Lotus Blossom von Elysiee (Erblühen unterm Sichelmond) ================================================================================ Kapitel 1: Erstes Blütenblatt ----------------------------- Sobald Rabi abbremste und das Fahrrad zu den andern Fahrrädern rollen liess, glitt Kanda hinter Rabi ab dem Fahrrad. Der Rotschopf schaute zurück und sah Kanda wie er die Schultasche schulterte und zum grossen Eingang des Schulgebäudes ging. „Yuu, du willst nicht auf mich warten?“, fragte Rabi überrascht, „Ich habe dich von zu Hause abgeholt und in die Schule gefahren, nun magst du nicht mal auf“- „Pass lieber auf wo du hinfährst!“, schnitt ihm Kanda hart das Wort ab. Rabi drehte den Kopf nach vorne und weitete die Augen. Geschockt zog er die Bremse nochmals und legte die Füsse auf den Boden, um das Fahrrad zu stoppen und ein Zusammenknall mit andern Rädern zu vermeiden. Als er mit einem kleinen Aufprall stoppte, schluckte er. Die Hand an den Hinterkopf hebend und den Kopf zu seinem Kameraden drehen lachte er beschämt: „Ich sollte wohl nicht mehr mit solch einem Tempo in den Schulhof einfahren…“, er machte eine Pause und stieg ab dem Fahrrad und schob es in den Halter, „Danke fürs Vorwarnen“. Sein Lächeln verging als er sich bei Kanda bedanken wollte, denn dieser war nirgends mehr zu sehen. War er jetzt wirklich einfach ohne Rabi gegangen? Dabei hatte er ihn doch in die Schule gebracht, ohne ihn – ja, ohne Rabi wäre Kanda noch längstens auf dem Schulweg! Doch währenddem Rabi sich noch Gedanken über Kandas Schulweg machte war dieser schon lange die Treppen zum zweiten Stock hinauf stolziert. Leise schob er die Türe auf worauf man lautes Tratschen und Plappern vernehmen konnte. Ohne auch nur jemandem einen Blick zu würdigen, bahnte er sich einen Weg durch die Tischreihen zu seinem Platz. Mit geschlossenen Augen liess der junge Mann die Tasche mit einem dumpfen Geräusch auf den braunen Schultisch fallen.Seine blauen Augen wanderten zum Fenster. Draussen sah er dann Rabi der die Schultern zuckte. Doch als die Schulklingel das zweite Mal erklang schreckte der Rotschopf auf, rannte zum Eingang und stolperte beinahe über seine eigenen Füsse. Kanda verdrehte kurz die Augen. Wie konnte man nur so ungeschickt sein? Der Junge drehte sich wieder zu seinem Tisch, während er die Hand in die Schultasche gleiten liess um seine Schulsachen heraus zu nehmen. Gerade als er die Hefte, Bücher sowie sein Federmäppchen draussen hatte, erklang eine Stimme neben ihm. „Guten Morgen, Kanda“, sagte die recht kindliche Jungenstimme freundlich. Kanda drehte langsam den Kopf nach rechts. Ein zierlicher Junge mit weissen, gestuften, schulterlangen Haaren stellte sich an den Tisch neben dem Schwarzhaarigen. Kanda drehte mit einem Grummeln den Kopf wieder zu einen Sachen hin, worauf der Junge seufzte. „Danke für diese ‚freundliche’ Begrüssung jeden Morgen…“, murmelte der Junge während er ihn mit seinen hellen, grauen Augen, die so viel Tiefe verbargen, anschaute. Dann setzte er sich ebenfalls hin. Stellte jedoch nichts auf den Tisch, wäre ja auch unlogisch… „Was tust du überhaupt hier?“, knurrte Kanda, „das ist nicht deine Klasse, Bohnenstange!“ Der Junge zuckte mit den Schultern. Dann schaute er sich im Klassenzimmer um, bevor er wieder aufstand. Den Blick zum Schwarzhaarigen hin gedreht grinste er liebenswert. „Erstens ist es Allen und nicht Bohnenstange…“, sagte Allen – die Bohnenstange – lächelnd, „Zweitens haben die Lehrer Konferenz und deswegen fallen die ersten zwei Stunden aus.“ Kandas blaue Augen musterten den Jungen, dann drehte er sich schnaubend weg. „Doch du hast wohl wieder nicht daran gedacht die Tafel anzuschauen beim Eingang.“, Allen gluckste ein wenig mädchenhaft. „Verzieh dich.“, zischte Kanda genervt, während der Junge ihn anlächelte. Davon wurde Kanda provoziert, was Allen anscheinend mit Absicht machte. Kanda, der noch immer auf seinem Stuhl sass schaute den weisshaarigen Junge aus dem Augenwinkel an. Er hatte das Gefühl als könnte er Hörner und ein bösartiges Grinsen hinter dem Lächeln vernehmen. „Es wundert mich schon noch, dass du mit dem Stoff mithalten kannst… du bist ja nicht gerade wirklich helle…“, sagte Allen provozierend. Auf seinen Lippen lag noch immer das bittersüsse Lächeln, das Kanda den letzten Nerv raubte. Kanda stand schnell auf und packte den jungen am Kragen, worauf diesem das Lächeln verging. Kanda wusste nicht wie auf den Angriff von Allen zu Antworten, da er nicht gerade sehr wortgewandt war. Und Allen blieb auch ruhig. So schwiegen sich die zwei Jungendlichen an, jedoch warfen sie sich wütende und angriffslustige Blicke zu. Kanda hatte nicht wirklich etwas gegen den 16 jährigen, der sich jedoch schon immer erwachsener benahm, doch er konnte die Art des Jungen einfach nicht abhaben. Dieses immer freundliche und ruhige Auftreten raubte ihm die letzten Nerven. Jedoch wollte er sich nicht von einem 2 Jahre jüngerem Kind unterkriegen lassen. Bevor sich die zwei Jungs jedoch richtig in die Haare bekamen flog die Klassentüre auf, worauf beide und die wenigen Schülern im Klassenzimmer den Kopf zu der Tür hin drehten. In der Türe stand Rabi, der verschnaufte und nach Luft schnappte. „Anwesend!“, rief er noch mit geschlossenen Augen. Seine Hände hatte er an dem Türrahmen abgestützt, den Kopf nach vorne geneigt. Lange war es ruhig, dann brach die Klasse langsam in schallendem Gelächter aus, worauf der Rotschopf mit einem verwirrten Blick den Kopf hob. Eine feine Röte zog sich über die Wangen des Jungen, als er bemerkte dass weder alle Schüler, noch der Lehrer da waren. Wahrscheinlich war es ihm doch ein wenig peinlich, dass er mit solch einem Tumult in die Klasse brach. „Wie es aussieht bist du nicht der Einzige der die Tafel übersieht, Kanda“, lachte Allen fröhlich. Kanda jedoch grummelte bloss und schaute zu Rabi hin. Es schien als wäre er die 5 Stockwerke herauf gerannt. Rabi lachte nun auch als er sich beruhigt hatte und über die Scham kam. Er ging friedevoll und fröhlich zu Kanda hin, grüsste Allen freundlich bevor er sich an Kanda hing. „Der Lehrer ist nicht da? Wieso hat mich niemand informiert?“, er machte eine Pause und rieb sich mit einer Hand über die rote Wange. „In der Hektik bin ich gegen eines der Schuhfächer gerannt.“ Rabi wollte gerade lachen, da schlug ihm Kanda ohne Vorwarnung eines der Bücher über den Kopf. Er mochte es nicht angefasst zu werden. Vor allem nicht von so einem Kerl wie Rabi. Er war Kanda einfach zu wild… aufdringlich. „Yuu!“, rief Rabi empört als er den Schwarzhaarigen losliesst und sich den Kopf rieb. Daraufhin schnalzte Kanda bloss mit der Zunge. Rabi schaute Hilfe suchend zu dem Kleinsten der drei hin. Doch Allen zuckte nur die Schultern als Kanda aufstand. Die zwei Jungendlichen schauten den griesgrämigen Teenager fragend an. Kanda jedoch hatte die blauen Augen geschlossen, worauf Rabi auf die langen Wimpern seines Kumpels sah. Der Rotschopf kniff seine Augen zusammen, verschränkte die Arme hinter seinem Kopf und grinste breit. „Yuu, weisst du eigentlich, dass du so lange Wimpern wie ein Mädchens hast?“, sagte Rabi ehrlich. Er wollte Kanda weder aufziehen noch foppen oder so. Doch dieser nahm es wohl so auf. Als Allen seine, von einem Handschuh bedeckte linke Hand hob und dahinter prustete, packte Kanda seine Schultasche. Seine grünen Augen öffnend wollte Rabi die Reaktion seines Kumpels sehen, doch da sah er schon den blauen Stoff von Kandas Schultasche. „Schnauze! Ihr nervt!“, fauchte Kanda als Rabi, der nun das zweite Mal am Tag eine Tasche im Gesicht hatte, rückwärts stolperte und dann über den hinteren Tisch plumpste. Nachdem Kanda schon aus dem Schulzimmer geeilt war, half Allen dem Rotschopf fürsorglich auf die Beine. Doch wie fürsorglich er auch immer war…lachen… das musste er trotzdem. Rabi war und wird einfach immer der Schulclown sein. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)