Perfect All Over von abgemeldet (Sequel zu 'Perfect Girlfriend', ItaDei) ================================================================================ Kapitel 2: Perfect Tour ----------------------- Lange war Taeko nicht mit ihrem unpassenden Auftritt beschäftigt. Sie ließ die Handtücher auf eine niedrige Kommode neben der Tür fallen und feixte verschmitzt. "Na ja, das musste euch eben mal passieren, nicht? Seid froh, dass ich keine Fremde bin... Gute Nacht!" Nachdem die Tür sich geschlossen hatte, verdrehte Itachi gequält die Augen. Froh? Keine Fremde? 'Gute Nacht' mit seltsamer Betonung? Das hatte nicht so zu laufen, verdammt! Deidara machte sich weit weniger Sorgen. Er schien das mit dem Schwarzen Loch auch nicht so dramatisch zu nehmen. "Entspann dich. Morgen hat sie das wieder vergessen, un." Itachi glättete sein Haar und ließ sich rücklings auf die Matratze sinken. Sie war samtweich und duftend, doch das ließ Itachis missmutige Miene nicht freundlicher werden. "Hast du dir überhaupt die Mühe gemacht, sie aufzuklären?" "Worüber, un?" Deidara blinzelte arglos und schaltete das Licht aus. Itachi spürte, wie der Blonde ihm im Dunkeln einen Kuss auf die Stirn drückte und völlig selbstverständlich den Arm unter Itachis Kopf schob. Diese kleine, beiläufige Geste der Zuneigung war beinahe genug, um den Uchiha seine mulmige Vorahnung vergessen zu lassen. Beinahe. "Die meisten Eltern sind entsetzt, wenn ihr einziger Sohn homosexuell ist." Eine Mischung aus einem Seufzen und einem Gähnen folgte. "Wenn dich das so bedrückt, werde ich morgen Dad zu dir schleifen und euch bekannt machen. Er reißt dir nicht den Kopf ab, un." Itachi schmiegte sich wortlos an die warme Haut unter seiner Wange. Wie Deidaras Vater reagieren würde, wusste er nicht. Aber in einem hatte sein Freund vermutlich Recht, er machte sich zu viele Sorgen. Hoffentlich. Schöne, ruhige Morgenstunden. Das Zimmer war angenehm war, kein Lärm störte die Stille, wie es in Konoha ständig der Fall war, und er schwebte zufrieden im Halbschlaf. Deidara hatte diese seltenen Morgenstunden schon immer geliebt, und sie wurden noch besser, wenn man nicht allein war. Hin und wieder zuckte einer von Itachis Muskeln im Schlaf – ein Zeichen, dass der vorherige Tag ihn gestresst hatte – doch das war Vergangenheit. Er war sicher, dass dieser Tag großartig verlaufen würde – alles andere war nicht in Sicht. Zufrieden seufzend vergrub er sein Gesicht in Haar, das wahrscheinlich nicht sein eigenes war. So viel Mühe Itachi sich auch gab, keine aromatisierten Shampoos zu benutzen, würden seine Haare wohl nie ganz jede Duftnote verlieren. Wo war er stehen geblieben? Ach ja, das war der perfekte Urlaub. Zwei Wochen Urlaub, die in Konoha keinesfalls so verlaufen könnten. Träge öffnete er eins seiner Augen und betrachtete gedankenverloren das dunkle Haar, während er mit einer Hand Itachis Wirbelsäule auf- und abstrich. Falls Itachi noch nicht wach gewesen war, änderte sich das jetzt. Trockene Lippen verzogen sich an seinem Halsansatz zu einem Lächeln. Seine Mutter würde vermutlich nicht noch mal denselben Fehler machen... Das Einsetzen von Musik beendete den Moment trauter Zweisamkeit abrupt. Sehr lauter Musik. "Mom, mach das aus, un!" Deidaras Ruf ging in dem Krach unter. Und mit ihm die letzte Hoffnung auf einen schönen Start in den Tag. Stöhnend setzte er sich auf und wartete, dass Taeko einfiel, dass sie nicht allein war. Währenddessen drehte Itachi sich auf den Bauch und drückte sich das Kissen auf die Ohren, was für ihn nicht gerade typisch war. Er hatte gerade angefangen, Iwa zu mögen. Und schon bewies ihm dieses Land, dass es dessen nicht wert war. Er wollte zurück nach Konoha, da war der Straßenlärm zumindest weniger scheußlich als diese Musik... Endlich trat wieder Stille ein. Es geschahen tatsächlich noch Zeichen und Wunder... bis die Tür aufging. "Mom, du könntest wenigstens klopfen, un!" Taeko bahnte sich ihren Weg herein und zerrte einen Staubsauber hinter sich her. "Wozu, anders kriegt man dich nicht aus dem Bett. Ich muss hier mal saugen." "Doch nicht jetzt, un!" Taeko musterte ihren Sohn verwirrt. "Wieso, gibt es da etwas, das ich nicht finden soll?" Deidara seufzte frustriert. Und er zeigte sich von seiner schlechtesten Seite, ja? "Nein! Nur warum musst du uns um diese Zeit aus dem Bett schmeißen, un?!" "Uns?" Seine Mutter wiederholte das überrascht, dann ließ sie unter lautem Getöse den Hals des Staubsaugers fallen. "Herrje, stimmt! Tut mir leid, Itachi!" Besagter setzte sich ebenfalls auf, sein Kissen vor die Brust gedrückt. "Kein Problem...", murmelte er finster. "Wir wollten sowieso aufstehen." Glücklicherweise ließ Itachis schlechte Laune bis zum Frühstück nach. Also gerade rechtzeitig, um herauszufinden, dass nicht mal die Küche so war, wie er es gewohnt war. Nein, Iwa war fixiert auf Geschmacksextreme, oder Taeko konnte nicht kochen. Itachi war taktvoll genug, um vom Ersten auszugehen, obwohl er insgeheim eher das Zweite vermutete. "Wenn ihr rauswollt, seid zum Abendessen wieder da. Dein Vater kommt auch, da ist es nicht zu viel verlangt, ein wenig zu erzählen." Itachi starrte nachdenklich auf die in einer abartig süßen Soße ertrinkende Waffel auf seinem Teller. Erzählen? Tolle Idee. Welches Ereignis hatte ihre Beziehung geprägt? Richtig, und seine Familie war ein Desaster. Der einzige, der sich des Attributs 'normal' rühmen durfte, war Sasuke. Und das würde früher oder später rauskommen. Ob Deidaras Eltern tolerant waren oder nicht, spielte in einer ganz anderen Liga. Dass Taeko ihn unverhohlen musterte, irritierte Itachi und störte seine pessimistischen Überlegungen. "Deine Haut sieht empfindlich aus. Hast du Sonnencreme dabei?" Itachi nickte. Natürlich. Er wollte keine dunklere Haut, das war... unpassend. Gut, Deidara stand es, aber das war nicht dasselbe. "Sei nicht so still. Ist Konoha schön?" Das klang, als wäre sie nie dort gewesen, obwohl ihr Sohn dort seit Jahren zur Schule ging. Apropos, wo war Deidara? Sein Platz war leer. "Es ist... anders." Das war das Freundlichste, was Itachi spontan einfiel. Taeko rührte mit wehmütigem Gesichtsausdruck ihren Kaffee um. "Es ist schön, oder? Ich wollte auch immer dorthin." Wo war die feine Linie zwischen Smalltalk und Privatsphäre? Itachi beschloss, nachzuhaken. "Warum sind Sie nicht mit Deidara gegangen?" Deidara machte nicht ein Eindruck, glücklich darüber zu sein, dass er von seiner Familie getrennt war. Taeko drehte eine Haarsträhne um den Finger. "Na ja... Ursprünglich hieß es, das wäre nicht gut. Familienplanung, verstehst du?" Sie zwinkerte ihm schelmisch zu. "Daraus wurde nicht recht etwas, und danach... wollten wir die Zustände nicht mehr ändern, weil er allein zurechtkam." Zurecht wohl, doch das hieß nicht automatisch zufrieden. Deidara hatte diesen kindischen Wesenszug nie richtig abgelegt, weil ihm keiner gezeigt hatte, wann er erwachsen werden sollte. Sasori vielleicht, nur war auch der keine geborene Vorbildfigur. "Hast du Geschwister?" Ihre Stimme klang sehnsüchtig. Itachi fragte lieber nicht nach, warum sie keine weiteren Kinder hatte. "Ja, einen kleinen Bruder. Deidara und er verstehen sich ganz gut." Das hieß, wenn sie dazu Lust hatten. Taeko grinste, als hätte sie das erraten. "Eifersüchtig, was? Und wie habt ihr beiden euch kennen gelernt?" Gott sei Dank erwählte Deidara diesen Moment, um zurückzukommen – Itachi hätte nicht gewusst, wie er das beantworten sollte. Er stand auf und warf dem anderen einen tadelnden Blick zu, als er ihm das Haar zerzauste. Taeko beobachtete sie mit mütterlicher Nachsicht. "Vergiss das Abendessen nicht, Und lass diese Höllenmaschine hier!" Musik in Itachis Ohren. Kein verdammtes Motorrad. Deidara machte eine enttäuschte Miene. "Dann kann ich für das Erste nicht garantieren, un." Taeko winkte ab. "Das wagst nicht mal du. So, wollt ihr hier Wurzeln schlagen?" Deidara zog Itachi beleidigt aus der Küche. Aha, das hieß, sie würden auf die altbekannte Zerrmethode zurückgreifen. Wunderbar. "Deine Tasche ist da, un." Zurück im Hausflur machte der Blonde Anstalten, so schnell wie möglich zu verschwinden. Dabei murmelte er halblaut Namen vor sich hin, die Itachi noch nie gehört hatte. "Hat deine Mutter die gepackt?" Itachi versuchte, sich nicht anmerken zu lassen, dass das ein Eingriff in seine Privatsphäre und anbei passender bei einem Fünfjährigen war. "Sie meint's nur gut, un." Itachi kommentierte das lieber nicht. Draußen war es schätzungsweise ein paar Grad kühler als gestern, was sich vermutlich noch ändern würde, sobald die Sonne höher stieg. Itachis Meinung hatte sich nicht geändert – hier sah alles mehr oder weniger gleich aus. Deidara betrachtete den entfalteten Stadtplan. Er hatte bestimmte Orte farbig eingekreist. "Mittags müssen wir irgendwo eine Pause machen, sonst kriegst du einen Sonnenstich, un." "Du nicht?" Es war nicht so, als wäre es in Konoha zeitweilig nicht auch heiß. Bis zu einem gewissen Punkt war das sogar angenehm. Deidara grinste überlegen. "Ich nicht. Abgehärtet, un." Bevor sie das vertiefen konnten, faltete Deidara den Stadtplan wieder zusammen. "Lass uns gehen, un!" Itachi bekam genügend Gelegenheiten, die krassen Unterschiede zwischen ihren beiden Heimatstädten zu finden. Deidara beschwerte sich zwar, in Konoha sehe jedes Haus gleich aus, doch das fand Itachi hier viel zutreffender. Die Formen der Häuser waren äußerst identisch, allein der genaue Farbton des Steins variierte. Die Vegetation war überall karg, bis auf dunkles Gras und Stechgewächse gab es wenig. Blond war offenbar die dominierende Haarfarbe in Iwa, so unlogisch es auch klang. Ausländer fielen ihm keine auf, oder er war der einzige, bei dem das so herausstechend war. Die neugierigen Blicke gingen ihm auf die Nerven. Schönheit erlangte Iwa in gewissem Maße durch die diversen Skulpturen in allen Größen und Formen. Anders als in Konoha gab es keine Spuren von Vandalismus, obwohl die Jugend hier nicht besonders anders zu sein schien. Gerade besichtigten sie den Drehort des Itachi so verhassten Actionfilms 'Hellburner', dessen endlose Fortsetzungen er sich zu seinem Leidwesen alle hatte anschauen müssen, als Deidara begann, unruhig den Himmel zu begutachten. "Was ist?" "Es sieht nach Regen aus, un..." Itachi hob den Kopf. Hatte die Prognose eine versteckte Bedeutung? Denn der Himmel war klar und blau wie schon den ganzen Tag. Deidara hob mahnend den Zeigefinger, bevor er das aussprechen konnte. "Wichtig für Stadttouren durch Iwa: es fängt dann an zu regnen, wenn du es nicht erwartest, un." Wie um seine Worte zu untermalen, schwemmte im wahrsten Sinne des Wortes aus heiterem Himmel eine bleigraue Wolkenmasse über sie hinweg. Auf Itachis Nasenbein zerplatzte ein warmer Regentropfen – in der nächsten Sekunde wandelte sich das zum Platzregen. Das Trommeln des Wassers übertönte, was Deidara ihm zurief – sehen konnte er ihn so oder so nicht, ohne dass ihm Regen in die Augen rann. Dementsprechend froh war er, als der Blonde lediglich seine Hand packte und ihn mitzog. Itachi stolperte blindlings hinter ihm her, obwohl es keinen Sinn mehr machte zu rennen. Er war nass bis auf die Knochen. Wie er Iwa hasste... Deidara zerrte ihn mit sich in das schmucklose Foyer eines Touristenhotels. Die Halle war ausgestorben, nur eine Rezeptzionistin telefonierte angeregt, ohne sie zu beachten. Itachi wischte sich triefende Haarsträhnen aus der Stirn. Seine Kleidung klebte an ihm, der Stadtplan war durchgeweicht und das Mistwetter hielt an. In einem Wort: ein voller Erfolg. "Ist dir immer noch zu warm, un?" Und selbst jetzt war Deidara zum Scherzen aufgelegt. Itachi warf ihm einen genervten Blick zu und ging zu einem der Waschräume, um sein Haar über etwas auszuwringen. "Wir hätten gleich sowieso einen Stopp einlegen müssen, un." Der Waschraum war genauso trist wie das Foyer. Man schien hier nicht viel auf Touristengastronomie zu geben. Itachi fühlte sich dadurch bloß noch mehr fehl am Platz. "Und, wie gefällt es dir, un?" Deidara sah ihn erwartungsvoll an, und Itachi brachte es nicht über sich, die ungeschminkte Wahrheit zu sagen. Also rang er sich ein 'Ganz gut' ab und verbarg sein Gesicht hinter einem Streifen Papierhandtuch. Als er davon aufschaute, durchwühlte Deidara im Stehen seinen Rücksack, die Unterlippe schmollend vorgeschoben. "Du bist so negativ, un..." Itachi wusste, dass er sich nicht dafür rechtfertigen musste, dieses Land nicht zu mögen – dennoch verschaffte es ihm Gewissensbisse, dass er Deidara offenbar den Spaß an diesem Urlaub verdarb. Situationen wie diese waren eigentlich rar. Sie stritten selten, und normalerweise war es Deidara, der den ersten Schritt machte. Ein wenig unbeholfen trat er neben seinen Freund und lehnte seinen Kopf an dessen Schulter. Er hörte Deidara seufzen. "Es wird besser, un..." "Du meinst, wenn wir die Schlösser in deinem Zimmer ausgetauscht haben?" Deidara grinste und stellte seinen Rucksack ab. "Spätestens dann, un." Er küsste Itachi auf den Mundwinkel, leicht und spielerisch. Das war der einzige Punkt, an dem Itachi so etwas wie kitzlig war. Der Schwarzhaarige gab ein leises Protestgeräusch von sich und drehte seinen Kopf so, dass Deidara seine Lippen traf. Damit verließ die Konversation den Bereich einer harmlosen Versöhnungsanfrage. Durch seine nasse Kleidung schienen die Kacheln an Itachis Rücken noch kälter zu werden. Klamme Finger ertasteten sein Gesicht, strichen störendes Haar zur Seite und schoben sich zuerst am Nacken, dann tiefer entlang. Itachi hatte genug Gelegenheit, um zu erkennen, dass es ein Fehler war, ein Hemd mit Knöpfen zu tragen. Knöpfe und durchgeweichter Stoff waren eine schlechte Combo. Vor allem zum Aufmachen ohne Hinsehen. Und anscheinend war Deidara ein klein wenig zu ungeduldig, um so lange zu warten. Ob absichtlich oder nicht, zwei Knöpfe rissen bei der Zerrerei ab. Itachi realisierte das zunächst nur am Rande. Gut, Sex musste nicht immer im Schlafzimmer stattfinden. Das Wohnzimmer war okay, solange niemand sonst da war. Das Bad auch, vorausgesetzt, Deidara rutschte nicht auf den Fliesen aus, und das passierte ihm ständig. Der Fahrstuhl... war hart an der Grenze. Aber eine öffentliche Einrichtung... Irgendwo hörte es auf. Sein Gehirn kam zu diesem Schluss, den sein Körper mit Bravour ignorierte. Viel zu sehr hatte er es vermisst, jede Schramme und kleine Narbe, von denen Deidara recht viele besaß, auf dessen Haut zu suchen und nachzuziehen. Sein Kopf brodelte mit Glücksgefühlen, während er Deidara bewies, dass er nach wie vor der bessere Küsser war. Seine Atemzüge waren längst schneller und hastiger geworden, und der Waschraum erzeugte ein blechernes Echo dazu. Deidara bedeckte Itachis Gesicht mit zärtlichen Küssen bei denen sich der Körper des Schwarzhaarigen mit Gänsehaut überzog. Ungeduldig zog er ihm das T-Shirt über den Kopf und ließ es achtlos zu Boden fallen. Seine Hände waren anderweitig beschäftigt, glitten provokant langsam tiefer... Das Quietschen der Türangeln ließ Itachi zusammenzucken. Kurz darauf tauchte eine Gestalt im Rahmen auf. Itachi vergrub das Gesicht in Deidaras Halsbeuge. Es gab ein Wort für diese Situation, in die er nie hatte kommen wollen: inflagranti. Und damit nicht genug. Zwar brauchte Deidara einen kurzen Zeitraum, um die Veränderung überhaupt zu erfassen, doch seine atemlose, aufgeraute Frage ließ Itachi fast das Herz stehen bleiben. "Dad, un?" Einen Moment lang verharrte die Person reglos im Türrahmen, dann drehte sie sich um. "Zieh dich an und komm. Sofort." Der tiefe Bariton der Stimme täuschte nicht darüber hinweg, wie ungehalten und scharf sie klang. Kurz darauf fiel die Tür krachend ins Schloss. Itachi schloss die Augen. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)