Denn am Ende steht... von Leira ================================================================================ Kapitel 16: Wochenende ---------------------- Bonjour mesdames, messieurs, ça va? Wie geht's...? ;) Nun- ein großes Dankeschön wie immer an dieser Stelle an alle, die einen Kommentar geschrieben haben! Ich danke euch wirklich sehr, ich kann es gar nicht oft genug sagen...! Nun- zum letzten Kapitel... nun, es ist ja wohl irgendwo verständlich, dass ihn die Tatsache, dass Gin ihn und Ran gesehen hat, und nach Ran her ist, weil er im Prinzip weiß, dass sie es war, die ihn beklaut hat, etwas stresst... ;) Sehen wir mal, wie's weitergeht... ich wünsch euch viel Vergnügen mit Kapitel 16! *eineRundeKaffeespendiert* Bis nächste Woche, Liebe Grüße, eure Leira :D ________________________________________________________________________________ Endlich Wochenende. Conan lag auf dem Futon neben Kogorôs Bett und gähnte ausgiebig, streckte sich wohlig. In diesen kurzen Momenten zwischen Wachen und Schlafen war die Welt ein schöner Ort- ohne Probleme, ohne Sorgen… er befand sich irgendwo im Nirgendwo, dachte an nichts, war einfach nur ein Mensch, der sich in der Wärme seiner Decken sicher und zufrieden fühlte, sich von nichts stören ließ. Noch nicht. Der Moment, in dem er aufwachte, und alle seine Sorgen, Probleme und Ängste wie eine Flutwelle über ihn hereinbrachen und ihn wegzuschwemmen drohten, ihn unter Wasser zogen und ihn die Luft zum Atmen raubten… er nur noch hektisch zur Oberfläche strampeln wollte, nach einem Fels in der Brandung suchte, einen sicheren Ort, eine Zufluchtsstätte… war noch weit weg… aber er würde früh genug kommen. Aber noch nicht jetzt. Er wollte sich gerade umdrehen, um noch ein wenig weiter zu schlummern, als ihn ein leichter Windhauch an der Nase streifte. „Shinichi…?“ Er drehte den Kopf, sah, dass die Zimmertür ein wenig offen war, und Rans kleines Gesicht im Spalt zwischen Türstock und Tür. Aus zusammengekniffenen, schlafverklebten Augen blinzelte er sie träge an. „Shinichi…?! Sie wisperte seinen Namen, bedeutete ihm mit ihren kleinen Händen, aufzustehen. Er warf einen Blick auf Kogorôs Radiowecker. 6.00 am Sechs Uhr. Himmel, es war Samstag. Warum warf sie ihn da um sechs aus dem Bett? Warum? Warum legte sie sich nicht einfach wieder hin und schlief weiter- und ließ ihn seinerseits weiterschlafen… „Shinichi Kudô!!!“ Ihre Stimme klang nun schon ein wenig energischer. Kogorô zuckte, grummelte im Schlaf. Sie hielten die Luft an und warteten. Nichts. Kogorô war anscheinend noch tief im Reich der Träume. Er schenkte Hana einen missmutigen, leicht verärgerten Blick, dann schälte er sich aus der Decke, tapste völlig lautlos zur Tür und zog sie hinter sich zu. Conan fröstelte, als er zu ihr auf den Gang trat - und er sah die Welle auf sich zukommen. Er wurde wach… und seine Probleme begannen, eins nach dem anderen, sich in seinem Kopf mit leisen, aber drängenden Stimmen zurückzumelden. Eines davon war die Angst um die Person, die vor ihm stand - und dessen Stimme war die lauteste. Dennoch versuchte er, sich noch nichts anmerken zu lassen. Stattdessen rieb er sich über die Augen. „Warum weckst du mich um die Uhrzeit?“ Ran lächelte. Er sah immer noch sauer aus. Wortlos nahm sie seine Hand, zog ihn mit in ihr Zimmer, scheuchte ihn in ihr Bett, dann kroch sie ebenfalls unter die Decke, kuschelte sich an ihn. Er hielt den Atem an, schluckte. Mit allem hatte er gerechnet- Putzaktionen vor Morgengrauen, Einkaufen auf dem Fischmarkt, Lernen…- nur nicht damit. Sie schlang einen Arm um seinen Oberkörper, hauchte ihm einen Kuss auf die Wange. Er drehte den Kopf. „R- Ran…?“ Sie kicherte leise, als sie sein verwirrtes Gesicht sah. „Sieh dir den Sonnenaufgang an…“ Sie nickte in Richtung des Fensters, das am Fußende ihres Bettes war. Sie hatte das Fenster ganz aufgemacht, eine kühle Brise wehte herein, streichelte über ihre Gesichter. Draußen lag die Welt, ein Meer aus Lichtern, die erwachende Stadt Tokio gebadet in rosafarbenes und goldenes Licht. Ein atemberaubender Anblick. Was ihm jedoch wirklich den Atem raubte, war etwas ganz anderes… Er atmete langsam, sehr langsam aus, legte einen Arm um ihre Schultern, gab ihr seinerseits einen Kuss auf die Nasenspitze und schaute nach draußen, genoss die Wärme ihres Körpers, ihre Nähe... sah die Morgensonne in ihren Augen und lächelte. Er hatte sie gefunden, seine Zufluchtsstätte- seinen sicheren Ort. Warum nur musste allerdings dieser Mensch, in dessen Nähe er sich so unglaublich wohl fühlte, der Mensch sein, der in seiner Nähe am meisten in Gefahr war? Unruhe keimte in ihm wieder auf, Angst… und die Ungewissheit, ob er es ihr nun sagen sollte, oder nicht. Sagen sollte, was passiert war. Ja- oder nein? Ja oder nein? Was denn? Was…? Warum hast du dir mich ausgesucht, ich bin gefährlich für dich… Er kämpfte mit sich. Horrorszenarien spielten sich vor seinem inneren Auge ab. Und egal, was er tat, wie er sich entschied, es änderte nichts an ihrem furchtbaren Ende… Er wurde unruhig. Nervös. Sein Blick starr- er sah die schöne Welt vor dem Fenster nicht mehr. Ran merkte es. Sie merkte es daran, dass sein Körper sich verspannte, seine Atmung schneller wurde… sie spürte es einfach, dass mit ihm etwas nicht stimmte, dass er schon wieder in seinen Gedanken zu versinken drohte. Sie wusste, dass er unter Strom stand, schon seit Tagen. Er bemerkte, wie Ran unter der Bettdecke nach seiner Hand griff, sah, dass sie ihren Kopf in seine Richtung wandte, ihm in die Augen schaute. Er fühlte sich ihr ausgeliefert, wenn sie ihn so ansah. Conan schluckte schwer. Sie las in seinen Augen wie in einem Buch, das wusste er. Sie kannte ihn zu gut, um nicht zu sehen, was mit ihm los war. „Schhhh…“, murmelte sie leise, strich ihm eine Haarsträhne aus den Augen. Er blinzelte. Unendlich zart küsste sie ihn auf die Nasenspitze. „Beruhige dich… noch ist nichts passiert.“ Ihre sanfte Stimme war Balsam für seine Seele. Er nickte nur, dann wandte seinen Kopf und betrachtete das Farbenspiel der aufgehenden Sonne. Sie hatte ja Recht- noch war nichts passiert. Zumindest nicht das, was er fürchtete. Er atmete tief ein, roch den Duft ihrer Haut, ihrer Haare- verfluchte ihr Grundschülerdasein und genoss doch ihre Nähe. Es war schön. Und wie schön würde es erst sein, wenn all das hinter ihnen lag… Ein zaghaftes Lächeln schlich sich auf seine Lippen. Ran warf ihm musternden einen Blick zu. Sie merkte, wie er langsam wieder runterkam, sich wieder fallen ließ, er sich entspannte. Sie wusste, etwas beschäftigte ihn, wusste, etwas machte ihm schreckliche Angst- aber sie wusste auch, dass er es ihr nicht sagen würde, noch nicht. Sie hatte versucht, ihn auszufragen, aber er hatte sofort abgeblockt- sie wusste aus Erfahrung, da war nichts zu machen. Und da sie ihn nicht noch einmal hintergehen wollte, blieb ihr nichts anderes übrig, als ihm beizustehen, bei was auch immer, ihn aufzufangen, wenn er zu fallen drohte. Und einmal mehr wünschte sie sich, sie wären wieder die alten. Denn über dieses zärtliche Kuscheln würden sie nicht hinauskommen- das war eine Grenze, die sie sich beide ohne Absprache gezogen hatten. Aber nichtsdestotrotz war sie froh, sich überhaupt an ihn lehnen zu können. Sie seufzte leise, dann kuschelte sie sich ein winziges Bisschen näher an ihn, genoss es, als er ihr über ihre Haare streichelte, und schaute sich mit ihm das Lichterspiel am frühmorgendlichen Himmel an. Sah die Wolken, die wie mit Honig überzogen am Himmel schwebten, dick und flauschig wie Watte. Hörte einen Vogel, der trillernd in einem der Bäume auf der Straße saß und den neuen Morgen begrüßte. Es gab Momente, da war das Leben gar nicht so schlecht. Nachdem die Sonne aufgegangen war, fing dann das Chaos an. Conan und Ran hatten sich angezogen und waren bereits dabei, den Tisch zu decken, als es an der Haustür klingelte. Er fing sich einen fragenden Blick von Ran ein. „Wer kann das sein? Um diese Uhrzeit?“, fragte sie, schaltete die Kaffeemaschine ein und griff nach den kleinen Löffeln. „Werden wir gleich sehen.“, bemerkte er locker. Er wusste, wer es war. Hattori; schließlich hatte er ihn gestern Abend noch angerufen und gebeten zu kommen. Aber Ran das zu sagen, würde heißen, ihr erklären zu müssen, warum er ihn gebeten hatte, herzukommen. Und das wollte er eben vermeiden. Er ging, öffnete die Tür. Draußen stand Heiji und grinste breit. Conan kniff die Augenbrauen zusammen. Ihm kam da eine Idee. Dann durchbrach ein Heulen die Stille im Hause Môri. „AUUUUUU! Shinichi, was-“ Ran trat aus der Küchentür. „Was ist denn hier los?!“ Dann brach sie in schallendes Gelächter aus. Auf dem Boden saß Heiji, hielt sich eine Kniekehle, und hatte diese Bommelmütze, die er so sehr hasste, auf dem Kopf. Conan selber stand vor ihm und schaute mit seligem Lächeln auf sein Handy. Offensichtlich hatte Conan ihn mit einem Tritt gegen das Bein von hinten umgelegt, ihm die Mütze aufgesetzt und- fotografiert. „Danke für das Foto, Hattori. Das schick ich Kazuha, sie findet dich bestimmt auch wahnsinnig niedlich mit dem Ding. Putzig. Süß …“ Er grinste breit. Heiji starrte ihn an. „Das machst du nicht!“ Er zog sich die Mütze vom Kopf, warf sie wieder in das Regal. Conan klappte sein Handy zu und steckte es ein. „Worauf du wetten kannst, mein Freund. Du hast doch wohl nicht allen Ernstes erwartet, dass ich diese Demütigung auf mir sitzen lasse.“ Conan warf ihm aus zusammengekniffenen Augen einen leicht hochmütigen Blick zu, grinste süffisant. „Aber…“ Heiji sah aus wie ein Fisch, der nach Luft schnappte. „Aber…“ „Aber du hast doch nicht ernsthaft geglaubt, du kommst mir ungeschoren davon? Du hattest letztes Mal nur Glück, dass ich gewissermaßen- anderweitig- beschäftigt war. Und jetzt steh schon auf…“ Heiji verdrehte die Augen. Er musste wohl warten, bis Kudô sein wohlbehütetes Handy mal aus der Hand legte, um das Foto löschen zu können. Es war nur gut, dass er Kazuhas Nummer nicht hatte. Allerdings - die hatte Ran. Und die stand im Türrahmen und lächelte ihn an. „Du frühstückst doch mit uns, oder?“ Der Oberschüler nickte. Die Kleine verschwand in der Küche. Conan war stehen geblieben. Sein Gesicht war plötzlich ernst. „Hey.“ Heiji stand auf uns schaute auf ihn herunter. „Was ist denn los? Stimmt was nicht?“ Conan seufzte. „Ist was mit Ran?“ Heiji bohrte weiter. Der Junge schaute auf. „Nein. Mit Ran ist alles bestens, außer dass sie immer noch mein Größenproblem teilt, wie du ja siehst. Sie - sie ist wohl das einzige, was das hier erträglich macht, das einzige, was tatsächlich funktioniert. Was mich beschäftigt, ist etwas anderes, aber das erzähle ich dir, wenn wir allein sind, Heiji. Ich will nicht, dass sie es mitkriegt, sie soll sich keine Sorgen machen.“ Heiji Hattori schaute ihn an. Shinichi… Der Junge merkte es nicht, war schon zur Tür gegangen, als er realisierte, dass ihn sein großer Freund nicht begleitete. „Kommst du, Hattori? Oder willst du Wurzeln schlagen?“ Der Oberschülerdetektiv aus Osaka nickte hastig, dann folgte er ihm in die Küche. Nach ungefähr einer halben Stunde gesellte sich auch ein sehr verschlafen aussehender Kogorô Môri zu ihnen. Kogorô war gerade gegangen, um sich mit einem alten Schulfreund zu treffen, nicht allerdings, ohne Conan und Heiji mit einem langen Blick auf Ran und einem ernsten „Wehe ihr passiert was!“ zu bedenken. Gerade hatte er die Wohnung verlassen, als es klingelte. Conan seufzte. „Was hat der Alte denn nun schon wieder vergessen…?“ „Ich seh mal nach.“ Ran ging los, um die Tür zu öffnen, drückte die Klinke herunter. Conan und Heiji, die am Tisch saßen, konnten sie draußen reden hören. „Paps, was hast du diesmal…“ Abrupt brach sie ab- und erstarrte. Es war nicht Kogorô, der in der Tür stand. „Ran? Was ist denn nun…?“ Heiji, neugierig durch die Unterbrechung im fröhlichen Geplauder des kleinen Mädchens, streckte den Kopf zur Tür raus- und erbleichte. Und dann vernahm Conan, erkannte den Besucher an der Stimme, den die anderen schon sahen. „Ran?!?“ Conan hörte den Schrei, rannte an ihm vorbei raus in den Gang, blieb erschrocken stehen. Die Person, die geschrieen hatte, war eine junge Frau gewesen. Die Szene schien wie eingefroren. Heiji klammerte sich am Türrahmen fest, starrte ungläubig auf die Person in der Tür. Seine Fassungslosigkeit stand ihm quer übers Gesicht geschrieben. Ran stand da, ihr kleiner Körper angespannt, blickte mit aufgerissenem Mund nach oben. Und Conan- er stand ein paar Meter hinter Ran auf dem Gang und konnte kaum glauben, was er sah. Dann brach sie den Bann. „Ran…?“ Ihre Stimme zitterte. Kazuha stand in der Tür und sah aus, als ob sie gleich umfallen würde. Sie geriet ins Wanken, ihre Gesichtsfarbe verfärbte sich ins grünlich-weiße, ihre Augen drehten sich langsam nach oben… Heiji löste sich aus seiner Starre, rannte hin, bekam sie gerade noch zu fassen, bevor sie zusammensackte. Conan stöhnte auf, fuhr sich frustriert mit den Händen über die Augen. „Leg sie auf die Couch. Ich schau mal, ob wir Cola oder so was da haben. Ran, du holst ihr einen nassen Waschlappen.“ „Ich wusste nicht, dass sie auch kommt…“, murmelte Heiji völlig perplex. „Es tut mir Leid… sie, sie muss mir nachgefahren sein… Sie war wohl misstrauisch, als ich ihr keine Antwort geben wollte, als sie mich fragte, wo ich hinwolle...“ Er blickte besorgt von Kazuha zu Conan und wieder zurück. Der Grundschüler schaute ihn nur an. „Bring sie ins Wohnzimmer, Heiji. Das wird schon… irgendwie.“ Heiji nickte, trug seine Freundin ins Wohnzimmer, Conan verschwand in der Küche und Ran eilte ins Bad. Heiji schaute ihr besorgt ins Gesicht. Kazuha war immer noch kreidebleich. „Und was sagen wir ihr jetzt?“ Er nahm den Waschlappen an, den Ran ihm reichte. „Die Wahrheit…?“, murmelte Ran vorsichtig. In der Tür erschien Conan. Er sah nicht eben glücklich aus. Hattori schaute ihn an. „Hör mal, es tut mir wirklich Leid- wir können ihr sagen, dass das Rans kleine Cousine ist, oder so…“ Conan starrte auf das Gesicht des Mädchens, das auf der Couch lag. „Nein, ich denke nicht, dass wir das können, Heiji. Nicht mehr, zumindest.“ Heijis Kopf ruckte herum. Kazuhas Augen waren weit aufgerissen, starrten das kleine Mädchen an. Dann schloss sie die Augen wieder, stöhnte leise auf. Erst jetzt bemerkte sie Heiji, der sich besorgt über sie gebeugt hatte. „Heiji… was…?“ Ihre Stimme klang weinerlich. Sie hielt inne, ließ sich von Heiji helfen, sich aufzurichten und nahm dankbar das Glas Cola, das er ihr reichte, nahm einen tiefen Zug des süßen, braunen Getränks. „Heiji…?“ Sie blickte ihn verstört an. „Ran…?“ Sie klang verwirrt, verzweifelt - Heiji brach fast das Herz. Ihre sonst so freche Stimme so wimmern zu hören, sie so verwirrt, so ratlos und niedergeschlagen zu sehen, war fast unerträglich. Kazuha diese Sache zu erklären- und eine Erklärung ließ sich hier wohl nicht mehr vermeiden- würde nicht einfach werden. Er nickte nur traurig mit dem Kopf. „Ja. Das is' Ran.“ Er drehte den Kopf, winkte Hana zu sich. Conan blieb im Türrahmen stehen. Ran kletterte auf die Couch, wagte nicht, ihre Freundin anzusehen. Kazuha schwieg mehrere Minuten, trank ihre Cola in langsamen, kleinen Schlucken aus. Dann beugte sie sich vor. „Ran?“, fragte sie leise, erneut. Zögernd, fast als ob sie glaubte, zu träumen. Zu halluzinieren. Das kleine Mädchen hob den Kopf. Die Oberschülerin schluckte, dann ließ sie ihre Augen suchend durchs Zimmer schweifen, fand, wen sie suchte. Ihr Blick blieb auf dem kleinen Jungen haften, der immer noch in der Tür stand. Und es fiel ihr wie Schuppen von den Augen. „Shinichi?“ Sie sprach den Namen aus, ihre Stimme war kaum zu hören. Ungläubigkeit und Entsetzen stand in ihrem Gesicht. „Wie… wie… aber wie… konnte das denn passieren?“ Der kleine Junge schüttelte den Kopf. „Ich fürchte, diese Information können wir dir nicht geben, Kazuha. Und ich möchte dich bitten, niemandem etwas darüber zu sagen. Es ist wirklich, wirklich wichtig, dass du dein Wissen für dich behältst.“ Er starrte an die Decke. Kazuha schaute ihn an- dann wanderte ihr Blick wieder zurück zu Ran. Conan seufzte, stieß sich vom Türrahmen ab und ging in die Küche. Heiji folgte ihm nach einem kurzen Blick auf die beiden Mädchen. „Wobei es langsam ohnehin egal wird, bei der Menge an Leuten, die nun schon davon weiß. Eigentlich könnte ich gleich eine Anzeige in die Zeitung setzen.“ Er flüsterte die Worte nur, aber Heiji verstand jedes einzelne. Und auch der Zynismus, mit dem sie ausgesprochen worden waren, entging ihm nicht. „Ran…“, murmelte Kazuha leise. Das kleine Mädchen schaute sie aufmerksam an. „In was hat er dich da reingezogen?“ Die Kleine schüttelte heftig den Kopf. „Nein- nein, das siehst du falsch. Es… es ist nicht seine Schuld. Ich hab selber nachgeforscht, hinter seinem Rücken. Ich wusste vorher soviel, wie du jetzt weißt. Ich wusste nur, dass er Shinichi ist, seit kurzem - aber nicht, wieso. Und als ich herausgefunden habe, was ihm zugestoßen ist, da… da hab ich dafür gesorgt, dass mir das Gleiche zustößt.“ Die kleine Ran lächelte matt. „Wir sind seit Weihnachten ein Paar, hab ich dir das schon erzählt? Da war er kurz er selber, hat mir gesagt, dass…“ Ein rosa Schimmer breitete sich über ihre Wangen aus. „… hat mir gesagt, dass er mich liebt. Und da hab ich ihn gefragt, weil ich den Verdacht ja schon so lange immer wieder hatte, ob er Conan ist. Und er hat’s zugegeben. Nicht mehr und nicht weniger, er hat mir nie gesagt, wie’ s dazu kam.“ Sie seufzte. Kazuha starrte sie an. „Aber wie... Ran, warum denn... ich meine, war es denn nicht genug, einfach zu wissen, wo er ist? Ich meine, ich kann mir vorstellen, dass es wohl... komisch... war, zu wissen, dass ein kleiner Junge..." Ran unterbrach sie unwirsch. „Du stellst dir das etwas zu einfach vor, Kazuha. Du ahnst nicht, wie schwer das war. Ihn so klein zu sehen- ihm so nahe und gleichzeitig so unerreichbar fern zu sein. Wie sieht das denn aus… Und nicht nur das. Wir waren gehemmt, beide, denn es ist ja- ich meine, es lagen zehn Jahre zwischen uns. Er war ein Kind…“ Kazuha schaute ihre geschrumpfte Freundin betroffen an. „Irgendwann hielt ich seine Geheimnistuerei nicht mehr aus, forschte nach, wie gesagt- und hab dieses Opfer für ihn gebracht. Um wieder mit ihm zusammen sein zu können. Er war anfangs gar nicht erfreut, das kann ich dir sagen.“ Sie grinste verlegen. „Meine Güte, ein Theater hat er gemacht. Er hätte nie gewollt, dass ich das für ihn tue. Aber ich hab’s getan. Und willst du wissen, warum? Weil ich weiß, dass er das Gleiche auch für mich tun würde. Weil ich ihn liebe. Und weil ich weiß, dass er mich auch liebt. Ich kann nicht mehr ohne ihn, es ist so schön, ihn zu haben…“ Kazuha seufzte tief, schaute ihre Freundin fest an. Lange, lange schwieg sie. „Ich bewundere dich.“ Sie trank ihre Cola aus. „Und ich wünsch euch beiden viel Glück... ich schätze, ihr könnt es gebrauchen…“ Ran schaute auf, nickte matt. „Was werdet ihr jetzt machen?", murmelte Kazuha fragend. „Frag mich was Leichteres, Kazuha... selbst wenn ich es wüsste, kann ich es dir nicht sagen." Heiji und Conan hatten sich von Ran und Kazuha verabschiedet und waren in die Villa der Kudôs gegangen. Conan wollte sicher gehen, dass keiner, für dessen Ohren es nicht bestimmt war, ihnen zuhörte. Also waren Kazuha und Ran zum Kaffeetrinken in die Stadt gegangen, was Conan zwar beunruhigte- er aber nicht ändern konnte, es sei denn, er rückte mit der Sprache raus. Genau das wollte er aber nicht. Zumindest nicht ihr gegenüber. „Die Kids wissens jetzt also auch?“ Heiji verdrehte die Augen. Conan seufzte. „Ja, ein selten dämlicher Zufall war das…“ Die zwei Detektive saßen nun in Shinichis Zimmer. Heiji schaute sich interessiert um, bevor er das Wort wieder an seinen Freund wandte, schließlich war er noch nie in Shinichis Zimmer gewesen. Im Haus der Kudôs zwar schon, aber noch nicht in seinem Zimmer. „Wo sind eigentlich deine Eltern?“ Conan hob erstaunt den Kopf. „In Übersee. Amerika. Ich hab sie gebeten, zu gehen…“ „Und nur weil du sie gebeten hast, sind se tatsächlich gegangen?“ Heiji starrte ihn ungläubig an. Conan seufzte. „Sie wollten hier bleiben. Vor allem mein Vater. Und ich finde das ja auch wirklich rührend und alles- aber ich hab mir das selber eingebrockt. Was könnten sie schon helfen? Sie können doch nichts tun, also warum sollen sie sich dann in Gefahr bringen…?“ Heiji starrte ihn besorgt an. Wie heikel war diese Situation wirklich? Er räusperte sich, beschloss, die Sache vorsichtig anzugehen. „Und, was war es nun, was du mir sagen wolltest? Das, was Ran nicht hören darf?“, fragte er dann endlich, als ihm das tiefe Schweigen des Grundschülers zuviel wurde. Conan warf ihm einen Blick zu, fuhr sich mit einer Hand durch die Haare. Dann zog er sich aufs Fensterbrett, schaute nach draußen. Er konnte Agasa sehen, der in seinem Garten Löcher in die Erde grub, um wie jedes Jahr Blumensamen einzusetzen. Ai neben ihm hatte eine Schale voll damit in den Händen- anscheinend machte sie gerade eine konspirative Pause von ihren Forschungen. Er massierte sich die Schläfen. Bei dem Gedanken, was er Heiji gleich erzählen würde, bekam er Kopfweh. „Du weißt doch…“, begann er dann, wandte sich vom gartenbautechnischen Treiben seines Nachbarn ab, schaute auf seine Füße, baumelte gedankenverloren mit den Beinen. „Was weiß ich…?“, hakte Heiji nach. Er klang nicht unfreundlich- eher besorgt. Das ernste Gesicht, das sein Freund machte, gefiel ihm nicht. Er ahnte Schlimmes. „Du weißt doch, dass ich Ran, an Weihnachten, im Park… gesagt habe, dass ich sie liebe… und…“, seine Stimme war zum Ende des Satzes sehr leise geworden, er merkte, wie ihm etwas heiß wurde. Er räusperte sich. „…ihr noch etwas anderes gestanden habe. Ich hab ihr gesagt, wer ich bin. Sonst wär’s ja nie soweit gekommen, dass sie…“ Er seufzte schwer. Der Oberschülerdetektiv nickte. „Ja, das hast du mir doch erzählt, als ich da war, letztes Mal. Ich halte es immer noch für eine bodenlose Gedankenlosigkeit von dir, mit ihr dafür in den Park gegangen zu sein…“ „Ich bin nicht deswegen mit ihr in den Park gegangen. Ich bin mit ihr dahin gegangen, um ihr das mit- du weißt schon zu sagen. Doch bestimmt nicht, um ihr die Sache mit Conan zu beichten!“, unterbrach ihn Conan unwirsch. „Und Danke für die Info, dass das bodenlos gedankenlos gewesen ist, weiß ich jetzt auch.“ Er sah auf. Heiji starrte ihn an. Der ältere Detektiv schluckte bei dem Blick ins Gesicht seines Gegenübers. So gehetzt… er sieht gehetzt aus… „Wer hat euch gesehen…?“, fragte er vorsichtig. Er ahnte, dass es darum ging. Es war die einzige Sache, weswegen Shinichi in Panik geraten konnte. Und das er gerade panisch war, auch wenn er äußerlich ruhig wirkte, lag auf der Hand. „Gin.“ „WAS?!?“, schrie Heiji, fuhr hoch, so abrupt, dass der Schreibtischstuhl, auf dem er gesessen hatte, ein Stück nach hinten rollte. Er zog ihn heran, wandte sich dann seinem geschrumpften Freund zu. Sein Gesicht war bleich. „Bitte, WER?! DAS IST NICHT DEIN ERNST! Himmel, Kudô, was hast du angestellt?! Du und Ran müsst…“ Conan hüpfte vom Fensterbrett. „Lass mich ausreden.“ Heiji schwieg, blickte ihn mit einem betroffenen Ausdruck in den Augen an. Conan schluckte schwer, knetete seine Hände. Der Detektiv aus Osaka war deutlich bleicher geworden. Und ein weiteres Mal fragte er sich, ob es das Richtige war, was er gleich von ihm verlangen würde. „Du hast richtig gehört. Gin. Und er hat sogar ein Foto von mir und Ran gemacht. Vermouth war hier, sie hat mich gewarnt. Und bevor du fragst- nein, ich weiß nicht, warum sie herkommt, um mich zu warnen. Ich weiß nicht, was sie damit bezweckt. Was ich weiß ist, dass sie und Gin in der Stadt sind, und dass sie laut eigener Aussage versucht hat, ihm auszureden, dass der Kerl auf seinem Handyphoto tatsächlich ich bin. Er weiß, das Ran sein Gift geklaut hat, und er vermutet, dass ich noch leben könnte. Ran weiß nichts davon, ich weiß nicht, ob ich ihr das zumuten kann…“ „Huh.“ Heiji ließ den Kopf in den Nacken sinken, starrte an die Decke, sank wieder auf den Stuhl. „Du steckst bis zum Hals in der Scheiße, Kudô.“ „Da kannst du wohl Recht haben… Aber du weißt noch nicht alles. Und er gottseidank auch nicht. Selbst wenn er glaubt, dass ich noch lebe, so sucht er nun nach Shinichi Kudô und Ran Môri- aber nicht nach Conan Edogawa und Kohana Akechi. Und ganz davon abgesehen, weiß Sharon auch noch nichts von Rans Verjüngungskur, deswegen ist sie wohl fürs erste in Sicherheit. Nun- ich bin mir sicher, sie hält dicht, sonst hätte die Organisation mir und Ai schon vor Monaten unsere Lebenslichter ausgepustet.“ Conan versenkte seine kleinen Hände in seiner Jackentasche. „Aber das ist noch nicht alles.“ Heiji schaute ihn an. „Was denn noch?“ „Das FBI ist auch hier. Und sie wissen, wer ich bin. Und wer Ai ist, wissen sie auch.“ „Und Ran…?“ Er nickte geschlagen. „Ich wollte es ihnen eigentlich nicht sagen. Aber nach dem letzten Ereignissen wäre es grob fahrlässig, es ihnen nicht zu sagen- so können sie auch auf sie ein Auge haben… ich bin schließlich… nur ein Kind.“ Conan seufzte matt. „Weswegen ich dir das alles sage, hat eigentlich nur einen Grund- ich brauche deine Hilfe.“ „Meine- Hilfe?“, fragte Heiji langsam. „Wieso-…“ Conan schaute ihn aus zusammengekniffenen Augen ungeduldig an. „Mach nicht so ein Theater, Heiji. Ich frag dich das nicht gerne, nicht weil ich dich für blöd, oder mich für unglaublich schlau halte- gut, okay, ich halte mich für schlau…“, gab er unwillig zu, kratzte sich am Hinterkopf, als ihn Heiji mit hochgezogenen Augenbrauen skeptisch anschaute. „Aber der Punkt ist, dass ich dich eigentlich nicht in diese Sache mit hineinziehen wollte.“ Er seufzte. „Das hier wird gefährlich…“ Der Jungdetektiv blickte ihn interessiert an. „Na dann schieß mal los. Wie willst du sie finden?“ Conan warf ihm einen erstaunten Blick zu. „Woher-?“ „Du vergisst, mein lieber Shinichi, das auch ich ein Detektiv bin.“ Heiji grinste über beide Ohren. Der Grundschüler stöhnte genervt- dann seufzte er. „Es geht darum, das Hotel herauszufinden, in dem Sharon abgestiegen ist. Bevor ich mich gestern mit dem FBI unterhalten habe, habe ich mich mal in der Welt der Schönen und Reichen ein wenig umgesehen und umgehört. Wir haben hier in Tokio ungefähr sieben Hotels in denen sie abgestiegen sein könnten. Dass sie privat irgendwo wohnen, schließe ich fürs erste aus- schließlich muss man irgendwo anfangen, und ich glaube kaum, dass sie sich auf Dienstreise selber bekochen oder die Wohnung putzen wollen.“ Er schaute Heiji an. Der nickte zustimmend. „Also weiter im Text. Es gibt zwei Hotels, in dem sie gerüchteweise abgestiegen sein soll. Das Intercontinental Tokyo und das Tokyo City Hotel. Ich denke, da ist sie nicht, weil die Gefahr, dass sich ein Reporter als Liftboy, Page oder Zimmermädchen einschleust und dadurch auf ihre Machenschaften aufmerksam wird, zu groß ist.“ Heiji wiegte den Kopf. „Ja, da haste wohl Recht.“ „Tja. Sie ist gut in ihrem Job, sie kann bestimmt vortäuschen, tatsächlich in den Hotels zu wohnen. Da wir sie aber kennen, und wissen, wonach wir suchen müssen, könnte unsere Suche von mehr Erfolg gekrönt sein.“ Conan schaute auf. Der junge Mann aus Osaka grinste breit. „Und, was schwebt dir vor, Kudô? Soll ich mich als Roomservice einschleichen?“ „Genau daran hab ich gedacht.“ Mit Freuden beobachtete der Grundschüler, wie die Gesichtszüge seines Freundes entgleisten. Dann winkte er ab. „Nein, keine Bange. Ich will von dir was ganz anderes. Du sollst mir dabei helfen, die Eingänge zu beobachten. Wir wissen beide, wie gut Sharon sich verkleiden kann- aber Gin oder Vodka tun das nicht. Also wird zumindest sie in dem Hotel wohnen, das die beiden betreten oder verlassen. Da es aber immerhin fünf Hotels sind, wird es zu lange dauern, das alleine zu machen. Also habe ich mit Jodie, Black und Akai, den Leuten vom FBI ausgemacht, dass jeder jeweils ein Hotel im Auge behält. Somit bleiben noch zwei weitere übrig- eins für dich und eins für mich. Wir bleiben über diese Mircroemitter in Kontakt.“ Er reichte ihm den Emitter, der aussah wie ein Fanbutton von Big Osaka. „Wie nett von dir, dass du mitdenkst.“, grinste Heiji. „Für dich doch immer. Darauf darfst du dir was einbilden, ich hab extra so ein Teil gekauft, um den Emitter stilgerecht für dich zu tarnen- ich, als Tokio Spirits Fan.“ Conan grinste zurück. „Wenn du sie siehst, funkst du es uns. Wir werden es alle hören. Und ich möchte, Heiji, dass du auf gar keinen Fall irgendetwas im Alleingang unternimmst, hörst du?!“ Heiji blickte ihn aus Halbmondaugen an. „Kudô, ich bin kein kleines Kind mehr--“, begann er. „Und wenn du willst, dass das so bleibt, dann hältst du dich besser an meine Anweisungen!“, fauchte der kleine Junge ungehalten. Der Oberschülerdetektiv schluckte schwer, schaute seinem jugendlichen Gegenüber betroffen ins Gesicht. „Schon gut, schon gut. Reg dich nich' auf…“ Conan nickte, wandte sich ab. „Wann steigt der Coup?“ „Da das FBI noch gewisse ‚Vorkehrungen’ treffen muss, erst Dienstag früh. Ich weiß, das ist noch lange, und mir ist das auch nicht Recht- aber es besteht kein Grund zur Annahme, dass Sharon vorzeitig abreist und die Flughäfen werden bereits überwacht. Was weiß ich, was die noch vorbereiten müssen...“ Er grübelte. Heiji nickte, ließ seinen Blick wieder durchs Zimmer wandern. An einem Foto blieb er hängen. „Wann war das?“, fragte er interessiert. Der kleine Junge drehte sich um, schaute auf das Foto, das Heiji mittlerweile in die Hand genommen hatte. Das Foto von ihm und Ran im Tropical Land. „An dem Tag, als mein Leben aus den Fugen geraten ist. Am 13. Januar 1994.“ Heiji fuhr herum, ließ das Foto fast fallen. „Was?“ Conan antwortete nicht, nahm ihm das Foto aus den Händen und stellte es wieder auf den Schreibtisch. Heiji ließ sich wieder auf den Schreibtischstuhl sinken. „Mach nicht denselben Fehler wie ich, Heiji.“ Conans Stimme klang leise- und bitterernst. „Was meinst du?“, hakte der junge Mann aus Osaka verwirrt an. „Wenn du meinst, dass ich nicht einfach kopflos irgendwelchen Verbrechern hinterher laufen soll, das weiß ich-“ Er brach ab, als er den genervten Gesichtsausdruck auf Conans jugendlichem Gesicht bemerkte. Heiji stutzte. „Was ist denn mit dir los?“ Conan knurrte unwillig. „Weißt du, ich hab’s satt mit dir, Heiji…“ „Häh?“ Heiji sah ihn irritiert an. „Tust du nur so, oder bist du wirklich so blöd…?“ „Na, jetzt aber!“ Heiji baute sich vor ihm auf. Conan schaute gelassen hoch. „Ich meine, willst du mich nicht verstehen, oder kannst du es nicht?“ „Du meinst nicht die Sache mit der Organisation?“ Heiji schaute ihn ratlos an. „Nein, nicht in erster Linie, zumindest.“ Conan setzte sich wieder aufs Fensterbrett, schaute Heiji fest an. „Warum sagst du Kazuha nicht, was du für sie fühlst?“ Heijis Augen wurden groß. „Wie bitte?!“ Der kleine Junge seufzte resignierend. „Ich hab ihr gesagt, dass ich sie liebe, Heiji. Ich hatte eine Heidenangst, ja, aber ich hab’s ihr gesagt. Ich hätte es schon viel früher tun sollen, mir - uns – ist soviel entgangen… weil wir uns beide nicht getraut hatten. Als ich es ihr dann gesagt habe, konnte ich es wohl nur, weil ich wusste, wenn ich wieder nichts auf die Reihe bringe, wenn ich es diesmal nicht schaffe, wird das die letzte Möglichkeit für eine sehr lange Zeit gewesen sein, um ihr zu sagen, was sie für mich ist. Dabei- dabei waren all meine Sorgen unbegründet. Es war wunderbar… du hättest ihr Gesicht sehen sollen… das war die wohl schönste halbe Stunde meines Lebens…“ Er seufzte, lächelte traurig, melancholisch, dann schaute er gedankenverloren aus dem Fenster. Im Garten des Professors streute Ai in die ersten Löcher Blumensamen- als ihr Blick zu ihm nach oben wanderte, drehte er sich um. „Was ich dir damit sagen will, mein großer kindischer Freund, ist, dass du, verdammt noch mal, endlich auch den Mumm haben solltest, dir über deine Gefühle für Kazuha klar zu werden, und sie ihr dann auch in angemessener Form darzulegen! Stattdessen fragst du mich, warum du eifersüchtig wirst, wenn sich Kazu an jemand anders ranwirft… und erklärst es dann doch auch noch tatsächlich damit, dass du sie als Untergebene ansiehst.“ Er lachte hohl. „Echt, Heiji, du bist doch sonst so schlau, aber auf die Idee, dass du Kazuha liebst, bist du noch nicht gekommen?!“ Heiji blinzelte ihn an. „Jetzt halt aber mal die Luft an, Kudô…“ Conan schüttelte traurig den Kopf. „Du willst es nicht verstehen, oder? Ich will dir mal einen Rat geben, als dein Freund - wenn du Kindskopf dich endlich mal entscheidest, dich deines Alters gemäß zu verhalten- dann sag es ihr. Sag es ihr, solange du noch kannst. Lass nicht zu, dass es mit euch unter Umständen mal so endet wie mit mir und Ran. Ich wünsche es dir nicht, wirklich nicht. Aber denkst du, ich hätte geglaubt, dass ich durch ein Gift, an dem ich eigentlich sterben sollte, schrumpfe, und all meine Träume, Ran zu sagen, was ich für sie empfinde, in so weite Ferne rücken? Dass es soweit kommt, dass sie sich das antut, um mit mir zusammen zu sein? Du darfst das nicht zulassen… hätte ich es Ran damals schon gesagt, damals im Vergnügungspark, als ich glaubte, der Zeitpunkt wäre gekommen, dann wäre ich diesen Männern nie hinterher gelaufen… weil sie mich davon abgehalten hätte. Weil das Gefühl, mit ihr nach Hause zu gehen, viel, viel schöner gewesen wäre, als der Kick, diesen Männern hinterher zu rennen… Aber ich war zu feige. Damals. Zeig du doch etwas mehr Mut, oder bist du auch so ein elender Feigling wie ich?“ Heiji starrte ihn an. „Ich weiß nicht…“ „Ob du sie liebst?“ Conan schaute ihn mit hochgezogenen Augenbrauen an. Heiji nickte langsam. „Du hast dir von ihr den Sirenenpfeil in die Hand rammen lassen und sie trotzdem festgehalten. Du trägst die Talismane, die sie dir umhängt. Es ist dir zuwider, wenn sie jemand anderen besser, interessanter, intelligenter hält als dich und wenn sie nicht zu dir kommt, wenn sie Hilfe braucht. Du magst nicht, wenn sie von anderen angemacht wird. Und du hättest deinen Blick vorhin sehen sollen, als sie bewusstlos in deinen Armen lag. Du liebst sie, Hattori. Mach dir nichts vor.“ Lange schwiegen sie. Heiji dachte über die Worte seines Freundes nach. „Wahrscheinlich hast du Recht.“ Conan seufzte, grinste leicht. „Natürlich hab ich das.“ Es war schon dunkel, als sie wieder zurückkamen. Doch statt eines geruhsamen Abends erwartete sie das Chaos in der Wohnung der Môris. Sie hörten die Schluchzer schon im Gang. Conan blieb auf der Stelle stehen, wie zur Salzsäule erstarrt. Er wusste, wer da weinte. Es war Ran. Ihm lief ein eisiger Schauer über den Rücken, dann lief er ins Wohnzimmer, Heiji dicht auf den Fersen. Und dort fanden sie Kazuha, Kogorô und Ran- die auf der Couch zusammengekrümmt lag und weinte. Die anderen beiden versuchten vergebens, sie zu beruhigen. Conan blinzelte, schaute zu Heiji auf, der genauso ratlos schien, wie er. Und dann sah er sie. Die Zeitung in Rans Fingern. Zusammengeknüllt, teilweise zerrissen, aber eine Überschrift konnte er immer noch lesen. Mord im Stadttheater „Nein!“, entfuhr es Conan. Kazuha und Kogorô schauten auf, bemerkten erst jetzt die Neuankömmlinge. Wo hat sie die Zeitung gefunden? Seit Tagen kommt davon nichts mehr in den Nachrichten, was… Er eilte zu ihr, sprang aufs Sofa, entriss ihr die Zeitung und nahm sie in die Arme. Sie wehrte sich zunächst, ließ es dann geschehen, sank kraftlos gegen ihn. Lange sagte sie nichts, weinte nur vor sich hin. Dann… „Meine Schuld…“ Er biss sich auf die Lippen. Genau das hatte er befürchtet. „Ran.“ Er schluckte, streichelte ihr über den Kopf. „Das ist meine Schuld… wegen mir…“ „Ran…“ Conan seufzte, drückte ihr einen sanften Kuss aufs Haar. „Ran, hör mir zu. Es ist nicht deine Schuld.“ „Aber…“, versuchte sie zu widersprechen. „Es ist nicht deine Schuld. Du hast… du warst… diese Frau war einfach nur zur falschen Zeit am falschen Ort.“ „Aber wenn ich nicht- wenn ich nicht unbedingt dieses Zeug…“ Sie hob den Kopf, schaute ihn aus tränennassen Augen an. „Sie musste meinetwegen sterben. Die Frau in der Garderobe… Er hat sie umgebracht, nicht wahr? Eigentlich hätte ich sterben müssen, ich hab das Gift geklaut, stattdessen trifft es sie, sie hat doch gar nichts damit zu tun, ich bin Schuld, ich bin Schuld, ich bin Schuld, dass sie nicht mehr lebt… dass sie sterben musste… ich hätte sterben sollen. Ich hätte…!!!“ Er starrte sie entsetzt an. Dieser Schmerz, diese Schuld in ihren Augen zu sehen, war fast mehr, als er ertragen konnte. Nie, niemals wollte er sie so sehen. Niemals. Er vergrub seine Hand in ihren Haaren, drückte ihren Kopf an seine Brust. „Du bist nicht Schuld, hörst du? Du nicht.“ Conan schluckte. „Wenn, dann müsste man wohl mir die Schuld geben, denn wenn ich von Anfang an alles erzählt hätte- oder einfach konsequent gar nichts gesagt hätte – dann wäre das hier nie passiert.“ Sie klammerte sich an ihn. „Nein. Ich bin schuld…“ „Ran.“, murmelte er leise. „Diese Leute sind böse. Sie sind… sie sind grausamer, skrupelloser, als du es dir vorstellen kannst. Du kannst nichts dafür, dass es so kam. Nicht mehr und nicht weniger als jeder andere auch. Bitte- bitte gib dir nicht die Schuld, hörst du…? Das darfst du nicht.“ „Aber…“ Sie hatte ihren Kopf wieder gehoben, schaute ihn traurig an. Er hielt ihr den Mund zu. „Wegen mir ist auch schon jemand gestorben.“ Er schluckte. Der Satz war schneller über seine Lippen gerutscht, als ihm lieb war. Eigentlich hatte er das vergessen wollen. Sie starrte ihn verständnislos an. Conan wandte den Kopf ab. Jetzt wo er angefangen hatte, musste er wohl auch durch. „Erinnerst du dich nicht? Der Fall auf der Mondschatteninsel. Ich hab die Ärztin überführt, ich hab ihr gesagt, dass sie es war – dass sie eigentlich Seiji Aso, der Sohn von Keiji Aso war, sich als Frau ausgegeben hatte… und sie, oder er, hat Selbstmord begannen. Er sah keinen Ausweg mehr. Ich hab ihn in die Ecke gedrängt, und er sah keinen anderen Weg mehr, als das Gemeindehaus abzubrennen, und mit dem Gebäude selber zu Asche zu werden. Ich war bei ihr- bei ihm. Er saß am Flügel und spielte... Ich wollte ihn dazu bringen, noch zu gehen, ihn davon zu überzeugen, dass es doch noch andere Lösungen gibt. Ich wollte nicht, dass er stirbt. Dass er sich umbringt. Ich hab ihm vom letzen Wunsch seines Vaters erzählt, aber er wollte nicht…!“ Er atmete heftig, starrte auf den Boden. Dann schluckte er, sammelte sich wieder. „Er hat nicht auf mich gehört, er wollte nicht mehr leben… er sagte, er könne nicht zurück, schließlich klebe Blut an seinen Händen… den Rest kennst du. Er hat mich durchs Fenster nach draußen geworfen, mir dadurch das Leben gerettet- und sich auch noch bedankt, dass ich ihm die letzte Botschaft seines Vaters überbracht hatte. Arigatona, chiisana tantei-san. Danke, kleiner Detektiv. Das waren die Noten, die er spielte. Ändern konnte es nichts… sein Tod ist meine Schuld.“ Er schluckte. „Was hilft es mir, dass er mir dankbar ist, wenn er durch meine Hand gestorben ist…“ Sein Blick wanderte an die Decke. Die Gedanken an jenen Fall nahmen ihn auch jetzt noch mit, als wäre es gestern gewesen. Dann riss er sich wieder zusammen, wandte sich wieder zu Ran, nahm ihr kleines Gesicht in seine Kinderhände. „Ich kann- ich kann wirklich verstehen, wie du dich fühlst. Aber du hast nicht mit dem Finger auf sie gezeigt, und zu Gin gesagt: Sie hats genommen. Sie hat das Gift. Du hast sie nicht umgebracht. Es ist okay, dass du um sie trauerst- aber du hast sie nicht umgebracht.“ Sie schluckte, starrte ihn an. „Aber…“ „Ran. Bitte…“ Dann nickte sie. Heiji schaute Kogorô an. Und begriff, warum er damals so reagiert hatte. Das war es also gewesen- das Erlebnis, das ihn so verändert hatte. Das ihn auf dieses Thema so sensibel reagieren ließ. Bei diesem einen Fall- warum er so gereizt auf seinen Vorschlag reagiert hatte, die Frau sich doch einfach umbringen zu lassen, als sie das Benzin im Wasserkocher gefunden hatten- jetzt wurde ihm alles klar. Es war nicht nur Kudôs hohe Moralvorstellung. Es war auch sein Schuldgefühl. Nun verstand er. „Wussten Sie…?“, fragte er Kogorô, ohne ihn anzusehen. Der Detektiv nickte nur stumm mit dem Kopf. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)