New Life von ahkullerkeks (old Love?) ================================================================================ Kapitel 27: Dirty Favor ----------------------- Es waren schon einige Tage vergangen, seit Ai dieses aufklärende Gespräch mit Conan gehabt hatte. Zwei Tage, wenn man genau sein sollte, doch wer zählte schon? Im Nachhinein war ihr diese ganze Aktion verdammt peinlich gewesen. Besonders, als sie dann noch von Ayumi anfing und sich wie die eifersüchtige Freundin angehört hatte. Wie kam sie auf die Idee das Recht zu haben, ihm vorwurfsvoll darauf hinzuweisen, dass er beinahe ein Zehn Jahre jüngeres Mädchen geküsst hätte? Sie hatte nämlich definitiv kein Recht dazu. Absolut nicht. Ai seufzte und ließ die Schultern etwas hängen. „Bah!“, ertönte es hinter der riesigen Staffelei, die vor ihr aufgestellt war. Ein Gesicht, umrahmt von dichten schwarzen Locken, blickte über die Leinwand hervor und die braunen Augen sahen sie tadelnd an. „Nicht bewegen, Babycakes.“ Ein helles Lachen entwischte Ai’ s Mund. Takeo hatte sich nun jedes Mal, wenn er eigentlich ihren Namen nennen sollte, einen neuen Kosenamen ausgedacht. Nicht nur, um ihre Laune aufzuhellen, sondern auch, so dachte das rotblonde Mädchen, um sie nicht bei ihrem Namen zu nennen, da er meinte, er passe nicht sonderlich gut zu ihr. Sie war ein wenig beleidigt gewesen, doch womöglich hatte er Recht, dass „Liebe“ nicht sofort mit ihr verbunden werden würde. „Ich kann aber nicht mehr!“, quengelte sie wie ein kleines Kind und zupfte an dem riesigen Hut, der eines ihrer Augen verdeckte. Takeo griff nach seiner Lesebrille, die auf einem kleinen Abstelltisch neben seiner Staffelei stand, und setzte sie wieder auf. Das hatte er nun schon mindestens 20-Mal getan, als wäre er nervös. Bei ihrer ersten Begegnung hatte er diese Brille nicht getragen, doch als Ai ihn damit am Montag bei den Proben gesehen hatte, war ihr das kleine Extra nicht mal aufgefallen. Sie passte irgendwie zu ihm. „Ich muss dieses Bild bis Freitag fertig haben. Du wusstest, dass an der Sache ein Haken ist und dass du einige Stunden in der gleichen Pose hocken musst, oder nicht, Biffifant?“ Takeo grinste breit. Ai kicherte, meinte aber: „Okay, langsam reicht’s wirklich, alter Mann. Deine Spitznamen machen mir keinen Spaß mehr.“ Sie befand sich an diesem Mittwoch um 18 Uhr 32 bei Takeo in der Wohnung. In seinem Wohnzimmer, um genauer zu sein und lag mit dem Bauch auf seinem riesigen, luxuriösem Sofa, welches er speziell für diesen Auftrag einliefern ließ. Er hatte sie an diesem Tag angerufen, um sie zu fragen, ob sie sein Model sein wollte, da er einen Auftrag einer Werbefirma für ein Parfüm aufgetragen bekommen hatte und unbedingt jemanden brauchte, den er zeichnen konnte. Die Firma hatte genaue Vorstellungen wie die Werbung, die dann ganz vielleicht in Zeitschriften zu sehen wäre, auszuschauen hatte. Sie trug auffallenden, roten Lippenstift, ihre Wimpern waren getuscht, als wären sie aufgeklebt und ein Hut bedeckte ihr halbes Gesicht. Ai selber gefiel diese Werbung nun schon nicht. Nicht wegen Takeo’ s Zeichenkünsten, das nun nicht, er zeichnete einfach göttlich, doch an der Idee für diese Werbung. Sie war…verwirrend. Ein wenig. Takeo betrachtete sie nachdenklich zog noch einen Strich mit seinem Bleistift auf der Leinwand und legte ihn dann zur Seite. Ai war schon kurz davor aufzustehen, als der erwachsene Mann ein krähendes Geräusch machte und ihr seine flache Hand entgegenstreckte. „Nicht…bewegen“, hauchte er, die Augen vor Schock geweitet. Und schon wieder erinnerte er Ai an ein Kind, welches etwas total Überdrehtes gesehen hatte. Oder zu viel Zucker gegessen hatte. Was auch immer es war, es erinnerte sie an einen kleinen, süßen Jungen. Sie konnte Takeo als Kleinkind vor ihrem inneren Auge herumlaufen sehen, in nichts als einer Windel. Sie kicherte, rührte sich ansonsten jedoch nicht. Zufrieden lächelnd erhob Takeo sich von seinem Hocker. „Wünscht die schöne Dame etwas zu trinken oder zu speisen?“, fragte er mit geschwollenem, englischen Akzent und brachte Ai erneut zum kichern. „Gewiss, werter Herr“, antwortete sie und hob zu ihrem schiefen Grinsen noch eine Augenbraue. Takeo lachte auf, knickte die Ellbogen ein und ballte die Händen zu Fäusten. „Essen blitzschnell mit dem…“ Er holte tief Luft und rief dann: „Tak-Mobil!“ Damit raste der Schwarzhaarige aus dem Wohnzimmer, durch den Türbogen, in die knallbunte Küche, mit der Ai sich schon vorher bekannt gemacht hatte. Erstaunlicherweise war das Wohnzimmer der einzige Raum in der Wohnung, der in dunkleren und eleganteren Tönen gehalten war. Weinrot, schwarz, weiß, grau. In jeder Ecke steckte, wenn man es so formulieren wollte, eine andere Welt. Eine Poker-Nacht in Texas, ein Hotelzimmer in Dubai und wie die anderen Mottos der Raumecken noch hießen. Takeo hatte sich in seiner ganzen Wohnung ausgetobt und es war recht leicht auf seinen Beruf zu kommen. Etwas Heroisches, wie er gesagt hatte, war es schon mal nicht. Das Vibrieren ihres Handys ließ Ai aus ihren Gedanken schnellen und sie holte das Mobiltelefon aus ihrer Hosentasche, ohne ihren Oberkörper dabei nur einen Millimeter zu bewegen. Takeo hätte sie umgebracht, da er sofort gemerkt hätte, dass sie nicht in der gleichen Pose lag, wie eine Sekunde zuvor. Ächzend schnappte sie sich ihr Handy, klappte es auf und hielt es an ihr Ohr. „Ja?“ Hallo war doch was für Mädchen! Für…richtige Mädchen-Mädchen. Ai’ s Meinung nach. „Hey, Hey, Haibara!“ Die gutgelaunte Stimme ihres Lieblingsdetektivs ließ sie schmunzeln. „Was gibt’s, Kudo?“, fragte sie und verfluchte sich, wie so viele Male in den letzten zwei Tagen, für das hörbare Grinsen in ihrer Stimme. Conan schien es nichts auszumachen. „Hast du Lust später mit mir und Hattori diesen neuen Kung-Fu-Film anzusehen? Er hat ihn nur für dich geholt.“ Das Hervorschieben seiner Unterlippe konnte Ai sich bildlich vorstellen und schmunzelte. „Heute?“ Die Wissenschaftlerin biss sich auf die Unterlippe. „Ich weiß nicht, wann ich hier fertig bin, soll ich mich noch mal bei dir melden?“ Sie hörte die eigene Unsicherheit in ihrer Stimme. Es lief gerade so gut mit Conan, da wollte sie sich nicht schon wieder irgendetwas zerstören lassen, durch irgendwelche seltsamen Kommentare oder das Geständnis, dass sie bei Takeo auf dem Sofa lag und sich von ihm zeichnen ließ. Sie konnte spüren, dass Conan den Künstler nicht sonderlich mochte. So etwas nannte man Weibliche Instinkte. „Okay.“ Er klang enttäuscht. Doch dann hörte Ai, wie sein Atem stockte. „Du weißt nicht, wann du fertig bist? Was treibst du denn? Und…wo?“ Sie konnte es sich auch nur einbilden, doch Ai hatte das Gefühl mehr als nur bloße Neugierde aus der Stimme des Detektivs herauszuhören. Oder es war nur ihr albernes Wunschdenken. Anlügen wollte sie ihn nicht, also…was blieb ihr anderes übrig? „Ehm, ich“, sie wandte den Kopf zu dem Fenster, welches die ganze Wand ersetzte, „Ich bin bei Takeo. Er, ehm, zeichnet mich für einen Werbeauftrag, den er bekommen hat und auf die schnelle hat er kein professionelles Model gefunden, also musste ich herhalten.“ Eine Weile herrschte Stille in der Leitung, bis sie hörte, wie Conan seinen Atem wohl zwischen den Zähnen ausließ. „Und was steckt da für dich drin?“ Diese Frage überraschte Ai ein wenig. Für sie? Nichts wirklich. „Ich, ehm. Keine Ahnung, ehrlich nicht, Kudo“, meinte sie etwas verwirrt. Sein Ton war seltsam abwesend. „Ich wollte ihm nur einen Gefallen tun.“ Schon wieder Stille. „Haibara?“, kam auf einmal Conan’ s leise Stimme durch das Mobiltelefon. Ai’ s Herz schlug doppelt. Seine Stimme…sie hörte sich so…so… Der Detektiv räusperte sich. „Es ist doch nicht diese Art von Gefallen, oder? Du weißt schon...“ Seine Stimme wurde immer leiser zum Ende hin und Ai konnte sich vorstellen, wie seine Wangen ein dunkles rot annahmen. So wie ihre es ebenfalls taten. „Kudo, du perverser Idiot!“, zischte sie, damit Takeo sie in der Küche nicht hören konnte. Ihr Kopf fühlte sich unnatürlich warm an, wenn auch nicht von derselben Temperatur, als wenn sie Conan sehen würde. „Wie kommst du denn auf solche widerlichen Gedanken? Das ist…das ist…das ist illegal!“ „Rechtlich gesehen schon…“, sagte er leise und Ai stellte sich vor, wie er den Blick aus dem Fenster der Detektei schweifen ließ und seine Augen glasig wurden, als seine Stimme abdriftete. Ein winziges Lächeln stahl sich unaufhaltsam auf Ai’ s Lippen, als sie an das gedankenverlorene Gesicht des Detektivs dachte. „Wie kommst du darauf, dass ich so was tun würde? Mit Takeo?“, fragte sie, ihre Stimme sehr viel weicher, als sie es sonst immer war. Normalerweise konnte man ihre Stimme mit Eis oder sehr kaltem Wasser vergleichen, doch gerade hörte sie sich unabsichtlich nach Sonnenschein an. Conan’ s Atem stockte. Er hatte ihren sanften Ton bemerkt und war darüber anscheinend nicht weniger überrascht, als Ai es selber war. Als er wieder anfing zu reden, war die Unsicherheit noch stärker herauszuhören. „Ich weiß nicht genau…“, erneut wurde seine Stimme leiser, als wäre er in Gedanken. „Du und Takeo, ihr versteht euch so gut. Da dachte ich einfach, dass du ihn vielleicht…“ „Nein, nein“, kicherte Ai und legte ihr Gesicht vorsichtig auf das Sofa, damit ihre Haltung bloß nicht verrutschte und sie keinen Ärger bekommen konnte. „Takeo ist nicht mein Unbekannter.“ Conan lachte leise. Hörte sie da etwa…Erleichterung? Nein, bestimmt hatte sie es sich nur eingebildet. Wie so vieles anderes auch. „Da frage ich mich aber, liebe Miss Adler, ob ihr Unbekannter denn tatsächlich auch so unbekannt ist, wie Ihr behauptet.“ Ai’ s Herzschlag verdoppelte sich glücklich. Sie spürte, wie eine irritierende Wärme durch ihren Körper floss, als der geschrumpfte Junge am Telefon ihr altes Rollenspiel ins Leben rief. Nun ja, so alt war es nun wirklich nicht, doch die Tage, seit der Party, kamen ihr einfach endlos vor. Und es wurde immer noch darüber geredet. „Es beweist sich mal wieder, dass mit ihnen nicht gut Kirschen essen ist, verehrter Sherlock Holmes. Sie durchschauen auch wirklich alles“, kicherte Ai und vergrub das Gesicht kurz in einem der orientalischen Kissen. Erneut war Conan’ s Lachen zu hören, dieses Mal ein wenig lauter. Dann stellte er eine Frage, die Ai nicht erwartet hätte. „Musstest du auch grade an die Party denken?“ Ai befreite ihr Gesicht aus dem Kissen, legte es auf die Seite und schloss die Augen, dass Handy immer noch an ihr freies Ohr haltend. „Woher weißt du das?“, erwiderte sie leise und ihr Mundwinkel zuckte, die Andeutung eines Lächelns. Ein Kichern war aus dem Apparat zu hören. „Du hast gestockt, bevor du angefangen hast zu reden. Es ist nicht sonderlich schwer dich zu durchschauen, Haibara.“ Verwunderung machte sich in dem rotblonden Mädchen breit. War ihre Beziehung mit Conan wirklich schon so eng, dass sie auf einmal leicht zu durchschauen war? Niemand hatte ihr jemals gesagt, dass ihr perfektes Pokerface einen Hauch von Kratzern vorzuzeigen hatte, durch den man ihre Gefühle oder die eigentlichen Bedeutungen ihrer Worte lesen könnte. Wobei ihre Maske in der letzten Zeit immer mehr abgebröckelt war, was den Kontakt zu Takeo überhaupt ermöglichte, da die alte, kalte Ai mit der Eis-Stimme niemals weiter mit einem Sonnenkind, wie er es war, weiter geredet hätte. „Du bist wohl der einzige der das so sieht.“ Seltsamer Nachdruck war aus Ai’ s Stimme zu hören. „So sollte es doch auch sein!“, schmunzelte Conan. „Als dein bester Freund habe ich ein Recht darauf, dich besser zu kennen als meine rechte Hosentasche.“ Ai lachte auf, nicht darauf bedacht, dass Takeo noch in der Küche rumwerkelte. „Fang jetzt bloß nicht von deiner Hosentasche an, Kudo“, lachte sie. „Seit du da drin dieses geschmolzene Bonbon gefunden hast habe ich etwas Angst davor.“ „Ach!“, erwiderte Conan, ein Grinsen markierte seine Stimme. „Als wenn du vor etwas Angst hättest…“ „Ich habe Ängste“, murmelte Ai. Sie spürte, wie sich die Stimmung schlagartig änderte. Sie wurde nicht schlecht, doch der ganze Humor und das Lachen waren nun seltsam unecht. „Ich weiß, Haibara. Aber du hast vor den falschen Dingen Angst.“ „Was verstehst du denn bitte unter ‚falschen Dingen’?“ „Zum einen“, meinte Conan, „ist da deine Angst davor, von den Menschen nicht gemocht zu werden.“ Ai schwieg. Wie Recht er doch hatte. „Und du hast Angst vor engeren Beziehungen.“ Seine Stimme wurde weicher, ein Lächeln war herauszuhören und Ai wusste, dass gerade den Kopf senkte und lächeln auf seine freie Hand schaute. Sie hatte das starke Bedürfnis neben ihm zu sitzen, seine Hand zu nehmen und ihre Finger mit seinen warmen Fingern zu verflechten. „Ich kann von Glück reden, dass du überhaupt mit mir redest.“ „Nicht wirklich.“ Sie lachte leise. „Bei dir ist es etwas anderes, als bei Takeo oder Hattori. Du bist…“ Ai stockte und überlegte, was er nun eigentlich war. So genau konnte sie ihm ihre Empfindungen auf jeden Fall nicht erläutern, also sollte sie bei einer Umschreibung bleiben. Doch wie nur? „Wir sind Leidensgenossen“, sagte sie nun leise, ihr Ton war seltsam sanft und sie spürte, wie ihre Wangen warm wurden und sich dieses Gefühl in ihrem gesamten Körper ausbreitete. Ihre Aussage bedeutete mehr, als sie ausgesprochen hatte, mehr als er sich jemals vorstellen könnte. „Mehr als das.“ Ai’ s Augen öffneten sich langsam und ihr Herz klopfte wieder lauter, wie der Bass auf Ayumi’ s Party. Ihre Wangen wurden noch etwas wärmer und ein glückliches Lächeln schlich sich verbotenerweise auf ihre Lippen. Ein seltsames Glücksgefühl machte sich in ihrem Bauch breit, obwohl sie nicht genau wissen konnte, wie diese Aussage seinerseits eigentlich gemeint war. Sie hatte eine vage Ahnung. Oder eher ihr Herz hatte einen kleinen Schimmer Hoffnung. „Babycakes?“, war Takeo’ s Ruf aus der Küche zu hören und Ai zuckte zusammen. „Möchtest du Orangen oder Bananen in deinen Erdbeer-Smoothie?“ Ai konnte das Kichern nicht unterdrücken, das ihre Kehle von innen kitzelte. „Ich melde mich, wenn ich nicht mehr komme, okay?“, murmelte sie ins Handy, ihre Wangen immer noch in einem zuckerwatteartigen Rosa. „Alles klar“, erwiderte Conan, erneut ein Grinsen in der Stimme. „Lass den ‚Gefallen’ bloß nicht zu schmutzig werden, Haibara.“ „Idiot“, meinte sie und klappte das Mobiltelefon zu, selber ein Grinsen im Gesicht. „Bananen!“, rief sie, damit Takeo sie auch hören konnte. „Schon erledigt.“ Der erwachsene Künstler kam mit kleinen Schritten zurück in sein Wohnzimmer gerast, in einer Hand das Tablett, die andere zur Faust geballt und am Ellbogen eingeknickt. So kam er vor Ai zum stehen, strauchelnd und um Gleichgewicht ringend. Sie lachte. „Das Tak-Mobil?“ Sie zog eine Augenbraue in die Höhe. „Das Tak-Mobil!“, antwortete Takeo mit so viel Enthusiasmus, als hätte er ihren spöttischen Ton nicht bemerkt. Als er das Tablett auf den Couchtisch vor dem Sofa abstellte, beugte er sich weit vor und hob das rechte Bein wie eine Ballerina in die Höhe. Erneut kratzte das Lachen Ai’ s Hals und sie verdrehte amüsiert die Augen. „Du bist so ein Spinner“, kicherte sie und nahm sich ihren Erdbeer-Smoothie, der aus Bananen bestand, und trank daraus. Takeo’ s Smoothies waren göttlich! Dafür lohnte es sich sicher zu sterben. „Etwas mehr Respekt vor dem unwiderstehlichen Mann, der dir diesen aparten Smoothie hergezaubert hat, wenn ich bitten darf“, sagte Takeo, ein strahlendes Lächeln auf den Lippen. „Darüber lässt sich streiten.“ „Worüber jetzt? Dass dieser Smoothie überdurchschnittlich gut schmeckt oder das ich unwiderstehlich bin?“ Er setzte sich neben das Tablett auf den Couchtisch, um mit Ai auf einer Augenhöhe zu sein. Das Sofa war wirklich überdimensional groß. „Hm.“ Sie tat als würde sie überlegen. „Letzteres.“ Takeo lachte. „Nicht nachdem du diesen Drink beendet hast, junge Dame.“ Plötzlich trat unaussprechlicher Schock auf sein Gesicht. Erschrocken sah Ai ihn an. „Was?“, fragte sie, mit einem leichten Anflug von Entsetzen. Er streckte die Arme nach ihr aus, die Finger gespreizt und nach vorne gebeugt, seine fast schwarzen Augen waren auf etwas über ihrem Kopf gerichtet. „Was hast du getan?“, murmelte er entsetzt und packte etwas, dass zwischen Ai und der Sofalehne geklemmt war. Der verbeulte Sommerhut. Ai rollte mit den Augen. „Ist das alles, was dich so schockiert?“, kicherte sie, nahm ihm den Hut aus den Händen. Sein Mund war offen in entsetzlichem Horror, seine Stirn gerunzelt, als hätte er eine knifflige Matheaufgabe vor sich liegen. Ai klopfte einmal mit der Faust gegen die Innenseite und schon war der Hut wieder rund, keine Missgestaltung in Sicht. „Alles wieder gut.“ Sie kicherte erneut, als Takeo’ s Blick von purem Horror zu seligen Frieden wechselte und wieder sein strahlendes Lächeln zum Vorschein kam. „Mein Held“, murmelte er in kindlichem Vergnügen und setzte Ai den Hut wieder auf, so dass er wieder eines ihrer Augen verdeckte. „Perfekt.“ Diese Aussage war mehr zu sich selbst, als zu ihr, deswegen schwieg sie dazu, saugte nur an dem Strohhalm ihres Smoothies und genoss den ekstatischen Genuss dieses göttlichen Getränks mit einem wohligen Schnurren. Takeo schmunzelte und nahm sich eines der Sandwichs, die auf dem Tablett lagen und die er mit viel Liebe zubereitet hatte. Ai war in Gedanken vertieft. Sie merkte nicht, wie ihre Beine langsam müde wurden, da sie sie nicht bewegt hatte, seit einigen Stunden, sie merkte nicht, wie sie nur noch Luft aus der Glas saugte, wo ihr gottgleiches Lieblings-Drink drin gewesen war und sie merkte nicht, wie der Blick des erwachsenen Mannes auf ihr ruhte, wie er die Stirn glättete und ein Lächeln seinen Mund zierte, das Sandwich reglos an den Lippen, ohne sich auch nur die Mühe zu machen, hinein zu beißen. Ihre Gedanken waren einige Kilometer entfernt in der Wohnung der Mori’ s, wo Heiji und Conan sicher auf dem Sofa saßen, Popcorn in den Freiräumen, die sich bildeten, wenn sie sich in den Schneidersitz setzten, Cola in Pappbechern auf dem Couchtisch vor ihnen, den Kung-Fu-Film im Videorekorder und die Augen in unwiderstehlich niedlichem Vergnügen geweitet, als sähen sie das Schönste, was es je gegeben hatte. Ai hätte alles dafür gegeben dabei sein zu können, doch sie wollte auch Takeo nicht verlassen. Er brachte sie zum Lachen, unterhielt sie, hörte ihr zu, so war sie sich sicher, wenn sie ihn zum zuhören brauchte und sie spürte, dass das zarte Band ihrer Freundschaft immer stärker wurde. Wenn Ai es nun wirklich gewollt hätte, konnte sie Conan mit Takeo’ s Hilfe vergessen. Dessen war sie sich schmerzlich bewusst. Sehr bewusst. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)