Die Insel der tausend schaurigen Masken von jack-pictures ================================================================================ Kapitel 10: Pirat gegen Pirat ----------------------------- Paloop unterbreitete seinem Vater den Vorschlag, den Kai ihm gemacht hatte. Der rundliche Häuptling war einverstanden, auch wenn es ihm weniger behagt, dass sich die Fremden frei unter ihnen bewegen würden. Doch für den Schutz seines Stammes war ihm sogar das Bündnis mit der Besatzung der Death Corpse recht. Das Erste, was die gesamte Mannschaft machte, war an die kleine Hütte zu stürmen, in der ihr Captain untergebracht war. „Jack?“, fragte Bryan in die Hütte hinein, erhielt jedoch nur ein Würgen als Antwort. „Wenn sie das wirklich ist, dann freut sie sich wirklich, uns wieder zu sehen.“, meinte er nach draußen zu der restlichen Crew. „Hast du wieder deine Fähigkeiten ausprobiert, Ray?“, schaute Tala den kleinen Tigerdämon vorwurfsvoll an. Dieser grinste nur verlegen. „Sie hat mich förmlich gedrängt.“ Die gesamte Crew quetschte sich nun in die Hütte, wobei es doch recht vorteilhaft war, dass Jack eine Wand weggesprengt hatte. Diese lag auf den Rücken und wollte so recht noch nicht begreifen, wer da alles vor ihr stand. „Was macht ihr denn hier?“, flüsterte sie ihnen entgegen. „Wir kommen, um dich hier zu retten“, grinste Lyco ihr entgegen. „Retten? Mich? Vor dem Medizinmann, das wär mal ne Maßnahme.“ „Unter anderem auch vor dem. Aber eigentlich davor, dass du in den Vulkan geschmissen wirst.“ „Vulkan?“ „Du bist ein Opfer.“, stellte Karin nüchtern fest, „Das ist aber nichts Gutes.“ In Schnellform erklärte Kai, was sie vorhatten und wie sie vorgehen würden. Jack nickte: „Das könnte sogar funktionieren.“ Sie rappelte sich hoch, wobei das Blatt wieder um einiges verrutschte. Ray fing wieder an zu würgen und verschwand nach draußen, Lyco lachte nur: „Darf ich mal anfassen?“ Ein Blick von Jack genügte, um ihr deutlich zu machen, dass sie nicht durfte. „Dann eben nicht.“, zog die Wölfin einen Schmollmund und drehte sich in die entgegengesetzte Richtung. „Lass mich mal sehen.“, wandte sich Kenny an sie und betastete die Wunde näher. „Ja, aber der Brillenheini darf.“, grummelte Lyco, während Tala versuchte, auf sie einzureden, und beschwichtigend die Hände hob. „Was haben die dir da draufgemacht? Sieht ja schlimm aus.“ Sie nickte. „Aber egal, mach was drauf und gib mir mein T-Shirt.“ „Du willst doch nicht ernsthaft mitkämpfen?“, fragte Ian verunsichert nach. Sie antwortete nichts darauf, doch Lex luckte durch die Öffnung herein: „Jungs, macht mal, die Piraten kommen immer näher. Sie werden bald da sein. Maximal noch ne Stunden.“ „Das muss reichen. Holt eure Waffen vom Schiff. Ray, geh mir Paloop rufen, ich muss ihm noch was sagen.“ Alle nickten und verließen die Hütte ohne Widerworte, nur Lex und Kenny blieben noch stehen. „Was?“ „Ich verschwind dann mal. Solange, bis die Luft noch rein ist.“ „Du bliebst da, Feigling!“, fauchte sie den Schwertkämpfer an, „Die Leute hier haben ja wohl genug für dich getan. Du wirst ihnen helfen.“ Er grummelte, doch er hatte sich schon geschlagen gegeben, er würde blieben und mitkämpfen. Nach einer guten halben Stunde stand die gesamte Crew der Death Corpse bewaffnet vor der Hütte. Ray und Tala hatten sich ebenfalls Schwerter besorgt, auch sie würden mitkämpfen. Die meisten Eingebornen hatten sich in einer nahe gelegenen Höhle versteckt. Sichtlich um Haltung kämpfend schritt Jack vor ihren Freunden auf und ab. „Am besten verstecken wir uns im Dschungel. Da haben wir das Gestrüpp und den Hinterhalt auf unserer Seite. Und Lyco, Karin, diesmal Magie aus vollem Rohr, verstanden?“ Beide Wölfe jubelten auf. „Aber wenn die beiden doch wieder rumzaubern, dann bleibt für uns nichts übrig.“, jammerte Tyson. Jack wandte ihren Blick zu ihm: „Tyson, hör mal zu: Da werden mehr als vier Leute sein. Also bleibt genug für jeden übrig.“ „Hey! So schlecht sind wir nun auch wieder nicht!“, jammerte die dunkle Wölfin aus ihrem Jubelschrei gerissen. „Nur eine Frage: Der Dschungel is unheimlich dicht, wie sollen wir da sicher gehen, dass wir uns nicht verirren? Oder woher sollen wir wissen, dass die überhaupt in unsere Richtung kommen.“ Die Katzendämonin grinste: „Keine Sorge, dafür werde ich schon sorgen. Oder denkt ihr, ich überlasse euch den ganzen Spaß alleine?“ Sie verstanden zwar nicht, was genau sie damit meinte, aber sie vertrauten ihr, außerdem kam meistens was Gutes dabei heraus, wenn sie dieses unheilige Grinsen aufgesetzt hatte. „Dann los!“ Bryan stand hinter einem Baum, der den Durchmesser von einem vierhundert Liter Fass hatte. In Sichtnähe waren Ian und Max, beladen mit genug Munition, um den nächsten Weltkrieg alleine zu gewinnen. Zwanzig Meter von ihnen entfernt stand Lyco, zwar ihre Sense auf des Rückenschnalle gelöst und in den Pfoten, jedoch schon am überlegen, welcher ihrer Zaubersprüche am wirkungsvollsten sein würde. Doch als sie so um sich schaute, während sie immer noch am grübeln war, fiel ihr Blick wieder in Richtung des Dorfes zurück. Dort huschten die Eingeborenen herum, darunter Lex, der Anweisungen gab, was sie zu tun hatten, oder wo sind die letzten Verbliebenen noch verstecken konnten. Irgendwie war ihr doch recht langweilig, einfach nur so herumzustehen, zu warten und nichts zu tun. Also beschloss sie, mit diesem Lex mal einen kleinen Plausch abzuhalten. Gemütlich schlenderte sie aus ihrem Versteck zu ihm herüber. Als sie neben ihm abgekommen war, scheuchte er gerade drei Kinder wie ein Haufen Hühner von sich her zu einem kleinen Grüppchen aus Frauen, die scheinbar nur auf die Kinder gewartet hatten. „Hoi! Alles klar soweit?“ Erschrocken zuckte dieser zusammen, fasste sich aber schnell wieder. „Hey, machst du nie das, was Jack dir sagt?“ Lyco lachte auf: „Du machst doch wohl Witze, oder? Jack ist zwar nett, aber sie übertreibt einfach immer.“ „Ja, so kenn ich sie, die Gute. Immer übertreiben. Aber im Grunde herzensgut.“, grinste er, schüttelte dann aber den Kopf. Lyco lachte wieder auf: „Du bist ja richtig klasse. Aber sag mal, woher kennst du Jack eigentlich? Ich meine, es sieht ja so aus, als würdet ihr euch schon wesentlich länger kennen.“ Lex legte die Hand ans Kinn: „Hm, ja, das is schon ne ganze Weile. Sie war damals allein unterwegs gewesen. Ohne Schiff, so als auf Land… Auftragskiller oder so was… Ne, warte, sie war nicht allein, Kai hat an ihrer Seite geklebt wie ein zwölf Wochen alter Kaugummi. Ich weis noch nicht mal, warum der in ihrer Mannschaft is. Der ist total komisch, so… na ja, komisch eben.“ Lyco nickte eifrig: „Richtig, richtig. Aber du hast mir immer noch nicht meine Frage beantwortet.“ „Na ja, da ist eigentlich nichts Großartiges zu sagen. Sie war unterwegs, ich bin ihr über den Weg gelaufen und so haben wir uns getroffen. Nichts Außergewöhnliches also.“ „Och… und ich dachte, da war was Spektakuläres gewesen, Mist aber auch.“ „Wurm!“ Lyco zuckte zusammen und drehte sich dann genervt zum Wald: „Halt die Klappe! Ich will gar nicht wissen, was du von mir willst!“ „Köter!“, ihr Captain kam aus dem Wald direkt auf die beiden zu, „Hast du eigentlich vergessen, was wir hier planen? Wir müssen hier verhindern, dass ihr geopfert werdet!“ „Du sollst geopfert werden, Nervkatze!“ Lex hielt sich klein, er kannte schließlich Jack’s Wutausbrüche. Jack musterte Lex genauer, wusste jedoch nicht so recht, was die beiden miteinander zu reden hatten. Sie schüttelte darauf nur den Kopf. „Eurer Gelaber könnt ihr auf später verschieben und dann auch sonst was tun. Aber jetzt, Köter, kommst du mit!“ „Jack, Lex kann uns doch helfen! Mit seiner Hilfe werden wir sicherlich gewinnen und diese schmierigen Piraten bestimmt los und außerdem entgehst du auf diese Weise deiner Opferung.“ Jack grummelte irgendetwas unverständliches, drehte sich dann aber schwankend in Richtung Wald und noch im Gehen sagte sie zu den beiden: „Falls du’s nicht wissen solltest, der Möchtegern-Schwertfuchtler wird uns helfen, er hat schon zugesagt.“ Verblüffte schaute sie erst zu Jack, dann zu Lex, der nur mit den Schultern zuckte und Jack nachwank. „Bist du sicher, dass die hierher kommen? Jack hat zwar gesagt, dass sie dafür sorgen wird, aber ich hab da meine Zweifel. Außerdem sieht man vor lauter Grün überhaupt nix! Überall Bäume, Krabbelviehscher, Schlingpflanzen und noch mehr Grün!“ „Kai, du siehst das alles viel zu negativ.“, versicherte ihm Bryan, der neben ihm hinter einem Felsen stand und in Richtung Meer schaute. „Wo hat dieser Kerl die Piraten nur gesehen? Ich seht gar nichts.“, murmelte Kai ärgerlich mit dem Fernglas an den Augen. Auch Bryan hatte noch kein Schiff in der näheren Umgebung gesichtet, aber auch von seinen Crewmitgliedern mal von Kai abgesehen und Jack, die als Lockvogel am Strand saß, sah er niemanden. „Bist du sicher, dass die überhaupt hier landen? Ich mein, das is ja nicht so, als wär das hier der einzige Punkt, an dem sie ankommen könnten.“ „Frag Jack, ich hab keine Ahnung, was sie wieder plant.“ „Siehst du wen von den anderen?“ Kai schüttelte den Kopf. Sie saß im warmen Sand und atmete tief durch. Sie wusste, dass die Piraten hier anlegen würden. Und dann würde sie diese Feiglinge in ihr Unglück lotsen. So war es zumindest geplant. Doch sie hatte keine Ahnung, mit wem sie es zu tun bekommen hätte. Also war Vorsicht geboten. Doch das Schiff kam einfach nicht in Sicht. Hatte Lex gelogen, um sich einfach nur wichtig zu machen? Eigentlich eine abwegige Vorstellung. Lex war vielleicht ein Aufreißer, der immer auf die Schnauze fiel, weil seine lächerlichen Anmachversuche einfach nicht funktionierten, aber eigentlich war er eine ehrliche Haut. Es musste also seine Richtigkeit haben. Doch dann tauchte die schwarze Flagge auf. „Es geht los, Leute.“, rief sie in der Wald hinter sich, bekam aber keine Antwort. „Gut so.“, nickte sie zufrieden und schaute zu, wie sich das Schiff näherte und so nach und nach die ganzen Ausmaße der Gallone deutlicher wurden. „Poser.“, grummelte Jack vor sich hin. „Jack!“ Sie drehte sich um. „Wer ist das? Sind die gefährlich?“ „Halt die Klappe, Ian! Oder willst du, dass wir auffallen, noch bevor es richtig losgeht?!“ „Is ja schon gut.“ „Vollidioten, mit denen ich da gestraft bin.“ Das Platschen von Wasser, wenn der Anker geworfen wurde, machte sie wieder aufmerksam auf das Bevorstehende. ~ * ~ * ~ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)