins Bein gebissen und zur Peitschenden Weide gezerrt, wo er in einem Gang verschwunden ist. Krummbein, Hermines Katze, ist hat dann die Weide für einen Moment angehalten, so dass wir ihnen folgen konnten und schliesslich sind wir hier gelandet.
 

Remus hat wohl irgendwie geahnt, wo wir hinwollten und ist uns gefolgt. Der Hund hat sich plötzlich in Sirius verwandelt. Die Beiden hätten sich beinahe duelliert, aber Sirius hat immer wieder betont, dass er beweisen könnte, dass er unschuldig ist und dass Krätze Peter Pettigrew wäre, der meiner Eltern verraten hättee. Jedenfalls haben sie dann die Ratte gezwungen, sich zurückzuverwandeln.“
 

Das Feuer knisterte gemütlich, während Harry den Rest der Geschichte erzählte. Nur die Sache mit dem Zeitumkehrer und Sirius Flucht auf Seidenschnabel liess er aus. Nachdem Harry geendet hatte, sassen sie noch eine Weile still nebeneinander vor dem Feuer, bis Draco schliesslich sagte: „Ich bin sicher, dasss du das eine oder andere Details ausgelassen hast, aber es ist trotzdem immer noch unglaublich. Du musst ein sehr starker Zauberer sein, wenn du gegen soviele Dementoren allein gekämpft hast.“
 

„Möglich.“, murmelte Harry verlegen, „aber jetzt bist du dran. Erzähl mir etwas über deine Familie und von deiner Kindheit.“ Einen Augenblick lang starrte der Blonde unbewegt ins Feuer, dann begann er mit leiser Stimme zu erzählen. Die Stimme hallte durch den Raum, obwohl es kaum mehr als ein Flüstern war und doch liess sie ihn seltsam unbeteiligt wirken, als ob es gar nicht seine eigene wäre, so, als ob er ein reiner Zuschauer gewesen wäre: „Da gibt es nicht viel zu erzählen. Mein Vater war die meiste Zeit im Ministerium. Für gewöhnlich habe ich ihn nur abends für eine Stunde gesehen. Ich musste ihm jeweils erzählen, was ich tagsüber bei den Privatlehrern gelernt hatte und danach hat er mir die Familiengeschichte und Benehmen beigebracht.“
 

„Und deine Mutter?“, fragte Harry nach. Die leise Stimme, die doch durch den ganzen Raum zu hallen schien, liess ihn leicht erschaudern. Warum war Draco so unbeteiligt, wenn er von seiner Familie sprach? „Meine Mutter hatte ihre gesellschaftlichen Verpflichtungen und ich war jedesmal froh, wenn sie nicht zu Hause war.“
 

„Warum?“
 

„Ich will nicht darüber sprechen, aber sie ist kälter als Eis und manchmal ist einfach zu spüren, dass sie die Schwester von Tante Bella ist.“, flüsterte Draco.
 

„Wer ist Tante Bella?“
 

„Bellatrix Lestrange.“ Harry schaute Draco, der immer noch in die Flammen starrte, überrascht an. „Sie ist die Cousine von Sirius. Zum Glück sitzt sie jetzt in Azkaban.“ Draco schien überhaupt nicht wirklich mitbekommen zu haben, was Harry gesagt hatte, als er mit leiser, monotoner Stimme fortfuhr: „Meine Mutter hat immer wieder betont, dass ich mich unter allen Umständen zu beherrschen habe und wenn sie sagte unter allen Umständen, dann hiess das auch unter allen Umständen.“ Bis auf das Knistern und Knacken der Feuers war es absolut still im Raum. Die Flammen leckten am Holz, schwärzten es und frassen es schliesslich auf, bis nur noch weisse, glühende Asche übrig blieb. Die Schatten an den Wänden tanzten unruhig, wechselten ihre Formen und vermittelten den Eindruck, als ob im Dunkeln noch etwas lauern würde.
 

Irgendetwas in Dracos Stimme sagte Harry, dass der Blonde nicht weiter darüber sprechen wollte und es besser wäre, keine Fragen mehr zu stellen. Vielleicht würde ihm Draco eines Tages mehr erzählen. Eines Tages, wenn sie Freunde geworden waren und sich vertrauen konnten und vielleicht würde Draco ihm dann auch erzählen, was genau in der Villa geschehen war, wenn ihn seine Mutter unterrichtet hatte.
 

Das Feuer im Kamin liess kleine Reflexe auf dem Haar des Blonden erscheinen, während er immer noch in die Flammen starrte. In den letzten Monaten hatte Harry langsam gelernt hinter die Maske des Slytherin zu schauen und manchmal konnte er einen kurzen Blick auf den wirklichen Draco Malfoy werfen, aber er hatte den Blonden noch nie so friedlich wie jetzt im Moment gesehen.
 

Plötzlich fühlte er den Drang, Draco vor allem Bösen zu beschützen. Er wollte ihn in den Arm nehmen, ihn bei sich haben und ihm kleine, sinnlose Worte ins Ohr flüstern. Er wollte ihm versprechen, dass alles gut werden würde, obwohl er wusste, dass er das nicht versprechen konnte. Er wollte ihm versichern, dass immer Leute da sein würden, die ihn liebten und er wollte ihm sagen, dass er immer für ihn da sein würde. Er wollte ihm sagen, wie schön er aussah, wenn seine grauen Augen aufleuchteten und sich in flüssiges Silber verwandelten.
 

Erschrocken über die Stärke seiner Empfindungen wendete sich Harry ab. Was war das und was war das für ein Gefühl? Warum verspürte er den Drang, alles daran zu setzen um Draco zu beschützen? Harry kannte die Antwort nicht, aber er wusste, dass er nicht länger hierbleiben konnte, nicht so nah bei Draco.
 

Seine Stimme klang seltsam rauh, als er sagte: „Wir sollten langsam zurückgehen. Es wird spät.“ Draco schien wie aus einer anderen Welt zurückzukommen und als er aufblickte, waren seine Augen im ersten Moment seltsam verschleiert. An was hatte er gerade gedacht? „Du hast recht, Harry.“, sagte er und erhob sich mit einer fliessenden Bewegung, löschte das Feuer, wartete bis Harry die Kissen wieder in die Holzstücke zurückverwandelt hatte, die sie ursprünglich gewesen waren und folgte ihm dann nach draussen.



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  leewes
2009-01-17T14:31:04+00:00 17.01.2009 15:31
wieder ein sehr schönes lkapi...*G* ich freu mich schon auf das nächste..*G*
bis dann
lee


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