Frag dich erst, wer du bist...bevor du wissen willst, wer ich bin von Caro29890 (Ginny/Draco) ================================================================================ Kapitel 2: Draco, der Schulsprecher ----------------------------------- 2. Draco, der Schulsprecher Endlich hatte sie ein leeres Abteil gefunden. Sie stopfte ihren Koffer auf die Ablage und setzte sich ans Fenster. An ihr zogen sich die üblichen Landschaften vorbei. Eine Stille umgab sie, die schlecht zu überhören war. Es war sehr ungewöhnlich, dass es still war auf dem Weg nach Hogwarts. Normalerweise saßen ihre Freunde bei ihr. Neville, Hermine, Ron, Harry... Jedoch waren sie alle jetzt SEG-F-Schüler und hatten somit einen ganzen Wagon nur für sich. Die SEG-F-Studenten würden es ohnehin besser als die Auszubildenen auf Hogwarts haben. Sicherlich würde Professor Dumbledore heute Abend viele neue Regeln bekannt geben, die ungerecht sein würden. Nein... Professor Dumbledore war nie unfair. Wie gern hätte sie jetzt jemanden, mit dem sie darüber diskutieren könnte? Irgendwie vermisste sie die Gesellschaft, die sie bis vor wenigen Monaten noch gehabt hatte. Es schien sich aber auch wirklich keiner der vorbeigehenden Schüler für sie zu interessieren. Kein hallo, kein Blick. „Wie depremierend.“ Flüsterte sie kaum hörbar. „Ah, die jüngste Weasley. Nicht doch – keine Freunde hier?“ Erschrocken fuhr sie zusammen. Wer war nun schon wieder daran Schuld, dass sie nicht wenigstens ein Mal für eine Stunde ihren Gedanken ungestört nachhängen konnte? Wütend starrte sie in die hellgrauen Augen ihres Störenfriedes. „Malfoy.“ sagte sie leicht aufgebracht, wobei sie eigentlich versuchen wollte gelangweilt zu klingen. „Na - kein Potter hier? Oder sind die Gerüchte wahr, dass er dich fallen lassen hat wie eine heiße Kartoffel? Glaub mir, ich hasse Potter, aber wenn er jemals etwas richtig gemacht hat, dann war es dich zu verlassen. Wer möchte denn schon so ein armes, zerlumptes Mädchen zur Freundin?“ War er hier um sie zu beleidigen und zu demütigen? Wobei – was stellte sie sich diese dumme Frage überhaupt? Er war ein Malfoy und somit war es ihm in die Wiege gelegt worden andere zu schikanieren. „Verschwinde!“ fauchte sie ihn an. Der blondhaarige Junge dachte jedoch nicht daran. Ein solch leicht reizbares Opfer würde ihm sicherlich den Tag versüßen, also schloss er die Abteiltür und setzte sich mit einem selbstgefälligem Grinsen ihr gegenüber. Ginny verdrehte die Augen. „Okay, wenn du mich beleidigen willst, dann tu’s, aber beeil dich, ich hab nicht vor die ganze Zugfahrt mit einer solchen Luftverpestung wie dir zu verbringen.“ Zu Ginnys Verwunderung fing Draco an zu lachen. Dieses Mädchen versuchte doch echt ihn zu beleidigen und schien nichts von seiner neuen Position mitbekommen zu haben. Das war ja fast niedlich. Er hoffte insgeheim gleich eine um Verzeihung bettelnde Weasley auf Knien rutschend zu sehen, wenn sie verstand, wem sie da gerade gegenüber saß. „Ich bin Schulsprecher.“ Grinste er sie überheblich und vielsagend an. „WAS!?“ schrie sie. „Welcher dämliche Vollidiot hat DICH zum Schulsprecher gewählt?“ Ihr Tag war der absolute Reinfall und zwar auf allen Ebenen. Das musste sie nun erbittert feststellen. Dieser überhebliche und unverantwortliche Ex-Totesser hatte doch tatsächlich einen höheren Rang als Schüler erreicht. „Nunja,“ sagte er als er sich endlich von ihrem einfach zu lustig aussehenden Gesicht losriss. „Ich für meinen Teil frage mich eher, welche Vollidioten mich nicht wählen würden.“ Wieder dieser selbstgefällige Gesichtsausdruck. Sie konnte ihn absolut nicht ausstehen. Weder diesen Ausdruck, noch ihn als Menschen. „Ich zum Beispiel. Was suchst du eigentlich hier in einem fast leeren Abteil, wenn du doch Schulsprecher bist und Aufgaben hast?“ Sie hielt inne. Die Antwort auf ihre mal wieder dämliche Frage konnte sie sich selber geben. „Machtausübung. Natürlich.“ seufzte sie gelangweilt. Sichtlich zufrieden schaute er das rothaarige Mädchen an. „Tja, Weasley, so ist das nunmal. So wie es aussieht habe ich jetzt Macht über dich. Wobei das hatte ich ja schon immer, nicht? Sag mir...“ Und plötzlich kam ihr Draco gefährlich nahe. „...wie fühlt es sich an ein armes, kleines, erbärmliches und ungeliebtes Mädchen einer Muggel verehrenden Familie zu sein?“ Zum Satzende hin wurden seine Worte immer leiser, dennoch sehr deutlich bis sie schließlich nur noch ein Flüstern waren. Mit weit geöffneten Augen starrte sie in die Seinen. Nicht nur, dass er immer leiser geworden war, er kam ihrem Gesicht so nah, sodass sie seinen Atmen auf ihren Lippen spüren konnte. Einerseits sackte ihr das Herz in die Hose, weil er seinen normalen Abstand von mindestens einem Meter und somit seine und auch ihre Grenzen überschritten hatte, andererseits musste sie ihre Tränen unterdrücken, da ihr Herz schmerzte. Eine plötzliche Leere breitete sich in ihr aus und dann merkte sie, dass er Recht hatte. Er hatte genau das ausgesprochen, was sie die ganzen letzten Monaten von sich gedacht hatte. Zwar in einem anderen Kontext, aber diese Adjektive trafen vollkommen auf sie zu. Ihre Familie war arm. Nicht das Reichtum wichtig war, dennoch hatte sie manchmal wirklich das Gefühl am sozialen Brennpunkt zu leben. Als „die kleine Ginny“ wurde sie schon immer bezeichnet. Ein kleiner, unbedeutender Mensch, nein Weasley (was für so manchen Zauberer noch wertloser als Mensch war), auf Erden, den sicherlich niemand wirklich vermissen würde, wenn es ihn nicht gäbe. Und ungeliebt? Ja, Harry hatte sie verlassen und schließlich saß sie hier auch ganz allein in einem vollbesetzten Zug, doch niemanden schien sie oder ihre Einsamkeit aufzufallen. Erbärmlich war sie schon immer. Damals lief sie Harry hinterher, jetzt log sie um ihre Ruhe vor ihm zu finden. Aber warum bezeichnete Draco sie als erbärmlich? Hatte er etwa Mitleid mit ihr oder war das nur so eine Floskel? Draco hatte bemerkt, dass Ginny schwer schluckte. Und...konnte er da tatsächlich eine kleine Träne in ihren Augen erkennen? Ein Glücksgefühl stellte sich bei ihm ein. Gleich würde dieses rothaarige Geschöpf anfangen zu heulen. Schon gleich am ersten Tag einen vollen Erfolg im Amt als Schülersprecher. Doch komischerweise weinte sie auch nach einer Minute in seine Augen starrend nicht, sondern verzog ihr Gesicht. „Malfoy, ich weiß ja wie selbstüberzeugt du von dir bist und dass dir ein paar Slytherinmädchen deine Füße lecken würden, nur um dir ein bisschen näher zu sein, aber ich würde liebend gerne auf einen Kuss von dir verzichten.“ „Ich..“ sagte Draco aufgebracht, doch weiter kam er nicht, da ihm Ginny ins Wort fiel. „Und wenn es kein Kuss sein soll - was du mir sicher sagen wolltest - was machst du dann bitte nur drei Zentimeter von meinem Gesicht entfernt und schaust mir so intensiv und fast lächelnd in die Augen?“ Ihm blieb der Mund offen stehen. Dann bewegten sich seine Lippen als wolle er was sagen, schloss ihn, um ihn auch schon gleich wieder zu öffnen. „Du...du weinst nicht?“ Zuerst dachte Ginny, er würde scherzen, aber ein Blick in seine wirklich unmalfoyhaft verwirrte Augen reichte um zu merken, dass er das gerade ernst gemeint hatte. Trotz ihrer nur drei Zentimeter Abstand prustete sie los und lachte ihn wortwörtlich ins Gesicht. Daraufhin presste er sich fast auf seinen Platz um nur den höchsten Abstand von ihr zu kriegen, den er auf diesem engen Raum kriegen konnte. Seine Augen verengten sich. „Was gibt’s da zu lachen?“ Dracos warnender, kalter Blick zeigte ihr, dass sie besser aufhören sollte ihn auszulachen, wobei sie es ja auch als anlachen bezeichnen könnte, aber dieses befreiende Gefühl zu lachen, war ihr schon zulange genommen worden um es jetzt einfach wieder wegzuschließen. Lachen tat ja so gut. Und wer hatte sie dazu gebracht? Ernüchternder Weise musste sie feststellen, dass Draco Malfoy der Auslöser gewesen war. Zugegeben, war nicht wirklich er, sondern vielmehr seine Dummheit an ihrem Lachanfall Schuld. Mit viel Selbstdisziplin schaffte sie es dann doch sich das Lachen zu verkneifen. Bei seinem Anblick, schwante ihr nichts Gutes. „Weasley,“ begann er zu reden mit einem so kühlen Blick, der ihre Adern gefrieren ließ. „Was hälst du davon, dein ganzes letztes, Schuljahr mein Zimmer zu putzen – mit einer Zahnbürste?“ Er schaute recht amüsiert und man konnte das Feuer in seinen Augen brennen sehen, das sich immer entfachte, wenn er jemanden unter seiner Kontrolle, wie er es nannte, hatte. „Gern.“ antwortete sie ohne redliche Gefühlsregung. Wieder blickte er düster drein. „Nein, das wäre keine so gute Idee. Erstens würdest du mit deinen verdreckten Weasley-Fingern alles nur beschmutzen. Zweitens würde ich dir die Möglichkeit geben in meiner Nähe zu sein, was mich bei dir keinesfalls anspricht. Und drittens...“ Nun sah er sie mit einem furchtbar bösen Grinsen an. „...will ich dich ja nicht in die Versuchung bringen etwas zu klauen.“ Das hatte mal wieder gesessen. Dennoch lächelte sie ihn mit einer Falschheit, die sie in den letzten Monaten gelernt hatte, an. „Schön. Dann wäre das ja geklärt. Willst du weiterhin deine kostbare Zeit mit einer Weasley verbringen oder wann verschwindest du endlich?“ Er stand auf und lächelte sie selbstgefällig an. „Nein, ich gehe jetzt. Aber da du sicherlich auch mal Ich-bin-schon-erwachsen spielen willst, was du als jüngstes und unbedeutendstes Wiesel nie durftest: Nachsitzen. Einen Monat. Bei mir. Jeden Tag. Ja, auch am Wochenende, Weasley –„ fügte er hinzu als er ihr ungläubiges Gesicht sah „Ab morgen immer ab 21 Uhr. Ich werde dich an der Kerkertreppe neben dem Verwandlung-Klassenraum abholen.“ Promt drehte er sich um und sagte: „Achja, ein Sterbenswörtchen zu einem Lehrer oder zu deinen Freunden, falls du noch welche haben solltest, und ich werde sagen, dass du mich abgrundtief beleidigt hast. Snape würde das gar nicht gefallen, vor allem nicht, da du dieses Jahr ja deine Abschlussprüfungen machst und in Zaubertränke ein T bekommen könntest. Sag mal, weißt du es schon? Ich bin Schulsprecher.“ Dann verließ er das Abteil und lachte in sich hinein. Ginny seufzte. Schlimmer konnte dieses Schuljahr doch gar nicht mehr werden. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)