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Im Schatten des Mondes

Abgebrochen
von

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Wunden lecken

Wütend durchschritt Kenta den Wald. Wieso hatte dieser verdammte Hundedämon genau dann auftauchen müssen, als diese Mischlingsbrut von ihrer Kraft verlassen worden war? Er hätte mit ihr abrechnen können, ein für alle mal, aber nein, sie hatte es ja irgendwie geschafft sich einen Wachhund zu besorgen! Und ab jetzt hatte er keine einzige Gelegenheit mehr, auf die Jagd nach ihr zu gehen. Viel zu viel hing von den nächsten anderthalb Monaten ab, als das er die Zeit mit der Suche nach dieser Mischlingsbrut würde verschwenden können. Wenigstens schien sie keine Ahnung von ihrem Erbe zu haben. Immerhin etwas. Vielleicht waren seine Sorgen deswegen ja unbegründet? Vielleicht würde sie in nächster Zeit ja nicht allzu viel über das in ihr ruhende Blut erfahren? Und wenn sie nichts von ihrem Erbe wusste, konnte sie auch nicht kommen, um es einzufordern. Und schon bald wäre es zu spät dafür.

Wie aus dem Nichts erschien plötzlich eine hohe Felswand vor ihm, die der dichte Wald bisher eifersüchtig hinter großen Baumstämmen und dornigem Gestrüpp verborgen hatte. Ohne zu zögern schritt der lilahaarige Dämon darauf zu, ließ seine Sinne kurz prüfend schweifen ehe er zu einem schlecht einsehbaren Spalt in der Felswand ging.

Vielleicht würde diese Mischlingsbrut ja wirklich nichts von ihrem Erbe erfahren. Vielleicht…. Aber dennoch sollte er dafür Sorge tragen, dass sie gar keine Gelegenheit hatte, über ihren Vater nachzudenken. Ein leichtes Lächeln kräuselte seine Lippen. Ja, er sollte sich wirklich eine Beschäftigung für sie ausdenken… und er wusste schon genau, wer für diese Beschäftigung verantwortlich sein würde.

Die Luft flackerte kaum merklich, als er den Bannkreis durchschritt. Im nächsten Augenblick war Kenta verschwunden.
 

“Mist, verdammter…!”, leise fluchend versuchte Akiko ihren schon fiel zu lange unveränderten Zopf zu lösen. Sie hatte am Morgen beschlossen, dass sie wirklich dringend ein Bad benötigte und war deswegen schon früh zum Fluss gegangen. Eigentlich hätte sie schon fast fertig sein müssen, wären da nicht ihre Haare gewesen, die sich vor lauter Knoten kaum noch aus ihrem geflochtenen Zopf lösen ließen. Zu allem Unglück hatten sich auch noch ein paar kleinere Äste in ihrem Zopf verfangen. Das musste wohl passiert sein, als sie ohnmächtig geworden war…. Dennoch erschwerte es ihr jetzt die Arbeit. Leise schnaubend beschloss die Schwarzhaarige, dass sich die Mühe mit ihrem Zopf eigentlich nicht lohnte oder zumindest im Moment noch nicht. Sie konnte sich schließlich noch später mit ihren Haaren beschäftigen.

Mit diesem Gedanken legte sie ihren Kimono ab, wobei sie feststellte, dass das Kleidungsstück mehr als nur ein wenig Ausbesserungsbedarf hatte. An den Stellen, wo sie bei ihrem Kampf mit diesem aggressivem lilahaarigem verwundet worden war, war der Stoff durchtrennt worden und die Risse sahen nicht so aus, als hätten sie vor, sich nicht noch nachträglich zu vergrößern. Bei dem Ärmel wäre das ja nicht allzu tragisch aber bei dem Riss über ihrem Oberschenkel…. Seufzend legte sie den Kimono zur Seite, neben ihr Schwert, dass sie schon vorher abgelegt hatte, ehe sie in den flachen Fluss watete. Sie wollte sich nichts vormachen. Entweder sie besorgte sich in den nächsten ein, zwei Tagen Flickzeug oder die Risse würden sich so weit vergrößert haben, dass sie einen neuen Kimono brauchte. Das waren keine guten aussichten, denn immerhin hatte sie weder Geld noch eine Ahnung, wann und ob sie in nächster Zeit auf ein Dorf treffen würden, in dem man die benötigten Waren kaufen konnte. Kurz musste sie hart schlucken, als sie sich bewusst wurde, was das bedeutete. Sie würde Sesshoumaru um einen Gefallen bitten müssen, schon wieder. Und das erst so kurz nachdem er ihr das Leben gerettet und sie sogar zu einer Miko gebracht hatte. Das waren eindeutig noch schlechtere Aussichten wie sie fand.

In diesem Augenblick war sie an einer Stelle des Flusses angelangt, wo ihr das Wasser bis zur Hüfte ging. Wie um ihre eigenen Gedanken zum Schweigen zu bringen tauchte Akiko einmal unter, betrachtete fast selbstvergessen den steinigen Boden des klaren Gewässers, wobei sie sich erneut daran machte, ihre Haare zu entknoten. Nahezu widerstandslos glitten ihre Finger durch das pechschwarze Haar, entfernten kleinere Äste und sich langsam lockernde Knoten. Sanft strich die träge Strömung des Gewässers über ihre Haut, lud sie dazu ein, sich treiben zu lassen, ihre Sorgen und Ängste zu vergessen.

Für einen kurzen Moment war Akiko eins mit sich und der Welt. Sie spürte die Energie um sich herum, genauso wie sie das Leben in sich selbst spürte, doch beides schien ihr mit einem Mal seltsam entrückt zu sein. Es war alles scheinbar so weit weg und doch hatte sie nicht das geringste Bedürfnis, danach zu greifen. Doch das alles nahm Akiko nur für einen kurzen Augenblick wahr, dann rissen ihre nach Luft verlangenden Lungen sie wieder zurück in die Wirklichkeit. Tief einatmend tauchte sie wieder auf, strich sich ihr Haar aus dem Gesicht, während sie kurz blinzelte, um das Wasser aus ihren Augen zu vertreiben.

Ein fast verlegen klingendes Räuspern ließ sie herumfahren. Erschrocken ließ sie ihre Beine unter sich wegknicken, bis sie so weit im Wasser verschwunden war, dass nur noch ihr Kopf hervorblickte. Leider wurde ihr erst jetzt bewusst, dass so etwas bei dem klaren Wasser des Flusses kaum von Nutzen sein würde. Unwillkürlich schoss ihr das Blut ins Gesicht.

“Verschwinde!”, fauchte sie den kleinen, unter seiner grünen Haut rot angelaufenen Youkai, der am Flussufer stand, wütend an.

“Wir brechen bald auf. Du solltest dich beeilen.” In diesem Augenblick hätte Akiko Jaken am liebsten etwas möglichst schweres gegen den Kopf geworfen nur leider hatte sie gerade nichts außer den kleinen Kieseln des Flussgrundes zur Hand…. Außerdem würde sie den Anderen geradezu zum Bleiben provozieren, wenn sie jetzt etwas nach ihm warf. Also kontrollierte sie ihren Impuls mühsam und begnügte sich stattdessen damit, Jaken mordlustige Blicke entgegen zuwerfen. Zu ihrer Beruhigung machte sich der kleine Dämon auch ziemlich schnell wieder aus dem Staub, nachdem er seine Botschaft abgeliefert hatte. Wahrscheinlich war ihm das Ganze auch etwas peinlich gewesen. Wenigstens etwas.

Dennoch vergewisserte die Schwarzhaarige sich zunächst gewissenhaft ob nun wirklich niemand mehr in der Nähe war, bevor sie aus dem Wasser watete. Keine zehn Minuten später war sie auch schon wieder auf dem Rückweg zum Lager, wobei sie sich mit einem ziemlich schäbig wirkenden Kamm die Haare von noch übrig gebliebenen Knoten befreite. Immerhin war schon ihr Kimono ziemlich mitgenommen, da konnte sie wenigstens versuchen ihr restliches Aussehen etwas auf Vordermann zu bringen. Sie wollte schließlich nicht wie eine heimatlose, mittellose Frau ohne Familie durch die Gegend irren. Bei diesem Gedanken hielt sie inne. Eine heimat- und mittellose Frau… war es nicht genau das, was sie war? Eine Person, über die man nur hinter vorgehaltener Hand sprach? Jemand, der auf die Gnade und das Mitleid Fremder angewiesen war? Jemand, der man einen mitfühlenden Blick hinterher warf, wenn sie ging? Kurz musste sie hart schlucken. Ja, sie war heimatlos. Ja, sie war mittellos und dennoch konnte sie sich selbst nicht mit diesen abgemagerten Frauen vergleichen, die man manchmal traf. Zumindest war sie nicht allein… oder glaubte es zumindest nicht zu sein. Schließlich waren da noch Rin, Jaken, Ah-Uhn und Sesshoumaru…. Sekundenlang hielt sie inne. Warum war sie eigentlich bei der Gruppe? Warum hatte sie sich ihnen angeschlossen? Die Antwort darauf war einfach: Weil sie geglaubt hatte, der weißhaarige Dämon würde ihr dabei helfen zu lernen, ihre Waffe zu kontrollieren. Aus dem Augenwinkel blickte die Schwarzhaarige zu der eigenwilligen Klinge an ihrer Seite. Seit sie bei der Gruppe war hatte das Schwert zumindest nicht mehr versucht, die Kontrolle über sie zu gewinnen. Immerhin etwas. Selbst bei ihrem Kampf gegen den lilahaarigen hatte es ihr nicht seinen Willen aufgezwungen. Es hatte zwar auch nicht genau das gemacht, was sie wollte, aber wenigstens hatte es sich grob an das gehalten, worum es wirklich gegangen war. Woran das wohl gelegen hatte? Sie wusste es nicht, aber bisher hatte sich ihr Umgang mit dem Schwert nur verbessert, auch, wenn sie den Grund dafür nicht kannte. Also lohnte es sich für sie noch, bei der Gruppe des Weißhaarigen zu bleiben. Sie war keine ziellose dreiviertel Dämonin, die anderen nur deswegen folgte, um nicht allein sein zu müssen! Sie war praktisch in der Lehrzeit, auch, wenn sie nicht wusste, ob es so etwas überhaupt bei Youkai gab. Nun, aber eigentlich war das jetzt auch unwichtig, oder?

Sobald sie wieder bei Kräften war, würde sie Sesshoumaru darum bitten, ihr den Umgang mit dem Schwert beizubringen. Und dann könnte sie versuchen herauszufinden, wer genau ihr Vater gewesen war und was es mit diesem Erbe auf sich hatte, von dem der lilahaarige Dämon geredet hatte. Sie musste nur darauf achten, ihr Ziel nicht aus den Augen zu verlieren, denn zum ersten Mal seit langem hatte sie ein solches.

Als sie beim Lager ankam, waren alle anderen bereits aufbruchsbereit. Rin redete scheinbar angestrengt auf Jaken ein, der ihrem eigenen Blick gewissenhaft auswich. Neben den beiden stand der zweiköpfige Reitdrache, vor dem Sesshoumaru stand und sie aus kühlen, goldenen Augen betrachtete. Kaum war sie an Ah-Uhns Seite angekommen ging der Weißhaarige auch schon los und die anderen drei folgten ihm prompt, als wäre es nur das gewesen, auf das sie gewartet hätten. Seufzend ging auch die Schwarzhaarige weiter, wobei sich langsam wieder ein Humpeln in ihrem Gang bemerkbar machte. Dank ihrer, wie sie mittlerweile wusste, unmenschlichen Selbstheilungskräfte konnte sie ihr verletztes Bein zwar schon wieder belasten, aber längere Strecken zu laufen war da noch etwas anderes….
 


 

Langsam neigte sich die Sonne wieder dem Horizont entgegen. Das warme Licht des Abends spiegelte sich in zwei braunen, abwesend wirkenden Augen einer Miko wieder, die vor ihrer Hütte saß. Die Priesterin trug nur einen recht lockeren Kimono unter dem feste Verbände verborgen waren.

Als diese seltsame Dämonin in ihrer Hütte wütend geworden und sie durch die Gegend geschleudert hatte, hatte sie sich ein paar Prellungen und eine leichte Verbrennung zugezogen, als sie auf die noch dampfende Feuerstelle gefallen war. Die Wunden waren zwar nicht allzu schlimm, dafür aber recht schmerzhaft. In diesem Zustand könnte sie nie ihren normalen Arbeiten nachgehen. Wie sollte sie sich schon um einen verletzten kümmern, wenn sie selbst verwundet war und ihr fast jede Bewegung schmerzte? Dennoch wusste sie, dass sie noch Glück gehabt hatte. Diese schwarzhaarige Youkai hätte sie auch ganz leicht töten können. Sie selbst hatte die Andere immerhin um Längen unterschätzt. Wie hatte ihr das passieren können? In einem Moment hielt sie diese schwarzhaarige noch für eine vergleichsweise schwache Gegnerin und im nächsten wurde sie fast von der Aura der anderen erdrückt. So etwas war ihr noch nie passiert. Bisher hatte sie wenigstens immer wahrnehmen können, wenn ein Youkai in ihrer Nähe seine Aura unterdrückt hatte. Sie hatte zwar nie sagen können, wie viel Youki ihr genau verborgen blieb, aber das es etwas gab, was sie nicht spüren konnte, hatte sie zumindest immer gewusst. Wieso nun nicht? Was war bei der Schwarzhaarigen anders? Und wieso hatte diese Dämonin sie nicht getötet? Sie hätte doch die Gelegenheit dazu gehabt… Oder sah sie in ihr keine Gegnerin, um die man sich Gedanken machen musste?

Sie wusste es nicht, aber eins wusste sie ganz genau: Diese Youkai sollte sie nicht zum letzten Mal gesehen haben. Schließlich war da noch immer dieses junge Menschenmädchen. Sie konnte sich einfach nicht vorstellen, dass Rin freiwillig bei Dämonen blieb. Dafür war das Mädchen viel zu lebendig, viel zu freundlich und zu hilfsbereit. Sie musste der Kleinen helfen, bevor es für sie zu spät für sie sein würde.

In diesem Augenblick schreckte sie aus ihren Gedanken auf, als sie eine Dämonenaura ganz in ihrer Nähe aufflackern spürte. Instinktiv griff sie nach ihrem Bogen und legte einen Pfeil an die Sehne, wobei sie sich langsam erhob.

In diesem Augenblick war der Youkai schon bei ihr. Überrascht hielt die Miko inne. Der Andere sah allerhöchstens aus wie ein Jugendlicher. Seine großen, grauen Augen betrachteten sie neugierig, während sein recht kurzes, ihm verwegen ins Gesicht fallende Haar in der warmen Abendsonne kupfergleich schimmerte. Er trug die gleiche Kleidung, die auch ein ganz normaler Dorfjunge getragen hätte, mit der einzigen Ausnahme, dass die Seine nicht allzu dreckig wirkte. Wahrscheinlich war es sein gesamtes Erscheinungsbild, was die Miko nun hellhörig werden ließ, als der Dämon zum Sprechen ansetzte.

“Ich wurde geschickt um dir ein Angebot zu unterbreiten, menschliche Priesterin.”
 

Mit einem unterdrückten Schmerzenslaut ließ Akiko sich an einem dicken Baumstamm nieder. Sie waren den ganzen Tag fast Pausenlos durchgewandert. Ihr verletztes Bein zitterte vor Anstrengung. Sie wusste nicht, ob sie das noch viel länger durchgehalten hätte. Zu allem Überfluss färbte sich der Stoff ihres ohnehin schon mitgenommenen Kimonos nun an der verwundeten Stelle dunkelrot. Wahrscheinlich war der schützende Schorf dort aufgeplatzt. Fast war sie versucht, nachzusehen, doch ohne sich etwas vom Lager zu entfernen könnte sie das niemals tun. Das Rin anwesend war und sie nun mit sorgenvollem Blick betrachtete hätte sie zwar nicht davon abgehalten, ihren Kimono soweit zu lockern, dass sie sich ihren Oberschenkel angucken konnte, aber die Tatsache, dass sowohl Jaken als auch Sesshoumaru da waren tat es sehr wohl. Kurz warf sie dem weißhaarigen Youkai, der sich am Rande des Lagers aufhielt, einen Blick zu. Sie hatte es den ganzen Tag über vermieden, auch nur in seine Nähe zu kommen. Solange sie ihm nicht zu nahe kam, konnte sie nicht mit ihm sprechen und wenn sie nicht mit ihm sprechen konnte, dann konnte sie ihn auch um keinen Gefallen bitten. Sie wusste, es war kindisch und auch verdammt unvernünftig, denn immerhin brauchte sie mittlerweile einen neuen Kimono, aber ihr Stolz hielt sie dennoch davon ab, um etwas zu bitten.

Sesshoumaru hatte ihr das Leben gerettet, mehr als nur einmal, sie stand ohnehin schon tief in seiner Schuld, aber irgendwie hatte sich in ihrem Kopf der Irrglaube festgesetzt, dass sie ihm nicht verpflichtet war, solange sie ihn um nichts gebeten hatte. Aber wie gesagt: Das war wahrscheinlich nur ein kindischer Irrglaube, nichts weiter. Mit diesem Gedanken wandte sie sich wieder von dem weißhaarigen ab, ehe sie die Augen, in dem Versuch sich zu entspannen, schloss.
 

Prüfend betrachtete Sesshoumaru die Schwarzhaarige. Sie hatte sich kein einziges Mal beschwert, als sie den ganzen Tag unterwegs gewesen waren. Er wusste dabei nicht, was ihn mehr verwunderte: die einfache Tatsache, dass sie geschwiegen hatte oder dass sie überhaupt so lange durchgehalten hatte. Immerhin hatte er ihre Erschöpfung, ihren viel zu schnellen Herzschlag und zuletzt auch das Blut ihrer anscheinend wieder aufgeplatzten Wunde bemerkt. Wahrscheinlich war es letzteres, was ihn dazu bewegt hatte, jetzt schon ein Lager aufschlagen zu lassen, obwohl das Licht des Tages noch lange nicht verblasst war. Kurz wanderte sein Blick zu der Stelle, wo das frische Blut den Stoff von Akikos Kimono dunkelrot färbte. Hatte diese Hanyou nicht vor, sich um ihre Wunde zu kümmern oder war sie zu erschöpft dafür? Sie sollte doch mittlerweile bemerkt haben, dass ihre Verletzungen nicht in der Geschwindigkeit der eines Dämons heilten. Obwohl es mittlerweile gut zwei Tage her war, dass sie verwundet worden war, hatte sich ihr Körper noch nicht ganz von den Strapazen des Kampfes erholt. Das beste Anzeichen dafür war das Blut, das scheinbar noch immer aus der Wunde floss. Kurz verengten sich die Augen des Dämons. Selbst eine Hanyou sollte es mittlerweile geschafft haben, sich lange genug auf ihre eigene Heilung zu konzentrieren, um ihre Wunden wenigstens vorläufig schließen zu können. Oder wusste die Schwarzhaarige nicht, wie sie so etwas tun konnte? Wenn er es sich recht überlegte, dann hatte sie bisher nicht den Anschein erweckt, als könne sie ihre eigene Energie richtig einsetzten geschweige denn kontrollieren.

Eine Weile lang regte der Weißhaarige sich nicht, dann ging er zu der am Boden hockenden Hanyou hinüber.
 

Irritiert schlug Akiko ihre Augen auf, als sie spürte, wie Sesshoumaru sich näherte.

“Komm mit.”, war das Einzige, was der Weißhaarige sagte, ehe er einfach an ihr vorbei schritt, sich von den anderen und dem Lager entfernend. Sekundenbruchteile zögerte die Schwarzhaarige, dann erhob sie sich mit einem leisen Schmerzenslaut und humpelte dem Dämon hinterher. Was könnte er jetzt noch von ihr wollen?
 


 

“Du willst mir ein Angebot unterbreiten, Dämonenjunge?”, misstrauisch betrachtete die Miko ihren Gegenüber, der aus unschuldig wirkenden Augen zurückstarrte.

“Genau!”, erklärte er eifrig. “Ich habe gehört, ihr hättet Ärger mit einer schwarzhaarigen Dämonin gehabt?”

Ein kalter Ausdruck legte sich über das Gesicht der Priesterin.

“Woher weist du das, Youkai?”, fragte sie langsam, wobei sie ihren Bogen spannte, die Spitze des Pfeils auf den Jugendlichen zeigen ließ.

“Ein Dorfbewohner erzählte es mir.”, erklärte der Junge mit kupferfarbenem Haar ohne zu zögern, ignorierte die auf ihn gerichtete Pfeilspitze scheinbar völlig. “Mein Herr liegt auch im Zwist mit dieser Youkai namens Akiko. Er will Euch Hilfe anbieten, falls ihr Euch dazu entscheiden solltet, sie zu jagen.”

“Ich nehme nicht die Hilfe eines Dämons an, Kleiner. Sag das deinem Herrn.”, erwiderte die Miko ruhig.

“Aber das tut ihr doch gerade schon, Priesterin!”, entrüstete sich der jugendliche scheinbar ernsthaft aufgebracht sofort.

“Was?!”, für einen Augenblick irritiert ließ die ca. 30-jährige ihren Bogen sinken.

“Wundert Ihr Euch denn gar nicht darüber, dass ihr plötzlich keinen Schmerz mehr spürt? Das ist meine ganz spezielle Gabe!”, stolz plusterte sich der noch junge Dämon, bevor er mit leuchtenden Augen weiter sprach. “Ich kann den Leuten in meiner Umgebung ihren Schmerz nehmen! Und wenn ihre Wunden nicht tief sind, kann ich sie sogar heilen. Eure Wunden habe ich geheilt!”

Nachdenklich betrachtete die Miko ihren Gegenüber, während sie mit einer Hand prüfend über einen ihrer Verbände fingerte. Es stimmte. Sie spürte keinen Schmerz mehr. Aber das hieß nicht zwangsläufig, dass ihre Wunden auch geheilt waren. Sie wusste, dass sich einige Dämonen darauf verstanden, die Sinne von anderen zu täuschen, sie in ihren Illusionen gefangen zu halten. Unterlag auch sie gerade einer Illusion, einer Täuschung, die sie glauben machen ließ, dass dieser scheinbar junge Dämon vor ihr ein Freund war? Möglich. Aber wenn dem nicht so war, wenn er die Wahrheit sprach….

“Wie heißt du?”, wollte sie äußerlich ruhig wissen.

“Mein Name ist Jiro.”

“Nun gut Jiro, verlasse dieses Dorf und komm nicht vor den ersten Sonnenstrahlen morgen früh wieder. Erst dann werde ich dir nämlich sagen, ob ich das Angebot deines Herrn annehmen werde.”

Mit einer leichten Verbeugung drehte der junge Dämon sich daraufhin um und verschwand.

Kurz blickte die Miko ihm noch hinterher, bevor sie sich in ihre Hütte begab. Wenn es stimmte, was der junge Youkai sagte, dann würden ihre Wunden nicht zu sehen sein, wenn sie gleich nach ihnen sah. Sie konnte nur hoffen, dass der Andere nicht in der Lage wäre, ihre Sinne noch dann zu täuschen, wenn er außerhalb der Dorfgrenze war.
 

“Du weist dein Youki nicht zu kontrollieren?”, das war mehr eine Feststellung als eine Frage, wie Akiko fand. Dennoch nickte sie, während sie den kalten Blick Sesshoumarus erwiderte. Aus irgendeinem Grund machte sie der Ausdruck in seinen goldenen Iriden nervös. Schnell versuchte sie dieses Gefühl wieder abzuschütteln. Sie war jedoch nicht allzu erfolgreich, denn in diesem Augenblick stand der Weißhaarige auch schon direkt vor ihr, legte eine Hand auf ihre Schulter und drückte sie nach unten. Da Akiko sowieso noch nicht wieder allzu sicher auf ihren Beinen war knickten diese auch sogleich unter ihr ein und sie fiel mit einem leicht überraschten Aufschrei auf den Hintern. Nur ihr guter Gleichgewichtssinn verhinderte es, dass sie auch noch hintenüber kippte.

Wütend starrte die Schwarzhaarige zu Sesshoumaru, der scheinbar Seelenruhig vor ihr stand.

“Wie wäre es mit einem einfachen: Setz dich?”, giftete sie wütend, machte jedoch nicht allzu viele Anstalten, wieder aufzustehen. Aus der Wunde an ihrem Bein floss immer noch etwas Blut, auch, wenn es mittlerweile wieder weniger geworden war.

“Du solltest lernen, dein Youki zu kontrollieren.” Die Stimme des weißhaarigen Dämons klang ruhig wie immer.

“Ach ja? Und wie genau soll ich das deiner Meinung nach anstellen?”

Kurz verengte Sesshoumaru seine Augen, als er ihrer Anrede gewahr wurde, ging jedoch nicht darauf ein.

“Konzentrier dich.”, war das einzige, was er auf ihre Frage erwiderte. “Und komm erst wieder, wenn deine Wunden nicht mehr bei der geringsten Belastung aufbrechen.” Mit diesen Worten drehte sich der Weißhaarige um und verschwand. Leicht fassungslos blickte Akiko ihm hinterher. Das konnte Sesshoumaru doch unmöglich ernst gemeint haben, oder?
 

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Hier ist das Kap auch schon zu Ende^^

Ich hoff, es hat euch gefallen. Wer so lieb ist und mir n Kommi dalässt kriegt wieder ne ENS, wenn ich’s nächste Kap on stelle^^

Bye,

_Corchen_



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Kommentare zu diesem Kapitel (5)

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Von: abgemeldet
2008-10-20T19:19:33+00:00 20.10.2008 21:19
ehm doch akiko, das meint er ernst^^
und diese miko (hat die eigentlich auch n namen) wird doch sowieso verlieren, entweder wird sesshy sie killen, weil sie ihm rin wegnehmen will oder akiko sorgt dafür, dass sie erst ma ned wieder aufstehen wird
schreib schnell weiter, ja?

lg^^/
arkansaw
Von:  dilba
2008-10-20T14:43:12+00:00 20.10.2008 16:43
Hahaha Ich frag mich wie lange Akiko brauchen wird bis sie herraus findet, wie sie ihre Verletzungen heilt.. Sesshi hilft ihr ja nicht. Was soll diese konzentrier dich??? Also wirklich, er könnte ihr einwenig mehr erklären was sie zu tun hat oder??
Naja, Sesshoumaru eben :)
Hoffen wir doch dass sie in diesen 1,5 monaten herraus findet, wer sie wirklich ist.
lg
dilba
Von: abgemeldet
2008-10-16T20:50:22+00:00 16.10.2008 22:50
Ohje arme Akiko.
Zuerst darf sie ziemlich lange mit einem verletzten Bein durch die gegend wandern/humpeln und dann 'befiehlt' ihr Sessy ja auch das sie erst zurück zu ihnen kommen soll wenn sie ihre Wunden etwas geheilt hatte.
Nur dumm, dass Akiko keine Ahnung hat wie sie sich selber heilen soll geschweige den ihr eigenes Yokai zu kontrollieren >.<.
Aber trotzdem ist es ziemlich süß von Sessy, dass er für sie viel früher eine Pause macht und sogar erstaund über ihr durch halte vermögen ist.
Sonst macht sich Sess doch auch keine gedanken über irgendwen X3, aber bei Akiko macht der eine ausnahme >///<.
Nur macht mir die Miko und Jiro sorgen.
Ich hoffe doch das Akiko schnell heraus findet was ihr Erbe ist und WER ihr Vater ist.
Aber ich glaube er ist aufjedenfall irgend ein großer Fürst oder so, immerhin hat er ja auch etwas zu vererben XD.
Also ich bin sehr gespannt und hoffe Akiko kommt bald hinter ihre Vergangenheit.
Hoffe du schreibst schnell weiter.

LG Mira ^^
Von:  Somi
2008-10-13T16:32:17+00:00 13.10.2008 18:32
klasse kapi
aber sessy erklärung is echt klasse.... -.-
hoffe du schreibst schnell weiter
freu mich schon darauf weiter zu lesen *mega mega freu*
mach weiter so *anfeuer*
bye *knuddel*

Somi
Von:  Tigerin
2008-10-13T15:28:37+00:00 13.10.2008 17:28
Na toll... da denkt man doch mal Sess wäre wenigstens so "nett" etwas mehr als "Konzentrier dich" als Erklärung zu geben.. aber nein. Der Herr "Ich-bin-ein-Eisblock-und-helfe-nichts-und-niemanden" ist sich für eine ordentliche Erklärung mal wieder zu fein..^^"
Hm.. und die Miko... naja. Akiko hat sie schon einmal besiegt. Und bis die bei ihnen angekommen ist, hat sie sich hoffentlich schon soweit erholt, dass sie ihr nochmal zeigen kann, wer stärker ist.
Wegen, wer ihr Vater war, sollte sie wohl auch mal Sess fragen.. das wäre wohl am Einfachsten... wenn er so bekannt war, müsste Sess ihn ja kennen.
Ich freu mich aufs nächste Kapitel.

Bye Tigerin


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