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Wie lange noch...?

Die Geschichte eines jungen Prostituierten
von

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Aus der Sicht von Luca

Einzig das leise Klicken von Jamies Zimmertür durchbrach die Stille, die seit dem Verlassen seines Zuhauses, das es nicht mehr länger war, herrschte. Jamies Zimmer war für ihn immer eine Art Zuflucht gewesen, doch jetzt bedrückte die verruchte Atmosphäre dieses Raumes ihn nur.

„Wieso hast du ihm das erzählt?“, fragte Luca und er hörte selber, wie schwach und resigniert seine Stimme klang.

Jamie kehrte ihm den Rücken zu und spielte schweigend mit der Quaste eines Vorhangs.

„Warum, verdammt, hast du ihm das alles gesagt?!“, schrie Luca und stampfte vor hilfloser Wut mit dem Fuß auf. Hätte Jamie seinen Vater doch bloß noch ein wenig in dem Glauben gelassen, dass er eine anständige Ausbildung in irgendeinen Beruf machte, sodass sein Vater vielleicht mit der Zeit darüber hinwegzusehen gelernt, dass Jamie nun mal ein Junge war. Außerdem hatte sein Vater Luca mit seinen Worten unglaublich verunsichert und verbittert. Luca wusste, dass Jamie wusste, wie sehr es ihn belastete, dass er weiterhin seinen Beruf ausübte, doch die Worte seines Vaters hatten sich wie glühende Schriftzeichen in seinen Kopf gebrannt und glommen jedes Mal auf, wenn er die Augen schloss.

Lässt dich von anderen Männern ficken, auf Teufel komm raus?...

„Er hätte es nicht wissen müssen, er hätte-...“ Doch Jamie unterbrach ihn genauso lautstark jedoch ohne sich umzudrehen.

„Er hätte was?! Glauben sollen, dass ich etwas bin, das ich nicht bin?! Hätte dich das glücklich gemacht? Das dein Vater dich nur wegen deiner Liebe zu einem Jungen gehasst hätte und nicht weil du mich liebst? Falls du das überhaupt tust!“ Luca schnappte nach Luft und starrte Jamies Rücken an.

„Ich-... du denkst... ich liebe dich nicht?“, stotterte er dann und taumelte ein paar Schritte rückwärts auf die Tür zu. Doch da hatte Jamie sich schon umgedreht und war auf ihn zugerannt, hatte seine Arme um ihn geschlungen und presste Lucas Körper fest an sich.

„Entschuldige, nein, so war das... ich wollte nicht!... Ich weiß, dass du mich liebst, es tut mir... ich liebe dich!“, stammelte Jamie ihm in die Haare und seine zitternde Stimme und sein bebender Körper verrieten, dass er weinte. Schließlich tropften Luca warme Tränen auf die Schulter und durchweichten den Stoff. Jamie weinte wirklich. In seiner Gegenwart. Auch Luca kamen die Tränen und er erwiderte die innige Umarmung.

„Warum hast du das gesagt? Warum...?“, schluchzte Luca und begann mit den Fäusten auf Jamies Brust einzudreschen.

„Warum?!“, schluchzte er erneut laut und zog die Nase hoch. Doch Jamie stand nur da, ließ sich wehrlos schlagen und schwieg während ihm die Tränen am Kinn entlang liefen und schließlich auf sein Hemd tropften. Luca spürte, wie Wut in ihm aufstieg; Wut darüber, dass er Jamie liebte, Wut darüber, dass er ihm das auch sagte und darüber, dass er nicht wirklich wütend auf Jamie sein konnte. Wegen ihm hatte er in der letzten halben Stunde alles verloren. Vater, Mutter, Heim, Familie. Und doch hielten ihn der Anblick von den Tränen, die über die Haut seines Gegenübers liefen und dessen am Körper herabhängenden Arme mit geballten Fäusten an den Enden davon ab, Jamie das vorzuwerfen. Noch einmal nahm er die Arme hoch und schlug mit beiden Händen gleichzeitig gegen Jamies Oberkörper. Da rührte dieser sich und griff nach Lucas Handgelenken. Erstaunt sah Luca hoch und begegnete Jamies unwahrscheinlich blauen Augen, die sich voller Schmerz und Verzweiflung in seine brannten.

Sanft berührten sich ihre Lippen und trennten sich auch schon wieder, als Jamie seine Hände losließ und mit einem Finger Lucas Kinn anhob.

„Ich hab das gerade gesagt, weil ich nicht begreifen kann, dass einer wie du einen wie mich lieben kann. Ich fasse es einfach nicht, dass du mich noch -...“ Jamie stockte und ließ den letzten Satz unvollendet in der Luft hängen. Dann schüttelte er leicht den Kopf und strich Luca sanft über die Wange. Luca sah ihn nicht an, doch er konnte den Blick auf sich spüren, die Zärtlichkeit mit der er gemustert wurde und doch antwortete er nicht. Er sagte nicht so etwas wie: „Warum sollte ich dich nicht lieben, es ist mir egal was du bist, denn ich weiß, dass du bei allem was du tust, nur mich liebst“, oder dergleichen, denn er wusste, es wäre immer nur zur Hälfte die Wahrheit. Es war ihm nicht egal, was Jamie war, er litt unter Jamies Beruf und das war beiden klar. Luca konnte nicht verleugnen wie sehr er damit zu kämpfen hatte, dass er Jamie jede Nacht an andere Männer verlor, dass er wusste, dass es Jamie immer irgendwie gefallen würde, was die Freier mit ihm anstellten, wenn nicht freiwillig, dann weil sein Körper auf die Berührungen reagierte. Luca hasste sich dafür, aber manchmal flüsterte eine Stimme in seinem Kopf eben genau das, was Jamie eben gesagt hatte. Die Stimme sagte ihm, dass Jamie ihn nur benutzte, dass er ihn nie wirklich geliebt hatte und dass er nur einer von vielen war.

Ein weiterer, vorsichtiger Kuss unterbrach Lucas Gedankengänge und erinnerte ihn daran, dass Jamie ihm seinen ersten Kuss geschenkt hatte. An diese Wahrheit klammerte Luca sich und richtete seinen gesamten Verstand darauf, dass Jamie sich diesen einen Kuss solange aufbewahrt hatte und dass er ihn ihm geschenkt hatte, als einziges, was er ihm an Jungfräulichkeit noch hatte schenken können. Jamies warme Lippen lagen auf seinen und Luca hatte nicht vor, diesen Zustand auf kurze Sicht zu ändern. Doch ein Gespräch von ihnen beiden, welches sie vor ein paar Tagen geführt hatten, kam ihm in den Sinn. Sie hatten zusammen auf Jamies Bett gelegen und in den Himmel aus violetter Gaze hinaufgeschaut. Sein Kopf hatte auf Jamies Schoß gelegen und Jamie hatte mit seinen Haaren gespielt.

„Luca, ich liebe dich. Weißt du, mich erstaunt die Tatsache, dass du mich auch liebst ziemlich. Weil, ich meine, ich kann dir nur so wenig von mir geben. Du hast von Anfang an gewusst, dass ich dir weder meine Jungfräulichkeit, noch meine absolute Treue schenken kann. Du wusstest, dass ich trotz unserer Liebe weiter arbeiten würde und dass uns nur wenig gemeinsame Zeit bleiben würde und dennoch hast du dich für mich entschieden. Jedes Mal, wenn du mir sagst, dass du mich liebst, kann ich es kaum glauben, verstehst du? Aber eins wird sich nie mehr ändern und das ist, dass ich dich mehr als alles andere auf dieser Welt liebe. Mehr als mich, mehr als mein Leben einfach mehr als alles. Versprichst du mir, dass du immer daran denkst?

Luca hatte es ihm versprochen. Und nun war es für ihn an der Zeit dieses Versprechen zu beherzigen.

Als hätte Jamie bemerkt, dass Luca zu einem Schluss gekommen war, beendete er ihren Kuss und lehnte seine Stirn gegen Lucas.

Bevor er sprach, räusperte Luca sich kurz und legte seine Hand an Jamies Wange.

„Du hast mir gesagt, dass du nicht viel hast, das du mir geben kannst“, er schaute Jamie tief in die Augen und küsste ihn kurz, „aber du hast auch gesagt, dass das was du mir gibst alles sein wird. Obwohl ich garnicht anders gekonnt habe, so habe ich dennoch gewusst, auf was ich mich da einließ und ich habe mich mit allem was in mir ist für dich entschieden und ich werde dich für immer lieben.“ Und dann gab er die Frage des Versprechens an Jamie weiter.

„Versprichst du mir, dass du immer daran denken wirst?“

Ein winziges Lächeln erschien in Jamies Mundwinkeln und Luca spürte, dass er ebenfalls lächelte. Plötzlich zog Jamie ihn an sich und küsste ihn leidenschaftlich und so drängend, als hätte er Angst ihn dennoch zu verlieren. Und Luca küsste ihn mit der gleichen Intensität zurück, verlangte er doch ebenso nach Jamies Nähe und dessen Liebe. Kurz lösten sich ihre Lippen und Jamies Hände in seinem Haar bogen seinen Kopf ein Stück nach hinten, sodass er an Lucas Hals knabbern konnte. Dann flüsterte Jamie leise: „Ich verspreche es.“



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Kommentare zu diesem Kapitel (3)

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Von:  Yumicho
2008-09-23T16:23:55+00:00 23.09.2008 18:23
Dieses. Kapitel. Ist. Mein. Absolutes. LIEBLINGSKAPPI! >///<
Das is so niedlich geschrieben & der Anfang so gemein & verletzend & so traurig & dass beide geweint haben, hat mich so fertig gemacht & ich muss jedes Mal, wenn ich das lese, fast mitweinen & hab Tränen in den Glubschern & AAAAAAAACH! >_<

Einfach nur schön.
Total schön.

Und das Versprechen am Schluss rundet alles nur noch ab.


Von: abgemeldet
2008-05-06T15:23:30+00:00 06.05.2008 17:23
Super Kapitel!
Iwie is es traurig und gleichzeitig aber auch super süß.
Vor allem zum Schluss hin.
Ich freu mich schon aufs nächste Kapitel.
Bitte beeil dich.
Von:  ReinaDoreen
2008-05-05T22:04:21+00:00 06.05.2008 00:04
Beide versuchen sich Halt zu geben. Ich weiß nur nicht ob sie es auch wirklich schaffen. Es ist alles so schwierig. Auch wenn Luca weiß das Jamies Liebe ihm gehört, die Tatsache das er mit anderen Männern schläft, ist etwas was er nicht immer verdrängen kann.
Reni


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