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Arkane

Der Weg des Magiers
von

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Ein Anfang

Die Sonne erhob sich schweigend wie ein Wachturm über die Dächer von Halmenos.

Die Stadt war in ein winterliches Kleid gehaucht und rund auf den Dächern hatte sich eine dicke, weiße Schicht aufgestapelt. Beinahe hätte man vermuten können, dass der Gott des Schnees sich wieder zu Wort gemeldet hatte und es wäre auch sicherlich nichts ungewöhnliches gewesen, wenn man als Bürger nicht gewusst hätte, dass es eigentlich Sommer sein müsste.

Bereits seit mehreren Wochen war das Wetter im ganzen Umkreis des Herzlandes außer Kontrolle und die Menschen wurden langsam unruhig, weil sich selbst die Magier, die höchsten Bediensteten der bekannten Welt, nicht zu helfen wussten.

Vor einigen Tagen hatte der Erzmagier Kaliban versucht, das Wetter zu normalisieren, aber Pustekuchen!

Das einzige, was von diesem Versuch übrig blieb, war ein geschwärztes Erzmagiergesicht und eine explodierte Bibliothek. Bäcker Redel hatte sich schon köstlich in der Schänke über die Herren in den Nachthemden, wie er die Roben der Magier betitelte, geäußert und stellenweise Szenenapplaus erhalten. Selbst der Wirt, ein gruseliger, alter Herr mit Ziegenbart, hatte grölend gelacht, während sich die Frauen und Männer die Kante gaben. Aber wenn man von dem Faktum des Magierhasses einmal absah, war Halmenos doch ein recht schönes Städtchen.

Sie besaß eine, nun nicht mehr ganz so gut eingerichtete, Bibliothek, welche sich über mehrere Häuserblocks erstreckte und früher einmal jedes Bücherwürmerherz besänftigen konnte mit ihrer Fülle an gelagerter Weisheit.

Nun beschränkte sich diese Weisheit leider auf ein paar verkokelte Seiten und ein wenig Druckerschwärze an den zertrümmerten Überresten von Jahrtausenden.

Des weiteren, gar nicht so weit entfernt vom großen Marktplatz, befand sich das Richthaus. Heute würde man sagen, dort residierten der Erzkanzler und Erzmagier von Halmenos und berieten mutig und barmherzig über die Schicksale der Menschen und die Geschicke der Stadt. Fakt war jedoch, dass sie eben dies genau nicht taten!

Meistens beschränkten sich die Tätigkeiten des Beraterstabs darin, sich gegenseitig im Kartenspiel zu betrügen und sich die erlesenste Auswahl an Schimpfworten an den Kopf zu donnern, sodass man meinen konnte, ein Chor aus Zwergentrommeln würde sich über Norden her nähern.

So saßen nun die beiden Gestalten in ihren überaus großen (und hässlichen, wie die Haushälterin Susanna meint) Chintzsesseln und starrten sich über den Rand ihrer Teebecher an.

"Was gedenkt Ihr gegen diesen Wetterumbruch zu tun, Magier?", fragte der Erzkanzler Radion.

Radion war ein weiser Mann von recht altem Gehabe. Die Falten seines Gesichtes waren noch nicht so tief, wie es sich für einen Mann von vierzig Frühlingen gehörte, aber das würde sich wohl in den nächsten Jahren geben, wenn man den Propheten des Heiligen Brandan glauben mochte.

Das dunkelbraune Haar des Kanzlers war adrett nach hinten gebunden und er hatte Ähnlichkeit mit Susanna, die ihre Haare nur noch zu einem Knoten band. Wie hatte schon Bäcker Redel gesagt?! Faulheit siegt!

"Nun...", begann Erzmagier Kaliban und versuchte dabei, seine komplette Ahnungslosigkeit hinter einer Maske von Kompetenz zu verstecken. "Ich denke, ich werde noch einmal versuchen, meine Bücher um Rat zu fragen! Ich kenne zumindest keinen funktionierenden Wetterzauber!"

"Solche Worte von einem Magier...", giftete Radion. "Solltet nicht gerade Ihr wissen, was nun zu tun ist, oder woher zumindest dieser Umschwung kommt? Ihr bildet euch Tag für Tag in eurer Gilde und was kommt dabei heraus? Weniger als nichts!"

"Ein hartes Urteil, das Ihr dort sprecht, mein Kanzler!"

Kaliban kippte sich ein wenig von dem blassen Alkohol in seinen Tee.

Der Kanzler hatte dies natürlich nicht sehen sollen. Es war schon Schande genug, dass er als Erzmagier nicht wusste, was er machen sollte.

Da kam eine Alkoholsucht nun auch nicht besser an, dachte er sich und konzentrierte sich wieder auf seinen Vorgesetzten.

"Hart, aber gerecht!", sagte Radion und kippte ebenfalls ein wenig blassen Alkohols in seinen Tee, als Erzmagier Kaliban sich einem Bild im Zimmer zuwandte, welches Gro-Grunak, den Schrecklichen zeigte.

Gro-Grunak war berüchtigt für seine Dummheit und Brutalität gewesen, bis ihn schließlich sein eigenes Eheweib mit einer Bratpfanne niederstreckte. Angeblich starb er an einem Metallsplitter, der sich in seine Manneskraft gebohrt hatte. Als der große Gro-Grunak versuchte, sich selbst operativ von diesem Geschoss zu befreien, habe er wohl das falsche Werkzeug ausgewählt und begonnen, sich mit einem Messer, der Marke Jagdschneide, im Unterleib herumzustochern.

Somit bleibt die wahre Geschichte seines Todes eine Legende und der große Trollkönig wurde für geisteskrank erklärt!

Beide sahen sich nun eine Weile schweigend an, ehe die Diskussion erneut ausbrach.

Aber das soll jetzt nicht Blickpunkt sein.

Wichtiger ist eher die Tatsache, dass ein Neuling in die Stadt gekommen war. Vor drei Tagen verschlug es einen jungen Mann in die einsamen Berge von Halmenos und des Herzlandes, um sich dem Studium der Magie zu widmen und einigen mysteriösen Gerüchten über die Haltung von weiblichen Wesen in Bordellen nachzugehen. Dieser Junge, der nun den Hauptteil dieser Geschichte einnehmen wird, ihn wollen wir Vincent nennen.

Vincent R. Kane wurde vor zwanzig Frühlingen in einem einsamen Dorf am Rande des Herzlandes geboren und war seitdem nicht gerade ein Musterschüler, was Lesen und Schreiben anbelangte. Aber alle anderen Tätigkeitsfelder lagen ihm.

Der Nachteil an diesem Talent oder Unvermögen war, dass jene Felder, die ihm lagen, nicht benotet werden konnten, da er niemals schriftliche oder mündliche Erzeugnisse hinterließ, sondern stets darauf bedacht war, nur praktische Übungen zu absolvieren.

Dies war auch der Grund gewesen, weshalb man ihn schließlich freundlich, aber dennoch bestimmt, der hohen Schule für Magie verwiesen hatte und warum er nun den Weg in die Einöde antrat, um seine Fähigkeiten zu verbessern.

Unsere Geschichte beginnt einige Jahre später, nachdem ihn die Magiergilde bereits aufgenommen hatte.

Natürlich nicht ohne ihm vorher eine sanfte und faire Beurteilung zukommen zu lassen (der Erzmagier meinte, wenn Vincent nicht sofort lernen würde, zu lesen, würde er höchstpersönlich den Schmerz Gro-Grunaks nachvollziehen können!).
 

So lasst uns nun beginnen mit der Erzählung des jungen Vincent, der sich aufmachte, das Unglaubliche zu finden! (Und damit meine ich nicht das Badezimmer!)
 

© by Charon777

Ein Narr geht auf die Reise

BOMM! BAMM! SCHEPPER!

Die gesamte Lehrstube wackelte und der Putz rieselte in kleinen Fällen von den Dachbalken herunter.

Vincent hatte zum Glück rechtzeitig den Kopf eingezogen und seine Lehrbücher gerettet, damit sie nicht diesem Unglück zum Opfer fielen.

Das Ausmaß des Schadens war weit größer, als sich der junge Magier hätte träumen lassen. Die Fenster, so anmutig und von farbiger Pracht, waren mit einem Male aus dem Rahmen gesprengt worden und hatten nur einen staubigen Überrest spitzer Stacheln hinterlassen, die selbst einem Troll ein neues Muster in die Haut ritzen würden.

Sein Schreibtisch war von der Explosion in Stücke gerissen worden und Vincent fragte sich bereits, ob er nicht besser ins Zahnstochergeschäft einsteigen sollte, als der Erzmagier höchstselbst zur Tür hereinspazierte.

Gerade eben war noch ein fröhlicher Ausdruck auf seinem Gesicht gewesen, denn er hatte erstens seine Morgentoilette hinter sich gebracht und zweitens hatte er den Erzkanzler beim gestrigen Rededuell ganz schon auf die Folter gespannt, ehe er mit der Lösung des Wetterproblemes herausgerückt war.

Aber nun ruckte in dem faltigen Gesicht des Magiers kein Muskel mehr, als er sich der Zerstörung gewahr wurde, die mal wieder nur ein einziger Mensch im ganzen Land hätte verursachen können!

"VINCEEEEEEEEEENT!", dröhnte die kehlige Stimme Kalibans durch die Gänge, während der Schüler unwürdig hinter einem kaputten Stuhl hervorkroch und das Buch wie einen Schild zwischen sich und den grollenden Magier hielt.

"Ich habe dir hundert Mal, nein zweihundert Mal gesagt, dass du dieses Buch nicht anfassen sollst! Und warum, bei Gro-Grunaks heiligen Bratpfannenbeulen, widersetzt du dich mir immer noch???"

"Ich...äh..."

"Halt den Rand, Unwürdiger! Räum das auf! Ich muss in einer Stunde eine Versammlung abhalten, in der ich erläutern muss, wie dieser Wetterzauber funktioniert. Und du, vermaledeite Ausgeburt einer Hennenkopulation, hast nichts besseres zu tun, als mein Studierzimmer auf eine andere Adresse zu versetzen?!"

Kalibans Schlagader am Hals hatte sich mittlerweile in eine schnappende Kobra verwandelt, die unaufhörlich zuckte und Vincent ertappte sich, kläglicherweise, dabei, wie er versuchte, sich vorzustellen, wie diese Schlagader aus der Haut ausbrach und dem Meister schnurstracks den Kopf abriss.

Natürlich empfand er dieses Verhalten als unwürdig, aber was hatte er denn tun sollen?!

Er wusste genau, dass Meister Kaliban heute Abend versagen würde, da diesem Zauber ein entscheidender Funke fehlte: Es fehlte das Schlusswort!

Vincent hatte nur helfen wollen und ein Wort darunter geschrieben, was seiner Meinung nach, am besten dort hin passte.

Aber nie wurde auch nur eine seiner Leistungen geschätzt. Ständig motzte dieser alte Knacker herum und verlangte von ihm neue 'Heldentaten'.

Manchmal fragte er sich, warum er eigentlich Magier geworden war. Seine jetzigen Tätigkeiten beschränkten sich damit, dem Erzmagier beim An- und Auskleiden zu helfen und gegebenenfalls einmal seine Bücher zu stapeln und zu entstauben. Oh ja! Das waren wahrlich hochmagische Tätigkeiten!!!

Er schwor sich, das nächste Mal eine Schlange in das Nachtgewand des Meisters zu schmuggeln, als dieser ihn aus seinen perfiden Racheplänen zurückholte.

"Hast du das verstanden?", fragte er eindringlich.

Nein, dachte Vincent.

"Ja, habe ich!", sagte er.

Natürlich war die erste Antwort die Wahre gewesen. Er hatte, um es genau zu sagen, nicht ein Wort von dem verstanden, was der Meister zuletzt gesagt hatte. Zu sehr hatten ihn die Rachepläne eingenommen und zu wenig Verständnis haftete in seinem Gehirn, als dass er sich wahrlich Mühe gab, einen uralten Magier zu verstehen, dessen sportlichstes Erlebnis der Toilettenbesuch am Morgen und am Abend war.

Der einzige Pluspunkt, den Erzmagier Kaliban dadurch erhielt, war jener, dass sich der Erzkanzler Radion ebenfalls nicht viel nahm.

Auch für ihn waren dies sportliche Höchstleistungen und der alte Kartoffelsack bewegte sich kaum mehr als fünf Meter am Tag (man muss bedenken: Der Abort steht 2,5 Meter von ihm weg!!!).

"Gut. Ich erwarte, dass hier alles blitzt und blinkt. Ich will mich im Fußboden spiegeln können!!!"

Und noch mehr faulige Zähne begutachten?!, fragte sich Vincent und machte sich mit einem Lächeln an die Arbeit.
 

Nach einer guten halben Stunde war der Raum wieder hergerichtet.

Vincent war schon irgendwie stolz auf sich.

Ein Tischler hätte aus den paar Splittern auch keinen guten Tisch mehr hinbekommen, sagte er sich, während er das avantgardistische Objekt mit drei Beinen Marke Eigenbau betrachtete. Die Tischplatte war ein Spiegel, damit Meister Kaliban sich, wie erwünscht, spiegeln konnte.

Ob er gerne sein eigenes Gesicht sah, konnte und wollte Vincent nicht beurteilen, denn das würde voraussetzen, dass er sich eine Minute lang gedanklich mit Meister Kaliban beschäftigen müsste.

Nur leider litt unser Freund an akuter Lustlosigkeit in Bezug auf solche Themen.

"Krah!", rief der Rabe Hugin auf dem Fensterbrett.

Erst jetzt sah der junge Mann, dass er seinen geliebten Freund ebenfalls in die Explosion verwickelt hatte, denn dem Raben fehlten eindeutig ein paar Federn. Was hieß ein paar? Ein gerupftes Huhn hatte mehr Federn!!!

Hugin sah ihn mit seinen schwarzen Knopfaugen an und zitterte wie Espenlaub, ehe sich sein Herrchen erbarmte und ihm eine kleine Decke überwarf.

Im Grunde war dies keine Decke gewesen, sondern das ehemalige Schweißtuch des Meisters. Aber was machte das schon für ein Unterschied? Tiefer konnte der Rabe ohnehin nicht sinken!

"Das tut mir Leid, mein Freund! Kannst du mir verzeihen?", fragte Vincent und sprach weiter, ohne auf das energische Kopfschütteln des Raben zu achten.

"Weißt du...Ich denke, wir sollten Meister Kaliban mal gehörig eins auswischen! Ich meine: Dieser verkalkte, alte, senile, penible, blinde, schleimige...(wir überspringen die nicht jugendfreien Ausdrücke einmal)...Mann!

Er hat nichts anderes im Sinn, als mich wie ein Knecht schuften zu lassen, anstatt mir Magie beizubringen. Und diese Mumie wundert sich, warum ich andauernd sein Zimmer in die Luft jage?! Vielleicht sollte ich es besser mal mit seinem Scheißhaus versuchen!!!"

Er hatte, ohne es zu merken, immer lauter gesprochen und lief Gefahr, dass der Meister jede Sekunde zurückkam, um das Buch zu holen, welches er vollgemalt hatte.

Verdammt, dachte er bei sich und griff sich schnell die Schreibfeder.

Doch auch hier griff wieder die weiße, kalte Hand des Schicksals ein und die Feder zerbröselte zu Asche, als er sie auf das Papier des Buches aufsetzte.

"Ach, verdammte Sch..."

Die Tür flog aus den Angeln, als Meister Kaliban ohne zu Fragen einfach eintrat. Er hatte seine edelste Robe angelegt. Sie bestand aus rotem Samt und war von goldenen Ornamenten durchwirkt. Die Ärmel waren weit ausgeschnitten und kunstvoll nach oben gekrempelt.

Vermutlich war dem alten Sack erst wieder zu spät eingefallen, dass er das Buch brauchte, dachte Vincent und blickte ihn an.

Das graue, schulterlange Haar hatte er zu einem Pferdeschwanz zusammengefasst und den Bart von den Resten seines Mittagessens befreit.

"Oho...Ich beteuere dir meinen Respekt, Vincent! Es sieht wirklich besser...WAS, BEI ALLEN SIEBEN BÄRTIGEN FRAUENRÄTEN, HAST DU MIT MEINEM SPIEGEL GEMACHT???"

Sein entsetzter Blick heftete sich auf den Tisch und verharrte dort wie festgenagelt.

Der Kieferladen klappte herunter, als wolle er gleich versuchen, den Tisch zu fressen. Vielleicht hätte das auch funktioniert, wenn nicht dieser dringende Termin gewesen wäre, den er wahrzunehmen hatte.

Mit einer wütenden Miene sondergleichen fuhr er herum und fixierte seinen Schüler.

"Warte hier bis ich wiederkomme...", zischte die Schlange hinter Kalibans Lippen, die sich Zunge schimpfte.

Mit diesen Worten verschwand er stampfend aus dem Trümmerhau...äh...Studierzimmer !

"Wenn er wütend ist, ist er unerträglich, was?", fragte Vincent.

Hugin krähte als Antwort.
 

Kaliban betrat mit einem siegessicheren Lächeln den großen Platz vor dem Lehrhaus der Gilde.

Die kaiserliche Garde wartete bereits. Brav aufgereiht standen sie da in ihren Plattenpanzerrüstungen und hielten die Speere im Anschlag. In der Mitte der eigenartigen Prozession hatte man den Erzkanzler Radion drapiert, der missmutig wie immer in die Gegend starrte. In der Hand hielt er seinen berüchtigten Teebecher, der vermutlich wieder mit so viel Alkohol angereichert war, dass man nicht mehr sagen konnte, ob er sich nur ins Delirium oder gleich zu Tode saufen wollte.

"Habt Ihr endlich das Buch?", fragte Innozenz, der kaiserliche Berater.

Innozenz war ein mieser, kleiner Betrüger in Kalibans Augen, aber leider verschlagen genug gewesen, um sich zwischen die Reihen des Kanzlers zu schleichen. Mieser Verbrecher, dachte der Erzmagier und wandte sich an den Kanzler.

"Mein Kanzler! Hier ist das Buch, von dem ich berichtete. In diesem Buch hier steht der Zauberspruch, der uns alle..."

"Ach, hall' die Klabbe!", lispelte seine Trunkenheit und fuchtelte gefährlich mit den Armen umher.

"Mach libba, wofür isch disch bessahl!"

Der Erzmagier seufzte.

Radion war wirklich ein schlimmer Säufer. Noch schlimmer, als Archibald, der Trunkene. Kopfschüttelnd schlug er das Buch auf und die vielen Worte schossen ihm wie ein Wasserfall über die Lippen.

"Arshanti iba mentuli, vaskarboran nequeli shamabarn melvionoritatem kalvanas ita monsitus hurono", donnerte er und blickte danach unsicher ins Buch.

Ihm war so, als fehlte ein Wort.

Nach kurzem Suchen fand er schließlich des Rätsels Lösung und laut donnerte er auch das letzte Wort über den Platz:

"Schabrackos"

Vor aller Augen tat es einen verheißungsvollen Knall und der Rauch hüllte sie alle ein.

Die Rüstungen schepperten hier und da, als einige der Soldaten meinte, sie mussten unbedingt in der Stunde vollkommener Dunkelheit einen Kurzsprint hinlegen, damit sie möglichst schnell aus der Nebelbank kämen, aber ansonsten verhielten sich alle ziemlich ruhig.

Der Erzkanzler kippte einen weiteren Schluck seines Tee-Alkohol-Gemischs in den Hals, als sich der Rauch begann zu lichten.

Einerseits, weil erneut ein eiskalter Wind über den menschenleeren Pflasterplatz wehte und andererseits, weil sonst die Geschichte nicht mehr weiterginge und die Wartezeit unerträglich lang wäre.

Doch das Wetter hatte sich natürlich nicht verändert. Noch immer hingen dunkle Wolken über Halmenos und eisige Winde heulten in weiter Ferne. Der Brunnentänzer Rudolph fror sich noch immer den Allerwertesten beim Frühlingstanz ab, den er bereits seit achtundvierzig Stunden praktizierte (Er ist stadtweit als Fanatiker bekannt!). Und als Krönung des Ganzen setzte nun auch ein leichter Regen ein, der nicht nur die Soldaten des Kanzlers kalt erwischte.

"Wahahahahahahahaha!", grölte Radion betrunken vor sich hin. "Isch habbes gewusst! Ich habbes gewusst! Dieser ver'ammte I'iot hat nisch den leisesten Schimma, von dem, was er da brabbelt!"

Die giftigen Bemerkungen, welche Kaliban und, ungewöhnlicherweise, auch Innozenz in den Kopf kamen, behielten beide mit einer adretten Schamesröte dann doch für sich. Man sollte ja schließlich Kanzler Radion weder verärgern, noch einen weiteren Sargnagel bestellen.

Das würde der Alkohol schon besorgen, dachte der Erzmagier und blickte ungläubig auf den Platz. Leichter Hagel setzte ein.

(Was sie nicht ahnten: Auch Götter haben Sinn für Rache. Balindon, der Schneegott, hatte es sich zur Aufgabe erkoren, Kaliban die Hölle auf Erden zu verabreichen, weil dieser in jungen Jahren einmal verleugnet hatte, pornographische Anmerkungen in einer mythologischen Quelle über jenen Gott zu hinterlassen. Dieses Ereignis wird bis heute totgeschwiegen!)

Dort, inmitten von Rauchresten und leichten Hagelkörnern, die sich in die Luft gemischt hatten, stand jetzt ein wackelndes Etwas, das mit ausgestreckten Armen auf die Gruppe von Gaffern zuwankte.

"Ssombieees!", schrie Radion.

Die Folge dieses Lachausbruchs waren so ergreifend für den regierenden Erzkanzler gewesen, dass er sich gleich einen Nachschub in puncto Alkoholpegel genehmigte und den gesamten Teebecher hinunterstürzte.

Hellbrauner Gelee-Saft hing dem alten Mann im Bart und einen Moment sah sein Gesicht aus wie ein aufgeweichtes Brötchen, nachdem ein Troll hinein getreten war. Viele böse Zungen behaupteten ohnehin, dass Erzkanzler Radion auf seine alten Tage hin eine sexuelle Beziehung mit einer Trollfrau und einer Zwergin führte. Aber natürlich schenkte dem niemand Glauben in der Öffentlichkeit!

Die Garde des Kanzlers hatte sich derweil heldenmütig dem Etwas in den Weg gestellt, ehe sie erkannt hatten, dass jenes Etwas am Stock ging.

Nicht mal dieser Stock war besonders. Ein ganz normaler, fußgeschnitzter Reisigstock aus den Sümpfen von Gugelhupf.

Nicht wirklich spektakulär, dachte Innozenz, während Kaliban in seinem Buch blätterte.

"Schabrackos...Schabrackos...", murmelte er unaufhörlich, während die Seiten schon durchweichten von dem Hagelschauer.

Innozenz fuhr sich durch die Haare und rüttelte dann am Stuhl des Kanzlers.

"Mylord?!"

"Wat willste?!"

"Wollen wir uns nicht in Eure Gemächer zurückziehen, damit ihr dem wohligen Ruhen frönen könnt?"

Radion gab ein undefinierbares Grunzgeräusch von sich.

"Was hassu gesacht?"

Innozenz seufzte.

"Mylord. Ihr seid breit wie Bauer Schmierigs Scheunentor und ich denke, Ihr solltet ein paar Stunden gepflegt an der Matratze horchen!"

Das schien der Kanzler zu verstehen und nickte, nachdem er kurz zu Kaliban geschaut hatte (eigentlich war es mehr ein Schielen gewesen. Der liebe Radion hatte eindeutig die Lampe an!!!).

"Nein! Wartet...Ich weiß es. Der Zauberspruch war gefälscht! Mein Lehrling..."

"Meister Kaliban!", schaltete sich Innozenz ein. "Wenn Ihr es nicht schafft, Euren Lehrling zu erziehen, dann versucht auch bitte nicht, ihn als Ausrede für einen Fehler Eurerseits haftbar zu machen! Wir sind schließlich keine Sozialversicherung!"

(Anmerkung: Innozenz' Vater war ein gefeierter Versicherungsheld einer weltbekannten Sozialversicherung. Leider hielt der Ruhm nicht lange, als man ihn erwischte wie er Spendengelder veruntreute. Er war nicht sehr helle. Manche Leute mochten sagen: Er war dumm wie Brot! Extrem dummes Brot!)

Erzmagier Kaliban ließ sein Büchlein in den Schlamm fallen und stierte einen Moment lang auf die Garde, die eine alte Frau, eben jene Schabracke, mit ihren Speeren nieder stachen, nachdem Rudolph der Brunnentänzer ein Gedicht über die verfluchte Schabracke von Weazlemoor gehalten hatte.

Aber die Gedanken des Magiers hasteten bereits die steinenden Stufen zu seinem Studierzimmer hinauf und verprügelten Vincent nach Strich und Faden.

Er schwor, dass er keine fünf Minuten brauchen würde, um diesen kleinen Bastard grün und blau zu prügeln, sodass seine Mutter ihn nicht mehr erkennen würde!

Er brauchte zehn Minuten, um das Zimmer zu erreichen!
 

Hugin schlug glücklich mit den Flügeln.

Schwarzblaue Federn zierten den wiederhergestellten Körper des grazilen Raben und die schwarzen Knopfaugen blickten sein Herrchen an, der immer noch die Spuren seines jüngsten Magieexperiments beseitigte.

Vor zehn Minuten war der Meister abgezogen und hatte ihn alleine in diesem Haufen Staub und Schutt gelassen, damit er hier aufräumte. Nach eben diesen zehn Minuten hatte es Vincent gerade mal geschafft, sich einen Überblick über die noch bestehenden Verwüstungen zu verschaffen:

Die Fenster der Stube waren zertrümmert und ihre Scherben waren so klein, dass man sie glatt als Brotaufstrich verwenden konnte.

(Anmerkung: Shurigan der Große hatte das einst versucht. Er hat es angeblich geschafft, fünf Brote voll Glasscherben zu essen. Ergebnis dieses Experiments: Zerreißend!)

Der Lieblingsstuhl seines Meisters taugte allenfalls noch zum Abkarren der Trümmer, wenn Vincent es schaffen sollte, Räder darunter zu montieren.

Aber das handwerkliche Geschick lag ihm nicht so sehr im Blut wie seinem Bruder Innozenz.

Er fragte sich, was aus ihm geworden war. Vermutlich war er immer noch Betreiber eines kleinen Bordells in Klein-Horch-Hausen.

Seine Mutter würde sich vermutlich an ihren eigenen Unterhosen erhängen, wenn sie das erfuhr, aber was konnte er schon machen?! Er hatte fünfmal versucht, Innozenz zu einem Posten in der Regierung zu überreden, damit seine Mutter mal wieder ruhig schlafen konnte. Aber die Antwort war stets dieselbe:

"Ich arbeite erst dann in einer Regierung, wenn sie hübsche Weiber haben!"

Vincent zuckte die Schultern und machte sich daran, die Reste eines Buches aufzuklauben, dass verstreut im Raum lag.

Nach einer Weile knirschten die Holzdielen des Bodens verräterisch und von draußen Drang das Geräusch des einsetzenden Regens. Er verfluchte sich. Kaliban hatte es also auch mit seinem Ultimativzauber nicht geschafft. Verhext!

Er sammelte gerade schneller, als der Flugwind der Zephyres die Blätter auf, um danach möglichst unauffällig (und natürlich ebenso schnell!) zu verschwinden, als ihm ein kleiner Zettel in die Hand fiel.

Es war ein Privatbrief an den Meister und er hätte ihn auch nicht gelesen, wenn nicht über der Adresse das Stichwort "Paradies" gestanden hätte.

Nun...Was war an einem Paradies schon besonders?, fragte sich Vincent und begann zu lesen:
 

"Mein Lieber Kaliban!

Ich schreibe Dir aus dem entlegenden Farend und muss sagen: Das Wetter hier ist eine Pracht! Wir sieht es bei euch aus? Haha, kleiner Scherz unter Kollegen!

Zu Deiner Frage:

Ich habe, wie Du mich gebeten hast, nach jenen Büchern gesucht und ich muss Dir leider sagen, dass ich keines davon habe finden können! Die Bibliothekare sind scheinbar allesamt Mitglieder eines Zirkels, der es ihnen verbietet, jene Bücher mit solcherlei Inhalten herauszugeben!

Also habe ich beschlossen, mich im gemeinen Volk umzuhören und erfuhr, dass es angeblich eine Hexe gibt, die jedem Passanten den Weg ins Paradies verspricht. So zog ich also los, das alte Weib zu finden und fand sie auch. Am großen Vulkan von Damnhot.

Sie sagte, dass ich das Paradies problemlos erreichen könnte, wenn ich drei Prüfungen bestünde, die sie mir stellen wollte.

Stell Dir nur vor, mein Bruder: Das Paradies! Jenes Paradies, was der Gott Voldon erschuf, um seine Familienmitglieder zu empfangen. Und wir werden Zugang dazu haben!!!

Ich bin aufgeregt und voller Vorfreude, Dein Gesicht wiederzusehen!

Bis zu meiner nächsten Nachricht!
 

Dein Bruder Haltan"
 

Toll, dachte Vincent und faltete den Zettel. Diese Magier konnten wirklich den ganzen Nachmittag über vieles reden ohne viel zu sagen.

Die einzige Information, die er als verwertbar einstufte, war die Ortsbeschreibung, wo angeblich diese alte Hexe leben sollte.

Der Vulkan von Damnhot.

Jeder Mensch im ganzen Land wagte es nicht, dorthin zu gehen, weil angeblich Drachen und andere Wesen des Feuers diese Gegend komplett unter ihrer Fuchtel hatten. Es war für einen normalen Menschen schier unmöglich, dort ungesehen vorbeizuziehen, ohne sich nicht wenigstens Brandnarben einzufangen.

Wie also sollte gerade er es schaffen?!

Eine kleine Stimme flüsterte ihm einen schändlichen Gedanken in den Kopf, der ihm mehr und mehr gefiel. Sie flüsterte ihm die Feststellung, dass er ein Feigling sei und nicht wirklich begabt in Magie. Aber was würde wohl sein, wenn er erst das Paradies entdeckt hätte?!

Die Leute würden ihn bewundern und er müsste nie wieder für ehrliche Liebe bezahlen. Er würde in einem schicken Schloss wohnen und nur schöne Frauen um sich scharen, die ihm jeden verfluchten Wunsch von den Augen ablasen.

Und noch mehr...

Die Gedanken schossen ihm wie Elfenpfeile durch den Kopf und er scherte sich nicht darum, dass Hugin bereits aufgeregt mit den Flügeln schlug. Der Rabe spürte instinktiv, dass Meister Kaliban nicht mehr lange auf sich warten lassen würde, nach der Pleite mit dem Wetterzauber.

Und wenn es ein Rabe merkte, dann würde es ein Mensch hoffentlich schneller merken.

Doch weit gefehlt!

Vincent R. Kane war gerade tief versunken in seinen Gedanken und seinen Abenteuern mit Frauen und komischerweise auch mit Trollen, als die Stiefel des Erzmagiers vor der Tür erschienen. Stampfend wie ein Elefant mit Holzpantoffeln war er die Treppe hochgekommen und keuchte noch immer.

Der alte Mann war auch bescheuert! Warum legte er sich ein Studierzimmer im dritten Stock an, fragte sich Vincent und ließ den Brief schnell in sein Wams gleiten. Sollte er denken was er wollte.

Er hatte genug Zeit in Halmenos verbracht. Die drei Jahre, die er nun hier gelernt hatte, hatten sich nicht wirklich ausgezahlt. Aber immerhin hatte er ein paar Kampfzauber gelernt, die er sicher noch nützlich gebrauchen konnte. Und wenn nicht, so hatte er ein paar tolle Zirkustricks. Er würde durchkommen!

Vincent schnappte sich Hugin und sprang auf die Fensterbank des Studierzimmers, als der Magier Kaliban in die Stube hechtete.

"Vincent! Wo, zum Geier, steckst...AHA!"

Kaliban deutete auf ihn.

"Bleib stehen, alter Mann! Sonst werde ich persönlich dafür sorgen, dass der Kanzler von all deinen Machenschaften erfährt!"

Einen Moment lang stockte der Erzmagier und schien angespannt nachzudenken. Welche Machenschaften konnte der Lehrling meinen? Seine Frauengeschichten wusste ohnehin schon die ganze Stadt und auch sein angetrautes Eheweib, die sich einen Teufel um sein leibliches Wohl scherte. Es war ein hartes Leben, das Kaliban hatte führen müssen, aber er war immer stark geblieben. Niemand konnte ihm etwas vorwerfen!

Niemand!

Oder doch?!

Nach kurzer Zeit besann sich Kaliban jedoch und wollte gerade wieder verbal auf seinen Lehrling einprügeln, als er nur noch das leere Fensterbrett sah.

"Verdammt...", rief er und wandte seinen Blick dem Raum zu.

Nichts hatte sich seit seinem Verschwinden getan. Nur ein Buch lag verstreut auf dem Boden.

Das Buch hatte einen dicken, hellbraunen Ledereinband, der mit Goldlettern ausstaffiert war. Er kannte dieses Buch nur zu gut. Er hatte es sich als letztes beschafft, nachdem ihn der Brief seines Bruders Haltan erreicht hatte.

Er schlug es auf.

Die Seiten rochen angenehm nach gegerbtem Leder und nach Druckerschwärze, aber der angesprochene Brief fiel nicht, wie üblich, heraus.

Das gab dem Erzmagier zu denken.

Nach fünfzehn Minuten des Suchens, einer des Weinens und einer weiteren Minute des Wütens und wild-um-sich-Schreiens, beschloss er, herauszufinden, ob sein verfluchter Lehrling den Brief entdeckt hatte oder nicht.

Denn jener Brief enthielt nicht nur einen wichtigen Hinweis. Auch enthielt er ein Ziel, welches nicht auf einen Konkurrenzkampf ausgelegt war!
 

Von einem glücklichen Pfeifen begleitet, schlenkerten, unweit von Erzmagier Kalibans Wutausbruch, zwei Arme durch die feuchte Luft des Herzlandes.

Hugin flatterte neben Vincent auf dem Trampelpfad, den er als Reiseroute gewählt hatte.

Erstens wollte Vincent nicht auffallen. Wenn er auf den großen Straßen ging, lief er Gefahr, Bekannten seines Bruders über den Weg zu rennen und würde sich danach nur noch an einem halben Stück wiedererkennen. Wenn sie ihm denn seine Manneskraft ließen.

Und zweitens hatte sich der ehemalige Lehrling vor wenigen Tagen neue Wanderstiefel aus edlem Ziegenleder gekauft, die er bei dieser Gelegenheit ausprobieren konnte.

"Was meinst du, Hugin...Werden wir das Paradies finden?"

Er blickte den Raben an, der nun auf seiner Schulter landete und heftig den Kopf schüttelte. Was er nicht ahnte: Der Rabe traute seinem Herrchen weit weniger zu als einer Ameisenkolonie, wenn diese mal wieder gegen Menschen in den Krieg zog.

Vincent ignorierte die Tatsache des Kopfschüttelns natürlich.

"Ja, ich denke auch! Es kann nichts Schöneres geben, als mit einem guten Freund auf Reisen zu gehen, nicht wahr?"

Und gegebenenfalls wurde der Freund auch zum Mahlzeitersatz, dachte er und grinste still in sich hinein.

Vor ihnen lagen die Berge und das wunderschöne Panorama eines verregneten Herzlandes. Tropfen, so groß wie Nachttöpfe, fielen auf sie hernieder und Hugin musste bald auf die ungeliebte Schulter seines Herrchens zurückkehren, damit er nicht von einigen dieser H2O-Bomben erschlagen wurde.

Wälder umschlossen das Herzland und machten somit beinahe unpassierbar. Aber ihr Ziel befand sich nicht jenseits der Wälder.

Vincent hatte sich den Weg über den Pass im Norden ausgewählt, den man im Gemeinen nur den "Pass des Leidens" kannte.

Man nannte ihn so, weil es einfach unmenschlich war, auf diesen steilen Hang einen Karren hinaufzuziehen.

Michael der Globetrotter schaffte es angeblich, seinen Karren bis fast auf den Gipfel zu ziehen, als er jedoch einen Krampf in der rechten Pobacke als Lohn erhielt.

Das Ergebnis war sprichwörtlich plättend.

Noch heute erzählen sich die Menschen, dass man Michael dort stöhnen hören kann, aber es ist offiziell natürlich Aberglaube.
 

So begann also die Reise eines absoluten Vollidioten und Despoten in das Reich des Paradieses.

Ich wäre gemein, wenn ich euch nun verraten würde, ob er es schaffte. Oder?! Doch! Ich wäre gemein! Also lassen wir das und widmen uns dem nächsten Abschnitt der Geschichte.!
 

© by Charon777

Running Inch - Magnus, der laufende Meter

Das Wetter war mal wieder mies.

Sie waren kaum drei Stunden unterwegs und noch immer regnete es Hunde und Katzen. Widerlich.

Die Wälder hatten sich aber immerhin schon mal um sie herum gelichtet. Es stand kaum ein Baum noch auf dem Weg, der ihnen eine kalte Dusche verpassen oder auf dessen Blättern man ausrutschen konnte.

Vincent trug bereits eine Prellung von dannen, als er seinen Stiefel hochziehen wollte. Dumm, wie er war, fiel er natürlich prompt über die nächste Baumwurzel und zerriss sich sein Beinkleid. Den Rest des Weges legte er im Prinzip in einer schweinekalten Lederhose zurück, welche das Wetter natürlich so gut abblockte wie ein Stahlhelm.

Hugin hatte sich erfreut nach etwas Essbarem im Wald umgesehen und war mit einer Ladung lebender Würmer im Schnabel angekommen. Lieb, wie der Vogel war, hatte er Vincent natürlich ein paar angeboten, aber diese waren beim besten Willen ungenießbar für einen Gourmet.

Vincent sah hinauf zu den Bergen, die er in naher Zukunft zu erreichen gedachte. Was, wenn der Pass durch die anhaltenden Schneefälle vor drei Wochen nicht mehr passierbar war?

Damit würde er nicht nur einen Weg zweimal machen, sondern gleichzeitig auch auf sein Schafott zulaufen.

Denn er war sich sicher, dass Erzmagier Kaliban noch immer unter dem Rausch des Bluthochdrucks stand und vermutlich schon den Kanzler bequatschte, dass dieser Soldaten in die Himmelsrichtungen schickte, damit diese ihn, Vincent, fingen und zurückbrachten. Und das alles nur, damit Kaliban ihm mit Genehmigung den Hals herumdrehen konnte.

Aber so einfach würde er es seinem ehemaligen Lehrer nicht machen! Das schwor er sich mit einer kalten Schneedusche, als er mal wieder den Arm zu einem stummen Gruß an den Himmel hoch riss.

Hugin krähte gackernd und sehr unüblich für einen Raben und bekam dafür eine Ladung Schnee auf den Schnabel.

Blöder Vogel, dachte Vincent.

Nach einer kurzen Zeit des Wanderns und des fröhlichen Über-viele-Wurzeln-Fallens kamen sie endlich an das Ziel ihrer vorübergehenden Träume:

Vor ihnen lag der gewaltige Pass des Leidens.

Zumindest stand es so in dem billigen Reiseführer, den Vincent aus den Trümmern hatte mitgehen lassen. Die Originalfassung berichtete von einer eindrucksvollen, glatten Schlucht, die von weitem bereits durch ihren schimmernden Glanz bestach, denn die Steine waren allesamt von Diamantspuren durchwirkt.

Was letzten Endes vor ihm lag, war eine ganz normale Schlucht ohne besondere Vorkommnisse.

Die Steine waren aufgeschichtet wie bei jeder anderen Schlucht auch.

Die Steile war unmenschlich, wie sie es hatte sein sollen.

Von einem metallisch-schimmernden Glanz war rein gar nichts zu sehen. Das einzige, was ein wenig schimmerte, waren die unzähligen Blutstropfen, die sich den Weg entlang in die Höhe zogen.

Die Sonne stach über die Spitze des Passes und blendete unseren jungen Despoten, sodass er mit voller Wucht gegen einen hervorragenden Stein rannte.

(Anmerkung: Dies war bisher nur Michael dem Globetrotter gelungen, als er versucht hatte, nach seiner unsanften Ladung unter seinem Karren, den Pass erneut zu überwältigen. Jedoch war die Wucht des Aufpralls auf jenen Stein, den man fortan den "Ach-verdammte-Scheiße-Stein" nannte, durchschlagend gewesen!)

Was Vincent natürlich nicht wusste, war die Tatsache, dass sich bereits zwei flinke Wesen in die Büsche geschlagen hatten und mit neugierigen Augen jeden seiner Schritte verfolgten.

Unnötig zu erwähnen, dass sie sich nun vor Lachen kringelten, nicht wahr?

Selbst der Rabe Hugin hörte für einen Moment auf, seinen Wurm zu zerpflücken, um ein weiteres Mal aus vollem Pfropfen zu lachen.

Es klang in etwa so wie ein balzender Wellensittich mit zugeschnürter Halskrause, aber wichtig war eben nur, dass der Vogel seinen Spaß hatte.

Vincent hatte natürlich weniger Spaß, da nicht nur der Scherz auf seine Kosten ging, sondern auch die Rechnung des Arztbesuches. Denn, wenn er nicht gerade ein Vollidiot und Versager in Sachen Magie war, so blieb Vincent R. Kane doch mit Leib und Seele Hypochonder.

Er spürte bereits die ersten Hitzewallungen auf seiner Stirn und fürchtete um sein Leben, als plötzlich ein kleines Wesen vor ihn auf den Pass trat.

"Verweile dort in deinem Tun, Fremder! Der Durchgang ist dir verwehrt! Die Zwerge bewohnen diesen Pass und halten ihn!"

Was der kleine Mann mit dem Rauschebart natürlich nicht mit einbezogen hatte, war der heiße Wind, der nun über den Pass ins Tal hinunter pfiff und somit jedes Wort unhörbar machte.

Vincent blickte den Zwerg wie blöde an und schrie:

"WAS?"

Der Zwerg nahm seinen schweren Stahlhelm ab, um die Akustik zu verbessern und rief in ähnlicher Lautstärke zurück:

"Ich sagte: Du kannst es dir gewaltig von der Backe kratzen, hier durchzumarschieren wie ein randalierender Elf, weil ich dir sonst so tief in den Arsch trete, dass du mir ohne Probleme die Fußnägel abkauen kannst!!!"

Unser Lehrling hatte verstanden.

Hugin flog auf die Schulter seines Meisters und krähte zur Bekräftigung der Entschlossenheit.

Aber dummerweise passte das nicht ins Gesamtbild. Hugin wollte seine eigenen Federn retten, während Vincent in Gedanken schon wieder mit seiner inneren Stimme rang, die ihm vorwarf, ein kleines Mamakind zu sein.

Und das konnte er nicht auf sich sitzen lassen!

Er setzte einen grimmigen Blick auf und stampfte mit wilden Schritten den ummenschlich steilen Pass hinauf.

Komischerweise verlangte es ihm kaum etwas ab. Musste an der guten Kondition liegen, die er vom Weglaufen vor Meister Kaliban hatte.

Die Steine unter seinen Füßen stachen ihm unangenehm durch die dicken Fußsohlen und nach gut zweihundert Metern setzten die ersten, gemächlichen und rhythmisch einwandfreien Stöhner ein.

Mittlerweile setzte auch ein bellendes Keuchen ein, das sich später als Lachen des Zwerges herausstellen sollte.

Der gut gelaunte Bodenwuchs hatte natürlich im Gegensatz zu unserem Freund dort unten, mehr zu lachen, denn er musste sich erstens nicht mit einem schwarzem Pleitegeier auf der Schulter abkämpfen und zweitens musste er die Anhöhe nicht herauf krackseln wie ein alter Mann ohne seinen Gehstock.

Dennoch hegte der Zwerg ungemeinen Respekt dem jungen Mann gegenüber.

Er hatte das Herz eines Zwerges und das große Maul eines Drachen. Furchtbar, diese Kombination, aber auf eine makabere Art sympathisch.

Nach gut achtzehn Minuten nahmen die Stöhner ab und der Junge stand, schwer atmend und mit erhobenen Zeigefinger, vor ihm.

Der Zwerg konnte sich zwar nicht vorstellen, dass es sinnvoll war, mit erhobenem Zeigefinger durch die Gegend zu rennen, aber er akzeptierte es als kulturhistorisches Merkmal der menschlichen Rasse und reichte ihm einen Kühlstein.

"Meinen Glückwunsch, Kleiner!"

(Anmerkung: Erkennt man hier das Paradoxe an dieser obigen Aussage?!

Zwerge benutzen das Demonstrativadjektiv "Klein" für andere Rassen obwohl dieses Exemplar des Bergvolks kaum einen Meter über de Fußboden reichte!?)

"Halt...(keuch)...den...(keuch)...Mund...!", schnaufte der ehemalige Lehrling.

"Jaja...Ich weiß schon! Kaum will man euch was Gutes, wird man schon wieder zur Hölle gejagt. Meine Fresse, bist du nachtragend!"

"Nachtragend??? NACHTRAGEND???", schrie Vincent.

Seine Hände fuhren schlapp nach vorne und wollten den Zwerg wohl am Kragen packen. Leider merkte unser etwas dümmlicher Lehrling viel zu spät, dass der Kragen des Zwerges mit Dornen verziert war.

(Anmerkung: Zwerge waren die Meister der Schmiedekunst! Selbst diese unförmigen Dornen hier hatten eine gewisse Ästhetik, wenn man sich denn mit ihnen näher beschäftigte.

Das kleine Volk schaffe es, an alle Utensilien des alltäglichen Lebens irgendwelche Dinge aus Metall zu kloppen, damit sie einander schon zublinken können.

Man erzählt sich, dass so die frühen Zwergenvölker untereinander Kontakt aufnahmen, indem sie sich entgegen dem Sonnenlicht postierten und so eine Art Code entwickelten.

Dieses System scheiterte jedoch, als der große Zwergenkönig Carolan Schweißfuß II. ein anderes System erfand, welches auf Rülps- und Brechgeräuschen basierte.

Seitdem gelten die Völker als gespalten, da man die Dialekte nicht mehr untereinander versteht.)

Nach einer guten Minute gutturaler Schmerzbekundungen von Seiten unseres sympathischen Lehrlings, fing sich Vincent wieder und versuchte erneut dem Zwerg zu drohen.

"Jetzt hör mir mal ganz genau zu, du Stechpalme: Ich habe einen Weg von Stunden hinter mir, mein Meister jagt mich wie ein Besessener und ich stinke wie ein ungewaschener Iltis!

Und jetzt kommst du und versperrst mir nicht nur den Weg, sondern lachst mich auch noch aus und führst dich auf, als hättest du die Eier von Lord Mochalan III.!!!"

(Anmerkung: Jeder kennt die Geschichte des Lord Mochalan III..

Man erzählt sich, dass er so große Hoden hatte, dass man ihn glatt mit einem Ochsenpenis hätte bestücken können.

Man hätte es mal besser getan!

Mochalan war der König eines merkwürdigen Stammes gewesen, der die Größe der Geschlechtsteile zum Anlass nahm, ihren König zu ermitteln. So wurde Mochalan auch niemals König wie sein Vater und sein Urgroßvater. Denn sein Penis war im Gegensatz zu seinen Hoden...naja...wie sagt man? Knapp bemessen!)

"Hey hey...Jetzt werd' mal nicht beleidigend! Hier ist Zwergengebiet! Die Zwerge unter König...König...äh..."

"Du hast den Namen deines Königs vergessen?"

"Äh...Könnte...ich meine...unter Umständen...Vielleicht...Ziemlich...Ja!"

"Dein König wird dich kastrieren!", sagte Vincent trocken.

Hugin krähte auf seiner Schulter erneut sein keifendes Lachen. Diesmal galt es jedoch dem Zwerg.

Der Zwerg blickte auf.

"Wie ist eigentlich dein Name, Junge?", fragte er.

"Vincent. Vincent R. Kane! Und deiner?"

"Mein Name ist...äh..."

"Du jetzt ihn jetzt nicht vergessen, oder?"

Die Frage war, im Grunde genommen, vollkommen überflüssig.

Natürlich hatte der Kleine seinen Namen vergessen.

Aber es war ja nicht so, dass Zwerge sich nicht zu helfen wussten. Er zog den Stahlhandschuh aus und blickte auf eine Reihe von, fast unleserlichen, Runen, die vermutlich seinen Namen darstellten.

"Ah!", rief der Zwerg. "Ich hab ihn! Mein Name ist Magnus Amnesius der Zwanzig-vor-Fünfte!"

"Also Magnus, sonst hab ich einen Knoten in der Zunge!"

Vincent lachte und streckte seine Hand aus.

Magnus betrachtete sie erst etwas argwöhnisch, als vermute er Gift oder ähnlich gefährliche Waffen in der Hand. Wie zum Beispiel Seife oder einen Rasierer.

Jedoch ergriff er ihn nach einer kurzen Weile und schüttelte sie so energisch, dass Vincent sich vorkam, als hätte ihn ein Drache auf den Rücken genommen und würde nun an einem Staffellauf teilnehmen.

Nach kurzer Zeit ließ er ihn endlich fallen.

"Nun Winfred..."

"Vincent!"

"Wie auch immer! Was suchst du denn hier?"

Vincent zögerte.

Sollte er diesem Zwerg die wahre Geschichte ziehen oder sich lieber ein völlig sinnloses Produkt seiner weit schweifenden Fantasie aus dem Kopf ziehen?!

Zweifellos hatte die zweite Lösung den harmonischeren Unterton, aber das wollte sich Vincent in diesem Moment nicht antun.

Zumindest nicht nach einem solchen Aufstieg!

"Sagen wir es so...Ich muss zum Damnhot!"

"Der Damnhot...Niemand, der noch klaren Verstandes ist, geht zum Damnhot. Da lebt die alte..."

"Jaja...ich weiß! Die alte Hexe. Aber die ist es gerade, die ich finden muss!"

Magnus blickte ihn an, als würden ihm gleich fünf Arme aus den Seiten schießen und versuchen ihn zu erwürgen.

"Lass dir eines gesagt sein...", flüsterte er verschwörerisch.

Vincent beugte sich leicht nach vorne, um ihn besser zu hören.

Es war doch immer wieder erstaunlich, dass Wesen gab, die der Grasnarbe am nächsten standen. Früher einmal hatte sich der Lehrling sehr für Botanik und die Tierwelt interessiert, aber nach Jahren im Dienste Meister Kalibans, war dieses Interesse einfach wieder verschwunden.

So ähnlich wie Windpocken.

"Was wolltest du sagen?!", fragte Vincent.

Er wurde ungeduldig. Sein großer Zehn juckte und der Stiefel saß zu fest.

Es würde zu lange dauern, den Stiefel zu öffnen, den Zeh zu kratzen und seinen Wanderschuh danach wieder zuzuschnüren.

"Hab's vergessen..."

Seufzen.

Ein Geräusch, was er noch viele viele Male von sich geben sollte, auch wenn unser tapferer, aber leider motivationsloser Lehrling das noch nicht wissen konnte.

"Gut. Wie wär's, wenn du mich zu deinem König bringst, oder zu irgendjemandem, der weiß, wo diese verdammte Hexe lebt und wo ich sie finden kann?!"

Magnus grinste.

"Hay! Das ist Wort!"

Und so zog das ungleiche Paar los, um die Zwergenstadt Zork-Oder-So zu finden.

Lasst uns beten, dass sie es schaffen...
 

Kaliban raste vor Wut und fuchtelte bedenklich mit seinen Armen in der Luft herum.

Man konnte er meinen, er versuchte seine Kalbsbratwürstchen zu hacken oder anderen Kleinigkeiten mit puren Lufthieben den Garaus zu machen.

Aber nichts dergleichen war der Grund für den, durchaus gerechten, Zorn des Meisters.

(Anmerkung: An dieser Stelle muss gesagt werden, dass Kaliban Weißfeuer ein stadtbekannter Choleriker war. Angeblich soll er mal eine Bedienstete drei Tage und drei Nächste lang zusammen geschissen haben, ohne dabei zu atmen.

Auch wenn die meisten dies als Haarspalterei abtaten, so gab es doch einige Individuen, die ihm dieses Verhalten durchaus zutrauten.)

"Kannst du dir das vorstellen??? Da rennt dieser verfluchte, kleine Mistkerl einfach aus meinem Haus und klaut mir Privateigentum! Ich finde das ungeheuerlich!"

Innozenz saß in dem Chintzsessel des Kanzlers, während dieser seinen hoheitlichen Rausch versuchte auszuschlafen.

Natürlich war das ein genauso sinnloses Unterfangen, wie einen Elefanten zu stemmen und ihn danach durch die Wüste Kaborra zu tragen. Aber dieses Faktum behielt der gute Berater dann besser doch für sich.

Erst einmal musste er dem grauhaarigen Erzmagier das Maul stopfen, bevor er sich den wahren Geschäften widmen konnte, die in seinem Zimmer auf ihn warteten.

(Anmerkung: Und diese Geschäfte waren weitaus reizvoller als der Erzmagier, wenn ihr versteht...)

"Ungeheuerlich ist es, Erzmagier...Aber dennoch nichts ungewöhnliches. Man erzählt sich, dass ihr den Jungen chronisch schlecht behandelt habt. Eure Bedienstete meint sogar, er wäre mehr Knecht gewesen als sie."

"Er war ungehorsam!", brüllte Kaliban und kippte noch mehr seines Alkohols herunter.

Der Berater betrachtete den Becher, der vor seiner Nase auf dem runden Tisch stand. Ein ganz normaler Tonbecher mit einem normal-flüssigen Inhalt. Und weiter wäre auch sicher nichts schlimm daran gewesen, wenn nicht der Löffel, der eben noch in dem Gefäß gestanden hatte, noch da gewesen wäre.

Den Löffel suchte man vergeblich, denn er war bis auf den Grund zerschmolzen von dem starken Alkohol, den die beiden Regierenden ständig tranken.

Die müssen Mägen haben, dachte Innozenz und kippte lieber etwas von seinem schweren Rotwein, der ihm von der Bediensteten Mary gebracht wurde.

"Ob ungehorsam oder nicht, mein lieber Kaliban! Das ist noch lange kein Grund, die Armee des Kaisers hinaus zu schicken, um einen flüchtigen Lehrling zu jagen!"

Der Erzmagier ließ die Arme sinken.

"Aber...aber..."

"Nichts aber! Wenn es nichts weiteres gibt, das ihr mir zu sagen habt, dann muss ich euch leider nun verlassen und mich dringenderen Geschäften widmen, bis seine Lordschaft erwacht."

"Ich weiß, wie man das Paradies findet!"

Innozenz hielt inne und blickte kurz auf.

Sollte er den grauhaarigen, bärtigen Magier nun für verrückt halten oder für ein Genie?!

Dem Blick nach zu urteilen, mit der Kaliban ihn ansah, würde er auf das zweite oder auf Homosexualität tippen, aber das wollte er nicht weiter verfolgen.

Er schob sich eine braune Strähne aus dem Gesicht und blickte den Magier dann mit einem Lächeln an.

"Erzählt mir mehr davon, mein Freund..."
 

Die Zwergenstadt war ein Fiasko an Baustilen.

Vincent gestand dem kleinen Volk zu, dass es Stein und Metall meisterlich zu bearbeiten wusste, aber die Anordnung der Steine war in etwa dem Kunstverständnis eines Kleinkindes gleich, das seine Bauklötze zuerst nach Größe sortiert, um sie dann wild-wuchernd aufeinander zu drapieren.

Magnus hatte ihn mit Stolz durch das Haupttor, das versteckt im Felsen liegt, geführt. Ein gigantisches Steintor inmitten eines ebenso gigantischen Felsens.

Die Wachen, bewaffnet bis an die Zähne, hatten ihnen einen abschätzenden Blick zugeworfen und danach wieder stumm in eine Richtung geschaut.

Sie erinnerten ihn an die Türsteher im Bordell seines Bruders.

"Beeindruckend, nicht wahr?", fragte Magnus mit leuchtenden Augen.

"Ja...äh...Denke schon..."

Die Hauptstraße, die sich durch die ganze Stadt zog, glich einer glatten Marmorfläche.

Das Weiße war nicht mehr zu sehen. Stattdessen bestand die gesamte Stadt mehr aus Grautönen in vielen Abstufungen und Tönen.

Zu beiden Seiten der Straße standen die Häuser dicht an dicht und Seitengassen gingen spinnennetzförmig von dem Zentrum aus in alle Himmelsrichtungen.

Als Vincent nach oben blickte, sah er auch dort noch Häuser.

Scheinbar wurden sie, nachdem der Bauplatz knapp wurde, einfach oben auf die bestehenden Häuser drauf gebaut und Treppen und Wege dort oben angelegt, damit es nicht so ein Gerangel in den Treppenaufgängen gäbe.

Das ungleiche Paar ging nun eben jene geflieste Straße entlang.

Viele der Zwerge sahen sich schon zweimal um, weil sie scheinbar nicht glauben konnten, dass ein Mensch es wagte, in die Stadt unter den Steinen zu kommen.

Der Königspalast lag am Ende der Straße.

Es war das prachtvollste und zugleich auch älteste Gebäude in der ganzen Felsenstadt.

Die Türen hingen aus allen Angeln oder waren nicht mehr vorhanden. Fenster ab es hier keine, nur Löcher. Und die Wachen waren auf ihren Piken eingeschlafen, als sie die letzten steinernden Stufen hinauf stiegen.

"Aufwachen, ihr Schlafeimer!", bellte Magnus.

Die beiden Wachen zuckten zusammen und standen binnen Sekunden wieder gerade und aufrecht. Ihre Piken hielten sie im Anschlag. Zumindest einer von ihnen.

Die andere Zwergenwache war damit beschäftigt, sich im Ausdruckstanz zu betätigen, wie Vincent erst dachte.

Nach kurzer Zeit schließlich bemerkte er die Pikenspitze, die bluttriefend auf dem Boden lag.

Der Zwerg neben ihm seufzte.

"Verzeih mir, Winfred,..."

"Vincent!"

"...aber unsere Wachen sind eigentlich disziplinierter."

"Mir ist egal, wie diszipliniert eure Wachen sind. Eigentlich will ich nur euren König sehen und danach weiterziehen!"

Magnus schnaubte.

"Banause!"

Als sie in den Palast eintraten empfing sie beide laute Musik und lachende Menschen, die sich hier in der gewaltigsten Sauforgie die Kante gaben, die Vincent jemals gesehen hatte.

Gegen diesen Bierverbrauch war selbst Erzkanzler Radion noch ein Schulkind.

(Anmerkung: Das Bier der Zwerge war auch nicht wirklich stark.

Ausländer bezeichneten das Gebräu als Spülwasser und Kuhpisse. In Wirklichkeit war es ein Mix aus beiden, angereichert mit Hefe.

Es schmeckte schlimmer als die gebratenen Kuhfladen des Zwergenköchin Ann G. Brannt! Und das will schon was heißen)

An der Spitze dieser eigenwilligen Prozession saß ein dicker Zwerg in einem edlen Silberpanzer auf einem ebenso dicken und metallischem Thron.

Er pulte sich gerade seinen Krug aus dem Bartgeflecht heraus und versuchte verzweifelt, mit der Zunge die Reste dieses Spülwassers aus dem Krug zu kratzen, als Magnus am Fuß des Throns ankam.

"Magnus Amnesius! Dat isch dat noch erleben darf, dat du at widda heh küss!"

(Anmerkung: Der kluge Leser wird bemerkt haben: Ja, der König der Zwerge hat einen kölschen Akzent [Für alle Nicht-Rheinländer: Kölner Platt!])

"Ja, mein König...Ich bringe Euch..."

"Aach, hahl' di Muul! He, du Tünnes do hinge!" Er wies mit seinen Wurstfingern auf einen Diener, der sofort aufsah. "Kumm'ens erövver!"

Vincent verfluchte den Umstand, dass er den Typen nicht verstehen konnte.

Aber anhand der Bewegungen des Dieners, der nun herbei kam und demütig den Kopf senkte, konnte er sehen, dass er König scheinbar gerade dabei war, einen Befehl zu krakeelen.

Der König neigte sich nun zu und blickte sie beide an. Danach kniff er die Augen zusammen und wandte sich an den Diener:

"Pass op: Für minge Magnus jibbet a lecker Bierche! Und für de lange Schääl heh, bringste irjend 'ne Plörre!"

Der Diener nickte und verschwand.

Vincent stupste Magnus an. Der schien sich sofort wieder zu erinnern. Was durchaus ungewöhnlich war.

"Mein König...Ich möchte euch gerne Winfred von Hasen-Mümmelstein vorstellen!"

Jetzt platzte der Knoten.

Vincent stieß den Zwerg beiseite.

"Mein König!", begann er. "Mein Name ist Vincent R. Kane! Und ich ersuche Euren werten Rat bei einer dringenden Aufgabe, die mir gestellt wurd' vor vielen Monden!"

Er sah wie der König sich zu Magnus herunter beugte.

"He wör jo janz nett, wenn er net so jeschwolle schwade würd.", raunte er, sodass es Vincent sehr gut hören könnte.

Manchmal bezweifelte er die Intelligenz der Zwerge eben doch!

Einer dieser Momente war genau jetzt!

"Mein König. Wie komme ich von hier aus zum Damnhot?"

Mit einem Mal verstummte die Musik und der König spuckte Vincent sein Bier ins Gesicht.

"Das...ist...ja...widerlich!!!"

Hugin flatterte aus sicherer Entfernung um seinen Meister herum, während der Lehrling sich die Plörre aus dem Gesicht wischte.

"Du wills wohin?"

"Zum Damnhot, Sire! Ich muss die alte Hexe finden!"

Scheinbar dachte der König einen Moment lang nach.

Und komischerweise sah er dabei gar nicht mal so unintelligent aus, auch wenn die Sorgenfalten auf der runzligen Stirn schon ein wenig bescheuert aussahen, fand Vincent.

(Anmerkung: Zwerge sehen beim Nachdenken wirklich nicht besonders ästhetisch aus. Der Vergleich, den der große Chronist Omniscius anbrachte, scheint noch heute sehr gebräuchlich, weil passend:

Er schrieb, dass Zwerge aussehen wie ein Gorilla nach einem Verkehrsunfall, wenn sie nachdenken!)

"Weißte, Jung...Der Damnhot is verdammp hieß! Jelövste, dat is'n Freizeitausfluch?"

"Nein! Aber ich denke, mein Schicksal zeigt mir diesen Weg!"

Vincent war davon überzeugt, dass er die Information aus dem König herauskitzeln konnte, der sich nun wieder vorbeugte und mit seinen tiefen, braunen Augen in die Augen des Lehrlings sah.

Man brauch nicht anzumerken, dass der Mundgeruch einen ausgewachsenen Olifanten aus dem Gleichgewicht gehauen hätte, oder?!

"Weißte wat isch denk? Ich jelövv, du bes net dat, watte vorjibst zu sin!"

Der Lehrling machte ein unschuldiges Gesicht.

Der Diener kam in jenem Moment mit einem Tablett wieder und stellte es lautstark auf die Lehne des Königs.

Das Oberhaupt der Zwerge, König Klausus von Höhlen-Tropfstein, holte tief Luft und spuckte einen gekonnten Rotzbrocken in jedes Glas.

Vincents Zunge verknotete sich selbst in seinem Mund und sein Hals brachte auf einmal Würgegeräusche zutage, die er unbedingt unterdrücken musste.

(Anmerkung: Es war tatsächlich bei den Zwergen seit jeher brauch, dass der König in die Gläser seiner Gäste spuckte.

Die Zwerge hielten diesen Glauben für ganz toll, da sie ihren König als Vertreter des Gottes Rotz sahen. Dieser geheiligte Saft musste natürlich Zutritt zu jedem Becher oder Krug finden, somit begannen Volksfeste bei den Zwergen meistens mit einer Spuckorgie begannen.

Dem König wurde das Glas gereicht und er pflanzte einen schönen...naja, es muss ja auch nicht zu tief in die Annalen gehen!)

Magnus nahm seinen Becher von dem Diener entgegen und Vincent tat es ihm gleich.

Er betrachtete das oben schwimmende Etwas und fühlte sich, als müsse er gleich kotzen, als die Widerwärtigkeit noch einmal erhöht wurde:

Als nächstes reichte der Diener den beiden eine Art Holzstiel.

Es war ein ganz gewöhnlicher Stiel, etwa dreißig Zentimeter lang und schon leicht angesabbert. Von wem, fragte man besser nicht.

Unser ehemaliger Lehrling betrachtete Magnus, der nun mit Elan begann, seine Brühe umzurühren.

Vincent wollte es ihm gleich tun, aber beim Anblick dieser ekelhaft stinkenden Plörre wurde ihm nur wieder schlecht. Der König war gerade mit den Innenseiten seiner Augenlider beschäftigt und wog den Kopf im Takt der "Musik".

Im Grunde war dies keine Musik, sondern ein Fortissimo von grölenden Männerstimmen, gepaart mit einigen Mezzosopranen und Tenören.

Dazwischen ließ sich leise das BUMM-BUMM einer Trommel vernehmen, natürlich neben dem scheppern von Rüstungen und anderen Metallteilen, die in einem rhythmischen Fiasko an die wand geschmissen wurden.

Magnus kippte sich nun sein Getränk in den Hals (,während einige Zwergenfrauen immer wieder "Äkks Äkks" schrien!).

Vincent kippte sein Bier unter schlagenden Rührbewegungen in den nächsten Steinkübel.

Scheinbar wurden hier mal Pflanzen angebaut, aber welche Pflanzen gediehen schon in so einer Gesellschaft? Die Bierblume?!

(Anmerkung: Was unser, herrlich stupider, Lehrling nicht wusste: Die Bierblume existierte und gedieh in den Bergen von Guck-Nicht-So. In der Zwergensprache hieß das Gebirge "Wat-Willste")

"Mein König! Ich muss noch immer den Weg wissen!"

"Leck mich am Arsch in de Futt jepitsch! Pass ens op, du Tüttenüggel!", grunzte Klausus und beugte sich nach vorne. "Ich kann dir sage wo der es, ävver ich jlööv, du wills die aal Hex do nerve, wa? Wejen dem Paradies?!"

Woher wusste dieser einfältige Einfaltspinsel so genau..., dachte Vincent und beschloss, ehrlich zu sein.

"Ja, Sire."

"Endlich rede ma Tacheles! Jut. Pass op! Deal: Du nimms den jute aale Magnus met! Er zeich dir den Weech und krüch aal Jeld, wat de fings. daüfr sach isch dir de Weech zu dem olle Wiev!"

Was?!, dachte Vincent. Alles Geld ging an die Zwerge und er...Hm...Im Grunde...

"Abgemacht!"

"Wunderbärsche! Pass op: Is einfach! Du jehst do ovve die Leeder erop! Dann marschierste, zusammen mit dem ollen Magnus, in Richtung Norden. Irjendwann küsste an ne gewaltige Trapp! Diese Trapp jehste huh, ohne vom Weech abzokumme! Capisci?"

"Treppe...Norden..."

Vincent hatte verstanden.

In den Karten des Meisters war eine große Treppe verzeichnet gewesen. Die große Treppe "Longrun"!

Er hatte gar nicht gewusst, dass sie zum Vulkan von Damnhot führte. Nun ergab einiges einen neuen Sinn für ihn, auch wenn dieser Sinn nun völlig bedeutungslos für seine Reise war.

Magnus stieß´ihn an.

"Du musst mich mitnehmen, Winfried?"

"Vincent. Und ja, ich nehme dich mit, Magnus Amnesius! Dein König will alles Geld, was du finden kannst!"

Klausus schlief schon wieder und schien nicht mehr ansprechbar.

Auch gut.

Dieser trottelige Zwerg würde bald alles vergessen haben und so konnte der Lehrling wenigstens das Geld behalten, was er besaß. Immerhin ein Trost für eine gescheiterte Reise.

Immerhin musste er drei Prüfungen bestehen. Was es wohl war...

"Wollen wir dann?", fragte Magnus hibbelig.

Der Zwerg hatte sich sein Kettenhemd wieder übergeworfen, das er vorhin ausgezogen hatte, um nicht bewaffnet an der Tafel des Königs zu erscheinen.

Auf dem Rücken trug er eine gewaltige, zweiblättrige Axt und an seinem Gürtel hingen noch allerlei kleinere Waffen, wie Wurfmesser und ein Dolch.

"Ja...Ich denke, wir können losziehen!"
 

So verließ also das komische Paar aus Mensch und Zwerg die Zwergenstadt Zork-Oder-So. Sie verließen sie mit einem wehmütigen Grinsen und freuten sich beide auf die Etappe zum Damnhot.

Hinter ihnen verklangen die letzten Geräusche der Party und sie passierten die letzten Leichen auf der Prozessionsstraße, um schließlich die genannte Leiter zu erreichen, die sie wieder an die Oberfläche führen sollte.

Genauer: Auf den Gipfel des Stadtberges. Aber das wusste sie noch nicht!
 

© by Charon777

Ein heißer Feger

Es zog.

Meister Kaliban schloss die Fenster seines Schlafzimmers, das er nun zwangsläufig zu seinem Studierzimmer umfunktioniert hatte.

Das hieß im Klartext: Das Bett stand senkrecht an der Wand und seine Kuscheltiersammlung war auf dem Boden verteilt, damit der gewaltige Schreibtisch genug Platz hatte.

Er setzte sich an seinen Schreibtisch.

Er hatte Messinstrumente aufgebaut, die einem Chemiker sicherlich Freude gemacht hätten und welche die weiße Tapete in seinem Zimmer schwarz färbten, je länger sie in Betrieb genommen wurden.

Der Berater des Königs wusste nun genauso viel wie er und innerlich trat sich der Erzmagier in den Hintern. Denn jetzt hatte er einen Konkurrenten mehr!

Und wieder kam ihm der Gedanke, dass es besser keinen Konkurrenten geben sollte, da er sonst Gefahr lief, mal wieder der Letzte zu sein.

Generell kämpfte Meister Kaliban mit dieser Angst schon Jahren. Er hatte immer hinter seinem Bruder Haltan zurückgestanden, auch wenn er um Jahre älter war. Seine Eltern waren seinem jüngeren Bruder immer mehr zugeneigt gewesen.

Verflucht seien seine Eltern!

Im Moment blätterte der Magier in seinem großen Atlas und suchte einen bestimmten Punkt im hohen Norden.

Sein runzliger Finger fuhr über die knotigen Risse im Pergament und blieben genau an einem Punkt haften.

"Da bist du ja...", murmelte er.

Sein Auge las die Buchstaben einzeln ab: Damnhot...Der Vulkan, den er noch im Kopf hatte. Natürlich...

Dort musste er suchen! Und sein Bruder würde ihm auch eine Hilfe sein, sobald er die Prüfungen der Hexe kannte. Vielleicht musste er ja Hilfe in Anspruch nehmen in seinem Alter.
 

Während der alte Magier weiter über seinen Atlanten brütete, wütete Innozenz innerlich.

Der Alte war raffiniert und das Ziel durchaus schmackhaft, aber seinen Bruder wollte er deswegen nicht töten lassen. Das käme einem Blutsverrat gleich!

(Anmerkung: Man sagte ja, Magier seien eigen und glaubten noch an die großen Lügen der Menschheit, wie Gerechtigkeit und Ehre und so. Aber Bordellbesitzer sind sogar noch eine Spur eigener. Sie glauben schließlich noch an die wahre Liebe!

Und Innozenz hatte, seit der Schließung seines Bordells wegen Sodomie, wieder begonnen, an die wahre Liebe zu glauben und seine alte Liebe, die Familie, wiederentdeckt, nachdem er sie zehn Jahre lang verflucht hatte, weil er nicht so "gut bestückt" war wie er gern hatte sein wollen!

Die Liste seiner Hassbriefe an seine Mutter deswegen ist legendär in Fachkreisen!)

Innozenz musste verhindern, dass seinem Bruder etwas zustieß. Sein Vater würde ihn sonst entmannen und seine Mutter würde ihm seine Nudel zu essen geben. Was nun angenehmer war, wusste er nicht einzuschätzen, aber beschloss, gewisse Schritte einzuleiten und setzte erneut einen Brief auf.

Diesmal jedoch sollte er in den Wald von Darkthorne gehen.

Hoffentlich erinnerte man sich noch an ihn!
 

"Bist du sicher, dass dies hier der Weg ist?", fragte Vincent zum dritten Mal.

Und zum dritten Male würde er nun dieselbe Antwort von seinem Begleiter erhalten.

"Keine Ahnung. Denke ja!"

Sie hatten mittlerweile den größten Teil der Berge hinter sich gelassen.

Als sie die Leiter hinauf geklettert waren, standen sie plötzlich auf dem Gipfel des Berges Zork, in dessen Inneren die Zwergenstadt lag.

Der Himmel war bewölkt, das wetter dementsprechend mies und beide Reisenden mies gelaunt. Vincent deswegen, weil er einen Führer an die Seite gestellt bekommen hatte, der regelmäßig den Weg vergaß oder sich gar nicht erst daran erinnerte.

Zwischenzeitlich hatte er schon versucht, dem kleinen Magnus mit einem Zauber gedanklich wieder auf die Sprünge zu helfen, aber das Resultat hatte den Zwerg nur eine Reihe von Haaren gekostet.

Vor ihnen lag nun die Bergkette, die sie zur großen Treppe "Longrun" führen sollte.

Hugin flatterte munter wie eh und je um die beiden herum, während Magnus noch immer seinen braunen Bart streichelte, der ihm geblieben war. Alles Haupthaar hatte Vincent leider weggesprengt.

"Kannst du mir verzeihen?", fragte er.

Magnus schnaubte und die Luft kräuselte sich zu kalten Rauchspiralen.

"Also nicht."

So marschierten sie eine lange Weile weiter, ehe der Zwerg plötzlich das Schweigen brach.

"Da vorne ist es. Dort geht es ins Drachenkönigreich Boum."

"Wir müssen an Drachen vorbei?!"

Das war etwas, dass Vincent, wenn möglich, vermeiden wollte. Aus dem einfachen Grund, weil Drachen meistens nur zwei Gesprächsthemen kannten:

Die Unendlichkeit und Vergänglichkeit jeder Daseinsform und natürlich ihr Stuhlgang.

Alle beiden Themen natürlich in Form und Farbe, mit einer bemerkenswerten Liebe zum Detail, geschildert.

Magnus blickte über den Kamm hinunter in das Land, wo es schwelte und dampfte wie in einer Suppenküche.

"Ich denke, wir müssen da runter!", kommentierte er, während Hugin sich von der Schulter seines Meisters löste.

Wie ein Falke stieß er ins Tal hinab, nur um Sekunden später mit einem brennenden Bürzel und einem ohrenbetäubenden Kreischen zurückzukehren und sich hinter Vincents schmalem Kreuz zu verstecken.

"Was ist passiert?", fragte der Lehrling seinen Vogel.

Hugin krähte nach Leibeskräften, aber seine Aussprache war verwaschen und ungenau.

(Anmerkung: Hier sei erwähnt, dass unser Protagonist nicht die Sprache der Vögel beherrschte. Früher hatte er sich als Kind immer eingebildet, ein Eichhörnchen zu verstehen, ehe ihn das Eichhörnchen in die Kronjuwelen biss, weil er es andauernd angeschrien hatte.

Jetzt ist für ihn jegliche Sprache ein fremder Dialekt!)

"Ich glaube, Hugin hat die Drachen gefunden!", sagte er zu dem Zwerg, der bereits den Bergpfad hinunter marschierte.

"Joho! Und da vorne haben wir schon den ersten!"

Sich an den Felsen festhaltend stiegen sie langsam den rötlichen Pfad hinab, der sich wie eine schlange am Felsen entlang schlängelte.

Die Steine stachen unangenehm durch Vincents Wanderschuhe und die schwielige Luft verursachte Atembeschwerden. Er hielt den Brief noch immer mit einer Hand in der Tasche fest, damit er auch ja nicht herunter fiel.

Magnus stieg diese Felsen wie ein Fassadenkletterer aus Halmenos herab. Ohne erdenkliche Mühe sprang er von Stein zu Stein und hatte kaum mehr Ähnlichkeit mit einem Zwerg. Eher mit einem Elfen.

(Anmerkung: Das sollte man einem Zwerg aber niemals sagen!)

Der Drache hatte sich am Ende des Pfades postiert.

Komischerweise entsprach er nicht Vincents Vorstellung einer monströsen Echsengestalt, sondern war vielmehr erschreckend menschlich.

Der Drache war gut einen Kopf größer als unser Lehrling und besaß flammend rotes Haar. Seine schlitzförmigen Augen mit den ebenso stechenden wie auffallenden zinnoberroten Augen blickten durch die Gegend und versuchten, Eindringlinge zu finden.

Als Gewand trug er nur eine Art rote Robe und ein kurzes Schwert mit sich, was schlaff an seiner Seite baumelte.

Als sich unsere Freunde dem Drachen näherten, wirbelte er mit dem Kopf umher, obwohl sie beide, gut sichtbar, vor ihm standen.

"Halt! Stehen geblieben!!!", schrie er Vincent ins Gesicht.

Hugin krähte laut und der Kopf stoppte die Bewegung.

Eine grazile, dünne Hand tastete sich langsam nach vorne und drückte Vincents Nase.

"Ah! Da seid ihr! Wer seid Ihr und was wollt Ihr?"

Doppeltes Seufzen.

"Wir wollen nur hier durch!", sagte der Lehrling und wischte sich die Hand aus dem Gesicht.

Hässliche Rußflecken zierten nun sein Gesicht und verunstalteten den weißen Teint und das helle Haar.

"Hier durch? Hier durch?????"

Der Drache schien sich darüber zu erbosen, als Magnus das Wort ergriff.

"Sag mal, reden wir Elfisch? Wir...Wollen...Nur...Hier...Durch!!!"

Die Letzten Worte hatte er mit wortlosen Gestiken untermauert, die vermutlich nicht mal ein Experte in Sachen Pantomime hätte entziffern können. Aber das schien bei diesem Exemplar eines Drachens nichts zu bringen.

"Gut gut...Das muss mein König entscheiden, ob ihr ohne Weiteres durch könnt!"

"Dann bring uns doch zu deinem König!", sagte Vincent und streichelte Hugins Kopf.

"Sicher sicher. Könntet Ihr mich vorher nur in Richtung Weg drehen?!"

Magnus lachte laut.

"Wieso? Bist du blind oder was? Der Weg ist direkt dort!"

Fakt ist, dass auch Magnus den Weg mit einem stück heißer Magma verwechselte, die hier zuhauf herumlag.

Grundsätzlich kann man sagen, dass in diesem Land die Farbe Rot eindeutig vorherrschend war. Der Sand war rot, der Boden, die Magma, also ergo auch die Flüsse. Vincent blickte nun in eine Landschaft voller Rottönen, die sich in mannigfaltiger Form manifestierten. So geschehen bei den unzähligen Lavaseen rund um sie herum.

Der Lehrling sah deutlich den gewundenen Pfad, der sich durch diese Seen schlängelte und schluckte.

"Um deine Frage zu beantworten:", sagte der Drache. "Ja, ich bin blind. Mein Name ist Sealamin Darkeyes! Und ich bin Späher des Drachenreiches Boum!"

"Du bist Späher und blind???"

"Ja! Spricht etwas dagegen?", fragte Sealamin und setzte seinen unsicheren Gang fort.

Er klopfte mit einem Stock auf den harten Untergrund und schien sich so zu orientieren. Schlau, dachte Vincent.

(Anmerkung: Muss man hier anmerken, dass Späher Darkeyes bereits über ein Dutzend Mal in die heiße Lava gefallen war? Natürlich immer aus naturwidrigen Umstände, wie zum Beispiel das Vergessen seines Stocks oder das Vergessen des Umstandes, dass er blind war!

Er hätte sich blendend mit Magnus verstanden!)

So marschierten sie los, in Richtung des Drachenreiches Boum, dessen Grenzen sich schon von Weitem durch gewaltige, dampfenden Vulkane und andere Kleinigkeiten (wie zum Beispiel jene Lavaseen) ankündigten.

Vincent seufzte und wünschte sich weg, während Magnus vergnügt vor sich hin pfiff.

Eigentlich bedeutete das nur, dass der Zwerg mal wieder vergessen hatte, wo sie eigentlich hin wollten!

Nun, dachte der Lehrling. Vielleicht war das auch gut so!
 

Zur gleichen Zeit stürzte im Wald von Darkthorne ein Bote zur Tür herein.

Der Anführer der 'Mücken', einer brutalen Räuberbande, sah skeptisch von seinem Mittagsmahl auf und grunzte.

Douglas Geyette war ein Hüne von einem Schweinemenschen. Seine Schulter konnten angeblich einen Ochsen tragen und sein Gesicht war in der Lage, Steine zu zertrümmern.

(Anmerkung: Letzteres kann man heute sagen, weil der gute Douglas nicht gerade der Geschickteste war. Er fiel eines Tages über eine Sonnenblume, die verbotenerweise auf einem Schlachtfeld gestanden hatte, und zertrümmerte einen Stein unter seinem Knie!

Da er aber so krumm gelegen hatte, nahm die Welt an, dass er ihn mit dem Kopf zertrümmert habe.)

Er wackelte mit der Schweinenase und seine langen Ohren stellten sich auf. Drohend bleckte Douglas die Hauer und blickte den Störenfried mit einer vernichtenden Miene an. Die grauen Haare in seinem Gesicht hatten sich alle aufgestellt.

(Anmerkung: Alle Haare, bis auf die, die von der Bratensoße verklebt waren. Das ziepte seine Schweinigkeit!)

"Was willst du?", grollte Douglas.

Der Bote sah verängstigt zu seinem Boss auf. Denn schließlich war er nur Mensch. Sein Boss dagegen sah aus, als wäre seine Mutter von einem Wildschwein beglückt worden.

"I...Ich habe einen...einen..."

Zack! Die erste Rehkeule hatte seinen Weg an den Kopf des Boten gefunden.

"Mach voran! Ich will heute noch mein Essen...äh...essen!", rief Douglas und sah den Boten wieder an.

Die rote Tracht stand ihm gar nicht, dachte er. Vielleicht hätte ich das Tutu weglassen sollen. Das ist doch lächerlich!

"Ich hab einen Brief für Euch, großer Geyette!"

Eine gewaltige und haarige Hand bahnte sich ihren Weg zwischen den Essensbergen hindurch und fuchtelte fordernd mit den Fingern.

"Na gib schon her!"

Der Bote überreichte das Schreiben und tänzelte dann nach draußen, während Douglas den Brief zerriss und anschließend die Seiten wieder zusammenlegte, um ihn zu lesen.

(Anmerkung: Man sieht hier den unglaublichen Intellekt von Schweinemenschen! ACHTUNG IRONIE! Im Ernst: Douglas Geyette hatte einen IQ von 5, bei 8 grunzt die Sau!)

Wütend überflog er die Zeilen seines alten Freundes Innozenz und mampfte nebenbei eine Fleischkeule.

"Hilfe...Bruder...gromph...mampf...alte Liebe...sexuelle Dienste...Hust!"

Douglas verschluckte sich.

Dann brüllte er nach seinem persönlichen Adjutanten.

Dieser kam hereingeschlittert. Er trug einen maßgeschneiderten Anzug aus feinsten Kettenhemden und eine gewaltige Axt auf dem Rücken.

"Bring mir Pananalas! Mach schnell!"

Douglas hoffte, dass damit die, im Brief erwähnte Peinlichkeit getilgt wäre.
 

Der Palast des Drachenkönigs war nicht mehr als ein riesiger Felsvorsprung, auf dem die Riesenechsen auf der faulen Haut lagen.

Endlich normale Drachen, dachte Vincent und blickte zu Magnus, der versuchte, einen Drachen zu überreden, ihm eine Schuppe zu geben.

Rund um den Felsen herum war eine Art Bach aus Lava, der Menschen und andere Völker davon abhielt, zum König hinauf zu kommen.

Obwohl sich dieser wirklich nicht vor Menschen fürchten musste.

Der König war der Letzte der goldenen Drachen und überragte selbst seine Freunde und Genossen der gleichen Rasse um gut zwanzig Meter. Seine Schuppen glänzten im schwachen Sonnenlicht und aus seinen Nüstern stoben kleine Schwaden von schwefelhaltigem Rauch.

Die warmen, goldenen Augen hatte er auf Vincent und Magnus gerichtet, während er sich noch genüsslich mit seinen Freunden unterhielt.

"Aber ja doch! Heute morgen war er braun! Gestern etwas zu fest. Es hätte mir beinahe den Ar..."

"Mein König!", rief Sealamin Darkeyes laut empor.

"Sealamin! Was bringst du mir? Mittagessen?!"

"Nein großer König Smok! Ich bringe Besucher, die 'nur durch' wollen!"

Smok sah zu den beiden hinunter und wirkte ein wenig desinteressiert.

Das lag ganz einfach daran, dass in seinen Augen Menschen nichts an der Realität ändern konnten und somit nicht im Wechselwirkungsgefüge von Dasein und Vergänglichkeit Platz fanden.

"König Smok...", begann Magnus.

"Eigentlich werde ich Kniaz genannt! Kniaz Smok!"

(Anmerkung: Kniaz = drakonisch für Obermotz, Der-Der-Zu-Sagen-Hat, Boss)

"Kniaz Smok! Mein Wegbegleiter Winfried und ich sind auf dem Weg zu...äh...zu...äh..."

Smok atmete aus und eine gewaltige Schwefelwand schoss auf unsere beiden Freunde zu. Vincent jedoch war schnell genug.

Er hob die Hand und murmelte schnell ein silbenreiches Wort, was im normalen Sprachgebrauch sicherlich zu Gelächter und anderen Missetaten führte. Aber in diesem Zusammenhang zog sich der Wind zusammen und bildete eine Art Luftschild um sie beide, sodass der Schwefel einfach abprallte.

"Oho...Ein Magus!"

"Das ist altbacken! Heute sagen wir Magier. Aber nichtsdestotrotz: Wie mein, leicht seniler, Freund hier eben sagen wollte, sind wir auf dem Weg zum Vulkan von Damnhot. Deswegen erbitten wir untertänigst das Durchmarschrecht für Euer Land, Kniaz Smok!"

"Durchmarschrecht.", grummelte der Kniaz und schwankt mit dem Kopf leicht hin und her.

Vincent hatte mal einen Barden gesehen, der ein Instrument zupfte und genauso aussah. Zumindest bis man ihm das Instrument wegnahm und auf dem Kopf zerschlug.

Die anderen Drachen, die um den König herum lagen und eine Art schuppige Allee bildeten, grummelten mit dem Kniaz im Rhythmus.

Magnus hatte derweil von dem Drachen, den er bestochen hatte, eins auf den Deckel bekommen und torkelte an die Seite unseres Lehrlings zurück.

"Es ist schon gemein, Winfried!", sagte er.

"Vincent! Was ist gemein?"

"Dass Drachen so hart zuschlagen können!"

Seufzen. Natürlich schlugen Drachen hart zu, wenn die Birne so weich wie Plumpudding war, dachte Vincent bei sich und wandte sich erneut dem Kniaz zu.

"Was ist nun, Kniaz Smok?!"

Der König der Drachen beugte sich hinunter.

"Nun...", sagte er und qualmte eine neuerliche Schwefelwolke in Vincents Richtung.

Der junge Magier hob die Hand und winkelte den Mittelfinger an. Ein leichter Windstoß kam auf und pustete den Schwefelrauch in Richtung der Drachen zurück.

"Das Durchmarschrecht sei euch gewährt! Mein Diener wird euch zwei zu der großen Treppe Longrun bringen!"

Die beiden verneigten sich und blickten sich nach allen Seiten um.

Sealamin Darkeyes stand noch immer vor einem Blumentopf, den er mit unnachgiebiger Leidenschaft angrub, als wäre es die schönste Maid nördlich von Boum.

Magnus wandte sich dem Drachenkönig zu.

"Ist dieser Trottel unser Führer?"

Der Kniaz knurrte.

"Nein! Er ist einfach nur ein blinder Einfallspinsel, der sich für einen Drachen hält! Wir benutzen ihn als Späher für die Südgrenze!"

Der Lehrling und der Zwerg zuckten die Schultern, als eine junge Frau hinter den Drachen vortrat.

Sie hatte kurzgeschnittenes, braunes Haar und ebenso kastanienbraune Augen. Ihr Gesicht war leicht rundlich, aber ihre Figur schlank. Sie trug eine Dienstmädchentracht mit schwarzem Faltenrock, einer weißen Bluse und eine Schürze.

Ebenso trug sie eine Schleife im Haar und rauchte, komischerweise, eine Zigarette.

Magnus troff der Geifer aus den Mundwinkeln.

"Zähne rein! Gibt keine Nüsse!", keifte das Dienstmädchen und trat vor die beiden. "Ihr seid also die beiden Orientierungslosen, ja?!"

Vincent nicke, während der Zwerg auf die Knie fiel und versuchte, ihre Hand zu küssen.

"Wenn du es wagen solltest, meine Hand mit deiner Sabberschnauze auch nur zu berühren, trete ich dir die Klüsen eckig!"

Das saß!

Magnus zog sich mit verliebten Blick zurück und stieß Vincent an.

"Ich glaub, sie steht auf mich, William!"

Und wieder ein Seufzen.

Der Kniaz der Drachen wandte sich zu seiner Dienerin.

"Bring sie zu der großen Treppe im Nordosten!"

Die Dienerin nickte und wandte sich den beiden Idioten zu, die sie führen musste.

Vincent und Magnus standen da wie zwei Pinguine. Wie bestellt und nicht abgeholt.

"Damit eins klar ist: Kein Grabschen, kein Fummeln, kein Küssen und vor allen Dingen: Wenn ich einen von euch erwische, der mir meine Höschen klaut..."

Sie nahm eine ihrer Zigaretten und vollzog eine eindeutige Geste mit ihr.

"...den mache ich persönlich zum Sopran? Verstanden?!"

Vincent blickte nun auch die Frau und fühlte sich seltsamerweise in guten Händen. Auch wenn diese Hände vermutlich einen Elefanten zum schwitzen hätten bringen können, war er doch überzeugt, dass sie eine gute Führerin abbekommen hatten.
 

Erzmagier Kaliban war unruhig.

Denn in seinem Koffer war kein Platz mehr für seine Teddybären. Er verfluchte das Schicksal und sein Leben so lange, bis es an der hölzernen Tür pochte.

"Herein...", sagte er und rieb sich die Augen mit Zeigefinger und Daumen.

"Ich habe Neuigkeiten!"

Innozenz betrat dieses Zimmer, als wäre es klinisch verseucht und mied jede Form von Stühlen und Tischen.

Das dunkelbraune Haar hatte er sich zu einem sauberen Zopf gebunden und die Augenbrauen sahen frisch gezupft aus. Kaliban konnte immer wieder über die Eitelkeit des Beraters lachen und setzte sich in seinen Sessel, wo er die Beine übereinander schlug.

"Nun?"

Innozenz setzte sich ebenfalls und faltete die Hände im Schoss.

"Meine Späher haben berichtet, wie Vincent den Damnhot verlassen hat und in Richtung der Berge aufgebrochen ist."

"Welche Berge denn? Wir haben Hunderte alleine im näheren Umkreis!"

"Es sind die Berge von Silverswan."

Der Magier atmete tief ein und blickte nach unten. Seine kalten, blauen Augen fixierten einen Staubflusen am Boden und seine buschigen, grauen Augenbrauen zogen sich im Rhythmus seines Herzschlages zusammen.

Die Robe kratzte.

"In Ordnung. Wenn Ihr so freundlich wärt, Innozenz, meinem Diener Bescheid zu geben, dass er meine Kutsche vorfahren lassen soll! Ich würde vorschlagen, wir reisen noch heute ab!"

Magier und Berater lächelten sich gleichermaßen an und jeder verfluchte den anderen.
 

"Sind wir bald da?"

Magnus war keineswegs so verliebt wie eben. Sein Gesicht troff vor Schweiß und die Halbglatze glänzte im herabfallenden Sonnenlicht. Die Luft um die kleine Reisegruppe war so heiß, man hätte sie schneiden können.

Sand Witch schien das nichts auszumachen.

Sie schritt leichtfüßig und mit wackelnden Hüften vor der Reisegruppe her und machte keinerlei Anstalten, ihr Tempo zu verlangsamen. Auch wenn der Erschöpfungszustand unserer beiden Freunde sich dem Maximum zuneigte.

(Anmerkung: Das ist noch freundlich ausgedrückt! Vincent und Magnus Amnesius gingen auf dem Zahnfleisch!!!)

"Wir sind da, wenn wir eben da sind! Und jetzt Klappe, du Flachzange!"

Sand war absolut nicht gut gelaunt, fand Vincent und fragte sich wieso.

"Bist du immer so jähzornig?"

"Nein. Manchmal ist meine Laune auch schlecht!"

Seufzen.

Die Gegend um sie herum war ein wenig farbenfroher geworden.

Zu den Lavaseen und den Rottönen hatten sich nun auch gewisse Abstufungen in Grau und Zartrosa dazugemischt. Die Seen waren nicht mehr so allgegenwärtig und der Pfad, auf dem sie gingen, war steiniger und breiter als der von vorhin.

Magnus schleppte schwer an seiner großen Axt, aber sprach tapfer kein Wort und beklagte sich nicht.

Vermutlich hatte er ohnehin wieder vergessen, weshalb er sich beklagen wollte.

Hugin saß zufrieden auf der schulter seines Herrn und blickte auf die Führerin ihrer kleinen Touristengruppe hinab.

Ehe er sich einem neuen, spannenderen Thema zu wandte. Ein Wurm hatte seine Aufmerksamkeit erregt.
 

Nach kurzer Zeit erreichten sie endlich die Treppe.

Longrun war die Ausgeburt eines jeden Bergsteigeralptraums. Vincent blickte die steinigen Stufen hinauf und sah an der Spitze oben einen leichten Nebeldunst. Mit etwas Fantasie konnte man sich ein Haus vorstellen, aber das wollte Vincent in der Schwebe lassen.

Keuchend standen sie vor den ersten Stufen, während Sand Witch bereits einige hinaufkletterte.

"Nun kommt endlich, ihr Flaschen!", rief sie. "Es wird bald Nacht und ich habe keine Lust, mit euch Pennern die Nacht zu verbringen!"

Jetzt reichte es!

Vincent baute sich auf und sah nach oben.

Die Sonne blendete ihn und er senkte doch den Blick.

"Nein. Jetzt ist es gut. Wir brauchen eine Pause, sonst reißt es mir die Organe aus dem Kadaver! Also schwing deinen Hintern hier runter und setz dich, sonst gibt's nichts zu fressen!"

Scheinbar zeigten seine rauen Worte Wirkung.

Sand Witch sah nach oben zum Gipfel und blickte dann mit einem merkwürdigen Blick nach unten.

(Anmerkung: Ein erfahrener Psychologe hätte hier nun eine gewisse Kausalität feststellen können! Aber unserem lieben Vincent waren diese Weisen natürlich schnurz.

Wären sie ihm nicht so schnurz gewesen, hätte er vielleicht sogar durchaus Erfolg beim weiblichen Geschlecht!)

Dann kam sie nach einer Weile herunter und setzte sich wortlos neben den Lehrling, der sich daran gab, eine Suppe zu kochen.

Eine kleine Pause konnte ja nicht schaden!
 

© by Charon777

Das Geheimnis von Damnhot

"Schmeckt wie Pisse!", sagte Sand Witch, nachdem sie sich dreimal übergeben hatte.

Die Gute schien die Worte des Dankes und die Gepflogenheiten der Tischmanieren zu ignorieren.

Sie spuckte die bräunliche Flüssigkeit einfach auf ins kleine Feuer und schaffte es so beinahe, das Feuer zu einer Stichflamme zu animieren.

Da aber Lustlosigkeit in der kleinen Reisegruppe das vorherrschende Attribut war, flackerte das Feuer lediglich, ehe es sich entschloss, doch weiter zu brennen.

"Du musst es ja nicht essen!", kommentierte Vincent.

Er schlürfte begierig seine Brotsuppe und kaute auf den Sträuchern, die er gefunden hatte.

Ein karges Mahl, aber als Reisender darf man sich eben nicht beschweren.

Wenigstens das hatte ihm der Meister beigebracht.

Magnus blickte von seinem Teller auf und stellte ihn weg.

Mit der groben Hand wischte er sich über den Bart und stocherte mit einem trockenen Grashalm in den Zähnen herum.

"Wie weit ist es eigentlich noch?"

Vincent seufzte.

Das weiße Haar hing im ins Gesicht und er schob es ärgerlich beiseite.

"Zum achten Mal, Magnus: Nur noch die Treppe rauf und dann sind wir da! Aber die Nacht werden wir hier unten bleiben!"

"Gute Idee..."

Das nächste, was man von dem Zwerg hörte, war ein lautes Schnarchen und das Klappern von Rüstungsteilen, als er einatmete.

Sand Witch und Vincent saßen nun schweigend beieinander und sahen in das trostlose Feuer.

"Weshalb wollt ihr eigentlich die Treppe hinauf? Ich meine, da oben lebt nur ne verkalkte, alte Hexe!"

Er schnaubte.

"Ja. eine Hexe, die den Weg zum Paradies kennt!"

"Ach nee...Nicht noch so ein geistiger Tiefflieger, der meint, er könnte das Rad neu erfinden!"

Vincent sah sie an.

"Wie meinen?"

"Nun tu nicht so. Denkst du echt, du bist der erste Bekloppte, der hier antanzt und fragt wo dieses alte Weibsstück wohnt?!"

Sand Witch trank einen Schluck Wasser.

"In Ordnung. Und wie viele haben es schon versucht?"

"Keine Ahnung. Bestimmt an die hundert!"

Der Lehrling und die Dienerin lächelten beide in sich hinein.

Was er natürlich nicht ahnen konnte war, dass das Lächeln der jungen Dienerin eher gehässig wirken sollte. Sie freute sich schon darauf, wenn die beiden Bekloppten wieder die Treppe hinunter rannten und weinend an einem Grashalm knieten, weil sie das Paradies nicht gefunden hatten.

"Warum lachst du so doof?"

Die Frage haute Sand aus dem Ruder.

Noch nie hatte es ein Mann gewagt, sie so anzusprechen.

"Ich...das geht dich ne feuchte Schüppe an, du...du..."

"Warum bist du eigentlich so jähzornig?!"

Wieder so eine Frage.

Sand Witch lief rot an und blickte hastig ins Feuer und prüfte den Sitz ihrer Strapsen, ehe sie sich dem Weißhaarigen Idioten wieder zu wandte.

"Ich bin nicht jähzornig, du Schmierenkomödiant! Ich kann einfach nur keine Gesellschaft vertragen!"

Seufzen.

Hugin krähte leise und rhythmisch, was Vincent als tiefen Schlaf deutete.

"Ich denke, ich hau mich aufs Ohr!", sagte er und wollte sich herumdrehen.

"Warum willst du unbedingt da hoch?"

"Wieso?"

"Ja. Ich meine...Das Paradies kann man auch woanders suchen, oder?!"

Ihre Stimme klang auf einmal so weich.

Sie hatte nun mehr Ähnlichkeit mit einer Mutter als zuvor.

"Ja. Man kann auch unter einem Stein nachsehen oder Leute fragen. Aber ich würde es bereuen, diese Reise nicht gemacht zu haben.

Wenn ich alt bin, will ich meinen Enkelkindern was erzählen können!"

Mit diesen Worten legte er sich schlafen und vergaß das Thema.
 

Die Kutsche ratterte über die matschigen Straßen von Halmenos.

Innen saßen die Herren Kaliban und Innozenz wie zwei Ölsardinen und versuchten sich gegenseitig, so gut es ging, zu ignorieren, was bei einem, beinahe frontalen, Körperkontakt schier unmöglich war.

Beide Augenpaare suchten die Landschaft nach Hinweisen ab, während die Langweile Überhand gewann.

In der weiten Ferne sahen sie nur einen gebeugten Schatten über die Wiesen hetzen.

(Anmerkung:Es sei weiterhin nicht erwähnt, dass dieser Schatten sich mehr oder weniger versuchte, auf die Fresse zu legen, aber das tut der Geschichte keinen Abbruch.)

"Mir ist, als hätten wir etwas vergessen, Lord Innozenz.", sprach Kaliban nachdenklich.

"So? Was könnte es denn sein?"

"Ich habe nicht den blassesten Schimmer!"
 

Nach tiefem Schlaf ist die Gewissheit, gleich aufstehen zu müssen und sein Tagwerk zu verrichten, für viele Menschen die Horrorvorstellung, die einen jeden Tag heimsucht.

So auch Vincent.

Unser lieber Freund war nämlich nicht nur chronischer Langschläfer, sondern man kann ihn durchaus als Morgenmuffel bezeichnen.

Er erinnerte sich, wie ihn selbst Meister Kaliban des Morgens gemieden hatte, um nicht Opfer der manisch schlechten Launen seines Lehrling zu werden.

Magnus und Sand Witch waren bereits auf den Beinen und hatten sich bereits daran gegeben, das Lager abzubauen und alles für die Weiterreise vorzubereiten.

"Wach endlich auf, du Penner!", fauchte Sand ihm liebevoll ins Ohr.

Welcher Junge würde so nicht gerne geweckt werden?!

Richtig! Niemand!

Vincent erwachte aus einem traumlosen Schlaf und blickte blinzelnd mitten in die heiße Sonne, die ihren Zenit wohl schon überschritten hatte.

Sein Rücken schmerzte aus unerfindlichen Gründen, ehe ein ersticktes Krähen ihm den Grund nannte.

Hugin zappelte unter seinem Steißbein und pickte ihn regelmäßig in den Oberschenkel.

Dies erklärte auch seinen Traum mit einem fleischfressenden Riesenvogel!

(Anmerkung: Allerdings blieb ihm der Traum von der laufenden Riesentomate und dem Bordell seines Bruders verschleiert. Aber unser lieber Freund hatte diesen Traum ohnehin längst vergessen.)

"Was is' los? Schon Morgen?!", fragte Vincent und gähnte.

Magnus lachte nur als Antwort und Sand Witch funkelte ihn böse an.

"Morgen?! MORGEN??? Soll ich dir was sagen, du penibler, dummer Sack?! Du hast die ganze Zeit über gepennt, während der Kurze und ich" - Protestruf von Seiten Magnus; im Keim erstickt mit einem Brotkrumen - "hier aufgeräumt haben!!! Und du fragst, ob Morgen ist???"

"äh...Ja?"

Dafür setzte es einen Hieb auf die Nase.

Es war wie in einem Schaukampf. Man sieht seinen Gegner wie in Zeitlupe ausholen und macht sich bereit, in der gleichen Geschwindigkeit auszuweichen, als einem plötzlich die gute Freundin eines jeden Schaulustigen, die Physik, einen optischen Streich spielte.

In diesem Fall krachte Sand Witchs Faust ungebremst in das erstaunte Antlitz unseres Freundes und verursachte vor seinen Augen ein Fortissimo-Feuerwerk des Schmerzes.

Zwei Minuten, nachdem der Schlag verklungen war, brannte Vincents Gesicht immer noch.

Verflucht seien die Götter in ihrer 'Großzügigkeit', den Frauen nicht nur starke Rechte, sondern auch eine starke Linke gegeben zu haben.

Magnus und er tapsten wieder wie die Schuljungen hinter ihrer Führerin her und versuchten sich, an der Umgebung zu erfreuen.

(Anmerkung: Hier sei gesagt, dass es dort wenig erfreuliches gab. Ich würde sogar so weit gehen, zu sagen, dass das Wort 'karg' für die große Treppe Longrun neu definiert werden musste!)

Die Steine stachen ihnen nach gut fünfzehn Minuten durch die Stiefel und verursachten bei jedem Schritt einen stöhnenden Unterton.

Jeder Sklaventreiber auf den großen Schiffen von Abu-Dun hätte gerne ein solches Geräusch gehört.

Aber die Führerin der Gruppe, Sand Witch, schien es einfach nur zu nerven.

"Sagt mal...Was seid ihr eigentlich für Waschlappen?"

Vincent blickte sie an.

"Halt die Klappe und führ uns!"

"Amen!", pflichtete Magnus bei. "Gut gesprochen, Winfried!"

"Vincent."

"Wie auch immer."

Der Lehrling und der Zwerg blickten zeitgleich nach oben.

Ein Ende der Treppe war zwar in Aussicht, aber die Vorstellung, bald durch einen dichten Nebel zu marschieren, bereitete keinem der beiden große Freude.

Immerhin hatten sie sich nicht für feuchte Gegenden gekleidet.
 

Die Kutsche kam ratternd zum Stehen.

Innozenz und Kaliban lagen sich beide, mehr oder weniger freiwillig, in den Armen, als der Kutscher die Tür öffnete.

"Mylord! Wir sind an der Zwergenstadt angekommen!"

Kaliban blickte auf.

Sein Gesicht war runzliger denn je und die weißen, krausen Bartstoppeln wippten fröhlich mit dem Mund mit.

"Schon? Haben wir den Pass des Leidens denn schon überquert?!"

Innozenz richtete sich auf.

Ein Anhängsel von einem Teddybären ging an seinem einen Ohrring und ziepte den Meister der aalglatten Worte sichtlich.

Der Kutsche verneigte sich.

"Ich habe mir erlaubt, einen anderen Weg auszuwählen, Mylord!"

"Was is' los? Is' was runtergefallen?!", kommentierte Innozenz.

"Nein, Sir. Ich..."

"Warum machst du dann 'nen Bückling?! Geh schon. Kündige uns an!"

Kaliban seufzte und streichelte seinen Lieblingsbären.

Ein ausgesprochen hässliches Vieh, wie Innozenz befand, denn es hatte kaum mehr künstliches Fell am Körper und einige offene Stellen beliebten über die sexuellen Vorlieben des Erzmagiers eine eventuelle und absolut spekulative Aussicht zu geben.

"Seid Ihr sicher, dass wir mit dem König reden sollten?!", fragte Kaliban. "Zwerge gelten als...barbarisch"

Er hatte das letzte Wort verschwörerisch geflüstert, während er einen Finger in ein Loch in dem Teddy schob.

(Anmerkung: Wohlgemerkt: ein rektales Loch!)

"Na und?! Wie sollen wir sonst erfahren, wo es zum Damnhot geht, Euer Gescheitheit!"

"Nun...das ist ein Argument.", sagte der Erzmagier und lehnte sich zurück.

Jetzt hieß es warten.
 

Endlich.

Die Treppe lag hinter ihnen und Vincent fühlte sich wie ein Sonnenanbeter, als er die letzte Stufe bestieg und beinahe wieder herunter fiel.

Im letzte Moment packte ihn eine kräftige,. raue Hand und zog ihn mit Urkraft wieder nach oben.

"Sag danke, Winfried!", knurrte Magnus und legte die Finger verschwörerisch an die Axt auf seinem Rücken.

"Danke...Und ich heiße..."

"Hey seht mal!"

Sand Witch stand etwas weiter von ihnen weg.

Vor ihren grazilen Füßen und ebenso wunderbaren Beinen, die in die prachtvollen Strapsen gehüllt waren, breitete sich eine Nebelbank aus.

Nun...Nebel war auf Bergspitzen sicherlich keine Seltenheit.

Man sah sie häufig.

Wenn man in die Roten Berge beispielsweise ging, so fand man dort die größten und prachtvollsten Nebelbanken der bekannten Welt.

Man konnte die Hand vor Augen nicht mehr sehen und hatte Glück, wenn man von den Nebelmonstern nicht aufgefressen wurde und an einem Stück wieder herauskam.

Aber hier????

Vincent blickte erstaunt auf die dichte Nebelbank, die sich auf einem Vulkan erhob.

"Nee, oder?"

Diese Phrase war durchaus treffend für eine Zustand, der rein physikalisch und auch chemisch nicht möglich war.

Auf einem Vulkan konnte doch keine Nebelbanken entstehen. Oder doch?!

Sand Witch war mutig und tat einen Schritt in die Nebelbank.

"Halt!!!", rief Vincent und stürzte mitsamt Hugin und dem Zwerg zu ihr.

"Was ist denn jetzt schon wieder?!"

Vincent sah sie an.

"Tu's nicht!"

Sand Witch blickte genervt.

"Und warum nicht, wenn ich fragen darf?!", mäkelte sie.

"Ich...Ich hab ein mieses Gefühl."

Zack!

Die zweite Ohrfeige war schon wesentlich weniger hart, weil die linke Wange unseres Lehrlings noch immer taub war.

"Wer wollte denn unbedingt auf diesen beschissenen Vulkan und wer wollte zu dieser verkalkten Mumie, um den Weg ins Paradies zu erfahren??? Warst das nicht du??"

"Ja, aber..."

"Und wenn ich jetzt herausfinden sollte, dass ich diesen verfluchten Weg ganz umsonst gegangen bin, dann schwöre ich dir: Du erlebst die Hölle auf Erden!!!"

Vielleicht war es ihm vorher nicht aufgefallen, aber diese Worte klangen aus Sands Mund absolut überzeugend und unantastbar wie die Worte eines Königs.

Die Frau hatte eindeutig ein Jähzornproblem.!

Magnus hatte sich hinter Vincent versteckt und ein Bartzipfel lugte hervor.

Wie ein Wetterprüfer schien der Zwerg erst mal die Temperatur der Umgebung prüfen zu wollen, ehe er sich auf das Terrain zurückwagte.

Und scheinbar war ihm die Luft eindeutig zu dick.

"Ist ja gut...", verteidigte sich Vincent und hob beide Hände. "Dann geh halt in dein Verderben!"

"Ja, Klaustrophobos!"

(Anmerkung: Klaustrophobos war ein bekannter Philosoph, der seinen Lebensunterhalt damit verdiente, bei Reichen und Adeligen zu schnorren und für sie zu denken.

Leider beschränkten sich seine Gedanken meistens auf das vielfältige Innenleben seiner Nase und/oder den Weltuntergang.

Über letzteres schrieb er das Buch 'de Apokalypsis', wobei hier anzumerken ist, dass der gute Mensch nicht ein Wort Latein beherrschte.

Deswegen blieb das Buch auch weitestgehend unbeachtet in der wissenschaftlichen Welt. Jedes Kapitel begann mit dem Satz "Wir rennen alle in unser Verderben!")

Wie auch immer.

Vincent kam sich ungeheuer wichtig und umsichtig vor, während er tollpatschig in den Nebel stolperte, weil ihm der gute Magnus einen Schubs gegeben hatte.

Und drinnen sah es nicht besser aus als draußen.

Weiße Schleier umhüllten ihn wie eine Fangopackung aus den Sümpfen von Gugelhupf. Sand Witch konnte er schemenhaft erkennen, aber der Zwerg war ihm optisch vollkommen abhanden gekommen.

Aber das interessierte ihn nicht.

Immerhin dachte der Kurze immer nur ans Geld und war nicht fähig, seinen Namen auszusprechen, geschweige denn zu lernen.

Und schon bald stach ein bahnbrechendes Geräusch an die Ohren unseres Freundes.

"Hey..."

Sand Witch wandte sich um.

"Was ist jetzt schon wieder?"

Mit verschränkten Armen und dem ständig auf den Boden schlagenden Schuhen sah sie bedrohlicher aus als jedes Nebelmonster, welches Vincent aus den Sagen her kannte.

"Hört ihr das nicht?"

Die Ohren gespitzt standen die drei eine Minute lang wie eine Kolonie Pinguine, die an Land geschwemmt wurde und nun auf ein Wunder lauschte.

Magnus verzog nach drei weiteren Minuten das Gesicht.

"Also ich glaube ja...", begann er. "Dass Vincent nicht mehr alle Räder an der Kutsche hat! Ich höre null Komma nichts."

"Was ist ein Komma?", fragte Sand.

"Was ist ein Null?", fragte Vincent.

Der Zwerg seufzte und setzte zu einer Erklärung an, als ihm ein altbekannter Gesichtsausdruck in eben jenes feuchte Gesicht mit den ebenso feuchten Barthaaren kam.

"Hab ich vergessen...", meinte er verlegen und sah mit hochrotem Kopf nach unten.

Die anderen konnten diesen natürlich nicht sehen, da der Nebel inzwischen nicht viel durchlässiger geworden war.

"Da ist ein Summen!"

"Klar...", sagte die Führerin liebevoll und tippte sich wissend mit dem Zeigefinger an den Kopf.

"Meine Fresse! Ich lüge nicht, ihr verdammten PENNER!!!", schrie Vincent durch den Nebel und das Echo hauchte diesem beinahe Leben ein.

PENNER...ENNER...NNER...NER...ER...

Ein lustiges Spiel.

(Anmerkung: Ein sicherlich lustiges, aber auch sehr gefährliches Spiel.

Malus der Dumme war an dem Lapsus gestorben, eben jene Nebelspiele bis zum Erbrechen zu spielen.

Er rief irgendwann aus Lust und Laune heraus den Befehl "Töte mich!" in eine Nebelbank hinein, bis er merkte, dass es die Manifestation eines Gottes war, der ihn daraufhin mit Watte zu Tode steinigte!)

Vincent betrachtete die bläulichen Schimmer noch, als Sand Witch und Magnus plötzlich beide einen erstickten Schrei verlauten ließen.

"Magnus! Blöde, jähzornige Ziege!", rief Vincent voller Sorge.

Als er sie endlich gefunden hatte, lag der Zwerg auf den Knien und versuchte doch tatsächlich, den feurig heißen Boden des Vulkans zu küssen.

"Endlich die Spitze erreicht...", jauchzte er und küsste den Boden letztlich doch.

Großer Fehler!

Millisekunden später schoss er wie eine Rakete in die Höhe und schrie das Leid, dass seine Lippen umspielte heraus...

"Das ist ja schlimmer, als einem Drachen einen zu blas..."

Sand drückte ihn beiseite, als er gelandet war.

"Jähzornige Ziege?!"

Ihre Stimme war wie ein Messer.

Vincent blickte zu Hugin, doch der Vogel war wieder mal geflohen.

Scheinbar ein natürlicher Urinstinkt der Vögel, immer zu den dümmsten Augenblicken auf- und zu den schlechtesten Augenblick abzutauchen.

"Äh...ich...äh..."

"Ja??!!"

"Es war...", Vincents Stimme wurde ganz leise und piepsig. "blöde, jähzornige Ziege!"

Die nächste Ohrfeige!

Wesentlich härter und dazu noch gezielt!

Der Schlag durchtrennte die Verteidigung aus Knorpel und Sehnen (zu deutsch: Hand!) und Vincent schlug sich somit selbst.

Dem Zwerg bereitete dies ungemein vergnügen, wobei Sand Witch nicht wusste, ob er nun darüber lachte, dass sie Vincent geschlagen hatte, oder ob er sich über den Spitznamen amüsierte, den er ihr gegeben hatte.

Zur Sicherheit schlug sie ihn auch nochmal!

"Okay...Fie haff iff verffient!", nuschelte Vincent und richtete sich auf.

"Einsicht ist der erste Schritt zur Besserung.", philosophierte Sand.

"KÖNNTET IHR ENDLICH MAL RUHIG SEIN???"

Die Stimme war gruselig.

Sie klang wie ein Kind, aber der strenge Ton und die draufgängerische Art zu sprechen, erinnerte Vincent und, komischerweise, auch Magnus an eine Domina aus einem Bordell.

(Anmerkung: Oder natürlich wahlweise an Sand Witch in Hochform!)
 

Alle drei traten nun aus der Nebelbank heraus.

Sie endete in einem Kreis um ein Haus, dass das Auge des Nebelsturms über dem Damnhot bildete.

Die Erde war auch hier kohlig schwarz und roch stark nach Verbranntem, aber der Himmel war ganz anders.

Über dem Haus der Hexe schien es zu regnen. Aber nur in diesem bestimmten Kreis, den die Nebelbank zog.

Das Haus war nicht mehr als eine Bruchbude, wie es Vincent sah. Gebaut aus modrigem Holz auf porösen Balken mit einem ebenso modrigem Untergrund. Jedenfalls brauchte man sich keine Sorgen um die Wärme zu machen.

Vincent schwitzte und sah, dass es Magnus nicht viel besser ging. Sein kahler Kopf schien in Flammen zu stehen und fleißig Schweiß aus den Mienen seines Inneren zu fördern.

Und hier ereilte unseren Protagonisten eine weitere, wichtige Erkenntnis, die ihn sein Leben lang begleiten sollte:

Zwerge stinken wie ungewaschene Iltisse!

Vor dem Haus, dass nur aus einer dunklen, hölzernen Wand und einer Steintür bestand, war eine Art Totenbahre aufgebaut.

Eigentlich war es ein bequemer Sessel, den man in eine Liegestatt umgebaut hatte. Darauf lag in vollendeter Schönheit eine morbide und verwesende Alte, die starr zum Himmel blickte.

Der Metallfuß stand sicher auf dem Vulkanboden und zitterte leicht, als sich über ihnen das Phänomen der Blitze entlud.

Ein Mädchen tänzelte um die Bahre herum.

Sie war bestimmt an die zwanzig bis dreißig Frühlinge alt und ihr ebenmäßiges, elfenbeinfarbenes Gesicht spiegelte sich im Widerschein der Blitze, die immer näher an den Erdboden kamen.

Sie trug einen Silberdolch mit sich herum, der deutlich sichtbar an ihrem grünen Kleid hing.

Die schwarzen Haare waren lang gewachsen und zu einem Pferdeschwanz gebunden, der ihr wie ein Strom aus flüssigem Pech über den Rücken floss.

Um ihre Beine huschte eine schwarze Katze.

Sie hatte ein Auge offen und das andere war einfach nur existent. So wie es sich für eine Hexe gehörte, hatte auch dieses Exemplar komische Tiere mit noch komischeren Eigenschaften.

Vincent trat einen Schritt vor und wollte sprechen, als die Katze zu ihm huschte und sich an seinen Beinen rieb.

Er beugte sich hinab, um sie zu streicheln.

"Das solltest du lassen...", tönte das Mädchen mit einer operösen Stimme.

"Wieso? Sie ist doch niedlich."

"Erstens: Cesspool ist ein Er und zweitens: Er ist nicht stubenrein und hat sich heute morgen bepisst!"

Die Hand war schneller wieder in Vincents Tasche als gedacht.

Cesspool verschwand und hinterließ eine feuchte Spur auf dem dunklen Boden.

Sand Witch regte sich.

"Das...ist...ja...ekelhaft...", ließ sie verlauten und zündete sich eine Zigarette an.

(Anmerkung: Sie zündete sie an, indem sie an den Rand des Vulkans ging, wo gerade eine Hitzeblase geplatzt war. Die Brocken flüssiger Lava schossen herauf und setzten den Glimmstängel in Brand.

Man muss nicht erwähnen, dass Magnus diese Geste für anbetungswürdig hielt?! Immerhin: Die Traumfrau aller Zwerge!

Handgreiflich und keine Angst vor dem Feuer!)

"Cesspool ist nicht ekelhaft...Er ist nur alt! Ihr seid schließlich hier um das Alte und Geheimnisvolle zu suchen, nicht oder?"

"Es heißt 'oder nicht'!", korrigierte Vincent.

"Sag das nochmal und ich schwöre dir, du singst die vierte Arie von 'La Danza' auf dem dreifach gestrichenen C!"

Ein Schritt zurück.

"Und jetzt geduldet euch einen Moment, dann bin ich voll und ganz für euch da!", sagte das Mädchen und wandte sich dem Leichnam auf der Bahre zu.

"Sag mal...Bist du sowas wie ein Grabschänder?", fragte Magnus und wagte sich weiter vor.

"Nein. Das ist meine Mutter! Und sie ist nicht tot. Sie ist nur...naja...äh...fast tot!"

Die junge Frau verband einige komisch aussehende längliche Gerätschaften mit der Bahre der Mutter und ging ein paar Schritte zurück.

Sie summte wieder.

Magnus wollte gerade3 zu pfeifen beginnen, da entlud sich ein gewaltiger Blitz neben ihm.

Schicksal, dachte Vincent. Die Götter wollten jetzt wohl keine Pfeifklänge eines Zwergen hören. Er konnte es glatt verstehen.

(Anmerkung: In Fachkreisen war noch immer die Legende von von Falk-Irmenfried von Hasen-Mümmelstein bekannt, der einstmals den Gott Shalom tot gequatscht haben soll.

Somit waren Zwerge dort oben schon einmal unbeliebt. Noch schlimmer wurde es, als Katharsis der Tausendvierundzwanzigste mit seinen Lippen eine Arie pfeifen wollte.

Der Gott ließ es zu und starb an einer Ohrenkrankheit.

Bis heute gilt dies als Legende, aber Kenner wissen, dass Zwerge entsetzlich schlechte Musiker sind.)

Das Mädchen lachte.

"Endlich, endlich ist es so weit!!!"

Sie tanzte umher und begann mit schmetternder Stimme zu singen:

"An electrifying tapestry,

if it could only be controlled.

The sheer strength and the majesty...

Think of the power we could hold!
 

I want the world to see

Where my research has led.

Electricity's the key

To reanimate the dead!"
 

Mit dem letzten Wort entlud sich ein Blitz gewaltigen Ausmaßes auf die Bahre und der Körper der Alten hatte Ähnlichkeit mit einem Hund, dem man einen Stock in den Hintern schob!

Sand Witch und Magnus versteckten sich hintereinander, während Vincent gebannt auf das Schauspiel starrte.

Die Arme der Alten zuckten und schienen wie von selbst zu leben. Der Kopf war zwar mehr ein Spielball der Elemente, aber irgendwie kam ein bisschen Leben in die blassen Augen.

Dann war es vorbei.

Der Blitz stoppte sein Werk und verschwand und der alte Körper fiel wie ein schwerer Stein auf das Bett zurück und dampfte genüsslich vor sich hin.

Vincent und der Zwerg hielten sich die Nasen zu, weil ihnen ein starker Verwesungsgeruch in jene gestiegen war.

Die Katze schnüffelte am Kadaver der Alten und machte es sich darauf bequem.

"Ach nee!", seufzte das Mädchen und ließ den Kopf hängen. "Nich' schon wieder..."

Vincent wollte sie trösten und hatte sie gerade erreicht, um ihr eine Hand auf die kleine Schulter zu legen, als sie wie eine Furie herum fuhr.

Der starke Pferdeschwanz schlug ihm ins Gesicht und ließ ihn zur Seite stolpern.

Sand Witch prustete.

"Also! Was kann ich für euch tun?!"

Magnus trat vor.

"Wir suchen...äh...Wir suchen...äh...", er stockte. "...äh...Moment...ich hab's gleich!"

"Wir suchen die Hexe!", sagte Sand Witch genervt.

"Nun...Ihr habt sie gefunden!", sagte das Mädchen vergnügt. "Ich heiße Loo. Ich bin die Tochter von...Morgana, der Hexe von Damnhot. Aber...naja, ihr seht ja selbst, dass die Gute im Moment nicht gerade gesund ist."

"Gesund?", zischte Magnus Vincent zu.

"Von daher bin ich ihre Vertretung. Was wollt ihr von der Hexe?"

Vincent erhob sich und baute sich auf.

"Ich suche das Paradies. Und man sagte mir, die Hexe wüsste einen Weg!"

Loo nickte.

"Ich kenne den Weg, ja! Aber du musst drei Prüfungen vorher bestehen..."

"Ich weiß.", nickte Vincent.

"Sehr schön! Dann wären die Formalitäten ja geklärt!", frohlockte die junge Hexe und trat näher an Vincent heran.

"Hm...Lass mal sehen...Breite Schultern, weißes, fast blondes Haar...Guter Brustkorb...starke Lenden...Perfekt!"

Vincent sah bedröppelt zu dem Zwerg, aber der zuckte mit den Schultern.

"Mein Freund Magnus wird mich begleiten!", sagte der Lehrling und wies auf den Zwerg.

"Ich auch!", rief Sand Witch und alle sahen sie an. "Was denn?"

"Du...auch???"

"Ja!", intonierte sie freudig grinsend. "Ich kann euch Vollidioten doch nicht alleine lassen!"

"Aber..."

"Ein Widerwort, Zwerg, und ich kastriere dich!"

Daraufhin war Ruhe.

"Gut gut...Also Sand Witch kommt auch mit.", schloss Vincent und sah zur Hexe.

Loo lächelte.

"Gut...Hier kommen also die Prüfungen. Bestehe sie alle drei, und bringe mir, was ich fordere und ich zeige dir den Weg ins Paradies. Deal?"

"Deal!", sagten die drei aus einem Mund.

"Gut...So höre:"

Und wieder begann sie mit Opernstimme zu singen:

"Bring mir den härtesten Fels auf Erden,

Bring mir den hellsten Strahl,

Bring mir den Quell des Lebens,

Löse deine Qual!"

Alle drei starrten die Hexe an und seufzten.

Drei unmögliche Prüfungen. Super!, dachte Vincent und sah die Hexe an.

Loo lächelte.

"Viel Glück!", sagte sie und wandte sich um, um ihre Mutter erneut zu reanimieren.

Sand Witch, Magnus Amnesius und Vincent gingen zurück zur Treppe Longrun.

Sie alle waren ratlos, wo sie die Dinge denn finden konnten. Aber Vincent besaß die Hoffnung, dass ihm irgendwann ein rettender Schimmer kommen möge.

Seine Freunde waren da nicht so optimistisch.

Man hörte die Schläge Sand Witchs noch viele Momente lang.

Schließlich kann der Kopf eines Zwerges sehr hohl sei. Und begleitet von einem Fortissimo "Verdammte Scheiße!" ist es doch vielleicht sogar als Musik zu bezeichnen.
 

Loo blickte den Reisenden, nach als eine kalte, knorrige Hand sie an der Schulter berührte.

"Du bist nicht tot?!", fragte sie und strahlte.

Ihre Mutter grinste ein zahnloses Grinsen.

"Ach i wo! Ich hatte mich nur ein paar Stunden hingelegt. Hatte ich doch gesagt!"

"Hin..."

Loo errötete. Sie hatte es doch tatsächlich vergessen.

"Und? Ist irgendwas passiert?"

Erneutes Erröten.

"Äh...ja...Drei Reisende waren hier und fragten nach den Prüfungen."

"Das ist gut!", schloss die Hexe.

"Ja. Ich gab ihnen die drei Prüfungen der Morgana."

Die Hexe stutzte. Ihr grauer Dutt vibrierte, wenn sie sprach.

"Morgana?? Warum hast du nicht meinen richtigen Namen benutzt?!"

Das Mädchen sah sie entsetzt an.

"Weil sich bei dem sogar der Kater übergibt!"

"Froschquark!"

Die Hexe beugte sich hinunter zu Cesspool, der friedlich auf der Bahre schlummerte und die Reststrommassage genoss.

"Hey Cesspool. Du magst meinen Namen, nicht wahr? Du magst den Namen Howly Latrina von Scheißhaus..."

Die Katze übergab sich!

"Hm...", sagte Howly. "Vermutlich was schlechtes gegessen. Wie dem auch sei: Was hast du ihnen denn gesagt?"

"Ich äh...Gab ihnen die drei Prüfungen."

"Gut! Dann sind sie jetzt auf dem Weg zur Göttertreppe und steigen sie bereits hinauf?"

Loo errötete erneut.

"Nicht ganz..."

"Sondern?"

Der Tonfall der Mutter wurde zunehmend strenger.

"Naja...Ich sagte ihnen sie sollten die drei Prüfungen des...des..."

"Des?"

"Die Prüfungen des Voldon bestehen!!!", rief Loo und rannte fort.

Howly Latrina von Scheißhaus stand da und blinzelte.

Diese Prüfungen durften niemals ausgegeben werden. Sie waren gefährlich und nicht schaffbar.

Sie sah in den Vulkan hinein.

"Der arme Junge...", murmelte sie, als sie Vincents verschwitztes Gesicht sah.
 

© by Charon777

Dornen oder Stacheln?

"Wat will der?", tönte König Klausus von Höhlen-Tropfstein und zeigte mit seinen Wurstfingern auf Kaliban Weißfeuer und Innozenz T. Kane.

Der Herold, der die beiden Reisenden bereits am Tor in Empfang genommen hatte, verbeugte sich erneut leicht und trat einen Schritt zur Seite.

Der Erzmagier trat vor.

Sein weißes Haar hatte er in der Zwischenzeit gekämmt und seine Robe war frei von sämtlichem Unrat. Seine Augen stachen wie Messer in die des Königs und fixierten ihn.

Innozenz mutmaßte, dass der Magier versuchte, die Gedanken des Königs zu erfassen.

(Anmerkung: Ist es so abwegig, dass Kaliban gerade dies nicht versuchte? Beide Komponenten dieses zukünftigen Gespräches hatten eine Schwäche für Kuscheltiere.

Sie erkannten einander wie Verbrecher!)

"Großer König Klausus...", begann Kaliban und hob beide Hände, als wolle er einen Drachen einwinken.

Der König seufzte bereits jetzt und blickte ihn gelangweilt an.

"Komm zur Sache...", murmelte er.

"Wir suchen einen Lehrling von mir. Er müsste hier vorbei gekommen sein!"

"Wat han' isch mit dinge Lehrling am Hoht?"

"Was hat er gesagt?", fragte der Magier seinen Begleiter.

Innozenz beugte sich herüber.

"Ich glaube, er fragte, was ihn das interessiert?!"

"Er war auf dem Weg zum Damnhot!"

Jetzt blitzte etwas in dem Gesicht des Königs.

"Ach, der duhde Vogel! Jo, der wor heh!"

Kaliban lachte. Endlich...

"Damit wäre meine Flut der Fragen erschöpft, mein König! Ihr habt uns gezeigt, dass wir auf der richtigen Spur sind!"

Er rieb sich die Hände und blickte in das sorgenvolle Gesicht des Beraters.

"Was bedrückt Euch, Innozenz?"

Natürlich erwartete er keine ehrliche Antwort.

"Nichts, Erzmagier! Gar nichts! Vielleicht sollten wir gehen?!"

Der Magier sah ihn an.

Irgendwas verbarg dieser Innozenz. Alles an ihm war verdächtig. Angefangen beim Namen bis hin zu den verschlagenen Augen und dem dreieckigen Grinsen.

Es stank nur so nach Verrat.

Und Kaliban Weißfeuer würde es herausfinden. Beim Barte seines Teddys!
 

"Und was jetzt?", fragte Sand Witch, als sie den roten Sand der Feuerwüste wieder unter den Schuhen spürten.

Vincents Gesicht glänzte vor Schweiß und Hugin, sein Rabe, war mittlerweile wieder auf seiner Schulter gelandet.

Magnus hockte auf den Knien und keuchte.

"Ich denke, wir müssen diese Prüfungen erfüllen.", vermutete der Lehrling und überlegte.

So gesehen waren die Prüfungen echte Brocken.

Er hatte eben keine Fragen stellen können, weil er von Meister Kaliban gelernt hatte, heilige Riten nicht zu unterbrechen. Das Sprüchlein der Hexe gilt als heilig und immer richtig.

Wie also hätte er es unterbrechen können?!, fragte er sich und kaute derweil auf einem Stück Gestrüpp.

"Halloho?? Sprecht mit uns, oh Großer Weiser, dessen Hirn so voller Watte ist!"

Sie seufzte genervt.

"Wir müssen die Prüfungen erfüllen. Ja, ich bin mir sicher!", konstatierte der, zugegeben etwas dämliche, Vincent.

Und wieder gab es Seufzen.

"Und wo, großer Weiser, finden wir den härtesten Fels auf Erden? Oder den hellsten Strahl? Oder den Quell des Lebens??!!"

Vincent zuckte die Schultern.

"Ich habe nicht den blassesten Schimmer."

Magnus schlug sich mit der flachen Hand auf die hohe Stirn.

"Das kann doch nicht sein, Winfried! Du..."

"Aber ich kenne jemanden, der es wissen könnte!"

Plötzlich wirkte Sand Witch ein wenig gelassener. Ihre Züge entspannten sich merklich und ein geschultes Auge der Spionage hätte vermutlich ein Lächeln hinter den scharf angezogenen Mundwinkeln vermuten können.

Wenn man nun noch die geballten Fäuste und den bissigen Blick wegließ, wirkte das Mädchen schon fast freundlich, befand unser Lehrling.

Magnus grummelte nur stumm vor sich hin und rieb mit dem Daumen über das Blatt seiner Axt.

"Das klingt schon viel besser!", sagten die beiden wie aus einem Mund.

Sand warf ihre Zigarette weg.

"Und wer ist unser großer Weiser?", fragte sie genervt.

Ihre Blicke durchstachen Vincent und dieser fühlte sich dadurch nicht sicherer in seinen Ausführungen.

"Es ist nicht irgendein großer Weiser. Es ist DER WEISE!"

"DER WEISE?"

"Ja! Er wirkt und werkelt in der großen Bibliothek zwischen den Dimensionen!"

Zack!

Erneut eine Ohrfeige von Seiten Sand Witchs.

"Hey!", beschwerte sich der, am Boden liegende, Lehrling. "Die hatte ich nicht verdient!"

"Ach nein??? Soll ich dir vielleicht genauer zeigen, was du verdienst??"

Sie wollte schob bedrohlich den Fuß heben, als der Zwerg dazwischen rief.

"Warte mal! Die Idee klang doch gut! Wir gehen zu dieser Bibliothek an den Dimensionen und suchen da nach dem Kraut des Lebens!"

Sand Witch sah Magnus an und wirkte leicht wütend.

"Jetzt hör mal zu, du unterbelichtete Standheizung:", begann sie und wandte sich ihm vollends zu. "Erstens: Wir suchen nicht das Kraut des Lebens, sondern den Quell des Lebens. Und zweitens: Die Bibliothek liegt zwischen den Dimensionen.

Das heißt im Klartext: WIR KOMMEN DA NICHT HIN!!!"

Und wieder entstand eine peinliche Stille.

Jene Art von Stille, die niemand wirklich mag und die niemand wirklich brechen kann, denn meistens wird sie ausgelöst von Wut und anderen, diesem durchaus ähnlichen Gefühlen.

Dies hat natürlich zur Folge, dass die Fraktion, welche diese Stille eingeläutet hatte, a) nur noch aggressiver wird oder b) vollkommen im Erdboden versinkt vor Scham.

Nun...Sand Witch gehörte sicherlich zur Möglichkeit a)!

"Und wieso kommen wir da nicht hin?", fragte Magnus überflüssigerweise.

Man hätte vermuten können, dass sich Sand Witchs Zorn in Grenzen halten konnte. Nun...Dann war man einem Irrglauben unterlegen.

Die geröteten Wangen nahmen nun den Ton eines tiefen Rosés an und ihre Stimme wurde zu der einer Furie mit Halsentzündung.

"Seid ihr eigentlich nur blöd??? Pass auf, du Stehlampe: Es heißt zwischen den Dimensionen. Wie viele Lebewesen kommen wohl einfach so zwischen zwei Dimensionen???"

Sie brauchte eigentlich nicht auf eine Antwort zu warten, aber tat es dennoch. Vielleicht überdachte sie aber auch nur ihre nächste, vernichtende Antwort.

"Äh..."

"Richtig! Kein normal sterbliches Lebewesen. Und warum nicht?"

"Weil äh..."

"Genau! Wir sind dreidimensional! Wir können nicht in anderen Dimensionen denken, außer in den drei, uns bekannten. Man kann diese Grenze nicht..."

"Man kann es wohl!", sagte Vincent herrisch.

"...überwinden...", schloss Sand Witch entmutigt und den Tränen nahe. "Und wie kommst du jetzt darauf?"

"Weil du sagtest, es gibt keine Möglichkeit."

Sie seufzte erneut.

"Gut. Dann mach einen Vorschlag!"

Endlich, dachte Vincent. Die Stunde des Triumphs.

Jetzt war der Moment gekommen, den jeder Lehrling eines talentierten Magiers herbeisehnte. Nein! Es war nicht die Pause!

Es ist einer jener Momente, wo man mit einem Wissen glänzen kann, welches einem beim Lernen als völlig unbrauchbar präsentiert wird.

Zum Beispiel wusste unser Lehrling, wie man Bananen gegen den Wind schälte. Oder wie man ein Wagenrad auswechselte und dieses dann in einen Esel verwandelte. Oder eben den Weg zwischen die Dimensionen.

"Wir müssen in den Wald von Darkthorne."

Diese Nachricht schien seine Begleiter zu erschüttern. Zumindest Magnus.

"W...Was willst du denn da?", stotterte er und fing an, am ganzen Körper zu zittern.

"Nun...Dort befindet sich der Durchgang zu der Bibliothek zwischen den Dimensionen."

"Warum gerade da?!", jammerte der Zwerg und hieb auf seine Axt ein.

"Was ist denn los?"

Sand Witch wirkte beinahe so besorgt wie Vincent.

Im Geheimen waren beide nur darauf aus, ihren Hintern möglichst unbeschadet aus der Schlinge zu ziehen!

"Dort lebt der schreckliche Douglas, Anführer der 'Mücken'."

Beide atmeten aus.

Das klang nicht wirklich nach einer Bedrohung. Zumindest nicht beim ersten Atemzug.

Von den Mücken hatte Vincent noch nicht gehört, aber scheinbar würde sich das bald anschließen.
 

Um den Wald von Darkthorne auch nur sehen zu können, schloss sich unseren Helden eine lange und beschwerliche Reise durch eines der Schrecklichsten Gefilde der bekannten Welt an:

Die Händlerstraße in Richtung Malmen.

Malmen war eine Stadt, die aus Trollen bestand und dessen wahre Bestimmung darin lag, Umschlagplatz für allerlei zwielichtige Geschäfte zu sein.

Aber die drei Reisenden wollten einen Bogen darum schlagen und deswegen blieben sie auf der Hauptstraße.

Dort geschah immer relativ wenig, wenn man davon absah, dass sich große Trolle gegenseitig die Schädel versuchten einzuschlagen, weil sie dachte es wäre ihre Art von Musik.

So dümpelte der Tag dahin und bald schon kam die Front des Waldes von Darkthorne in Sichtweite.

Und es war eine gewaltige Front.

Inmitten des Herzlandes war dieser Wald gelegen und seine Bäume waren berüchtigt. Man stellte vieles aus dem starken Holz der Dunkeleiche her. Wie zum Beispiel Pfeile und allgemein verträgliche Dinge, wie Schusswaffen und Steinschleudern.

Die vielen kleinen Wege und Spelunken, die innen im Wald versteckt waren, fielen von außen gar nicht auf.

Magnus fürchtete sich noch immer vor den lauernden Schatten, tief im Wald.

Es ist ein offenes Geheimnis, dass Zwerge Wälder nicht leiden können. Sie erinnern sie stark an Elfen und deren Gebräuche.

"Was pisst du dich so ein?", fragte Sand Witch genervt, während sie eine Rauchschwade in die Luft blies.

Es roch verstärkt nach Vogelexkrementen, weshalb der Geruch von Rauch in Vincents Nase auch keine schlimmeren Reaktionen hervorrief.

"Ich pisse mich nicht ein! Hier riecht alles so...so..."

"Elfisch?"

"Ja! Genau das habe ich gesucht! Es riecht elfisch!"

(Anmerkung: Im Grunde genommen wusste unser unterbelichteter Zwerg nicht, wie ein Elf roch. Denn Zwerge besitzen leider die, bereits erwähnte, Eigenart einen sehr dominanten Körpergeruch aus zu stoßen.

Sie riechen im Prinzip nur sich selbst und assoziieren dies mit der Feindesrasse, was Zwerge in den Augen des neutralen und objektiven Lesers zu Hobby-Rassisten macht!)

In dem Moment schoss eine schlanke Gestalt aus dem Wald hervor und landete grazil wie ein Affe vor ihnen auf dem Boden.

Die wilden, braunen Haare und der dichte Bart machten es Vincent beinahe unmöglich, auch nur einen klaren Eindruck des Gesichtes zu erhaschen.

Aber immerhin ließ sich die Augenfarbe festmachen: Es war das leuchtendste Blau, was sie alle jemals gesehen hatten.

"Wer seid Ihr und was wollt Ihr?"

Die Stimme des Fremden passte zu seinem harschen Aussehen.

Sie war kehlig und tief und grollte wie ein Brummbär nach unterbrochenem Mittagessen.

"Wir sind harmlose Reisende und wollen nur zu einer Lichtung im Wald.", intonierte unser Lehrling und versuchte dabei, unschuldig auszusehen.

"Wollt ihr mich verarschen?"

Magnus trat einen Schritt nach vorne.

"Hör mal, du Grobian:", ließ er verlauten und klopfte bedacht langsam auf die Axt auf seinem Rücken. "Man sollte niemals einen Zwerg daran hindern, seinen Weg zu ge..."

Der Rest wurde durch ein markerschütterndes Brüllen des Fremden unterbrochen.

Magnus war mitten im Wort verharrt und starrte wie betäubt auf die Stelle, die einst der Mund des fremden Mannes gewesen war.

Jetzt befand sich dort eine Art Wolfsmaul, dass weit geöffnet auf Futter wartete.

"Ach du heilige Steinformation...", flüsterte der Zwerg und verschwand schnell wieder hinter Sand Witchs Rockzipfel.

Der Wolfsmensch trat einen Schritt vor und wollte sich nun an Der weiblichen Begleitung Vincents zu schaffen machen, als diese ebenfalls einen Schritt vortrat.

"Wenn du es auch nur wagen solltest, einen Tropfen von deinem Sabber auf mein teures Kleid zu verteilen, verteile ich deine Eingeweide im ganzen Wald und spiele mit dem Rest Fußball! Verstanden, Hasso???"

Das saß!

Der Wolfsmensch zog den Kopf ein und winselte, ehe sich seine Züge wieder normalisierten und er einem Menschen wieder ähnlicher wurde.

"Wer seid ihr und was wollt ihr?"

Diese Frage ging Vincent gehörig auf den Sender.

"Okay! Schon gut! Wir sind Reisende, die das Paradies finden wollen und dazu müssen wir zu der Bibliothek zwischen den Dimensionen!"

Der Wolf sah sie an.

"Zwischen den...Dimensionen?? Hab ich das gerade richtig verstanden?"

Wieder Seufzen.

"Sofern deine Ohren nicht mit Fell verstopft sind, ja! Mein Gott...Und jetzt bring uns bitte zu deinem Chef, Boss, Knarl oder wie auch immer du deinen Obermotz nennst, sonst müssen wir leider unfreundlich werden!!!", sagte Vincent und seine Stimme wurde zunehmend brutaler.

Der Wolfsmensch sah sie an.

"Gut...Folgt mir!"
 

Das Lager der 'Mücken' war eine erbärmliche Ansammlung an Zelten und großen Zelten.

Das wusste auch der Schweinemensch Douglas.

Er stank mal wieder bestialisch, was sich auch auf seine Laune niederschlug. Sein Bart war nicht gekämmt, was dazu führte, dass sein Frühstück nur zur Hälfte in seinem durchaus breiten Maul gelandet war.

Und das verschlechterte seine Laune noch einmal.

Und jetzt kam der Bote im Tutu wieder an und wollte eine Meldung machen.

Douglas Laune war mörderisch!

(Anmerkung: Schweinemenschen gelten in der Welt als reinlichstes Volk.

Den Zwergen als die Rebellen unter den waschbedürftigen Kreaturen entgegen, waschen sich Schweinemenschen drei- bis viermal am Tag, um damit den gröbsten Schmutz ihrer faserigen Haut abzuschrubben.

Hauptmann Douglas war der schlimmste von allen. Wenn er nicht sauber war, fühlte er sich wie ein Kind mit voller Windel: Er wollte rumschreien und alles kaputt machen, was man ihm in die Reichweite seiner langen Arme schob!)

"Was willst du, Rockträger?", fragte er den Boten mit seiner donnernden Stimme.

Dieser hielt an und verbeugte sich tief.

"Was is' los? Was runtergefallen?"

"Nein, Hauptmann!"

"Dann schnüffel doch nicht so am Boden. Der is dreckig! Also: Sag an...Was willst du?"

Der Bote straffte sich und holte tief Luft.

"Lieutenant Panananas hat fremde am Eingang zum Wald aufgegabelt. Er bringt sie nun zu euch!"

Douglas sah ihn an und sein Atem stank bereits wieder wie eine ausgewachsene und ungewaschene Kuhherde.

"Und wer sind unsere Besucher?! Ich hoffe, niemand von der Steuerfahndung. Die letzte musste ich leider aufessen, nachdem sie mir 189% Steuern abrechnen wollte."

(Anmerkung: Wahrlich...Diese Episode aus Douglas mannigfaltigem Alltag, war sicherlich kein Meisterstück seiner Überredungskunst gewesen. Der Steuerfahnder hatte sich nur verschrieben und bereits angesetzt, es zu verbessern, als Douglas' gewaltige Hauer zufällig den Weg in den Hals des Mannes fanden.

Das Gespräch dauerte fünf Minuten.)

"Nein...Es sind drei Reisende. Zwei Menschen und ein Zwerg, Mylord."

Douglas atmete aus.

"Ein Zwerg??? Diese ungewaschenen Kreaturen! Wenn ihr sie auch nur..."

Nahe bei ihnen winkte Panananas und hinter ihm schlenderten die drei Leute über die Lichtung in der Mitte des Waldes.

Gleich hatten sie sein Zelt erreicht und der Gesichtsausdruck des Schweinemenschen gefror.

(Anmerkung: Dies bezeichnen Fachsimpler gerne mal als "Eisbein")

"...in die Nähe des Lagers lasst...", seufzte er und schlug sich mit borstigen Hand vor das Gesicht.

"Hallo Hauptmann!", grüßte Pan.

Der Wolfsmensch hatte nur eine raue Lederhose an den Hüften. Ansonsten hatte er sich angewöhnt, nichts weiter zu tragen, da dies bei der Verwandlung ohnehin zerreißen würde.

"Hallo Pan! Was bringst du mir schönes? Mittagessen?"

"Nein Hauptmann...Diese drei Reisenden wollten Euch sprechen!"

Douglas betrachtete die drei.

"So? Wollten sie das?"

Vincent trat nun vor den Schweinemenschen.

"Ich grüße Euch, großer Douglas! Wir sind gekommen, um Euch vorzutragen eine Bitte..."

(Anmerkung: Wir überspringen das Süßholzgeraspel!)

Douglas war kurz vorm Einschlafen, als der Magier endlich endete.

Er holte tief Luft und blies seinen fauligen Atem wie eine Giftwolke aus.

"Und was genau, wollt ihr jetzt von mir? Und beeilt euch, sonst muss ich leider eure Gedärme rausreißen und eure Überreste fressen."

Magnus kam hervor.

"Wir brauchen den Schlüssel zum Tor der Dimensionen!"

Der Blick, den unser vergesslicher Zwerg von dem Schweinemenschen erntete war eine Mischung aus Belustigung, dem Ausdruck des Ertappt-Worden-Seins und Hunger.

"Ihr wollt...zwischen die Dimensionen, ja?"

"Äh...Genau!", sagte Vincent.

"hm...hm...hm..."

(Anmerkung: Dies sind keinesfalls Geräusche eines nachdenkenden Schweinemenschen.

Douglas kämpft nur seinen Hunger nieder!)

"Wie heißt ihr eigentlich?"

"Vincent R. Kane!"

"Magnus Amnesius!"

"Sand Witch!"

"Pan!"

Der letzte bekam die Faust des Anführers zu spüren.

Aber dennoch blieben die Gesichtszüge des Anführers verzerrt. Er erinnerte sich ans Innozenz' Brief und auch an die Person, die dort erwähnt wurde.

Und jene stand nun vor ihm.

Was für ein Tag, dachte er. Was für ein Tag...
 

Innozenz blickte den Erzmagier an und musste schlucken.

Kaliban kuschelte sich eng an seinen Lieblingsteddy und blickte mit funkelnden Augen in die Nacht hinaus.

Die Kutsche ratterte den steinigen Weg bis hin zur der langen Treppe Longrun, die sie zum Damnhot führen sollte.

Die Nacht war schwarz und sternenlos. Die magischen, blauen Flammen, die Kaliban geschaffen hatte, tanzten wie die Elfen um sie beide und behinderten den Berater des Erzkanzlers, seinen Brief fertig zu schreiben.

Schlimmer als Schmeißfliegen, dachte Innozenz und schüttelte den Kopf.

"Stimmt etwas nicht, Innozenz?"

"Kann mich nicht beklagen, Magier!", sagte er und blickte auf seinen Federkiel.

Dieser wurde von einer widerspenstigen Flamme in Beschlag genommen und jene kleine Flamme versuchte energisch, ihn in Brand zu setzen.

"Versucht Ihr mich zu sabotieren, Erzmagier?"

"Ich habe keine Ahnung, was Ihr meint, Berater."

Der Magier spielte seelenruhig mit einem Ohr seines Teddys und blickte in die Nacht hinaus, während die Flamme noch immer an dem Federkiel zog.

"Werdet Ihr die Prüfungen bestehen wollen?!", fragte Innozenz und schielte ihn unschuldig an.

Kaliban bemerkte den Blick.

"Ich gedenke dies nicht."

"Und wie wollt Ihr dann erfahren, wohin Euer Lehrling verschwunden ist?"

Er lachte auf.

Ein kaltes, heiseres Lachen, was in einem Hustenkrampf endete.

"keuch...Verdammte...Kiesel...hust...Ich werde mir die Prüfungen auf andere Weise beschaffen und auch so erfahren wie mein Lehrling es schaffen konnte, mir so lange zu entkommen!"

"Hm..."

Und wieder Stille.

Der Kutscher zog an seiner Zigarre. Nun...Es war kein Tabak dort drin. Lasst es euch gesagt sein!

Der Kutscher begann, sich wieder auf den Weg zu konzentrieren, der zwar konzentrisch schrumpfte und wieder sichtbar wurde, aber welcher durchaus noch sichtbar war.

(Anmerkung: Der Kutscher war ein leidenschaftlicher Branda-Raucher. Branda war eine Art von Pilz, wie sie in der freien Natur sehr häufig vorkam und deswegen Volksdroge Numero Uno war.

Es hatte eine ähnliche Wirkung wie Marihuana, gepaart mit Speed und Crack!

Zu Deutsch: Totale Vernichtung der Wahrnehmung, gepaart mir Halluzinationen und extremer Leck-mich-am-Arsch-Haltung)

Sollten die beiden da drinnen sich doch streiten, bis die Götter selbst eingriffen.

Er hatte nur die Aufgabe, sie zum Damnhot zu fahren.

Und bei Gott...Er hatte noch nie einen Fahrgast nicht befriedigt.

(Und war sich der Mehrdeutigkeit dieses Unterfangens eindeutig bewusst!)
 

Douglas hatte sie alle in sein Zelt gebracht und dort gelagert.

Schön gestapelt auf Holzkisten lagerten sie und lachten ihn an. Diese Horde von Unwissenden.

Sie hatten keine Ahnung gehabt, was mit ihnen geschah und warum sie so gequält wurden, ehe man sie gehäutet, geviertelt und dann ausgenommen hatte.

Der Schweinemensch wandte seinen Blick von den gebratenen Hühnchen ab und blickte unsere Reisenden an.

"Wir kennen den Weg zwischen die Dimensionen! Aber niemand spricht darüber in Gegenwart der anderen. Denn das verursacht Zwist. Und Zwist macht mir Sodbrennen. Also ist das ergo wieder schlecht für meine Umwelt, capisci?"

Alle drei nickten.

"Würdet Ihr uns den Weg zeigen?", fragte Vincent und blickte den Anführer an.

Der grunzte nur.

"Ich denke, ich kann es nicht verhindern. Du bist ein Magier und somit in der Lage, mir mein Essen zu verzaubern, wenn ich es nicht tue. Somit bist du eine Bedrohung!"

"Aber ich will gar nicht..."

"Psssscht! Halt bloß die Klappe, du Narr!", zischte er und sprach dann brüllend:

"Was?? Du bedrohst mich?? Mich??? Den Anführer der Mücken???"

Vincent verstand die Welt nicht mehr.

Hugin zog den schwarzen Kopf ein und Magnus tat es ebenso.

Ein lustiges Bild.

Sand Witsch kümmerte sich nicht um das Bild, sondern mühte sich vergebens damit, ihre Zigarette an der Holzkiste anzuzünden.

(Anmerkung: Natürlich übersah sie die Aufschrift: DYNAMIT mit Liebe und Leidenschaft!)

Douglas kam näher zu ihnen heran und sein fauliger Atem war wie ein Hieb in die Magengrube.

Magnus wandte sich sogleich ab um seine Kritik zu äußern.

Diese Kritik landete allerdings neben dem anvisierten Eimer, anstatt darin!

"Passt mal auf!", raunte der Schweinemensch. "Ich werde euch helfen, weil ich deinem Bruder einen Gefallen schulde."

"Welchen Gefallen?"

"Das tut nichts zur Sache, Kurzer! Zuhören: Es tut meinem Ruf allerdings nicht gut, wenn die erfahren, dass ich Gefälligkeiten erweise. Also werde ich das ganze so inszenieren, dass ihr mich bedroht, sodass ich keine Wahl mehr habe.

Klar soweit?"

Wieder dreifaches Nicken.

"Gut. Also folgendes: Ihr packt euren Krempel, ich rufe Pan und wir treffen uns in fünf Minuten wieder hier?! Irgendwelche Fragen?"

Magnus hob die Hand.

"Warum heißt ihr eigentlich 'Mücken'?"

Grunzen. Wütendes Grunzen.

"Weil es Beulen gibt, wenn mich jemand nervt..."

Damit war die Fragestunde beendet.
 

Keine fünf Minuten später standen sie vor dem Zelt des Anführers und blickten in den bewölkten Himmel hinauf.

Magnus wirkte ein wenig verstört und stand mehr neben sich, als neben Vincent. Vermutlich hatte er einfach mal wieder vergessen, wer er war und warum er hier war.

Douglas hatte sich bisher noch nicht blicken lassen. Und das machte Sand Witch zunehmend unruhig und steigerte ihre Lust auf narkotisierendes Nikotin aus den Steppen von Rauch-Dir-Eins.

"Wann kommt die Keule endlich?", fragte sie genervt.

Dabei stemmte sie sehr aufreizend die Hand in die Taille. Vincent wurde rot und wandte sich ab.

"Keine Ahnung. Ah! Da ist er ja!"

Douglas kam, zusammen mit einem großen Mann, den Weg entlang geschlendert und wirkte durchaus fröhlich.

"Alle anwesend, wie ich sehe!", konstatierte er, während er sich mit einem Schwamm die schlammige Haut abtupfte.

(Anmerkung: Ja, richtig bemerkt! Schweinemenschen schwitzen Schlamm. Manchmal eine recht unappetitliche Angelegenheit. Vor allem bei Tisch!)

"Ich mache bekannt: Vincent R. Kane, Marcus von Hinter5tupfingen und Sand Bitch!"

Es hagelte Schläge.

Und es waren nicht nur sanfte weibliche Hiebe in Form von Ohrfeigen.

Douglas musste sich einem wahren Stakkato von platzierten Fausthieben stellen, das ihn durchlöcherte wie ein trainierter Lehrling. Nur waren ihm Fragen dabei deutlich lieber.

Der Mann, welcher ihn begleitete, zog sich ängstlich hinter einen Baum zurück, wo er beinahe den lieben Zwergenfürst Magnus umgerannt hätte, der bereits auf Vincent saß, weil er diesen umgerannt hatte.

"Du verdammtes, seniles, altes, verf**** Riesenschweinchen! Ich dresch dir die Klüsen eckig, du Drecksack! Ich zieh dir die Eier lang und schick sie deiner Mami nach Hause!!! RAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAH"

Der Schrei der Furie war zuviel.

Magnus schrie auf und hielt sich die Ohren zu, während der Mann und Vincent sich ansahen.

"Ist sie immer so?!"

Vincent nickte.

"Wenn man sie beleidigt, ja! Aber ansonsten ist sie nur beleidigend."

Der Mann nickte und streckte ihm die Hand hin.

"Mein Name ist Panananas"

"Also Pan. Sonst hab ich einen Knoten in der Zunge! Ich heiße Vincent."

Es war so ruhig geworden.

Die Stille war beinahe bedrückend, als sie um den Baum herumlugten und schlucken mussten.

Sand Witch saß auf dem ohnmächtigen und blutenden Anführer der Mücken. So weit gefürchtet und so schnell besiegt, dachte Vincent und besah sich des Schadens.

Fakt war, sie wussten nicht, was sie nun tun sollten. Schließlich hatte Douglas ihren Plan gekannt.

"Sehr gut gemacht!", kommentierte Vincent.

"Hast du was zu melden, Kerl?"

Sand Witchs Stimme hatte sich noch immer nicht normalisiert.

Und Vincent bekam langsam Angst!

"Warum hast du das gemacht?? Jetzt erfahren wir nie, wie wir zum Durchgang kommen."

Sie zuckte die Achseln. "Mir doch egal. Dann suchen wir halt selbst!"

"JA! Super Idee, Häuptling Wild-Pochende-Ader-auf-der-Stirn-während-des-gewaltsamen-Um-sich-Schlagens! Wir haben ja auch nur keine Ahnung, wo diese dimensionale Störung sein soll!"

Sie standen wie Gladiatoren voreinander. Nase an Nase.

Dann meldete sich der Neue.

"Ihr habt vielleicht keine Ahnung...Aber ich hab!", sagte Pan und grinste. "Soll ich euch führen?"
 

© by Charon777

Einmal Kaninchenbau und zurück

Dieser verdammten Kraut-Felder.

Innozenz saß noch immer in der Kutsche, auf der engen Bank und fieberte dem Nachmittag entgegen. Warum, das wusste nicht einmal er.

Der Erzmagier Kaliban hatte sich derweil anderen Freuden hingegeben und sogar seinen Lieblingsteddy in der Obhut seines Begleiters gelassen.

Nun wurde es also kritisch.

Dabei hatte alles so harmlos angefangen.

Der Kutsche hatte anhalten müssen, weil ihm, wie er selbst sagte, "der Stoff" ausgegangen war und er neuen brauchte.

Somit hatten sie an den größten Krautfeldern gehalten, die es gab.

Das Kraut, war eine vielfach angenehme Substanz, die sich essen, trinken und rauchen ließ.

Letzteres wäre wohl hier angebrachter gewesen.

Innozenz blickte in den blauen Himmel und erfreute sich an der Pampa, die rings um ihn zur Genüge gedeihte.

Schlimm, sowas!

Kaliban saß nun zusammen mit dem Kutscher in dem Feld und 'studierte die heimische Flora und Fauna'. Das komische war nur, so fand Innozenz, dass er dies mit einer Pfeife tat und dabei den Rauch des Krauts inhalierte, obwohl es hinreichend bekannt war, dass jener Rauch tiefst abhängig machen würde.

Der Berater streichelte den Bären Kalibans und flüsterte ihm Schimpfworte ins Ohr.

Blöder Teddy!

Sollte er nicht...

Dann kam ihm jene verwegene Idee, wegen der er berühmt werden sollte.

Innozenz blickte nach draußen auf die beiden Kiffenden (So hatte es der Kutscher genannt).

Sie saßen einander gegenüber und stießen einen merkwürdigen pinken Rauch aus. Kopschüttelnd stieg Innozenz durch die dachluke auf den Platz des Kutschers.

Sollten sie doch!

Er hatte einen Bruder zu warnen.

Und vielleicht das Paradies zu finden!

Mit diesem Gedanken, wobei er nicht wusste, warum er nun selbst so erpicht darauf war, das Paradies zu finden, ergriff er die Zügel und ließ sie einmal kräftige auf den Hintern des Pferdes knallen!

Adieu, dachte er und freute sich auf die warme Zugluft...



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Kommentare zu dieser Fanfic (9)

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Von: abgemeldet
2009-01-14T18:40:07+00:00 14.01.2009 19:40
Ja, ja die Zwerge: versoffen, klein...
Und die Intelligenz...(wir wollen nicht weiter auf das Thema eingehen ^^°) nur auf die Feststellung vom Zwergenkönig für den Vulkan Damnhot hinzuweisen: "Der Damnhot is verdammp hieß!" Dieser Kerl ist so ne Intelligenz-Bestie ^^

Die Namensgebung ist einfach herrlich: Magnus Amnesius, der Zwanzig-vor-Fünfte; Ann G. Brannt,... XD was soll ich dazu sagen?
Bin auch nebenbei gespannt, was du dir sonst noch einfallen hast lassen ^^ und was dieser Innoenz vor hat^^


Von: abgemeldet
2009-01-14T18:08:58+00:00 14.01.2009 19:08
Also, hier setzt ich mal zu meinem ersten kommi an ^^

Inhalt: Einfach nur zum Todlachen XD, diese kleinen Nebenbemerkungen und die Details, die du da einarbeitest...hauchen dem ganzen das gewisse etwas ein, was ich bisher bei Parodien selten vorfinde (und glaub mir, ich habe sehr viele gelesen ^^), wie zum Beispiel der Globetrotter^^
Ich will nur noch darauf hinweisen, dass hast einen verdammt guten Schreibstil hast (im gegensatz zu mir ^^°)

Von:  Mara_Black
2008-05-22T12:32:33+00:00 22.05.2008 14:32
Muhahaha XD

Ich mag Douglas. Die Art wie er seine Frage beantwortet, vor allem die nach dem Namen seiner Bande "Mücken", ist zum brüllen!
:-D

Einige Formulierungen sind wirklich gut - vor allem der Vergleich mit Kalibans huldvollem Winken und dem Einparken eines Drachen oder auch der "Bart seines Teddys"!
XDD

Am Schreibstil habe ich diesmal nichts auszusetzen, weder Rechtschreib- noch Grammatikfehler. Keine groben Ungereimtheiten, alles in lustigem Witz verpackt und auch nirgends trockene Längen!

Ähm... was genau im Nervensystem schädigen denn die Pilze vom Kutscher? Nur mal so Interessehalber?

Von:  Mara_Black
2008-04-30T17:41:28+00:00 30.04.2008 19:41
XDDDD

Wieder einmal äußerst geistreich^^

Mir gefällt Kaliban (trotz Plüschtierfetisch) zunehmend gut (O///O?)!

Aber auch mit Sand Witch kann ich mich allmählich anfreunden... auch wenn mir ihre Gesundheit zu denken gibt...

Außerdem habe ich da glaube ich etwas nicht verstanden:

Warum ist Sand der Traum aller Frauen, nur weil sie sich eine Kippe an einem Vulkan anzünden kann?

Hö?
Um nicht zu sagen: MÖK?

Ich bin auf jeden Fall mal gespannt darauf wie es weiter geht, sobald du dein "Krea-Tief" überwunden hast!!!
^^

Ild
Von:  Mara_Black
2008-04-21T14:33:53+00:00 21.04.2008 16:33
Mh... Sand Wich ist ja eine echte kleine Kratzbürste...
Bis auf den Kurzhaarschnitt kann ich aber keine große Ähnlichkeit (weder zu Mona noch zu mir) ausmachen...
Abgesehen davon ist sie RAUCHER
Iiiieh
Bäääh
Igittigitt
XP

Dafür wird mir Kaliban immer sympathischer. Diese Plüschtier-Anhänglichkeit hat doch viel Identifikationspotential ^^

Ansonsten spannungsmäßig ganz gut aufgebaut, wenn auch nicht direkt ein Cliffhanger. Dafür habe ich keine Grammatik oder Rechtschreibfehler gefunden, bis auf Seite 2, wo Vincetn Sandwich anschaut fehlt das "an".
^^
*großes Lob dalass*
Guti-Feini

XD
Von:  Mara_Black
2008-04-19T07:35:00+00:00 19.04.2008 09:35
Drachen?
Ich liebe Drachen!

*freu*

Hey, ich glaube Vincents ehemaliger Meister wird mir noch direkt sympathisch... Plüschtierfanatiker.. XD

Weiter so (Kapitel kann ja so unmöglich fertig sein, oder?)
Von:  Mara_Black
2008-04-19T07:24:44+00:00 19.04.2008 09:24
Hey,hey^^

Also Kapitel 2 gefällt mir ausgesprochen gut!!!

Obwohl ich zugegebener Maßen anfangs etwas skeptisch gegenüber deiner Idee Dialekte einzubauen war, hatte ich keinerlei Verständnisprobleme von König Klausus von Höhlen-Tropfstein!

XD

Diesmal habe ich auch nicht viel zu Meckern: lediglich auf Seite 2 ist ein Wort doppelt-gemoppelt. Da steht etwas von Grautönen in allen Abstufungen (und Tönen -> die ja eigentlich damit ja schon beinhaltet sind, oder?). ^^''

Ich muss dir aber wirklich mal ein großes Lob für deine Zwergencharaktere aussprechen.
Allesammt sehr sympatisch.
Mir persönlich gefallen Magnus Amnesius und Ann G. Brannt super gut (allein schon die Namen XD)!!!

Mh... ich dachte Innoenz hätte seinen Puff zugemacht? was für wichtige Geschäfte hat der denn noch so am laufen?

*neugierig ist*

Ich geh mal das nächste Kapitel lesen^^

Ild



Von:  Mara_Black
2008-04-07T15:39:45+00:00 07.04.2008 17:39
*sich Lachtränen aus den Augen wisch*

Heyyyy^^

Wirklich ein hervorragendes Kapitel! Wobei ich fast sagen muss, dass mir die netten Anekdoten am Rande (wie der tägliche Toilettengang Radions oder der Muskelkrampf Michael des Globetrotters) fast noch besser gefallen, als die Haupthandlung der Story, obwohl die, zugegebener Maßen auch recht gut ist.


Als kleine Verbesserungsanregung habe ich wirklich nur noch das übliche vorzubringen:

- Guck noch mal auf die Rechtschreibung
&
- as Mrs. Schüler would say "Check your tenses"

^.~

Weiter so!
Echt spannend!
Ich begebe mich dann mal zum nächten Kapitel^^

Ild
Von:  Mara_Black
2008-04-06T17:53:40+00:00 06.04.2008 19:53
Okay...
Da steht kostruktive Kritik und als Meisterin dieses Fachs (und berüchtigte Kommentatorin) bekommst du jetzt meine gnadenlose Meinung zu deinem Prolog zu hören:

Toller Anfang für eine Story, vor allem die vielen kleinen Spitzen gegen gewissen Mitglieder der Gemeinschaft sind desillusionierend komisch!!!
*beeidruckt desu*

>Meistens beschränkten sich die Tätigkeiten des Beraterstabs darin, sich >gegenseitig im Kartenspiel zu betrügen und sich die erlesenste Auswahl >an Schimpfworten an den Kopf zu donnern...

Diese Stelle fand ich besonders genial. ^.~

Dein Hauptcharakter wirkt durch seine Schwächen recht realistisch und durch die leichte Ironie in deiner Beschreibung seiner Unternehmung wird direkt ein sympatischer Eindruck vermittelt.

So jetzt zu meinen Kritikpunkten:

- Mach mehr Absätze, Animexx formatiert den Text immer leicht, sodass sie immer einige Absätze wegkürzen und der Text zu dicht aneinander gedrückt aussieht ^^'''

- Benutze niemals "&"-Zeichen im fortlaufenden Text. Wirkt unprofessionell und lieblos. In Firmennamen etc. ist das jedoch O.K.

- Mir persönlich ist dein Kane deiner eigenen Person noch zu ähnlich. Ich weiß ja noch nicht, ob sich dass noch in der weiteren Story ändert, aber: Versuche deine Charaktere soweit als möglich von dir zu distanzieren. Du musst sie zwar nachempfinden können, damit sie nicht platt sind und der Leser sich damit identifizieren kann, aber leg nicht zu viel von deiner eigenen Persönlichkeit hinein^.~

- Lass nächstes mal entweder ein Rechtschreibprogramm drüber laufen oder such dir einen Beta-Leser. (kleiner Tipp am Rande)

Sooo... *fertig mit klugscheißen* ^^

Im Großen und ganzen hast du aber für die Story ein dickes Lob verdient, auch wenn sie schon älter ist. Mir gefällt sie jedenfalls SEHR GUT!!!
*in Favoritenliste pack*

Ild






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