Frag dich erst, wer du bist...bevor du wissen willst, wer ich bin von Caro29890 (Ginny/Draco) ================================================================================ Kapitel 4: Nachsitzen á la Draco -------------------------------- 4. Nachsitzen á la Draco Es war kurz vor 21 Uhr. Sie schloss die Augen um sich ihren Tag noch einmal vor Augen zu führen. Um ehrlich zu sein, der erste Tag war einfach furchtbar gewesen. Nachdem sie ihren Stundenplan durchgegangen war, merkte sie, dass sie jeden Tag bis zu 16 Uhr Unterricht haben würde. Zaubertränke mit Snape musste sie sogar viermal pro Woche ertragen und wie immer auch montags in den ersten beiden Stunden. Sie fragte sich, wie dumm man nur sein konnte, Zaubertränke mit diesem Lehrer überhaupt zu wählen und schallte sich selbst dafür. Snape hatte dummerweise ein Auge auf Ginny geworfen, was sie schon im sechsten Schuljahr schnell zu spüren bekommen hatte. Seine Beleidigungen im Unterricht waren so gut wie immer an sie gerichtet, doch sie war es leid dagegen etwas zu sagen und für ihre berechtigten Widerworte Gryffindor-Punkte abgezogen zu bekommen. Um es schlicht auszudrücken, er hasste sie. Nicht nur, dass sie eine Gryffindor war, nein, er kannte Ron und Ron hasste er genauso sehr wie Harry, was schon was heißen sollte. Unter Beobachtung und Druck machte Ginny leider viele Fehler. Doch bei Snape war das anders. Bei ihm machte sie permanent Fehler, obwohl sie eigentlich alles konnte. Schon in der ersten Stunde dieses Schuljahres bekam für ihren Zaubertrank ein D (Schrecklich). Nicht das es für sie ungewöhnlich war, aber dann auch noch für die zweite Stunde Zaubertränke ein D zu bekommen, obwohl sie alles richtig gemacht hatte, brachte sie zum Kochen. Danach hatte sie Verwandlungen gehabt. Die Klasse musste eine Kröte in einen Vogel verwandeln, was sogar Ginny gelang. Professor McGonagall war zufrieden, aber hielt ihnen den Rest der Stunde eine Rede, wie schwer die Abschlussprüfungen werden würden und dass man überall mindestens ein A (Annehmbar) brauche um zu bestehen, was bei ihr nicht einfach so zu bekommen sei. In Muggelkunde traf sie auf ihre Freundin Anne Smith (eine braunhaarige Gryffindor aus ihrem Jahrgang, die Vertrauensschülerin war), die einen Tag später nach Hogwarts gekommen war, da einer ihrer Verwandten verstorben war. Anne war immer sehr nett zu Ginny gewesen und Ginny sah in ihr eine Vertrauensperson, auch wenn sie ihr nur unwichtige Dinge anvertraute. Am Nachmittag hatten die Beiden Kräuterkunde bei Professor Sprout und mussten Calamatas, Eidechsen ähnelnden, schleimigen Tiere, den Schleim oder Saft, wie auch immer man das zu bezeichnen mochte, in ein Glas tropfen, da er wie Wahrheitsserum wirkte. Dabei hatte sich Colin Creevey, ein guter Freund von Anne, ausversehen von Kopf bis Fuß damit vollgespritzt, weil er ein Calamata zu fest gedrückt hatte. Colins Anblick mit dem glänzenden Schleimanzug und den geschockten Blick war einfach zu komisch. Trotz Belustigung half Ginny ihm sich zu säubern ohne ein einziges Lachen. Es war schwer seinen Gefühlen freien Lauf zu lassen, wenn man sie immer versteckt halten musste. Das Gefühl, das sie gerade überkam, war Wut und Unmut in einem. Gott weiß, warum sie nun wirklich pünktlich um 21 Uhr an der Kerkertreppe beim Verwandlungs-Klassenraum stand. Malfoy hatte schon 20 Minuten Verspätung. Hatte er nur einen Scherz gemacht als er vom Nachsitzen gesprochen hatte? Oder hatte er sich hier irgendwo versteckt und machte sich über die lustig? Genervt blickte sie in alle Richtungen und hielt nach einer Gestalt in der Dunkelheit Ausschau. Dabei fiel ihr Blick auf die dunkle Treppe, die zu den Kerkern führte. Seit sie damals vom Tagebuch-Riddle in die Kammer des Schreckens entführt worden war, hatte sie eine Phobie vor dunklen Räumen, geschweige denn vor Kerkern. Schnell wandte sie sich von diesem Anblick und den Gedanken ab, drehte sie sich um, da sie das Warten satt hatte, und rannte in eine große, männliche Person hinein. Ginny fiel auf den Boden und rieb sich die Nase. „Was zum...?“ sagte sie gereizt und blickte auf den Jungen, der vor ihr stand. „Malfoy.“ Ihre Stimme wurde kühl. „Du hast ziemlich auf dich warten lassen. In 30 Minuten muss ich wieder im Gryffindor-Turm sein. Also, lass es mich schnell hinter mich bringen.“ Das Einzige, was ihr zeigte, wie sehr er es gerade genoss, Herr der Lage zu sein, war sein überhebliches Grinsen. Mit einer Geste wies er sie an, ihm zu folgen, was sie auch tat, jedoch sehr zögerlich. Er führte sie geradewegs nach unten in die Kerker. Als er nicht beim Zaubertränke-Klassenraum stehen blieb, sondern noch tiefer in die Kerker hinunterging, wurden ihre Knie weich. Als sie noch weiter ins Kerker-Labyrinth abtauchten, bildete sich Angstschweiß auf ihrer Stirn, doch Draco bemerkte es offenbar nicht. Der Weg schien kein Ende zu haben und Ginnys Atem schien mit jedem Schritt schwerer zu werden. Draco führte sie durch eine Wand, die sich zur Seite drehte nachdem er seine Hand auf die gelegt hatte. Der Korridor, den sie freigab, löste in Ginny Übelkeitsgefühl aus. ‚Ginny, du musst stark sein‘, redete sie schon die ganze Zeit in ihren Gedanken auf sich ein. Dann fiel ihr Blick in einen Kerker. Ihre Augen weiteten sich. ‚Renn, Ginny, renn weg!‘ schrie eine Frauenstimme. Dann kreischte die Stimme vor Schmerz, den Ginny plötzlich auch empfand. Alles zog sich in ihr zusammen. Jeder einzelne Nerv zuckte und dennoch konnte sie sich vor Schreck kein Stückchen bewegen. Während der Schmerz abklang, merkte sie, dass sie ihre Augen geschlossen hatte. Ganz langsam öffnete sie sie und keuchte laut. Wofür auch immer dieser Kerker mal benutzt worden war, es war mehr Blut auf dem Boden als 20 Menschen hätten aufbringen können. „Na, Weasley. Angst?“ fragte Draco mit einer Gleichgültigkeit in der Stimme als würde er eine gefahrlose, schöne Landschaft entlang gehen. Dennoch klang seine Stimme durch das lang nachhallende Echo furchtbar unheimlich. Sie fasste all ihren Mut zusammen um zu sprechen, aber ihre Stimme zitterte leicht. „Ich und Angst? Wo denkst du hin?“ Ihr Versuch wütend zu klingen misslang ihr absolut. ‚Nur schnell das Thema wechseln.‘ dachte sie voller Panik. Wenn Malfoy ihre Schwäche für Kerker herausfände, würde er das schamlos ausnutzen. Es wäre nur eine Frage der Zeit bis er sie hier unten allein lassen und sie letztendlich doch weinen sehen würde. „Was...was ist eigentlich meine Strafarbeit?“ fragte sie unsicher, ob er den schnellen Themawechsel bemerken würde. Ein leises Lachen echote in der Luft. Hätte sie nicht gewusst, dass es Malfoy war, wäre sie ihm vor Angst in die Arme gesprungen. Ihre Gedanken schwirrten umher und es war ihr fast unmöglich ihre schweren Atemzüge zu unterdrücken. Wenn sie dieses Umherwandern in den Kerkern noch öfter machen müsste, würde sie sogar für Malfoy alles tun, damit er ihr das nicht mehr antat. Dieser Gang war die reinste Folter. Ängstlich schaute sie über ihre Schulter und achtete auf jedes Geräusch. Sie waren jetzt schon 10 Minuten - ihrer Meinung nach sinnlos - durch das Kerker-Labyrinth gelaufen. Wann kamen sie endlich an, wo auch immer er hinwollte? Gerade als sie wieder einen Blick über ihre Schulter warf, blieb Draco stehen und sie rannte direkt in ihn hinein. „Weasley, kannst du nicht aufpassen?“ Er verdrehte die Augen. Leicht beschämt blicke sie zu ihm auf. Erst jetzt bemerkte sie, wo sie waren. „Euer Gemeinschaftsraum?“ Kein Zweifel. Das war der Gemeinschaftsraum der Slytherins. Wie konnte man hier unten überhaupt leben wollen? Einen Kerker als Gemeinschaftsraum behagte ihr nicht ganz und zu wissen, dass sich hinter diesem unscheinbarem Eingang hunderte von Slytherins befanden, machte diesen Ort noch unbehaglicher. „Was soll ich hier?“ fragte sie. Genervt blickte er in ihr blasses Gesicht. „Nicht der Gemeinschaftsraum, du Dummkopf. Da.“ Er deutete auf eine prunkvolle Tür, die teurer gewesen sein musste als das Haus ihrer Eltern. Die Tür bestand aus teuerem Holz, hatte eine goldene Klinke und an beiden Seiten waren Schlangen eingeritzt. Man musste nicht mal viel Ahnung von Türen oder Materialien haben und wusste sofort, dass diese von vielen Zaubersprüchen umgeben war, die ungebetenen Gästen den Weg versperrte. „Wow!“ Sie redete mal wieder schneller als sie dachte. Am liebsten hätte sie sich jetzt eine Kopfnuss gegeben, denn sie hatte Malfoy gerade den Beweis geliefert, den er schon immer haben wollte. Sie gab zu seinen Reichtum zu bewundern. „Das ist die Tür zu meinem Schulsprecher-Zimmer. Hübsch, nicht wahr? Viel zu hübsch für deine Augen, aber um der Strafe Willen, sei‘s drum. Doch ich warne dich, Weasley, rühr nichts an!“ Dieser arrogante Schnösel ging ihr so langsam aber wirklich auf den Geist. Ihre Strafe bestand sicher daraus sich seine Sticheleien gefallen zu lassen. Wie konnte sie nur so doof sein und zum Nachsitzen kommen, nur weil er es angeordnet hatte? Dachte sie wirklich, er würde sie bei Snape anschwärzen? Natürlich, würde er das. Er hatte jetzt eine Position, mit der er nicht umgehen konnte und die er zu seinem Vorteil nutzen würde. Doch war es das wert, kein A in Zaubertränke in ihren UTZ’s zu bekommen? Ja. Sie musste sich also zusammenreißen und das tun, was er ihr befahl. Doch ganz kampflos würde sie ihn nicht gewinnen lassen. „Was möchte ich denn schon von dir anrühren?“ fuhr sie ihn an. Und da war es wieder. Sein selbstgefälliges Grinsen. Am Liebsten hätte sie ihm die Visage poliert. So wie viele anderen Schüler, hoffte sie, dass sich jemand das eines Tages mal wirklich traute. „Ich denke, da gibt es vieles was du von, sogar vielleicht an mir anfassen wollen würdest.“ Jetzt war es an ihr die Augen zu verdrehen. Seine ständigen Liebeserklärungen an sich selbst konnte man auf Dauer einfach nicht ignorieren. „Malfoy, du bist sowas von eingebildet. Mag ja sein, dass du stolz auf dich bist und dich für etwas Besseres hälst, aber glaub mir, Gründe dafür hast du nicht. Und ich wäre die Letzte, die dir hinterherschmachten würde wie diese oberflächlichen Gänse aus deinem Haus.“ Das Gesagte klang schärfer als sie es beabsichtigt hatte. Schon gleich bereute sie es. „Soso, mal sehen, ob du gleich auch noch so ein lautes Mundwerk hast.“ sagte Draco spöttisch, öffnete mit einem geflüsterten Passwort die Tür und wies ihr wieder ihm zu folgen. Das Zimmer sah einfach atemberaubend schön aus. Sein Bett – ein Himmelbett - stand gleich neben der Wand auf der rechten Seite des Zimmers und sah sehr gemütlich aus. Die Bettwäsche hatte die Farben der Slytherins, grün-silber und lud zum Kuscheln ein. Circa zwei Meter von seinem Bett entfernt, stand ein großer Tisch aus Mahagoni, auf dem ein Stapel von Büchern lag. Drei mit Büchern aller Art gefüllte Regale beschlagnahmten den linken Teil des Zimmers und gleich neben den Regalen, war eine Tür, hinter der sich vermutlich ein Badezimmer befand. Durch fünf große Kerzen, die an den Wänden schwebten, wurde das Zimmer erleuchtet und wenn man zur Decke sah, schien diese ein endlos weiter Nachthimmel mit funkelnden Sternen zu sein. „Jetzt sag mir bitte, was ich machen soll.“ Das war das Beste, was sie jetzt machen konnte. Ihn und seinen Reichtum kaum Beachtung zu schenken, schien das Vernünftigste zu sein. Draco nahm ein Buch aus dem Regal und legte sich aufs Bett. „Du kannst die Regale putzen und zwar ohne Magie.“ Sagte er ohne von seinem Buch aufzuschauen. Mit dem Buch in der Hand, stand er auf und stellte sich vor sie. „Deinen Zauberstab, Weasley.“ Ginny glaubte, sich verhört zu haben. Innerlich protestierte sie. Trotzdem gab sie ihm ihr Allerheiligstes und machte sich ohne ein weiteres Wort an die Arbeit. Nach 5 Stunden – so kam es Ginny vor – purer Stille, sprach er die Worte aus, auf die sie nur gewartet hatte. „So, Weasley, du kannst gehen.“ Sie blickte auf, ließ den Putzlappen an der Stelle liegen, die sie als letztes gesäubert hatte und ging zur Tür. „Komm morgen wieder um die gleiche Uhrzeit zum Verwandlungs-Klassenraum. Allerdings würde ich mich an deiner Stelle jetzt beeilen. Du hast genau 3 Minuten bis zur Nachtruhe.“ Seine Verabschiedung enthielt keine Beleidigung, folglich musste es ja irgendwo einen Haken geben. „Ich habe aber keine Ahnung, wie ich zum Gryffindor-Turm komme und außerdem haben wir 15 Minuten gebraucht um hierher zu kommen. Kannst du mir mal verraten, wie ich das schaffen soll?“ schrie sie ihn aufgebracht an. „Weasley, da ich Schulsprecher bin, werde ich heute auch mal eine gute Tat vollbringen. Du öffnest die Tür und gehst dann links die Treppe hoch. Es dauert nicht mal eine Minute und du bist fast bei deinem Turm.“ „Was...?“ fragte Ginny verwirrt. „Aber wir sind doch von rechts gekommen?“ Dracos Gesicht erhellte sich mit jedem Wort, das sie sprach. „Aber Weasley. Hast du es immer noch nicht verstanden?" sagte er fast liebevoll. "Das gehörte zu deiner Strafe und du musst zugeben, sie war sehr effektiv. Die Folterkammern haben dir schön viel Angst gemacht.“ Verdattert schaute sie den blondhaarigen Slytherin an. Ja, er war durch und durch ein Slytherin. Ein Slytherin, der Schulsprecher war. Ein Schulsprecher, der, auch wenn er es nicht wusste, ihre größte Angst ausnutzte. Wie sehr sie ihn doch hasste. Schnell warf sie ihm den finstersten Blick zu, den sie konnte und knallte die Tür hinter sich zu. ‚Der Kerl hat doch nicht mehr alle Tassen im Schrank!‘ schrie sie in ihren Gedanken. Sie hatte das Gefühl nur noch aus Wut zu bestehen. Und dieses Gefühl verspürte sie deutlich stärker als sie auf die Uhr sah und feststellen musste, dass sie nur noch 30 Sekunden Zeit hatte den Gryffindor-Turm zu erreichen. „Oh, ich werde ihn umbringen.“ murmelte sie sauer vor sich hin. „Dem werd ich morgen aber mal gewaltig meine Meinung geigen.“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)