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New Life

old Love?
von

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Mystery Call

Heii

Ich bin’ s wieder…

Also wie normal… nur wenn ich auch was zu sagen hab is das(in Klammern)…

Wollt ich nur sagen x)

Viel Spass
 

Sie saß in einem Wagen. An ihrem Bein klebte Blut. Die Tür war geschlossen. Ein Junge stand dahinter und sah sie ernst an. Sie verstand nicht, was er hatte. Wieso sah er sie so an? So vorwurfsvoll? Hasste er sie? Bei dem Gedanken blieb ihr ein kurzer Moment der Atem weg. Der Junge atmete erleichtert auf und grinste sie an.

Sie behielt ihre kühle Fassade. Er ließ sich dadurch nicht beirren und winkte. Dann lief er davon. Sie legte ihre Hände auf die Scheibe und rief seinen Namen. Er sollte sie jetzt nicht verlassen. Sie wollte nach ihm rufen, doch kein Ton kam aus ihrem Mund. Alles um sie herum war dunkel. Das Blut an ihrem Bein war verschwunden, genauso wie der Wagen. Niemand war da. Sie war allein. Und er hatte sie auch verlassen.
 

Ai setzte sich blitzschnell auf. Sie fasste sich an die Stirn. Ein Albraum. Mehr nicht. Jetzt erst bemerkte sie, dass das Telefon klingelte. Sie stand auf um es zu suchen.

Es war gerade Hoch- Sommer und in der Nacht war es am unangenehmsten. Die Hitze war unerträglich.

Sie fand das Telefon unter einem Papierstapel. Wer rief denn mitten in der Nacht an? Müde drückte sie auf den grünen Knopf.

„Hallo?“

„Ai? Hier ist Ayumi. Mir ist gar nicht gut. Komm bitte vorbei!“

„Ähm… ja klar. Ich bin ich 10 Minuten da.“

Ai wollte gerade auflegen, als Ayumi noch rief: „Hol Conan bitte auch! Ich trau mich nicht ihn nachts anzurufen! Bitte schnell!“

Verwirrt legte Ai auf. Was hatte Ayumi denn plötzlich. Sie klang aufgeregt.

Sie schlüpfte schnell in ihre Ballerinas und schlich sich aus dem Haus. Es war 2 Uhr in der Nacht. Die Straße war wie ausgestorben. Ai überlegte, wie sie leise in Mori’ s Wohnung kommen konnte ohne gleich alle aufzuwecken. Es könnte sein, dass Kogoro noch auf Streifzug war und das er die Tür offen gelassen hatte.

Sie beeilte sich zu der Wohnung zu kommen. Es war ein wenig unheimlich so spät durch die Stadt zu laufen.

Ein einsamer Mann, der ziemlich Intus hatte, kam ihr entgegen und musterte sie ungeniert.

„Hallöchen, meine Schöne“, lallte er.

Ihr lief ein Schauer über den Rücken. Sie wünschte sie hätte schon vor Jahren das Gegengift hergestellt. Sie war nun schon 8 Jahre Ai Haibara. Einmal hatte sie die Formeln für das Gegengift beinahe fertig, jedoch hatte ein gewisser Schülerdetektiv ein Online-Spiel auf ihrem Pc runter geladen wo ein Virus versteckt war. Was danach kam konnte man sich ja denken. Conan trat an dem Abend noch sein Bett kaputt.

Sie sah schon das riesige Fenster mit der Aufschrift ‚Mori’ s Detektei’. Sie schlich sich die Treppe hoch und drückte den Kauf der Tür der Mori’ s runter. Erleichtert atmete sie auf. Sie war offen!

Sie ging langsam die kurze Treppe hoch und blieb jedes Mal stehen, wenn eine Stufe etwas knarrte. So eine Aktion machte sie nie wieder! Sie wusste nicht einmal genau, wieso sie Ayumi nicht gefragt hatte, worum es ging, sondern sofort zu gesagt hatte. Irgendwas musste doch nicht stimmen, wenn die Freundin einen mitten in der Nacht anrief.

Ai ging zu Conan’ s Tür und öffnete sie. Sie spähte hinein. Der Mond leuchtete gerade hell genug. Sie schlich sich hinein und schloss die Tür. Sie drehte sich um.

Er lag da. Erleichtert atmete Ai auf. Sie dachte, sie würde immer noch träumen, doch er war da.

Sie ging zu seinem Bett und hockte sich hin. Sie sah ihm genau ins Gesicht. Seine Augenbraue zuckte.

„Ayumi hat irgendwas. Sie will uns sehen“, sagte sie leise.

Conan’ s Augen blieben geschlossen, doch er runzelte die Stirn.

„Jetzt?“ fragte er argwöhnisch.

Ai verdrehte die Augen. „Nein, in 2 Wochen. Jetzt komm!“

Vorsichtig öffnete er ein Auge einen Spalt breit.

„Was hast du an?“ meinte er unsicher.

„Kleiner Perversling. Meinen…“ Sie sah an sich hinunter. Sie trug enge Boxershorts(extra zum Schlafen, wohl gemerkt ;)) und ein enges Top, das, für ihren Geschmack und in der Öffentlichkeit, etwas zu weit ausgeschnitten war.

„Wen nennst du hier P-P…“ Conan hatte nun beide Augen geöffnet und sah Ai an. Er wurde rot und versteckte sich schnell unter seiner Decke. SO hatte er Ai nun wirklich noch nie gesehen. Es war ihm ziemlich unangenehm, er würde allerdings niemals zugeben, dass er es auch irgendwie mochte an ihr.

Ai stand auf und ging zu Conan’ s Kleiderschrank. Er hörte wie die Tür geöffnet wurde und kam unter der Decke hervor.

Er hob eine Augenbraue. „Was tust du da?“

Ai stöhnte auf. Conan wurde rot. Wieso machte sie solche Geräusche?

„Weil ich wohl kaum SO zu Ayumi gehe, du superschlauer Detektiv.“

Sie holte sich ein kariertes Hemd mit Knöpfen und zog es sich über. Conan musste zugeben, ihr stand es viel besser als ihm. Er grinste ins sich hinein und wurde rot.

Ai musste leicht grinsen, zeigte es ihm jedoch nicht.

„Nur weil du noch mal 15 bist, heißt das nicht, dass deine Hormone auch sofort verrückt spielen müssen“, meinte sie mit leicht genervtem Unterton in der Stimme.

Conan verdrehte die Augen. Sie gingen aus Conan’ s Zimmer und er schlüpfte in seine Schuhe. Leise schlossen sie die Haustür hinter sich.

Sie eilten um die Ecke.

„Ich bin müde“, sagte Conan während er hinter Ai herging.

„Das fällt dir ja ziemlich früh ein.“

Conan sah sie an. Wieder kam ihnen ein Mann entgegen der ein wenig blau war. Er stellte sich den beiden in den Weg.

„Soll man denn so schpät rausgehen, Kinners?“ nuschelte er.

Die beiden versuchten an ihm vorbei zu rauschen. Er hielt Ai am Handgelenk.

„Du has aber eine süße Freundin. Zzeigst du mir, was unter diesem Hemd is, Zuckerrübe?“

Angewiderte sah Ai ihn an. Conan stellte sich vor sie und der Mann ließ ihre Hand los.

„Wir können die uns doch teilen, Kumpel“, meinte der Mann.

Bevor Conan irgendetwas machen konnte, trat Ai auf seinen Fuß und zog Conan hinter sich her um die Ecke. Sie standen still da und lauschten, ob der Mann ihnen folgte oder weiter ging. Die schlurfenden Schritte entfernten sich langsam.

„Nachts sind immer solche Idioten unterwegs. Siehe Kogoro“, schmunzelte Conan und sah Ai an.

Die lächelte leicht. Sie sah auf ihre Hand, die immer noch Conan’ s Hand festhielt und wurde rot.

„Ja, genau…“, nuschelte sie.

Die beiden standen da und bewegten sich nicht. Ai zog ihre Hand schnell weg.

„Ayumi!“ fiel Conan plötzlich ein.

Ai zeigte mit dem Finger auf ihn. „Genau!“

Sie liefen nun etwas schneller, wegen dem Mann hatten sie zeit verloren.

Bei Ayumi’ s Haus angekommen gingen sie zur Haustür. Die Mutter stand davor und wartete anscheinend auf sie.

Als sie sie bemerkte rief sie: „Conan! Ai-chan! Kommt schnell rein.“

Mit einem irritierten Blick auf Ai ging Conan voran ins Haus. Ai sah ihn genauso verwirrt an und schloss hinter sich die Tür.

Love Letter

Ai hielt noch die Türklinke fest, als etwas von außen dagegen knallte und mit einem Stöhnen zu Boden fiel. Erschrocken drehten sich die drei Menschen um. Ai öffnete langsam die Tür und späte hinaus. Als sie sah, was vor die Tür gelaufen war musste sie grinsen.

Mitzuhiko lag vor der Haustür auf dem Rücken und hielt sich die Nase. Ai öffnete die Tür nun ganz, sodass auch Conan den Jungen am Boden sehen konnte. Er lachte und kriegte sich gar nich mehr ein.

Ai jedoch hockte sich neben Mitzuhiko und zog ihn an der Schulter auf den Hintern.

„Vielen Dank“, nuschelte er.

„Normalerweise wirst du doch nicht so nett begrüßt, oder?“, fragte Ai und lächelte ihn entschuldigend an.

Mitzuhiko wurde rot und sah auf seine Hände. Er erschrak. Er hatte Blut an den Händen!

„Wo kommt das Blut her?!“

Ai und Conan lachten kurz auf. Ai stülpte das karierte Hemd über ihre Hand und hielt den Stoff an Mitzuhiko’ s Nase. Conan’ s Kinnlade klappte runter.

Ayumi’ s Mutter kam mit einem Taschentuch, gab es Mitzuhiko und hetzte die Truppe in Ayumi’ s Zimmer.

Das Mädchen kauerte auf ihrem Bett und sah aus als würde sie weinen. Etwas verlegen sahen Conan und Mitzuhiko weg. Sie schienen einen von Ayumi’ s Teddybären auf einmal ziemlich interessant zu finden.

Ai ging kopfschüttelnd auf das Bett zu und setzte sich zu ihr.

„Was ist los?“, fragte sie. Sie hatte dieses Aufmunterungs- Ding überhaupt nicht drauf und schämte sich nun etwas deswegen.

Ayumi schaute sie mit rosigen Wangen und rot geränderten Augen an.

„Ach, Ai-chan!“

Sie fiel Ai um den Hals und schluchzte laut auf.

Mitzuhiko nahm seinen ganzen Mut zusammen und setzte sich neben die weinende Ayumi. Verlegen strich er ihr über den Rücken, weil er dachte, dass würde vielleicht irgendwie helfen.

Ai warf Conan einen bösen Blick zu und der wirkte auf einmal sehr besorgt um Ayumi. Er sprang aufs Bett und setzte sich im Schneidersitz zwischen Mitzuhiko und Ai, neben Ayumi.

Das brünette Mädchen sah ihn an. Ihr kamen wieder die Tränen und diesmal vergrub sie ihr Gesicht in Conan’ s Schulter. Der war etwas unbeholfen und legte eine Hand auf ihren Rücken.

Hilfe suchend sah er zuerst Ai, dann Mitzuhiko an.

„Was ist los, Ayumi?“, fragte Ai und zerrte sie etwas gröber, als gewollt von Conan weg.

„Genta…“

Mehr brachte sie nicht raus und vergrub ihr Gesicht wieder in ihren Händen.

„Ist ihm was passiert?“, schoss es aus Mitzuhiko raus.

Ai packte Ayumi an den Schultern. „Raus damit.“

„Er…“

Die Tür wurde geöffnet. Alle sahen erschrocken zu Ayumi’ s Mutter. Sie fragte: „Soll ich euch was bringen?“

Ayumi verbarg das Gesicht wieder in ihren Händen.

„Ein Aspirin wäre nett“, murmelte Ai und rieb sich die Augen.

Conan sah sie an. „Zwei Kaffee und zwei Kakaos wären nett. Danke.“ Freundlich lächelte er die Mama an und sie verschwand schon wieder.

„Was ist also mit Genta?“, hakte er mit sanfter Stimme nach.

Ayumi wandte sich ihm zu. Traurig sah sie auf ihre Hände.

„Er… er hat mir heute etwas in den Spint gelegt. Und… nachdem ich es gelesen habe, ist er zu mir gekommen. Ich glaube er hat sich versteckt und nur gewartet, bis ich es endlich fand.“

„Was war das, was er dir in den Spint gelegt hat?“

Ayumi’ s Blick huschte kurz auf Ai und dann wieder zu Conan. Sie wollte es eigentlich nur ihm erzählen, hatte sich aber nicht getraut bei ihm anzurufen. Sie wusste, dass die taffe Ai sich trauen würde sich bei ihm zu melden. Und Ihre Mutter hatte Mitzuhiko ohne ihre Kenntnis geholt.

Sie erzählte: „Es war ein Liebesbrief! Als er zu mir kam, sah er so glücklich aus, als würde er denken, ich würde für ihn dasselbe empfinden!“

„Und das tust du nicht.“ Conan fragte nicht. Er stellte fest.

„Nein.“ Niedergeschlagen blickte Ayumi ihn an. „Dabei weiß er doch, dass ich schon seit Jahren einen anderen liebe.“

Ai und Mitzuhiko tauschten wissende Blicke aus. Conan bemerkte das und sah Ai mit hochgehobener Augenbraue an. Ayumi folgte seinem Blick, wollte jedoch nicht zu lange den Augenkontakt mit Conan unterbrochen haben und sah wieder zurück. Blitzschnell drehte sie sich zu Ai und sah auf das Hemd, das sie trug.

Gerade, als sie was dazu sagen wollte, kam ihre Mutter in den Raum, mit einem Tablett mit vier Tassen dampfender Getränke und einem großen Teller Kekse.

Sie stellte alles auf den Nachttisch neben Ayumi’ s Bett und verließ mit besorgtem Ausdruck im Gesicht den Raum wieder.

Ai schnappte sich den Teller mit den Keksen und hielt ihn in die Mitte. Conan und Mitzuhiko griffen sofort zu. Ai nahm sich auch einen. Gerade als sie hinein gebissen hatte, bemerkte sie Ayumi’ s geschocktes Gesicht, mit dem sie auf Ai’ s Oberkörper starrte.

Diesmal wusste Conan worum es sich handelte und er grinste verschmitzt.

„Alles okay?“, erkundigte sich Ai bei ihrer Freundin.

„Was ist das?“ kam es aufgeregt aus Ayumi’ s Mund. Sie zeigte auf das Hemd.

„Oh, das ist ein…“, fing Mitzuhiko an, wurde jedoch von Ayumi unterbrochen.

„Das gehört Conan“, sagte sie, um eine feste Stimme bemüht. Sie konnte nicht anders. Ihr traten wieder Tränen in die Augen.

Ai hob abwehrend die Hände. „Nein, dass…“

„Das ist nicht so, wie du denkst!“ beendete Conan den Satz und legte beruhigend eine Hand auf Ayumi’ s Schulter.

Mitzuhiko verstand nun auch und wurde rot. „D- Du warst die ganze Nacht schon b- bei Conan?“ fragte er mit extrem hoher Stimme. Auch wenn er es nicht zugeben wollte, er war etwas verletzt. Er dachte, er hätte Ai in den letzten Jahren so bearbeitet, dass sie nun auch mehr für ihn, Mitzuhiko, empfand. Jedenfalls hatte sie ihn auf jeden Fall Hoffnungen gemacht.

„Warst du?“ stocherte Ayumi weiter. Sie weinte schon wieder.

Ai schüttelte den Kopf. Sie wurde rot. Die Nacht bei Conan verbringen? Um Gottes Willen! Sie würde es niemals aushalten können zu wissen, das in dem Zimmer, in dem sie gerade mit Conan war, dass daneben die Frau schlafen könnte, die er doch liebte.

Ai verfluchte sich, weil sie das nicht denken durfte. Sie hatte nicht gedacht, dass es schlimm wäre, mit Conan in einem Zimmer, geschweige denn in einem Bett, zu schlafen, sondern, dass Ran im Zimmer gleich neben an sein würde.

„N-Nein!“ rief Conan und das Blut schoss ihm ins Gesicht. „S-Sie hat es sich nur ausgeborgt!“

„Wieso denn?“ fragte Ayumi verzweifelt und sah ihren Schwarm an. „Es ist draußen heißer, als es am Tag war! Und ich glaube nicht, dass sie einfach so an deinen Schrank gehen würde, wenn ihr nicht schon dir Nacht zusammen verbracht habt!“

„Ayumi, beruhig dich doch erstmal“, versuchte Ai sie zu besänftigen. „Zwischen mir und ihm ist nichts.“

„Dann sag mir doch bitte, wieso du sein Hemd trägst“, bat Ayumi schluchzend.

„Weil sie nicht passend gekleidet war um raus zugehen“, erklärte Conan und grinste bei der Erinnerung.

Mitzuhiko machte große Augen. Seine Augenbraue zuckte. Ayumi schluchzte auf.

„Und wieso geht sie dann halbnackt zu dir, einem Jungen, anstatt zu mir?“ murmelte sie in ihre Hände.

Ai nahm sich eine Tasse mit dampfendem Kaffee und nahm einen Schluck. Sie warf Conan einen bösen Blick zu. Sie zog ihn unsanft am Ärmel zu sich und flüsterte: „Das hat es nicht, besser gemacht, Mr. Super-Detektiv!“

„Tut mir sehr Leid, Frauen gehören nicht zu meinem Spezialgebiet!“ knurrte er.

Sie erwiderte genauso bissig: „Jetzt versteh ich auch, wieso du nur mit Leichen arbeitest!“

Mit diesen Worten schubste sie ihn wieder zurück.

Sie stand auf und stellte ihre Tasse ab. Conan funkelte sie böse an, war jedoch sichtlich fasziniert von der Art, wie sie ihm meistens konterte.

„Komm, Ayumi, ich kann dir nicht vor Mitzuhiko sagen, wieso ich Conan’ s Hemd anhab.“

Ayumi ließ sich widerwillig von Ai mitziehen.

Conan schnappte sich die andere Tasse Kaffee. Mitzuhiko beobachtete ihn misstrauisch dabei.

„Aber du hast Haibara-san doch nicht gezwungen irgendetwas schmutziges zu machen, oder?“ fragte er mit zusammen gekniffenen Augen.

Conan verschluckte sich am heißen Kaffee und hustete. Mit roten Wangen antwortete er: „Was denkt ihr eigentlich alle von mir, dass ich ein alter Perversling bin?“

Mitzuhiko wurde auch rot und er begriff, was er eigentlich gefragt hatte.

„T- Tut mir Leid…“, stotterte er. „S- So hab ich das doch nicht gemeint!“

Conan grinste. Mitzuhiko erwiderte das Lächeln, wenn auch etwas zurückhaltend. Er hatte ein schlechtes Gewissen, weil er Conan so was zu getraut hatte.

Er sah auf die Uhr. Es war beinahe drei Uhr morgens. Was hatte Ayumi sich eigentlich dabei gedacht erst nach Stunden deprimiert zu werden? Wenn Genta ihr den Brief heute nach der Schule zugesteckt hatte… einige Stunden musste sie es anscheinend nicht genau realisiert haben.

Die Mädchen kamen wieder rein. Ayumi sah erleichtert aus, aber immer noch nachdenklich wegen Genta. Sie setzten sich wieder auf das Bett und Conan, der ja so aufmerksam war, legte eine der Decken, die am Bettende lagen, über Ayumi und Ai gab ihr und Mitzuhiko die Tassen mit Kakao.

Mitzuhiko lächelte Ai dankend an und beobachtete sie, während er einen Schluck nahm.

„Ich weiß nicht, wie ich jetzt noch mit ihm befreundet sein kann“, sagte Ayumi leise. Sie hatte ihren Blick auf das flüssige Getränk in ihren Händen gerichtet.

„Hat er etwas dazu gesagt? Stand in dem Brief dein Name?“ hakte Conan nach.

Ayumi schaute ihn an. „Er hat nichts dazu gesagt außer: ’Und? Wie findest du ihn?’ Und es stand auch nicht mein Name in dem Brief. Aber er lag in meinem Spint, das sagt doch alles, oder?“

Ai nahm einen Schluck Kaffee und beobachtete Ayumi und Conan.

„Was hast du denn gemacht, als er dich das gefragt hat?“ führte Conan sein Kreuzverhör fort.

Ayumi kicherte leise. „Ich bin weg gerannt. Ich wollte ihm nicht ins Gesicht sagen, dass ich einen anderen liebe und das ich ihn eher als Bruder sehe und niemals, als festen Freund.“

Conan fiel in ein stilles Grübeln.

Ai verdrehte die Augen und zupfte an seinem T-Shirt.

„Das ist kein Mordfall, sondern ein normales Teenager-Problem. Wir brauchen dafür nicht deinen Scharfsinn.“ An Ayumi gewandt meinte sie: „Du solltest Genta fragen, ob der Brief auch wirklich an dich ist. Ich weiß, du machst dir Sorgen, wegen eurer Freundschaft, aber vielleicht wollte er auch nur wissen, wie du den Brief findest, um ihn guten Gewissens dem Mädchen zu geben, die er wirklich gerne hat.“

Ayumi hörte auf zu schluchzen. „Du willst also sagen“, schlussfolgerte sie langsam, „das Genta nur meine Meinung über den Brief wissen wollte? Also, dass es jedenfalls Möglich wäre?“

„Genau.“ Ai lächelte.

Ayumi beugte sich näher zu ihr und flüsterte ihr zu: „Aber was wenn der Brief an mich war? Ich glaube, mir wäre es nicht so gleichgültig wie dir, wenn ich wüsste, das einer meiner Freunde in mich verliebt ist.“

Mitzuhiko verschluckte sich und fing an fürchterlich zu husten. Conan klopfte ihm auf die Schulter.

Die Mädchen ließen sich dadurch nicht beirren.

„So gleichgültig wie mir?“ stutzte Ai.

„Du weißt schon… wegen Mitzuhiko und seinen Gefühlen für dich.“

Ai’ s Mund öffnete sich automatisch. Sie machte eine wegwerfende Handbewegung.

„Mitzuhiko hat keine Gefühle für mich.“

„Hat er dir nichts gesagt?“

„Was denn bitte?!“

Ayumi bekam große Augen. Hatte er ihr nicht gesagt, dass er Ai alles gestehen wollte?

„Ach, nichts.“ Ayumi lachte verlegen.

Sie zog sich zurück.

„Es ist drei Uhr morgens“, meinte Conan in die Stille hinein.

Ai verdrehte die Augen. „Wie schlau du doch bist.“

Er warf ihr einen giftigen Blick zu.

Ayumi lächelte in die Runde. „Vielen Dank, Leute. Ohne euch, hätte ich hier die ganze Zeit heulend gesessen.“

Sie begleitete die drei noch zur Tür und verabschiedete sich. Nachdem sie die Tür geschlossen hatte fragte Mitzuhiko etwas verlegen: „Soll ich dich nach Hause begleiten, Haibara-san?“

„Das ist doch ein Umweg für dich, oder?“ stellte Ai sich dumm. Natürlich war es ein Umweg für ihn. Er musste nun in die entgegen gesetzte Richtung.

„Nein, nein. Das ist schon okay.“ Er lächelte schüchtern.

Ai erwiderte: „Du solltest jetzt keine Umwege gehen. Am besten ist du gehst sofort nach Hause.“

Ai’ s kalter Ton erschrak Mitzuhiko bis tief in die Glieder. Er verabschiedete sich schnell und floh beinahe schon nach Hause.

„Hey, Haibara…“

Ai sah Conan an und hob eine Augenbraue. „Was?“

„Wenn dir jemand so was anbietet, dann sag wenigstens nett ab. Mitzuhiko macht sich alle Mühe deine Aufmerksamkeit zu gewinnen und du weist ihn eiskalt ab.“

„Dann schmeiß ich mich ihm eben das nächste Mal an den Hals, wenn es dir dann besser geht!“

Etwas mies drauf schlug Ai schon den Weg nach Hause ein. Conan eilte ihr hinterher.

„So meinte ich das doch nicht“, versuchte er zu erklären und war schon fast beleidigt, dass Ai dachte er wäre glücklich darüber, wenn sie sich an Mitzuhiko ranschmeißen würde. Er fand ihr Verhalten heute Abend/Morgen eigentlich total toll. Sie hatte sich echt gut um Ayumi gekümmert. Ohne es zu wissen lächelte er Ai verträumt an.

Die bemerkte den Blick natürlich und fragte mit roten Wangen. „Hab ich was im Gesicht?“

Conan wachte beim Klang ihrer Stimme aus seiner Trance auf.

„Was?“ fragte er nach.

Ai sah ihn von der Seite her an und schüttelte den Kopf.

Conan bemerkte ein kleines Lächeln auf ihren Lippen. Und musste instinktiv auch lächeln. Sie hatte ein überraschend süßes Lächeln. Es fiel Conan nicht das erste Mal auf, aber er hatte sonst nie wirklich lange darüber nachgedacht.

Sie kamen bei der Detektei an. Ai winkte kurz und wollte schon weitergehen, als Conan sie zurückhielt.

„Haibara!“ zischte er.

Sie drehte sich um und sah ihn in der Dunkelheit mit leuchtenden Augen an.

Eigentlich wollte er ihr sagen, dass sie das mir Ayumi toll gemacht hatte, dass sie eine gute Freundin war, weil sie ohne zu wissen warum, sofort zu Ayumi geeilt war, weil es ihr schlecht ging, und dass sie öfter lächeln sollte. Doch das alles brachte er nicht heraus. Das einzige was er noch sagte war:

„Gute Nacht.“

Schon eilte er die Treppe hoch und sah nicht mehr Ai’ s enttäuschtes Gesicht.

„Gute Nacht“, murmelte sie kaum hörbar und machte sich auf dem Weg zum Haus des Professors.

Just him

Ai ging die Treppen zu Mori’ s Detektei hoch und klopfte an. Der Geruch von frisch gebratenen Eiern und Speck drang in Ai’ s Nase und sie musste gequält feststellen, dass sie den Hunger doch nicht einfach ignorieren konnte.

„Komm rein, Ai-chan. Es ist offen!“ drang Ran’ s Stimme von innen.

Sie öffnete die Tür und wollte gerade zu Conan hoch gehen, als sie beim Anblick eines Mannes auf der Schwelle stehen blieb.

Er ließ die Zeitung sinken und lächelte sie freundlich an. Ai’ s Magen meldete sich nun wieder lautstark. Verlegen sah sie zu Boden. „Morgen“, murmelte sie.

„Na, Kleine, hast du Hunger?“ fragte der Mann und schenkte Ai ein Lächeln.

Ai schüttelte den Kopf und lief an dem Mann vorbei. Er vergrub sein Gesicht wieder in der Zeitung und Ai lief die Treppe hinauf, jedenfalls nicht ohne sich noch mal nach dem sympathischen Typen umzudrehen.

Ai kam grade die Treppe hoch und knallte gegen Conan.

„Hey, Hey!“ grinste er.

Ai sah ihn geistesabwesend an. „Das sitzt ein Mann.“

Conan’ s Grinsen erlosch.

„Ja“, meinte er trocken. „Das ist Rand’ s neuer Freund.“

In seiner Stimme schwang haufenweise Eifersucht mit drin. Ai nickte nur und sagte nichts dazu. Ihr Magen knurrte noch mal. Ihre Wangen färbten sich rosa.

„Möchtest du mit mir frühstücken? Das macht es vielleicht erträglicher nicht sofort irgendeinen bissigen Kommentar zu seinen verdammt, sozialen Verhalten loszulassen.“

Ai hob die Schulter. „Sicher.“

Die Beiden gingen in die Küche, wo Ran eifrig kochend am Herd stand und ihr Vater Bier trinkend eine Zeitung las. Was für eine Zeitung es war wollen wir mal nicht erwähnen.

Ran drehte sich um und lächelte Ai und Conan wie ein Honigkuchenpferd an.

„Guten Morgen!“

Sie stellte einen Teller voller Pfannkuchen auf den Tisch.

„Yutaka! Frühstück ist fertig!“ rief sie glücklich.

Yutaka kam auch schon sofort raus und Conan wandte den Blick ab. Ai musterte ihn.

Sie hob ihr Handgelenk und starrte darauf.

„Oh Nein!“ rief sie plötzlich.

Alle Köpfe in dem Raum wendeten sich ihr zu.

„Hast du schon mal auf die Uhr geguckt?“ fuhr sie Conan wütend an. „Hattest du etwa vor ruhig zu frühstücken? Guck doch mal auf die Uhr!“ Dann an Ran gewandt, mit einem aufgesetzten, zuckersüßen Lächeln, sagte sie: „Danke, dass ich mit euch hätte essen dürfen. Wir sind spät dran. Tschüss!“

Sie zog Conan am Ärmel und lief mit ihm aus der Wohnung.

Conan sah etwas verstört geradeaus.

„Okay… das war seltsam“, sagte er und blinzelte einige Male.

„Ich hatte keine Lust dich die ganze Zeit schmollend an der Backe kleben zu haben, also hab ich gehandelt“, erwiderte Ai, kühl wie immer. „Du solltest mit dankbar sein, Shinichi.“

„ICH sollte schmollend an DEINER Backe kleben?!“ Er hob abwehrend die Hände. „Ich kann mich auch gut um mich selbst kümmern.“

Conan’ s Bauch begann auch zu grummeln. Er wurde rot.

„Ich seh’ s ja, wie toll du dich um dich selbst kümmern kannst.“

Sie verdrehte die Augen und streckte Conan ihre freie Hand hin. Sie hatte sich einige Pfannkuchen unauffällig eingesteckt.

„Unverbesserlich“, schmunzelte er und nahm sich einen der Pfannkuchen. „Was wollen wir eigentlich an einem Samstagmorgen und 11 Uhr früh machen?“

Ai hob die Schultern und grinste Conan an.

„Was DU machst weiß ich nicht, aber ICH hab Genta versprochen ihn in so einem Café zu treffen.“

„Wann hast du denn das ausgemacht?“

Ai schmunzelte. „Heute ganz früh“, sagte sie und musterte Conan von der Seite.

Conan erwiderte den Blick. Dann fiel ihm etwas auf.

„Hey, das ist mein Hemd!“ rief er und zeigte mit dem Finger darauf.

„Fang nicht gleich an zu heulen, du siehst dein geliebtes Hemd schon wieder“, erwiderte Ai und grinste.

Conan schmollte kurz, dann fiel ihm etwas ein.

„Ach ja, Ran lädt dich heute zu uns zum Abendessen ein“, murmelte er.

Ai hob eine Augenbraue. „Wieso das denn?“

Er zuckte mit den Schultern. „Gehst du jetzt echt noch zu Genta?“ wollte Conan sich versichern.

„Nein, natürlich nicht.“ Ai lachte kurz auf. „Wieso sollte er sich mit mir treffen wollen?“

Kichernd lief sie Conan voran zum Park.

„Woher soll ich das wissen?“ fragte er ihr hinterher. „Erwartest du von mir zu verstehen wie Genta tickt?“

Sie setzten sich an das Ufer von dem kleinen Teich. Zuerst starrte sie nur auf die Wasseroberfläche, wie sie so ungerührt in der heißen Luft lag. Conan musterte Ai einmal genauer. Sein Hemd, sah nich mehr so aus, als würde es ihm gehören. Ai trug einen roten Faltenrock und das rot- karierte Hemd trug sie darüber. Die Knöpfe waren bis unter ihre Brust geöffnet und darunter trug sie ein weißes Top. Dazu hatte sie noch einen Gürtel Über dem Hemd und den Rock geschnallt.

Conan stieg die Hitze in den Kopf. Seine Hormone schienen tatsächlich noch einmal verrückt zu spielen, dabei hatte er das doch eigentlich schon hinter sich.

Ai seufzte.

Erschrocken starrte Conan sie an. Sie tat nichts weiter, als auf den Teich zu sehen. Plötzlich lächelte sie.

„Es ist irgendwie seltsam, wenn ich so denke, dass ich nun schon 26 wäre und wahrscheinlich in Amerika leben würde“, sagte sie leise.

„Aber irgendwie gewöhnt man sich an die Kinder und so“, erwiderte Conan genauso leise und sah Ai etwas verdutzt an.

„Wenn man bedenkt, dass wir schon seit Jahren wir selber sein könnten, hätten wir nie die Zeit gehabt uns daran zu gewöhnen!“ Ai war zum Ende hin immer aufgebrachter und lauter geworden und sie gestikulierte wild mit den Händen. „Aber ein gewisser Schülerdetektiv, der sich immer in alles einmischen muss, hat ein Spiel runter geladen… und das an meinem Computer, wo alle wichtigen Informationen waren.“

„Okay, okay. Beruhig dich mal“, beschwichtigte Conan sie. (Anm. d. Aut.: genau, schön geschmeidig bleiben, Ai xD sorry das musste jetzt mal raus x))

Völlig aufgewühlt starrte Ai wieder das Wasser an. Sie wusste noch nicht einmal, wieso sie sich so aufregte. Sie hatte sowieso nicht vor wieder ihr altes Ich zu werden. Als Shiho Miyano hatte sie doch niemanden. Sie schaute Conan aus den Augenwinkeln an, der anderen Jungen beim Fußballspielen zusah.

Sie wusste sowieso nicht, was in letzter Zeit los mit ihr war. Sie freute sich immer Conan zu sehen und ihr Herz fing an zu rasen, wenn er sie berührte oder ihm etwas Nettes zu ihr ausrutschen sollte. Er brachte sie zum Grübeln, sie träumte von ihm. Und mit einem Grinsen auf den Lippen, gab sie zu, dass es Alpträume waren. Aber nicht nur. Sie würde am liebsten im Erdboden versinken, wenn irgendwer, geschweige denn Conan, herausfinden würde, was sie alles über ihn träumte. Sie würde sich freiwillig der Schwarzen Organisation ausliefern! Und Ayumi würde sie dann bestimmt hassen.

Belustigt beobachtete Conan den sekündigen Grimassenwechsel von Ai. Zuerst hatte sie ernst geguckt, dann hatte sie ein dickes Grinsen im Gesicht und nun sah sie etwas besorgt aus. Sie bemerkte seinen Blick und sah ihn mit hochgezogenen Augenbrauen an.

„Mach ein Foto. Das hält länger“, meinte sie und beobachtete nun die Fußball spielenden Jungen.

Conan war verwirrt über das. Er hatte so was nicht vorhergesehen. Aber na gut. Er grinste in sich hinein und zückte sein Handy.

Ai sah ihn etwas irritiert an. „Was soll das werden, wenn’s fertig ist?“

„Ein Foto“, erwiderte er dümmlich und knipste bereits ein Bild.

Sie schinppste ihm gegen die Stirn.

„Aua?“ Er hielt sich den Kopf.

„Oh, armer, kleiner Kudo“, versuchte Ai Conan halbherzig zu trösten.

Zwei Jungen traten auf die beiden zu. Der eine stand ganz normal und der andere hüpfte von einem Bein auf das andere. Sie standen ganz stumpf da und sahen Ai und Conan an. Die erhoben sich ebenfalls.

„Hallo?“ begrüßte Conan sie etwas verwirrt.

„Hey“, meinte der normale Junge.

„Ich bin ein Flugzeug!“ rief der andere aus und begann zu brummen.

Er tänzelte einmal um Ai rum und rannte dann zum Teich.

Ai’ s Augen waren weit offen und sie starrte den Jungen an, während Conan leise schmunzelte.

„Er ist ein bisschen durcheinander“, erklärte der andere Typ.

Sie sah ihn an. „Er riecht nach Treibstoff.“

Genervt erwiderte er: „Natürlich. Er ist ja auch ein Flugzeug.“ Er verdrehte die Augen.

Plötzlich hörte man etwas ins Wasser fallen und Ai und Conan drehten sich um.

Der Junge, der sich für ein Flugzeug hielt, war ins Wasser gesprungen.

„Ich glaube, er ist abgestürzt“, meinte Ai.

„Sieht ganz so aus. Ich bin übrigens Takuya.“

„Wir sind…“, fing Conan an.

„…beschäftigt“, fuhr Ai fort und schaute Takuya mit seltsamem Blick an.

Seine Augenbraue hob sich. „Womit denn?“

Conan unterstrich die Frage mit seinem Blick.

„Was geht dich das an?“ fuhr Ai Takuya an.

Der grinste auf einmal dümmlich und schaute zwischen Ai und Conan hin und her.

„Ihr wollt also alleine sein.“

Conan hob abwehrend die Hände. „Nein, wir sind bloß Freunde.“

Takuya hob die Schultern. „Na, dann ist es ja egal, ob ich mit Joe hier bleibe, richtig?“

Conan nickte doch Ai rief: „Nein!“

Entrüstet sah Takuya sie an. „Wieso das denn nicht? Wenn ihr nicht ein Paar seid, dann können wir doch bleiben!“

Conan verstand nicht, was Ai auf einmal hatte. Sie hatte jedoch nur keine Lust mit solchen verrückten Menschen, die sie nicht kannte und von denen sie nicht mal wusste, wieso sie sie überhaupt angesprochen hatte, rumzuhängen.

„Wir sind doch ein Paar!“ rutschte ihr raus und bereute es augenblicklich wieder. „Siehst du das denn nicht?“

„Sind wir?“ fragte Conan und lief rosa an.

Ai kniff ihn in den Arm und lächelte Takuya dabei zuckersüß an. Schmerzverzerrt sah Conan sie an.

„Ach ja! Natürlich sind wir!“

Er grinste verlegen.

Takuya beäugte die beiden und schüttelte den Kopf. „Nein, das glaube ich nicht.“

„Ach so?“ murmelte Ai und verdrehte die Augen.

„Wir müssen uns nicht vor dir und deinem Flugzeug- Kumpel rechtfertigen. Wir gehen.“

Conan zog Ai an der Hand hinter sich her und ging davon.

Sie eilten schnell aus dem Park und setzten sich vor der Detektei auf die Stufen.

„Die Typen waren irgendwie verwirrt“, meinte Ai und sprach damit Conan’ s Gedanken aus.

„Und wie“, gab er ihr Recht.

Die Tür hinter ihnen wurde geöffnet und Yutaka kam heraus und eilte die Treppen hinunter.

„Hallo Kinder“, rief er Ai und Conan zu.

Er hob beide Augenbrauen. „Wen nennt der hier ‚Kinder’?“

„Du magst ihn doch nur nicht, weil er was mit Ran hat“, sagte Ai und stützte den Kopf in die Hand.

„Weiß du, dass du gerade irgendwie nervst?“

„Weißt du, dass du ein Idiot bist?“

Conan funkelte sie an. „Du hast das ‚Irgendwie’ vergessen“, wies er sie zurecht.

Ai tat als würde sie nachdenken. „Nein, das glaube ich nicht.“

Er wollte gerade etwas darauf erwidern, als ein Auto vor ihnen stehen blieb.

Fragend sahen sie sich an. Die Fensterscheiben waren getönt und das Auto recht dunkel. Nicht schwarz, aber dunkel. Die Beifahrertür wurde zuerst geöffnet und raus kam Kazuha. Conan’ s und Ai’ s Augen weiteten sich. Wenn sie da war, dann war doch auch…

„Hey, Kinder!“ rief Heiji glücklich.

Conan ballte die Hand zur Faust und meinte: „Ich gib dir gleich ‚Kinder’!“

Heiji schloss das Auto ab und kam näher. „Oho! Was hat Haibara dir wieder angetan?“

Ziemlich gleichgültig antwortete Ai: „Ich hab ihm nur die Wahrheit gesagt.“

Kazuha lächelte Conan und Ai freundlich an.

„Heiji, hör doch auf die Armen zu ärgern. Ich geh schon mal vor nach oben, okay?“

Sie küsste ihn auf die Wange und eilte die Treppe rauf.

„Wieso denken alle, dass wir noch kleine Kinder sind?!“ beschwerte sich Conan und erhob sich.

Heiji und Ai tauschten einen Blick aus.

„Haibara!“ rief er auf einmal und erdrückte sie beinahe.

„Hallo“, japste sie, freute sich jedoch darüber, dass er sich so freute sie zu sehen.

Conan’ s Kinnlade klappte runter. Er wurde einfach übergangen!

„Was machst du denn hier, Hattori?“ fragte er etwas ungehalten nach.

Heiji ließ von Ai ab und sie holte tief Luft.

„Wir sind zum Sommerfest hier“, grinste er. „Außerdem wollte ich doch sehen wie sehr ihr Kinder euch doch verändert habt.“

Conan wurde knallrot.

„Kein Grund auszurasten, Kudo“, beruhigte Ai ihn halbherzig.

„Halt die Klappe“, quetschte Conan zwischen den Zähnen hervor und verschränkte die Arme vor der Brust.

„Pass auf, gleich wird er böse“, sagte Ai schmunzelnd zu Heiji. „Rrrrrr…“, knurrte sie und grinste Conan bis über beide Ohren an.

Heiji lachte auf. Seit dem er das letzte Mal da gewesen war hatte sich also nichts geändert.

Conan fand gar nicht so toll, dass Ai sich mit Heiji verbündet zu haben schien. Sie hatten sich schon immer gut verstanden, aber dass sie ihn nun auch zusammen fertig machen würden, hätte er nicht gedacht.

„Schon gut, sei nicht gleich beleidigt. Ich sag ja schon nichts mehr“, sagte Ai und hob abwehrend die Hände hoch.

„Okay!“ strahlte Conan. Er wandte sich an Heiji. „Du, Hattori, ist das jetzt offiziell mit dir und Kazuha?“

Heiji nickte glücklich. „Ich denke schon“, erwiderte er. „Sie muss es nur noch ihren Eltern erklären.“

Er lachte verlegen auf. Es war wohl sehr offensichtlich, dass Kazuha’ s Eltern ihn nicht mit offenen Armen empfangen würden. Ihrem Beinahe- Schwiegersohn wollten sie es so schwer wie möglich machen.

„Im Wagen ist es Haus wie auf einer Bratpfanne. Wollen wir hoch was trinken?“ fragte Heiji.

Conan nickte und die drei gingen die Treppen rauf ins Haus.

Not like the Outside

Conan, Heiji und Ai kamen durch die Tür und setzten sich sofort auf die Sofas in der Detektei. Die beiden Männer spielten Schach und Ai saß mit verschränkten Armen daneben. Wie sie versprochen hatte, sagte sie kein Wort. Sie zeigte Conan nur ziemlich stark ihre derzeitige Abneigung gegen ihn.

Nach einer zickigen Bemerkung ihrerseits, wegen einem seiner Spielzüge, fuhr er sie an:

„Vielleicht solltest du besser verschwinden!“

„Vielleicht solltest du besser die Klappe halten!“ erwiderte sie. „Es kommt doch eh nichts gescheites raus“, fügte sie etwas leiser hinzu.

Conan warf ihr einen bösen Blick zu.

„Schach matt“, sagte Heiji ruhig. Er verdrehte die Augen, wegen der Zickereien seiner beiden Freunde.

„Wenn du mich so hasst kann ja Hattori dein neuer Partner werden!“ knurrte Conan.

Ai’ s Augen weiteten sich überrascht. „Ich hasse dich?“ fragte sie baff.

Und es würde ihn anscheinend stören, wenn sie ihn hassen würde. Ihr Herz begann schneller zu Klopfen und hämmerte laut gegen ihre Brust.

„Etwa nicht?“ stutzte Conan, nicht minder überrascht als Ai.

„Doch klar!“ sagte Ai mit zickigem Unterton. Conan’ s Herz setzte aus.

„Deswegen war ich auch gestern Nacht noch hiiii…“, wollte sie noch hinzufügen, doch dachte daran, dass Heiji dabei war und, wer weiß was, denken könnte.

Sie wurde rot und er hob eine Augenbraue. Conan atmete erleichtert aus. Es war nur wieder ihre verdammte Ironie.

„Wo warst du gestern Nacht? Hier?“ bohrte Heiji nach und beäugte Ai misstrauisch. „Rede, Haibara!“

Mit jedem Wort war Heiji etwas näher gerückt. Ai lag schon halb auf dem Sofa und stützte sich mit dem Ellbogen darauf ab. Heiji hatte seine Hand vor ihrer Hand abgestützt.

Die Situation war Ai sichtlich unangenehm und sie wollte nicht, dass Heiji jetzt irgendwas Falsches dachte.

Conan rutschte unruhig auf seinem Platz hin und her. Ai und Heiji waren sich ziemlich nah. Zu nah nach Conan’ s Geschmack.

„Ayumi hatte ein Problem und hat sich nicht getraut bei mir anzurufen“, klärte er die Situation schnell auf.

„Ach so.“ Heiji ließ sich wieder auf seinen Platz zurück sinken. Er grinste argwöhnisch. „Und das hier?“

Er zog am Kragen des Hemdes, dass Ai sich von Conan ausgeliehen hatte.

„Das hab ich schon länger“, log Ai. „Wir würden dir schon Bescheid sagen, wenn was passiert.“ Sie zwinkerte.

„Echt?“ fragte Heiji wie ein kleines Kind.

Ai verdrehte die Augen. „Nein, und jetzt räum schön das Spiel auf.“

Sie wuschelte ihm freundschaftlich durchs Haar und Heiji grinste. Conan saß nur daneben und kam sich etwas doof vor. Anscheinend hatten sie ihn vergessen. Er seufzte.

„Was soll das Gestöhne, Kudo?“ sprach Ai ihn plötzlich an.

Er schrak erschrocken aus seinen Gedanken auf.

Kazuha kam in die Detektei. Sie lächelte, was bedeutete, dass sie anscheinend nichts mitgehört hatte.

„Das Essen ist um 19 Uhr fertig, ihr könnt euch solange noch beschäftigen.“ Sie sah auf die Uhr. „Yutaka müsste auch bald kommen.“

Conan verkrampfte sich. „Der kommt auch zum Essen?!“ fragte er leicht aufgebracht.

Kazuha lachte auf. „Natürlich“, sagte sie. „Er ist doch schließlich Ran’ s neuer Freund.“

Damit verschwand sie auch schon wieder.

„Ich mag diesen Yutaka nicht. UND“, setzte er an, weil er sah wie Ai den Mund geöffnet hatte. „Das nicht nur, weil er mit Ran anbändelt.“

„Natürlich, Kudo, und ich bin der Nikolaus“, schmunzelte Heiji.

Conan verdrehte die Augen.
 

Yutaka kam kurz nach 19 Uhr an. Er lächelte strahlend und gab Ran zur Begrüßung einen Kuss auf die Wange. Conan musste beinahe brechen und zeigte es Ai und Heiji auch. Ai verdrehte die Augen und Heiji grinste. Kogoro war mal wieder auf Nachtstreife durch Beika’s zwielichtige Viertel.

Es war recht lebhaft diesen Abend. Die meisten redeten durcheinander. Nur Conan und Ai saßen still nebeneinander. Sie starrte auf ihren Teller und stocherte ein wenig darin herum. Conan starrte Yutaka an, der gegenüber von Ai saß, und stocherte ebenfalls auf seinem Teller rum. Er lächelte viel und redete immer höflich mit den anderen. Ran gegenüber benahm er sich, aus Conan’ s Sicht, eher wie ein Vater, doch als er Heiji nach seiner Meinung fragte, meinte der es wäre nicht so. Er sah wie Yutaka Ai musterte und sah sie ebenfalls an.

Sie hatte den Ellbogen auf den Tisch gestützt und den Kopf auf der Handfläche liegen. Wie kam es nur, dass sie keinen Hunger hatte? Egal. Aus Höflichkeit nahm sie einen Happen und verschluckte sich sogleich, als sie etwas an ihrem Bein spürte. Sie sah auf und bemerkte Yutaka’ s breiter werdendes Grinsen. Als wollte er bestätigen, dass sie richtig lag, spürte sie schon wieder, wie etwas ihr Bein hinauf fuhr.

Er hatte anscheinend die Hausschuhe ausgezogen und fuhr nun mit seinem Fuß ihr Bein wieder runter. Ai lief ein Schauer über den Rücken und sie setzte sich gerader hin. Niemand hatte es wirklich bemerkt. Nur Conan starrte mit gerunzelter Stirn auf Yutaka, doch unter den Tisch konnte er wohl kaum sehen.

Der Fuß fuhr wieder rauf und bei den Knien glitt er schon unter den Rock.

Ai stand blitzartig auf. Die Gespräche verklangen und Yutaka grinste nur selbstgefällig.

„Ich muss gehen“, murmelte sie und verließ die Küche.

Heiji und Conan wechselten einen verwirrten Blick und Conan entschuldigte sich und lief ihr hinterher.

Bereits unten an der Treppe holte er sie ein. Sie war ziemlich aufgewühlt und sah Conan erstmal geschockt an, als er ihre Schulter berührte um sie umzudrehen.

„Was war denn das?“ fragte er und schaute sie durchdringend an.

Sie schwieg.

„Was war das, Haibara?“ sagte er dieses mal etwas schärfer.

„Bin ich bei einem Kreuzverhör, oder was? Ich muss nun mal wieder zurück, mehr nicht“, erwiderte sie.

„Das glaub ich dir nicht.“

„Glaub doch, was du willst. Ich gehe jetzt jedenfalls.“

Verwirrt hob Conan die Hände. „Vor was läufst du denn auf einmal weg?“

Ai drehte sich schon zum weggehen um und sagte: „Vor gar nichts.“

„Haibara.“

Sie erschrak. Conan’ s Stimme war nicht eindringlich gewesen oder bohrend, sondern beinahe schon flehend. Sie drehte sich um und zeigte mit dem Finger auf die Detektei.

„Vor dem da!“ rief sie aus.

Conan legte den Kopf schief und folgte ihrer Hand. Er sah nur Heiji vor dem Fenster stehen und die beiden beobachten.

“Vor Hattori?“

Ai stöhnte auf. „Nein, du Idiot!“ Sie verschränkte die Arme vor der Brust.

„Vor diesem Yutaka.“ Sie kehrte Conan den Rücken zu. Als sie merkte, dass er schwieg meinte sie leise: „Freust du dich jetzt ein Keks, weil ihn nicht alle mögen?“

Sie drehte sich wieder um. Völlig geschockt sah er sie an.

„Was ist passiert?“ fragte er mit seltsamem Unterton in der Stimme.

Ai erklärte ihm die Bein- Fuß- Sache und danach herrschte eine Zeit lang Stille.

„Er hat also… ich meine, er wollte mit seinem Fuß… also…“, Conan brach ab und lief rot an. Er war wütend auf diesen Yutaka. Er wagte es nicht nur Ran hintergehen zu wollen! Nein! Er wollte es auch noch mit Ai tun! Mit AI! Er musste Ran Bescheid sagen.

Conan drehte sich um und wollte die Treppen hoch eilen, doch Ai hielt ihn am Arm zurück.

„Du erzählst nichts davon Ran, verstanden?“ sagte sie eindringlich.

„Und ob ich ihr das erzählen werde!“ erwiderte Conan. Er drehte sich wieder um, doch Ai hielt ihn auch am anderen Arm fest, sodass er vor ihr stand.

„Dadurch würdest du Ran keinen Gefallen tun! Denk doch nicht immer nur an dich! Du bist so ein Egoist!“

„Ich möchte nur nicht, dass ihre Gefühle durch diesen Widerling verletzt werden!“

Ai schnaubte. „Was denkst du denn was passiert, wenn du ihr die Sache jetzt erklärst? Dann würden ihre Gefühle durch dich verletzt werden! Ist es das, was du willst?“

„Nein!“ rief Conan. „Aber ich, als Conan hab doch sowieso keine Chance bei ihr.“

Niedergeschlagen sah er zu Boden und Ai ließ seine Arme los.

„Warte noch ein bisschen, Kudo“, sagte sie leise. „Vielleicht wollte er nur sehen wie ich reagiere, damit er das später bei Ran so machen kann.“

„Erstens: Ich denke nicht, dass er das machen würde nur weil er deine Reaktion abtesten wollte und Zweitens: Daran will ich gar nicht denken! Der soll gefälligst seine Füße dahin stecken, wo kein Licht hinkommt und nicht zwischen Ran’ s Beine!“

Ai lächelte. Es war etwas Trauriges an diesem Lächeln. Sie senkte den Blick so, dass Conan ihre Augen nicht mehr sehen konnte.

„Ai?“ fragte er behutsam. „Alles okay?“

Sie schluchzte auf. Geschockt trat Conan einen Schritt zurück.

„H- Hab ich was Falsches gesagt?“ fragte er recht hilflos. „E- Es sollte sich nicht anhören, als würde ich mir dabei keine Sorgen um dich machen… a- also…“

Ai’ s Schultern bebten und Conan wusste nicht, was er tun sollte. Sie hob den Kopf und lachte schallend. Conan hob beide Augenbrauen und sah zu Heiji am Fenster. Der kugelte sich vor Lachen und streckte den Daumen in die Luft.

„Hat’s denn wenigstens Spaß gemacht?“ fragte er etwas beleidigt.

„Und wie!“ schmunzelte Ai und grinste ihn an.

Conan sah zur Seite. Er schmollte die Wand an. Ai lächelte leicht. Sie hoffte inständig, dass er ernst meinte, dass er sich auch um sie sorgte. Sie schalte sich bei diesem Gedanken.

„Hey, hör auf zu schmollen, Kudo. Ich dachte du wärst ein Mann!“

„Hast du sie noch alle?“ fuhr er sie an. „Seh ich etwa aus, als würde ich schon erwachsen sein? Ich bin grade mal 15, okay?“

Ai schmunzelte. „Okay, dann lass ich mal ein bisschen Druck ab. Danke“, sagte sie.

Triumphierend schaute Conan sie von oben her an. „Wer sagt’ s denn, du kannst ja doch recht niedlich sein.“

„Wie gut, dass mich solche Kommentare kalt lassen“, erwiderte Ai und hob eine Augenbraue. Ohne es zu wollen klopfte ihr Herz rasend schnell und sie spürte die Hitze in ihrem Gesicht aufsteigen.

Sie war etwas verwirrt. Normalerweise versuchten Conan und sie sich so wenig wie möglich zu berühren. Sie wusste selber nicht wieso, jedoch gab sie die Schuld heimlich diesem Herzrasen und dem Blut, das ihr dann ständig in den Kopf stieg.

„Also, du gehst jetzt wahrscheinlich nicht mehr mit rein, oder?“ fragte Conan recht hoffnungsvoll.

Ai verdrehte die Augen. „Stell dir diese Frage doch mal selber. Vielleicht kommt mal dein scharfer Verstand aus seinem staubigen Versteck da oben und flüstert’ s dir zu.“

Ai tippte Conan mit dem Finger auf die Stirn und ging grinsend davon. Conan sah ihr so lange nach, bis sie um die Ecke verschwunden war. Er schaute zu Heiji hoch. Der verzog eine Grimasse und presste sein Ohr gegen die Scheibe. Mit einem Kopfschütteln eilte Conan hoch und legte sich in Gedanken schon mal seine Worte zurecht.
 

Ai lief mit vor der Brust verschränkten Armen zum Haus des Professors. Sie hätte zu gerne noch ein wenig Zeit mit Heiji und Conan verbracht, aber nicht wenn dieser Mann da war. Sie hatte einen halben Herzinfarkt bekommen, als sie seinen Fuß unter ihren Rock gleiten spürte. Ihr lief ein Schauer über den Rücken. Conan wollte Ran nun bestimmt die Wahrheit erzählen. Nicht nur über Yutaka, sondern auch über sich. In der Hoffnung, dass sie ihn verlassen würde um mit Shinichi zusammen sein zu können. Er würde sie darum bitten, mit den Nachforschungen für das Gegengift neu anzufangen.

Dieser verdammte Idiot!

Hätte er nicht vor einigen Jahren dieses blöde Spiel runter geladen, wären die beiden nun wieder Shinichi Kudo und Shiho Miyano. Wie ein kleines Kind hatte er einfach auf ‚Download’ geklickt und sich auf das Spiel gefreut.

Ai lächelte. Sie hatte noch sein Gesicht in Erinnerungen. Er hatte gestrahlt wie ein Honigkuchenpferd. Doch als Ai ihn auf die verlorenen Dateien hinwies hatte er sie frustriert angeschaut. Es war nicht ihre Schuld gewesen. An diesem Abend hatten sie den ersten größeren Streit und daraus wurde nun mal so eine Streit- Freundschaft.

Unbewusst runzelte Ai die Stirn. Es war komisch Conan mit dem Wort Freundschaft zu verbinden. Na gut, er war ein Freund. Doch… irgendwie…

Sie rang in Gedanken nach Worten. Das kleine Wort ‚nicht nur’ (nur ein Wort? oO) schob sich dazwischen. Was sollte das denn schon bedeuten? Natürlich war es nicht nur Freundschaft. Sie hatte sich eine simple Erklärung ausgelegt. Sie waren nicht nur Freunde. Sie waren Partner. Sie lösten zusammen Mordfälle. Das hatte er selber einmal gesagt.

Ai seufzte und blieb an einer Straßenecke stehen. Die Laterne über ihr fing langsam an zu leuchten. Der Himmel verdunkelte sich immer mehr.

Sie machte sich zu viele Gedanken um Conan. Sie hatte ja nun wirklich genug zum Denken! Zum Beispiel wie sie nun vorgehen könnte, wegen dem Gift oder… Sie stutzte in Gedanken. Mehr fiel ihr gar nicht ein! Aber war das der Grund wieso sie an den Sturkopf dachte? Sie versuchte sich auf einen Baum zu konzentrieren, wo sich ein kleines Holzschild befand, wo sogar ein 8-Jähriger drauf steigen könnte.

Ai musste grinsen. Sie und Conan standen mal auf so einem Schild. Na ja. Er stand drauf und stützte sich mit den Händen am Baum ab. Sie selber stand auf seinen Schultern und versuchte eine kleine Katze vom Baum zu holen. Sie schüttelte den Kopf. Verdammt!

Was machte er denn da drin? Ai klopfte mit der Hand gegen ihren Kopf und hob eine Augenbraue. Wie ein Geist spukte er da drin rum.

„Hallo Haibara-san!“

Erschrocken zuckte Ai zusammen. Sie hob den Kopf. Es war nur Mitzuhiko. Etwas genervt ging sie an ihm vorbei und sagte: „Hey.“

Ein wenig überrumpelt blieb er vorerst an der Laterne stehen. Dann fasste er wieder einen normalen Gedanken und eilte ihr hinterher.

„Hat Ayumi dir schon erzählt, dass Frau Izumi die Idee hatte, dass unsere Klasse ein Theaterstück beim Sommerfest vorspielen könnte?“ fragte er in der Hoffnung eine Unterhaltung mit ihr zu entfachen.

„So?“ erwiderte sie nur.

Mitzuhiko war schon wieder verwirrt. Dieses Mädchen war so unberechenbar. Immer wenn er dachte, sie würde eine normale Frage stellen oder sonst irgendwas, tat sie immer das Gegenteil.

„Nun… ja. Sie sagte wir besprechen das Stück am Montag in den ersten beiden Stunden und können vielleicht am Nachmittag schon mit den Proben anfangen. Sie sagte auch zu Ayumi, dass sie dir bloß nicht sagen sollte, dass du wahrscheinlich eine größere Sprechrolle bekommst.“

Nun blieb Ai doch stehen und schaute ihn an. „Bitte?!“

Ihr empörter Ton brachte Mitzuhiko zum Schmunzeln. „Ja, sie meint, da du so wenig redest, solltest du die Gelegenheit bekommen, bei diesem Stück aus dir raus zu kommen.“

AI lachte auf. Aus ihr rauskommen? Was stellte ihre Lehrerin sich darunter denn vor? Das sie sich vor die Klasse stellte, oder noch besser vor die halbe Stadt und irgendetwas über Formeln für Gegengifte plaudert? Sie war doch selber kaum älter als Ai selbst!

„Denkt sie das, ja?“ fragte sie etwas unwirsch.

Mitzuhiko nahm allen Mut zusammen und hielt Ai am Arm zurück, als sie gerade weitergehen wollte. Ungeduldig starrte sie ihn an. Mitzuhiko’ s Gedanken kreisten sich um sich selbst und ihr Blick machte es ihm schier unmöglich einen normalen Gedanken zu fassen.

„S- Sie sagte… es würde ein L-Liebesstück werden“, stotterte er.

Ai sah ihn schief an. Wenne er es sagte, hörte es sich an, als würde man bei diesem Stück ziemlich intim werden.

„Erwartet die von mir, dass ich mit irgendjemandem aus unserer Klasse rumfummel?“ fragte sie und sah Mitzuhiko dabei durchdringend an.

Der wurde knallrot. „N-Nein!“ rief er schnell. „Es soll ein Stück von Shakespeare werden.“

Ai stöhnte leise auf. Mitzuhiko zuckte zurück und sein Kopf glich einer Tomate. Wenn sie solche Geräusche machte wurde er immer sehr nervös.

„Kein Grund rot zu werden“, meinte sie und grinste in sich hinein.

„D- Das ist nur etwas ungewohnt für mich“, murmelte er und senkte den Blick.

Ai musterte ihn. „Du redest doch öfter mit Mädchen.“ Sie grinste. „Ich hab sogar schon von einigen gehört, dass du ihnen ziemlich den Kopf verdrehst.“

Sein Kopf schoss in die Höhe. Sein Herz hämmerte hart gegen seinen Brustkorb und sein Gesicht war überirdisch heiß. Sein Mund bewegte sich, doch Ai hörte keinen einzigen Laut heraus kommen.

Sie seufzte. „Frau Izumi will also, dass ich die Julia spiele?“

Mitzuhiko schluckte und nickte. „J- Ja und i- ich dachte…a- also, dass ich vielleicht… v- vielleicht…“

Er kniff die Augen zusammen und atmete tief ein. Ai musste lächeln. Der Junge war es anscheinend nicht gewohnt, dass ein Mädchen ihm so offen sagte, dass sie schon von vielen anderen Mädchen gehört hatte, dass sie ihn süß fanden.

„Vielleicht wählt mich die Klasse ja für Romeo!“ schoss es aus ihm heraus.

Ai sah ihn erstaunt an. „Verzeihung?“

„Ich will den Romeo spielen!“ sagte er mit erstaunend fester Stimme.

„Schön für dich“, sagte Ai leise und wollte sich gerade umdrehen um endlich zum Haus des Professors zu gehen, als Mitzuhiko sie schon wieder aufhielt.

Abwartend sah sie ihn an. „Was denn noch?“

„Möchtest du, dass ich Romeo spiele?“ fragte er und sah ihr mit hochrotem Kopf und leuchtenden Augen in ihre.

Ai’ s Mund klappte auf und sie brachte vorerst kein Wort raus. Am liebsten hätte sie ihm gesagt, dass sie sich doch nicht wünschen würde ein KIND zu küssen! Doch dass wäre ziemlich komisch rüber gekommen und hätte ihn sicher verletzt. Woher nahm sich diese Frau von Lehrerin überhaupt das Recht sie, Ai, als Julia auszuwählen! Als sie an die Rolle des Romeo’ s dachte blitzte ein Gesicht durch ihren Kopf und ihre Wangen färbten sich leicht rosa.

Mitzuhiko nahm dieses gerötete Gesicht, als ein ‚Ja’. Sie war wirklich unglaublich süß, wenn sie errötete.

„Ich muss los“, nuschelte Ai und verließ eilig die Ecke und wünschte sich Mitzuhiko hätte nichts von dem, was sie gesagt hatte, falsch verstanden.

Damn Man

„Du musst echt die Julia sein?“ fragte Heiji unter lauten Hieksern. Durch das Lachen hatte er schrecklichen Schluckauf bekommen.

Die Stimme am anderen Ende der Telefonleitung stöhnte auf.

Conan schoss das Blut ins Gesicht. Verdammte Hormone!

„Ja, wie oft denn noch?!“ erwiderte Ai langsam genervt.

„Man kann sich dich einfach nicht als nettes, romantisches Mädchen vorstellen“, schmunzelte Conan und sah dabei das Telefon, das auf Lautsprecher war, an.

„Vielen Dank. Du weißt, wie man Mädchen aufmuntert“, zickte Ai auf der anderen Leitung.

Heiji hatte sich nun auch endlich wieder eingekriegt und meinte, immer noch stockend: „Ich kann mir dich schon in so einer Rolle vorstellen. Und dann kommt der perfekte Romeo!“

Er schaute Conan argwöhnisch an. Der wurde leicht rot und sah seinen Freund böse an. Zum Glück hatte Ai das nicht mitbekommen.

„Wag es nicht, dass nur zu denken“, kam die Antwort. Sie war nicht so kühl und fest wie gewohnt, sondern leise und leicht brüchig.

Conan lachte verlegen. „Als wenn die Klasse mich als Romeo wollten.“

Heiji schüttelte den Kopf. „Wie ich aus euren Erzählungen gehört hab, stehen anscheinend viele eurer Mädels auf Kudo. Richtig?“

„Du hast absolut Recht“, sagte Ai mitgespielt freundlicher Stimme. „Ich beginne auch langsam an ihrer Intelligenz zu zweifeln.“

Was die beiden Männer auf der anderen Leitung nicht sehen konnten war, wie das rotblonde Mädchen die Augen zusammenkniff und sich auf die Unterlippe biss.

Conan funkelte das Telefon wütend an. Er hätte gedacht, er würde wieder diesen Stich spüren, den er nach jeder Beleidigung dieser Art spürte. Doch dieses Mal hörte er ein leichtes Zittern in Ai’ s Stimme. Dieses Zittern brachte ihn zum lächeln, denn er wusste, dass sie es nicht so meinte.

„Nein!“ wehrte Heiji ab. „Das meinte ich überhaupt nicht. Ich meinte… nur Ayumi, Mitzuhiko und du wissen doch über das Stück und deine Rolle Bescheid, richtig?“

Empört sah Conan ihn an. Was war denn mit ihm?

„Richtig“, bejahte Ai mit einem Schmunzeln in der Stimme.

„Und der Großteil der Klasse sind Mädchen. Selbst wenn man dich und Ayumi abrechnet.“

Ai und Conan stutzten.

„Wieso sollte man die beiden abrechnen?“ fragte er und kratzte sich am Hinterkopf.

Ai hatte es anscheinend verstanden. „Weil Ayumi dich nicht wählen würde, damit du mich küsst,“ Conan’ s Herz machte einen Hüpfer und er verfluchte es dafür, „Und ich würde dich doch nicht vorschlagen, wenn ich wüsste was meine Rolle in dem Spiel ist.“

Am Ende des Satzes wurde sie immer leiser und trauriger.

„Hey, Haibara. Was ist denn los?“ fragte Heiji mit seiner sanftesten Stimme.

Conan starrte ihn argwöhnisch an. Was tat er nun so auf Frauen- Versteher?

„Ach, es geht schon.“

Yutaka kam in die Detektei.

„Hallo“, sagte er lächelnd.

„Ja, was auch immer“, erwiderte Conan leise, so dass nur Heiji und Ai ihn hörten.

„Hi“, begrüßte Heiji jedenfalls mit kühler Stimme.

Yutaka setzte sich gegenüber von den beiden auf einen der Stühle. Er sah, dass am Telefon die Zeit des Gespräches angezeigt wurde.

„Mit wem redet ihr denn?“ fragte er und setzte ein seltsames Gesicht auf.

„Was geht dich das an?“ konterte Conan. Er dachte an Ran, dass dieser Yutaka sie nur betrügen würde, wenn dort wirklich etwas lief und er würde übermäßig sauer.

„Pardon?“ Entrüstet sah Yutaka den Jungen an.

Heiji starrte ihn nur wütend an und blieb stumm daneben sitzen. Selbst Ai am Telefon hatte die Luft angehalten, aus Angst, dass er sie an ihrem Atem erkennen konnte. Doch dann schaltete sie sich, wegen ihrem kindischen Verhalten. Sie atmete aus.

Yutaka wurde sofort hellhörig. Dann grinste er in sich hinein. Wer konnte es sonst sein?

„Ist da Ai-chan?“ fragte er das Telefon.

Ai nickte. Dann fiel ihr ein, dass man sie am Telefon ja gar nicht sehen konnte. „Ja“, kam leiser als sie dachte aus ihrem Hals.

„Ich sollte dir noch einen Brief geben.“

‚Stecken Sie sich ihren Brief sonst wohin!’, hätte sie beinahe geschrieen, doch als er weiter sprach erstarrte sie.

„Er ist von einer Frau namens Masami Hirota. Kennst du sie?“

Conan blieb der Atem weg. Dieser Mann kannte Akemi? Woher denn? War er…? Konnte es sein, dass er…?

„Sei nicht albern, Kudo“, nuschelte Ai, so leise, dass er sich anstrengen musste überhaupt ein Wort zu verstehen.

„Pardon?“ fragte nun wieder Yutaka und starrte entzückt auf das Telefon.

„Ja, ich kenne sie. Woher kannten Sie Masami-san?“ Ihre Stimme war scharf wie ein Messer.

„Ich habe sie in einer meiner Vorlesungen kennen gelernt und als sie hörte, dass ich in Beika unterrichten wollte, bat sie mich, diesen Brief einem hübschen Mädchen mit rotblonden Haaren und ozeanblauen Augen zu geben.“

Wütend erhob Conan sich. Er hatte den anzüglichen Unterton in der Stimme dieses Mannes gehört! Am liebsten hätte er diesem Mann eine gepfeffert! Heiji stand ebenfalls auf.

„Wir rufen zurück“, sagte er kalt ins Telefon ohne den Blick von Yutaka abzuwenden, der zufrieden grinste. Dann drückte er auf den roten Knopf.

„Was fällt dir eigentlich ein?“ rief Conan aufgebracht.

Yutaka stellte sich dumm. „Was meinst du denn?“ Er legte den Kopf schief.

Conan’ s Gesicht lief in einem dunklen Rot- Ton an und Heiji musste ihn festhalten damit er nicht auf den alten Schleimer losging. Ein leises Knurren kam aus Conan’ s Kehle wie bei einem Hund.

Yutaka war etwas geschockt, ließ sich aber nicht sehr viel anmerken.

„Ich habe tatsächlich keine Ahnung wieso du dich so aufregst, Kleiner?“ sagte er in einem eiskalten Ton. „Wenn ihr mich entschuldigen würdet. Ich gehe ein Bad nehmen.“

Damit verschwand er die kleine Treppe hoch.

Heiji ließ Conan etwas zögerlich los, als würde er Angst haben, dass er Yutaka hinterher stürzen könnte.

Conan bebte und blieb erstmal ein paar Sekunden zitternd stehen um sich zu fangen. Dann zog er sich schnell die Schuhe an lief hinaus. Überrascht eilte Heiji ihm hinterher.

„Hey, Kudo! Warte! Verdammt! ...“ Heiji hüpfte auf einem Bein hinter ihm her, da er gerade auf einen spitzen Stein getreten war und immer noch die Hausschuhe trug. „Kudo! Jetzt halt doch mal an! Verdammt noch mal, warte!“

Conan drehte sich widerwillig um. Er war wütend. Er war sogar sehr wütend.

„Wie kann dieser… dieser…“, er suchte nach einer Beleidigung die Yutaka gerecht wurde- fand jedoch keine.

„Wie kann dieser Typ sie anlügen! Er kennt Akemi nie im Leben! Ich weiß nicht, woher er ihren Namen kennt, aber…!“

„Moment!“ rief Heiji, beugte sich nach vorne und stützte die Hände auf den Knien ab.

„Bist du jetzt so aufgebracht, weil er behauptet diese Akemi zu kennen… oder weil er anscheinend etwas von Haibara will? Und mit ‚Etwas’ wissen wir beide was gemeint ist!“

Angewidert verzog Conan das Gesicht. „Oh Gott!“

Er eilte die Straße hinunter. Heiji lief ihm immer noch nach. Langsam schien er die Gegend zu erkennen. Was wollte Conan denn jetzt da? Er konnte wohl kaum alles dem Professor erzählen und Ai schon mal gar nicht!

„Was hast du vor, Kudo?“ fragte er.

Conan sah sich um. Blut floss langsam in sein Gesicht und es färbte sich rosa.

„Ich weiß nicht“, murmelte er und Heiji hatte Probleme ihn zu verstehen. „Ich… ich fühl mich auf einmal so… so…“

Er brach ab. Sie waren an seinem eigenen Haus vorüber gelaufen und eilten zur Haustür des Nachbarhauses.

„Hast du vor hier zu bleiben?“ fragte Heiji ein wenig besorgt. Was würde denn aus Ran werden in dieser Nacht? Sie würde sich schreckliche Sorgen machen.

Conan lachte bitter auf. „Als wenn ich jetzt noch bei den Mori’ s bleiben kann, wenn ich weiß das neben meinem Zimmer ein Typ schläft der Ran verletzten würde und Haibara dumm angemacht hat!“

Energisch klopfte er an die Tür. Man könnte beinahe denken, dass er sie am liebsten verprügeln wollte und Heiji sah die weiße Tür mitleidig an.

„Ich bleib nicht hier“, stellte er seinen Standpunkt klar.

„Erwartet das jemand von dir?“

Conan schlug ein letztes Mal auf die Tür und drehte sich zu Heiji um. Er nickte und versuchte ein Grinsen zu verbergen. Er hatte den leisen verdacht, dass es sich bei dieser Sache nicht nur darum handelte so weit wie möglich von Yutaka entfernt zu sein. Denn wenn es darum gegangen wäre, und das wusste Heiji alle mal, dann wäre Conan bis ans andere Ende der Stadt gelaufen um dort wie ein Penner unter einer Brücke zu schlafen.

„Ich sag Ran Bescheid wo du bist, alles klar?“

Conan grinste dankbar.

„Morgen bin ich wieder da“, sagte er und trat die Tür, die sich immer noch nicht geöffnet hatte. Es war beinahe als würde er erwarten sie öffnete sich von alleine um ihn reinzulassen.

„Bis Morgen, Kumpel“, verabschiedete sich Conan und hielt Heiji seine Hand hin.

Der grinste. „Bis Morgen, du Penner.“ Er schlug ein und eilte hastig aus dem Vorgarten und um die nächste Ecke.

„Schön, dass du da bist, Shinichi“, hörte Conan eine ihm bekannte Stimme sagen.

Er fuhr herum und sah in das leicht besorgte Gesicht des Professors.

„Professor…“

„Ich hatte eigentlich vor dich anzurufen, doch als ich nach dem Telefon griff und deine Nummer wählen wollte biss Ai-kun mir in den Arm“, erzählte der Professor mit einer riesigen Falte zwischen den Augenbrauen. Er streifte seinen Kittel nach hinten und zeigte Conan die Bisswunde am Arm.

Unter anderen Umständen hätte Conan sich darüber lustig gemacht, doch sie wusste, wieso sie sich so aufgespielt hatte. Es gefiel ihm überhaupt nicht, dass sie solche Angst vor Yutaka zu haben schien.

„Wo ist sie?“ fragte er eindringlich und packte den Professor am Arm.

Mit schmerzverzerrtem Blick keuchte er: „In ihrem Zimmer…“

Blitzschnell eilte Conan ins Haus und die Treppe hoch. Der alte Mann schloss schmollend die Tür und pustete auf seinen Arm mit der Bisswunde wo Conan grade ziemlich fest zugepackt hatte.
 

Ohne anzuklopfen stürzte Conan in Ai’ s Zimmer. Er hatte keine Ahnung wie er dazu kam einfach so bei ihr reinzuplatzen, überhaupt einfach so die Entscheidung zu treffen sie zu besuchen oder gar über Nacht zu bleiben. Dieses plötzliche Verlangen… einfach in Ai’ s Nähe zu sein… war nahezu erdrückend gewesen. Ohne Nachzudenken hatte er auf sein Gefühl gehört und sich selbst damit völlig überrumpelt.

Und genau so sah Ai auch aus, als sie aufblickte. Sie saß an der Wand gelehnt auf dem Boden, die Knie fest an sich gepresst und mit großen ozeanblauen Augen starrte sie Conan nun an.

„Kudo?“

Conan war seltsam erleichtert Ai zu sehen, fast so als hätte er befürchtete, dass sie schon wieder weglaufen wollte. Er ging auf sie zu und kniete sich vor ihr hin. Sie ließ ihre Knie los und platzierte sie etwas bequemer.

„Alles okay bei dir?“ fragte er sanft und lächelte.

Ai war überrascht über seinen Ton. Er war so… untypisch für ihn.

War alles okay bei ihr? Die Antwort war, dass sie es nicht wusste. Yutaka’ s Worte hatten so ein Durcheinander in ihr hinterlassen, dass sie sich nicht mehr über ihre Gefühle im Klaren war.

Geistesabwesend nickte sie.

Conan konnte nicht ertragen Ai so zu sehen. Sie war nicht ganz da. Mit ihren Gedanken schien sie an einem völlig anderen Ort und gerade das störte ihn. Weil er wusste wo sie gerade war. Genau dort wollte er sie nicht haben.

„Haibara…“

Ai zuckte zusammen. Conan’ s Stimme ließ ihr einen Schauer über den Rücken laufen. Er hatte ihren Namen kaum hörbar geflüstert, mit so viel unterdrücktem Schmerz…

Sie schüttelte leicht den Kopf.

„Haibara…“, flüsterte Conan nun etwas lauter.

Ai sah ihm das erste Mal, seit er in ihr Zimmer gestürzt kam, richtig in die Augen. Er war so nah. Sie konnte seinen Atem leicht auf ihrem Gesicht spüren. Ihr Herz raste.

„Ja?“

Conan lächelte nicht. Er schaute sie auch nicht beleidigt, geschockt oder verschmitzt an. So wie er sie sonst immer ansah. Er schaute ihr nur geradewegs in die Augen. Seine Hand wanderte zu ihrer Wange und er strich sanft mit den Fingern über die weiche Haut. Ai schloss die Augen und versuchte sich immer wieder in Erinnerung zu rufen, dass er Ran liebte und das nur tat, weil er sich Sorgen um sie machte, wegen der Yutaka- Sache. Freundschaftliche Sorgen. Oder halt so welche die man sich um Kollegen oder Arbeitspartner machte. Nur um ihr die Angst zu nehmen.

Conan’ s Daumen strich nun über ihre Unterlippe und Ai öffnete zaghaft ihre Augen. Er war näher gekommen. Viel näher. Ai’ s Herz schlug in Rekordzeit. Sie sah in Conan’ s blaue Augen und verspürte den heftigen Drang ihr Gesicht einwenig vorzubeugen und seine Lippen zu berühren.

Conan erwiderte den Blick, schaute kurz runter zu ihren Lippen und wieder in ihre Augen. Seine andere Hand legte sich auf ihren Hals, während die andere an ihrer Wange zu Ruhe kam. Langsam kam er näher.

Ohne zu wissen wieso, legte Ai auch eine Hand an seine Wange und schloss die Augen wieder. Das einzige was sie wollte war, zu spüren, dass sie jemand liebte. Auch wenn sie genau wusste, dass es nicht Conan war, der so viel für sie empfand.

Ihre Lippen strichen leicht übereinander. Berührten sich- berührten sich doch nicht.

Auf einmal stieg eine Angst in Ai auf und sie öffnete die Augen. Was war wenn er bei diesem Kuss spürte wie viel er ihr bedeutete. Dass er mehr für sie war, als ein Kollege, ein Partner, ein Freund…

Sie kniff die Augen zusammen. Sie hasste sich für das, was sie nun tat, was sie tun MUSSTE, um ihn, Conan, nicht zu verlieren.

Kurz, ganz leicht, berührten sich ihre Lippen… doch Ai drehte den Kopf zu Seite und starrte die Wand an.

Conan’ s Hände fielen schlaff von Ai’ s Wange und ihrem Hals auf seine Knie, als er merkte wie sie ihn ablehnte. Verletzt sah er sie an. Es schien doch, als würde sie es auch wollen… oder hatte er diese Frau mal wieder missverstanden?

Kiss-Fight

Ai sah Conan noch immer nicht an. Sie konnte nicht. Sie hatte gerade wohl die beste Chance ihres Lebens bekommen und sie selber zu Nichte gemacht. Aber es wäre nicht richtig gewesen. In gewisser Weise hätte er somit Ran betrogen. Selbst wenn er im Körper eines 15-Jährigen, Hormon- gesteuerten Teenagers war, war er doch noch Shinichi Kudo, der seine Sandkastenliebe Ran Mori niemals vergaß. Ai spürte einen Stich in der Brust.

Sie nahm sich zusammen und schaute Conan an. Er war immer noch gefährlich nahe. Fassungslos starrte er sie an.

„Probleme?“ fragte Ai kühl und versuchte sich zu erheben und dabei Conan möglichst nicht zu berühren, was sich schwierig gestaltete, da er sich nicht einen Millimeter bewegte.

Sie gab auf nachdem sie mit ihrem Knie seins berührte. Sie stöhnte auf. Das schien Conan aus seiner Trance zu holen und er wurde rot.

„Ich leide an Klaustrophobie“, sagte Ai tonlos und starrte ihm geradewegs auf die Nase. „Falls du nicht vorhast mich in die Klapse zu schicken oder gleich umzubringen würde ich dir raten jetzt aufzustehen oder dich wenigstens ein bisschen bewegen.“

„Oh.“

Conan ließ sich nach hinten fallen und schaffte somit Platz für Ai zum Aufstehen. Doch die vergaß das Aufstehen total. Es war kein bissiger Kommentar gekommen oder sonst etwas. Er hatte nicht mal versucht etwas zu kontern.

Beinahe geschockt sah sie ihn an. Conan erwidert den Blick und wurde rot. Sein Blick wurde wütend.

„Oh!“ wiederholte er nun bissig. „Grade sah das aber ganz anders aus!“

Er klatschte Ai damit mit einem nassen Tuch ins Gesicht. Verdattert starrte sie ihn an. Das war nicht der Kommentar den sie erwartet hatte.

Sie schüttelte den Kopf und setzte ihre kalte Maske wieder auf.

„Ich weiß nicht was du meinst“, flüsterte sie gerade laut genug, dass Conan sie hören konnte und erhob sich nun ganz.

Er tat es ihr gleich und sah ihr nach, wie sie zu ihrem Kleiderschrank ging und ihn öffnete.

„Du willst also so tun, als sei nichts passiert?“ fragte er entgeistert und schaute ihren Rücken an.

Sie drehte sich um und lachte hart.

„Was soll den passiert sein, deiner Meinung nach?“

Conan biss sich auf die Lippe.

„Sag’ s mir, Kudo! Was ist da grade passiert?“ Ihre Stimme wurde zum Ende etwas brüchig.

„Wir haben uns fast geküsst!“ rief Conan viel lauter als beabsichtigt war.

Er rieb sich über die Augen.

„Verdammt, Haibara!“

Ai zuckte zusammen. Wieso war er so aufgebracht? Es war doch nun wirklich nichts passiert. Sie hatten sich nur berührt. Einen Kuss konnte man so was wohl nicht nennen. Oder?

Sie verschränkte die Arme vor der Brust.

„Siehst du!“, sagte sie genauso laut und ihre gut gepflegte, gefühlslose Maske schien langsam abzubröckeln. „Es war nichts! Wir haben uns fast geküsst! Aber nicht ganz! Wo liegt also dein Problem!“

„Der Gedanke daran!“, erwiderte Conan.

Ai’ s Augen weiteten sich. Sie schlang die Arme enger um sich, denn es schien ihr, als würde jemand mit einem Messer auf sie einstechen.

„Wenn der Gedanke so absurd ist, dann hoffe ich für dich, dass die Klasse Mitzuhiko als Romeo wählt und nicht dich.“

Conan’ s Kinnlade klappte auf. Bitte?! War diese Frau verrückt geworden? Das Blut schoss ihm ins Gesicht und er schlug mit der Faust auf die Wand.

Innerlich zuckte Ai zusammen, doch äußerlich ließ sie sich nichts anmerken. Wie sehr seine Worte sie verletzt hatten.

„Sag mal, hast du sie eigentlich noch alle?!“, fragte Conan und baute sich wütend vor ihr auf.

Ihre Augenbrauen schossen in die Höhe. „Verzeihung?!“

„Der Gedanke daran macht mich wahnsinnig!“

Er packte Ai an den Schultern, nicht besonders fest nur so, dass er spürte, dass sie wirklich anwesend war. Er wollte diese Distanz nicht mehr zwischen ihnen spüren. Ihre Zurückgezogenheit. Er würde ihr nicht wehtun. Er wollte nur eine ‚Brücke’ zu ihr aufbauen, die dort war, bevor er die Formeln gelöscht hatte.

Doch auf dem richtigen Weg schien er nicht zu sein.

Ai beobachtete wie er sie anschaute und sich die Wut in Verzweiflung verwandelte.

„Es macht mich wahnsinnig, dass ich unsere Freundschaft beinahe durch so etwas wie einen… einen Kuss kaputt gemacht hätte“, erklärte er ruhiger.

„Keine Sorge. Du hast unsere Freundschaft nicht kaputt gemacht. Auch nicht fast. Es ist nämlich nichts passiert. Nur ein wenig Körperkontakt. Mehr nicht.“

Ai sah zur Seite um ihre roten Wangen zu verstecken.

Conan schien jedoch vollkommen beruhigt. Er seufzte erleichtert. Hatte er geschafft eine neue Brücke zu bauen?

Ai sah ihm nun ernst in die Augen. Blut schoss ihm ins Gesicht. Dann schaute Ai runter und wieder in seine Augen. Sie hob eine Augenbraue.

„Du stehst auf meinem Fuß“, klärte sie ihn auf.

Conan sah ebenfalls runter. Sie hatte Recht! Schnell ließ er ihre Schultern los und hüpfte einen Schritt zurück.

Ai drehte sich wieder ihrem Kleiderschrank zu. Ein gutes hatte die Sache gerade schon. Sie hatte keinen einzigen Gedanken an Yutaka verschwendet.

Conan wusste nun mal wie er sie ablenken musste. Sie grinste das karierte Hemd an, das sie hoch hielt. Sie musste es waschen, bevor sie es Conan geben konnte.

„Wie lange hast du vor hier zu bleiben?“

„Hm?“

Ai drehte sich um. Völlig geistesabwesend sah Conan aus dem Fenster. Es war schon dunkel. Und spät.

„Ich bleib über Nacht“, verkündete er und setzte sich auf Ai’ s Bett.

Sie legte die Hände zusammen und nickte, als rede sie mit einem kleinen Kind.

„Das ist ja wundervoll für dich!“ Ihre Stimme wurde härter. „Aber nicht in meinem Bett, auch nicht auf meinem Boden und schon gar nicht auf meinem Tisch.“

Entrüstet öffnete Conan den Mund um etwas zu sagen.

„UND“, unterbrach Ai ihn. „Auch nicht in meinem Schrank.“ Sie lächelte zuckersüß.

„Also nicht in deinem Zimmer?“, schmollte Conan.

„Nein“, sagte sie gespielt entschuldigend und klopfte ihm auf den Kopf.

„Ich fall schon nicht über dich her.“

Ai lächelte leicht. „Darüber mach ich mir keine Sorgen.“ Sie konnte sich einfach nicht vorstellen mit ihm, Conan, eine Nacht im selben Raum zu verbringen. Es würde sie fertig machen.

Conan grinste. „Solltest du aber vielleicht.“ Er zwinkerte.

Ai verdrehte die Augen.

Er erhob sich. „Ich geh mal für kleine Detektive.“

„Fall bloß nicht ins Klo“, warnte Ai und verdrehte die Augen. Sie wollte nicht jeden seiner Schritte wissen, wenn er nun aufs Klo ging oder sich an den Kühlschrank schmiss.

„Würdest du dir Sorgen machen?“, fragte Conan gut gelaunt und auf Flirt-Tour.

„Oh ja. Ich würde sterben vor Sorge.“

Eifrig nickte Ai und legte eine Hand auf ihre Brust. Conan runzelte die Stirn. Dann verdrehte Ai die Augen zum dritten Mal an diesem Abend. Eine Rekordzahl. „Und steck dir dein geflirte sonst wohin. Hier ist es jedenfalls fehl am Platz.“

Schmunzelt verschwand Conan aus dem Zimmer.

Erleichtert seufzte Ai auf. Endlich konnte sie ihre Gedanken ordnen ohne, dass sich ständig ein Mr. Super- Detektiv dazwischen drängte und ALL ihre Gedanken zunichte machte mit einem Verführungsversuch! Sie wurde rot. Er tat es schon wieder! Wegen ihm konnte sie nicht denken! Sie seufzte noch einmal, ließ sich auf ihr Bett fallen und schloss die Augen. Wenn sie nur daran dachte wie nah sie Conan gewesen war! Wie nahe sie ihm sein könnte, wenn er nun Romeo werden würde!

Ai stockte. Geschockt erhob sie sich. Wenn er Romeo werden würde… dann musste sie ihn küssen.

Bye, Bye so schön versteckte Gefühle!

Spätestens bei der Vorführung würde er bei dem Kuss merken, was sie empfand. Ai entschloss sich, auf alle Fälle zu verhindern, dass Conan Romeo wurde. Sie lächelte traurig. Sie kam sich vor wie ein Kind, dem man keine Süßigkeiten gab.

Sie wollte wirklich gerne Conan küssen. Oh man, wie sehr sie sich für diesen Gedanken hasste!
 

Conan schob langsam die Tür zu Ai’ s Zimmer auf und spähte hinein. Die Nachttischlampe war eingeschaltet und das Licht leuchtete in Ai’ s Gesicht mit den geschlossenen Augen. Ihr Mund war leicht geöffnet und sie atmete friedlich.

Conan musste lächeln. Beinahe hätte er sie geküsst. Ein interessanter Gedanke. Manche Jungen in der Schule wären ausgeflippt. Wie konnte es nur dazu kommen, dass es jemand schaffte die schöne und abweisend kühle Ai Haibara zu küssen? Derjenige wäre ein Heiliger in der Schule.

„Werde ich jemals ein Heiliger sein?“ fragte Conan die schlafende Ai leise und fasste sich theatralisch an die Brust.

„Selbst wenn ich der Romeo wäre“, fügte er noch leiser hinzu. „Würdest du mir immer noch die kalte Schulter zeigen?“

Er warf einen letzten Blick auf Ai, schaltete das Licht ab und verließ den Raum.
 

Das Klassenzimmer war erfüllt von Stimmen. Einige schrieen durch den Raum um ihren Freuden am Fenster etwas mitzuteilen, andere steckten die Köpfe dicht zusammen und tuschelten und kicherten wie kleine Kinder.

Dazu gehörten einige von Ayumi’ s Freundinnen. Als sie mit den Detective Boys in die Klasse kam winkten Yuri und Momoko sie zu sich und sie eilte blitzschnell davon. Genta bekam rosige Wangen und starrte auf die kleine Gruppe der Mädchen.

„Das die immer so ein Geheimnis um das machen müssen, was die da grade treiben“, beschwerte er sich und setzte sich mit einem dumpfen Geräusch auf seinen Stuhl. Conan schmunzelte und stellte seine Tasche auf den Tisch neben Genta’ s.

„Das sind Mädchen“, erklärte er mit erhobenem Finger. „Die können nicht anders.“

Mit dieser Aussage fing er sich einen tödlichen Blick von Ai ein, die vor Conan saß.

„Und ihr Typen könnt nicht anders, als alle auf Fußball zu stehen?“, fragte sie mit erhobener Augenbraue.

„Fußball bedeutet Männlichkeit“, sagte Genta und grinste breit.

„Fußball bedeutet nichts weiter als schwitzige Kerle die total sinnlos hinter einem Ball hinterher rennen wie Fliegen bei einem Pferd“, erwiderte Ai.

Mitzuhiko lachte über den Vergleich und stellte sich neben ihren Tisch, da er vor ihr saß und das etwas weit weg war von den anderen.

„Charmant, Haibara“, meinte Conan und verdrehte die Augen.

Die lächelte zuckersüß. „Danke.“

„Was denkt ihr, wer wird zu Romeo gewählt?“, fragte Mitzuhiko mit gesenkter Stimme und Conan und Genta beugten sich ein wenig über ihre Tische um ihn zu verstehen.

Dann lehnte Genta sich zurück und verschränkte die Arme hinter dem Kopf.

„Das wird wahrscheinlich Conan.“

Beleidigt sah Mitzuhiko seinen ältesten Freund an.

„Die Julia würde mir ziemlich leid tun“, sagte Ai und streckte Conan die Zunge entgegen.

Wütend schnipste er ihr gegen die Stirn. „Sei nicht so kindisch. Oder hättest du bloß Angst, dass du mir nicht gewachsen wärst?“

Überlegen schaute er sie an. Genta stutzte.

„Wie? Haibara wird Julia?“, fragte er leise.

„Ich...“, rief Mitzuhiko lauter als beabsichtigt und wurde rot, als seine drei Freunde ihn anstarrten, als hätte er nur Unterwäsche an. „Schon gut“, fügte er knallrot hinzu.

Ai wendete sich wieder Conan zu, der sie überheblich und mit hochgehobener Augenbraue ansah.

„Ich glaube nicht, dass ich mich mit dir messen muss. Vergleichen kann man UNS dabei sicher nicht!“

„Willst du damit sagen, dass du besser küssen kannst, als ich?!“ Conan schien ernsthaft beleidigt und Ai musste sich ein Grinsen verkneifen.

Ai klatschte in die Hände. „Wow, heute begreifst du aber schnell!“

Conan’ s Gesicht färbte sich dunkelrot. Dieses Mädchen trieb ihn noch zur Weißglut!

Genta schmunzelte leise. Er liebte diese Auseinandersetzungen zwischen den beiden! Sie brachten ihn immer zum Lachen, selbst wenn er einen total miesen Tag hatte. Deswegen verfolgte er auch jedes einzelne Wort mit wachsender Neugier auf das, was als nächstes käme, während Mitzuhiko eher besorgt zuschaute.

„Dann beweis es doch!“, schoss es aus Conan heraus und er grinste triumphierend, weil er genau wusste, dass Ai so was sicher nicht tun würde. Was er schon an eigenem Leibe feststellen musste.

Ihre Augenbraue fuhr in die Höhe. „Verzeihung?“

Conan wiederholte es diesmal langsamer, als würde er mit einer geistig Unterbelichteten reden: „Beweis. Es. Mir.“ Dabei nickte er eifrig.

Wütend funkelte Ai ihn an. Sie war froh, dass sie sauer aussah, denn dann könnte die Klasse denken sie wäre so rot, wegen ihrer Wut auf Conan. Sie sah zur Seite.

„Wenn du willst.“

Conan stutzte. Genta klatschte sich in die Hände und lachte unterdrückt. Mitzuhiko sah geschockt und beleidigt drein.

„Was… was hast du gesagt?“, fragte Conan und hob eine Hand hinter sein Ohr, um sicher zu gehen, dass er sie richtig verstanden hatte. Das Blut schoss ihm in die Wangen und sein Herz hämmerte gegen seinen Brustkorb.

Ai seufzte und sah Conan nun an.

„Ich werde es dir beweisen. Wenn Frau Izumi für den Romeo abstimmen lässt, dann stimme ich für dich. Wenn du nicht der Romeo wirst, dann bin ich dir nichts schuldig“, erklärte sie langsam.

Conan schnaubte. „Du machst es dir auch einfach, oder? Also denkst du, du kannst dich davor drücken, wenn ich nicht der Romeo werde?“

Misstrauisch schaute Ai ihn an. Wieso war er so verbissen darauf? Sie nickte jedoch.

Conan grinste wieder triumphierend. „Dann machen wir’ s so. Aber wenn ich nicht der Romeo bin und du es nicht trotzdem machst, dann musst du dich vor mir auf die Knie werfen und sagen: ‚ Conan, du großer, gut aussehender Kuss-Gott! Lass mich dein Lehrling sein! ’ Einverstanden?“

Ai’ s Mund klappte auf und sie starrte ihn fassungslos an.

„Das wird sie ganz sicher nicht tun und Romeo wirst du auch nicht!“, mischte Mitzuhiko sich wütend ein.

Genta trat ihm gegen das Schienbein. „Mitzuhiko“, zischte er. „Du machst die ganze Stimmung kaputt!“

„Mir doch egal! Haibara-san wird niemanden küssen, den sie nicht küssen will!“

Ai’ s Augenbraue hob sich. „Da hab ich beinahe keine Wahl“, sagte sie kühl. „Als Julia kann ich mir Romeo nicht selbst aussuchen.“

Sie sah auf ihre Hände.

„Wen würdest du denn wählen, Haibara-san?“, versuchte Mitzuhiko möglichst sanft zu fragen, was ihm misslang, da seine Stimme heftig zu zittern anfing.

Genta und Conan warfen sich einen sich einen So- ein- Idiot- Blick zu. So eine Frage stellte man keinem Mädchen, bei dem man nicht wusste, dass sie auch ganz sicher denjenigen wählen würde, der gefragt hatte.

Conan wusste, dass Ai etwas, für Mitzuhiko, Verletzendes antworte würde, deswegen starrte er aus dem Fenster und rief: „Da steht Paris Hilton!“

Alle Köpfe der Jungs aus der Klasse drehten sich beim Klang des Namens in Conan’ s Richtung und dann folgten sie seinem Blick. Dadurch hatte er genug Zeit Ai mit seinem Buch leicht auf den Kopf zu klopfen.

„Au?“, meinte sie und hielt sich die Stelle mit der Hand.

„Ach, heul nicht rum!“, fuhr Conan sie an.

Ai’ s Mund klappte auf.

„Verzeihung? Du schlägst mich mit einem… einem Buch und ich soll nicht rumheulen? Was hab ich denn nun schon wieder angestellt?“

„Du hast Mitzuhiko fast wieder traurig gemacht!“

Ai schaute Conan an. Dann kicherte sie. Wütend sah er sie an. Sie rückte ihren Stuhl nah an seinen Tisch und ihre Köpfe berührten sich beinahe.

„Kudo, das war ja eine verdammt süße Ausdrucksweise“, kicherte sie immer noch.

Conan grinste. Eine lachende Ai? Ein recht verlockender Anblick. Doch er musste ihr jetzt erst mal Manieren beibringen.

„Darum geht’s doch gar nicht“, zischte er nun, da die Jungs langsam aufhörten zu rufen und die Straße abzusuchen.

Ai hob eine Augenbraue. „Sondern?“

„Sonder darum, dass du vor Mitzuhiko nicht immer so tun sollst, als wärst du über ihm.“

„So tu ich doch gar nicht!“

„Ach! Du willst also sagen, du denkst wirklich so?“, fragte Conan leicht angesäuert.

„Verdammt, Kudo! Ich muss mich wahnsinnig anstrengen, um nicht gleich loszuschreien, dass er keine Chance hat! Weil er ein Kind ist!“

„Dann weis ihn das nächste mal doch etwas mitfühlender ab!“

Ai schnaubte. „Ich bin wegen dir noch nicht mal dazu gekommen überhaupt etwas zu sagen!“

„Wollt ihr uns nicht an eurer kleinen Auseinandersetzung teilhaben lassen? Hm, Conan? Ai?“

Die Stimme von Frau Izumi ließ die beiden zusammen zucken und sie sahen die Lehrerin entschuldigend an.

„Verzeihung“, nuschelten sie, und Ai setzte sich an ihren Tisch.

Frau Izumi seufzte und ging zum Pult zurück.

„Okay, Kinder! Wie ihr wahrscheinlich schon gehört habt, führt unsere Klasse ein Theaterstück beim Sommerfest auf! Wir spielen Romeo und Julia!“

Einige Mädchen kicherten. Ayumi schaute nur missmutig an die Tafel.

„Zuerst möchte ich einige Vorschläge für den Romeo hören!“, fuhr die Lehrerin fort. Sie nahm Kreide in die Hand und stellte sich an die Tafel.

Ein Mädchen hob zaghaft die Hand.

„Hikari?“

„Ich wäre für Mitzuhiko“, sagte sie leise, aber für Frau Izumi hörbar.

Ai grinste. Wie viel von seinem Taschengeld hatte er ihr versprochen, damit sie das sagte. Hikari würde bei so was niemals freiwillig aufzeigen. Sie war die Schüchternste aus der ganzen Klasse.

Frau Izumi schrieb den Namen an die Tafel und sah wieder in die Klasse.

„Marron?“

Mitzuhiko drehte sich nach hinten. Er und Ai wechselten einen wissenden Blick.

„Conan ist die beste Besetzung.“ An Ayumi flüsterte sie noch: „Und ich bin die perfekte Julia.“

Mit biestigem Blick schüttelte sie den Kopf, doch Marron sah es nicht mehr.

„Okay…“ Frau Izumi hob wieder ihren Blick. „Kommt schon, Kinder. Traut euch doch mal etwas, Jungs!“

Genta hob die Hand.

„Ja?“, fragte Frau Izumi leicht verwirrt.

„Ist es wahr, dass Haibara die Julia spielt?“

Alle Blicke wendeten sich zu Genta. Dann strahlten einige Jungs zu der Lehrerin hoch.

Die lachte kurz. „Du hast mir die Überraschung verdorben, Genta. Aber ja, Ai wird die Julia spielen.“

Ai verdeckte ihr Gesicht mit den Händen.

„Dann schreiben sie mich auch auf!“

„Und mich!“

„Ich wäre der perfekte Romeo!“

Die Jungen riefen alle durcheinander. Sie wollten alle einen höheren Rang in der Klasse. Wer es schaffte Ai Haibara, das wohl kühlste und abweisendste Mädchen der ganzen Schule, zu küssen, wäre der coolste Junge überhaupt.

Ai stöhnte auf und Conan schmunzelte. Er warf eine Papierkugel nach ihr und sie drehte sich um. Aufmunternd streckte er den Daumen hoch. Das einzige was er bekam war eine ausgestreckte Zunge.

Guy with the Airplane-Buddy

Frau Izumi stand vor der Tafel, die Arme fest vor der Brust verschränkt. Es standen fünf Namen an dem grünen harten Brett hinter ihr.

Mitzuhiko, Conan, Yamato, Yosaku und Junpei.

Die Klasse bestand aus 17 Mädchen und 13 Jungen. Bei dem Romeo hatten jedoch nur die Mädchen gestimmt.

Mitzuhiko hatte fünf Stimmen erhalten, Conan sechs, Yamato drei und Yosaku und Junpei jeweils eine. Eine einzige Stimme fehlte. Diejenige die entscheidete ob es ein Stechen zwischen Conan und Mitzuhiko gäbe oder ob Conan auf jeden Fall gewinnen würde.

Er war ziemlich unsicher. Ai hatte nicht für ihn gestimmt, als sein Name aufgerufen wurde. Damit hatte sie die ‚Wette’ schon so gut wie verloren. Doch es störte ihn. Es nervte ihn sogar, dass sie nicht für ihn gestimmt hatte. Sie waren wenigstens gleich alt, wenn man von dem einen Jahr Unterschied absah.

Frau Izumi schaute Ai auffordernd an. Dann seufzte sie.

„Ich weiß, dass das ziemlich blöd für dich sein muss, als Julia und dann auch noch den eigenen Romeo auswählen.“ Sie lachte, doch die Klasse blieb still. Die Lehrerin seufzte wieder.

Ai dachte daran, dass Conan sie dazu aufgefordert hatte, es ihr beinahe befohlen hatte, ihn zu wählen.

„Frau Izumi“, meldete Ai sich nun entschlossen. Sie grinste herausfordernd. „Ich denke, dass Conan wohl am besten wäre. Dann könnte ich ihm endlich beweisen, dass er nicht immer Recht hat.“ Sie drehte sich zu ihm. „Nicht wahr, du Superschlauer Detektiv?“

Conan schnaubte nur verächtlich.

Frau Izumi klatschte begeistert in die Hände.

„Super!“, rief sie aus und fing damit einige missbilligende Blicke ein. „Die wichtigsten Rollen wären also verteilt!“

Damit redete sie los, über die Requisiten, die Tonübertragung beim Mikrofon und den anderen Rollen. Mitzuhiko bekam nur die Zweitbesetzung des Romeos und war ein wenig böse auf Ai, da er dachte sie würde ihn genug mögen, um ihn zu wählen. Ayumi und ein paar andere Mädchen waren für die Requisiten angesetzt worden. Darunter auch ihre Freundinnen Yuri und Momoko. Sie steckten ihre Köpfe sofort zusammen und tuschelten.

Der Tag zog sich zäh wie Kaugummi und Conan graute schon vor dem, was nach der Schule auf dem Plan stand. Er konnte Mitzuhiko’ s eifersüchtige Blicke nicht mehr ertragen und hätte am liebsten laut aufgeschrieen.

Der Nachmittag kam jedoch und die Klasse versammelte sich mit Frau Izumi in der Sporthalle, wo sich seltsamerweise eine Bühne befand. Der Raum wurde nie für Versammlungen genutzt, deswegen war die Bühne auch ziemlich nutzlos.

Frau Izumi verteilte die Scripte und ließ die Schauspieler für sich selber proben, während sie nach sah, was sich die Mädchen mit den Requisiten gedacht hatten.

Marron stöhnte auf. Sie war die größte Zicke der Klasse und, oh Wunder, sichtlich unzufrieden mit ihrer Rolle als Lady Capulet.

„Wahrscheinlich hat Frau Izumi dieses… Etwas…“ Sie starrte Ai, die bei Conan stand, angewidert an, „… nur als Julia ausgesucht, weil sie genauso altmodisch ist und die Sprache super im Griff zu haben scheint.“

Ai lächelte zuckersüß. „Wie stellst du dir das denn vor, Barbie?“

Marron schaute verächtlich, während Ai sich an Conan’ s Schulter schmiegte, mit seinem Haaren spielte und mit verstellter Stimme sagte: „’Hey, Habibi, ich hoffe du hast nichts dagegen, wenn ich für ein Tag sterbe, damit wir für immer zusammen sein können!’“

Conan’ s Gesicht wurde hellrot und sein ganzer Körper versteifte sich. Ai war ein wenig zu nahe. Er konnte nur daran denken, dass Ai, Ai , sich gerade an seine Schulter presste. Er schloss die Augen, doch da ließ der Druck schon ab.

„Das ist ein Klassiker, du Flachbirne!“, fügte Ai zu ihrer kleinen Einlage noch hinzu.

Marron lachte auf. „Oh bitte! Als ob du dich mit so was auskennst! Du bist ein Wissenschafts-Freak! Vom wirklichen Leben hast du doch keine Ahnung!“

„Mit ‚wirklichen Leben’ meinst du etwa, sich von jedem dahergelaufenen Typen flachlegen zu lassen?“, erwiderte Ai unschuldig.

Conan und Genta, der hinter ihnen an einem Schaltpult rumfummelte, stießen einen Pfiff aus.

Marron’ s Kinnlade klappte runter und sie stampfte mit dem Fuß auf.

Ai nickte und hob eine Augenbraue. „Ja?“

„Nur weil du’ s noch nicht gemacht hast… heißt das nicht, dass ich genauso sein muss!“

Conan’ s und Genta’ s Münder klappten auf. Ai’ s Blick wurde kalt. Sie schüttelte den Kopf.

„Du hast doch keine Ahnung vom Leben, Barbie! Es macht dir Spaß jeden Abend einen andern Kerl zu haben? Schön! Du hast deinen Ruf sowieso schon weg. Wenn du dir nicht anders Zuneigung oder was auch immer herschaffen kannst… dann ist das dein Problem! Aber ich hab nicht vor in der nächsten Zeit irgendetwas bei mir zu ändern. Und das soll dir dann, verdammt noch mal, egal sein. Kapiert?“

Während Ai redete war sie auf Marron zugegangen und blieb einige Schritte vor ihr stehen. Die schien sichtlich überrascht über alles, was Ai gesagt hatte und bewegte den Mund ohne dass etwas raus kam.

Ai schenkte ihr einen verächtlichen Blick und ging zu Genta und Conan. Sie lehnte sich an das Schaltpult und erwiderte die überraschten Blicke ihrer Freunde. Conan fing sich jedoch schneller wieder als Genta und beugte sich zu Ai vor.

„Verdammt, Haibara! Was sollte der Mist denn jetzt schon wieder?“, fragte er, leise und zischend.

Ai zuckte die Schultern. „Sie hat mich provoziert.“

Bei Conan’ s vorwurfsvollem Blick legte sie ihm beruhigend eine Hand auf die Schulter.

„Es wurde sowieso mal Zeit, dass ihr jemand die Wahrheit sagte, oder nicht?“

Er schüttelte den Kopf. „Und da sagst du ich verstehe keine Frauen?“

Ich bin eine Frau. Und diese Frau brauch ich ganz sicher nicht verstehen. Da könnte sie doch gleich nackt rumlaufen, nur mit einem Schild wo ‚Wer will einmal?’ draufsteht, bekleidet!“

Sie schaute zu Marron, die immer noch fassungslos, jedoch schon eifrig lästernd bei ihren Freundinnen stand.

„Ich hasse solche Frauen, die sich allem hingeben, dass zwei Beine und etwas dazwischen hat“, fuhr sie fort.

Genta biss sich auf die Lippe, konnte ein erdrücktes Kichern jedoch nicht verhindern.

Ai und Conan wechselten einen verwirrten Blick. Dann sahen sie zu Genta der kopfschüttelnd und mit bebenden Schultern auf das Schaltpult starrte.

Ai stellte sich dicht neben Conan und beugte ihren Kopf zu ihrem, sodass Genta nur noch ihre Hinterköpfe sehen konnte.

„Lacht er mich grade aus?“, flüsterte sie.

Conan hob die Schultern. Er sog Ai’ s Duft ein. Sie roch so gut. So… vertraut? Wie roch Ran denn noch mal? Er war nicht sehr lange zu Hause gewesen, er wusste nicht genau wieso, aber er wollte Yutaka nicht begegnen. Deswegen hatte er auch gestern den ganzen Tag mit Heiji im Park verbracht. Er hatte schon den ganzen Tag so dumm gegrinst und wollte Conan einfach nicht sagen wieso.

„Woran denkst du?“, hörte er Ai’ s Stimme leise fragen. Weiter weg, als vor ein paar Sekunden, jedoch immer noch nah.

„An einiges“, antwortete Conan wahrheitsgemäß.

„Romeo! Julia! Was steht ihr so da rum! Wie wäre es denn mit proben?“, rief Frau Izumi vom anderen Ende der Bühne. „Oh!“

Sie stieß einen spitzen Schrei aus und alle Köpfe drehten sich erschrocken ihr zu.

Sie eilte zur Sporthallentür und öffnete sie.

„Komm rein, auf der Bühne vor dem Schaltpult stehen sie“, hörte man sie gedämpft sagen. Eine Person kam herein und lief langsam zu Bühne. Frau Izumi schloss die Tür wieder und eilte ihm hinterher.

Ai hob eine Augenbraue, als die Lehrerin mit einem Jungen zu ihnen kam und vor ihnen stehen blieb. Der Junge, der neben ihr stand, kam ihr ziemlich bekannt vor. Aber woher nur?

„Du bist doch der vom Teich?!“, rutschte es Conan raus und der Junge grinste schief.

„Oh nein“, stöhnte Ai. „Der mit dem Flugzeug-Kerl.“

„Er bevorzugt wenn man Joe zu ihm sagt“, sagte Takuya grinsend, „Aber ich werde ihm mal sagen, was für einen Namen du dir für ihn ausgedacht hast.“

„Ich sehe ihr kennt euch?“, fragte Frau Izumi.

„Zwangsweise“, murmelte Ai und kassierte damit von Conan einen Knuff in die Seite.

Frau Izumi fuhr unbeirrt fort. „Da ich will, dass die letzte Szene perfekt wird… also die, in der Romeo tot ist und Julia versucht noch Gift von seinen Lippen zu küssen…“,

Conan und Ai wurden hellrot bei dem Gedanken an diese Szene, „… habe ich mir gedacht einen Lehrer für euch zu engagieren.“ Sie strahlte wie ein Honigkuchenpferd.

„Einen Kuss-Lehrer?!“, fragte Conan beinahe geschockt.

Ai sah die Lehrerin mitleidig an. „Sie denken zu viel.“

Wütend schaute die Lehrerin sie an. „Das will ich nicht gehört haben!“

Ai hob nur gleichgültig die Schultern.

„Das ist krank“, meinte Conan mit weit geöffneten Augen.

„Ist es etwa krank, wenn ich eine perfekte Kuss-Szene will?“, fragte Frau Izumi zickig.

„Natürlich ist das krank! Sie haben einen Kuss-Lehrer geholt! Als könnten wir das nicht selber!“, fuhr Ai sie an. Das Blut schoss ihr ins Gesicht und sie setzte hinzu: „Uns küssen… meine ich…“

„Werd ja nicht übermütig, Fräulein“, drohte Frau Izumi. „Oder du musst nachsitzen.“

Takuya’ s Grinsen wurde noch breiter. „Eine Stunde Nachsitzen mit dem Lehrer und sie wird einen neuen Romeo wollen.“ Er zwinkerte Ai zu.

Ihre und Conan’ s Augen weiteten sich.

„Hey!“, fuhr er ihn an.

„Ich… ich muss ihn auch noch… anfassen?“, fragte Ai mit leicht gequältem Unterton.

„Er bringt dir nur bei, wie du den toten Romeo richtig küssen musst“, versuchte Izumi das Mädchen zu beruhigen, machte es dadurch aber nur schlimmer.

„Ich dachte… nur ganz kurz… ganz leicht nur…“, sagte Ai mit erstaunlich roten Wangen und recht hoher Stimme.

Izumi seufzte. So ein anstrengendes Mädchen!

„Es soll doch romantisch werden, oder nicht?“

„Hören Sie mal!“, mischte sich Conan nun auch ein. „Sie können nicht ohne unsere Einverständnis einen Lehrer holen, der… der dann auch noch Haibara…gegen ihren Willen…“ Er schüttelte den Kopf um klar zu denken. „Das können sie nicht machen!“

Die Lehrerin seufzte noch mal. Sie korrigierte sich: So anstrengende Kinder!

„Seid ihr damit einverstanden, dass ein begabter Junge euch als Nachhilfe Lehrer seinen Dienst für die Kuss-Szene anbietet und auch ausführt?“

„Nein!“, riefen Conan und Ai. Wenigstens einmal waren sie einer Meinung.

Frau Izumi strahlte. „Alles klar! Viel Spaß mit ihm und lernt fleißig von unserem Takuya!“

Damit eilte sie schon davon.

Ai stieß eine Unmenge an Flüchen aus und war drauf und dran ihr zu folgen, hätte Conan sie nich an den Armen zurückgehalten.

„Verdammt! Lass mich sie umbringen, Kudo!“, zischte Ai wie eine Schlange vor dem Angriff.

„Nein! Jetzt krieg dich ein!“

Er zog sie an sich und flüsterte in ihr Ohr:

„Mir gefällt genauso wenig wie dir, dass dieser verwirrte Typ dich küssen soll, aber dafür muss nicht Frau Izumi sterben! Noch nicht!“ Bei den letzten beiden Worten hörte Ai ein Grinsen raus und ihr lief ein Schauer über den Rücken.

Conan’ s Hände lagen an ihren Oberarmen und drückten sie sanft an sich. Ihre Wangen wurden warm und sie schloss die Augen um sich nicht umzudrehen und ihn zu umarmen oder zu küssen. Sie fühlte sich auch nicht gerade abgeneigt in dieser Position zu verharren. Ihr Herz klopfte wild und schien herausspringen zu wollen. Die Schmetterlinge in ihrem Bauch schienen Fangen zu spielen und sie hörte Conan’ s Atem sanft an ihrem Ohr.

Jemand räusperte sich und augenblicklich stieß Conan Ai sanft von sich. Sie stellte sich wieder neben ihn und lehnte sich an das Schaltpult. Conan’ s Gesicht glich einer Tomate.

Takuya strahlte seine ‚Lehrlinge’ glücklich an.

„Also“, begann er. „Wollen wir anfangen?“

Ai hob eine Augenbraue. „Das meinst du nicht ernst, oder?“

„Tja, ich muss dir beibringen, wie du ihn richtig küsst, also…“, erklärte Takuya und bei Ai’ s gequälten Gesichtsausdruck setzte er hinzu: „Ich werde bezahlt! Ich hab auch keine Wahl!“

„Dann gib das Geld der Person zurück, die es dir gegeben hat und zisch ab!“, fuhr Conan ihn an.

„Nein. Ich brauche das Geld.“

„Du bist doch noch nicht mal 17!“, rief Ai schockiert.

Takuya’ s Augenbraue fuhr hoch und er grinste. Mit dem Daumen deutete er auf Marron hinter seinem Rücken.

„Ich brauche das Geld für Mädchen wie sie“, erklärte er und nickte dabei.

Conan und Ai verzogen ihre Gesichter.

„Ich soll einen…einen…“ Ai gestikulierte wild mit den Händen. „…küssen! Einen…einen Zuhälter !“ Sie verdeckte ihre Augen mit den Händen.

„Du solltest verschwinden, Kumpel“, wies Conan Takuya zurecht.

„Verdammt, versteht doch! Ich brauche das Geld! Ich brauche es wirklich dringend!“, zischte Takuya vorgebeugt, damit nur die beiden ihn hören konnten.

„Dann nimm es doch ohne ihr etwas beizubringen!“

„Das wäre Betrug!“

Ai ließ resignierend ihre Hände sinken. Sie seufzte leise. Dann sah sie Takuya an.

„Wie oft sollst du denn kommen?“, fragte sie.

„Wenn du deine Sache gut machst… nur Heute“, erwiderte er glücklich.

Conan sah Ai verständnislos an.

„Glaub mir, ich geb mein Bestes.“

Conan’ s Kinnlade klappte runter.

„W-Was?!“

„Ich hab keine Wahl! Außerdem wäre ich dann sowieso weitaus besser als du“, sagte sie mit einem leichten Lächeln und Conan sah sie nur fassungslos an.

„Vergiss es! Nur wegen einer ‚Wette’ lass ich dich doch keinen…keinen… du weißt schon, küssen!“

„Das ist ja wohl dann mein Problem, oder nicht?“, meinte Ai und zog Takuya mit schlechtem Gewissen hinter sich her hinter die Bühne wo man sie nicht sehen konnte.

Just tell me...

Ai starrte den Jungen, der vor ihr hockte, entnervt an. Im dämmrigen Licht konnte sie so gut wie nichts erkennen, nur die Umrisse seines Kopfes und das Leuchten seiner Augen.

„Bringen wir’ s hinter uns“, sagte sie mit einem ironischen Lächeln.

„Okay“, hörte sie Takuya sagen. „Also zuerst mal müssen wir daran denken, dass Romeo tot ist. Jedoch soll der Kuss romantisch werden. Richtig?“

„Richtig.“ Hätte Ai sich nicht in diesem Moment auf die Lippe gebissen, hätte sie laut losgelacht. Das der Typ es auch noch schaffte bei so einem Thema ein Schul-Gefühl in ihr zu hinterlassen!

„Hm…das könnte sich schwierig gestalten.“

Takuya dachte einige Sekunden nach und starrte auf seine Hände. Plötzlich schnipste er.

„Ich habs. Ach, was für ein Genie ich doch bin…“, sagte er und schaute verträumt in die Luft.

„Ja, ja, schon klar. Wie sollen wir’s machen?“, fragte Ai und stöhnte genervt auf.

Takuya grinste. „Sag bloß, es macht dich schon an mir so nah gegenüber zu sitzen? Ich wusste nicht, dass ich so eine Wirkung auf Frauen habe!“

Ai kniff ihm in den Arm. „Hast du nicht und jetzt spuck schon aus!“

„Diesen Arm brauche ich noch, Fräulein.“ Er drohte ihr mit dem Finger.

Sie hob eine Augenbraue.

Takuya seufzte. „Du bist wohl nicht auf eine Unterhaltung aus. Na ja, nicht mein Pech.“ Nun grinste er wieder.

„Meins auch nicht, also fang, verdammt noch mal, an!“, fuhr Ai ihn an.

Er hob abwehrend die Hände.

„Okay, okay“, sagte er resignierend. „Dein Romeo wird den Kuss erwidern, sich jedoch keinen Millimeter bewegen. Verstanden?“

„Nein, natürlich nicht! Ich bin ja auch so ein dummes Kind!“

„Das könnte es schwierig gestalten. Wie könnte ich es einfach formulieren? Also: Er tut…“

„Halt die Klappe und fang an, du Idiot!“

Ai funkelte Takuya böse an. War er wirklich so oder macht es ihm Spaß sie zur Weißglut zu treiben?

„Okay. Also erstmal: Du bist total geschockt, weil dein Liebster tot ist“, begann er.

Ai nickte.

„Gut…du siehst auf seine Lippen. Dabei musst du beachten, dass er liegt, also leg deine Arme bequem ab.“

Takuya berührte leicht Ai’ s Wange und streichte zärtlich mit dem Daumen über sie. Sie zuckte leicht zusammen. Takuya zog seine Hand augenblicklich zurück.

„Alles okay?“, fragte er.

Ai, recht verwundert über seine Sorge, nickte.

Seine Hand legte sich also wieder an ihre Wange, während die andere ihren Oberarm hoch fuhr und beim Schlüsselbein stehen blieb. Ai lief ein Schauer über den Rücken. Es war ungewohnt, dass ein Junge sie so berührte. Genau wie samstags Conan sie berührt hatte. Doch dieses Mal blieb die Röte und das Herzklopfen aus.

Jedoch schloss Ai trotzdem die Augen.

Takuya kam ihr etwas näher, sodass ihre Knie sich berührten. Sanft strich er ihr durch die Haare.

Zaghaft öffnete sie die Augen wieder. „Gehört das alles dazu?“, fragte sie, leise und unsicher.

„Natürlich…und jetzt…“

Takuya legte seine Stirn an ihre. Ihre Nasen berührten sich und Ai spürte den warmen Atem auf ihrem Gesicht.

„Zieh es hin…das baut mehr Spannung im Publikum“, murmelte er strich mit seinem Fingern über Ai’ s Arme.

Ai nickte gehorsam.

Takuya grinste. Er ließ seine Lippen über ihre Wange gleiten und strich kurz mit der Oberlippe ihre Unterlippe. Ai lief wieder ein Schauer über den Rücken. Sie fühlte sich unwohl in ihrer Haut und dachte bei der ganzen Sache an jemand anderen als Takuya.

„Ihr müsst euch auch küssen, wenn er noch am Leben ist, oder?“, fragte er leise.

„Vielleicht“, erwiderte Ai, öffnete ihre Augen jedoch nicht, weil sie nicht sehen wollte, wie nah Takuya ihr war.

„Dann üben wir dafür. Du musst Initiative ergreifen…“

Ai wollte diese Lektion einfach hinter sich bringen und tat deshalb, was er sagte. Sie umschloss mit ihren Händen seinen Hemdkragen

„Je schneller du mitmachst, desto schneller kommst du hier weg“, verführte Takuya sie mit Worten. „Stell dir vor, ich wäre dein kleiner Romeo, der da draußen steht…“

An ihn denken- das tat sie schon die ganze Zeit und in ihrem Magen verbreitete sich ein flaues Gefühl, ihn sich vorstellen- das konnte sie auf keinen Fall!

Doch sie wollte, dass das hier schnell vorbei war, also zog sie an Takuya’ s Kragen und seine Lippen legten sich auf ihre.

Sie spürte nichts, nur ihr schlechtes Gewissen, dass ihr ständig Vorwürfe, wegen dieser Sache machte.

Bei Takuya schien es anders zu sein. Er vergrub eine Hand in Ai’ s Haaren und drückte sie mit der anderen an sich. Als sie versuchte ihn von sich zu schieben, presste er sie nur noch fester an sich und öffnete seinen Mund ein kleines Stück.

Ai wurde schwindelig und übel zugleich. Was tat dieser Idiot da? Sie spürte, wie seine Zunge versuchte ihre Lippen auseinanderzudrücken und kniff Takuya in den Bauch.

Er wich sofort zurück und ließ sie keuchend los.

Angewidert schaute Ai ihn an.

„Das hatte doch gar nichts mit so einer blöden Lern- Was- auch- immer zu tun!“, fuhr sie ihn an und erhob sich wankend.

Takuya grinste. „Wenn das eine Prüfung wäre, hättest du jedenfalls bestanden.“

Empört klappte Ai’ s Mund auf.

„Komm schon, Süße“, redete er auf sie ein, erhob sich ebenfalls und griff nach ihrer Hand. „Dich hast es doch genauso angemacht!“

Ai entriss ihm ihre Hand und trat ihm mit aller Kraft auf den Fuß. Schmerzverzerrt verzog sich Takuya’ s Gesicht und er hockte sich hin, um seinen Fuß festzuhalten.

„Was sollte das, Miststück?!“

„Ich bin doch nicht eine deiner…deiner…“, stammelte Ai wütend und verließ, mit einem letzten angewiderten Blick auf Takuya, den dämmrigen Ort.
 

„Das ist doch krank!“, beschwerte Conan sich lautstark bei Genta, der nur den Kopf schüttelte.

„Denkt diese Lehrerin, dass zwei Teenanger nicht richtig küssen können und dafür einen… einen Lehrer brauchen?“, fuhr er unbeirrt fort.

„Sieht so aus“, erwiderte Genta. „Sonst hätte sie wohl keinen geholt.“

Conan starrte ihn fassungslos an. Wie konnte er das nur so ruhig sagen, während er, Conan, sich so aufregte.

Genta bemerkte Conan’ s Gesichtsausdruck und hob abwehrend die Hände.

„Guck nicht so“, meinte er. „Ich versteh ja, dass du dich aufregst. Ich hätte genauso reagiert, wenn ein anderer Typ mein Mädchen küssen sollte.“

Damit senkte er wieder den Kopf zum Schaltpult und fluchte leise, weil das Ding nicht das tat, was er wollte.

Conan schoss das Blut in die Wangen. „W-Was meinst du denn ‚mein Mädchen’? Haibara ist nicht ‚mein Mädchen’!“

Genta sah ihn kurz mit ausdrucksloser Miene an. „Dann benimm dich nicht immer so.“

Der Mund klappte Conan auf. „Das tu ich gar nicht!“

Sein großer Freund hob nur gleichgültig die Schultern.

In diesem Moment kam Ai, mit hochrotem Kopf und ziemlich roten Lippen, hinter der Bühne hervor und eilte schnell in eine der Umkleidekabinen, die sich seltsamerweise auch dort befanden.

Genta und Conan starrte ihr hinterher. Sie wechselten einen verwirrten Blick und Genta begann breit zu Grinsen, als Takuya hinkend hinter Ai herkam, ihr jedoch nicht folgte.

Conan’ s Magen zog sich zusammen. Takuya’ s Mund war auch rot. Was war passiert, dass Ai so wütend davongelaufen war?

Der engagierte Kuss-Lehrer stellte sich mit einem breiten Grinsen zu Conan und Genta.

„Hey Leute!“, begrüßte er sie und winkte.

„Und…wie war denn eure…du weißt schon“, fragte Conan versucht gleichgültig und lachte nervös.

„Gut…gut“, erwiderte Takuya und sein Grinsen wurde breiter.

Conan hob eine Augenbraue. „Musst du noch mal kommen?“

Takuya schien zu überlegen. „So gern ich auch würde“, entgegnet er. „Ich fürchte die Kleine ist sogar besser als erwartet.“

Conan ballte die Hand zur Faust und grinste aufgesetzt. „Dann kannst du dich ja auch verziehen.“

Der Junge ihm gegenüber nickte verträumt. „Ich hoffe, wie sehen uns wieder“, meinte er anzüglich und verließ grinsend die Sporthalle.

Überrascht schaute Conan ihm nach.

„Das ging ja schneller als ich dachte“, murmelte er.

„Hey, Kumpel“, sagte Genta nun.

Conan drehte sich zu ihm. „Hm?“

„Lauf Haibara aber nicht hinterher. Ich glaub die muss jetzt erst mal nachdenken. Wenn ich den Schleimbeutel so sehe, könnte ich mir vorstellen, dass der auch was gemacht hat, was nichts mit Unterricht zu tun hatte.“

Geschockt starrte Conan Genta an. „Denkst du das echt?“

„’Türlich nicht! Deswegen sag ich’ s ja auch!“

Kopfschüttelnd beugte Genta sich wieder über sein Schaltpult. Conan sah nachdenklich zu Boden. Engte er Ai etwa zu sehr ein? Spielte er sich auf, als würde er denken, Ai gehöre ihm? Er schüttelte heftig den Kopf. Bestimmt nicht! Er liebte doch Ran. Und jetzt sollte er nur daran denken, sie von ihrem widerlichen, pädophilen Freund Yutaka zu trennen. Dieser Typ könnte ihr so sehr wehtun, wenn sie erfahren würde, was er mit Ai getan hatte!

„Hey, Conan.“

Er sah auf. Ayumi stand mit einem schüchternen Lächeln vor ihm.

„Ich hab mit Mitzuhiko geredet und wir wollten Freitagabend vielleicht einen DVD- Abend machen und einige Freunde einladen. Hast du Lust auch zu kommen? Du musst nichts mitbringen, einfach nur um 19 Uhr zu mir kommen“, fragte sie mit leiser Stimme.

„Ehm… Klar“, stimme Conan zu und lächelte.

Ayumi strahlte ihn nun an. „Super! Ai-chan kannst du auch fragen, wenn du sie irgendwo siehst! Sie soll sich dann aber noch vorher bei mir melden, ich müsste dann was mit ihr bereden.“ Sie zwinkerte und lief zurück zu Yuri und Momoko, die sie die ganze Zeit beobachtet hatten.

„Bist du auch eingeladen?“, fragte Conan und sah zu Genta, der verträumt zu den Mädchen starrte und rosige Wangen bekam. Conan wedelte mit der Hand vor seinem Gesicht und er erwachte aus seiner Trance.

„W-Was?“

„Sag mal, was gibt’ s da denn immer so zu gucken?“ Conan grinste mit gehobener Augenbraue.

Genta sah rechts und links von sich und beugte sich zu Conan vor.

Er flüsterte: „Ayumi’ s Freundin Momoko! Sie ist super süß und total nett. Ich glaub ich bin verknallt!“

„Was ist denn mit dem Liebesbrief, den du Ayumi geschrieben hast?“, fragte Conan leise.

Verwirrt schaute Genta ihn an.

„Ich hab Ayumi keinen Liebesbrief geschrieben.“ Doch da erinnerte er sich nun. „Du meinst wohl den Liebesbrief! Der war nicht an Ayumi.“ Er lachte auf. „Sie ist wie eine Schwester für mich! Ich wollte ihre Meinung dazu hören.“

Conan sah zu der Gruppe Mädchen und schmunzelte. Ai wusste wohl wie Genta’ s Hirn tickte. Er runzelte die Stirn. Was sie wohl gerade machte? Was war denn passiert, das sie so wütend war? Kam es rüber, als wären die beiden ein Paar? Als würde Conan etwas von Ai wollen? Nein, er liebte schließlich Ran.

Ran, Ran, Ran, Ran…

Es ging nicht! Zu sehr interessierte ihn, was zwischen Takuya und Ai vorgefallen war.

„Ich geh mal eben…“, doch Genta ließ ihn gar nicht zu Ende ausreden, sondern winkte nur ab und starrte sein Schaltpult wie gebannt an.

Conan ging zu den hinteren Umkleidekabinen, denn er glaubte Ai sei dorthin gegangen. Auf seiner Stirn war eine große Falte. Was sollte denn das eben von Genta? Er hatte Conan nicht mal ausreden lassen. Er hatte echt zu viel Fantasie, sich vorzustellen, Conan würde sich benehmen als wäre Ai sein Mädchen !

Langsam öffnete er die Tür zum Umkleideraum einen Spalt breit und lugte hinein. Sie war dort. Er hatte sie gefunden.

„Haibara?“

Das Mädchen drehte sich erschrocken um. Sie saß auf einer Bank und hatte ihn den Rücken zugedreht gehabt. Ihre Wangen waren rosig, ihre Augen irgendwie glasig.

Conan trat in den Raum und schloss die Tür hinter sich. Er ging zu ihr und setzte sich im Schneidersitz auf die Bank.

„Was willst du, Kudo?“, fragte Ai leise und vermied es, in seine Augen zu sehen.

„Ich wollte nur wissen, was los war. Du bist so sauer weggegangen. Hat er dir was getan?“ Seine Stimme hörte sich normal an, wenn man von dem seltsamen Unterton absah.

„Er hat mich unterrichtet , Kudo. Was kann da wohl los gewesen sein? Und ich kann mich nicht erinnern, dass es dein Problem ist, ob er mir was getan hat oder nicht.“

Verständnislos sah Conan Ai an. Dann seufzte er und stützte seine Ellbogen auf den Knien ab.

„Nur weil es nicht mein Problem ist, heißt das nicht, dass ich nicht nachfragen darf, richtig?“

„Nicht richtig“, erwiderte sie und starrte auf ihre Hände. „Das werde dann wohl ich entscheiden.“

Conan schnaubte. „Vergiss es. Wenn du es nicht anders willst, mache ich es zu meinem Problem, damit du mir erzählst was war.“

Ai sah Conan an. Er machte alles nur noch schlimmer. Wieso konnte er es nicht einfach darauf belassen? Er war so ein Idiot!

„Verzieh dich, Kudo! Ich brauch dein Psycho-Gelaber nicht!“

Sein Gesicht verzog sich zu einer empörten Miene. „Psycho-Gelaber? Ich versuche nur, dir irgendwie zu helfen!“

„Schon mal dran gedacht, dass ich deine Hilfe vielleicht nicht brauche!“, fuhr Ai ihn an und rieb sich die Augen. Er sollte verschwinden. Sofort.

„Ich bin eine erwachsene Frau im Körper eines 16-jährigen Mädchens. Du müsstest mich doch am besten verstehen! Würdest du dich gerne von Ayumi oder Marron küssen lassen?“

„Ich glaube nicht, dass es daran liegt“, meinte Conan und fixierte Ai mit seinem Blick. Er ließ sie nicht eine Sekunde aus den Augen.

„Ach, du allwissender Detektiv! Es freut mich ja, dass du so gut über mich Bescheid zu wissen scheinst!“ Die Ruhe, die er mit seiner Aussage heraus brachte, trieb Ai zur Weißglut. Wie konnte er es wagen, zu denken, dass er sie so gut kannte, sie so gut verstand, dass…?

Sie erhob sich.

„Die Welt dreht sich nicht nur um dich, Kudo! Das hatte nichts mit dir zu tun!“

Ruhig antwortete Conan: „Ich hatte nie gesagt, dass ich was damit zu tun haben könnte.“

Er grinste leicht. Seine Ruhe war nur gespielt. Er war außer sich! Wütend auf Takuya, wütend auf Ai! Weil sie ihm nichts erzählte! Nicht mal, nachdem sie so lange befreundet waren!

Ai lief rot an. Oh Nein! Wieso musste sie sich gerade jetzt verplappern?

„D- Dann behaupte auch nicht so einen Mist! Es geht darum, dass ich keine besonders große Lust verspüre ein Kind zu küssen! Selbst wenn du denkst, dass es nicht das ist! Sag mir doch, was es deiner Meinung nach wäre!“

Conan nahm ihre Hand und zog sie wieder auf die Bank.

„Ich behaupte nichts. Ich will nur wissen, was passiert ist. Sieh doch einfach ein, dass sich jemand mal einfach Sorgen um dich macht, ohne sich dabei groß was zu denken!“

Er drückte ihre Hand leicht und sie sah ihn an. Sie konnte ihm nicht sagen, wie sie fühlte. Sie wollte es nicht. Nicht hier. Nicht jetzt.

„Niemand braucht sich Sorgen zu machen. Schon gar nicht du. Ich brauche dein Mitleid nicht, Kudo. Ich komm ganz gut allein klar.“ Mit diesen Worten entriss sie ihre Conan’ s Hand und ging zur Tür.

„Haibara!“

Ihre Hand ruhte auf der Türklinke. Sie war stehen geblieben.

„Ayumi will, dass du Freitag mit zu einem DVD- Abend mit ein paar Freunden kommst. Geh vorher noch mal zu ihr, sie will was mit dir besprechen.“

Die Kälte in Conan’ s Stimme tat Ai weh. War es ihre Schuld? Hörte er sich so an, weil sie ihm nichts sagte? Sie konnte nun mal nicht. Nicht bevor sie selber wusste, wieso es ihr so ging. Wieso sie sich so fühlte.

Sie grinste die Tür an.

„Danke, Kudo!“

Dann schlug sie die Tür hinter sich zu.

Thougts of a Detective

Conan lag seit Stunden wach in seinem Bett. Draußen flackerte eine Laterne und ließ das weiße Licht mal ins Zimmer scheinen, dann wieder nicht. Nicht nur das Flackern hielt ihn vom Schlafen ab. Auch das Gemurmel, dass aus Ran’ s Zimmer zu hören war. Yutaka schlief heute bei ihnen und lag nun wahrscheinlich mit Ran in einem Bett! Conan’ s Puls fing an zu rasen bei dem Gedanken. Er wollte gar nicht wissen, wie weit Yutaka es schon mit Ran getrieben hatte. Er wusste nur, dass er es zu weit brachte, weiter als er eigentlich sollte. Weiter, als eine Beziehung zulassen würde auf jeden Fall.

Die Sache mit Ai bekam er auch nicht aus dem Kopf. Er wusste nicht, was es war, schob die Schuld jedoch auf seine neu aufblühenden Hormone, dass er sich in ihrer Gegenwart anders fühlte, als vor einigen Jahren. Er wusste nicht, wieso er rot wurde, wenn sie ihn berührte. Wahrscheinlich lag es daran, weil er es nicht gewohnt war. Ai berührte niemanden allzu oft. Mit Heiji gab es schon ab und zu mehr Kontakt, als zu Conan, aber dennoch. Er konnte ja nicht mal abstreiten, dass er Ai ziemlich attraktiv fand. Er war nun mal ein Junge und Jungs fanden nette und hübsche Mädchen nun mal anziehend…

Bei dem Gedanken kniff Conan die Augen zusammen, als hätte ihm jemand ins Gesicht geschlagen. Anziehend wirkte Ai nun wirklich nicht auf ihn. Oder?

Er wusste es selber nicht mehr. Manchmal hatte er das starke Bedürfnis sie zu beschützen. Genauso wie heute, bei der Sache mit Takuya. Es machte ihn rasend nicht zu wissen, was zwischen den beiden vorgefallen war. Obwohl, in gewisser Hinsicht wusste er ja, was sie getan hatten. Und der Gedanke daran brachte ihm ein seltsam flaues Gefühl im Magen. Doch wie weit hatte Takuya sich wirklich herangewagt? Bei Ai wusste er noch nicht mal, wo die Grenzen waren. In den ganzen Jahren in denen sie nun in ihren jüngeren Körpern steckten, hatte sie nicht einmal was mit einem Jungen. Okay, verständlich, weil sie elf Jahre älter war, aber sie schaute Jungs nicht mal interessiert an. Auch nicht Mitzuhiko. Bei ihm schien zu gelten: Die Hoffnung stirbt zuletzt !

Conan seufzte in die Stille hinein. Dieser Typ musste wirklich Durchhaltevermögen haben. Nicht mal Conan konnte bei Ai punkten, nicht das er das wollte, dabei war er nur ein Jahr jünger.

Diese ganze Sache bereitete ihm riesige Kopfschmerzen. Dann fiel ihm wieder was ein.

Wieso sollte Ai noch zu Ayumi kommen? Worüber wollte sie mit ihm reden? Sie hatte so seltsam gegrinst… Was hatte sie wirklich geplant? Etwa etwas anderes, als einen DVD- Abend? Er überlegte. Sie hatte mit Marron, Momoko und Yuri getuschelt. Wenn es um Marron ging, könnte es sich um Sachen handeln, die erst später erlaubt waren.

Conan grinste.

Laute Musik, Alkohol… Stripper?!

Könnte Ayumi sich davon beeinflussen lassen? Dann wäre Conan sichtlich enttäuscht, denn er hatte eine höhere Meinung von dem kleinen brünetten Mädchen. Stripper würde Ayumi bei sich zu Hause aber auf keinen Fall zulassen, dass wusste er wenigstens hundertprozentig.

Waren ihre Eltern denn nicht da?

Moment, hatte sie Genta nun eigentlich auch eingeladen? Sie wusste bestimmt schon, dass der Brief für Momoko gedacht war. Conan musste sich eingestehen, die Kleine war schon ziemlich hübsch. Sie hatte blonde, lange Haare, die meistens frei über ihre Schultern fielen. Und ihre blauen Augen strahlten. Er lächelte. Genta hatte einen besseren Geschmack, als er anfangs von ihm gedacht hatte. Nicht, dass mit dem schlechten Geschmack Ayumi gemeint war. Sie hatte sich auch recht verändert. Sie hatte ihre Haare auch wachsen lassen. Der Haarreif war endlich verschwunden und der lange Pony wurde mit einer Spange an der Seite befestigt. Conan konnte nicht bestreiten, dass auch sie ein hübsches Mädchen war.

Ran sah nicht so aus, als sie in ihrem Alter war. Sie hatte sich weniger um sich selbst gekümmert. Dadurch kam sie Conan immer so natürlich vor. So gar nicht verstellt. Doch er wusste nun, dass man auch geschminkt natürlich rüberkommen konnte.

Das beste Beispiel: Ai.

Conan musste grinsen, wenn er daran dachte, wie oft seine Gedanken in letzter Zeit zu diesem abweisenden Mädchen abschweiften.

Er war mit den meisten Jungs aus der Klasse einer Meinung. Sie war das kühlste Mädchen der Schule… und das hübscheste. Ihre rotblonden Haare waren ihr schon über die Schultern gewachsen, der Pony fiel ihr immer noch in die Augen. In diese ozeanblauen Augen…

Er schüttelte den Kopf, um nicht ganz abzuschweifen. Was dachte er sich dabei, so über eine Freundin zu denken. Über seine beste Freundin.

Ein Lächeln umspielte seine Lippen. Es stimmte. Es war nicht mehr Ran, der er alles anvertrauen konnte. Es war Ai geworden. Selbst nach der Sache mit den verlorenen Dateien hatte sie ihm immer noch jederzeit zugehört.

Aber sie war niemals mehr als das! Nie! Er konnte sich nicht mal vorstellen sie zu umarmen. Geschweige denn küssen…

Conan dachte an den Samstag. Er war so kurz davor gewesen. Er war ihr näher gewesen, als er sich je hätte denken können, wahrscheinlich näher, als sonst irgendjemand in ihrem ganzen Leben.

Das Klingeln seines Handys riss ihn aus seinen Gedanken. Wer schickte ihm um…

Er sah auf die Uhr.

23: 48 Uhr.

Wer schrieb ihm denn um Zehn vor Zwölf eine Sms?

Als er den Namen über der Nachricht las musste er grinsen. Was für ein Zufall…

Midnight-Talk

Ai wusste nicht, was sie hier tat. Es war schon spät und sowieso… was sollte sie denn hier? Hatten sie nicht einen Streit gehabt? Wollte sie sich etwa entschuldigen? Dafür, dass er sich Sorgen machen musste, dafür, dass sie so abweisend ihm gegenüber war?

Sie lief vor der Wohnung hin und her, wusste nicht, ob sie nun zurück laufen sollte, oder nicht. Der Professor war nicht da, deswegen konnte es ihm eigentlich egal sein, wo sie sich gerade befand.

Sie seufzte und blieb stehen.

Wegen dieser Einstellung hatte sie sich mit Conan gestritten. Menschen machten sich Sorgen, um andere Menschen, weil ihnen nicht egal war, was ihnen passiert oder hätte passieren können.

Ihr lief ein Schauer über den Rücken. Sie sollte sich wohl besser entschuldigen. Sie musste sich entschuldigen bei Conan. Sie musste sich entschuldigen bei Conan !

Sie musste sich noch nie bei irgendwem entschuldigen!

Ai seufzte. Wenn er nicht bald nach draußen käme, würde sie wohl oder übel gehen. Der Weg war schon wieder so unheimlich gewesen, wie der, als sie wegen Ayumi zu dem Schülerdetektiv musste. Nur diesmal sahen diese Typen alle aus wie Yutaka.

Erneut lief ihr ein Schauer den Rücken hinunter.

Dieser Mann war ihr gar nicht geheuer. Bei ihm hatte sie ein ziemlich schlechtes Gefühl. Als würde er noch etwas tun. Etwas Schlimmeres als am vergangenen Wochenende. Und davor hatte sie Angst.

Sie hörte wie die Haustür leise zufiel und drehte sich zu der Öffnung um, wo die Treppe hoch führte.

Conan kam, mit einer Jogginghose und einem T-Shirt bekleidet, die Treppe herunter und blieb auf der ersten Stufe stehen. Grinsend schaute er Ai an.

„Hey“, begrüßte er sie.

„Hi.“ Mehr brachte sie erstmal nicht raus. Hätte sie denn jetzt sofort schon was sagen sollen?

„Kudo, ich…“, fing sie an, doch Conan begann auch: „Haibara, wirklich…“

Sie verstummten. Ein Grinsen konnte nicht mal Ai sich verkneifen.

Conan kam auch noch die letzte Stufe runter und lehnte sich an die Mauer. Er sah sie neugierig an.

Ai seufzte. Sie hatte nun keine Wahl mehr.

„Tut mir leid, dass ich dich geweckt hab“, murmelte sie.

Stopp!

Ein ‚ Tut mir Leid ’ schon sofort am Anfang? Sie wollte sich doch nicht öfter als nötig entschuldigen! Und das bedeutete nur für die Sache in der Umkleidekabine. Damit hatte sie ihren schönen Plan gänzlich zu Nichte gemacht.

„Keine Bange, ich war noch wach“, erwiderte Conan nur und schaute sie weiterhin an. Nun schon beinahe argwöhnisch.

„Das heute…“, versuchte sie einen erneuten Versuch, der jedoch wieder zerstört wurde. Von Conan.

„Vergiss es. Ich versteh schon, dass du nicht darüber reden wolltest. Ich meine, dieser Takuya ist ein echter Spacko und den dann auch noch zu küssen…“ Sein Gesicht verzog sich angewidert.

„Guck normal, das bleibt sonst so“, wies Ai ihn vorwurfsvoll zurecht.

Conan grinste. Dann erinnerte er sich an den DVD- Abend und schaute wieder ernster.

„Warst du schon bei Ayumi?“, fragte er nun.

Ai schüttelte den Kopf. „Sie ist nach der Probe sofort mit Marron verschwunden.“ Nun war sie an der Reihe ihr Gesicht angewidert zu verziehen.

„Guck normal, das steht dir besser“, sagte Conan und zwinkerte.

Eigentlich hatte Ai vorgehabt nun mit den Augen zu rollen, doch unerklärlicher Weise blieb nur ein Lächeln zurück.

„Wieso mag sie mich eigentlich nicht?“, fragte sie nun ohne weiter auf Conan’ s Flirterei einzugehen.

Er schmunzelte. „Ja, woran könnte das liegen?“, erwiderte er ironisch und tat so als würde er überlegen.

Ai hob eine Augenbraue. „Ich höre?“

„Du meinst doch nicht echt, dass du nicht mal ansatzweise… nicht mal eine Theorie hast?“, fragte Conan mit leicht ungläubigem Unterton.

Sie drehte ihm den Rücken zu und lief einige Schritte von ihm weg. Dann wandte sie sich wieder ihm zu und lehnte sich an die Wand.

„Nein und wenn ich jetzt genau überlege, ist es mir sogar ziemlich egal.“

„Grade hast du doch gefragt, was sie gegen dich hat?!“, meinte Conan und schmunzelte leise.

„Ja und?“, fauchte Ai ihn an.

Er hob abwehrend die Hände und sah sie an.

„Ist okay, Haibara, das war nicht fies gemeint.“

Sie schnaubte. „Mir ist egal, wie das gemeint war. Ich weiß auch nicht wieso mich das so ärgert. Ich glaube, ich fange langsam an, mich daran zu gewöhnen“, sagte sie und wurde zum Ende hin immer leiser.

Conan legte seinen Kopf schief und sein Blick veränderte sich zu einem seltsamen Ausdruck.

Eine Zeit lang herrschte drückende Stille. Sie sahen sich nur an und Ai bekam ein mulmiges Gefühl in der Magengrube.

„Willst du reinkommen?“, fragte er plötzlich.

Ai zuckte zusammen. Der Klang seiner Stimme erschreckte sie. Er hörte sich so nachdenklich und weit entfernt an. Dabei sollte er doch jetzt hier sein.

„Wenn du aufhörst so ein dummes Gesicht zu machen“, seufzte sie und lief an ihm vorbei die ersten Stufen hoch. Als sie merkte, dass er sich nicht rührte drehte sie sich wieder zu ihm.

„Hast du vor hier zu übernachten?“

Sie sah wie Conan seinen Kopf leicht schüttelte.

„Nein“, sagte er leise und wandte sich mit einem Grinsen ihr zu. „Aber du vielleicht?“

„Wir haben morgen Schule, du Depp“, schmunzelte Ai.

„Aber…“ Conan lief zu ihr hoch und stellte sich zwei Stufen unter ihr hin. „Frau Izumi will proben, meinte sie.“

Misstrauisch musterte Ai ihn. Sie konnte sich keinen Reim aus Conan’ s Gesichtsausdruck machen. Er war so… untypisch für ihn. Okay, er grinste. Aber seine Augen leuchteten dabei nicht so, wie sie es sonst immer taten.

Unbehaglich verschränkte sie die Arme vor der Brust.

„Ist… ist er da? Du weißt schon…“, fragte sie und schaute dabei immer wieder zur Seite, als hätte sie Angst, dass sie jemand hören könnte.

Für eine Sekunde fiel Conan’ s Gesichtsausdruck. Doch er schien sich schnell wieder gefasst zu haben und schüttelte wieder grinsend den Kopf.

„Nein“, meinte er. „Selbst wenn, ich würde dich schon beschützen.“

Summend lief er nun an ihr vorbei zur Tür.

Ai rührte sich nicht. „Ich fürchte, du könntest gegen ihn nichts ausrichten…“, flüsterte sie.

Sie drehte sich um. Conan war schon hinter der Tür verschwunden und kopfschüttelnd folgte sie ihm.

Sie schloss die Tür hinter sich und hörte Conan leise in der Küche rumlaufen. Ai setzte sich auf das Sofa, das mitten im Raum stand. Sie sah zu der offenen Tür, die zu Kogoro Mori’ s Reich führte. Was sich darin alles ablagerte, wollte sie gar nicht erst wissen. Sie konnte sich es ja eigentlich schon denken. Yoko Okino’ s Kopf auf einen anderen Körper geklebt, der nicht mal zu einem anderen bekannten Star gehört.

Ai schauderte. War der alte Mann etwa schon wieder auf Streife? Sie seufzte. Er wusste auch nicht, wann es zu viel wurde.

„So…“, hörte sie Conan sagen. Seine Stimme kam immer näher, was wohl bedeutete, dass auch er näher kam. Schlau gedacht!

Er setzte ein Tablett mit Kaffe und Schokokeksen auf den Tisch und platzierte sich selber gegenüber Ai, auf das andere Sofa.

Er folgte ihrem Blick zu der offenen Tür. Auch er seufzte.

„Der Säufer weiß auch nicht wann genug ist. Dem ist ganz egal, was für Sorgen sich einige hier machen“, sagte er mit einer leicht unterdrückten Wut.

„Mit ‚einige’ meinst du Ran?“ Ai verschränkte die Arme wieder vor der Brust und schaute zu Conan rüber.

„Na ja… ja, aber Kazuha macht sich auch irgendwie…“

Ai lachte kurz auf. „Bitte? Kazuha macht sich doch keine Sorgen um Ran’ s Vater, sondern nur um unser…oh, Verzeihung, ich meine dein Sonnenkind.“

Verwirrt sah Conan sie an. „Sag das nicht so. Ran ist nicht mein Sonnenkind.“

„Stimmt“, erwiderte Ai kalt, kälter als beabsichtigt. „Jetzt gehört sie Yutaka.“

Conan’ s Kinnlade klappte runter. „Was…?“

Abwartend hob Ai eine Augenbraue.

„Du…wie kannst du das sagen?!“ Conan hatte sich wieder gesammelt und der empörte Unterton in seiner Stimme war kaum zu überhören.

„Denkst du etwa, dass sie für immer auf dich wartet, Kudo? Du hast es versaut! Nicht mal getröstet hast du sie, als vor vier Jahren mit diesem Yuu Schluss war! Auch nicht als Conan. Also kannst du nicht von ihr erwarten, dass sie noch Zehn Jahre oder mehr auf einen Typen wartet, den sie seit Jahren nicht mehr gesehen hat!“, platzte es aus Ai raus. Sie wusste nicht, was diese ständigen Stimmungsschwankungen in ihr auslösten oder diese schlechte Laune, so dass sie ihre Wut an Conan ausließ. Doch Leid tat es ihr rechtlich wenig, weil er sonst nie die Wahrheit erfahren würde.

„Doch, sie wartet noch. Ich weiß es“, flüsterte Conan und schien durch Ai hindurch zu sehen.

„Woher denn?!“

Seine Stimme wurde lauter, als er sagte: „Weil sie mich liebt. Ich weiß es.“

Ai ließ ihre Hände sinken und lehnte sich mit gehobenen Augenbrauen und gefallenen Gesichtsausdruck an die Sofalehne.

„Das weißt du doch gar nicht“, sagte sie leise, nicht bedenkend, dass er ihre Reaktion richtig deuten könnte und ihre Gefühle auffliegen konnten.

„Ein Bild von mir steht in ihrem Zimmer. Ich weiß nicht, wie sie es Yutaka erklärt hat, aber es steht da. Immer noch. Manchmal höre ich sie meinen Namen sagen“, erklärte er und beugte sich vor. „Sie liebt mich, Haibara. Vielleicht nicht so wie früher, aber wenn ich ihr noch einmal begegnen könnte, als Shinichi… Ich bin mir sicher, die alten Gefühle würden wieder hoch kommen.“

Ai hatte die ganze Zeit leicht genickt. Ihre Augen waren glasig.

„Sag mal, Kudo…“

Conan sah zu ihr hinauf und erwiderte dadurch ihren leeren Blick. War ihr nicht gut?

„Du redest nur von Ran’ s Gefühlen. Sind deine noch so stark wie früher?“, fragte sie leise, aber bestimmt und ihre Augen wurden wieder ausdrucksstärker.

„Was…?“, fragte Conan, total verblüfft über die Frage.

„Liebst du sie, Kudo?“

Ai’ s Blick wurde bohrend. Konnte dieser Idiot ihr nicht einfach eine Antwort geben?

„Ob ich sie…?“, stammelte er und bekam rote Wangen. „N- Natürlich liebe ich sie… ich meine…deswegen will ich sie doch davon überzeugen, dass sie mich immer noch will…oder?“

„Ja…ja, deswegen willst du es wohl…“, nuschelte Ai und wandte ihren Blick wieder ab.

Natürlich liebe ich sie…

Sie schauderte. Es schmerzte nicht besonders diesen Satz zu hören. Ein Stich war da gewesen. Ein kleiner… ein ziemlich effektiver…

Wahrscheinlich war es so, weil sie wusste wie er darüber dachte. Wie er für sie fühlte. Wie er sie liebte.

„Hey, Haibara…“

Conan’ s Stimme schien von weit her zu Ai durchzudringen. Sie sah ihr gegenüber. Der Sitz war leer. Ihre Sicht war seltsam verschwommen. War ihr etwa schwindelig? Eigentlich merkte sie nichts davon.

Ai spürte eine warme Hand auf ihrer Schulter. Ihr Kopf wandte sich blitzschnell um. Verschwommen sah sie Conan’ s Kopf.

„Ja?“

Ihre Stimme war brüchig. Sie spürte wie etwas Warmes ihre Wange hinunter lief. Es war nass. Oh Nein! Sie konnte doch nicht echt…?

„Weinst du etwa?“, fragte Conan’ s leise, unsichere Stimme.

„Nein, tu ich nicht, du Flachbirne! Aus meinen Augen kommt zwar Wasser, was aber ja nicht gleich bedeuten muss, dass ich weine, richtig?!“, giftete Ai ihn an.

Konnte er denn wirklich so eine dumme Frage gestellt haben?

Es herrschte einige Sekunden lang drückende Stille.

„Wieso?“, fragte Conan wieder.

Entgeistert schaute Ai ihn an. Ja! Wieso? Sie wusste es doch selber nicht wirklich. Und nun?

Sie zischte: „Weil Mädchen das eben so machen!“

Conan wurde unruhig neben ihr. „Ist es…ich meine…könnte es sein…dass also…“, stotterte er und wurde rot.

Ai wischte sich die Tränen von der Wange und musterte ihn. Er hatte den Blick gesenkt und starrte nervös auf seine Hände. Ihre Augenbraue hob sich.

„Was?“, sagte sie leise und legte den Kopf schief.

„Könnte es sein, dass du weinst…weil…weil ich sagte, d- dass ich Ran…“ Er schluckte. „…liebe?“

Ai’ s Kinnlade klappte runter. War das so offensichtlich gewesen? Sie konnte ihm jetzt nicht alles gestehen! Nicht jetzt… oder besser… nie! Sie schüttelte kurz den Kopf und kicherte los.

Verständnislos hob Conan den Kopf und sah Ai an.

„Ich soll weinen, weil du Ran liebst?“, fragte sie eine Oktave zu hoch. „Dann hätte ich doch die letzten Acht Jahre durchheulen müssen, du Super-Detektiv!“ Sie schnipste ihm gegen die Stirn und er hielt sich die schmerzende Stelle. „Sich in den besten Freund zu verlieben ist doch albern!“

Ihre Augen weiteten sich. Mist! Ein ziemlich unpassendes Geständnis, dass sie selbst doch gar nicht wahrhaben wollte.

Doch Conan’ s Augen begannen zu strahlen, wenn auch eine gewisse Dunkelheit in ihnen geblieben war.

„Ich bin dein bester Freund?“, fragte er fast flüsternd.

Ai verdrehte die Augen. „Wenn du weiter solche dummen Fragen stellst dann nicht!“

Sie kniff ihm leicht in den Oberarm und blinzelte die letzten Tränen davon. Sie waren total unnütz gewesen. Unbrauchbar. Genau wie sie.

Wer brauchte sie denn schon? Nicht Conan, nicht Ayumi, niemand aus deren Klasse oder sonst jemand! Professor Agasa hätte es sowieso einfacher ohne sie. Keine Gefahr in der er leben musste.

„Lauf nicht weg.“

Ai hob ihren Kopf. Ihr Blick war auf ihre Hände gewandert, doch nun sah sie wieder Conan an.

„Was?“

„Du darfst nicht weglaufen“, wiederholte er.

Ai schnaubte leise. „Wollte ich nicht! Wie kommst du auf so einen Schwachsinn?“

„Du hattest wieder diesen Blick. So wie bei der Sache im Bus vor einigen Jahren. Du warst so nachdenklich, genau wie jetzt. Hör auf dich ständig im Selbstmitleid zu suhlen!“

Empört sich Ai bis zu der Sofalehne zurück, was nicht besonders viel mehr Platz zwischen ihr und dem Schülerdetektiv schaffte.

„Ich suhle mich nicht im Selbstmitleid!“, verteidigte sie sich, jedoch nicht besonders gut.

„Doch, tust du!“ Conan erhob sich mit geballten Fäusten.

Ai tat es ihm gleich und funkelte ihn wütend an.

„Du weißt doch gar nicht, was ich denke oder wie ich mich fühle! Als ob es dich auch nur einen Hauch interessieren würde! Also spiel dich nicht auf wie ein Held!“

„Ich kenne dich wohl schon gut genug langsam!“

„Das ist dir doch alles egal“, sagte Ai laut und stampfte mit dem Fuß auf.

Du bist mir nicht egal!“ rief Conan und hielt sich gleich danach auch schon den Mund zu.

Seine Blödheit tat ihm gerade selber weh. Wie konnte er vor einem Mädchen wie Ai sagen, dass sie ihm nicht egal war?! Okay, sie war seine beste Freundin. Aber der Ton seiner Stimme hatte sich doch etwas anders angehört, als bei besten Freunden normal war.

Ai starrte ihn nur verblüfft an. Ihre Arme hingen waren leicht gehoben, als hätte sie sich in so einer seltsamen Kampfstellung aufgestellt, ihre Augen waren weit geöffnet und ihr Gesichtsausdruck insgesamt war schon ziemlich überrascht.

Conan seufzte und schloss kurz die Augen. Er dachte an die vergangenen paar Tage. Sie waren so seltsam gewesen. Er war Ai näher gekommen, als jemals zuvor. Und er war ihr nicht gerade abgeneigt! Das überraschte Conan wohl am meisten. Sie berührten sich öfter in den letzten Tagen… und sie stritten öfter. Was das nun sollte wusste er wohl überhaupt nicht. Er seufzte wieder. Dann öffnete er die Augen.

Sein Blick traf genau Ai’ s. Ihre Augen strahlten eine gewisse Wärme aus. Ein kleines Lächeln zierte ihre Lippen.

Unerwartet hob sie ihre Arme und ging legte sie ihm um den Hals. Ihr Körper drückte sich sanft an seinen und seine Wangen liefen wieder rot an. Wie von selbst legte er seine Arme um sie. Ihr Kopf lag auf seiner Schulter und sie nun legte sie ihre Arme um seinen Bauch.

Sie hatte Angst gehabt, dass er sie zurückwies. Doch das hatte er nicht. Sie schloss die Augen.

„Danke, Kudo“, murmelte sie.

Conan grinste und vergrub sein Gesicht in ihren Haaren.

The Morning after

Helles Sonnenlicht strahlte durch die Fenster. Conan drehte sich auf die andere Seite. Musste dieses Licht denn so verdammt hell sein? Er spürte wie sich neben ihm jemand bewegte. Leise stöhnte sie. Blitzartig setzte Conan sich auf.

„Kudo?“, fragte die verschlafene Stimme.

Conan kniff die Augen zusammen und lief rot an.

„Morgen“, krächzte er.

Neben ihm setzte sich Ai nun auch hin.

„Werd nicht gleich nervös, Kudo. Wir liegen nur in einem Bett, mehr nicht“, erklärte sie und rieb sich das Auge.

„Dann… mach dann auch nicht solche… solche Geräusche…“

Bettelnd schaute er sie nun an. Ihre Haare waren leicht zerzaust und ihre Augen sahen noch ziemlich verschlafen aus.

Ai grinste. Langsam rückte sie näher an Conan ran, so dass ihr Oberkörper seinen Arm leicht berührte. Ihm lief ein Schauer über den Rücken.

„Macht dich das nervös?“, wisperte sie in sein Ohr und legte ihre Hand leicht auf sein Knie.

Sein Körper versteifte sich sofort und seine Wangen wechselten zu einem tiefen Dunkelrot.

Er schüttelte zitternd den Kopf.

Ai’ s Mund verzog sich zu einem Grinsen. Sie wusste nicht, wieso sie es weiter machte, doch es machte ihr Spaß und vielleicht…

Ihre Hand bewegte sich langsam, ganz langsam, höher.

„Soll ich weitermachen?“, flüsterte sie und strich dabei mit der Nase über Conan’ s Wange und zum Ohr zurück.

Der musste sich ziemlich anstrengen, um nicht die gleichen Geräusche zu machen, wie sie es schon zu oft getan hatte. Er biss sich auf die Unterlippe und schüttelte, eher widerwillig, was er natürlich niemals zugegeben hätte, den Kopf.

Die Hand blieb auf der Stelle stehen und der Atem an seinem Ohr setzte aus.

„Okay“, meinte sie und hüpfte aus dem Bett und zum Schreibtischstuhl.

Conan’ s Haltung entspannte sich und er ließ sich mit einem Seufzer der Erleichterung zurück in die Kissen fallen.

„Du hast sie doch nicht mehr alle, Haibara“, meinte er und konnte sich ein Grinsen mal wieder nicht verkneifen.

Ai kicherte.

Conan hob den Kopf. Ai kicherte ! Ai kicherte?!

Süß…

Er schüttelte den Kopf. Ai war nicht süß . Sie war etwas anderes. Was er aber nicht mal denken durfte!

Seufzend erhob sie sich und schaute Conan an.

„Ich sollte gehen“, meinte sie.

Schnell erhob er sich ebenfalls.

„Jetzt schon?“

„Guckst du eigentlich nie auf die Uhr, Flachbirne? Es ist Zehn nach Elf. Wir haben Schule geschwänzt.“

Geschockt starrte Conan sie an. Dann sah er auf seine Uhr. Mist! Angelogen hatte sie ihn nicht! Blöde, ehrliche Ai!

„Ich freu mich schon auf Ayumi’ s Anruf“, sagte sie nun mit einem aufgesetzten Grinsen.

„Du bist also doch keine Wissenschaftlerin!“, sagte Conan und schnippste ihr gegen die Stirn. „Du hast also eine Karriere als Wahrsagerin angefangen? Ganz, ganz blöde Wahl, liebe Haibara.“

Er schüttelte den Kopf.

„Wenigstens würde ich mit lebenden Menschen arbeiten!“

Ai streckte Conan die Zunge raus und lief mit einem kleinen Aufschrei aus seinem Zimmer, da er hinter ihr her rannte.

In der Küche blieb sie wie versteinert stehen und Conan kam lachend hinter ihr her. Dann sah er, wieso sie stehen geblieben war.

Yutaka saß, Kaffe trinkend und Zeitung lesend, auf einem Küchenstuhl und lächelte die beiden strahlend an.

„Wen haben wir denn da?“, fragte er und lachte kurz auf. Dann wurde sein Blick scharf und richtete sich auf Conan. „Was habt ihr denn in deinem Zimmer getrieben, Conan- kun?“

„Das geht dich nichts an“, knurrte der Angesprochene und nahm eine leicht beschützerische Haltung Ai gegenüber ein.

Yutaka räusperte sich. „Wieso warst du nicht mehr hier, Ai-chan? Wegen dem Brief, meine ich.“

Er stand auf und ging zur Spüle um seinen Becher dort hineinzulegen, da er leer war.

„Nicht, dass es unbedingt hätte sein müssen. Ich habe den Brief sowieso irgendwo verlegt. Tut mir sehr Leid, Kleine.“

Er beugte sich ein wenig vor, damit er Ai besser betrachten konnte.

„Mhh… du bist genauso hübsch wie Hirota- san“, meinte er grinsend.

Conan knurrte. „Wir gehen. Komm, Haibara.“

Ai stand still da und fixierte Yutaka mit einem eisigen Blick, der wohl Hass ausdrückte. Conan nahm ihre Hand und zog sie aus der Küche raus, in die Detektei.

„So ein widerlicher…“ Ai schauderte.

Die Tür zur Detektei wurde geöffnet. Mit vor Schreck geweiteten Augen wandten die beiden ‚Teenager’ sich der Eingangstür zu. Ran konnte doch nicht jetzt schon…?

„Freunde!“, kam der glückliche Ausruf von Heiji und er lief tänzelnd zu Ai und Conan. Conan klopfte er auf die Schulter und Ai drückte er einen kleinen Kuss auf die Wange.

„Schwänzt ihr etwa die Schule? Tz, Tz…“ Er schüttelte den Kopf. „Euch müsste man mal Manieren beibringen. Das kann man am Besten mit einer Strafe.“

Böse kichernd beugte er sich etwas runter um seinen Freunden besser in die Augen sehen zu können.

„Ich werde ganz sicher nicht mit euch in dieses blöde Sherlock Holmes Museum gehen“, sagte Ai und verschränkte die Arme vor der Brust.

Heiji schmollte. „Haibara~!“

Conan lachte auf. „Das soll eine Strafe sein? Ich bitte dich!“

Mit zusammengezogenen Augenbrauen schaute Ai ihn an. „Doch, ist es!“, zischte sie.

„Nein“, schmunzelte Conan.

Ai stellte sich direkt vor ihn. Mit einem mörderischen Funkeln in ihren Augen sagte sie: „Doch, Kudo! Überleg’ s dir noch mal! Ist es?“

Heiji konnte förmlich sehen wie Conan’ s Gesicht Blau anlief und ihm ein Schauer über den Rücken fuhr.

„Jetzt wo du’ s sagst“, quiekte er.

Ai und Heiji lachten auf.

„Süß, Kudo“, kicherte Ai.

„Du bist echt so was von konsequent!“, meinte Heiji und lachte noch einmal schallend.

Conan schob die Unterlippe hervor und erwiderte schmollend: „Ja, ja, lacht ihr nur. Irgendwann werdet ihr sehen, dann werde ich von einer Schlafwandelnden Ayumi oder so von der Brücke geschubst und dann habt ihr niemanden mehr zum Auslachen.“

Grinsend sah Ai ihn an. „Du würdest nicht sterben, Kudo.“

Sie stellte sich hinter ihn und sagte leise in sein Ohr, jedoch laut genug, dass Heiji sie noch verstand: „Du bist doch unzerstörbar.“

Dann ging sie zur Eingangstür.

Schnell wandte Conan sich ihr zu. Bevor er etwas sagen konnte, sprach Heiji schon.

„Wie Recht du doch hast, Haibara. Wir könnten ihn jetzt so versuchen zu ertränken, dabei würde aber nicht er sterben, sondern du oder ich.“

„So ist das?“ Conan schmunzelte sadistisch und sah dabei Heiji an. Der hob beim Blick seines Freundes eine Augenbraue.

„Beifuss, Hattori! Du fährst mich zum Haus des Professors, danach darfst du uns mit einem Eis bestrafen!“, hallte Ai’ s Stimme schon von den Treppen durch die offene Tür.

„Au ja!“, riefen die beiden Detektive. Sie beeilten sich Ai hinterher zu kommen und schlossen leise die Tür hinter sich.
 

Conan, Ai und Heiji saßen außerhalb des Eiscafé’ s an einem der Tische und schwiegen sich an. Nachdem sie zum Professor gefahren waren, war Conan erst mal eingefallen, dass auch er nur seinen Schlafanzug anhatte und mussten wieder zur Detektei fahren. Ai und Heiji warteten im Auto, während Conan sich schnell anzog und mit einer bösen Miene wieder ins Auto stieg. Er war wieder Yutaka über den Weg gelaufen. Sie hatten zwar nicht geredet, jedoch war es für ihn schlimm genug ihn nur gesehen zu haben.

Conan hatte sich ein dunkelrotes Poloshirt und eine Jeans angezogen. Ai war ähnlich gekleidet. Sie trug ein braunes Poloshirt mit einem schwarzen Jeans- Mini- Rock.

Und nun hatten sie sich ihr Eis, oder in Ai’ s Fall, ihren Milchshake bestellt und sagten nichts.

Sie schlürfte an dem Strohhalm und zog die Augenbrauen zusammen.

„Dienstag?“, sagte sie auf einmal.

Heiji und Conan wandten überrascht ihre Köpfe dem hübschen Mädchen zu.

„Jaah, Dienstag“, antwortete Heiji und hob eine Augenbraue.

Ai schmunzelte. „Gut, das wir heute gefehlt haben, Kudo.“

Die beiden Männer tauschten einen verwirrten Blick aus.

„Ach so?“, erwiderte Conan und nahm einen Löffel mit Eis.

„Heute wollten wir die Kuss-Szene proben.“

Conan verschluckte sich und beugte sich vom Tisch weg, während er hustete. Heiji klopfte ihm verständnisvoll auf die Schulter.

Nachdem er sich wieder erholt hatte setzte er sich grade auf und schaute Ai durchdringend an.

„Jetzt echt, Haibara?“, fragte er mit einer kleinen, skeptischen Falte auf der Stirn.

Ai schnipste ihm gegen die Stirn. „Nein, natürlich nicht! Wenn du zugehört hättest, wüsstest du, dass wir die Kuss-Szene nicht proben.“

„Nicht proben?“, kam es aus Heiji und Conan gleichzeitig.

„A-Aber du solltest doch bei diesem Typen ’Unterricht’ nehmen!“, rief der kleine Schülerdetektiv leicht aufgebracht.

„Jaah, damit der Kuss perfekt wird, du Nudel“, schmunzelte Ai.

Conan stützte schmollend sein Gesicht mit den Händen ab und sah sie mit hochgehobenen Augenbrauen an.

„Weißt du, dass du ein ziemlich blödes Kind bist?“, fragte er und schob die Unterlippe ein kleines bisschen hervor.

Ai schmunzelte.

„Hab ich schon mal gehört“, erwiderte sie mit einem kleinen, frechen Grinsen.

„Sagt mal“, begann Heiji nachdenklich und nahm langsam den Löffel aus dem Mund. „Wann ist denn dieses Sommerfest noch mal?“

Fragend sah er zwischen Conan und Ai hin und her. Conan schaute auch Ai an.

Sie seufzte.

„In zwei Wochen, zu Beginn der Sommerferien. Also direkt den Sonntag nach dem letzten Schultag.“

„Das ist schon in zwei Wochen?“, fragte Conan leicht überrascht darüber, dass schon wieder ein Jahr mehr als Conan Edogawa vorüber war,

Ai seufzte noch mal und legte ihren Kopf auf ihre Arme, die auf dem Tisch lagen.

„Ich weiß, was du meinst, Kudo.“

„Ich nicht“, meldete Heiji sich und sah zwischen seinen Freunden hin und her.

„Für dich ist alles normal, oder nicht, Hattori?“, fragte Ai und schaute ihn von der Seite her an.

Er nickte nur.

„Und wir… wir sind schon seit fast zehn Jahren in diesen Kleinkinder-Körpern gefangen.“

„Na ja“, Heiji wandte grinsend den Blick ab. „ Kleinkinder-Körper würde ich ja nicht sagen.“

Nach dem er den Satz beendet hatte, fing er sich wütende Blicke von Conan und Ai ein.

Abwehrend hob er die Hände. „Ist ja schon gut. Ich versteh euch… irgendwie. Ich bin nur froh, dass ich nicht noch mal durch die Pubertät musste.“

Heiji schaute mit einem breiten Grinsen zu Conan, der einen leichten Rotstich bekam und wütend den Blick abwandte.

Heiji lachte auf. „Das war doch nicht böse gemeint, Kumpel! Bei jedem spielen mal die Hormone verrückt!“

„Meine Hormone spielen nicht verrückt!“, verteidigte sich Conan.

Ai hob eine Augenbraue. „Tun sie nicht?“

„Nein, tun sie nicht! Nicht oft… oder jetzt.“ Er war immer leiser geworden und sein Gesicht begann zu glühen, als er Ai wissend grinsen sah.

„Wie wär’s, wenn wir jetzt gehen?“, schlug Heiji vor und winkte eine Kellnerin heran.

Ai erhob sich ebenfalls und seufzte noch mal. Conan hätte auch einfach zugeben können, dass er, alles was nun mal dazugehört, in der Pubertät noch mal durch machen muss. So schlimm wäre es ja jetzt nicht gewesen. Außerdem hatte sie sowieso schon gemerkt, dass er sich wieder wie ein Teenager benahm, und nicht mal was dafür konnte. So wollte es nun mal Mutter Natur.

Sie selber kann sich auch vor, als wäre sie wieder 16 Jahre alt. Sie wusste nicht, ob es daran lag, dass sie nun mal in einem 16-jährigen Körper war, oder ob sie sich wegen etwas anderem so fühlte. Sie hatte mal gehört, dass man sich jünger fühlte, wenn man etwas Verrücktes tat… oder wenn man verliebt war. Doch Ai hatte nichts von beidem. Wobei sie sich bei letzterem nicht mehr so sicher war. Das Gefühl, dass sie gehabt hatte, als Conan sie umarmt hatte, verbreitete ein warmes Gefühl in ihr und ließ eine Achterbahn in ihr los. Es war eine ganz einfache Berührung gewesen. Nur ein kleines Erwidern einer noch kleineren Umarmung. Was würde dann erst passieren, wenn sie ihn küssen müsste! Ai konnte nicht behaupten, dass sie jemals wirklich nervös gewesen war. Doch vor der Kuss-Szene bekam sie doch ein bisschen das Zittern.

Ai spürte etwas auf ihrem Arm und drehte erschrocken ihren Kopf um. Conan hatte eine Hand auf ihren Arm gelegt und sah sie besorgt an.

„Alles klar bei dir?“, fragte er mit einer kleinen Falte auf der Stirn.

„Jaah, sicher“, antwortete sie nur leise, immer noch mit einigen Gedanken beschäftigt.

„Kommt, Kinder! Ich fahr euch nach Hause!“, hörten sie Heiji rufen, der schon am Auto stand.

Conan’ s Augenbrauen zogen sich zusammen. „Nennt der uns noch einmal Kinder, trete ich ihm gegen’ s Schienbein… oder so.“

Ai schmunzelte.

Gemeinsam gingen sie zum Auto.

Let go

Frau Izumi hatte am späten Nachmittag beim Professor angerufen und gefragt wo ihre Julia geblieben war. Er hatte gesagt, dass sie Kopfschmerzen im Bett lag, aber morgen wohl wiederkommen würde. Die Lehrerin war sichtlich genervt gewesen, dass die wichtigste Rolle gefehlt hatte.

Das war Ai alles so ziemlich egal. Es hatte ihr gut getan mal nicht in die Schule zu gehen. Mit dem Abstand zu diesem Gebäude hatte sie ein bisschen das Gefühl des dran Gewöhnens verdrängen können. Sie seufzte in die Dunkelheit ihres Zimmers und wälzte sich in ihrem Bett auf die Seite. Ihre Decke befand sich auf dem Boden. Musste Sommer denn auch so verdammt heiß sein?

Als sie es nicht mehr aushielt setzte sie sich auf und tapste langsam zum Fenster. Die Laternen gaben schwaches Licht und Ai grummelte über diese geringe Lichtquelle. Ein kleiner Nachtspaziergang war bei solcher Bestrahlung wohl nicht angesagt. Schade auch!

Sie ging zur Tür und öffnete sie einen Spalt breit. Mühsam zwängte sie sich hindurch ohne die Tür ein Stück weiter zu öffnen. Sie hatte so eine blöde Angewohnheit zu knarren, wenn man sie zu weit öffnete.

Nach einer Ewigkeit, wie es Ai vorkam, stand sie im Flur und starrte auf die Wand gegenüber von ihr.

Hm… war die schon immer so hell gewesen? Sie schüttelte den Kopf. Irgendwo musste noch Licht brennen. Mit der Hand an der Wand schlenderte sie langsam die Treppe runter. Auf der dritten Stufe blieb sie stehen und linste um die Ecke.

Aha!

Das Licht kam aus der Küche. Ob der Professor heimlich zum Kühlschrank gegangen war?

Ai seufzte. Sie hatte dem alten Mann schon 100 Mal gesagt, dass nachts essen nicht gut für ihn ist. Wenn er wirklich abnehmen wollte, sollte er sich auch gefälligst an die Regeln halten.

Sie ging die letzten Treppen runter und machte ihren Weg zur Küche.

Als sie über die Schwelle trat, blieb sie wie angewurzelt stehen.

Das war bestimmt nicht Agasa!

Nach dem der Schock abgeflaut war seufzte Ai. Der nächtliche Besucher hatte sie noch nicht entdeckt, daher verschränkte Ai ihre Arme vor der Brust und räusperte sich laut.

Sie sah wie ihr Gast erstarrte und leicht zu zittern anfing.

Ai seufzte.

„Verdammt, Ayumi, was machst du hier?“, fragte sie leicht genervt.

Die Angesprochene drehte sich langsam um und lächelte entschuldigend.

„T- Tut mir leid, Ai-chan, aber ich musste doch noch dringend mit dir reden und da du nicht in der Schule warst, dachte ich…da dachte ich…“, fing sie an, ihre Wangen wurden glühend rot und sie brachte kein Wort mehr heraus.

Ai hob eine Augenbraue. „Da dachtest du, warum spazier ich nicht einfach mal mitten in der Nacht in ihr Haus und lass sie denken, dass Agasa gegen die Regeln verstößt?“

Zuerst wollte Ayumi widersprechen, doch dann sah sie das Mädchen ihr gegenüber fragend an. „Gegen die Regeln verstößt?“

Ai winkte nur ab.

„Es kann doch nicht so wichtig sein, was du mir zu sagen hast, oder?“, griff sie das eigentliche Thema wieder auf.

Ayumi zupfte an ihrem T-Shirt rum. Ihre Wangen wurden noch einen Ticken dunkler.

„N-Na ja…Conan hat dir bestimmt von dem DVD- Abend erzählt?“ fragte sie und vermied es mit Ai Augenkontakt aufzunehmen.

Das rotblonde Mädchen seufzte und lehnte sich neben Ayumi an der Theke ab.

„Jaah, hat er.“

Sie sah Ayumi mit gehobener Augenbraue an. „Und weiter?“

Ayumi holte einmal tief Luft. Auf eine komische Weise schüchterte Ai sie ein und es nervte sie, sich das einzugestehen.

„Es kommen noch andere. Genta, Mitzuhiko, Momoko, Yuri…weißt du? Die ganze Klasse“, fuhr sie fort und Ai’ s Blick wurde argwöhnisch.

„Lass mich raten“, sagte sie mit einem sarkastischen Lächeln. „Wenn die ganze Klasse kommt, wird es vielleicht gar kein DVD- Abend?“

Ai hob eine Hand und verdeckte damit gespielt empört den Mund.

„Ayumi, du solltest dich wirklich schämen.“ Damit nahm sie wieder ihre alte Pose, mit den verschränken Armen an.

Ayumi schluckte schwer und sie stellte sich vor Ai.

„Weißt du, Ai-chan? Ich mag Conan.“

Als Ai dazu nichts sagte, sondern Ayumi nur anschaute, fügte sie hinzu: „Du weißt schon, Ich mag Conan. Mehr als nur freundschaftlich.“

Geschockt starrte Ai sie jetzt an. „Wie kannst du nur? Du bist ein böses Mädchen! Ab in die Ecke!“

Doch Ayumi’ s Gesicht blieb unberührt.

„Das ist nicht witzig. Freitag ist vielleicht meine einzige Chance Conan zu sagen, was ich denke.“

Ai verdrehte die Augen. „Und du hast vor, es ihm zu sagen, nachdem du ihn erstmal mit Alkohol abgefüllt hast? Du weißt selber das du dich vorher nicht trauen würdest.“

Nun war es an Ayumi geschockt und empört zu gucken. Ai konnte doch unmöglich gehört haben, was sie mit Momoko und Yuri besprochen hatte! Sie stand doch die ganze zeit bei Conan. Ihr lief ein Schauer über den Rücken. Ai und Conan. Die beiden waren sich eindeutig zu nah.

„W- Woher willst du wissen, dass wir Alkohol haben?“, fragte Ayumi, senkte den Blick und spürte wieder die Wärme auf ihren Wangen.

„Verdammt, Ayumi! Hältst du mich für so dumm?“, sagte Ai etwas lauter als vorher und stieß sich von der Theke ab.

Ayumi sah zur Seite und Ai seufzte erneut auf.

„Conan voll laufen zu lassen ist bestimmt nicht der richtige Weg um ihm zu sagen, dass du auf ihn abfährst!“

Die Brünette schüttelte den Kopf.

„Ich fahr nicht auf ihn ab! Ich…ich…“

Ai verdrehte erneut die Augen. Sie wusste, was jetzt kam.

Ich liebe ihn…

„Ich…i- ich…“

Ayumi kniff die Augen zusammen.

Ai stöhnte auf und ging einige Schritte von ihr weg.

„Du liebst ihn, ich weiß!“

Das Gesicht des anderen Mädchens glich nun einer Tomate. Niemand hatte ihre Gefühle jemals so einfach ausgesprochen. Nicht mal sie selber! Sie hörte Ai ein weiteres Mal seufzen.

Sie legte ihre Hände auf Ayumi’ s Schultern und sah sie an.

Erneutes Seufzen.

„Hör zu. Ich bewundere ehrlich, wie lange du Conan jetzt schon… liebst …“ Sie brachte das Wort recht schwer raus. „…doch denkst du, du müsstest es ihm so früh schon beichten und dann auch noch so? Es könnte ja sein, dass er nicht genauso fühlt und dann ist auch Schluss mit der Freundschaft. Oder er vergisst es, weil du ihm zu viel Alkohol angedreht hast! Ich verstehe, dass du es ihm beichten willst. Tu es, wenn du es so dringend möchtest, aber dann bitte nicht so. Er trinkt nicht oft, genauso wenig wie irgendjemand anderes von uns, du auch, und keiner von uns weiß wirklich, wo seine Grenzen sind.“

Sie ließ Ayumi’ s Schultern los.

„Stell doch mal vor, du gibst ihm jetzt zuviel! Dann muss er ins Krankenhaus, bekommt eine Alkoholvergiftung oder fällt schlimmstenfalls ins Koma. Letztens stand doch was darüber in der Zeitung.“

Ayumi sah Ai durchdringend an.

„Du…“, begann sie.

Ai’ s Augenbraue hob sich wieder.

„Ai-chan, du…könnte es sein, dass…du Conan…na ja…“ Ayumi zupfte wieder an ihrem Shirt rum.

Ai’ s Mund öffnete sich. „Nein!“, sagte sie entschlossen und hob die Hände und drehte sich um. „Egal, was du sagen wolltest! Nein.“

Sie hörte Ayumi erleichtert aufatmen.

„Danke, Ai-chan!“

Ai spürte, wie ihre Freundin die Hände um ihre Schultern schlang und sie kurz drückte. Dann ließ sie auch schon ab und verabschiedete sich.

Ai legte ihren Kopf schief und beobachtete, wie Ayumi aus der Tür verschwand.

Sie atmete erleichtert auf. Das nächste Mal sollte sie wirklich drauf achten, was sie sagte, sonst könnte jemand anderem als Ayumi noch in den Sinn kommen, dass Ai irgendwie Gefühle für Conan hatte die überhaupt nicht sein durften. Ai hüpfte auf die Theke und nahm sich die Flasche Wasser die dort stand und trank einen Schluck.

Ayumi hatte eine interessante Vorstellung von einem Liebesgeständnis.

Füllen wir unseren Schwarm einfach mal ab! Wieso auch nicht, er könnte ja nur ins Krankenhaus kommen, aber mein Liebesgeständnis bin ich losgeworden, der Rest ist mir egal.

Ai seufzte. Sie bekam plötzlich das starke Bedürfnis zu Conan rüber zu gehen. Diese nächtlichen Besuche schienen seit Ayumi’ s Anruf öfter vorzukommen.

Leider war Ai nicht so willensstark, wie sie immer gedacht hatte, denn sonst würde sie wohl nicht grade in ihre Schuhe schlüpfen und aus der gleichen Tür verschwinden wie Ayumi vor einigen Minuten.

Sie machte sich also auf den weg und seufzte.

Dieser Junge trieb sie noch in den Wahnsinn!

Konnte er nicht einfach mal bei sich bleiben, anstatt ständig in ihrem Kopf rumzuschwirren? Es war nicht grade vorteilhaft, dass er dort immer war. Sie könnte sich ja noch einmal verplappern, sowie bei Ayumi. Schlimmstenfalls würde sie sich noch bei ihm verplappern, dann konnte sich nur noch ihrer Freundschaft mit ihm zum Abschied winken.

Es war eine überraschend ruhige Nacht.

Keine betrunkenen Idioten, die versuchten Ai an die Wäsche zu gehen. Keine alten Frauen, die gerade von ihrer rollen Karaoke- Nacht kamen. Nichts. Nur… eine einzige eingeschaltete Laterne.

Unter ihr blieb Ai stehen.

Na super.

Es war nicht so, dass sie sich nicht traute. Die Dunkelheit war ihr einfach nicht geheuer. Sie grinste spöttisch. Woran das wohl liegen konnte?

Es war ja auch nicht die Farbe schwarz, die diese Organisation zu tragen pflegte.

Mit einem schweren Seufzer ging Ai weiter. Es war auch nicht mehr so viel zu laufen. Ein wenig geradeaus, dann links um die Ecke und schon würde sie diese Öffnung sehen, mit der Treppe, die nach oben zu der Wohnung der Mori’ s führte.

Doch meinte es das Schicksal wieder mal nicht gut mit ihr. Bevor sie noch um die Ecke biegen konnte, und sich in Sicherheit wiegte, prallte sie mit jemandem zusammen. Und als wenn der Bumms nicht schon schlimm genug gewesen wäre, knallte sie auch noch auf den harten Asphalt und begrüßte damit einen schmerzenden Hintern.

Sie stöhnte genervt auf.

„Ach, ich weiß ja wie umwerfend du auf mich reagierst, Haibara“, kam der Kommentar des Übeltäters.

Ai’ s Augen wurden zu Schlitzen und sie sah in die leuchtenden Augen, des ihr viel zu bekannten Gesichtes.

„Steck dir deine Kommentare sonst- wohin und lief mir hoch.“

Conan gehorchte aufs Wort und nahm Ai’ s ausgestreckte Hände um sie hochzuziehen. Mit ein bisschen zu viel Schwung.

Das Mädchen prallte ein weiteres Mal gegen ihn und wäre beinahe wieder zum Asphalt gewechselt, hätte Conan ihre Hände nicht zu sich gezogen.

Sein Grinsen wurde breiter und Ai fluchte innerlich über diesen Idioten. Besonders, weil er sie in so eine blöde Position geschafft hatte.

Seine Hände hielten ihre fest umschlossen und er hatte sie zu sich gezogen, sodass ihre Hände seinen Oberkörper berührten und ihr Oberkörper ebenso seinen. Was natürlich darauf schließen lässt, dass ihre Gesichter sich auch viel näher waren, als sie sollten.

„Was treibst du denn so spät noch hier?“, fragte Conan recht amüsiert.

Ai schwieg und starrte verbissen zur Seite.

Conan deutete ihr Schweigen schon richtig. Er grinste breit und ließ Ai’ s Hände los, nur um seine Arme auf ihre Schultern zu legen und sein Gewicht auf ein Bein zu verlagern.

„Nun, Haibara. Wir wissen doch alle, dass du mich vermisst hast.“

Nun sah Ai ihn an. Sie lächelte gespielt und sagte: „Genauso wie ich dich vermisst hab, als du dieses verdammte Spiel runter geladen hast.“

Conan sah ihr in die Augen uns seufzte.

„Du wirst es mir ewig vorhalten, nicht?“

„Oh ja!“

Ai erwiderte seinen Blick nur zu gern. Seine Augen leuchteten und sein Grinsen wurde breiter.

Plötzlich war sie sogar recht glücklich darüber, dass die einzige funktionierende Laterne einige Meter entfernt war, denn ein unverkennbarer Rotschimmer bildete sich auf ihren Wangen.

„Was tust du denn hier?“, fragte sie nun und hob eine Augenbraue.

„Hatte vergessen zu fragen, ob Ayumi sich bei dir gemeldet hat“, kam die Antwort.

Ai grinste.

„Ja, hat sie.“

Conan sah sie abwartend an. Als sie nach einer Weile immer noch nichts sagte, hakte er weiter nach.

„Und was meinte sie?“

„Sie meinte, dass es eigentlich gar kein DVD- Abend wird.“ Ai legte eine Hand auf ihre Brust und schüttelte den Kopf. „Ich war schockiert.“

Der kleine Detektiv grinste und nahm seine Arme von Ai’ s Schultern um stattdessen seine Hände darauf zu legen, dann bückte er sich etwas tiefer um mich ihr auf Augenhöhe zu sein.

„Lass mich raten! Es gibt laute Musik.“

Ai nickte grinsend.

„Es gibt Alkohol.“

Ein weiteres Nicken.

Jetzt kam die Frage der Fragen. Conan schluckte.

„Es gibt…Stripper?“

Ungläubig starrte Ai ihn an.

„Stripper?“, wiederholte sie perplex.

„Jaah“, erwiderte Conan und spielte mit dem Kragen von Ai’ s T-Shirt. „Ich meine, Marron…“

Ai stöhnte auf und schüttelte heftig den Kopf.

Sofort hob Conan die Hände von ihren Schultern und hielt sie abwehrend in die Luft.

„Okay, ich sag nichts.“

„Na, endlich mal!“

Ai streckte ihm die Zunge raus. Conan hob nur eine Augenbraue.

„Ach, bevor ich’s vergesse…“

Conan’ s sah Ai nun aufmerksam an.

„Wenn dir Ayumi am Freitag irgendetwas zu trinken anbietet, dann lehn besser ab. Okay?“

Ai grinste breit. Conan’ s Mundwinkel zuckten ebenfalls und bevor sich Ai versah hatte der Junge mit den braunen Haaren seine Hände wieder auf Ai’ s Schultern gelegt und sie gegen die harte Wand gedrückt. Hallo, schmerzender Rücken!

„Kudo! Verdammt, was soll das?“, fragte Ai mit zusammengezogenen Augenbrauen.

Conan hob nur eine Augenbraue und grinste weiter.

„War das grade eine Aussage des Sorgens, Fräulein Miyano?“

Der Gebrauch ihres richtigen Namens überraschte Ai ein wenig, jedoch leider nicht genug um sich ihrer Lage bewusst zu werden, weshalb ihre Wangen erneut aufflammten.

„Das bildest du dir ein und jetzt lass mich los!“, beschwerte sie sich und fing an zu zappeln. Da hatte sie die Rechnung nicht mit Conan Edogawa gemacht.

Er nahm eine von Ai’ s Händen in seine und drückte seinen Körper leicht gegen ihren um sie zum stillstand zu bringen. Seine andere Hand lag an der Mauer und sein Gesicht war Wange an Wange mit Ai’ s.

Diese kleine Aktion verdreifachte ihren Herzschlag und die Wärme in ihrem Gesicht nahm zusehends zu.

Blöder, eingebildeter Kudo.

Conan lachte auf.

„Das war nicht geplant“, schmunzelte er.

Ai schnaubte.

„Dann korrigier deinen blöden Fehler und hau ab von mir“, presste sie zwischen ihren Zähnen hervor.

Sie spürte einen leichten Druck an ihrer Hand.

Conan bewegte sich ansonsten kein Stück. Eine Weile verharrten sie in dieser Pose, doch dann wurde Ai ihr eigenes Herz zu viel.

„Kudo?“, sagte sie vorwurfsvoll.

Der Angesprochene zog seinen Kopf etwas zurück um ihr in die Augen sehen zu können. Er grinste.

„Haibara?“

„Ich versteh ja, dass dir das gefällt, aber es grenzt schon an sexuelle Belästigung, wenn der andere mit Gewalt gegen eine Wand geschleudert wird und dann dort festgehalten wird.“

Conan hob amüsiert eine Augenbraue.

„Mit Gewalt gegen eine Wand geschleudert?“, wiederholte er grinsend.

Ai lächelte zuckersüß.

„Nein, es war so sanft, als wäre ich auf eine pinke Zuckerwatten- Wolke gefallen.“

Conan schmunzelte.

„Du musst dich schon frei kaufen“, meinte er und grinste einen Ticken breiter.

Ai’ s Augenbraue schoss in die Höhe.

„Freikaufen?“

„Genau! Gut, hast du zugehört!“

Moment! Stopp!

Hatte Conan das grade gesagt? Hatten sie jetzt Rollen getauscht, oder wie?

„Was willst du, Kudo?“

Sie spürte wie Conan sich etwas enger an Ai drückte und sie unterdrückte ein Quieken.

Er hatte den Blick gesenkt und seufzte einmal, ging einen Schritt zurück und ließ Ai somit frei. Die atmete erstmal erleichtert auf. Eine Hälfte von ihr war froh, über die neu gewonnene Freiheit, die andere Hälfte wurde lieber wieder Conan bei sich spüren.

Ihre Hand losgelassen, hatte er jedenfalls immer noch nicht.

Er zog seine Hand wieder zurück, so dass Ai ein drittes Mal gegen ihn prallte. Dieses Spiel nervte sie ungemein!

Doch diesmal ließ er ihre Hand sogar los und legte seine Arme um das rotblonde Mädchen.

Ai’ s Herz setzte sich wieder in Bewegung und klopfte in Rekordzeit.

Ihre Zweite Umarmung.

Ai grub ihre Hände in Conan’ s Shirt und legte ihren Kopf auf seine Schulter.

Ein seltsames Geräusch kam aus seinem Hals. Ein…Schnurren?

„Kudo?“

„Mhm?“

„Was ist los?“

Nun entfloh ein Seufzer Conan’ s Kehle.

„Yutaka schläft wieder bei uns. Ich hab das Gefühl er wohnt schon da.“

„Mhm.“

„Haibara?“

Ai’ s Augen schlossen sich. Er machte ihr, ohne es zu wissen Hoffnungen, dabei wusste sie ganz genau, dass er nur darauf wartete, dass sie das blöde Gegengift herstellte, um dann mit seiner Ran irgendwo hin zu fahren, wo sie niemand kannte. Sie lächelte still.

Wenigstens hatte er ihr seine Zukunftspläne anvertraut.

„Willst du mit rein kommen?“

Ai seufzte.

„Der Professor ist zu Hause, wenn ich ihm nicht sein Frühstück mache, verstößt er gegen die Regeln.“

Conan schmunzelte.

„Lass ihn einmal seinen Spaß haben.“

Sie hob eine Augenbraue.

„Wir reden hier vom Frühstück, Kudo. Wofür braucht er da seinen Spaß?“

„Komm schon, lass ihn einmal machen, was er will. Sonst bist du ja eine tolle Mutter, aber irgendwann musst du auch loslassen“, erwiderte Conan und Ai ließ sofort von ihm ab.

Geschockt sah er sie an.

„Losgelassen“, sagte sie mit einem kleinen Lächeln.

Conan schmunzelte, stellte sich hinter Ai und schubste sie um die Ecke Richtung seltsame Öffnung mit Treppe zu Mori’ s Wohnung.

One Bed

Heii 

Da bin ich wieder.

Tut mir leid, dass ich Ayumi im letzten Kapitel einfach so ins Haus von Agasa rein gelassen hab. 

Stellt euch einfach vor, sie ist ne heimliche Hexe und kann apparieren wie Harry Potter. 

Vielleicht bau ich das auch noch in die Story ein. 

Danke für eure Geduld. xD

Honey♥
 

Hier lag sie nun. Seit Stunden wach, war sie. So schien es ihr jedenfalls. Die Brust vom Jungen neben ihr hob und senkte sich friedlich. So wie sie seit Stunden wach war, schien er die ganze Zeit schon geschlafen zu haben. Wieso konnte sie nur nicht schlafen?

Ob es wohl an der Lage lag, in der sie sich befand?

Mit dem Jungen, den sie am meisten von allen anderen Menschen mochte, in einem Bett, sein Arm auf ihrem Bauch. Sie traute sich beinahe nicht Luft zu holen. Das Gefühl, dass durch ihren Körper pulsierte war unglaublich! Sie spürte ganz deutlich die Hitze in ihren Wangen und starrte nur auf die Decke über ihr, aus Angst sein Gesicht zu sehen und wieder dieses seltsame Gefühl in der Magengegend zu spüren.

Sein Verhalten an diesem Abend war…ungewohnt. Okay, Conan schien in letzter Zeit öfter auf Flirt-Kurs zu gehen, aber doch nicht so!

Er hatte seine Arme auf ihren Schultern, hatte mit ihrem Kragen gespielt, sie an die Wand gedrückt und umarmt! An einem Abend!

Ein leiser Seufzer entfloh ihrer Kehle.

Wieso machte dieser Idiot es ihr so unnötig schwer? Hatte er Spaß daran ihr Herz in einen ungesunden Rhythmus zu bringen?

Conan’ s Atem streifte jedes Mal ihren Hals und Ai schloss die Augen.

Es kitzelte.

Ein kleines Lächeln formte sich auf ihren Lippen. Nie hatte sie jemals geglaubt, dass ein einziger Mensch sie durch winzige Gesten so aus der Fassung bringen konnte, wie Conan es jeden Tag aufs Neue tat.

Oft hatte Akemi ihr davon erzählt. Über die Liebe. Ai hatte ihr kein Wort geglaubt, doch…

Sie drehte ihren Kopf zur Seite und sah in das Gesicht des schlafenden Detektivs.

Er flirtete nur, weil er frustriert war.

Traurig, aber wahr.

Und Ai hasste, dass sie wusste, weshalb er das tat. Sie hasste Yutaka dafür, dass er einfach so in Ran’ s Leben gekommen war. In ihr eigenes Leben gekommen war.

Er zerstörte so vieles. Er verwirrte sie. Er… er sah einfach so nett aus, doch…

Menschen wie er, waren der Grund, weshalb Ai sich fürchtete jemandem zu vertrauen. Weshalb es ihr auch so schwer fiel ihre Gefühle für Conan einzugestehen.

„Woran denkst du?“

Ai’ s Sicht wurde wieder klarer und sie sah Conan erschrocken an.

Conan verzog das Gesicht zu einer seltsamen Grimasse.

„’Tschuldige, wollte dich nicht erschrecken“, sagte er leise und verankerte seinen Blick tief in Ai’ s Augen.

Ein weiterer Seufzer entrang ihrer Kehle.

„Hast du nicht, es macht mir Spaß, zu gucken, als hätte ich einen Geist gesehen!“, erwiderte sie und drehte ihren Körper zu Conan, sodass sein Arm schlaff auf’ s Bett fiel.

Conan grinste.

„Aha! Ich erfahre jeden Tag mehr von dir“, sagte er und stützte seinen Kopf in seine Hand. „Nun ist ein weiteres, verwirrendes Hobby von dir aufgedeckt. Pass auf, irgendwann kenne ich alle.“

Ai lächelte. Würde er niemals.

„Viel Glück dabei, Sherlock.“

Conan schnaubte verächtlich ohne sein Grinsen verblassen zu lassen.

„Reines Können, Fräulein Haibara, Dafür brauche ich schon mal kein Glück.“

Ai verdrehte die Augen. „Was auch immer, Kudo.“

Es herrschte einige Sekunden Stille.

Conan griff mit seiner freien Hand nach Ai’ s Kragen und spielte wieder damit. Er starrte auf seine Hand, als er fragte: „Und, woran hast du grade gedacht?“

Ai seufzte erneut. „An vieles.“

Der braunhaarige Junge wandte seinen Blick nun ihr zu und ein zärtliches Lächeln lag auf seinen Lippen.

„An Akemi?“, fragte er leise.

Etwas überrascht erwiderte Ai mit einem Nicken. Woher wusste er das denn?

Conan schmunzelte und antwortete auf ihren fragenden Blick.

„Man sieht es dir an, wenn du an sie denkst oder über sie redest. Dann siehst du immer so…traurig und glücklich gleichzeitig aus.“

Das rotblonde Mädchen lächelte. Wie konnte es denn auch anders sein? Das war einer der Gründe, weshalb sie ihn so sehr mochte.

„Und… und einmal… sahst du so…so richtig glücklich aus. So… so als ob du verliebt wärst“, fuhr er stockend fort und richtete seine Augen wieder auf seine Hand an Ai’ s Kragen.

Sie spürte wieder die Hitze in ihren Kopf fahren.

„Denkst du das, ja?“

Sie senkte ihren Blick und starrte auf die Falte in dem Kissen, direkt neben Conan’ s Ellbogen.

„I-Ich weiß ja nicht. Du sahst… irgendwie so aus?“

Es war mehr eine Frage, als eine Aussage.

Ein winziges Grinsen konnte Ai sich nun doch nicht verkneifen. Wenn er sie verwirren durfte, dann wollte sie es genauso dürfen. Sie rückte ein klein wenig näher an Conan ran und stützte ihren Kopf mit der Hand ab.

Durch die kleine Lichtquelle der draußen stehenden Laterne konnte Ai erkennen wie Conan’ s Wangen eine dunklere Farbe annahmen und dieser Fakt brachte ihr Herz dazu einen kleinen Hüpfer zu machen.

Sie nahm Conan’ s kleinen münzförmigen Kettenanhänger in die Hand und drehte ihn dort, ohne ihren Blick aus seinen Augen zu lassen.

„Vielleicht könnte es daran liegen, weil ich…auch verliebt bin.“ Der letzte Teil kam nur mit einem leisen Hauchen raus, welches keinesfalls geplant war. Es viel ihr nur etwas schwer, es derjenigen Person zu sagen, die mit einbezogen war.

Doch ihre Worte hatten ihre Wirkung nicht verfehlt und das Gesicht des Detektivs schien eine Hitze auszustrahlen, die Ai in seiner Gegenwart nur allzu gut kannte.

„Oh…“, entrang seiner Kehle. Er hörte auf mit Ai’ s Kragen zu spielen und ließ seine Hand auf ihrem Schlüsselbein ruhen.

Schon wieder begann ihr Herz ungesund zu rasen.

Conan sagte leise: „D- Da ich dein bester Freund bin…hab…hab ich dann nicht auch ein gewissen Recht…zu erfahren…in wen…du…?“ Er schluckte hörbar.

Ai lachte kurz auf.

„Ich glaub nicht, dass du das wirklich wissen willst“, erwiderte sie und war sich 100%ig sicher, dass sie damit Recht hatte. Denn wenn er es erstmal wusste, konnte alles nur noch schlimmer werden.

„So schlimm?“, fragte Conan.

Das rotblonde Mädchen überlegte kurz nickte dann bedächtig. Für sie selber war es ein Schock gewesen, als sie sich ihren Gefühlen erstmal klar geworden war.

„Mitzuhiko?“, hakte er geschockt weiter nach.

Ai’ s Gesicht verzog sich zu einer Grimasse.

„Aw, nein, Kudo! Wie pervers bist du denn?“, rief sie leise aus und musterte Conan’ s Gesicht mit einem seltsamen Ausdruck.

Seine Antwort war nur ein leises Lachen.

„Kenn ich ihn denn?“, fragte er nun wieder.

„Ich weiß nicht“, erwiderte Ai mit einem Grinsen. „Kann sein, dass du ihn schon mal gesehen hast.“

Einen kurzen Augenblick schien Conan’ s Gesichtsausdruck zu fallen. Doch er bemühte sich um ein Grinsen und ließ seine Finger zu Ai’ s Hals fahren. Als er ihre Haut berührte blieb ihr Herz einen Moment lang stehen. Es sah aus, als wäre der kleine Schülerdetektiv wieder voll im Spiel drin!

Ai’ s Kommentar dazu blieb in ihrem Hals stecken, als er mit seinem Daumen kurz über ihre Lippen streifte. Was zur Hölle tat er da? Das ging weit über die Spielregeln hinaus!

„Hab ich also einen Konkurrenten mehr?“, fragte er leise und grinste leicht.

Ai’ s Blick wurde leer und sie heftete ihren Blick genau auf seine Nase.

„Dein einziger Konkurrent ist Yutaka. Und ich möchte nicht als dein Frustabbau dastehen, nur weil er an Ran rankommt und du nicht.“

Conan ließ seufzend seine Hand sinken und spielte wieder mit Ai’ s Kragen.

„Okay, du hast mich durchschaut“, sagte er und vermied es ihr in die Augen zu sehen.

Ai runzelte die Stirn. Das hatte sie sich doch gedacht. Ihr Herz fiel in sich zusammen.

„Das alles war also nur, weil du frustriert bist, weil Yutaka an dein Mädchen kommt? Und dann wolltest du dich einfach mit einer anderen begnügen?“

Empört sah Conan sie nun wieder an. „Bei dir hört sich das so an, als wollte ich dir an die Wäsche!“

„Man weiß ja nie“, murmelte Ai und erwiderte Conan’ s Blick nun wieder.

„Keine Angst, Haibara. Ich wollte…nur Ran…für ein paar Minuten vergessen. Und das geht immer am Besten, wenn ich mit dir zusammen bin… und irgendwie…irgendwie…“

Nun hing ihr Blick an Conan’ s Lippen und ihre Augenbrauen hoben sich leicht überrascht.

Er rang immer noch um Worte.

„Irgendwie…es ist so…ich meine, ich glaube… es gefällt mir sogar!“, endete er seinen Satz und senkte beschämt und mit roten Wangen den Kopf.

Ai’ s Kopf schien wie leergefegt. Was hatte er grade gesagt? Das…das konnte doch nicht… sein ernst sein!

„Was meinst du?“, fragte sie und sah immer noch auf seine Lippen. Das wurde langsam echt gefährlich für sie, denn jede Sekunde, die sie auf seinen Mund starrte, wurde ihr Verlangen, ihn zu küssen, immer größer. Doch auf die Idee, ihren Blick abzuwenden, kam sie erst gar nicht.

„Eben…das.“

Conan ließ seine Hand von Ai’ s Kragen und legte sie auf ihre, die aufgehört hatte seinen Anhänger zu drehen und stattdessen an seinem Hals ruhte.

Oh verdammt!

Wie war das denn passiert.

Sie spürte wieder Hitze in sich aufkommen und ihr Herz pochte hart gegen ihre Brust.

„I-Ich weiß auch nicht, wieso das so ist…ich fühle mich einfach so…so wohl bei dir“, endete Conan seine stockende Erklärung und lächelte Ai nun leicht an.

Sie spürte wie ihre Augen anfingen zu brennen. So ein Idiot!

Ohne noch einmal nachgedacht zu haben, überschritt sie den letzten Schritt und ihr Kopf bewegte sich schneller als zugelassen nach vorne.

Als sie die Lippen des Schülerdetektivs berührte konnte sie mit Mühe einen Seufzer unterdrücken. Automatisch schlossen sich ihre Augen und die Zentimeterkleine Lücke zwischen ihnen.

Es war noch nicht mal ein richtiger Kuss. Ihre Lippen strichen sanft über Conan’ s und sie spürte, wie sich sein Mund leicht öffnete und wie seine Hand zu ihrer Wange fand.

Ai’ s Herz raste und machte ihr das Atmen schwer. Ihr Kopf schien zu Platzen vor Hitze und ihr Bauch kribbelte unaufhörlich. Als Conan dann auch noch seine Lippen etwas fester auf ihre presste, schien ihr Herz seinen Marathon komplett aufgegeben zu haben. Es setzte eine Sekunde aus, zwei, drei…

Bis Conan seine Lippen von ihren Trennte und seine Nase an ihre schmiegte.

Wie konnte dieser Idiot in ihr nur so ein Glücksgefühl aufsteigen lassen! Doch leider war sie zu abgelenkt, um richtig sauer auf ihn zu sein.

Er hatte sie geküsst!

Nein, falsch…

Sie hatte ihn geküsst!

Ai hätte sich dafür wirklich peitschen können. Dieser verdammte Idiot!

Sie spürte Conan’ s Atem auf ihrer Wange.

Er schmunzelte leise. Ai hob eine Augenbraue und zog ihren Kopf etwas zurück, um Conan in die Augen zu sehen. Der grinste sie nur unverschämt an, was ihr die Röte in die Wangen steigen ließ.

Sie hatte ihn geküsst und er lachte sie aus!

„Lass mich mitlachen“, sagte sie argwöhnisch.

Conan schüttelte schmunzelnd den Kopf und wandte seinen Blick dann wieder zu Ai. Ihr Pony verdeckte die Hälfte ihres rechten Auges und ihre Wangen waren leicht rot. Conan’ s Meinung nach, sah sie zum anbeißen aus, doch… das durfte er ganz sicher niemals laut sagen, sonst hätte er sie bestimmt komplett von sich vertrieben.

„Es ist nur…Ist dir eigentlich klar, in was für einer Lage wir uns befinden?“, schmunzelte er und konnte nicht den Blick aus Ai’ s ozeanblauen Augen wenden.

Es war schon eine recht…unpassende Lage für die beiden. Auf jeden Fall, wenn nun jemand rein gekommen wäre.

Ein Junge und ein Mädchen, auf einem Bett liegend, küssend…

Seine Wangen wurden heiß.

Ai senkte ihren Blick, runzelte die Stirn und sah Conan wieder an.

„Klar, weiß ich das, du Nudel!“

Sie schnippste ihm gegen die Stirn und erhob sich vom Bett, nur um sich ans Fenster zu stellen.

Conan schob die Unterlippe hervor und hielt sich die schmerzende Stirn.

Niemand sagte ein Wort.

Er lag auf dem Bett und beobachtete jede Bewegung die seine beste Freundin tat, während sie am Fenster stand und das Licht der flackernden Laterne ansah.

Irgendwas war falsch an dem allen gewesen. Er hätte ihren Kuss niemals erwidern dürfen, es sei denn, er war wirklich richtig deprimiert wegen Ran. Doch… Ai konnte sich nun nicht wirklich entscheiden, ob es gut für sie war oder nicht. So oder so…sie würde bei dem Spiel nicht gewinnen, denn der Preis war Ran und Conan würde alles geben um zu gewinnen. Und Ai würde ihn dabei nicht zurückhalten. Sie seufzte. Konnte es nicht alles anders gekommen sein? Hätte sie doch niemals dieses dumme Gift erstellt!

Etwas an ihrem Bein vibrierte und Ai zuckte zusammen. Während sie fluchend ihr Handy aus ihrer Tasche kramte, hörte sie den kleinen Detektiven ununterbrochen kichern.

Welcher Idiot schrieb ihr um diese Uhrzeit eine Sms?!

Ai klappte ihr Handy auf und hob eine Augenbraue. Hätte sie es sich doch denken können.

Welcher normale Mensch hatte in der Nacht nichts besseres zu tun, als einer Freundin eine Sms zu schreiben?

Genau!

Heiji, dieser Idiot!
 

Hey, Schnitte, schon belegt? Hm, ich denke ich bin zu spät, richtig? Würd mich ja brennend interessieren, was Kudo und du so in seinem Zimmer treiben. ;) Nicht, dass ich euch bei etwas störe! Schöne Grüße an Sherlock!
 

Ai stöhnte laut auf, was Conan den Blick senken ließ und einen Rotschimmer verpasste.

„W-Was schreibt er?“, fragte er leise und hob beschämt den Blick, um Ai anzusehen.

„Dein Spürnase-Kumpel hat feuchtfröhliche Fantasien über seine besten Freunde!“

So ein verdammter Stalker!

Ai spähte aus dem Fenster, konnte jedoch nicht viel entdecken, da das Licht der Laterne sich immer an- und wieder ausschaltete.

„F- Feuchtfröhliche Fantasien?!“, wiederholte Conan eine Oktave höher als vorher.

Genervt stöhnte Ai ein weiteres Mal auf.

„Ja, das sagte ich doch grade.“

Ai warf Conan ihr Handy zu, damit er die Sms lesen konnte.

Sie starrte wieder aus dem Fenster.

Ihre Haut brannte und sie drückte eine Faust auf ihre Brust, um das Herzrasen zu verringern, welches sich jedoch nicht beirren ließ und seinen nicht- enden- wollenden Marathon erneut begann.

Party-Time

Etwas hatte sich verändert. Die Stimmung war…seltsam zwischen Ai und Conan. Ai wusste nicht genau, wie es so weit gekommen war, dass sie den Mini-Sherlock geküsst hatte. Seitdem war einfach alles…seltsam. Sie schob die Schuld stets auf Heiji’ s mitternächtliche Sms, doch eigentlich wusste sie ganz genau, dass es ihre Schuld gewesen war. Conan hatte sich von ihr distanziert, nachdem sie aufgewacht waren. Kaum ein Wort hatte er mit ihr geredet und nun war es nicht anders. Ai wusste, dass das passieren konnte und trotzdem war sie unvorsichtig geworden.

Es war der Freitag an dem der „DvD-Abend“ stattfinden sollte. Die Schule hatte Ai erfolgreich überlebt, doch was an dem Abend wohl geschehen würde, machte ihr etwas Angst.

Hatte Ayumi immer noch vor Conan abzufüllen, um ihm ihre Gefühle zu gestehen? Und wenn er dann zu betrunken wäre, um sich wegen dem Altersunterschied zu sorgen, würde er dann etwas tun, was Ayumi hinterher verletzen könnte? Oder auch Ai verletzen könnte?

Sie seufzte und ihr Blick wanderte zu dem abwesenden Jungen, der neben ihr herlief. Ayumi und Mitzuhiko gingen hinter ihnen und unterhielten sich über den vergangenen Test in Biologie. Genta hatte sich letztendlich doch selber getraut zu Momoko zugehen und hatte nun ein Date mit ihr.

Ai seufzte ein weiteres Mal.

„Woher wusste Heiji überhaupt, dass du bei mir warst? Also, du weißt schon, letztens…“, fragte Conan plötzlich und riss Ai damit aus ihrer Trance.

Etwas verwirrt sah diese ihn an und versuchte erstmal seine Frage zu bearbeiten. Conan erwiderte ihren Blick und hob eine Augenbraue.

„Erde an Haibara. Ich weiß doch, dass er’ s dir erzählt hat.“

„Jaah.“ Ai schüttelte kurz den Kopf. Der Klang seiner Stimme hatte sie ein wenig verwirrt. So lang war es her, dass er mit ihr richtig geredet hatte. „Er meinte, er hätte gesehen, wie wir zusammen hochgegangen sind und da er ja so super-schlau ist hat er ein paar Stunden gewartet und dann die Sms abgeschickt.“

Ai verdrehte die Augen.

„Ach so“, erwiderte Conan und heftete seinen Blick wieder auf seine Schuhe.

Ai musterte ihn und legte vorsichtig eine Hand auf seinen Arm.

Keine Reaktion.

Sie blieb stehen und drückte ihn mit der Hand zu sich. Ayumi und Mitzuhiko liefen mit misstrauischen Blicken an ihnen vorbei, sagten jedoch nichts und winkten, bevor sie abbogen.

Conan starrte immer noch auf den Boden und Ai seufzte leise.

„Kudo“, flüsterte sie. „Was hast du?“

Ai’ s Herz begann wieder einem Rennwagen Konkurrenz zu machen, doch jetzt durfte sie sich nicht ablenken lassen.

Sie sah, wie dem dunkelhaarigen Jungen ein Schauer über den Rücken lief.

Vielleicht hätte sie sich nicht ganz so nah an ihn stellen sollen, damit hätte sie ihrer Gesundheit erheblich weniger geschadet und ihn hätte sie nicht so erschreckt.

Conan Blick richtete sich auf und er sah auf die Straße.

„Gar nichts“, sagte er nur, zog seinen Arm aus Ai’ s Berührung und setzte sich wieder in Bewegung.

Ai seufzte erneut und blickte Conan hinterher. Von wegen beste Freunde! Beste Freunde erzählten sich doch alles.

Was konnte er ihr nu verschweigen oder nicht sagen wollen?

Niedergeschlagen ging Ai weiter.
 

In einigen Minuten müsste er da sein, um sie abzuholen. So war es jedenfalls vor ein paar Tagen noch geplant gewesen, doch Ai verließ sich nicht zu sehr auf den abweisenden Detektiven.

Die ganze Zeit dachte sie schon daran, was an diesem Abend alles passieren könnte. Ayumi könnte ihren Plan in die Tat umsetzen und ihre Liebe gestehen und Conan würde dann vielleicht, wegen des hohen Alkohol Konsums, mitmachen und sie würden irgendetwas unüberlegtes tun, was Ai’ s Herz still stehen lassen würde, wobei sie sich grade daran gewöhnt hatte mit ihrem wichtigsten Organ um die Wette zu schlagen oder, in ihrem Fall, atmen.

Sie seufzte und musterte sich wieder kritisch im Spiegel.

Sie trug eine schwarze, blickdichte Strumpfhose, einen dunkeln Jeans-Rock, ein schwarzes Top, eine rote Strickjacke darüber und schwarze Pumps mit einem kleinen Absatz.

Hatte sie übertrieben? Würden die anderen über sie reden? Würde es Conan gefallen?

Ai spürte, wie die Wärme in ihre Wangen stieg und schüttelte schnell den Kopf.

Böse Gedanken!

Sie warf ihre gelockten Haare zurück und betrachtete sich ein weiteres Mal mit übertrieben gerunzelter Stirn. Dann entspannten sich ihre Gesichtszüge und sie hob die Schultern.

Sollten die anderen dann doch denken, was sie wollten.

Die Wissenschaftlerin seufzte ein zweites Mal und sah auf die Uhr. Es war Zeit sich aufzumachen. Gott sei dank, war dieser Sommer-Abend angenehm und ein kühles Lüftchen flog umher. Sie wäre gestorben, wäre es so übertrieben heiß gewesen, wie in den letzten Nächten.

Doch… das hätte dann genauso gut an der Körperwärme des kleinen Detektiven liegen können. So oft, wie in letzter Zeit, oder überhaupt in ihrem ganzen Leben als Ai Haibara, hatte sie noch nie bei Conan geschlafen. Dazu kam dann noch, dass es meist eine recht spontane Entscheidung gewesen war.

Ai atmete aus und ging die Treppe runter. Sie rief einen kurzen Abschiedsgruß ins Wohnzimmer und öffnete die Haustür.

Mit einem leisen aber extrem hohen Quitscher, blieb Ai direkt in ihrer Bewegung stehen. Eine zur Faust geballte Hand befand sich direkt vor ihrem Gesicht.

Der Besitzer dieser Hand sah ebenfalls ziemlich erschrocken aus. Seine Augen waren weit geöffnet und seine Kinnlade fiel ein wenig herab.

Nachdem Ai sich erst mal gefasst hatte, sah sie ihrem gegenüber verwirrt an.

„Wa…?“

„Haibara-san! Ich dachte schon, du wärst nicht mehr zu Hause“, erklärte Mitzuhiko, während seine Wangen rot anliefen und er den Kopf senkte.

„Na ja“, erwiderte Ai nur und hob eine Augenbraue. „Eigentlich sollte mich ein gewisser Detektiv abholen, aber…“

Mitzuhiko unterbrach sie ein weiteres Mal: „Er steht direkt vor dir.“

Er hob den Blick und brachte ein schmächtiges Grinsen zu Stande. Ai’ s Mundwinkel hoben sich wie von selbst und sie schüttelte lächelnd den Kopf.

Sie ging an einem verwunderten Mitzuhiko vorbei, bis zum Gartentor und drehte sich dann um. Ihr Mitschüler hatte sich nicht von der Stelle bewegt.

„Hey, Detektiv!“ rief sie und Mitzuhiko drehte sich mit rosigen Wangen um.

„Ich hab einen Fall für dich“, fuhr Ai lächelnd fort. „Soll ich dich hinbringen?“

Mitzuhiko nickte heftig und lief zu Ai.

Gemeinsam machten sie sich auf den weg zu Ayumi. So weit weg wohnte sie nun auch nicht und, wenn Ai so überlegte, wäre es für Conan sowieso ein Umweg gewesen, hätte er zuerst bei ihr vorbeigeschaut. Vielleicht war er deswegen nicht gekommen? Aber… für Mitzuhiko war es doch genauso ein Umweg gewesen, doch er war zu ihr gekommen. Bedeutete sie Conan denn so wenig? Der Gedanke versetzte Ai einen kleinen Hieb auf ihr überstrapaziertes Herz. War sie ihm denn überhaupt nicht wichtig? Nicht mal, als beste Freundin?

Sie seufzte und der Blick des Jungen neben ihr huschte ständig zwischen dem Weg vor ihnen und Ai hin und her.

„Alles okay?“ fragte Mitzuhiko und entschied sich, seine Augen auf Ai ruhen zu lassen.

Sie lächelte ihn leicht an.

„Ja, alles okay.“

Sie wandte ihren Blick wieder ab und betrachtete das Licht der Laterne, die an der hintersten Ecke ihres Weges stand.

Mitzuhiko nickte und schaute auch auf die Laterne, die sich mit jedem Schritt zu nähern schien.

„Du…“, begann er, stockte jedoch und lief rot an.

„Ich?“, hakte Ai nach und beäugte Mitzuhiko misstrauisch. Er wollte doch nicht das sagen, was sie dachte, dass er es sagen wollte? Irgendetwas von der Art, was sie viel lieber von einem anderen Jungen hören würde. Oder sollte sie besser ‚Mann’ sagen?

Mitzuhiko blieb stehen und fasste Ai an den Schultern, womit er ihr Gesicht zu sich drehte.

Geschockt weiteten sich ihre Augen. Nein. Nein ! Was auch immer er sagen oder tun wollte, es war nicht gut. Nicht gut für sie und erst recht nicht gut für ihn.

Wieso musste er sich auch für das falsche Mädchen entschieden haben? Konnte er nicht weiterhin für Ayumi schwärmen, wie vor einigen Jahren noch?

„Du…siehst echt…hübsch aus“, brachte Mitzuhiko schließlich heraus und das rot wurde noch einen Ticken dunkler. Sein Blick war auf seine Schuhe gerichtet, doch seine Hände umfassten Ai’ s Schultern etwas fester.

Ihre Augenbrauen zogen sich zusammen. War’ s das? Oder wollte er noch mehr sagen?

Mitzuhiko schmunzelte leise und hob nun seinen Blick um Ai direkt anzuschauen.

„Conan hat mir so oft gesagt, dass ich dich vergessen sollte“, murmelte er und er lächelte, tief in Gedanken.

Ai’ s Herz machte einen Hüpfer, war es nun aus Schmerz oder aus Freude. Sie wusste es nicht mal selber. Mitzuhiko’ s Aussage konnte man sowohl gut, als auch schlecht verstehen.

Er fuhr fort: „Doch…ich weiß nicht, wie man das macht.“

Er schmunzelte ein weiteres Mal, doch etwas war falsch an seinem leisen Lachen. Seine Mimik spielte nicht mit seinen Absichten mit. Ein verzweifelter Ausdruck erschien in seinen Augen und es tat Ai schon beinahe weh, ihn so zu sehen.

„Er…er meinte, du passt nicht zu mir“, wisperte Mitzuhiko und zog Ai etwas näher an sich ran, doch nicht so, dass sie sich berührten.

Ai seufzte und sie spürte den Knoten in ihrem Hals.

„Mitzuhiko“, sagte sie leise und ihre Augenbrauen zogen sich noch ein Stück zusammen. „Ich…“

„Mitzuhiko…Haibara.“

Beim Klang der Stimme, die sie etwas weiter entfernt neben sich hörte, schoss ihr einen Schauer den Rücken runter. Unbehaglich ging sie einen Schritt zurück, so dass Mitzuhiko’ s Arme schlaff herunter fielen. Etwas überrascht und verärgert sah er Conan an.

Ai schlang ihre Strickjacke enger um sich. Wieso war es auf einmal so kalt? Lag es daran, dass Conan’ s Blick sich unergründlich in ihre Augen bohrte? Oder war es doch einfach nur eine kalte Sommerbrise?

Mitzuhiko’ s Augen huschten zwischen Ai und Conan hin und her. Seine Wangen waren immer noch leicht rosa und der verärgerte Ausdruck schien festgewachsen zu sein.

Conan machte ein ähnliches Gesicht wie Mitzuhiko.

Ein leichter Anflug von Ärger lag in dem Blick, mit dem er Ai fixiert hatte. Und etwas wie…Missbilligung?

So sah es jedenfalls für sie aus. Nicht lange sah sie ihn an. Sie konnte nicht, aus welchem Grund auch immer.

Ihr Herz pochte schmerzhaft gegen ihre Rippen und sie drückte eine Faust auf ihren Brustkorb, in der Hoffnung, es damit zum Aufhören zu bewegen.

Ai spürte die Hitze in ihren Wangen und in ihren Ohren rauschte es. Wenn sie Conan’ s Blick erwidern würde, würde sie keinen normalen Gedanken fassen können.

Trotz allem beging sie den Fehler, der ihr nicht hätte unterlaufen sollen.

Sie hob ihren Kopf und begegnete den Augen, von denen sie schon so vermisst hatte angesehen zu werden.

„I-Ich…“

Ai’ s Stimme hörte sich in ihre Ohren total seltsam an. Nicht wie sie selbst. Bilder und Gedanken schossen durch ihren Kopf, die alle nur von einer Person handelten.

Wieso? Wieso war dieses Gefühl auf einmal so stark? Vor einer Woche konnte sie wenigstens noch halbwegs klar denken, wenn Conan sie angesehen hatte.

Doch nun?

„Haibara-san!“

Sie spürte, wie jemand sie am Ellbogen festhielt und ihr eine Hand auf den Rücken legte. Sie schloss die Augen. Seltsamerweise stand sie nicht mehr, wie sie gerade stand. Sie fühlte wie ihr Körper gekippt war und aufgefangen wurde. Jedoch nicht von den Händen, die sie sich insgeheim gewünscht hätte.

Als Ai ihre Augen wieder öffnete, konnte sie wieder klar sehen. Und zwar das besorgte Gesicht des kleinen Detektivs.

„Huch“, murmelte sie und richtete sich langsam auf.

Mitzuhiko sah darin anscheinend keinen Grund, sie loszulassen, und irgendwie, war sie ihm dafür dankbar.

„Bist du sicher, dass du zu Ayumi gehen möchtest?“, fragte er mit einem besorgten Unterton in der Stimme.

Ai’ s Augen ruhten immer noch auf Conan und sie runzelte die Stirn.

„Ja“, sagte sie. „Ja, lass uns gehen.“

Mitzuhiko ließ ihren Ellbogen nur widerwillig los und schob sie leicht vorwärts. Conan folgte ihnen, mit den Händen in den Taschen.

Den Rest des Weges liefen sie schweigend und kamen schließlich an. Ai kam es vor wie Jahrhunderte. Konnte ein Mensch denn wirklich so weit wegwohnen?

Mitzuhiko klopfte an die Tür, die schon kurz darauf von Ayumi geöffnet wurde.

Ihre Kleidung sah überhaupt nicht so aus, als würde es ein normaler DVD- Abend werden.

Hatte Ai es sich doch gedacht. Innerlich gratulierte sie sich selber, da sie kein Lob ihrer Freunde erwartete.

Und im Gebäude hörte man schon die Musik und die vielen Stimmen. Am lautesten zu hören war jedoch ein ganz bestimmtes Mädchen, dessen Name Marron war.

Ai’ s Laune sank noch tiefer und missmutig trat sie ins Haus ein.

„Na toll“, nuschelte sie und ihr Blick wanderte automatisch nach hinten, nur um ein kleines Grinsen über Conan’ s Gesicht huschen zu sehen. Und genau dieses Grinsen ließ ihr herz einen Salto machen. Sofort hatte sich ihre Laune wieder angehoben.

Mitzuhiko schloss die Tür hinter sich und die drei standen unschlüssig im Flur.

„Kommt schon“, versuchte Ayumi sie aufzumuntern und zog Conan am Arm zum Wohnzimmer. „Na, kommt!“

Mit einer riesigen Regenwolke über ihnen gingen Ai und Mitzuhiko Conan und Anhängsel hinterher ins darauf folgende Zimmer, wo die laute Musik herkam.

In dem Raum hingen dicke Nebelschwaden, die irgendetwas verursacht hatte und man erkannte nur hier und da ein paar Leute, die von den bunten Scheinwerfern angeleuchtet wurden.

„Conan, ich muss dir unbedingt meinen selbst gemixten Drink zeigen. Der schmeckt einfach toll“, rief Ayumi gegen den Lärm und zog Conan in eine dunkle Ecke des Zimmers, die gerade nicht beleuchtet wurde.

Ai’ s Magen drehte sich um. Konnte sie ihren Plan nun wirklich in die Tat umsetzen wollen? War sie denn wirklich so dumm?

„Hai- Haibara-san?“, kam Mitzuhiko’ s Stimme leise hinter ihr.

Sie drehte sich um und sah ihn an.

„Ja?“

Mitzuhiko wandte den Blick wieder auf seine Schuhe und sein Gesicht verdunkelte sich in dem geringen Licht der wandelnden Scheinwerfer.

„Wollen wir uns auch was zu trinken holen?“

Ai lächelte leicht und nickte.

Sie verbrachte beinahe den gesamten Abend in Mitzuhiko’ s Nähe, der damit überhaupt kein Problem zu haben schien. Sie tranken, tanzten und redeten sogar mit anderen aus ihrer Klasse. Das war was völlig neues und…nun ja, normales für Ai. Sie hatte sich nie wirklich mit den Leuten aus ihrer Klasse unterhalten. So erfuhr sie, dass Yamato gerne den Romeo im Stück gespielt hätte, jedoch nicht weil sie die Julia war, sondern weil er gerne schauspielerte und diese Rolle als eine Herausforderung gesehen hatte. Doch hinterher hatte sie mitbekommen, dass er, zu einem Ai unbekannten Jungen, gesagt hatte, dass sie dabei schon ein weiteres Argument war, die Rolle zu spielen.

Genta war ihnen auch einmal über den Weg gelaufen und hatte sie komisch angeschaut. Vielleicht lag es daran, weil Conan nicht in der Nähe war, wo er doch immer so darauf bedacht war, Ai nicht mit irgendjemand anderem alleine zu lassen. So hatte er es jedenfalls formuliert und Ai schüttelte innerlich ihren Kopf. Wenn es ihm so wichtig gewesen wäre, sie nicht mit jemand anderem allein zu lassen, dann hätte er sie zeitig abholen müssen und sowieso die letzten Tage mehr bei ihr sein müssen!

Was bildete der Typ sich denn ein, einfach so aufzuhören in ihrer Nähe bleiben zu wollen? Oder zu müssen? Oder was auch immer es für ihn war! Eine Pflicht oder einfach seiner Gefühle wegen. Doch genau das dachte das Mädchen mit den gelockten Haaren nicht und sie zerbrach sich den Kopf über alles, was der Detektiv in letzter Zeit getan, und nicht getan hatte.

Sie saß auf einem der Sofas die an die Zimmerwand gerückt wurden, hatte einen Drink in der Hand und schaute auf die glitzernde Oberfläche der Flüssigkeit.

Hätte sie sich doch nur mehr Mühe gegeben, auf Distanz zu gehen. Dann wäre alles nicht so gekommen, wie es nun war. Dann wäre ihre Freundschaft mit Conan nicht in Gefahr und das auch noch nur wegen einem winzigen Kuss! Sie hatten es doch einmal schon fast getan! Es war zwar nicht ganz, aber es war fast. Und danach hatten sie auch geschafft normal miteinander umzugehen.

Und überhaupt!

Ai’ s Augenbrauen zogen sich verärgert zusammen und sie umfasste ihren Pappbecher fester.

Es hatte Conan etwas ausgemacht, als sie Takuya küssen musste, aus welchem Grund auch immer! Sie hatte zwar immer gehofft, dass mehr dahinter stecken könnte, aber nein!

Nachdem sie dann ihn geküsst hatte, machte er einen auf Abstand! Was dachte sich dieser Idiot denn überhaupt dabei?

Ai seufzte.

Wieder Teenager zu sein war noch anstrengender, als sie gedacht hätte. Zudem hatte sie nicht einmal eine richtige Kindheit oder Jugend. Dann war es also das erste Mal und ihre Gefühle waren ihr einfach so verdammt neu. Noch nie wollte sie, dass sie jemand auffing oder dass jemand bestimmtes vor ihrer Tür stand. In der Organisation hatte sie nie Zeit für so etwas gehabt, doch nun…

Wenn sie ehrlich sein sollte, sie fürchtete sich ein wenig davor, wie das alles enden konnte. Das der Schülerdetektiv ihre Gefühle nicht erwidern würde, war eine Tatsache für Ai.

Was wenn sie das Gegengift nicht mehr herstellen konnte, nicht mehr herstellen wollte? Würde Conan sich damit zufrieden geben? Würde er sie dazu drängen es für ihn herzustellen? Um mit Ran zusammen zu sein? Oder würde er ihr sogar vorher noch die Wahrheit sagen wollen?

Etwas Kaltes lief über Ai’ s Hände und sie zuckte erschrocken zurück. Sie lockerte ihren griff um den Pappbecher, der sich etwas sehr verstärkt hatte und die Flüssigkeit rann ihr nun über die Hände. Sie seufzte und stellte den Becher auf eine kleine Kommode neben dem Sofa. Sie blickte auf ihre nassen Hände und seufzte ein weiteres Mal.

Verdammt! Konnte denn gar nicht richtig klappen heute?

Aus den Augenwinkeln sah Ai, wie ein Mädchen mit einer goldenen Hose einen Jungen, der sehr viel größer war als sie, in ein Zimmer zog.

Wer konnte es anderes sein, als Ayumi die Conan hinter sich her zog? Und zwar in ihr Zimmer!

Ein weiteres Mal an diesem Abend zog sich Ai’ s Magen zusammen und sie sah ihre Freunde nun beide an. Conan schien es gar nicht gut zu gehen. Er torkelte bei jedem Schritt gefährlich zur Seite und musste sich an Ayumi’ s Schulter abstützen.

Ai konnte sich vorstellen, wie sehr es dem kleinen Mädchen gefallen musste, doch Conan in so einer Verfassung zu sehen, versetzte ihrem Herz, das in letzter Zeit viel zu langsam schlug, einen kleinen Hieb.

Sie schlüpfte ihnen hinterher in Ayumi’ s Zimmer bevor sie die Tür schließen konnte. Die Brünette war gerade dabei gewesen Conan auf den Stuhl zu manövrieren, als sie hörte, wie sich jemand räusperte. Erschrocken zuckte sie zusammen und wandte langsam ihren Kopf nach hinten um zu sehen, wer sie ertappt hatte.

Der Schülerdetektiv saß einfach nur auf dem Stuhl und starrte an die Decke, seine Augen jedoch waren geöffnet.

„Ai- Ai-chan!“, rief Ayumi schuldbewusst und leicht verärgert aus.

Ai verschränkte nur die Arme vor der Brust und hob eine Augenbraue. Sie konnte nicht glauben, dass Ayumi, die nette, süße Ayumi, ihren Plan wirklich durchgezogen hatte. Enttäuscht- so fühlte sich Ai. Es kamen zwar noch einige andere Gefühle hinzu, doch die waren nicht gerade nennenswert, da Ayumi zuerst beschaltet werden musste, wie ein kleines Kind.

Sie hob hilflos die Arme. „Das ist sicher nicht, wonach es aussieht! Glaub mir, Ai-chan!“

Ai’ s Hand zitterte und sie presste sie stärker an ihren Körper.

„Du hast das wirklich getan?“, fragte sie, leise und missbilligend.

Beim Tonfall den ihre Stimme hatte, zuckte ihr Gegenüber ein weiteres Mal zusammen.

„Aber… ich weiß doch sonst nicht wie…wie ich es ihm sagen soll…Ai-chan…“, stotterte Ayumi und presste ihre Hände auf ihren Brustkorb. Ihr Blick war auf etwas am Boden gerichtet, doch wo sie genau hinsah, war Ai in dem Moment total egal.

Sie konnte noch nicht einmal genug Kraft aufbringen, um Ayumi irgendetwas an den Kopf zu werfen, was ihr sicher ein schlechtes Gewissen gemachte hätte, doch stattdessen eilte sie zu dem Stuhl, auf dem Conan saß und immer noch an die Decke starrte.

„Ist er noch bei Bewusstsein?“, fragte sie besorgt und schämte sich ein wenig das Gefühl der Besorgnis vor Ayumi zu zeigen. Doch es gab Wichtigeres im Moment.

„J-Ja. Also war er grade auf jeden Fall noch. Ich habe ihm nicht mal viel gegeben!“

Ai konnte an der Stimme ihrer Freundin hören, dass sie kurz davor war zu weinen. Also drehte sie sich seufzend um und legte ihr eine Hand auf die Schulter.

„Ayumi“, sagte sie und sah ihr in die Augen. „Mach nie wieder so etwas Dummes! Es hätte schlimmer sein können, als es ist. Setz das nächste Mal einfach deinen Verstand ein.“

Etwas ängstlich schaute Ayumi zu Ai hoch und nickte schuldbewusst.

„Und jetzt verzieh dich“, kommandierte Ai kühl und es war ihr auch egal, wie sehr sie damit das Kind verängstigen könnte. Immerhin hatte dieses Kind…hatte sie Conan…

Eilig verließ Ayumi nun ihr eigenes Zimmer und Ai hörte noch einen kleinen Schluchzer.

Das Mädchen, das noch in Raum geblieben war seufzte und stemmte ihre Hände links und rechts auf den Armstützen des Stuhls ab, auf dem Conan saß.

Sie war ihm dabei näher als beabsichtigt, doch da er sich wahrscheinlich sowieso an nichts erinnern konnte…

„Kudo?“, flüsterte sie und schaute dabei in die Augen des Jungen unter ihr.

Langsam hob er seinen Kopf. Und erwiderte dabei intensiv den Blick von Ai.

„Haibara“, erwiderte er verdächtig nüchtern.

Augenblicklich schreckte Ai zurück und ließ ihre Hände hinter ihren Rücken gleiten. Argwöhnisch hob sie eine Augenbraue.

Conan’ s Blick war undurchdringlich, doch Ai konnte seine Mundwinkel zucken sehen.

„Du hast doch nicht wirklich gedacht, dass ich alles annehme, was Ayumi mir vor die Nase stellt, oder?“, fragte er mit einem empörten Unterton.

„Ich kann ja nicht wissen, wie du tickst, wenn du grade deine Launen hast“, verteidigte Ai sich und setzte sich auf Ayumi’ s Bett, welches gegenüber dem Stuhl stand.

Conan senkte seinen Blick und Ai sah, wie seine Wangen dunkler wurden. In dem Zimmer war kein Licht an, dadurch waren nur die Laternen, die draußen standen, eine kleine Lichtquelle.

„War es denn so offensichtlich?“, fragte er beschämt und lugte durch seine Wimpern hindurch, zu Ai rüber.

Ihr Herz begann wieder zu hüpfen und ihre Wangen wurden wärmer.

„Nein, überhaupt nicht! Du hast ja nur nicht mehr mit mir geredet!“

Hatte er wohl den Schmerz in ihrer Stimme gehört? Sie hoffte nicht, weil sonst konnte sie de Kuss womöglich nicht als ‚Unfall’ darstellen, wenn sie darauf zu Sprache kamen.

Sie hörte Conan seufzen.

„Haibara“, sagte er leise und mit seltsamem Unterton in der Stimme. „Wir sollten reden…“

Can't find the words to say

Conan erhob sich von dem Stuhl, auf dem er bis grade gesessen hatte und machte einige Schritte auf Ai zu, blieb dann jedoch abrupt stehen. Eine Augenbraue schoss in die Höhe, Ai’ s Mundwinkel tat es ihm gleich. Er kam wieder auf sie zu, doch dieses Mal langsamer und bedachter. Vor ihr kniete er sich hin und nahm eine Strähne ihrer Haare zwischen die Finger und drehte sie dort.

Ai’ s Herz setzte sich glücklich wieder in Bewegung. Ah, sogar sie selber hatte vermisst, wie es sich anfühlte, wenn ihr Herz wieder gesund zu sein schien und hart gegen ihren Brustkorb schlug, als wolle es raus springen.

„Huh“, entwich Conan’ s Mund und seine Augenbraue hob sich noch etwas mehr. „Du hast dir die Haare gelockt?“

Ai verdrehte die Augen. „Nein, das sind Naturlocken.“

Conan riss seinen Blick von der Strähne zwischen seinen Fingern los, um in die ozeanblauen Augen des Mädchens vor ihm zu sehen.

„Wirklich?“, entfuhr es ihm.

Die junge Wissenschaftlerin spitzte ein wenig die Lippen und hob beide Augenbrauen. Ein Gesichtsausdruck der ‚Oh, bitte!’ ausdrücken sollte.

„Oh.“ Ein leiser Seufzer entwich Conan und er stand auf, nur um sich gleich wieder hinzusetzen und zwar neben Ai auf das Bett.

Beinahe gleichzeitig streiften die beiden ihre Schuhe von den Füßen und rückten bis an die Wand. Während Ai beide Beine anzog und ihre Arme auf ihren Knien abstützte, zog Conan nur eins an und ließ das andere über den Bettrand baumeln.

Sie musste leicht lächeln.

„Mhm.“ Das war das dritte Mal, dass Conan keine richtigen Wörter benutzte. Konnte es sein, dass der Meisterdetektiv um Worte rang? Wo er doch sonst immer mit ihnen um sich schlagen konnte wie Genta, wenn er nicht seinen alltäglichen Schokoladenkuchen bekam.

Vielleicht sollte sie zuerst etwas sagen. Es war so seltsam Conan um die richtigen Worte ringen zu sehen. Dann konnte doch irgendwas nicht richtig sein.

„Kudo“, befreite Ai ihn schließlich aus seiner Wörter-Misere. „Wieso warst du in letzter Zeit so…ausweichend? Besonders…“ Sie schluckte den Mini-Knoten in ihrem Hals herunter. „zu mir.“

Conan’ s Blick wanderte langsam zu Ai, die jedoch sah auf ihre Hände, in denen sie einen faden ihrer Strickjacke hin und her drehte.

„Ausweichend…“, war das einzige, was sehr leise aus Conan’ s Mund kam.

Ai seufzte. „Du sollst mir nicht nachplappern, sondern mir antworten.“

Sie umschloss ihre Beine nun mit den Armen und bettete ihren Kopf auf ihre Knie, um den Detektiven leichter ansehen zu können.

„Hm…“

Ai stöhnte leise auf und klopfte mit ihrer Stirn nun gegen ihre Knie. Aus den Augenwinkeln sah sie noch, wie Conan kurz zusammenzuckte und im Licht der Laterne bemerkte sie den zarten Rot-Stich auf seinen Wangen.

„Ich…wollte eigentlich nicht…“, fing er nun an und zupfte an seiner Hose rum, „…so sein. Besonders…zu dir.“

„Wieso warst du es dann?“, fragte Ai und versuchte den verzweifelten Unterton möglichst gut zu überdecken, mit der kühlen Fassade, die in letzter Zeit stark abgebröckelt war. Sie wollte eigentlich noch hinzufügen, wie sie sich dabei gefühlt hatte, doch beließ sie es besser nur auf die Frage. Ihre Gefühle schienen ihn ja sowieso nicht zu interessieren.

Conan tat es Ai nun gleich, legte seinen Kopf auf sein Knie und drehte ihn ihr zu.

„Ehrlich gesagt“, sagte er frustriert, doch mit entspannter Stirn, „weiß ich es nicht.“

Er erwiderte Ai’ s Blick und brachte ein schwaches Lächeln hervor. Sie hakte nicht weiter nach. Wenn er mehr dazu sagen wollte, würde er es wohl von selber tun. Drängen wollte sie ihn zu gar nichts, besonders, weil sie sich denken konnte, wie er sich fühlte.

Seine beste Freundin hatte ihn geküsst, in seinem Bett, unter dem gleichen Dach, unter dem sich in dem gleichen Moment seine große Liebe befand. Ran.

Ai schluckte leise und ihr Blick wanderte zu Conan’ s Lippen und wieder zu den Augen. Ob er jemals daran gedacht hatte, dass sie ihn mal küssen würde? Wohl eher nicht. Besonders nicht, nachdem die ganzen Formeln für das Gegengift zerstört waren.

„Irgendetwas…“, setzte Conan wieder an, doch brach ab, um seinen Satz noch mal zu überdenken. Ai ließ ihm die Zeit und wartete geduldig.

„Na ja, weißt du, irgendwas war…anders.“

Ai nickte, als Zeichen, dass sie ihn irgendwie verstand.

Conan flüsterte: „Ich…ich denke nicht mal, dass es was mit dem…dem…“ Er stockte kurz und wandte seinen Blick von ihr ab. „…Kuss…zu tun hatte. Auch nicht mit Hattori’ s Sms.“

Nun runzelte er die Stirn und starrte an die Decke.

„Es war irgendwie…anders.“

Er wusste wohl wirklich nicht, wie er sich ausdrücken sollte. Wenn er sich schon wiederholte, musste er unglaublich viel über seine Worte nachdenken. Ai sah ihn immer noch an.

„Ich…“, sagte Conan sehr leise. „Ich konnte dich irgendwie nicht ansehen. Und das ist es, was mich so verwirrt hat. Ich meine, es war ja nicht so, dass das jetzt irgendwas…“ Er schluckte hörbar und schaute auf seine Hände. „…Irgendetwas Besonderes sein sollte.“

Traurig zuckte Ai’ s Herz zusammen, doch von außen ließ sie sich nichts anmerken. Nur das winzige Beben ihrer Schultern konnte sie nicht zurückhalten. Conan sah es jedoch nicht, er starrte immer noch auf seine Hände.

Ai war klar, dass er über den Kuss redete und ihr Kopf schien plötzlich leer zu sein und es fiel ihr keineswegs schwer, keine Emotionen zu zeigen.

„Mhm…“

Conan’ s stockende Art zu reden, verwirrte Ai jedoch so ziemlich. Es passte nicht zu ihm. Alles was er grade tat, was er sagte…das alles passte nicht zu ihm.

Sie streckte ihre Beine etwas mehr aus und stützte ihre Ellbogen nun auf den Knien ab und legte den Kopf gegen ihre Hände, jedoch immer noch Conan ansehend.

„Ich wollte mit dir reden“, sagte Conan leise und etwas gequält. Sein Ton spiegelte sich in seinem Gesicht wieder, was Ai’ s Herz nur einen weiteren Stich verpasste.

„Aber“, Conan versuchte tapfer weiter zu reden und nun zogen sich auch seine Augenbrauen in einer sorgvollen Art zusammen. „Ich wusste nicht…wie.“ Er lachte leise. „Ist das nicht verrückt?“, fragte er, als würde er nicht verstehen, wie so was mit ihm passieren konnte.

Ai schaute ihn nur weiter an. Sie wollte, dass er weiter redete. Sie wollte wissen, wieso es ihm so schwer fiel, wieso er sich so genau überlegen musste, was er sagte, wieso er so stockend redete.

„I-Ich meine…es ist leicht, dich zu provozieren…“

Ai’ s Augenbraue hob sich und ihre Lippen spitzten sich wieder etwas. Was sollte das denn jetzt hier?

„Aber…ich wusste nicht…ich…wusste nicht, was…ich sagen könnte.“ Conan’ s Augenbrauen zogen sich noch enger zusammen und er sah aus, als hätte er grade einen kniffligen Fall vor sich.

Er zog nun auch sein anderes Bein auf das Bett und lehnte seinen Kopf an die Wand. So hatte Ai freie Sicht auf sein Gesicht, das nun auch hell erleuchtet wurde, von einer grell leuchtenden Laterne auf der Straße.

Er hatte die Augen geschlossen und schien nachzudenken. War es nun an der Zeit für sie, etwas zu sagen? Doch was war passend für seine Lage?

„Oh“, war alles, was sie hervorbrachte und dazu noch kaum hörbar.

Ein ziemlich belangloses Wort. Ai hätte dem Schülerdetektiv so gerne weiterhelfen können, doch was sollte sie tun? Es war total neu für sie, dass Conan nicht wusste, wie er sich ausdrücken sollte. In den ganzen neun Jahren, in denen sie ihn jetzt kannte, hatte sie nicht einmal miterleben dürfen, wie er so stark um Worte rang. Und genau das hinterließ ein flaues Gefühl in ihrem Magen.

Sie lehnte nun ihren ganzen Körper auf ihre angewinkelten Beine, wandte ihren Blick der Wand gegenüber zu und legte ihren Kopf auf die Arme.

Es herrschte Stille. Nun ja. So eine Stille, die nun mal sein konnte, in einem Haus, indem eine Party gefeiert wurde.

Sie seufzte.

„Ich hätte auch auf dich zukommen können“, meinte sie leise und ihre Mundwinkel sanken ein kleines bisschen nach unten.

„Das hätte mich jedoch nicht dazu gebracht mit dir zu reden, Haibara“, hörte sie die vertraute Stimme sagen und im nächsten Moment spürte sie einen Druck auf ihrem Rücken.

Conan lehnte seinen Kopf an sie und schloss die Augen.

„Es tut mir leid“, entschuldigte er sich und es klang…hilflos.

Ja, genauso hörte es sich an. Hilflos.

Schon wieder etwas, was nicht zu dem Detektiven passte.

Ai’ s schmerzendes Herz rappelte sich auf und machte sich wieder ans Training für seinen Marathon. Vielleicht würde alles wieder wie vorher werden. Nachdem das Theaterstück vorgeführt worden war, der Einführungstanz gemeistert wurde und die Sommerferien begannen.

So wie vor einigen Wochen noch.

Dr. Watson or Irene Adler?

Es waren sicher schon einige Minuten vergangen, doch Conan hatte seinen Kopf nicht von seinem Platz an Ai’ s Rücken entfernt, welches ihrem Herz wieder zu arbeiten gab und es fröhlich in ihrem Brustkorb hüpfte. Das Wichtigste hatten sie nun also schon geklärt und das war die Sache mit der Ignoranz, welche Ai nun wirklich am meisten gestört hatte. Und ihr wurde schmerzlich bewusst, dass sie dieses auch sehr offensichtlich gezeigt hatte. Zwar nur vor Mitzuhiko und Conan, doch sogar diese beiden Personen waren zwei zu viel. Das sie Schwäche zeigen musste war dann auch noch die Kirsche auf der Sahne. Wäre sie Conan glücklich an den Hals gesprungen, wäre es was ganz anderes gewesen, doch ihr kleiner Schwächeanfall war noch sehr viel peinlicher als ein Fröhlichkeits- Fauxpas.

„Haibara?“, fragte Conan leise und erhob seinen Kopf endlich von Ai’ s Rücken um sie besser ansehen zu können, was sich trotzdem recht schwierig gestaltete, da sie ihm den Rücken zugewandt hatte.

Sie drehte sich etwas, um Conan anschauen zu können und hob fragend eine Augenbraue.

„Was gibt’ s?“, sagte sie mit einem Hauch Argwohn in der Stimme.

Conan zog die Knie an und stützte seine Ellbogen auf ihnen ab und lächelte Ai leicht an.

„Wieso bist du eigentlich umgekippt, als ich dich und Mitzuhiko…“ Er beendete seinen Satz nicht und runzelte stattdessen die Stirn.

Erwischt hatte? War es das, was er sagen wollte?

Ai hob eine Augenbraue und kämpfte gegen ihr fröhliches Lebensorgan an, welches sich immer noch mit seinem vernachlässigten Trainingsplan beschäftigte.

„Ich hatte einen…Schwächeanfall?“, sagte Ai und hob dabei eine Schulter, um zu signalisieren, dass sie selber nicht genau wusste, woran es gelegen hatte, wobei sie es ja eigentlich schon wusste, aber sterben würde, wenn der Schülerdetektiv es jemals erfahren würde. In Gedanken holte sie einmal tief Luft.

Nun schoss Conan’ s Augenbraue in die Höhe und sein Kinn tat es ihm gleich nach. Ein herablassender Blick. Was auch immer er ihr damit sagen wollte, sie würde auf stur schalten und warten, bis er es ihr gesagt hatte. Sie hatte nun wirklich keine Lust die Bedeutung seiner Blicke zu analysieren.

„Haibara, ich bitte dich“, sagte Conan schließlich und es war, als würde sein altes, arrogantes Ego aus ihm sprechen.

Ai grinste drehte ihren gesamten Körper so, dass sie Conan perfekt ansehen konnte. Er hatte die Wand im Rücken und sie die Luft, die sie wohl kaum vor einem Sturz beschützen würde, wäre es denn nun nötig gewesen.

„Bild dir nichts drauf ein, Kudo“, meinte Ai und grinste den Detektiven schief an. „Mit dir hatte das nun wirklich nichts zu tun.“

Lüge!

Ai runzelte die Stirn. Blödes, inneres Ich.

Beleidigt schob Conan die Unterlippe hervor uns senkte seinen Blick etwas, um Ai durch seine Wimpern hindurch anzusehen.

„Dann waren du und Mitzuhiko also wirklich kurz davor euch zu…“

Blitzartig schossen Ai’ s Hände in die Luft und sie schüttelte wild den Kopf.

Von seiner besten Freundin unterbrochen, und immer noch schmollend, hob Conan wieder eine Augenbraue.

„Dann also nicht?“, hakte er weiter nach und beugte sich etwas weiter vor.

„Auf gar keinen Fall!“, versicherte Ai energisch und dachte daran, dass sie zehn Jahre älter war, als Mitzuhiko.

„Weißt du“, begann Conan und schaute sie nun direkt an, „ich denke nicht, dass das Alter jetzt noch eine große Rolle spielt. Ich denke, dass du sowieso in deinem jetzigen Zustand bleiben würdest, selbst wenn es dir gelingen würde das Gegengift herzustellen.“

Ai zog ihre Augenbrauen zusammen und rückte etwas weiter nach vorne.

„Denkst du das, ja?“

Conan nickte bedächtig und musterte seine Partnerin dabei. „Du hast nicht viele Möglichkeiten, jemanden zu finden, mit dem du zu zusammen sein könntest.“

Ai spürte, wie das Blut in ihre Wangen floss und war froh, dass nicht sie, sondern Conan im Licht der Laterne saß. Aus irgendeinem Grund, machte sie es nervös, wenn er darüber redete, dass sie mit jemandem zusammen sein könnte. Vielleicht lag es daran, dass er auf keinen Fall dazugehören würde. Sie wusste es selber nicht.

„Ich meine, wie viele Leute wurden von einem Gift geschrumpft und sind jetzt in unserem Alter“, fuhr Conan fort, während er sich von ein Stück weiter vorbeugte.

„Ähm, ich würde ja sagen, genau Zwei“, erwiderte Ai mit hoch erhobenen Augenbrauen.

Worauf wollte er hinaus?

Als Strafe, dass sie ihn unterbrochen hatte, schnippste Conan ihr gegen die Stirn und ließ seine Hand unbewusst neben ihrer liegen.

Ai schnaubte und schaute ihn leicht beleidigt an.

Conan ließ sich dadurch nicht beirren. „Okay, es sind genau zwei. Nämlich du und ich.“

„Ach, wirklich?“, fragte Ai ironisch und verdrehte die Augen.

Ihr Gegenüber merkte gleich, dass er so nicht weiterkommen würde. Bis zu diesem Punkt hatte ihre Unterhaltung keinen Sinn ergeben und da er ständig von Ai unterbrochen wurde, nahm er an, dass sie es auch schon gemerkt hatte.

„Was ich eigentlich sagen will“, kam Conan nun auf den Punkt, „da du jetzt wohl für immer in diesem Körper, also als Ai Haibara, leben wirst, hast du nur zwei Möglichkeiten jemanden zu finden, mit dem du…nun ja…zusammen sein willst.“

Er hob seine Hand zu seiner Wange und verdeckte damit sein Gesicht von dem Licht der Laterne, so dass Ai nicht sehen konnte, was er grade mit seinem Gesicht tat.

„Und…die wären?“, fragte Ai interessiert nach, ohne jedoch viel davon zu zeigen.

Der Nachwuchs- Sherlock hatte sie neugierig gemacht. Es steckte allerdings nicht viel Sinn in ihrer derzeitigen Unterhaltung, wodurch bei Ai der Gedanke aufkam, dass er einfach nur über irgendetwas reden wollte und da kam die Sache zwischen ihr und Mitzuhiko recht gelegen.

Ai’ s geringes, aber sichtbares, Interesse an dem, was Conan zu sagen hatte, hob seine Stimmung etwas und er sah sie wieder an und ließ sogar seine Hand sinken.

„Entweder du müsstest dir einen Älteren suchen müssen, der mit deinem Gehirn mithalten kann“, sagte Conan nun und studierte Ai’ s Gesichtsausdruck. Er schien sich mehr und mehr zu verdunkeln. „Oder du tust so als wärst du wirklich ein 16-jähriges Mädchen, benimmst dich auch dementsprechend und…schaffst dir jemanden in deinem jetzigen Alter an.“

Das rotblonde Mädchen senkte ihren Blick und sah auf ihre Hand, die sich sehr nah an Conan’ s befand.

„Wäre es für dich nicht dasselbe?“, meinte Ai leise und runzelte die Stirn, hob ihren Kopf dabei jedoch nicht.

In dem Moment war nur die Musik außerhalb des Raumes zu hören, das Gekreische einiger Mädchen und Gegröle einiger Jungs.

Ai hob verwirrt ihren Kopf und sah Conan mit zusammengezogenen Augenbrauen an. Er erwiderte ihren Blick.

Langsam antwortete er: „Nur, wenn du das Gegengift nicht herstellen kannst. Sonst…“

Mit einem Nicken wurde er unterbrochen und tat es Ai gleich, indem er seinen Blick wieder auf ihre Hände richtete.

„Würdest du denn, wenn ich das Gegengift nicht herstellen könnte, ein paar Jahre noch warten und…Ran…dann deine Gefühle als Conan gestehen?“

„Davon hätte ich doch nichts“, antwortet Conan und stupste mit seinem kleinen Finger Ai’ s an. Er wollte nicht wieder so etwas zwischen ihnen, wie vor einigen Stunden noch, doch das Unbehagen, das in diesem Moment zwischen ihnen herrschte, wollte er genauso wenig.

Irritiert schaute Ai ihn an. „Wie meinst du das?“

Conan hob leicht die Schultern. „Denkst du wirklich Ran würde etwas mit jemandem anfangen, der seit Jahren mit ihr unter einem Dach gewohnt hat und eher wie ein Bruder für sie ist?“

„Aber“, setzte Ai an, schloss dann wieder ihren Mund, um kurz nachzudenken. „Dann müsstest du sie aufgeben.“

Conan schmunzelte. „Nicht echt, Sherlock?“

Seine beste Freundin grinste leicht. „Das ist immer noch dein Part.“

„Und wer bist du dann?“

„Hm. Wie wäre es denn mit Dr. Watson?“, schlug Ai vor, froh über den Themenwechsel.

„Ah, nein. Ich denke, das würde besser zu Hattori passen“, meinte Conan und ließ seinen Finger nun an Ai’ s liegen.

„Ach!“, rief sie übertrieben empört aus, während ihr Herzchen wieder zu pochen begann.

„Zu dir würde eher der Part von Irene Adler passen“, überlegte der kleine Detektiv und grinste seine Gegenüber dabei verschmitzt an.

„So?“, sagte Ai und eine Augenbraue verschwand unter ihrem Pony, während ein breites Grinsen ihren Mund verzierte. „Soll das etwa ein Eingeständnis sein, Holmes? Du gibst wirklich zu, dass ich klüger bin als du?“

Schnell sanken Conan’ s Mundwinkel in einer überraschten Art und Weise und er hob abwehrend die Hände.

„Ganz sicher nicht“, versicherte er ihr. „Selbst wenn angedeutet wird, dass Irene Adler ein klein wenig klüger sein könnte als Holmes, heißt das noch lange nicht, dass es auch so ist.“

„Es wird auch noch ganz anderes angedeutet, wovon wir auch nicht wissen, ob es so ist“, meinte Ai und stützte ihr Gesicht in die Hand, die gerade nicht Conan’ s berührte.

Die Wangen des Schülerdetektivs färbten sich zartrosa und er hüstelte leise. „Siehst du, dann stimmt es also auch nicht, dass du intelligenter bist als ich.“

„Hm.“

Conan sah Ai an.

Erwartete er etwa noch irgendetwas? Was hätte sie denn dazu sagen können?

„Obwohl…“

Er hatte seinen Blick wieder gesenkt, während Ai’ s Kopf in die Höhe schoss. Er dachte doch nicht wirklich grade darüber nach, dass sie tatsächlich klüger sein könnte als er. Dann müsste er auch zu dem Schluss kommen, dass etwas zwischen ihnen lief. Etwas was aber ganz sicher nicht existierte!

Okay, vielleicht existiert hatte. Vor einigen Nächten, in seinem Bett. Aber danach ganz sicher nicht. Außer jeder normale Mensch distanzierte sich von der Person, die mit betroffen war, dann könnte man sagen, dass sie tatsächlich etwas miteinander gehabt hatten. Was aber natürlich total ausgeschlossen war, da nun mal kein normaler Mensch so reagieren würde wie Conan!

„Ach, lassen wir das“, sagte er schließlich und grinste schief. „Lass uns mal richtig Stimmung machen!“

Damit sprang er auf, wankte kurz auf der unstabilen Matratze und hielt Ai die Hand hin. Die hob nur eine Augenbraue und seufzte kurz auf.

„Muss das sein?“, schmollte sie und legte ihre Hand „widerwillig“ in seine.

„Jaah!“, rief Conan und zog sie auf die Beine. Grinsend schaute er sie an.

„Warum?“ Ai zog das ‚u’ extra lang, um weiterhin schmollend zu wirken, obwohl sie sich keineswegs nach schmollen fühlte. Dort stand sie, dicht neben ihrem Lieblings-Detektiven, hielt seine Hand und bekam ein strahlendes Lächeln von ihm.

Hitze stieg in ihren Kopf und sie senkte den Blick leicht.

Conan hob ihr Kind leicht an, zog seine Hand aber sofort wieder zurück, nachdem sie ihn wieder ansah. „Weil wir gut drauf sind!“

Ai schmunzelte.

„Hab ich denn eine Wahl?“

„Hm“, so tuend, als würde er nachdenken, sprang Conan vom Bett, zog Ai dabei mit sich und lachte auf. „Wohl eher nicht! Ich hab die Hosen an!“

Das Mädchen an seiner Hand blieb stehen und spannte ihren Arm an, um ihn zum stehen zu bringen.

Irritiert wandte er seinen Kopf ihr zu. Sie hatte die Augenbrauen gehoben und die Lippen erneut leicht gespitzt.

Conan verdrehte die Augen und stöhnte kindlich auf.

„Oh, bitte!“, flehte er und schmiss sich dramatisch vor ihr auf die Knie. „Nur dieses eine Mal! Bitte?“

Ai klopfte ihm beruhigend auf den Kopf.

„Du hast doch etwas von dem angenommen, was Ayumi dir gegeben hat, nicht wahr?“, sagte sie in gespielt enttäuschtem Ton. Dann hob sie ihre Hand und legte sie auf ihre Brust. „Ich bin wahrlich schockiert, Sherlock! Ich hatte mehr von Ihnen erwartet!“

In einem, wie sie hoffte, theatralischen Gang stolzierte sie an Conan vorbei. Er sprang blitzschnell auf, griff erneut nach ihrer Hand und drehte sie zu sich. Er erwiderte ihr breites Grinsen und zog sie automatisch näher an sich ran.

„Verzeiht, Miss Adler“, sagte er leise, hob Ai’ s Hand zu seinem Mund und hauchte: „Geben Sie mir noch diese eine Chance. Ich erweise mich als…“

Das Herz des rotblonden Mädchens vibrierte heftig in ihrer Brust und ihr Gesicht fühlte sich heißer an, als gebratenes Fett. Conan hob den Blick und musterte sie anzüglich.

„…wahrer Gentleman“, vollendete er seinen Satz und grinste unverschämt.

Niemals hätte Ai gedacht, dass er ihr winziges Spiel mitspielen würde. Es kam spontan über ihre Lippen und nun hatten sie ein kleines Rollenspiel daraus gemacht, was ihr ungemein Spaß machte. Doch anstatt zu lachen entzog sie mit aufgesetzt ängstlichen Blick ihre Hand aus der einladenden anderen Hand und drückte sie fest vor ihre Brust.

Damit zeigte sie Conan ihre gespielte Angst gegenüber ihm und versuchte dazu noch ihr Herz zum schweigen zu bringen.

„Ich sehe es doch in Ihren Augen“, rief sie dramatisch aus und drehte Conan den Rücken zu, während ihr Gesicht immer noch ihm zugewandt war. „Sie wollen nur meinen Körper! Und ich dachte, Sie wären anders, Sherlock. Doch da habe ich mich wohl wieder getäuscht.“

Sie ließ ein Schluchzen hören und wartete auf die Reaktion des geschrumpften Mannes.

Conan grinste leicht und fixierte sie mit seinem Blick, was ihr einen Schauer über den Rücken laufen ließ.

Er kam schleichend die letzten paar Schritte auf sie zu, seine Hände auf Brusthöhe erhoben, die Finger auseinander gespreizt. Er sah tatsächlich wie ein Perverser aus.

„Ihr Rücken sieht wahrlich einladend aus“, hauchte er. Er war schon so nah, dass seine Hände Ai’ s Schultern beinahe berührten, ließ sie aber unheilvoll einen Millimeter über ihnen schweben. So nah, dass sie seinen Atem in ihrem Nacken spüren konnte, was ihr einen nächsten Schauer bis in die Füße jagte.

Dann lachte sie auf und schaute dem Detektiven in die Augen, ohne ihren Körper dabei umzudrehen, denn dann würde die Gefahr bestehen, dass sie ihn berühren konnte und das…nun ja, das würde ihrem Herz vielleicht nicht gut tun und ein Schwächeanfall würde wieder willkommen geheißen werden.

„Alle Achtung, Kudo. Ich hab dir beinahe die Rolle des perversen Sherlocks abgekauft“, schmunzelte sie und legte ihren Kopf leicht schief.

Ein Grinsen huschte über Conan’ s Lippen. „Wer sagt denn, dass ich nur spiele?“

Er legte seine Arme um Ai rum, berührte sie jedoch immer noch nicht. Sein Brustkorb war ihrem Rücken ganz nah und Ai konnte seine Wärme spüren. Sein Atem blieb eine Sekunde lang aus und es schien, als würde er zögern, bevor er seine Arme auf ihre sinken ließ.

Ein Schauer rieselte Ai über den Rücken und etwas prickelte in ihrem Bauch. Bevor sie jedoch ein Wort sagen konnte, wurde die Tür zu Ayumi’ s Zimmer aufgerissen und Marron und ein anderer Typ standen vor ihnen.

Das scheinbar verführerische Grinsen entwich den Lippen des blonden Mädchens und Ai musste enttäuscht feststellen, dass Conan blitzartig seine Arme und seinen ganzen Körper von ihrem entfernte, wobei die Mini-Umarmung nur Sekunden angehalten haben konnte.

Ai’ s Blick richtete sich missbilligend auf Marron, die ihren Neufang hinter sich anscheinend ganz vergessen hatte und überheblich lächelte.

„Soso“, sagte sie und verschränkte in einer triumphierenden Art und Weise ihre Arme vor der Brust, was ihr Dekolleté ein Stückchen mehr vertiefte. „Hat der verklemmte Wissenschaftsfreak da etwa ihre ach-so-tollen Prinzipien vergessen? Oder was treibst du hier mit Edogawa in Ayumi’ s Zimmer? Alleine?“

Sie hob eine Augenbraue, was ihr einen unglaublich hässlichen Ausdruck im Gesicht verpasste.

Das war jedenfalls Ai’ s Meinung.

„Ganz sicher nicht das, was du vorhattest. Und wenigstens habe ich überhaupt Prinzipien“, erwiderte sie kühl und schlüpfte zwischen Marron und ihrem Lover durch die Tür, wobei sie das Schubsen mit der Schulter nicht lassen konnte.

Empört über den kleinen Angriff schnaubte Marron nur und zog den armen Jungen an der Hand in Ayumi’ s Raum. Conan folgte Ai hastig und schloss die Tür hinter sich.

„Na dann“, sagte er langsam und mit gerunzelter Stirn.

Er merkte, dass seine Partnerin die Fäuste fest gegen ihre Rippen presste und ihr rechtes Bein leicht zitterte.

„Weißt du, Haibara“, sagte er grinsend und legte Ai einen Arm um die Schulter. „Wir sollten ganz dringend was trinken. Ich meine, schließlich sind wir auf einer Party und wenn wir nicht ein bisschen mitspielen, halten uns alle für seltsam. Und wie du weißt bedeutet seltsam anders und wenn alle denken, dass wir anders sind, dann…“

Doch Ai hörte nicht mehr zu. Sie wusste, dass Conan plauderte, um sie auf andere Gedanken zu bringen. Doch indem er einen Arm um sie legte und sie langsam in die gegenüberliegende Ecke des Raumes führte, beweckte er nicht anderes, als das sie sich anstrengen musste an den Vorfall grade zu denken und nicht an den Jungen, dessen Arm sie als Gewicht auf ihrer Schulter spürte.

Schnell kamen sie an dem kleinen Tisch mit den vielen Getränken an und Conan ließ von Ai ab um sich etwas in einen Pappbecher einzugießen. Die Wissenschaftlerin ließ derweilen ihren Blick über die Menschen gleiten. Genta tanzte zu dem hitzigen Song mit seiner neuen Flamme Momoko, welche anscheinend ziemlich angetan von Genta’ s…Tanzstil…zu sein schien. Lag es am Alkohol oder daran, dass sie einfach zu sehr verknallt war um zu sehen wie schlecht der stämmige Typ vor ihr eigentlich tanzte. Sie ließ ihren Blick weiterschweifen und entdeckte Ayumi, die an der Musikanlage stand und daran herumwerkelte.

Conan stupste sie leicht mit dem Ellbogen an und hielt ihr einen Becher hin, welchen sie dankend annahm.

„Was ist der Plan für jetzt?“, fragte Ai und versuchte dabei den Lärm zu übertrumpfen.

Mit gerunzelter Stirn beugte Conan sich näher an sie ran und Ai wiederholte ihre Worte noch mal.

„Keine Ahnung“, meinte Conan und grinste verschmitzt. „Vielleicht sollten wir uns mal wirklich wie Teenager benehmen, uns betrinken und sehen, was dann passiert.“

Er zwinkerte und erfreute sich an dem schmunzeln, dass von dem rotblonden Mädchen neben ihm zu hören war.

„Mach dir keine allzu großen Hoffnungen, Kudo“, kommentierte Ai den missratenen Flirtversuch. „Ich hab nicht vor mich wie ein kindischer Teenager zu benehmen und mich der Norm anzuschließen, nur weil das ‚cool’ ist.“

Conan’ s Grinsen wurde noch breiter. „Aber vielleicht denken alle auch, dass es total daneben von dir ist, sich einfach so zu betrinken und dann würde es natürlich noch schockierender rüberkommen, wenn hinten dran noch etwas passieren würde…“

Während er redete, wurden seine Wangen immer röter und er trank hastig von seinem Getränk, ohne den Satz richtig beendet zu haben.

Argwöhnisch hob Ai eine Augenbraue. Wollte er ihr grade irgendwie klarmachen, dass sie sich betrinken sollte und irgendetwas dann noch mit ihm laufen sollte? Fluchend stellte sie fest, dass der Gedanke, dass Conan an so was dachte, ihr Herz hüpfen ließ und es fröhlich Blut in ihre Wangen pumpte. Sie tat es dem Detektiv gleich und trank aus ihrem Becher.

Conan räusperte sich kur, leerte seinen Drink in einem Schluck und schaute zu Ai herunter.

„Lassen wir das“, schlug er vor und einer seiner Mundwinkel hob sich wieder. „Willst du tanzen?“

Und als er sie das fragte hielt sie in ihrer Bewegung kurz inne.

Ja! , schrie ihr Herzchen und vibrierte leicht in ihrem Brustkorb.

Manchmal hatte Ai das Gefühl, dass ihr Herz nicht genug Platz hatte und dadurch immer klopfte, hüpfte und gegen schlug. Nur um sich mehr Platz zu verschaffen. Eine unwahrscheinliche aber logische Erklärung für ihr rasendes Herz.

Ai trank schnell ihren Becher leer und nickte leicht.

Something changed

Sie hatten getanzt, getrunken, gelacht und mit anderen geredet. Wie ganz normale Teenager. Und Conan hatte Spaß dabei gehabt. So richtig Spaß. Doch als dann ihr Mitschüler Yamato kam und Ai nach einem Tanz fragte, nachdem ein total langsames Lied anfing zu spielen, war der Spaß seltsamerweise vorbei. Sie nickte mit einem breiten Lächeln und Yamato hatte ihre Hand genommen, als wäre es die selbstverständlichste Geste der ganzen Welt!

Conan stand an der Wand mit vor der Brust verschränkten Armen und einem Pappbecher in der Hand und starrte dem eigentlich erwachsenen Mädchen dabei zu wie sie mit einem Kind tanzte. Ziemlich eng aneinander.

Wie lange dauerte dieses verdammte Lied denn eigentlich? Es konnte doch niemals so lang sein?

Was dachte sich Ai überhaupt dabei, ihn einfach so stehen zu lassen? Okay, er musste feststellen, dass sie tun und lassen konnte, was sie wollte, aber…

Conan seufzte resigniert. Er konnte nichts dagegen sagen, dass Ai mit einem anderen Jungen tanzte. Schließlich hatte er sie irgendwie selber vor die Wahl gestellt, ob sie sich nun einen älteren Typen angelte oder einen in ihrem jetzigen Alter.

Für sie war es anscheinend da schon eine entschiedene Sache gewesen.

Aus den Augenwinkeln sah Conan, wie Ayumi sich ihm, langsam und mit breitem Lächeln, näherte.

„Hey, Conan“, sagte sie leise und mit rosigen Wangen.

Lag es nun daran, dass sie zuviel getrunken hatte oder an ihm? Eigentlich war es ihm auch egal, aber sollte Ayumi wirklich zu viel getrunken haben, war es vielleicht angemessen sich etwas zu sorgen.

„Hey“, erwiderte er nur und sah sie misstrauisch an.

Irgendetwas wollte sie bestimmt.

Das brünette Mädchen senkte ihren Blick und schaute Conan durch ihre Wimpern hindurch an.

„Willst du tanzen?“, fragte sie leise und ihre rosanen Wangen färbten sich dunkler.

Conan’ s Blick huschte kurz zu Ai rüber, welche ihre Arme um den Nacken ihres Mitschülers liegen hatte und ihn ansah. Ab und zu bewegten sich ihre Lippen, was also bedeutete, dass sie miteinander redeten und nicht nur tanzten.

Was Conan jedoch überhaupt nicht verstand war, dass es ihn störte, dass Yamato’ s Hände an den Hüften der Wissenschaftlerin lagen. Sie lagen einfach nur da und ab und zu spielten seine Finger mit dem Saum ihres Tops.

Seltsamerweise hinterließ dieser Anblick ein Ziehen in seinem Magen. Er schaute wieder zu Ayumi, nickte lächelnd und trank seinen Becher ein weiteres Mal leer. Er stellte ihn auf einem Tisch ab und zog Ayumi an der Hand auf die „Tanzfläche“, welche einfach die Mitte des Wohnzimmers war.

Das kleine Mädchen vor ihm sah Conan mit funkelnden Augen und roten Wangen an und ihre Mundwinkel hoben sich etwas, als er sie vorsichtig an sich heranzog seine Hände auf ihre Hüften legte.

Glücklich schmiegte Ayumi ihren Kopf an Conan’ s Schulter und schloss die Augen. Der Blick des Detektivs flog währenddessen zu Ai, die kurz auflachte und dann wieder ihre Lippen bewegte.

Conan’ s Augen blieben auf ihnen haften. Es war so, als würden ihre Lippen seinen Blick wie Magneten anziehen und er spürte, wie seine Wangen warm wurden.

Diese Lippen hatte er geküsst!

Vielleicht nur einen kurzen Moment, doch…immerhin war es ein Kuss gewesen. Und er würde sie wieder küssen, als Romeo.

Conan hatte nun wirklich keine Ahnung, was ihn überhaupt dazu geritten hatte, Ai’ s winziges Küsschen zu vergrößern, indem er seine Lippen fester auf ihre gepresst hatte, doch er hatte es getan. Ohne wirklich darüber nachzudenken, dass Ran im Zimmer nebenan lag.

Er lachte leise in sich hinein. Ran war die letzte Person, an die er in dieser Nacht vor einigen Tagen gedacht hatte. Es hörte sich möglicherweise seltsam an, doch…

Der Detektiv lächelte, während er verträumt an Ai’ s Lippen hing, ohne ein Wort zu hören.

Es klang tatsächlich seltsam, doch Ai ließ ihn Ran völlig vergessen. Er… er wusste nicht, woran es nun wirklich lag. Er liebte Ran…das dachte er jedenfalls. Wie konnte er sich sonst die Eifersüchteleien gegenüber Yutaka erklären? Er würde wohl kaum eifersüchtig sein, wenn er keine Gefühle mehr für Ran haben sollte.

Was war dann das, was er bei Ai empfand? Liebe?

Conan’ s Kopf fühlte sich mittlerweile kochend heiß an und irgendetwas spornte sein Herz dazu an, wie wild in seinem Brustkorb zu schlagen.

Wohl eher keine Liebe. Eher etwas wie ein Beschützerinstinkt?

Der Detektiv seufzte und stützte sein Kinn leicht an Ayumi’ s Kopf ab, was ihr einen wohligen Seufzer abrang.

Die Sicht von Conan hatte sich wieder verschärft und er betrachtete Ai und Yamato nun mit voller Sehkraft.

Ihr junger Mitschüler drückte Ai spielerisch näher an sich und sie…sie lachte!

Das Ziehen in Conan’ s Magen verstärkte sich spürbar und er drückte seine Hände unbeabsichtigt fester auf Ayumi’ s Hüften.

Etwas erschrocken hob das zierliche Mädchen ihren Kopf und sah Conan mit weit geöffneten Augen an. In dem Moment sah die Kleine wirklich hübsch aus, jedoch nicht auf die gleiche Art hübsch, in der Ai hübsch war. Ai ließ Conan’ s Körper Sachen machen, die nicht passieren sollten, wenn es sich um die beste Freundin handelte.

Er schüttelte die wirren Gedanken ab und lächelte Ayumi leicht an.

Durch das Licht in dem Raum konnte Conan nur sehen, dass sich ihr Gesicht dunkler färbte.

„C- Conan…“ Ayumi senkte verlegen ihren Blick.

Conan legte den Kopf schief. Er sagte nichts, sondern wartete, bis das brünette Mädchen wieder anfing zu reden.

Nun hob sie ihren Kopf und strahlte ihn in ihrer typischen Ayumi- Art an.

„S- Sag mal, gibt es eigentlich…ein Mädchen, dass du…“, stotterte sie leise und Conan beugte seinen Kopf nähre zu ihr heran, um sie besser zu verstehen. „…, dass du…gerne hast? Also…so…so richtig?“

Beschämt senkte sie ihren Blick wieder.

Überrascht über die Frage huschten Conan’ s Augen zu dem rotblonden Mädchen, dass Ihre Hände nun auf den Armen des Jungen vor ihre gelegt hatte, was ihre Pose sehr viel vertrauter aussehen ließ und Conan einen kleinen Stich versetzte.

Er spürte das Blut in seinen Kopf schießen und sah wieder zu Ayumi.

„Es…ich…a- also…“, sagte er stockend und schloss kurz die Augen um einen klaren Gedanken fassen zu können.

Was auch immer Ayumi gedacht hatte, sein Gestotter und der Alkohol spornten sie dazu an, etwas zu tun, was sie sich in nüchternen Zustand, niemals getraut hätte.
 

„Du würdest also wirklich sagen, dass du der bessere Romeo wärst, weil, wenn du Romeo wärst, wir dann keinen Kuss-Lehrer benötigt hätten?“, fragte Ai ein weiteres Mal und kicherte. Was sie dazu verleitet hatte konnte sie sich denken. Der Mini- Sherlock hatte ihr ununterbrochen einen neuen Becher mit irgendetwas darin gegeben, was schwer nach Alkohol geschmeckt hatte.

Yamato legte seine Arme nun ganz um Ai, so dass sie noch etwas nähre an ihn herangezogen wurde und kicherte erneut.

Verdammt! Böser Alkohol!

„Genau das würde ich sagen“, flüsterte Yamato in ihr Ohr und sog kurz ihren Duft ein. Dann schaute er sie an, sein Gesicht nur Millimeter von ihrem entfernt.

Etwas enttäuscht blieb ihr Herz auf seinem Platz, bewegte sich nur zu ihrem Atem. Alles verlief in ihrer Brust, wie es sich gehörte. Das unerwünschte, heftige Klopfen blieb aus.

„Ich kann’ s dir auch beweisen, wenn du willst“, hauchte Yamato und sein Gesicht war schon so nah, dass seine Nase, die von Ai berührte.

Ihr Blick flog hinter ihn zu dem Detektiven, der mit Ayumi tanzte und deren Kopf sich an den von Conan näherte.

Ein Stechen durchfuhr Ai’ s Körper und sie zuckte zusammen. Yamato entfernte sein Gesicht sofort von ihrem und seufzte lautlos.

„Entschuldige mich“, sagte Ai leise und löste sich aus der Umarmung, in der sie sich bis gerade befunden hatte.

Sie versuchte so langsam wie möglich, jedoch ebenfalls nicht zu langsam, zu Conan und Ayumi zu gehen.

Ihr Magen zog sich mit jedem Schritt enger zusammen, jeden Schritt den sie sich näherte, taten die Gesichter ihrer beiden Freunde genau das gleiche. Oh Gott, wie konnte sie nur tatsächlich zu ihnen gehen? Konnte ihr doch egal sein, was die beiden trieben. Doch anstatt stehen zu bleiben, bewegten Ai’ s Beine sie automatisch näher an ihren Leidensgenossen und dem kleinen Mädchen.

Hinter Ayumi angekommen, klopfte sie ihr leicht verunsichert auf die Schulter.

Erschrocken drehte sie sich um und erstarrte bei Ai’ s Anblick. Conan’ s Mund verzog sich nur zu einem breiten Grinsen und er hob amüsiert eine Augenbraue.

„Ehm“, fing Ai an und ihr Gehirn arbeitete heftig um sich irgendetwas einfallen zu lassen.

Ayumi’ s Augenbraue hob sich leicht genervt.

„Marron!“, schoss es aus Ai raus und die Brünette ihr gegenüber zuckte kurz zurück. „Marron ist mit so einem Typ in deinem Zimmer verschwunden. Ich will ja jetzt niemanden anschuldigen, aber ich denke nicht, dass du wirklich willst, dass sie…es…in deinem Zimmer oder sogar auf deinem Bett…“

Ayumi unterbrach Ai, indem sie die Arme hob. Sie warf Conan einen entschuldigenden Blick über die Schulter und eilte in entgegen gesetzte Richtung, in der ihr Zimmer lag.

Conan verschränkte die Arme vor der Brust und schaute die rotblonde Wissenschaftlerin überlegen an. Die hob nur eine Augenbraue.

Er grinste, nahm Ai’ s Hand und zog sie zu sich ran.

Seine eine Hand platzierte er auf ihrer Hüfte, während die andere auf ihrer Hand ruhte, welche sich wiederum auf seiner Brust befand und ihr Arm unsicher auf seinem lag.

Sie schaute zu ihm hoch und lächelte leicht.

„So, Miss Adler“, begann Conan mit übertrieben englischen Akzent, „Wenn ich mir Ihr Verhalten von gerade in Erinnerung rufe, sieht es mir sehr stark nach Eifersucht aus.“

Ai gab ein schnaubendes Geräusch von sich und begrüßte mit rosigen Wangen den neu erwachten Tatendrang ihres Herzens, das wieder anfing gegen die Innenseite ihres Brustkorbes zu hämmern.

„Eifersüchtig?“, spottete sie und hob eine Augenbraue. „Auf wen? Dich? Glaub mir, ich bin nicht besonders scharf darauf Ayumi zu küssen.“

Conan’ s Kehle entrang ein frustrierter Seufzer.

„Nicht auf mich, du Sumpfnudel. Auf Ayumi.“ Jetzt grinste er wieder und ließ sein altes, arrogantes Ego dabei durchscheinen. „Gib doch endlich zu, dass ich so gut geküsst habe, dass du unbedingt mehr davon willst.“

Conan spitzte die Lippen, jedoch verzog sich sein Mund sofort zu einem Grinsen, nachdem er Ai’ s gerunzelte Stirn sah.

Sie spürte Hitze in ihren Kopf steigen. Konnte dieser Idiot nicht mal ein Thema anschlagen, welches weniger der Wahrheit entsprach, so dass sie mal wieder dazu kam, ihn zu verwirren und nicht er ständig sie!

„Ganz bestimmt, Kudo“, erwiderte Ai und unterstrich die Ironie ihrer Worte mit einem Augenverdrehen. „Zufällig hatte ich gerade die Chance einen Nominierten für die Rolle des Romeo’ s zu küssen, doch ich hab es nicht getan, wobei er gesagt hat, dass mit ihm als Romeo, Takuya überhaupt nicht benötigt worden wäre.“

Mit einem breiten Grinsen schaute Conan zu Ai hinunter.

„Wieso hast du die Chance dann nicht ergriffen, wenn du denkst das er so toll küssen kann?“

Blöder Detektiv!

Ai’ s Kopf wurde, falls das überhaupt noch möglich war, noch sehr viel heißer und sie vermied es ihrem Sherlock in die Augen zu sehen oder ihren Kopf auf irgendeine Weise zu heben, damit er ihr Gesicht sehen konnte.

„Ich hab heute das erste Mal mit ihm geredet“, rechtfertigte sie den Korb, den sie Yamato gegeben hatte. „Außerdem will ich nicht da stehen wie Marron.“

Conan hob eine Augenbraue. „Haibara, du hast mit keinem Jungen aus der gesamten Schule irgendein Wort gewechselt. Abgesehen von Mitzuhiko, Genta und mir. Willst du dann etwa sagen, dass du die einfach so küssen würdest?“

Etwas schockiert hob Ai nun ihren Blick und ignorierte den Druck von Conan’ s Hand auf ihrer. Welcher ihrem Herz natürlich nicht entging und ihr einen Schauer über den Rücken jagte. Mit jeder Sekunde wurde der Wissenschaftlerin wärmer.

„Nein, würde ich nicht. Ich hab meine Prinzipien.“

„Aha, aha. Und die wären?“, fragte Conan und versuchte so gut wie möglich seine Neugierde unter Kontrolle zu bringen.

Vergebens.

Ai bemerkte das verräterische Flackern in seinen Augen und schmunzelte leise. Sie wollte gerade etwas sagen, hatte ihren Mund schon leicht geöffnet, als Conan sie unterbrach.

„Galten deine Prinzipien auch, als du Takuya küssen musstest?“, sagte er und senkte den Blick, so dass er überhaupt nicht mehr arrogant, sondern einfach nur gut aussehend wirkte.

Oder war.

Die Wangen des rotblonden Mädchens wurden heißer.

„Nein“, erwiderte sie leise und traute sich nicht ihren Kopf zu heben, um Conan in die Augen zu sehen. „Da musste ich. Diese nervige Frau hätte uns sonst niemals in Ruhe gelassen.“

Der Detektiv schmunzelte leicht.

„Und?“, hakte er nach. „Was sind nun deine Prinzipien?“

Ai seufzte lautlos und erwiderte endlich Conan’ s Blick. Sie bemerkte den dunklen Schleier über seinen Wangen. War ihm auch so heiß wie ihr? Wenn ja, wahrscheinlich sowieso aus einem anderen Grund.

Sie unterdrückte ein weiteres Seufzen.

„Also… ich denke mal, dass, wenn ich jemanden küssen würde, dass…ich für diese Person schon ein bisschen…“, stammelte sie, wandte ihren Blick jedoch nicht von den blauen Augen des Jungen, dessen Nähe sie so intensiv spürte. „Ich…würde für diese Person…schon etwas…fühlen, denke ich.“

Ai sah, wie Conan’ s Gesicht noch dunkler wurde.

Verdammtes, dämmriges Licht!

Conan’ s Mund öffnete, und schloss sich wieder, so als hätte er sich doch dagegen entschieden etwas zu sagen. Während Ai so auf seine Lippen starrte, schoss ein Gedanke durch ihren Kopf.

Wenn sie jemandem küsste, fühlte sie etwas für ihn, hatte sie gesagt. Gefühle für diesen Jemand. Jemanden wie Conan. Den sie geküsst hatte. Für den sie absolut etwas fühlte!

Sie kniff die Augen zusammen und spürte die unausstehliche Hitze in und auf ihrem ganzen Körper.

Nein!

Er durfte jetzt nichts Falsches denken! Nicht ‚falsches’ Richtiges.

Er sollte am Besten überhaupt nicht denken grade!

Langsam hob Ai ihren Kopf und hoffte Conan spürte nicht, dass ihre Haut immer heißer wurde. Sie hätte sich in dem Moment so gerne die Strickjacke vom Leib gerissen, doch sie befürchtete, dass er dann wohl noch mehr mitbekommen würde, dass ihre Haut, selbst unter der Jacke, zu der Temperatur von Lava angestiegen war. Und ihr Herz pochte schmerzhaft und unerträglich in ihrer Brust.

Conan räusperte sich.

„Aha…aha…“, sagte er leise und ziemlich langsam. Wie in Trance schaute er auf Ai runter, was ihre Körperwärme nicht grade sinken ließ.

Ihr Kopf schien zu platzen und ihre Brust schmerzte schon fast!

„Kudo…“, sagte Ai leise und verzweifelt, ängstlich, ihre Freundschaft ein weiteres Mal zu gefährden.

Überraschend bückte Conan sich etwas runter, war nun mit Ai auf Augenhöhe. Ihr Herz schlug wie die Vögel eines Kolibris, anscheinend nicht müde vom vielen Klopfen.

„Haibara“, murmelte der Detektiv und lehnte seine Stirn an die von dem rotblonden Mädchen.

Er schloss die Augen und Ai konnte nicht umher, es ihm gleich zu tun. So spürte sie ihn noch sehr viel deutlicher bei sich.

Doch wieso tat er das?

In dem Moment merkte Ai, dass sie gar nicht mehr tanzten, sondern einfach nur da standen. Die Musik war noch laut, doch das Lied immer noch langsam.

Sie öffnete wieder die Augen, wollte sich von Conan entfernen, aus Angst etwas zu tun, was er nicht wollte. Doch bevor sie auch nur weit von ihm wegrücken konnte, lagen seine warmen Hände auf ihren Wangen und sie blieb wie erstarrt stehen.

Seine Augen waren immer noch geschlossen, doch ein kleines Lächeln hatte sich auf seinen Lippen gebildet. Kein typisches Lächeln für ihn. Es war ein Lächeln, dass Ai nur gesehen hatte, wenn er Ran ansah und das ließ ihr Herz ein winzigen Hüpfer machen.

Zärtlich. Warm.

„Nur einen kleinen Moment noch“, hauchte Conan, was Ai einen wohligen Schauer über den Rücken laufen ließ.

Er ließ seine Hände von ihren Wangen. Die eine verweilte auf ihrem Rücken, drückte sie sanft an sich. Die andere strich kurz über ihre Haut und landete anschließlich warm in ihrem Nacken.

Ein kleiner Seufzer entrang ihrer Kehle, doch Ai merkte es erst sehr viel später und schloss wider die Augen. Sie hörte Conan leise Schmunzeln.

„Haibara“, murmelte Conan leise und strich mit seinen Fingern langsam über Ai’ s Nacken. Ein angenehmes Hin und Her, welches eine unglaubliche Wärme an den Stellen hinterließ, wo er ihre Haut berührte.

„Kann es sein…“, fuhr er genauso leise fort.

„Dass du zu viel getrunken hast?“, endete Ai seinen Satz in der gleichen Lautstärke wie Conan.

Sein Mund verzog sich zu einem schiefen Grinsen.

Er ignorierte ihre Worte und schloss: „Dass sich etwas verändert hat?“

„Wie…meinst du das?“ Ai öffnete ihre Augen und sah Conan’ s Gesicht so nah an ihrem. Stirn an Stirn mit dem Jungen, den sie so sehr mochte. Sie hörte ihr Blut in ihren Ohren rauschen, ihr Herz schlagen.

Es hatte sich etwas verändert. Ganz offensichtlich.

Ein leises Schmunzeln war von dem Jungen vor ihr zu hören.

„Vor einigen Wochen: Streit, Ärgern, deine übertriebene Ironie“, meinte Conan und grinste weiterhin mit geschlossenen Augen. „Jetzt“, fuhr er fort, öffnete seine Augen und erwiderte Ai’ s Blick.

„Das hier“, beendete er und strich seine Nase, wie in einer Art Demonstration, leicht über ihre Wange.

Die junge Wissenschaftlerin unterdrückte das Bedürfnis ihren Lieblings-Detektiven ein weiteres Mal zu küssen, unterdrückte ihr klopfendes Herz und die schier unendliche Hitze in ihrem Gesicht.

Doch als das wurde zu Nichte gemacht, nachdem Conan, ob zufällig oder beabsichtigt, mit seiner Unterlippe ihre Oberlippe streifte.

Ein wohliger Schauer rieselte ihren Körper entlang, sie hörte ihr Herz nun laut und deutlich schlagen. Ein weiteres Mal schloss sie ihre Augen, spürte, wie sich ihre Arme ihren Weg zu seinem Nacken bahnten und hörte wie sie leise seinen Namen hauchte…

Blackout

Eine Fröhliche (Nach-)Weihnachtszeit!

Ich hoffe, ihr habt viele schöne Geschenke bekommen? xD

Vielen Dank, das ihr meine Geschichte lest. :)
 

Vögel zwitscherten fröhlich und lockten Weibchen mit ihrer Musik an. Sonnestrahlen, so hell wie ein strahlendes Lächeln eines Kindes, schienen in den Raum, der mit dünnen Matratzen gefühlt war, auf denen sich einige Jugendliche befanden. Es war ein wunderschöner Morgen und die Natur schien besonders gute Laune zu haben.

Doch das alles war Ai so ziemlich egal. Durch ihre geschlossenen Augenlider schien die Sonne hindurch und machte es ihr schier unmöglich damit einen weiteren Versuch zu unternehmen, noch einmal einzuschlafen.

Ohne ihre Augen zu öffnen kam sie langsam wieder zu vollem Bewusstsein und spürte, dass ihr Kopf auf etwas weichem lag, was sich stark davon unterschied, worauf sich ihr gesamter restlicher Körper befand.

Im Erdgeschoss wurde eine Tür in den Rahmen geworfen und ließ das Haus leicht erzittern.

Entnervt stöhnte Ai auf und drehte sich mühevoll auf den Rücken. Neben sich spürte sie jemanden zusammen zucken, schenkte dem jedoch nicht viel Aufmerksamkeit. Nur mit viel Überwindung schaffte sie es schließlich ihre Augen zu öffnen und auf die weiße Decke des Gästezimmers der Yoshida Familie zu sehen.

Langsam setzte sie sich auf und hielt sich mit einer Hand den Kopf, der sich anfühlte, als würde ein Spatz darauf rumhacken.

Ai sah sich um und bemerkte, dass viele ihrer Mitschüler in diesem Raum lagen. Unter anderem sah sie Genta, der direkt unter dem Fenster saß und den Kopf auf seiner eigenen Schulter liegen hatte, was sehr unbequem aussah. Yamato lag in einer Ecke und auf seiner Brust hatte es sich der Kopf eines Mädchens bequemer gemacht, als der von Genta.

So viel zu Yamato.

Das rotblonde Mädchen schmunzelte und fuhr sich einmal durch die Haare, die sich total unordentlich anfühlten.

Neben sich atmete jemand laut aus und wälzte sich kurz auf der dünnen Matte bevor er sich mit einem Schlag auf setzte und leise aufstöhnte.

Der junge Schülerdetektiv sah nicht besser aus, als jeder andere in dem Gästezimmer, doch nur er schaffte es, Ai in diesem Zustand Wärme ins Gesicht steigen zu lassen.

Und sie hatten schon wieder auf einem ‚Bett’ geschlafen. Vor einigen Wochen hätte sie niemals mit dem Gedanken leben können, bei jemandem im Bett zu schlafen, wo die große Liebe im benachbarten Raum schlief, doch sie hatte es getan und es hatte ihr, seltsam genug, recht wenig ausgemacht.

Noch mit halb geschlossenen Augen schaute Conan Ai an, grinste leicht und gähnte.

„Morgen, Haibara“, nuschelte er, während er sich müde die Augen rieb.

Die Wissenschaftlerin nickte nur, unterdrückte ein Gähnen und zwinkerte einige Male, um den Schlaf aus ihren Augen zu entfernen.

Conan sah sich etwas verwirrt im Zimmer um und sah Ai dann mit hochgezogener Augenbraue an.

„Wie sind wir denn hierhin gekommen?“, fragte er über alle Maßen irritiert, was Ai ein Grinsen auf die Lippen zauberte. „Wann sind wir denn die Treppe hoch gekommen?“

Nun war es an Ai verwirrt drein zu schauen.

„Wir?“, hakte sie nach. „Du weißt doch gar nicht, ob wir zusammen hoch gekommen sind.“

Conan wandte seinen Blick von ihr ab und schaute aus dem Fenster.

Veränderte sich grade die Farbe seiner Wangen, oder hatte er den Rosa-Touch grade auch schon auf den Wangen gehabt?

„Ich kann’ s mir aber denken“, erwiderte er so leise, dass Ai sich etwas zu ihm vorbeugen musste, um ihn richtig zu hören.

Sie hob argwöhnisch eine Augenbraue, hakte jedoch nicht weiter nach, denn in dem Moment wurde die Tür geöffnet und Ayumi kam herein.

Ihre Haare waren feucht und sie steckte in einem dicken Bademantel. Ihr Blick huschte zu Ai und Conan, flog aber sofort auf ihre Füße. Ihre Wangen wurden unbeschreiblich rot, was das rotblonde Mädchen noch misstrauischer werden ließ.

„M- Momoko, Mitzuhiko und ich haben…haben Frühstück gemacht.“ Sie schluckte hörbar und ihr Gesicht wurde noch röter. „W- Wenn ihr wollt, könnt…könnt ihr mit runter…kommen.“

Ai’ s Augenbraue verschwand beinahe unter ihrem Pony und als sie ihren Blick dem Detektiven neben sich zu warf, der ebenfalls rot gefärbte Wangen hatte, war ihre Augenbraue überhaupt nicht mehr zu sehen.

„Wir kommen“, murmelte Conan, setzte sich auf und folgte Ayumi hinaus auf den Flur.

An der Tür drehte er sich noch mal um und forderte Ai mit der Hand auf ihm zu folgen. Mit einem seltsamen Gefühl im Magen ging sie hinter ihren beiden Freunden her, die Treppe herunter und in die Küche, wo Momoko und Mitzuhiko schon saßen.

Als die drei über die Türschwelle traten, erstarb die leise Konversation der beiden und sie schauten verlegen auf die Tassen, die sie in den Händen hielten.

„Morgen“, sagte Conan leise in die Runde und ging auffällig schnell zur Kaffeemaschine.

Misstrauisch folgte Ai ihm mit den Augen, wandte ihren Blick aber schnell dem anderen Jungen im Raum zu, der sie gerade noch angesehen hatte und jetzt mit geröteten Wangen in seine Tasse starrte.

Okay, irgendetwas lief ganz und gar nicht richtig.

Ai verschränkte nachdenklich die Arme vor der Brust und setzte sich langsam auf den Stuhl, der ihr gerade am Nächsten war.

War hier vielleicht etwas vorgefallen? Am vorigen Abend?

Nicht einmal Conan konnte sich an alles erinnern, aber… er wusste, dass sie zusammen die Treppe hochgekommen waren. Hatte sie etwas Peinliches getan?

Ein Schauer lief über Ai’ s Rücken. Das wäre so überhaupt nicht Sie, jedoch hat Alkohol schon eine Wirkung, wenn man ihn trinkt, was womöglich die ganze Menschheit weiß.

Sie runzelte die Stirn. Sie hatte nicht sehr viel getrunken. Jedenfalls nicht so viel, dass sie einen Filmriss bekommen würde.

Ai schloss die Augen und massierte, mit Daumen und Zeigefinger, ihre Schläfen.

Daher kam dieses Gefühl, als würde jemand auf ihrem Kopf rumtrampeln.

Wenn sie von so wenig Alkohol einen Filmriss bekam…nein, so viel sollte sie schon vertragen können. Es sei denn…

Ihr Blick huschte zu dem brünetten Mädchen, welches neben Conan an einer der Anrichteplatten lehnte und leise mit ihm redete. Ihr Gesicht war gerötet und ihr Blick war auf ihre Hände gerichtet, in denen sie eine Tasse dampfenden Kaffees hielt.

Ai seufzte und legte ihre Arme auf den Tisch, um ihren Kopf darauf zu legen. Sie war todmüde, ihr Kopf schmerzte mit jeder Sekunde mehr und ihr Magen spielte verrückt, bei dem Gedanken, etwas getan zu haben, was nicht hätte getan werden dürfen. Jedenfalls nicht von ihr. Sie hatte sich doch schon genug zerstört!

„Haibara-san?“, hörte sie Mitzuhiko’ s besorgte Stimme.

Eine warme Hand legte sich auf ihre Schulter.

„Geht’s dir nicht gut?“

Die Wissenschaftlerin überlegte, was sie sagen sollte. Es war zwar eine einfache Frage, doch, wenn sie ‚Ja’ sagte, würde sie in diesem Haus bleiben und die Reaktionen der anderen würden sie nur noch misstrauischer machen und wenn sie ‚Nein’ sagte, dann wäre Mitzuhiko wohl noch besorgter und würde sie nach Hause bringen wollen.

Also hob Ai nur kurz die Schultern.

„Du siehst wirklich nicht gut aus, Haibara-san“, bestätigte Momoko Mitzuhiko’ s Sorge leise.

Ai hob den Kopf und schmunzelte.

„Vielen Dank“, erwiderte sie ironisch grinsend.

Sie hörte Conan leise hüsteln, sah ihn an und bemerkte das schiefe Grinsen, das sein Gesicht schmückte.

Momoko zuckte zusammen, hob abwehrend die Hände in die Luft und schüttelte heftig den Kopf.

„Nein! So hab ich das nicht gemeint!“

„Schon okay, Momoko“, beruhigte Ayumi sie mit einem Lächeln und legte der leicht aufgescheucht wirkenden Blondine eine Hand auf die Schulter.

Mitzuhiko öffnete bereits den Mund, um etwas zu sagen, wurde jedoch unterbrochen.

„Dann bring ich dich nach Hause. Ran macht mit sowieso die Hölle heiß, weil ich nicht zurückgekommen bin“, meinte Conan und stellte seine Tasse im Vorbeigehen auf den Tisch und ging in den Flur, um seine Schuhe anzuziehen.

Ai lächelte zuerst die Mädchen und dann Mitzuhiko an. Bei ihm steckte jedoch ein wenig Reue, weil Conan ihn nicht hatte ausreden lassen.

Still folgte sie dem Detektiv in den anschließenden Raum, zog ihre Schuhe an und schloss leise hinter sich die Tür.

Sie waren schon ein Stück gegangen, als Conan plötzlich kicherte.

Irritiert schaute Ai ihn an. „Alles…okay?“

Eine Augenbraue machte sich auf den gewohnten Weg in die Höhe.

„Interessanter DVD- Abend, nicht wahr?“, fragte er immer noch schmunzelnd. Ai spitzte leicht die Lippen.

„Ich könnt’ s dir sagen, wenn ich mich an alles erinnern würde.“

Sie wartete auf die Reaktion des Jungen, der neben ihr lief. Sie bestand aus einem kleinen Anheben der Schultern und einer zuckerwattfarbigen Röte auf den Wangen.

Er lächelte aufgesetzt.

„Ich glaube nicht, dass du das wirklich wissen willst“, erwiderte er, ohne dabei Ai’ s Blick begegnen zu wollen.

„So schlimm?“, fragte sie geschockt und sie spürte deutlich, wie sich ein Knoten in ihrem Hals bildete.

Conan schüttelte den Kopf, hob die Schultern und nickte. Und das alles gleichzeitig.

Das rotblonde Mädchen stöhnte leise auf und legte den Kopf, mit geschlossenen Augen, in den Nacken. „Hör auf mich noch mehr zu verwirren, Kudo.“

„Verzeihung“, erwiderte Conan und Ai konnte sein Augenrollen förmlich hören .

Sie schwiegen erneut. Die Augen der beiden ‚Teenager’ waren auf die Straße vor ihnen gerichtet.

Jedoch hatte diese kleine Konversation Ai’ s Gefühl, dass etwas ganz und gar nicht stimmte, nur noch mehr bestärkt. Würde der Schülerdetektiv denn so ausweichend sein, wenn das Vorgefallene nicht wirklich ziemlich schlimm war?

Konnte es sein, dass sie…?

„Kudo“, nuschelte Ai, ihr Blick wanderte zögerlich zu dem Jungen neben ihr.

Conan’ s Kopf drehte sich zu ihr, seine Augen aber blieben wie in Trance auf der Straße heften. „Hm?“

Ai hielt ihn am Ärmel fest, damit er nicht weiterlaufen konnte. Überrascht schnellte sein Kopf nach hinten und seine Augenbraue hob sich. Sie bemerkte, wie ihr Gesicht warm wurde und senkte den Blick.

„Hab ich…hab ich…auf dem Tisch getanzt? Oder…oder mich ausgezogen?“

Beschämt, so etwas zu fragen, wurden Ai’ s Wangen noch heißer.

Sie hörte Conan seufzen und er legte ihr beruhigend beide Hände auf die Schultern.

„Haibara“, sagte er mit fester Stimme. „ Du hast nicht auf dem Tisch getanzt. Ganz sicher nicht. Und ausgezogen hast du dich hundertprozentig nicht. Du warst komplett angezogen.“

Ai’ s Kopf hob sich. Wieso hatte er das Wort ‚dich’ so betont?

Er wollte sich wieder umdrehen, doch sie hielt ihn ein weiteres Mal am Ärmel zurück.

Verlegen huschte Conan’ s Blick von Ai zu seinen Füßen, wieder zu ihr und ruhte anschließend auf seinem Arm, der sich in Ai’ s Griff befand.

Okay, das war nun wirklich auffällig!

„Kudo, was ist…“

„Freunde!“

Ai’ s Herz blieb eine Sekunde stehen und sie spürte, wie Conan’ s Arm kurz zurückzuckte. Ihr Blick wanderte zu der gegenüberliegenden Straßenseite, die gerade von dem Dritten Mitglied des Trio’ s überquert wurde.

Mit einem riesigen Grinsen blieb Heiji vor den beiden stehen und sah abwechselnd von Ai zu Conan.

„Streitet ihr immer noch?“, fragte er und strahlte dabei übers ganze Gesicht.

Ai schmunzelte.

„Und das würde dich so glücklich machen?“, murmelte sie, wurde jedoch nicht gehört.

„Eigentlich nicht“, antwortete Conan und befreite seinen Arm aus Ai’ s Griff.

Heiji’ s Gesicht, wenn überhaupt möglich, hellte sich noch mehr auf und er strahlte seine beiden Freunde abwechselnd an.

„Na, Gott sei Dank“, sagte er und sein Grinsen wurde breiter. „Ich dachte schon, ich muss eingreifen.“

Conan setzte sich wieder in Bewegung, steckte die Hände in seine Hosentaschen und sagte: „Wir haben’s auch ganz gut ohne dich geschafft, Hattori.“

Er grinste seinen besten Freund an, der diese Geste anscheinend nur zu gern erwiderte.

Ai ging ruhig neben Conan her, die Arme hinter dem Rücken und den Blick die Straße geheftet.

Heiji und Conan redeten eine Weile über alles Mögliche. Themen über die Ai nie reden würde, wie zum Beispiel Motorräder oder so. Für sie gab es zu dem Thema auch nicht viel zu sagen. Doch irgendwann kamen die jungen Männer wieder zu Menschen und Heiji kam davon zu Kazuha.

„Sie ist in letzter Zeit ziemlich oft bei euch, Kudo“, hörte Ai ihn sagen und hob ihren Kopf um Heiji ansehen zu können.

Er schaute auf den Weg vor ihm und seine Augen waren getrübt.

„Ist das schlecht?“, fragte Conan und schaute Heiji ebenfalls an.

„Nein, eigentlich nicht. Ich weiß nur nicht, woran das liegt. Ich hab überlegt…vielleicht…“

Ai integrierte sich nun auch in das Gespräch mit ein. „Ja?“

„Vielleicht hat sie ja mehr Gefallen an Yutaka gefunden, als an mir“, meinte Heiji leise und seine Augenbrauen zogen sich in einer sorgenvollen und leicht verzweifelten Art zusammen.

Es war ein trauriger Anblick. Ein Mann, der sonst total selbstsicher war, hatte nun Zweifel wegen einem Typen, den seine Verlobte grade mal eine Woche kannte und mit dem sie sich noch nicht einmal richtig unterhalten hatte.

„Wieso denkst du das denn?“, hakte Conan mit kühlem Unterton nach.

Sein Yutaka-Ton .

Zweifelnd schaute Heiji zuerst zu Ai, dann zu Conan. „Weil er jetzt mit Ran zusammen ist. Und…ich hätte niemals gedacht, dass sie dich so schnell…du weißt schon. Mit diesem Yuu, von dem du mir erzählt hast, war ja auch Schluss, weil er meinte, dass es ihm vorkommen würde, als hätte sie einen anderen.“

„Das sie mich so schnell…was?“ Conan spannte den Unterkiefer an und Ai’ s Herz sackte etwas mehr in sich zusammen. Sie kannte diesen Blick. Die gerunzelte Stirn, der angespannte Kiefer.

Ran’ s Vergessen von Shinichi war ein Tabu- Thema.

Heiji hatte seine gewandelte Stimmung ebenfalls bemerkt und schaute Ai hilfesuchend an. Das letzter was er nun wollte war wohl ein beleidigter oder wütender Conan.

„Gott, Kudo!“, meinte Ai und verdrehte die Augen. Es war leichter, wenn der geschrumpfte Detektiv wütend auf sie war, auch wenn sie es gar nicht wollte. Ihre Erinnerungen vom gestrigen Abend gingen nicht weit, aber zu dem Punkt, zu dem sie reichten, war sie schon hunderte von Schritten zu weit gegangen in ihrer Beziehung.

Ihr Herz zuckte schmerzlich auf, bei dem Blick, den Conan ihr zuwarf. Er wollte nicht hören, was Ai sagen wollte. Das sah sie in seinen Augen.

„Wieso kannst du sie nicht loslassen?“, fragte Ai und zog ihre Augenbrauen zusammen.

„Weil ich weiß, dass sie mich nicht vergessen hat!“, rief Conan aufgebracht und schaute starr geradeaus.

Das rotblonde Mädchen spürte einen kleinen Stich. Hatte sie sich etwa schon zu viel von Conan’ s Verhalten versprochen? Sie war doch wirklich zu dumm.

„Wieso denkst du das?“, erwiderte Ai. „Woher nimmst du die Hoffnung, dass sie immer noch an dich denkt? Weil sie ein Bild von dir in ihrem Zimmer stehen hat?“

Conan zuckte kurz zusammen und zog die Schultern hoch. Sein Blick wurde leerer.

Heiji’ s Augen huschten wieder zwischen Ai und Conan hin und her.

„Hat sie also auch nicht mehr?“, brachte sie leise hervor.

Conan schüttelte kaum merklich den Kopf. Ai sah Verzweiflung in seinen Augen. Es machte ihm zu schaffen, dass Ran Mori kein Foto von ihm in ihrem Zimmer stehen hatte. Nicht mehr.

„Wieso gibst du sie nicht auf?“

Ai war so leise gewesen, dass Heiji Probleme hatte sie zu verstehen, obwohl sich nur eine Person zwischen ihnen befand. Er sah, wie Conan ihr einen wütenden Blick zuwarf, wie sie zusammenzuckte und schließlich bei der nächsten Ecke, an der sie vorbeiliefen, abbog.

Der Blick des Schülerdetektivs hatte sogar den erwachsenen Mann aus Osaka erschrocken. Er war beinahe…hasserfüllt gewesen? Oder einfach nur verdammt verzweifelt?

Wie auch immer man ihn hinnahm…er war überaus fies gewesen.

So einen Blick hatte niemand verdient. Besonders nicht die Person, die im Moment am meisten für Conan fühlte. Heiji wusste nicht, was er sagen sollte und ging einfach mit seinem Freund die Treppe zu den Mori’ s hoch, nachdem sie dort angekommen waren.

Suffer

Seufzend schloss Heiji die Haustür hinter sich und schaute seinem besten Freund hinterher, wie er in die Küche ging, um sich Frühstück zu machen. Ein Kaffee wäre Heiji ganz einladend vorgekommen, doch er wusste, dass er Conan so etwas in seiner derzeitigen Lage nicht zumuten konnte. Also ging er dem geschrumpften Detektiv hinterher und füllte selber Wasser in den Behälter der Kaffeemaschine. Er drehte sich um und musterte Conan mit gehobener Augenbraue.

Er sah müde aus, wie er so am Küchentisch saß, nur mit einem Glas Orangesaft in der Hand, den Blick auf die orange-farbige Flüssigkeit geheftet. Wie es aussah, hatte er ebenfalls ein schlechtes Gewissen. Sowie Heiji auch.

Hätte er Ai nicht stumm um Hilfe gebeten, wäre sie nicht weiter auf Ran eingegangen und sie würden vielleicht zu Dritt in der Küche sitzen.

Heiji seufzte und setzte sich mit leerer Tasse Conan gegenüber hin.

„Kudo“, sprach er ihn mit anklagendem Ton an.

Conan zuckte kurz zusammen und hob zögernd seinen Kopf.

Heiji klatschte mit der flachen Hand auf die Tischfläche.

„Verdammt, was sollte das?“, fuhr er seinen besten Freund an und runzelte die Stirn. „Macht es dir Spaß Streit mit Haibara zu haben?“

Conan schüttelte kaum merklich den Kopf. Sein Gesicht wurde mit jeder Sekunde bleicher und seine Hände verkrampften sich immer mehr um sein Glas.

„Das war nicht an sie.“

„Was?“, hakte Heiji aufgebracht nach. „Was war nicht an sie? Dein Blick?“

Conan nickte, hob den Kopf jedoch nicht besonders hoch.

„Sie hatte nur das Pech diejenige zu sein, die ich grade angesehen hab“, murmelte er seine Entschuldigung für sein Verhalten.

Er schaute kurz zur Seite, verankerte seinen Blick darauf jedoch wieder in seinem Orangensaft.

Heiji schüttelte ungläubig den Kopf.

„Das ist nicht alles, nicht wahr?“, sagte er mit kühlem Unterton.

Ein weiteres Nicken des kleinen Detektivs. Er löste eine Hand von dem Glas, um damit seinen Kopf abzustützen. Er schloss die Augen.

Heiji’ s Meinung nach, hatte Conan schon mal besser ausgesehen. Er schien müde, hatte kleine Augenringe und war blasser, als einige Leichen, die Heiji gesehen hatte.

„Nun, mein Freund“, sagt Heiji mit erhobener und aufgehellter Stimme, legte die Arme auf den Tisch und verschränkte die Finger ineinander. Er schaute Conan mit kleinem Lächeln an.

„Erzähl Doktor Heiji was du auf dem Herzen hast. Er macht dann das Aua wieder weg.“

Conan hob leicht den Kopf und grinste seinen besten Freund schmächtig an.

„Ich glaube nicht, dass du derjenige bist, der mein Aua wegmachen kann“, erwiderte er mit etwas kräftigerer Stimme.

Heiji klatschte einmal aufmunternd in die Hände.

„Das ist doch schon mal ein guter Anfang!“, versuchte er Conan anzuspornen. „Wer könnte dich denn wieder heilen?“

„Ich…weiß nicht genau.“ Conan hob die Schultern leicht und runzelte die Stirn.

„Das ist keine große Hilfe“, grummelte Heiji.

Sein Gesichtsausdruck erhellte sich wieder etwas.

„Okay“, sagte er und richtete sich mehr auf. „Ist Ran die richtige Ärztin? Oder eher Haibara?“

Conan sah ihn vorsichtig an.

„Wieso denkst du, dass es entweder Ran oder Haibara ist?“

Heiji tat, als würde er überlegen.

„Hm, ich weiß ja nicht genau, Kudo“, erwiderte er spottend. „Vielleicht weil du dich nicht entscheiden kannst, auf wen von den beiden du mehr stehst?“

Belustigt beobachtete er wie der Kopf des geschrumpften Jungen rot wurde.

„Ich kann mich doch entscheiden.“

„Und wer ist es dann?“

„Ran…“, murmelte Conan leise und extrem unsicher.

Heiji seufzte. Dieser Typ war ein anstrengender Junge!

Er sagte amüsiert: „Das hört sich wirklich sehr selbstsicher an.“

Conan’ s Wangen wurden einen Ticken dunkler.

Ein weiterer Seufzer des erwachsenen Mannes.

„Hör mal, Kudo“, startete er. „Ich weiß, dass du etwas…nun ja, verwirrt bist.“

Er fing sich einen bösen Blick von Conan’ s Seite ein.

„Aber lass deine Gefühle jetzt aus dem Spiel und achte etwas mehr auf die von Haibara. Du warst fies. Und nur weil du dich nicht überwinden konntest ihr hinterherzulaufen, heißt das noch lange nicht, dass du dich überhaupt nicht entschuldigen musst.“

Conan erwiderte nichts, schaute nur die orange-farbige Flüssigkeit in seinem Glas an.

„Und überhaupt“, fuhr Heiji mit gehobener Augenbraue fort. „Was hat dich daran gehindert ihr hinterher zu gehen? Sonst tust du so was doch immer sofort, doch dieses mal…“

Die Schultern des Schülerdetektivs hoben sich etwas.

„Irgendwie glaube ich, dass…wir eine Auszeit machen sollten. In letzter Zeit ist einfach zu viel Seltsames passiert.“

Der Gedanke, Abstand von Ai zu halten gefiel Conan gar nicht. Doch was konnte er Anderes tun? Alles, was in der letzten Woche passiert war, schien nicht richtig zu sein.

Wie konnte etwas, dass sich so Richtig angefühlt hatte… Falsch sein?

Conan atmete hörbar aus und schaute Heiji wieder an. Der Gesichtsausdruck seines besten Freunds gab Conan allen Anschein, dass der kein Wort verstand. Jedenfalls nicht alles.

„Wir waren gestern doch auf Ayumi’ s Party“, erzählte Conan und er spürte bei dem Gedanken an den vergangenen Abend Wärme in seine Wangen steigen.

Heiji nickte mit ernstem Gesicht.

„Da…da ist…irgendwie…was schief gelaufen…“

„Guten Morgen!“

Die beiden Detektive zuckten zusammen und hoben den Kopf, um nach der Ursache der Störung zu sehen.

Ran stand, mit strahlendem Lächeln und im Morgenmantel, in der Tür und schaute glücklich auf die beiden Männer runter.

„Conan, schon zurück?“, fragte sie mit verwundertem Unterton. „Ich hätte gedacht, du würdest länger bei Ayumi-chan bleiben.“

„Äh, n- nein“, kam die leise Antwort.

„Hm.“ Ran drehte sich um. Überrascht schaute sie sich um. „Ist Ai-chan gar nicht mit euch? Ich dachte sie kommt noch vorbei. Ich wollte euch beiden was leckeres Kochen.“

„Ich bin ihr Ersatz“, schmunzelte Heiji und sah Conan der Seite her an.

Ran nickte verblüfft und wandte sich dem Kühlschrank zu.

„Dann hoffe ich aber, dass ihr Hunger habt“, meinte sie und lachte kurz.

Heiji und Conan bejahten mit kleinem Lächeln. Ran war immer noch die Sonne, die sie früher war. Gutgelaunt und mit warmen Lächeln.

Eine Weile hörte man nur das Brutzeln der Pfannkuchen in der Pfanne. Doch dann durchbrach Ran die Stille.

„Wie war es denn gestern, Conan-kun? Was habt ihr euch angesehen?“

Conan hob leicht irritiert den Kopf.

„Angesehen?“, erwiderte er dümmlich. „Ach! Ja, ehm. Nur ein paar Filme, die Ayumi zu Hause hatte. Nichts Besonderes.“

„Ah.“ Ran schmunzelte. „Hat es denn Spaß gemacht?“

Conan grinste. „Oh ja.“

Heiji schaute ihn misstrauisch an. Sein kleiner Freund war kurz davor ihm zu erzählen, was gestern vorgefallen war, doch dummerweise war Ran dazwischen geplatzt.

Wie ärgerlich.

„Das hört man gerne“, lachte Ran und kam mit der Pfanne zum Tisch.

Heiji erhob sich schnell und holte drei Teller heraus, legte sie auf den Tisch und setzte sich wieder auf seinen Platz.

Ran lächelte dankend und schob die fertigen Pfannkuchen auf die Teller von Conan und Heiji und stellte sich wieder an den Herd, um noch mehr zu machen.

Ein stilles Gähnen war zu hören und kurz darauf tapste ein verschlafener Yutaka in die Küche.

Als er die ganzen Insassen sah, lächelte er leicht.

„Morgen“, begrüßte er alle, ging zu Ran und küsste sie auf die Wange.

Heiji murmelte eine Erwiderung und Conan blieb ruhig sitzen, weiterhin auf seinen Orangensaft starrend.

Yutaka warf einen Blick auf den Tisch, sah, dass dort nur drei Teller lagen und holte sich einen eigenen.

Ran kam schon mit der nächsten Portion Pfannkuchen.

„Ich habt die Pfannkuchen ja noch gar nicht angerührt!“, entfuhr ihr mit anklagendem Gesichtsausdruck.

Wie in Demonstration nahmen die beiden Detektive die Gabeln in die Hände und nahmen einen Happen.

Ran lächelte zufrieden. Sie stellte die Pfanne auf eine nicht heiße Platte und setzte sich zu den Männern an den Tisch.

„So früh wieder da?“, fragte Yutaka und schaute Conan kauend an.

Der erwiderte, ohne den Blick zu heben: „Ja.“

Eine Weile schaute Yutaka ihn noch an, kam die Hoffnung, dass der Junge noch etwas sagen würde, jedoch schnell auf.

„Das schmeckt ausgezeichnet, Schatz“, lobte er seine Freundin, die ihn strahlend anlächelte.

Conan zog eine Augenbraue hoch.

Schatz?

Hatte Ran Shinichi nicht mal am Telefon erzählt, dass sie es nicht mochte so genannt zu werden, da sie doch einen richtigen Namen hatte? Hatte sich ihre Meinung nun doch geändert, oder wie?

Conan seufzte lautlos. Wäre er jetzt noch mit Ai bei Ayumi gewesen, hätten sie alle am Tisch gesessen, über irgendetwas geredet und Conan hätte sich nicht mit Yutaka’ s Anwesenheit quälen müssen.

Na ja, das wäre nur so gewesen, wenn das alles nicht passiert wäre, am vorigen Abend.

„Ehm, Conan-kun?“

Der Angesprochene hob den Kopf. „Hm?“

Ran schmunzelte. „Amtworte richtig, junger Mann, und nicht mit ‚Hm?’.“

Conan lächelte leicht.

„Wie auch immer“, fuhr Ran fort und lachte leise. „Professor Agasa hat mich gestern gefragt, ob ich ihm einen Schokokuchen machen könnte, ich hatte aber keine Zeit ihm den zu bringen gestern. Könntest du heute kurz rüber laufen und ihn abgeben? Yutaka und ich wollten noch in die Stadt und da hab ich dann leider keine Zeit dafür.“

Conan schmunzelte.

Unverbesserlich, der alte Mann. Da ist Ai einen Abend nicht da und er bestellt sich Schokokuchen. Nur blöd, dass er mit Verspätung ankommt.

„Macht er wohl“, meldete Heiji sich.

Er grinste Conan breit an. Der hob nur eine Augenbraue.

„Ja“, gab er sein Einverständnis.

Okay, was er konnte er Ai sagen? Tut mir Leid, dass ich dich so angesehen habe?

Hörte sich ziemlich seltsam an. Also eher unpassend für seine Situation.

Vielleicht…konnten sie sich vertragen, ohne, dass er sich in irgendeiner Weise entschuldigen musste, weil das Mädchen ihn ziemlich zur Weißglut getrieben hatte. Sie wusste genau, dass er nicht gerne über Ran’ s Vergessen von Shinichi sprach.

Das Frühstück verlief ruhig. Nur Ran und Yutaka unterhielten sich über dieses und jenes, Ran lachte viel und versuchte damit auch ein wenig die Stimmung zu heben. Welches jedoch schief ging, denn die beiden derzeitigen Hobby-Detektive waren tief in Gedanken und hörten nicht ein Wort von dem, was die beiden anderen redeten.

Irgendwann stand Conan auf, bedankte sich für die Pfannkuchen, legte seinen Teller plus Besteck in die Spüle und ging ins Wohnzimmer, um sich dort auf eins der Sofa’ s zu setzen. Heiji folgte kurz darauf, mit einem erleichterten Seufzer.

Er ließ sich auf die weichen Polster des Sofas gegenüber Conan fallen.

„Wow, war das ein interessantes Frühstück“, sagte er und zauberte ein Grinsen auf seine Lippen.

Conan hob die Schultern und grinste zurück.

Er fühlte sich unwahrscheinlich müde. Seine Augenlider glitten in der Stille immer weiter hinunter und ein seltsames Gefühl, welches er nicht deuten konnte, verbreitete sich in seinem Magen. Seine Glieder fühlten sich schwach und müde an, seine Gedanken schwirrten wirr in seinem Kopf umher, so dass ihm schwindelig wurde.

Wie spät war es gewesen, als er und Ai hinaufgegangen waren? Ziemlich früh am Morgen. Das war vielleicht grade mal…Vier Stunden her gewesen und nun kam die Müdigkeit erstmals.

Conan schloss die Augen und legte sich bequemer auf dem Sofa zurecht.

Wann sollte er denn zum Professor rüber gehen? Sollte er nach Ai fragen oder einfach den Schokoladenkuchen abgeben und wieder verschwinden? Würde sie mit ihm reden wollen? Würde sie ihn reden lassen? Würde sie ihm seine Reaktion verzeihen? War sie schon so von seinem Gejammere genervt gewesen, dass sie ihm die Wahrheit so ins Gesicht schleudern musste? Oder…oder wollte sie ihm dadurch nur helfen? Wollte sie einem Freund einen Gefallen tun, ihm zeigen, wie unnütz es war sich immer noch Hoffnungen auf etwas zu machen, was schon lange verloren war? Konnte Conan tatsächlich noch Hoffnungen im Falle Ran haben? War sie diejenige, mit der er zusammen sein wollte? Konnte es…Konnte es tatsächlich sein, dass es jemanden gab, mit dem er lieber zusammen wäre? Oder hatte er einfach keine Gefühle mehr für Ran? Keine Tieferen? Keine wirklich bedeutenden Gefühle? Solche, für die man lange brauchte, um sie gestehen? Gefühle in der Art, wie Heiji sie zu Kazuha hatte. Immer noch. Nach neun Jahren unveränderte, starke, tiefe Gefühle? War das Band zwischen ihm und Ran daran zerbrochen, dass er zu Conan geworden war? War es daran kaputt gegangen, dass er sich nur noch so selten als Shinichi meldete? Wieso rief er sie nicht mehr so oft an? Was war der Grund?

Doch die Antworten auf all seine Fragen mussten warten, denn der geschrumpfte Schülerdetektiv entglitt in einen traumlosen Schlaf.
 

Ai war müde. Sie war müde vom Spielen. Verbergen ihrer Gedanken, die sie gerne mit jemandem geteilt hätte. Mit jemandem, der nur Conan sein konnte. Denn er war derjenige, den diese Gedanken etwas angingen. Und nur er. Nicht einmal Heiji durfte von ihnen wissen, bevor Conan nicht seine Antwort gegeben hatte. Ein Wort von ihm und Ai’ s kleine, kaputte Welt könnte einbrechen. So wie ein einziges Wort, überall Blumen blühen lassen könnte. Doch dafür waren die Hoffnungen nicht besonders groß. Sie waren sogar lächerlich mickrig.

Ai saß auf dem Sofa, trug eine alte Jogginghose und ein schlabberiges Sweatshirt. Es war zu kalt für kurzärmelige Sachen.

Ein unheimlich kalter Sommertag.

Nicht einmal ein Wort war nötig, um Ai’ s Welt noch mehr zu zerstören oder zu reparieren. Ein Blick würde genügen. Und sie hatte den Blick bekommen. Einen hasserfüllten Blick.

War er für sie bestimmt? Oder wollte Conan die Wut gar nicht auf sie lassen? War es Selbsthass gewesen? Hass auf sich, dafür, dass er sich seine ganze Beziehung zu seiner Sandkastenliebe ruiniert hatte? Dass er sich nicht meldete, Ai nicht mehr drängte, die Formeln des Giftes ausfindig zu machen, um das Gegengift herzustellen, schon nicht vor langer Zeit die Wahrheit gesagt hätte? Hätte sich dadurch für ihn was verändert? Hätte Ran ihm geglaubt? Hätte sie ihn weiterhin wie Conan…oder wie Shinichi behandelt? Wäre ihr der ungewohnte Altersunterschied egal gewesen?

Ai zog die Beine an und umschloss sie mit ihrem Armen, legte ihr Kinn auf die Knie. Es war Still im Haus. Sie hatte nicht nachgesehen, ob der Professor nun zu Hause war oder ob er einfach in seinem Labor werkelte. Es war ihr in dem Moment egal gewesen. Ihr Kopf war wie leer gefegt.

Hass? Freundschaft? Liebe?

Seinem Blick nach zu urteilen, war es eine Mischung aus Hass und Freundschaft. Oder hasste er sie komplett, versteckte es aber durch den ständigen Kontakt mit ihr?

Ihre Gedanken versetzen der rotblonden Wissenschaftlerin immer wieder einen winzigen, scharfen Stich.

Sie war müde. Sie war müde, im Ungewissen zu Leben, wie der Detektiv nun um sie stand. Wie dachte er über sie? Was hatte alles, was er in der letzten Woche getan hatte…Was hatte das alles bedeutet? War es ein Spaß für ihn gewesen? War sie ein Platzhalter, bis er zu seiner eigentlichen Herzdame rankam?

Conan’ s gesamtes Verhalten diesen Morgen…was sollte das? Was hatte sie Schlimmes getan? Wieso sah er sie so an? Wo er doch gesagt hatte, sie sei seine beste Freundin.

War es eine Lüge?

War es eine Lüge, dass er sich bei ihr wohlfühlte? Dass er bei ihr Ran für einige Minuten vergessen konnte? Dass ihm ihre Freundschaft wichtig war?

War der Kuss eine Lüge gewesen? Hatte er nur für sie etwas bedeutet? Warum hatte er sie nicht abgewiesen? Warum hatte er weitergemacht?

War das alles nur ein Spiel gewesen?

War es gelogen?

Verzweifelt schloss Ai die Augen. Die Jalousien im gesamten Haus waren noch geschlossen. Nur kleine Strahlen des hellen Sonnenlichts krabbelten mühsam durch die kleinen Ritzen, streckten sich bis zu Ai hin, versuchten ihr Gesicht zu erreichen, erhellten jedoch nicht mal ihre Fußspitzen.

Aufgestaute Trauer, Wut, Enttäuschung…das Ergebnis dieser aufgestauten Gefühle, war eine winzige Träne die sich ihren einsamen, erbärmlichen Weg die Wange des leidenden Mädchens hinunter bahnte.

Leiden. Egoistisches Leiden.

Das einzige woran sie dachte, waren ihre Gefühle. War sie nicht glücklich, wenn er glücklich war?

Woher sollte sie das wissen! Er war schließlich nicht glücklich! Er litt genauso wie sie, nur ging es bei ihm um eine andere Person. Einer Person, die seine schwarzen Gedanken verjagen könnte, wenn sie nur wollte. Wenn sie ihn als den Menschen sah, der er war.

Falls sich in ihr noch Gefühle für Shinichi versteckten.

Und das alles war Ai’ s Schuld.

Sie hatte das Gift hergestellt, sie hatte es der Organisation hergegeben, sie hatte ihnen Conan buchstäblich ausgeliefert , und das ohne ihn tatsächlich zu kennen!

Sie hatte Menschen getötet, sie hatte das Leben des Detektivs zerstört, war dann auch noch in sein Leben geplatzt, hatte angeschrieen, nachdem die beinahe fertigen Formeln des Gegengiftes wegen eines Downloads gelöscht waren! Wobei er allen Grund hatte ihr böse zu sein, sie anzuschreien, seinen wahren Hass auf sie preiszugeben!

Wegen ihr war er doch in diesem verdammten Leben gelandet! Wegen ihr musste er alles aufgeben, was sich entwickelt hatte, musste sich verstecken, vor jemanden, den er liebte, mehr als alles andere und der er am liebsten die Wahrheit über alles gesagt hätte! Über die Organisation, über das Gift, über Ai, über sich! Doch er tat es nicht um gerade diese geliebte Person nicht in irgendeiner Weise in Gefahr zu bringen.

Eine weitere Träne zwängte sich verloren aus ihrem Auge.

Zweckmäßig.

Diese Tränen erfüllten ihren Zweck. Sie ließen es ihr schlecht gehen, machten es Ai noch schwerer Conan alles zu gestehen. Ihre Gedanken, Gefühle und Taten zu erklären, ihr kleines Geheimnis hinauszuschreien…

Und das alles nur wegen eines Blickes, den der Detektiv ihr zugeworfen hatte.

Ein einziger, verdammter Blick.

Happenings

Die rotblonde Wissenschaftlerin hatte sich keinen Millimeter von der Stelle bewegt, auch nicht, als es draußen schon dämmerte. Möglicherweise war sie auch kurz eingenickt doch daran konnte sie sich nicht erinnern. Hunger verspürte sie ebenfalls keinen und der Professor war ihr auch nicht begegnet, falls er sich im Haus befinden sollte. Das Telefon hatte einmal geklingelt, doch Ai wollte sich nicht bewegen und hatte es deshalb ausklingeln lassen. Sollten sie doch denken, dass niemand im Haus war.

Ai streckte kur ihre steifen beine aus, nur um sich in einer anderen Position wieder auf das Sofa zu setzen. Ihr kam das Sofa sehr viel einladender vor, als sonst irgendein Möbelstück, das sich in Agasa’ s Haus befand.

Sie setzte sich mit dem Rücken an die kurze Armlehne und lehnte ihren Kopf an die weiche Rückenlehne. Sie schloss wieder die Augen.

Es blieb einige Zeit still, doch dann wurde die Hintertür geöffnet und wieder geschlossen.

Anscheinend war Agasa nicht zu Hause gewesen.

Na ja, sollte er selber zu sehen, was er zu Essen bekam, heute war Ai nun wirklich nicht in der Stimmung dem Professor irgendetwas Gesundes zu kochen.

Einige Zeit verging, bis sie das Gewicht spürte, dass sich vor ihr auf das Sofa gesetzt hatte. Das konnte nun aber wirklich nicht der Professor sein. Dafür fühlte sich das Gewicht zu leicht an.

Verwirrt schaute Ai auf und sah in ein paar klare, blaue Augen.

Hm. War ja wohl klar. Wer sonst kam zu so einem unpassenden Zeitpunkt.

„Hallo“, begrüßte Conan sie und senkte verlegen den Blick.

„Hallo“, erwiderte sie, ohne ein Anzeichen jeglichen Gefühls in der Stimme.

Eine drückende Stille schlich sich in den Raum, die sehr viel unangenehmer war, als die Stille, die geherrscht hatte, als Ai noch alleine im Zimmer war. Sie hob eine Augenbraue.

„Was tust du hier, Kudo?“, fragte sie endlich und umschlang ihre Knie mit den Armen.

Conan grinste verlegen.

„Professor Agasa hat sich einen Schokokuchen bestellt bei…Ran…und ich sollte ihn vorbei bringen.“

„Schokokuchen?“, stutzte Ai und schaute einen Moment ziemlich perplex in die Augen des Schülerdetektivs.

Conan nickte, immer noch grinsend. „Er scheint deine Abwesenheit ziemlich auszunutzen.“

Ai hob eine Augenbraue.

„Genau“, erwiderte sie. „Womit wir auch wieder auf gestern Abend kommen.“

Der Junge vor ihr senkte erneut den Blick. Genervt stöhnte Ai auf und beugte sich etwas weiter vor. Das war das einzige, worüber sie im Moment mit ihm drüber reden konnte. Oder besser gesagt musste . Sie hatte ein Recht zu erfahren, was sie so Schreckliches getan hatte, dass alle hinter vorgehaltenen Händen über sie redeten!

„Ist das denn wirklich so wichtig?“, fragte Conan.

Er setzte sich ganz auf das Sofa, kreuzte die Beine und wandte sich ihr zu.

„Ja!“, fuhr Ai ihn an. „ich denke schon, dass ich wissen sollte, wieso auf einmal alle über mich lästern!“

„Die lästern nicht über dich“, versuchte Conan sie zu beschwichtigen.

„Oh, doch, das tun die!“

„Nein“, verharrte der Detektiv bei seiner Meinung. „Die sind alle nur etwas…überrascht.“

Ai hob eine Augenbraue und sah ihn auffordernd an.

Resigniert seufzte Conan auf.

„Bis wohin…kannst du dich denn erinnern?“, fragte er leise und seine Wangen wurden zartrosa, was Ai unverschämtes Vergnügen bereitete.

„Ehm…“ Sie senkte ihren Blick, um ihm nicht das gleiche Vergnügen zu überlassen, da sie selber spürte, wie Wärme in ihr Gesicht stieg. „Wir haben getanzt.“

„Jaah.“

Conan’ s Wangen wurden einen Ticken dunkler.

„Ja?“, hakte Ai weiter, obwohl sie etwas Angst vor ihren vergessenen Taten hatte.

„Nun ja…nachdem ich wohl irgendwie…a- an deinen…Mund…gekommen bin…“, stotterte der Detektiv ungeschickt und kniff die Augen zusammen.
 

Ein wohliger Schauer rieselte ihren Körper entlang, sie hörte ihr Herz nun laut und deutlich schlagen. Ein weiteres Mal schloss sie ihre Augen, spürte, wie sich ihre Arme ihren Weg zu seinem Nacken bahnten und hörte wie sie leise seinen Namen hauchte. Ihr Gesicht kam dem des Schülerdetektivs immer näher und selbst wenn er versucht hätte zurückzuweichen, hätte er ihrem leicht geöffneten Mund niemals entkommen können. Doch er versuchte auch keine Flucht. Seltsamerweise schienen ihre Lippen ihm sehr einladend vorzukommen und Conan neigte sich ihr sogar noch ein Stück weiter zu.

Bei der Berührung wurde Conan heiß und kalt gleichzeitig. Dieser Kuss war anders, als der Erste. Der war vorsichtig, zögernd und schüchtern gewesen. Doch jetzt…

Ai drückte ihre Lippen verlangend an den Mund des Schülerdetektivs, womit sie ihm das letzte bisschen Verstand raubte, das bis grade noch in seinem Kopf herumgeschwirrt war. Der gesamte Körper des hübschen Mädchens presste sich an den Conan’ s und ein Schauer lief seinen Rücken hinunter.

Die beiden stolperten einige Schritte zurück und Ai’ s Hände wanderten von Conan’ s Nacken zu den Wangen.

Sie löste ihre Lippen von seinen und schaute ihn etwas erschrocken an. Er grinste nur.

Unbewusst glitt einer seiner Hände zu ihrer Hüfte, während die andere sanft über ihre Wange streichte.

Die rotblonde Wissenschaftlerin schloss die Augen und lehnte ihre Stirn gegen seine. Sie gingen immer noch rückwärts, doch mit jedem Schritt wurden sie langsamer und blieben schließlich, kurz vor der Couch, endgültig stehen.

Conan strich Ai abermals über die Wange, durch die Haare, den Rücken hinunter…

Sie öffnete zaghaft ihre Augen, die etwas glasig waren. Ihre Wangen waren gerötet, ihr Mund geöffnet und sie sah Conan mit einem Ausdruck in den Augen an, den er noch bei keinem Menschen gesehen hatte und der sein Herzschlag um das hundertfache beschleunigen ließ.

„Kudo“, hauchte sie, schmiegte ihre Nase kurz an seine und sah ihn wieder an.

Er lächelte nur und versuchte seine Temperatur, die um Höhen gestiegen war, unter Kontrolle zu bekommen.

Ai schloss wieder die Augen und ihre Hände glitten zu seinem Hals und blieben bei seiner Brust stehen. Conan war sich hundertprozentig sicher, dass sie seinen rasenden Herzschlag fühlen musste.

„Shinichi…“

Das Gefühl, dass bei Klang seines Namens aus ihrem Mund, ausgelöst wurde, glich einem atemberaubenden Blitz, der direkt in ihn hinein fuhr und sich in seinem ganzen Körper ausbreitete.

Bevor er sich versah hatten Ai’ s Lippen wieder zu seinen gefunden und sein Gehirn setzte komplett aus. Er drückte sie fest an sich, spürte mit einer Hand die Haut ihrer Hüfte, da ihr Top anscheinend irgendwie höher gerutscht war sog den unglaublichen Duft der Ai Haibara ein.

Sie schien schon vor langer Zeit ihren Verstand verloren zu haben und schubste ihn mit dem Oberkörper auf die Couch, auf die sie mit ihm drauf fiel. Die Blicke, mit denen nun alle ihrer Mitschüler sie ansahen, wurden nicht beachtet. Fraglicherweise wusste niemand wirklich, ob die beiden überhaupt noch wussten, dass sich noch jemand im Raum aufhielt.

Einige Jungen schlugen sich johlend und grinsend in die Hände, einige Mädchen schnaubten empört auf, andere kicherten amüsiert, doch alle beobachteten das selten gesehene Spektakel.

Conan hatte das Gefühl verrückt zu werden.

Die Tatsache, dass Ai Haibara auf seinem Schoß saß, sickerte noch nicht bis zu seinem Hirn durch, doch die Tatsache, dass Ai Haibara’ s Hand langsam unter sein T-Shirt glitt, war ihm nur zu bewusst.

Doch er hielt sie nicht auf!

Und sie küsste ihn! Sie küsste ihn verlangend, so als wüsste sie genau, was sie wollte.

In Conan’ s Kopf schwirrte alles wild herum, kein normaler Gedanke war zu fassen. Er spürte Ai Haibara’ s Gegenwart, wie er sie noch nie in seinem Leben gespürt hatte.

Er hatte sich selber nicht mehr unter Kontrolle, er verlor keinen Gedanken daran, was passieren könnte. Sein Körper bewegte sich automatisch.

Conan’ s Hand war schon auf dem guten Weg ebenfalls unter das Top der Wissenschaftlerin zu huschen, doch da spürte er eine unbekannte Wärme, die von einer anderen hand ausging.

Schlagartig kehrte sein Verstand zurück, er erinnerte sich, dass noch viele andere im Raum waren, dass vielleicht alle zusahen und dass er beinahe etwas überaus Dummes getan hätte.

Mit vor Schreck geweiteten Augen löste er sich von Ai, spürte, wie seine Wangen unerträglich heiß wurden und schubste sie ungelenk von seinem Schoß, wo sie dann mit erschrockenem Quieken neben ihm landete.

Die rettende Hand gehörte Mitzuhiko, wie sich herausstellte, der Conan mit todbringendem Blick anfunkelte. Sein Gesicht war nicht gut zu erkennen, da er gegen das Licht stand, doch Conan musste ihn nicht erst sehen, bevor er wusste, wie sich seine Gefühle auf seinem Gesucht widerspiegelten.

„Oh, verdammt!“, rief Conan aus und sprang, wütend auf sich selber, auf.

Er rieb sich mit Zeige- und Mittelfinger die Schläfen und schaute auf die Couch, auf der immer noch Ai saß. Verwirrt schaute sie zwischen Mitzuhiko und Conan hin und her, anscheinend ohne jegliche Ahnung darüber, was sie getan hatte.

In seiner Verzweiflung packte Conan Ai an der Hand und zog sie etwas stürmisch auf die Beine. Sie knickte sofort weg und er stützte sie.

Mitzuhiko verscheuchte währenddessen die viel zu neugierigen Mitschüler und hockte sich zu Ayumi, Genta und Momoko in eine Ecke, um eine Krisensitzung zu halten.

„Haibara“, sagte Conan mit zittriger Stimme und musste sich anstrengen nicht an das zu denken, was er sich vor einigen Sekunden noch vorgestellt hatte. „Wie viele Finger zeige ich?“

Er hob seine gesamte Hand in die Höhe und spreizte die Finger, damit sie auch alle erkennen konnte. Doch ihr Blick galt nur ihm und ein Lächeln stahl sich auf ihre Lippen.

„Shinichi“, sagte sie leise.

Conan seufzte, auch wenn sein Herz wieder einen Schlag schneller schlug. Wie ungewohnt es war sie seinen richtigen Namen aussprechen zu hören.

Sie hatte aber nicht sehr viel mehr getrunken als er. Und wenn sie nun von Ayumi’ s Powerdrink getrunken hatte? Das schien die einzige, logische Erklärung zu sein. Für alles, was sie gerade getan hatte…
 

„D- Deshalb waren auch alle so…so komisch…heute Morgen“, endete Conan, mit einer Röte im Gesicht, die kein Mensch jemals für möglich gehalten hätte.

Ai vergrub das Gesicht in den Händen, ebenfalls mit kochend heißen Wangen und rasendem Herzen, das verzweifelt versuchte sich nichts von dem vorzustellen, was der Schülerdetektiv ihr erzählt hatte.

„Oh, mein Gott“, murmelte sie schon zum hundertfünfzigsten Mal.

„Deswegen wollte ich es dir nicht sagen“, sagte Conan leise und verlegen. „ Weil ich wusste, dass du dich dann schlecht fühlen würdest.“

Schlecht? Sie fühlte sich miserabel!

„Oh, mein Gott“, wiederholte sie nur.

Conan schwieg. Sie hatte bestimmt etwas dazu zu sagen und er wartete nun erwartungsvoll auf das, was sie ihm zu berichten hatte. Äußerlich sehr viel lässiger, als er sich fühlte, schaute er ihr in die Augen, wenn sie diese nun nicht mit den Händen verdecken würde.

Wie auf Sprichwort senkte sie ihre Hände, und erwiderte den Blick des Schülerdetektivs.

„Kudo“, sagte sie in quälendem Ton. „Gott, das ist so peinlich.“

Ai verbarg ihr Gesicht in den Armen und wartete, bis ihr Herz sich etwas beruhigt hatte. Dann hob sie den Kopf wieder.

„Ist das ein Grund sich zu erntschuldigen?“, fragte sie sichtlich beschämt.

Conan winkte lächelnd ab.

„Nicht wirklich“, erwiderte er. „ich sollte mich wohl eher entschuldigen.“

Sein Blick wurde trauriger und Ai spürte, wie sich ihr Herz zusammenzog. Eigentlich wollte sie ihm sagen, dass er sich nicht entschuldigen brauchte, dass sie verstand, wieso er sie so angesehen hatte. Doch…

„A- Ach ja?“

Conan nickte ernst.

„Wegen heute Morgen…“, begann er, wurde jedoch sofort unterbrochen.

„Schon okay, Kudo“, meinte Ai und lächelte leicht. „Ich versteh das schon. Ich meine….schließlich ist Ran immer bei dir und du…du siehst wie sie jeden Tag mehr…Abstand von deinem alten Ego nimmt und das obwohl…du so sehr an ihr…hängst. Ist schon okay, Kudo. Ich bin dir nicht böse.“

Conan’ s Blick wurde weich, seine Mundwinkel hoben sich in einer unglaublich zärtlichen Art und Weise und er legte den Kopf leicht schief.

Plötzlich ziemlich verlegen wandte Ai ihren Blick ab, erwiderte das Lächeln trotzdem.

„Ich liebe dich.“

Ai’ s kompletter Körper versteifte sich, ihr Kopf hob sich ruckartig und sie traf den erschrockenen Blick des geschrumpften Schülerdetektivs. Ihr Herz pochte in schmerzhaftem Rekordtempo, während seine Worte langsam in ihr Bewusstsein sackten.

Ich liebe dich…

Emotions

Eine Welle unkontrollierbarer Gefühle überschwemmten Ai Haibara’ s komplette Innereien, bei den Worten die ihr der einst berühmte, nun jedoch geschrumpfte, Schülerdetektiv Shinichi Kudo, bekannt unter dem Synonym Conan Edogawa, zugeflüstert hatte. Das waren einfach Wahnsinns- Worte! Ohne jegliche Art von Ironie oder Sarkasmus. Worte des Wahnsinns. Pures Wahnsinns und erste Anzeichen, die zu einem Besuch in einer Anstalt einluden.

Damit war nicht nur der einstige Detektiv gemeint. Sondern auch die ebenfalls geschrumpfte Wissenschaftlerin.

Bei den Worten, die übrigens die Worte gewesen waren, setzte Ai’ s Gehirn komplett aus und ihr ganzer Körper begann zu kribbeln. Beinahe schmerzhaft zog sich ihr Magen zusammen und ihr Herz versuchte mit diesen Schmerzen in der Bauchgegend tatkräftig mitzuhalten, in dem es eifrig gegen ihre Brust hämmerte, und das mindestens drei Mal pro Sekunde.

Ohne ihren Gesichtsausdruck selber zu sehen konnte sie sich vorstellen wie schockiert und überrumpelt sie Conan anstarren musste, der jedoch nicht minder überrascht war. Bei ihm mischte sich jedoch noch etwas anderes mit in seinen Ausdruck mit hinein, was den Schock äußerlich etwas dämpfte. War es…Reue?

Natürlich, wie sollte es auch anders sein?

Bei der Erkenntnis, die ihr durch ihr nun wieder arbeitendes Gehirn gegeben wurde, senkte sich ein dunkler Schleier über ihr Gesicht und verdunkelte ihre Züge. Doch so ganz wollte ihr Herz nicht mit ihrem Kopf kooperieren. Es schlug nämlich weiterhin fordernd dem Jungen ihr gegenüber entgegen.

Wie lange hielt diese Stille nun an? Es fühlte sich wie Jahre an, in denen Ai sich wünschte schon tausendmal gestorben zu sein.

Ihre Wangen fühlten sich kochend heiß an und sie war froh, dass es schon stockduster im Wohnzimmer geworden war. Es war noch gerade hell genug um das Gesicht des Schülerdetektivs zu sehen, aus dessen Gesicht entweder alle Farbe gewichen war oder seine Wangen ebenfalls unverkennbares Rot aufzuweisen hatten.

„E- Ehm…a- also…“ Conan senkte den Kopf und starrte fassungslos auf seine Hände.

Ai versuchte konzentriert ihre kühle Fassade wieder aufzubauen, doch nach allem, was Conan ihr heute erzählt hatte, von dem Ereignis am Tag zuvor und nun dem hier, ließ sich eben diese nicht mehr aufbauen. Sie musste dieses eine Mal wohl damit klar kommen, ihre Emotionen einer einzigen Person, ohne ermüdende Schauspielerei, zu zeigen.

Beschämt über die vielen Gedanken, die ihr durch den Kopf gingen, von ihr und Conan, kopierte sie seine Aktion und starrte ebenfalls auf ihre Hände.

„Äh…H- Haibara…ich….ehm…“, stotterte Conan weiter drauf los, ohne darauf zu achten, ob das rotblonde Mädchen ihm zuhörte oder nicht.

Doch wie es das Schicksal wollte, wurde sie beim Klang seiner Stimme sofort wieder aus ihrer Traumwelt herausgezogen. Zögernd sah sie den geschrumpften Schülerdetektiv an.

Es waren tausende von ‚Oh mein Gott’ - Gedanken, die durch den Kopf der Wissenschaftlerin rasten, manche verdeutlichten sich etwas und wurden dann durch neue ersetzt. Und alles war auf das blöde Liebesgeständnis zurückzuweisen, welches doch nicht echt gewesen war.

Conan stöhnte leise auf, kniff die Augen zusammen und massierte sich mit Zeige- und Mittelfinger die Schläfen.

„Haibara, ich…“

„Schon ok“, unterbrach Ai ihn und zwang sich zu einer freundlich Emotion, dem Lächeln. „Ich, ehm, glaube wirklich nicht, dass du das so meintest, wenn das deine Sorge sein sollte. Also...“

Ungelenk stand sie von der Couch auf und machte sich auf den Weg die Treppe hinauf. Erst als sie fast oben angekommen war, hörte sie, wie Conan ihr hinterher eilte.

„Haibara“, hörte sie ihn leise sagen, tat trotzdem so, als würde sie ihn nicht hören, und ging weiter zu ihrer Zimmertür.

Leise Schritte folgte ihr die Treppe herauf und ebenso leise wurde auch die Tür geschlossen, während sie sich an den Fenstersims lehnte. Sie warf ihm ein winziges Lächeln zu, ließ ihren Blick aber sofort wieder auf ihre vor der Brust verschränkten Arme sinken. In ihren Inneren herrschte immer noch ein ganzer Tornado und sie versuchte diese verdammten Gefühle wieder zu ordnen, damit sie ihr gut geübtes Pokerface wieder aufsetzen konnte.

Keine Hoffnung dieser Art konnte aufgebaut werden. Ihr tatkräftiges Herz ließ es einfach nicht zu und ihre Wangen wurden erneut heiß.

„Warum machst du das?“

Ai hob den Kopf und zuckte zusammen, als sie sofort in blaue Augen sah. Conan hatte sich direkt vor sie gestellt, ihrer Meinung nach etwas nah, andererseits aber auch zu weit entfernt.

Verständnislos zogen sich ihre Augenbrauen zusammen.

„Was meinst du?“, fragte sie, mit wie sie fand, einem Ton, der sich überhaupt nicht mehr nach ihrer Stimme anhörte.

Conan ließ seine Hände in seine Hosentaschen sinken und sah Ai mit undefinierbarem Ausdruck in den Augen an.

„Warum verwirrst du mich so?“, präzisierte er seine Frage von vorhin.

Eine erneute Hitzewelle fuhr durch Ai’ s Körper.

Sie ihn verwirren? Womit das denn, bitte?

Conan’ s Blick schweifte an Ai vorbei nach draußen, wo die Laterne wieder anfing leicht zu flackern, sich jedoch tapfer an den Strom festhielt um ja nicht zu verlöschen. Dann schaute er die geschrumpfte Wissenschaftlerin mit verwirrtem Blick an.

„Was tun wir in letzter Zeit überhaupt?“, sagte er und runzelte die Stirn.

Ai tat es ihm gleich, weil sie nicht wusste, was nun in den Detektiven gefahren war.

„Kudo, geht es dir gut?“

Aufgebracht drehte Conan sich um, behielt seine Hände jedoch krampfhaft in den Taschen, was ihm nichts anderes übrig ließ als einmal mit dem Fuß aufzustapfen und sich wieder dem rotblonden Mädchen zuzukehren.

„Ich bin verdammt verwirrt, Haibara!“, fuhr er sie an, wobei sie sich nicht sicher war, ob die Wut ihr galt oder ihm selber. „Was machen wir da?“

„Du musst schon ein bisschen präziser werden, Kudo“, meinte sie, wobei sich ihre Augenbrauen sorgenvoll zusammenzogen.

Keine Zeit für Masken, wie es schien.

Conan atmete tief durch die Zähne ein und zischte die ganze Luft durch diesen Weg auch wieder hinaus. Dann suchte er wieder Ai’ s Blick.

„Ich konnte mir vor einigen Wochen nicht mal vorstellen dich in irgendeiner Weise anzufassen, geschweige denn umarmen.“ Ein Lächeln huschte über seine Lippen und ein Stich verlangsamte den Schlag von Ai’ s Herz. „Und jetzt haben wir so gut, wie alles schon getan.“

Conan’ s Stimme war leiser geworden und seine Wangen in dem geringen Licht der Laterne verdächtig dunkel.

„Ehm, ich meine…nun ja…“

„Ja“, unterbrach Ai ihn erneut und spürte selber, wie das Rot ihrer Wangen ihre Intensität verstärkte. „Ich weiß, was du damit meinst.“

Conan warf ihr ein kleines, dankbares Lächeln zu, wandte seinen Blick jedoch sofort wieder weg, um ihr nicht in die Augen zu sehen, während seiner Nacherzählung der letzten Tage.

„W- Wir haben uns umarmt, uns…angefasst insgesamt und…sogar geküsst…“

An dieser Stelle schluckte er schwer und seine Wut von vorhin schien sich im Rauch aufgelöst zu haben. Peinlich berührt ließ Ai eine ihrer Hände zu ihrem Nacken gleiten, um sie da verweilen zu lassen.

„Ja, ich erinnere mich“, erwiderte sie, nur um etwas zu sagen und nicht wie eine Schaufensterpuppe starr auf den Boden zu sehen und gar nichts zu sagen.

„Und, ehm, wenn man überlegt was passiert wäre, wenn Mitzuhiko uns gestern nicht gestoppt hätte…“, murmelte der Schülerdetektiv und sein Gesicht wurde beinahe schwarz im fahlen Licht.

Hatte Ai gedacht, dass ihr Gesicht gar nicht mehr heißer werden konnte? Sie hatte sich geirrt. Es fühlte sich an, als wurde ein Feuer unter ihrer Haut lodern.

„U- Und wir oft du jetzt schon bei mir im Bett lagst und ich…auch…“, fuhr er fort.

„Okay!“, rief Ai leise aus und hob eine Hand, um Conan endlich zum schweigen zu bringen. „Ich erinnere mich an das alles sehr gut, Kudo, abgesehen von…gestern. Du musst das also nicht alles wiederholen. Ich war dabei.“

Ein kleiner, erleichterter Seufzer entwischte Conan’ s Kehle.

„Verstehst du, wieso ich so verwirrt bin?“

Bei der veränderten Tonlage des Detektivs hob Ai wieder ihren Kopf und blickte direkt in die Augen des ihr gegenüberstehenden Jungen, der sie ebenfalls ansah.

„Du hast jemanden, den du magst und ich habe jemanden!“, fuhr er fort und hob verständnislos die Schultern. „Wieso tun wir das alles denn dann? Hat das alles zwischen uns überhaupt etwas bedeutet?“

Verzweifelt schaute er Ai an und sie wünschte sich, ihm sagen zu können, wie viel ihr dass alles bedeutete und dass ihr nichts im Leben jemals wichtiger gewesen war, als das, was sie hatten, doch…sie konnte nicht. Und so sehr er sie mit seinen blauen Augen auf eine Antwort anflehte, konnte sie nicht mit der Wahrheit rausrücken. Also wandte sie ihren Blick wieder ab.

„Ich weiß nicht“, sagte sie leise, mit einem unglaublichen Verlangen einfach loszuweinen. „Ich erinnere mich nicht…“

„Von der Party jetzt mal abgesehen!“, erwiderte Conan mit aufgebrachtem Unterton. Unser erster Kuss…“ Er hielt kurz inne. „Warum hast du mich geküsst? Nur, weil dir gerade danach war? War das nur Spaß?“

Als er keine Reaktion von der Wissenschaftlerin bekam, packte er sie an den Schultern und schüttelte sie leicht. Sie schaute ihm wenigstens wieder in die Augen. Ihr Blick war jedoch traurig und ein blasser Schleier hing über ihnen.

„Haibara, bitte!“, flehte er verzweifelt und legte seine Stirn unbedacht auf ihre Schulter. „ich bin so verdammt durcheinander! Ich weiß nicht, was ich denken soll. Da ist Ran…sie hat Yutaka…und du bist irgendwie auch da…mit deinem mysteriösen Unbekannten. Ich bin so verwirrt, Haibara. Ich weiß nicht mehr, was ich denken oder fühlen soll.“

Seine Worte waren gehaucht und Ai spürte die warme Luft, die aus seinem Mund kam, auf ihrer Haut und sie unterdrückte einen wohligen Schauer. Seine Worte an sich erreichten ihr Bewusstsein nicht komplett. Sie hörte sie, doch ihr Gehirn nahm die Informationen aus einem undefinierbaren Grund nicht auf.

Conan hob seinen Kopf wieder und schaute Ai mit unendlich traurigen Augen an. Sie konnte verstehen, wie verwirrt er sein musste. Er lebte mit der Liebe seines Lebens unter einem Dach und dann kam immer wieder die beste Freundin und machte sich unabsichtlich an ihn ran und er hatte nun ein schlechtes Gewissen, dass er das alles getan hatte. Es war, als würde er Ran betrügen. In einer gewissen Art und Weise.

Sie zwang sich ein Lächeln auf. Für ihn.

„Möchtest du vielleicht hier übernachten?“, fragte sie vorsichtig. „Im Gästezimmer natürlich“, fügte sie hinzu, nachdem er skeptisch eine Augenbraue hochgezogen hatte.

„Sicher“, antwortete er, jedoch nicht ganz überzeugt.

Der Abend war zwar noch früh, doch die beiden taten nicht mehr allzu viel. Während Ai das Gästebett hergerichtet hatte, hatte Conan ihr dabei zugesehen und ab und zu einige Fragen über Hausaufgaben gestellt oder sonstige Unwichtigkeiten.

Für Ai war die vergangene Unterhaltung unangenehm und irgendwie…schmerzhaft…gewesen. Sie hatte nie vorgehabt den jungen Schülerdetektiv so zu verwirren mit Gesten, die sie tat oder einfach indem sie mit ihm in einem Bett lag. Und das alles waren Dinge, bei denen man verlegen auf den Boden sah, wenn andere darüber Bescheid wüssten und einen darauf ansprechen würden.

Sie fühlte sich einfach schuldig für Conan’ s Misere und war selber unzufrieden damit, dass sie sich in den geschrumpften Detektiven verlieben musste.

Ai lag nun schon eine ganze Weile in ihrem Bett, ohne wirklich versucht zu haben zu schlafen, da sie schon nicht dachte, dass sie irgendeine Chance zum Schlafen bekam. Conan hatte ihr zu viele Informationen an einem Abend gegeben. Das, was sie auf der Party getan hatte, das, was sie fast getan hätte und das, was Conan über das alles dachte. Das alles war zu viel gewesen und sie fühlte sich irgendwie allein gelassen.

Sie wusste nicht, wie lange es her war, dass sie in ihrem Bett alleine geschlafen hatte und nicht drüben in der Wohnung über der Detektei.

Es war unmöglich auch nur an Schlaf zu denken.

Ai hörte, wie ihre Zimmertür leise geöffnet wurde und tapsende Schritte sich ihrem Bett näherten. Sie hielt dir Luft an und ihr Herz setzte einen Schlag aus, als ihre dünne Decke angehoben wurde und der Schülerdetektiv aus ihren Gedanken sich vorsichtig neben sie legte.

„Haibara?“, hauchte er und beugte sich etwas vor, um zu sehen, ob ihre Augen geschlossen waren oder nicht.

„J- Ja?“, erwiderte sie, ohne irgendeine Chance das kurze Stottern zu verbergen.

Sie hörte Conan dicht an ihrem Ohr schmunzeln. „Ist es okay, wenn ich mich zu dir lege?“

Blöde Frage, er hatte es ja schließlich schon getan.

„Ich…kam mir irgendwie so allein vor“, erklärte er sein plötzliches Auftreten.

Ai lächelte leicht und schloss die Augen.

„Mir ging es genauso“, murmelte sie.

Sie wusste nicht, ob er sie gehört hatte oder nicht, denn darauf bekam sie keine Antwort.

Der Schülerdetektiv legte sich komplett neben sie und schmiegte sich etwas an ihren Rücken, der ihm zugewandt war und weswegen sie ihn auch nicht ansehen konnte.

Zögernd legte er den Arm um ihren Bauch, was ihr Herz erneut zum aussetzen brachte und dann den Schlag verdreifachen ließ.

„D- Denkst du, das ist okay so? Unter besten Freunden, meine ich“, fragte er leise und Ai konnte hören, dass er das Gesicht in ihrem Rücken versteckte.

Ihr Lächeln wurde etwas breiter.

„Ich denke schon“, hauchte sie, bevor sie auch schon langsam in einen tiefen, traumlosen Schlaf sank.

Confession

Hey, tut mir leid, dass es mit dem neuen Kapitel so lange gedauert hat. ich war erst im Schulstress und dann im Praktikumsstress und irgendwie war ich zu müde, um irgendetwas zu schrieben. ^^

Dieses kapitel ist übrigend ozean gewidmet, weil sie diejenige ist, der ihr zu verdnaken habt, dass es mit dieser geschichte überhaupt weiter geht. Ohne sie hätte ich vielleicht schon längst das handtuch geworfen. xD

Viel Spaß beim Lesen und hoffentlich schriebt ihr mir einige liebe Kommis? xD kritik ist auch erwünscht. :P

Eure Honey.
 

Die Nacht war noch jung, als Ai durch eine Regung hinter ihr und einem Hauch warmen Atems an ihrem Nacken geweckt wurde. Sofort fuhr ein wohliger Schauer über ihren Rücken und sie drehte sich vorsichtig zu dem Jungen hinter ihr um. Sein Arm lag immer noch um ihren Bauch, wie er es schon seit Stunden tat und sein warmer Atem strich über ihr Gesicht nachdem sie ihre Drehung vollends vollführt hatte. Dort lag er, seine Lippen leicht geöffnet, die Gesichtszüge entspannt und ohne jegliche Sorge. Ein kleines Lächeln schlich sich auf Ai’ s Gesicht und sie fuhr sachte mit ihrem Handrücken über seine rechte Wange, die nicht auf dem Kissen ruhte. Bei der Berührung sah sie, wie seine geschlossenen Lider zuckten und sein Gesicht in dem dämmrigen Licht der Straßenlaterne dunkler wurde. Automatisch zog sie ihre Hand zurück und spürte selber, wie ihre Wangen wärmer wurden.

„Kudo, stell dich nicht schlafend“, sagte sie leise und mit weicherer Stimme, als sie geplant hatte.

Langsam gehorchte Conan ihr und öffnete zögernd die Augen. Er musterte sie etwas verschlafen und grinste dabei wie ein Idiot.

„Guten Morgen“, murmelte er, wobei er den Druck um Ai’ s Rücken etwas verstärkte und sie somit näher an sich zog.

Ai schmunzelte und kuschelte sich unabsichtlich enger an Conan’ s Körper.

„Hast du denn gut geschlafen?“, fragte sie und schloss die Augen dabei, um seine Nähe intensiver zu spüren. Ihr Herz fing zwei Mal pro Sekunde zu schlagen an, was schon ein recht angenehmes Gefühl war, wenn sie an die Tage zurückdachte, wo sie das Herzrasen nicht gespürt hatte.

Sanft strich Conan dem rotblonden Mädchen durch die Haare und sog den Duft, der von ihrer ganzen gestalt ausging, mit entspanntem Seufzer ein. Sie roch nach Orangen, ein Geruch, den er schon damals geliebt hatte, als seine Mutter immer solche Orangenseife gekauft hatte.

Leise erwiderte er: „Besser als je zuvor.“

Ein weiterer Schauer jagte über Ai’ s Rücken und ihre Wangen wurden noch etwas wärmer. Es war so seltsam, in dieser Position mit ihrem besten Freund zu liegen. Sie hatten am Abend zuvor noch entschieden, dass sie nur noch Freunde sein wollten, sich wie Freunde benehmen wollten und nun lagen sie in ihrem Bett und kuschelten sich eng aneinander, was bei ihr allemal romantische Gefühle auslöste. Sie wusste nicht, wie es mit dem kleinen Schülerdetektiv aussah, doch ihr Herz war sich seiner Nähe so bewusst, dass es wieder anfing zu rasen, als hätte es irgendetwas zu verlieren, wenn es dieses nicht tat.

Vorsichtig öffnete Ai ihre Augen und schaute auf Conan’ s T-Shirt in an das sie sich gedrückt hatte, als wäre es für sie überlebenswichtig. Sie schmunzelte.

Conan schob sie etwas von sich weg, wozu sie die Unterlippe ein wenig vorschob, wie ein Kind, dem man den Lutscher weggenommen hatte. Er hob eine Augenbraue, was das grinsen jedoch nicht verblassen ließ.

„Was?“, fragte er argwöhnisch und musterte das Mädchen in seinen Armen.

„Nichts“, schmunzelte sie und schaute ihm unschuldig in die Augen, wobei sich wieder ein glückliches Lächeln auf ihre Lippen schlich. Sie konnte nichts dagegen tun, auch wenn sie wusste, dass er eine Andere liebte, konnte sie nicht abstreiten, dass es ihr in solchen Momenten vollkommen egal schien, weil sie das Gefühl hatte, er könnte ihre Gefühle in einer kleinen Menge erwidern.

„Sag schon“, bat er leise und strich ihre mit den Fingerkuppen über die Wange und durch die Haare.

Plötzlich überaus schüchtern senkte Ai den Blick, das Lächeln fest auf ihrem Gesicht sitzend. Dort, wo seine Finger sie berührt hatten brannte ihre Haut und wurde heiß.

„Irgendwie schaffen wir es nicht, oder?“, fragte sie leise und ihre Lächeln wurde zum Grinsen.

Conan’ s ahnungsloses Gesicht ließ sie Schmunzeln. Seine Hand strich ununterbrochen über ihre Wange und durch ihre Haare, so als könnte er sie nicht mehr beherrschen, als würde 4er gar nicht merken, dass er ihr laufend Hoffnungen machte.

„Was meinst du?“, erwiderte er nur. Zur Strafe schnippte Ai ihm gegen die Stirn und schmunzelte, während er die Hand aus ihren Haaren entfernte und sich die schmerzende Stelle hielt. Schmollend schob er die Unterlippe hervor.

„Ich meine“, erklärte sie und schenkte ihm ein entschuldigendes Lächeln, „das wir es nicht schaffen uns wie beste Freunde zu benehmen. Oder denkst du Hattori und Kazuha hätten früher, als sie noch nicht zusammen waren, in einem Bett gelegen und gekuschelt, was das Zeug hält?“

Mit amüsiertem Grinsen beobachtete Ai, wie die Wangen des geschrumpften Jungen noch dunkler wurden.

„Du hast ein schlechtes Beispiel gewählt, Haibara“, erwiderte Conan nun überheblich grinsend. „Hattori und Kazuha waren hintereinander her, solange ich denken kann. Wenn sie nicht in einem Bett gelegen haben und kuschelten was das Zeug hielt, dann nur weil sie zu schüchtern waren oder Angst hatten, dass der jeweils andere nicht das gleiche empfinden könnte.“

„Ach!“ Ai’ s Gesicht wurde unangenehm heiß, doch ihr Grinsen verblasste nicht. „Also haben wir das Recht hier zu liegen, in einer weniger freundschaftlichen Umarmung, weil…?“

Gott, wo nahm sie nur den Mut her so offen über ihre Lage zu reden, wobei sie sich fühlte wie Wackelpudding? Hätte sie gestanden, hätten ihre Knie sicher den Dienst aufgegeben. Ihre Wangen wurden noch heißer.

Conan schien genauso überrascht, wie sie und sein Mund öffnete sich zu einem verblüfften ‚O’. Unbewusst begann er wieder ihr durch die Haare zu streichen, in denen noch einige Locken des vorigen Partyabends waren.

„Weil…weil wir das irgendwie schon so gewohnt sind“, erwiderte er kleinlaut und schaute sie durch seine Wimpern her an.

„Was aber nicht bedeutet, dass wir das immer so tun müssen. Wir hatten uns eigentlich darauf geeinigt nur noch beste Freunde zu sein.“

„Das waren wir vorher doch auch, nur…mit einigen nebensächlichen…“ Er suchte nach dem richtigen Wort. „…Aktivitäten.“

Ai’ s Unterlippe bebte und sie fing schallend zu lachen an. Sie spürte den erschrockenen Blick des brünetten Jungen auf sich und strich ihm unbewusst übers Gesicht, als eine Art entschuldigende Geste.

„Das hört sich bei dir an, als wäre noch etwas anderes im Bett gelaufen, als unfreundschaftliche Schmuse-Aktionen“, schmunzelte sie und schaute Conan wieder in die Augen.

Sein Gesicht fühlte sich heiß an unter ihrer Hand, was ihr Herz gleich zwei Hüpfer hintereinander machen ließ und ihr das vertraute Gefühl der Nervosität wieder gab, welches sie so oft in Conan’ s Nähe verspürte.

Sein Mund öffnete sich ein klein wenig und er erwiderte ihren Blick äußerst beschämt, was ihr wieder die Hitze ins Gesicht trieb und ein Lachen auf die Lippen.

Um ihn zu necken, sagte sie: „Kudo! Du böser Junge, sag bloß du hast an so was gedacht, wenn wir bei dir waren!“

Belustigt beobachtete sie, wie sich Conan’ s Augen weiteten und er den Mund mit einem ‚Klack’ schloss. Unter ihrer Hand wurde seine Haut noch heißer und er senkte beschämt den Blick.

„Nicht immer“, gab er zögernd zu, was Ai scharf die Luft anhalten ließ. „N-Nur manchmal. Wie bei der Party, als…als…du weißt schon.“

Er kniff die Augen zusammen, als würde er der Blamage entgehen wollen, öffnete jedoch das linke einen Spalt breit, nur um Ai erstarrt vor sich vorzufinden, ihre Hand an seinem hals, seine immer noch durch ihr Haar fahrend.

„I-ich kann da nichts für“, rechtfertigte er sich. Seine Wangen wurden unbeschreiblich heiß. „Das sind die Hormone, denen ich schon wieder ausgesetzt bin, dass….dass…“

Ai legte ihm eine Hand auf den Mund, damit er endlich mit seinem nervtötenden Gestammel aufhörte. Ein breites Grinsen erschien auf ihren Lippen.

„Du bist so ein Idiot, Kudo“, murmelte sie, während sie sich, zu ihrem eigenen Schock, zu ihm herüberbeugte und mit den Lippen über sein Kinn bis zum Ohr strich.

Sie spürte, wie sich der Körper des Detektiven anspannte und die Wärme unter ihren Lippen. Ihr Grinsen wurde weiter. Wieso nicht ein wenig mit dem überheblichen und leicht arroganten Jungen spielen, um ihn zu verwirren? Schließlich tat er dasselbe mit ihr auch immer. Und bei seinem Geständnis gerade, konnte es doch nicht allzu schwer werden.

Ihre Hand umfasste automatisch den Kragen von Conan’ s Shirt, während sie ihren Körper unbewusst an seinen drückte und an seinem Ohrläppchen knabberte. Sie hörte ein unterdrücktes Geräusch, das tief aus Conan’ s Kehle zu stammen schien und eine Welle des Triumphs überschwemmte sie. Doch Plötzlich erhob sich Conan, vollkommen zu Ai’ s Überraschung, packte sie bei den Schultern, drehte sie auf den Rücken und ließ sich schwer auf sie fallen, was ihr in dem Moment jedoch weniger ausmachte. Das einzige, was sie spürte, war sein Körper auf ihrem, der Ausdruck seiner blauen Augen, den sie noch nie bevor gesehen hatte und seine Hände, die sich entschlossen auf ihren Wangen befanden.

Ihr Herz machte einem Rennwagen Konkurrenz, ihre Wangen glichen einer heißen Herdplatte, während sie mit geweiteten Augen beobachtete, wie Conan sein Gesicht zu ihrem beugte, sein Atem ihre Haut streifte und seine Augen sich schlossen, bevor die Berührung seiner Lippen auf ihren eine Explosion in ihrem Inneren verursachte…

Boyfriend and Girlfriend

Das einzige, was Ai in diesem Moment spürte, war Conan’ s rasender Herzschlag über ihrem eigenen, seine Lippen auf ihren und seine Hände die sich langsam ihren Weg unter ihr T-Shirt bahnten. Ihr Kopf war leer, kein einziger Gedanke raste durch ihren Kopf, nur Gefühle drehten sich in ihrem Körper wie ein Karussell. Sie war sich sicher, sie hätte Conan auch weiter gehen lassen, hätte sein Handy in diesem Moment nicht angefangen schrill zu klingeln.

Sofort verschwand sein Mund von ihrem und er starrte sie erschrocken an. Sie erwiderte seinen Blick mit der gleichen Menge Unglauben und Schock.

„Oh Gott“, murmelte er und erhob sich unbeholfen von ihr, wobei er beinahe wieder ausgerutscht wäre.

Sein Gesicht war unglaublich dunkel, seine Haare ein einziges Durcheinander und er kramte in seinen Hosentaschen nach der Quelle der Störung. Er hatte sich hingekniet, immer noch über Ai, die die Augen schmerzlich zusammenkniff und mit den Händen verdeckte. Ihr Herz pochte, ihr Gehirn arbeitete wieder und ihre Wangen waren überdurchschnittlich heiß.

„J-Ja?“, hörte sie Conan stammeln, was sie daraus schließen ließ, dass er sein Handy gefunden hatte. „Ran? Wieso…wieso rufst du um…“ Er starrte auf die Uhrzeit auf dem Display. „…um halb fünf Uhr morgens an?“

Ai setzte sich auf, zog die Beine unter Conan hervor, zog sie an und schlang die Arme darum. Ihr Herz pochte immer noch im Gleichschritt mit dem Ticken ihres Weckers. Es war später, als sie gedacht hatte. Wie lange hatten sie denn da so gelegen? Ihre Wangen wurden noch heißer, zu ihrer Überraschung. Ihr Kopf war dem Explodieren nahe.

„Nein…nein, Ran. Alles okay. Ich…ehm…nein? Ich…Ran, nein! Ich bin mit Haibara zusammen.“ Sie beobachtete, wie sich sein Gesicht noch dunkler färbte. „Nein! Nicht so…zusammen…ich…bin bei ihr. Ja…ja, wir haben uns…“ Er schluckte hörbar. „vertragen.“

Er stöhnte frustriert auf. „Nein! Verdammt, Ran! Ich komme noch zurück nach Hause, wir hatten nicht vor durchzubrennen…Oh man. Tut mir leid, Ran. Nicht…“ Er seufzte und Ai’ s Mundwinkel hoben sich belustigt. „Okay. Ich bin noch vor dem Mittagessen zu Hause, Ran, versprochen. Tut mir leid, dass du wegen mir nicht schlafen konntest. Bis später!“

Schnell klappte er sein Handy zu und rieb sich müde über die Augen.

„Hat sie sich große Sorgen gemacht?“, fragte Ai leise.

Conan nickte und erwiderte ihren Blick verlegen. „Ein wenig. Zum Glück konnte ich sie so schnell abschütteln.“

Überrascht weiteten sich Ai’ s Augen und ein seltsames Glücksgefühl, das sie vor einigen Minuten auch gespürt hatte, breitete sich in ihrem Körper aus. Auch wenn sie müde war, konnte von Schlafen nicht die Rede sein. Ihre Sinne waren hellwach, nur ihre Augenlider wurden mit jedem Augenaufschlag träger und müder.

Es herrschte einige Sekunden lang peinliche Stille, in der Conan Ai’ s Blick suchte, sie jedoch versuchte gerade diesem Blick auszuweichen. Er hatte nicht mit Ran reden wollen! Sie spürte, wie ihr Gesicht wieder rot wurde und hörte Conan leise lachen. Verständnislos schaute sie ihn an. Er grinste sie verschmitzt an und krabbelte etwas näher an sie heran, wobei sie vorbei auch nicht weiter entfernt saßen, als eine Armlänge.

Ai hätte erwartet, dass er etwas wie “Wo waren wir stehen geblieben?“ sagen würde und sie wieder aufs Bett schubsen würde, wobei er nur seinen ‚Hormonen’ nachgeben würde, natürlich. Doch es geschah nichts. Er sah nur im Schneidersitz vor ihr, so nah, dass sich ihre Beine berührten und schaute sie an, ein kleines Lächeln seine Lippen umspielend.

„Nun?“ fragte sie und spürte wieder Wärme in ihrem Gesicht. „Ran hat ja ganz schön lange gebraucht, um auf die Idee zu kommen dich anzurufen.“

Conan schmunzelte. „Allerdings.“

Seine Augen waren auf Ai fixiert, was ihr einen Schauer den Rücken hinunter jagte.

„Nun?“, wiederholte sie. „Was, ehm, gedenkst du zu tun?“

„Erstmal gar nichts.“ Er zuckte mit den Schultern. Erneut herrschte einige Sekunden Stille, in denen Ai Conan’ s Blick jedoch standhielt und sogar ein kleines Lächeln herzaubern konnte. „Wir benehmen uns ganz schön verdächtig.“

Ai’ s Gesichtsausdruck würde verständnislos und geschockt zugleich. Wovon redete er?

„Na ja, wir wollten uns doch so wie Teenager benehmen“, erklärte er. „Wir machen einen ganz schön schlechten Job.“

Genau wie Ai einen schlechten Job tat, ihre Gefühle zu verbergen. Er musste jetzt wohl schon mitbekommen haben, dass sie für ihn mehr empfand als freundschaftliche Hingabe.

„Und was machen wir falsch?“, fragte sie stattdessen und hob die Augenbrauen.

„Wir sind ganz schön verdächtig“, sagte er, als hätte er ihre Frage nicht gehört und seine Augen funkelten verschmitzt.

Sie seufzte entnervt auf. „Und das sind wir, indem wir…?“

„Indem wir Single sind“, beendete er ihren Satz.

Ein überraschter Ausdruck trat in Ai’ s Gesicht.

„Indem wir Single sind?“, wiederholte sie dümmlich und schaute ihn mit großen Augen an, was ihn schmunzeln ließ.

„Sehr schön nachgeplappert, Haibara“, witzelte er und fing sich damit einen Kniff in den Arm ein. Sein Blick wurde wieder einigermaßen ernst. „Wenn wir mal die ganzen Mädels zusammen zählen die allein Genta schon in den letzten…ehm…zwei Jahren hatte…“

„Genta war aber nicht mit jeder von denen zusammen“, verteidigte Ai den kräftig gebauten Jungen. „Also kannst du eigentlich nur die kleine mit der Brille und Momoko als feste Freundin zählen.“

Conan rollte mit den Augen.

„Aber dennoch“, fuhr er fort. „Mit wie vielen Jungen hattest du denn schon was, Haibara? Du, als eines der hübschesten Mädchen der ganzen Schule.“

Ihre Wangen wurden rot. Eines der hübschesten Mädchen der Schule? Wohl kaum, wenn man sich Marron ansah. Sie war zwar ein Miststück, dennoch wunderschön mit ihren honigfarbenen Haaren und den Azurblauen Augen.

„Mitzuhiko hatte auch noch keine richtige Freundin“, murmelte sie und schaute Conan durch die Wimpern her an.

„Mitzuhiko wartet aber auch, bis du dich endlich in ihn verliebst“, erwiderte er entnervt.

Empört öffnete Ai den Mund. Es hörte sich bei ihm an, als sei sie Schuld, dass der arme Junge keine Freundin fand. Sie schüttelte den Gedanken ab und winkte Conan resignierend zu, damit er fort fuhr.

„Und du hast dem armen Jungen auch noch Hoffnungen gemacht“, meinte er kopfschüttelnd. Nun war es an Ai die Augen zu rollen, ein großes Grinsen auf den Lippen.

„Komm zum Punkt, Kudo“, schmunzelte sie.

Plötzlich, so nah am Ziel, schien der kleine Meisterdetektiv sehr verlegen zu werden. Er senkte den Blick auf seine Hände und seine Wangen wurden im dämmrigen Schein der Straßenlaterne einen Ticken dunkler.

„Okay.“ Er atmete geräuschvoll aus und sah wieder in Ai’ s Augen, die argwöhnisch eine Augenbraue gehoben hatte. „Was würde wohl der Professor denken, wenn er gesehen hätte, wie wir hier…gerade…bevor Ran…du weißt schon.“ Seine Wangen wurden noch dunkler.

Ai’ s Herz setzte einen Schlag aus, als sie herausfand, worauf der brünette Junge hinauswollte. Ihr Gesicht wurde heiß. Zögernd beugte sie sich etwas weiter vor.

„Kudo? Versuchst du grade, mich zu fragen, ob ich…“ Sie sah wie er verlegen den Kopf hoch und schüchtern lächelte, was ihr Herz seinen Salto machen ließ. „Ob ich tatsächlich deine Freundin sein will?“

Ihr Kopf schien dem Platzen nahe und nur mit Mühe konnte sie verhindern, dass sie hyperventilierte. Sie musste ihren kompletten Körper anspannen, um dem Drang zu widerstehen, dem knallrot anlaufenden Jungen, um den Hals zu fallen.

„V- Vielleicht?“

„Und…Ran?“ Ai’ s Augenbraue hob sich erneut.

„Ich kann wohl schlecht mit Ran zusammen sein“, erwiderte er Augen rollend, was Ai einen Stich versetzte und das Glücksgefühl verebben ließ. So war das also. „Nur als Tarnung“, fuhr er fort.

Ai zog ihre Beine näher an sich, damit sie Conan nicht berührte und fühlte, wie ihr kalt wurde. Sie verschloss ihr Gesicht vor allerlei Emotionen und schaute den Jungen ihr gegenüber kalt an.

„Das ist keine gute Idee, Kudo“, meinte sie mit verändert kühlem Ton.

Conan zuckte beim Klang ihrer Stimme zusammen und schaute sie mit seltsamem Ausdruck an. Hatte er wieder was Falsches gesagt? Wenn die beiden sich schon wie ein Paar benahmen, wenn niemand dabei war, dann konnten sie es auch genauso tun, wenn jemand dabei war. Hattori würde eine Party für sie schmeißen, da war sich der Schülerdetektiv sicher.

„Würdest du lieber mit einem Kind ausgehen?“, fragte er und schaute sie beleidigt an.

„Ich fühle mich nicht dazu gezwungen mit überhaupt jemandem auszugehen“, giftete sie zurück und erhob sich, darauf bedacht Conan beim Aufstehen nicht zu berühren.

Sie lehnte sich an den Schreibtisch, der gegenüber von ihrem Bett stand und verschränkte die Arme vor der Brust.

„Dann ist es dir also egal, dass andere dich für eine überhebliche Zicke halten, die denkt, dass sie besser ist als alle anderen?“, knurrte Conan und setzte sich an den Rand des Bettes.

„Ja, genau so ist es.“

„Das glaub ich dir nicht“, entgegnete er und stieß sich vom Rand ab, sodass er stand und einige Schritte auf sie zukam, um vor ihr die Arme zu verschränken und sie streng anzusehen.

„Und was gibt dir das Recht, darüber zu urteilen, ob ich nun die Wahrheit sage oder nicht? Obendrein hast du doch eh keine Ahnung“, fuhr Ai ihn an und zog die Augenbrauen wütend zusammen.

„Ich bin dein bester Freund“, sagte Conan kühl und schaute auf sie herab, als wäre sie eine dicke, widerliche Spinne. „Ich kenne dich gut genug, um zu wissen, dass dein Getue von wegen dir ist alles egal nur eine Masche ist. Du willst, dass die Leute dich mögen, zeigst ihnen trotzdem die kalte Schulter, egal wie sehr sie sich auch bemühen. Mich wundert es, dass Mitzuhiko noch nicht aufgegeben hat, so oft, wie du ihn schon verletzt hast.“

Conan’ s Worte schnitten wie Messerstiche in ihr Herz. Obwohl sie wusste, dass er die Wahrheit sagte, tat es doch unheimlich es von der Person zu hören, von der man so etwas am liebsten niemals hören würde. Wieso tat er ihr das alles überhaupt an? Was wollte er damit erreichen?

Sie funkelte ihn wütend an.

„Wenn du jetzt hoffst, dass ich plötzlich doch ‚Ja’ sage, um deine Freundin zu sein, hast du dich geschnitten, Kudo. Ich bin nicht dafür da, Ran eine Vorlage zum eifersüchtig sein zu geben, wenn das deiner Hoffnung entspricht, was du mit mir als Freundin erreichen möchtest, weil die Ausreden, dass wir sehr verdächtig sind, ziemlich lahm ist. Das hab ich nicht nötig“, fuhr sie ihn an.

Conan schnaubte. „Also willst du für den Rest deines geschrumpften Lebens alleine bleiben?“

„Nein!“, zischte Ai, ihre Augen funkelten Conan zornig an. „Nur so lange, bis ich jemanden finde, bei dem ich auch das Verlangen spüre zusammen sein zu wollen und der auch mich will, wegen mir und nicht, um eine Andere eifersüchtig zu machen? Erkennst du den Unterschied, Kudo?“

Der geschrumpfte Detektiv zuckte zusammen, als hätte Ai ihn geschlagen.

„J- Jemanden, der…der Zehn Jahre jünger ist…als du?“, stammelte er. Eine unerklärliche Furcht machte sich in seinem Körper breit.

„Vielleicht auch jemand der genauso alt ist wie ich! Wenn ich als Ai Haibara erstmal alt genug bin, wird sich bestimmt auch jemand finden, der mit mir mithalten kann“, erwiderte sie patzig und schaute auf ihre verschränkten Arme.

„Wenn du alt genug bist“, sagte Conan zögernd. „Aber noch bist du nicht alt genug. Jedenfalls nicht alt genug in dieser Form und ich bezweifle, dass du an dem Gegengift arbeitest.“

Überrascht hob Ai den Kopf und schaute ihn an.

„Wie kommst du darauf?“, fragte sie, bemüht ihre Überraschung kühl zu überspielen, was ihr ordentlich misslang.

Nun huschte wieder ein Lächeln auf Conan’ s Lippen und er legte seiner besten Freundin seine Hände auf die Schultern.

„Weil wir die letzten Tage, abgesehen als wir nicht geredet haben, die ganze Zeit zusammen waren. Und ich glaube nicht, dass du an das Gegengift gedacht hast, als wir zerstritten waren.“

Oh Gott! Wusste er von ihren Gefühlen? Natürlich, nach allem, was zwischen ihnen passiert war.

„Jedenfalls“, fügte er hinzu. „Hoffe ich es. Ich hab nicht dran gedacht.“

Da war es schon wieder. Das doppelte Herzklopfen pro Sekunde. Die Gefühlsachterbahn hing Ai langsam zum Hals heraus. Entweder ihr Herz klopfte so schnell, dass es schon klinisch krank war oder es setzte so oft aus, dass sie schon dem Tode nahe war, entweder übertriebene Fröhlichkeit oder zornige Ablehnung. Das ständige Hin und Her machte sie fertig.

Müde massierte sie sich die Schläfen.

„Kudo“, seufzte sie leise. „Das alles erklärt nicht, wieso ich, oder du, unbedingt mit jemandem zusammen sein müssen, um unverdächtiger zu sein. Vielleicht sind wir einfach sehr wählerisch oder… oder haben noch nicht den oder die Richtige gefunden. Irgendetwas in dieser Art!“

Conan’ s Hände bewegten sich nicht von Ai’ s Schultern, als er ihr ruhig antwortete: „Es könnte eine gute Tarnung sein, falls irgendjemand mal misstrauisch werden sollte.“

„Und wie kommst du dann darauf, dass wir beide so tun sollten, als wären wir ein Paar?“

Die Wangen des Schülerdetektivs färbten sich rot und er senkte den Blick.

„Na ja“, erwiderte er. „Weil wir niemanden ausnutzen würden.“

Ai schnaubte. „Abgesehen von dem jeweils anderen.“

„Aber wir wüssten dann, dass wir uns gegenseitig…’ausnutzen’.“ Bei dem letzten Wort zeichnete Conan mit den Fingern Anführungszeichen in die Luft.

Das Gesicht des rotblonden Mädchens blieb skeptisch.

„Ich weiß nicht, Kudo“, meinte sie unsicher. „Denkst du wirklich, dass wir das tun sollten? Vielleicht…“ Sie hasste sich für das, was sie als nächstes sagte. „Vielleicht sollten wir uns jemand anderen suchen.“

Conan’ s Gesicht fiel.

„W- Wieso?“, stotterte er und sah ihr leicht verletzt in die Augen.

Ai legte eine Hand auf seinen Arm und versuchte zu lächeln.

„Weil wir sowieso nur zusammen rumhängen. Immer. Und wir sind anders, als die anderen, in unserer Klasse. Es wäre nicht weniger verdächtig, wenn wir beide plötzlich zusammen kommen würden. Verstehst du, was ich meine?“

Conan trat einen Schritt zurück, so dass Ai’ s Arm schlaff herabfiel. Er nickte bedächtig und musterte sie mit misstrauischem Blick. Ein Schauer jagte ihren Rücken hinab und sie musste sich anstrengen nicht die Schultern hochzuziehen und die Arme um ihren Körper zu schlingen.

„Deine unbekannte Person“, fing Conan langsam an. „Bist du sicher, dass diese Person nicht doch Mitzuhiko ist?“

Vor Überraschung spannte sich jeder Muskel in Ai’ s Körper an. Er konnte doch nicht tatsächlich glauben, dass ihre besondere Person Mitzuhiko war! Nach allem, was sie ihm Conan durchgemacht hatte und was sie…nun ja…getan hatten! Er konnte doch nicht wirklich glauben, dass das alles nur eine Show gewesen war!

Der Schülerdetektiv nahm ihr Schweigen jedoch als Antwort auf seine Frage und trat einen weiteren Schritt zurück.

„Kudo“, fing Ai an, kam näher auf ihn zu, doch er hob beide Hände, wie zur Abwehr, und entfernte sich noch weiter von ihr.

„Schon ok“, meinte er mit kaltem Unterton in der Stimme, welcher Ai einen Stich versetzte. „Ich hätte schon eher drauf kommen sollen. Wieso sonst wolltest du nicht wieder Shiho werden?“

Mit einem Kopfschütteln machte er auf dem Absatz kehrt und war drauf und dran durch die Tür zu schreiten. Ai’ s Gedanken überschlugen sich. Er sollte ihr, verdammt noch mal, nicht die kalte Schulter zeigen! Was hatte es ihn zu interessieren, ob Ai nun Mitzuhiko mochte oder jemand anderen, er hatte kein Recht sich wegen so einer Kleinigkeit, bei der er auch noch alles missverstand, so einen…Aufstand zu machen! Übererklärlicherweise begannen Ai’ s Augen in diesem Moment höllisch zu brennen an und sie sank hilflos auf die Knie. Wie konnte ein dahergelaufener, geschrumpfter Detektiv sie nur zu schwach werden lassen?

„Shinichi“, schluchzte sie leise, vergrub ihr Gesicht in den Händen und merkte dabei nicht, wie Conan erstarrt im Flur stehen blieb.

Lou-Berti-Café

Ihr war so egal, dass er sie weinen hörte, dass sie seinen richtigen Namen gesagt hatte, dass sie aussah wie ein kleines, verzweifeltes Kind. Das einzige, was sie in diesem Moment wollte, war, diese verdammte Verwirrung loszuwerden. Sie wollte wieder das alles so war, wie vorher, ohne seltsame Küsse und wildem Geknutsche auf Partys und…und irritierenden Aussagen, von denen sie kein Wort verstand! Das sollte alles einfach nur aufhören.

Ai hörte wie Conan wieder in ihr Zimmer kam und sah, wie er sich vorsichtig vor sie kniete, darauf bedacht, sie nicht zu berühren.

Schlauer Schachzug!

Sie wischte sich schnell die verräterischen Tränen von den Wangen und ließ die Hände zum Boden sinken, um sich mit ihnen abzustützen. Sie erwiderte den geschockten Blick des kleinen Schülerdetektivs. Sie war müde, wollte einfach nur schlafen und dieser Idiot ließ sie nicht. Wieso musste er ihr das alles auch immer antun?

„Haibara, ich…“, fing er an, suchte aber noch nach den richtigen Worten. „Ich wollte nicht…weißt du, dass alles…mit, mit dir und…Ran und dass du Mitzuhiko…“

Ai unterbrach ihn, indem sie eine Hand in die Höhe streckte.

„Nein“, sagte sie mit klarer Stimme, was nicht nur Conan überraschte. „Nicht ’Und dass du Mitzuhiko…’. Ich mag Mitzuhiko nicht in so einer Art. Wie kannst du das überhaupt denken? Er ist ein Kind.“

Sie spuckte das Wort aus, als wäre es widerlich es in den Mund zu nehmen. Nicht, dass sie etwas gegen Mitzuhiko hatte, nur das Conan’ s Feststellung sie der Pädophilie anklagte. So ein Idiot.

„Aber wer ist dann…“, fing Conan erneut an, wurde jedoch wieder unterbrochen. Sie hatte keinen Nerv für so was, nicht jetzt.

„Niemand, Kudo.“

Unerklärlicherweise zuckte der Detektiv beim Klang seines Namens leicht zusammen. Er hatte sich doch nicht Hoffnungen gemacht, dass sie ihn jetzt immer bei seinem richtigen Namen ansprechen würde. Ai’ s Herz schmerzte und ihre Augenlider waren träge. Sie wollte einfach nur ins Bett und Conan sollte einfach von hier verschwinden.

„Es tut mir leid, Haibara“, meinte Conan leise und schaute Ai wehmütig an. „Ich weiß nicht, warum ich so reagiert hab. Ich glaube, wegen Mitzuhiko…da ist irgendwie was bei mir durchgebrannt.“

Müde massierte Ai sich die Schläfen. Sie wollte das alles nicht hören, auch wenn ihr Herz da anderer Meinung war. Es begann wieder schneller zu schlagen, wie die Flügel eines Kolibris. Konnte das verfluchte Ding nicht einmal in ihrem Leben mit ihr kooperieren?

„Hey, alles okay?“, drang Conan’ s besorgte Stimme zu ihr und sie öffnete ihre Augen, wobei sie nicht mal gemerkt hatte, dass sie sie überhaupt geschlossen hatte.

„Ich bin müde“, erwiderte sie nur und mied es ihm in die blauen Augen zu sehen.

„Oh“, sagte Conan platt. „Dann…soll ich dir helfen?“

Er erhob sich und hielt Ai eine Hand hin, um ihr hoch zu helfen. Sie schüttelte den Kopf.

„Vielen Dank, das schaffe ich wohl grade noch alleine.“ Sie verdrehte die Augen und erhob sich.

„Ehm, soll ich dann…?“ Conan führte seine Frage nicht zu Ende, deutete nur mit dem Kopf auf die Tür, einen seltsamen Ausdruck im Gesicht, den Ai gerne durch sein niedliches Grinsen eingetäuscht hätte, doch eben dieses konnte sie nicht und sie war selber an seinem seltsamen Ausdruck schuld.

Sie nickte. „Besser wär’s.“

Conan murmelte ein lautloses ‚Okay’ bewegte sich aber nicht vom Fleck, sondern fing Ai’ s Blick auf und hob leicht einen Mundwinkel. Nur ganz leicht, so dass es, wenn man nur einige Zentimeter weiter entfernt gestanden hätte, vielleicht nicht mehr erkennen könnte. Ganz ohne Vorwarnung streckte eine Hand aus, legte sie auf Ai’ s Arm und zog sie an sich ran. Ihr Herz hüpfte freudig in ihrem Brustkorb umher und sie verfluchte sich dafür, dass sie so großes Gefallen an der Wärme seines Körpers fand.

Sein rechter Arm umschlang ihre Schultern, so dass seine Hand auf ihrer nackten Schulter lag und der linke Arm lag über dem anderen. Er vergrub das Gesicht in Ai’ s Haaren und sog leise ihren Duft ein. Zögernd schlag Ai die Arme um Conan’ s Bauch und erwiderte die Umarmung. Sie wollte das eigentlich gar nicht! Sie sollte ihn wegschubsen, eine Ohrfeige geben und ihn anschreien, er solle sie nicht anfassen. Stattdessen drückte sie sich an ihn, wie es eine Ertrinkende an einem treibenden Holzstück tun würde.

Ai schloss die Augen und unterdrückte ein wohliges Seufzen. Ihr Inneres war ein einziges Chaos, die Gefühle wirbelten umher, wie bei einer Schwangeren und Ai selber fühlte sich nicht besser. Sie fühlte sich, als wollte sie einfach nur heulend in Conan’ s Armen liegen und im nächsten Moment spürte sie das Verlangen ihn von sich zu schubsen und ihn anzuschreiben, wie er es wagen konnte sie anzufassen

Was machte dieser Junge nur mit ihr?

Schließlich entschied sie sich doch dafür, den Schülerdetektiv von sich zu schieben, nicht ganz so gewalttätig, wie in ihrer Vorstellung, und sah ihn ohne jegliches Lächeln oder sonstigen Anzeichen für ein menschliches Gefühl an.

„Du solltest gehen.“

Ein kurzer Ausdruck trat in Conan’ s Gesicht. War es…Schmerz? Oder war er einfach nur beleidigt, dass es Mädchen gab, die sich ihm nicht freiwillig hingaben? Doch bevor sie weiter in seinen Blick interpretieren konnte, hatte er sein Gesicht wieder unter Kontrolle und nickte mit leicht angehobenem Mundwinkel.

„Wir sehen uns“, erwiderte er, bevor er aus der Tür schlüpfte und Ai hörte, wie er die Treppen hinunter stieg und die Haustür öffnete und zu warf.

Müde massierte sich die geschrumpfte Wissenschaftlerin die Schläfen und tapste träge zu ihrem Bett, worin sie vorhin noch zusammen mit dem Schülerdetektiv gelegen hatte in einer recht…unangenehmen Pose.

Trotz der warmen Sommernacht fror Ai aus einem unerklärlichen Grund.
 

Als Ai wieder erwachte schien die Sonne schon erbarmungslos durch ihr Fenster und ihr wurde unangenehm warm unter der Decke. Kalter Schweiß befand sich auf ihrer Stirn, doch sie konnte sich nicht mehr an den Grund dafür erinnern. Sie wollte auch nicht wirklich an ihren Traum denken, er bestand aus purer Verwirrung und krankhafter Verzweiflung und dieses Wissen reichte ihr erstmal auch. Als sie sich aufsetzte hörte sie, wie jemand den Kühlschrank öffnete und Geschirr klirrte. Dann war der Professor also wieder zurück.

Eilig ging sie ins Badezimmer, schlüpfte aus ihrem verschwitzten Schlafanzug und hüpfte unter den kalten Wasserstrahl in der Dusche.

Nachdem sie erstmal all ihre Gedanken von dem Traum, an den sie sich nicht erinnern wollte, weggeduscht hatte, zog sie sich kurze, dunkle Shorts und ein Shirt mit Knöpfen am Ausschnitt an. Sie wollte einfach nur aus diesem Haus heraus und irgendwohin gehen, wo sie niemanden kannte.

Aus ihrem Zimmer schnappte sie sich eine kleine Umhängetasche, stopfte Handy, einen Block mit Kugelschreiber und ihr Portemonnaie hinein und schlich sich an Agasa vorbei. Wenn er sich Sorgen machte, würde er sie bestimmt anrufen, was wohl noch ein wenig dauern konnte, da Conan ja gestern den Schokokuchen hergebracht hatte. Davon durfte Ai natürlich nichts wissen, also würde er ihn gemächlich in sich hinein schieben, bis nichts mehr übrig war und dann erst würde er sie anrufen.

Als sie die Haustür leise hinter sich schloss konnte sie ein Schmunzeln nicht unterdrücken. So ein alter, dummer Mann. Irgendwie würde sie sowieso erfahren, was er zu Hause ohne sie so trieb.

Gemächlich machte sie sich auf den Weg in die Stadt und schlenderte dort umher wie ein Tourist. Sie schaute in jedes Ladenfenster, musterte die Auslegeware ganz genau, zog dann die Nase kraus oder hob bewundernd eine Augenbraue, bis sie an ihrem Ziel angekommen war. Das Lou-Bertie-Café. Keiner ihrer Klassenkameraden würde jemals dort hinein gehen. In diesem Café ließen sich nur junge Erwachsene oder alte Leute blicken, dabei war es sehr gemütlich dort.

Ai hatte es vor einigen Jahren mit Conan entdeckt. Er hatte die Nase gerümpft, während sie eine Augenbraue gehoben hatte. Er fand es sehr altmodisch, was sowieso nicht sein Stil war, doch sie fand es klassisch und echt schön. Des Öfteren war sie mit dem Professor hergekommen.

Sie trat durch die Drehtür, durch die sie am liebsten noch einige Male gegangen wäre, und sah sich nach einem Tisch um. Es war nicht besonders viel los. In der Mitte des Cafés war eine riesige, kreisrunde Mahagonitheke, in der die ‚Barkeeper’ standen und aus dem Raum, der sich in diesem Kreis befand, kamen die Kellnerinnen mit den Tellern und Tassen und was auch immer sie noch verkauften. Die Tische waren allesamt rund und bestanden auch aus Mahagoni. An den Wänden hingen alte Gemälde von Künstlern, die kein Mensch mehr kannte, abgesehen von einem mit Wasserlilien. Das hing an den Wänden des runden Raumes, in der Mitte der runden Theke.

Ai setzte sich an einen Tisch in ihrer Nähe und packte den kleinen Block und den Kugelschreiber aus der Tasche. Sie wollte die wenigen Formeln von dem Gegengift aufschreiben, an die sie sich noch erinnern konnte, über die anderen musste sie recherchieren. Es ließ sich bestimmt was finden und wenn sie Glück hatte fiel ihr vielleicht auch wieder das ein, was sie alles vergessen hatte.

Sie kritzelte, strich wieder durch und schrieb wieder etwas auf. Eine halbe Stunde später war sie mit ihren Nerven am Ende und kurz davor einen Schrei der Frustration loszuwerden.

„Wow, das sieht ganz schön kompliziert aus“, hörte sie plötzlich eine freundliche Stimme direkt hinter sich und wandte sich erschrocken um.

Sei sah in ein ihr unbekanntes Gesicht eines jungen Mannes, der sie nett anlächelte. Ihr Herz erholte sich von dem Schock und sie musterte den Mann etwas näher. Er hatte schwarze, lockige Haare und so braune Augen, dass man die Pupillen nur mit Mühe erkennen konnte. Sie musste sich zurückhalten nicht näher an ihn heranzugehen, die Augen zusammenzukneifen und nach seinen Pupillen zu suchen. Stattdessen nickte sie und grinste.

„Glauben Sie mir, dass sieht nicht nur so aus“, erwiderte sie und verdrehte die Augen.

„Hausaufgaben?“, sagte er Mann nur, sein Lächeln wurde breiter und er beugte sich immer noch zu ihr hinunter.

Ai schmunzelte. „Sozusagen.“

Sie deutete ihm, der Höflichkeit halber, sich doch zu ihr zu setzen. Lässig nahm er sich einen Stuhl von einem anderen Tisch und setzte sich zu ihr, den Arm auf dem Tisch abstützend.

„Brauchst du Hilfe?“, fragte er und deutete mit dem Kinn auf den voll geschriebenen Zettel.

Die geschrumpfte Wissenschaftlerin hob belustigt eine Augenbraue.

„Nein, ich denke nicht“, schmunzelte sie.

„Gut“, seufzte der Mann erleichtert und erwiderte ihr Grinsen. „Ich hätte dir eh nicht helfen können.“

Ein leises Lachen entrang Ai’ s Kehle und sie senkte den Blick wieder zu ihrem Zettel.

„Ich heiße Takeo“, stellte sich der schwarzhaarige Mann lächelnd vor. Ai sah ihn wieder an, konnte sich nicht verkneifen ebenfalls zu lächeln. Dieser Takeo hatte eine verdammt positive Aura.

„Ai“, erwiderte Ai und sah ihn nachdenklich an. „Schöner Name.“

Takeo lachte auf und schüttelte leicht den Kopf. „Nicht wirklich“, erwiderte er. „Wegen dem Namen wollte mein Vater, dass ich irgendwas Heroisches studiere, wie Anwalt oder Arzt oder so was.“

„Und sind Sie bald ein ehrenhafter Anwalt? Oder Arzt?“, fragte Ai mit leicht neckendem Unterton.

Takeo schüttelte erneut den Kopf. „Nicht mal annähernd. Ich bin Künstler.“

Ai kicherte. „Da ist Ihr Vater bestimmt sehr stolz auf Sie.“

„Er redet nicht mehr mit mir.“ Takeo’ s Lächeln wich immer noch nicht von seinen Lippen.

Entschuldigend schaute Ai ihn an und ließ ihre Hände unter den Tisch sinken.

„Oh“, erwiderte sie. „Das tut mir leid.“

Er machte eine wegwerfende Handbewegung.

„Kein Problem“, beteuerte er. „Er war sowieso nicht mein richtiger Vater.“

„Ach, nein?“ Dieser Mann interessierte Ai mit jedem Wort, das er sagte, mehr und mehr.

„Nein, mein richtiger Vater war in der Armee und ist bei einem Einsatz ums Leben gekommen. Seitdem ist meine Mutter nicht mehr dieselbe, sagt Nana jedenfalls. Ich kannte meinen Vater nicht“, erzählte er recht selbstbewusst, senkte dann jedoch mit zartrosa Wangen den Blick. „Tut mir leid, ich weiß nicht, wieso ich das alles erzähle, ich…“

„Nein, nein. Ist schon okay“, beruhigte Ai ihn und lächelte. Für einen erwachsenen Mann erinnerte er sie ziemlich an einen Teenager, was nicht unbedingt schlecht war. „Es macht Spaß, Ihnen zuzuhören.“

Takeo schenkte ihr ein niedliches Grinsen. „Weißt du, du erinnerst mich an jemanden.“

Überrascht hob Ai eine Augenbraue, die Formeln auf dem Block schon so gut wie vergessen.

„Tu ich das?“, fragte sie und schmunzelte.

„Ja.“ Takeo nickte. „An dieses eine Bild mit der Frau, die lächelt, aber eigentlich nicht wirklich lächelt. Weißt du, welches ich meine?“

Ai verdrehte die Augen.

„Sagen Sie nicht, sie wissen nicht, dass das Bild, das sie meinen, ‚Mona Lisa’ heißt?“, neckte sie ihn und stützte ihren Ellbogen auf dem Tisch ab.

„Als Künstler?“, Takeo lachte. „Wohl eher nicht. Ich wollte nur sehen, ob du dich ein bisschen mit Kunst auskennst.“

„Wer kennt nicht das berühmteste Gemälde da Vincis?“, erwiderte Ai und lächelte schief.

Takeo musterte sie mit einem sympathischen Lächeln auf den Lippen und legte den Kopf schief. Ai hob fragend die Augenbrauen. Nicht, dass sein Blick ihr unangenehm war oder so, sie war es nur nicht gewohnt solange angesehen zu werden.

Das Lächeln des jungen Mannes wurde breiter und glich nun eher einem Grinsen.

„Hast du vielleicht Lust meine Mona Lisa zu sein?“, fragte er weich und Ai’ s Wangen wurden wärmer.

Bitte? Seine Mona Lisa? Was…was meinte er denn damit? Verwirrt sah sie ihn an und er lachte auf.

„Tut mir leid, wenn ich mich seltsam ausgedrückt habe“, entschuldigte er sich. „Ich wollte eigentlich fragen, ob du mir vielleicht mal model stehen möchtest. Dann kann ich dich zeichnen.“

Ai’ s Augen hellten sich auf. Als kleines Kind hatte Akemi sie des Öfteren gezeichnet und sie meinte, dass Ai ein wirklich tolles Model wäre und dass sie sich einmal von einem professionellen Künstler malen lassen sollte. Das Gesicht der kleinen Shiho hatte sich dann aufgehellt und sie übte damals jeden Tag verschiedene Posen. Sie war vielleicht drei oder vier Jahre alt gewesen und ihre Eltern hatten ebenfalls noch gelebt.

„Gerne“, antwortete Ai nach einigen Sekunden, welche ihr wie eine Ewigkeit vorkamen.

Takeo lächelte freudig und winkte einen vorbeilaufenden Kellner heran.

„Zwei Moccachinos“, bestellte er und fing Ai’ s fragenden Blick auf.

„Was tun Sie da?“, schmunzelte sie.

Der junge Künstler lachte auf. „Ein Mädchen heroisch von ihren Chemiehausaufgaben befreien.“

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Takeo bedeutet übrigens Held, Ehrenmann. :)

This is...

Es war tatsächlich passiert. Das Unfassbare, das Unglaubliche, das Unwiderrufliche. Ai hatte es sich nur wenige Minuten nach dem stundenlangen Gespräch mit dem freundlichen Takeo eingestanden. Sie kam nicht drum herum und dafür hasste sie sich. Sie war sich vollkommen sicher, was sie empfand, wie es um ihre Gefühle stand. Und dazu hatte es nur eine Unterhaltung mit einem wildfremden Typen gebraucht. Wobei sie eine Menge über diesen Mann erfahren hatte und selber auch unheimlich viel von sich preisgegeben hatte. Nun ja, viel, auf eine ziemlich Ai-mäßige Art. Doch selbst nach dieser Eingeständnis, war sie nicht unbedingt glücklich über ihre Gefühle.

Ihre Gefühle für ihn.

Unglaublich, wie sie sich dagegen gewehrt hatte, wobei sie doch eigentlich schon immer wusste, dass es so war. Viel zu lange, für ihren Geschmack. Und alles, was dieser Idiot tat, war ihr überladenes, gebrechliches Herz nur noch mehr auszulaugen. Es jeden Tag aufs Neue einen 500 Meter-Lauf machen zu lassen, nur um ihm dann entgegenzubrüllen, wie schwach es ist. Doch von diesem ständigem Auf und Ab hatte sie nun gehörig die Nase voll und musste dem ein Ende bereiten.

Wie auch immer sie das anstellen sollte.

Jedoch war sie sich sicher…die Proben für ‚Romeo und Julia’ würden nicht auf ihrer Seite stehen. Solche Dinge gesellten sich meist zu der gegenüberliegenden Partei. Ihrem armen, ausgelaugten Herzen, welches einfach nicht loslassen konnte, selbst wenn ihm schon weniger erfreuliche Dinge angetan wurden.

Sie stand an Genta’ s heiligem Pult gelehnt und hatte die Arme vor der Brust verschränkt. Sie beachtete nicht das kontinuierliche Kopfnicken des Jungen hinter ihr, der die Kopfhörer fest über den Ohren trug und anscheinend für Romeo und Julia unpassende Musik anhörte. Sie beobachtete, wie Ayumi herumlief, einige Schauspieler herumscheuchte, die ihre kostbaren Requisiten herum tragen durften und an verschiedenen Plätzen aufstellen sollten, damit das kleine Prinzesschen sah, wie sich ihre Babys an den besagten Stellen machten.

Sie seufzte und kreuzte die Beine in einer Art die von so unglaublicher Langeweile zeugte, dass sie sich selber fast wunderte nicht schon lange eingeschlafen zu sein. Konnte nicht endlich mal etwas passieren? Das einzige, was sie tat war rumstehen. Ihr Text war im Kopf, die Nummer lief perfekt, nur die Kussszene hatten sie nicht geübt, nicht dass sie schon bei den restlichen Szenen von ihrem Herz beredet wurde oder von ihrem rauschenden Blut.

Auf dem Sommerfest, das übrigens am kommenden Sonntag schon stattfand, würde sie sterben!

Seltsamerweise hatte der kleine Schülerdetektiv die Hälfte seines Textes nicht im Kopf, was schon sehr überraschend war, doch als er bei den vorigen Proben auch noch stotterte, wie ein kaputtes Radio, war Ai bedingungslos verblüfft gewesen. Dazu hatte er sich auch noch ganz schön blöd angestellt die ganze Zeit. So einen Conan hatte sie noch nie gesehen.

Sehr Mysteriös.

Besagter Schülerdetektiv, der unter unheilbarer Arroganz und unübertrefflich klugem Gehirn litt, stand einige Meter vor einem Pappbusch, hielt das Textbuch zusammengerollt in der Hand und versuchte mit einer ‚gefälschten Julia’ den Text auswendig zu lernen, wobei es aussah, als würde er versagen.

Er benahm sich schon den ganzen Morgen seltsam. Ob es wohl etwas mit ihrer kleinen…Auseinandersetzung und den wechselhaften Stimmungen vom vorigen Tag lag?

Jedenfalls fiel er vor der erschrocken dreinblickenden Momoko auf die Knie und hielt die Arme weit gespreizt in die Luft.

Gut, dass Frau Izumi gerade nicht anwesend war. Bei dem Anblick ihres demokratisch gewählten Romeo’ s würde die arme Frau einer Herzattacke unterliegen.

Ai verdrehte die Augen.

So ein Idiot.

„Hey, Julia“, hörte sie eine Stimme nahe ihres linken Ohrs und hüpfte ruckartig einige Schritte in entgegen gesetzte Richtung.

Ein kichernder Takuya stand lässig vor ihr, die Hände in den Hosentaschen der Jeans und das Hemd so weit aufgeknöpft, dass man schon einige dunkle Brusthaare erkennen konnte.

Angewidert zog Ai die Nase kraus, sah einmal zu Genta, nur um festzustellen, dass der immer noch zu seiner Niez-Musik kopfnickte und wandte den Blick anschließend wieder dem Jungen mit den nun schwarzen Haaren zu.

Seltsam. Es kam ihr vor, als hätte er mal eine andere Haarfarbe gehabt, doch ihr fiel einfach nicht ein welche. Anscheinend hatte sie nicht genug auf ihn geachtet.

„Was tust du denn hier?“, fuhr sie ihn unfreundlich an und lehnte sich wieder mit dem Hintern an das Schaltpult. „Verbringst du deine Zeit immer noch mit seltsamen Nachhilfestunden?“

Leise lachend stützte Takuya sich neben Ai mit den Armen am Pult ab.

„Ab und zu“, erwiderte er grinsend und schaute das rotblonde Mädchen von der Seite her an. „Sag bloß, du bist eifersüchtig?“

„Natürlich“, spottete Ai und verdrehte die Augen. „Ich konnte die ganzen Nächte nicht mehr schlafen, weil ich daran denken musste, dass du wohl an jedem Tag zigtausend verschiedene Mädchen Kuss-Unterricht geben wirst, die bestimmt allemal hübscher sind als ich.“

Oh, ja. Die Ironie war wohl kaum herauszuhören.

Sie linste unauffällig auf ihre Uhr. Gott sei Dank. Bald war sie erlöst.

„Keine Sorge, Schätzchen“, lachte Takuya und stupste Ai’ s Schulter mit der eigenen an. „Ich bin noch keiner hübscheren als dir begegnet.“

Sie schmunzelte. „Das erzählst du jeder, stimmt’ s?“

„Jap“, antwortete Takuya und das Grinsen war deutlich aus seiner Stimme herauszuhören. „Eigentlich…“, fügte er hinzu „bin ich hier, um meine Perle abzuholen.“

„Aha?“, erwiderte Ai und hätte, nur dem Effekt wegen, sehr gerne gegähnt.

Sie hatte schon eine vage Vorstellung, wer seine ‚Perle’ war.

„Takuya!“, hallte auch schon der schrille Ruf durch die Halle und eine kurvige Blondine kam auf den dunkelhaarigen Jungen zu.

Natürlich. Marron.

Ai salutierte einmal, wozu Takuya breit grinste und es ihr nachtat, während er mit dem zusätzlichen Gewicht, das ihn gegen das Pult presste, kämpfte. Schmunzelnd eilte Ai davon und gesellte sich zu Mitzuhiko, der mit Yamato und Junpei in einer kleinen Männerrunde stand.

Das Gespräch verstummte, als sie neben Mitzuhiko zum Halt kam und sie schaute mit gehobener Augenbraue in die winzige Runde.

„Störe ich vielleicht?“, fragte sie in ungehalten kaltem Ton.

„Nein, nein“, kam es von allen Seiten, die Blicke überall nur nicht in ihrer Richtung, selbst der von dem selbstverliebten Mädchenschwarm Yamato.

Argwöhnisch zog Ai die Augenbrauen zusammen. „Okay“, sagte sie langsam und entfernte sich mit schlurfenden Schritten.

Aus den Augenwinkeln konnte sie beobachten, wie die Köpfe der drei Jungen wieder zusammen gesteckt wurden und ihr unterdrücktes Tuscheln war sogar noch einige Meter entfernt zu hören, jedoch ohne nur ein einziges Wort zu verstehen.

Den Blick immer noch auf die Männerrunde gerichtet schlenderte sie weiter und rannte prompt in eine ungewöhnlich große Person. Jedenfalls ungewöhnlich groß für ihre Klasse. Die Berührung war so heftig, dass sie mit extrem langsamer Lichtgeschwindigkeit nach hinten geschleudert wurde und gerade noch von dem Baum von einem Menschen am Arm festgehalten wurde. Ihr Kopf flog unkontrolliert von der einen zur anderen Seite, was wohl ein recht seltsamen Anblick bot und sie selber fühlte sich wir ein Hamster auf Drogen.

Mit schmerzverzerrtem Gesicht massierte sie sich den gefühlt verstauchten Nacken und blickte zu ihrem…wie auch immer sie ihn nennen konnte, hoch.

Prompt sahen sie zwei lächelnde braune Augen an.

„Hoppla“, begrüßte Takeo sie mit einem sympathischen Lachen.

Ohne sich selbst kontrollieren zu können, lachte Ai leise mit. Sein Lachen war einfach so ansteckend, wobei es sie überhaupt nicht störte. Sie hatte gestern Takeo’ s Anwesenheit sehr genossen.

„Hi“, kicherte Ai, Takeo’ s Hand immer noch fest um ihren Arm.

„War das nicht eine ‚umwerfende’ Begrüßung?“, fragte der junge Mann, beugte sich etwas hinunter und zwinkerte, den Mund hatte er dabei weit geöffnet.

Ai lachte leise und schubste ihn neckend von sich.

„Was für ein lahmes Wortspiel“, spottete sie und streckte dabei die Zunge heraus.

In gespielter Arroganz spitzte Takeo die Lippen und schaute Ai unter seiner schwarzumrandeten Lesebrille her überheblich an. Dann löste sich sein gesamter Gesichtsausdruck und er schob schmollend die Unterlippe hervor, seine Augen wurden noch größer, als sie ohnehin schon waren.

„Gar nicht lahm“, klagte er und zwinkerte oftmals hintereinander, was ihm einen so verwirrten Blickfang machte, dass sich gleich mehrere Köpfe in die Richtung der beiden drehten. Conan’ s eingeschlossen.

Ai lachte und schnippste dem kindlichen Erwachsenen gegen die Stirn.

„Du bist so ein Idiot“, schmunzelte sie und hob belustigt eine Augenbraue.

Takeo erhob sich, streckte den Rücken durch und setzte eine verdammt gute Maske voller Ernsthaftigkeit auf. Sein Mund formte eine gerade Linie, die Augenbrauen senkten sich streng nach unten herab, nur seine Augen funkelten lustig und klagten seinem Gesicht Lügen.

„Wo bleibt dein Respekt, Mädchen?“, sprach er mit verstellt tiefer Stimme.

Ai konnte das aufkommende Gefühl, dass ihren Hals von innen kitzelte, nicht unterdrücken und lachte laut auf, dabei suchte sie mit der Hand nach Takeo’ s Unterarm und umklammerte ihn, nachdem sie ihn gefunden hatte. Die beiden mussten nun einen noch seltsameres Bild darstellen.

Der erwachsene Mann, der sich die ganze Zeit verstellte, als sei er ein erfolgloser Komiker und das eiskalte, gefühlslose Mädchen, dass sich kaum vor Lachen halten konnte und sich fest an den Arm des armen Clowns hielt.

„Lass das!“, beschwerte sich Ai, nachdem sie sich halbwegs beruhigt hatte.

Ihre Schultern bebten noch unkontrolliert und eine winzige Lachträne stahl sich aus ihrem Augenwinkel. Sie lockerte ihren schon fast krankhaften Griff um Takeo’ s Arm und legte sich selbst beschwichtigend eine Hand auf den Bauch, wonach ein tiefer Atemzug folgte.

Der dunkelhaarige Mann lächelte sie lieb an und ließ die Arme stumpf neben seinem Körper baumeln. Dieser Mann war so sehr wie ein kleines Kind, dass Ai der Ironie ihrer Situation wegen beinahe wieder gelacht hätte.

„Was tust du überhaupt hier?“, fragte sie, ein breites Grinsen auf den Lippen, und verschränkte die Arme aus Gewohnheit vor der Brust.

Der Angesprochene sah sich erstmal in der Sporthalle um, der Mund zu einem niedlichen Lachen geöffnet, kein Laut war aus seiner Kehle zu hören, bis er den Blick Ai zuwandte und seine Augen sie witzig anfunkelten.

„Du meintest doch, du gehst hier zur Schule“, erklärte er. „Da dachte ich, ich komm mal vorbei.“

Den letzten Satz sprach er mit aufquellendem Enthusiasmus aus, wodurch seine Stimme an Lautstärke wuchs, und sie sich erneut einige Blicke einfingen.

Plötzlich kramte Takeo in seiner Hosentasche herum und zog einen kleinen Gegenstand heraus. Stolz hielt er Ai’ s Mini-Block vom vorigen Abend in die Höhe.

„Und bringe dir das hier vorbei!“, rief er freudig aus, das ganze Gesicht in kindlichem Stolz in die Länge gezogen. Die Augenbrauen verschwanden unter dem Vorhang von dichten, schwarzen Locken, der Mund öffnete sich weit genug, dass Ai problemlos einen Marshmallow hineinwerfen könnte. „Deine Hausaufgaben“, fügte er mit einem Zwinkern hinzu.

Auf eine angenehme Art und Weise kam er Ai an dem Tag sehr viel kindischer und lustiger vor, als an dem davor. Trotzdem war der sympathische junge Künstler, der auch erwachsen sein konnte, zu erkennen. An den leuchtenden Augen, dem wissenden Lächeln und der zuckenden Augenbraue. Er lebte in einer On-Off-Kindheit.

Ai streckte den Arm danach aus, doch bevor sie ihren Block ergreifen konnte, kam eine andere Hand in den Weg. Der geschrumpfte Schülerdetektiv schaute angestrengt auf die gekritzelten Notizen und seine Augenbraue zuckte gefährlich.

Die Blicke des jungen Mannes und der geschrumpften Erwachsenen ruhten auf Conan, der über den Rand des Blockes auf Ai starrte. Er ließ seinen Arm sinken.

„Haibara“, sagte er nur und schaute fragend von ihr zu dem Block in seiner Hand, dann wieder zu ihr.

„Oh!“ Takeo sah sie ebenfalls an. „Das ist also dein Nachname!“

Ai schmunzelte. „Ganz richtig. Ehm, Takeo, das ist…“

Sie zögerte, während ihr Arm einmal zwischen den beiden männlichen Menschen hin und her eilte, wie ein aufgeschrecktes Huhn. Conan senkte mit leicht rosanen Wangen den Kopf.

Okay, Ai gab ja zu, dass sie nicht wenig Schuld an der Kluft hatte, die zwischen ihr und dem geschrumpften Schülerdetektiv entstanden war. Sie hatte ihn das erste Mal geküsst, sie hatte ihn das erste Mal umarmt, sie war das erste Mal einfach so in der Nacht zu ihm gekommen. Sie hatte sich als erste, und einzige, in ihn verliebt.

„Das ist mein bester Freund, Conan Edogawa.“
 

~
 

Sie wusste nicht, ob sie das tun sollte, ob sie damit wieder irgendetwas zerstörte oder ob sie sich selber damit kaputt machte. Sie hatte keine Ahnung, dass einzige, was sie wirklich wusste, war, dass sie es mochte, dass Conan und sie sich öfter berührt hatten, dass sie es mochte, wenn ihr Herz auf einmal einem Rennwagen Konkurrenz machte, dass sie einfach nur bei ihm sein wollte. Oder wenigstens ein wenig von dem beibehalten wollte, was ihr in der kurzen Zeit so sehr ans Herz gewachsen war.

Erst, als sie am Sonntag mit Takeo geredet hatte, war ihr aufgefallen, wie gut es tat mit fremden Menschen zu reden, die einem noch nicht das Herz ausgelaugt hatten, mit denen man keine Probleme hatte, keine geheimen Gefühle oder auch überhaupt keine Gefühle dieser Art, die der andere sich von einem wünschte. Es tat gut über belanglose Dinge zu reden, etwas von ihm zu erfahren, etwas von sich zu erzählen. Es hatte Spaß gemacht sich mit ihm über Kunst zu unterhalten, über Mona Lisa, über seine Gemälde, seine Skizzen anzusehen, die er in der großen Mappe hatte, die die ganze Zeit unter dem Tisch stand, darüber zu reden, wie er sie zeichnen wollte, welche Pose, welche Frisur, das Outfit, der Hintergrund, ob noch etwas in dem Gemälde sein sollte oder nur sie. Es war etwas völlig Neues gewesen mit Takeo über seinen verstorbenen Vater zu reden, seine etwas verwirrte Mutter und die lässige Großmutter, die er liebevoll „Nana“ zu nennen pflegte.

Doch bei diesem langen Gespräch war ihr auch aufgefallen, wie sehr sie solche Unterhaltungen mit Conan vermisste, mit ihm zu reden, ohne sich selber oder die Beziehung zueinander in den Vordergrund stellen zu müssen. Einfach nur reden.

Und genau das wollte sie jetzt tun. Sie wollte einmal ihre Gefühle zur Seite legen, er sollte seine Verwirrung und die verdammten Hormone für einen Augenblick vergessen und sich mit ihr unterhalten, wie er es mal mit Ran getan hatte. Über Nichtigkeiten, Dinge, die keinen interessierten. Wie sein Toaster hieß, ob er Shorts in seinem Kleiderschrank hatte oder sich mal selber die Haare geschnitten hatte, was er so an Krimis liebte, wieso er sich niemals Mary Poppins angesehen hatte, ihn mit seinen Gesangskünsten aufziehen, dabei in der Detektei sitzen, Kaffee, Tee, Kakao oder Eistee oder jedes andere x-beliebige Getränk und später dort auf den Sofas einschlafen, so wie sie es nur ein einziges Mal getan hatten.

Nachdem die ganzen Formeln für das Gegengift gelöscht waren, saßen sie in der Detektei, Ran kam alle zwei Stunden hinunter, beschwerte sich, wieso die beiden nicht schon längst im Bett lagen, ob sich der Professor nicht Sorgen um Ai machte oder ob Ran ihr helfen solle das Sofa zu beziehen.

Sie hatten die Nacht durchgemacht, Ai hatte eine Menge über ihre Familie erzählt. Sie hatten ein Spiel daraus gemacht, hatten sich Zettelchen geschrieben, mit den Erzählungen aus ihrer Kindheit und hatten sie sich zugeworfen, wer sie nicht fing musste als Strafe zu Kogoro ins Zimmer und, in Conan’ s Fall, eine Feder aus einem seiner Kissen unter die Nase halten, und Ai musste für den Trunkenbold singen. Dann hielt er sie immer für Yoko Okino und die beiden Teenager konnten sich gar nicht halten vor lauter Lachen.

Noch später in der Nacht saßen sie auf einem der Sofas, Ai an Conan’ s Schulter gelehnt, sie hörte ihm zu, wie er erzählte. Von dem Haus neben dem des Professors, von seiner Mutter, wie sie immer jämmerlich in der Küche versagte, wenn sie für den kleinen Shinichi und ihren Mann eine Mahlzeit kochen sollte. Dass sein Vater ihm immer jugendfreie Krimis mit Winnie the Pooh erzählte, die er sich selber zusammengereimt hatte, bevor der fünfjährige Shinichi ins Bett ging, dass er sich mit drei Jahren an dem Herd verbrannt hatte, seine ganze Hand war voller Blasen gewesen, dass er etwas mehr als ein Jahr später an das Bügeleisen fasste und sich dieselbe Hand erneut verbrannte.

Das war es, was Ai so vermisste und genau aus diesem Grund stand sie nun an der Treppe, die hinauf zur Detektei führte, die Arme vor der Brust verschränkt, die Schultern hochgezogen. Sie trug eine schwarze Sporthose mit Gummiband, dass die Hose unter ihren Knien fixierte, ein schlichtes weißes Top und ihre alten, weißen Ballerinas, die Ayumi sich schon unzählige Male ausgeliehen hatte.

Zögernd angelte Ai ihr Handy aus der Hosentasche und tippte schnell, dennoch mit zitternden Fingern, eine Nachricht, um den Schülerdetektiv zu wecken. Sie wollte reden. Jetzt sofort. Seit der Party hatte gar nichts mehr zwischen den beiden funktioniert. An diesem einen Wochenende war Ai’ s Leidenschaft schon zwei Mal mit ihr durchgegangen, was dann in einer unmoralischen Knutsch-Session endete und eine Menge an Verwirrung, Verzweiflung, Wut, Trauer und Müdigkeit hinterließ.

Sie wollte mit ihm reden und das alles für einige Zeit vergessen, wie sie es auch bei Takeo getan hatte.

Like the old days..

Der geschrumpfte Schülerdetektiv saß in der unbeleuchteten Detektei auf dem Sofa, die Beine auf dem weichen Kissen unter ihm verschränkt, die Arme ebenfalls und starrte hinaus, auf das Licht der Laterne, die vor der Wohnung stand. Es war so seltsam gewesen Ai heute lachen zu sehen. Es war seltsam gewesen, sie mit diesem, ihm unbekannten, Mann zu sehen, der einen eher kindischen Eindruck auf Conan machte. War dieser…Takeo, oder wie auch immer er noch mal hieß, etwas ihr Unbekannter? Den, für den sie so viel empfand? Wegen dem Conan seine Gefühle zurücknehmen wollte, als er sie den Abend nach der Party ausgesprochen hatte, ohne jegliche Kontrolle seines Mundes.

Er hatte sie mit seiner rausgerutschten Liebeserklärung verletzt. Womöglich, weil sie nicht wollte, dass etwas zwischen den beiden auf jegliche Weise verändert wurde und die Worte ‚Ich liebe dich’ sprachen nur allzu deutlich von einer Veränderung. Dabei hatte er sie gemeint. Jedenfalls hatte es sich richtig angefühlt, als er es unbewusst ausgesprochen hatte. Und heute in der Schule…er hatte sich nicht konzentrieren können. Bei den Proben hatten ihre wunderschönen, ozeanblauen Augen zu ihm hochgesehen, sie war näher gekommen, ihren Mund bewegt, doch er hatte kein einziges Wort von dem verstanden, was sie gesagt hatte. Sein Kopf war so leer gewesen.

Nach der Auseinandersetzung, die er mit Ai hatte, fühlte er sich kaputt, ungewöhnlich ausgelaugt. Wegen ihm hatte das kalte Mädchen geweint. Was war er denn auch für ein Idiot, ihr vorzuschlagen zusammen zu sein, weil sie so verdächtig waren! Und so jemand war ein hochintellektueller Detektiv gewesen!

Am liebsten hätte er sich nach dieser Aktion ausgepeitscht, doch das hatte er natürlich nicht getan. Und das seltsamste an der gesamten Sache war, dass kein einziger Gedanke an Ran verschwendet wurde. Den ganzen Abend lang nicht, abgesehen von der Zeit, als sie ihn anrief, aus welchem dubiosen Grund auch immer.

Und Ai vor diesem Takeo stehen zu sehen, ein breites Lächeln im Gesicht, ein kleines Lachen dort, ein Schmunzeln da…und es war um Conan geschehen. Er wollte einfach nur, dass der verwirrte, erwachsene Mann verschwand. Er wollte ihn nicht sehen, er wollte nicht, dass er Ai zum Lachen brachte, sie am Arm festhielt oder sie nur in sonst irgendeiner Weise ansah. Er hatte kein Recht dazu.

Genauso wenig, wie Conan selbst.

Wie der Schülerdetektiv so nachdachte und aus dem Fenster starrte, hörte er plötzlich das Vibrieren seines Mobiltelefons auf dem Abstelltisch zwischen den beiden Sofas. Misstrauisch hob er eine Augenbraue. Welche Mensch schrieb ihm denn um diese Uhrzeit, es war beinahe Mitternacht, eine Nachricht?

Mit wachsender Neugier hob er das winzige Gerät in die Hand und klappte es auf. Erst einmal musste er die Tasten entsperren, dann musste er auf ‚OK’ drücken und dann erst konnte er sehen von wem die mitternächtliche Sms stammte.

Seine Augenbraue hob sich noch etwas und er schickte eine kurze Antwort zurück. Er wusste nicht, ob er mit ihr reden wollte. Sie hatte ihn zwar als ihren besten Freund vorgestellt, doch er war sich noch nicht ganz sicher, ob er dieses so gut fand. Schließlich war er immer noch genauso verwirrt wie vor einigen Tagen. Er liebte Ran, doch Ai…Ai war so anders, als andere Mädchen, anders als Ran. Ran gehörte zu der Sorte Mädchen, oder sogar schon Frau, die immer hilfsbereit und freundlich waren. Sie war sozial, doch wenn es um tiefere Angelegenheiten ging oder man zweideutig redete, wurde sie entweder so rot, dass ihr Gesicht den Eindruck machte zu dampfen, oder aber sie trat oder schlug zu.

Und Ai war so…so kühl, ironisch, witzig. Sie wurde nie handgreiflich, obwohl einige es von ihr mehr erwarten würden, als von Ran.

Ach, er wusste doch auch nicht, was er fühlte! In ihm herrschte ein einziges Chaos!

Als ein leises, knarrendes Geräusch zu hören war, sah Conan auf und entdeckte die geschrumpfte Wissenschaftlerin, die gerade dabei war, die Detekteitür zu schließen. Mit einem leicht gehobenen Mundwinkel tapste sie zu ihm und setzte sich langsam und zögernd neben ihn, einige Zentimeter entfernten sie.

Argwöhnisch hob Conan eine Augenbraue und sah das rotblonde Mädchen an.

„Du hast wohl nicht vor die nächtlichen Besuche sein zu lassen, wie?“ Um ihr zu zeigen, dass er eigentlich gar nichts gegen ihre Besuche hatte grinste er und knuffte sie liebevoll in die Seite.

Ihr Lächeln wurde sichtbarer.

„Nicht wirklich, nein“, erwiderte sie, ebenfalls grinsend und zog die Beine ebenfalls auf das Sofa, um es sich, wie Conan, im Schneidersitz bequem zu machen. „Du wirst mich jetzt nie mehr los.“

Sehr schön.

Nach diesem kurzen Wortwechsel wurde erstmal nicht mehr geredet. Conan begnügte sich damit das Mädchen neben sich anzusehen, die ihren Blick irgendwo auf den Boden gerichtet hatte. Sie trug ein weißes Top, eine schwarze Sporthose und diese weißen Ballerinas, bei denen sie sich so oft aufgeregt hatte, dass Ayumi sie so oft auslieh. Abschlagen wollte sie die Bitte der kleinen Brünetten jedoch nie.

Ein kleines Lächeln schlich sich auf seine Lippen, da fiel ihm wieder ein, was er ihr eigentlich den ganzen Tag schon erzählen wollte, sich jedoch nicht getraut hatte, sie anzusprechen, weswegen er sich sehr dumm vorgekommen war, da sie schließlich seine beste Freundin war.

„Hey, Haibara“, lockte er ihre Aufmerksamkeit an sich.

Ihr Kopf drehte sich zu ihm und ein kleines Fragezeichen lag in ihren Augen.

„Yutaka meinte doch einmal, dass er Akemi kennen gelernt hätte, nicht wahr?“

Das rotblonde Mädchen nickte bedächtig. Sie war nicht besonders gut auf Ran’ s Freund zu sprechen. Wie es schien konnte sie seine kleine, perverse Aktion nicht vergessen. Wie denn auch. Conan konnte es genauso wenig.

„Hat er nie. Es gibt auch keinen Brief, den er dir geben sollte. Er wollte dich wohl nur…anlocken“, sprach er langsam und darauf bedacht, nichts falsches zu sagen, damit sie nicht wieder böse auf ihn war.

„Woher wusste er denn dann, das Akemi meine Schwester war?“, fragte Ai und stützte die Hände auf ihre übereinander liegenden Knöchel.

Conan grinste leicht. „Weißt du noch damals, diese Zettelchen? Woraus wir dieses seltsame Spiel gemacht hatten?“

Etwas in Ai’ s Augen leuchtete auf, was Conan’ s Laune ebenfalls steigen ließ, denn sie erinnerte sich noch an diese Kleinigkeit, obwohl es schon einige Jahre her war. Er spürte, wie sein Herz schneller klopfte.

„Ich hab diese Zettelchen letztens in Ran’ s Zimmer entdeckt. Ich weiß nicht, woher der Typ sie hat, aber er hat sie anscheinend alle gelesen und dadurch wusste er wohl auch, das du mit Akemi…geschwistert bist.“ Uh, er hatte sich falsch ausgedrückt. Ups.

Ai lachte leise und Conan’ s Herz schlug lauter, bei dem Klang.

„Hat Ran so eine gute Beziehung mit ihm?“, fragte sie schließlich.

Conan’ s Mundwinkel sanken wieder.

„Scheint so“, erwiderte er, sah die Wissenschaftlerin etwas besorgt an. „Vielleicht sollte ich ihr sagen, was er getan hat.“

Aus einem unerklärlichen Grund wurden Ai’ s Wangen dunkler und sie senkte den Blick auf ihre Hände.

„Und damit das Herz deiner Geliebten brechen?“, fragte sie leise.

Die Wangen des Schülerdetektivs wurden ebenfalls wärmer, doch er wandte den Blick nicht von Ai ab.

„Lass das, Haibara“, sagte er leise. „Sie ist nicht meine Geliebte.“

„Aber du wünscht doch, sie wäre es“, konterte sie und sah wieder auf, direkt in die Augen des geschrumpften Junges.

„Vielleicht…“, begann er und stellte erstaunt fest, dass das Leuchten, dass er in Ai’ s Augen entdeckt hatte, erlosch. „habe ich das mal“, beendete er den Satz.

Überrascht hoben sich ihre Augenbrauen. Ihr Gesicht wurde noch einen Ticken dunkler.

„Nicht mehr?“, fragte sie leise und ihre Stimme hörte sich nicht mehr so fest an, wie sonst immer.

Bedächtig schüttelte Conan den Kopf.

„Nein, ich denke nicht“, meinte er, ebenfalls leise, Verlegenheit schwankte in seiner Stimme mit. „Das einzige was ich von ihr will ist, dass sie diesen Perversling abblitzen lässt.“

Mit leichter Enttäuschung erwiderte Ai seinen Blick.

„Bedeutet nicht genau das, dass du immer noch mit ihr zusammen sein willst?“

„Nicht wirklich“, schmunzelte Conan. Seltsam, wie er auf einmal so unbeschwert über seine Gefühle für Ran reden konnte. Er fühlte nicht, wie sich sein Magen zusammenzog, nur riesige Erleichterung in Form eines Steins, der von seinem Herzen fiel, als er sich selber klar wurde, dass er gesagt hatte, er liebe Ran nicht mehr auf diese Art, und dabei nicht gelogen hatte.

„Ich will einfach keinen Yutaka mehr sehen müssen. Dazu ist Ran noch zu gut für ihn. Sie sollte sich jemanden suchen, der sie nicht enttäuscht.“

Mitleidig kamen Ai’ s Augenbrauen zu ihrem normalen Standpunkt, zogen sich ein klein wenig zusammen. Sie hatte ihn durchschaut. Er meinte, was er gesagt hatte. Auch er selber, Shinichi Kudo, hatte Ran Mori nicht verdient. Er hatte sie enttäuscht, wenn auch ungewollt. Sie war zu gut für ihn.

„Das…tut mir Leid, Kudo“, brachte Ai heraus und legte Conan mitfühlend eine Hand auf den Unterarm, der auf seinem Knie ruhte.

Er spürte, wie ihm wieder warm wurde. Ran war zu gut für ihn…und Ai war es ebenfalls. Sie hatte jemanden verdient, der sie zum Lachen brachte, sie nicht ununterbrochen mit Komplimenten überfiel, ihr dann auch noch sagte, es sei wegen der alten Liebe, sie küsste, ihr sagte, er liebe sie und es dann zurücknehmen wollte. Sie hatte jemanden wie Takeo verdient, so wie es schien.

Es herrschte einige Sekunden Stille, die Conan wie Stunden vorkamen. Er beobachtete, wie Ai auf ihre Hand sah, die auf seinem Arm ruhte, wie ihre Augen wieder leuchteten, spürte, dass ihre Finger zuckten, nur ganz leicht, dass sie wohl in der Bewegung, seinen Arm zu berühren, an ihn herangerutscht war, dass ihre Knie sein Oberbein berührten und ihm lief ein Schauer über den Rücken.

Natürlich liebte er Ran noch. So starke Gefühle, wie er für die hübsche Brünette gehabt hatte, verschwanden nicht einfach, nicht wegen einer kleinen Verliebtheit. Vielleicht hatten sich seine Gefühle für Ran verändert, weil er als Conan nicht mehr den gleichen Eindruck von ihr hatte, wie er es als Shinichi hatte. Shinichi hatte sie nicht wie einen Bruder behandelt, sie hatte nicht mit ihm geschimpft, weil er einfach so beim Professor geschlafen hatte.

Wie gesagt, der kleine Detektiv war verdammt verwirrt.

Plötzlich lachte Ai leise und zog damit Conan’ s Blick auf sich. Fragend schaute er sie an und sie schüttelte nur leicht den Kopf, beide ihrer Mundwinkel weit gehoben.

„Sie reden alle darüber“, klärte sie ihn auf.

Der ehemalige Schülerdetektiv legte den Kopf schief.

„Worüber?“, fragte er überaus dümmlich, weswegen Ai ihm lachend gegen die Stirn schnippste.

Darüber“, zischte sie bedeutungsvoll und wackelte mit den Augenbrauen.

Da machte es einmal ‚Klick’ im Gehirn des brünetten Jungen und er spürte, wie seine Wangen unnatürlich warm wurden. Ach so. Darüber redeten also alle. Na ja, das war wohl kein Wunder, schließlich war der…Unfall gerade Mal einige Tage her. Ihn würde ja brennend interessieren, was seine Klassenkameraden dazu sagten.

„Ach“, erwiderte Conan und mied es Ai anzusehen. „Darüber.“

„Jaah“, meinte das rotblonde Mädchen und lachte leise. „Ich war auch geschockt. Ich glaube, Mitzuhiko ist deswegen ganz schön sauer.“

Der Blick des Detektivs blieb fest auf Ai’ s Hand hängen, die immer noch auf seinem Arm ruhte.

„Ist er das, ja?“, fragte er, sein Ton ungewöhnlich abwesend. „Dazu gibt es keinen Grund.“

Ai’ s Hand zuckte unbehaglich und er spürte, wie sie einige Millimeter näher an ihn heranrückte, ob es nun unabsichtlich war oder nicht.

„Ich dachte, ich sollte mich vielleicht entschuldigen…“

Conan schaute nun wider das rotblonde Mädchen neben sich an, ihre Augen waren gefüllt mit unberechtigter Reue. Sie hatte sich selber ganz schön verändert in den letzten Jahren. Sie war verletzlicher geworden, zeigte ihre Gefühle öfter als damals und machte sogar schon Platz für Schwäche. Vor einigen Jahren hätte sie sich niemals entschuldigen wollen oder hätte vor jemand anderem geweint. Es hatte sich alles verändert.

„Tu das nicht“, antwortete Conan und lächelte warm auf die erwachsene Frau, die in einem Kinderkörper gefangen war, hinunter. „Damit machst du ihm nur Hoffnungen. Du bist zu nichts verpflichtet, würdest du dich entschuldigen wäre es, als hättest du ihn betrogen. Was du nicht hast…richtig?“

Im letzten Wort schwang Unsicherheit mit, denn Conan wusste nicht wirklich, was er nun denken sollte. Einmal hatte er Mitzuhiko und Ai dabei erwischt, wie sie sich beinahe geküsst hätten, auch wenn sie ihm beteuerte, dass das nicht stimmte. Er wollte ihr so gerne glauben, doch sie verwirrte ihn zu sehr.

„Richtig“, sagte Ai, die Wangen dunkler werdend.

Conan seufzte, drehte seinen gesamten Körper ihr zu, so dass sich die Knie der beiden ‚Teenager’ berührten, nahm ihre Hände in seine und schaute ihr intensiv in die Augen. Mit Freude beobachtete er, wie sich ihr Gesicht noch mehr verdunkelte und spürte sein eigenes Herz schneller schlagen.

„Hör mal, Haibara“, - wie sehr er sich wünschte, sie jetzt bei ihrem richtigen Namen zu nennen- ,“Alles was passiert ist…von dem Tag, an dem du das erste Mal nachts in mein Zimmer gekommen bist, um mich wegen Ayumi abzuholen, bis zu dem gestrigen Tag, tut mir verdammt Leid.“

Ai’ s Gesichtsausdruck fiel und eine Welle der Enttäuschung überschwemmte Conan. Er hatte gehofft, sie würde sich freuen, wenn er sich entschuldigte, dabei war das nicht alles, was er ihr zu sagen hatte. Sollte er wirklich die Wahrheit sagen?

„Doch“, das rotblonde Mädchen wurde wieder aufmerksam, „Ich bereue wirklich nichts von alldem.“

Conan’ s Lippen zierte ein schüchternes Lächeln und er entdeckte wieder dieses Funkeln in Ai’ s Augen, welches er in dieser kurzen Zeit, in der er es entdeckt hatte, schon lieben gelernt hatte. Irgendwie bewies es ihm, dass er ihr nicht ganz egal war, dass, egal wie sehr sie diesen Takeo mochte, er immer noch eine wichtige Rolle in ihrem Leben spielte.

„Vielleicht…“ Ai senkte den Blick, ihre Hände zitterten in Conan’ s. „Vielleicht solltest du das.“

Geschockt sah der Detektiv sie an, sie entzog ihre Hände seinen und wedelte sie abwehrend in der Luft, wie um zu sagen ‚So meinte ich das nicht!’.

„Du weißt doch, was ich damit sagen will, Kudo“, fuhr sie fort, die Arme wieder sinkend und legte ihre Hände wieder in Conan’ s, die in Schock immer noch geöffnet waren. „Ich wusste nicht mal, wie ich dich heute Takeo vorstellen sollte. Ich weiß nicht, was du für mich bist, oder was wir füreinander sind! Normale beste Freunde tun…das alles doch nicht, oder?“

Fragend sah sie ihn an und Conan zog nachdenklich die Augenbrauen zusammen. Sein Herzschlag hatte sich verdoppelt, dank der Hände, die sich wieder auf seine gelegt hatten, doch er wollte diese Symptome einfach mal zur Seite schieben, die ganze Sache und ihre Beziehung sachlich betrachten. Falls das denn möglich war.

Ai’ s Frage ignorierend, sagte Conan: „Dieser Takeo…woher kennst du ihn?“

„Ehm“, zögerte Ai und senkte wieder den Blick. „Aus diesem altmodischen Café, welches du nicht magst.“

Die Augenbrauen des Schülerdetektivs zogen sich zusammen und er legte den Kopf leicht schief. Ai’ s Finger, die sich fester um seine Hand schlossen, ignorierte er und schüttelte stattdessen leicht den Kopf, wie um ihr zu verstehen zu geben, dass er nicht wusste, welches Café sie meinte.

Ai lächelte leicht und schüttelte ebenfalls den Kopf. „Schon gut.“

„Und…wie lange kennt ihr euch schon?“ Conan spitzte leicht die Lippen. Er konnte sich nicht gegen das Austreten der Fragen wehren. Es war, als würde sein schnell schlagendes Herz sie auf direktem Wege hinausbefördern und er spürte, wie sein Gesicht wärmer wurde.

„Seit gestern“, schmunzelte Ai und lachte leise auf, als Conan überrascht die Augenbrauen hob.

„Tatsächlich?“ erwiderte er. „Wie alt ist er?“

Ai rollte mit den Augen, das Lächeln blieb auf ihren Lippen. „23.“

„Und als was arbeitet er? Falls er überhaupt schon arbeitet? Studiert er?“

„Soll das ein Kreuzverhör werden, Kudo?“, lachte die Wissenschaftlerin. „Er ist Künstler.“

Anerkennend hob Conan die Augenbrauen. Aber auch nur, weil er selber keinen geraden Strich zeichnen konnte und dann jemand, der Künstler war…sehr interessant. Auch, wenn ihn die Art, wie Ai über ihn redete zu Tode nervte. Das Lächeln war in ihrem Gesicht verwurzelt, das Funkeln wollte gar nicht mehr aus ihren Augen treten.

Es herrschte einige Minuten Stille. Keiner der beiden wollte die Ruhe stören und keiner brach den Körperkontakt. Inzwischen waren die Finger der beiden geschrumpften Erwachsenen fest ineinander verschlungen und ihre Knie berührten sich immer noch.

Plötzlich brach Ai die Stille, den Blick auf die Hände gerichtet, die Stimme leise: „Du hast fast Ayumi geküsst.“

Überrascht schaute Conan sie an. Ihre Schulterlangen Haare waren zu einem sportlichen Pferdeschwanz zusammengebunden, der Pony fiel in die schönen, ozeanblauen Augen.

„Ach ja?“, erwiderte er dümmlich, alle Erinnerungen an Ayumi wie weggeblasen. „Wann das?“

Ai rollte mit den Augen und sah ebenfalls in Conan’ s Augen. „Bei der Party. Kurz bevor ich…“

Ihre Wangen wurden wieder dunkler und ihre Augen blieben an Conan’ s Mund hängen, was für ihn Antwort genug war. Ach so. Das ‚fast geküsst’ meinte sie also.

Er lachte leise, löste eine Hand aus der festen Verzweigung der Finger und strich Ai’ s Pony aus ihren Augen.

„Ich hätte Ayumi nie im Leben geküsst“, meinte er, in beinahe ungläubigen Ton.

„Danach sah’ s aber nicht aus“, murmelte Ai.

Conan’ s Herz schlug doppelt bei dem versteckten Schmerz, den er in ihren Augen erkennen konnte. Also machte es ihr etwas aus, wenn er das kleine, naive Mädchen geküsst hätte? Wieso fiel ihm so ein großer Stein vom Herzen? War er nicht derjenige, der vorgeschlagen hatte, dass die beiden nur Freunde waren, nicht irgendetwas Unfreundschaftliches taten? Ganz ehrlich…er konnte sich nicht mehr erinnern, wer auf diese idiotische Idee gekommen war.

Er ließ dem unglaublichen Drang, Ai zu berühren, auch wenn er es schon tat, nach, beugte sich deswegen vor und legte seine Stirn an ihre. Seine Hand blieb in ihrem Nacken liegen und er sog ihren fruchtigen Duft ein. Er schloss die Augen spürte, wie Ai den Kopf etwas hob, so dass sich ihre Nasen berührten. Ihr Atem kitzelte sein Gesicht und ein Lächeln bildete sich auf seinen Lippen. So gern er sie nun geküsst hätte…er durfte nicht. Ihretwegen.

„Das hätte ich niemals über mich gebracht“, flüsterte er und genoss das Gefühl von Ai’ s freier Hand an seiner Wange.

Dirty Favor

Es waren schon einige Tage vergangen, seit Ai dieses aufklärende Gespräch mit Conan gehabt hatte. Zwei Tage, wenn man genau sein sollte, doch wer zählte schon? Im Nachhinein war ihr diese ganze Aktion verdammt peinlich gewesen. Besonders, als sie dann noch von Ayumi anfing und sich wie die eifersüchtige Freundin angehört hatte. Wie kam sie auf die Idee das Recht zu haben, ihm vorwurfsvoll darauf hinzuweisen, dass er beinahe ein Zehn Jahre jüngeres Mädchen geküsst hätte? Sie hatte nämlich definitiv kein Recht dazu. Absolut nicht.

Ai seufzte und ließ die Schultern etwas hängen.

„Bah!“, ertönte es hinter der riesigen Staffelei, die vor ihr aufgestellt war. Ein Gesicht, umrahmt von dichten schwarzen Locken, blickte über die Leinwand hervor und die braunen Augen sahen sie tadelnd an. „Nicht bewegen, Babycakes.“

Ein helles Lachen entwischte Ai’ s Mund. Takeo hatte sich nun jedes Mal, wenn er eigentlich ihren Namen nennen sollte, einen neuen Kosenamen ausgedacht. Nicht nur, um ihre Laune aufzuhellen, sondern auch, so dachte das rotblonde Mädchen, um sie nicht bei ihrem Namen zu nennen, da er meinte, er passe nicht sonderlich gut zu ihr. Sie war ein wenig beleidigt gewesen, doch womöglich hatte er Recht, dass „Liebe“ nicht sofort mit ihr verbunden werden würde.

„Ich kann aber nicht mehr!“, quengelte sie wie ein kleines Kind und zupfte an dem riesigen Hut, der eines ihrer Augen verdeckte.

Takeo griff nach seiner Lesebrille, die auf einem kleinen Abstelltisch neben seiner Staffelei stand, und setzte sie wieder auf. Das hatte er nun schon mindestens 20-Mal getan, als wäre er nervös. Bei ihrer ersten Begegnung hatte er diese Brille nicht getragen, doch als Ai ihn damit am Montag bei den Proben gesehen hatte, war ihr das kleine Extra nicht mal aufgefallen. Sie passte irgendwie zu ihm.

„Ich muss dieses Bild bis Freitag fertig haben. Du wusstest, dass an der Sache ein Haken ist und dass du einige Stunden in der gleichen Pose hocken musst, oder nicht, Biffifant?“ Takeo grinste breit.

Ai kicherte, meinte aber: „Okay, langsam reicht’s wirklich, alter Mann. Deine Spitznamen machen mir keinen Spaß mehr.“

Sie befand sich an diesem Mittwoch um 18 Uhr 32 bei Takeo in der Wohnung. In seinem Wohnzimmer, um genauer zu sein und lag mit dem Bauch auf seinem riesigen, luxuriösem Sofa, welches er speziell für diesen Auftrag einliefern ließ. Er hatte sie an diesem Tag angerufen, um sie zu fragen, ob sie sein Model sein wollte, da er einen Auftrag einer Werbefirma für ein Parfüm aufgetragen bekommen hatte und unbedingt jemanden brauchte, den er zeichnen konnte. Die Firma hatte genaue Vorstellungen wie die Werbung, die dann ganz vielleicht in Zeitschriften zu sehen wäre, auszuschauen hatte.

Sie trug auffallenden, roten Lippenstift, ihre Wimpern waren getuscht, als wären sie aufgeklebt und ein Hut bedeckte ihr halbes Gesicht. Ai selber gefiel diese Werbung nun schon nicht. Nicht wegen Takeo’ s Zeichenkünsten, das nun nicht, er zeichnete einfach göttlich, doch an der Idee für diese Werbung. Sie war…verwirrend. Ein wenig.

Takeo betrachtete sie nachdenklich zog noch einen Strich mit seinem Bleistift auf der Leinwand und legte ihn dann zur Seite. Ai war schon kurz davor aufzustehen, als der erwachsene Mann ein krähendes Geräusch machte und ihr seine flache Hand entgegenstreckte.

„Nicht…bewegen“, hauchte er, die Augen vor Schock geweitet.

Und schon wieder erinnerte er Ai an ein Kind, welches etwas total Überdrehtes gesehen hatte. Oder zu viel Zucker gegessen hatte. Was auch immer es war, es erinnerte sie an einen kleinen, süßen Jungen. Sie konnte Takeo als Kleinkind vor ihrem inneren Auge herumlaufen sehen, in nichts als einer Windel. Sie kicherte, rührte sich ansonsten jedoch nicht.

Zufrieden lächelnd erhob Takeo sich von seinem Hocker.

„Wünscht die schöne Dame etwas zu trinken oder zu speisen?“, fragte er mit geschwollenem, englischen Akzent und brachte Ai erneut zum kichern.

„Gewiss, werter Herr“, antwortete sie und hob zu ihrem schiefen Grinsen noch eine Augenbraue.

Takeo lachte auf, knickte die Ellbogen ein und ballte die Händen zu Fäusten.

„Essen blitzschnell mit dem…“ Er holte tief Luft und rief dann: „Tak-Mobil!“

Damit raste der Schwarzhaarige aus dem Wohnzimmer, durch den Türbogen, in die knallbunte Küche, mit der Ai sich schon vorher bekannt gemacht hatte. Erstaunlicherweise war das Wohnzimmer der einzige Raum in der Wohnung, der in dunkleren und eleganteren Tönen gehalten war. Weinrot, schwarz, weiß, grau. In jeder Ecke steckte, wenn man es so formulieren wollte, eine andere Welt. Eine Poker-Nacht in Texas, ein Hotelzimmer in Dubai und wie die anderen Mottos der Raumecken noch hießen. Takeo hatte sich in seiner ganzen Wohnung ausgetobt und es war recht leicht auf seinen Beruf zu kommen. Etwas Heroisches, wie er gesagt hatte, war es schon mal nicht.

Das Vibrieren ihres Handys ließ Ai aus ihren Gedanken schnellen und sie holte das Mobiltelefon aus ihrer Hosentasche, ohne ihren Oberkörper dabei nur einen Millimeter zu bewegen. Takeo hätte sie umgebracht, da er sofort gemerkt hätte, dass sie nicht in der gleichen Pose lag, wie eine Sekunde zuvor.

Ächzend schnappte sie sich ihr Handy, klappte es auf und hielt es an ihr Ohr.

„Ja?“ Hallo war doch was für Mädchen!

Für…richtige Mädchen-Mädchen. Ai’ s Meinung nach.

„Hey, Hey, Haibara!“ Die gutgelaunte Stimme ihres Lieblingsdetektivs ließ sie schmunzeln.

„Was gibt’s, Kudo?“, fragte sie und verfluchte sich, wie so viele Male in den letzten zwei Tagen, für das hörbare Grinsen in ihrer Stimme.

Conan schien es nichts auszumachen. „Hast du Lust später mit mir und Hattori diesen neuen Kung-Fu-Film anzusehen? Er hat ihn nur für dich geholt.“ Das Hervorschieben seiner Unterlippe konnte Ai sich bildlich vorstellen und schmunzelte.

„Heute?“ Die Wissenschaftlerin biss sich auf die Unterlippe. „Ich weiß nicht, wann ich hier fertig bin, soll ich mich noch mal bei dir melden?“

Sie hörte die eigene Unsicherheit in ihrer Stimme. Es lief gerade so gut mit Conan, da wollte sie sich nicht schon wieder irgendetwas zerstören lassen, durch irgendwelche seltsamen Kommentare oder das Geständnis, dass sie bei Takeo auf dem Sofa lag und sich von ihm zeichnen ließ. Sie konnte spüren, dass Conan den Künstler nicht sonderlich mochte. So etwas nannte man Weibliche Instinkte.

„Okay.“ Er klang enttäuscht. Doch dann hörte Ai, wie sein Atem stockte. „Du weißt nicht, wann du fertig bist? Was treibst du denn? Und…wo?“

Sie konnte es sich auch nur einbilden, doch Ai hatte das Gefühl mehr als nur bloße Neugierde aus der Stimme des Detektivs herauszuhören. Oder es war nur ihr albernes Wunschdenken.

Anlügen wollte sie ihn nicht, also…was blieb ihr anderes übrig?

„Ehm, ich“, sie wandte den Kopf zu dem Fenster, welches die ganze Wand ersetzte, „Ich bin bei Takeo. Er, ehm, zeichnet mich für einen Werbeauftrag, den er bekommen hat und auf die schnelle hat er kein professionelles Model gefunden, also musste ich herhalten.“

Eine Weile herrschte Stille in der Leitung, bis sie hörte, wie Conan seinen Atem wohl zwischen den Zähnen ausließ.

„Und was steckt da für dich drin?“

Diese Frage überraschte Ai ein wenig. Für sie? Nichts wirklich.

„Ich, ehm. Keine Ahnung, ehrlich nicht, Kudo“, meinte sie etwas verwirrt. Sein Ton war seltsam abwesend. „Ich wollte ihm nur einen Gefallen tun.“

Schon wieder Stille.

„Haibara?“, kam auf einmal Conan’ s leise Stimme durch das Mobiltelefon.

Ai’ s Herz schlug doppelt. Seine Stimme…sie hörte sich so…so…

Der Detektiv räusperte sich. „Es ist doch nicht diese Art von Gefallen, oder? Du weißt schon...“

Seine Stimme wurde immer leiser zum Ende hin und Ai konnte sich vorstellen, wie seine Wangen ein dunkles rot annahmen. So wie ihre es ebenfalls taten.

„Kudo, du perverser Idiot!“, zischte sie, damit Takeo sie in der Küche nicht hören konnte. Ihr Kopf fühlte sich unnatürlich warm an, wenn auch nicht von derselben Temperatur, als wenn sie Conan sehen würde. „Wie kommst du denn auf solche widerlichen Gedanken? Das ist…das ist…das ist illegal!“

„Rechtlich gesehen schon…“, sagte er leise und Ai stellte sich vor, wie er den Blick aus dem Fenster der Detektei schweifen ließ und seine Augen glasig wurden, als seine Stimme abdriftete.

Ein winziges Lächeln stahl sich unaufhaltsam auf Ai’ s Lippen, als sie an das gedankenverlorene Gesicht des Detektivs dachte.

„Wie kommst du darauf, dass ich so was tun würde? Mit Takeo?“, fragte sie, ihre Stimme sehr viel weicher, als sie es sonst immer war.

Normalerweise konnte man ihre Stimme mit Eis oder sehr kaltem Wasser vergleichen, doch gerade hörte sie sich unabsichtlich nach Sonnenschein an.

Conan’ s Atem stockte. Er hatte ihren sanften Ton bemerkt und war darüber anscheinend nicht weniger überrascht, als Ai es selber war. Als er wieder anfing zu reden, war die Unsicherheit noch stärker herauszuhören.

„Ich weiß nicht genau…“, erneut wurde seine Stimme leiser, als wäre er in Gedanken. „Du und Takeo, ihr versteht euch so gut. Da dachte ich einfach, dass du ihn vielleicht…“

„Nein, nein“, kicherte Ai und legte ihr Gesicht vorsichtig auf das Sofa, damit ihre Haltung bloß nicht verrutschte und sie keinen Ärger bekommen konnte. „Takeo ist nicht mein Unbekannter.“

Conan lachte leise. Hörte sie da etwa…Erleichterung? Nein, bestimmt hatte sie es sich nur eingebildet. Wie so vieles anderes auch.

„Da frage ich mich aber, liebe Miss Adler, ob ihr Unbekannter denn tatsächlich auch so unbekannt ist, wie Ihr behauptet.“

Ai’ s Herzschlag verdoppelte sich glücklich. Sie spürte, wie eine irritierende Wärme durch ihren Körper floss, als der geschrumpfte Junge am Telefon ihr altes Rollenspiel ins Leben rief. Nun ja, so alt war es nun wirklich nicht, doch die Tage, seit der Party, kamen ihr einfach endlos vor. Und es wurde immer noch darüber geredet.

„Es beweist sich mal wieder, dass mit ihnen nicht gut Kirschen essen ist, verehrter Sherlock Holmes. Sie durchschauen auch wirklich alles“, kicherte Ai und vergrub das Gesicht kurz in einem der orientalischen Kissen.

Erneut war Conan’ s Lachen zu hören, dieses Mal ein wenig lauter. Dann stellte er eine Frage, die Ai nicht erwartet hätte.

„Musstest du auch grade an die Party denken?“

Ai befreite ihr Gesicht aus dem Kissen, legte es auf die Seite und schloss die Augen, dass Handy immer noch an ihr freies Ohr haltend.

„Woher weißt du das?“, erwiderte sie leise und ihr Mundwinkel zuckte, die Andeutung eines Lächelns.

Ein Kichern war aus dem Apparat zu hören. „Du hast gestockt, bevor du angefangen hast zu reden. Es ist nicht sonderlich schwer dich zu durchschauen, Haibara.“

Verwunderung machte sich in dem rotblonden Mädchen breit.

War ihre Beziehung mit Conan wirklich schon so eng, dass sie auf einmal leicht zu durchschauen war? Niemand hatte ihr jemals gesagt, dass ihr perfektes Pokerface einen Hauch von Kratzern vorzuzeigen hatte, durch den man ihre Gefühle oder die eigentlichen Bedeutungen ihrer Worte lesen könnte. Wobei ihre Maske in der letzten Zeit immer mehr abgebröckelt war, was den Kontakt zu Takeo überhaupt ermöglichte, da die alte, kalte Ai mit der Eis-Stimme niemals weiter mit einem Sonnenkind, wie er es war, weiter geredet hätte.

„Du bist wohl der einzige der das so sieht.“ Seltsamer Nachdruck war aus Ai’ s Stimme zu hören.

„So sollte es doch auch sein!“, schmunzelte Conan. „Als dein bester Freund habe ich ein Recht darauf, dich besser zu kennen als meine rechte Hosentasche.“

Ai lachte auf, nicht darauf bedacht, dass Takeo noch in der Küche rumwerkelte.

„Fang jetzt bloß nicht von deiner Hosentasche an, Kudo“, lachte sie. „Seit du da drin dieses geschmolzene Bonbon gefunden hast habe ich etwas Angst davor.“

„Ach!“, erwiderte Conan, ein Grinsen markierte seine Stimme. „Als wenn du vor etwas Angst hättest…“

„Ich habe Ängste“, murmelte Ai.

Sie spürte, wie sich die Stimmung schlagartig änderte. Sie wurde nicht schlecht, doch der ganze Humor und das Lachen waren nun seltsam unecht.

„Ich weiß, Haibara. Aber du hast vor den falschen Dingen Angst.“

„Was verstehst du denn bitte unter ‚falschen Dingen’?“

„Zum einen“, meinte Conan, „ist da deine Angst davor, von den Menschen nicht gemocht zu werden.“

Ai schwieg. Wie Recht er doch hatte.

„Und du hast Angst vor engeren Beziehungen.“ Seine Stimme wurde weicher, ein Lächeln war herauszuhören und Ai wusste, dass gerade den Kopf senkte und lächeln auf seine freie Hand schaute. Sie hatte das starke Bedürfnis neben ihm zu sitzen, seine Hand zu nehmen und ihre Finger mit seinen warmen Fingern zu verflechten. „Ich kann von Glück reden, dass du überhaupt mit mir redest.“

„Nicht wirklich.“ Sie lachte leise. „Bei dir ist es etwas anderes, als bei Takeo oder Hattori. Du bist…“ Ai stockte und überlegte, was er nun eigentlich war. So genau konnte sie ihm ihre Empfindungen auf jeden Fall nicht erläutern, also sollte sie bei einer Umschreibung bleiben. Doch wie nur?

„Wir sind Leidensgenossen“, sagte sie nun leise, ihr Ton war seltsam sanft und sie spürte, wie ihre Wangen warm wurden und sich dieses Gefühl in ihrem gesamten Körper ausbreitete. Ihre Aussage bedeutete mehr, als sie ausgesprochen hatte, mehr als er sich jemals vorstellen könnte.

„Mehr als das.“

Ai’ s Augen öffneten sich langsam und ihr Herz klopfte wieder lauter, wie der Bass auf Ayumi’ s Party. Ihre Wangen wurden noch etwas wärmer und ein glückliches Lächeln schlich sich verbotenerweise auf ihre Lippen. Ein seltsames Glücksgefühl machte sich in ihrem Bauch breit, obwohl sie nicht genau wissen konnte, wie diese Aussage seinerseits eigentlich gemeint war. Sie hatte eine vage Ahnung. Oder eher ihr Herz hatte einen kleinen Schimmer Hoffnung.

„Babycakes?“, war Takeo’ s Ruf aus der Küche zu hören und Ai zuckte zusammen. „Möchtest du Orangen oder Bananen in deinen Erdbeer-Smoothie?“

Ai konnte das Kichern nicht unterdrücken, das ihre Kehle von innen kitzelte.

„Ich melde mich, wenn ich nicht mehr komme, okay?“, murmelte sie ins Handy, ihre Wangen immer noch in einem zuckerwatteartigen Rosa.

„Alles klar“, erwiderte Conan, erneut ein Grinsen in der Stimme. „Lass den ‚Gefallen’ bloß nicht zu schmutzig werden, Haibara.“

„Idiot“, meinte sie und klappte das Mobiltelefon zu, selber ein Grinsen im Gesicht.

„Bananen!“, rief sie, damit Takeo sie auch hören konnte.

„Schon erledigt.“

Der erwachsene Künstler kam mit kleinen Schritten zurück in sein Wohnzimmer gerast, in einer Hand das Tablett, die andere zur Faust geballt und am Ellbogen eingeknickt. So kam er vor Ai zum stehen, strauchelnd und um Gleichgewicht ringend.

Sie lachte.

„Das Tak-Mobil?“ Sie zog eine Augenbraue in die Höhe.

„Das Tak-Mobil!“, antwortete Takeo mit so viel Enthusiasmus, als hätte er ihren spöttischen Ton nicht bemerkt.

Als er das Tablett auf den Couchtisch vor dem Sofa abstellte, beugte er sich weit vor und hob das rechte Bein wie eine Ballerina in die Höhe.

Erneut kratzte das Lachen Ai’ s Hals und sie verdrehte amüsiert die Augen.

„Du bist so ein Spinner“, kicherte sie und nahm sich ihren Erdbeer-Smoothie, der aus Bananen bestand, und trank daraus. Takeo’ s Smoothies waren göttlich! Dafür lohnte es sich sicher zu sterben.

„Etwas mehr Respekt vor dem unwiderstehlichen Mann, der dir diesen aparten Smoothie hergezaubert hat, wenn ich bitten darf“, sagte Takeo, ein strahlendes Lächeln auf den Lippen.

„Darüber lässt sich streiten.“

„Worüber jetzt? Dass dieser Smoothie überdurchschnittlich gut schmeckt oder das ich unwiderstehlich bin?“ Er setzte sich neben das Tablett auf den Couchtisch, um mit Ai auf einer Augenhöhe zu sein. Das Sofa war wirklich überdimensional groß.

„Hm.“ Sie tat als würde sie überlegen. „Letzteres.“

Takeo lachte. „Nicht nachdem du diesen Drink beendet hast, junge Dame.“

Plötzlich trat unaussprechlicher Schock auf sein Gesicht.

Erschrocken sah Ai ihn an.

„Was?“, fragte sie, mit einem leichten Anflug von Entsetzen.

Er streckte die Arme nach ihr aus, die Finger gespreizt und nach vorne gebeugt, seine fast schwarzen Augen waren auf etwas über ihrem Kopf gerichtet.

„Was hast du getan?“, murmelte er entsetzt und packte etwas, dass zwischen Ai und der Sofalehne geklemmt war.

Der verbeulte Sommerhut.

Ai rollte mit den Augen.

„Ist das alles, was dich so schockiert?“, kicherte sie, nahm ihm den Hut aus den Händen.

Sein Mund war offen in entsetzlichem Horror, seine Stirn gerunzelt, als hätte er eine knifflige Matheaufgabe vor sich liegen.

Ai klopfte einmal mit der Faust gegen die Innenseite und schon war der Hut wieder rund, keine Missgestaltung in Sicht.

„Alles wieder gut.“

Sie kicherte erneut, als Takeo’ s Blick von purem Horror zu seligen Frieden wechselte und wieder sein strahlendes Lächeln zum Vorschein kam.

„Mein Held“, murmelte er in kindlichem Vergnügen und setzte Ai den Hut wieder auf, so dass er wieder eines ihrer Augen verdeckte. „Perfekt.“

Diese Aussage war mehr zu sich selbst, als zu ihr, deswegen schwieg sie dazu, saugte nur an dem Strohhalm ihres Smoothies und genoss den ekstatischen Genuss dieses göttlichen Getränks mit einem wohligen Schnurren.

Takeo schmunzelte und nahm sich eines der Sandwichs, die auf dem Tablett lagen und die er mit viel Liebe zubereitet hatte.

Ai war in Gedanken vertieft. Sie merkte nicht, wie ihre Beine langsam müde wurden, da sie sie nicht bewegt hatte, seit einigen Stunden, sie merkte nicht, wie sie nur noch Luft aus der Glas saugte, wo ihr gottgleiches Lieblings-Drink drin gewesen war und sie merkte nicht, wie der Blick des erwachsenen Mannes auf ihr ruhte, wie er die Stirn glättete und ein Lächeln seinen Mund zierte, das Sandwich reglos an den Lippen, ohne sich auch nur die Mühe zu machen, hinein zu beißen.

Ihre Gedanken waren einige Kilometer entfernt in der Wohnung der Mori’ s, wo Heiji und Conan sicher auf dem Sofa saßen, Popcorn in den Freiräumen, die sich bildeten, wenn sie sich in den Schneidersitz setzten, Cola in Pappbechern auf dem Couchtisch vor ihnen, den Kung-Fu-Film im Videorekorder und die Augen in unwiderstehlich niedlichem Vergnügen geweitet, als sähen sie das Schönste, was es je gegeben hatte.

Ai hätte alles dafür gegeben dabei sein zu können, doch sie wollte auch Takeo nicht verlassen. Er brachte sie zum Lachen, unterhielt sie, hörte ihr zu, so war sie sich sicher, wenn sie ihn zum zuhören brauchte und sie spürte, dass das zarte Band ihrer Freundschaft immer stärker wurde.

Wenn Ai es nun wirklich gewollt hätte, konnte sie Conan mit Takeo’ s Hilfe vergessen. Dessen war sie sich schmerzlich bewusst. Sehr bewusst.

Desire

Ai ließ ihre Arme in das übergroße, rot-karierte Flanellhemd gleiten, welches der Professor ihr aus seinen alten Tagen geliehen hatte, damit sie es als eine Art dünne Sommerjacke benutzen konnte. Das Hemd ließ sie etwas unförmig erscheinen, doch was machte das schon? Sie hatte ja niemanden für den sie gut aussehen musste, auch wenn sie gerne jemanden gehabt hätte, was sie natürlich niemals zugeben würde.

Sie lächelte Takeo zu, der ihr die Wohnungstür wie ein Gentleman öffnete und seine Mundwinkel waren so weit gehoben, dass Ai das Zusehen nur schmerzte. Trotzdem grinste sie zurück.

„Ich kann dir gar nicht genug dafür danken, dass du mein Model gespielt hast“, bedankte Takeo sich, als Ai vor der Tür stand und sich noch einmal zu ihm wandte.

Sie steckte ihre Hände in die Taschen des Hemdes.

„Schon gut.“ Sie lachte, doch dann wurde ihr Blick seltsam unsicher. „Und wenn das Bild diesen Leuten von der Zeitschrift gefällt…dann werde ich also…du weißt schon…“

Der erwachsene Mann lächelte. Er war müde, dass erkannte Ai an dem fehlenden Leuchten in seinen Augen. Er tat ihr etwas leid, wenn sie darüber nachdachte, dass er wohl bei jedem Auftrag so lange arbeiten musste.

Es war spät geworden, während er sie gezeichnet hatte, ihre Glieder waren steif wie Bretter und der Himmel war tiefschwarz. Ob der geschrumpfte Detektiv noch wach war?

„Dann wirst du in allen Ausgaben zu sehen sein“, beendete Takeo ihren unvollendeten Satz, nahm die Brille von der Nase und rieb sich mit der anderen Hand die Augen. „Bist du sicher, dass ich dich nicht begleiten soll?“

„Ja, bin ich.“ Ai lächelte und hüpfte von einem Bein auf das andere.

Takeo setzte die Brille wieder auf, ein mysteriöses Grinsen auf den Lippen.

„Du hast nicht vor nach Hause zu gehen, oder?“ Es klang eher nach einer Feststellung, als nach einer Frage.

Die rotblonde Wissenschaftlerin lachte verlegen auf. War das so offensichtlich?

„Na ja…“

„Gehst du zu diesem ‚Kudo’?“, unterbrach Takeo sie.

Ai’ s Körper erstarrte und ihre Augen weiteten sich in Schock. Was? Woher…woher wusste er…?

„Du hast mit ihm am Telefon geredet“, erklärte er und lachte über Ai’ s erschrockenen Gesichtsausdruck. „Wer ist er?“

Takeo grinste und stupste sie mit dem Ellbogen in den Arm, wie ein kleines Schulmädchen, dabei kicherte er auch noch hinter vorgehaltener Hand, was wiederum Ai kichern ließ. Er war einfach unmöglich!

„Er ist niemand“, versicherte Ai und senkte den Kopf, damit er nicht ihre dunkeln Wangen in der sowieso schon dunklen Nacht sah. Es war Gewohnheit, den Kopf zu senken. „Nur ein…ehm…ein entfernter Bekannter.“ Sie konnte doch nicht sagen, dass eigentlich der Junge, den sie ihm als ihren besten Freund vorgestellt hatte, derselbe Kerl war, den sie am Handy ‚Kudo’ genannt hatte. „Hast du gelauscht?“, fügte sie schmunzelnd hinzu und schlang die Arme um ihren Körper. Die Nächte wurden immer kälter, dabei waren sie sonst immer so heiß gewesen.

Im Moment schien wirklich alles anders zu sein, als es normalerweise war.

Wie frustrierend.

„Nein!“, lachte Takeo und klopfte Ai, wie einem Hund, über den Kopf.

Sie hatte ihre Haare zu einem hohen Pferdeschwanz gebunden, was wohl der Grund dafür war, dass er ihr nicht die Haare zerzauste, sondern nur drüber strich. Sie bedankte sich innerlich bei ihm, dass er so rücksichtsvoll war. Sie kicherte.

Takeo stützte sich mit einem Arm am Türrahmen ab und sah hinauf in den Himmel und dann wieder in Ai’ s ozeanblaue Augen.

Ein liebes Lächeln lag auf seinen Lippen.

„Du solltest gehen, Ai-chan.“

Für einen Moment hörten Ai’ s Beine auf zu zittern und sie erwiderte überrascht Takeo’ s Blick. Er hatte sie in der kurzen Zeit, in der sie sich nun kannten, kein einziges Mal bei ihrem Namen genannt. Es war seltsam ihn aus seinem Mund zu hören. Es wirkte ein wenig zu ernst auf sie, als stimmte etwas nicht.

Besorgt trat sie einen Schritt auf den schwarzhaarigen Mann zu und beäugte ihn mit erhobener Augenbraue.

„Geht’s dir nicht gut?“, fragte sie.

Takeo lachte leise auf und legte die Hand, die gerade noch den Türrahmen festgehalten hatte, auf ihre Schulter. Plötzlich funkelten seine dunklen Augen wieder, was Ai ungewollt ein winziges Lächeln ins Gesicht zauberte.

„Es ist kalt“, erwiderte Takeo völlig zusammenhanglos. „Geh zu deinem entfernten Bekannten.“

Ai’ s Wangen wurden erneut warm.

Verdammt! Passierte das jetzt immer, wenn jemand über ihn redete?

Sie nickte nur, wollte sich gerade umdrehen, als sich der Druck auf ihrer Schulter etwas verstärkte und sie davon abhielt davonzugehen. Takeo beugte sich zu der verwirrt dreinblickenden Wissenschaftlerin und drückte seine Lippen leicht auf ihre Wange, bevor er sie losließ und sich lächelnd verabschiedete. Mit einem leisen Klacken schloss er die Tür vor der Ai, immer noch unbewegt, stand.

Nicht wissend, was sie nun denken sollte, setzte sich das rotblonde Mädchen in Bewegung. Sie eilte die Treppen hinunter, lief auf die Straße und schlug unbewusst den Weg zu der Detektei ein, wo sie nun schon so viele Nächte verbracht hatte.

Takeo’ s Einschreiten in ihr Leben hatte so einiges verändert. Seltsamerweise war sie sich ihren Gefühlen für den geschrumpften Detektiv noch sicherer, seit sie den erwachsenen Mann in dem altmodischen Cafe getroffen hatte. Sie hatte ein mulmiges Gefühl im Bauch gehabt, als Takeo’ s Lippen ihre Wange berührt hatten. Es war ihr unangenehm gewesen. Wäre es nun ein einfacher kleiner Kuss gewesen, wäre es nicht allzu schlimm, doch irgendetwas sagte Ai, dass das kurze Zögern Takeos einen tieferen Hintergrund hatte. Es machte ihr Angst darüber nachzudenken, natürlich konnte sie auch zu viel in diesen einfachen Wangenkuss hineininterpretieren. Seltsamerweise wurde das Verlangen, Conan zu sehen, mit jeder Sekunde größer, in der sie über Takeo nachdachte. Merkwürdig, nicht wahr?

Durch das Vibrieren in ihrer Hosentasche wurde Ai von ihren Gedanken abgelenkt. Gedankenverloren holte sie ihr Telefon heraus, klappte es auf und hielt es an ihr Ohr.

„Ja?“, begrüßte sie die Person, die an der anderen Leitung saß.

Sie unterbrach ihren Weg jedoch nicht.

„Ai-chan?“

„Ja?“, wiederholte Ai und hätte beinahe gelacht, konnte sich jedoch gerade noch zurückhalten. Nicht viele kannten ihr neues, sehr viel lachendes Ich.

„Gott, weißt du eigentlich, wie schwer es ist, dich mal zu erreichen?“, fuhr die Stimme ihrer jungen Freundin die Wissenschaftlerin an. „Ich versuch es schon seit Stunden!“

„Ich bin ein viel beschäftigter Mensch.“ Ai lächelte. „Was gibt’s?“

„Nun ja…“ Ayumi stockte, holte tief Luft und fing noch einmal an: „Ich wollte mit dir reden. Persönlich, eigentlich. Aber du warst ja den ganzen Tag nicht da, also…“

„Was ist los?“, fragte Ai nun, etwas Sorge schwang in ihrer Stimme mit.

Ayumi lachte. „Keine Angst, Ai-chan, es ist nichts passiert. Ich wollte nur über etwas mit dir reden. Hast du morgen in der Pause Zeit für mich?“

Irritiert sah Ai nach links und rechts, bevor sie die Straße überquerte, dass Handy fest ans Ohr gepresst und der Detektei mit jedem Schritt näher.

„Ehm“ Ai sah sich um, bevor sie um die Ecke bog. „Sicher.“

„Toll!“, rief Ayumi freudig. „Bis morgen dann, Ai-chan. Schlaf gut.“

„Nacht“, erwiderte sie leise, bevor sie das kleine Gerät zuklappte und es wieder in ihre Hosentasche schieben wollte.

Es vibrierte erneut und Ai seufzte auf. Was wollten denn heute alle von ihr? War sie denn nicht schon verwirrt genug?

Sie wiederholte die Prozedur mit ihrem Handy erneut und meldete sich, etwas aggressiver, als beabsichtigt.

„Ja?“ Ihre Stimme war angespannt und eine ihrer Augenbrauen zuckte.

„E-Entschuldige, dass ich dich störe, Haibara-san!“, stammelte Mitzuhiko’ s entfernte Stimme durch den Hörer. „H-hier ist Mitzuhiko.“

Erneut entwischte ein lautloses Seufzen Ai’ s Kehle. „Hey, Mitzuhiko. Womit kann ich dir behilflich sein?“

Sie presste die Lippen aufeinander und konzentrierte sich darauf, sich in der Dunkelheit nicht zu verlaufen und achtete deswegen auf jede einzelne Laterne, an der sie vorbeikam.

„I-ich…wollte eigentlich nur…na ja, weißt du…ich…“

Ai’ s Augenbraue begann nun pausenlos zu zucken, entnervt schloss die die Augen, blieb stehen und rieb sich die Schläfen, während sie dem anhaltenden Gestotter ihres Mitschülers zuhörte.

Der 15-jährige Junge brachte einige Minuten lang keinen vernünftigen Satz zu Stande und Ai’ s Atem wurde immer unregelmäßiger.

„H-haibara-s-san…i-ich…“

„MITZUHIKO!“, fuhr Ai ihn an, die Nerven zum zerreißen gespannt, mit der Geduld am Ende und mit wachsendem Verlangen nach dem dummen, geschrumpften Schülerdetektiv.

Auf der anderen Leitung herrschte Stille, während das rotblonde Mädchen fort fuhr, ihre Schläfen zu massieren und versuchte ihren Atem und ihr klopfendes Herz unter Kontrolle zu kriegen.

Wie schwer konnte es sein, eine vernünftige Frage zu stellen?

Ai wollte einfach nur zu Conan, damit sie aufhören konnte, sich über Takeo Sorgen zu machen und an Ayumi zu denken und an die Schule und das bevorstehende Theaterstück und alles, was in ihrem Leben sonst noch so alles schief lief! Gott, hatte denn niemand Erbarmen?

„T-tut mir leid“, hörte sie Mitzuhiko leise murmeln, bevor er auflegte und Ai sich das nervenzerreißende Piepen anhören musste.

Sie entfernte das Handy von ihrem Ohr, doch bevor sie es nur zuklappen konnte, vibrierte es erneut. Mit einem frustrierten Aufschrei drückte Ai auf die Abnehm-Taste und presste sich das Teufelsding an das noch nicht gebrauchte Ohr.

„Was!“ Ihre Stimme war lauter und aggressiver, als sonst, was sie dieses Mal nicht beachtete und wütend weiterstapfte.

Ein vertrautes Lachen war aus der Muschel zu hören, was Ai Wärme ins Gesicht trieb, ihre Wut jedoch nicht verfliegen ließ. Plötzlich war sie sogar wütend auf Conan, dafür, dass er so ein unwissender, kleiner Idiot war!

„Woah, sachte, Tiger“, lachte er.

„Ich bin gleich da“, presste Ai zwischen den Zähnen heraus und stopfte das Mobiltelefon achtlos in ihre Jackentasche.

Woher kam das plötzlich so starke Verlangen nach Conan? Sie wollte, dass er sie in den Arm nahm, ihr versicherte, dass irgendwann alles wieder seinen gewöhnlichen Gang laufen würde, dass das Gefühl, dass ihr Übelkeit verursachte, bald verschwinden würde. Das Gefühl, dass sich ihr ganzes Leben als Ai Haibara auf den Kopf gestellt hatte, dass sich noch mehr verändern würde, machte es ihr schwer normal zu denken, zu atmen.

Ihr Herz klopfte wie wild, als sie nun anfing zu rennen, während Regentropfen anfingen auf den Gehweg zu schlagen, jedes Geräusch so laut, dass es in Ai’ s Ohren dröhnte. Wasser fiel auf ihren Kopf, der Regen wurde stärker und ihre Klamotten waren nach kürzester Zeit völlig durchnässt.

Konnte es denn noch schlimmer werden?

Als sie den Eingang zu den Mori’ s sah, entglitt ein erleichtertes Seufzen Ai’ s Kehle. Endlich. Endlich war sie angekommen. Sie wünschte sich, sich einfach nur in Conan’ s Arme zu werfen, ohne über die Konsequenzen nachdenken zu müssen, ohne sein erstauntes Luft anhalten zu hören, ohne später gefragt zu werden, wieso sie so etwas getan hatte. Sie wünschte sich einfach nur dem kleinen Schülerdetektiv alles gestehen zu können, auch wenn es alles zerstören würde. Sie war müde von dem ganzen Theater. Conan und sie taten so vieles, was gewöhnliche Freunde nicht taten, sie sprachen um den heißen Brei herum, aber nie um das eigentliche, wichtige Thema. Es gab nie Erklärungen für die Taten, die vollbracht wurden, nur weitere mysteriöse Andeutungen und das ärgerte Ai in diesem Moment so dermaßen, dass sie wieder schreien könnte. Doch sie tat es nicht. Sie durfte nicht. Seinetwegen.

Sie schritt die Treppe hinauf und öffnete die Detekteitür ohne vorher anzuklopfen, da sie wusste, dass nur Conan darin sein würde, die Beine auf dem Sofa, im Schneidersitz sitzend und sie erwartungsvoll ansehen würde, vielleicht ein wenig beleidigt, dass sie nicht selber angerufen hatte, nachdem sie bei Takeo fertig gewesen war.

Und siehe da: Sie hatte in allen Punkten Recht gehabt.

Der Schülerdetektiv verschränkte die Arme vor der Brust und sah Ai vorwurfsvoll an. Sie schenkte ihm ein entschuldigendes Lächeln und setzte sich genau vor ihn auf den Couchtisch, stützte die Ellbogen auf den Knien ab und vergrub das Gesicht in den Händen.

Sie spürte, wie Conan seine Beine vom Sofa nahm und sie gegen seine lehnte, wie er sich vorbeugte und wie er mit einer Hand über ihren Kopf strich, wie ein liebevoller Vater es bei seiner gestressten Tochter getan hätte.

„Haibara“, sagte er leise und legte dabei seine Hände auf Ai’ s, zog sie von seinem Gesicht und hob ihr Kinn vorsichtig mit einer Hand an. Seine Augen waren voller Mitleid und ein winziges Lächeln war auf seinen Lippen zu sehen. „Alles okay?“

Ai schloss die Augen, ihr Herz klopfte hart gegen ihre Brust und Blut schoss in ihre Wangen. Mit zitternden Händen umschloss sie Conan’ s Hand und legte sie an ihre Stirn, als sei sie krank oder einfach nur ziemlich müde.

„Hey“, drang Conan’ s weiche Stimme an ihre Ohren.

Er strich mit seiner freien Hand über ihre Haare, steckte einige verlorenen Strähnen hinter ihr Ohr und lächelte zärtlich.

Ai wusste nicht genau, was mit ihr los war, es war, als wäre sie schwanger, hatte Stimmungsschwankungen, weinte, wenn es am wenigsten passte und war müde, so müde. Sie spürte die Tränen schon in ihrer Kehle, sie brannten dort am heftigsten, stiegen weiter hinauf, wie ein Feuer, das sich in sekundenschnelle ausbreitete.

Sie wünschte sich so sehr, mit Conan zusammen sein zu können, mehr als sonst jemals, brannte dieser Wunsch mit den Tränen.

Sie sackte in sich zusammen, Conan’ s Hand immer noch zwischen ihren eigenen, während ihre Schultern unkontrolliert zu Beben anfingen. Wieso konnte sie nicht einmal in ihrem kaputten Leben das bekommen, was sie sich mehr wünschte als alles andere? Wieso konnte die Person, die sie wollte, sie nicht ebenso sehr wollen? Wieso musste er einer anderen hinterher trauern? Wieso musste er mit ebendieser in einer Wohnung wohnen, so dass es unmöglich war sie zu vergessen? Wieso musste sie so schwach sein, zu schwach, um für das zu kämpfen, was ihr am wichtigsten war? Wieso gab sie immer so schnell auf?

Conan’ s Hand strich Ai beruhigend über den Rücken und an seinen stockenden Bewegungen konnte Ai fühlen, dass er nicht wusste, was er tun sollte. Woher denn auch? Sie fing grundlos an zu weinen.

„Kudo“, schluchzte sie und sah in Conan’ s blauen Augen, die sie besorgt musterten.

Er nickte, strich ihr über die Wange, ließ die heißen Tränen verschwinden und lächelte sanft. Das machte es der geschrumpften Wissenschaftlerin nicht einfacher. Sie wollte das alles so sehr. Wieso konnte sie nicht einfach alles vergessen?

Conan runzelte die Stirn. „Haibara, was ist…?“

„Er hat mich geküsst!“, unterbrach Ai ihn und ihr Herz klopfte erneut schneller.

Wieso erzählte sie ihm das? Es interessierte ihn doch sowieso nicht.

Sie sah, wie Conan blass wurde, seine Augen weiteten sich und seine Hand erstarrte an ihrer Schulter.

„Was?“, murmelte er und fuhr fort Ai über die Wange zu streichen, doch nun zitterte seine Hand unübersehbar und sein Gesicht wurde immer dunkler.

„Nur auf die Wange“, erklärte sie mit seltsam heller Stimme, in ihrem Magen drehte sich wieder alles und ihr Kopf war wie benebelt. Sie konnte keinen vernünftigen Gedanken mehr fassen. Sie musste an Conan’ s herausgerutschtes ‚Ich liebe dich’ denken und ihr Herz zog sich schmerzhaft zusammen. Diese Worte waren für Ran bestimmt, nicht für sie. Sie wollte sie so gerne hören…

Erneut spürte Ai, wie ihre Wangen wieder nass wurden. Sie sah alles nur noch verschwommen, presste die Lippen aufeinander und schmeckte das Salz. Sie hob ihre rechte Hand zu Conan’ s Gesicht, strich ihm über die Wange, während sie die Wärme unter ihren Fingerspitzen spürte, ließ sie dann in seinem Nacken verweilen.

„Haibara.“ Conan’ s Stimme wurde fordernd. „Hat er…dir irgendetwas…angetan?“

Ai schüttelte schnell den Kopf, ließ ihre Augen in Conan’ s verweilen. Sie versuchte zu lächeln, doch ihre Mundwinkel zogen sich krampfhaft nach unten.

Erleichtert seufzte der Schülerdetektiv auf.

Unbewusst presste Ai seine Hand an ihre Brust, als sie den Druck in seinem Nacken etwas verstärkte und bemerkte nicht, dass seine Wangen dabei noch dunkler wurden.

„Kudo“, murmelte sie, die Tränen versiegten langsam.

Sie wollte nur Klarheit. Über ihre Beziehung mit ihm. Wie standen sie nun zueinander? Wie stand er zu ihr?

Sie verankerte ihren Blick tief in den ihres gegenüber, dessen freie Hand nun auf ihrem Knie ruhte, verloren in ihren Augen.

„Kudo“, ihre Stimme wurde fester. „Takeo…ist nicht…mein Unbekannter.“ Wie er sich selbst getauft hatte.

Conan’ s Schultern spannten sich an, doch er brach den Blickkontakt nicht.

Alles in Ai schrie nach ihm, wollte ihm einfach nur die Wahrheit sagen. Beste Freunde sagten einander doch die Wahrheit, nicht? War es nicht so? Sie hatte als Wissenschaftlerin und als beste Freundin versagt. Sie hatte sein Vertrauen überhaupt nicht verdient! Sie versuchte nicht das Gegengift herzustellen, sie sagte ihm nicht, was sie dachte, sie log ihn an.

„Mitzuhiko…“ -Conan hielt die Luft an- „ist es ebenfalls nicht. Genta ist es nicht. Dieser…dieser seltsame Casanova aus unserer Klasse ist es nicht.“ Ai lächelte gequält, während Conan’ s Gesichtsausdruck immer geschockter wurde. „Du dachtest doch bestimmt, bei denen, dass sie es seien, nicht?“ Wo war ihre kalte Maske? Wo war ihr altes Ich, dass niemals über so etwas geredet hätte? Wo war sie, wenn Ai sie am meisten brauchte?

Sie holte tief Luft. Ihr Herz zog sich mit jedem Schlag fester zusammen.

„Bleibt nur noch…“

„Hattori“, murmelte Conan, sein Gesicht in Wut und Unglauben verzogen.

Ai’ s Mund klappte leicht auf und sie lehnte sich zurück, entfernte ihre Hand aus seinem Nacken und ließ seine los, schubste sie von ihrem Schoß.

„Was?“, rief sie ungläubig erhob sich und wandte sich von ihm ab.

Sie presste ihre Hand vor die Augen, ließ die Schultern hängen und stemmte die andere Hand in die Hüfte, während sie ihr Gewicht auf ein Bein verlagerte.

„Es stimmt doch, oder?“ Conan hatte sich ebenfalls erhoben, seine Stimme war ebenfalls lauter geworden und er streckte seine Arme leicht zur Seite, wie um zu sagen, dass es eigentlich keine andere Alternative gab.

„Nein, verdammt!“

Ai hatte sich ihm blitzschnell zugewandt, leicht nach vorne gebeugt, das Gesicht vor Wut und Schmerz verzogen. Sie führte ihre Hände zu ihrer Stirn, ließ sie jedoch schnell wieder sinken.

„Wie dumm kannst du denn sein, Kudo!“, fuhr sie ihn an, er schreckte leicht zurück, das Gesicht nun eher geschockt, als wütend. „Was ist hier denn alles passiert, du Idiot? Was denkst du, wieso ich das alles getan hab, wieso ich…dumm genug war, dich zu küssen, während ich wusste, dass Ran im Zimmer nebenan lag? Was denkst du, du Super-Detektiv!“

Erschöpft und mit frischen Tränen ließ Ai sich auf das Sofa sinken, vergrub das Gesicht in den Händen.

„H-Haibara…“

„Nein.“ Ai hob den Kopf und streckte Conan unmerklich die Handfläche entgegen.

Er erstarrte in seiner Bewegung, sich vor sie zu setzen, sie in den Arm zu nehmen, als hätte er immer noch nichts verstanden. Sie schaute ihm in die Augen, spürte ihre eigenen erneut brennen und ihre Stimme war zittriger, als sie es beabsichtigt hatte. „Ich will das nicht mehr, Kudo. Weißt du…weißt du, wie sehr ich es hasse, zu wissen, dass du niemals von Ran loskommen wirst? Kannst du…kannst du dir nun im geringsten vorstellen, wie das ist?“

Sie erhob sich, die Tränen hinterließen ein Feuer auf ihren Wangen.

„Du bist so ein Idiot“, murmelte sie, stieß Conan kraftlos gegen die erstarrte Brust, spürte ihr eigenes Herz nicht mehr schlagen. „Ich hasse es, so zu fühlen. Ich wünschte…ich wünschte, ich könnte in Takeo verliebt sein, anstatt in dich.“

Mit diesen Worten wandte sie sich um, und eilte aus der Wohnung.

Das einzige, was der Schülerdetektiv noch hörte, bevor sein Herz entzwei brach, war ihr Schluchzen und das Echo ihres letzten Satzes.
 

~
 

Also erst einmal, will ich mich für dieses grottenschlechte Kapitel entschuldigen. Ich stecke gerade in einem widerlichen KreaTief, wollte aber unbedingt noch ein Kapitel hineinsetzen, bevor ich in den Urlaub fahre. Tut mir wirklich, wirklich leid. Bei dem nächsten gebe ich mir mehr Mühe, versprochen.

Und dann wollte ich noch allen ganz doll danken, die sich meine Geschichte noch durchlesen. :) Vielen Dank auch für die ganzen lieben Kommi-Schreiber.

Danke für euer Lob und eure Kritik. :)

Viele liebe Grüße.

Eure Amaya.

Dream

Die Tür öffnete sich so, dass kein Laut zu hören war, doch der geschrumpfte Detektiv wusste sehr gut, wer ihn dort besuchte. Hatte er sich nicht gewünscht, dass sie wieder zu ihm kam? Hatte er sie nicht bei sich gewollt? Doch. Doch, er hatte sich gewünscht, dass sie wieder kam und er hatte sie bei sich gewollt. Aber etwas stimmte nicht, stimmte nicht, an der Art, wie sie die Türklinke umdrehte, wie sie in den Raum trat, und am allerwenigsten stimmte ihr Gesichtsausdruck. Anstatt niedlich zu lächeln, wie sie es in letzter Zeit öfter tat, war ihr Ausdruck unergründlich, so als fühlte sie nichts. Sie wirkte leer. Conan wandte sich um, versuchte ihre harte Schale durch ein entschuldigendes Lächeln zu knacken, dachte, ihre Gefühllosigkeit wäre nur vorübergehend. Doch auch das ließ ihre Mundwinkel an dem Platz, wo sie waren.

Sie trat in den Raum, sie trug eine schlichte Jeans und Agasa’ s rotes Flanellhemd, welches sie bis zum Hals zugeknöpft hatte. Ihre Haare fielen sanft über ihre Schultern, in die wunderschönen ozeanblauen Augen, die ihn so kalt anstarrten. Sie machte einige Schritte, die Hände tief in den Taschen ihres Hemdes, und blieb neben dem Couchtisch der Detektei stehen. Conan erhob sich von dem Sofa und blieb einen Meter vor dem wunderschönen Mädchen stehen. Mondlicht schien durch die Fenster und ließ die Hälfte von Ai’ s Gesicht im Dunkeln.

„Haibara, ich…“, begann Conan, wurde jedoch unterbrochen.

„So hättest du es gerne, nicht wahr, Kudo?“, fragte Ai und Spott mischte sich in ihre Stimme. Sie hob ihr Kinn leicht an und brachte ein missbilligendes, schiefes Lächeln zu Stande. „So wünscht du es dir doch, oder, du Super-Detektiv? Hab ich dich nicht durchschaut? Sag es mir. Sieh mir ins Gesicht und sag mir, dass ich falsch lag, mit der Vermutung, dass das, was ich sagte, dein Herz gebrochen hat. Es ist doch so, richtig?“

Verachtung blitzte in Ai’ s Augen auf und Conan zuckte zurück.

Wer war sie? Sie war nicht die Ai, die Conan kannte, die, die er liebte. Sie war kalt, unnahbar und unheimlich grausam. Jedes einzelne Wort brannte sich in Conan’ s Gehirn und zersetzte ihm sein Herz wie ein ätzendes Gift.

„Was meinst du?“, hauchte er, nicht in der Lage, lauter zu sprechen.

Ai trat einen Schritt vor, schubste den Detektiv wieder auf das Sofa. Sie sah auf ihn hinunter. „War ich nicht gerade hier? Erinnerst du dich etwa nicht mehr?“ Ein spöttisches Lächeln umrahmte ihren Mund. „Ich war sehr überzeugend, nicht wahr?“ Sie kam ihm immer näher, setzte sich auf seinen Schoß und nahm sein Gesicht zwischen ihre Hände. „Sag es mir, Kudo. Sag mir, was du gerade gedacht hast, als ich dir meine unsterbliche Liebe gestanden hab. Galt dein Gedanke da Ran? Sag es mir.“

Conan konnte nicht richtig denken, zu sehr erinnerte ihn diese Szene an die Party in Ayumi’ s Haus. Sie auf seinem Schoß, ihre Lippen an seinen, ihre Hände unter seinem Shirt…

„Nein“, antwortete er schließlich und schaute in Ai’ s Augen. Sie waren so wunderschön, wäre da nur nicht diese Blockade, die alle Gefühle zu filtern schien. „Nein, ich hab nicht an Ran gedacht. Nicht eine Sekunde.“

Ai lachte leise und ließ ihren Mund leicht über seine Wange fahren. „Das hab ich mir gedacht. Und…“ Sie streifte seinen Mund und seine Unterlippe begann zu zittern vor Verlangen. „Was denkst du jetzt?“

Nun? Was dachte er? Wenn er das doch nur wüsste. Es war, als würde alles, was durch seinen Kopf schoss, mit jeder neuen Berührung, einfach verschwinden, als wäre sie nie da gewesen. Das einzige, was er wusste, war, dass er Ai wollte. Nicht nur für den Moment oder gar für die Nacht. Er wollte sie so, wie er Ran gewollt hatte. Er wollte sie mit jeder Faser seines geschrumpften Körpers.

„Ich geb die Schuld nicht mehr meinen neu aufblühenden Hormonen“, hauchte er, während sie einen sanften Kuss auf sein Kinn platzierte. Sein Herz schien zu zerspringen.

„Ich weiß“, lachte Ai und lachte erneut, leise und kalt. „Weil du mich liebst.“

Conan erstarrte und sie ließ etwas von ihm ab, um in sein geschocktes Gesicht zu sehen. Erneut blitzten ihre Augen voller Verachtung, doch ihr Grinsen wich nicht von ihrem Mund.

„Dachtest du, ich wüsste es nicht, kleiner Detektiv?“ Sie hatte sich wieder vorgebeugt, ihre Lippen schwebten Millimeter über seinen und sie hauchte die Worte auf seinen Mund. Erneut zitterte seine Unterlippe. „Du hast es mir doch gestanden, oder nicht? Und du hast es ernst gemeint, wie ich es mir gedacht hatte.“

Conan wagte nicht, sich zu rühren und saß wie eingefroren auf dem Sofa, Ai auf seinem Schoß und ihre Lippen keinen Zentimeter von seinen entfernt. Irgendetwas stimmte ganz und gar nicht. Das war nicht seine Ai. Diese Ai war grausam und kalt. Sie ließ ihn aus Spaß leiden.

So wie ich es mit ihr getan habe,dachte Conan und stellte erschrocken fest, dass es stimmte, dass er ihr nie wirklich gesagt hatte, dass er sie liebte, dass er sich nur an ihrer Anwesenheit und ihrer Nähe erfreut hatte, ohne ihr irgendwelche Erklärungen zu geben. Er hatte das hier absolut verdient. Mehr, als irgendein anderer Mensch, den er kannte.

„War ich denn überzeugend? Hast du mir geglaubt, dass ich dich liebe, kleiner Detektiv?“, wisperte sie nun in sein Ohr und fuhr mit ihren Lippen darüber.

Ein Schauer rieselte Conan’ s Rücken herab. Was sagte sie da?

„Tust du es denn nicht?“, murmelte er und konnte sehen, wie sein Atem einige von Ai’ s Haaren bewegte.

Ai lachte leise und böse, direkt in sein Ohr.

Das Gift verätzte ein weiteres Stück seines Herzens.

„Wie könnte ich denn, wenn ich jemanden wie Takeo habe? Glaubst du wirklich, ich würde einen Mann wie ihn einfach links liegen lassen, wegen einem pubertären Teenager? Im Gegensatz zu dir, Kudo, bin ich erwachsen geworden in den letzten Jahren. Du selber scheinst dich an das Dasein eines Neuntklässlers gewöhnt zu haben. Du magst ja klug und gut aussehend sein, lieber Detektiv, doch Takeo hat noch mehr. Er ist witzig, charmant und treu. Was kannst du mir bieten? Versuch dich interessant zu machen, Kudo.“

„Du redest von mir, als wäre ich ein Putzmittel, welches sich selbst vermarkten soll.“

„Bist du das denn nicht auch? Solltest du dich denn nicht gut vermarkten können, Kudo? Selbst in der Liebe?“

Sie lehnte sich wieder zurück, sah Conan direkt in die Augen. Ein Lächeln lag auf ihren Lippen, ihre Augen sahen ihn nun warm an, es war nichts mehr von der kalten, gefühlslosen Ai mehr zu sehen.

„Liebst du mich denn nicht, Shinichi?“

Erneut rann ein Schauer über Conan’ s Rücken.

„Ich…“

„Oder ist es wirklich so?“ Da war sie wieder. Die falsche Ai, die mit allen Mitteln zu versuchen schien, Conan’ s Herz zu brechen, so wie sie es schon getan hatte, als sie vorhin meinte, dass sie lieber in Takeo verliebt wäre, als in ihn. Aus dem Mund der echten Ai hatte es so viel mehr geschmerzt. „Überlässt du dich wirklich deinen Hormonen? Willst du nicht mich, sondern nur meinen Körper? Bist du tatsächlich nur auf Sex aus?“

Conan schüttelte den Kopf, unfähig irgendetwas zu sagen.

„Wieso hast du das denn nicht gesagt? Ich hätte mich niemals so viel mit dir abgegeben, wenn ich gewusst hätte, dass du nur auf das Eine aus gewesen bist.“ Sie entfernte sich von Conan, erhob sich und trat einige Schritte zurück. „Du bist verabscheuungswürdig, Kudo, einfach nur widerlich. Ich hasse dich, hörst du? Ich hasse dich so sehr.“

Das letzte, was Conan sah, war eine einsame Träne, die Ai’ s gerötete Wange hinunterlief, bevor alles schwarz wurde.
 

Conan öffnete seine Augen. Er lag auf dem Sofa in der Detektei, Mondlicht flutete das gesamte Zimmer in sanftes Licht. Er spürte den Schmerz in seiner Brust mehr, als er angenommen hatte. Es war, als hätte Ai ihm eigenhändig das Herz aus dem Leib gerissen, doch womöglich war das übertrieben. War es übertrieben, dass er sich so tot fühlte, nachdem Ai ihm gesagt hatte, dass sie in ihn verliebt war? Sein Traum ließ ihn die gesamte Situation noch mal überdenken.

Er war derjenige, der in seiner Beziehung mit Ai, alles kaputt gemacht hatte. Er hatte nicht einsehen wollen, dass Ran über Shinichi hinweg gekommen war, dass sie Yutaka liebte, auch wenn er ein perverser Mistkerl war. Und das schlimmste war noch, dass er selber die ganze Zeit gewusst zu haben schien, dass Ran ihn vergessen hatte. Er hatte selber gemerkt, wie sich seine Gefühle zu Ran und Ai verändert hatten. Wie konnten sich so starke Gefühle wie Liebe nur in weniger als zehn Jahren so sehr verändern? Wie konnte so schnell aus freundschaftlicher Hingezogenheit eine wahrhaft heftige Schwärmerei werden? Und wie wurde aus dieser Schwärmerei in nur so kurzer Zeit Liebe, die einen von innen zu zerfressen schien, wenn man den anderen so sehr leiden sah? War das fair?

„Conan-kun?“

Der geschrumpfte Schülerdetektiv sah nicht zu der Stimme, die zum Ende hin lauter geworden war. Er starrte einfach nur an die Decke.

„Alles in Ordnung mit dir?“, fragte Ran und er spürte, wie sie sich neben seine Füße auf das Sofa setzte. „Du siehst du so traurig aus.“

Er erhob sich und setzte sich in den Schneidersitz. Sein Blick ruhte fest auf Ran, er versuchte seine Gefühle zu ergründen, zu erfahren, was er fühlte, wenn er sie ansah. Doch nichts geschah. Vielleicht ein leichtes Ziehen im Magen, wenn er an Yutaka mit Ran zusammen dachte, doch mehr regte sich nicht in ihm, wohingegen sein Puls um Längen stieg, wenn er sich nur Ai’ s Gesicht in Erinnerung rief.

„War Ai-chan hier?“, fragte Ran und musterte Conan besorgt. „Ich dachte, ich hätte gehört, wie die Tür geschlossen wurde.“

„Ja.“ Der Klang von seiner Stimme erschreckte ihn selber. Sie klang seltsam ausdruckslos. Ob sein Gesicht auch so aussah? „Ran, ich hab eine Frage.“

„Schieß los.“ Ran lächelte, sah Conan sanft an und strich ihm über die Haare.

„Liebst du Yutaka?“

Überrascht erstarrte ihre Hand und sank langsam in ihren Schoß hinunter. Ihre Augen wurden ernst. „Ich bin mir nicht sicher“, erwiderte sie ehrlich. „Ich habe Shinichi geliebt, das weiß ich, doch ich weiß nicht, was ich für Yutaka empfinde. Natürlich mag ich ihn, sonst wäre ich nicht mit ihm zusammen, doch…Ich habe schon mal stärker empfunden.“

Conan nickte, langsam und bedächtig. „Wusstest du denn, ob Shinichi dich auch geliebt hat?“

„Ich“, Ran schluckte. „Ich hab es immer gedacht. Doch nach einiger Zeit rief er immer seltener an und wenn er anrief, schien er nicht ganz bei der Sache zu sein, es war, als wäre er mit seinen Gedanken ganz woanders. Außerdem dauerten unsere Gespräche nie länger als fünf Minuten an. Da war ich mir beinahe sicher, dass er mich nur als Freundin mochte.“

„Und wenn er dich doch liebt? Nur…nur auf eine andere Art?“

Ran runzelte die Stirn. „Wieso fragst du mich das alles, Conan-kun? Stimmt etwas nicht?“

Conan schüttelte den Kopf. Er sah auf seine Hände. „Wie fühlt sich das an? Na ja, Liebe, weißt du.“

Die brünette Frau lachte, melodisch und hell. Erneut strich sie über Conan’ s Kopf. Ihre Augen wurden wieder sanft. „Es ist ein schönes, sowohl auch ein schreckliches Gefühl. Es kommt drauf an, wie die Person fühlt, bei der du denkst, dass du sie liebst.“ Der Detektiv schwieg und Ran lächelte leicht. „Geht es um Ai-chan?“

„Irgendwie schon“, murmelte Conan, ohne zu wissen, wieso er das alles Ran erzählte. Vielleicht…vielleicht, weil er ihr so vertraute? „Sie war gerade hier und sah so müde aus. Sie tat mir so leid, wir haben etwas geredet und irgendwie…irgendwie haben wir uns gestritten. Weißt du, sie hat neulich diesen Typen, Takeo, im Cafe kennen gelernt. Sie meinte, dass er nicht ihr Unbekannter sei, der, in den sie verliebt ist, und dann zählte sie einige auf, die es ebenfalls nicht waren. Ich war so schockiert, dass sie Hattori nicht genannt hatte, da fragte ich sie, ob sie ihn meinte.“ Conan seufzte bei der Erinnerung und ballte die Hände zu Fäusten. „Sie sagte, ich sei dumm und ich verstehe nichts. Sie meinte, sie wünschte sich, sie wäre in Takeo verliebt, anstatt…anstatt…“ Er schluckte, Ran hielt die Luft an. „Anstatt in mich.“

Es herrschte einige Augenblicke Stille, dann spürte Conan, wie Ran zärtlich die Arme um ihn legte und an sich drückte, wie eine Mutter es getan hätte.

„Oh, Conan-kun.“ Sie strich sanft über seine Haare. „Sicher meinte sie es nicht so. Sag ihr einfach, was du fühlst. Glaub mir, Conan, es wird alles gut werden mit euch. Ihr wart füreinander bestimmt, das habe ich schon gemerkt, als ihr noch in der Grundschule wart.“

Die erwachsene Frau kicherte in die Haare des geschrumpften Teenagers.

Sein Traum sagte ihm etwas ganz anderes.

Füreinander bestimmt?

Wie es aussah nicht. Es lief alles schief. Ihre Beziehung schien nicht unter einem guten Stern zu stehen.

Von wegen füreinander bestimmt.

Offer.

Guten Abend erstmal. :D

Wow, ich war wahnsinnig lang nicht mehr am hochladen. xD Verzeiht mir alle bitte meine böse Angewohnheit manchmal einfach keine Lust zum Schreiben zu haben. :P

Ich hab mir gedacht, dass es doch langsam Zeit wird zum Ende zu kommen, findet ihr nicht? Das ganze Hin un Her ist doch echt ätzend, deswegen musste ich etwas tun, womit ihr alle vielleicht niemals gerechnet hättet. :) Ich weiß nicht, ob das nun so schockierend ist, wie ich hoffe, dass es ist, aber mal sehen, wie ihr reagiert. xD

Leider dauert es aber nicht mehr lange bis zum Ende. Nur leider kann ich so schlecht einschätzen, wie viele Kapitel ich noch ungefähr brauche. xD Falls sich das hier irgendeiner von euch durchliest, wünsche ich euch jetzt viel Spaß beim Lesen und alles. :)

Eure Amaya. ♥
 

~
 

Seufzend starrte Ai in den Spiegel. Ihre Augen waren vor Langweile halb geschlossen und sie musste den Kopf auf der Handfläche abstützen, damit er nicht stumpf zur Seite rollte. Zwar nicht von ihrem Hals, jedoch würde ihr gesamter Körper wohl oder übel mit zur Seite kippen, wodurch ihr wunderschönes Kostüm dreckig geworden wäre. So sehr ihr der Part der Julia auch missfiel, das Kleid war einfach wahnsinnig schön.

Das Kleidungsstück bestand aus einem Unterkleid aus weißem Seidensamt und einem Überkleid aus weinrotem Silberbrokat mit langen Chiffonärmeln. Es zeigte gerade so viel vom Dekolleté, dass man nicht genug sah, um es als 'geschmacklos' abzustempeln. Das Prachtstück hatte natürlich die Mutter Theresa dieser Zeit genäht, die soziale Ran. Ai mochte Ran, sie tat es wirklich. Doch zwischen ihnen würde wohl immer eine hohe Mauer prangen, da sie wusste, wie sehr Conan an der nun erwachsenen Frau hing. Und diese Zuneigung würde wohl niemals enden, womit Ai versuchte sich abzufinden.

Es war schon Sonntag und sie befand sich in ihrer ganz eigenen Garderobe und saß vor dem Schminktisch mit dem dreidimensionalen Spiegel. Ran hatte ihr vor einigen Minuten Haarverlängerungen an den Kopf geklebt und sie alle, echt und unechte, gelockt. Sie trug sogar ein winziges, mit Gold lackiertes Diadem, das mit unechten perlen verziert war. Ihr Pony fiel in die ozeanblauen Augen und sie verschränkte die Füße unter ihrem Tisch übereinander. Sie trug hohe Lederstiefel, die vielleicht nicht besonders gut zum Kleid passten, jedoch unglaublich bequem und hübsch waren. Die Schuhe würde sowieso niemand sehen.

Ai seufzte und zupfte die Haarsträhnen über den Augenbrauen zurecht.

Sie hatte sich in den letzten Tagen so mies gefühlt, dass sie nur selten aus dem Haus gekommen war. Seit ihrem Liebesgeständnis an Conan traute sie sich nicht mal mehr ihn auch nur anzusehen. Sie, die vor nichts Angst zu haben schien, fürchtete sich vor der Reaktion eines einzelnen, dummen Jungen, der sie gehen ließ, als würde ihm nichts an ihr liegen. Sie hatte anfangs gehofft, dass er ihr hinterher rennen würde, doch sie hätte damit rechnen müssen, dass er dieses nicht tat. Wieso sollte er denn auch, wenn er sich einfach bei Ran trösten konnte, da sie doch nur einige Türen weiter in ihrem Zimmer mit diesem widerlichen Yutaka hockte. Sie verstand seine Angst von Ran vergessen zu werden. Es war kein schönes Gefühl, wenn man von der Person, deren Aufmerksamkeit man sich so sehr ersehnte, einfach nicht beachtet wurde.

Nicht, dass Ai nicht von Conan beachtet wurde. Sie wollte, oder besser gesagt konnte einfach nicht mit ihm reden. Öfter, bei den Proben oder via Handy, hatte er versucht mit ihr zu reden, hatte sie an den Armen festgehalten, sie gefragt, wieso sie nicht mit ihm reden wollte. Und immer wenn er derartiges getan hatte, war er rot geworden und seine Stimme hatte gezittert, als wäre es ihm unangenehm mit ihr zu reden. Wenn es für ihn so schrecklich war, mit jemandem befreundet zu sein, der ein klein bisschen von ihm angetan war, dann sollte er ihre Freundschaft doch einfach sofort kündigen. Alles wäre leichter für Ai gewesen, als seine ständigen Fragen und trotz allem verlegene Zurückhaltung. Das hielt sie einfach nicht länger aus. Sie hatte überlegt sich nach dem Stück zurückzuziehen, nicht mehr zur Schule zu gehen und nur an dem Gegengift zu arbeiten, damit er endlich bekam, was er sich wünschte und sie gehen konnte, wohin sie auch wollte. Überall, nur weg von dieser Gegend. Vielleicht wieder nach Amerika, dort könnte sie dann ein neues Leben aufbauen, als gewöhnliches, überdurchschnittlich kluges, asiatisches Mädchen.

Sie seufzte resigniert, als sich die Tür öffnete und eine hochgewachsene Person hinein schlüpfte. Im Spiegel sah sie dem erwachsenen Mann entgegen, konnte kein Lächeln aufbringen und beobachtete einfach nur, wie er auf sie zu kam, seine Hände auf ihre Schulter legte und ihr zur Begrüßung einen Kuss aufs Haar drückte.

„Na, wie sieht's aus, Julia?“, fragte Takeo und strich Ai behutsam über die Schultern.

Sie rieb sich mit einer Hand die Augen und legte die andere auf Takeo's Hand, die damit auch zum Stillstand kam.

„Ich weiß nicht genau“, erwiderte sie. Es blieb nicht mehr viel Zeit, bis das Stück aufgeführt werden sollte. „Was macht die Technik und alles?“

Sie stellte die Frage nur, um Takeo vergessen zu lassen, was er ihr die letzten Tage klarzumachen versucht hatte.

„Sie macht sich gut“, antwortet Takeo und lächelte Ai durch den Spiegel her an. Er wusste, wie schlecht es ihr ging. Er war der Einzige, der über die letzte Zeit bei ihr gewesen war, mit ihr unter ihrem Fenster gesessen hatte und einfach geschwiegen hatte. Nicht mal der Professor hatte sich zu ihr getraut. „Genta scheint erstaunlich talentiert mich diesem ganzen Technikum. Also ich würde damit ja überhaupt nicht klarkommen.“

„Deine Kunst liegt ja auch mehr im emotionalen Bereich, Takeo.“

„Womit wir auch zu dem Bild kommen, dass ich noch diese Woche von dir gezeichnet habe.“ Takeo hockte sich seitlich neben Ai hin und sah zu ihr hoch. Seine dunklen Augen wirkten größer hinter den Gläsern seiner Lesebrille, der Glanz verschwand dadurch jedoch nicht.

Ai entfernte ihren Arm von der Tischplatte und rutschte auf dem Stuhl so herum, dass sie mehr zu Takeo saß und leichter zu ihm hinunter sehen konnte. Er hielt sich an der Stuhllehne mit der einen Hand fest, die andere ruhte auf ihrem Knie, was ihr schon gar nicht mehr aufgefallen war. Sie hatten oft ineinander verschlungen in ihrem Zimmer gesessen, ohne irgendwelche außerfreundschaftlichen Gedanken dabei zu haben. Es war alles so einfach mit ihm, dass sie sich nie darum kümmern musste irgendetwas falsches anzudeuten oder Ähnliches.

„Was ist mit dem Bild?“, fragte sie.

Takeo's Mundwinkel zuckte hoch und ein Grinsen erschien auf seinem Gesicht. „Die Firma fand das Bild klasse. Sie waren total begeistert von dir, und natürlich von mir.“ Er lachte. „Sie waren sogar so begeistert, dass sie dich persönlich als Model einstellen wollen würden, das natürlich auch nur mit deiner Einverständnis.“

Ai runzelte die Stirn. Sie als Model? Das war das letzte, woran sie gedacht hätte, als Berufswahl. Sie dachte immer, sie wäre intelligent genug, um Höheres bewirken zu können und dann war sie in einer Mördersekte gelandet, für die sie tödliche Pillen entworfen hatte.

„Komm schon“, forderte Takeo sie auf. „Sag nicht sofort 'Nein'. Denk wenigstens darüber nach, ich denke es wäre gut für dich, wenn du etwas zu tun hättest. Und wehe, du redest nocheinmal davon nach Amerika auszuwandern.“

Richtig. Wieso war sie so blöd gewesen, Takeo ihre Zukunftsplanung anzuvertrauen? Nun ja, die halbe Zukunftsplanung. Von dem Gegengift wusste er nichts. Natürlich nicht.

„Aber als Model?“ Ai war sich nicht sicher, ob sie so etwas konnte oder wollte.

„Wieso nicht?“, antwortete Takeo mit einer Gegenfrage. „Du warst toll, als ich dich gezeichnet hab. Sie haben sich nicht mal mehr andere angesehen, sie wollten nur dich. Und meine Idee, aber das ist natürlich Nebensache.“

Ai lächelte bei Takeo's liebevollen Versuch ihre Stimmung etwas aufzuhellen.

„Ich weiß nicht, ob das so eine gute Idee ist.“ Ai' s Stimme war zum Ende nachdenklich geworden.

Takeo hob eine Augenbraue und schnippste vor Ai's Gesicht, damit sie wieder zu ihm zurück kam.

„Hey, ich stelle dir nun ein Ultimatum“, schlug er vor. „Entweder du rufst diese verdammte Firma an und zwar direkt nach dem Stück, oder aber du redest mit diesem Edogawa-Kerl, auf den du so sehr abfährst. Eins von beiden, die Entscheidung steht mir nicht zu.“

Gequält sah Ai den erwachsenen Mann an und schob die Unterlippe wie aus Reflex vor.

„Wie wär's, wenn ich einfach gar nichts von beiden mache?“, beschwerte sie sich. „Dein Ultimatum beinhaltet echt miese Dinge.“

Takeo seufzte, erhob sich und packte Ai am Arm, womit er sie hochzog. Er setzte sich selber auf den Stuhl, da seine Beine schon müde geworden waren, und platzierte die verkleidete Ai auf seinem Schoß. Behutsam legte er seine Arme um sie und sie lehnte ihre Kopf an seine Schulter.

„Du weißt doch selber, dass du mit ihm reden möchtest, Ai-chan.“ Das rotblonde Mädchen hatte sich langsam daran gewöhnt von ihm bei ihrem Vornamen genannt zu werden. Er tat es nun ständig. „Ich kann dich so nicht mehr länger sehen. Es war schön, die Zeit mit dir zu verbringen, doch wäre das alles mit deinem Freund nicht passiert, wäre es noch besser gewesen. Ai-chan, du weißt, was ich damit meine“, fügte er hinzu, als Ai ihn zurechtweisend ansah. „Ich meine damit, es hat auch mir keinen Spaß gemacht dich die ganze Zeit so traurig zu sehen. Du redest dir einfach zu viel ein. Ein klärendes Gespräch soll ja Wunder wirken.“

„Nicht in diesem Fall“, wisperte Ai und vergrub das Gesicht an Takeo's Schulter. „Wie gesagt, er mag eine andere, was soll ein Gespräch daran noch verändern.“

„Blödsinn“, erwiderte er stumpf. „Ich hab doch gesehen, wie er dich angesehen hat, als ich dich das erste Mal bei den Proben besucht hab. Direkt nach unserer ersten Begegnung, weißt du noch?“

Ai nickte unmerklich. Sie wollte nicht mit Conan reden. Na ja, sie wollte es schon. Konnte es jedoch nicht. Nicht wirklich. Ihr Herz zog sich zusammen, als sie den kleinen Schülerdetektiv vor Augen hatte, er aber so weit weg schien, wie nie zuvor. Sie machte es sich selber unnötig schwer.

„Was war das noch mal mit der Firma?“, fragte sie und lächelte leicht.

Takeo lachte herzlich und rieb ihr über die Schulter. „Nichts da, Prinzessin. Jetzt hab ich die Entscheidung schon für dich getroffen. Über das modeln können wir später noch einmal reden.“

„Sagtest du nicht, die Entscheidung steht dir nicht zu?“

Die Tür öffnete sich erneut, bevor Takeo antworten konnte und der Kopf eines wohlbekannten Jungen schaute ins Zimmer hinein. Augenblicklich sprang Ai von Takeo's Schoß, wandte der Tür den Rücken zu und senkte den Kopf, um ihr Gesicht zu verstecken. Denn wieder einmal betrog ihr Herz sie, indem es Blut direkt in ihre Wangen strömen ließ.

„Stör ich?“, war Conan's unsichere Stimme zu hören und Ai sah aus den Augenwinkeln, wie Takeo sich von dem Stuhl erhob.

„Nein, nein“, erwiderte er, freundlich wie immer. „Ich wollte sowieso gerade gehen.“

Der schwarzhaarige Mann drückte noch einmal kurz Ai's schweißnasse Hand und verschwand aus der Garderobe und schloss die Tür direkt hinter sich, wodurch ein peinlich berührtes Schweigen in den Raum trat.

Die Stille war so laut, dass Ai es beinahe nicht mehr aushielt, die Spannung in dem kleinen Zimmer war förmlich zu spüren und sie kniff die Augen fest zu, in der Hoffnung, dass ihr Pony sie vor Conan's Blick in den Spiegel beschützte.

„Haibara“, fing der junge Detektiv an, stockte jedoch. Seine Stimme war so leise und zittrig, dass Ai ganz schwindelig wurde. Was?, wollte sie ihm entgegen schreien, was willst du mir denn noch alles antun?

Er kam auf sie zu, stellte sich dicht neben ihr vor den Spigel und beachtete sein eigenes, verkleidetes Spiegelbild nicht. Er sah nur zu Ai, die ihren Kopf immer noch gesenkt hielt, jedoch etwas in seine Richtung wandte. Sollte sie den Blick in seine Augen wagen?

„Komm ich ungelegen?“

Ai schüttelte leicht den Kopf und kam sich gleich danach absolut blödsinnig vor. Wieso sollte sie ihn nicht ansehen können, sondern wie ein schwaches, weinerliches Mädchen hier stehen, mit Wangen, so vollgepumpt mit Blut, dass ihr Gesicht eigentlich platzen müsste. Sie atmete einmal tief durch und hob den Kopf, sah jedoch, wie Conan, auch nur in den Spiegel.

Ihr Herz fing wieder an zu schlagen, als seine Mundwinkel sich zu einem Lächeln hoben.

„Nein, tust du nicht.“ Ai's Stimme war erschreckend ruhig und gefasst. Wieso hatte sie das nicht vorher schon getan?

Conan nickte und holte tief Luft. „Willst du jetzt endlich mit mir reden? Du weichst mit seit Tagen aus und ich hab keine Ahnung, wieso du das tust.“ Ai sah ihn vorwurfsvoll ab, weil sie genau wusste, dass er wusste, wieso sie nicht mit ihm reden wollte. Abwehrend hob Conan die Hände und die Schultern gleichzeitig. Seine Wangen wurden leicht rosa. „Okay, vielleicht habe ich eine klitzekleine Ahnung. Aber das ist noch immer kein Grund. Ich hab schließlich versucht mit dir zu reden.“

„Das hast du.“

„Ja, das hab ich und du brauchst nicht zu wiederholen, dass ich das getan hab“, erwiderte Conan, aufgebracht, durch Ai's ruhige Haltung der gesamten Situation gegenüber.

Ai hob eine Augenbraue und konnte nicht verhindern, dass sie grinste. Sie hatte das vermisst. Sie hatte vermisst sein Gesicht zu sehen und seine Stimme zu hören. Sie konnte nicht erklären, wie wahnsinnig erleichtert sie war, dass er nun neben ihr stand. Womöglich war das Takeo's Verdienst, sie hätte Conan sofort rausgeschmissen, wäre der Künstler nicht mit ihm Raum gewesen.

„Ich werde jetzt mal nicht ansprechen, wie du mich die ganze Zeit gemieden hast“, bot er großzügig an und sah Ai im Spiegel direkt in die Augen. „Sondern werde sofort zum eigentlichen Problem kommen. Weswegen du mich gemieden hast.“

Ai's Herz pochte wieder schneller und das Gefühl war ihr auf einmal so fremd, dass sie ganz überrascht die Augen aufriss. Ihre Hand lag auf der Tischplatte dicht neben Conan's. Sie konnte die Wärme seiner Haut spüren und sehnte sich danach, ihn einfach berühren zu können.

Sie senkte ihren Blick zu ihren Händen und bemerkte das Zucken seines kleinen Fingers. „Du weißt jetzt, was ich denke.“

Conan schaute ebenfalls hinunter und Ai's Herz machte einen Hüpfer, als sich seine roten Wangen mit einem niedlichen Lächeln zusammen taten.

„Ja, es war offensichtlich, was du mir sagen wolltest.“ Das Lächeln verschwand. „War takeo deshalb hier?“

Überrascht drehte Ai ihren Kopf zu dem Detektiv und sah ihn ziemlich realistisch neben sich stehen.

„Was meinst du?“, fragte sie, hatte jedoch eine winzige Idee von dem, was er damit ansprechen wollte.

„Weil du lieber in ihn verliebt wärst“, sagte er so leise, dass Ai sich anstrengen musste, um ihn zu verstehen. „Das hast du gesagt und dann bist du weggegangen.“

Erneut senkte Ai den Blick zu ihrer Hand und tastete sich zögerlich zu Conan's Hand vor. Zärtlich legte sie ihren kleinen Finger auf seinen, eine Berührung, die wieder tausende kleine Zellen in ihrem Körper aufriss, wo die Gefühle nur so heraus strömten und sie zu ertränken drohten.

„Das war doch nur so gesagt“, murmelte sie und sah schüchtern zu Conan herüber, der den Blick auf ihre Hände gerichtet hatte. „Eigentlich hatte ich gehofft, dass du mir hinterherrennen würdest. So wie in den Filmen immer.“

Conan schmunzelte und verschränkte seine Finger nun gänzlich mit Ai's. Beinahe zärtlich strich er über ihre Haut. „Versuch du mal hinter jemandem her zu rennen, der dir an den Kopf schmeißt, was für ein Idiot du bist und dann wünscht, er wäre lieber in jemand anderen als dich verliebt.“

„Ich kann mir vorstellen, dass das nicht so einfach ist.“

„Nein, dass ist es wirklich nicht“, erwiderte Conan nachdenklich. „Ehrlich gesagt hatte ich nicht erwartet, dass so etwas von dir kommt, Haibara.“

Ai lächelte. „ich war mindestens genauso überrascht wie du, glaub mir.“

Sie wusste nicht genau, was sie von Conan erwartete. Erwartete sie nun, dass er ihr sagte, dass er Ran liebte und sie deshalb nur Freunde sein konnten? Oder, dass er ihr sagte, er liebe sie auch? Wenn sie ehrlich sein sollte, war sie zufrieden, wie es im Moment war. Niemand redete zu viel, niemand ging zu sehr auf das Thema ein. Nur Conan war nun klar, dass Ai stärkere Gefühle für ihn hatte und sie stand im Nassen, wusste gar nichts. Doch damit war sie einverstanden. Für den Moment war es genug.

„Es tut mir leid, dass ich dir nicht hinterher bin, Haibara“, entschuldigte Conan sich unnötigerweise, hob den Kopf und lächelte Ai an. „Eigentlich hätte ich dir sagen müssen, dass...“

Doch weiter kam der geschrumpfte Detektiv nicht. Plötzlich war ein hohes Geräusch zu hören, als hätte jemand den Notfallschalter betätigt und im Gang waren schnelle und viele Schritte zu hören. Erschrocken fuhren die beiden Teenager herum und stürmten zur Tür, wo Conan sie aufriss und in einen Gang sah, wo schreiende und aufgelöste Klassenkameraden, Technikarbeiter und einige anderen Menschen Richtung Ausgang schwärmten. Conan und Ai streckten Die Köpfe aus der Tür und sahen den Gang entlang, wo feiner Rauch an der Decke zu sehen war. In einem Anflug von Schock und Überraschung blieb Ai im Türrahmen stehen, als Conan schon lange den Flammen entgegen gelaufen war.

Happy End?

Ai marschierte zu dem recht rundlichen Inspektor, die Hände zu Fäusten geballt fest an ihren Körper gepresst, um sie vom Zittern abzuhalten. Der ältere Mann hatte schon feine, silberne Strähnen in den sonst braunen Haaren, die unter seinem Hut hervor blitzten, sogar bei dem spärlichen Licht, das ihn erhellte. Das Licht des Feuers.

Er entdeckte sie, als sie nur noch einige Schritte machen musste, um auf ihn zuzugehen. In seiner gerunzelten Stirn erschienen noch mehr Falten, als er sie, vor Wut stampfend, auf sich zukommen sah.

„Haibara-chan“, sagte er, als wäre sie eine alte Bekannte. Was sie vielleicht sogar war, doch sein verdammt sozialer Ton machte sie rasend.

„Wo?“, knirschte sie und versuchte flach zu atmen, um sich zu beruhigen.

Inspektor Megure sah sie fragend an. Das Feuer, das über der Halle auf dem Festplatz lag, spiegelte sich in seinen dunklen Augen. „Was ‚Wo‘?“

„Wo sind sie?“ Ai hatte Mühe sich zu beherrschen.

Sie wollte den alten Mann anschreien und irgendetwas an irgendeine Wand schlagen, damit die Wut auf die beiden Männer, die ihr so am Herzen lagen, sich etwas legte.

„Mit ‚Sie‘ meinst du…“

„Conan und Takeo, verdammt!“, fuhr sie ihn an.

Einer der Polizisten, die neben dem Inspektor standen sahen sie entgeistert an. Doch das war ihr egal. Sie wollte einfach nur zu den beiden Idioten, ihnen die unartigsten Wörter der Welt an den Kopf werfen und sie schlagen, bis sie ihre Aggressionen los war.

Nachdem Conan nämlich in die falsche Richtung verschwunden war, war Ai von einem Feuerwehrmann nach draußen eskortiert worden, mit einigen anderen Leuten noch natürlich. Und da hatte sie erfahren, dass nicht nur Conan lebensmüde war, sondern auch Takeo. Sie waren alle beide in die Richtung gerannt, in der der Ursprung des Brandes lag. Dort, wo der Ton gemacht wurde, Gentas Schaltpult. Ihr wurde gesagt, eine Sicherung sei durchgebrannt oder irgend sowas und seitdem war sie zwischen den Menschenmengen herum geeilt um von irgendjemandem zu erfahren, wo diese verdammten Idioten abgeblieben waren.

„Beruhige dich doch Haibara-chan.“ Megure legte ihr eine Hand auf die Schulter, die sie am liebsten abgebissen hätte. „Du musst dir keine Sorgen machen. Den beiden geht es gut, sie haben nur einige Brandwunden.“

Wo sind sie?“

Megures Blick wurde skeptisch. Ai wusste, dass er ihre Art im Moment ziemlich missbilligte, doch was nutzte es ihr? Er hatte sie sowieso schon immer für seltsam gehalten, sie hatte so oder so nichts zu verlieren. Außer ihre Geduld. Oder ihren Verstand.

„Sie sind im Essenszelt, aber, Haibara-„

Im Essenszelt. Wo das Essen verkauft wurde. Natürlich!

Ohne weiter auf den Inspektor zu achten, der ihr hinterher rief, rannte sie los. Sie musste sich mit Knien und Ellbogen ihren Weg durch die Mengen an schockierten und erstarrten Menschen bahnen, sah sogar eine weinende Ayumi und Momoko, die Genta aufmunternd umarmte, eilte jedoch weiterhin zu dem großen, beleuchteten Zelt, das der Mittelpunkt des Festes zu sein schien.

Über ihr eigenes Kleid stolpernd raste sie durch die Öffnung im Zelt, das wie ein übergroßer Wigwam aussah. Jedenfalls so ähnlich. Drinnen angekommen sah sie sich nach bekannten Gesichtern um. Dort waren einige ältere Leute, die beim Stück mitgeholfen hatten. Ihre Arme oder Gesichter wurden von freiwilligen Helfern mit einer Salbe oder so etwas bearbeitet, ihre Gesichter schmerzverzerrt.

„Ai-chan!“ hörte sie plötzlich und fuhr reflexartig herum. Dort an der Seite, auf zwei niedrigen Liegen, ruhten Conan und Takeo, die Ruhe selbst und grinsten sie alle beide frech an. „Hierher!“

In ihr brodelte es kochend heiß, als sie auf die beiden zukam und anhand ihres Gesichtsausdruck und ihrer Haltung, schienen die beiden sollten-sein-Männer zu sehen, dass das junge Mädchen nicht in bester Laune war.

Als sie sich vor ihnen aufbaute, zogen sie die Köpfe etwas ein. Sie sah wirklich wütend aus.

„Was zur Hölle habt ihr euch nur dabei gedacht?“, keifte sie, presste die Fäuste fest in die Seiten ihres Körpers. „Ist euch klar, dass ihr tot sein könntet? Ihr seid so dämlich! Habt ihr denn nicht eine einzige Gehirnzelle in euren Dickschädeln?“

Takeo sah sie schuldbewusst an, doch Conans Blick glich weniger jemandem, dem gerade die Leviten gelesen wurden, sondern jemandem, der dabei zusah wie jemandem die Leviten gelesen wurde und dabei eine Menge Spaß hatte.

„Ich hätte nicht gedacht, dass du mich jemals dumm nennen würdest“, schmunzelte er und seine blauen Augen blitzten verschmitzt.

Ai zog die Augenbrauen zusammen, ging auf Conan zu und schnippte ihm gegen die Stirn. Empört öffnete er seinen Mund zu einem ‚O‘ und sah sie mit gerunzelter Stirn an.

„Kein Grund gewalttätig zu werden“, meinte er und folgte ihr mit den Augen, als sie sich vor ihn auf die Liege sinken ließ.

Sie fühlte, wie ihre ganze Wut verschwand, nachdem sie wusste, dass es den beiden gut ging. Sie war ausgelaugt und hätte sofort heulen können.

„Glaub mir, ich werde Gewalt anwenden, wenn ich mich wieder lebendig fühle“, seufzte sie und kniff Conan kraftlos in seine Wade. Er saß im Schneidersitz auf der Liege.

„Tut uns leid“, ergriff nun Takeo das Wort, sein typisches Grinsen auf den Lippen. Er wechselte einen kurzen Blick mit dem geschrumpften Detektiv. „Wenigstens ist dir nichts passiert.“

„Mir?“ Entgeistert schaute Ai zu dem dunkelhaarigen Mann. „Natürlich ist mir nichts passiert. Ich war ja nicht diejenige, die Richtung Tod gerannt ist!“

„Okay, wir wollen das nicht alles so über-dramatisieren.“ Conan hob beruhigend die Hände in die Luft, die Handflächen dem rotblonden Mädchen zugewandt. „Wir leben noch. Mach dir keinen Kopf mehr. Im Endeffekt war niemand mehr auf der Bühne, wo das Feuer angefangen hat, also sind wir recht schnell wieder heraus gekommen.“

„Ach ja?“ Ai ergriff Conans Unterarm. Er zuckte zusammen. „Und was ist das dann? Wärst du recht schnell heraus gekommen, hättest du wohl kaum dieses Ding hier.“

Ein großer Brandfleck prangte auf seinem Unterarm. Das würde wahrscheinlich eine Narbe hinterlassen.

„Ehm, Leute?“ Die Köpfe der beiden ‚Jugendlichen‘ wandten sich Takeo zu. „Ich geh eben etwas nach draußen. Sehen, wie die Lage so ist. Ihr wisst schon.“

Er erhob sich grinsend, drückte Ai noch einen Kuss auf die Haare und verließ das Zelt, in dem die Stimmen und Beschwerden der anderen Menschen nur zu gut zu hören waren. Ai sah ihm noch einen Moment hinterher, obwohl er schon verschwunden war und drehte sich dann wieder zu Conan um, der sie beobachtete, mit undurchschaubarem Ausdruck in den Augen.

„Du siehst müde aus“, stellte er fest.

Sie seufzte. „Was denkst du denn, woran das liegen könnte?“

Conan lächelte und ergriff die Hand, die sie gerade dazu benutzen wollte, um sich über die Augen zu wischen. Er verschränkte seine Finger zärtlich mit ihren. Sie sah hinab zu ihren miteinander verbundenen Händen und seufzte erneut.

„Tut mir leid, dass ich abgehauen bin“, entschuldigte er sich.

Sie zuckte mit den Schultern. „Was hätte ich denn anderes erwarten sollen? Du gehst immer in die falsche Richtung.“

Eigentlich hatte sie ihre Worte nicht so zweideutig gemeint, wie sie sich anhörten, doch er sollte die Bitterkeit ruhig heraushören. Immerhin war sie verbittert. Sie sagte ihm, dass sie in ihn verliebt war, er blieb einfach nur da stehen und redete nicht mit ihr, als wäre sie irgendeine Verrückte, die ihm ganz willkürlich ihre Liebe gestand.

Conan strich ihr mit seiner freien Hand über die Wange und steckte ihr die falschen Haare hinter die Ohren. Sie sah ihn an, ein schwaches Lächeln auf den Lippen.

„Soll ich mich nochmal entschuldigen, damit es dir endlich besser geht?“, fragte er und lachte kurz auf.

Ai zuckte erneut die Schultern. „Mir geht’s besser.“

„Ja, sicher.“ War das etwa Ironie? „Weißt du, als Junge, ist es mir echt unangenehm über sowas wie Gefühle zu reden.“

Sie verdrehte die Augen. „Dann kann ich auch gehen.“

Gerade, als sie sich erheben wollte, zog Conan sie mit ihren verschlungenen Fingern wieder hinunter. Seufzend schüttelte er den Kopf. „Für dich werde ich mich wohl überwinden können. Wenn es uns hilft.“

Ais Atem stockte. Ihr Puls erhöhte sich.

„Hat es einen Grund, wieso du das ‚uns‘ so betonst?“, fragte sie, brachte nicht mehr als ein Krächzen hervor.

Grinsend runzelte Conan die Stirn. Ein seltsamer Gesichtsausdruck. „Ehm, ja? Kannst du dir das denn nicht denken?“

Sie spitzte die Lippen. „Ich will’s von dir hören.“

Gespielt frustriert stöhnte er. „Oh, wieso?“

„Weil ich mir nicht vorstellen kann, dass du Ran in irgendeiner Hinsicht unterdrücken kannst.“ Sie lächelte leicht. „Deine große Liebe.“

Der junge Detektiv lachte. „Hat es einen Grund, wieso du das ‚große Liebe‘ so betonst?“

„Nein, nein.“ Ai winkte ab. „Das ist nur die Bitternis, die aus mir spricht.“

„Es gibt keinen Grund für dich verbittert zu sein, liebe Miss Adler.“ Conan grinste.

Nun war es an Ai zu lachen. „Dieses dumme Rollenspiel hat’s dir echt angetan, oder?“

Er hob nur eine Schulter. „Ein wenig.“

Ai senkte nickend den Blick zu ihren Händen. Die Stimmen im Zelt wurden merkwürdigerweise immer leiser, oder sie hörte einfach nicht mehr genau hin. Ihre ganze Aufmerksamkeit war auf Conan gerichtet. Ihr Gehör und sowas natürlich nur. Schließlich wurde sie damals zur Vorsicht ausgebildet. Sie musste mit einem offenen Auge schlafen.

„Und, um auf Ran zurück zu kommen“, nahm Conan den Faden wieder auf. „Das einzige, was mich an ihrer Beziehung mit Yutaka stört ist, dass er so ein perverser Bastard ist. Ansonsten kann sie jeden haben, den sie möchte, solange ich nicht dieser jemand bin. Beziehungsweise Shinichi.“

Überrascht weiteten sich Ais Augen. Bitte was?

Hatte er das gerade wirklich gesagt? Halluzinierte sie wirklich nicht?

„Wieso sagst du das?“, hauchte sie. Sie brachte es nicht zu Stande, lauter zu reden.

„Was denkst du, wieso ich das sage?“, lachte Conan und strich Ai über die Haare.

Er rückte etwas näher an sie heran und legte seine Stirn an ihre. Sie atmete seine Wärme direkt ein und es machte sie ganz verwirrt im Kopf, ihn so nah bei sich zu haben. Das war auf Dauer sicherlich nicht gut für ihre Gesundheit.

„Hätte ich auch nur die leiseste Ahnung, würde ich dich dann danach fragen?“

Conan kniff amüsiert die Augen zusammen. „Ja“, sagte er. „Weil du alles aus meinem Mund hören möchtest. Du kannst so herrisch sein.“

„Mag sein.“

„Haibara.“ Er sagte es so leise, dass sich Ais Armhärchen aufstellten. Der brünette Junge schmunzelte. „Ai.“

Und dann passierte es. Sie kicherte. Kicherte. Wie ein richtiges Mädchen-Mädchen. Sie konnte sich nicht daran erinnern, jemals richtig gekichert zu haben. Also nicht vorgespielt. Sondern ganz, ganz ehrlich. Das war der Wahnsinn. Wenn Conan vor hatte, sie öfter so zu nennen, würde sie sich mit dem mädchenhaften Geräusch sogar anfreunden.

„Ai, ich möchte mit dir zusammen sein, nicht mit Ran“, murmelte er. Seine Lippen schwebten nur Millimeter über Ais, die vor Aufregung zitterten. „Reicht das?“

Ai lächelte und schloss die Augen.

„Fürs erste“, erwiderte sie, sie spürte seinen Mund auf ihrem, „reicht das.“
 

Takeo saß draußen auf einer Bank. Der Himmel war von tausenden von glänzenden Sternen bewohnt, die heller leuchteten, als an irgendeinem anderen Tag. Dabei war dieser Tag nicht der Beste gewesen, den er jemals gehabt hatte. Das Feuer hatte ihn ziemlich fertig gemacht. Er hatte Ai nicht verraten, dass er nur in das Gebäude zurück gelaufen war, weil er gesehen hatte, dass Conan noch auf der Bühne herum lief. Was war er denn auch für ein dummer Junge, direkt in den Kern des ‚Todes‘, wie Ai gesagt hatte, zu rennen?

Er seufzte und fuhr sich mit beiden Händen durch die Haare.

Jemand ließ sich, etwa einen halben Meter von ihm entfernt, auf der Bank nieder und rieb sich die Augen. Takeo linste hinüber, mehr aus Neugierde, als aus irgendeinem anderen Grund. Bei der Person handelte es sich um eine wirklich hübsche, junge Frau, die braune Haare und dunkelblaue Augen hatte. Ihre Haut wirkte seltsam transparent, so blass war sie, dadurch sah man die violetten Ringe unter ihren schönen Augen nur noch mehr. Sie band ihre langen Haare zu einem Pferdeschwanz und rieb sich über das Gesicht.

„Harter Tag?“, fragte Takeo mitfühlend, der soziale Mensch, der er nun mal war.

Sonst hätte er die junge Ai niemals angesprochen. Damals im Café hatte sie ausgesehen, als wäre sie mitten in einer komplizierten Kriegsstrategie verstrickt. Er hatte irgendwie Mitleid mit ihr gehabt.

Die Frau sah erst erschrocken auf, lächelte dann jedoch, was ihre Augen irgendwie leuchten ließ. „Könnte man so sagen, ja.“

Die Straße um sie herum war immer noch erfüllt von geschockten Menschen, die sich alle auf das Stück der Oberschüler gefreut hatten. Nun ja, wenigstens mussten Ai und Conan sich dann nicht mehr abquälen, so wie es für einen Außenstehenden vielleicht ausgesehen hatte.

„Und bei Ihnen?“, fragte die Frau höflich zurück.

Takeo grinste. „Na ja, das Leben eines Feuerwehrmanns ist ziemlich hektisch, wenn Sie wissen, was ich meine.“

Ein bezauberndes Lächeln hatte diese weibliche Gestalt. „Sie sind Feuerwehrmann?“

„Nein“, lachte er. „Ich bin der Verrückte, der den Profis einfach hinterher gerannt ist, wie ein Kindergartenkind.“

„Ah.“ Sie nickte wissend. „Der Inspektor hat mir von einem ‚lebensmüden Idioten‘ erzählt.“

„Der wäre dann wohl Ich.“ Takeo deutete leicht mit der Hand auf sich.

Die Frau lachte. „Tut mir leid, Sie enttäuschen zu müssen, aber Sie scheinen weder ein Idiot, noch ein Verrückter zu sein. Das ist jedenfalls mein erster Eindruck.“

„Nun ja“, Takeo sah skeptisch drein. „Ich bin Künstler. Die sind ja dafür bekannt, nicht ganz bei sich zu sein.“

„Tatsächlich? Sie sind Künstler?“ Sie zählte an den Fingern an. „Sie sind ein Idiot, ein Verrückter und ein Künstler. Sind Sie noch etwas, von dem ich wissen sollte?“

Er streckte ihr die Hand entgegen. „Ich bin Takeo.“

Lächelnd ergriff die Frau seine Hand. „Das ist ein sehr schöner Name.“

„ Wie man’s nimmt. Ich wurde von meinem Vater auf Grund meines Namen und meinem Beruf verstoßen.“

„Weil sie kein Arzt oder Anwalt sind?“, fragte die Frau, dessen Name er noch immer nicht kannte.

„Sie kennen die Bedeutung?“

„Ja.“ Sie lachte. „Ich liebe diesen Namen schon seit ich ein kleines Mädchen war. Falls ich nicht einen freund bekäme, der so hieß, wollte ich mein Kind so nennen.“

„Das ist eine wirklich persönliche Information“, schmunzelte Takeo.

Die Augen der Frau weiteten sich peinlich berührt. „Das tut mir leid, geht Ihnen das etwas zu schnell?“

Takeo lachte. „Was auch immer Sie denken, das zu schnell gehen könnte, Unbekannte.“

Die glatten Wangen der Dame färbten sich dunkel in dem spärlichen Licht der Laternen, die neben ihnen stand.

„Das tut mir wirklich Leid. Wie unhöflich von mir, mich nicht vorzustellen.“

„Schon gut.“ Takeo winkte an, grinsend. „Ich steh‘ auf unhöflich.“

Sie lachte hell auf. „Dann freut es mich Sie kennen zu lernen, Takeo.“

Sie sahen sich an und ein Lächeln schlich sich unaufhaltsam auf Takeos Lippen. Diese Frau hatte irgendetwas an sich, was ihn wünschen ließ, sie zu zeichnen. Er würde ihre Augen betonen und ihren Mund. Diese beiden Dinge waren noch schöner, als irgendetwas anderes in ihrem Gesicht.

„Mein Name ist Ran.“
 

~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~

Na ja. Das ist dann wohl das Ende. Vielleicht nicht so, wie einige gedacht hätten, dass es endet, doch irgendwie gefällt es mir besser, wenn einige Dinge noch ungeklärt bleiben. Vielleicht törnt das eure Fantasie an oder irgendsowas. xD

Ich will mich bei allen, allen bedanken, die bis hierher gelesen und auch Kommentare geschrieben haben. Das hat ich jedes Mal motiviert, die Geschichte nicht aufzugeben. xD
 

Ganz liebe Grüße.

Eure Amaya. :)



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Von:  LLawlit
2017-06-08T19:48:56+00:00 08.06.2017 21:48
arme ai :-(
Von:  -Yuiji-
2012-04-30T20:55:39+00:00 30.04.2012 22:55
So, die komplette Fanfic zum zweiten mal nun gelesen. Nach fast 3 Jahren war mir einfach danach.

Erschreckend habe ich festgestellt, dass ich die letzten Kapitel gar nicht kommentiert hatte. Daher hole ich dies nun nach.

Danke für die schöne Fanfic und das Lesevergnügen, dass du uns allen gegeben hast.

Mach noch so eine, ich würde sie lesen. ;o)
Von: abgemeldet
2010-05-31T20:41:52+00:00 31.05.2010 22:41
Ich bin einfach nur überwältigt..
das ist die Beste Fanfic die ich je gelesen habe..
Höhen und Tiefen in der Story, abwechslungsreich.. *___*

es war unglaublich, ehrlich (:
du musst einfach noch eine schreiben ;)
Von: abgemeldet
2010-01-16T02:07:44+00:00 16.01.2010 03:07
Das war echt total grnial.
Bin so was von begeistert.
Finde es süß, das sich zwischen Ran und Takeo etwas anbahnt.
Hast du richtig klasse geschrieben.
Von: abgemeldet
2009-12-13T16:07:03+00:00 13.12.2009 17:07
Huhu!!! Das gefällt mir! Schade zwar, dass die ff vorbei ist, aber du hast das Ende total natürlich rüber gebracht! Toll!!!! Und der Schluss mit Ran und Takeo gefällt mir auch sehr! *nick*

Ich kann verstehen, dass du langsam genug hast. Deswegen freut es mich um so mehr, dass man das in keisnter Weise merkt. :)

Schreib mir doch, falls es wieder etwas Neues von dir geben sollte!

lG,
revive
Von:  Mandy-chan1991
2009-12-12T00:53:25+00:00 12.12.2009 01:53
aaaah endlich, wie lang haben wir darauf gewartet :)

ja das ende is natürlich geil, vorallem mit takeo und ran fand ich ne echt geile idee :)
nur von ai und conan kam mir da auch en bissi zu wenig...fand ich schade, vorallem weils ja jetzt zu ende ist =( *heul*

aber ansonsten, war echt die geilste ff die ich je gelesen hab!
mach weiter so :)

Viele liebe grüße

Mandy :)
Von:  Wooyoungie
2009-12-09T07:26:51+00:00 09.12.2009 08:26
Takeo und Ran..
Oh~ mein Go~tt! XDDDDDDD
+lach+
Na ja, soviel zu „Sie kann jeden haben, den sie will“ /D~

Das Kapitel hat mir gefallen, obwohl ich gedacht hab, dass sich das offene Ende auf Ai und Conan bezieht.. (Bin schon ausgeflippt, weil ich das Chap erst jetzt lesen konnte D:“)

Irgendwie isses ja schade, dass die FF vorbei ist, aber du schreibst ja sicher mal wieder was, hm? :) (Außerdem gabs für Ai und Conan nen Happy End, yay *___* Das wollten wir doch alle XD)


Well, bis zur nächsten FF!

LG, Yuuko ♥
Von:  R3I
2009-12-08T19:46:04+00:00 08.12.2009 20:46
Ein schönes Ende hast du da geschrieben. Besonders das Liebesgeständnis hat mir gefallen! Und auch das mit Ran hast du super gelöst.
Schade das es schon vorbei ist. Oder gibt es vielleicht noch einen Epilog???

lg R3I

PS: "Du rennst immer in die falsche Richtung!" So geil der Satz!!!


Von: abgemeldet
2009-12-08T15:17:35+00:00 08.12.2009 16:17
Schönes Ende :)
Jetzt sind entlich mal alle happy,
auch Ran (hatte mich schon gewundert
was aus der wird) Das mit Ai & Conan
war vieleicht ein bisschen schnell, im
vergleich zu anderen Dialogen, aber
trotzdem gut.
Ich finde ja sehr interessant dass die
letzte Szene garnicht von Ai und Conan
handelt.
Aber ein dreifaches YAY auf das happy End!
MfG,
James
Von:  xXAiXx
2009-12-08T14:54:23+00:00 08.12.2009 15:54
Ich hätte auch nicht gedacht das es Takeo und Ran sind, aber hauptsache ist ja, dass Conan und Ai sich gefunden haben xDD
Gefällt mir total gut!!
Nur schade, dass dieses kapitel das letzte ist -.-, :D


Lg xXAiXx


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